Wie feiert mein Mensch Weihnachten? Und wie findet er dabei sein Glück?
Das wüsstet ihr wohl gerne. Ich will es euch auch erzählen, doch zuerst ein paar wichtige Informationen zu meiner Person. Mein ehrenwerter Name ist Johannes von Lichtenstein. Ich bin ein reinrassiger Husky. Mein Mensch holte mich zu sich, da war ich drei Monate alt. Nun bin ich schon acht Hundemonate alt.
Also im besten Alter.
Meine Mutter, die mich Johannes von Lichtenstein nannte, habe ich schon lange nicht mehr gesehen, ebenso wenig meine fünf anderen Geschwister, doch mein Mensch, der nannte mich von Anfang an Wolfi. Also dürft ihr mich auch gerne Wolfi nennen.
Aber kommen wir zurück zu meinem Menschen. Mein Mensch heißt Andreas Schiller und ist schon ganze 26 Menschenjahre alt. Ein wirklich nettes Alter. Nicht zu jung um mir an den Ohren zu ziehen und nicht zu alt um noch mit mir über die Wiesen zu jagen. Andreas hat im Gegensatz zu meinem weißen Fell, schwarzes, aber auch nur auf dem Kopf, doch das ist ja nicht schlimm. Es wird ihm bestimmt auch noch am restlichen Körper wachsen. Bis dahin zieht er sich ja jeden Tag diese Stoffe über, um nicht nackt herumzulaufen und zu frieren.
Die Augen von Andres sind, wie ich beim Abschlecken seiner Schnauze bemerkt habe, grün. Ja wir Hunde können Farben erkennen, nicht wie die meisten Menschen immer behaupten, wir könnten nur schwarz-weiß sehen. Das ist Unsinn.
Also wirklich.
Andres ist nicht so groß wie andere männliche Menschen, selbst die Weibchen übertreffen ihn in der Körpergröße oft. Er sagte einmal, er sei mit 164cm Körpergröße viel zu klein, vielleicht trägt er deswegen auch immer diese Schuhe mit der hohen Sohle. Will wohl größer wirken. Mich persönlich stört es ja nicht, aber na ja. Mein Mensch ist da etwas eigen und wird oft böse, wenn sein menschlicher Kumpel Sam ihn damit aufzieht.
Und mein Mensch Andreas hat noch ein ganz großes Geheimnis. Er hat mir früher immer erklärt, ich dürfe es keinem weiter sagen, aber wer würde einem Husky wie mir schon zuhören? Die Menschen sind ja leider so dumm und verstehen die Hundesprache nicht, wirklich schlimm.
Ein leises Jaulen dringt über meine Lefzen als ich mir meine Pfote über die Nase lege.
„Was ist denn Wolfi? Musst du mal raus?“, fragte Andreas mich, da er es wohl mit bekommen hatte. Rausgehen? Ja das wäre eigentlich keine schlechte Idee. Also sprang ich sofort auf, was Andreas zum Anlass nahm und sich Schuhe und Jacke überwarf. Noch ein Stück Stoff für den Kopf und eines, dass er sich um den Hals schlang und los ging es. Ich muss sagen, ich liebe es wenn draußen Schnee liegt. Es ist mein erster Schnee den ich in meinem bisher kurzen Hundeleben gesehen habe.
Während wir draußen herum laufen ließ ich meinen Blick wandern. Andreas hatte mir mal erzählt dass das immer näher kommende Weihnachten beinhaltete, dass man seinen Freunden und seiner Familie etwas schenkt, eine Freude macht. Etwas Besonderes halt. Ich habe mir also zum Ziel gesetzt für meinen Menschen einen Partner zu finden. Andreas ist des Nachts immer einsam, so dass ich mich zu ihm ins Bett lege und ihn tröste. Eine ziemlich harte Arbeit, doch tue ich es ja gerne für ihn.
Mein Blick wandert über die verschiedensten Menschen. Große, Kleine, Dicke, Dünne, Menschen mit buntem Fell, Menschen auf ihren dünnen Fortbewegungsmitteln, die sie Fahrrad nennen. Davon gab es im Winter jedoch nur wenige. Dann sah ich noch Menschen die ihre Kinder auf solchen Holzgefährten hinter sich her zogen. Manch andere trugen Tüten mit lecker duftenden Inhalt mit sich herum.
Das waren dann wohl die berüchtigten Zutaten für das Festessen. Andreas und ich würden ja Weihnachten mit Sam und ein paar von Andreas Freunden feiern.
Apropos Festessen. Meine Mutter sagte uns Welpen früher immer, passt gut auf euren neuen Menschen auf, sie sind manchmal sehr vergesslich. Andreas wollte ja noch etwas zu Essen besorgen, hatte dieser es wohl vergessen? Ich schlug also den Weg zu dem Markt ein wo Andreas immer einkaufen ging.
„Oh ja, stimmt Wolfi. Wir müssen uns ja noch über das Wochenende mit Leckereien eindecken“, stimmte mir Andreas auch sofort zu und wieder mal war ich stolz auf mich, bellte einmal zustimmend. „Gut. dann wartest du hier draußen. Ich bin gleich wieder da“, damit band mich Andreas mit der Leine an einer dünnen Säule fest. Ich habe nie verstanden warum ich nicht mit rein darf, aber ich habe es akzeptiert und warte artig auf meinen Menschen. Dabei lasse ich jedoch meinen Blick schweifen.
Ich muss ja das passende Menschlein für Andreas finden. Irgendwie aber scheinen die alle etwas komisch zu sein und ich will mich ja dann mit dem zweiten Menschen im Haus auch wohl fühlen.
„Na Kleiner? Musst du draußen warten?“, fragte mich plötzlich eine Stimme, sodass ich rechts neben mir hoch sah. Es war ein Mann mit hellem Fell und braunen Augen, wo über dem rechten davon eine ziemlich deutliche Narbe zu sehen war. Zumindest so weit ich das hier sehen konnte. Er lächelte mich lieb an, sodass meine Rute automatisch zu wedeln anfing.
Ja ich liebte es nett behandelt zu werden. „Du bist ein guter Junge, hm?“, fragte mich der Mensch und hockte sich zu mir runter. Ich gewährte ihm die Ehre mir über den Kopf zu streicheln, schloss dabei leicht genießend die Augen. „Jetzt muss ich aber auch schon wieder los. Tschüss Großer“, lächelte mich der Mensch warm an und erhob sich auch schon wieder.
Hey, stopp mal. Einmal bellte ich ihm nach, doch er winkte mir nur zu. Mist dabei wäre dieser Mensch doch sicher passend gewesen. Er sah für ein Menschlein recht ansehnlich aus, war nett und mochte Hunde und der Hauptpunkt er konnte auch gut streicheln. So ein Mist. Da bog er gerade um die Ecke und war weg. Mit ihm verschwand auch der angenehme Zimtgeruch, welchen ich bis eben noch wahrgenommen hatte.
Da musste ich wohl weitersuchen, denn Andreas war auch noch nicht wieder draußen. Aber mir fielen keine weiteren interessanten Menschen auf, sodass ich mich gefrustet in ein Eckchen legte wo kein Schnee lag.
Irgendwann kehrte auch Andreas wieder, nahm die Leine und zusammen kehrten wir zurück. Andreas hatte ganze zwei schwere Tüten eingekauft. Ich würde ja helfen aber die waren mir dann doch zu schwer.
Daheim angekommen verschwand ich erst mal zu meinem Wassernapf, während Andreas den Einkauf ausräumte. „Was hältst du von Plätzchen backen, Wolfi? Übermorgen ist ja schon Weihnachten“, fragte Andreas mich. sodass ich den Kopf leicht schief legte, saß neben meinem Napf und beobachtete ihn. Ich hatte also noch zwei Tage Zeit, na ja eigentlich nur einen. Ich musste mich also beeilen.
Aber hier in der Wohnung würde ich gewiss keinen Partner für Andreas finden. Dafür musste ich wieder raus, aber jetzt würde er mit mir wohl nicht noch mal rausgehen. „Oh Mist. Ich habe die Eier vergessen. Ohne kann ich doch nicht backen. Wolfi? Kommst du noch mal mit?“, fragte Andreas leicht fluchend und schwupps war ich wieder an der Tür. Was für eine Frage.
Natürlich kam ich wieder mit. Ich musste doch gut auf mein Menschlein achten. Ein von Lichtenstein war schließlich ein guter und treuer Freund.
Ein wahrer Beschützer.
Wenige Minuten später waren wir wieder in der weißen Landschaft draußen. Mein Blick huschte wieder mal von einem Menschen zum nächsten, doch seit ich diesen Zimtmann getroffen hatte, fand ich die anderen alle irgendwie nicht passend. Was hatte dieser Zimtmann nur an sich gehabt?
Ohne diesen noch mal wieder zu treffen, hatte Andreas die Eier besorgt und wir waren wieder daheim.
Ich hatte mich direkt in mein Körbchen verzogen um in Ruhe nachzudenken. Es musste doch eine Möglichkeit bestehen für Andreas einen tollen Partner zu finden.
Am Abend roch es in der Wohnung lecker nach dem Backwerk. Zusammen mit Andreas lag ich auf dem Sofa, den Kopf in dessen Schoss gebetet und die Augen geschlossen. Es war schon spät und die Flimmerkiste, wie Andreas sie gern nannte, war auf stumm geschaltet. Von Andreas war nichts weiterzuhören.
Mit einem mal aber spürte ich wie Andreas sich etwas zur Seite lehnte, sodass ich die Augen öffnete und zu ihm hoch schielte. Andreas hatte aus einem Kästchen vom Tischchen neben dem Sofa ein Bild heraus geholt. Von hier unten konnte ich nicht viel erkennen, doch ich merkte wie es mein Menschlein traurig machte. Als hätte ich es geahnt fing Andreas plötzlich auch zu schluchzen.
Sofort erhob ich mich aus der liegenden Position, stupste Andreas mit der Schnauze an und dieser schlang direkt die Arme um mich, vergrub sein Gesicht in meinem Fell. Viele Weinkrämpfe schüttelten dessen Leib und ich konnte nur winseln und über dessen nacktes Fell lecken. Mehr war einfach nicht in meiner Macht um ihm zu helfen. Es machte mich ebenfalls traurig.
„Wieso hat er mich nur verlassen“, schluchzte Andreas leise in mein Fell rein. Ich verstand nicht ganz. Wer hatte meinen Andreas verlassen? Wie konnte man ihn verlassen? Andreas war doch ein so lieber Mensch. „Wolfi“, wisperte Andreas leise und löste sich nach einer halben Ewigkeit von mir, wischte sich selber die Tränen von den Wangen und streichelte mir über den Kopf. „Lass uns schlafen gehen“, nuschelte Andreas und zusammen verschwanden wir ins Schlafzimmer.
Ich legte mich sofort zu ihm ins Bett, spürte wie er sich näher an mich kuschelte. Gerne spendete ich ihm etwas Trost, so weit es mir nun mal möglich war.
Am nächsten Tag waren wir viel draußen. Andreas war von der letzten Nacht noch ziemlich angeschlagen und traurig. Wir waren gerade im Park am Springbrunnen, als Andreas mit einem mal das Gleichgewicht verlor. Mit einem erschrockenen Schrei ging er zu Boden, landete auf seinem Hinterteil.
Ich war schon etwas vor gelaufen, kam aber sofort zurück. Ich bellte zwei Mal und stupste ihn an, forderte ihn damit auf vom kalten Boden aufzustehen, doch Andreas lachte nur und wuschelte mir über den Kopf. „Schon gut, Wolfi. Hier ist es ganz schön rutschig“, lachte Andreas und ich freute mich ihn wieder so fröhlich zu sehen.
„Kann ich dir aufhelfen?“, fragte mir einem Mal eine angenehme Stimme hinter mir und sofort umwehte meine Nase ein angenehmer Zimtgeruch.
Der Zimtmann.
Sofort bellte ich aufgeregt, sah zu wie der Zimtmann meinem Andreas die Hand reichte. Erstaunt sah Andreas zum Zimtmann auf, nahm dann aber dankbar lächelnd an. „Vielen Dank“; grinste Andreas verlegen, kam aber direkt als er einen Schritt vormachte wieder aus dem Gleichgewicht. „Holla. Vorsicht“, damit hatte der Zimtmann einen Arm um ihn geschlungen, zog ihn von der rutschigen Stelle weg. „Geht's wieder?“, fragte der Zimtmann lächelnd und leicht nickte Andreas.
Scheinbar war es Andreas peinlich, zumindest sah es für mich so aus. Etwas unruhig lief ich um die beiden herum. War das jetzt gut oder schlecht? Ich war verwirrt, denn Andreas strahlte nicht wie es sein sollte, wich dem Blick vom Zimtmann sogar verlegen aus. Unruhig stupste ich Andreas an, bekam dessen Aufmerksamkeit. „Oh ja stimmt. Entschuldige wir müssen weiter“, damit trennte er sich vom Zimtmann und hastete schnell davon, drehte sich aber noch mal um. „Danke noch mal“, und damit war er weg und ich ihm sofort hinter her.
Verwirrt blieb ich neben Andreas, sah immer wieder zu ihm hoch. Ich wollte verstehen warum mein Mensch nicht glücklich strahlte, sondern so zurückhaltend wirkte. „Alles in Ordnung“, lächelte Andreas der meine Unruhe wohl auch bemerkt hatte.
Ich war mir da nicht ganz so sicher, denn auch am restlichen Tag war Andreas so komisch. Was war da nur los?
Es war echt zum Fell raufen, aber das ließ ich lieber sein. Kahle Stellen sahen für einen von Lichtenstein nicht unbedingt schick aus und Andreas mochte mein Fell schließlich so wie es war.
Das war wirklich deprimierend, dass ich keinen passenden Menschen gefunden bei dem Andreas glücklich strahlte und gerade jetzt machte sich Andreas für die Weihnachtsparty fertig. Ich lag auf dem Bett und beobachtete Andreas dabei.
„Was meinst du, Wolfi? Lieber das enge schwarze Oberteil? Oder das lockere weiße?“, fragte er mich mal wieder nach meiner Meinung. Ja das war üblich, dass er mich fragte und ich immer gute Tipps gab, so schlug ich mit meiner Tatze nach dem engen schwarzen Oberteil. Das stand Andreas bisher immer gut. „Meinst du? Ich gehe diesmal in keine Disco. Ist das nicht etwas zu gewagt?“, fragte Andreas etwas zweifelnd, doch ich schlug erneut nach dem schwarzen Oberteil. Nein, nein. Das passte auf jeden Fall.
Ich war mir ganz, ganz sicher. „Okay. Wenn du das sagst“, lachte Andreas sein schönes Lachen und zog sich wie immer vor meinen Augen um. Wie ich sehen konnte, hatte er immer noch keinen Fellwachstum auf der Haut. Ich fragte mich ab wann das bei den Menschen so begann. Oder war das vielleicht von einem zum anderen unterschiedlich? Menschen konnten echt verwirrend sein.
Eine gute Stunde später standen wir vor Sams Tür und dieser ließ uns rein. „Hey Andreas. Wir dachten schon du willst dich drücken“, grinste Sam seinen Kumpel an, sodass ich einfach an Beiden vorbei huschte. Es waren schon einige Leute da, die miteinander redeten oder etwas tranken. Ich hoffte bloß, dass Sam mich nicht vergessen hatte und in der Küche ein Wassernapf für mich stand.
Ich hatte Glück. Sam schien diesmal an mich gedacht zu haben, sodass ich erst einmal meinen Durst löschte. Schon beim dritten Schluck drang mir plötzlich ein bekannter Geruch in die Nase. Ich ließ von meinem Wassernapf ab und folgte meiner Nase ins Wohnzimmer und raus auf den Balkon. Tatsächlich. Da stand der Mensch mit dem blonden Fell und unterhielt sich gerade mit einem Weibchen.
Sofort war ich bei den beiden und bellte sie an. Das Weibchen wich direkt vor mir zurück, ich konnte Angst riechen. Wie konnte man vor einem von Lichtenstein bitte Angst haben? Also wirklich, das verstand ich nicht. „Hallo. Du bist doch der brave Junge vom Supermarkt und aus dem Park“, lächelte mich der Zimtmann an und hockte sich zu mir runter. Sofort vergrub ich meine Schnauze an dessen Bauch. Eine Aufforderung welcher der Blonde lachend nachkam. „Du bist ja richtig verschmust. Bist du ganz alleine hier?“, fragte Zimtmann amüsiert.
Natürlich nicht. Was dachte sich der Blonde. Aber ich sah ihm diesen fehlerhaften Gedanken nach. Denn schließlich hatte ich mein Weihnachtsgeschenk für Andreas wieder gefunden. Ich schnappte mir also einen Teil von dessen Stoff, scheinbar hatte auch dieser Mensch noch kein Fell und zog ihn mit mir mit.
„Na, na. Nicht so hastig. Willst du mir etwas zeigen?“, fragte Zimtmann lachend, doch ich hielt nur Ausschau nach Andreas, sah ihn auf einem der Sofa. Also zog ich Zimtmann mit dorthin, ließ ihn dort los und sprang neben Andreas aufs Sofa, war stolz wie Oscar. Zumindest sagen das Menschen das mit Oscar häufig. Ich weiß ja nicht warum die dann immer über die Katze aus der Wohnung nebenan reden.
Aber gut. Menschen halt. „Wolfi, was hast du denn da gemacht?! Oh je, das tut mir Leid. Entschuldigen sie“, kam es erschrocken von Andreas was mich verwirrte. Wieso entschuldigte er sich denn jetzt und dann sah ich es. Ich hatte Zimtmann ein Loch in den Stoff gebissen, wohl beim hinterher zerren. Winselnd legte ich mich lang und legte mir die Tatzen auf die Augen. Eine Geste der Entschuldigung.
„Schon gut. Er bereut es ja. Ich bin Anton und wer bist du?“, fragte Zimtmann, nun Anton, amüsiert und reichte Andreas die Hand. „Andreas. Trotzdem. Entschuldigung. Ich weiß wirklich nicht wieso Wolfi das gemacht hat“, seufzte Andreas und sah mich noch mal tadelnd an.
„Wie gesagt kein Problem. Darf ich mich zu dir setzen?“, und somit unterhielten sich die beiden die ganze Zeit bis zum Abend. Ich fand es toll. Die Beiden schienen sich wirklich gut zu verstehen. Zumindest so lange bis die Weibchen vom Balkon dazu kam. „Anton Karmer? Ich will gehen. Bringst du mich nach Hause?“, fragte sie etwas langgezogen, klang ziemlich ungeduldig. Mein Blick wanderte von dem Weibchen zu Anton und Andreas hoch. Bei Andreas aber blieb ich hängen. Dieser hatte einen verbissenen, ja fast erschrockenen Gesichtsausdruck.
„Entschuldigt mich. Ich muss leider auch schon gehen“, und damit sprang Andreas auch schon auf. Erschrocken jaulte ich auf und hetzte diesem hinterher. Was war denn jetzt los? Wieso war Andreas nur so aufgebracht? Doch scheinbar hatte dieser mich vergessen. Er schlug mir beim raus rennen einfach die Tür vor der Nase zu, wo ich winselnd dran kratzte.
Ich war ein schlechter Freund. Ich hatte ihn einfach so raus laufen lassen. Was wenn ihm jetzt etwas passierte? Was wenn er draußen ausrutschte und weh tat? Wenn er sich verlief? Mein Winseln wurde lauter bis ich von hinten angeleint wurde. Verwirrt sah ich auf. „Komm lass uns deinem Herrchen hinter her, ich hoffe du findest ihn oder wenigstens deinen Heimweg“, lächelte Anton und öffnete die Tür.
Sofort war ich raus, zerrte Anton hinter her. Draußen vor der Tür blieb ich stehen und versuchte Andreas zu riechen. Es war schwach, doch ich schlug den Weg einfach ein. Anton folgte mir ohne sich zu beschweren. Mir fiel auch auf, dass es der Heimweg war denn ich gerade lief.
Also war Andreas nach Hause gelaufen. Es dauerte etwas bis ich mit Anton vor der Tür angekommen war. „Hier wohnt dein Herrchen?“, fragte Anton etwas außer Puste. Kondition hatte er scheinbar nicht. Aber gut das konnte ich ihm ja noch beibringen. „Fragt sich nur welche Klingel“, murmelte Anton doch genau in dem Moment ging die Tür auf und wir standen Andreas gegenüber.
Sofort blieb dieser stehen. „Was machst du hier? Woher...“, fragte er Andreas und als ich an ihm hochsprang bemerkte er mich auch erst. Eigentlich sollte ich deswegen ja beleidigt sein, aber gut. Ich vergebe meinem Menschen. Er war aufgebracht, da kann er ja nichts für. „Wolfi hat mir den Weg gezeigt. Darf ich rein? Ich würde gern mit dir reden“, bat Anton doch Andreas schüttelte den Kopf. „Nein. Dich will ich nicht in meiner Wohnung haben“, wehrte Andreas ab was mich verwirrte. Andreas mochte ihn scheinbar nicht. Nur wieso?
Ich zerrte an der Leine und drängte meinen Menschen damit genauso wie Anton rein in den Hausflur. „Mir scheint Wolfi ist da anderer Ansicht. Andreas komm schon. Nur kurz“, bat Anton lächelnd. Mein Mensch schien hin und her gerissen, senkte den Kopf, sodass ihm das Fell ins Gesicht fiel, stimmte aber schließlich zu.
Zu Dritt gingen wir also ins Warme. Ich verzog mich sofort ins Wohnzimmer wo die beiden wenig später auch auftauchten und sich dazu setzten.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du es bist... ich... ich habe dich gar nicht erkannt“, seufzte Andreas und fing an mir durchs Fell zu streicheln. Ich genoss es sehr, lauschte aber aufmerksam. „Ich dachte eigentlich, dass du mich erkannt hast und deinen Groll gegen mich sich gelegt hat. Nun da habe ich wohl falsch gedacht. Ich möchte mich Entschuldigen für das was ich damals getan habe. Ich wollte dir nicht weh tun“, seufzte Anton und legte seine eine Hand auf Andreas Hand die auf meinem Kopf lag.
War ich irgendwie zur Ablage mutiert?
Aber gut. Was tat ich nicht alles für Andreas.
„Das hast du aber. Sehr sogar. Was willst du jetzt eigentlich noch von mir? Geh und las mich in Ruhe“, fuhr Andreas wütend und ziemlich verletzt auf, zog die Hand von meinem Kopf weg, sodass auch der Kontakt zu Anton abbrach. „Nein, ich gehe jetzt nicht. Gib mir bitte eine zweite Chance. Andreas... ich habe nie aufgehört dich zu lieben und zwischen mir und dieser Frau damals ist eigentlich nichts passiert. Verdammt ich kann doch nichts dafür, dass sie dachte ich würde mit ihr flirten und das obwohl ich nur höflich war“, fuhr Anton nun ebenfalls auf, sodass ich mich lieber aus dem Staub machte.
Nicht, dass ich auch noch mit reingezogen wurde. War das vielleicht der Mann von dem Foto? Der Mann, wegen dem mein Andreas so doll geweint hatte? Ich wechselte meinen Platz also auf den Sessel im Wohnzimmer, beobachtete die beiden weiter. „Toll, das sagst du jetzt und bei der nächsten Gelegenheit wird mir das Herz erneut bluten“, keifte Andreas. Ich hatte meinen Menschen noch nie so gesehen, jaulte leise auf. War mein Weihnachtsgeschenk doch nicht so gut gewesen.
„Nein Andreas. Das wird nicht passieren“, und mit diesen Worten zog Anton meinen Menschen in seine Arme, drückte dessen Lefzen auf die seine. Hatten sich die beiden jetzt wieder lieb? Wohl nicht, denn Andreas schlug Anton mit der flachen Hand ins Gesicht. Starr sah Anton ihn an, fuhr mit der eigenen Hand zu der getroffenen Wange hoch und seufzte „Das habe ich wohl verdient“. Doch schon im nächsten Moment küsste, ich glaube das nennt man so, küsste er Andreas erneut.
Ich erwartete schon einen weiteren Schlag, doch diesmal blieb er aus, Andreas schlang sogar die Arme um dessen Hals und lehnte sich an Anton ran. Das sah mir doch sehr nach einem Happy End aus. Oder eher nach einer erfolgreichen Hundemission zu Weihnachten.
Wie heißt es so schön unter uns Hunden?
Alles für den eigenen Menschen.
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2011
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