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Prolog

„Teufel der Rosennacht,

durch Blut wächst unsere Gier,

teile mit uns deine Macht,

schenk uns Blut jetzt und hier“

 

Jake's Worte klangen rau und bedrohlich, sie ließen die Anwesenden erzittern. Der rabenschwarze Umhang umhüllte seinen muskolösen Körper. Seine blauen Augen strahlten eine gewisse Besesenheit aus.

Die Mitglieder wagten kaum zu atmen. Sie waren erfüllt von Satan's Hass. Jedoch sprach der Anführer bedacht auf seine Ausdrucksweise weiter.

„Satans Anhänger, nun werden wir das Ritual vollstrecken!“ Leises flüstern war aus der Menge zu entnehmen. Jake hob anmahnend die Hand , um den Befehl zum Schweigen zu geben.

Ein schwüler Windhauch ließ die Fackeln für einen kurzen Moment unruhig aufflammen. Nun wurde eine große Tafel hinter einem schwarzen Altar sichtbar. Auf ihr befanden sich drei Sechsen. Ein Symbol für den Teufel.

Es herrschte eine unangenehme Stille im Wald. Ein vergnüglich erregtes Lächeln war auf Jake's Lippen zu finden. Nun bewegte er sich auf eine schwarze Vase zu, in der sich prächtige Rosen befanden.

Die Mitglieder sahen gespannt auf das Geschehen. Der Anführer wählte sorgfältig eine Rose aus, währrend ein anderes Mitglied namens Tyson hervortrat. Dunkle, braune Locken umspielten sein wohlgeformtes Gesicht. Aus seinem Umhang zog er ein großes, silbernes Messer heraus. Dieses hielt er ins grelle Mondlicht. Es blitzte silber auf und war absolut tödlich.

Jake hatte bereits eine Rose ausgewählt und überreichte sie einem weiteren Mitglied.

Er hieß Marc und nahm sie erfürchtungsvoll entgegen.

Langsam ging Tyson auf die Opferdarbringung für Satan den Herrn des Feuers zu. Es war ein junges Mädchen, welches auf einer Streckbank gefesselt war. Rote Haare klebten an ihrem verschwitzen fast nacktem Körper. Mit großen braunen Augen starrte sie auf das Messer. „Tyson, vollbringe unser Werk nun“ hauchte Jake in die Menge. Tyson stellte sich rechts neben die Opferdarbringung und wartete auf das Zeichen von Jake. „Bitte nicht“ wimmerte das rothaarige Mädchen. „Schweig still, Dämonenweib“ schrie Jake. Plötzlich verstummte alles und Tyson stach zu. Mitten ins Herz währrend sie schrie.

Nachdem das schlimmste vorrüber war entnahm Tyson das Herz des Mädchens und schenkte etwas Blut in einen schwarzen Kelch. Der dritte im Bunde, Marc, legte die prächtige Rose dorthin, wo einmal das Herz des Mädchens war.

Die anderen Mitglieder entfesselten die Leiche von der Streckbank und warfen sie kaltblütig in ein vorbereitetes Loch in der Erde.

„Nun kommt das große Finale meine Blutsbrüder“ sagte Jake und nahm den Kelch in die Hand. Und nun führte Jake den Kelch zu seinen Lippen und trank. Trank genüsslich bis alles leer war.

 

 

Kapitel 1

In Gedanken versunken sah ich aus dem schmutzigen Fenster. Es war ungemütlich kalt und regnerisch draußen. Blätter tanzten an meinen Augen vorbei. Eine kalte Hand berührte meinen Nacken. Schreckhaft blickte ich mich um. „Tyson, du sollst mich doch nicht immer so erschrecken“ sagte ich lächelnd. „Das ist immer noch mein Zimmer, Baby. Und da kann ich tun und lassen was ich will“ entgegnete er frech. Er gab mir einen raschen Kuss und ging noch einmal in die Küche. Nach ein paar Sekunden kam er auch schon wieder. „Heute ist unser Abend“ strahlte er über beide Ohren. „Ja, ich weiß. Genießen wir unsere Zeit zu zweit. Auf weitere sechs Monate“.

Ich blickte in seine Augen. Diese blau schimmernden Augen, welche mir das Gefühl von Geborgenheit gaben. Er ist so ein wunderbarer Mensch. Und nun ist es endlich so weit. Ich würde ES das erste Mal tun. Mit ihm. Mit meiner ersten großen Liebe. Sanfte Küsse umgaben meinen Hals. Sein heißer Atem prickelte nur so auf meiner Haut. Ich schloss meine Augen und genoss.

Nach einiger Zeit setzten wir uns auf sein Bett und machten dort weiter. Langsam griff er mir unter mein T-shirt und wollte es hochziehen. Natürlich ließ ich es zu. Nun machte ich mich auch an seine Kleidung. „Ich liebe dich mein Engel“ flüsterte er mir sanft ins Ohr. „Ich dich auch“ gab ich zurück.

Mein Herz wurde nun immer schneller, mein Körper schüttete immer mehr Hormone aus. Ich war so aufgeregt. Das ist wohl der romantischste Moment meines Lebens. Kerzenschein, ruhige Musik und sogar Champagner hatte er besorgt, welchen wir beide schon seid einiger Zeit im Blut hatten. In diesem leichten Rausch voller Glück legte ich meine Hand auf seine nackte Brust und erlaubte mir immer intensiver und wilder zu werden. Und alles fühlte sich in diesem Moment so richtig und besonders schön an.

Sehr zaghaft öffnete er meine Jeans und zugleich ich seine. Er reichte mir eine Decke und zusammen kuschelten wir uns darunter. Plötzlich waren wir beide nackt. Ein ungewohntes Gefühl. Und dann geschah es. Wir taten es. Und es fühlte sich in diesem Moment einfach göttlich an. Dann lagen wir noch lange Zeit da. Unter einer Decke zusammengekuschelt. Der Abend war einfach perfekt. Ich merkte, dass meine Augen immer schwerer wurden. Und nach einer kurzen Zeit schlief ich auch schon ein. Ich träumte von ihm. Träumte wir wir uns küssten und ineinander verschmolzen. Und dann blutete ich. Nein, mein Herz blutete und löste sich schließlich auf. Ich schmeckte Eisen. Tyson löste sich von mir und lachte. Er lachte mir dreckig ins Gesicht. Und dann war er vorrüber.

Schweißgebadet wachte ich auf und musste kurz begreifen, wie schrecklich dieser Traum war. Der passte gar nicht zum heutigen Abend.

Die rechte Bettseite war kalt und leer. Wo war Tyson? Nach einiger Zeit war er immer noch nicht da. Ich machte mir Sorgen, also stand ich auf und machte mich auf die Suche nach ihm. 

Kapitel 2

Mit nackten Füßen versuchte ich leise den Flur entlang zu gehen. „Schatz?“ flüsterte ich an der veralteten Toilettentür. „Bist du im Bad?“. Doch nur stilles Schweigen. Also ging ich die Holztreppe zur Küche herunter und sah dort nach. Doch nichts. Ich sah verdammt nochmal niemanden. Wo war es bloß? Langsam machte ich mir echt Sorgen. Doch dann kam mir die Idee. Man, bin ich blöd. Tyson war bestimmt mit Shelli draußen. Seiner Hündin. Also zog ich mir schnell meine Jogginghose über und einen von seinen dicken Pullovern. Ebenso schnappte ich mir eine Taschenlampe und stapfte los um ihn zu suchen. Wie üblich ging ich die Route. In meinem Dorf kannte ich mich so gut aus, wie in meiner Handtasche. Draußen war es kalt. Der Mond gab mir ein wenig Licht zum sehen. Es war ruhig. Schon fast zu ruhig. Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Horrorfilm. Ich schaltete nun die Taschenlampe ein und ging in Richtung des Waldes. Und das Nachts, völlig allein. Ich frage mich, wie weit Tyson mit dem Hund noch in den Wald gehen will. Ich bin schon ziemlich tief im Dickicht.

Plötzlich sah ich einige Lichter, nicht weit von mir entfernt. Ein kurzer Schauer überfiel mich. Ich schaltete sofort die Taschenlampe aus, doch ich denke niemand hat mich gesehen, geschweige denn gehört. Doch was war da hinten los? Ich wollte es unbedingt wissen. Aber wenn ich so darüber nachdenke, sind es eh nur ein paar Freaks, welche im Wald zelten wollen. Trotzdem machte ich mich auf den Weg dorthin und versteckte mich ein paar Meter entfernt von dem großen Platz. Es waren ungefähr fünfzehn Leute und alle hatten schwarze Mäntel mir großen Kapuzen an, welche ihre Gesichter verdeckten. Ich habe gerade eine riesige Angst. Ich wünschte Tyson wäre hier. Tyson. Oh mein Gott, was ist wenn er diese Freaks auch gesehen hat? Daran will ich garnicht denken. Am liebsten würde ich jetzt einfach zu ihm nach Hause gehen und bei ihm sein. Ich habe grade solche Angst. Aber ich bin einfach zu neugierig.Auf einmal stellten sich sich alle in einer Reihe auf. Ein blonder Junge, der als einzigster keine Kapuze trug trat vor und redete von irgendeinem Firlefanz. Er war schön. Unbeschreiblich schöne Gesichtszüge und ein perfekter Körper.

Von wegen Teufel und Blut. Man, die haben doch echt einen Schaden. Trotzdem ist es gruselig. Und dann dachte ich über seine gesprochenen Worte nach. Teufel, Blut, Dämonennacht?

Klar, es ist eine Sekte. Eine Sekte, die den Teufel anbetet. Davon hab ich bisher nur im Fernsehen gehört. Doch jetzt bin ich live dabei und habe ein sehr schlechtes Gefühl dabei. Töten sie nicht sogar Menschen? Bei dem Gedanken wird mir übel. Mein Puls wurde immer schneller. Trotzdem versuchte ich das Geschehen weiterhin konzentriert zu verfolgen. Mein Blick wanderte von dem blonden Jungen zu einer riesigen schwarzen Vase gefüllt mit vielen, großen Rosen. Dahinter verbarg sich eine Tafel, auf der drei Sechsen zu sehen waren.

Irgendwie passten, diese Sechsen garnicht ins Bild. Von dort sah ich auf etwas Großes. Nein. Nein, eine Streckbank das kann nicht angehen. Darauf war ein junges Mädchen in meinem Alter gefesselt. Vor Schreck muss ich mir meinen Mund zuhalten und tief ein- und ausatmen. „Du musst weg von diesem Ort“ sagte mir mein Gehirn. Grade wollte ich aufstehen, doch ich fiel über eine Baumwurzel. „Jetzt hat alles ein Ende“ dachte ich.

Kapitel 3

Alle Augenpaare blickten niederträchtig auf mich herab. Ein Mann nahm seine Kapuze ab und schaute erschrocken in meine Augen. Ich bin geschockt und will nicht wahr haben, wer dort vor mir steht. Meine große Liebe, der Junge mit dem ich vor ein paar Stunden noch geschlafen habe. Tyson. Ich schluckte und brachte kein Wort heraus. Meine Gedanken wirbelten nur so durch meinen Kopf. „Melanie, was zum Teufel suchst du hier?“ fragte er mit riesigen Augen. Ich war so geschockt, dass ich nicht mal antworten konnte. Automatisch liefen meine Tränen. „Das wollte ich dich auch gerade fragen. Was zur Hölle läuft hier für ein Spiel?“ entgegnete ich mit schwerer Stimme. Die Fackeln flackerten unruhig im Wind.

Plötzlich brach ich schreiend aus: „Man, was machst du hier? Willst du mich verarschen? Was ist das hier für eine Aktion?“. „Du bist mir gefolgt, Melanie“ sagte Tyson seelenruhig. Der blonde Junge mischte sich nun auch ein, trat vor mich und lächelte mir schäbig zu.“Tut mir echt Leid, aber jetzt weißt du einfach zu viel. Meine Blutsbrüder, heute Abend schreiben wir Geschichte. Ein einmaliges Erlebnis hat uns der Teufel geschenkt. Und so etwas passiert nur alle 100 Jahre. Wir suchen uns unsere Opfer nicht aus, sondern es wird uns von ihm und seinen Dämonen persönlich gebracht. Danke Satan!“ flüsterte er. Grade wollte er sich auf mich stürzen, da wich ich ihm aus und lief. Ich hörte, wie hinter mir Tyson und der Junge kämpften. Ich quälte mich durch das Dickicht und lief, so weit mich meine Beine tragen konnten. Völlig außer Atem und total geschockt stand ich nun vor Tysons Haus. Durch die Hintertür stapfte ich rein und lief die hölzerne Treppe zu seinem Zimmer hoch. Ich hörte, wie er mir hinterher lief und auch schon im Zimmer stand.

Total wutentbrandt packte ich meine Sachen zusammen. Schweigend berührte Tyson meinen Arm. Ich zischte: „Fass mich nicht an“. Wieder liefen meine Tränen. Als ich meine letzten Sachen irgendwie in meine Tasche quetschte und mir seinen Pullover abstreifte fing ich wieder an zu Weinen. Ich komme einfach nicht mit dem Gedanken klar, dass Tyson ein Teil dieser Sekte ist und das er sogar Menschen ermordet. Und das auf eine solch grausame Art. Mein Kopf war voll, tausende Gedanken schweiften durch mein Gehirn. „Bitte, Melanie. Das ist nicht so, wie es ausgesehen hat. Lass mich dir das erklären!“ bettelte er. „Du brauchst mir nichts zu erklären. Tyson, du bist definitv krank, ich glaube ich sollte jetzt gehen. Bevor ich auch noch eines Tages auf dieser Streckbank ende“. Gefühlslos ging ich an Tyson vorbei und würdigte ihm keines Blickes. „Soll das jetzt heißen, es ist aus?“ „Sag mal, das fragst du noch? Hallo? Ich bin mit einem Mörder zusammen. Einem Teil einer Sekte, welche den Teufel anbetet. Bist du noch ganz klar im Kopf? Wie viele Menschen hast du auf dem Gewissen? Zehn, Zwanzig oder sogar Hunderte? Ich will damit echt nichts zu tun haben. Eben bin ich grade fast umgekommen durch diesen blonden Spasti. Tyson, ja es ist aus. Bis dann“. Mit einem geschockten und zugleich wütendem Gesicht ließ ich ihn zurück. „Sein Name ist Jake“ rief Tyson mir noch hinterher. Ich komm nicht mehr klar. Ich muss einfach nur weg. Weg von diesem Haus, weg von Tyson einfach weg von allem.

 

Kapitel 4

Ein paar Straßen weiter kam ich bei meinem Haus an. Sollte ich jetzt hineingehen und mich meiner Mutter aussetzen? Ich weiß, dass sie fragen wird. „Was ist los?“, genau dieser Satz wird von ihr kommen. Aber es ist ja noch mitten in der Nacht. Vielleicht schläft sie ja noch. Ganz bestimmt. Also schlich ich mich rein. Leise und behutsam öffnete ich die Haustür, ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf und schaltete meinen Leptop ein. Währrenddessen packte ich ein paar Sachen aus der Tasche weg. Unten in der Küche machte ich mir meinen Lieblingskakao und kuschlete mich in mein Bett.

Bei Google schaute ich mal ein wenig nach. Ja, diese Sekten töten Menschen. Oh mein Gott. Wahrscheinlich ist das Mädchen von vorhin schon tot. Bei dem Gedanken wurde mir ganz schummrig. Doch was bedeuten diese drei Sechsen? Gespannt schaute ich auf den Bildschirm, als die Seite sich öffnete. Ich fing an zu lesen.

Die Zahl des Teufels ist 666 und wird als eine „Meschen Zahl“ bezeichnet, was andeutet, dass sie mit dem unvollkommenen, gefallenen Menschen zu tun hat und anscheinend die Unvollkommenheit dessen symbolisiert, was durch die Zahl dargestellt wird. Die Zahl 666 unterstreicht die Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit dessen, was der Teufel darstellt oder veranschaulicht. Durch Blut trinken eines menschlichen Opfers, kann der Mensch mit dem Teufel für eine kurze Zeit in Verbindung treten und Vollkommen (besessen von Satan) sein.

Das heißt also, sie müssen Blut trinken damit sie vollkommen sind und mit dem Teufel für kurze Zeit in Verbindung treten? Wie krank. Und so etwas macht Tyson auch? Wieder brachen Tränen aus mir heraus. Doch ich musste das stoppen. Soll ich die Polizei rufen? Nein, das könnte ich ihm nicht antun. Ebenso würde die Polizei mich bestimmt für geistesgestört halten.

Es gibt nur eine andere Möglichkeit. Selber eingreifen und diesen Schwachsinn stoppen. Aber wie? Ich bin allein. Meinen Eltern kann ich so etwas nicht erzählen. Niemandem.

Und was ist mit dem blonden Jungen? Wenn ich an Jake dachte, raste mein Puls. Er hätte mich immerhin getötet, wäre Tyson nicht dazwischen gegangen. Was ist, wenn ich das nächste Opfer bin. An diesen Gedanken, habe ich bis jetzt nicht eine Sekunde verschwendet. Was ist, wenn ich das nächste Mädchen auf dieser Streckbank bin? Das alles machte mich echt tierisch fertig.

Langsam wurde ich müde. Ich schaltete den Leptop aus und legte mich hin. Mein Körper zitterte, doch ich war so erschöpft, das ich gleich einschlief.

Der Geschmack von Eisen machte sich in meinem Mund breit. Tyson und ich verschmolzen wieder ineinander. Schweißperlen waren auf seiner Stirn. Und Tyson riss mir mein Herz heraus. Blut spritze in mein Gesicht. „Melanie, ich töte dich!“ brüllte er. Tiefen Hass strahlte sein Gesicht aus und seine Augen brannten. Rotes Feuer spiegelte sich in seinen Augen wieder. Der Teufel war in ihm. Vollkommen in ihm. Er war nicht mehr Tyson und wird es nie wieder sein.

Und dann fiel ich in ein tiefes schwarzes Loch, welches Unendlich schien.

Kapitel 5

Am nächsten Morgen blendete mich die Sonne. Warm und angenehm strahlte sie in mein Gesicht. Zu meiner Überraschung stand ich total entspannt auf und streckte mich. Ich blickte aus dem Fenster wie fast jeden Morgen. Ich erschrack. Lief wieder in mein Bett und schmiss meine Decke über meinen steifen Körper. Das kann doch nicht wahr sein. Was zum Teufel sucht die Polizei hier? Ich atmete schwer. Haben sie alles von gestern Abend herausbekommen? Das wäre schlecht. Also bessergesagt schlecht für Tyson und gut für mich. Dann hätte der Spuk ein Ende. Und wenn meine Mutter nun auch schon alles weiß? Daran will ich nicht denken. Das alles kommt mir grade vor, als ob ich noch träumen würde. Wie ein schlechter Traum, gleich würde ich aufwachen und wieder im Bett von Tyson sein.

Doch nichts geschah. „Ok, ich geh jetzt einfach runter und tu so als ob nichts gewesen wär“ dachte ich mir. Also machte ich mich auf den Weg. „Melli, bist du wach? Du bist ja schon wieder da. Wie war's bei Tyson?“Ich muss dir etwas erzählen, Kleines. Komm schnell runter!“ rief meine Mutter. Ich rief runter: „Komm sofort, Mum! Bei Tyson war alles super“log ich. Ich kämmte schnell meine Haare durch und ging nach unten. Meine Mutter drehte mir den Rücken zu und bereitete schon das Mittagessen vor. Ihre roten Haare fielen bis über die Schultern. Meine Mutter hatte eine tolle Figur. Fast perfekt. Ich huschte also in die Küche.

„Ach da bist du ja, Liebes. Es ist etwas schreckliches passiert. Hör zu, unsere Nachbarin, Frau Kamm, sie ist entführt worden“. Erleichtert atmete ich auf. Nicht das das nicht schlimm wäre, aber ich dachte die Sache mit Tyson wäre herausgekommen. „Aber das schlimmste kommt noch, gestern Nacht wurde sie von mehreren unbekannten Leuten in Umhängen aus ihrem Bett gerissen und heute.. Heute wurde sie tot und ohne Herz in ihrem Garten gefunden. Das hat zumindest ihr Ehemann gesagt.“ Völlig geschockt musste ich mich erstmal wieder sammeln. „Die Polizei geht von einer Meute von Kannibalen aus. Schrecklich, dass es heute so etwas gibt. Und dann auch noch hier. Wer weiß morgen erwischt es uns noch? Was sagst du denn dazu?“ fragte sie neugierig. Ich schluckte, jetzt töten sie auch schon meine Nachbarn. Das ist schrecklich. Wobei Frau Kamm eine sehr liebe und nette Frau war. Sie hat es nicht verdient so hingerichtet zu werden. Niemand hat das verdient.

„Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Es ist schrecklich, Mama“. Sie nickte nur und drehte sich wieder um. Sie kochte gerade Tomatensuppe.

Und dann plötzlich fing meine Mutter an zu weinen. Ich kann sie verstehen. Denn Mama war sehr eng mit Frau Kamm befreundet. Öfters tranken sie zusammen Kaffee oder meine Mutter half ihr bei ihrem Einkauf.

Wut machte sich langsam in mir breit. Wie kann Tyson bei so etwas machen? Das ist doch krank. Doch das schlimmste ist, dass Frau Kamm wegen mir sterben musste. Hätte ich es einfach über mich ergehen lassen, wäre sie nie gestorben. Auf dem Küchentisch sah ich einen Umschlag adressiert an mich. „Von wem ist der?“ fragte ich meine Mutter verwundert. „Kein Absender“ antwortete sie verweint. „Mama, sei nicht mehr so traurig, ich geh jetzt nach oben“. Hastig gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und rannte in mein Zimmer. Denn ich wusste schon, von wem der Brief war. Es konnte nur Tyson sein.

 

Kapitel 6

Ich legte den Brief mit zitternden Händen auf meinen Schreibtisch. Ehrlich gesagt, will ich nicht wissen, was darin steht. Aber bestimmt hat es etwas mit der Teufelssekte zu tun. Mein Name ist in einer fein säuberlichen Schrift auf dem weißen Umschlag geschrieben worden. Aber nach Tysons Schrift sieht das nicht aus. Noch eine längere Zeit saß ich grübelnd vor dem Briefumschlag und hatte Abgst was drin stand.

Ich nahm ihn jetzt und machte ihn sorgfältig auf. Ich zog ein Blatt Papier heraus und ein Foto. Ich fass es nicht. Auf dem Bild war Jana. Meine beste Freundin gefesselt auf dieser Streckbank. Sie sah sehr verängstigt und verwildet aus. Die Haare verwuschelt und ein traurig ergreifender Blick.

Schweißperlen sammelten sich auf meiner Stirn.Ich entfaltete das Blatt. Sorgfältige Buchstaben beschmückten das leere Blatt.

Liebe Melanie,

es ist deine Schuld. Ja, du hast sicherlich schon von dem Tod deiner Nachbarin gehört. Es tut mir Leid, aber sie musste nun ihr Leben für deins geben. Vergiss nicht, wenn du dich nicht bald uns opferst, werden weitere Leute aus deinem Umfeld sterben. Denk an deine geliebte Mutter, oder an deinen geliebten Vater. Was ist, wenn ihnen etwas zustößt? Du kannst dich nicht dagegen wehren. Du musst sterben. Immerhin, hat der Teufel das so bestimmt. Denke darüber nach! Wenn du es jemandem erzählst, wird deiner Freundin Jana etwas schlimmes zustoßen. Also achte darauf welche Worte du in deinen Mund nimmst. Ich werde es herausbekommen. Nächste Woche Freitag im Wald um punkt 23:00Uhr treffen wir uns an der selben Stelle. Dann wird deiner Mutter, deinem Vater und deiner Freundin nichts passieren.

Und kein Wort zu Tyson, sonst werde ich ihn höchstpersöhnlich töten.

Jake.

Mit offenem Mund starrte ich auf das Blatt Papier. Tränen sammelten sich und flossen literweise aus meinen Augen. Innerhalb von 24 Stunden hatte sich mein Leben komplett verändert. Es wurde zerstört. Ich habe mich von Tyson, meiner großen Liebe getrennt, wurde fast von einem Monstrum namens Jake getötet und nun muss ich am Freitag sterben. Ebenso darf ich Tyson nichts erzählen.

Eine Stunde lang weinte ich noch all den Schmerz der letzten Stunden aus. Es fühlte sich eigentlich ganz gut an. Denn all die Sorgen und Gefühle kamen raus aus mir.

Mein Hund Lessie kam angelaufen. Es war ein grauer Husky. „Ich weiß Lessie, du willst raus. Aber genau jetzt?“ fragte ich. Zur Bestätigung bellte Lessie und schleckte gleichzeitig mein Gesicht ab. Also stand ich auf, zog mir was anderes an und suchte Lessies Leine. Nachdem ich alles hatte, suchte ich nur noch mein Handy. Wo war es bloß? Nach 10 Minuten gab ich es auf. Dann kam mir in den Sinn, dass es nur noch bei Tyson sein kann. So ein Mist. Also ging ich mit Lessie runter sah dort noch einmal nach. Doch mein Handy war nirgends. „Ok Lessie, ab zu Tyson und das Handy abholen“ sagte ich. Lessie schaute mich irritiert an und zog mich zur Tür.

Angst, habe ich jetzt schon.

 

 

 

Kapitel 7

Das Wetter ist perfekt. Die Sonne strahlt prächtig und ein feiner Wind strömt durch meine roten Haare. Lessie ist nicht mehr zu halten. Ihr nächstes Ziel: der Wald. Doch ich musste zu Tyson und mein Handy abholen. Also versuchte ich Lessie in Richtung von Tysons Haus zu lenken. Außerdem wollte ich den Wald jetzt möglichst meiden.

Nach ein Paar Straßen war ich da. Lessie war drauf und dran schon auf sein Grundstück zu laufen. Ein bisschen überlegte ich noch, doch ich musste mein Handy holen. Also setzte ich vorsichtig Schritt für Schritt und klingelte. Keine Reaktion. Doch dann hörte ich, wie jemand eine Treppe herunterkam. Ich hoffte auf seine Mutter, denn ich war nicht grade in Stimmung mit Tyson zu sprechen.

Sanft öffnete sich die Tür und wer stand vor meiner Nase? Natürlich Tyson. Wer sonst? „Hey, Mellie. Was machst du denn hier?“ fragte er überrascht. „Mein Handy holen. Falls das für dich kein Problem ist.“

„Nein, komm nur rein, ich hab's schon gefunden und wollte es dir nachher vorbeibringen“. Er schmunzelte. Doch ich versuchte so gefühlskalt wie möglich zu wirken. Mit Lessie ging ich an ihm vorbei und die Treppe hoch. Dabei sah ich ihn nicht an, denn ich kann es mir nicht erlauben von dem Brief zu sprechen. Erst Recht sollte er sich keine Hoffnungen machen, denn ich werde ihm nicht verzeihen. Niemals, ich finde das einfach nur widerlich. Obwohl er nichts dafür kann, das Frau Kamm getötet worden ist. Oder hat er doch etwas damit zu tun?

„Sag mal, du hast doch sicherlich schon mitbekommen das Frau Kamm ermordet worden ist. Von deiner bekloppten Sekte. Hast du was damit zu tun?“

Ich ging in sein Zimmer und nahm mir das Handy von seinem Tisch. Lessie schnüffelte wie immer alles neugierig ab. Schnell drehte ich mich um und schaute Tyson an. Schuldbewusst blickte er auf den Boden. „Du warst dabei!“ schrie ich, ging auf ihn zu und klatschte ihm eine. Danach noch eine. Ich ließ all' meine Wut heraus. „Du bist krank, Tyson. Du und dein blöder Kumpel Jake. Alle die Teil dieser grausamen Sekte sind. Hättest du mich auch getötet?“ „Ich weiß es nicht“ antwortete er kleinlaut. „Ok, das reicht. Ich bin wieder weg und wage es ja nicht, dich wieder bei mir zu melden! Nachdem dein Kumpel auch noch Jana entführt hat, darf ich mein Leben lassen. Vielen Dank auch. Bis dann“.

Ich wollte gerade an ihm vorbeigehen, da versperrte er mir den Weg. „Was ist mit Jana?“

So ein Mist, ich hab mich voll verplappert. Scheiße, jetzt musste ich ihm die Wahrheit erzählen. Irgendwie war ich ihm das jetzt schuldig. Also erzählte ich ihm alles. Und dabei liefen auch noch mein Tränen. Salzig schmeckten sie.

Und dann nahm er mich in den Arm. Trotz all' dem Hass, den ich auf ihn hatte ließ ich es zu. Mein Gesicht versteckte ich in seinem Pullover, der so wunderbar nach ihm roch. Es fühlte sich gut an. Unsere Lippen verschmolzen ineinander. Es war mir grade egal. Ich brauche das jetzt. Doch als er versuchte mich auszuziehen, hörte ich auf und ging ohne ein Wort. Das kann ich nicht machen. Ließ ihn zurück. Ich kann doch nicht, mit einem Jungen schlafen, der Teil einer grausamen Teufelssekte ist. Ich bereute es jetzt schon ihn wieder geküsst zu haben. Denn es gab diese eine Sache, der ich mir absolut sicher bin. Ich liebte einen Mörder.

 

Kapitel 8

Ich trat aus seiner Tür aus. Jemand legte mir eine Hand auf die rechte Schulter. Ich zuckte zusammen und drehte mich schreckhaft um. „Bitte geh nicht, Mellie. Du liebst und brauchst mich, ich merk das. Du liebst mich. Richtig oder Falsch?“

Ja, ich liebe ihn. Doch es ist zu spät. Seine Lebensweise, die Gewissheit, dass er Teil dieser Sekte ist. Es geht nicht. „Falsch“ lüge ich kleinlaut und gehe davon. Lass ihn dort stehen und schaue nicht mehr zurück.

Lessie lenkt mich in Richtung des Waldes. Aber warum sollte ich nicht gehen? Nur wegen der Sache gestern Nacht, kann ich ihr den Wunsch nicht abstreiten. Außerdem würde ich gerne wissen, wo die Streckbank und das ganze andere Zeug abgeblieben ist. Die Sonne scheinte durch die großen Bäume und malte Flecken auf den Boden. Leichter Wind flog mir um die Nase. Ich nahm Lessie die Leine ab und spazierte in Gedanken versunken über den Pfad im Wald. Dachte nach. Wie blöd bin ich eigentlich? Ich habe Tyson von dem Brief erzählt. Und jetzt? Soll meine Freundin Jana, wegen mir ihr Leben lassen? Ich bin so blöd. Ich könnte mich selber ohrfeigen. Auf einmal bellte Lessie los und rannte schnellstmöglich zu mir. „Beruhig dich, Süße. Was ist denn los?“ sprach ich ihr beruhigend zu. Ich sah mich um nach Fußgängern, Joggern oder anderen Hunden. Doch alles war wie immer. Normal. Nur ich und Lessie im Wald.

Jemand tickte mir auf die Schulter. Ich schrie auf und Lessie bellte. Drehte mich um und schlug um mich. Es war Er. Das blonde Gift Jake. Oh mein Gott, ich muss hier weg. Doch Lessie war drauf und dran ihn anzuspringen. „So schreckhaft, heute?“ fragte Jake. Sein Blick heftete sich an meinen. „Lass mich in Ruhe, Jake“ murmelte ich und wollte laufen mit Lessie an der Leine. „Na na na, wohin des Weges?“ sagte er zischend. Stellte sich vor mich und drückte mich gegen eine dicke Eiche. Seine Hand legte er mit enormer Kraft auf meinen Hals. Aus Reflex ließ ich Lessie's Leine los. Er fing sie geschickt auf, ließ mich aber nicht aus seinen Augen. Der Druck war weg. Jake band die Leine an einen anderen Baum und wandte sich wieder mir zu.

Jetzt. Ich lief und lief, wie letzte Nacht. So weit mich meine Beine tragen konnten. Ich sah einen riesigen See unmittelbar vor mir. Wie ein hilfloses Tier sah ich mich um. Wenn ich jetzt in eine Richtung weiterlaufe, wird er mich gleich haben. Es gab keinen Ausweg. Nur diesen einen. Ich musste schwimmen. Im Laufen zog ich flüchtig meine Jacke aus, in der auch mein Handy war. Jake kam immer näher. Adrenalin verteilte sich in meinem Blut. Ich ließ sie einfach auf den Boden fallen. Eiskaltes Wasser lief durch meine Schuhe. Egal, ich musste das jetzt durchziehen. Der Schlamm machte mich immer langsamer. Ich hörte seine Schritte hinter mir. Schnell, jedoch bullig rannte er auf mich zu. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Kämpfte mich durch das Wasser und schwamm. Ich muss schwimmen. Hinter mir plätscherte es auch. In ein paar Sekunden ist er bei mir. Die unmittelbare Angst, vor diesem Jungen konnte mir nun niemand mehr nehmen. Und das Schlimmste war, er hatte jetzt auch noch Lessie. Ich fing an zu schwitzen, zitterte wegen des kalten Wassers und der unergründlichen Angst vor Jake. Es bringt nichts mehr. Er wird mich kriegen, ob ich will oder nicht.

 

Kapitel 9

 „Wag es ja nicht noch einmal wegzulaufen“ brüllte er und zog mich an der Hand zurück ans Ufer. Ich wehrte mich, drückte ihn weg, schlug zu und schrie. Doch nichts brachte etwas. Mit einer umwerfenden Leichtigkeit zog er mich innerhalb von Sekunden ans Ufer. Dort lag ich nun und schnappte nach Luft. Versuchte runterzukommen, aber ich zitterte und hustete. Meine Kleidung war zerrissen.

Jake hielt mir eine Machete unter den Hals. Wo hat er die denn plötzlich her? „Aufstehen“, ein hartes Kommando. „Ich bin nicht dein Bimbo“ antwortete ich stur.

„Ich habe gesagt aufstehen. Nicht, gebe dein Kommentar ab. Also steh auf“. Ich tat was er sagte. Die Machete immer noch dicht an meinem Hals. Ich atmete schwer. „So und du hast mich echt schön verraten“

„Was meinst du?“ erwiderte ich. Aber ich wusste was er meint. Den Brief. Ich dumme Kuh hatte mich verplappert bei Tyson. „Ich habe alles gesehen, denn ich habe Kameras in Tysons Haus angebracht. Und nach eurem süßen kleinen Gespräch und weiteren Einzelheiten, die ich jetzt nicht aufzählen werde habe ich etwas entschieden.

Heute Nacht werden wir Satans Werk vollenden. Wieso noch eine Woche auf dein und Janas frisches Blut warten? Satan ergötzt sich jetzt schon an eurem Leiden. Besonders an deinem Melanie. Dein Blut wird ihn sicherlich zufriedenstellen.

Und Tyson würde es bestimmt auch gern einmal schmecken“ er grinste. „Du widerlicher Kerl. Wie kannst du so etwas machen? Du bist krank! Wir müssen noch Lessie holen!“ sagte ich. „Still, komm mit. Dein Hund bleibt erstmal da.Wir gehen jetzt erstmal deine Freundin Jana besuchen.“

Ich fühlte mich verloren. Noch heute Nacht würde ich sterben. Und niemand wird mir helfen. Meine große Liebe wird mich töten. Mein Leben hat jetzt ein Ende. Mit 16

Jahren. Ich bin so dumm. Wie konnte ich mich in Tyson verlieben und ein halbes Jahr nicht merken, was er abzieht. Ich blieb stehen. Ein Fluchtversuch kann ich doch noch wagen. Ich lenk ihn jetzt erstmal ab. „Jake, was stellst du denn jetzt mit mir an?“ fragte ich wie ein naives Dummchen, welches ich ja auch in der Tat eigentlich war.

„Ich kenn die Nummer, Süße. Also beweg dich“.

Ich schlug ihn mit der Faust in sein Gesicht. Sein Nase knackte und Blut strömte heraus. In seinen Augen, spiegelte sich die jetzt kommende Wut wieder. Und dann trat ich ihm noch zwischen die Beine. Das müsste ihn jetzt für zwei Minuten außer Gefecht setzen. Er fiel auf den Boden und schrie auf. Ebenso ließ er die Machete fallen. Ich hob sie auf, lief zu meiner Jacke zurück und in Richtung von Lessie. Hauptsache erstmal so weit weg wie möglich von Jake. Ich bin erschöpft und diese Machete ist echt umständlich und schwer. Also fiel ich in einen schnellen Gang und fand auch schon Lessie. Sie bellte und sprang mich an. Total erfreut schleckte sie mich ab. Ich kuschelte sie kurz und entknotete sie von dem Baum. Erleichtert machte ich mich auf den Weg nach Hause. Doch ich wusste, dass Jake hinter mir her war. Also schaute ich mich um und suchte nach ihm. Aber die Luft war rein. Trotzdem hielt ich die Machete bereit. Lessie lief erfreut neben mir her. Aber die Frage ist. Was mache ich jetzt, wegen Jana? Hoffentlich geht es ihr gut. Geschweige denn geht es ihr gut. Ein harter Schlag auf meinen Hinterkopf ließ mich Sterne sehen. Schmerzen durchfuhren meinen Körper. Es wurde Schwarz vor meien Augen.

Kapitel 10

Ein Loch. Ein schwarzes dunkles Loch. Ich war umgeben von reinem schwarz. Langsam vermischte sich das Schwarz mit blutigem Rot. Etwas raues kitzelte mich. Dann war es wieder weg. Nasse Tropfen, nein Wassermengen umhüllten mich. Doch es war kein Wasser. Es war Blut. Ich bekam keine Luft. Angst. Verstörende Angst war in mir. Und sie musste raus. Ich schrie. Tausende kleine Tropfen brannten sich in meine Haut ein. Mein Herz löste sich auf. Ich sah wie es vor mir nieder ging. Plötzlich umgaben mich tausende Rosen. Die Dornen verfingen sich in meinen Haaren. Und bohrten sich ebenso in meinen Körper. Helles Licht kam immer näher. Schien mich zu retten. Es kam immer näher. Mir wurde warm und ich wusste, es würde mir helfen. Ich bekam wieder Luft.

Ich öffnete schwer meine Augen. Mein linkes Bein brannte schwer. Es war grausam unerträglich. Diese Qualen wünsche ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind.

Es war dunkel. Orientierung hatte ich grade keine. Schweres Eisen hing an meinen Handgelenken. Es waren Handschellen. Ein Hustenanfall überraschte mich. „Hilfe“ wimmerte ich total verstört. „Kann mir jemand helfen? Bitte, hilfe“. Alles schwieg.

Ein samtener Stoff umhüllte meinen Körper. Er war weiß. Da sah ich trotz der kleinen Kerze neben mir. Ich lag in einer Art Badewanne. Rotes Wasser. Alles mein Blut. Ich spührte wie es aus meinem Bein strömte.

Schritte kamen näher. Ich schaute mich um. Schwere Eisenketten zog er hinter sich her. Zumindest hörte sich das so an. Ein dunkelhäutiger Junge, welchen ich nicht kannte kam herein. Ja, er hatte eine dicke Eisenkette in seiner Hand. Er ging auf mich zu. „Hilf mir! Bitte!“ bettelte ich.

„Halt deine vorlaute Klappe“ sagte er. Geschockt blickte ich ihn an. Schokobraune Augen, die den Tod höchstpersöhnlich widerspiegelten. Und er hatte enorme Muskeln. Er hob die Eisenkette und schlug zu. Ich schrie auf. Mein ganzer Körper tat mir weh, mein Bein wollte nicht mehr, die Enttäuschung von Tyson riss an meinem Herzen doch leider ließ es sich nicht ganz herrausreißen, sodass es jedes Mal aufs neue weh tat. Und das kam jetzt. Wo ich mit dieser Eisenkette verprügelt werde.

Ich weinte. Ich heulte richtig. Mein Kopf pochte und richtig klar denken konnte ich auch nicht mehr. Die Angst und der Schmerz floss durch meine Adern. Nach weiteren fünf Schlägen verließ er dieses Drecksloch. Ich weinte. Doch das machte die Schmerzen auch nicht besser. Nach mehreren Stunden des Leidens kam wieder jemand. Und dessen Anblick erfreute mich. Lessie und Jana. „Was macht ihr denn hier?“ „Mellie, wir dürfen zu dir. Ich hab so lange genervt, bis sie nur noch ja sagen konnten“. Zur Bestätigung bellte Lessie. „Du hast ja sogar Handschellen um. Ich helf dir“. „Aber wie ohne..“ Die Handschellen gingen auf und ich rieb mir die Handgelenke. „Deine legendäre Haarspange?“ fragte ich. „Klar, was sonst. Hör zu, die haben vor uns noch heute zu töten“ sagte sie völlig durch den Wind. Ich stieg völlig ausgekühlt aus der Wanne aus und wunderte mich über dieses seidene, weiße Stoffkleid, welches Jana auch trug. „Ich weiß, es ist alles meine Schuld. Ohne mich wärst du nicht hier“ murmelte ich. Und dann brach ich in Tränen aus. Sie umarmte mich und Lessie legte sich auf meinen Schoß. Mehr brauchte ich momentan nicht. Nur etwas Zuneigung und zur Abwechslung mal keine Schmerzen. 

Kapitel 11

Bilder kamen hoch. Sie hatten sich in meinen Kopf gefressen. Letzte Nacht. Tyson, Blut, Schmerzen, Rosen, der Teufel und Jake. Alles lief in rasender Geschwindigkeit an meinen Augen vorbei. Ich ließ Jana los und nahm Lessie an der Leine.

„Und wie kommen wir jetzt hier raus?“ fragte ich still.

„Wir werden keine Zukunft haben. Melanie, es ist vorbei. Wir werden sterben. In zwei Stunden werden wir bestimmt schon irgendwo unter der Erde sein. Ich hab mich jetzt damit abgefunden. Und es nicht deine Schuld, ich hätte dasselbe getan“

„Ja, du hast Recht. Ist Tyson hier?“

Jana antwortete: „Nein, nur Marc ist hier. Du kennst ihn sicherlich auch? Der geht auf die selbe Schule wie ich“

Nein, ich kannte ihn nicht. Jana ging auf die Erzelschule und ich auf die Wosterschule im Westen der Stadt. „Er ist im selben Jahrgang wie ich und eine echte Kampfmaschine“

Das Türschloss knarrte und dieser Marc, ein richtiges Tier, trat ein. „Deine Zeit ist vorbei“ sagte er.

Keine von uns regte sich. Wir schwiegen und sahen uns um, als ob wir nichts gehört hätten. Bei dem Gedanken, dass Jana gleich wieder gehen muss, könnte ich wieder heulen. Sie ist zwar erst seid ein paar Minuten bei mir, aber es fühlt sie eindeutig besser an, mit ihr an meiner Seite. „Beweg dich jetzt“ gab Marc von sich. Dann riss er an ihr rum, doch ich hielt sie fest. Ebenso umklammerte sie mich. Seine Kraft bekam ich dann zu spühren, als er mir mit der Faust ins Gesicht schlug. „Das war für dein schlechtes Benehmen. Komm jetzt“. Blut lief aus meiner Nase.

Er riss sie weg. Jana brüllte und kämpfte. Hielt sich an allem, was sie in diesem Drecksloch fand fest. „Mellie, ich will nicht sterben. Tu jetzt was.“

Nun musste ich schnell handeln. Suchte etwas. Und ich fand etwas. Einen Baseballschläger. Perfekt. Ich lief humpelnd hin und schnappte ihn mir.

Eine große tiefe Schnittwunde zog sich fast über meinen ganzen Oberschenkel. Sie war tief und schmerzte unerträglich. Blut floss aus meinem Bein. Es war so warm und lebendig. Aber egal. Der Schläger war schwer. Ich dachte garnicht groß darüber nach. Ich schlug zu. Doch er tat so als wäre nichts. Und an sein Gesicht komme ich nicht. Er ist viel zu groß. Marc riss mir den Schläger aus der Hand und schmiss ihn mit einer gewaltigen Kraft gegen die Wand. Mich riss er an diesem Seidenteil zu sich und schubste mich wieder in die Wanne. Ich stieß mir den Kopf und sah wie Jana rausgezerrt wurde. Lessie wurde auch mitgezerrt. Alles drehte sich und ich hatte am ganzen Körper Schmerzen.

Mein Bein brannte so und das Blut bohrte sich weiter hinein. Mit dem Wasserblutgemisch aus der Wanne wusch ich sie aus und konnte sogar schon meinen Knochen sehen. Selbst, wenn ich nachher nicht getötet werde, werde ich sterben. Verbluten. Ein weiteres Mal kam jemand herunter. Aber es war nicht Marc und auch nicht Jake. Sondern Tyson. Ich ehob mich und er nahm mich in den Arm. „Hol mich hier raus“ wimmerte ich. Doch er schwieg. Nach einigen Minuten löste er sich von mir. „Ich versuche es“. 

Kapitel 12

 „Aber ich muss los“ sagte Tyson. Jake kam herein. „Oh nein, bitte Gott lass das jetzt nicht eskalieren“ dachte ich mir. „Ach, das Traumpaar ist wieder vereint. Wie süß. Wie traurig, dass ich dieses Glück zerstören muss. Aber was soll man machen?“ zischte Jake. „Tyson, geh!“ Sofort gehorchte er ihm, wie ein Schoßhund. Er verließ den Keller. Ich schrie ihm hinterher, er solle bleiben. Doch keine Reaktion.

Jake blickte mich von oben bis unten an. Er lächelte. „Das weiße Kleid steht dir echt super“ , währenddessen ging um mich herum. „Hast du mir das angezogen?“ fragte ich und schaute zur Wand. Er nickte und schwieg. Jedoch betrachtete er mich noch eine Weile.

Plötzlich kniete er sich vor mich. Schweigend blieb ich stehen.

Sollte ich ihn jetzt treten? Irgendwie zu Boden bringen? Doch nach wenigen Sekunden verwarf ich den Gedanken wieder. Das würde ich niemals schaffen.

Wieder lief neues Blut aus der Wunde. Sein Gesicht näherte sich meinem Bein. Ich ging einen Schritt zurück. „Halt still“. Ich machte das, was er sagte. Und er leckte es ab. Oh mein Gott, was für ein Psycho. Das Blut schien ihm zu schmecken. Nach kurzer Zeit sog er es schon aus der Wunde heraus. Sind wir jetzt schon unter die Vampiere gekommen, oder was? Ich zog mein Bein ruckartig weg. „Lass das“ schrie ich. Doch er stand auf, wendete sich mir ab und sagte: „In ein paar Minuten ist es endlich so weit. Dann verspeisen wir dein Herz und trinken dein Blut“. Er schloss die Tür auf. „Ich hol dich gleich ab. Bin gleich wieder da!“ sagte er und trat aus. Ich lief in Richtung Tür. Ich muss hier raus. Doch kurz bevor ich ankam war sie auch schon wieder verschlossen. Erschöpft sank ich zu Boden und weinte. Gleich werde ich sterben. Mein Leben hört auf, wo es angefangen hat.

Nach einer elenden Stunde voller Furcht und Angst kam Jake wieder und hob mich auf. Der legte mir die Handschellen um und führte mich eine kalte Eisentreppe herauf. Nur langsam humpelte ich hoch. Ihm war das zu umständlich, also nahm er mich und trug mich die Treppen hoch. „Jake, ich kann das auch allein“ sagte ich stur. „Dann sind wir aber erst morgen früh da“ entgegnete er. Nun ließ er mich wieder ganz sanft auf den Boden. Ein komisches Gefühl. Der Holzboden war warm. Aber

ich trug keine Schuhe, ich hatte nackte Füße. Eine vergammelte Küche fand ich vor. Mir war immernoch furchtbar kalt. Und ich musste wahrscheinlich aussehen, wie eine Moorleiche. Blass und gezeichnet von all' den Schmerzen der letzten Stunden.

Einige weitere Jungs trugen schon ihre schwarzen Umhänge. Draußen brannten schon die Fackeln. Jake packte mich wieder und ich brüllte er sollte mich loslassen. Ich zappelte und wehrte mich, doch es schien ihn nicht zu stören. Ich schrie: „Lass mich los. Ich will nicht sterben. Bitte“

Einige der Jungs lachten. „So ein gesprächiges Opfer hatten wir lange nicht mehr“ sagte ein kleiner Junge, der an uns vorbeihuschte. Er lachte. Das Mondlicht schien heute Nacht sehr hell. Ich sah die Streckbank. Wenn ich jetzt dort festgefesselt werde, bin ich verloren. „Neeeiiin!“ ich weinte. Tränen liefen gefühlte Liter meine Wangen hinab. Schroff schmiss Jake mich auf die Bank und fesselte schon meine Hände. Ich kreischte. Vielleicht würde mich ja jemand hören und mir helfen. Meine Füße waren nun auch gefesselt. Nun bin ich verloren.

 

Kapitel 13

Mehrere Leute versammelten sich. Von weitem sah ich Jana. Und Lessie war wieder an einen Baum gebunden. Sie machte brav Platz. Und das ist auch gut so. Wenigstens sie soll es schaffen. Denn Jana und ich werden sterben. Die große Tafel auf der drei Sechsen zu sehen waren, wurde aufgestellt. Viele Leute mit schwarzen Umhängen und Kapuzen versammelten sich. Die Fackeln flackerten im Wind.

Meine Angst ist nicht zu beschreiben. Mein Herz raste. Jake stellte sich an den Altar, wo Rosen standen, ein Messer lag und ein silberner Kelch zu finden waren. Er zog sich die Kapuze ab und begann zu sprechen.

„Teufel der Rosennacht,

durch Blut wächst unsere Gier,

teile mit uns deine Macht,

schenke uns Blut jetzt und hier“.

„Satans Anhänger. Heute haben wir uns versammelt um zu zeigen, dass der Teufel unberechenbar ist. Ein junges dummes Mädchen, dachte sie könnte uns hintergehen. Doch so etwas lassen wir uns nicht gefallen. Nicht wahr?“ schrie Jake.

Zur Bestätigung jubelten alle.

Jake lächelte. „Tyson, Bruder Satans. Nimm das Messer entgegen“. Tyson trat vor und nahm es entgegen. Jake wies mit der Hand in meine Richtung. Er ging. Ja, Tyson ging auf mich zu. Mein Ende war so nah. Er stand neben mir und schwieg.

Mein Kopf pochte. Mein Herz explodiert gleich. Adrenalin gab mir einen extremen Kick. Ich atmete schnell. Ich sah wie meine Brust auf und ab ging.

Verzweifelt sah ich ihm in die Augen. Mitleid war zu finden. „Ich muss es tun“ flüsterte er. „Bitte nicht“ sagte ich. Langsam hob er das Messer an. Es kam mir vor wie Stunden.

Jetzt ist alles aus. Doch etwas stimmte nicht. Tyson ließ das Messer fallen und zog rasch eine riesige Axt unter meiner Streckbank heraus. Er drehte sich zu Jake und warf. Sie flog und traf ihn. Mitten in den Kopf. Jake schwieg, ging zu Boden wie Fallobst und kippte um. Blut lief auf den Boden und ein dickes Loch war in seinem Kopf.

Das ist nicht wahr. Wieso tat er das? Jana schrie vor Glück auf. Jake war tod. Lag da wie eine hilflose Maus und blickte ins Nichts. Jedoch schenkte Tyson mir keinerlei Beachtung. Marc lief auf ihn zu. Schnell schnappte Tyson sich das Messer und rammte es ihm in den Bauch, danach in Brust. Und noch mehrere Male bis auch Marc, das Muskelpaket zu Boden ging. „Nimmt es noch wer hier, mit mir auf?“ fragte Tyson herausfordernd. Doch alle Anhänger Santan's schwiegen und gingen. Ja, sie legten ihre Mäntel ab und gingen. Viele von ihnen kannte ich vom flüchtigen Sehen. Nun wendete sich Tyson mir zu und entfesselte mich. Ich richtete mich schwer auf. „Wieso hast du das getan?“ fragte ich. „Das kannst du dir doch selber beantworten“ murmelte er und ging zu Jana, um sie zu entfesseln. Beide kamen mir entgegen. Ich nahm beide in den Arm und so standen wir lange dort. „Danke!“ flüsterte ich. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Alles würde wieder gut werden. Ich weinte. Aus Freude. Ich roch ihn und hatte Hoffnung. „Ich ruf jetzt die Polizei, damit alles ein Ende hat“ sagte Jana. „Mach das“ antworteten Tyson und ich gleichzeitig.

 

Kapitel 14

Einen Monat ist es jetzt her. Es waren nur zwei Tage, in dem sich mein komplettes Leben auf einen Schlag änderte. Gestern war die Gerichtsverhandlung. Tyson wurde zu ein paar Sozialstunden verurteilt. Als er Marc und Jake getötet hatte, hat er aus Notwehr gehandelt. Und die anderen hat Tyson nicht mal verpfiffen. Nach allem wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Durch das viele verlorene Blut, verlor ich auch mein linkes Bein. Das war ein weiterer Schlag für mich. Aber ich habe eine Protese bekommen und versuche das Beste daraus zu machen.

Jana ist kerngesund. Und Lessie auch. Jedoch geht Jana jetzt immer mit ihr Gassi.

Wie das jetzt alles weitergeht, weiß ich nicht. Aber ich glaube dieses Erlebnis hat mich und Tyson noch mehr zusammengeschweißt.Jeden Tag bringt er mir eine rote Rose als Zeichen unserer Liebe vorbei und will mich wieder. Aber ich brauche jetzt erstmal Ruhe und muss alles verarbeiten.

Trotzdem liebe ich ihn jetzt mehr, als je zuvor.

Oft geht er mit mir gemeinsam im Wald spazieren. Jedoch muss er mich im Rollstuhl schieben, weil ich mich erstmal an meine Protese gewöhnenen muss.

Mittlerweile sind die Blätter schon bunt. Es wird jeden Tag ein wenig kühler. Und die Sonne strahlt nicht mehr so prächtig vom Himmel herab.Aber das macht nichts. Ich fange jetzt neu an zu leben. Auch wenn Tyson viele Fehler gemacht hat, innerlich hab ich ihm schon lange verziehen. Heute gehe ich das erste Mal wieder in die Schule. Ein wenig Angst habe ich schon. Aber Tyson ist ja an meiner Seite. Der Mensch, den ich bedingungslos liebe.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch all meinen Inspirationen. Dazu gehört meine geliebte Musik, meine Familie, meine Freunde, wunderbare Orte und unbekannte Menschen, welche mir ein glückliches Lächeln schenkten.

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