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Leseprobe

 

 

 

 

JEFF CLINTON

 

 

Wildcat

 

 

 

Vier Romane in einem Band

 

 

 

Apex Western, Band 50

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

WILDCAT 

1. TODESATEM ÜBER REDROCK 

2. DIE HEXE UND DER HIMMELHUND 

3. WILDCAT SCHIESST SICH DURCH  

4. WILDCAT LEGT MAN NICHT AUFS KREUZ 

 

Das Buch

Wildcat O'Shea hätte sich am liebsten ein paar Flaschen Whisky einverleibt, um von den ganzen Aufregungen nichts mehr zu hören und zu sehen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Sollte er sich um den Killer kümmern, der dem Deputy Tweedle und zwei Fremden mit dem Messer den Garaus gemacht hatte, oder sollte er Buckeye Jim Tucker auf die Finger klopfen, der mit seiner Bande in die Stadt gekommen war, um den Zug von Hog Creek auszuplündern?

 

Jeff Clinton (eigtl. Jack Miles Bickham - * 02. September 1930; † 25. Juli 1997) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der 75 Romane verfasst hat, von denen zwei verfilmt wurden. Zu seinen populärsten Figuren zählt der Revolverheld Wildcat O'Shea. 

Der Band Wildcat enthält die Romane Todesatem über Redrock, Die Hexe und der Himmelhund, Wildcat schießt sich durch und Wildcat legt man nicht aufs Kreuz. 

Wildcat erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX WESTERN. 

  WILDCAT

 

 

 

 

 

  1. TODESATEM ÜBER REDROCK

 

 

 

Erstes Kapitel

 

 

Die tiefe schwüle Nacht lag wie ein grenzenloser Ozean auf Texas. Die Flammen des Lagerfeuers warfen harte Schatten auf die Gesichter der Männer. Sie saßen im Kreis, rauchten selbstgedrehte Zigaretten und sahen zu, wie ihr Anführer Strich in den Staub zog.

»Das«, sagte er, »ist die Bahnlinie. Und hier in den Bergen, zwischen Redrock und Hog Creek, schlagen wir zu.«

Einer der Männer schüttelte den bärtigen Kopf. »Und die Soldaten?«, fragte er.

»Können uns egal sein, wenn wir schnell sind.«

Die Männer warfen sich schnelle Blicke zu. Hinter ihrer Gleichgültigkeit lag Angst. Trotzdem sagte keiner etwas, und die unheimliche Stille der Prärie hüllte sie ein. Jeder dachte an das Geld, an diese Unmengen von Geld.

Es war das Risiko wert.

»Wir reiten erst einmal nach Redrock«, sagte der Anführer schließlich, »und hängen dort rum, bis es soweit ist.«

»Ich bin dagegen«, sagte ein Mann.

»Wieso?«, fragte der Anführer gereizt.

»Weil sie in Redrock zwei Typen vom Gesetz haben, vor denen jeder Respekt hat. Einen davon kenne ich. Er heißt Jackson. Jack Jackson. Er war früher einmal Rancher und schießt wie der Teufel. Und sein Hilfsmann soll auch nicht ohne sein. Wie der heißt, weiß ich nicht mehr.«

»Tweedle«, sagte einer.

»Richtig, Tweedle. Er soll neulich...«

»Dass ich nicht lache!«, fuhr der Anführer dazwischen.

»Wenn einer schon Tweedle heißt, dann kann nichts dahinterstecken.«

»Mir sind Namen scheißegal«, sagte der Mann stur. »Eine Waffe fragt nicht, und einer Kugel ist es egal. Ich weiß bloß, dass dieser Tweedle sieben Männer fertiggemacht hat, und keiner von ihnen ist auf bequeme Weise eingegangen.«

»Was du nicht sagst!«, spottete der Anführer.

Niemand lachte. Sie waren allesamt von der harten Sorte und hatten auch alle schon von Jack Jackson gehört. Jackson gehörte zu den Leuten, denen man aus dem Weg ging. Er stand in dem Ruf, immer offen zu kämpfen, aber schnell zu sein wie kaum einer. Wenn man außerhalb des Gesetzes stand, legte man sich mit Jackson besser nicht an. Und wenn sein Hilfspolizist, dieser Tweedle, nur einigermaßen mit dem Schießeisen umgehen konnte, dann war man erst recht auf der Hut, denn zwei Mann sind achtmal tödlicher als einer.

Vielleicht ist es das Geld doch nicht wert, dachten ein paar.

»Wir könnten uns ja in die Berge verziehen und dort warten«, meinte einer.

»Quatsch«, sagte der Anführer. »Mit den beiden Typen in Redrock kommen wir schon zurecht.«

»Was soll das heißen?«

»Dass sich schon jemand um sie kümmert.«

Die Männer sahen ihren Boss fragend an.

»Ehrenwort«, sagte dieser.

»Puh!«, stöhnte einer. »Einen Marshal umlegen – muss das sein?«

Der Anführer fuhr in die Höhe und packte den Mann am Hemd.

»Jetzt hör mir einmal gut zu«, zischte er. »Wir berauben die Army, und dabei geht ein Schwung Soldaten drauf. Du glaubst wohl, wenn wir einen popeligen Provinzmarschal umlegen und sie uns erwischen, dann sind wir deswegen übler dran?«

Der Mann verdrehte die Augen, gab aber keinen Laut von sich. Die anderen hielten die Luft an.

Der Boss stieß den Mann wieder zurück und sah mit wütendem, finsterem Blick durch die Runde. »Überlegt euch die Angelegenheit genau. Das ist die fetteste Sache, die uns je untergekommen ist. Wenn sie uns dabei erwischen, hängen sie uns so himmelhoch, dass sogar die Aasgeier eine Strickleiter brauchen, wenn sie uns die Augen auspicken wollen.« Er stieß ein trockenes Lachen aus. »Aber wenn sie uns nicht erwischen, dann haben wir den Rest des Lebens ausgesorgt.« Wieder ein Blick durch die Runde. »Überlegt es euch, und wenn einer aussteigen will – bitte. Ich mache jetzt einen kleinen Spaziergang, und wenn ich zurückkomme, dann will ich bloß noch diejenigen sehen, die nicht die Hosen voll haben. Das Geld reißen wir uns unter den Nagel und wenn wir die gesamte Army und zwanzig Jacksons umlegen müssen. Ich hoffe, der Fall ist jetzt endgültig klar: Wer bleibt, hängt hundertprozentig mit drin. So oder so.«

Damit verschwand der Boss in der Dunkelheit.

Die Männer blieben am Feuer hocken.

»Er hat schon jemand losgeschickt und lässt Jackson und Tweedle umlegen«, sagte einer.

»Da kannst du Gift drauf nehmen«, sagte ein anderer.

»Mir passt die Chose nicht«, sagte ein dritter.

»Dann hau doch ab«, sagte der erste.

Anschließend Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach.

Als der Anführer zurückkam, waren alle noch da.

»Okay«, sagte er und grinste. »Morgen reiten wir nach Redrock.«

 

 

 

Zweites Kapitel

 

 

In Redrock versuchte gerade die Dämmerung den Tag zu vertreiben, und im Big Dollar Saloon war noch nichts los. Am einen Ende der langen Bar standen ein halbes Dutzend Mädchen herum, und an einem der rückwärtigen Tische war ein müdes Spiel im Gang. In einer Ecke schnarchte ein Betrunkener, eine getigerte Katze schleckte lustlos an ihrem Schüsselchen mit abgestandener Milch herum, und der Barkeeper stierte wie hypnotisiert auf eine nackte Venus, die mit Reißnägeln an die Wand gepinnt war, und polierte dabei Gläser. Das Lokal war so groß wie ein Heuschober und ganz in Rot gestrichen. Die Tische mit den ordentlich aufgestellten Stühlen waren noch sauber und der Klavierspieler bereits genug angedudelt, um relativ gutgelaunt vor sich hin zu dämmern. Der Schein der Lampen warf ein warmes Licht in den Raum, aber die Langeweile gähnte.

Und dann flog die Schwingtür plötzlich auf, und ein staksiger Junge von vielleicht sechzehn Jahren stürzte herein.

»Alle Mann stillgestanden!«, rief er und strahlte. »Wildcat ist in der Stadt!«

Der Klavierspieler legte sich noch mehr ins Zeug, die Kartenspieler sahen auf, der Betrunkene blinzelte ein paarmal, rülpste und setzte sich stocksteif auf seinen Stuhl. Die Mädchen strichen sich das Haar zurecht, leckten sich über die Lippen und zogen den Ausschnitt etwas tiefer. Die Katze verzog sich, und der Barkeeper stach ein frisches Fass an.

Und dann flog die Schwingtür wieder auf, und eine Bande von lachenden und grölenden Cowboys drängte in den Saloon. Die wettergebräunten Kerle bevölkerten Tische und Bar und schrien nach Drinks. Nach kürzester Zeit ging es im Saloon hoch her, und immer mehr Leute kamen herein. Die Männer arbeiteten fast alle als Cowboys, trugen Jeans und karierte Hemden und staubige Stiefel mit Sporen. Wenn man ein Dutzend von den Kerlen nebeneinander an die Wand stellte und es schaffte, sie so lange von einer Prügelei abzuhalten, bis man sie sich genau angesehen hatte, musste man feststellen, dass sie sich kaum voneinander unterschieden.

Aber dann ging die Tür noch einmal auf – und diesmal noch heftiger und ein Typ kam herein, der sich total von den anderen unterschied, was selbst ein Blinder gesehen hätte. Dazu kam das Mordsgeschrei, mit dem er begrüßt wurde. Die Mädchen stürzten sich auf ihn, und jede wollte die erste und die beliebteste sein.

»Wildcat!«, schrie diejenige, die das Rennen gewonnen hatte und dem jungen Mann am Hals hing.

»Immer mit der Ruhe, Baby«, sagte Wildcat O’Shea. »Warum hast du es denn so eilig? Ich bin die ganze Nacht hier.«

Alles jubelte und lachte.

Wildcat drückte der kleinen Blonden einen schmatzenden Kuss auf den Mund, tätschelte einer anderen den Hintern, zwickte eine dritte in den Busen und versuchte, die vierte ins Ohrläppchen zu beißen.

»He, Hoss!«, rief er dem Barkeeper zu. »Dreh den Hahn auf – ich sterbe vor Durst.«

Und damit hatte sich Wildcat einen Platz an der Bar erkämpft.

Er war gut seine eins-sechsundachtzig groß und gebaut wie ein Zuchtgaul. Schultern so breit, dass sie wie ausgestopft wirkten, und die Hüften schmal. Er hatte einen Stetson auf dem Kopf, dessen Krempe der reinste Regenschirm war, sein Hemd war rotweiß kariert, das Halstuch knallgelb, die Hosen grün, die Stiefel orange, die Sporen rot gestrichen, und der Knüller war der himmelblaue Patronengürtel mit dem Klappmesser und der schwarzen Halfter, in der ein .45er Colt steckte. Wildcat hatte auffallend große Ohren, ein wettergebräuntes Gesicht voller Sommersprossen, struppiges rotblondes Haar und das frechste Grinsen, das man sich denken konnte. Dass ihm zwei Vorderzähne fehlten, störte nicht im Geringsten.

An jeder Seite ein Mädchen, das ihn anhimmelte, schnappte sich Wildcat sein Bier und goss es in einem Zug hinunter.

»Mann, das tut gut!«, rief er und knallte das Glas auf die Theke. »Gleich noch eins, Hoss!«

Der Barkeeper grinste und schob ihm das nächste Bier hin. Es verschwand genauso schnell wie das erste, und Wildcats Adamsapfel hüpfte. Gut war das Bier, ausgezeichnet sogar und gerade kalt genug. Wildcat hatte Durst, dass er ein ganzes Fass hätte austrinken können, und das war erst der Anfang.

»Heiliger Florian!«, sagte Wildcat und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Wenn das noch lange so weitergegangen wäre ohne Bier, ich wäre krepiert.«

Das Mädchen, um dessen schmale Taille er den linken Arm geschlungen hatte, strahlte zu ihm hinauf und zupfte an seinem Halstuch.

»Gehen wir doch an einen Tisch«, bettelte es.

Wildcat grinste und machte dem Barkeeper ein Zeichen. »Ich würde dir den Gefallen ja gern tun, Baby«, sagte er, »aber du weißt offensichtlich nicht, dass man im Sitzen nicht ordentlich trinken kann. Nein, Süße, stehen muss man dabei. Wegen der Erdanziehung, verstehst du? Und damit die Eingeweide nicht durcheinanderkommen. Stehen ist das einzig Wahre.«

»Trotzdem.« Das Mädchen setzte sein verführerischstes Gesicht auf. »Ich kenne dich doch. Das, was du sagst, gilt vielleicht für andere, aber du könntest auf dem Kopf stehen und das Bier immer noch in dich hineinlaufen lassen, als wäre nichts dabei.«

Wildcat lachte und griff nach seinem dritten Glas. »Du kennst mich vielleicht ganz gut, aber sag mir doch schnell deinen Namen. Ich weiß nicht mehr...«

»Das ist richtig gemein von dir!« Das Mädchen setzte eine beleidigte Miene auf.

Wildcat sah auf sie hinunter. Sie war ein zierliches, aufgetakeltes Persönchen mit samtig glänzenden Schultern und kleinen, festen Brüsten, die wie Billardkugeln in dem tiefen Ausschnitt steckten. Sie kam ihm bekannt vor. Vor allem die Billardkugeln.

»Jetzt kommt es mir wieder«, sagte Wildcat und grinste. »Mathilda!«

Sie zog ein Gesicht. »Nein, Betty.«

»Natürlich!« Wildcat lachte. »Betty!«

»He, Wildcat!«, schrie jemand vom anderen Ende der Bar. »Wie wär’s mit einer Runde Poker?«

»Gleich!«, rief Wildcat zurück. »Ich muss bloß noch schnell...«

Betty zog ihm die spitzgefeilten Fingernägel durch die Handfläche.

»Au!«, brüllte Wildcat. »Ich glaube, du hast den Verstand verloren!«

»Du kommst jetzt mit mir an einen Tisch!«, befahl das Mädchen.

Wildcat sah in die schmelzenden blauen Augen. »Wie Madam wünschen«, sagte er und reckte sich über die Köpfe der anderen hinweg. »Später, Harry!«, rief er. »Okay?«

Die Männer neben Wildcat grinsten, aber keiner machte eine Bemerkung.

Wildcat folgte dem Mädchen an einen Tisch und setzte sich in den Tümpel von Lärm und Rauch. Sie bestellte eine Flasche und zwei Gläser, und beides wurde gebracht. Das Mädchen goss die Gläser randvoll und sah Wildcat herausfordernd an. Sie stießen an und tranken.

Die ist doch höchstens zwanzig, dächte Wildcat, dem das Mädchen ausnehmend gut gefiel.

»Und jetzt«, sagte Betty und streifte seinen Oberschenkel mit dem Knie, »erzähl mir alles.«

Wildcat grinste. »Was alles?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Alles, was du inzwischen erlebt hast.«

»Ich warne dich«, sagte Wildcat ernst. »Das dauert Stunden und Tage.«

»Wieso?«

»Weil ich dich noch nie in meinem Leben gesehen habe, Süße.«

»Also, alles was recht ist. Du hast doch...«

Wildcat grinste. »Ich?«, fragte er.

Ihre Blicke verfingen sich.

»Verflixt!«, rief das Mädchen plötzlich und bekam knallrote Wangen. »Ich wollte, dass du es nicht merkst.«

»Was denn?«

»Dass ich eine Neue bin.«

»Und warum hätte ich das nicht merken sollen? Hältst du mich für blind? Du bist so verdammt hübsch, das muss einem doch auffallen.«

Jetzt wurde sie rot bis unter die Haarwurzeln. »Ich weiß alles über dich, Wildcat O’Shea – deine vielen Mädchengeschichten, deinen Ruf hier in der Gegend und deine Abenteuer, deine Schlägereien und alles. Und die anderen haben gewettet, dass du mich nicht einmal ansiehst, und da habe ich es mit der Wut bekommen. Denen zeige ich es, habe ich gedacht.«

Wildcat kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. »Ich weiß nicht, was du dir hast erzählen lassen...«

»Zum Beispiel«, fiel ihm das Mädchen ins Wort, »dass jeder hier in der Stadt Respekt vor dir hat und keiner mit der Waffe schneller ist und mit den Fäusten oder dem Messer erst recht nicht. Und außerdem, dass du einmal ganz Redrock vor einem Revolvermann geschützt hast und dass man dich immer gleich zu Hilfe holt, wenn irgendwo etwas in der Luft liegt. Und wie du die alte Mine gesprengt hast, weil sich keiner von den Ingenieuren aus Kansas City auch bloß in die Nähe von dem Ding gewagt hat, das haben sie mir auch erzählt. Und dann noch, wie du die Bankräuber verjagt hast und dass dich der alte Kerl von einem Marshal jedes Mal einlocht, wenn du dich bloß ein wenig amüsierst. Dass du nie jemand was tust und dass du...«

»Halt, halt!«, stöhnte Wildcat. »Baby, du bringst alles durcheinander.«

»Eben nicht!«, sagte Betty stolz.

Wildcat goss den Whiskey wie Wasser hinunter. »Eben doch«, sagte er und leckte sich über die Lippen. »Ich bin ein ganz gewöhnlicher Kuhtreiber und weiter nichts.«

»Dass ich nicht lache!«, sagte das Mädchen und stieß pflichtschuldigst ein kurzes, trockenes Lachen aus.

»Außerdem«, fuhr Wildcat fort, als habe sie nichts gesagt, »kann von Abenteuern überhaupt nicht die Rede sein. Ich helfe bloß deshalb manchmal jemand aus der Klemme, weil ich meistens sowieso nichts Besseres zu tun habe. Ich bin nämlich einer von denen, die pausenlos aus ihren Jobs rausfliegen.«

»Du hältst mich vielleicht für naiv«, sagte das Mädchen ungerührt, »aber das bin ich nicht. Mir kannst du nichts vormachen, Wildcat O’Shea.«

»Heiliger Florian!«, stöhnte Wildcat. »Da quält man sich ab und denkt, wie erkläre ich es meinem Kinde, und was ist...«

»Okay«, schnitt ihm das Mädchen das Wort ab. »Lassen wir das Thema.«

Wildcat sah erstaunt in das wütende, hübsche Gesichtchen. »Was ist denn jetzt plötzlich los?«, fragte er.

»Nichts«, sagte das Mädchen. »Bloß, dass du eben wahrscheinlich doch haargenau wie die andern bist.«

Wildcat lachte. »Eben«, sagte er.

»Genau wie die andern. Großes Gerede und nichts dahinter. Das Maul sperrangelweit aufreißen, aber wenn es darum geht, zu zeigen...«

»Moment, Moment!«, rief Wildcat und hob die Hand hoch. »Warum hast du denn auf einmal eine solche Wut?«

Ihr Kinn ging in die Höhe. »Ich habe ja gar keine Wut«, sagte sie. »Und wenn ich eine hätte, dann ginge dich der Grund einen feuchten Dreck an.«

»Aber...«

Weiter kam Wildcat nicht, denn eine schwere Hand legte sich ihm auf die Schulter.

Er drehte sich um. Der Mann, der hinter ihm stand, hatte ein rundes, ernstes und sehr müdes Gesicht. An seiner Weste steckte das Abzeichen eines Hilfssheriffs.

»Wildcat...«

Wildcat drehte sich wieder zu Betty um. »Bitte!«, sagte er und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Da ist der Mann, der dir über mich genauestens Bescheid sagen kann. Ihm kannst du glauben.« Er wandte sich an den Mann hinter ihm. »Tweedle, die kleine Lady da, sie hat eine Stinkwut, weil ich behauptet habe, dass ich ein ganz normaler Kuhtreiber bin und weiter nichts. Sie hält mich doch glatt für einen, der aus dem Pulverdampf nicht rauskommt.«

Aber Tweedle, der normalerweise wirklich kein Spielverderber war, verzog keine Miene. »Dazu ist jetzt keine Zeit, Wildcat«, sagte er.

Wildcat traute seinen Ohren nicht. »Wie bitte?«

Jetzt deutete Tweedle mit dem Daumen über die Schulter. »Los, komm mit!«, sagte er.

»Ich glaube, du spinnst, Tweedle.«

»Du sollst mitkommen, sage ich.«

»Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?«, stöhnte er. »Heiliger Florian! Ich bin ja noch nicht einmal betrunken. Ich habe noch nicht ein einziges Mal zugeschlagen und...«

»Du sollst zu Jack Jackson kommen, und das gleich«, sagte Tweedle. »Los, mach keine Zicken.«

Wildcat rührte sich nicht von der Stelle. Wut und Enttäuschung legte sich ihm schichtweise auf den Magen. Er sah von Tweedle zu dem Mädchen, das ängstlich die Schultern hochgezogen hatte. Er wusste, dass sie in ihm den Mann bewundern wollte, der gefährlich war und nur irre Dinge tat.

Soll ich es ihr zeigen und Tweedle eine in die Fresse hauen?, dachte er. Das imponiert ihr bestimmt. 

Aber es war nur ein flüchtiger Gedanke, denn Tweedle war ein prima Kerl, und außerdem war er Hilfspolizist und insofern völlig humorlos, als er Wildcat glatt eine Kugel auf den Pelz gebrannt hätte, denn ein Haftbefehl war nun einmal ein Haftbefehl.

Also stand Wildcat auf und gehorchte.

»Okay, Tweedle«, sagte er. »Aber du wirst es noch bereuen. Betty und ich sitzen da und unterhalten uns in aller Ruhe, und du kommst einfach daher und störst. Du hast kein Recht, uns zu stören – Jack Jackson hin, Jack Jackson her. Für wen hält sich dieser Jack Jackson eigentlich?« Er wandte sich an das Mädchen. »Hör zu, Baby«, sagte er. »Du bleibst schön brav hier sitzen. Ich bin gleich wieder da. Mit den Holzwollköpfen bin ich schnell fertig.«

Sie bedachte ihn mit einem Blick, der die Hölle für einige Jahrzehnte hätte zu Eis erstarren lassen können. »Lass dich nur abführen«, sagte sie spitz.

So eine verdammte Scheiße, dachte Wildcat. Ich hätte diesem Tweedle doch eine verpassen sollen. 

Aber das Problem war eben die Waffe in Tweedles Gürtel. Die Waffe und die Tatsache, dass der Hilfspolizist ja nur die Anordnungen des Marshals ausführte. Da gab es bloß eine Möglichkeit – hin zu Jackson und das möglichst schnell.

»Los, komm schon!«, drängte Tweedle.

»Ich bin ja schon unterwegs«, maulte Wildcat und stapfte aus dem Saloon.

 

 

 

Drittes Kapitel

 

 

»So!«, brüllte Wildcat bereits auf der Schwelle. »Entweder die Sache hat Hand und Fuß, Jackson, oder Sie kriegen etwas zu hören von mir.«

Der Marshal saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem ein heilloses Durcheinander herrschte, und grinste. »Hinsetzen und Maul halten«, sagte er.

»Ich denke überhaupt nicht daran!« Wildcat kochte vor Zorn. »Ich sitze ganz friedlich im Saloon und tue keiner Fliege etwas zuleide, und da kommt dieser Idiot von einem Tweedle daher und zwingt mich, zu Ihnen zu kommen. Und das auch noch mit Waffengewalt. Oder fast. Eine Frechheit ist das, Jackson!«

»Mach die Tür zu«, sagte der Marshal zu Tweedle, der eben hereingekommen war. »Wenn unser Freund Wildcat hier so herumplärrt...«

»Das wundert Sie wohl auch noch, was?!«, schrie Wildcat. »Würden Sie sich das gefallen lassen?«

Jackson schickte einen Seufzer an die Decke. Er hatte ein hageres, scharfgeschnittenes Gesicht und wurde an den Schläfen schon grau, obwohl er doch erst knapp vierzig war. Der Marshal hatte im Allgemeinen eine Eselsgeduld, im Moment jedoch schien sie ihm ausgegangen zu sein.

»Du sollst dich setzen!«, donnerte er.

»Nein«, sagte Wildcat stur.

Tweedle sank auf einen Stuhl an der Wand. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. »Du willst es ja immer nicht glauben, Jack«, sagte er und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Der Kerl ist stur wie ein Bock.«

»Misch du dich nicht auch noch ein, Tweedle!«, drohte Wildcat. »Ich möchte bloß wissen, warum Sie in einer Tour auf mir herumhacken müssen. Was habe ich Ihnen denn getan? Ich sitze ganz friedlich im Saloon und spendiere einer kleinen Lady einen Drink, und da kommt dieses Ross daher und...«

»Halt endlich den Rand, Wildcat, und setz dich hin!« Jackson stemmte beide Fäuste auf die Hüften.

»Nein, und das Maul lasse ich mir erst recht nicht verbieten.« Wildcats Augen sprühten Feuer. »Ich bin ein gottesfürchtiger Bürger und habe nichts ausgefressen. Ich...«

»Sperr ihn ein«, sagte Jackson zu Tweedle.

»Was?«, schrie Wildcat.

Jackson musterte ihn mit kaltem Blick. »Wenn du nicht einmal zuhörst, sperre ich dich ein.«

»Aber ich habe doch gar nichts getan!«

»In dieser Woche vielleicht noch nicht, aber aus der letzten stehen noch ein paar Delikte aus, die noch nicht abgebüßt sind«, sagte Jackson. »Lass mich nachdenken: Du hast zum Beispiel Sammy Samuel das Nasenbein zertrümmert, und das ist schwere Körperverletzung. Außerdem...«

»Er hat angefangen und ist mit einem Stuhlbein auf mich losgegangen.«

»Außerdem hast du dem Bürgermeister einen Ochsenschwanz in die Zisterne geschmissen und damit...«

»Das war ich nicht allein! Wir waren zu fünft, und die andern laufen auch noch frei herum.«

Jack Jackson ignorierte Wildcats Versuche, sich zu verteidigen. »Die Schaufensterscheibe von Fannys Kurzwarenladen ist noch zu bezahlen«, fuhr er fort, »und die Schweine in der Kirche – wie steht es denn mit den Schweinen in der Kirche?«

»Sie können mich das alles doch nicht auf einmal absitzen lassen!«, schrie Wildcat. »Da komme ich ja lebenslänglich nicht mehr raus.«

Jackson sah ihn mit kaltem Blick an. »Einen Teil habe ich ja schon abgestrichen, weil du mir ein paarmal geholfen hast.«

»Ein paarmal! Wie steht es denn...«

»Ein paarmal«, wiederholte Jackson mit eisiger Miene. »Und wenn wir dich einmal brauchen, dann lässt du uns sitzen.«

»Ich habe geschuftet wie ein Tier, Jackson«, jammerte Wildcat. »Ich bin innerlich völlig ausgehöhlt und kann keinen Muskel mehr rühren.«

Jackson zuckte mit den Schultern. »Dann kannst du dich in deiner Zelle ja endlich einmal ausschlafen.« Jackson starrte ihn an. Wildcat starrte zurück. Die Uhr an der Wand tickte, und Tweedle rasselte mit dem Schlüsselbund.

»Ist das Ihr heiliger Ernst?«, fragte Wildcat schließlich.

»Allerdings.«

»Dann handelt es sich um einen ganz üblen Job.«

»Bei dem du vielleicht keinen Finger krumm machen musst.«

Wildcat stutzte. Langsam begriff er gar nichts mehr. Stocknüchtern war er, das war das einzige, was er wusste. Und außerdem noch, dass die kleine Blonde im Saloon saß und auf ihn wartete – wenn er Glück hatte.

»Mann!«, brauste er auf. »Können Sie sich nicht etwas klarer ausdrücken?«

»Es geht um folgendes«, sagte Jack Jackson. »Morgen oder übermorgen gibt es eventuell Scherereien. Ich bitte dich jetzt bloß um eines: Bleib einigermaßen nüchtern und mach dich darauf gefasst, dass ich dich möglicherweise brauche.«

»Nüchtern?«, wiederholte Wildcat und sein Magen krampfte sich zusammen.

»Jawohl, nüchtern. Oder Knast. Du kannst es dir aussuchen.«

»Großer Gott!« Wildcat stöhnte. »Da fällt einem wirklich die Wahl schwer.«

»Also, du hältst dich zurück mit dem Trinken«, sagte Jackson, »und wenn du irgendwelche fremden Typen siehst, die dir nicht geheuer vorkommen, dann sagst du mir oder Tweedle Bescheid. Falls etwas passiert...«

»Was denn, heiliger Bimbam?«, fuhr Wildcat dazwischen. »Soll ich vielleicht schon angesaust kommen, wenn jemand dem Baptistenprediger ins Gesicht flucht oder einer mitten auf die Straße pisst?«

»Wenn es soweit ist«, sagte Jackson ruhig, »dann merkst du es schon.«

»Mensch, dann reden Sie doch endlich!«

Der Marshal schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht«, sagte er. »Mit dem besten Willen nicht.«

»Prima!«, spottete Wildcat. »Einsame Klasse. Ich komme für das Wochenende in die Stadt und will mich volllaufen lassen und mich amüsieren, und jetzt soll ich nüchtern bleiben und so tun, als würde ich die Blicke von den kleinen Ladys nicht bemerken. Warten soll ich, bis der Teufel los ist, und Sie sagen mir nicht, warum oder wann oder was oder wer gegen wen.«

Jackson lächelte schwach. »Genauso ist es«, sagte er.

»Heiliger Florian!«, stöhnte Wildcat und ging zur Tür.

»Wir sind uns also einig?«, rief ihm der Marshal hinterher.

»Klar sind wir uns einig!«, schimpfte Wildcat. »Bloß eine Frage habe ich noch: Im Big Dollar wartet ein Mädchen auf mich. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich...«

Jackson schüttelte den Kopf und grinste. »Nur die Stadt darfst du nicht verlassen.«

»Okay«, sagte Wildcat. »Und wenn ich mit ihr irgendwohin gehe, dann lasse ich einen mit einer Laterne vorauslaufen, und mir selber binde ich einen Wimpel an den Hintern.«

»Das ist eine prima Idee«, sagte Jack Jackson.

Wildcat ließ noch schnell einen hundsordinären Fluch ab, riss die Tür auf und verschwand in der Nacht.

 

 

 

Viertes Kapitel

 

 

Er ging schnurstracks in den Saloon und überlegte sich unterwegs, was im Busch sein könnte. Zum zweiten Mal erst hatte Jackson ihm gegenüber zugegeben, dass er Hilfe brauchte. Beim ersten Mal hatte es sich um drei Mordfälle gehandelt.

Redrock machte einen völlig normalen Eindruck. Der typische Samstagabend. Überall brannte Licht, die Anzahl von Pferden und Betrunkenen hielt sich ungefähr die Waage, aber eine Messerstecherei oder gar eine Schießerei hatte es noch nicht gegeben. Wildcat konnte sich beim besten Willen nicht denken, was Jack Jackson und Tweedle eigentlich befürchteten. Sollte sich tatsächlich etwas zusammenbrauen?

Brauen! Verflucht, das Wort brachte einen automatisch auf Bier. Einigermaßen nüchtern, hatte Jackson gesagt, und das hieß nicht mehr als sechs, höchstens sieben Glas Bier. Wenn tatsächlich etwas passierte, dann war ein klarer Kopf natürlich von Vorteil, wenn sich das Ganze aber als falscher Alarm erwies und Wildcat das ganze Wochenende für nichts und wieder nichts auf Antialkoholiker machte, waren das so trübe Aussichten, dass er erst gar nicht daran denken mochte.

Da nützte bloß eines, dachte er vor der Tür, abwarten und sich mit der kleinen – wie hieß sie doch noch – mit der kleinen Betty die Zeit vertreiben. Vielleicht lohnte es sich ja sogar, ihretwegen nüchtern zu bleiben.

Neugierig darauf stieß Wildcat die Tür auf.

Der Lärm und der Qualm schlugen ihm entgegen, und er sah sie sofort. Sie saß immer noch am selben Tisch und lachte aus vollem Hals. Der Mann neben ihr war groß und schwarz angezogen. Auf dem Kopf trug er eine seltsame Angelegenheit.

Wie ein ausgelatschter Socken, dachte Wildcat.

Der Mann saß mit dem Rücken zur Tür, und Wildcat konnte das Gesicht nicht sehen. Betty lachte wieder laut auf, und Wildcat bekam es prompt mit der Wut.

Er arbeitete sich zwischen den Tischen durch. Seit drei Stunden war er erst in der Stadt und schon schien der ganze Abend versaut zu sein.

Aber das Mädchen da, schwor er sich, trägt nicht auch noch seinen Teil dazu bei.

»Na?«, sagte er und grinste auf Betty herunter.

Sie setzte eine eisige Miene auf. »Du schon wieder?«

Der Teufel sollte sie holen! Er zwang sich, weiter zu grinsen. »Ja, ich schon wieder. Kann ich dich zu einem Drink einladen?«

Sie zog die Augenbrauen in die Höhe und ließ einen Blick von mindestens 50 Grad minus an ihm herunterlaufen. »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Dieser Gentleman...«

»Quatsch«, schnitt ihr Wildcat das Wort ab. »Dieser Gentleman hat bestimmt nichts dagegen, mir seinen Platz abzutreten, oder, Kumpel?«

Als der Mann in dem Moment aufstand, sah ihn Wildcat zum ersten Mal richtig.

Der Kerl schob sich in die Höhe und schien dabei auf seltsame Weise zu wachsen, bis er wie ein Turm vor Wildcat stand und Wildcat völlig entgeistert in das bärtige Gesicht mit den schulterlangen Haaren, den gelben Zähnen und den unheimlich freundlichen Augen hinaufstarrte.

»Ha!«, röhrte der Mann und streckte Wildcat eine Hand von der Größe einer Satteltasche entgegen. »Angenehm!«

Ziemlich benommen schüttelte Wildcat dem Riesen die Hand und schaffte es mit letzter Anstrengung, einen so harten Griff zustande zu bringen, dass seine Handknochen nicht zu Brei gequetscht wurden. Er hatte das Gefühl, von drei Seiten gleichzeitig gemustert zu werden. Der Kerl war einen ganzen Kopf größer als Wildcat, der es gewöhnt war, dass die anderen zu ihm aufsehen mussten. Der Fremde hatte ein völlig zugewachsenes Gesicht. Es bestand nur aus Haaren und Bart und war so gutmütig und freundlich, dass man fast Angst bekam.

»Bist du Freund von dieser Lady?«, dröhnte er. »Perfekt!« Er versetzte Wildcat einen Schlag in den Rücken, der ihn zwei Meter durch den Raum beförderte. »Dann auch mein Freund, okay?«

Wildcat hatte sich schnell wieder von dem Schrecken erholt und rammte dem Kerl die Faust in die Schulter. »Klar, Mann!«, rief er.

Dem Riesen trieb es das Wasser in die Augen, was für Wildcat der Beweis war, dass er den Fausthieb wenigstens gespürt hatte. »Ich«, donnerte er, »ich bin Iwan Iwanovich Popolovich Katrinska Titowinski Shazaar.« Wieder streckte er die Hand aus.

Wildcat schüttelte sie pflichtschuldigst. »Und ich«, sagte er, »ich bin Homer Horseball.«

Betty, die bisher nur den Mund aufgerissen hatte, kicherte.

»Ach«, stöhnte Iwan und rollte mit den Augen, »wenn eine Frau über deinen Namen lacht, ist schrecklich.«

»Allerdings!« Wildcat stöhnte ebenfalls.

»Setzen«, bellte Iwan. »Wir zusammen trinken.«

Wildcat hatte die Idee, Bettys neuen Verehrer zu verjagen, längst aufgegeben und gehorchte.

Iwan ließ sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen. »Ich erzähle gerade kleine Lady«, brüllte er, »wie ich von Nordland komme.«

»Tatsächlich?«, sagte Wildcat, dem immer noch der Rücken weh tat.

»Genau!« Iwan strahlte. »Von Alaska. Du kennst Alaska, Mr. Horseball?«

Wieder kicherte Betty. »Er heißt doch gar nicht Horseball«, sagte sie und hielt die Hand vor den Mund.

Iwan sah Wildcat an und sein Bart bebte. »Was?«

Wildcat grinste. »Ich habe doch bloß Spaß gemacht«, sagte er schnell. »Richtig heiße ich O’Shea.«

Iwan runzelte die Stirn, biss sich auf die rosa Lippen und zupfte an seinem Bart. Und dann explodierte er plötzlich vor Lachen. »Ha! Verstehe – ist Spaß! Spaß für Iwan Iwanovich Popolovich Katrinska Titowinski Shazaar. Ha!«

Betty kicherte immer noch, und Wildcat grinste krampfhaft und hätte etwas darum gegeben, ein paar Drinks im Magen gehabt zu haben.

Iwans Riesenfaust sauste auf die Tischplatte herunter. »Spaß! Guter Spaß, was, O’Shea? Gefällt mir. Iwan zahlt dir Drink.«

»Prima Idee«, sagte Wildcat.

Iwan fuhr in die Höhe. »Ich hole Flasche! Du nur warten!« Er stampfte zur Bar und stieß unterwegs ein paar Leute um.

»Wo hast du denn den her?«, fragte Wildcat das Mädchen, dem das Kichern vergangen war.

Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Kunde wie jeder andere«, sagte sie lahm.

»Dann schick ihn doch zum Teufel.«

»Warum denn?«

»Heiliger Florian!«, stöhnte Wildcat. »Wenn du das nicht selber weißt...«

In dem Moment kam Iwan zurück, aber nicht etwa mit einer Flasche, sondern mit zwei.

Er knallte sie auf den Tisch. »Hier!« Er klopfte sich stolz an die Brust. »Und jetzt trinken!«

Er goss Betty einen jämmerlichen Schluck ein und machte für sich selbst und Wildcat die Gläser randvoll. Er hob seines in die Höhe, knirschte mit den Zähnen und schüttete den Fusel in einem Zug in sich hinein. Wildcat folgte seinem Beispiel, und der Russe griff sofort wieder nach der Flasche.

»Langer Weg von Alaska«, meinte er. »Und lange Zeit ohne trinken mit Freund. Tut gut.« Er hob sein Glas, sah Wildcat aufmunternd an und kippte.

Betty nippte schüchtern an ihrem Drink.

»Und warum bist du nach Texas gekommen?«, fragte Wildcat, als die Gläser wieder gefüllt wurden. »Aus geschäftlichen Gründen?«

»Geschäft?« Der Russe wollte sich totlachen. »Ha – Geschäft! Trink, Brüderchen!«

»Mein Gott!«, stöhnte Betty und lehnte sich gelangweilt zurück.

»Gute Stadt, was?«, sagte Iwan und prostete Wildcat zu. »Redrock ist gute Stadt. Kein Schnee. In Alaska die ganze Zeit Schnee. Wie in Russland – mein geliebtes Russland.« Seine Augen wurden feucht, und er ertränkte sein aufkommendes Heimweh in Whiskey.

»Dein Arm tut dir wohl schon weh«, sagte Wildcat, als der Russe nicht sofort wieder eingoss.

»Ha!«, grölte Iwan. »Nie! In Russland eingießen und trinken mit links und spielen mit rechts. Stundenlang. Trinken, spielen, trinken, spielen. Die ganze Nacht.«

»Ehrlich?« Wildcat setzte eine interessierte Miene auf. »Und was spielt ihr?«

Iwans Blick wurde gierig. »Willst du sehen?«

»Klar«, sagte Wildcat.

Iwan strahlte. »Perfekt!« Er lehnte sich nach vorn, stützte den rechten Ellbogen auf den Tisch und streckte die Hand gerade aus. »Los!«

Wildcat hatte begriffen und hätte fast laut hinausgelacht. Er stützte ebenfalls den Ellbogen auf den Tisch und gab Iwan die Hand. Der Griff des Russen war von einer Kraft, dass Wildcat bereits am Anfang fast Hören und Sehen verging. Und als dann Iwan noch Saft einschob und Wildcat die Hand zurückbiegen wollte, da wusste er, dass er sich verdammt würde zusammenreißen müssen.

Grinsend schob auch er Saft rein.

Iwans Lächeln verschwand. Noch mehr Druck.

Wildcat stemmte sich am Boden ab und parierte.

Ihre Hände zitterten, der Griff wurde noch eiserner und erstarrte.

Die Adern standen Iwan wie Drahtseile aus der Stirn. Er griff nach der Flasche, stieß ein trockenes Lachen aus und goss ein.

Wildcats Unterarm pochte vor Schmerzen, aber er brachte immer noch ein fröhliches, gleichgültiges Gesicht zustande. »Und du, Baby?«, fragte er Betty.

»Im Moment nicht, danke«, sagte das Mädchen, die Augen vor Bewunderung weit aufgerissen.

Iwan goss ein paar Tropfen daneben.

»Das kommt von der Anstrengung«, sagte Wildcat sofort.

Wut blitzte in den Augen des Russen. »Anstrengung?«, wiederholte er. »Nie!«

Sie tranken, dann griff Iwan noch stärker an. Wildcat hielt dem Druck stand, rechnete aber jeden Moment damit, Knochensplitter fliegen zu sehen. Der Schweiß lief ihm über den Rücken. Verdammt, hatte der Kerl eine Kraft! So einen Gegner hatte Wildcat noch nie gehabt, und er war schließlich der ungeschlagene Champion von ganz Nordtexas.

Und dann plötzlich ein Schrei am Nebentisch.

»Hoppla! Diesmal kriegt Wildcat einen verpasst!«

Alles fuhr in die Höhe und drängte sich um Wildcat und den Russen.

Iwan sah durch die Runde, die den Atem anhielt, und sein Lächeln wurde starr.

»Deine Freunde, was?«, fragte er Wildcat.

»Richtig«, brummte Wildcat.

»Freunde haben ist gut«, sagte Iwan und legte den nächsten Gang ein.

»Allerdings«, sagte Wildcat und kämpfte gegen den Russen an.

»Ich setze auf den Großen«, sagte plötzlich jemand in die gespannte Stille hinein. »Zwei Dollar. Wer bietet mehr?«

»Das lass ich mich auch zwei Dollar kosten«, sagte ein anderer.

Der Schweiß lief dem Russen über das Gesicht und in seinen schwarzen Bart hinein. »Hat Kraft, O’Shea«, sagte er. »Viel Kraft, was?«

»Kann schon sein«, sagte Wildcat und spürte, wie sein ganzer Arm und die Schulter obendrein zu zittern begannen.

»Fünf Dollar!«, bot einer. »Auf den Großen.«

Dann wieder Stille. Wildcat hörte, wie das Blut in seinen Ohren pochte.

»Fünf Dollar!«, wiederholte der Mann. »Los, Jungs, hat denn niemand den Mut, gegen mich zu setzen? Es muss doch auch jemand geben, der noch an Wildcat glaubt.«

»Maul halten!«, rief jemand.

»Willst du aufgeben?«, fragte der Russe und griente.

»Ich denke doch nicht daran«, sagte Wildcat und schluckte ein Stöhnen hinunter.

»Dumm von dir«, keuchte Iwan.

»Du kannst mich«, murmelte Wildcat.

Iwan holte das Letzte aus sich heraus – und plötzlich sprangen ihm fast die Augen aus dem Kopf.

»Heilige Maria Mutter Gottes!«, schrie jemand.

Mit einem Ausbruch schierer Schadenfreude warf Wildcat seine letzten zehn Gramm Kraft in den Kampf. Iwans Lächeln erstarb, sein Blick wurde verzweifelt, aber er gab nicht nach und...

Und dann war seine Kraft plötzlich gebrochen.

»Au!«, schrie er und Wildcat klappte ihm den Arm zurück und nagelte ihn auf die Tischplatte.

Alles schrie und grölte und hüpfte auf und ab. Wildcat sprang auf die Füße. Seine rechte Hand und der rechte Arm waren ein einziger unerträglicher Schmerz, aber er kannte sich kaum mehr vor Stolz.

Er versetzte Iwan einen Schlag auf die Schulter. »Kumpel...«, begann er.

Weiter kam er nicht.

Er sah Iwans riesige Faust erst, als sie nur noch fünf Zentimeter von seinem Mund entfernt war, und da war es bereits zu spät. Der Schlag saß bereits und klingelte bis in die letzte Gehirnwindung hinein. Leute schrien auf und brachten sich in Sicherheit. Wildcat flog rückwärts über einen Tisch, nahm einen Stuhl und einen Mann mit zu Boden, und Whiskey spritzte durch die Gegend.

Und dann sah Wildcat durch einen Blutschleier, wie sich Iwan in seinem Rachewahn über den Tisch hechtete.

Wildcat rollte sich zur Seite, und der Russe brummte wie eine Lokomotive mit dem Kopf voran gegen die nächste Wand. Er schrie wie ein Bulle, fuhr herum und mit dem blutverschmierten Gesicht direkt in Wildcats Faust hinein.

Die Begegnung war für Wildcat höchst befriedigend.

Wildcat wusste immer noch nicht so recht, worum es eigentlich ging, hatte aber den vagen Verdacht, dass sein neuer Freund Iwan noch nie in seinem Leben einen Kampf im Handringen verloren und deshalb keine Ahnung hatte, wie man sich nach einer Niederlage benahm.

Zu weiteren Überlegungen dieser Art hatte Wildcat allerdings keine Zeit, denn Iwan schwang bereits ein Stuhlbein, und Wildcat musste sich wieder mit einem Ausfallschritt behelfen, wodurch der Russe ein zweites Mal gegen die Wand prallte, an ihr herunterrutschte, sich aber gleichzeitig von ihr abstieß und wie der Leibhaftige auf Wildcat zugefahren kam.

Wildcat hatte sich inzwischen das Blut aus den Augen gewischt und war mehr oder weniger auf alles gefasst. Er begegnete dem Donnerschlag des Russen mit einer vollen Ladung ins Gesicht, einem fast gleichzeitigen Angriff auf den Adamsapfel des Gegners.

Wildcat hatte plötzlich eine halbe Tischplatte in der Hand und ließ sie auf den haarigen Schädel des Russen heruntersausen. Völlig unbeeindruckt griff Iwan erneut an, erwischte Wildcat um die Taille und riss ihn mit sich quer durch Tische und Stühle Richtung Bar.

Heiliger Florian, dachte Wildcat benommen, wenn wir da landen, dann geht viel Glas zu Bruch und der ganze Schnaps. 

Rumms! Man hätte meinen können, dass das Dach heruntergekommen war.

Und dann stieß Iwan einen Ellbogen in Wildcats Gesicht. Wildcat spuckte Blut und wurde langsam zornig.

Er riss das Knie hoch, und Iwan stöhnte. Wenn die scharfen Sporen bloß das Hosenbein erwischt hätten, wäre das ja noch gegangen, aber ganze Hautfetzen – Iwan raste! Er wollte in die Höhe fahren und bekam einen linken Haken unter das Kinn, einen rechten Schwinger unter die Gürtellinie, einen Ellbogen auf die Nase und einen empfindlichen Tritt gegen das Schienbein.

Mehr Glas zersprang, und das ganze Lokal kochte. Iwan schlug wie ein Wilder um sich und ging fast auf die Bretter, was Wildcat ausnutzte und ihm eine Flasche über den Nacken zog.

Ein Jammer, dachte Wildcat trocken.

Iwan fuhr wie von der Tarantel gestochen in die Höhe, Wildcat schnappte sich die nächste Pulle und hatte diesmal mehr Erfolg. Iwan wurde in den Knien weich, doch Wildcat gönnte ihm die Ruhepause nicht, riss ihn wieder in die Höhe und fasste nach. Der Schlag saß so hundertprozentig, dass Wildcat den Aufprall bis in die große Zehe spürte.

Iwan machte die Augen zu, wollte wieder zusammensacken, aber Wildcat kannte keinen Pardon.

Und dann war es plötzlich still.

Wildcat schnappte nach Luft, wischte sich mit dem Handrücken das Blut von Mund und Nase und starrte auf den schlaffen Körper des Russen vor seinen Stiefelspitzen.

Und dann schickte er einen Blick durch die Runde.

Verkrochen hatten sie sich allesamt, und es dauerte einen Moment, bis die ersten den Kopf aus der Deckung streckten.

»Der Fall ist erledigt«, sagte Wildcat spöttisch. »Ihr könnt wieder rauskommen. Nur keine Angst, euch tut niemand was.«

Nur zögernd trauten sie sich und krochen und krabbelten über die Trümmer. Der Kopf des Barkeepers tauchte hinter einem Bierfass auf. Mit der Resignation eines Mannes, der seine Kunden kennt und schon so manches erlebt hat, richtete er sich schließlich auf.

»Nett!«, murmelte er vor sich hin. »Ein echter Volltreffer.«

Jemand lachte. »Leute, packt mit an!«, sagte er. »Das haben wir gleich wieder.«

Und dann lachte plötzlich alles, und der Klavierspieler griff in die Tasten und machte Stimmung. Man schlug bewundernd auf Wildcats Rücken herum, und andere zerrten den Russen in eine Ecke und gossen ihm einen Kübel Wasser über den Kopf. Und dann tauchte plötzlich Betty neben Wildcat auf und sah bewundernd zu ihm auf.

»Mein Gott!«, flötete sie. »Du warst toll! Ich habe es ja gewusst. Von Anfang an habe ich gewusst, dass es stimmt, was die Mädchen von dir sagen.«

Wildcat grinste und legte ihr einen Arm und die Taille. »Dabei weißt du noch nicht einmal die Hälfte, Baby«, sagte er.

Betty klimperte mit den Augen. »So?«, fragte sie kokett. »Noch nicht einmal die Hälfte?«

Wildcat sah zur Schwingtür, dann wieder in Bettys Gesicht. »Du hast dir doch nicht im Ernst eingebildet, dass der Kerl mich schafft, oder?«, fragte er.

Ihr spitzes rosa Zünglein glitt über die Lippen. »So sicher war ich mir da nicht.«

Wildcat zog Betty noch näher an sich.

Heiliger Florian, dachte er, ausgerechnet jetzt werde ich wieder einmal eingesperrt. Wenn ich wenigstens so viel Zeit herausschinden könnte... 

Und plötzlich lief es Wildcat kalt über den Rücken.

Der Marshal war ja noch nicht einmal da.

»Doch«, sagte Betty, »eigentlich habe ich es mir schon gedacht. Nur, weil du mich vorhin einfach hast sitzenlassen...«

Wildcat rannte zur Tür.

»Darling!«, rief Betty hinter ihm her.

Wildcat war schon draußen auf der Straße.

Jack Jackson hatte gesagt, dass es vielleicht Scherereien geben würde, und jetzt hatte er sich nicht einmal blicken lassen.

Es musste etwas passiert sein.

Wildcat rannte durch die Nacht, und das Herz blieb ihm fast stehen, als er sah, dass im Büro des Marshals nicht einmal Licht brannte.

 

 

 

Fünftes Kapitel

 

 

Sonst waren in der Main Street fast alle Fenster beleuchtet. Aus den Saloons drang Musik und Gegröle auf die Straße heraus. Irgendjemand schrie etwas hinter Wildcat her, aber er achtete nicht darauf. Das Haus, in dem Jacksons Büro und das Gefängnis untergebracht waren, lag wie ein schwarzer Klotz vor ihm. Am Bahnhof dahinter wurden leere Wagen auf ein Seitengleis ranchiert. Im Big Dollar Saloon war eine Messerstecherei im Gange, was Wildcat aber auch total ignorierte. Auch hier keine Spur von einem Marshal, und Wildcat wusste jetzt mit Sicherheit, dass das, was Jackson befürchtet hatte, bereits eingetreten war.

Wildcat stürmte zur Tür von Jacksons Büro, aber sie war abgeschlossen. Keine Menschenseele weit und breit. Wildcat spähte durch das vordere Fenster. Nichts als Dunkelheit. Im Big Break schrie jemand auf, also war die Messerstecherei vorbei.

Wildcat stand da und wusste nicht, was er unternehmen sollte. Es gab mehrere Möglichkeiten:

1. Die Tür einrennen.

2. Zum Gemeindehaus laufen und schauen, ob Tweedle da ist.

3. Alarm schlagen.

Aber Wildcat zögerte und versuchte, mit Logik zu operieren.

Wenn ich die Tür einrenne, dachte er, und Jackson hat irgendwo zu tun, dann lande ich in der Zelle und stehe schön dumm da.

Wenn ich zu Tweedle laufe und alles okay ist, dann heißt es gleich wieder, dass ich betrunken bin, ich lande in der Zelle und stehe schön dumm da.

Wenn ich Alarm schlage, dann läuft gleich die ganze Stadt zusammen, und wenn dann alles okay ist, lande ich wegen Ruhestörung in der Zelle und stehe schön dumm da.

Wildcat versuchte unter einem anderen Blickwinkel an die Sache heranzugehen. Es bestand schließlich auch noch die Möglichkeit, dass Jackson und Tweedle aus irgendeinem Grund die Stadt hatten verlassen müssen. Wenn das der Fall war, hatten sie Tweedles Hilfsmann Frank Smith Bescheid gesagt – das stand fest.

Okay.

Wildcat rannte zum Bahnhof. In dem Gebäude selbst war niemand. Also raus zum Gleis.

Schwaden von Dampf und Rauch. Die alte Rangierlok schob gerade einen leeren Personenwagen auf das Abstellgleis. Frank Smith stand in der Lok und schaufelte wie besessen Kohlen in das Feuerloch.

»Frank!«, schrie Wildcat, aber das Keuchen der alten Lok verschluckte alles.

Wildcat überlegte nicht lang. Er wusste, dass in ein paar Minuten der Zug von Dallas die langgezogene Steige heraufgeschnauft kommen würde, die ungefähr eine Meile unter Redrock begann. Wenn der Zug hier halten und warten musste, bis das Gleis frei war, würde er den Rest wahrscheinlich nicht mehr schaffen.

Frank Smith, der die Sonntagsschule abhielt und Tweedle half, wo es nötig war, hatte offensichtlich den ganzen Nachmittag gebechert und war erst jetzt nüchtern genug gewesen, um zu kapieren, dass hier Platz geschaffen werden musste.

Wildcat schwang sich auf die Rangierlok und packte Smith an den knochigen Schultern. Der alte Mann fuhr erschreckt herum.

»Hast du Jackson oder Tweedle gesehen?«, schrie Wildcat.

»Was?«, schrie Smith zurück.

»Ob du Jackson oder Tweedle gesehen hast?«

Smith schüttelte den Kopf. »Nein!«

Wildcat machte auf dem Absatz kehrt und sprang wieder von der Lokomotive. Er lief zum Gemeindehaus, in dem Tweedle sein Büro hatte. Als er hinter der Bank um die Ecke bog, atmete er erleichtert auf, als er wenigstens in Tweedles Büro Licht brennen sah.

Wildcat ging die letzten Meter in normalem Schritt.

Da wärst du tatsächlich schön dumm dagestanden, dachte er, während er durch die verlassene Seitenstraße auf das Fenster zuging.

Der alte Jack und Tweedle waren bestimmt in ein so ernsthaftes Gespräch verstrickt, dass sie den Krawall im Saloon nicht einmal gehört hatten. Trotzdem sah das Jackson nicht ähnlich.

Wildcat ging über die Veranda und spähte durch das Fenster. An der linken Wand stand Tweedles Schreibtisch mit der Lampe und rechts die beiden Sessel. Dazwischen war kaum Platz, so klein war der Raum. Zwei Menschen konnten nicht einmal nebeneinanderstehen.

Wildcat schlug eine Hand vor den Mund.

Stehen nicht, aber übereinander liegen. Und das in einer Blutlache.

Wildcat riss den Revolver aus der Halfter und schickte drei Schüsse in den Nachthimmel hinein. Ihr Echo war noch nicht verklungen, als schon Rufe und Schreie durch die Straßen hallten. Die Leute reagierten prompt.

Aber sie waren Wildcat nicht schnell genug an Ort und Stelle. Er konnte nicht erkennen, wer da am Boden lag, und hechtete kurzentschlossen durch das Fenster.

Wildcat kam auf allen vieren auf, kroch auf die beiden Leichen zu und drehte die oberste um. Der Mann war ihm fremd – dünn, schwarzhaarig, schmaler Schnurrbart, geblümte Weste und gepflegte Hände. Das weichliche Gesicht war von grauenvoller Angst entstellt. Der Mann musste schnell gestorben sein, denn mit quer durchgeschnittener Kehle lebt man nicht mehr lang.

Und dann sah Wildcat in das Gesicht des zweiten Mannes. Es gehörte Tweedle. Sein Ausdruck war schieres Erstaunen. Ihn hatte der Mörder direkt in das Herz gestochen. Ein gekonnter Stoß.

Wildcat war fassungslos. Tweedle hatte er viele Jahre gekannt, den anderen Mann sah er zum ersten Mal in seinem Leben.

Das Blut der Toten war noch warm. Wildcat fühlte einen üblen Krampf im Magen.

Warum?, dachte er. Und wer? 

Und dann hörte er die Schritte und die Stimmen der Leute und starrte in entsetzte Gesichter.

»Großer Gott!«, stöhnte jemand. »Wie ist denn das bloß passiert?«

Wildcat suchte nach einem Gesicht in der Menge, sah es aber nicht.

Jack Jackson war nicht dabei.

 

 

 

Sechstes Kapitel

 

 

Seit ewiger Zeit war in Redrock kein so prominenter Mann wie Tweedle mehr ermordet worden, und die Bevölkerung war außer sich. Kurz nach Wildcats Alarmschüssen drängten sich bereits gut über fünfzig Männer in das Gemeindehaus und zertrampelten sämtliche Spuren, die vielleicht zu einer Aufklärung der Tat hätten führen können. Obwohl Wildcat den Wahnsinnsverdacht nicht loswerden konnte, dass vielleicht Jackson das gleiche Schicksal ereilt hatte, behielt wenigstens er genug kaltes Blut, um das Wenige, das nicht zerstört wurde, voll zu registrieren.

Nirgends war ein Messer zu sehen, auch nicht bei den Toten. Dass sie sich gegenseitig in einem Kampf umgebracht hatten, schied also aus. Eine dritte Person hatte den Doppelmord begangen und die Waffe mit sich genommen.

Zum anderen hatte sich der Täter durch die rückwärtige Tür Einlass verschafft, denn sie war aus den Angeln gerissen, und das Schloss hing halb aus dem Türstock. In dem kleinen Durchgang hinter dem Gemeindehaus fand Wildcat außerdem eine leicht verbogene Eisenstange. Der Mörder hatte die beiden Männer also überrascht und vorsätzlich ermordet. Dass sie aus irgendeinem Grund zu dritt verhandelt hatten und plötzlich ein Streit ausgebrochen war, diese Möglichkeit fiel weg.

Und zum dritten war der Mörder wieder durch die rückwärtige Tür geflüchtet, denn bis zur Ecke des schmalen Durchgangs konnte man seine Fußabdrücke deutlich erkennen. Dann war auch dort alles zertrampelt.

Und zuletzt kam Raub als Motiv nicht in Frage. Tweedles Schreibtisch war nicht gewaltsam geöffnet worden, die Regale waren in Ordnung, die Brieftaschen steckten noch in den Jacketts der Toten, die Geldbeutel in den Hosentaschen.

Und aus all dem lässt sich schließen, dachte Wildcat, als der Bürgermeister angekeucht kam, dass in der Stadt ein Mörder frei herumläuft. Ein Mörder, für den Tweedles Tod so notwendig war, dass er es in Kauf nahm, den Fremden gleich auch noch zu erledigen.

»Es sei denn, der Fremde hatte seine Finger auch mit im Spiel«, sagte der Bürgermeister, als er mit Wildcat in sein Büro ging.

Wildcat wartete, bis der kahlköpfige Mann die Tür hinter sich zugemacht hatte, denn draußen auf dem Gang ging es zu wie in einem Bienenstock.

»In welchem Spiel?«, fragte Wildcat dann.

Trent ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und wischte sich das knallrote, glänzende Gesicht mit seinem karierten Taschentuch ab. »Das wäre doch möglich«, sagte er. »Ich meine, es könnte doch sein, dass Tweedle einer Sache auf der Spur war und der Fremde ihm dabei geholfen hat. Damit wäre der schreckliche Doppelmord erklärt und gleichzeitig auch deine Theorie, dass der Fremde sozusagen durch Zufall sterben musste.«

Wildcat drehte sich eine Zigarette. »Bürgermeister«, sagte er, »an die Möglichkeit habe ich nicht gedacht, aber es kann durchaus so gewesen sein.«

Trent seufzte und wischte sich noch einmal über das Gesicht. »Als ob sich dadurch viel ändern würde«, sagte er. »Die beiden Männer sind auf die brutalste Weise umgebracht worden, und der Marshal ist verschwunden – wie du sagst.«

»Eben«, sagte Wildcat.

»Entsetzlich!«, jammerte der Bürgermeister. »Einfach entsetzlich. Du suchst nach Jackson und dabei findest du Tweedle und den anderen.«

»Genauso ist es gewesen«, sagte Wildcat. »Und wenn Sie mich jetzt gehen lassen, dann könnte ich versuchen, den alten Jack aufzutreiben.«

»Ja«, sagte Trent nervös. »Ja, das ist jetzt das Wichtigste. Jack muss aufgetrieben werden. Er ist der einzige echte Gesetzesvertreter, den wir haben, und hier scheinen fürchterliche Dinge vor sich zu gehen.«

»Na ja, der alte Frank Smith ist schließlich auch noch da.«

Der Bürgermeister verzog das Gesicht. »Mein Gott!«, sagte er. »Der alte Frank...«

»Ist immer noch besser als gar keiner«, fiel Wildcat dem Bürgermeister ins Wort. »Ich sage ihm jetzt Bescheid, und dann schaue ich, ob ich den Marshal nicht doch auftreiben kann.«

»Ja«, sagte Trend. »Ja, der Marshal muss her.«

Wildcat fuhr zurück, als ihm die Tür entgegenflog und der Barkeeper vom »Big Break hereingestürzt kam. Er war weiß wie die Wand und hatte einen Blick wie ein gehetztes Tier.

»Da draußen ist ein Toter«, stotterte er.

»Sogar zwei«, sagte Wildcat.

»Nein, nein, die meine ich nicht«, rief der Barkeeper. »Ich meine den hinter meinem Saloon.«

»Noch einer?«

Der dicke Mann schnappte nach Luft. »Erstochen und total zersäbelt.«

Wildcat nahm die Beine unter die Arme. Hinter dem Saloon hatte sich bereits ein Haufen von Männern versammelt, Laternen wurden hochgehalten. Wildcat verschaffte sich gewaltsam Platz und drängelte sich zu dem Toten vor.

Auch dieses Gesicht hatte Wildcat noch nie gesehen. Ein Vollbart und derbe Kleidung. Nach der Art, wie er den Revolver umgeschnallt hatte, jemand, der sich nicht gescheut hatte, ihn zu ziehen. Der Kampf, der ihn das Leben gekostet hatte, musste ziemlich grausam und schonungslos gewesen sein. Sein Hemd war vorn aufgerissen, ein Stiefel fehlte ganz, Mülleimer waren umgekippt, und überall lagen Abfälle herum. Der lehmige Boden war zertrampelt, und der Schweiß glänzte noch auf dem Gesicht des Toten. Er war nicht schnell gestorben. Das Messer in seiner Hand war blutverschmiert, was aber nicht bedeuten musste, dass sein eigenes Blut daran klebte.

Der Mann war tatsächlich total zersäbelt, wie sich der Barkeeper ausgedrückt hatte.

»Allmächtiger!«, murmelte jemand. »Drei in einer Nacht.«

»Da geht ein Irrer um«, sagte ein anderer.

Der Bürgermeister kam angelaufen, Frank Smith im Schlepptau. Smith sah so aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig zusammenbrechen, und zwang sich mit letzter Kraft, pflichtschuldigst die Leiche zu durchsuchen. Das erste, was er fand, war eine Brieftasche mit über hundert Dollar.

Wildcat bekam langsam weiche Knie. Ein dritter Mord und immer noch kein Jack Jackson.

»Was hältst du von dem Ganzen?«, fragte der Bürgermeister den zitternden Smith.

Smith zuckte mit den Schultern. »Also«, sagte er lahm, »für den Mann da ist jede Hilfe zu spät. Erstochen. Meiner Meinung nach hat es ein Handgemenge gegeben, und dabei ist er erstochen worden.«

»Verdammt!«, rief jemand, »ist das vielleicht der ganze Rechtsschutz, den man als Bürger in dieser Stadt hat?«

Der Bürgermeister fuhr wütend herum. »Maul halten!«, schrie er.

»Was heißt hier Maul halten?«, schrie ein Mann, der gut seine zwei Zentner schwer war. »Wer beschützt uns denn vor dem Geisteskranken, der in unserer Stadt wütet?«

»Eben!«, rief ein anderer. »Wo ist denn der Marshal?«

»Verdammt und zugenäht!«, donnerte Wildcat dazwischen. »Wenn sich jetzt jeder in die Hosen scheißt, wird die Situation dann vielleicht besser?«

»Nein«, jammerte der schwere Mann, »aber jeder von uns kann der nächste sein.«

Die Angst der anderen brachte Wildcat in Wut, und von weichen Knien konnte plötzlich nicht mehr die Rede sein.

Er spuckte aus. »Einen nächsten gibt es nicht, verstanden?!«, brüllte er.

»Woher weißt du das denn?«, fragte jemand.

»Eben!«, meinte ein anderer.

»Wo der Marshal ist, wollen wir wissen!«, rief ein dritter.

Wildcat hielt beide Hände in die Höhe. »Wenn ihr zu blöd seid, von selber draufzukommen, kann ich euch das genau sagen«, rief er. »Jackson jagt den Mörder. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass er zu Hause in seinem Bett liegt und pennt?«

Die Männer traten von einem Fuß auf den anderen, und Wildcat überlegte sich die nächste Lüge, als ihm der Bürgermeister zu Hilfe kam.

»Los, Männer!«, rief er. »Macht den Hof hier frei. Wir kümmern uns schon um das Nötige, und wie O’Shea schon gesagt hat, der Marshal ist dem Mann auf der Spur. Geht nach Hause und verhaltet euch ruhig, damit ihr die Fahndung nicht stört und der Marshal den Mörder schnellstens hinter Gittern hat.«

Die Männer verzogen sich widerwillig.

Der Dicke war einer der letzten. »Stimmt das, dass der Marshal dem Mörder schon auf der Spur ist?«, fragte er Wildcat.

Wildcat grinste ihn an. »Billy«, sagte er, »habe ich mich je beim Lügen erwischen lassen?«

Jemand lachte.

»Los, Jungs«, rief ein anderer. »Gehen wir.«

Als der letzte um die Ecke gebogen war, atmete Wildcat auf. Der Bürgermeister ebenfalls.

»Weißt du tatsächlich etwas, O’Shea?«, fragte er.

»Keine blasse Ahnung habe ich«, sagte Wildcat.

Trent schüttelte verzweifelt den Kopf. »Und ich hatte schon gehofft...«

»Mit hoffen kommen wir hier nicht weiter, Bürgermeister«, schnitt ihm Wildcat das Wort ab. »Ich wollte lediglich, dass die Typen abziehen, bevor das große Angstgeheul losgeht.«

Der Bürgermeister nickte. »Du hast recht, O’Shea«, sagte er. »Ich bin froh, dass wenigstens du da bist.«

»Ich der Held von Redrock!«, spottete Wildcat. »Kann ich jetzt endlich gehen und Jack suchen?«

»Natürlich«, sagte der Bürgermeister.

»Hoffentlich findest du ihn, Wildcat«, sagte Frank Smith, der immer noch neben der Leiche kniete.

»Heiliger Florian!«, stöhnte Wildcat. »Ich muss!«

 

 

 

Siebtes Kapitel

 

 

Wildcat ging direkt zum Büro des Marshals. Der Abend hatte ganz normal angefangen, eben wie jeder Samstag in der Stadt. Ein paar Gläser Bier oder Whiskey, vielleicht eine gute Prügelei, ein paar Runden Poker und ein Mädchen. Das Schlimmste, was Wildcat an so einem Wochenende passieren konnte, waren zwei bis drei Tage in der Zelle, wo ihm dann Jack Jackson den ganzen Tag die Leviten las und ihm fabelhaftes Essen und den besten Kaffee von ganz Nordtexas durch die Gitterstäbe reichte.

Aber alles war schiefgegangen. Überall, schien es, lagen Leichen herum. Jack Jackson hatte damit gerechnet, dass es Scherereien geben würde, was prompt eingetreten war, und jetzt war er auch noch verschwunden.

Vielleicht sogar tot!

Bei dem Gedanken krampfte sich Wildcat der Magen zusammen. Bei jedem Streit mit dem Marshal, bei jedem Aufenthalt hinter Gittern hatte er den Mann mehr schätzen gelernt. Und dass Jackson ihn mochte, das wusste Wildcat. Verdammt, sie verstanden sich eben. Sie lebten beide in dem ständigen Gedanken an das Gesetz. Der eine, um es geachtet und gewahrt zu sehen, und der andere, um es möglichst zu umgehen und herauszubekommen, wie weit es dehnbar war.

Und jetzt war Jackson vielleicht tot.

Die Main Street von Redrock war der reinste Hexenkessel. Überall standen Gruppen von Männern herum, die diskutierten und sich gegenseitig zu überschreien versuchten. Alles war so gereizt und nervös, dass jeder jedem pausenlos Prügel androhte. Wildcat bahnte sich seinen Weg und kümmerte sich keinen Deut um die erregten Gemüter, denn er hatte schließlich genug mit seinen eigenen Befürchtungen zu tun.

Deshalb merkte er auch nicht, wie der Riesenkerl sich auf ihn zuwälzte. Erst als er einen Schlag auf die Schulter bekam, der ihn fast zu Boden gestreckt hätte, sah er auf.

»He, Wildcat!«, dröhnte die Stimme aus einer Whiskeyfahne, die sich sehen lassen konnte. »Kannst stolz sein. Schlägst Iwan Iwanovich Popolovich Katrinska Titowinski Shazaar einfach auf die Bretter!«

Der Schrank von einem Russen blutete immer noch aus der Nase, und seine Goldzähne blitzten, als er Wildcat die Riesenfaust vor das Gesicht hielt.

»Ich habe jetzt keine Zeit«, sagte Wildcat und wollte weitergehen.

Iwan packte ihn am Ärmel und hielt ihn zurück. »Moment, Wildcat«, dröhnte er. »Du bist Iwan Revanche schuldig.«

Wildcat griff nach der Waffe.

Iwan riss die Augen auf und ließ sofort den Ärmel los. »He!«, brüllte er. »Hast du immer noch Wut?«

Wildcat schüttelte den Kopf. »Ach wo! Ich habe nie eine gehabt. Der Kampf war Klasse, und wir können die Revanche schon austragen, aber nicht jetzt. Ich habe im Moment wirklich keine Zeit, und wenn du mich nicht weitergehen lässt, dann schieß ich mir meinen Weg frei, verstanden?«

»Aber ich lasse dich doch weitergehen«, rief Iwan.

Wildcat tat es, und Iwan lief prompt neben ihm her. »Du hast Schwierigkeiten, was?«, fragte er.

»Allerdings«, sagte Wildcat.

»Lauter Tote«, sagte der Russe. »Traurig. Wie in meinem geliebten Land. Der Zar...«

»Verdammt!«, fuhr Wildcat dazwischen. »Lass mich in Ruhe.«

»Ich will dir aber helfen!« Iwan setzte eine dickköpfige Miene auf.

Wildcat blieb stehen und sah den Kerl an. Eine echte Mischung aus ehrlich und nicht ganz dicht, dachte er. Und plötzlich fiel ihm ein, dass Jack Jackson gesagt hatte, er solle auf Fremde achten.

Mann, das war doch unmöglich! Iwan war die ganze Zeit mit ihm in Saloon gewesen.

Trotzdem, auf nichts war mehr Verlass. Zumindest begriff Wildcat nichts mehr. Hinter dem, was hier in Redrock passierte, musste doch ein Grund stecken. Irgendein fester Plan. Aber welcher? Nichts durfte außer Acht gelassen werden.

Auf Fremde achten, hatte der Marshal gesagt.

Wildcat versetzte Iwan einen Schlag auf den Rücken. »Okay«, sagte er. »Wenn du unbedingt willst, dann komm mit.«

Iwan strahlte wie ein Kind und ging neben Wildcat her.

»Du gefällst Iwan«, sagte er. »Du bist stark und schlägst mich zweimal im Kampf. Du bist größte Kraftmann in ganze Welt und Alaska.«

»Aha«, brummte Wildcat und rannte weiter.

Vor dem dunklen Büro des Marshals angekommen, zog Wildcat sofort den Revolver.

»He!«, rief Iwan sofort. »Was du tun?«

»Das Schloss aufschießen – was denn sonst?«

»In Gefängnis einbrechen, du musst krank sein!«

Krank oder nicht, Wildcat hatte den Abzug schon durchgezogen, und die Tür flog auf. Wildcat war in der nächsten Sekunde in dem finsteren Raum.

Er hörte, wie Iwan ihm folgte, gegen einen Stuhl stieß und fluchte. Im Schein eines brennenden Streichholzes inspizierte Wildcat den Raum, ohne weiter auf den Russen zu achten. Alles war in Ordnung, auch hinten, bei den Zellen.

Wildcat kam wieder nach vorn, und jetzt erst fiel sein Blick auf den Gewehrschrank.

»Heiliger Florian!«, murmelte er in sich hinein. »Sehr gut.«

Er warf das Streichholz auf den Boden und trat es aus.

»Komm, Alterchen!«, rief er Iwan zu. »Hier, durch die Seitenstraße.«

Ein Pulk von Männern wälzte sich bereits wieder durch die Main Street auf das Gefängnis zu. Natürlich hatte jeder den Schuss gehört und wollte nachsehen, was nun schon wieder passiert war. An der Ecke blieben Wildcat und Iwan stehen und sahen zurück.

»He, Wildcat«, flüsterte Iwan. »Was soll denn das Ganze?«

»Ich suche einen Freund«, sagte Wildcat.

»Den Marshal?«

»Ja.«

»Ist er weg?«

»Ja«, sagte Wildcat und schnitt den Weg zurück zur Main Street über ein Stoppelfeld ab. »Aber ich habe trotzdem etwas entdeckt, was ein gutes Zeichen ist.«

»Was?«

Wildcat steuerte direkt auf den Mietstall zu, in dem mittlerweile alles dunkel war.

»Ist dir der Gewehrschrank nicht aufgefallen?«, fragte er den Russen.

»Doch«, sagte Iwan. »Steht an der Wand.«

»Klar steht er an der Wand«, sagte Wildcat ungeduldig. »Wo denn sonst? Ich meine, ein Gewehr fehlt.«

»Warum?«

Wildcat gab es auf. Vielleicht hatte es auch gar nichts zu bedeuten, dass ein Gewehr fehlte. Trotzdem – Wildcat wusste genau, dass Jackson das Gewehr nur benutzte, wenn er über Land ritt. Und wenn sich jetzt noch herausstellte, dass auch das Pferd des Marshals fehlte, dann konnte man daraus doch seine Schlüsse ziehen und neue Hoffnungen schöpfen.

Vielleicht war Jack Jackson in sein Büro gegangen, ohne jemand ein Wort zu sagen, hatte sein Gewehr geholt und war aus der Stadt geritten.

Wildcat stürzte in den Mietstall, Iwan hinter ihm her. Unruhige Pferde, der Geruch von Mist und Jauche, eine einzige Funzel vor den rückwärtigen Boxen.

»Peabody!«, schrie Wildcat.

Wie von einer Schlange gebissen fuhr unter der Funzel ein kleines, mickriges Männlein aus seiner Wolldecke und sah ängstlich um sich.

»Was ist denn los, um Gottes willen?«, rief er mit dünner Stimme.

Wildcat stand mit einem Satz neben Peabody. »Ist das Pferd vom Marshal da?«, fragte er.

»Ob wer da ist?«, fragte der alte Mann und legte eine Hand hinter die Ohrmuschel.

»Das Pferd vom Marshal!«, brüllte ihm Wildcat ins Gesicht.

Peabody schüttelte den Kopf. »Nein. Der Marshal hat es vorher geholt und ist weggeritten.«

Ein solcher Strom von Erleichterung ging Wildcat durch die Glieder, dass er ganz knieschwach wurde.

»Also weggeritten«, sagte er. »Vor ungefähr einer Stunde?«

»Ja«, sagte der Alte eifrig. »Vor ungefähr einer halben Stunde. Ziemlich eilig hatte er es. Es ist wichtig, hat er gemeint.«

»War er verletzt oder war alles okay?«

Der alte Mann neigte den Kopf. »Was sagst du?«

»Ob er verletzt war?«, schrie Wildcat.

Peabody verzog das Gesicht. »Plärr doch nicht so, Wildcat«, sagte er.

»Heiliger Florian!« Wildcat schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

»Fluch doch nicht gleich«, sagte der Alte. »Lass mich erst einmal ausreden. Ziemlich grausam hat er ausgesehen, unser Marshal. Alles voll Blut. Aber er hat gesagt, dass alles in Ordnung ist und ihm nichts fehlt.

»Blut?«, wiederholte Wildcat.

»Ja, Blut. Hände, Arme, sein Hemd – alles voll. Ich sagte: Marshal, du siehst aber vielleicht aus. Und da sagte er: Ist aber nicht schlimm, Peabody, sagte er. Mich hat es nicht erwischt, aber schnellstens aufbrechen muss ich jetzt. Es ist wichtig. Das hat er gesagt, und ich habe es ihm auch geglaubt.«

»Okay«, sagte Wildcat und rannte bereits wieder los.

»Und dann hat er noch gesagt, dass er heute nicht mehr zurückkommt!«, schrie Peabody hinter ihm her.

Wildcat drehte sich nicht einmal mehr um.

»He!«, rief Iwan, als er Wildcat auf der Straße eingeholt hatte, »wo willst du hin?«

Wildcat blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte nicht die blässeste Ahnung.

»Weiß ich nicht«, sagte er mit ziemlich dummem Gesicht.

»Dann erst einmal trinken«, grölte der Russe und zeigte die Goldzähne.

Die Idee war nicht schlecht. Wildcat brauchte dringend einen Drink. Irgendetwas tat sich, und er wusste nicht, was. Drei Menschen waren umgebracht worden, und er wusste nicht, warum. Jack Jackson war weggeritten, und er wusste nicht warum und wohin. Irgendetwas braute sich zusammen, aber er hatte keine Ahnung, wann die Katastrophe losbrechen würde. Er steckte mitten im dicksten Schlamassel und hatte von nichts eine Ahnung.

Nur ein Gefühl wurde er nicht los: Sein Instinkt sagte ihm, dass er in dieser Nacht nüchtern bleiben musste.

»Gut«, sagte er daher. »Aber höchstens zwei Glas Bier – mehr nicht.«

Die flache Hand des Russen sauste auf die Schulter Wildcats herunter und schmetterte ihn fast zu Boden. »Gut!«, donnerte er. »Gehen wir in den Silver Slipper?«

»Oder wieder in den Big Dollar«, sagte Wildcat.

Iwan grinste. »Ha! Wegen der kleinen Betty, was? Ha!«

Wildcat hatte nicht mit einem Gedanken mehr an das Mädchen gedacht, was sich jetzt aber schlagartig änderte.

Teufel, dachte er, der alte Jack ist am Leben und reitet irgendwo in der Gegend herum. Irgendwie wird sich das schon alles entwirren. Nüchtern bleiben, gut, das Opfer konnte er ja gerade noch bringen, aber es war mit dem besten Willen nicht einzusehen, was gegen eine Tändelei mit der kleinen Betty einzuwenden wäre.

Wildcat hatte schon viel zu oft in seinem Leben mit dem Tod zu tun gehabt, um nicht zu wissen, dass es am besten war, in den Armen eines Mädchens wie Betty Ablenkung zu suchen.

»Ja«, sagte er und grinste. »Wegen Betty!«

Und nun versetzte Wildcat dem Russen einen Schlag auf den Rücken, dass diesem fast die Goldzähne aus dem Vollbart fielen.

Im Big Dollar war es noch lauter, noch rauchiger und noch voller als vorher. Von der Schlacht, die hier schon geschlagen worden war, zeugten nur ein paar Splitter, die noch herumlagen, sonst war alles wieder okay.

Wildcat sah sich höchst zufrieden um und suchte natürlich nach Betty.

Und dann hatte er sie entdeckt. Sie stand in einem Kreis von ziemlich raubeinigen Bewunderern. Genau fünf waren es. Hinter ihr drehte sich das Rad eines Glücksspiels, und ihr Lachen klang silberhell durch das Lokal.

Wow, ist die hübsch, dachte Wildcat und ging auf das Mädchen zu.

Doch dann blieb er plötzlich stehen.

Er hatte eines der fünf Gesichter wiedererkannt und hielt die Luft an.

»He!«, sagte Iwan und stieß ihn in die Seite. »Da ist sie doch, deine Betty. Los, komm.«

»Nein«, sagte Wildcat.

»Wieso denn?« Iwan wollte Wildcat weiterschieben.

»Mensch...«

Wildcat wollte dem Russen erklären, dass man sich mit dem vierschrötigen Mann mit den engstehenden Augen und der dreieckigen Narbe auf der linken Backe lieber nicht anlegte. Er wollte sagen, dass der Mann, der gleich zwei Revolver trug, Buckeye Tacker war und die anderen vier bestimmt seine Bande, aber es war bereits zu spät.

Der Russe murmelte etwas über seine eigene Männlichkeit in seinen Bart und ging wildentschlossen auf Betty los.

 

 

 

Achtes Kapitel

 

 

Jeder in dem knallvollen Saloon musste gewusst haben, wer Buckeye Jim Tacker war – jeder, außer Iwan. Und die meisten ahnten, dass der Russe direkt in ein Blutbad hineinsteuerte. Wie vor einem Aussätzigen trat alles zur Seite und ließ Iwan durchgehen. Ein paar Stühle fielen um, weil die Tische in der Nähe der reizenden kleinen Betty fluchtartig geräumt wurden. Die Stille senkte sich wie ein Tuch über das Lokal, und selbst der Klavierspieler hatte begriffen und hörte mitten im Takt auf.

Falls Iwan inzwischen etwas begriffen hatte, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Der große schwarze Mantel flatterte wie ein Drachen hinter ihm her, die Kampfeslust sprang ihm aus sämtlichen Poren. Iwan wollte Betty haben, und nichts konnte ihn davon abhalten, sie dieser Bande von Fremden abzujagen und sie in ihr Zimmer hinaufzuschicken.

Buckeye Jim stand mit dem Rücken zu Wildcat. Er sah nicht wie ein Mann aus, der fünfzehn Morde auf dem Gewissen hatte, die Mexikaner nicht mitgezählt, sondern hatte im Moment nur Augen und Ohren für Betty. Auf seinem Kinn sprießte ein rötlicher Stoppelbart und erinnerte eher an einen gutmütigen Rancher. Dass er der übelste Bursche im ganzen Bezirk von Dalles war, sah man ihm nicht an.

Seine Männer wirkten härter als er. Bei ihnen wusste jeder gleich, dass sie nicht zum Spaß nach Redrock gekommen waren. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Ein junger Kerl, dem sämtliche Vorderzähne fehlten, hatte die Patronengurte sogar über die Schulter hängen. Ein mandeläugiger Mexikaner von unschätzbarem Alter trug eine Winchester in der Armbeuge. Und die restlichen zwei trugen jeweils zwei Revolver, und auf ihren Gesichtern stand geschrieben, dass sie nicht lange Faxen machen würden.

Iwan war nur noch zwei knappe Meter von den Kerlen entfernt, als er von einem der beiden älteren entdeckt wurde. Der Mann erschrak und wollte Buckeye Jim warnen, aber zu spät.

Iwan hatte Buckeye bereits eine Hand auf die Schulter gelegt und leicht nachgetippt. Buckeye Jim, ein Mann von gut neunzig Kilo, flog wie eine Vogelscheuche nach hinten. Sein Gesichtsausdruck war zum Malen, als er sich mit dem Rücken auf die Theke legte, Beine und Hintern in die Luft streckte und mit einer Nackenrolle aus dem Blickfeld verschwand.

Iwan schien seinen Gegner beziehungsweise den Nebenbuhler in dem Moment auch schon vergessen zu haben, denn er zog vor Betty seine strumpfähnliche Mütze vom Kopf, wischte den Mexikaner mit einer lässigen Handbewegung zur Seite und verbeugte sich vor dem Mädchen.

»Kleine Lady«, begann er mit seiner Donnerstimme, kam aber nicht weiter, denn einer von Buckeye Jims Gesellen hatte ihm bereits den Revolver über die bewusste Stelle hinter dem Ohr gezogen.

Iwan seufzte kurz auf und ging im Zeitlupentempo in die Knie, während Buckeye Jim mit einem blutunterlaufenen Augen hinter der Bar auftauchte. Jetzt rannte wirklich alles in Deckung, Betty schrie, und Wildcat glaubte, mindestens neunundvierzig Revolver auf den halbohnmächtigen Iwan gerichtet zu sehen.

Wildcats Entschluss war längst gefasst. Iwan war zwar ein ziemlich lästiger Zeitgenosse, aber er verdiente es nicht, einfach so abgeknallt zu werden. Wenn sich Wildcat einmischte, dann war der Teufel los, das stand fest, aber Wildcat wollte und musste sich dazwischenschalten. Er hielt es einfach für seine Bürgerpflicht.

»Los!«, schrie Buckeye Jim. »Worauf wartet ihr denn...«

Diesmal kam Buckeye Jim nicht weiter.

Wildcat war mit einem Satz über zwei Tische hinweg und rammte Buckeye Jim mit den Stiefeln mitten in den Bauch. Buckeye Jim plumpste wie beim ersten Mal wieder hinter die Bar. Anschließend bekam einer von seinen Gesellen einen Tritt in den Hintern, und die Winchester flog aus den weibischen Händen des Mexikaners. Ihr Kolben beschrieb einen weiten Bogen, machte aus zwei Gesichtern, die ihm im Weg waren, eine unansehnliche Angelegenheit und traf jemand voll an die Schläfe. Und dann sprang Wildcat mit einem Satz über ein paar stöhnende Männer hinweg, um Buckeye Jim an der Theke zu erwarten.

Auf halbem Weg und in vollem Flug traf Wildcat allerdings etwas mit der Wucht einer Lokomotive an der Nasenwurzel. Er flog zwar weiter, landete aber auf den Knien. Der Schmerz ging ihm bis ins Knochenmark, er klatschte vornüber und hatte plötzlich Sägespäne und etwas im Mund, was verdammt salzig schmeckte.

Wenn er jetzt die Besinnung verlor, das war Wildcat klar, dann war er ein toter Mann. Er kämpfte gegen die schwere schwarze Wolke, die ihn einhüllen wollte, und kapierte plötzlich, dass er dem Mexikaner zwar das Gewehr abgenommen, sich aber weiter nicht um ihn gekümmert hatte. Der Typ musste ihn mit einem Stuhlbein oder dergleichen erwischt haben.

Und dann hörte er plötzlich ein tierisches Gebrüll und das Trampeln von Stiefeln und den Schrei eines Mädchens – der Kampf war also noch nicht vorbei.

Wildcat rappelte sich in die Höhe, wischte sich die dicksten Brocken aus den Augen und sah, wie der riesige Russe ausholte und jemand mitten ins Gesicht traf. Das dazugehörige Geräusch war Musik in Wildcats Ohren. Iwans Opfer flog wie ein Gummiball in die Luft und landete auf einem Tisch, der prompt unter dem Gewicht zusammenbrach. Und dann fuhr Iwan herum und griff einen anderen an, und die Prügelei ging plötzlich in alle vier Himmelsrichtungen.

»Jippeee!«, schrie Wildcat und warf sich in das Handgemenge.

Im selben Moment bellte ein Revolver auf, Gips fiel von der Decke, und es stank nach Pulverdampf.

Wildcat blieb wie angewurzelt stehen.

Iwan ebenfalls. Er röchelte wie ein wütender Bulle.

Drei Männer lagen auf dem Boden, einer hing über dem Treppengeländer und blutete aus der Nase.

Der fünfte Mann war Buckeye Jim. Die Haare standen ihm einzeln zu Berge, seine Augen spuckten Feuer, und er hatte einen rauchenden Colt in jeder Hand.

»Das reicht!«, brüllte er.

Wildcat und Iwan hatten sofort begriffen, dass die nächsten Schüsse nicht in die Decke gehen würden. Im Saloon war alles so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.

»Okay«, sagte Buckeye Jim in diese Stille hinein. »Warum führt ihr zwei euch eigentlich so auf? Wie das Gesetz seht ihr mir mit dem besten Willen nicht aus.«

»Der Typ will beleidigen!«, dröhnte Iwan daraufhin prompt.

»Mensch, halt dich da raus!«, fauchte Wildcat den Russen an.

Buckeye Jim stierte Wildcat an. »Also, rede endlich!«, befahl er.

»Es ist so«, sagte Wildcat gedehnt, »dass der alte Iwan gar keinen Streit vom Zaun brechen wollte. Er hat bloß keine Ahnung, wer du bist, und war vorhin schon einmal hier im Saloon und hat mit dem Mädchen geredet und ihr einen Drink spendiert, und da hat er wahrscheinlich gedacht, dass du ihm sein Mädchen ausspannen wolltest.«

Einer von den Männern auf dem Fußboden stöhnte und quälte sich in die Höhe. Auf halbem Wege übergab er sich.

Buckeye Jim sah angeekelt weg. »Jesus!«, murmelte er vor sich hin. »Das wollen Männer sein.« Er wandte sich wieder an Wildcat. »Fertigmachen hätte ich euch sollen. Alle beide.«

»He!«, donnerte Iwan. »Ich denke...«

»Halt du dich raus!«, drohte Wildcat dem Russen.

»Was?«, fragte Buckeye Jim und sein Griff um die Revolver wurde härter.

»Gar nichts«, sagte Wildcat schnell. »Okay, du hättest uns fertigmachen können, Jim, aber ich muss gestehen, ich bin ganz froh, dass du es nicht getan hast. Auch für dich.«

Buckeye Jims Gesicht wurde immer finsterer. »Auch für mich?«, fragte er. »Vielleicht drückst du dich etwas deutlicher aus.«

Wildcat grinste. »Nichts leichter als das. Dass du nicht danebenschießt, Jim, weiß ich. Aber eins darfst du nicht vergessen: Deine Kumpels hier sind im Moment nicht in der Verfassung, dir den Rücken zu stärken. Also bist du auf dich allein angewiesen. Ich bin weiß Gott kein streitsüchtiger Mensch, Jim, aber wenn es einer auf meine Haut abgesehen hat, dann beißt er mit mir zusammen ins Gras – das steht fest.«

Buckeye Jim holte tief Luft, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich. Er musterte Wildcat von oben bis unten. Wildcat wusste, dass es Buckeye Jim besonders darauf ankam, wie er den Revolver im Griff hatte. Und außerdem wusste er, dass seine Helfershelfer inzwischen wieder halb bei Bewusstsein waren, denn sie stöhnten und grunzten im Chor. Aber Buckeye Jim konnte nicht abwarten, bis sie total wieder hergestellt waren. Jetzt oder gar nicht. Wildcat explodierte fast vor innerer Anspannung, grinste aber weiterhin.

»Es stimmt, Buckeye«, mischte sich jetzt wieder Iwan ein. »Ist so, wie Wildcat sagt. Ich komme aus Nordland. Aus Alaska. Kennst du Alaska? Aus dem großen Mutterland bin ich nach Alaska gegangen. Aus Russland. Russland kennst du, oder? Kein Streit und kein Ernst. Nur Spaß. Du bist berühmter Mann, was? Iwan Iwanovich Popolovich Katrinska Titowinski Shazaar wusste das nicht.« Er schluckte und schwankte wie ein Baum hin und her.

Die Waffen immer noch schussbereit, musterte Buckeye Jim jetzt Iwan von oben bis unten. »Mann!«, brummte er schließlich. »Ist das vielleicht eine Marke.« Und dann röhrte er plötzlich vor Lachen. »Aber ehrlich!«

Iwans Gesicht bewölkte sich.

»Allerdings!«, rief Wildcat und wollte sich ausschütten vor Lachen.

Lach mit, du Idiot, dachte er dabei. Wenn du nicht gute Miene zum bösen Spiel machst, dann schießt er dir die Eingeweide aus dem Leib.

Iwan hatte begriffen. Er fletschte die Zähne. »Ha!«, grölte er. »Ha! Alles nur Spaß, was?«

Buckeye Jim hörte so plötzlich auf, als hätte er einen Schalter bedient. Er steckte den linken Revolver ein. »Okay, Jungs«, sagte er. »Ihr habt euch gut geschlagen, und keiner nimmt dem anderen etwas übel. Ihr habt eure Waffen nicht benutzt, also tue ich es auch nicht.«

Der rechte Revolver verschwand in der Halfter.

»Sehr gut!«, rief Iwan, zeigte die Goldzähne und machte einen Schritt auf Buckeye Jim zu, als wolle er ihn umarmen.

Buckeye Jim ging sofort einen Schritt zurück. »Aber ich warne euch«, sagte er mit drohender Stimme. »Lauft uns nicht noch einmal über den Weg, denn dann knallt’s.«

Iwan blieb stehen und schluckte. »Okay.«

Der Mexikaner hatte sich inzwischen in die Höhe gequält und stand auf wackeligen Beinen dumm in der Gegend herum. Ein anderer setzte sich auf.

»Los, Jungs«, sagte Buckeye Jim. »Gehen wir zurück ins Hotel.«

»Und die da?«, brummte der Mexikaner und deutete auf Wildcat und Iwan. »Wir können doch nicht...«

Buckeye Jims Augen wurden schmal. »Hast du vergessen, weswegen wir hier sind?«, fragte er mit kalter Stimme. »Wir haben wichtigere Dinge vor, als uns mit den beiden herumzuprügeln.«

Der Mexikaner sagte kein Wort mehr.

Schweigend rappelte sich der Rest auf. Bei dem einen schien das Nasenbein zu Bruch gegangen zu sein, bei einem anderen fehlten ein paar Zähne. Der dritte konnte nicht aufrecht gehen. Wahrscheinlich ein paar gebrochene Rippen.

»Los, kommt endlich«, brummte Buckeye Jim mit angeekeltem Gesicht.

Plötzlich war ihm offensichtlich noch ein Gedanke gekommen.

Er drehte sich zu den Männern um, die sich am Eingang zusammengedrängt und lediglich als Zuschauer fungiert hatten.

»Und ihr«, sagte er, »kommt bloß nicht auf die Idee, uns hier Scherereien machen zu wollen. Wir wollen unsere Ruhe haben, was auch der einzige Grund ist, dass wir den beiden Kerlen da ihren Fehler nicht ordentlich heimgezahlt haben. Wir bleiben ein oder zwei Tage... Redrock und ich wollen keinen Streit. Wenn es aber doch dazu kommen sollte, dann schießen wir erst und entschuldigen uns anschließend.«

Die Männer tuschelten untereinander.

»Verstanden?«, brüllte Buckeye Jim.

Keiner wagte mehr ein Wort.

»Okay«, brummte Buckeye Jim und machte seinen Leuten ein Zeichen.

Die Männer traten schnell zur Seite, um Buckeye Jim mit seiner Bande durchzulassen. Sie verließen den Saloon, und die Schwingtür fiel hinter dem letzten zu.

Einen Moment lang herrschte noch totale Stille, dann schien der ganze Saloon zu explodieren. Wildcat und Iwan wurden umringt, und alles gratulierte den beiden, die nach allen Seiten hin versicherten, das sei doch wirklich nicht der Rede wert.

Und dann kam plötzlich Betty angeflattert, drängelte sich durch die Männer, warf sich Wildcat an den Hals und küsste ihn stürmisch.

»Oh Wildcat!«, flötete sie. »Du warst toll! Ich habe alles gesehen und hatte eine solche Angst, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun soll. Ich liebe dich, weil du so wahnsinnig stark bist. Und weil du Iwan das Leben gerettet hast. Oh Darling, ich...«

Wildcat grinste, drückte sie an sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Sie lachte und kuschelte sich an ihn.

»Also, Jungs!«, rief Wildcat über ihr blondes Köpfchen hinweg. »Noch schnell ein Bier, und dann lasse ich mir von Betty die Wunden pflegen.«

Lachend drängte alles zur Bar.

 

 

 

Neuntes Kapitel

 

 

Die Dämmerung warf die ersten grauen Streifen über den Himmel, als sich Wildcat stöhnend auf die andere Seite rollte. Jeder einzelne Knochen tat ihm weh, und erst die Kratzer!

Wildcat grinste. Die kleine Betty hatte in ihrer Leidenschaft nicht mehr an sich halten können und ihm die langen roten Fingernägel durch die haarige Brust gezogen.

Wildcat schlug die Decke zurück und betrachtete genüsslich den nackten Körper des Mädchens. Und plötzlich war er hellwach und konnte seine Hände nicht mehr bei sich behalten.

Betty seufzte, zitterte leicht und schlief weiter.

Man soll immer das Beste aus der gegebenen Situation machen, dachte Wildcat. Erst recht, wenn es soviel Spaß macht und anschließend unter Garantie nur Ärger auf einen wartet.

Wildcat streichelte Betty, drückte sich noch fester an sie und konnte gar nicht verstehen, warum das Mädchen nicht aufwachte. Seine Gedanken streiften wieder um die Ereignisse des vergangenen Abends. Tweedle und zwei fremde Männer waren ermordet worden, aber Buckeye Jim und seine Bande steckten bestimmt nicht dahinter, denn Jack Jackson war hinter dem Mörder her. Buckeye Jim und seine Bande hockten in Redrock und warteten auf einen großen Coup – Buckeye Jim hatte es ja selbst gesagt.

Du musst logisch vorgehen, dachte Wildcat, weil ja doch alles an dir hängenbleibt, wenn die Bombe hochgeht. 

Doch Wildcat kam nicht zu seiner Logik, weil genau in dem Moment Betty aufwachte.

»Guten Morgen«, sagte Wildcat und grinste.

Sie vergrub den Kopf in seine Schulter. »Es ist ja noch nicht einmal ganz hell!«, stöhnte sie.

Er küsste sie in den Nacken. »Na und?«, fragte er. »Meinst du, es ist noch zu früh dazu?«

Sie klammerte sich noch fester an ihn. »Ich weiß nicht so recht...« Ihre zarten Finger krochen wie zufällig über seinen Körper und huschten über sehr empfindliche Stellen.

»Heiliger Florian!«, flüsterte Wildcat. »Wenn du...«

In dem Moment klopfte es an der Tür, und Betty fuhr zusammen.

»Verdammt!«, schimpfte Wildcat.

»Pst!«, zischte Betty. »Vielleicht gehen sie wieder.«

Sie hielten die Luft an, klammerten sich aneinander und horchten. Wildcat spürte Bettys Herz klopfen. Mensch, dachte er, wenn der Trottel da draußen... Wieder klopfte es.

»Wer ist das denn!«, flüsterte Wildcat dem Mädchen ins Ohr.

»Keine Ahnung«, flüsterte Betty zurück. »Wir achten einfach nicht darauf.«

»Okay.«

Zwei Sekunden später klopfte es wieder.

»Wildcat!«, rief jemand vor der Tür. »Wildcat! Ich bin’s, Frank Smith. Wildcat!«

Wildcat stöhnte.

»Nein!«, flehte Betty und wollte ihn nicht gehen lassen.

Aber Wildcat war schon aus dem Bett und stieg in seine Hosen. Frank Smiths Stimme war voll Angst, und mit Buckeye Jim in der Stadt...

Wildcat öffnete die Tür einen Spalt. »Mann, in aller Herrgottsfrühe! Was ist denn los, Frank?«

Frank Smith war offensichtlich schon wieder mit seiner alten Rangierlok herumgefahren, denn sein Gesicht war voll Ruß.

»Wir sitzen in der Patsche, Wildcat«, sagte er. »Lass mich rein.«

»Soweit kommt’s noch«, sagte Wildcat.

»Dann schau wenigstens aus dem Fenster«, flehte Frank Smith. »Schau, wer in die Stadt geritten kommt.« Wildcat lief zum Fenster und schlug die Vorhänge zurück. Ein blasser Sonnenschein hatte sich gerade über die dunstig blauen Hügel im Osten geschlichen.

Die Landschaft schlief noch, die Main Street war leer und verlassen.

Bis auf einen einzigen Reiter, dessen müdes Pferd auf den Mietstall zutrabte.

Der Reiter war ein großer, hagerer Mann. Er war schwarz angezogen und hatte das Gesicht eines Indianers. Den Revolver trug er an der linken Seite. Seine rechte Hand fehlte. Nur ein Stumpf ragte aus dem Hemdsärmel.

»Großer Gott!«, murmelte Wildcat.

»Wildcat!«, quengelte Betty. »Was ist denn los? Jetzt ist dieser Mann doch im Zimmer. Schick ihn raus.«

Wildcat drehte sich um. Betty saß im Bett, die Decke bis zum Hals heraufgezogen, und Frank Smith stand mitten im Zimmer und schlotterte vor Angst.

Wildcat griff nach seinem Hemd.

»Aber wo willst du denn hin?«, rief Betty.

»Tut mir leid, Süße«, sagte Wildcat, »aber ich muss weg.«

»Aber...«

Wildcat schnallte den Revolver um. »Okay, Frank«, sagte er. »Gehen wir.«

Wildcat gab dem enttäuschten Mädchen noch schnell einen Kuss auf die Nase, dann verschwand er.

Mit Frank Smith auf den Fersen stürzte er die Treppe hinunter, um Redrocks neuesten Besucher zu empfangen.

 

 

 

Zehntes Kapitel

 

 

Die Pension, in der Betty das Zimmer gemietet hatte, lag direkt neben dem Big Dollar Saloon. Die kleine Halle war zu dieser frühen Stunde natürlich leer und verlassen, und niemand sah die beiden Männer, die an der Haustür einen Moment stehenblieben.

»Ich würde ihn ja selber verhaften, Wildcat«, sagte Frank Smith lahm, »aber ich bin in solchen Sachen nicht so geschickt, und deswegen wäre es mir lieber, wenn du es tun könntest. Du machst es doch, oder? Jetzt gleich, meine ich.«

»Ich spiele doch hier nicht den Sheriff«, brummte Wildcat. »Ich habe schließlich meine Prinzipien.«

»Ja, was willst du denn dann tun?«

Wildcat bedachte Frank Smith mit einem recht abfälligen Blick. »Jetzt hör mir einmal recht gut zu, Alter«, sagte er. »Ich weiß selbst noch nicht, was ich tun werde, ich weiß bloß, dass das da draußen Harry Johnson ist und dass Harry und Buckeye Jim sich hassen wie die Beulenpest. Wenn die beiden aufeinanderprallen, dann gibt es eine Schießerei, wie Redrock sie noch nicht gesehen hat. Wo Harry ist, da ist nämlich auch seine Bande, und wenn er hundertmal allein auftaucht.«

»Du kannst aber doch Harry Johnson nicht einfach aus der Stadt jagen, Wildcat!«, lamentierte Frank Smith.

Wildcat zuckte mit den Schultern. »Ich kann es wenigstens versuchen«, sagte er.

»Etwa jetzt?«

»Verdammt, warum hast du mich denn dann aus dem Bett geholt?«

»Weil ich wollte, dass er verhaftet wird.«

Wildcat stemmte beide Fäuste in die Seiten. »Dann geh doch raus und verhafte ihn.«

»Um Himmels willen – nein!«

Wildcat klopfte dem Mann auf die Schulter. »Okay«, sagte er. »Dann gehe ich jetzt raus und versuche, ihn zum Rückmarsch zu bewegen.«

»Wie willst du das denn machen?«

»Heiliger Florian!«, stöhnte Wildcat und stieß die Haustür auf. »Das weiß doch ich nicht.«

Die dunkle Gestalt des Revolvermannes war schon an der Pension vorbei. Noch einen Block, und er war vor dem Hotel, in dem sich Buckeye Jim eingemietet hatte. Wenn ein Wachtposten aufgestellt war...

Wildcat wusste, dass er schnellstens etwas unternehmen musste.

»Du bleibst hier!«, rief er und knallte Frank Smith die Haustür vor die Nase.

Er stürzte auf die Straße hinaus.

»He, Harry!«, rief er möglichst leise.

Die schwarze Gestalt, die mittlerweile vom Pferd gestiegen war und es am Zügel führte, blieb sofort stehen und drehte sich um. Wildcat lief auf den Mann zu und achtete peinlich darauf, die rechte Hand nicht in die Nähe seiner Revolverhalfter zu bringen.

Auf dem eingefallenen ledernen Gesicht des Mannes, der Harry Johnson hieß, stand der kalte Schweiß. Die schwarzen Augen unter dem breitkrempigen Hut glühten wie Kohlen. Die schmalen Lippen waren zusammengekniffen. Als er Wildcat erkannt hatte, verzog er sie zu einem mageren Grinsen.

»Du bist doch O’Shea, oder?«, fragte er, als Wildcat keuchend neben ihm stand.

»Richtig«, sagte Wildcat. »Bin ich froh, dass ich dich zufällig in die Stadt habe reiten sehen, Harry.«

Johnsons Augen wurden schmal. »Wieso?«, fragte er. »Sind Soldaten in der Stadt?«

Verdammt, dachte Wildcat, was soll denn das nun wieder heißen? 

»Soldaten?«, wiederholte er. »Und ob! Es wimmelt von Soldaten.«

Harry Johnson sah sich nervös über die Schulter, und die linke Hand senkte sich automatisch auf den Revolvergriff.

»Wo sind sie einquartiert?«, fragte er.

»Da drüben im Hotel«, sagte Wildcat und senkte die Stimme. »Da hinten im Big Dollar und am Bahnhof. Ich sage dir ja, es wimmelt. Und wie ich dich eben habe kommen sehen, da habe ich gedacht: den alten Harry, den warnst du lieber.«

»Verdammt!«, fluchte Harry Johnson und spähte die Straße hinunter. »Zum Glück habe ich wenigstens meine Leute nicht mitgebracht.«

»Am besten verdünnisierst du dich wieder«, sagte Wildcat.

Harry Johnson nickte. »Es hat sich doch nichts geändert, oder?«, fragte er. »Ich meine den Zug. Er kommt heute Abend hier durch, oder?«

»Klar«, sagte Wildcat, der immer weniger begriff. »Heute Abend.«

Harry Johnson spuckte aus. »Dann ist der Plan also schon einmal beim Teufel«, sagte er. »Wenn so viele Soldaten in der Stadt sind, dann fällt Redrock aus. Weißt du eine günstige Stelle, wo wir uns verstecken könnten?«

»Ich?«, fragte Wildcat, um Zeit zu gewinnen, und überlegte krampfhaft. »Klar weiß ich eine günstige Stelle. Im Süden der Stadt. Du folgst der Straße bis zu den Baumwollfeldern, und dann biegst du in den Hohlweg ein, der rechter Hand...«

»Zeig mir den Weg.«

»Ich?«

Die Hand des Killers legte sich wieder auf den Revolvergriff. »Du willst den Zug doch nicht etwa selber ausrauben?«, fragte er.

»Ich? Um Himmels willen – nein!«

»Dann zeigst du mir jetzt die Stelle, an der wir uns bis heute Abend verstecken können. Du kennst die Gegend hier und kannst uns vielleicht auch sagen, von wo aus wir am besten operieren. Vielleicht bist du ja sogar daran interessiert, mit einzusteigen?«

Wildcat brachte im ersten Moment keinen Ton mehr heraus. Jeden Moment konnte Buckeye Jim Tacker auftauchen, und dann war die schönste Ballerei im Gange.

Harry Johnson hielt Wildcats Schweigen für Unentschlossenheit.

»Du überlegst, zu welchem Preis«, sagte er. »Ein Sechstel. Wenn du uns hilfst und alles glattgeht, bist du mir ein Sechstel wert.«

»Okay«, sagte Wildcat in seiner Not.

Der Killer nickte. »Okay«, sagte er. »Dann zieh ich jetzt Leine, und du holst dein Pferd, und wir treffen uns an den Baumwollfeldern, von denen du gesprochen hast. Und keine üblen Tricks, verstanden?«

»Ist klar«, murmelte Wildcat.

Harry Johnson schwang sich in den Sattel und gab seinem silbergrauen Pferd die Sporen.

Wildcat beobachtete, wie sich hinter dem Killer der Staub wieder auf die Main Street senkte. Innerhalb von Sekunden war Harry Johnson über den Rand des Hügels verschwunden, der steil zum Fluss und dem Canyon abfiel.

Ich fasse es nicht, dachte Wildcat. Wenn ich bloß kapieren würde, was hier vor sich geht. 

Als plötzlich Frank Smith neben ihm stand, fuhr Wildcat zusammen. Er hatte das mickrige Männlein völlig vergessen.

»Das hast du prima gemacht, Wildcat«, sagte Frank Smith. »Du hast es tatsächlich fertiggebracht, dass er wieder abhaut. Der gemeinste Killer von ganz – He, Wildcat! Wo willst du denn hin?«

»Du bleibst hier in der Stadt, Frank!«, rief Wildcat über die Schulter. »Und wenn Jack Jackson zurückkommt, dann berichtest du ihm, was inzwischen passiert ist, und richtest ihm aus, dass ich Harry Johnson und seinen Leuten helfe, sich irgendwo hinter dem Hohlweg zu verstecken.«

»Aber du kannst doch nicht auch die Stadt verlassen!«, jammerte Frank Smith hinter Wildcat her. »Buckeye Jim ist ja auch noch da.«

»Richtig«, rief Wildcat, »aber wenn ich mich nicht darum kümmere, dass Harry Johnson zu seinem Versteck kommt, dann haben wir den auch noch hier auf dem Hals.«

Vielleicht ist alles bloß reiner Zufall, dachte Wildcat, als er den steilen Abhang hinunterritt.

Dass Buckeye Jim und Harry Johnson praktisch zur gleichen Zeit in Redrock eingetroffen waren, war übel, aber es musste nicht bedeuten, dass die Absichten des

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jack Miles Bickham/Apex-Verlag. Published by arrangement with the Estate of Jack Miles Bickham.
Bildmaterialien: Mina Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Mina Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Mina Dörge.
Korrektorat: Mina Dörge.
Übersetzung: Elisabeth Simon, Bodo Baumann, Alf Keldun (OT: Wildcat Against The House/Wildcat Meets Miss Melody/Build A Box For Wildcat/Wildcat's Rampage).
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2023
ISBN: 978-3-7554-3060-5

Alle Rechte vorbehalten

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