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Leseprobe

 

 

 

 

ADRIAN DOYLE

&

TIMOTHY STAHL

 

 

BLUTVOLK, Band 46:

Der Durst der Toten

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autoren 

 

Was bisher geschah... 

 

DER DURST DER TOTEN 

 

Vorschau auf BLUTVOLK, Band 47: DIE KALTE BRUT 

von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL 

 

Glossar 

 

Das Buch

Die letzte Schlacht ist geschlagen – die Menschheit hat überlebt. Doch das Schicksal jener Wesen, die im Geheimen über uns herrschten, ist ungewisser denn je zuvor.

Liliths Zukunft dagegen scheint auf den ersten Blick ihre Vergangenheit zu sein: Sie erwacht nach langem Schlaf in ihrem Haus in der Paddington Street. Doch die Welt draußen hat sich verändert!

Ihr Kampf ist noch nicht vorüber. Denn das Böse findet immer einen Weg...

 

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

Die Autoren

 

Manfred Weinland, Jahrgang 1960.

Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.

Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.

Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.

Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.

Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.

Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.

 

 

Timothy Stahl, Jahrgang 1964.

Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.

In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.

Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.

In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada.

  Was bisher geschah...

 

 

Erinnern wir uns noch einmal kurz, was nach der Versöhnung der Ur-Lilith (der Urmutter der Vampire) mit Gott geschah:

Landru wird zum Todesbringer für die Vampire, als er mit dem Lilienkelch in die Gegenwart zurückkehrt. Er ahnt nicht, dass der Kelch von Gott manipuliert wurde. Purpurner Staub aus dem Unheiligtum »infiziert« nicht nur Landru selbst, sondern auch alle Oberhäupter der Vampirsippen, die fortan eine heimtückische Krankheit auf die mit ihrem Blut getauften Sippenangehörigen übertragen. Die betroffenen Vampire und ihre Dienerkreaturen verfallen rasend schnell. Die allermeisten verschwinden binnen Tagen vom Angesicht der Erde. Verschont bleiben nur Einzelgänger, die ihre Sippen irgendwann verlassen haben, oder Sippen, die nicht mehr von ihren Gründern angeführt werden.

Als auch Lilith Eden vom Anfang der Zeit zurückkehrt, hat sie eine neue Bestimmung von Gott selbst erhalten: die von der Kelchseuche verschont gebliebenen Vampire ausfindig zu machen und ebenfalls zu vernichten. In Sydney findet sie Spuren unheimlicher Genexperimente, mit denen sich Herak, das Oberhaupt der dortigen Sippe, beschäftigte. Heraks Ziel war es, den Verlust des Lilienkelchs als »Fortpflanzungsinstrument« seiner Rasse mit einer Verquickung aus modernster Biotechnologie und vampirischer Magie aufzuheben. Und tatsächlich scheint es den Wissenschaftlern gelungen zu sein, lebensfähige Homunkuli zu züchten.

In Sydney vernichtet Lilith sämtliche Gen-Vampire. Ein Exemplar jedoch wurde kurz vor ihrem Eintreffen nach New York in ein Speziallabor verlegt. Blindwütig in seiner Gier richtet es ein Massaker an und entkommt auf einem Öltanker Richtung Alaska.

Etwa zeitgleich gebiert die jungfräuliche Nonne Mariah in Maine, USA, ein Kind. Der Junge wächst im Nonnenstift auf, und als er mit einem von der Seuche befallenen Vampir konfrontiert wird, heilt er ihn, worauf das Kloster zum Wallfahrtsort für siechende Kelchkinder wird. Das Neugeborene entpuppt sich jedoch nicht als Heilsbringer, sondern es beraubt die Pilger ihrer noch vorhandenen Magie und Lebenskraft, wodurch es rasch heranwächst.

Sowohl die Vampirseuche, als auch die Geburt des Kindes haben das Weltgefüge auf spiritueller Ebene erschüttert. Eine undurchsichtige Vereinigung wird aufmerksam, als in verstärktem Maße Menschen ihre Parafähigkeiten entdecken. Sie entsendet Mitglieder, um nach den Ursprüngen zu forschen, und einer, Raphael Baldacci, trifft mit Lilith zusammen. Sie werden zu erbitterten Gegnern, als Baldacci Liliths Wesen erkennt.

Indes sucht die Werwölfin Nona nach ihrem verschollenen Geliebten Landru – und stößt auf einen Stamm indianischer Vampire, den der Kelchhüter vor mehr als dreihundert Jahren gründete. Die Besonderheit der Arapaho-Vampire: Es ist ihnen gelungen, sich mit Hilfe ihrer Totemtiere, der Adler, vom Bösen loszusagen. Die Symbiose mit den reinen Tierseelen ermöglicht es ihnen, die dunkle Seite des Fluchs zu besiegen. Seither fügen sie ihren Opfern, kein unnötiges Leid mehr zu und laden das Böse auf ihr Totem ab. Einer dieser Vampire wird von der ahnungslosen Nona angeworben, ihr zu helfen, Lilith Eden zu finden und zu töten. Sie sieht in Lilith die Schuldige an Landrus Verschwinden. Hidden Moon jedoch – so der Name des Arapaho – rettet Lilith vor Nonas Rachsucht. Danach trennen sich ihre Wege zunächst wieder.

Der Gen-Vampir verbreitet Tod und Schrecken im Eismeer. In einem Dorf der Inuit wird er als Gottheit verehrt und legt dort – er ist zweigeschlechtlich – die Eier der nächsten Generation von Vampiren. In diesem Dorf treffen Landru und Lilith aufeinander, beide auf der Spur des Gen-Vampirs. Ihre Ziele decken sich, und gemeinsam gelingt es ihnen, den Vampir und seine Nachkommenschaft zu vernichten.

Lilith kehrt Alaska den Rücken und wird von Mariahs Kind, Gabriel, das sich nach Neuengland abgesetzt hat, geködert. Auch Raphael Baldacci ist unterwegs dorthin. Gemeinsam geraten sie in den Bann des Kindes, das Liliths besondere Lebenskraft stehlen will, um einen erneuten Entwicklungssprung zu vollziehen. Nur indem Baldacci sich opfert, kann Lilith sich dem Bann entziehen. Aber das Kind findet sie nicht mehr. Es scheint skrupellos, denn es hat auch seine leibliche Mutter getötet.

Danach wird Lilith erstmals mit Andeutungen und Geschehnissen konfrontiert, die mit einem von Illuminaten bewachten, mysteriösen Tor zusammenhängen. Auch Raphael Baldacci, so weiß sie inzwischen, gehörte den der Bruderschaft der Illuminaten an, die sich um ihren Anführer Salvat scharen.

Lilith und der Arapaho-Vampir begegnen sich zum zweiten Mal. Hidden Moon verliert sein Totem und kämpft einen verzweifelten Kampf gegen das nun in ihm wachsende Böse. Lilith übernimmt die Rolle des Seelentiers. Fortan sind sie unzertrennlich, bis die erneute Eskalation der Ereignisse sie noch radikaler trennt.

Das Kloster Monte Cargano in Italien ist der Sitz der geheimnisvollen Illuminati und gleichzeitig der Ort, an dem das ominöse Tor steht. Lilith, Hidden Moon, Gabriel und Landru werden getrennt voneinander darauf aufmerksam. Gabriel beraubt Landru eines Großteils seiner Kräfte und versucht, so gestärkt, das bewachte Tor zu öffnen. Doch Salvat tritt ihm entgegen, und im anschließenden Kampf demaskiert er sich – als Engel! Bevor es ihm gelingt, Gabriel zurückzuschlagen und das Tor wieder zu schließen, werden Lilith und Landru durch einen Spalt gezogen. Hidden Moon bleibt ohne sein »Seelentier« zurück, was für ihn zur persönlichen Katastrophe werden muss... besonders, als Gabriel ihn unter seine Fittiche annimmt.

Hinter dem Tor lauert eine ganz spezielle Hölle, eine Zwischendimension, über die es die Seelen Liliths und Landrus in die Vergangenheit verschlägt, an unterschiedliche Orte und in unterschiedliche »Gastkörper«. Landru im Vampir Racoon und Lilith in der als Hexe verschrienen jungen Frau Lilena werden in der Folge mit dem Wirken des leibhaftigen Satans im Deutschland des 30jährigen Kriegs konfrontiert. Erstmals treffen sie auf diese Inkarnation des Bösen, die aus dem düsteren Reich jenseits des Tores entsandt wurde.

Während Landrus Gastkörper bei einer Begegnung mit dem Satan getötet wird, trifft Lilith Salvat und dessen Bruderschaft auch in dieser Vergangenheit und wohnt deren Kampf gegen den Leibhaftigen bei, in dessen Verlauf die Inkarnation des gefallenen Engels Luzifer schließlich von Salvat (in Wahrheit der Erzengel Michael) über einer Pestgrube in London geschlagen wird. Dort erleidet auch das Mädchen Lilena den Tod.

Lilith findet sich neben Landru in der Hölle wieder, und unter größten Anstrengungen gelingt ihnen, wieder durch das Tor zu entkommen, als von der anderen Seite Gabriel erneut die Siegel bricht. Erinnerungslos erscheinen sie im Monte Cargano, denn ihre Persönlichkeit blieb jenseits der Schwelle zurück – als Pfand Luzifers, wie es scheint. Denn Gabriel ist nichts anderes als eine weitere Inkarnation Luzifers, der nach Jahrhunderten erneut Anlauf nimmt, die Weltherrschaft anzutreten. Nur durch Selbstopferung gelingt es Salvat, das Tor noch einmal zu verschließen. Er verschweißt es mit sich selbst – und reißt dabei das Kloster und alle Illuminaten mit in den Untergang.

Lilith und Landru entkommen. Sie wissen nicht mehr, dass sie Erzfeinde sind. Gemeinsam suchen sie ihre Identität und geraten in immer neue Fallstricke Gabriels, der Landru schließlich die Erinnerung wiedergibt und ihm einen Pakt aufzwingt. Mit Hilfe des ehemaligen Kelchhüters will er Lilith Eden in seine Gewalt bekommen. Es gelingt. Auch sie muss schließlich, um ihr Leben zu retten, einen Kontrakt mit ihm schließen. Über den Preis ihrer Rettung aber wird sie im Ungewissen gelassen.

Satan offenbart Nona den Ursprung ihrer Art und schart seine Armee (die Werwölfe) sowie eine vor langer Zeit geschaffene Loge (die Archonten) in Jerusalem um sich, wo auch Lilith Eden sich zu diesem Zeitpunkt aufhält. Gabriel gibt auch ihr die Erinnerung und Persönlichkeit wieder und nennt ihr den Preis, den sie ihm für ihre Rettung zu entrichten hat. Während die Werwölfe unter Nonas Regie alles Leben in der Stadt auslöschen, weiß Lilith, dass dies erst der Anfang ist. Gabriel will alles von Gott geschaffene Leben vernichten, um mit einer Neuschöpfung zu beginnen. Um die Erde mit Kreaturen zu bevölkern, die er mit Lilith zeugen will!

Entsetzt flieht sie mit dem Lilienkelch aus Jerusalem. Ihr Ziel ist der Zeitkorridor bei Uruk, den sie mit Hilfe des Kelchs noch einmal aktivieren will, um dorthin zurückzureisen, wo sie schon einmal war – zum Garten Eden.

Es gibt nur noch einen, der die Welt gegen diesen Feind retten könnte: Gott selbst! Aber wird Lilith ihn finden, und – wird er sie anhören?

Adrian Doyle

DER DURST DER TOTEN

 

 

 

 

 

Die Umarmung der Finsternis war gewichen.

Der Mann irrte schweratmend durch die sturmgepeitschte Nacht. In der Ferne erhellten Blitze den wolkenverhangenen Himmel; ein Abbild der Energien, die durch seine Nervenbahnen rasten und seine Muskulatur in krampfhafte Zuckungen versetzten. Er strauchelte, konnte sich kaum aufrecht halten.

Den Mann störte es nicht. Das Leben war ihm zu fern, um noch daran Anteil zu nehmen. Er war auf dem richtigen Weg, den er traumwandlerisch sicher fand. Alles würde wieder wie früher sein, wenn er sein Ziel erreichte.

Denn wo hätte er Geduld besser erlernen können als in dem tiefen Grab, in dem er einst gelegen hatte...?

Stürmische Winde rüttelten an dem Sommerhäuschen, das hoch auf den Klippen über den gischtenden Wogen des Pazifiks thronte. Der Regen wurde von Minute zu Minute stärker, trommelte auf das Dach und gegen die Fenster.

Die Frau, die mit angezogenen Knien auf dem Bett saß und den Rücken gegen das vergoldete Metallgestell lehnte, nahm den Sturm und seine Boten kaum wahr.

Sie beobachtete, wie der Mann, der bei ihr war, an einer Champagnerflasche hantierte... Nein, eigentlich beobachtete sie nur den Mann. Ließ ihre Blicke über die Attribute gleiten, die sie dazu verführt hatten, ihn zu erwählen...

Nachdem sie endlich aufgehört hatte, selbst Spielzeug zu sein, hatte sie schnell Gefallen daran gefunden, ihre Macht über andere auszuspielen...

Als der Korken sich mit einem trockenen Knall aus dem Flaschenhals löste und quer durch das Zimmer flog, fegte er eines der Bilder von der gegenüberliegenden Wand.

Das Lächeln auf Marvins Gesicht ging in Scherben. Der Bilderrahmen, der es umgab, zersplitterte am Boden.

Bye, bye, Arschloch, dachte Deborah, bevor sie ihren intimen Gast mit rauchig klingender Stimme aufforderte: »Stell die Flasche wieder hin. Ich brauche jetzt die Art von Zuwendung, die eine andere Flasche mir nie schenken konnte...!«

Das war durchaus so doppeldeutig gemeint, wie es klang. Lennox Fears lächelte geschmeichelt. Er hatte Deborah Manson in seiner Stammdisco kennengelernt, wo er sich gelegentlich als Gogo-Tänzer verdingte und dabei wenig mehr als seinen String-Slip am Leibe trug.

Sie hatte also gewusst, auf wen sie sich einließ.

Das letzte Detail würde sie heute Nacht – gleich! – kennenlernen.

»Woran denkst du?« fragte sie.

»An nichts. Nichts Besonderes. Ich genieße es einfach, mit dir zusammen sein zu dürfen.«

»Charmeur. Das miese Wetter stört dich gar nicht?«

»Nicht im Geringsten. Ich finde es sogar äußerst... nun ja... anregend.« Fears stellte die Flasche auf dem Boden neben dem Bett ab. Seine Hände waren nass und auch ein wenig klebrig von dem übergeschäumten Champagner. Aber es störte weder ihn noch sie, und so schmiegte er sich eng an Deborah und begann damit, ihre endlos langen Beine zu streicheln. Als er ihr einen Kuss auf den Mund hauchte, genügte ihr das nicht. Sie zog ihn an sich und küsste ihn mit solcher Leidenschaft, dass ihm schier die Luft wegblieb.

»Ich bin nicht aus Glas«, sagte sie danach und warf einen bezeichnenden Blick zu dem herabgestürzten Bild. »Auch nicht aus Zucker. Ich halte was aus.« Und habe verdammt lange verdammt viel aushalten müssen. 

»Dein Mann ist ein erfolgreicher Geschäftsmann?«

Sie versteifte, was er sofort spürte und richtig einschätzte. Aber selbst einem Gigolo mit Erfahrung konnte schon mal ein kleiner Missgriff unterlaufen, zumal manche Frauen ganz gern über ihre Ehemänner plauderten. Deborah jedoch gehörte definitiv nicht in diese Kategorie.

»Entschuldige, ich wollte nicht –«

»Schon gut. Mein Mann war sehr erfolgreich – zumindest außerhalb unserer vier Wände und bestimmt auch bei anderen Weibern. Aber damit ist es vorbei.« Sie merkte, wie er innehielt, fuhr aber ungerührt fort: »Ich habe mich lange genug verstellt und die Rolle gespielt, die er erwartete. Damit ist Schluss. Endgültig! Und jetzt hören wir auf, von ihm zu sprechen. Wenn du unbedingt dabei reden musst, flüster mir etwas Frivoles ins Ohr. Das ist in Ordnung. Vielleicht fällt dir ja auch ein bisschen mehr ein als dieses übliche: 'Ich will dich –'«

Sie verstummte.

Auch Fears hielt angespannt inne.

Sie hatten beide gehört, wie irgendwo im Haus erneut etwas zu Bruch gegangen war.

Fears löste sich zuerst aus seiner Erstarrung. »Ich gehe nachsehen...«

Sie hielt ihn zurück. Ihre Hand schloss sich um seinen Unterarm. »Scheiße, nein, bleib hier. Wenn es ein Fenster war, wird es repariert. Und selbst wenn es ein bisschen reinregnet... na und? Komm jetzt. Komm zu mir! Ich will dich spüren!«

»Aber es könnten doch auch...«

»... Einbrecher sein?« Sie lachte überaus geringschätzig, und für einen Moment konnte sich Fears lebhaft vorstellen, wie sie geklungen hatte, wenn sie sich mit ihrem Mann gestritten hatte. »Glaubst du im Ernst, ein Einbrecher würde sich so ein Wetter aussuchen, um auf Diebestour zu gehen?«

Er schloss es nicht aus. Aber ein Blick in ihre Augen genügte, um jeden weiteren Wunsch nach Widerspruch zu unterdrücken. Vorsichtig glitt er über Deborah Manson, die sich auf das Bett hatte sinken lassen und nichts außer einem seidig glänzenden Top trug. Ihre Brüste wölbten sich Fears selbst im Liegen opulent entgegen. Es spielte keine Rolle, ob sie echt waren oder ob kosmetische Chirurgie der Natur etwas unter die Arme gegriffen hatte.

Sie waren griffig. Und sie fühlten sich echt an. Was wollte man mehr?

Fears spürte, wie seine Erektion anschwoll, während er sein Glied am Schoß der Frau rieb. Deborah Manson verstärkte den Druck, indem sie sein Gesäß fest mit beiden Händen umspannt hielt und ihn sich ihm entgegenstemmte.

Sein Gesicht versank zwischen ihren Brüsten. Seine Zunge leckte über ihre Haut, und sie schloss die Augen, um zu vergessen.

Zu vergessen, wie sie es geschafft hatte, den Demütigungen und dem Martyrium zu entrinnen. Sie hatte sich verkalkuliert. Hatte geglaubt, ohne selbst allzu viel dafür geben zu müssen, in ein gemachtes Nest hineinheiraten zu können.

Aber ihr fast dreißig Jahre älterer Mann hatte ihr schnell die Augen für die Realität geöffnet. Er hatte die Regeln bestimmt. Von Anfang an. In seiner Firma wie zu Hause. Und bis auf das Geld hatte sie nichts von ihm bekommen. Er hatte sie... benutzt. Vorgezeigt wie ein Schmuckstück – oder die teuren Gemälde, die seine Immobilien schmückten.

Und immer wieder hatte er sie gedemütigt. Auch vor anderen.

Fears' Zunge half ihr, ihn zu vergessen. Er spielte mit ihren hart gewordenen Brustwarzen, während Deborah eine Hand von seinem Hintern löste und hinabtauchte, um ihm zu helfen, den Weg ins Ziel zu finden.

In der nächsten Sekunde glitt er in sie hinein.

Sie war feucht, aber nicht feucht genug, um sein Gardemaß ohne weiteres zu verkraften.

»Du... bringst mich... um...«, seufzte sie rau.

Im nächsten Moment schien der Atem des Sturms für einen winzigen Moment auszusetzen. Gerade lange genug, um das klirrende Lachen und die gehässige Stimme in ihr beider Bewusstsein sickern zu lassen.

»Er nicht«, sagte diese Stimme. »Aber ich werde es tun, du billige kleine Nutte!«

 

 

Lennox Fears schrak hoch, stützte sich auf die gestreckten Arme, dass die Muskeln seines durchtrainierten Körpers eindrucksvoll hervortraten, und drehte das Gesicht in die Richtung, aus der die Drohung gekommen war. Zur Spaltweit offenstehenden Tür, die aus dem Schlafzimmer auf den schmalen Flur und von dort aus zur Treppe ins untere Geschoß führte.

Deborah Manson lag brettsteif unter ihm. Sein Glied steckte immer noch knochenhart in ihr, bis sie ihn mit einem gequälten Aufschrei von sich herunterstieß.

Fears kam auf der Matratze zum Sitzen. Die Tür hatte er nicht aus den Augen gelassen. Der Schreck war auch ihm in den Leib gefahren und lähmte ihn.

Bis Deborah stammelte: »O Gott...!«

»Dein – Mann?«

Sie schüttelte unkontrolliert den Kopf.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Adrian Doyle/Timothy Stahl.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Korrektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 22.09.2021
ISBN: 978-3-7487-9554-4

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