Cover

Leseprobe

 

 

 

 

ADRIAN DOYLE

&

TIMOTHY STAHL

 

 

BLUTVOLK, Band 44:

In Satans Hand

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autoren 

 

Was bisher geschah... 

 

IN SATANS HAND 

 

Vorschau auf BLUTVOLK, Band 45:  

ARMAGEDDON - DIE LETZTE SCHLACHT von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL 

Glossar 

 

Das Buch

Nach Anums Tod lebt Lilith ein gespenstisches Leben im Bannkreis des Teufels. Gabriel hat die Heilige Stadt Jerusalem als Heerlager auserkoren und plant einen Kreuzzug, von dem weder die letzten Vampire noch die Menschheit etwas ahnen. Er will die Ernte einbringen, die seine Vorgänger über viele Jahrhunderte ausgesät haben.

Aber ist sie aufgegangen? Ist die Welt reif für die Herrschaft des Bösen? Mit Mord und Totschlag, mit Furcht und Chaos will Gabriel die Erde überziehen. Wird am Ende Luzifer selbst durch das Tor stoßen, das sein Reich vom Diesseits trennt?

Lilith ist verzweifelt, als Gabriel sich mit seinen Absichten brüstet. Aber was kann sie tun? Sie hat einen Pakt mit ihm geschlossen...

 

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

Die Autoren

 

Manfred Weinland, Jahrgang 1960.

Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.

Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.

Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.

Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.

Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.

Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.

 

 

Timothy Stahl, Jahrgang 1964.

Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.

In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.

Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.

In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada. 

  Was bisher geschah...

 

 

 

 Im Dunklen Dom, der Heimstatt der Hüter, ist Anum erwacht, einer der Vampirfürsten, die vor Urzeiten über die Menschheit regierten. Er und Landru sind die letzten dieser Alten Rasse. Als Anum von Landrus Machtgelüsten und Versagen erfährt, nimmt er das Schicksal seines Volkes in die eigenen Hände.

In Uruk trifft er auf die Halbvampirin Lilith, die seinem Einfluss verfällt und ihm nach Jerusalem folgt. Dort gelingt es ihr, Landru zu pfählen – scheinbar! Denn Gabriel, die Inkarnation Satans in dieser Epoche, hat einem Homunkulus Landrus Aussehen und Gedächtnis verliehen! Der echte Landru erfüllt indes den Pakt, den er mit Gabriel schloss: Im Weißen Tempel von Uruk befreit er eine dort eingekerkerte Loge des Satans, die Archonten, und führt sie nach Jerusalem.

Nona, Landrus Geliebte, hat seinen scheinbaren Tod dort miterlebt, und da sie nicht von Gabriels List weiß, folgt sie voller Rachegelüste Lilith und Anum und beobachtet, wie die beiden sich im Haus des Gemüsehändlers Chaim einquartieren. Die Bewohner des Hauses kommen dabei ums Leben – bis auf die beiden Kinder David und Rahel, mit denen Anum Großes vorhat. Denn er will eine weitere Kelchtaufe durchführen, um das Geschlecht der Vampire wieder zu vermehren.

Von Stonehenge aus strahlt Gabriel die gebündelte Seelenenergie von 350 Verbrechern in den nächtlichen Himmel. Denn hier ließ zu Zeiten König Minos' die damalige Inkarnation des Satans den ersten Wolfskrieger einer Armee entstehen, die ihn dereinst in seinem letzten, alles entscheidenden Kampf unterstützen soll. Der Seelenstrahl trifft den Mond – und überall auf der Welt machen sich Werwölfe auf, gen Jerusalem zu ziehen und sich dort zur schrecklichsten Armee zu sammeln, die es je gegeben hat... auch der friedliche Chiyoda und seine Schüler, die dem Bösen abzuschwören hofften! Makootemane und Esben Storm – ein indianischer Vampir und ein australischer Aboriginal –, können Chiyoda jedoch auf Traumzeitpfade entführen und dort die Verwandlung rückgängig machen.

Anum tauft die beiden Chaim-Kinder mit Liliths Blut! Doch während David sich auflöst, geht mit Rahel eine sonderbare Verwandlung vor. Landru erkennt in ihr den Messias der Vampire, als er, wieder mit Nona vereint, Anum und Lilith angreift – und unterliegt! Nur Gabriel, der Anum köpft, verdankt er letztlich den Sieg. Gleich darauf gibt der Satan Lilith ihr Gedächtnis zurück, das sie während eines Aufenthalts in der Hölle verloren hatte, und lässt sie mit Nona und einem halbtoten Landru allein. Rahel aber konnte während des Zweikampfs entkommen.

Nun offenbart Gabriel Lilith das Geheimnis seiner Existenz und das Wirken Satans in grauer Vorzeit: wie er Gottes Sohn versuchte und letztlich dessen Tod verschuldete – wodurch das Christentum erst wahrhaft groß wurde. Diesen Fehler will er nun korrigieren – und Lilith soll ihm dabei helfen...

IN SATANS HAND

 

 

 

 

 

Durch enge Straßen und Gassen eilten die Archonten im Licht der blutrot untergehenden Sonne den Zielen entgegen, die Satan ihnen genannt hatte. Einst im zarten Kindesalter verstorben, hatte der Teufel sie wiederbelebt und ihre vom Jenseits berührten Seelen miteinander verbunden.

Niemand hielt die fahlweißen Männer und Frauen mit den blutroten Augen auf, als sie ihren rund um die Stadt verteilten Positionen entgegenstrebten. Von dort sollten sie die einstige Hauptstadt des Königreichs Jerusalem in einen Ort der Finsternis und der ewig Verdammten verwandeln...

»Ist es nicht... Ich meine... Gott, es ist wunderschön...!«

Emerson Fitzgerald breitete die Arme aus und hob das Gesicht dem pastellfarbenen Abendhimmel entgegen, als rufe er wirklich seinen Schöpfer an, um die Schönheit Jerusalems zu preisen.

Leanns schlanke Finger schlangen sich in seine Hand und drückten sie, wie um ihrem Mann zu zeigen, dass er nicht träumte; dass er tatsächlich in Jerusalem war – in der Stadt, die ihn mehr interessierte als jede andere der Welt, über die er so viel gelesen hatte.

Emerson Fitzgerald war von der heiligen Stadt beinahe schon besessen. Aber es war eine rührende Art von Besessenheit, nicht verbissen, nur begeistert, und sie war ansteckend. Leann hatte er immerhin soweit infizieren können, dass sie Jerusalem zum Ziel ihrer Flitterwochen erkoren hatte – was für Emerson das schönste aller nur denkbaren Hochzeitsgeschenke gewesen war. Zwar schwor er Stein und Bein, dass er sich noch mehr darüber gefreut hatte, als Leann seinen Heiratsantrag angenommen hatte – sie selbst zweifelte allerdings daran. Doch das nahm sie ihm nicht übel. Seine Begeisterungsfähigkeit und sein Humor waren die Eigenschaften, die sie neben seinem blendenden Aussehen am meisten an ihm schätzte.

Hand in Hand standen sie auf dem Balkon der Suite, die sie im luxuriösen American Colony Hotel am Fuß des Berges bezogen hatten, der ganz Jerusalem überragte. Eine perfektere Aussichtsplattform als den Skopus konnte es gar nicht geben. Von dort oben betrachtet müsste die Stadt, deren Wurzeln bis in die Zeit von König David zurückreichten, noch um ein Vielfaches magischer, atemberaubender wirken.

»Lass ihn uns heute noch ersteigen!« Emerson zog seine frisch angetraute Frau spontan enger an sich und blickte tief in ihre Augen, in denen sich das Gold des Kuppeldaches zu spiegeln schien, unter dem der Felsendom behütet lag.

»Heute noch?« Leann wiegte skeptisch den Kopf. Wer sie so gut kannte wie Emerson wusste, dass dies noch kein Nein bedeutete. »Es wird bald dunkel. Wie wäre es, wenn ich dich ersteige und wir uns den beschwerlichen Gipfel für morgen früh aufheben...?«

»Wenn das ein eindeutiges Angebot sein soll, zeige ich mich vielleicht kompromissbereit...«

»Kompromissbereit? Wie kannst du es wagen, bei einem solchen Angebot überhaupt zu zögern?« Leann fuchtelte in gespielter Empörung mit der Faust vor seinem Dreitagebart herum.

»Du kennst mich«, verteidigte sich Emerson beherzt. »Ich will immer alles – und das möglichst gleichzeitig.«

»Ja, du bist ein großer Junge...«

»Das, was du gerade spürst, wird groß. – So groß, dass mir gar keine Wahl bleibt, als...«

»Als?« Sie küsste das Grübchen auf seinem Kinn.

»... an meiner Forderung nach einem Kompromiss festzuhalten.«

»Schurke!«

»Halb so schlimm. Erst widmen wir uns dem, was uns beiden Spaß macht – und danach sehen wir uns Jerusalem unter dem Sternenhimmel an! Einverstanden?«

Leann nickte, als hielte sie noch einen Trumpf in der Hinterhand, um dem zweiten Teil seines Vorschlags zu entgehen. »Unter einer Bedingung.«

»Welche?«

»Den Skopus nehmen wir nur dann in unser heutiges Programm auf, wenn du – nachdem ich mit dir fertig bin – überhaupt noch in der Lage bist, ihn zu erklimmen!«

Emersons fuhr die Linien ihres sinnlich-anrüchigen Mundes mit der Fingerspitze nach – bis sie sich diesen Finger mit den Zähnen schnappte. Und Emerson, ohne loszulassen, daran vom Balkon weg ins klimatisierte Zimmer des American Colony zog.

»Ich liebe dich«, seufzte er, während sie ihn von seiner Kleidung befreite, sich selbst aber zunächst nur den aufregenden String-Tanga abstreifte, der ihren Schoß und die rasierte Scham bedeckt gehalten hatte.

Obwohl das knielange Sommerkleid sofort wieder über ihre Schenkel fiel, blitzte es in Emersons Augen verlangend auf. Erwartungsfroh fiel er rücklings aufs Bett und zog Leann mit sich. Sie versanken in der viel zu weichen Matratze, aber das störte nicht. Die Leidenschaft ging mit ihnen durch und schenkte ihnen unvergessliche Wonnen.

Weder Leann noch Emerson ahnten, dass dies das letzte Mal überhaupt war, dass sie sich gegenseitige Befriedigung schenken durften. Dass einer von ihnen die kommende Nacht nicht überleben sollte.

Und der andere...

... sich am Ende wünschen würde, nie gelebt zu haben...

 

 

Zur gleichen Zeit

... ZZZUUUWWW!

»Wo sind wir?«

»Im Himmel!«

Lilith spürte, wie ihr Gabriels Sarkasmus eine Gänsehaut erzeugte, die sogar den Symbionten, der sich an sie schmiegte, als wäre er ein natürlich gewachsener Teil ihres Körpers, mit einzubeziehen schien.

Fröstelnd stellte sie fest, dass sie keinen Boden mehr unter ihren Füßen spürte. Denn unter ihr und Gabriel gähnte ein Abgrund. Schimmerte Jerusalem im letzten Licht des sterbenden Tages!

Sie waren tatsächlich im Himmel – wenngleich nicht in dem, auf den der Teufel in Menschengestalt gerade angespielt hatte.

»Du siehst«, verspottete sie der junge Mann mit dem sich selbst karikierenden Yuppie-Outfit, »es bedarf nicht unbedingt läppischer Flügel, um der Schwerkraft ein Schnippchen zu tragen. Einem wie mir genügt der Gedanke: Mein Wille geschehe! – und schon...«

Letztlich war auch dies eine Verhöhnung des einen Gottes, der seinen Willen in Lilith verankert, der ihr aufgetragen hatte, die letzten Vampire, die von der Purpurseuche verschont geblieben waren, zu jagen und zu vernichten.

Lilith stand in einer geschätzten Höhe von zweihundert Metern über der Jerusalemer Altstadt und sah, wie die Dämmerung über die Stadt zu kriechen begann. Widerwillig löste sie ihren Blick von der Tiefe. Aber statt sich Gabriel zuzuwenden, hob sie ihre linke Hand und öffnete sie.

Über Monate hinweg hatte sie sich den Kopf über die Bedeutung des Fledermaus-Tattoos zerbrochen und sich gefragt, ob es überhaupt eine Bedeutung über den schmückenden Effekt hinaus hatte.

Nun wusste sie es... wieder.

DAS MAL WIRD VERLÖSCHEN, SOBALD DU DEN LETZTEN VAMPIR AUF ERDEN GEFUNDEN UND ZUR STRECKE GEBRACHT HAST!

Nach dem Verschwinden der Tätowierung würde sie, so war es ihr versprochen worden, künftig kein Blut – welcher Farbe auch immer – trinken müssen!

Welcher Farbe auch immer...

Hatte Gott ihr nicht aufgebürdet, sich nur noch von schwarzem Vampirblut zu ernähren, bis ihre Aufgabe erfüllt war? Rotes Menschenblut hatte sie geekelt, hatte ihrem Körper nicht mehr gemundet... Nach der Rückkehr aus der Hölle aber, nach dem Erwachen im Kloster Monte Cargano hatte Menschenblut sie plötzlich doch wieder in jeder Hinsicht befriedigt. Welche Farbe hatte das Blut, das sie jetzt, nach dem Wiedererwachen ihrer alten Persönlichkeit, rauschhaft anzog...?

»Was ist?« Fragend blickte sie Gabriel an. »Es ist Zeit.«

»Zeit wofür?«

»Das weißt du. Zeit für Antworten! Im Felsendom hast du versprochen, mir nun endlich deine Pläne offenzulegen – auch deine Pläne mit mir. Halte dieses Versprechen!«

»Das werde ich – gleich«, erwiderte Gabriel in einem Ernst, der ebenso gespielt sein konnte wie sein übliches Auftreten, das nichts ernstnahm. »Ich muss nur erst Vorbereitungen treffen, um dir meine Absichten auch bildhaft begreiflich zu machen. Du sollst mit all deinen Sinnen erfahren, was die Welt von mir zu erwarten hat. Und meine Kinder warten nur noch darauf, dass ich ihnen das Zeichen gebe –«

»Deine Kinder?« echote Lilith. »Und was für ein Zeichen?«

Der Leibhaftige ignorierte ihre erste Frage. »Das Zeichen für den Beginn einer neuen Zeit – meiner Zeit!«

Lilith duckte sich unwillkürlich, weil sie mit einer weiteren Demonstration satanischer Macht rechnete.

Tatsächlich hob Gabriel seine rechte Hand und –

– schnippte mit den Fingern.

Mehr tat er nicht. Nicht offensichtlich jedenfalls.

Lilith indes ahnte, dass Gabriel das wahre Zeichen, von dem er gesprochen hatte, mit jeder anderen denkbaren Geste hätte unterlegen können; tatsächlich müsste es auf einer Ebene gegeben worden sein, die sie nicht erfassen konnte.

Der Ton des Fingerschnippens geisterte wie ein Echo durch den Himmel, wurde von unsichtbaren Wänden gebrochen und umschwirrte Lilith wie ein Schwarm zorniger Insekten. Das Geräusch schwoll an, bis es in ihren Ohren dröhnte, als stünde sie inmitten einer talwärts donnernden Lawine.

Abrupt hörte es wieder auf.

Dafür begann das, was Satans Kinder nach Erhalt des Signals in Gang setzten.

Begann sich nicht nur die Finsternis einer Nacht über Jerusalem zu legen, sondern...

»Allmächtiger!« entfuhr es Lilith, als sie sah, wie die Schatten unter ihr zu brodeln begannen, als wölkte fetter Rauch auf, der sich binnen weniger Sekunden über jedes Haus der Stadt gebreitet hatte und es ihren Blicken entzog!

Ohne Gabriel vorzuwarnen, wechselte Lilith spontan in ihre Fledermausgestalt und versuchte die Finsternis mit ultrahohen Echolotimpulsen zu durchdringen.

Vergeblich.

Die Impulse wurden zurückgeschleudert und straften Lilith mit irrsinnigen Kopfschmerzen, bis ihr nichts anderes übrigblieb, als die Rückverwandlung zu vollziehen.

»Was hat das zu bedeuten? Du Wahnsinniger bringst die Leute um? Alle, die dort unten –«

Gabriel nickte und unterbrach sie mit gelassener Stimme: »Klug erkannt. Das und nichts anderes ist Sinn und Zweck der Sache.« Und leise, als spräche er plötzlich nur zu sich selbst, fügte er hinzu: »Heer, erscheine...«

 

 

Sie schwitzten. Beide.

Und doch brach ihr überglückliches Lachen immer wieder in die Abendstille, die früh ein Tuch aus Dunkelheit über das herbstliche Jerusalem gesenkt hatte. Nur hoch am Himmel blinkten myriadenfach die Sterne. Und sich vorzustellen, dass dies alles Sonnen waren, Lebensspender für Planeten, die fremde Lebensformen beheimateten, war unvorstellbar und logisch in einem.

Atemberaubend.

Leann blieb stehen und rief Emerson zu, der sie an seiner Hand einfach immer höher den Trampelpfad zum Berg Skopus hinaufzog: »Lass uns eine Pause machen! Ich – ich bekomme keine Luft mehr!«

»Wir sind gleich oben. Zwei Minuten. Das schaffst du! Und dann wird dich die Aussicht für alle Anstrengung entschädigen!«

»Verdammt, das glaubst du wirklich!«

»Verdammt sagt man nicht. Hattest du keine Kinderstube? Natürlich glaube ich das.«

Leann fluchte, dann bremste sie den Vorwärtsdrang ihres Mannes absichtlich, indem sie einfach noch fauler und störrischer einen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Adrian Doyle/Timothy Stahl/Apex-Verlag.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Korrektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8841-6

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