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Leseprobe

 

 

MICHAEL BREUER

 

 

Schlangenküsse

Der Para-Bulle, Band IV

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

SCHLANGENKÜSSE 

Prolog 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

 

Das Buch

 

Dämonen existieren.

Seit unzähligen Jahrhunderten schmieden sie im Verborgenen ihre Ränke und frönen ihren dunklen, abseitigen Leidenschaften.

Als zufällig der Geist eines uralten Dämonenfürsten freigesetzt wird, geraten der Kölner Kriminalkommissar Lehmann und der Reporter Faust zum ersten Mal in Kontakt mit der Welt des Übernatürlichen. Zwar gelingt es Faust, das Wesen unschädlich zu machen, infiziert sich jedoch mit Dämonenblut.

Nach dem Tod des Fürsten dürsteten die Dämonen nach Rache.

Während Faust kurzzeitig untertaucht, ermittelt Lehmann weiter. Er gerät in die Fänge eines Arztes, der mit einem Heer lebender Leichen die Macht in der Stadt an sich reißen will.

Faust versucht, Lehmann zu befreien, was mit Hilfe des geheimnisvollen Stregano auch gelingt.

Doch nun zeigt sich, dass der Reporter die Infektion nicht länger auf die leichte Schulter nehmen kann. Unaufhaltsam beginnt er sich zu verändern.

Es scheint, als sei er auf dem besten Weg, selbst zu einem jener Wesen zu werden, die ihm unablässig nach dem Leben trachten...

 

Mit Schlangenküsse setzt Professor-Zamorra- und John-Sinclair-Autor Michael Breuer seine humorvoll-schaurige Roman-Serie um den Kölner Kommissar Lehmann fort – angereichert mit einer gehörigen Portion Lokal-Kolorit und sämtlichen Zutaten des Pulp-Horrors.

 

Der Autor

Michael Breuer, Jahrgang 1969.  

 

Michael Breuer ist ein deutscher Autor von Horror-, Mystery- und Spannungs-Romanen.

Die 90er Jahre waren geprägt von Ausflügen ins Lyrik-Fach und dem Verfassen allerlei absonderlicher Kurzgeschichten verschiedener Genres. So mancher Roman aus dieser Zeit schlummert bis heute noch in der berüchtigten Schreibtischschublade.

Im Jahr 2004 veröffentlichte er seinen ersten Roman innerhalb der Mystery-Serie Professor Zamorra des Bastei-Verlags, dem bis heute zahlreiche Abenteuer rund um den Meister des Übersinnlichen folgten.

Neben Texten für die Reihen Geister-Schocker und Vampir Gothic des Romantruhe-Verlags folgte ab 2013 eine regelmäßige Mitarbeit an der Serie Geisterjäger John Sinclair.

Michael Breuer lebt und arbeitet in Köln.

  SCHLANGENKÜSSE

 

 

 

 

 

  Prolog

 

 

»Warte, ich hab ihn gleich!«

Herbert Molke brachte die fünf Worte nur undeutlich hervor. Der an diesem Abend reichlich genossene Alkohol lähmte seine Zunge. Aber auch seine Hände schienen ihm nicht mehr richtig zu gehorchen. Seit gefühlten fünf Minuten versuchte er, seinen Wohnungsschlüssel ausfindig zu machen. Nun, da er ihn endlich in einer seiner zahllosen Jackentaschen gefunden hatte, rutschte ihm das verdammte Ding immer wieder aus den Fingern.

Die langhaarige Blondine, die hinter ihm im Halbschatten des tristen Hausflurs stand, erwiderte nichts. Ihre Miene war völlig unbewegt. Lediglich ihre grünen Augen schienen im trüben Deckenlicht ein wenig stärker zu funkeln, als Molke zu einem neuen Versuch ansetzte, den Schlüssel hervorzunesteln. Die schäbige Umgebung jedenfalls nahm sie völlig unbeeindruckt hin.

Endlich hatte Molke Erfolg. Fast triumphierend drehte er sich um und hielt seiner schönen Begleiterin den Schlüssel vor die Nase.

»Da ist er«, verkündete er stolz. Hastig wandte sich Molke wieder um. Mit zitternden Fingern versuchte er seine Wohnungstür zu öffnen, was ihm nach einigen Anläufen auch gelang.

»Willkommen in meinem kleinen Reich«, erklärte er und machte eine einladende Geste.

Noch ahnte Molke nicht, dass er in diesen vier Wänden schon bald einen grausigen Tod sterben würde.

 

 

  Erstes Kapitel

 

Köln, Innenstadt.

 

»Wie hübsch!«

Zum ersten Mal, seit sie gemeinsam die Kneipe verlassen hatten, sprach die blonde Frau. Ihre rauchige Stimme klang jetzt bedeutend kühler, doch der leicht ironische Tonfall darin entging Molke völlig.

Gemeinsam traten sie ins Wohnungsinnere, wo die Blondine den Blick schweifen ließ. Die Räume wirkten heruntergekommen und verlebt. Ihr Bewohner schien über keinen sehr ausgeprägten Ordnungssinn zu verfügen. Überdies trank er wohl gerne den ein oder anderen Schluck, wie eine Unzahl geleerter Weinflaschen auf dem Wohnzimmerboden verriet. Dies hatte sich die Blondine jedoch bereits gedacht.

Molke indessen konnte sein Glück kaum fassen.

»Entschuldige mich, ich verschwinde noch kurz im Bad«, erklärte er mit schwerer Zunge, während er die Tür hinter sich abschloss. »Geh ruhig schon vor ins Wohnzimmer.«

Während er seine Geschäfte erledigte, ließ der dickliche Mittvierziger seine Gedanken zurückschweifen.

Noch vor einer halben Stunde hatte er allein in der Kneipe seines Vertrauens gesessen und sich auf einen weiteren tristen Abend eingestellt, als plötzlich dieser blonde Traum das Lokal betrat.

Während Molke sich noch an seinem Bierglas festklammerte, hatte sie sich auch schon ungefragt zu ihm an den Tisch gesetzt und ungeniert damit begonnen, ihm schöne Augen zu machen.

Verdutzt hatte Molke es geschehen lassen. Instinktiv stufte er dabei die Blondine, die er auf Mitte Zwanzig schätzte, als Vertreterin des horizontalen Gewerbes ein. Schließlich war er zu alt, um sich noch große Illusionen zu machen. Letzten Endes war es ihm auch herzhaft egal, ob sie auf den Inhalt seiner Brieftasche scharf war oder vielmehr an ihm persönlich interessiert war. Er war einsam und dabei angetrunken genug, um sich auf ein Abenteuer einzulassen. Wie immer dieses auch enden mochte... 

Molke konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und verließ das Bad, um ebenfalls ins Wohnzimmer zu gehen. Dort war es stockfinster. Nur das durch die Fenster hereinfallende Licht der Straßenlaternen sorgte für ein wenig Helligkeit und ließ die Umrisse der Möbel hervortreten.

Der Mittvierziger orientierte sich kurz und versuchte, seine langbeinige Begleitung ausfindig zu machen.

»Hast du dich versteckt, Süße?«, fragte er etwas plump, als er die Blondine nicht auf Anhieb ausmachen konnte. Dabei wurde ihm bewusst, dass er bis jetzt nicht einmal ihren Namen kannte.

Molke spürte eine Bewegung hinter sich. Unvermittelt umschlangen ihn ihre schlanken Arme. Er seufzte wohlig, als sie mit kundigen Fingern über seinen Körper strich und sich dabei lüstern an ihn presste.

»Mach dich doch vorher noch ein bisschen frisch«, hauchte sie mit heiserer Stimme in sein Ohr. Als ihr heißer Atem über seine Haut strich, stellten sich ihm nicht nur die Nackenhaare auf. »Ich mache es mir so lange schon mal bequem...« 

Das ließ sich Molke nicht zweimal sagen.

Er nickte schwerfällig und löste sich von ihr. Schluckend trat er zurück ins Badezimmer, wo er das Hemd vom Körper streifte und einen selbstkritischen Blick in den Spiegel warf.

Die langen Jahre ungehemmten Alkoholgenusses und der Völlerei hatten ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Das bleiche Fleisch seines Körpers war aufgeschwemmt und unansehnlich. Die Züge seines früher so markanten Gesichts wirkten mit den schlaffen Wangen und den trübe blickenden Augen ebenfalls alles andere als anziehend. Wieder fragte er sich, was die junge Frau wohl an ihm finden mochte. Es würde letztendlich wohl doch der Inhalt seiner Brieftasche sein, auf den sie es abgesehen hatte.

Molke verdrängte den Gedanken eilig. Davon wollte er sich jetzt nicht die Stimmung vermiesen lassen!

Er stellte die Dusche an und entledigte sich der restlichen Kleidung. Während er darauf wartete, dass das Wasser warm wurde, spielte der Mittvierziger geistesabwesend mit dem schweren Kreuz-Anhänger, der an einer Kette um seinen Hals baumelte. Die Kette war ein Erinnerungsstück an bessere Tage, doch diese lagen nun unendlich lange zurück.

Molke trat unter die Dusche. Der heiße Wasserstrahl machte ihn ein wenig nüchterner. Die alkoholbedingte schläfrige Benommenheit fiel von ihm ab und er fragte sich, worauf er sich diesmal nur wieder eingelassen hatte.

Mit gleichmäßigen Bewegungen begann er damit, sich einzuseifen.

Als er nach einigen Minuten die Duschkabine wieder verließ, fühlte sich Molke wie ein neuer Mensch. Hastig trocknete er sich ab. Auf das Rasieren verzichtete er großzügig, dennoch warf er einen erneuten Blick in den Spiegel. In die Augen des Mittvierzigers war ein Leuchten der Vorfreude getreten.

Er zwinkerte seinem Spiegelbild zu, bevor er sich den bereit hängenden Bademantel umwarf, um sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer zu machen.

Dort war es immer noch stockfinster, wie er feststellen musste.

Molke kratzte sich das stoppelige Kinn. War seine charmante Begleiterin auf ein neckisches Versteckspiel aus oder – an dieser Stelle durchfuhr ihn ein eisiger Schock – hatte sie seine Abwesenheit genutzt, um sich mit seiner Brieftasche aus dem Staub zu machen? Gewundert hätte es ihn nicht. Die Welt war nun einmal schlecht und jeder war sich selbst der Nächste. Niemand wusste das besser als er!

Dennoch wollte Molke nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.

Vorsichtig umrundete er das Depot leerer Weinflaschen und wankte mit der Eleganz eines liebeskranken Nilpferds auf die Schlafzimmertür zu.

»Bist du hier drin, Süße?« fragte er etwas unsicher. Auch im Schlafzimmer war es stockfinster.

Molkes Hand angelte nach dem Lichtschalter, doch ihre Stimme ließ ihn innehalten.

»Lass das«, bat sie sanft. »Ich mag es so.«

Der Mittvierziger runzelte die Stirn, zuckte aber dann mit den Achseln. Vielleicht war sie ja schüchtern, vermutete er, obwohl sie vorhin in der Kneipe eigentlich einen völlig gegenteiligen Eindruck gemacht hatte.

»Komm her«, hörte er erneut ihre Stimme. Diesmal klang sie weniger sanft, als vielmehr fordernd.

Das ließ sich Molke nicht zweimal sagen. Lächelnd ließ er den Bademantel von seinen Schultern gleiten und achtlos zu Boden fallen. Mit vorsichtigen Schritten stakste er in Richtung Bett.

Die Blondine gurrte voller Vorfreude, als er sich endlich in Bewegung setzte. Wenigstens gaukelten ihm seine Sinne dies vor.

»Komm«, forderte sie noch einmal.

Dann hatte Molke das Bett auch schon erreicht. Vorsichtig ließ er sich niedersinken. Deutlich spürte er die Wärme, die der Körper seiner hübschen Begleiterin abstrahlte. Sie hatte sich vollständig in die Decke eingewickelt. Offenbar war sie tatsächlich schüchtern.

Molke lächelte unwillkürlich, dann hob er die Decke ein Stück an und schlüpfte ebenfalls darunter.

Sofort drängte ihr hitziger junger Körper ihm entgegen. Molke stöhnte leise auf und spürte, wie er reagierte. Schon machte er Anstalten, sich aufzurichten und die Arme um sie zu legen, doch mit sanfter Gewalt drückte sie ihn in die Kissen zurück. Stattdessen umarmte sie ihn nun.

Nichtsdestotrotz gelang es Molke, seine neugierigen Hände auf Wanderschaft gehen zu lassen. Forschend glitten seine Finger die Schultern entlang, strichen über die vollen, jungen Brüste, den makellosen Bauch und tiefer... 

Der Mittvierziger runzelte die Stirn. Nach kurzem Zögern bewegte er die Hand erneut in Richtung Bauch. Irgendetwas stimmte dort nicht.

»Was hast du?«, schnurrte es leise an seinem Ohr. »Warum hörst du auf?«

Molke reagierte nicht. Seine Hand streichelte zwar weiter, doch war aus seinen Berührungen eher ein vorsichtiges, suchendes Tasten geworden. Seine Erregung sackte abrupt in sich zusammen, als ihm schlagartig klar wurde, was ihn am Bauch seiner schönen Gespielin eigentlich störte.

Er fand ihren Nabel nicht.

Sie muss doch einen haben, trudelte es durch seinen Schädel, jeder Mensch hat schließlich einen!

Aber auch die Liebkosungen der Blondine hatten sich drastisch verändert. Mittlerweile hielt sie Molke unnachgiebig fest. Kaltes Grauen bemächtigte sich seiner. Der letzte Rest Trunkenheit war jetzt völlig verflogen und überdeutlich wurde ihm klar, dass diese Nacht ein böses Ende nehmen würde.

Die Hände der namenlosen Schönen hielten ihn mit der Gewalt eines Schraubstocks.

»Reden wir«, begann sie. Ihre Stimme klang nur vordergründig sanft, darunter besaß sie die Schärfe geschliffenen Stahls.

Molke schluckte schwer. »Worüber?«, wollte er wissen.

Die grausame Schönheit lachte leise. Eine Hand löste sich von seinem Körper und begann fast zärtlich mit dem Kreuz-Anhänger zu spielen. Ihre nächsten Worte trafen ihn wie Keulenschläge.

»Über die Gemeinde«, antwortete sie nahezu schnurrend. »Über die Flandern-Bruderschaft!«

Molke spürte, wie ihm eiskalt wurde. Gleichzeitig hatte er den Eindruck, dass sich die seidenweiche Haut der Blondine zu verändern begann. Was sich da an seinem Körper rieb, wirkte hart, geradezu schuppig.

»Ich weiß nicht, was du meinst«, presste er hervor.

In der Dunkelheit des Zimmers blitzten die Augen der Frau giftgrün auf. Sie ließ ein Zischen hören.

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Gemeinde einem Mann Obdach gewährt, dessen Schicksal besiegelt ist«, erklärte die Grausame. »Mein Auftrag ist es, ihn aufzuspüren! Wir haben euch lange gewähren lassen, doch damit ist es nun vorbei. Du wirst mir verraten, wo sich das Quartier der Bruderschaft befindet. Ich erledige den Rest!« 

»Ich kenne keine Bruderschaft«, wiederholte Molke noch einmal lahm.

Abrupt ließ die Blondine den Anhänger los. Ihre Hand schloss sich brutal um seine Kehle. Der Mittvierziger begann zu zappeln, doch er hatte keine Chance gegen die zierliche Frau. Ihrem Körper schienen Kräfte innezuwohnen, die sich dem menschlichen Verständnis entzogen.

Selbst in der Dunkelheit des Zimmers konnte Molke ihr sardonisches Lächeln wahrnehmen, als sie nun mit samtweicher Stimme aus der Bibel zu zitieren begann:

»Jesus sprach: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.«

Die hehren Worte klangen aus ihrem Mund wie ein obszöner Witz.

Wieder hörte Molke das bösartige Kichern in der Dunkelheit.

»Aus dem Johannes-Evangelium«, erklärte sie. »Ich nehme an, du erinnerst dich an diese Zeilen?«

Das Zitat reichte Molke, um ihm zu verdeutlichen, dass die geheimnisvolle Schönheit Bescheid wusste. Die sorgsam gehüteten Ziele des Ordens schienen nicht länger ein Geheimnis zu sein. Leugnen war zwecklos.

»Ich habe ein Gelübde abgelegt«, presste Molke hervor. Jahre lang hatte er keinen Gedanken mehr an dieses Gelübde verschwendet, um sich stattdessen nur noch in der Gosse zu suhlen. Nun jedoch war alles wieder präsent. Die Vergangenheit war zur Gegenwart geworden. Nichts war vergessen!

Überraschend sanft streichelte ihm die geheimnisvolle Blondine über die Wange.

»Du hast den Orden verlassen«, erinnerte sie ihn. »Nichts bindet dich mehr an deinen Schwur.«

Molke atmete schwer. Noch vor wenigen Minuten war er nichts als ein heruntergekommener Trunkenbold gewesen, nun trat all dies in den Hintergrund. Eine andere Persönlichkeitsfacette schob sich in den Vordergrund. Eine Facette, die vor zwanzig Jahren noch seinen Charakter dominiert hatte. Damals, als er noch das kratzige Leinen der Flandern-Bruderschaft getragen hatte. Jener sagenumwobenen Ordensgemeinschaft, deren Geheimnisse die grausame Schöne offenbar ergründen wollte.

»Ich stehe zu meinem Gelübde«, brachte Molke mit überraschend fester Stimme hervor. »Auch, wenn ich kein Priester mehr bin – ich halte zu meinen Brüdern!«

Von dem aufgeschwemmten, heruntergekommenen Säufer war nun kaum noch etwas zu bemerken.

Wieder war leises Lachen in der Dunkelheit zu vernehmen. Diesmal allerdings klang es fast ein wenig achtungsvoll.

»Du kleiner, harter Mann«, vernahm Molke sanften Tadel.  »Ich hätte es dir gerne einfacher gemacht, doch du lässt mir keine andere Wahl.«

Die grausame Schöne bewegte sich unter der Bettdecke und brachte ihren Körper näher an Molke heran. Ein Schrei gurgelte seine Kehle hinauf, doch er verließ seinen Mund nie, dafür sorgte die schraubstockgleiche Hand an seinem Hals.

Abrupt schlang sie die Beine um ihn. Hatte er zuvor noch den Eindruck gehabt, dass ihr Körper eigentümlich wirkte, wurde dies jetzt zur Gewissheit. Von der seidenweichen Haut war nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen spürte er nur noch hornige Schuppen. Ganz so, als läge ein Reptil in seinem Bett.

Herbert Molke wusste, das nun seine Stunde gekommen war. Das Nachtkönigreich streckte seine gierigen Finger nach ihm aus. Die Macht der Dämonen, welche er jahrelang erfolgreich aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte, brach mit der Wucht eines Tsunami über seine Lebensrealität herein.

»Rede«, befahl die grausame Blondine. »Wo befindet sich euer Kloster?«

Molke biss die Zähne zusammen. Er spürte, wie sich der Körper der Grausamen weiter veränderte, doch sein Gehirn weigerte sich, die Tatsachen wahrzunehmen.  Lediglich der immer heftiger werdende Schmerz verdeutlichte ihm, was mit ihm geschah.

»Wo versteckt ihr ihn?«, drängte die nächste Frage auf ihn ein.

Molke antwortete nicht. Kalter Schweiß perlte von seiner Stirn.

»Ich weiß nicht, was du meinst, Hexe«, brachte er mühsam hervor.

Das letzte Wort ging in einem ohrenbetäubenden Knacken unter. Molkes Augen drohten aus den Höhlen zu treten, als eine Welle feurigen Schmerzes seinen Körper durchflutete.

»Wenn du nicht reden willst«, ließ die Grausame wissen, »dann bist du nutzlos für mich, kleiner Mann«

Ihre Geduld schien erschöpft zu sein. Ohne ihr bösartiges Lächeln zu verlieren, verstärkte sie den Druck auf Molkes Körper. Dieser ließ einen lauten Schmerzensschrei hören, als laut knirschend eine weitere Rippe brach.

Doch das reichte der unheimlichen Schönen noch nicht.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Michael Breuer/Apex-Verlag.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 02.12.2020
ISBN: 978-3-7487-6668-1

Alle Rechte vorbehalten

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