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Leseprobe

 

 

 

 

 

GEORGE ZEBROWSKI

 

ASCHE UND STERNE

DIE OMEGA-PUNKT-TRILOGIE

 

 

 

 

Roman

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DIE OMEGA-PUNKT-TRILOGIE 

Erstes Buch: ASCHE UND STERNE 

Zweites Buch: DER OMEGA-PUNKT 

Drittes Buch: SEELENSPIEGEL 

 

Nachwort: ABENDUNTERHALTUNG EINES GENRES 

 

Das Buch

 

Drei Jahrhunderte nach dem Krieg zwischen der Föderation der Erde und dem Imperium der Herakliden gibt es nur noch wenige überlebende Herakliden, die auf einem abgelegenen Planeten Zuflucht gesucht haben. Sie sind Angehörige einer alten Rasse, von denen einige über telepathische Fähigkeiten verfügen und sich zu multiplen Persönlichkeiten zusammenschließen können.

Einer von ihnen ist Gorgias - und er sinnt auf Rache. Er kann den Völkermord nicht vergessen, den die Menschen auf brutalste Weise an seiner Art verübt haben. In diesem Sinne erzieht er seinen Sohn und schmiedet ihn zu einer schrecklichen Waffe. Aber der Hass, den er gesät hat, wächst unversehens und über alles Maß hinaus zu einem Sturm der Vernichtung, dem die Menschheit nichts mehr entgegenzusetzen hat...

 

Die Omega-Punkt-Trilogie von George Zebrowski - bestehend aus den Romanen Asche und Sterne, Der Omega-Punkt und Seelenspiegel - gilt als eine der bedeutendsten Space Operas der modernen Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht die Trilogie in einem Band, ergänzt um ein Nachwort des Autors.

Der Autor

George Zebrowski, Jahrgang 1945.

 

George Zebrowski (* 28. Dezember 1945 in Villach) ist ein US-amerikanischer Autor und Herausgeber. Er hat zeitweise das Bulletin of the Science Fiction Writers of America herausgegeben. Er lebt mit der Autorin Pamela Sargent zusammen, mit der er gemeinsam eine Reihe Romane geschrieben hat, unter anderem Romane die Star-Trek-Romane A Fury Scorned (1996), Heart Of The Sun (1997), Across The Universe (1999) und Garth Of Izar (2003). Einen weiteren Star-Trek-Roman – Dyson Sphere, 1999 - schrieb er gemeinsam mit Charles R. Pellegrino.

Im Jahr 1999 gewann Zebrowski den John W. Campbell Memorial-Award für seinen Roman Brute Orbits.

Seine Kurzgeschichten Heathen God, The Eichmann Variations und Wound The Wind wurden für den Nebula-Award nominiert, The Idea Trap war für den Theodore Sturgeon Memorial-Award vorgeschlagen.

In Deutschland wurde Zebrowski bekannt durch die Romane Erbe des Untergangs (1973, OT: The Omega Point), Asche und Sterne (1981, OT: Ashes And Stars), Makroleben (1981, OT: Macrolife) und Fremde Sonnen (1994, OT: Stranger Suns). 1995 wurde zudem Die Omega-Punkt-Trilogie (OT: The Omega Point Trilogy) – zusammengefasst in einem Band – veröffentlicht.

Darüber hinaus ist George Zebrowski auch als Herausgeber von Anthologien bekannt: Besonders erfolgreich waren seine fünf legendären Synergy-Anthologien, die in den Jahren 1991 bis 1993 erschienen.

Der Apex-Verlag veröffentlicht neu übersetzte Ausgaben der vier Synergy-Anthologien. Darüber hinaus werden diverse Romane aus der Feder von George Zebrowski wiederveröffentlicht. 

DIE OMEGA-PUNKT-TRILOGIE

 

 

 

 

 

  

 

  Erstes Buch: ASCHE UND STERNE

 

 

 

 

1. Kriegssterne

 

 

»Doch was sind Könige, wenn Herrschaft ist vergangen,

Nur Schatten an einem Sonnentag?«

- Marlowe, Eduard II. 

 

»Die Einbildungskraft vergrößert kleine Gegenstände so, dass sie unsere Seelen mit einer phantastischen Beurteilung füllt...«

- Pascal, Pensees 

 

 

Die Kriegssterne brannten hell in seiner Erinnerung, jede Sonne ein pulsierender Feuerofen von Hass, der die Energien seines Plasmas in die gefrorene Grimasse der Rüstung umwandelte und die Grundlage für das eiserne Spiel des Krieges schuf - Maschinen, Waffen, die Rümpfe von Flüsterschiffen -, abgepackte und gespeicherte Macht für den Augenblick kinetischer Anwendung. Hier im Herkules-Sternhaufen gab es genug Energie für Millionen Jahre kriegerischer Konflikte. Manche hatten sogar davon geträumt, hundert Sterne zu einer Einheit zu versammeln und durch den Raum zu bewegen, als ob sie ein Schiff wären. Kein feindliches System hätte eine Kollision mit einer derartigen Zusammenballung überleben können.

Als er den aus gewachsenem Fels gehauenen Korridor zum Lage-Raum im Zentrum des unterirdischen Stützpunktes durchschritt, lächelte Gorgias beinahe über die Abgeschmacktheit des Planes; aber die den Muskeln seines Gesichts aufgeprägte Bitterkeit widerstand sogar einem leisen Lächeln. Jede Kultur, die imstande wäre, solch titanische Kräfte aufzubieten, bedürfte keiner Kriegführung, um ihre Ziele zu erreichen. Nur Verrückte konnten sich mit solchen Träumen beschäftigt haben. Er stellte sich den roten Faden des Wahnsinns als ein Etwas vor, ein subtiles, verzweigtes Netz von Impulsen, das aus entlegenen Winkeln der Raumzeit hervorwuchs, um die empfindlichen Systeme biologischer Strukturen zu durchdringen. Wo war das Machtzentrum dieser willkürlichen, alle Vernunft zerfressenden Deformation, dieses Übels intelligenter Wesen, das von Wohlmeinenden so gern verleugnet wurde? Die strahlende Energie des Sternhaufens hatte den kämpferischen Naturinstinkt seiner Zivilisation genährt und die Entstehung so starker und zäher Charaktere gefördert, dass erst die vollständige Zerstörung der Heimatwelten Ruhe gebracht hatte. Friedhofsruhe.

Ruhe, dachte er, aber nicht Frieden. Es gab niemanden mehr, mit dem man Frieden hätte schließen können; Neuanatolien und die zwanzig Welten des Reiches würden für Zehntausende von Erdenjahren leblos bleiben. Er verspürte ein mattes Wiederaufleben des Hasses, lange von nüchterner Rationalität unterdrückt und überlagert, und erkannte mit leisem Erschauern sich selbst. Er erinnerte sich des Machtbewusstseins, das eine edle Abstammung begleitete, die stolze Todesverachtung. Diese Haltung war nicht in ihm abgestorben, aber er fühlte mit dem Schwinden seiner Kräfte ein Nachlassen der alten unbeugsamen Unversöhnlichkeit, und er war nicht sicher, dass er ihre frühere Glut vermisste.

In der Vergangenheit hatte es begründete Aussichten gegeben, dass dieser Kampfgeist sich gegenüber der zahlenmäßigen Übermacht der Erdenbewohner würde behaupten und durchsetzen können, jenen bleichen Schattengestalten, deren Stamm vor Jahrtausenden die Herakliden entsprossen waren, um das Licht zu neuen Welten zu tragen. Erdenbewohner brannten langsamer als Herakliden, sie überlegten, berechneten, fürchteten den Tod und klammerten sich an ihren Reichtum und ihre Bequemlichkeit. Oder waren das nur Vorurteile?

Er dachte an seinen Sohn. Was blieb ihm noch? Sollte er ihn ermutigen, sich unter den letzten Herakliden auf Myraas Welt niederzulassen? Sollten sie ihren Kleinkrieg gegen die Erdföderation fortsetzen? Oder sollten sie sich in Erstarrung versetzen und eine andere, bessere Zeit abwarten? Hinter einer Maske eiserner Ruhe erwog er die Möglichkeiten, die ihnen nach dem Machtkampf, der das Leben seiner Art vernichtet hatte, noch blieben. Zusammen mit seinem Sohn lebte er nach wie vor im Gefängnis ihres Willens; des Willens, der ein Reich geschmiedet hatte. War es ihre Schuld, dass es keinen Bestand gehabt hatte und nun, vom übermächtigen Feind zerschlagen, in Trümmern am Grund einer dunklen See lag?

Die Lichter im Korridor flackerten, und der Hass war wieder mit ihm, als er zur Tür des Lage-Raums kam. Er hielt inne und dachte an das Flüsterschiff, das auf seiner Rampe im Innern des Stützpunkts lag; er wusste, was das Schiff vermochte, und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch sein Sohn es erfuhr. Der Stützpunkt war noch immer eine intakte und effiziente militärische Anlage und besaß Einrichtungen zur Ausbildung von mehr als eintausend Offiziersanwärtern; er war die einzige Schule, die sein Sohn gekannt hatte.

Die Tür öffnete sich. Gorgias trat ein. Er wusste jetzt, dass er nicht versuchen würde, seinen Sohn zurückzuhalten; der Druck der tragischen Vergangenheit war zu stark, um Alternativen zuzulassen; zumindest gab es keine, die sein Sohn akzeptieren konnte.

In der aufgeräumten Stille des abgedunkelten Lage-Raums stand eine Säule projizierten Lichts wie leuchtender Dunst über der polierten Oberfläche des Konferenztisches, eine dreidimensionale Sternkarte, die bis in die Höhe der umlaufenden Galerie hinauf reichte. Es sprach die konservierte Stimme eines seit langem toten Dozenten. Gorgias' Sohn saß auf der anderen Seite des großen Tisches, eine bewegungslose Gestalt, die zur Projektion aufblickte.

Gorgias setzte sich wortlos und lauschte mit ihm.

»Stellen wir uns eine Verbindungslinie durch die normale Raumzeit vor«, sagte die Stimme. »Ein Ende ist am Sonnensystem der Erde festgemacht, das andere am großen Sternhaufen im Sternbild Herkules...«

Die Projektion zeigte die Galaxis, von der Seite gesehen. Ein leuchtendes rotes Band wuchs aus dem Sonnensystem, durchquerte einen Teil des flachen, diskusförmigen galaktischen Systems zur Mitte, um dann aufwärts zu führen und in dem Sternhaufen zu enden, der außerhalb der galaktischen Ebene über der zentralen, linsenförmigen Verdickung kreiste, 34.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

»Die schnellsten Schiffe benötigen fünf Monate, um diesen zur Erdföderation gehörenden Raum zu passieren, dessen Durchmesser zwischen fünf und zwanzig Lichtjahren variiert. Hunderttausend Welten umkreisen hier ihre Sonnen, viele davon erdähnlich; andere sind zu jung, als dass sich intelligentes Leben hätte entwickeln können; andere beherbergen humanoide Kulturen verschiedener Entwicklungsstufen; einige von ihnen haben die Raumfahrt innerhalb ihrer Systeme erreicht. Die Mehrzahl dieser Welten aber ist tot. Ein ständiger Strom von Auswanderern, die von der Erde sowie von anderen Kolonialwelten kommen, besiedelt innerhalb dieses Bereiches geeignete Welten. Der Strom menschlichen Lebens meidet künstlich erzeugte Umweltverhältnisse; er hungert nach natürlichen, von Sonnen geborenen Welten...«

Nun schien es, als nähere er sich dem Herkules-Sternhaufen mit phantastischer Geschwindigkeit. Das Bild wuchs, bis es das ganze Gesichtsfeld einnahm und die Sternkarte wie eine Galaxis beherrschte.

»Das bedeutendste Objekt der Kolonisierung war der Sternhaufen im Herkules. Seine Besiedlung führte zu einer kulturellen und biologischen Verzweigung der Menschheit. Die biologische Veränderung wurde durch gentechnische Eingriffe erreicht, insbesondere durch die Einschleusung bestimmter DNS-Nukleotide der heimischen Humanoiden des Sternhaufens in das menschliche Erbgut. Diese Hybridisierung der Menschheit und die wesentlichen Beiträge der heimischen Zivilisation trugen entscheidend zur Herausbildung des eigenständigen Stils und Selbstverständnisses bei, die das Reich der Herakliden prägten und schließlich zum größten überlieferten Konflikt der Menschheitsgeschichte führten...«

Er blickte zur Gestalt seines Sohnes, die jenseits der Projektion still im Halbdunkel saß. Aufgewachsen in einer Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und des Zerfalls, angetrieben vom Druck einer Vergangenheit, der er sich weder entziehen noch anschließen konnte, war der junge Mann von zweihundertzwanzig Erdenjahren einem Bruchpunkt nahe; er musste die Vergangenheit wiedererschaffen oder zugrunde gehen. Es hatte seinen Sohn verhärtet; sein Wesen war verschlossen wie eine Festung.

Plötzlich gingen oben in der Galerie die Lichter an, die Projektion der Sternkarte verblasste. Die Oberfläche des Tisches wurde ein spiegelnder See. Sein Sohn blickte unfreundlich vom anderen Ufer herüber.

»Ich will nur eins von dir hören«, sagte er. »Dass du Oriona Myraas Einfluss entziehen wirst.«

»Das können wir nicht; du weißt, dass deine Mutter mit uns nichts zu tun haben will...«

»Wir werden sie hierher bringen, und sie wird bei der Verwirklichung unserer Pläne helfen.«

»Unsere Pläne bedeuten ihr nichts. Wie oft muss ich es dir noch sagen?« Unsere Pläne, dachte er und wunderte sich, dass die Worte ihn jetzt erschreckten. Wann hatte er sich geändert, wann hatte er angefangen, anders zu denken?

»Sie wird sich eines Besseren besinnen, wenn sie nicht mehr unter Myraas Einfluss steht. Dann wird sie glauben und leben, wie wir es tun.«

Vor langer Zeit war Oriona einmal in allem seine andere Hälfte gewesen. Ja, das Leben auf Myraas Welt hatte sie verändert, und wahrscheinlich zum Besseren; sie hasste die alten Feinde nicht mehr, sie stand ihnen gleichgültig gegenüber. Er musterte seinen Sohn über den Tisch hinweg. Was konnte er ihm sagen? Was war geeignet, seiner natürlichen Energie ein Ziel zu geben? Die schwarze Uniform mit dem orangefarbenen Reichsstern stand ihm gut. Im Stützpunkt gab es genug Uniformen, um eine Armee einzukleiden.

Nach kurzem Schweigen änderte sein Sohn die Richtung seines Angriffs. »Wir müssen bereit sein, den Feind schmerzhaft zu treffen, verstehst du, mit kleinen Angriffen vielleicht, aber Angriffen von so großer Grausamkeit, dass sie sie nicht vergessen werden können, und die Wunden zufügen, die nicht heilen. Wir müssen sie treffen, wie sie uns getroffen haben. Und wir sind dazu in der Lage.«

»Nichts, was wir gegen die Erde unternehmen können, vermag die Lage entscheidend zu unseren Gunsten zu ändern.«

»Es sei denn, wir stellen Truppen auf und setzen strategische Waffen ein. Einstweilen können wir ihnen mit kleinen, überraschenden Angriffen schaden, unsere Kampfbereitschaft erhalten und unseren Willen für eine bessere Zukunft stählen.«

»Welche Truppen, welche Waffen? Träumst du noch immer vom Truppenzylinder?«

»Gegen Ende des Krieges gab es so etwas. Eines Tages werde ich ihn finden.«

»Selbst hundert würden nicht nützen - bestenfalls haben sie zehntausend Mann eingelagert, eine knappe Division hastig ausgebildeter Soldaten. Selbst wenn du den Zylinder fändest, gibt es keine Gewissheit, dass du die damals auf diese Weise eingelagerten Soldaten wiederbeleben könntest. Tatsächlich habe ich nie irgendeinen Beweis für das Vorhandensein der Zylinder gesehen.«

»Aber wir haben hier das Stativ, das zu einem Zylinder passt!«

»Also vielleicht gab es einen - nur einen.«

»Unter guter Führung können wir wachsen - die Leben im Zylinder taugen nicht bloß zum Kampf.«

»Du sprichst davon, ungeborene Generationen auf die Vergeltung zu verpflichten. Es ist vorbei, lass es vergehen.« Oriona, dachte er bei sich, du hast recht, wir müssen einen Schlussstrich unter unsere Kriege ziehen; wenn wir es nicht tun, werden wir nicht sehen, was jenseits liegt. Aber welche Zukunft sah Oriona für sich auf jener grünen Welt?

»In deiner Schwäche«, erwiderte sein Sohn, »vermagst du nicht zu sehen, dass wir ein Universum zu Konzessionen zwingen können, wenn wir oft und hart genug zuschlagen.«

Vielleicht hatte er recht; was gab es noch, außer dem alten Krieg? Wenn er in die Vergangenheit zurückblickte, sah er einen schwarzen Abgrund.

»Nur wenn wir auf freiem Fuß bleiben«, sagte er zu seinem Sohn. »Nur wenn sie uns nicht fangen.« Der schwarze Abgrund zog ihn hinab; oder hob er sich ihm entgegen?

»Auf freiem Fuß zu bleiben, ist eine Frage der Geschicklichkeit, einer wirklichen Kraftprobe auszuweichen«, antwortete sein Sohn. »Aber überlege einmal; wenn wir große Bevölkerungszentren zerstören könnten, wie lange würden sie in der Lage sein, sich unseren Forderungen zu verschließen?«

»Du hast Forderungen? Was könnten wir verlangen, ohne Gefahr zu laufen, dass sie es uns wieder wegnehmen würden, sobald wir geschlagen wären?«

»Die erste Forderung ist die Anerkennung der Notwendigkeit, unsere Heimatwelt wiederaufzubauen...«

»Manchmal glaube ich, dass du ein völliger Idiot bist. Was können ihre Versprechen nach den Verlusten, die du ihnen zufügen willst, noch bedeuten? Siehst du nicht, dass sie jede Garantie nur nach ihrem eigenen Gutdünken einhalten würden, nicht nach unseren Ansprüchen?« Wieder musterte er seinen Sohn. War dies der Abkömmling Gorgias I., des Einigers und Reichsgründers? Vielleicht steckte mehr hinter seinem Plan, eine Schlauheit, die ihm entgangen war.

»Wir würden eine geheime Kampfgruppe aufstellen und ihnen bei der ersten Verletzung einheizen! Wenn wir auf freiem Fuß bleiben können, du und ich, dann würde es auch solch einer Kampfgruppe möglich sein.«

Gorgias merkte, dass sein Kopf sich verneinend hin und her bewegte, als ob er von seinem Körper unabhängig geworden wäre; seine rechte Hand zitterte, und einen Augenblick lang war er unfähig zu sprechen. Der Wille seines Sohnes war auf ihn übergegangen und hatte Besitz von ihm ergriffen, hatte ihn halb überzeugt und an sein eigenes früheres Selbst erinnert, seine Entschlossenheit und seinen Hass. Alles, was erforderlich sein würde, um die schreckliche Vision seines Sohnes zu verwirklichen, war ein eiserner Terror, ein unbeugsamer Wille, die Bereitschaft, alles zu tun, wenn es nur dem Feind schadete, und eine mitleidlose Entschlossenheit. Das wäre die Strategie, die Oriona fürchtete, das eiserne Spiel, das Vater und Sohn in den Dienst einer alten Feindschaft stellen und sie zu Werkzeugen der Vergeltung machen würde. Die Toten rächen! Bisher hatten Vater und Sohn sich am Rand dieses Spieles bewegt; nun endlich würden sie in seine gnadenlose Logik und grausame Befriedigung hineingezogen...

»Eines Tages«, fuhr sein Sohn fort, »werden unsere Welten wiederbesiedelt, wird unsere Macht Wiedererstehen. Dann werden wir keine Drohungen nötig haben. Aber bis dahin müssen wir, du und ich, Wächter und Garanten dieser Zukunft sein. Hast du vergessen? Bist du ein Feigling geworden? Willst du nicht einmal den Versuch wagen - oder wirst du mich aufgeben, wie du Oriona aufgegeben hast?«

Gorgias blickte seinem Sohn ins Auge. Ich brauche dich nicht, schien sein Blick zu sagen. Ich werde dich verleugnen, wenn du dich mir verweigerst, und du wirst allein sein. Ohne Oriona und mich bist du nichts. Ein Schauer überlief ihn. Er hatte den kalten Geschmack der Furcht im Mund. Sein Magen krampfte sich zusammen, und im aufkommenden Zorn wurde ihm zum ersten Mal klar, dass er imstande sein würde, den eigenen Sohn zu töten - und sei es aus keinem anderen Grund, als um dieses monströse Wiederaufleben seiner eigenen Jugend zu beseitigen, dieses unbeugsame, eisenharte Selbst, das aus ihm hervorgegangen war, aus der Vergangenheit, um allein diesen Weg zu gehen, wenn er ihm nicht folgen wollte.

Orionas Augen sahen ihn unter dunklen Brauen und schwarzem Haar an. »Nun?«, fragte sein Sohn, »wirst du mit mir gehen?« Die Fragen waren wie Rufe, stark und drängend und überzeugt, Einverständnis voraussetzend. Der Oberkörper seines Sohnes schien sich aus dem gefrorenen See der polierten Tischplatte zu erheben, ein furchteinflößendes Geschöpf, vom schieren Gewicht seines Hasses hier festgehalten. Sein Sohn war ein heroischer Realist, der selbst durch die Aussicht der völligen Vernichtung und der Hoffnungslosigkeit seiner Anstrengungen nicht zu erschüttern war. Wieder kamen Zweifel in ihm auf, zwangen ihn zur Auseinandersetzung mit den Schrecken der verlorenen Vergangenheit.

»Einverstanden«, sagte Gorgias mit leiser Stimme, »aber zuerst...«

»Gut!«

»...aber zuerst werden wir Oriona besuchen.« Vielleicht gelang es ihr, den Jungen zu beruhigen, dachte er, obwohl das Leben, das sie führte, eine Selbsttäuschung war.

»Wir holen sie dort heraus«, sagte sein Sohn.

»Sehen wir, wie ihr zumute ist.« Eine Lüge mochte seinem Sohn das Leben retten, jede Verzögerung konnte die Zukunft verändern; sobald sein Sohn sich dieser neuen Strategie verschrieb, würde es keine Umkehr geben; sein Leben würde das eines Gejagten sein, und eines Tages würden sie ihn vernichten. Jede Verzögerung konnte ihn retten. Es gab Welten genug außerhalb der Föderation, wo man einen neuen Anfang machen konnte; eine kleine Gemeinschaft, einfaches Leben... vielleicht führte Oriona dieses Leben schon jetzt.

»Ich werde das Schiff vorbereiten«, sagte sein Sohn.

Gorgias nickte und suchte sich zu beruhigen.

 

 

 

2. Absprungraum

 

 

»Für den Geist ist es natürlich, zu glauben, und für den Willen, zu lieben; so dass sie sich mangels wahrer Objekte an falschen festmachen müssen.«

- Pascal, Pensees 

 

»Ein Mann erkannte sich als das Produkt dieser Welt.

Er suchte ihr Bewusstsein zu werden: eine Art zu träumen,

die ihre Erlösung verkörpern würde.«

- Bousquet

 

 

Der Schatten eines Gesichts erschien in der steinernen Decke und verblasste; einen Augenblick noch, und es hätte zu ihm gesprochen.

Höhlenaugen starrten auf eine Eisbarriere an einem zeitlosen Ort.

Außerhalb der schwarzen Wände des türlosen Raumes lag undurchdringliche Festigkeit und Dichte; die Zelle war der einzige offene Raum, auf wunderbare Weise in den starren Fels geschnitten. Die einsame Lampe im Winkel würde ausgehen, wenn er den Blick von ihr wandte; die Dunkelheit würde um ihn fließen und sich verfestigen, seine Bewegungen zum Erstarren bringen, bis auch sein Fleisch sich in Stein verwandelte...

Die Heimatwelt lag vor ihm. Er hatte sie nach dem Holocaust nicht mehr gesehen, doch plötzlich war er dort. Das Land war eine endlose Aschenebene mit den Resten von Städten und Dörfern, die einst bewaldeten Berge kahl und erodiert. Die Welt war eine heiße, staubige Wüste, windgepeitscht und unfruchtbar. Der Kummer hielt all seine zärtlichen Empfindungen, alles Bedauern und alle Tränen zurück. Er spürte den Höllenwind im Gesicht, schmeckte die Asche im Mund, während sein Blick den Wolken von Asche und Staub folgte, die da und dort vom Wind hochgerissen wurden.

Er ging über das Aschenfeld. Der Horizont war eine wellige, flimmernde Linie von Hitzewellen. Er kam an ein großes kreisförmiges Loch in der Wüste; Sterne brannten tief unter der Welt, glühendes Geröll schwebte in einem unterirdischen Universum...

Der Traum war immer der gleiche.

Eine gigantische Faust schlug an die Wand hinter seinem Bett und ließ den Stein wie Metall dröhnen; die schwarzen Oberflächen des Raumes wurden glasig und zersplitterten, flössen davon wie Wasser...

Er setzte sich auf und sah seinen Vater in der offenen Tür stehen.

»Bist du wach?«

»Ich bin bereit«, sagte er. Die Silhouette in der Türöffnung flößte ihm Misstrauen ein. Der dunkle Umriss seines Vaters machte kehrt und ging hinaus in den Korridor.

Sein Blick ging zu der dunklen Lampe im Winkel, und er erinnerte sich, dass er im Traum geglaubt hatte, sein Leben hänge irgendwie von ihrem Licht ab; eine eigenartige Widersinnigkeit.

Er stand auf und machte sich bereit, seinem Vater zum Schiff zu folgen.

 

Auf einmal gähnte voraus die Tunnelöffnung der Rampe, und das Flüsterschiff schoss hinaus über die öde Oberfläche der Welt. Eine leuchtende Wolke interstellaren Gases flammte von Horizont zu Horizont, als das Schiff über zerklüftete Berge, schutterfüllte Täler und staubige Ebenen hinwegraste; luftlos, zermürbt von Sonnenwind und Hitze, folgte die leblose Welt getreulich ihrer Umlaufbahn, für immer tot im zornigen

Glutlicht ihres kleinen, weißen Zentralgestirns. Nahe dem Mittelpunkt des Sternhaufens befindlich, war das ganze System in eine Wolke kosmischen Staubes und Gas gehüllt, die von einem Ende zum anderen ein halbes Lichtjahr maß.

Das Schiff stieg auf in den leuchtenden Himmel. Die unterschiedliche Dichte der Wolke ließ das Licht der ungezählten nahen Sterne bald hell aufstrahlen, bald verblassen.

Sein Vater hatte sich achtern im Quartier zur Ruhe begeben, und der jüngere Gorgias begann seine erste Wache. Das Schiff wechselte in das veränderte Kontinuum des Absprungraums und enthüllte die Sterne des Kugelhaufens als vollkommen runde schwarze Kohlen in unbestimmbarer Entfernung. In den nächsten einhundertfünfzig Stunden würde das Schiff diese aschene See durchpflügen, fünfzigtausend Lichtjahre über die Mitte der Galaxis hinweg und halbwegs über den Spiralarm, wo die Erde tief im Innern des leuchtenden Wirbels schwamm, aufwärts zu der sternarmen Region, wo Myraas Welt in die intergalaktische Dunkelheit hinausblickte.

Während seiner ganzen ersten Wache irritierte den jüngeren Gorgias das Leichentuch des Übergangsraums, welches das bekannte Universum überdeckte, die diamantenen Sterne verbarg und den schwarzen leeren Raum zu einem aschfahlen Kontinuum auflöste, gesprenkelt mit den schwarzen Objekten, die denen der normalen Raumzeit entsprachen. Die Gebeine der Realität, dachte er, trocken und leblos; der Durchgang durch das Kontinuum des Übergangsraums war immer wie ein langsames Sterben.

Lagen ihm die getöteten Herakliden wirklich am Herzen? Er erforschte sein Gewissen, versuchte den Tod Hunderter von Millionen nachzuempfinden. Schon die Ermordung von zehn wäre unerträglich gewesen. Jeder von diesen Hunderten Millionen hätte tausend Erdenjahre oder länger gelebt, jedes Leben eine ganze Welt von Erfahrungen, abgeschnitten und vernichtet. Sich ihres elenden Todes zu erinnern, hieß sich selbst jedes normale Alltagsleben, alle Einfachheit, alle Liebe zu verweigern; sich ihres Endes zu erinnern, hieß in einer Weise zu denken und zu handeln, die ihn unwiderruflich verändern, zu einem Instrument machen würde, einem Opfer auf dem brennenden Altar der Entrüstung. Er gehörte nicht sich selbst noch irgendwem sonst.

Wenn er auch nur zehn Erdgeborene töten konnte, die Nachricht würde Millionen demütigen; soviel verdienten die Toten. Jeder Schlag, so gering er auch sein mochte, würde ein Zeichen sein, dass der Sieg der Föderation nicht vollständig gewesen war. Die Toten lebten in ihm, Funken, die bereit waren, in einem inneren Feuer aufzuflammen; seine Stärke war der benötigte Brennstoff; seine Stärke war ihr Wille, der sich anschickte, wieder aufzuleben. Ruhe würde erst über ihn kommen, wenn der ganze Hass, den er mit sich trug, verausgabt wäre.

Der Gedanke an seines Vaters zunehmende Schwäche machte ihn wieder zornig. Er fühlte den Zorn als eine Kälte, eine Ankündigung späteren Versagens. Er hätte den alten Mann bei ihrem letzten Erwachen in Erstarrung lassen und selbst hinausgehen sollen, aber das Schiff war noch immer auf die Persönlichkeit des Vaters eingestimmt und würde keinem anderen gehorchen. Das Schiff konnte nur durch eine bewusste Befehlsübergabe sein werden; seines Vaters Tod würde ihm das Schiff nicht geben. Er benötigte den guten Willen seines Vaters.

Wenn nur ein zweites Flüsterschiff gefunden werden könnte. Vielleicht gab es irgendwo auf Myraas Welt noch eins. Er hatte immer geargwöhnt, dass Myraa mehr wusste, als sie preiszugeben bereit war. Vielleicht konnte er von Oriona etwas erfahren. Myraa oder einer der anderen Überlebenden mochte ihr etwas enthüllt haben, eine scheinbar nutzlose Information, die aber von größter Bedeutung sein konnte, wenn man sie in einen größeren Zusammenhang einfügte. Der Besuch konnte sich doch noch als nutzbringend erweisen.

Unwillkürlich gingen seine Gedanken zu Myraa - ihrer Gestalt, ihrem langen Haar, ihrem Lächeln, der Frische ihrer Haut. Gedanken an sie brachten unweigerlich seine schwächsten Empfindungen zum Vorschein. Das Universum von Zeit und Raum hatte ihn um die einfachsten Freuden gebracht, denen die bescheidensten Geschöpfe auf einer Million Welten sich ungestört hingaben. Er war ein denkendes, selbstbewusstes Wesen, das in einem Raum lebte, wo Entfernung das entscheidende Merkmal war. Was war Gerechtigkeit in solch einem Universum, oder Vergeltung? Warum sehnte er sich nach Myraas Nähe, und warum war er gezwungen zu glauben, dass Distanz zu ihrer Lebensweise eine Notwendigkeit für ihn sei? Auf seine Weise liebte er sie, aber er war nicht bereit, sich ihr auszuliefern; der Ruf der Vergangenheit war stärker als ihre Liebe; die Vergangenheit zu ignorieren, wäre für ihn gleichbedeutend mit dem Tod.

Sein Auftrag war es, die Geschichte, der er entstammte, neu zu schaffen; eine bestimmte Lebensweise musste Wiedererstehen, eine Gemeinschaft bewusster, von ihrer Mission durchdrungener Personen, die den Herkules-Sternhaufen wieder zusammenhielten. Dieser Gemeinschaft würde er sich hingeben; dort würde Liebe kein Fehler sein, kein Zeichen von Schwäche; dort würde er sich entfalten und leuchten, wie es ihm bestimmt war, ein König aus einer langen Ahnenreihe von Königen; dort würde er Vergangenheit und Zukunft kennen, wie sie sein sollten, unzerstört und angefüllt mit der Bedeutung der Zeit; dort würde die Vergangenheit Stolz sein, die Zukunft ein fernes, leuchtendes Ziel, das alle in seinen Bannkreis gemeinschaftlichen Strebens und freudiger Hingabe ziehen würde.

Die unwirkliche Verlassenheit des Übergangsraums auf dem Bildschirm versprach nichts, als das Schiff durch sein Kontinuum raste.

 

Als sein Vater zur Wachablösung hereinkam, stand Gorgias auf und machte den Platz frei.

»Ich habe ein geeignetes Ziel für uns gefunden«, sagte er.

Sein Vater wandte sich halb zu ihm um und starrte ihn an. Sein Gesicht war blass, die blauen Augen eingesunken von Sorgen und Zweifeln. Die Hände suchten einander aus Furcht, fuhren dann auseinander, um es zu verbergen. »Wovon redest du? Wir wollten bis nach dem Besuch nichts planen.«

»Dreißig Lichtjahre südlich von Myraa gibt es eine geeignete Welt im Grenzgebiet der Föderation, hauptsächlich kleinere Städte und Siedlungen, nicht mehr als eine halbe Million Einwohner, ein leichtes Ziel.«

Sein Vater umklammerte die Armlehnen. »Später, wir haben jetzt keine Zeit, darüber zu diskutieren. Ruh dich aus.«

»Du sagtest, du würdest kämpfen...«

»Eine Welt dieser Größe ist unbedeutend, besiedelt von Randgruppen und Außenseitern. Die Föderation würde nicht beeindruckt sein.«

»Wir könnten in einem einzigen Anflug eine Stadt zerstören.«

»Sie würden sofort auf Myraas Welt nach uns suchen, Oriona und andere als Geiseln festhalten...«

»Wir könnten es tun, nachdem wir Oriona abgeholt haben. Übrigens, was gibt dir die Gewissheit, dass sie in der Lage sind, Geiseln zu nehmen und festzuhalten?«

Sein Vater schüttelte den Kopf. »Es gibt zu wenig Überlegung und Vorbereitung. Sei nicht so ungeduldig. Glaubst du, die Militärs der Föderation seien einfältig? Sie werden jeden Fehler ausnützen. Auf diese Weise gewannen sie den Krieg.«

»Aber sie kamen nie gegen ein Flüsterschiff auf.«

»Gewiss, das Schiff ist unangreifbar, doch du könntest dich selbst für immer darin einkerkern. Auch die lebenserhaltenden Systeme benötigen Masse, um Nahrung zu synthetisieren...«

»Ich könnte nahezu unbegrenzte Zeit wiederaufbereiten.«

»Aber du würdest verhungern, wenn etwas schiefginge. Es gibt Mittel und Wege, das Schiff in eine Falle zu locken oder zu zerstören. Mit der Zeit würde es ihnen möglich sein, genug Energie darauf zu konzentrieren, um es aufzureißen.«

»Soweit würde es nie kommen«, sagte Gorgias. Er wandte sich ab und ging nach achtern.

»Angenehme Ruhe«, rief sein Vater ihm nach, als die Stahltür hinter ihm zu glitt. Es hatte keinen Sinn, den alten Mann jetzt zu verärgern. Später, dachte er, wenn das Schiff mein ist, kann ich nach Belieben verfahren, aber ich brauche ihn jetzt zur Kontrolle der Programme. Und mit dem Gedanken meldete sich die Befürchtung, dass sein Vater die Kontrolle über das Schiff niemals abgeben würde.

Am Ende des kurzen Korridors öffnete sich eine weitere Tür, und er war im Wohnquartier, bestehend aus einer Schlafkammer, einem kleinen Bad und der Essenausgabe des Küchenautomaten.

Gorgias legte sich nieder und versuchte zu schlafen oder wenigstens eine tiefe Ruhe zu erreichen, aber zuerst forderte die Entspannung ihren Zoll an Gedanken und Erinnerungen, bevor sie ihn in ihre stillen Bereiche entließ. Bei seinem ersten Besuch auf Myraas Welt hatte er seinen Vater gefragt, ob dies die Heimat sei. Nein, es sei ein anderer Ort, weit von den Feinden.

Hier könnten die überlebenden Herakliden in Frieden leben.

Am Rand der Felder eine tiefe Grube, eine ins Gras geschnittene Wunde, angefüllt mit den verwesenden Kadavern von Tieren, die nicht fähig gewesen waren, sich der neuen Welt und ihren Lebensbedingungen anzupassen. Später waren fliehende Kriegsschiffe eingetroffen und hatten, nachdem ihre überbeanspruchten gravimetrischen Systeme ausgefallen waren, mit ihren primitiven und energieaufwendigen Nottriebwerken landen müssen und dabei im Umkreis von Hunderten von Metern die Vegetation verbrannt.

Er erinnerte sich gut an Myraas Haus, und wie die Frühlingssonne zum Fenster hereingeschienen hatte. Auch das Haus auf der Anhöhe war mit den Teilen ausgeschlachteter Schiffe erbaut worden. Krankheit, Selbstmorde und Mangel an Vorräten und Material hatten die Überlebenden dezimiert; heute gab es niemanden mehr, der das Wissen und die technische Fähigkeit besaß, die noch vorhandenen Schiffe der gestrandeten Flotte zu reparieren, zu bedienen oder auch nur zu verstehen. Allein das Flüsterschiff lenkte und wartete sich selbst und verlangte wenig unmittelbares Verständnis seiner Systeme, um wirkungsvoll zu operieren.

Ein Druck lastete auf seinem Körper und hielt ihn nieder an einem Ort jenseits des Schlafes. Es gab keinen Schmerz, aber auch keine Möglichkeit, sich zu bewegen; in ein paar Augenblicken würde nichts mehr sein.

Er erwachte aus unruhigem Halbschlaf und lauschte in die vollkommene Stille der Schlafkammer und stellte sich vor, dass das Kontinuum des Übergangsraumes sich verdichtete und das Schiff bis zur Unbeweglichkeit verlangsamen würde. Die Schlafkammer roch nach kaltem Metall. Er schloss wieder die Augen und dachte daran, für eintausend oder zweitausend Jahre in die Erstarrung des Tiefschlafes zu fliehen. Würde die Föderation nach zehntausend Jahren noch existieren? Würden die Anlagen das Stasisfeld so lange aufrechterhalten können? Wie würde die Welt nach dieser Zeit aussehen? Für ihn wäre dort keine Vergeltung mehr möglich. Um in den Kältetief schlaf überzugehen, bedurfte es lediglich eines Entschlusses, doch würde er all seine Pläne und Ziele zurücklassen müssen. Der Gedanke war ihm unerträglich. Er sah sich allein durch die Zeit gehen, die Vergangenheit ein verblassendes Bild weit hinter ihm, dem er gleichwohl mit allen Fasern seines Wesens verbunden blieb. Eines Tages würde er darüber den Verstand verlieren.

Dann verließen ihn alle Gedanken und Träume, wie er es zuvor gewusst hatte und wie sie es immer getan hatten; aber wieder blieb offen, ob sein Wille gesiegt hatte, oder ob es bloß der Gang seiner inneren Gezeiten gewesen war, der ihm den Schlaf beschert hatte.

 

Während seiner zweiten Wache sah er den Schatten oder den Geist des Schiffes auf dem Bildschirm in fixierter Distanz voraus. Er fragte sich, ob eine gespenstische Kopie seiner selbst in diesem Phantomschiff vor dem Bildschirm saß und eine noch weiter entfernte Sinnestäuschung beobachtete, und ob auch sein Vater dort in der Schlafkammer ruhte.

Als er nach seiner Wache schlief, wurde das Schiff zu Glas und ließ das gespenstische grauweiße Licht von außen ein, den Schein einer wolkenverhangenen Schöpfung oder der Unterseite eines Universums, die den Lebenden für immer abgekehrt war.

Nach dem Erwachen sehnte er sich nach Sternenlicht, dem Anblick von Welten, von Leben. Er blickte auf seine Hände. Seine Haut war bleich, als ob die wenigen Tage in Wirklichkeit Jahre gewesen wären. Was bedeutete Zeit im Übergangsraum? Vielleicht ging Zeit im Übergang verloren und wurde dann im Augenblick des Wechsels zurückgewonnen, so dass dem Reisenden nur die Erinnerung an lange Gefangenschaft blieb.

Wieder schloss er die Augen. Die Erinnerung war klar und rein, steinig wie die Korridore und Kammern des unterirdischen Stützpunktes. Er bedauerte sich selbst, seinen Vater, Oriona, die auf Myraas Welt gefangen war, seinen Bruder, der dort den Tod gefunden hatte. Nur Vergeltung blieb; nichts sonst vermochte ihn auszufüllen und seinen Hunger zu stillen; nichts anderes würde die Erneuerung seines Volkes ermöglichen. Der einzige Weg, die Vergangenheit zurückzugewinnen, bestand darin, sie in die Gegenwart zu bringen und durch sie die Zukunft zu beeinflussen; er musste die Erinnerung zu materieller Wirklichkeit machen, zu einer Gewalt, die gegen die Erdgeborenen eingesetzt werden konnte und es ihnen unmöglich machen würde, seine Forderungen zu ignorieren. Vergeltung war das einzige Mittel, um jene, die ihm alles genommen hatten, zur Anerkennung zu zwingen, diese graue Gegenwart, einen alten Mann und eine schwarze Zukunft zu verlassen.

Wenn ich es ihnen nicht vergelten kann, dachte er, will ich nicht leben.

Ein schattenhaftes Gesicht blickte auf ihn herab, und er wusste, dass er nicht mehr sein würde, wenn es seinen Blick von ihm wandte. Wieder sog ihn der Abgrund der Vergangenheit ein, tiefer diesmal; er streckte die Hände aus, um sich vor dem Absturz zu bewahren, wachte aber auf, bevor er Halt finden konnte.

 

 

 

3. Vertriebene

 

 

»Die Freiheit des Individuums ist kein Geschenk der Zivilisation.«

- Freud

 

»Nichts Schlimmeres gibt es für den Sterblichen als ruhelose Wanderschaft.«

- Homer, Odyssee 

 

 

Die Asche des Übergangsraums verblich; die schwarzen Kohlen fingen Feuer und wurden wieder zu hellen Sternen. Nahebei brannte die Sonne von Myraas Welt mit orangegelbem Leben, einem strahlenden Licht, das den Bildschirm erfüllte und den Beobachter, der soeben aus dem Hades gekommen war, bescheiden und dankbar machte.

Ich habe den Punkt erreicht, da ich mich selbst hasse, dachte der ältere Gorgias. Mein Sohn wird mich verachten, und ich werde nicht weiterleben wollen. Ich bin nicht sicher, dass seine Pläne in der Ausführung unwirksam sein werden, ich habe einfach... den Geschmack am Krieg verloren. Selbstvorwürfe erhoben sich in ihm, die dunklen Umrisse von Soldaten, die in die Schlacht zogen, und jeder dieser Herakliden rief ihm zu, seiner Treue zu gedenken, seiner Aufopferung und der Bedeutung, die Feigheit und Verrat im Denken eines aufrechten Mannes hatten. Ich bin nicht schuldig, sagte er zu den Schattengestalten. Zuviel hatte sich geändert.

Myraas Welt wuchs auf dem Bildschirm, bis sie ihn ganz ausfüllte. Das Schiff trat in die Atmosphäre ein und zog einen Halbkreis um den Planeten, bevor es über dem Ozean auf wenige tausend Meter Höhe niederging.

Sein Sohn kam herein und stand hinter ihm, als das Land voraus in Sicht kam. Die Küstengewässer wurden seicht, nahmen grünliche Färbung an und schmückten sich mit Inseln und sonnendurchfluteten Korallengärten. Wenige Augenblicke später überflog das Schiff die felsige Küste und glitt über das Land hin.

Oriona. Er überlegte, wie sie ihn diesmal begrüßen würde. Und wie würde sie ihren Sohn begrüßen? Würde sie fortfahren, in ihrer schweigsamen Art zu verurteilen? Und was sollte er ihr sagen, was konnte er ihr nach dreißig Jahren sagen? Sie hatte diese dreißig Jahre gelebt, während er sie gestohlen hatte - gestohlen von ihr und von ihm selbst. Er würde diese Jahre nicht in ihrem Gesicht sehen; wenige Herakliden zeigten Zeichen des Alters, bevor sie die fünfhundert erreicht hatten.

Das Schiff wandte sich nordwärts, überflog abgetragene Berge und Wiesentäler. Das gelbe Sonnenlicht des Nachmittags verstärkte das Grün und verlieh ihm in den Schattenpartien bläuliche Töne.

»Wir sind gleich da«, sagte sein Sohn leise, beinahe als ob er sich fürchtete.

Wir sind gleich daheim, dachte Gorgias. Es überraschte ihn immer wieder, dass er Myraas Welt als Heimat betrachtete; in gewisser Weise war es so, der Sammelplatz beinahe aller überlebenden Herakliden; es war Heimat, weil Oriona hier war, und weil er hier mit seinem Sohn war, so kurz der Besuch auch sein mochte; es war Heimat, weil sein Sohn ihn einmal danach gefragt hatte.

Die Anhöhe und das Haus kamen in Sicht. Nach Westen zu ließen breite Fenster die Nachmittagssonne ein, aber eine Gruppe von sechs hohen, schön geformten Bäumen im hohen Gras der Wiese spendete reichlich Schatten. Er sah, dass die Bäume gewachsen, ihre Stämme und Äste stärker geworden waren.

Das Schiff beschrieb einen Kreis und landete schwebend am Fuß der Anhöhe hinter dem Haus, wo die Abendschatten es einhüllen würden.

Er wandte den Kopf und sah seinen Sohn an, aber in dessen Gesicht war kein Anzeichen geteilter Empfindungen. Einen Augenblick lang befürchtete Gorgias, sein Sohn würde seinen Gemütszustand erraten und als ein weiteres Zeichen von Schwäche auslegen, aber der wandte sich bereits ab, um das Schiff zu verlassen.

Er stand auf und folgte seinem Sohn aus der Zentrale zur seitlichen Luftschleuse. Der Mechanismus hatte sie bereits geöffnet, und die beiden traten hinaus in einen warmen Südwind, der sie mit den Düften natürlichen Lebens begrüßte. Die Wirkung war nach der Sterilität des Stützpunktes und der Bordatmosphäre beinahe berauschend.

Ein ausgetretener Pfad führte die Anhöhe hinauf. Sein Sohn erreichte das Haus zuerst und wartete bei der Tür. Der ältere Gorgias gesellte sich zu ihm, und zusammen standen sie fast eine volle Minute, bis die Tür geöffnet wurde. Durch eine schmale Diele betraten sie den Wohnraum.

»Es ist niemand da«, sagte sein Sohn, als sie den Wohnraum verließen und bei der offenen Schlafzimmertür haltmachten.

Der schwarze Boden war staubfrei, als sei er gerade gereinigt worden. Das Mobiliar stand vor den Bogenfenstern, wartete auf Besucher, die aus der Zeit kommen würden, sich zu setzen; die Stille schien immerwährend.

»Willkommen.«

Sie wandten sich um und sahen Myraa im Dieleneingang stehen. Sie trug ein einfaches blaues Gewand, das zur Farbe ihrer Augen passte. Das lange braune Haar war unter einer Kapuze verborgen.

»Willkommen«, wiederholte sie. »Ich wusste, dass ihr kommen würdet.«

Sie konnte es nicht gewusst haben, dachte er, aber es verlieh ihr eine Ausstrahlung von Macht und Überlegenheit, wenn sie es sagte.

»Wo ist Oriona?«, fragte sein Sohn.

Myraa kam ein paar Schritte näher und sagte: »Oriona lebt nicht mehr...«

Der Satz brach für eine Ewigkeit ab und verhütete, dass er den Rest hörte.

»...wie ihr wisst. Es war ihr Wunsch.«

Sein Sohn ging auf sie zu. »Wunsch? Wovon redest du? Wie ist es geschehen - ein Unfall? Wurde sie ermordet?«

»Es war ihr Wunsch«, sagte Myraa. »Sie hinterließ nichts für euch, und sie wünscht auch jetzt nicht mit euch zu sprechen.«

»Was redest du da?«, fragte sein Sohn. »Sag mir, wo sie ist - ist sie tot oder nicht?«

»Sie existiert anderswo, ob du es akzeptierst oder nicht. Ich sage dir dies, damit du dich beruhigst.«

Sein Sohn wandte sich zu ihm. »Was will sie damit sagen?«

»Sie glauben, dass... nun, dass Personen in andere aufgenommen, gewissermaßen von ihnen absorbiert werden können, so dass eine aufnehmende Person wie Myraa eine mehrfache Persönlichkeit wird. Ich habe der Vorstellung nie größere Beachtung geschenkt. Oriona ist tot, und Myraa versucht... entschuldige mich.« Er schloss die Augen und fühlte eine Wärme durch seinen Körper strömen. Er beugte den Kopf, und eine lähmende Schwäche kam in seine Muskeln. Als er die Anwandlung überwunden hatte, ließ er sich in den nächsten Sessel sinken und blickte zum Fenster hinaus. Hinter ihm schlug sein Sohn Myraa mit der flachen Hand ins Gesicht.

»Lügnerin! Was ist geschehen?«

»Ich habe es dir gesagt«, antwortete Myraa, ohne die Stimme im Zorn zu erheben.

»Selbstmord?«

»Nein, aber es war ihr Wunsch.«

»Also, was war es?«

»Du hast die Wahrheit gehört.«

»Erkläre es mir.«

»Die deine Mutter war, lebt - in einer anderen Weise.«

Oriona, sagte Gorgias bei sich, während er starr zum Fenster hinausblickte, nun ist mir nur dein Name geblieben. Der Wind bewegte die Zweige der Bäume vor dem Haus.

»Du wirst mir sagen, was du meinst«, sagte sein Sohn in drohendem Ton.

Es wurde still im Raum, als sei die Zeit rückwärts gelaufen und hätte den Augenblick erreicht, als sie hereingekommen waren.

Dann hörte er ein keuchendes Luftschnappen und ein dumpfes Geräusch. Er wandte sich um und sah, dass sein Sohn Myraa in die Magengrube geschlagen hatte. Sie lag am Boden und presste beide Hände an ihren Leib, ohne einen Laut von sich zu geben. Er stieß sie mit dem Stiefel an, dann wandte er sich mit angewiderter Miene um und setzte sich in den anderen Sessel, der dem Fenster zugekehrt war.

»Orionas Tod hat sie angegriffen. Du hättest sie nicht schlagen sollen.«

»Du versuchtest nicht, mich daran zu hindern.«

Er schloss die Augen und wandte den Kopf zur anderen Seite, um die Tränen zu verbergen, die zwischen seinen Lidern hervorzuquellen drohten. Nun war auch Oriona nicht mehr. Wie sehr war die Zahl der Herakliden zurückgegangen.

»Nun, was sagst du?«, fragte sein Sohn.

Oriona, Oriona, ich werde dich nie wiedersehen. Alles, was zwischen uns hätte anders werden können, ist nun unmöglich. Wie konnte uns alles das genommen werden?

Er öffnete die Augen und machte eine Bewegung zu seinem Sohn. »Geh und heb sie auf.«

Der lachte, und ein verächtlicher Ausdruck trat in seine Augen. »Du hast den Verstand verloren. Sie lebt hier und tut nichts als Lügen erfinden! Wir haben nur ihr Wort, dass Oriona tot ist.«

Ja, vielleicht war sie irgendwo dort draußen und ging spazieren, nichts weiter. Er brauchte bloß aufzustehen und sie suchen gehen. Er begriff, wie lang es dauern würde, bis er sich mit ihrem Tod abfinden konnte; die kleinste Hoffnung war wie ein Schock, der ihn ins Wunschdenken abdrängte.

»Ich bemitleide euch beide«, sagte Myraa vom Boden. Sie hörte sich wie Oriona an.

»Lieber Vater, wir sollten uns auf den Krieg vorbereiten!«

»Wenigstens erhalten ihre Lügen die wenigen von uns am Leben, die noch übrig sind.«

»Du und ich leben ohne sie.«

»Sie hält die Föderation davon ab, jene zu töten, die bei ihr sind.«

»Wie? Indem sie sich feige und kriecherisch unterwirft? Sie könnten allesamt in ein paar Minuten getötet werden.«

»Warum ist es dann noch nicht geschehen?«

»Die Erdgeborenen sind Dummköpfe«, sagte sein Sohn, »nicht mehr.«

»Dann ist demütiges Verhalten eine Art zu überleben.«

Myraa stand auf und trat zwischen sie. »Seht«, sagte sie und deutete mit einem Nicken zum Fenster hinaus.

Der alte Gorgias erhob sich mit müden Bewegungen und trat zum Fenster; sein Sohn gesellte sich zu ihm.

Am Fuß des Hügels war eine Prozession angelangt. Sie kam nun zum Haus herauf, dreißig Leute, die in einer Reihe hintereinander gingen und einander bei den Händen hielten. Alle trugen die schwarzen Uniformen des Militärs, aber ohne Rangabzeichen und Embleme. Ein führerloser, unsoldatischer Haufen, dachte der ältere Gorgias, aber sie leben, während ihre mutigeren Kameraden und Führer gefallen sind.

»Was treiben die da draußen?«, fragte sein Sohn.

»Sie sind deine Brüder und Schwestern«, sagte Myraa. »Alles, was deine Mutter war, ist in ihnen gespiegelt. Sie ist lebendiger denn je.«

»Idiotisches Gerede«, sagte sein Sohn.

Eskapismus, dachte der alte Heraklide. Flucht in die Welt der Phantasien...

»Es ist wahr«, sagte Myraa.

Gorgias dachte an die Welten im Umkreis der Erde, wo das einzige Problem des Lebens darin bestand, was man mit seiner Zeit anfing. Dort hatten die Probleme der Langlebigkeit zu einer anderen Form natürlicher Selektion geführt, in der nur die einfallsreichsten und schöpferischsten Individuen bis ins hohe Alter überlebten, sogar die tausend Jahre überschritten, während der Rest an Unfällen oder schierer Langeweile starb. Er erinnerte sich seiner Angriffe auf einige jener Welten kurz vor und nach Kriegsende, als sein kleiner Sohn und Oriona sich auf dieser Welt verborgen hielten, die erst später mit Myraas Namen in Verbindung gebracht worden war. Er erinnerte sich gut der Verachtung, die er den langlebigen, nutzlosen Erdbewohnern, die ihm zu Gesicht gekommen waren, entgegengebracht hatte. Es war ihm sogar zuwider gewesen, diese parasitären, unnützen und unfruchtbaren Existenzen zu töten. Leere Gesichter mit einem fixierten Ausdruck von Unzufriedenheit und verdrießlicher Sorge - Vorstellungsbilder von verschiedenen Individuen dieser Art lebten noch in ihm. Er war überzeugt, dass viele von ihnen den Tod, den er ihnen gebracht, begrüßt hatten. Starke Persönlichkeiten hingegen konnte Langlebigkeit zu einer von Besitzdenken geprägten Weitsicht verleiten, die in Selbsttäuschung endete.

Ohne besonders darauf zu achten, bemerkte er, dass sein Sohn drauf und dran war, wieder tätlich zu werden. Myraa wich vor ihm zurück, und er setzte ihr nach, bis sie hinter Gorgias waren. Er hörte den Schlag, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Myraa und sein Sohn wälzten sich am Boden. Spielende Kinder, dachte er.

Weiter draußen im Korridor der Föderation gab es von Kolonisten wimmelnde Welten, wo das Leben gefährlicher war, ursprünglicher. Dort fürchtete man den Tod nicht so sehr wie unter den Langlebigen; gleichwohl waren die Bande, die sie mit den inneren Welten zusammenschlossen, immer noch fest, da eine Vielzahl von Dienstleistungen, Fertigkeiten und Kenntnissen von der Erde ausging...

Gorgias und Myraa schienen sich endlich beruhigt zu haben, aber er wandte sich nicht nach ihnen um. Er dachte an die Saumwelten der Föderation, wo Mangel und Entbehrung die Regel waren und wo kaum jemand je von der Erde gehört hatte. In diese entlegenen Bereiche waren die Schiffe der Herakliden eingedrungen, hatten Aufbauhilfe geleistet und Anhänger gesammelt; und tatsächlich stammte sein Volk zu einem guten Teil von den Bewohnern dieser entlegenen Saumwelten ab, wo die Nervenenden des Erdeneinflusses kaum noch hinausreichten. Aber erst in der verkehrsgünstigen und rohstoffreichen Umgebung der nahe beisammenstehenden Welten des Herkules-Sternhaufens war der Aufstieg des Reiches zu Größe und Macht möglich geworden.

Später war der Ehrgeiz entstanden, durch den Korridor der Föderation weiter erdwärts vorzustoßen und den eigenen Machtbereich zu vergrößern. Die weitgehend mit sich selbst und ihrer Langlebigkeit beschäftigte, in Schichten gegliederte Gesellschaft der Erde wurde als dekadent und unentschlossen eingeschätzt; der Sieg schien sicher. Und die Herakliden hatte es nach kriegerischer Macht und großen Waffentaten verlangt.

Aber auf Erden hatte sich ein Stimmungsumschwung vollzogen. Die Eroberung der äußeren Welten hatte zu lange gedauert; verschiedene von ihnen hatten den Eroberern erbitterten Widerstand geleistet, und diese wechselvollen Kämpfe hatten das Selbstbewusstsein und den Willen zur Gegenwehr wachgerüttelt. Was in der Natur des Menschen stark und wachsam und ebenso wagemutig wie umsichtig war, dieselben Eigenschaften, die zur Entstehung der größten menschlichen Zivilisation der Geschichte geführt hatten, waren wiedererwacht und nun mit rastloser Energie bestrebt, die Abwehr zu stärken und den Gegenangriff vorzubereiten. Dieser war dann mit erdrückender Übermacht als ein Vernichtungsfeldzug geführt worden, der die Welten des Sternhaufens nacheinander in verbrannte Schlacke verwandelt und all Hoffnungen auf eine Wendung des Kriegsglücks zu einem törichten Traum gemacht hatte.

Er wandte sich bedächtig um und sah, dass Myraa und sein Sohn nicht mehr im Raum waren. Er stand auf, wanderte auf und ab und dachte an die Möglichkeit von Leben jenseits des Korridors, der die Erde mit dem Herkules-Sternhaufen verband; dieser Korridor war nur ein dünner Faden intelligenten Lebens, der die Galaxis durchzog. Vielleicht gab es in den zentralen Regionen andere Zivilisationen? War die Idee geeignet, seinen Sohn zu interessieren? Es musste einen Weg geben, seine Pläne zu ändern, selbst wenn es unter dem Deckmantel scheinbar bereitwilligen Eingehens auf diese Pläne geschah.

»Wie hübsch, Vater«, stellte er sich die Antwort seines Sohnes vor. »Du möchtest, dass ich ein Entdecker werde. Für wen sollen wir entdecken, zu welchem Zweck sollen wir Verbindung mit anderen Zivilisationen aufnehmen? Hinter mir steht nur das Gespenst einer gemordeten Zivilisation. Sollen wir es ihm zuliebe tun?«

Dann, nach langem Schweigen, würde sein Sohn fragen: »Werden sie uns die Macht geben, unsere Zivilisation wiederzubeleben, Vater?«

»Vielleicht«, würde er antworten.

»Warum sollten sie, wer immer sie sind? Und dachtest du auch daran, dass wir allein sein könnten, dass es keine größeren Zivilisationen in der Galaxis gibt? Selbst wenn sie existieren, könnten sie durchaus abgeneigt sein, sich entdecken zu lassen...«

Unterdessen hatte die Prozession das Haus erreicht und stand nun vor den Fenstern, Friedfertige, sanfte Gesichter schauten herein. Er kannte keines davon, und sie gaben durch nichts zu erkennen, dass sie ihn kannten.

Sie hatten Erde an den Händen, und er fragte sich, ob sie von Orionas Begräbnis zurückkehrten. Vermutlich waren sie zu höflich, um hereinzukommen, da sie wussten, dass er mit seinem Sohn hier war. Er stellte sich vor, dass sie in klösterlichen Zellen im Innern des Hügels unter dem Haus lebten. Dort führten sie ein weitabgewandtes Dasein, um ihren Blick über Leben und Tod hinaus auf ein märchenhaftes Jenseits zu richten. Sie täten besser daran, durch die Wände ihrer Zellen zu sehen, dachte er bitter. Die Wirklichkeit lag nicht in ihren selbsterzeugten Ekstasen, sondern in der kalten Erde außerhalb ihrer Zellen, wo Würmer und Bakterien alles Vergängliche zersetzten, damit neues Leben daraus entstehe. War dieser Kreislauf von Werden und Vergehen, in welchem die Natur niemals dasselbe zweimal gab, sondern durch die Wiederholung von Typen und Grundmustern ihre Vielfalt erhielt, nicht viel bewundernswerter als die kleinlichen und eigensüchtigen Wünsche von Kreaturen, die zwischen dem unendlich Kleinen und dem unendlich Großen gefangen waren?

Oriona. Der Gedanke an sie pulsierte in ihm wie ein pochendes Herz. Wieder drohte der Kummer in ihm anzuschwellen und seinen Körper zu zerreißen. Ohne die Gesichter draußen zu beachten, beugte er sich im Sessel vorwärts, legte das Gesicht in die Hände und rieb sich die Augen, bis die Tränen unterdrückt waren und farbige Explosionen vor seiner Netzhaut tanzten. Jeden Augenblick konnte er in die Vergangenheit zurückfallen; seine Augen würden sich nicht öffnen, wenn er die Hände wegnahm, und er würde ein Fremder im eigenen Körper sein, während sein Geist zwischen den blutigen Bildern des Krieges dahintrieb, hilflos gelähmt in einem Dämmerzustand schmerzlicher Erinnerungen und grausamer Schrecken...

Plötzlich stand Oriona vor seinem inneren Auge, wie von einer barmherzigen Schöpfung für ihn wiederhergestellt. Nackt und schön stand sie mit geschlossenen Beinen, die Hände vor der Brust gefaltet, und sah ihn an. Das lange schwarze Haar wehte in einem geheimnisvollen Wind...

Mit einem heiseren Keuchen öffnete er die Augen; das Bild verblasste im Fenster vor ihm, und er sah wieder die Trauernden draußen.

Oriona, sagte er zu ihrer Erinnerung, dein Sohn wird ausziehen, um zu töten, und ich kann ihn nicht daran hindern; er ist, was ich war. Dann flüsterte ihm ein ferner Gedanke zu: Dein Tod würde ihn verändern. Und ein näheres Flüstern zischte in ihm: Du könntest ihn töten.

Als ob etwas zu ihnen gesprochen hätte, machten die Gestalten draußen kehrt und zogen wieder den Hügel hinab.

 

 

 

4. Einsatz

 

 

»Die Leidenschaft zu zerstören

ist auch eine schöpferische Leidenschaft.«

- Bakunin

 

»Das Leben verarmt und verliert an Interesse, wenn der höchste Einsatz im Spiel des Lebens, das Leben selbst, nicht riskiert werden darf... (Im Krieg) wird der Tod nicht länger geleugnet; wir sind gezwungen, an ihn zu glauben. Menschen sterben wirklich; und nicht mehr einer nach dem anderen... Tausende an einem einzigen Tag. Das Leben...hat seinen vollen Gehalt zurückgewonnen.«

- Freud

 

Nachdem ihre Körper zur Ruhe gekommen waren, öffnete Gorgias die Augen und beobachtete die neben ihm schlafende Myraa. Unter den Überlebenden gab es keine andere Frau für ihn; sie kannte ihn als den Abkömmling eines Geschlechts von Führern, dem die Zukunft gehörte, selbst wenn diese Zukunft verloren war.

Er überlegte, wie es sein würde, hierher zu kommen und mit Myraa zu leben, aber der Gedanke beschämte ihn; er fühlte sich schwach vor ihm. Er durfte nie vergessen, dass ihm Größeres genommen worden war.

Myraa öffnete die Augen, und er lächelte sie an.

»Verstehst du jetzt«, fing sie an, »dass deine Mutter...«

Er wandte sich von ihr. »Hör auf, mir verrückte Geschichten zu erzählen - sie mögen dir helfen, aber mich beruhigen sie nicht. Warum erzählst du mir nicht einfach, was geschehen ist?«

»Als sie zum Übergang bereit war, tat sie es selbst.«

»Was?« Er wandte sich zu ihr zurück, wurde wieder zornig. Er war bereit gewesen, sich bei ihr zu entschuldigen, dass er sie geschlagen hatte. Jetzt tat er es nicht. »Was war nötig, um eine reife Frau dahin zu bringen, dass sie sich selbst das Leben nahm?«

»Aber sie ist nicht tot...«

»Wo ist sie dann?«

»Genau hier - sie sieht dich durch meine Augen. Eines Tages, wenn du mehr verstehst, wird sie sprechen. Der Übergang, den sie gewählt hat...«

Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie wälzte sich von ihm fort und blieb wortlos auf dem Rücken liegen. Er stand auf, zog seine schwarze Uniform und die Stiefel an und ging hinaus in den Wohnraum, wo sein Vater noch immer saß und zum Fenster hinausschaute. Gorgias sah, dass es zu dämmern begann. Die Gruppe wartete am Fuß der Anhöhe.

»Was wollen die Dummköpfe?«

»Sie sind von Orionas Begräbnis gekommen.«

»Wo?«

»Irgendwo da draußen.«

»Dann ist sie tot, ganz gleich was Myraa sagt.«

Sein Vater blickte plötzlich zu ihm auf. »Was hat sie dir gesagt?«

»Dass Oriona in ihr lebt und eines Tages zu uns sprechen wird.«

Ein Ausdruck naiver Hoffnung kam in das bleiche Gesicht seines Vaters.

»Sei nicht einfältig«, sagte Gorgias. »Du bist ein Dummkopf, wenn du etwas davon glaubst. Die sind alle verrückt hier... trösten sich mit Lügen und Geschichten - alles, um zu vergessen.«

»Ich nehme es nicht ernst.«

»Sie überredeten Oriona, bis sie es glaubte. Sie tötete sich selbst!«

Der ältere Heraklide stand auf. »Myraa sagte dir das?«

»Noch vor ein paar Minuten versuchte sie mir ihre Verrücktheit aufzuschwatzen. Wir müssen gehen. Mein Weg ist der einzige.«

Sein Vater schwieg.

Gorgias blickte wieder hinaus und sah, dass die Gruppe verschwunden war. »Myraa und alle die anderen sind durch den Krieg so geworden. Die Sieger haben ihnen die Orientierung und jedes Ziel genommen. Weltflucht als Lebensersatz. Das und Orionas Tod ist die Schuld der Erdgeborenen. Wir müssen Zurückschlagen, wir müssen sie unsere Bestrafung fühlen lassen, in jeder Weise, die uns offensteht. Wann wirst du das Schiff mit mir teilen?«

Sein Vater sah ihn forschend an. Die zusammengezogenen Brauen schienen auf die blauen Augen in dem hageren Gesicht zu drücken, seine stämmige Gestalt stand da mit geballten Fäusten.

 

Als sein Sohn aus Myraas Schlafzimmer kam, regten sich Mitleid und Furcht in ihm. Er sah seinen Sohn ans Fenster treten und zum Fuß des Hügels hinunterblicken, wo die Trauergemeinde noch beisammenstand.

»Was wollen die Dummköpfe?«

»Sie sind von Orionas Begräbnis gekommen.«

»Wo?«, fragte sein Sohn.

»Irgendwo da draußen.«

»Dann ist sie tot, ganz gleich was Myraa sagt.«

Er blickte zu seinem Sohn auf und fragte: »Was hat sie dir erzählt?«

»Dass Oriona in ihr ist und eines Tages zu uns sprechen wird.«

Konnte es wahr sein, war ein solcher Übergang nach diesem Leben möglich? Wenn es sich so verhielt, war Unsterblichkeit eine törichte Sache. Er dachte an seine Vision Orionas. Versuchte sie ihn zu erreichen? Unter den Frauen der Herakliden hatte es nicht wenige gegeben, die durch telepathische Fähigkeiten bekannt gewesen waren. Dummkopf, schalt er sich, es gibt keinen Hinweis auf so etwas; das Schicksal ist immer ungerecht gewesen und hat sich nicht um Wünsche und Hoffnungen gekümmert.

»Sei nicht einfältig«, sagte sein Sohn. »Du bist ein Dummkopf, wenn du etwas davon glaubst. Die sind alle verrückt hier... trösten sich mit Lügen und Geschichten...«

»Ich nehme es nicht ernst.« Und von welchen Lügen lebst du, mein Sohn? dachte er bei sich. Aber er wusste recht gut, dass es die gleichen waren, an die er selbst geglaubt hatte.

»Sie überredeten Oriona, bis sie es glaubte. Sie tötete sich selbst!«

Er stand auf. »Myraa sagte das?«

»...Orionas Tod ist die Schuld der Erdgeborenen«, sagte sein Sohn... »Wann wirst du das Schiff mit mir teilen?«

Ärger kam in ihm auf, ausgelöst von der Forderung seines Sohnes nach Teilhabe am Schiff: Ärger über Myraa und Oriona, aber auch über ihn selbst, weil er nicht in der Lage war, seine alte Stärke zurückzugewinnen; und Ärger über die erbarmungslose Flut, die von der Vergangenheit in die Zukunft strömte und ihn hier an dieser deprimierenden Küste zurückgelassen hatte.

Sein Sohn machte kehrt und verließ den Raum. Die Tür öffnete und schloss sich mit einer schrecklichen Endgültigkeit; er würde sich dem Willen seines Sohnes beugen.

Beugen? Sie würden gemeinsam zuschlagen und ein Stück der grausamen Vergangenheit in das Leben der Föderation bringen. Unter den Herakliden würde es zu einer erneuerten Identifikation mit der großen und unglücklichen Vergangenheit kommen, und in der Föderation würde es eine öffentliche Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinen Folgen geben, wenn auch nur in bescheidenem Rahmen. Der Gedanke verschaffte ihm Befriedigung, und er erkannte, dass er den Überlegungen seines Sohnes folgte, der immer so dachte. Er beschloss, die Kontrolle über das Schiff so bald wie möglich auf ihn zu übertragen.

Auf dem Weg zum rückwärtigen Ausgang blieb er stehen, als etwas auf ihn überzugreifen schien und ihn mit jähen Zweifeln und einem Gefühl von Panik erfüllte. Vergib mir, Oriona, dachte er, aber es ist mir nichts geblieben. Ich kann ohne die Zustimmung meines Sohnes nicht leben. Ich habe jetzt keinen anderen mehr.

Er ging durch die Diele. Myraa lag wie ein blauschwarzer Schatten auf dem Bett, das Dämmerlicht machte das Fenster zu einem purpurgrauen Rechteck. Als er zur Tür schritt, richtete sie sich auf und sah ihm nach.

Er trat hinaus ins Freie und ging den ausgetretenen Weg hinunter zur Senke, wo das Flüsterschiff im warmen Abend wartete.

 

Sein Vater stand neben ihm, das Gesicht eine starre Maske, als das Schiff in den Absprungraum überging und totes graues Licht Myraas Welt schluckte. Für einen Augenblick erschien ein Spiegelbild von ihnen auf dem Bildschirm, das geisterhafte Porträt von zwei trauernden Männern, die in einer unendlichen Gruft standen, die Gesichter in Schatten gehüllt. Dann erschienen im Übergangsraum die schwarzen Geister, welche die Positionen der Sterne markierten, und wieder hatte Gorgias das Gefühl, in ein ungeheures Universum der Toten zurückzukehren, das unter oder neben einem Kontinuum der Farbe und des Lebens lag. Hier konnte der Tod mit seinem Willen tanzen, die Furcht seines Mutes spotten und Alpträume seine Fähigkeit, zu hoffen, zerstören, wenn er zu lange blieb...

»Ich werde das Schiff auf dich übertragen«, sagte er.

Gorgias nickte. Endlich war sein Vater zur Vernunft gekommen.

Sie setzten sich an den Befehlsstand der Zentrale, und sein Vater berührte die Kontaktplatte. Auf dem Bildschirm erschien eine Folge von Zahlen vor dem Hintergrund des Übergangsraumes.

»Das Schiff wird dich durch diese Nummer erkennen. Solltest du es jemals einem anderen übertragen müssen, ist es notwendig, diese Nummer zu löschen und eine neue einzugeben, wie ich es eben getan habe. Die internen sensorischen Felder des Schiffes werden sich innerhalb eines Tages deinem Körper und den unverwechselbaren Merkmalen deiner Gehirnströme anpassen. Sind beide lange Zeit abwesend vom Innern des Schiffs, und du hast keine Instruktionen hinterlassen, wird das Schiff sich selbst zerstören. Vergiss das nie.«

»Ich werde daran denken, Vater...«

Die Kontaktplatte wurde dunkel, und die Zahlen verblassten auf dem Bildschirm, als der alte Mann die Hand zurückzog.

Es ist mein, dachte Gorgias.

»Wenn wir aus dem Übergangsraum herauskommen, wirst du das Kommando haben.«

»Danke, Vater.«

Der alte Mann wandte sich und ging nach achtern, ließ ihn mit dem Schiff allein.

 

Der alte Heraklide träumte von der Vergangenheit. Sie sog ihn in sich ein, dass er wieder fühlte und lebte. Er rannte mit Oriona durch einen langen Gang, in dem ihnen stinkendes Abwasser bis über die Knöchel reichte; sie hatten keine Zeit, sich Empfindungen wie Ekel oder Übelkeit hinzugeben, denn die Luft wurde zunehmend heißer, als die Stadt über ihnen die Stadien des Zerfalls und der Einäscherung durchmachte.

Hoch über der Welt kreisten mobile Festungen von Planetoidengröße, zerstörten ganze Städte mit Infraschall-Desintegratoren, äscherten sie mit gebündelter Laserenergie ein, erzeugten Wirbelwinde und Erdbeben; Flutwellen überschwemmten Tiefländer, als die Polarkappen schmolzen.

»Nur noch ein kleines Stück«, sagte er und zog seine Frau weiter. »Dort muss es sein - wo der General es zurückgelassen hat.«

Sie kamen zum verborgenen Flüsterschiff, der letzten Rettung für eine Gruppe von Offizieren und Mannschaften, ein Geschenk des Himmels für ihn selbst und Oriona.

»Unser Kind wird leben«, rief Oriona, als sie in die Luftschleuse kletterten. Sie schloss sich hinter ihnen, und sie eilten nach vorn in die Zentrale.

»Der Kurs für seinen Heimatstützpunkt ist programmiert«, sagte er,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: George Zebrowski/Apex-Verlag. Published by arrangement with Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover/Germany.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Übersetzung: Walter Brumm (OT: The Omega Point Trilogy).
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 29.06.2020
ISBN: 978-3-7487-4785-7

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