CHRISTIAN DÖRGE (Hrsg.)
Der Neon-Traum
Erzählungen
Apex Crime, Band 55
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Christian Dörge: DER NEON-TRAUM
Jack Ritchie: WER HAT MEINE FRAU GESEHEN? (Too Solid Mildred)
William Bankier: DAS WEICHE HERZ (Duffy's Last Contract)
Robert Bloch: FORTUNA IST KEINE LADY (Luck Is No Lady)
Donald Honig: MRS: HERMAN UND MRS. KENMORE (Mrs. Herman und Mrs. Kenmore)
Larry M. Harris: DAS ÄLTESTE MOTIV DER WELT (The World's Oldest Motive)
Donald E. Westlake: EIN GUTER ABGANG (The Best-Fried Murder)
C. B. Gilford: NUR EIN SIMPLER KLEINER MORD (A Simple Uncomplicated Murder)
Andrew Benedikt: DIE RACHE IST LANG (Walkup To Death)
Margaret Manners: ZUM TEE INS BLENHEIM (Two For Tea)
Michael Scott Cain: EIN HÄSSLICHES INSEKT (The Custody Thing)
Lawrence Block: GOLDENE WORTE (One Thousand Dollars A Word)
Jon L. Breen: DER GEIST VON BLAKEMORE DOWNS (Silver Spectre)
James McKimmey: NATURGESETZ (A Proper Environment)
Dick Stodghill: DAS KLASSENTREFFEN (Class Reunion)
Andrew Jully: WEG IN DIE FREIHEIT (Walk To Freedom)
Carroll Mayers: DER AUSSTEIGER (Reform Movement)
Dan Marlowe: EIN SALOPPER BETRUG (A Casual Crime)
S. S. Rafferty: DAS UNFERTIGE SALMAGUNDI (The Incomplete Salmagundi)
Pauline C. Smith: DAS ENDE DER GESCHICHTE (The Plough Horse)
Robert Lopresti: TÖTEN IST EINFACH (Killing Is Easy)
Ron Butler: FRÖHLICHE WEIHNACHTEN, NORIKO (Merry Christmas, Noriko)
Edward D. Hoch: TÄUSCHUNGEN (Deceptions)
Ennis Duling: DAS UNTERSCHLAGENE WEIHNACHTSGESCHENK
(The Embezzler's Christmas Present)
John Lutz: UNWISSENHEIT SCHÜTZT VOR STRAFE NICHT
(What You Don't Know Can hurt You)
Clark Howard: DIE LETZTE ABFAHRT (The Last Downhill)
Ingram Meyer: SAMMLERLEIDENSCHAFT (The Hobby Fair Mystery)
Percy Spurlark Parker: HÜTER DEINES BRUDERS (Her Brother's Keeper)
Linda Haldemann: WEIHNACHTEN WIE BEI DICKENS ODER:
DER FALL MARLEY (The Marley Case)
Mina Dörge: WEISSES RAUSCHEN
Das Buch
Die Anthologie Der Neon-Traum - zusammengestellt und herausgegeben von Christian Dörge - enthält dreißig ebenso erstklassige wie spannende Crime-Erzählungen internationaler Spitzenautoren des Genres: Storys von Mina Dörge, Michael Scott Cain, Lawrence Block, Jon L. Breen, James McKimmey, Dick Stodghill, Andrew Jully, Carroll Mayers, Dan Marlowe, S. S. Rafferty, Pauline C. Smith, Robert Lopresti, Jack Ritchie, William Bankier, Robert Bloch, Donald Honig, Larry M. Harris, Donald E. Westlake, C. B. Gilford, Andrew Benedikt, Margaret Manners, Ron Butler, Edward D. Hoch, Ennis Duling, John Lutz, Clark Howard, Ingram Meyer, Percy Spurlark Parker, Linda Haldemann und Christian Dörge.
Christian Dörge: DER NEON-TRAUM
»Heute Früh zum ersten Mal seit langer Zeit wieder
die Freude an der Vorstellung
eines in meinem Herzen gedrehten Messers.«
- Franz Kafka / Tagebücher 1909 - 1912
Das Krebsgeschwür der Eifersucht fraß mich bei lebendigem Leib.
Ich versuchte gar nicht erst, dieses unwürdige Gefühl in mir zu unterdrücken.
Und meine Erinnerung wurde nicht mehr deprogrammiert, sie blieb ein Zyklus von Vergeltungsmaßnahmen, obwohl ich mich dagegen wehrte wie ein Kind, das nicht ins Bett will. Die gepanzerte Tür in meinem Kopf öffnete sich, ohne sich jemals wieder zu schließen: Erinnerungsfetzen, Schmerzsplitter drangen ohne Umwege in mich ein und überfluteten meine Gedanken.
Eine unerbittliche Ekstase begleitete das verblassende Verschwinden der Vernunft. Sie stieg gleich einer lebenden Statue von ihrem Neon-Thron herab, Wahrheiten mit dem Geschmack von Stahl und Maschinenöl verkündend.
Flammenrot, wie von Blut überströmt, stand sie vor mir: hier in diesem von Schmutz trunkenem Zimmer, das nur von einer einzigen staubbeschlagenen Glühbirne erhellt wurde – sie, der Kristall der Eifersucht, jene Frau, die in Millionen Blasen glitzerte, sie, die am Tag fauchte und stöhnte. Eisige Kälte ging von ihr aus, und ihr Haar – wie stets an der Grenze von Dunkelbau und Schwarz - wurde eins mit den stumpfen, im Halbdunkel lauernden Winkeln des Zimmers.
Eine Prozessmaschine strengt keinen Prozess an, dachte ich. Und: Eine Foltermaschine foltert sich nicht freiwillig.
Wir sprachen nicht. Beschuldigungen hätten die Angeklagte auch kaum beeindruckt.
Ich wiederum ahnte nichts von Gewissensfragen, von ihrer Schwierigkeit, mit einer Mehrfach-Identität zu leben. Eines Tages hatte sie mir erklärt: »Du bist nicht mehr rätselhaft. Du bist nicht mehr der einzige.«
Du bist nicht mehr der einzige wurde als Erinnerung in mein Gehirn transplantiert, die ideale Prügelstrafe, die nicht nur so armselig und unergiebig war wie die künstlerischen Beurteilungen eines Museumführers, sondern auch – unauslöschbar.
Du bist nicht mehr der einzige. Irgendwer wartete darauf, meine Nachfolge anzutreten, zum anderen Ich zu werden, und mir blieb in diesem widerlichen Spiel, in diesem nicht-endlosen Spektakel nur die Rolle eines zweitrangigen Schauspielers, der nicht von der Bühne abtreten will.
»Es ist deine Schuld«, murmelte ich in ihre Richtung.
»Natürlich«, erwiderte sie mit näselnden Stimme.
Die Dringlichkeitsprozedur hatte es erforderlich gemacht, nun doch zu sprechen – böse, lasterhafte Doppelgänger von Worten, die ich bedenkenlos dem Zorn des Gerichts überließ: Worte als Religion des Schmerzes, überdacht und chiffriert.
»Ich schlafe nicht mehr«, sagte ich.
»Doch, doch...« Sie hörte sich stottern und sah zur Decke hinauf, um meinem Blick auszuweichen. »Hast du geträumt?«
»Ich schlafe nicht. Aber ich träumte, du hättest mir einen Arm abgeschnitten.«
Sie lachte.
Und ich fragte mich, ob sie sich von meinem Traum täuschen lassen würde.
»Ich kann dich beruhigen«, spottete sie. »An Nicht-Menschen nehme ich keine Amputationen vor.«
Ja, ich weiß, so lautet dein Gesetz. Leider war diese Erfahrung nicht übertragbar.
»Du hast nichts zu befürchten«, log ich. »Hab' keine Angst.«
»Was willst du von mir? Willst du mich in die Irre führen?«
Sie erwartete keine Antwort. Mit dem Zeigefinger berührte sie ihr Geschlecht, das unter schwarzem, von Leid ins Schwanken gebrachtem Stoff verborgen war. »Komm, Libido, sei lieb und komm...«
In diesem Moment glich sie einer Mauer. Was symbolisierte sie? Welches Echo meines Lebens prallte von ihr ab? All das musste eine Bedeutung haben. Die Peinigung musste Teil einer bestimmten Strategie sein.
»Wer ist der andere?«, fragte ich.
»Deine Frage ist idiotisch.«
»Beantworte meine Frage: Wer ist der andere?«
»Ich kann mich nicht erinnern.«
Meine Wut trennte mich von meinem Körper – übergangslos, ohne Ankündigung. Auf der Leinwand meiner Erinnerung erschien eine Sequenz, die zeigte, wie mir irgendwer ins Gesicht schlug und mir eine Spritze gab. Komplizierte Worte drangen an mein Ohr. Metallene Zungen leckten mich ab. Augen, schwarz in schwarz und so groß wie gläserne Krater, untersuchten mich ohne jede Scham.
»Willst du aufgeben?« Ihre Stimme war maskiert, fürchterlich post-operativ.
Nein.
»Nein. Die Nachsicht, die ich mit dir und dem anderen übte, ist nur eine Konzession an die Höflichkeit.«
»Du hast den Mut verloren.«
»Ganz und gar nicht. Nur mein Körper verschließt sich.« Ich sagte dies in einem Tonfall, der gehässig klingen sollte.
Sie erblasste. Sie bedauerte ihren Entschluss, hierhergekommen zu sein – völlig gleich, wie hellsichtig, wie zuverlässig sie sich auch einschätzte.
»Das ist es, was in diesem Moment geschieht«, verkündete ich mit lauter Stimme...
...und ich zielte mit einem Revolver genau zwischen ihre Augen.
Schweißtropfen traten ihr auf die Stirn, liefen ihr in die Augen, brennend, beißend. Dennoch versuchte sie nicht, ausweichen oder zu entkommen.
Der Schuss dröhnte, und er war Geister und Körper und Gehirn in einem.
Sie roch Schwefel, den Geruch von verbranntem Schießpulver. Der Tod, der noch jung war.
Dann schloss sie die Augen, Tränen quollen unter ihren Lidern hervor. Auf ihrer Stirn hatte sich eine kreisrunde, blutende Unruhe geöffnet. Sie wurde von einer sekundenlangen Schmerzwelle gepackt und mitgerissen, hinein in das Zentrum des Unbegreiflichen, Unverfolgten.
Dann starb sie und fiel zu Boden.
*
Draußen, auf der nassen, von kühnem Neon-Licht erhellten Nacht-Straße sprach ich einen leisen Vers vor mich hin, den ich immer flüsterte, wenn der Dämmerschlaf mich heimsuchte; doch er hielt den Regen und den Schnee nicht fern.
Das Konzept meines Gesichtsausdrucks geriet völlig durcheinander: kindliches Lächeln, obszöne Grimasse, mörderischer Blick. Der Schauspieler wusste nicht mehr, welche Figur er verkörpern sollte (es waren zu viele Facetten für eine einzige Nacht!).
Ich bin ein Mörder, dachte ich. Meine Menschlichkeit wird schwächer werden, wird verkümmern.
Die Entropie: mein Schicksal.
Und doch habe ich erst begonnen.
Denn sie war nicht die einzige.
Sie war nicht die einzige. Ihre Sterblichkeit war nur ein weiterer Vertrauensmissbrauch unter vielen gewesen.
Ich sah einen Schatten, der mich auf den Mund küsste.
Ich sah einen Schatten, der auf einer Mauer saß, ein Licht, das den Sternenhimmel entflammte.
Ich sträubte mich gegen den fragmentarischen Kuss, denn ich würde in dieser Nacht noch einen weiteren Mord begehen. Wen würde ich ermorden? Den Vergessenen? Den Verlorenen?
»Ich beginne mit der Verwandlung...«
Die fatalistische Müdigkeit, bislang verdeckt von dem Leichentuch eines Phantoms, erfüllte mich mit träger Gleichgültigkeit.
War diese Nacht meine Vergangenheit? Meine Zukunft? Die Blitzlichter aus subversiver Zeit?
»Mein Gott«, flüsterte ich. »Mein Gott!«
Ich ließ Regenwasser in meinen offenen Mund rinnen, und der Schatten löste sich in der galaktischen Schwärze auf.
Jack Ritchie: WER HAT MEINE FRAU GESEHEN?
(Too Solid Mildred)
Ich wandte mich an den Hotelangestellten hinter der Rezeption. »Haben Sie einen Zweitschlüssel für Zimmer 4168?«
»Sie haben Ihren verloren, Sir?«
»Nein. Meine Frau hat den Schlüssel. Aber entweder ist sie weggegangen, oder sie ist im Zimmer und schläft. Vermutlich könnte ich sie aufwecken, wenn ich laut gegen die Tür klopfe, aber sie hat einen tiefen Schlaf, und ich möchte nicht, dass die anderen Gäste belästigt werden.«
Er zog das Gästebuch zu Rate. »Zimmer 4168? James Dodson?«
Ich nickte. »Mr. und Mrs. James Dodson.«
Er stülpte die Lippen vor. »Eingetragen ist aber nur ein Mr. Dodson.«
Ich blickte auf den von meiner Seite aus gesehen auf dem Kopf stehenden Namen, dann zuckte ich mit den Schultern. Offensichtlich hatte ich nur meinen Namen ins Gästebuch geschrieben, wobei der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein mochte.
Mildred und ich waren morgens um halb drei hier eingetroffen. Wir hatten geplant, viel früher hier zu sein, aber ich hatte Ärger mit dem Wagen gehabt, und die Schwierigkeiten waren noch längst nicht behoben, obwohl mehrere Mechaniker an verschiedenen Tankstellen den Fehler zu finden versucht hatten.
Nachdem wir uns eingetragen hatten, waren wir auf unser Zimmer gegangen, begleitet von dem Pagen mit unserem Gepäck. Vor dem Hinlegen hatte ich meinen Reisewecker auf sieben Uhr gestellt.
Als der Wecker läutete, hatte ich Mildred schlafen lassen und war hinuntergegangen, um meinen Wagen zu einer Werkstatt zu fahren. Etwa acht Querstraßen vom Hotel entfernt hatte ich eine gefunden und den Wagen dort gelassen. Auf dem Rückweg zum Hotel war ich in ein Café gegangen, um zu frühstücken.
Alles in allem war dabei eine bis höchstens anderthalb Stunden vergangen. Als ich dann vor unserer Zimmertür stand, hatte Mildred auf mein verhaltenes Klopfen nicht reagiert.
Der Hotelangestellte reichte mir den Zweitschlüssel, und ich fuhr mit dem Lift in den vierten Stock hinauf. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und machte die Tür auf.
Mildred lag nicht im Bett. Die Tür zum Bad stand offen, und ich sah, dass sie auch nicht im Bad war.
Ich zuckte wieder die Achseln. Wahrscheinlich war sie ausgegangen, um zu frühstücken, in irgendein Café in der Nachbarschaft, denn das Hotel servierte kein Frühstück. Ungewöhnlich war es trotzdem, weil sie sonst immer lang schlief.
Ich setzte mich. Schon um diese frühe Stunde war es draußen heiß und schwül, und daran würde sich auch den ganzen Tag über nichts ändern. Im Zimmer jedoch herrschte angenehme Kühle. Um ehrlich zu sein, würde ich lieber den Tag im vollklimatisierten Hotel verbringen - hier im Zimmer war es ruhig, so dass ich mich würde entspannen können aber Mildred hatte anderes im Sinn. Sie hatte vor, mit mir an der Küste entlangzulaufen auf der Suche nach dem, was sie sich unter Urlaub vorstellte.
Es wurde an die Tür geklopft. Das Zimmermädchen wollte die Betten machen und im Zimmer aufräumen.
Mildred hatte sich in dem Doppelbett an die Fensterseite gelegt, und erst jetzt fiel mir auf, dass es so aussah, als ob die ganze Nacht niemand darin geschlafen hätte. Die Betttücher auf meiner Seite waren dagegen ziemlich verrutscht und verzogen.
Das Zimmermädchen war mit meinem Bett fertig und machte keine Anstalten, auch die Laken auf Mildreds Seite zu wechseln.
»Meine Frau hat darin geschlafen«, sagte ich.
Das Mädchen blickte mich kurz an, hob die Schultern und begann das Bett abzuziehen. Von der Stelle, wo ich saß, sahen die Tücher frisch und gestärkt aus. Das Zimmermädchen seufzte zwar, wechselte aber doch die Laken.
Dann begann sie hier und da abzustauben, und schließlich ließ sie sich auf Hände und Knie nieder und schaute unter die Betten.
»Suchen Sie was?«, fragte ich.
»Den zweiten Aschenbecher. In jedem Zimmer sind zwei, auf jedem Nachttisch einer. Und einer fehlt.«
Ich half ihr suchen, aber den fehlenden Aschenbecher fanden wir nicht.
Sie blickte mich misstrauisch an. »Manchmal packen die Gäste versehentlich Aschenbecher ein, bevor sie abreisen.«
Ich erwiderte ihren Blick mit eisiger Miene. »Ich reise nicht ab.
Außerdem klaue ich nur Handtücher und Seife.«
Nachdem sie fertig war und das Zimmer verlassen hatte, zog ich meine Jacke aus und öffnete den Wandschrank, um sie hineinzuhängen. Meine Sachen hingen noch drin, aber Mildreds waren verschwunden.
Ich runzelte die Stirn. Ich hatte selber gesehen, wie sie ihre Sachen ausgepackt und in den Wandschrank gehängt hatte, bevor sie sich hinlegte. Das wusste ich ganz genau, und die leeren Koffer hatte sie neben ihrem Bett liegen lassen.
Jetzt waren auch ihre Koffer verschwunden.
Seltsam. Ich öffnete die Schubladen der Kommode. Meine Hemden und die Unterwäsche lagen darin, die anderen Schubladen waren leer.
Ich ging ins Bad. Auf der Ablage über dem Becken lagen meine Zahnbürste in ihrer Plastikhülle und eine kleine Tube Zahnpasta, aber eben nur meine Zahnbürste. Mildreds fehlte. Vor dem Zubettgehen hatte sie die Zähne geputzt - das wusste ich genau, weil sie das immer machte und nie vergaß.
Nun begann ich das Zimmer sehr gründlich zu durchsuchen. Ich fand nicht einen Gegenstand, der Mildred gehörte, und der Hotelzimmerschlüssel war auch nicht da. Es war fast so, als hätte sie sich niemals in diesem Raum befunden.
Ich setzte mich wieder hin. Das war schon mehr als seltsam. Wenn sie nur weggegangen war, um zu frühstücken, hätte sie ihr ganzes Gepäck nicht mitgenommen.
Ein angenehmer Gedanke kam mir, und ich musste lächeln. Angenommen, Mildred hatte sich entschlossen, mich zu verlassen. Ich seufzte. Leider nur ein unerfüllbarer Wunsch.
Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Weile zu warten. Jetzt schon Theater zu machen und wegen ihres Verschwindens zu lamentieren, würde nichts einbringen. Es musste eine logische Erklärung für diese Situation geben, und Mildred würde bald zurückkommen und die ganze Geschichte aufklären.
Ich schaltete den Fernseher ein und sah mir mit Interesse einen Film über die Pionierzeit unseres Landes und das Schicksal dieser Leute an. Anschließend folgte ein Beitrag über das Sammeln von antiken Bierflaschen, heilen und zerbrochenen. Auch ein Lehrfilm über Stricken und Häkeln nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Tagsüber daheim schaute sich Mildred einzig und allein Familien-Serien und Ratespiele an.
Als Sesamstraße anfing, schaltete ich ab. Ich wünschte nun, einige Bücher mitgebracht zu haben. Aber wenn man mit Mildred verreiste, blieben einem keine Zeit und Muße für anspruchsvolle Lektüre.
Ich trat ans Fenster und schaute auf die Straße hinunter. Unten schwitzten die Leute in der Sonnenhitze, zerrten lustlose und maulende Kinder hinter sich her und versuchten sich unablässig einzureden, wie schön doch die Urlaubszeit sei. Warum, zum Teufel, sahen diese Leute nicht ein, dass es viel schöner wäre, die Ferien in ihren gemütlichen, klimatisierten Wohnungen und Häusern zu verbringen, umgeben von den Annehmlichkeiten moderner Wohnkultur?
Mildred hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und war schon eine Woche früher aufgebrochen. Sie war zu ihrer Schwester nach Pennsylvania gefahren und hatte von dort aus den Bus nach Harrisburg genommen, wo wir uns getroffen hatten und bis zur Küste weitergefahren waren.
Ich setzte mich wieder in den Sessel. Warum hatte ich Mildred überhaupt geheiratet? Zwischen uns hatte es wirklich keine Gemeinsamkeiten gegeben, und das war auch heute noch so. An ihr Geld kam ich nicht heran, dafür hatte sie gesorgt. Indem ich Mildred geheiratet hatte, lebte ich in finanziell gesicherten Verhältnissen, keineswegs aber in Wohlstand und häuslichem Frieden.
Könnte Mildred, nachdem sie ausgegangen war, um zu frühstücken, etwas zugestoßen sein? Ein Unfall vielleicht? Man hätte mich bestimmt benachrichtigt, oder? Zeit genug war inzwischen vergangen, und sie hatte stets ihre Ausweise bei sich und, in diesem Fall, auch den Hotelschlüssel.
Ich runzelte wieder die Stirn. Dass ihr Gepäck fehlte, hatte etwas zu bedeuten. Dahinter steckte irgendein Plan. Sie war mit ihrem Gepäck verschwunden. Also war sie nicht nur auf einen Sprung weggegangen, zum Beispiel, um zu frühstücken.
Mein Blick blieb wieder an ihrem Bett haften.
Angenommen, nur einmal angenommen, Mildred war mit einem anderen Mann abgehauen. Wie hätten die beiden sich begegnen sollen, und wie könnte sie es geschafft haben, ihn dazu zu verführen? Wir hatten vor sechs Jahren geheiratet, und während dieser Zeit war sie weder schöner, noch war sie umgänglicher geworden, ganz zu schweigen von ihrem Mundwerk. Außerdem hatte ich das Gefühl, etwas davon gemerkt haben zu müssen, wenn da ein anderer Mann gewesen wäre. Das wäre mir bestimmt nicht entgangen. Ich bin schließlich kein Dummkopf.
Um die Mittagszeit ging ich hinunter, um im Restaurant zu essen. Dann verließ ich das Hotel, um einen Spaziergang zu machen. Ich hatte zwei Schritte gemacht, als ich plötzlich stehenblieb. Draußen war es fast dreißig Grad heiß bei hoher Luftfeuchtigkeit. Es wäre der reine Schwachsinn gewesen, sich unter diesen Umständen im Freien aufzuhalten, aber auf der Straße wimmelte es von schwitzenden, missgelaunten Menschen.
Ich drehte mich um und ging wieder ins Hotel, holte mir am Bücherstand in der Halle einige Taschenbücher und fuhr zu meinem Zimmer hinauf, wo es angenehm kühl und nicht so stickig war wie im Freien. Ich rief den Etagenkellner an, bestellte eine Flasche Brandy und verbrachte den Nachmittag mit Lesen und Trinken. Um sechs Uhr war Mildred immer noch nicht da.
War sie möglicherweise doch mit irgendjemandem durchgebrannt? Sicherlich nicht mit einem Mann aus unseren Kreisen - eher schon mit einem Chauffeur, den es nach Höherem verlangte.
Ich musste lachen. Wir hatten keinen Chauffeur. Nur eine Köchin, die täglich ins Haus kam, und eine Haushälterin, die bei uns wohnte und die ständig mit ihrem sozialen Status haderte.
Ich blickte wieder zu Mildreds Bett hinüber. Hatte sie, nachdem sie aufgestanden war, ihr Bett zurechtgemacht? Wusste sie überhaupt, wie man so etwas machte? Soweit ich mich erinnerte, hatte sie, solange wir verheiratet waren, nicht ein einziges Mal ihr oder mein Bett gemacht.
Ich griff wieder zum Brandyglas.
Prescotts hatten einen Chauffeur, eine fiese Type. Die Dormans auch, aber das war ein Student, der während der Semesterferien im Sommer ihre Kinder zum Tennisclub fuhr und wieder nach Hause oder mit ähnlichen Nebensächlichkeiten beschäftigt war.
Wenn schon kein Chauffeur, dann vielleicht ein Gärtner? Wir hatten keinen, sondern überließen die Gartenarbeit einem Dienstleistungsunternehmen, das einmal in der Woche zwei Männer schickte, die während des Sommers den Rasen mähten und das Grundstück in Schuss hielten. War es einer von diesen beiden?
Ich unterdrückte den Wunsch zu lachen. Wenn schon kein Chauffeur oder Gärtner in Frage kam, dann vielleicht ein Förster oder Wildhüter? Irgendwo musste es solche Leute doch geben.
Als es auf acht Uhr zuging, fühlte ich mich glücklich, etwas schwummerig im Kopf und schläfrig. Ich gähnte und legte mich aufs Bett. Als ich wieder aufwachte, war es kurz vor halb zwölf. Mildred war immer noch nicht da.
Langsam setzte ich mich auf. Ich spürte die Auswirkungen des Alkohols, die jetzt weniger angenehm waren als vorhin. Ich trinke nur selten Alkohol - vielleicht drei- oder viermal im Jahr zu festlichen Anlässen. Mir reicht das. Ich stand auf und nahm ein Aspirin.
Wenn Mildred tatsächlich mit jemandem weggelaufen war, würde sie dann ihr Geld im Stich gelassen haben? Bestimmt nicht. Mildred war, was Geld anging, eine sehr vernünftige Person. Sie würde niemals darauf verzichten, da war ich mir ganz sicher, ganz gleichgültig, wie heftig die Leidenschaft sie heimgesucht haben mochte.
Hatte sie hinter meinem Rücken ihr Vermögen flüssig gemacht? Ich schüttelte den Kopf. Nein. Ganz ausgeschlossen. Anlagevermögen lässt sich nicht mit einem Fingerschnippen in Bargeld verwandeln. Das braucht Zeit. Außerdem war ich über ihre Geldanlagen genau informiert, und es hatten keine Transaktionen stattgefunden.
Und dennoch war Mildred weg - spurlos verschwunden samt ihrem Gepäck.
Es war noch Brandy übrig, und an den hielt ich mich jetzt. Wenn eine Ehefrau verschwindet, ohne Nachricht zu hinterlassen, neigen die Leute dazu - insbesondere die von der Polizei - das Schlimmste zu vermuten, und der erste Verdacht fällt unweigerlich auf den Ehemann, besonders dann, wenn er sich Zeit gelassen hat, das Verschwinden seiner besseren Hälfte zu melden.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als unverzüglich zur Polizei zu gehen und zu melden, dass Mildred verschwunden war - jetzt, sofort. Ich zog meine Jacke an, trank zur Stärkung noch einen Schluck Brandy und fuhr mit dem Lift in die Halle hinunter.
Es war kurz vor Mitternacht, und die zwei Nachtportiers schienen gerade eingetroffen zu sein, um ihre Schicht zu beginnen. Den einen kannte ich. Es war der Mann, der hinter der Rezeption gestanden hatte, als Mildred und ich angekommen waren.
Ich sprach ihn an. »Entschuldigen Sie, aber was muss man tun, um das Verschwinden der Ehefrau zu melden? An wen muss ich mich wenden?«
Das ungeteilte Interesse beider Portiers war mir von dieser Sekunde an sicher, und der eine - er hieß Harnes, wie ich später erfuhr - antwortete. »Sind Sie Mr. James Dodson?«, fragte er.
Es berührte mich angenehm, dass er sich an meinen Namen erinnerte, besonders an den Vornamen. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass man auf andere Leute einen so nachhaltigen Eindruck machte.
Harnes lächelte. »Sie sagten eben etwas über Ihre Gattin?«
»Richtig. Ich habe sie seit sieben Uhr heute Morgen nicht mehr gesehen, als ich das Hotel verließ, um meinen Wagen in die Werkstatt zu fahren. Erst dachte ich, sie sei frühstücken oder einkaufen gegangen, aber sie ist noch nicht zurück, und ich beginne, offen gesagt, mir Sorgen zu machen.«
Harnes blätterte einige Seiten im Gästebuch um. »Ja, hier ist es. James Dodson. Hier steht nur dieser eine Name. Ohne Ehefrau.«
Ich lächelte. »Was in Ihrem Buch steht, kümmert mich nicht. Ich bin mit meiner Frau angereist, und jetzt ist sie weg.«
Harnes schien sich dafür entschuldigen zu wollen, dass er mir keine andere Auskunft geben konnte. »Es tut mir außerordentlich leid, Sir. Aber ich erinnere mich deutlich, dass Sie allein waren, als Sie sich ins Gästebuch eintrugen. Ohne Begleitung.«
Ich machte ein verblüfftes Gesicht.
Das tat auch der Portier, dessen Schicht gerade zu Ende gegangen war. Mulligan hieß er, wie sich im Verlauf herausstellte. Er war ein kleinwüchsiger Mann mit einem spitzen Gesicht, und er erinnerte mich entfernt an den Chauffeur der Prescotts.
Ich versuchte es auf die heitere Tour. »Als ich mich ins Gästebuch eintrug, war meine Frau bei mir. So etwas vergisst man schließlich nicht. Oder?«, fragte ich.
Harnes pflichtete mir bei. »Nein, Sir. Dennoch, Sie waren allein.« Er wandte sich an die Pagen, die in der Nähe herumlungerten und lange Ohren machten, und winkte mit einer gebieterischen Handbewegung.
Einer dieser Knaben verließ die Gruppe sogleich und kam an die Rezeption. Ich erkannte ihn. Es war derselbe, der unser Gepäck aufs Zimmer gebracht hatte.
»Dieser Gast hier«, sagte Harnes und zeigte auf mich, »behauptet, in Begleitung seiner Frau Gemahlin hier eingetroffen zu sein und sich eingetragen zu haben. Wenn ich mich nicht täusche, hast du das Gepäck hinaufgebracht.«
Der Page nickte eifrig. »Ganz recht, Sir. Aber dieser Herr hier war allein. Es war niemand bei ihm, weder seine Gattin noch sonst eine andere Frau.«
Ich starrte ihn an. »Sie ist groß, mager, eine Frau, die man nie vergisst, mit einem riesigen roten Hut.«
»Bedaure, Sir«, sagte der Page, »aber Sie waren allein.«
Ich gehöre nicht zu der Sorte von Männern, die dazu neigen, an ihrem Verstand zu zweifeln, an ihrer Intelligenz oder an ihrem Wahrnehmungsvermögen. Meine Frau war bei mir gewesen, als ich mich eingetragen hatte. Harnes hatte Dienst an der Rezeption gehabt. Und wenn ich mich richtig entsinne, dann waren Harnes und der Page die einzigen Hotelangestellten gewesen, die sich bei unserer Ankunft in den frühen Morgenstunden in der Halle befunden hatten.
Und jetzt logen die beiden. Warum?
Mulligan mischte sich in die Unterhaltung ein. Er lächelte, und seine kleinen scharfen Zähne machten ihn mir nicht sympathischer. »Es liegt mir fern, Sie zu beunruhigen, Sir, aber haben Sie schon im Krankenhaus angerufen? Hatte Ihre Gattin Ausweispapiere bei sich?«
»Jede Menge. Wenn ihr irgendetwas zugestoßen wäre, hätte man mich längst benachrichtigt.«
Mulligan nickte. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt die Polizei hinzuziehen, Sir. Die könnte unter anderem auch das Hotel von oben bis unten durchsuchen.«
Harnes bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Jetzt habe ich hier Dienst. Deine Schicht ist seit fünf Minuten um. Ob die Polizei hinzugezogen werden muss, werde ich entscheiden.«
Welchen Grund mochten Harnes und der Page haben, mich anzulügen? Plötzlich kam mir ein sehr beunruhigender Gedanke. Steckte hier mehr dahinter als nur das Verschwinden einer Person? War ein Verbrechen verübt worden? Lebte vielleicht Mildred nicht mehr? Hatte man sie ermordet? Waren Harnes und der Page in ihren Tod verwickelt? Wenn dem so sein sollte, dann hatten sie sich bestimmt Schutzbehauptungen ausgedacht und ein Alibi konstruiert - nämlich die Behauptung, ich sei allein hier angekommen.
Ich merkte, dass ich zu schwitzen begann.
Wie prekär konnte die Lage sein, in der ich mich befand? Wenn es um Mord ging, konnte es sehr zu meinem Nachteil gereichen, wenn ich derjenige war, der Mildred zuletzt gesehen hatte, als sie noch lebte. Die Polizei neigt dazu, ihre Ermittlungen auf solchermaßen betroffene Personen zu konzentrieren.
Vielleicht wäre es klüger, ich behauptete, Mildred in Harrisburg am Busbahnhof nicht getroffen zu haben. Mein Wagen hätte Schwierigkeiten gemacht, wodurch ich mich verspätet hätte. Folglich hätte ich angenommen, Mildred habe sich, des Wartens überdrüssig geworden, eines anderen Verkehrsmittels bedient, um Harrisburg zu verlassen. Das würde dann bedeuten, dass ihre Schwester sie zuletzt lebend gesehen hatte und nicht ich. Sollte sie das der Polizei erklären, wenn man sie fragen würde, was aus Mildred geworden war. Schließlich hatte Mildred sie in ihrem Testament mit einem Drittel ihres Vermögens bedacht.
Im Grunde genommen brachte es mir nichts ein, wenn ich weiterhin darauf beharrte, gemeinsam mit Mildred hier angereist zu sein. Harnes und der Page würden das vehement bestreiten - wofür sie sicher gute Gründe hatten -, und wenn Aussage gegen Aussage stand, entschied immer das Kräfteverhältnis. Hierbei waren sie mir zwei zu eins überlegen.
Was immer die beiden zu verbergen haben mochten, für mich wäre es bestimmt besser, sie nicht zum Feind zu haben. Und wenn ich in ihrem Sinne handelte, taten sie es vielleicht auch in meinem.
Ich entschloss mich, die Auswirkungen des Alkohols ins Gefecht zu schicken und meinem trunkenen Lächeln einen deutlich vernehmbaren Schluckauf folgen zu lassen. »Um ganz ehrlich zu sein, ich erinnere mich überhaupt nicht mehr, mich gestern früh eingetragen zu haben.« Ich grinste und hauchte eine Alkoholfahne über das Rezeptionspult. »Ich weiß nur noch, dass ich heute Morgen hier aufgewacht bin, mehr nicht. Hat mir bei der Ankunft jemand aufs Zimmer helfen müssen?«
Harnes schaltete schnell. »Sie wirkten ein wenig unsicher auf den Beinen, Sir.« Er zeigte auf den Pagen. »Eddie hier musste Ihnen hinaufhelfen. Sie sind sofort eingeschlafen, nachdem er Sie aufs Bett gelegt hatte.«
Ich rülpste dezent. »Was ich jetzt brauche, ist ein guter Schluck, und den finde ich in meinem Zimmer.« Ich ging zu den Aufzügen, wobei ich absichtlich leicht torkelte.
Mulligan ergriff meinen Ellbogen und führte mich. »Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer, Sir. Aber wenn Sie mich fragen, meine ich, dass Sie trotzdem die Polizei benachrichtigen sollten.«
»Quatsch!«, fuhr ich ihn an. »Ich leide immer wieder unter Halluzinationen, in denen meine Frau vorkommt.«
»Sind Sie sicher, dass es auch diesmal eine Halluzination war, Sir?«
»Hundertprozentig sicher. Mildred trägt keine roten Hüte. Sie kann diese Farbe nicht ausstehen. Jedes Mal, wenn ich sie mit einem roten Hut sehe, weiß ich, dass ich Halluzinationen habe.«
»Aber als Sie an die Rezeption kamen, schienen Sie nicht an Halluzinationen geglaubt zu haben.«
»Manchmal brauche ich eben etwas länger, um zu merken, dass ich mir etwas einbilde.«
Mulligan begleitete mich in den Aufzug. »Haben Sie und Ihre Gattin in letzter Zeit Indien oder den Fernen Osten bereist? Als Sie ihre Gattin zum letzten Mal sahen, wirkte sie da kränklich? Gab es Anzeichen, dass sie sich an den schwarzen Blattern angesteckt haben könnte?«
Ich starrte ihn fassungslos an.
Er hatte stechende gelbe, schwarzgefleckte Augen. »Angenommen, sie hat sich eine Seuche geholt - es muss ja nicht die Beulenpest sein. Für den Ruf unseres Hotels wäre das gar nicht gut, ganz zu schweigen von den Folgen für dieses Urlaubsgebiet. Und nehmen wir an, Harnes versuche nun, die Sache zu vertuschen. Er könnte die Leiche verschwinden haben lassen und nun so tun, als sei gar nichts geschehen, wobei er so weit geht, zu behaupten, die Frau Gemahlin sei hier überhaupt nicht abgestiegen. Diesem Harnes und seinem Bruder traue ich alles zu.«
»Sein Bruder?«
»Ja. Der Page. Eddie. Der hat gesessen. Wussten Sie das? Wegen Einbruchdiebstahls.«
Nachdem wir an der Tür zu meinem Zimmer angekommen waren, blickte Mulligan angestrengt auf die Zimmernummer.
»Was suchen Sie denn?«, fragte ich ihn.
»Ach, ich wollte nur sichergehen, dass die Schilder mit den Zimmernummern nicht vertauscht worden sind. Aber das ist hier nicht der Fall. So viel Staub sammelt sich nicht in einer Nacht an. Wissen Sie genau, dass es dasselbe Stockwerk ist, in das Eddie Sie nach Ihrer Ankunft gebracht hat?«
»Bis vier konnte ich noch zählen«, antwortete ich und steckte den Schlüssel ins Schloss. Ich machte die Tür zu und ließ Mulligan draußen stehen.
Die Möglichkeit, dass Mildred davongelaufen war, konnte ich jetzt streichen. Etwas war ihr zugestoßen, und die Brüder Harnes steckten bis über die Halskrause in dieser Geschichte.
Eddie war ein entlassener Sträfling. Ein Einbrecher.
Ich hatte dieses Zimmer gegen sieben Uhr morgens verlassen. Als ich ging, hatte Mildred sich im Bett umgedreht. War sie wieder eingeschlafen, oder hatte sie sich entschlossen, aufzustehen und zu frühstücken?
Konnte Eddie beobachtet haben, wie erst ich, dann sie das Zimmer verlassen hatte? Hatte er sich mit seinem Schlüssel eingelassen und unser Gepäck durchsucht?
Mildreds Frühstück besteht in der Regel nur aus einer Tasse Kaffee. Sie konnte also früher als erwartet wieder zurückgekommen sein und Eddie bei der Arbeit überrascht haben. Es war zu einem Gerangel gekommen. Er hatte auf sie eingeschlagen. Mit dem Aschenbecher, der fehlte? So etwas ist immer zur Hand, wenn man es braucht. Und Mildred war unter den Einwirkungen des Schlages oder der Schläge gestorben.
Eddie war zu seinem Bruder gelaufen und hatte ihm gesagt, was geschehen war. Sie hatten sich überlegt, dass der Verdacht, sobald die Leiche entdeckt würde, unweigerlich auf Eddie fallen würde, den einzigen straffällig gewordenen Einbrecher im Hotel. Folglich hatten sie beschlossen, die Leiche wegzuschaffen und es so hinzustellen, als sei Mildred nie in diesem Hotel gewesen.
Die Lage, in der die beiden sich befanden, war also alles andere als beneidenswert. Ich würde darauf bestehen, mit Mildred hier angereist zu sein, und sie würden darauf beharren, das Gegenteil sei der Fall. Die Polizei würde wohl oder übel den Schiedsrichter spielen müssen.
Wäre es in dieser Situation für Harnes und seinen Bruder nicht vorteilhafter gewesen, wenn sie behauptet hätten, gesehen zu haben, wie Mildred das Hotel verließ, ob nun mit oder ohne Gepäck?
Ich goss Brandy nach und verfiel in dumpfes Grübeln. Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür.
Mulligan stand draußen und rieb sich die Hände. »Ich habe einen Blick ins Gästebuch werfen können, ohne dass Harnes es merkte. Seite 79 fehlt.«
»Ich begreife nicht, was daran so wichtig sein könnte.«
Mulligan lachte halblaut. »Ich glaube, jetzt durchschaue ich das Spiel, das hier getrieben wird. Als Sie und Ihre Frau Gemahlin hier eintrafen, trugen Sie sich als Mr. & Mrs. James Dodson ins Gästebuch ein, und zwar in der ersten Zeile auf Seite 79. Später riss Harnes diese Seite heraus und übertrug Ihren Namen und die Namen aller Gäste, die nach Ihnen anreisten, auf Seite 81, wobei er sich natürlich bemühte, die Handschriften nachzumachen.«
»Und was geschah mit Seite 80?«
»Seite 79 ist eine rechte Seite im Buch, und Seite 80 befindet sich auf der Rückseite dieses Blattes. Sie verschwand also ebenfalls.«
»Wie raffiniert ihr Hotelangestellten doch seid! Aber ich bin gar nicht mit meiner Frau hier eingetroffen. Und ich habe auch nur meinen Namen ins Gästebuch geschrieben. Jetzt weiß ich es wieder ganz genau. Als ich mich in meinem benebelten Zustand ins Buch eintrug, zerriss ich versehentlich die Seite. Harnes hat sie ganz herausgenommen, und ich trug mich auf der folgenden Seite ein.«
Mulligan starrte mich an. Bei seinem widerlichen Grinsen hätte einem schlecht werden können. »Wenn Sie nicht schon vorher mit den Brüdern Harnes unter einer Decke gesteckt haben sollten, dann tun Sie’s jetzt.« Seine Augen funkelten. »Ich kenne zwar nicht die Hintergründe, aber die werde ich schon noch herauskriegen. Schließlich bin ich nicht auf den Kopf gefallen.«
Ich hatte das entmutigende Gefühl, dass er die Wahrheit sagte und nicht locker lassen würde, bis er alles wusste. Ich machte die Tür vor seiner Nase zu und kehrte zurück zu meiner Flasche.
Was war mit Mildreds Leiche geschehen, einmal ganz abgesehen von ihrem Gepäck? Ist es möglich, um acht Uhr morgens eine Leiche aus einem Hotel zu schaffen, ohne damit rechnen zu müssen, dabei erwischt zu werden? Wohl kaum. Naheliegender wäre es gewesen, die Leiche in einem nicht belegten Zimmer zu verstecken und sie zu einer günstigeren Zeit fortzuschaffen. Vielleicht in den frühen Morgenstunden? Welches Zimmer mochte es sein? Bestimmt ganz in der Nähe, und je näher, desto besser.
Beflügelt von der Logik meiner Überlegungen, trat ich auf den Hotelflur hinaus. Vorsichtig näherte ich mich der Tür des Zimmers zu meiner Rechten. Langsam drehte ich den Türknopf. Die Tür war nicht versperrt, und ich schob sie einen Spalt breit auf.
Das Zimmer war belegt. Zwei Menschen verschiedenen Geschlechts befanden sich darin. Die Unterscheidung fiel nicht schwer, weil sie nichts anhatten und sehr aktiv miteinander beschäftigt waren.
Schnell machte ich die Tür wieder zu. Warum hatten die Menschen nicht so viel Anstand, die Tür abzuschließen, wenn sie es miteinander trieben?
Mir war klar, dass ich so nicht weitermachen und alle Zimmertüren auf dem Flur öffnen konnte. Wer weiß, in was ich alles hineingeraten könnte.
Mein Blick fiel auf eine Tür in der Stirnseite des Ganges, die keine Nummer hatte. Ein Abstellraum? War es möglich, dass Mildreds Leiche sich darin befand? Nicht sehr wahrscheinlich, aber für mich wäre es der geeignete Ort, mich zu verstecken und zu beobachten, falls jemand versuchen sollte, Mildred aus ihrem Versteck zu entfernen.
Ich holte die Brandyflasche aus meinem Zimmer und machte es mir im Abstellraum, zwischen Staubsaugern, Besen, Eimern und Reinigungsmitteln so bequem wie möglich. Die Tür ließ ich einen Spalt offen. Ich wartete und nippte an der Flasche. Um halb drei musste ich mich sehr zusammennehmen, um nicht zu singen anzufangen. Der alberne Text vom Lied des Kommissars ging mir ständig im Kopf herum.
Um drei war die Flasche leer, und ich überlegte, ob ich in mein Zimmer zurückkehren sollte, als ich das Quietschen von Rädern hörte. Eddie erschien in meinem Blickfeld und schob eine Schubkarre vor sich her, auf der er einen großen Schiffsreisekoffer transportierte. Er entfernte sich den Gang hinunter. Vor einer Tür hielt er an, öffnete sie und verschwand darin samt seiner Fracht.
Ich wartete. Zehn Minuten, fünfzehn, zwanzig. Wo blieb er bloß, und was machte er drinnen?
Schließlich ging die Tür wieder auf, und Eddie kam heraus samt Schubkarre und Schiffskoffer, auf dem jetzt Mildreds zwei Koffer standen.
Ich stieß die Tür des Abstellraumes auf und torkelte hinaus. »Sieh mal einer an! Wollen Sie vielleicht leugnen, dass dieser Koffer eine Leiche beherbergt?«
Eddie wurde käseweiß und seufzte. »Ich leugne es nicht, aber ich muss erst mit meinem Bruder sprechen. Er denkt für uns beide.«
»Ein schöner Zug von ihm«, sagte ich. »Sie dürfen das Telefon in meinem Zimmer benutzen.«
Eddie schob seine Karre in mein Zimmer und telefonierte. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Mein Bruder kommt herauf.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben meine Frau umgebracht, als sie hinzukam, während Sie unser Zimmer plünderten.«
Diese Bemerkung kränkte ihn sehr. »Ich habe nicht geplündert, sondern mich bloß umgesehen. Seit sieben Jahren habe ich nichts mehr ausgefressen, und ich habe eine Frau und drei Kinder. Ich bin kein Dieb mehr, aber von einer Leidenschaft komme ich einfach nicht los.«
»Von welcher Leidenschaft reden Sie?«
»Ich schaue mir die Sachen unserer Gäste an und überlege, was ich mitgehen lassen könnte, wenn ich etwas stehlen wollte. Aber das ist reines Wunschdenken. Letztes Jahr hätte ich spielend leicht Wertgegenstände für vierzig Mille mitgehen lassen können, aber ich habe es nicht getan.«
»Und meine Frau hat Sie überrascht und geglaubt, Sie wollten etwas stehlen. Ist es so?«
Er nickte niedergeschlagen. »Sie kam auf mich zu und wollte mir die Handtasche auf den Kopf schlagen. Ich duckte mich. Sie stolperte und stürzte. Dabei schlug sie mit dem Kopf auf den Aschenbecher auf dem Nachttisch und zerbrach ihn in zwei Teile - den Aschenbecher. Ihrem Kopf ist das gar nicht gut bekommen. Aber es war ein schneller und schmerzloser Tod. Sie hat nicht leiden müssen, das versichere ich Ihnen.«
»Warum sind Sie nicht einfach weggegangen? Wozu das ganze Theater?«
»Wegen der Fingerabdrücke«, sagte Eddie. »Vielleicht hätte die Polizei geglaubt, dass es ein Unfall war, aber aus reiner Routine hätten sie doch nach Fingerabdrücken gesucht. Für alle Fälle. Und meine waren über den ganzen Raum verstreut. Wie hätte ich das erklären sollen? Ich, der schon gesessen hat? Ich trug keine Handschuhe, weil ich ja nichts stehlen wollte. Wozu also? Und was ich alles angefasst oder berührt hatte, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Also hätte es auch keinen Zweck gehabt, sie abzuwischen. Ich erzählte meinem Bruder, was vorgefallen war, und wir entschlossen uns, dass wir nichts anderes tun konnten, als die Leiche wegzuschaffen, damit der Gedanke an Mord gar nicht erst aufkäme.«
»Aber warum auch das Gepäck?«
»Weil Blut ah die Koffer gekommen war, als sie stürzte. Sie hat nicht stark geblutet, nur ein bisschen, aber das genügte. Einer der Koffer war offen. Lins war klar, dass es sehr verdächtig aussehen würde, wenn ihre leeren Koffer verschwänden. Also räumten wir ihre Sachen aus dem Schrank und packten sie in die Koffer. Uns erschien es als das sicherste, den Eindruck entstehen zu lassen, dass sie überhaupt nicht ins Hotel gekommen sei. Dann würde unsere Aussage gegen Ihre stehen.«
»Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn Sie und Ihr Bruder einfach behauptet hätten, dass Sie gesehen haben, wie sie das Hotel verließ - samt ihren Koffern?«
»Daran hatten wir schon gedacht. Aber jemand hätte ihre Koffer hinuntertragen müssen, und am Portier an der Tür wäre sie nicht vorbeigekommen, ohne dass er sie bemerkt haben müsste. Außerdem ist draußen an der Ecke ein Taxistand, und diese Leute haben scharfe Augen. Keiner hätte sich daran erinnern können, eine Frau aus dem Hotel kommen gesehen zu haben. Noch dazu eine so auffallende Person, wie Sie selbst schon sagten.«
»Was hatten Sie mit der Leiche meiner Frau vor?«
»Mein Bruder besitzt ein Grundstück draußen auf dem Land mit einem alten Ziehbrunnen. Dort wollten wir sie hineinwerfen und das Loch mit Erde auffüllen. Keiner hätte was gemerkt.«
Es klopfte an die Tür, und ich ließ Harnes herein.
Er sah sich im Raum um, dann blickte er auf die Koffer und dann auf seinen Bruder. »Was hast du ihm erzählt?«
Eddie räusperte sich. »So gut wie gar nichts.«
Harnes rieb seine Hände. »Mal nachdenken. Wie ist die Situation? Sie, Mr. Dodson, riefen die Rezeption an. Sie baten darum, dass man Ihnen einen Schiffsreisekoffer aufs Zimmer bringen sollte. Eddie brachte ihn. Sie wiesen ihn an, er solle zwanzig Minuten später wiederkommen. Das tat er auch. Sie sagten ihm, er solle den Koffer hinunter in die Tiefgarage schaffen, wo Sie ihn später abholen lassen würden. Eddie fielen die Blutflecken am Koffer auf.«
Harnes drehte Mildreds Koffer um, damit ich die dunklen Flecken sehen konnte. »Und nach all dem vielen Getue um eine verschwundene Ehefrau schöpfte Eddie sofort Verdacht, dass an der Sache etwas faul sein könnte und rief mich an. Ich kam sofort herauf. Jetzt bin ich also hier. Sollen wir den Schiffskoffer öffnen, oder überlassen wir es der Polizei?«
»Das ist ja der Gipfel der Frechheit«, empörte ich mich. »Sie irren sich gewaltig, wenn Sie glauben, die Sache mir anhängen zu können.«.
Harnes grinste. »Meinen Sie? Unser Wort steht gegen Ihres. Wir sind zwei, Sie sind einer.«
»Eddies Fingerabdrücke sind hier überall im Raum«, konterte ich, »und wahrscheinlich auch an den Innenwänden des Koffers. Wie wollen Sie das der Polizei erklären?«
Harnes dachte darüber nach. »Also schön, wenn Eddie und ich ins Gefängnis müssen, dann sollen Sie nicht ungeschoren davonkommen. Wir werden behaupten, Sie hätten uns beauftragt und dafür bezahlt, Ihre Frau umzubringen.«
Eddie blickte bewundernd zu seinem Bruder auf. »Das stimmt. Wenn wir untergehen, reißen wir alle mit in die Tiefe.«
Die meinten es offensichtlich ernst. Sie waren fest entschlossen, mir die Schuld aufzuhalsen. Und wenn man es nüchtern betrachtete, standen ihre Chancen gar nicht schlecht, wenn sie bei der Polizei gegen mich aussagten.
Harnes beendete die Pattsituation mit einem Lächeln. »Andererseits, Sir, gibt es eigentlich keinen zwingenden Grund, warum wir die Polizei überhaupt hinzuziehen sollten. Wir drei - Sie, Eddie und ich - könnten uns eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen, wenn...« Er zuckte mit den Schultern.
Ich seufzte. Eine verzwickte Situation. Harnes’ Überlegungen waren gar nicht so unübel.
»Und was soll aus Eddies drei Kindern werden?«, fragte Harnes. »Ohne seine Fürsorge und Erziehung werden sie sich wahrscheinlich zu Verbrechern entwickeln.«
Eddie wischte mit dem Finger eine Träne aus dem Auge.
So dick hätten sie nun auch wieder nicht aufzutragen brauchen. Ich blickte sie kalt an. »So sei es denn. Nehmt die Leiche und beseitigt sie. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ungeschehen machen.«
Eddie traf Anstalten, sich mit seiner Fuhre zu entfernen. »Ich schaffe nur schnell den Schiffskoffer hinunter und leere ihn aus, dann bringe ich ihn wieder herauf, um die Leiche Ihrer Frau zu holen, Mr. Dodson.«
Ich traute meinen Ohren nicht. »Dann ist die Leiche meiner Frau gar nicht in dem Koffer?«
»Nein, Sir«, antwortete Eddie. »Ich wollte sie gerade hineintun, als Mulligan aus dem Wandschrank sprang. Ich nehme an, er hatte Verdacht geschöpft und wartete auf mich. Er hatte nicht die Absicht, zur Polizei zu gehen, sondern er wollte uns erpressen. Uns drei.« Eddie hüstelte. »Schade um den Aschenbecher. Mulligan liegt im Koffer.«
Harnes seufzte. »Jetzt muss ich mir was ausdenken, um Mulligans Verschwinden zu erklären. Am besten wird sein, wir sagen, er hätte Firmengelder unterschlagen und sich aus Angst, dass die Sache auffliegen könnte, bei Nacht und Nebel davongemacht.«
Als sie hinausgingen, drückte ich Eddie fünf Dollar in die Hand. Normalerweise halte ich nichts davon, zu üppige Trinkgelder zu geben, aber es gibt eben Ausnahmen.
Dann schloss ich hinter ihnen ab und legte mich ins Bett.
William Bankier: DAS WEICHE HERZ (Duffy's Last Contract)
Duffy saß an der Bar im Wirtshaus in der Charing Cross Road und trank Wodka mit Limonade. Er musste schnell trinken. In einer halben Stunde sollte er in dem Hotel am Park Lane sein, um sich mit Miss Groves zu treffen. Sie würde ihm Timbermans Frau zeigen, und dann würde man von Duffy erwarten, das zu tun, wofür er bezahlt wurde. Es war mehr Geld, als er in den letzten Jahren gesehen hatte, und er brauchte es; also wäre es besser, nüchtern zu bleiben, um zielen und auf den Abzug drücken zu können.
Das dralle Mädchen hinter der Bar reagierte auf seine Kopfbewegung. Sie nahm sein leeres Glas und drückte es zweimal unter den Hahn der Wodkaflasche. Er bezahlte den Doppelten, und als sie sein Wechselgeld brachte, sagte er: »Bitte, schenken Sie mir nicht mehr nach.«
Er erwartete, dass sie das erstaunen würde. Das war eine Bitte, die Duffy häufig in Bars, in denen er ein Fremder war, vorbrachte. Er fühlte, dass es ihm Glanz verlieh und ihn fast auf die Stufe des Helden in der Sage stellte, über den er vor Jahren in der Schule gelesen hatte, nämlich der, der sich an den Mast binden ließ, damit er nicht über Bord springen und zu der Insel schwimmen konnte, auf der die Sirenen sangen. Auch Duffy benötigte Hilfe gegen eine Versuchung, die ihn sonst überwältigen würde.
Entlang der Bar hoben sich die Köpfe, und er fühlte eine innere Befriedigung. »Bitte schenken Sie mir nicht mehr nach«, sagte er noch mal zu dem Mädchen und legte seine Hand auf das Glas.
Miss Groves ließ ihn im Hotel warten. Er rief sie über das Hoteltelefon an, und sie sagte, er solle auf die Straße hinausgehen; sie wollte nicht vom Hotelpersonal mit ihm zusammen gesehen werden. Sie fragte, welche Kleidung er trage. Er beschrieb ihr seinen blauen Anzug und die braunen Schuhe, und aus irgendeinem Grund erzählte er ihr auch noch, dass er graue Haare hatte. Etwas in ihrer Stimme ließ ihn fühlen, dass er völlig unpassend angezogen war. Er legte den Hörer auf und begab sich auf den Rückzug, nicht ohne in dem hell erleuchteten Spiegel sein beunruhigendes Ebenbild erblickt zu haben.
Draußen auf der Straße stand ein großer roter Briefkasten. Er stellte sich daneben. Auf der anderen Seite der verkehrsreichen Straße zogen sich der Rasen und die Bäume des Hyde Park hin, so weit sein Auge reichte.
Einige Minuten dachte Duffy an seine Haare. Er war der einzige von seinen Brüdern und Schwestern, der früh ergraut war. In seinen Dreißigern, während einer kurzen Periode von Wohlstand, War er stolz darauf gewesen. Ein cleverer Bursche im Friseursalon hatte sein Haar gewaschen und ihm einen guten Schnitt verpasst, so dass sich bei seiner sommerlichen Bräune die Leute nach ihm umdrehten. Nun, nahe an den Fünfzigern, konnte man nicht mehr von früh ergraut sprechen. Es war einfach weißes Haar, und das letzte Mal hatte er es selbst geschnitten.
Duffy sah durch die Hoteltür Leute aus- und eingehen. Er hatte keine Ahnung, wie Miss Groves aussah. Der Name klang nach einer vertrockneten Lehrerin in altmodischen Kleidern. Von Norris Timberman hatte Duffy gehört, dass sie sich um seine kleine Tochter kümmerte, wenn es seiner Frau nicht gut ging.
Nachdem er mehrere Frauen Vorbeigehen gesehen hatte, fand Duffy, dass er lange genug gewartet hatte. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem vorüberbrausenden Verkehr zu, den kastenförmigen schwarzen Taxis, den großen roten Bussen, den hässlichen Lieferwagen mit Firmennamen, die verwirrend wirkten.
»Mr. Duffy?«
Er drehte sich um und war überrascht, als er die junge Frau mit der sinnlichen Figur sah. Im ersten Moment glaubte er, ein besonders exklusives Callgirl vor sich zu haben. Auf den Gehsteigen wimmelte es jetzt von Touristen, die angezogen waren, als kämen sie vom Strand- und das mitten in London -, sie dagegen trug blassgraue Seide und Chiffon, hatte silberlackierte Fußnägel, die durch die dünnen grauen Strümpfe schimmerten, einen breitrandigen Hut, Augen, die hinter einer großen Sonnenbrille versteckt waren und einen sehr entschlossenen Mund.
»Miss Groves?«
»Sind Sie fertig? Ich meine, sind Sie für alles bereit?«
Jetzt konnte er ihren Typ eindeutig einordnen: autoritär, anspruchsvoll, ungnädig, an keinem ein gutes Haar lassend. Also doch eine Lehrerin. Er legte seine Hand auf den Revolver in der Tasche.
»Wollen Sie, dass ich ihn herausnehme und Ihnen zeige?» Ihm machte es Spaß, zuzusehen, wie bei seinen Worten ihre Lippen schmal wurden.
»Tun Sie genau das, was ich Ihnen sage. Ich habe erfahren, wohin sie das Mädchen jeden Nachmittag mitnimmt. Sie sind jetzt dort. Ich führe Sie in den Park und zeige sie Ihnen. Dann muss ich gehen. Sie darf mich nicht erkennen; danach ist alles Ihre Sache.«
»Was ist mit dem restlichen Geld?«
»Wenn Sie Ihre Arbeit erledigt haben, treffen Sie mich wieder hier.« Sie betrachtete den Briefkasten. »Das ist eine gute Stelle. Ich werde einige Briefe einwerfen und Ihnen das Kuvert überreichen.« Sie hob den Arm und blickte auf das Silberband an ihrem Handgelenk. »Sagen wir, um vier Uhr.«
Der Park war an diesem Sommernachmittag übervölkert und bildete für Duffys Vorhaben den besten Hintergrund. Er brauchte nirgendwo einzudringen, durch fremde Häuser zu schleichen oder hinter dem Opfer herzurennen, wenn es in die falsche Straße einbog. Es würde nur das dumpfe Geräusch eines schallgedämpften Revolvers geben, der durch eine Papiertüte abgefeuert würde. Mit Tüten voll Obst oder Sandwiches war hier fast jeder zweite Parkbesucher beschäftigt, so dass eine Tüte nicht weiter auffallen würde. Dann würde Duffy einfach über den Rasen davongehen und in der Menge verschwinden. Ein weiterer Pluspunkt war die Tatsache, dass die Leute in der Nähe des Opfers sich als erstes um das Kind kümmern würden. Und des Kindes wegen, hatte Timberman gesagt, geschah dieser Mord überhaupt.
Duffy ging dicht neben Miss Groves. Er mochte sie nicht, aber ihr teures Parfüm faszinierte ihn.
Duffy sagte: »Eines verstehe ich nicht.«
»Und das wäre?«
»Ich nehme an, Sie sind in London, um das Mädchen mit nach Montreal zu nehmen. Aber würde man dann nicht Timberman mit dem Mord in Verbindung bringen?«
»Ich bin überhaupt nicht hier. Wenn es vorbei ist, wird sich die Polizei mit Norris in Verbindung setzen, und Norris wird hierher fliegen, um seine Tochter in Empfang zu nehmen.«
Duffys Schweigen veranlasste die Frau, ihn anzusehen. »Sie ist selber schuld daran«, fuhr sie fort. »Sie hätte nur einzuwilligen brauchen, dass er das Kind von Fall zu Fall sehen durfte. Aber stattdessen ist sie nach England geflogen. Eine typisch weibliche Bosheit. Sie betreibt die Trennung - an ihm oder an seinem Geld liegt ihr nichts aber sie weiß, wie sehr er an dem kleinen Mädchen hängt. Also beschließt sie, es ihm wegzunehmen. Nur ist es so, dass niemand Norris Timberman etwas wegnehmen kann, was er wirklich haben will.«
Sie fanden Mutter und Tochter im Park auf einer Bank unter einer Kastanie. In Dutzenden von Liegestühlen auf dem Rasen saßen Leute, die in eine Lektüre vertieft waren oder einfach vor sich hindösten. In einiger Entfernung glitten Ruderboote langsam über den See. Plastiken von Henry Moore schimmerten durch die Bäume.
»Die in der weißen Hose und der roten Bluse - das ist sie.«
Duffy sah eine Frau in mittleren Jahren, mit glatten schwarzen Haaren, die sie halblang trug. Sie sah durchschnittlich gut aus und schien etwas in Gedanken versunken zu sein. Wenn er sie mit Miss Groves verglich, musste er sich wundern, dass Mr. Timberman eine solche Frau geheiratet hatte.
»Wo ist das Kind?«, fragte er.
»Auf der anderen Seite des Weges. Blondes Haar und ein blaues Kleid.«
Miss Groves entfernte sich schnell, und Duffy war sich selbst überlassen. Nicht weit von der Bank entfernt stand ein leerer Liegestuhl. Er ging darauf zu, setzte sich und begann die Kirschen zu essen, die er an einem Obststand auf dem Weg zum Park gekauft hatte. Wenn die Tüte leer war, würde er den Revolver hineinstecken und seinen Auftrag ausführen.
Sein Stuhl stand halb in der Sonne, halb im Schatten. Im Park wehte ein angenehm kühler Wind, und man konnte keinen Verkehrslärm hören. Es war leicht für Duffy, seine Gedanken abschweifen zu lassen und trotzdem Mrs. Timberman und ihre Tochter im Auge zu behalten. Es gefiel ihm jetzt, sich in das Verbrechen, das er begehen würde, hineinzusteigern. Duffy erinnerte sich, dass er in der Kirche gelernt hatte, dass es die schlimmste Tat eines Menschen war, einen anderen zu töten. Aber das hatte ihn nicht davon abhalten können, es trotzdem zu tun, ohne dabei Hemmungen oder Gewissensbisse zu haben. Er wusste, dass der Tod jedem blühte und dass das Sterben, wenn es richtig angepackt wurde, weniger als eine Sekunde dauerte und keine Schmerzen verursachte. Dann kam einfach das Nichts. In Duffys Augen war es viel schlimmer, einen Schulkameraden mit Pickeln im Gesicht als Aussätzigen zu bezeichnen. Duffy erinnerte sich noch gut daran, wie der Schmerz über diese Demütigung langsam aus den Augen dieses Jungen gewichen war, während die Wochen verstrichen und seine Gefühle sich verhärtet hatten. So eine Grausamkeit musste schlimmer sein, als auf den Abzug zu drücken und ein Leben früher als vorgesehen zu beenden.
Norris Timbermans Lebensweise war viel schäbiger - dachte Duffy - als seine eigene. Als ältester Sohn von Matthias Timberman war er eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschäftswelt Montreals. Er spendete der Kirche Geld und bekleidete Ehrenämter in verschiedenen Organisationen, aber in seinem eigenen Haus führte er sich auf wie ein Tyrann. Er hatte ganz offen darüber zu Duffy gesprochen, als sie in einer obskuren East End-Kneipe saßen und Pläne schmiedeten. Im Grunde genommen war er kein bisschen besser als Duffy.
»Ich kann keine legalen Mittel anwenden, um meine Tochter zurückzuholen«, hatte der Millionär gesagt. »Wenn ich das Gericht einschalte, würde sie die Scheidung beantragen, und sie hat auch gesagt, dass sie dann den Gerichtshof über meine Lebensgewohnheiten aufklären wird. Es gibt Illustrierte in dieser Stadt, die sich liebend gern darüber auslassen würden.« Er hatte sich unter dem Einfluss des Alkohols über seine perversen Neigungen ausgelassen und damit angegeben, wie er seine Frau dazu gezwungen hatte, mitzumachen. Duffy hatte interessiert zugehört, war aber keineswegs schockiert gewesen. Was die Leute so trieben, war schließlich ihre Sache.
Was ihn betraf, so störte es ihn nicht, den Auftrag anzunehmen, eine Frau umzubringen. Er hatte sein Talent entdeckt, als er siebzehn war, ein paar Monate nach dem Schulabschluss. Als Ergebnis einer Meinungsverschiedenheit hatte Duffy die Existenz des anderen Jungen einfach nicht mehr ertragen können. Er hatte den Kopf des Knaben mehrere Minuten unter das Wasser eines Sees gehalten. Vor Gericht war er mit einem blauen Auge davongekommen, weil man nicht glauben wollte, dass dieser wie ein Engel aussehende Junge ein Mörder sein sollte. Aber die Kunde, dass er ein entschlossener junger Mann war, verbreitete sich in den richtigen Kreisen, und bald wandte man sich an ihn, wenn man seine Dienste brauchte.
Alle Duffys sahen wie Engel aus. Die Familie bestand aus zwölf Kindern - eine Mutter und kein Vater. Den hatte die resolute Maureen Duffy wegen Trunksucht und Brutalität aus dem Haus gejagt, kurz nachdem ihr letztes Kind geboren worden war. Sie lebten von dem Geld der Fürsorge, das hin und wieder durch die Arbeitserträge der älteren Kinder aufgebessert wurde. Duffy selbst hatte eine glückliche Kindheit, bis ihm mit elf Jahren klar wurde, dass sie arm waren. Jedes Kind kümmerte sich um das nächstjüngere, und soweit er sich entsinnen konnte, gab es wenig Feindschaft in der Familie. Sie liebten und respektierten sich gegenseitig und taten nur das, was richtig und fair war. Sonst hätten sie vielleicht nicht überlebt.
Diese Erfahrung überzeugte Duffy, dass Herkunft wesentlich wichtiger für die Menschen ist als die Umgebung. Wäre das nicht der Fall, wären alle seine Brüder Diebe und alle seine Schwestern Huren geworden. Eine mittellose Familie mit einem stets betrunkenen Vater und dann überhaupt keinem Vater mehr, die beengten Verhältnissen - wie hätten sie sich anders entwickeln sollen? Trotzdem war aus den meisten Kindern etwas geworden: Zwei Lehrer, ein Schuhverkäufer, ein Kolonialwarenhändler, ein Taxifahrer, drei junge Mütter, ein angehender Priester - und alle besaßen sie das unschuldige Duffy-Gesicht mit den hellen blauen Augen und einem ansteckenden Lächeln.
Duffy selbst war die einzige Ausnahme. Aber seine aus freiem Willen getroffene Entscheidung, für Geld zu töten, hatte nichts mit Rachegefühlen gegen seinen Vater oder Hass auf die Gesellschaft zu tun. Es war einfach ein Urinstinkt, der sich in ihm behauptet hatte, während er bei den meisten Menschen durch eine entwicklungsbedingte Anpassung verkümmert war.
Mrs. Timberman rief nach ihrer Tochter, die sich zu weit zum See vorgewagt hatte, und das Mädchen gehorchte den Anweisungen der Mutter und spielte in der Nähe der Bank. Duffy aß seine Kirschen und beobachtete beide.
Seine Verantwortung in der Familie hatte Tessie gegolten, seiner nächstjüngeren Schwester. Er hatte seine Pflicht ernst genommen. Duffy hatte sie davon abgehalten, sich auf die große Schaukel zu setzen, als sie noch zu klein war, um mit den Füßen den Boden zu berühren. Einmal war er über die Straße gerannt, um einen Hund zu verprügeln, vor dessen Kläffen Tessie sich gefürchtet hatte.
Die Duffys waren eine abgehärtete Familie; Mumps oder Gelbsucht waren die einzigen Krankheiten, unter denen sie je gelitten hatten. Deshalb war er so schockiert gewesen, als Tessie begann, die meiste Zeit im Bett zu verbringen, dann ins Krankenhaus gebracht wurde und nie mehr zurückkam. Damals hatte er sich verantwortlich für sie gefühlt, und es war, als hätte er dabei versagt. Die anderen - obwohl kein Wort darüber fiel - sahen ihn vorwurfsvoll an. Auch als er erfuhr, dass Leukämie unheilbar war, machte er sich noch Vorwürfe, dass er nichts dagegen unternommen hatte.
Der Wind wurde kälter. Die Sonne stand schon tief, und er saß jetzt im Schatten. Er stand auf, rückte seinen Liegestuhl zur Seite und setzte sich wieder hin. Es waren nur noch ein paar Kirschen übrig. Er aß eine, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sah, dass es halb vier war. Miss Groves würde in einer halben Stunde mit dem restlichen Geld am Briefkasten sein.
Duffy dachte an Morgan, der ihn für diesen Job vorgeschlagen hatte. Morgan handelte - wie immer - aus Eigeninteresse. Duffy schuldete ihm eine Menge Geld, und Morgan wusste, dass die Chancen gering waren, es zurückzuerhalten, weil Duffys Schulden so hoch waren. Selbst Morgans übliche Drohung, er würde ihm die Kniescheibe zertrümmern, fruchtete nichts, denn aus einer leeren Flasche fließt kein Wein mehr. Als Morgan also von diesem lukrativen Auftrag hörte, schlug er Duffy dafür vor, unter dem Vorbehalt, dass der größte Teil des Honorars an ihn ginge.
Duffy fühlte einen Druck an seinem Knie. Seine Blicke fielen auf einen Schopf glatter blonder Haare. Der Mund des Mädchens war rot umrändert. Offensichtlich rührte die Farbe von einem Eis am Stiel her, welches das Kind gegessen hatte. Er nahm eine der letzten drei Kirschen heraus und hielt sie hoch. Das Mädchen starrte auf die dunkelrote Frucht, aber griff nicht danach.
»Magst du eine Kirsche essen?«
»Wenn meine Mutter es mir erlaubt, bin ich gleich wieder da.« Sie sprach artikuliert und betonte jedes einzelne Wort. Sie drehte sich um, rannte zur Bank hinüber und sprach mit ihrer Mutter, wobei sie auf Duffy zeigte. Ein dunkler Kopf wandte sich in Duffys Richtung. Er lächelte, zuckte die Achseln und hielt die Kirsche hoch.
Das Mädchen kam zurück und sagte: »Meine Mutter sagt, ich kann die Kirsche haben, aber ich muss wegen des Kerns sehr vorsichtig sein.«
»Das stimmt. Deine Mutter hat recht.«
Er gab dem Kind die Kirsche und nahm sich selbst eine. Sie aßen und beobachteten einander. Es war noch eine Kirsche übrig. Er gab sie dem kleinen Mädchen und ließ es in die leere Tüte schauen. »Alles aufgegessen!«
Sie rannte fort. Dann kam sie zurück und legte ihre Hände auf seine Knie. »Danke«, sagte sie. Dann rannte sie wieder davon.
Duffy fasste in seine Tasche und nach dem Revolver. Mit einer schnellen Bewegung steckte er ihn in die leere Tüte und drückte das Papier zusammen. Er saß eine Weile da und überlegte, was er machen sollte.
In seinem ganzen Leben hatte er immer richtig gehandelt. Die Morde waren begründet gewesen, denn die Leute, denen er das Leben genommen hatte, waren selber schuld daran gewesen. Auch dass Morgan das Geld verlangte, das Duffy ihm schuldete, hatte seine Richtigkeit. Also ging man los und tat das, was man zu tun hatte; und wenn man umsichtig vorging und Glück hatte, würde das Leben seinen gewohnten Lauf nehmen.
Duffy stemmte sich aus dem Stuhl hoch und ging zur Bank hinüber. Nicht weit entfernt befanden sich einige Leute, die ihn aber nicht beachteten. Das kleine Mädchen streichelte gerade einen kräftigen Boxerrüden. Duffy blieb stehen und wartete gelassen ab, bis der Hund hinter seinem Herrn herlief. Dann ging er weiter und stellte sich hinter die Bank. Der Revolver in der Papiertüte fühlte sich auf einmal sehr schwer an. Sie sah auf und drehte sich halb um. »Oh, Sie sind es«, sagte sie. »Ich hoffe, meine Tochter hat Sie nicht gestört.«
»Nein, keineswegs«, antwortete Duffy. »Hören Sie, Ihr Mann versucht, Sie loszuwerden.«
»Was?«
»Bitte, hören Sie mir zu. Er möchte das Kind wiederhaben, und das bedeutet, dass er Sie loswerden will. Ich kenne Ihren Mann nur flüchtig, aber er ist nicht der geeignete Mensch, ein kleines Mädchen zu erziehen.«
Das Gesicht der Frau war weiß. »Ich werde mich an die Polizei wenden.«
»Nein, das ist nutzlos. Er hält sich nicht in England auf. Überlassen Sie es mir. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich kann. Und Sie passen auf Ihr Kind auf.
Duffy traf Miss Groves um Viertel nach vier am Briefkasten. Sie sagte: »Haben Sie es erledigt?«
»Alles unter Kontrolle«, antwortete er. Er brachte es nicht übers Herz, zu lügen. Er streckte die Hand aus, und nach einem kurzen Moment des Zögerns gab sie ihm einen dicken braunen Umschlag. Er sagte: »Nun muss ich mit Timberman reden.«
»Vergessen Sie es. Er will nichts mehr von Ihnen hören.«
»Doch, er wird. Ich habe sie nicht umgebracht.«
Sie blickte ihn jetzt ganz anders an. Hinter den dunklen Brillengläsern bemerkte er so etwas wie Anzeichen von Respekt. »Sie Bastard, Sie wollen mehr Geld.«
»Wir werden ihn von Ihrem Zimmer aus anrufen.«
Die Transatlantikverbindung war gut. Timberman hätte im Zimmer nebenan gesessen haben können. »Wir waren uns über den Preis einig«, sagte er.
»Fünftausend sind nicht genug. Ich brauche zehn. Zehn, oder es tut sich nichts.« Timberman antwortete nicht. »Und Sie geben es mir selbst, Norris. Machen Sie sich nicht die Mühe, jemanden zu schicken. Sie kommen allein mit weiteren fünftausend, und nachdem wir uns getroffen haben, regle ich die Sache.«
Duffy setzte Zeit und Ort für das Treffen fest, dann verließ er Miss Groves und machte sich auf die Suche nach einer Bar...
Zwei Tage später, nach viel zu viel Alkohol und einer fast schlaflosen Nacht, saß er an der Bar einer Kneipe, die er erst an diesem Morgen entdeckt hatte. Es war die Stunde, die er am meisten liebte, bevor die Mittagsgäste kamen. Timberman würde kommen. Duffy war sich dessen ganz sicher. Und er würde die fünftausend mitbringen. Geld bedeutete Timberman nichts, aber es würde Duffy ermöglichen, Morgan die ganze Schuld zurückzuzahlen. Dann wäre er diese Sorge los.
Er hielt sein leeres Glas dem Mädchen hinter der Bar entgegen. »Einen doppelten Wodka«, sagte er, und sie nahm sein Glas. Das Wichtigste war, nüchtern zu bleiben, um, sobald er das Geld hatte, es in die Papiertüte zu stecken und - mit der gleichen Bewegung - den Revolver herauszuziehen. Timberman würde sitzen, Duffy stehen. Eine Kugel in Timbermans Kopf, und er wäre tot. Dann brauchte Duffy nur noch genug Zeit, um zu Morgan zu laufen und seine Schulden zu bezahlen. Danach würden die Ereignisse ihren Lauf nehmen.
Das Mädchen brachte seinen Drink. Als sie das Glas hinstellte, sagte Duffy: »Bitte schenken Sie mir nicht mehr nach«, und er spürte seinen kleinen Triumph, als sich die Köpfe an der Bar ihm zuwandten.
Robert Bloch: FORTUNA IST KEINE LADY (Luck Is No Lady)
Frankie klammerte sich mit beiden Händen an die Bar. Wenn er sie losließe, kippte er höchstwahrscheinlich um. Und das durfte auf keinen Fall passieren, weil der alte Professor ihm einen langen Vortrag hielt. Und solange er zuhörte, würde der alte Professor vermutlich weitere Drinks spendieren.
»Das Glück«, sagte der alte Professor, »ist eine seltsame Sache. Es verändert das ganze Leben - in die eine oder die andere Richtung. Vor . fünf Jahren noch war ich ein hochgeschätztes Mitglied der Fakultät an der hiesigen Universität. Heute bin ich dank der Tücken des Schicksals...«
Er hielt inne und seufzte. Frankie seufzte ebenfalls. »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Frankie. »Mir selber geht es nicht viel anders. Ich bin dieses Leben auch nicht gewöhnt.« Was natürlich eine Lüge war. Frankie war noch nie etwas anderes gewesen als ein Vagabund. Aber er hatte sich vorgenommen, freundlich zu sein, weil er weitertrinken wollte. Und prompt, als habe er Frankies Gedanken erraten, machte der alte Professor dem Barkeeper ein Zeichen, zog eine Dollarmünze aus der Tasche und hielt sie in die Höhe.
»Kopf oder Zahl«, sagte der Professor. »Wer kann schon Vorhersagen, was kommt, wenn ich die Münze jetzt auf den Tisch fallen lasse? Ich kann es nicht. Sie können es nicht. Und der Barkeeper kann es ebenfalls nicht. Ein Mathematiker würde sagen, die Wahrscheinlichkeit sei eins zu eins. Aber niemand kann es mit Bestimmtheit Voraussagen. Und da haben Sie das große undurchdringliche Geheimnis des Universums. Niemand kann Vorhersagen, was Fortuna uns in nächster Zeit beschert. Denken Sie daran!«
Frankie bemühte sich, die Welt wieder in klaren Umrissen zu sehen. Und es gelang ihm auch. Sein Blick folgte der Münze, wie sie auf den Tisch fiel. Sie schlug auf, sprang noch einmal in die Höhe - und blieb dann, beinahe an der Kante, liegen.
»Glück«, sagte der alte Professor und lachte zufrieden in sich hinein. »Das Glück ist der Antriebsmotor, der unser aller Leben regiert. Wenn Lincoln sich zum Beispiel gebückt hätte, um seinen Schuh zuzubinden, als der Attentäter Booth auf ihn schoss - oder wenn der Vogel nicht erschienen wäre, als Columbus den Meuterern gegenüberstand - wenn! Aber wir sind alle Opfer der Tyche! Das ist dieselbe Göttin, die bei den Römern Fortuna hieß. Sie ist eine der Schicksalsgöttinnen, eine Schwester der Parzen.«
»Bin der Dame nie begegnet.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte der alte Professor und lächelte Frankie über den Rand seines Glases zu. »Aber die alten Griechen erkannten ihre Bedeutung. Sie gaben jedes Jahr ihr zu Ehren ein Fest. Am vierundzwanzigsten Juni, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe Darstellungen von ihr gesehen: sie trug ein Füllhorn in der Hand und stand auf einer Kugel. Sie war sehr schön. Und überhaupt, diese Feste!«
»Ich möchte auch auf ein Fest«, murmelte Frankie. »Noch einen Drink, und ich bin in der besten Stimmung für ein Fest.«
»Sie sollten nicht so viel trinken«, sagte der alte Professor.
Frankie zuckte die Achseln. »Warum nicht? Was soll man sonst schon tun? Ich habe nie eine echte Chance gehabt. Nicht ein einziges Mal. Schauen Sie mich an - ich sehe aus wie ein elender Trinker. Ich zittere wie ein alter Mann - dabei bin ich erst dreiunddreißig. Wenn ich nur einmal eine wirkliche Chance gehabt hätte...«
Der Professor nickte. »Ich weiß«, sagte er. »Ich könnte Ihnen ein Dutzend ähnlicher Fälle aufzählen. Jeder kennt solche Geschichten. Zum Beispiel folgende: Ein Mann kauft mit seinen letzten hundert Dollar einen alten Schuppen am Strand. Sechs Monate später wird er verhungert dort aufgefunden. Ein anderer macht haargenau dasselbe: sechs Monate später wird auf seinem Stück Strand Öl gefunden, und er verkauft sein Grundstück für eine Million, zuzüglich erheblicher Förderanteile. Ein Mann geht die Straße hinunter und findet eine mit reichlich Geld versehene Brieftasche. Ein anderer geht dieselbe Straße ein paar Sekunden später hinunter und wird von einem Ziegelstein erschlagen. Das Schicksal ist eine launische Göttin, mein Freund. Aber wer weiß. Eines Tages ändert sie, weil sie eben launisch ist, ihre Einstellung und überschüttet einen möglicherweise mit Glück und Reichtum. Wer weiß...«
»Blödsinn!«, sagte Frankie.
»Ich halte mich lediglich an die wissenschaftliche Betrachtungsweise«, erklärte der alte Professor. »Sicher bin ich mir selber nicht. Wenn ich nur dem Geheimnis auf die Spur käme, wie das Schicksal sich bestechen ließe, würde ich nichts anderes mehr tun. Vielleicht ist es lediglich eine Angelegenheit echten Glaubens oder echter Anbetung. Das Schicksal ist eine Göttin. Und eine Göttin verlangt Anbetung. Und da sie eine Frau ist, verlangt sie außerdem Beständigkeit. Ist es nicht möglich, dass die Menschen, die vom Glück gesegnet sind, dieses Geheimnis begriffen und ihr umgekehrt ewige Treue geschworen haben?«
»Für eine Frau«, murmelte Frankie, »die mir Glück bringt, würde ich alles tun.«
Er griff nach seinem Glas, leerte es und drehte sich zu dem Professor um, aber der hatte sich davongemacht. Kopfschüttelnd kam der Barkeeper auf Frankie zu und meinte: »Komisch, was manchmal so in die Leute fährt, was?«
»Ja«, meinte Frankie. »Aber ich begreife nicht, was dieser Mann eigentlich in so einer Kneipe verloren hat.«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte der Barkeeper. »Aber er ist nicht der einzige von der Sorte. Das hängt alles mit dem Spielsalon zusammen, den wir im Hinterzimmer haben.«
Und dann fiel es Frankie wieder ein. Natürlich, den Spielsalon hatte er völlig vergessen. In dem Raum hinter der Bar gab es Roulette und einen Tisch, wo man würfeln, und einen anderen, an dem man pokern konnte. Aber er war nie dort gewesen, weil er nie Geld gehabt hatte. Nachträglich fiel ihm auf, dass er die ganze Zeit über Leute im Hinterzimmer hatte verschwinden sehen. So wie diesen Glatzkopf, der gerade hineinging, oder wie der Student mit der Brille, oder wie die Frau im roten Abendkleid.
Die Frau im roten Abendkleid...
Frankie hatte seit Monaten keine Frau mehr angesehen. Das tut man automatisch nicht, wenn einem das Wasser bis an den Hals steht. Aber diesmal war es anders.
Sie trug ein aufregend rotes Abendkleid, hatte eine Haut, die so kühl und weiß war wie Marmor, und pechschwarzes Haar. Auch ihre Augen waren schwarz. Und als sie an ihm vorbeikam, sah sie ihn an und lächelte ihm zu.
Sie lächelte ihm zu, ihm! Und sein abgerissener Aufzug schien sie nicht im Mindesten zu stören.
Frankie war beschwipst, sonst hätte er es nie getan. Aber er hatte einen Schwips, und deshalb folgte er ihr. Er folgte ihr durch die Tür in das Hinterzimmer, und er blieb hinter ihr stehen, während er sie pausenlos fasziniert anstarrte. Und er folgte ihr bis in den hintersten Winkel des Raumes - und niemand hinderte ihn daran. Im Gegenteil, er hatte den Eindruck, als gälten alle Blicke nur ihm und nicht ihr.
Das Hinterzimmer war größer, als er angenommen hatte. Und es wurde tatsächlich was geboten. Diese kümmerliche Bar vorn war lediglich Attrappe. Es gab drei Roulettetische und vier weitere - jeweils in den Ecken -, wo man würfeln konnte. Und es befanden sich mindestens fünfzig Leute im Raum.
Der Raum war voller Rauch. Andererseits war es verhältnismäßig leise. Selbst die Würfelspieler verhielten sich ruhig. Und als die Roulettekugel klapperte, herrschte eine solche Stille, dass man deutlich hören konnte, wie sie ins Fach fiel. Frankie folgte der Frau im roten Abendkleid an einen der Roulettetische, an dem wohlgenährte, gut angezogene Bürger saßen, die alle einen ganzen Haufen Chips vor sich liegen hatten. Und in der Mitte drehte sich das Rad mit den sechsunddreißig Zahlen und der Null und den beiden Farben Rot und Schwarz. Jedes Mal, wenn es sich drehte, wurde einer der Chips-Haufen größer und ein anderer kleiner. Warum?
Schicksal? Glück? Jetzt begriff er, was den alten Professor veranlasst hatte zu philosophieren.
Ein paar von den Spielern hatten offensichtlich eine Glückssträhne gehabt, dem Riesenstapel Chips nach zu schließen. Und sie fuhren fort, pausenlos zu gewinnen. Und andere fuhren fort, pausenlos zu verlieren und neue Chips zu kaufen: weiße zu einem Dollar, rote zu zehn und blaue zu zwanzig Dollar.
Und sie waren alle auf eine seltsame Weise erregt, egal, ob sie verloren oder gewannen. Frankie konnte ihre Erregung wie in Wellen auf sich zukommen spüren. Jeder von ihnen verfolgte mit brennenden Augen jede Drehung, jedes Spiel. Und er verfolgte es ebenfalls und ließ sich einfangen von dieser seltsamen Faszination. Wenn er doch nur Geld gehabt hätte!
Er sah zu der Frau im roten Abendkleid hinüber und stellte fest, dass sie ebenfalls nur zusah. Wie er. Das heißt, doch nicht ganz so wie er. Sie schien von der Erregung nicht erfasst zu sein. Ihre Haltung war kühl, und sie machte beinahe den Eindruck, als sei sie eine Statue. Außer ihm schien kein Mensch sie zu beachten, obgleich sie das aufregendste Geschöpf war, das sich in diesem Raum befand. Man hätte glauben können, dass niemand sie sah, weil kein Mensch sich nach ihr auch nur umdrehte. Alle Blicke waren ausnahmslos auf das Roulette geheftet und auf die kleine Silberkugel.
Während sie das Spiel und die Spieler beobachtete, blieb der Ausdruck ihrer Augen immer gleich. Sie wirkte seltsam unbeteiligt. Ihre Hände ballten sich niemals zu Fäusten, ihr Atem ging niemals schneller und ihr Blick zeigte nicht das geringste Aufflackern plötzlichen Interesses. Beinahe erweckte sie den Eindruck, als wisse sie im Voraus, wer jeweils gewann oder verlor.
Frankie suchte ihren Blick. Aber eine Weile reagierte sie nicht darauf. Er versuchte es noch einmal, und plötzlich wandte sie den Kopf und blickte ihn an. Ihre Augen sahen aus wie zwei schwarze Steine. Er wollte seinen Blick abwenden, aber sie kam ihm zuvor. Ihr Blick richtete sich auf den Boden.
Frankie beugte sich vor, um nachzusehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Und da sah er es.
Genau zu seinen Füßen lag ein Chip. Er musste unbemerkt vom Tisch gefallen sein. Frankie bückte sich, hob ihn auf und hielt ihn unschlüssig in der Hand. Der Chip war blau - zwanzig Dollar. Und er konnte ihn gleich gegen Geld eintauschen.
Er sah sich nach dem Mann an der Kasse um, der von Zeit zu Zeit mit seinem Kasten voll Wechselgeld durch die Menge wanderte, aber er konnte ihn nirgends entdecken. Und dann wurde ein neues Spiel angesagt. »Faites votre jeu, Mesdames, Messieurs«, sagte der Croupier. »Faites votre jeu!«
Und warum eigentlich nicht? Er hatte zwanzig Dollar gefunden, weil er Glück gehabt hatte. Und vielleicht blieb das Glück ihm treu. Mit zwanzig konnte er vierzig gewinnen. Aber auf was sollte er setzen, auf Rot oder Schwarz?
Frankie sah wieder zu der Frau im roten Abendkleid hinüber. Ihr Kleid war rot, das sprach für Rot. Aber ihre Augen und ihr Haar waren schwarz, und das sprach für Schwarz. Und diese schwarzen Augen blickten ihn beschwörend an.
Also auf Schwarz! Frankie machte sich daran, seinen Chip auf Schwarz zu setzen, aber seine Hand fing an zu zittern und der Chip rollte auf Zahl - auf die schwarze 33.
Er machte eine Bewegung auf den Chip zu, aber der Croupier erklärte: »Rien ne va plus!«, und das Rad begann sich zu drehen. Und nun konnte er nur noch hilflos danebenstehen und Zusehen. Zwanzig Dollar hatte er einfach mir nichts, dir nichts verschleudert. Sein Glück hatte er verschenkt. Und das Rad drehte sich, die Kugel drehte sich - das ganze Zimmer drehte sich.
Dann blieb die Kugel stehen. Und das Rad blieb stehen. Und der ganze Raum blieb stehen. Und Frankie konnte den Croupier sagen hören: »Die Dreiunddreißig Schwarz!«
Seine Zahl!
Und dann ging es los. Der Croupier schob einen Berg Chips in seine Richtung. Und die Frau im roten Abendkleid lächelte. Also schob er die Hälfte der Chips auf Rot. Rot kam. Er ließ seine Chips liegen, und Rot kam wieder. Hintereinander dreimal. Nach dieser Rot-Serie sah er zu der Frau hinüber, aber sie schüttelte den Kopf und entfernte sich von dem Tisch.
Daraufhin nahm er alle seine Chips und begab sich zur Kasse. Für seine Chips bekam er Zwanziger-, Fünfziger- und Hunderternoten ausgezahlt. Insgesamt dreitausendzwanzig Dollar! Bar!
Frankie stopfte die Scheine hastig in die Taschen und bahnte sich einen Weg durch die Menge, weil er die Frau Wiedersehen wollte, um sich bei ihr zu bedanken oder ihr einen Teil des Gewinnes anzubieten.
Der Portier hielt die Tür auf, und die Frau schlüpfte vor ihm hinaus. »He!«, rief Frankie. »Warten Sie doch!« Und der Portier blickte ihn befremdet an.
»Was wollen Sie denn?«, fragte er.
»Sie habe ich nicht gemeint«, sagte Frankie. »Ich habe mit der Dame gesprochen.«
»Welche Dame?«, fragte der Portier.
Frankie gab keine Antwort, weil er sie bereits die Bar verlassen sah. Er eilte hinter ihr her und holte sie an der Ecke ein. Die frische Luft warf ihn fast um - sein Magen rebellierte, aber er brachte es trotzdem fertig, sie einzuholen.
»Vielen Dank«, sagte er. »Sie haben mir Glück gebracht.«
Sie lächelte, sagte aber nichts. Und ihre schwarzen Augen erschienen ihm noch dunkler als zuvor.
»Ich meine es wirklich ernst«, sagte Frankie, während er ihr eine Handvoll Scheine hinhielt. »Nehmen Sie sie.«
Aber sie nahm sie nicht.
»Bitte«, sagte Frankie. »Nehmen Sie sie.« Dann blieb er stehen.
»Was ist los? Sind Sie taub oder was?«
Er erhielt keine Antwort. Na schön, dann war sie also taub. Aber man stelle sich vor: ein solches Wesen, schön, chic, aber taub!
»Wohin gehen Sie?«, fragte er sie.
Wieder keine Antwort.
Vielleicht war die Gute ein bisschen beschränkt. Kein Wunder, dass sie keinen Begleiter hatte.
»Wollen Sie mit mir kommen?«, fragte Frankie weiter. Irgendwie kam es ihm widersinnig vor, dass eine Frau wie sie, eine Dame, sich auflesen ließ von einem Vagabund, wie er es war. Aber inzwischen kam ihm überhaupt alles widersinnig vor. Schließlich war das einzig Wichtige im Moment, dass er sich eine Bleibe suchte, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Falls sie also mitkommen wollte, war das ihre Sache. In dem lausigen Hotel, wo er wohnte, würde sich niemand darüber wundern. Auf alle Fälle musste er ins Bett. Alles andere war zweitrangig.
Also machte er sich auf den Weg, und - tatsächlich - sie folgte ihm. Aber so lautlos, wie er es bei noch keiner Frau erlebt hatte. Er vernahm nicht einmal das Klappern von hohen Absätzen. Sie trug Sandalen. Und sie trug auch keine Ringe und keinen Schmuck, die irgendwelche Geräusche hätten verursachen können. Ja, sie war schön. Aber schön wie eine Statue.
Und wie eine Statue stand sie auch mitten in seinem schmutzigen Zimmer.
Erwartete sie vielleicht, dass er ihr den Hof machte? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er so todmüde war, dass ihm alles andere gleichgültig blieb. Er schleppte sich quer durchs Zimmer und ließ sich auf sein Bett fallen. Und sobald er auf dem Bett lag, wusste er, dass nichts mehr ihn davon abhalten konnte, tief und traumlos einzuschlafen.
Er musste die ganze Nacht geschlafen haben, mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Und sie musste die ganze Nacht neben ihm gewacht haben. Denn inzwischen war es heller Morgen, und sie lächelte zu ihm herunter.
Ihr Lächeln begleitete ihn auch, als er sich wusch und rasierte und anzog. Er versuchte wieder, sich mit ihr zu unterhalten. Aber sie gab keine Antwort. Sie lächelte und wartete, wartete, bis er den Mantel angezogen und seinen Hut aufgesetzt hatte. »Kommen Sie«, sagte er. »Ich bin hungrig.«
Sie gingen hinunter und auf die Straße hinaus. Und Frankie schlug die übliche Richtung zum Ace Lunch ein, wo er sonst immer zu Mittag zu essen pflegte. Dann jedoch fiel ihm ein, dass er ja dreitausend Dollar in der Tasche hatte und es sich leisten konnte, in eines der feinen Restaurants zu gehen. Warum eigentlich nicht? Aber natürlich konnte er in so einem Aufzug nicht dort erscheinen.
»Warten Sie einen Moment«, sagte er zu ihr. »Ich muss noch schnell vorher was einkaufen.«
Und sie wartete lächelnd, während er in ein Herrenausstattungsgeschäft ging und sich neu einkleidete, von unten bis oben, angefangen bei Schuhen bis zu einem Zwanzigdollarhut. Alles passte vorzüglich, und er sah aus, als hätte er mindestens eine Million ausgegeben und nicht nur hundertunddreißig Dollar.
Der Portier des Restaurants war höflich, aber er ignorierte die Frau. Im ersten Moment fiel es Frankie nicht auf, erst, als es sich nachher bei der Bedienung wiederholte. Sie brachte ihm ein Glas Wasser und eine Speisekarte, ihr hingegen nichts.
Aber es stellte sich heraus, dass sie sowieso nichts essen wollte. Er deutete auf seine Speisekarte, und sie schüttelte nur den Kopf.
Also beendete er seinen Lunch allein. Dann lehnte er sich in den Sessel zurück und begann, über seine Lage nachzudenken. Von seinen dreitausend Dollar hatte er beinahe noch den ganzen Betrag. Aber auch die Frau hatte er noch bei sich, Miss Hört-nicht-spricht-nicht-schläft-nicht-isst-nicht. Was sollte er nur mit ihr anfangen?
Sie lächelte ihm freundlich zu, und Frankie lächelte freundlich zurück. Aber er begann, sich ernsthaft Gedanken zu machen. Sicher, sie hatte ihm Glück gebracht. Aber irgendetwas an ihr war äußerst hintersinnig. Sogar ganz schrecklich hintersinnig. Er musste irgendeinen Weg finden, sie loszuwerden, bevor er in ernsthafte Schwierigkeiten geriet.
Er verließ das Restaurant, und sie trottete hinter ihm her. Für gewöhnlich pflegte er sich um diese Zeit nach einer ruhigen Parkbank umzusehen, heute aber zögerte er. Die Frau hielt seinen Arm fest und blickte auf ein Firmenschild: Acme Metallprodukte! Ja und?
Daneben hing in einem Schaufenster ein Plakat. Und darauf blickte sie jetzt. MÄNNLICHE ARBEITSKRÄFTE GESUCHT.
Er wollte weitergehen, aber sie hielt ihn fest. Und als das nichts half, deutete sie mit dem Finger auf das Plakat. Frankie blinzelte nervös. Was wollte sie denn? Sollte das etwa heißen, dass er hineingehen und sich um eine Anstellung bemühen sollte?
Natürlich war das eine Möglichkeit. Aber wie kam sie bloß auf die Idee, er hätte Lust, sich halbtot zu schuften, nachdem er so viel Geld hatte?
Also schüttelte er den Kopf. Aber sie hörte nicht auf, ihn ermunternd anzulächeln und ihn energisch am Ärmel zu ziehen.
Plötzlich hatte er einen Einfall. »Also gut«, sagte er. »Ich werde hineingehen. Aber Sie warten draußen.« Er deutete auf den Eingang. Und tatsächlich, sie ging hinüber und blieb dort stehen. Als er an ihr vorbeiging, lächelte sie ihn groß an.
Kaum hatte er das Haus betreten, als er ebenfalls lächeln musste. Er wusste genau, was er jetzt tun würde. Ganz sicher hatte dieses Gebäude einen Hinterausgang. Er musste ihn nur finden und dann hinausgehen. So einfach war das!
Aber der Mann, der im Flur stand, hielt ihn auf, als er ihn kommen sah, und fragte. »Sind Sie zufällig Metallarbeiter oder Maschinist?«
»Dreher«, sagte Frankie. Es war ihm herausgerutscht, ehe er etwas dagegen tun konnte. »Aber ich bin nicht in der Gewerkschaft...«
»Macht nichts«, sagte der Mann. »Kommen Sie und füllen Sie diesen Antrag aus. Der ist zwar nur behelfsmäßig, aber der Boss ist völlig aufgeschmissen und braucht dringend Hilfe. Und wenn nicht gleich etwas passiert, dreht er ganz durch. Also - füllen Sie aus.«
Und bevor Frankie wusste, was mit ihm geschah, hatte der Mann ihn in ein Büro geführt, wo er einem dicken Mann namens Chesley vorgestellt wurde, der ihm ein Formular vorlegte.
Frankie wollte sich gerade aus der Sache herausreden, als sich die Tür hinter ihm öffnete und zwei Leute gleichzeitig hereinstürmten, die sich wie zwei Marionetten auf ihn zu bewegten.
Sie trugen schwarze Halbmasken, die sie sich draußen auf dem Flur übergezogen haben mussten, ehe sie ihre Waffen gezückt hatten.
Jetzt hielten sie die Waffen schussbereit - und sie zielten auf die vier Leute im Büro, auf Frankie, Chesley, auf einen alten Buchhalter und den Mann, der ihn hierher gebracht hatte.
Hinter ihren Halbmasken hervor befahl der eine der beiden: »Los, durchsuch sie«, und zu den anderen gewandt: »Rührt euch nicht!«
Erschrocken erhoben sie alle die Hände.
»Rüber an die Wand mit euch«, befahl die eine Halbmaske. »Und halt sie in Schach!« Er selber ging auf den großen Wandsafe zu und wartete.
Gehorsam wichen sie alle bis an die Wand zurück. Der Buchhalter war kreideweiß und sah aus, als würde er jeden Moment umkippen. Und das tat er dann auch.
»Fang ihn auf!«, schrie Chesley. »Er hat ein schwaches Herz!«
Die beiden Halbmasken drehten sich um und sahen seelenruhig zu, wie er zu Boden sank. Frankie sah sich das Schauspiel ebenfalls an. Deshalb bemerkte er den leeren Blechpapierkorb auch nicht, der vor ihm stand.
Er stolperte. Und der Korb fiel mit einem Scheppern um und rollte davon, dem einen der Banditen vor die Füße. Frankie stolperte und fiel. Noch im Fallen griff er nach dem nächstbesten Gegenstand. Und der stellte sich als der Hals des anderen Banditen heraus. Danach ging alles drunter und drüber. Frankie wälzte sich mit dem Gangster am Boden und bemerkte zu seinem großen Entsetzen, dass dessen Revolver genau vor seiner Nase auf und nieder tanzte. Er griff danach, weil er solche Angst hatte und ihm im Augenblick nichts Vernünftigeres einfiel.
Das sah der andere Gangster. In dem Moment war der Papierkorb genau vor seinen Füßen gelandet. Er drehte sich um. Jetzt allerdings wandte er den Rücken Chesley zu, was Chesley natürlich ausnutzte. Er sprang ihn von hinten an. Frankie riss dem anderen Gangster den Revolver aus der Hand, drehte ihm das Handgelenk herum und hielt die beiden Ganoven in Schach, während Chesley die Warnanlage auslöste.
Die nächste halbe Stunde herrschte wilde Aufregung. Als die Polizisten Frankie vernommen hatten, meldeten sich die Zeitungsreporter zu Wort, und als diese mit ihren Fragen fertig waren, kam Chesley wieder an die Reihe. Chesley war selig, dass Frankie bei ihm anfangen würde zu arbeiten.
Frankie war so durcheinander, dass er schließlich auf die Tür zuging und hinausmarschierte. Bis er merkte, was er tat, war es schon zu spät, und er hatte keine Möglichkeit mehr, nach dem Hinterausgang zu suchen und sich davonzustehlen. Sie stand immer noch draußen. Sie hatte die ganze Zeit auf ihn gewartet.
Wie der alte Professor behauptet hatte: alles war Glückssache. Das Roulette, sein Stolpern über den Papierkorb, seine neue Stelle und sein Leben als anständiger Mensch. Alles Glückssache.
Er starrte sie groß an. Immer, wenn etwas geschah, war sie in der Nähe.
Frankie bat sie mit einer Kopfbewegung, mitzukommen. Und sie lächelte und kam mit. Sie gingen zusammen die Straße hinunter, und dann kaufte er sich einen Koffer und ein paar Sachen zum Anziehen und ging ins Ardmoor-Hotel und mietete ein möbliertes Apartment. Einfach so. Für zweihundert Dollar die Woche, ohne dass irgendjemand ihm irgendwelche Fragen stellte. Die Frau sah der Portier nicht einmal an. Und der Liftboy fuhr die beiden hinauf, ohne die Miene auch nur zu verziehen, wie es sonst im Allgemeinen üblich gewesen wäre.
Frankie warf dem Boy einen halben Dollar zu und setzte sich aufs Bett. Seine Glücksgöttin stand in der Mitte des Raumes und lächelte ihm zu.
»Da wären wir also, was?«, meinte Frankie. »Also, machen Sie sich’s gemütlich!«
Er versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden, aber es ging ihm so sehr auf die Nerven, sie vor sich sitzen zu sehen - und wie sie ihn anlächelte, wie eine holzgeschnitzte Statue! Vielleicht war die Gute tatsächlich ein bisschen schwachsinnig.
Was er brauchte, war ein Drink. Einen kleinen Drink vor dem Essen. Unten im Hotel war eine Cocktailbar. Eine von den feinen, ruhigen Bars, in denen eine so zurückgezogene und vornehme Atmosphäre herrschte wie in einer Kirche. Wo man sich wirklich in aller Seelenruhe einem Drink hingeben konnte.
Frankie stand auf. »Warten Sie eine Sekunde, bis ich zurück bin«, erklärte er. »Ich gehe nur ins Foyer hinunter und hole mir eine Zeitung.«
Sie machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten. Sie lächelte nur.
Er ging die Treppe hinunter und betrat die Bar. Der Barkeeper erkundigte sich nach seinen Wünschen, und Frankie wollte schon einen roten Wermut bestellen, als ihm einfiel, dass er es gar nicht mehr nötig hatte, Wermut zu trinken.
»Whisky on the rocks«, sagte er forsch.
Der Whisky schmeckte ausgezeichnet.
»Noch einen«, sagte er nach einer Weile.
Der Barkeeper tat, wie ihm geheißen. Und auch der zweite war ausgezeichnet. Wie überhaupt hier alles ausgezeichnet war. Im Hintergrund vernahm er sanfte, angenehme Musik. Und er hatte das Gefühl, als habe er sich noch nie in seinem Leben so wohl gefühlt.
»Dasselbe noch einmal«, sagte er zu dem Barkeeper.
Er fühlte sich in zunehmendem Maße wohler. Schließlich, warum nicht? Bei dem Glück, das er hatte, konnte ja gar nichts schiefgehen. Nicht einmal mit dieser Frau.
Oder wegen dieser Frau?
Und nach dem dritten Drink dämmerte es ihm plötzlich. Vermutlich hatte er es schon die ganze Zeit im Unterbewusstsein geahnt. Nur, dass es ihm nach dem dritten Drink nicht mehr so absurd vorkam. Die Frau im roten Abendkleid war Fortuna höchst persönlich.
»Noch einen«, erklärte er dem Barkeeper.
Was hatte der alte Professor ihm erzählt? Wenn man fest an sie glaubt, dann kommt sie zu einem. Und am vergangenen Abend hatte er irgendwie wirklich daran geglaubt. Es war widersinnig. Aber auf der anderen Seite ist das Glück immer eine widersinnige Angelegenheit. Und wie der alte Professor gesagt hatte, manche Menschen haben immer Glück, und andere gehen immer auf der Schattenseite des Lebens.
Widersinnig oder nicht, er hatte Glück gehabt. Fortuna hatte ihm zugelächelt, sie war auf seiner Seite.
»Noch einen«, sagte Frankie.
Es war ein erhebendes Gefühl, dazusitzen und zu wissen, dass das Glück ihn im Moment begleitete und ihm wohlgesinnt war. Ein Glück, das blind und unbesonnen war, aber ihm zulächelte. Bereit, ihm alles zu geben, was sein Herz begehrte.
Und er dachte an all die Dinge, die er sich immer, seit Jahren schon, gewünscht hatte. Zum Beispiel einen dieser schnittigen, irrsinnig schnellen italienischen Sportwagen. Oder eine Jagdhütte in den Bergen mit einem dazugehörigen See zum Angeln. Und darüber hinaus hatte er sich eine Blonde gewünscht - mehr als alles andere. Ein Mädchen wie das, das dort drüben am anderen Ende der Bar saß.
Das Mädchen war groß und blond und hatte lange, sehr lange Beine. Im Mund hielt sie eine dieser unbeschreiblich modischen Zigarettenspitzen. Und sie war so rassig, dass Frankie sich unter normalen Umständen nicht einmal getraut hätte, sie auch nur anzusehen.
Aber jetzt. Warum eigentlich nicht! Jetzt lagen die Dinge von Grund auf anders. Das Glück stand ihm zur Seite. Was er sich wünschte, bekam er. Vielleicht war sie es sogar gewesen, die ihm die Blonde beschert hatte, weil sie wusste, wie sehr er sich ein solches Mädchen wünschte.
Das war’s. Er brauchte sich nur zu ihr hinüberzulehnen und sie zu fragen, ob er sie zum Drink einladen dürfte. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie zu einem Drink einlade?« Das klang wirklich edel.
Und die Wirkung war ebenfalls sehr beachtlich. Sie kam zu ihm. Frankie erhob sich höflich. Irgendwie fühlte er sich etwas benommen, dann half er ihr auf den Barhocker, setzte sich wieder und bestellte zwei weitere Drinks. Er fühlte sich großartig.
Und dieses Gefühl steigerte sich sogar noch. Es fiel ihm nicht schwer, eine zwanglose Unterhaltung in Gang zu bringen. Sie hieß Margot. Nicht Margaret, sondern Margot. Und das »t« wurde nicht ausgesprochen. Es blieb stumm wie die Frau im roten Abendkleid, die oben in seinem Zimmer auf ihn wartete. Vielleicht sollte er wieder zu ihr hinaufgehen. Aber wozu eigentlich? Er konnte sie ja nicht einmal zum Essen einladen. Sie aß nicht, sie trank nicht. Das Glück braucht man schließlich nicht zu verpflegen. Das Glück war ungebunden und frei. So frei und ungebunden, wie er sich jetzt selber fühlte.
Und es machte Spaß, sich mit Margot zu unterhalten. Er erzählte ihr, was für ein Glück er hatte. Und wie alles, was er berührte, sich unter seinen Händen zu Gold verwandelte, wie bei König Midas oder wie dieser alte griechische König hieß.
Das alles erzählte er ihr. Und nebenher tranken sie, und er vergaß auch nicht, den Raubüberfall zu erwähnen, bei dem er sich heute nützlich gemacht hatte - und dass er gestern so viel Geld gewonnen hatte und daraufhin hier ins Hotel eingezogen war.
»Und dann«, fügte er hinzu,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Authors/Apex-Verlag.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Übersetzung: Margarete Rauchenberger, Claudia Wahl-Mühling, Bruni Sautter, Brigitte Walitzek und Christian Dörge (Original-Zusammenstellung).
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2020
ISBN: 978-3-7487-2520-6
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