Cover

Leseprobe

 

 

 

 

D. K. JENNINGS

 

 

HELFEN SIE, DR. CONWAY

- Arztroman-Klassiker, Band 2 -

 

 

 

Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

HELFEN SIE, DR. CONWAY 

Erstes Kapitel: Ritter ohne Waffen 

Zweites Kapitel: Die heiligen Mediziner 

Drittes Kapitel: Inferno 

Viertes Kapitel: Im Gerichtssaal 

Fünftes Kapitel: Die dunkle Barriere 

Sechstes Kapitel: ...auf dass sie sehend werden 

 

Das Buch

Dr. Ralph Conway, Arzt und Idealist, betrachtet die Medizin nur als Mittel, um Menschenleben zu retten und unnötiges Leiden zu verhüten. Als Chirurg an einem großen New Yorker Privatkrankenhaus trifft er auf Intrigen und Rivalitäten. Doch was er anpackt, gelingt ihm.

 

Helfen Sie, Dr. Conway erschien erstmals im Jahre 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr. Der Roman erscheint in der Reihe ARZTROMAN-KLASSIKER aus dem Apex-Verlag, in der klassische Arztromane aus der goldenen Ära dieses Genres als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden. 

  HELFEN SIE, DR. CONWAY

 

  Erstes Kapitel: Ritter ohne Waffen

 

 

»New York«, sagte Doktor Andrew Sherman, »hat fast acht Millionen Einwohner, und jeden Tag wird jede Minute jemand krank oder hat einen Unfall. Die Krankenhäuser müssen diese Fälle aufnehmen, wann immer sie eingeliefert werden.«

Er rückte seinen wuchtigen Körper ein wenig bequemer in dem Stuhl hinter dem auf Hochglanz polierten, imposanten Mahagonischreibtisch zurecht, beugte sich über die Platte, und seine Augenlider zuckten fast unmerklich, als er Ralph Conway ruhig und ausdauernd aus klaren blauen Augen musterte.

»Darüber bin ich mir klar, Sir«, antwortete Dr. Conway langsam. »Meine ersten praktischen Erfahrungen habe ich in einem Krankenhaus in London gesammelt, und dort hatten wir ungefähr die gleiche Arbeit.«

Sherman nickte; einen Augenblick ließ er die Lider über die Augen fallen, als sei er nahe daran, in seinem Stuhl einzuschlafen. Dann streckte er eine Hand aus, hob den Deckel einer Zigarrenkiste auf, schob sie Ralph einladend hin und nahm dann selbst eine heraus, als Ralph ablehnend den Kopf schüttelte. Mit fast übertriebener Sorgfalt zündete er die Zigarre an, drückte das Zündholz aus, inhalierte tief und genießerisch und blies den Rauch über sich in die Luft. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, fuhr er durch den bläulichen Rauchschleier hindurch fort, »aber ich habe gehört, dass Sie die letzten fünf oder sechs Jahre größtenteils als Mitglied der Weltgesundheitsorganisation in verschiedenen Ländern verbracht haben. Eine recht lobenswerte Einrichtung, sicherlich, aber sie verführt doch dazu, die Tuchfühlung mit den Bedingungen in der Großstadt zu verlieren.«

»Damit können Sie Recht haben.« Ralph überlegte, was der andere im Sinn haben mochte. Er ließ sich reichlich Zeit, zur Sadie zu kommen. »Aber sicher sind die Anforderungen, wie sie die Medizin nun einmal stellt, auf der ganzen Welt gleich, egal, auf welchen Platz man auch gestellt wird.«

»Stimmt.« Sherman betrachtete lange und aufmerksam die Asche seiner Zigarre. »Aber die Erfahrung in der Vergangenheit beweist mir, dass eine solche Arbeit einen Mann völlig ändern kann, besonders einen Chirurgen. Er hat ständig unter Bedingungen zu arbeiten, die nicht gerade dazu beitragen, ihm die Erfüllung seiner Pflichten zu erleichtern. Selbstverständlich macht er Fortschritte, ist oft von grenzenloser Energie und außergewöhnlichem Durchhaltevermögen; seine geistigen Fähigkeiten sind großartig, aber ihm fehlen sowohl Geld als auch Ausrüstung, die es ihm erlauben würden, seine Fähigkeiten voll auszunützen.«

»Und Sie glauben, dass das auf mich zutrifft?« Ralph hob ein wenig die Brauen.

»Dessen bin ich sicher«, erklärte der andere mit Entschiedenheit. »Ich kenne Ihr Leben ein bisschen. Sie haben in Mexiko, Afrika, Indien, sogar in China ausgezeichnete Arbeit geleistet.« Er zog seine Brauen noch eine Kleinigkeit höher. »Sie werden einem alten Mann verzeihen, wenn er sich Freiheiten herausnimmt, Doktor Conway. Ich versuche, alles in der Hand zu behalten, was in diesem Krankenhaus vor sich geht. Ich trachte danach, soviel wie irgend möglich über die Ärzte und Pflegerinnen meines Krankenhauses zu erfahren. Ich finde, dass dann die ganze Arbeit viel glatter läuft, und eine reibungslose Arbeit zahlt sich in besserer Leistung aus.« Er lächelte breit. »Glauben Sie nicht auch?«

»Das ist sehr wahrscheinlich. Ich freue mich wirklich, zu Ihrem Personal hier gehören zu dürfen, und dasselbe kann ich auch für meine Frau sagen.«

»Ach, ja, Ihre Frau.« Sherman legte die Spitzen seiner schlanken Finger gegeneinander und paffte an seiner dicken Zigarre. »In dieser Beziehung haben wir wirklich Glück. Sie ist, soviel ich gehört habe, eine erfahrene Krankenpflegerin.«

»Sie hat immer mit mir gearbeitet, seit wir London verlassen haben.«

»Großartig.« Shermans düsterer, nachdenklicher Blick blieb an Ralphs Gesicht hängen; aber es war seltsam, er ließ keine Verlegenheit in seinem Gegenüber aufkommen. Er war völlig frei von Überheblichkeit und drückte nur nachdenkliches Interesse aus. »Aber, ganz nebenbei gesagt«, fuhr er schließlich fort, »kann ich sagen, dass wir hier mit Methoden arbeiten, die sich wenig von denen unterscheiden werden, die Sie wohl früher angewandt haben. Wenn Sie sich erst einmal eingewöhnt haben, möchte ich gern Ihre Meinung darüber hören.« Er lächelte breit. »Ich hoffe, dass Sie mir Ihre Ansicht völlig unbefangen sagen werden.«

Ralph hob die Brauen. »Ich werde mein Möglichstes tun, mir eine ganz unvoreingenommene Meinung zu bilden.«

»Davon bin ich überzeugt.« Sherman erhob sich schwerfällig. »Morgen werden Sie die anderen kennenlernen. Sie werden sehen, dass wir hier eine ziemlich bunte Mischung haben. Aldin Lord ist einer unserer besten Chirurgen, und ich hoffe, dass Sie ihn mögen; sicher haben Sie beide vieles gemeinsam. Er ist in seiner Art leider ein bisschen kurz; aber ich glaube, bei dem Ruf, den er genießt, hat er auch ein Recht dazu. Prowse ist unser Narkosearzt. Ich brauche Ihnen ja nicht zu erzählen, wie sehr wir Chirurgen uns auf diese besonders nützlichen Tierchen verlassen müssen.«

»Leider werden sie nicht immer so anerkannt, wie sie es verdienen«, gab Ralph zu.

»Genau.« Einen Augenblick lang sah er Ralph abschätzend an. »Und dazu«, fuhr er nach einer längeren Pause fast träumerisch fort, »haben wir mehr als die normale Quote an Assistenzärzten; einige sind gut, andere mittelmäßig, aber alle helfen, wo sie können, und jeder möchte am Ende des Jahres seinen Vertrag verlängert bekommen. Im Moment kann ich nicht einmal sagen, ob es gut oder schlecht ist, dass ich so viele davon in meinem Krankenhaus habe.«

»Wieso sollte das schlecht sein? Nach meiner Erfahrung gibt es in Krankenhäusern immer viel zu wenig Assistenten, und die Routinearbeit bleibt dann stets an den Chirurgen hängen.«

Sherman schüttelte zweifelnd den Kopf. Er zündete sich eine neue Zigarre an und trat ans Fenster. Er stand mit dem Rücken zu Ralph und blickte in die beginnende Dämmerung hinaus. »Manchmal steht man auf einem sehr verantwortungsvollen Platz«, fuhr er fort, ohne sich umzudrehen, »und es ist oft schwer, den richtigen Lauf der Dinge zu bestimmen. Hier, in diesem Land, ist die Medizin sehr weitgehend durchorganisiert. Sie werden das wohl selbst bald herausbekommen. Und hinter allem kann, so ungern ich es auch sage, oft Politik stecken, besonders in einem Krankenhaus wie diesem. Ich weiß, manche dieser politischen Interessen sind gut...«, fügte er rasch hinzu, als ob er den Eindruck von Kritik am gegenwärtig herrschenden System verwischen wolle, »aber es gab schon Zeiten, da hatte ich außerordentlich gute Assistenzärzte, und ich war völlig überzeugt, dass sie ebenso gute Chirurgen geworden wären, wenn man ihnen die Chance gegeben hätte. Aber ich musste sie gehenlassen und einem anderen, lange nicht so guten Anwärter einen Jahresvertrag geben.

Eine andere ärgerliche Sache: Wir bekommen Patienten, denen physisch kaum etwas fehlt; meist sind es Frauen mittleren Alters mit viel zu viel Geld, als dass es ihnen guttäte. Sie scheinen dazu bestimmt zu sein, jede nur mögliche Behandlung für jede nur denkbare Krankheit zu erhalten, die sie sich überhaupt einbilden können, weil sie in der Lage sind, alles zu bezahlen. Sie wissen so gut wie ich, dass dieser Art Patienten die Behandlung absolut nichts nützt, ja, ihren Zustand vielleicht sogar verschlimmert. Was sie in Wirklichkeit brauchen, wäre Arbeit, richtige, intensive Arbeit, die sie von ihren eingebildeten Wehwehchen ablenken könnte. Aber das darf man Ihnen natürlich nicht sagen. Sie vertrauen sich dem Krankenhaus an, und wir müssen ihnen diejenige Behandlung zuteilwerden lassen, die sie nötig zu haben glauben. Schade dabei ist nur, dass wir andere Patienten, die unsere Hilfe wirklich dringend brauchen, vernachlässigen müssen, nur weil sie nicht das Geld haben, so zu bezahlen wie die anderen.«

»Und weshalb weisen Sie diese Patienten dann nicht ab, Sir?«

Sherman drehte sich um, und sein Lächeln hatte nun etwas Bitteres, Resignierendes. »Zwei Hauptgründe, Doktor. Wenn wir sie nicht behandeln, dann gehen sie woanders hin, und dort wiederholt sich die ganze Geschichte. Die Zahl der in New York verfügbaren Krankenhausbetten ist aber auch begrenzt. Zum anderen: dieses Krankenhaus hängt - ebenso wie die meisten anderen - fast völlig von freiwilligen Spenden ab. Wir brauchen immer wieder mal einen Anbau, neue Instrumente, eine neue Station. Und die einzige Möglichkeit, das alles zu bekommen, sind die fetten Schecks, die uns die Ehemänner dieser Frauen geben.«

Ralph nickte. Wenn er solche Gepflogenheiten auch noch nicht erlebt hatte, so erkannte er doch, wie schwierig die Lage Shermans war. Und nach allem, was er bisher gesehen und gehört hatte, lag der große Nachteil daran, dass die amerikanischen Ärzte, ganz allgemein sogar alle Angehörigen des ärztlichen Berufsstandes, in keiner Weise etwas mit einer staatlichen Kontrolle zu tun haben wollten, selbst wenn sie lange und mühselig darum zu kämpfen hatten, bis sie dem Armen die gleiche Behandlung zuteilwerden lassen konnten wie dem Reichen.

Einen Augenblick überlegte er, wie er selbst wohl reagieren würde, hätte er jemals mit solchen organisierten Machenschaften zu tun, die ihn davon abzuhalten suchten, seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen zu tun. Aber dann schob er diesen Gedanken beiseite. Damit würde er sich erst auseinandersetzen, wenn es so weit war. Schließlich waren Anne und er gerade erst in New York angekommen, nachdem sie vorher fast ein Jahr lang im nördlichsten Kanada gearbeitet hatten, und es hatte wirklich keinen Sinn, sich über Ärger den Kopf zu zerbrechen, den es vielleicht gar nicht gab.

Sherman ließ seinen riesigen Körper wieder in einen der breiten Stühle sinken und lächelte verschmitzt, als dieser unter seinem Gewicht bedenklich ächzte.

»Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich hier kaum mehr bin als ein Dekorationsstück«, sagte er. »Im Augenblick mache ich wenig Chirurgie, sehr wenig sogar. Das alte Herz will nicht mehr so recht. Meine Hauptrolle besteht jetzt darin, dass ich die Wölfe verscheuche, wenn sie nach dem Blut eines unglücklichen Angehörigen meines Personals heulen, der das Pech hatte, ihre Ruhe ein bisschen zu stören.« Sein Lächeln wurde wieder breit, fast vergnügt, und Ralph hatte den Eindruck, dass es diese Art Tätigkeit war, die ihm wirklich Spaß machte, und die er genoß. »Mit einer gewissen Berechtigung kann ich sogar behaupten, dass ich in den vergangenen zehn Jahren mehr zum Politiker, denn zum Arzt geworden bin.«

»Ich hoffe, dass ich das niemals festzustellen habe, Sir.«

»Ich auch, mein Junge. Manchmal kann diese Arbeit entsetzlich zermürbend sein.« Langsam schüttelte er den Kopf. »Außerordentlich enttäuschend, wenn man an die chirurgische Tätigkeit gewöhnt war.« Er seufzte tief, tippte die graue Aschenkrone von seiner Zigarre und warf Ralph einen raschen Blick zu. »Doktor Conway, ich muss Sie mit meiner Lebensgeschichte doch schrecklich langweilen. Entschuldigen Sie, Sie hatten heute eine lange Reise. Wir werden dieses außerordentlich interessante Gespräch ein anderes Mal fortsetzen.«

Zehn Minuten später schritt Ralph durch die erleuchteten Krankenhauskorridore zur breiten Eingangstür, bei der Anne auf ihn wartete. Sie lächelte ihn liebevoll an, als er auf sie zutrat; ihr Lächeln hatte keine Spur von Koketterie an sich, sondern war der Ausdruck verständnisvoller Kameradschaft.

»Und wie hat dir unser neuer Chef gefallen?«, fragte sie und legte ihren Arm auf seinen. »Ist er so, wie du ihn dir vorgestellt hast?«

»Nicht ganz«, gab Ralph zu. »Ich möchte gern etwas mehr über ihn erfahren. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass er früher ein Chirurg ganz großer Klasse war, jetzt aber gar nicht mehr in seinem Fach arbeitet.«

»Und aus welchem Grund?«, fragte Anne. Sie betraten die breite Zufahrt, die zum Eingang des Krankenhauses führte, und standen dann auf der Straße, wo die Neonlampen aufleuchteten und erloschen, an - aus, an - aus, in endlosem Rhythmus. Die Lichter spielten über den Himmel in einer Orgie flammender Farben, manche außerordentlich schön, andere entsetzlich knallig. Es war fast unmöglich, den Himmel überhaupt zu sehen; obwohl es inzwischen ganz dunkel geworden war, konnten sie nicht einen einzigen Stern entdecken. Die Gestirne wurden verschluckt von den Lichtem von New York, den künstlichen Sternen der riesigen Stadt, die mit Stahl- und Betonfingern nach dem Himmel griff und sich dort festzukrallen schien. Sie wurden verschluckt von der strahlenden, durch Menschenhand geschaffenen Helligkeit.

Die Straße um sie herum dröhnte von Hupsignalen; in vier Spuren strömte eine Unzahl von Autos und Taxis an ihnen vorüber. Die Luft schien von Lärm erfüllt zu sein, die Straße von einem geordneten Durcheinander, das keiner von beiden zu träumen gewagt hatte, seit sie vor langen Jahren aus London weggezogen waren.

Als sie um die nächste Straßenecke bogen und auf dem breiten Gehsteig weitergingen, tönte ihnen das schrille, ununterbrochene Jaulen einer näher kommenden Sirene entgegen - ein Ton, den sie später bei vielen Gelegenheiten zu hören bekommen würden. Kurz darauf fuhr ein von zwei Polizeiautos flankierter Krankenwagen vor dem Krankenhaus vor und kam mit kreischenden Bremsen und quietschenden Reifen zum Stehen. Die Türen klappten auf, zwei Männer erschienen und rannten zur Hecktür des Wagens, als seien sie von Federn vorgeschnellt worden. Aus dem Krankenhaus kamen, von den Sirenen alarmiert, einige Wärter gelaufen, und innerhalb von zehn Sekunden war die Bahre mit dem Patienten hinter der Tür verschwunden, der Wagen weitergefahren. Wie Ralph bemerkte, waren die Polizeifahrzeuge zurückgeblieben.

»Jetzt wissen wir wenigstens, was uns bevorsteht«, murmelte Ralph nach einer kurzen Pause. »Deshalb also die freundliche Warnung, die Sherman mir zukommen ließ. Irgendwo in New York, jede Minute braucht irgendein Mensch sofort Krankenhausbehandlung, jeden Tag, vierundzwanzig Stunden täglich.«

Anne drückte seinen Arm an sich. »Denken wir nicht mehr daran, bis morgen wenigstens«, schlug sie heiter vor. »Ich bin schon halb verhungert. Ich glaube, wir sollten uns ein Restaurant suchen, wo man gut ißt, und dann gehen wir ins Hotel zurück. Es wird sowieso auf einige Zeit die letzte Nacht sein, in der wir ruhig schlafen können. Es wäre eigentlich ganz vernünftig, diese Möglichkeit auszunutzen und auszuruhen. Es war ein sehr langer Tag heute.«

Sie fanden ein kleines Restaurant, ein wenig abseits der Hauptverkehrsstraßen, weg vom endlosen Verkehrsstrom und der sich drängenden und stoßenden Menge, die durch die Arterien der Stadt zu fluten schien. Vielleicht war dieses Gewühl das Herzblut der Stadt, überlegte Ralph ein wenig zynisch, als er sich, dankbar für die Ruhe, auf einem Stuhl am Fenster niederließ. Es war ein gemütliches deutsches Lokal mit einer offenen Theke an einer Längsseite und gedämpfter Beleuchtung, die dem Raum eine freundliche, heimelige Atmosphäre gab. Draußen vor dem Fenster flimmerte es rot, grün und gelb von den unzähligen Leuchtreklamen, die über die ganze Stadt huschten.

Sie war immer noch ein wenig erschreckend - nein, das war nicht genau das Wort, nach dem er suchte - sie war überwältigend. Alles war hier so groß, riesig, so überlebensgroß, dass der Verstand davor zurückschreckte, sich weigerte, alles mit einem einzigen Blick in sich aufzunehmen.

Die vage Frage, wie lange ein Mensch wohl brauche, um sich an all das zu gewöhnen, huschte durch sein Gehirn; wie lange man wohl hier leben musste, um diese Stadt zu akzeptieren, um zwischen diesen riesigen Gebäuden leben zu können, die Sonne und Himmel auslöschten. Es kostete ihn einige Mühe, dieses Gefühl beiseite zu schieben, als er merkte, dass Anne ihn von der anderen Seite des gedämpft erleuchteten Tisches scharf beobachtete.

»Du scheinst meilenweit weg gewesen zu sein«, flüsterte sie.

»Wirklich? Entschuldige. Ich habe eben versucht, mich vor diesem kolossalen Hintergrund zurechtzufinden.«

»Er scheint ziemlich überwältigend zu sein, besonders wenn man aus der kanadischen Wildnis hierherkommt. Im Augenblick könnte ich nicht genau sagen, was mir lieber ist.«

»Diesmal, mein Schatz, hast du dich der Untertreibung des Jahres schuldig gemacht«, lächelte Ralph, hob seinen Bierkrug zu einem neckischen Salut und setzte an.

 

Der Mann auf dem Krankenhausbett bewegte sich ein bisschen, um eine bequemere Lage zu finden; doch das war eine reine Reflexbewegung, vom Unterbewusstsein gelenkt, denn er konnte nicht bei Bewusstsein sein. Die diensttuende Stationsschwester erhob sich von ihrem Tisch, ging rasch zu ihm hinüber, beugte sich über das Bett, um die Kissen unter seinem Kopf zu glätten und rüttelte ihn sanft an der Schulter. Einen Augenblick öffneten sich zuckend seine Lider, und die Lippen bewegten sich in einem leisen Stöhnen; dann sank er wieder auf das Kissen zurück, legte den Kopf auf die Seite und schloss die Augen.

Als Ralph Conway zusammen mit dem jungen Assistenzarzt Carl Treeves eine Stunde später den Krankenhaussaal betrat, hatte der Patient das Bewusstsein wiedererlangt. Er starrte zur Decke hinauf, und sein breites, flächiges Gesicht trug den Ausdruck mürrischen, beinahe rechtschaffenen Ärgers. Die Pflegerin war eine lebhafte rothaarige Frau mit dunklen Augen, die man so selten bei Menschen dieser Haarfarbe findet, die aber immer von ganz erstaunlicher Wirkung sind. Sie war groß und schlank und hatte ein offenes, intelligentes Gesicht. Sie warf Ralph einen neugierigen, abschätzenden Blick zu, dann sah sie Treeves an.

»Das ist Doktor Conway«, stellte dieser vor. »Er wird einige Zeit bei uns bleiben, um unsere Arbeitsmethoden kennenzulernen und uns zu helfen. Er ist Engländer - nein, Australier, nicht wahr?«

»Ich habe den größten Teil meiner Krankenhaustätigkeit vor einigen Jahren in England ausgeübt«, warf Ralph ruhig ein. »Aber seitdem bin ich auf der ganzen Welt herumgekommen.«

»Sie werden unsere Arbeit hier sicher sehr interessant finden, Doktor.« Die Schwester drehte sich zu dem Mann auf dem Bett um. »Dieser Fall hier ist während der Nacht gekommen - Selbstmordversuch.«

Ralph hob fragend die Brauen. »Er hat die Schulter und ein Handgelenk gebrochen«, fuhr sie fort, »und vielleicht hat er noch einen komplizierten Bruch am rechten Bein.«

Der Mann auf dem Bett knurrte, als sei er böse darüber, dass sein Fall vor seinen eigenen Ohren diskutiert wurde, aber er sagte nichts. Ralph schien es, als befinde er sich in einem Zustand äußerster Bitterkeit und höchster Wut.

»Für einen Selbstmordversuch haben Sie Ihre Sache nicht besonders gut gemacht«, redete Ralph ihn an, trat zum Bett und fühlte den Puls. Er war sehr beschleunigt, aber recht schwach fühlbar. Ralph vermutete, dass der Patient noch unter einer Schockwirkung litt.

»Das ist mein Leben, glaube ich, Doktor«, knurrte der andere unfreundlich. »Es ist das einzige, was mir in dieser Welt noch verblieben ist und das ich mein eigen nennen kann. Warum soll ich es nicht beenden, wenn mir danach zumute ist? Wenn alles richtig gelaufen wäre, dann wäre jetzt alles für mich vorbei.«

»Sie meinen also, wenn Sie sich aus einem Fenster etwas weiter oben hinausgestürzt hätten, dann wären Sie nicht am Fenstersims hängengeblieben, und wir hätten nichts mehr zu tun gehabt«, sagte Treeves leise.

»Sie können es ansehen, wie Sie wollen«, murmelte der andere undankbar.

Treeves prüfte die Karte am Fußende des Bettes mit einem kurzen Blick. »Ich bin nicht hier, um Ihnen einen Vortrag über Moral zu halten«, antwortete er ruhig, »oder darüber, ob Sie das Recht haben oder nicht, Ihr Leben wegzuwerfen. Vielleicht wird das bald der Staatsanwalt tun. Im Augenblick interessiert uns nur, dass wir Sie wieder richtig zusammenflicken und auf die Beine stellen.«

»Damit ich dann dem Gericht Rede und Antwort stehen muss!« Die Stimme des Patienten glich einem harten, bösartigen Knurren. Er versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, sank aber stöhnend wieder zurück; Schweißperlen bedeckten seine Stirn, sein Gesicht war von dem tödlichen Schmerz verzerrt, der durch seinen Körper schnitt.

»Weshalb soll ich angeklagt werden, wenn ich das Vernünftigste tue, was mir unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich ist? Wer hat das Recht, über Menschen zu richten. Wer weiß denn, was in jenem Moment in mir vorgegangen ist?«

»Es ist nicht unsere Angelegenheit, darüber zu sprechen.« Treeves drückte den Mann vorsichtig aufs Bett zurück, als dieser mühsam versuchte, sich aufzurichten. Den Mund hatte er böse und entschlossen verkniffen. »Jetzt bleiben Sie aber besser liegen, bis wir Ihre gebrochenen Glieder untersucht haben. Sie dürfen überzeugt sein, dass es etliche Wochen dauern wird, bis der Staatsanwalt Sie in die Finger bekommt.« Er sah die Schwester an. »Inzwischen kann er etwas gegen die Schmerzen bekommen, wenn sie schlimmer werden. Ich werde ein Rezept für ihn ausschreiben. Schlaf und Ruhe sind im Augenblick für ihn die beste Medizin.«

Sie verließen den Krankensaal. »Es ist schade um diesen Mann«, sagte Treeves weich. »Ich habe ihn gleich erkannt, obwohl er offensichtlich nicht will, dass jemand weiß, wer er ist. Er hat sogar alles aus seinen Taschen und seinen Kleidern entfernt, was ihn hätte identifizieren können, bevor er sich aus dem Fenster fallen ließ. Es ist Charles Vengrove. Als ich ihn kennenlernte, war er Physikprofessor an einer der großen Universitäten im Westen. Ein brillanter Mann, zweifellos ein Spitzenkönner auf seinem Gebiet. Und jetzt, kaum sieben Jahre später, ist er hier, weil er versucht hat, Selbstmord zu begehen und sich aus einem Fenster im fünften Stock fallen ließ. Wie die Schwester sagt: Er wäre jetzt tot, hätte dieser Fenstersims nicht den Fall aufgehalten.«

»Können Sie sich vorstellen, weshalb er einen solchen Versuch unternahm? Ich weiß, gerade diese außerordentlich brillanten Männer, besonders die Akademiker unter ihnen, neigen manchmal zu...«

»Geisteskrankheit?« Treeves schüttelte den Kopf, und auf seinem jungenhaften Gesicht stand der Ausdruck vollster Überzeugung. »Ausgeschlossen. Er ist so vernünftig wie Sie und ich. Davon bin ich überzeugt.«

»Glauben Sie wirklich im Ernst, dass das, was er in der letzten Nacht versucht hat, die Tat eines geistig Gesunden ist?«

»In fast allen Fällen würde ich nein sagen«, gab der andere zu, »aber nicht, wenn es um Professor Vengrove geht. Ich kenne ihn, Doktor. Und ich konnte aus seinen Reaktionen im Krankensaal schließen, dass er fertig ist mit dem Leben, dass er nichts mehr hat, wofür es sich zu leben lohnt.«

»War er verheiratet?«

»Ja. Weil Sie es eben erwähnen, fällt es mir ein. Vor fünf oder sechs Jahren hat er geheiratet, ich weiß nicht genau, wann. Wir sollten versuchen, uns mit seiner Frau in Verbindung zu setzen, damit sie weiß, was geschehen ist. Wahrscheinlich ist das wenigstens eine vage Möglichkeit, dass sie ihn wieder zurechtrücken kann, wenn sie erst einmal hierherkommt.«

»Vielleicht.« Ralph zuckte die Achseln. »Ich hoffe es wenigstens. An solchen Fällen ist immer etwas so - Pathetisches. Man fühlt sich so hilflos. Man tut alles, um mit ihnen in Kontakt zu kommen, aber irgendwie endet es dann schließlich doch immer mit der Erkenntnis, dass man sich niemals zu ihnen durchtasten kann. Es ist so, als wäre irgendwo bei ihnen eine Willenssperre, und sie wollen ganz einfach nicht mit uns zusammenarbeiten.«

Treeves grinste. »Das klingt, als hätten Sie schon ziemlich viel Erfahrung in dieser Richtung.«

Ralph presste die Lippen zusammen. »Ein wenig. Das liegt aber ganz außerhalb meines eigentlichen Faches, der Chirurgie, aber solche Fälle erweisen sich oft als äußerst interessant.«

»Weshalb reden Sie nicht mit Doktor Sherman, damit Sie den Mann unter Ihre Fittiche nehmen können? Vielleicht könnten Sie ihm viel besser helfen als wir alle zusammen.«

Ralph nickte zögernd. »Wissen Sie, vielleicht nehme ich Sie mit dazu«, sagte er.

 

Müde verschränkte Ralph die Hände hinter dem Nacken, streckte sich auf das niedrige Feldbett und starrte zur Decke des dunklen Raumes hinauf; er hatte die Augen weit offen. Allmählich begann er, sich in die normale Routine des Krankenhauslebens einzufügen, sich zu den Gesichtern die richtigen Namen zu merken - immer eine schwierige Angelegenheit, wenn viele neue Bekanntschaften auf einmal zu machen waren -, und er fand sich auch schon einigermaßen im Gewirr der einzelnen Stationen und Operationssäle zurecht. Rasch hatte er auch gewusst, wann er Bereitschaftsdienst hatte, denn dann war es klüger, im Krankenhaus zu bleiben, als ins Hotel zurückzukehren und dort auf Abruf zu warten.

Aus dem Zimmer nebenan hörte er das gedämpfte Gemurmel der jungen Ärzte, die mit ihm Nachtdienst hatten. Die meisten von ihnen beschäftigten sich, wie er wusste, mit einem friedlichen Pokerspiel. Das Krankenhaus jenseits der schützenden Mauern des Zimmers schien unnatürlich ruhig und still zu sein. Im Raum klang sein eigener Atem laut und mühsam. Es war die dritte Nacht seines ununterbrochenen Bereitschaftsdienstes.

Er wusste jetzt auch allmählich, was er zu erwarten hatte, wie die nächtliche Routine aussah, die sich kaum je änderte. Die ruhige Zeit schien immer bis etwa eine Stunde nach Mitternacht zu dauern. Wenn dann endlich sein erschöpfter Körper so weit war, allmählich in einen unruhigen Schlaf hinüberzudämmern, begann die hektische Zeit, vor der Doktor Sherman ihn gewarnt hatte, wenn fast jede Minute ein Unfall eingeliefert wurde; dann kreischten die Krankenwagen vor dem Krankenhaustor, Sirenen jaulten unheimlich, Wärter brachten die Patienten herein und lieferten sie in einer der Zellen ab, wo sie untersucht wurden, und dann, je nach der Art der Verletzung, entweder in einen der Krankensäle oder sofort in den Operationssaal gebracht wurden.

Um diese frühen Morgenstunden waren es gewöhnlich die Betrunkenen, die Autounfälle oder Selbstmordversuche, die eingeliefert wurden. Vielleicht gab es auch irgendwo in einer Vorstadt eine Rauferei, und dann wurde er gerufen, um eilig eine klaffende Wunde in der Brust oder im Rücken eines Mannes zu nähen. Da blieb es oft nicht aus, dass noch ein Bericht an den Staatsanwalt gemacht werden musste, eine zusätzliche Arbeit für den Arzt, der die Untersuchung und die ärztliche Versorgung vornahm. Zwischen all diesen dringenden Fällen gab es andere, die zu jeder anderen Zeit genauso gut passieren konnten: ein Blinddarmdurchbruch, ein Magengeschwür, eine Kehlkopfdiphtherie - und das alles hatte er in einem einzigen Schwung zu nehmen.

Wie immer kamen die Unfälle kurz nach ein Uhr herein. Ralph wachte aus tiefem Schlaf auf, als ihn jemand heftig an der Schulter rüttelte. Mühsam kämpfte er sich aus der Tiefe der Erschöpfung an die Oberfläche des Bewusstseins und blinzelte in das harte Licht, das durch den Raum flutete.

»Um Gottes willen, machen Sie doch das Licht aus«, flüsterte er schwach. »Wollen Sie mich denn blenden?«

»Tut mir leid, Doktor.« Ein fast unhörbares Klicken, und das Licht ging aus; das Zimmer lag wieder im Dunkeln, nur vom Gang aus fiel ein schmaler Lichtstreifen durch die offene Tür. Ralph gähnte und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Hinter seiner Stirn saß ein dumpfer Schmerz, als ob ein Eisenreifen hinter den Augen sein Gehirn umklammere; vergebens versuchte er, darüber hinwegzukommen.

»Wie spät ist es?«, murmelte er heiser und schwang schlaftrunken die Beine vom Bett. Schwankend stand er auf und erkannte Sherret, einen der Assistenten, die Nachtdienst hatten.

»Halb zwei.«

»Na, schön. Was ist es diesmal?«, brummte er.

»Autounfall. Ziemlich schlimm, fürchte ich. Drei Unfälle bis jetzt, es können aber noch mehr werden. Wir brauchen Sie dringend.«

»Ich bin schon fertig.« Irgendein innerer Instinkt, eine seltsame Ausdauer, eine Kraftreserve, die fast allen Chirurgen eigen ist, befähigte Ralph, die letzten Spuren des Schlafes von sich abzuschütteln, sich zu klarem Denken zu zwingen. Er zog sich die Jacke über, fuhr rasch in seine weichen Schuhe und folgte dem anderen hinaus in den hellerleuchteten Korridor. Das grelle Licht stach ihm in die noch vom Schlaf müden Augen.

Eines der Unfallopfer lag ausgestreckt auf dem weißbezogenen Untersuchungstisch, als Ralph die Unfallstation betrat. Die Deckenlampen beleuchteten die Szene so grell, hart und mitleidlos, da sie keine Schatten warfen.

Ralph schätzte den Mann auf Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig; seine Haare waren an den Schläfen leicht ergraut. Er war bewusstlos, atmete langsam und schwer. Schweißperlen hingen ihm an Brauen und Oberlippe, und seine Augen waren geschlossen. Als Ralph ihm die Lider hob und die Augen mit dem scharfen Strahl der Stablampe ausleuchtete, reagierte er nicht.

Auf seiner rechten Wange hatte er eine klaffende Wunde, wo ein Metallsplitter das Fleisch bis auf den Knochen durchgeschnitten hatte; das Blut, das über das ganze Gesicht verschmiert war, trocknete zu dunklen Flecken. Knapp vor dem linken Ohr war eine schwache, purpurn verfärbte Quetschung. Die Wunde war nicht besonders gefährlich, wenn sie auch hässlich aussah, aber mit der Quetschung war es anders. Unter der Haut saß ein Bluterguss, so dass sich der annähernd kreisförmig verfärbte Fleck scharf gegen das Fleisch abhob.

»Sieht böse aus«, quetschte Ralph zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Fast sicher Gehirnerschütterung, vielleicht sogar Schädelbruch mit innerer Blutung.« Er sah auf. »Und wie geht es den beiden anderen Patienten, von denen Sie sprachen?«

Der Assistenzarzt nickte kurz. »Ich nehme an, die können noch ein wenig warten, Doktor. Ich habe sie mir angesehen. Beinbrüche. Der eine Patient, eine Frau, hat eine böse Quetschung am rechten Fuß, aber ich glaube, beide sind nicht so dringend, wie dieser hier.«

»In ein paar Minuten sehe ich sie mir auf jeden Fall an«, erklärte Ralph und nickte. Er schlüpfte in sterile Handschuhe, die innen sorgfältig gepudert waren, damit sie nicht an der Haut anklebten und ihm so Bewegungsfreiheit für die Finger ließen. Vorsichtig fühlte er den Schädel des Patienten in der Umgebung der Quetschung ab. Er konnte kein Anzeichen einer Vertiefung an dieser Stelle erkennen, keinen Bruch der Schädeldecke, aber er wusste aus früheren Erfahrungen, dass das durchaus nichts zu bedeuten hatte, dass keine Fraktur vorlag.

Das war eine der Besonderheiten, auf die man oft in solchen Fällen stieß. Schädelbrüche traten nicht unbedingt immer an der Stelle des Aufpralles auf, wie man vermuten konnte. In bestimmten Fällen konnten sie bekanntlich auch sozusagen als Gegenschlag auf der gegenüberliegenden Seite des Schädels zu finden sein, und dann war es unerlässlich, diese Möglichkeit sofort nachzuprüfen, wollte der Patient überhaupt eine Chance des Überlebens haben.

Er beugte sich über den Mann, nahm eine kleine, fast bleistiftdünne Stablampe und leuchtete in die Ohren des Patienten. Dort fand er aber keine Spur getrockneten Blutes, und er vermutete, dass die Fraktur nicht durch die Schädelbasis ging, wie es oft der Fall war.

»Wahrscheinlich ist er gefahren, als der Unfall passierte«, überlegte Ralph und richtete sich auf.

»Das nehme ich auch an«, nickte der Assistenzarzt. »Wir wissen es aber nicht bestimmt. Wahrscheinlich, so stelle ich es mir wenigstens vor, saß die Frau auf dem Beifahrersitz, genau neben ihm. Den schlimmsten Schlag hat sie abbekommen. Sie wissen ja, wie es einen Wagen zusammenschiebt, wenn der Aufprall ziemlich stark ist. Den Fahrer trifft es meistens in die Brust, oder

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: D. K. Jennings/Apex-Verlag/Successor of D. K. Jennings.
Bildmaterialien: Rudy Nappi/Apex-Graphixx.
Cover: Rudy Nappi/Apex-Graphixx.
Lektorat: Zasu Menil.
Übersetzung: Magdalena Sobez und Christian Dörge (OT: The Tall City).
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 16.05.2019
ISBN: 978-3-7487-0373-0

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /