ROBERT QUINT
DIE TERRANAUTEN, Band 28:
Die PSI-Sucher
Science-Fiction-Roman
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
DIE PSI-SUCHER von Robert Quint
Das Buch
Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung.
Die CYGNI unter David terGorden, Llewellyn 709 und Claude Farrell, die LASSALLE unter Asen-Ger und die GARIBALDI unter Hadersen Wells werden entsandt, um mehr über die Gefängniswelten des Konzils zu erfahren und weitere Menschen mit PSI-Kräften zu finden und vor dem Zugriff des Konzils zu retten.
Ziel der CYGNI ist Veldvald, der zweite Begleiter der Sonne Loki. David terGorden, Llewellyn 709 und Claude Farrell werden auf surfbrettartigen Metallplatten ausgeschleust, die so klein sind, dass sie von den Grauen nicht geortet werden können. Im Luftraum über Veldvald wird terGorden von den Begleitern getrennt, strandet aber wie geplant im Urwald...
DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag.
Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.
DIE PSI-SUCHER von Robert Quint
Der Graugardist stand am Rande der gerodeten Lichtung. Er hielt das Lasergewehr im Anschlag und spähte nervös hinein in das Halbdunkel des weltumspannenden Waldes, das trübe Grün und Braun, aus dem der Geruch von feuchtem Erdreich und Moder zu ihm drang.
»Keine verdächtigen Beobachtungen«, sagte er leise in das Kehlkopfmikrofon.
Hinter ihm summten die Lasersägen, frästen eine Bresche nach der anderen in den Wald und ließen die gewaltigen, alten Baumriesen mit krachendem Getöse zu Boden stürzen. Bei jedem Aufprall bebte der Boden wie unter einer kurzen seismischen Erschütterung.
Über der Lichtung schwebten die Flugscheiben des Wachpersonals. Von dort kontrollierte man die Gefangenen, die technisch nur unvollkommen ausgerüstet die Bäume fällten, von Geäst und Blattwerk befreiten und in die Greifklauen der MHD-Transporter schoben. In einem stetigen Strom glitten die Fahrzeuge mit ihrer Beute in Richtung Sägewerk davon und kehrten leer wieder zurück.
»Weitere Wärmestrahler in Ihrem Planquadrat«, quäkte die unpersönliche Stimme des Hauptmanns aus dem Ohrempfänger. »Insgesamt zwanzig.«
Der Graugardist verspürte weder Ärger noch Furcht. Der Hauptmann, der diesen Arbeitstrupp beaufsichtigte und für die Sicherheit der Zwangsarbeiter und Gardisten verantwortlich war, verfügte über präzise elektronische Instrumente, leistungsstarke Infrarottaster und Kinetikspürer. Irgendwo dort vor ihm im Zwielicht des Waldes befanden sich in diesem Augenblick Lebewesen, und die Wärme ihrer Körper und die kinetische Restenergie ihrer Bewegungen wurde von der Kontrollplattform hoch über der Lichtung angemessen.
Automatisch entsicherte der Graugardist den Laserkarabiner und horchte, aber der Lärm der Holzfäller machte jede akustische Beobachtung zunichte.
»Ihre Befehle, Hauptmann?«, flüsterte der Graue.
Fern am wolkenlosen indigoblauen Himmel klebte Loki, die gelbe, solähnliche Sonne Veidvalds. Es war Mittag, und es war heiß. Der Gardist schwitzte in seiner Kampfmontur und empfand in den Tiefen seines reduzierten Gefühlshaushaltes leichten Spott für die Konstrukteure der Kampfanzüge, die noch immer an die hitze- und kälteisolierende Wirkung ihrer Schöpfungen glaubten.
»Dringen Sie in den Wald vor, Gardist«, befahl der Hauptmann. »Die Instrumente zeigen zunehmende Bewegungsaktivität und die Objekte nähern sich Ihnen. Sie werden früher oder später mit ihnen konfrontiert werden. Die Entfernung des Ihnen am nächsten befindlichen Objektes beträgt zwanzig Meter in südöstlicher Richtung.«
»Es ist nichts zu erkennen«, erklärte der Graue. Er äugte wieder hinein in das ungewisse Halbdunkel unter dem Dach der Bäume, von denen manche so viel wert waren wie ein Panzergleiter der Grauen Garde.
Veldvald war reich an Edelhölzern, deren Qualität die sämtlicher Baumarten der Erde und der meisten anderen Kolonien übertraf. Nicht ohne Grund unterhielt Interstellar Wood & Furniture auf Veldvald eine ihrer größten Zweigniederlassungen, 980 Lichtjahre vom Zentralplaneten des Reiches entfernt. Veldvald war eine Gefängniswelt der Garde, Kerker für mehrere tausend ehemalige Treiber, die unter der Aufsicht der Grauen und zum Wohle von IWF zwölf Stunden am Tage in den Waldwüsten des Planeten Fronarbeit leisten mussten. Und wenn es nach Manag Marsha Tschork ging, dann würde Veldvald binnen weniger Jahre zum größten Holzproduzenten des Sternenreiches aufsteigen.
Der Gardist wusste davon, obwohl es ihn nicht interessierte. Er hatte seine Befehle und er würde sie ausführen, auch wenn es ihm das Leben kostete.
Kontrolle, Aufsicht und Schutz der Holztransporter und Zwangsarbeiter - in dieser Reihenfolge.
»Gehen Sie, Gardist!« Ungeduld schwang jetzt in der metallischen Stimme mit.
Der Graue setzte sich in Bewegung. Er war wie eine Katze in der Nacht. Er war trainiert für diese Welt, ihre Eigenarten, Gefahren, Drohungen.
Der Feind war zahlreich, und er lebte in den unergründlichen Labyrinthen der grünen Wälder, unter den Wurzeln und im Geäst, und er war flink und wendig und nur schwer zu fassen.
Und der Feind war gefährlich.
Moos dämpfte die Schritte des Grauen. Er duckte sich hinter einem blaugrünen Baumstamm, der mehrere Meter über dem Boden auseinanderklaffte und ein gutes Dutzend weiterer, kleinerer Stämme hinauf in das Laubwerk schickte. Von seinen Ästen hingen zahllose Lianen, und die Lianen ähnelten einem Band grüner Tränen, aufgereiht auf fingerdicken Pflanzensträngen.
Es schien, als ob der Baum weinte.
Der Graue hatte für diese Assoziationen kein Verständnis.
Das, was er sah, waren potentielle Verstecke, Schlupflöcher, Hinterhalte.
»Entfernung zum nächsten Objekt sechs Meter«, klang wieder die Stimme des Hauptmannes in seinem Ohrempfänger auf. »Bei der Grauen Arda, Sie müssen es jetzt sehen!«
Aber der Graue sah nichts, nur Moos und Gesträuch und die Armee der stummen Bäume. Er registrierte die Ungeduld des Hauptmannes und verspürte in den tieferen, blockierten Schichten seines Soldatenbewusstseins Ungewisse Nervosität.
Der Feind war nah, ganz nah, aber dennoch konnte er ihn nicht erkennen. Der Feind verschmolz mit dem Wald, der seine Heimat war.
»Ich gebe Ihnen jetzt die Koordinaten«, erklärte der Hauptmann und wirkte wieder sachlich, kühl, präzise. »Blau-Dreizehn Strich Zwölf. Schießen Sie!«
Die Ziffern und Begriffe wurden von dem trainierten Bewusstsein des Grauen binnen Sekundenbruchteilen umgerechnet. Sein Blick fiel auf ein ginsterähnliches Gebüsch, das rosa Blüten von der Form umgestülpter Fingerhüte trug, und sein Karabiner fuhr hoch, der Finger presste sich auf den Feuerkopf und ein greller, konzentrierter Lichtstrahl fauchte in das Grün und Rosa.
Ein hohes, klagendes Miauen ertönte. Es stank nach verschmorter Vegetation und noch etwas anderem – nach versengtem Fell, verbranntem Fleisch.
Der Graue hörte das Geräusch gerade noch rechtzeitig, um sich aufzurichten und herumzuwirbeln. Im gleichen Moment brüllte der Hauptmann ein entsetztes Vorsicht, aber es war zu spät, viel zu spät.
Einen Augenblick lang sah der Graue den Feind, der aus dem Dickicht quoll.
Es waren sechs von ihnen. Sechs Gnome.
Ihr kurzes, dichtes Fell wirkte grünlich in Lokis Mittagslicht, das von dem Blätterdach gefiltert wurde und durch die Zweige und Äste auf den Waldboden sickerte. Keiner von ihnen war größer als siebzig, achtzig Zentimeter, und der pavianähnliche Kopf mit den ausgeprägten Beißwerkzeugen wurde beherrscht von wallenden, weißen Löwenmähnen.
Sie gaben keinen Laut von sich und die völlige Stille, mit der sie sich bewegten, war bedrohlicher als ihr heller, miauender Kampfschrei, mit dem sie ihre Angriffe auf die Holzfällerlager und Garde-Patrouillen zu begleiten pflegten.
Wieder hob der Graue sein Strahlgewehr, doch bevor er erneut schießen konnte, traf ihn mit der Wucht einer Eisenfaust eine murmelgroße Nuss an der Schläfe und schlug eine tiefe Delle in den Schutzhelm.
Der Aufprallschock war groß genug, um den Grauen taumeln und seine Waffe verlieren zu lassen. Das nächste Geschoß traf seine Brust, schleuderte ihn mehrere Meter zurück, und bevor das kalte, lange Vergessen ihn übermannte, vernahm er fern im Lager das Heulen der Sirenen und das Zischen vieler Laserschüsse.
Der Waldboden war weich und dämpfte seinen Aufprall,
*
Es war der Geruch, der Llewellyn 709 mitten im Schritt verharren ließ.
Um ihn war der blitzende, auf Rorqual gereinigte Zentralkorridor der Cygni, jenes Kaiserkraftschiffes, das sie nach den gefahrvollen Ereignissen auf Argus erbeutet hatten.
Aber das Kaiserkrafttriebwerk war ausgebaut, ruhte nun in den Gewölben des Stützpunktes auf Pitcairn, und Misteln und Treiberkraft würden die Cygni von nun an durch den Weltraum II befördern.
Der Geruch erinnerte an verschmorte Isolation, oder an brennendes Stroh.
Das tiefe Summen, mit dem David terGorden die Besatzungsmitglieder der Cygni in die Zentrale rief, brach unvermittelt ab. Aber obwohl das Schiff im Raum schwebte und alle Maschinen deaktiviert waren, erfüllte gedämpftes Rauschen den Metallkorridor.
Der Riemenmann runzelte unter dem goldenen Geflecht seines PSI-Schutzes die Stirn und rekapitulierte sein Wissen um den Aufbau des ehemaligen Aufklärungskreuzers der Grauen Garden.
Zweifelsohne drang das Rauschen aus dem nahen Waschraum des Schiffes.
Misstrauisch setzte sich Llewellyn 709 wieder in Bewegung, bog in den Seitenkorridor und stand schließlich vor dem Schott. Bis auf einen winzigen Spalt war es geschlossen. Durch den Spalt drangen das Rauschen sowie der beißende Geruch.
Ein Brandherd?
Der Riemenmann hieb auf den Öffnungsmechanismus des Schottes und es glitt nun ganz auf, gab den Weg in die enge Schleusenkammer frei, hinter der der Waschraum lag.
Die hintere Tür schloss sich, dann glitt die vordere auf.
Feiner Wassernebel benetzte den Treiber. Er machte einen Schritt und verlor den Boden unter den Füßen. Der Übergang zur Schwerelosigkeit beeinträchtigte seine an derartige Unbill gewöhnten Körperfunktionen nur kurz und kaum merkbar. Forschend blickte er sich um. Der Waschraum – der seine Bezeichnung einer prä-kosmischen Einrichtung zur Körperreinigung zu verdanken hatte – war eine zwölf Meter durchmessende Hohlkugel im unteren Trichterstutzen des Kaiserkraftschiffes. Hitze und Dampfwolken durchzogen den Hohlraum, schlichen unter Llewellyns Riemen und ließen ihn augenblicklich schwitzen. Aus versteckt angebrachten Düsen quollen blasenähnliche Wasserballungen, die träge in der Schwerelosigkeit dahintrieben. Wenn man sie berührte, zerplatzten sie in tausend Tropfen und formten sich später wieder unter der Einwirkung der Adhäsion zu neuen Wasserkugeln zusammen.
Der Geruch war nun übermächtig. Dann sah Llewellyn auch den Qualm, blaugrauen Dunst, und er folgte ihm mit den Augen bis zu seinem Ursprungsort.
Vor Überraschung bewegte er sich heftig und begann um seine eigene Achse zu rotieren.
Der nackte Mann mit dem dunklen Haar, der im Zentrum des Waschraumes schwebte und elegant den treibenden Wasserblasen auszuweichen verstand, begann leise zu lachen.
Wütend gelang es Llewellyn, die Beherrschung über seinen Körper zurückzugewinnen und sich dem jungen, schlanken Mann zu nähern. Er hustete, als ihm eine Qualmsäule direkt ins Gesicht wehte.
»Was soll dieser Unsinn«, fauchte der Riemenmann unbeherrscht. »Warum zünden Sie eine Gasgranate im Waschraum?«
Der Dunkelhaarige wölbte indigniert die Brauen und schob den schwarzen glimmenden Stummel in den anderen Mundwinkel. »Sie sind dieser Riemenmann, nicht wahr?«, sagte er mit einem leichten Lächeln. »Gehen Sie immer angezogen baden?«
»Und Sie«, versetzte Llewellyn grimmig, »müssen Claude Farrell sein. Man hat mich schon vor Ihnen und Ihren... Zigarren gewarnt. Ich habe schon oft von Tabaksüchtigen gehört, aber Sie sind der erste, dem ich begegne.«
Farrell zuckte die Achseln. »Wir werden später Ihre Premiere feiern, Llewellyn«, versprach er. »Doch nun im Ernst – was suchen Sie hier?«
Eine Wasserblase traf Llewellyn am Kopf und zerbarst. Sie überschüttete ihn mit einem Schauer warmer, weicher Tropfen. Er prustete. »Das sehen Sie doch; ich bade. Außerdem habe ich versucht, den Ursprung dieses widerlichen Gestanks herauszufinden.«
»Was nun geschehen ist, Meister der Riemen«, nickte der Treiber. »Was ich Sie noch fragen wollte – wann beginnt die Konferenz?«
Der Riemenmann schüttelte sich, dass die Tropfen wie gläserne miniaturne Raumschiffe nach allen Seiten davonspritzten und beäugte mit deutlichem Widerwillen Farrells Zigarrenstummel. »In diesem Augenblick. Und wenn Sie nicht wollen, dass wir uns alle hier im Waschraum versammeln und die kosmischen Probleme zwischen Wasserblasen wälzen, dann sollten Sie mir besser folgen …«
Claude Farrells Grinsen wurde noch um eine Spur breiter. »Sie bringen mich da auf eine geradezu geniale Idee, Teuerster«, bemerkte er. »Vielleicht sollten wir das tatsächlich tun. Zumindest dürfte eine derartige Umgebung den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen männlichen und weiblichen Terranauten nur dienlich sein.«
Der Riemenmann maß Farrell von Kopf bis Fuß und lächelte wölfisch hinter seinem goldenen Geflecht. »Jetzt weiß ich, warum Sie so lange Zigarren rauchen, Farrell«, verkündete er ironisch. »Damit wollen Sie kompensieren, dass Sie …«
»Sagen Sie es nicht.« Farrell legte ihm bittend eine Hand auf die Schulter. »Ich bin ein sensibler junger Mann und Ihre
Worte könnten mich für den Rest meines Lebens unglücklich machen.«
*
»Da wir nun doch vollzählig versammelt sind«, eröffnete David terGorden seine Ansprache, und warf Llewellyn 709 und Claude Farrell einen knappen Blick zu, »können wir mit der Konferenz beginnen.«
Sie befanden sich in dem neben der Zentrale gelegenen Konferenzraum. Eine ganze Wand des unterteilbaren, quaderförmigen Saales wurde von dem großen Panoramabildschirm eingenommen. Auf ihm glomm der pulsierende Stern mit dem um ihn kreisenden schwarzen Loch, das das Tor nach Rorqual im Weltraum II bildete. Protuberanzen leckten wie feurige Zungen hinaus in das Vakuum des Weltraums, aber die Cygni befand sich in sicherer Entfernung, zu weit fort von dem kochenden, glühenden, pulsierenden Sonnenball. Antriebslos fiel sie durch die Sternenschlucht. Begleitet wurde sie von den lang gestreckten Stahlkörpern der Garibaldi und der Lassalle. Die beiden Treiberschiffe waren bei der zurückliegenden Aktion »Raumschiff-Diebe« aus den Hangars des irdischen Cheviot-Gebirges entführt und nach Rorqual geschafft worden, und mit der Cygni und der Tasca verfügten die Terranauten damit über vier raumtüchtige Einheiten.
Llewellyn ließ seinen Blick schweifen, von terGorden zu Asen-Ger und der Queen Mandorla, weiter zu Prime, Vangralen, Suvez, Arlene Chi und dem Dutzend anderer Treiber, die sich zur Lagebesprechung auf der Cygni versammelt hatten.
»Jeder von uns weiß«, fuhr David terGorden fort, »worum es bei dieser Besprechung geht. Wir haben bereits auf Rorqual den Bericht des Riemenmannes und der anderen Treiber von der Midas vernommen. Obwohl uns die Ereignisse im System der Außenseiter-Sonne Moloch in unserem Kampf um die Befreiung der Milchstraße nicht weiterbringen und wir im Augenblick keine Möglichkeiten haben, den Planeten Hobo erneut zu besuchen, sollten wir die Existenz der zoptischen Treiber, der so genannten Magier, nicht völlig vergessen. Es kommt vielleicht einmal der Tag, an dem wir auf das Hilfsangebot der Zopten zurückgreifen müssen.«
David räusperte sich, musterte die entspannten Gesichter rund um den Konferenztisch. »Ebenfalls ist jeder über die Zwischenfälle auf Argus informiert. Die Grauen Garden verfügen nun über eine junge Yggdrasil – es gelang uns nicht, diesen Ableger des Urbaums vor Chan de Nouille zu retten. Wir können davon ausgehen, dass ihn die Große Graue nach Shondyke gebracht hat, dem geheimen Zentralplaneten der Grauen Garden. Dank Hadersen Wells«, – er nickte dem hünenhaften Logenmeister am gegenüberliegenden Ende des ovalen Tisches zu – »haben wir nun Kenntnis davon, dass der Planet Rubin im System von Gothams Stern Anschluss an die als Weltraumstraßen bekannt gewordenen Transmitterphänomene besitzt. Und dass wir von dort in nächster Zukunft vielleicht nach Shondyke selbst vordringen können. Hadersen Wells ist es mit seiner Loge gelungen, Rubin mit einem Kaiserkraftfrachter zu verlassen und Kontakt mit unserem Verbindungsmann auf Midheaven aufzunehmen und von dort aus Rorqual zu erreichen. Er wird an der bevorstehenden Aktion teilnehmen.«
Der blonde Treiber, den man noch die Strapazen ansah, die er auf der semirealen Wirklichkeitsebene der Erde und auf Argus hatte erdulden müssen, gab Wells einen knappen Wink.
Der große, bullige Mann, dessen stets freundlich wirkendes Gesicht von einem schütteren, wachsweißen Haarkranz umrahmt wurde, erhob sich.
»Terranauten, Treiber«, begann er und der dumpfe Bass seiner Stimme hallte durch den Konferenzraum, »während der Zeit, als meine Loge und ich die Gdansk durch das Sternenreich steuerten und wir uns vor den Nachstellungen des Konzils schützen mussten, gelang es uns, Informationen über die Strafwelten der Grauen Garden zu sammeln. Auf diesen Strafwelten sind viele der damals auf Zoe gefangen genommenen Treiber inhaftiert. Es gibt Gerüchte, Freunde, die von Menschenexperimenten sprechen. Es gibt Informationen, die besagen, dass unsere Brüder und Schwestern Zwangsarbeit leisten müssen. Und ich erkläre, dass es nicht angeht, dass das Konzil Tausende und Abertausende unserer Freunde misshandelt und ausbeutet. Wenn die Terranauten überleben wollen, dann sind sie auf die Treiber angewiesen. Und wenn die Terranauten nicht ihr Selbstverständnis verlieren und ihren moralischen Anspruch vor die Hunde gehen lassen wollen, dann müssen wir etwas unternehmen, um das Los unserer Brüder und Schwestern zu erleichtern.«
Stimmengemurmel brandete auf und zustimmende Worte wurden laut.
»Ich glaube«, sagte David ernst, »dass jeder hier am Tisch der gleichen Meinung ist. Und noch etwas spielt eine Rolle – neben dem moralischen Aspekt. Wir sind nur wenige, aber die Zahl unserer Feinde ist Legion. Wir wissen, dass nicht alle Treiber von Zoe der Gehirn-Operation unterworfen worden sind. Einige – viele vielleicht – behielten, ihre
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Robert Quint/Apex-Verlag. Published by arrangement with Thomas R. P. Mielke and Rolf W. Liersch.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx. DIE TERRANAUTEN-Logo by Arndt Drechsler.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Zasu Menil.
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 23.04.2019
ISBN: 978-3-7487-0231-3
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