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Leseprobe

 

 

 

 

ELLIS WEINER

 

 

Der wüste Planet

 

 

 

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DER WÜSTE PLANET 

Erstes Buch: KANDIS 

Zweites Buch: MUMÄH'PLIP  

Drittes Buch: DER PROFIT 

 

ANHANG 

 

 

Das Buch

Arrakandis – die Menschheit nennt ihn Kandis oder den wüsten Planeten. Er ist eine von Zucker bedeckte Einöde, in der es kein Fleisch, dafür aber eine schreckliche Lebensform gibt: gigantische Brezeln.

Diese grausame Welt bildet den Hintergrund für ein apokalyptisches Drama:

Auf der einen Seite steht der böse Baron Wladimir Hackwonnen – gnadenlos, unersättlich und geradezu unermesslich fett. Sein Gegenspieler: Pall Arthritis, der Teenager, der möglicherweise (oder möglicherweise auch nicht...) der Messias ist. Palls einzige Verbündete sind die Nomadenstämme von Kandis, das stolze, religiöse, Schweißanzug tragende Volk der Femen.

Diese Mächte prallen in einem tödlichen Kampf aufeinander, bei dem es um eine wertvolle Substanz geht, die sonst nirgendwo im Universum gefunden wird: sinnesverwirrendes Bier...

 

Ellis Weiners herrliche Parodie auf Frank Herberts Science-Fiction-Epos Der Wüstenplanet wurde im Jahr 1984 in den USA veröffentlicht (zeitgleich mit dem Kino-Start von David Lynchs Dune) und ist nun erstmals seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wieder in deutscher Sprache erhältlich – vortrefflich übersetzt von Dieter Winkler.

Der Autor

Ellis Weiner, Jahrgang 1951.

Ellis Weiner ist ein Autor und Humorist, der bereits als Redakteur von National Lampoon und als Kolumnist für das Spy Magazine gearbeitet hat. Seine humorvollen Kolumnen sind überdies in The New Yorker, in Paris Review und im New York Times Magazine erschienen.

Ellis wuchs auf in Pikesville, Maryland. Er besuchte die Wellwood Elementary School, die Sudbrook Junior High School, die Pikesville High School und die University of Pennsylvania. Sein dramatisches und literarisches Talent war für alle, die ihn kannten, offensichtlich.

Im College spielte er Schlagzeug und sang in einer Rockband namens Droylesden Wake.

Sein erstes Werk war das Pikesville High Junior Play (1967), eine Parodie mit Musik aus H.M.S. Pinafore und anderen Gilbert-und-Sullivan-Opern.

Von 1961 bis 1964 war er in der Development Football League aktiv.

Ellis Weiner arbeitet heute als Redakteur und Ghostwriter für Kevin Anderson & Associates Inc.

 

  DER WÜSTE PLANET

 

 

 

 

 

  Erstes Buch: KANDIS

 

 

 

 

Wisset, Schwestern der Boni Makkaroni, dass euch das Studium von Mumäh'Plip die sorgfältigste Aufmerksamkeit auf die Details der Örtlichkeiten abverlangt. Könnt ihr wirklich verstehen, warum ein Mann etwas ist, wenn ihr euch weigert zu verstehen, wo er das ist, was er ist?

Erfahrt zuerst, dass es der Planet Cowboy-Dan ist, auf dem Mumäh'Plip seine Jugend verbringt - doch es ist auf Arrakkandis, dem wüsten Planeten, kurz auch Kandis genannt, wo sich sein Schicksal erfüllt. Es ist Kandis der seine Heimatwelt ist, Kandis ist der Ort seines Triumphes, Kandis, der für alle Zeiten postalisch sein erster Wohnsitz bleibt.

Daher: Sendet eure Anfragen nach Rezepten und Neuauflagen nach Kandis - oder sendet sie gar nicht.

 

aus: Die Erschaffung des Messias. 10.193 von Prinzessin Serutan

 

 

 

In der Woche vor ihrer Abreise nach Arrakkandis, inmitten der Hetze der letzten Vorbereitungen, traf eine alte Frau auf dem Planeten Cowboy-Dan ein, um die Frau-Mutter des Mann-Kindes Pall zu besuchen.

Ihre Reise im Eyeliner der Schlepper-Gilde war alles andere als angenehm gewesen. In der Nether-Region war es zu Turbulenzen gekommen - die Navigatoren der Schlepper-Gilde hatten den Raum nicht nur falten, sondern auch zurechtstutzen und beiseite schieben müssen. So war es nicht verwunderlich, dass sie schlecht gelaunt auf Burg Arthritis erschien.

Sie wurde in den Salon der Arthritis geführt, wo sie bereits von Lady Jazzica erwartet wurde, der Mutter des Mann-Kinds Pall und Gattin des Mann-Vaters Herzog Lotto Arthritis.

»Ich möchte den Jungen sehen, Jazzica«, verlangte die Alte.

»Ich werde... ihn holen, Euer Ehrwürgende Mutter«, antwortete Jazzica.

Sie machte einen Knicks und ging. Auf dem Weg zum Schlafzimmer des Jungen nutzte sie, durch ihr Boni-Makkaroni-Training dazu befähigt, die Zeit optimal aus, um sich darüber klarzuwerden, was in diesem Augenblick ihres Lebens geschah.

Sie ist gekommen, um den Test durchzuführen, dachte sie. Er ist ein fähiger Junge, mein Junge, und sollte ihn hervorragend bestehen. Doch selbst die Fähigen sind fähig - zu versagen! 

Das ließ eine unerwartete Frage in ihrem Bewusstsein aufkommen: Hatte Pall bei einer Nachhilfeschule Unterstützung gesucht? 

Jazzica versuchte verzweifelt, ihre Angst zu verbergen, damit ihr Sohn sie nicht spürte und genauso ängstlich wurde wie sie. Sie wandte ihr Boni-Makkaroni-Training der Kontrolle des Geistes und des Körpers an, die zweifachen und einander ergänzenden Disziplinen, die als Jog-Hurt und Jog-Hurta bekannt waren, um ihre aufgewühlten Emotionen zu beherrschen und die Ruhe der Rationalität wiederherzustellen.

Sie erreichte seine Tür, klopfte, wurde hereingebeten, trat ein.

Pall saß an seinem Schreibtisch, ein geöffnetes Filmbuch vor sich. Jazzica beobachtete seine Augen, mit ihren Brauen und Lidern und der dazugehörenden Nase, dem Mund und den Ohren.

Er ähnelt darin sehr seinem Vater, dachte sie. Der Gedanke an Herzog Lotto löste in ihr den Anflug eines Schuldreflexes aus, den sie mit Hilfe ihrer überragenden Fähigkeiten unterdrückte.

»Was gibt es, Mutter?«, fragte Pall.

»Da ist jemand, der dich sehen möchte, Pall«, erklärte sie. »Es ist die Ehrwürgende Mutter George Cynthia Moharem. Sie ist gekommen, dich zu... prüfen.«

»Stimmt etwas nicht?« erkundigte sich der Junge.

»Nun... nein... Pall.«

Aber das feine Gespür des Jungen, durch jahrelanges Boni-Makkaroni-Training geschärft, entdeckte schnell die subtilen Anzeichen von Unbehagen, Verräter ihrer Unruhe, nur für jene wahrnehmbar, die wie er mit den Augen hören konnten.

»Aber Mutter, du fürchtest etwas«, stellte er fest.

»Ich?« Der Junge hat viel gelernt. »Unsinn. Warum sagst du so etwas?«

»Du zitterst.«

»Mir ist kalt.«

»Deine Zähne klappern.«

»Ich mache meine... Kiefergymnastik.«

»Du kaust auf den Fingernägeln.«

»Ich bin... hungrig, Pall.«

Der Junge schwieg. Irgendetwas beunruhigte seine Mutter- etwas, das sie zu bestreiten vorzog, anstatt es zu erklären. Und er wusste, dass sie wusste, dass er ihre Sorge spürte - hatte sie ihn nicht selbst ausgebildet? Hatte nicht sie selbst beschlossen, ihn in den Wegen und Methoden der Boni Makkaroni auszubilden?

Es stimmte schon, so ein Training war für einen Jungen ungewöhnlich - der Boni-Makkaroni-Orden war von seinem Wesen her hauptsächlich Frauensache.

Vielleicht bin ich eine Frau, dachte Pall.

Aber seine hochentwickelten Kräfte der Beobachtung ließen ihn zwischen seinen Beinen etwas erkennen, das dem gewöhnlichen Beobachter durch die Kleidung seiner Gattung verborgen war: jene verräterischen Organe, die seiner Intuition bestätigten, dass er tatsächlich ein männlicher Mann war.

»Wir dürfen die Ehrwürgende Mutter nicht warten lassen«, sagte Jazzica und führte Pall aus dem Raum.

Diese rätselhafte Ankündigung war eine weitere unter den vielen Absonderlichkeiten der letzten Zeit. Palls Geist quoll über von der Bewusstheit dessen, was seine Familie zu tun im Begriff war: Cowboy-Dan, dreißig Generationen lang Heimat der Arthritis, zu verlassen, um nach Kandis zu übersiedeln.

Arrakkandis. Der wüste Planet.

Herzog Lotto würde den Planeten auf Geheiß von Pahdedbrah, Kaiser Sinkbad IV. als Lehen erhalten und damit Baron Wladimir Hackwonne und das Haus Hackwonnen ablösen. Eine unerwartete Wahl - dem Kaiser war lediglich bekannt, dass die Arthritis und die Hackwonnen seit Jahrhunderten Todfeinde waren. Sie hatten einander die formelle Form der Blutrache geschworen, die als Kram- den bekannt war.

Einige der anderen Häuser hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihren Neid zu verhehlen. Haus of the Rising Sun, Haus Geifersucht, Haus Omelette, Haus Hungrigleid - sie alle hatten sich bereits als Lehnherren von Arrakkandis gefühlt. Aber der einzig Erfolgreiche war Herzog Lotto gewesen.

Pall verstand einiges, aber nicht alles davon. Aber eines stand fest: Arrakkandis würde seine neue Heimat werden. Es war ein verbotener Planet - der wüste Planet, der so genannt wurde, weil seine Oberfläche aus einer nahezu gleichmäßigen Schicht Zucker bestand: seine Erhebungen und geologischen Oberflächenformationen bestanden hauptsächlich aus Kandisfels, sehr oft mit leichtem Arrakgeschmack. Es war eine Welt, zu der es praktisch keinen Zutritt gab.

Als er der verhutzelten Alten im Salon vorgestellt wurde, steigerte sich seine Verwirrung noch. Sie war dünn und gebeugt und trug eine formlose schwarze Robe. Eines ihrer Augen war ein nutzloser, wolkiger Ball, wie zerbrochenes Kristall. Ihre Finger waren knochig und verkrümmt, ihre Stimme ein böses Krächzen und ihre Nase eine Karotte. Lady Jazzica stellte Pall vor. Die Ehrwürgende Mutter betrachtete ihn mürrisch.

Diese verdammte Jazzica!, dachte sie. Wenn sie nur unseren Befehlen gehorcht hätte! Wir schickten sie nach einem Pfund süßer Butter, und sie kommt schwanger zurück! 

»Das ist also unser Kandidat für den Kumquat Haagerdass«, sinnierte die Ehrwürgende Mutter. »Wie alt bist du, Bürschchen?«

»Fünfzehn, Gnä' Frau.«

»Pall«, wies ihn seine Mutter zurecht. »Du sollst sie Ehrwürgen nennen...«.

»Lass nur«, schnappte die Alte. »Er kann mich nennen, wie er will.«

»Solange er mich nicht verfressen nennt«, beendete Pall den Satz aus dem Katechismus.

Im Auge der alten Frau glitzerte Amüsiertheit.

»Das ist wohl ein Schlauer, wie?« Abrupt wirbelte sie herum, schoß einen durchdringenden Blick auf Jazzica ab und zischte: »Geh, lass uns allein. Wir haben etwas zu besprechen.«

Jazzica sah Pall in die Augen, lächelte und sagte: »Ich bin bald zurück. Gib dir Mühe. Es ist äußerst wichtig, dass du den Test bestehst - sowohl für mich als auch für deinen Vater. Und für deine Zukunft, Pall. Und... möglicherweise... für die Zukunft der menschlichen Rasse. Aber fühle dich nicht unter Druck gesetzt.« Sie schenkte ihm einen Blick, in dem sich Furcht und erwartungsvolles Verlangen mischten, und verließ den Raum.

Pall versuchte mit trockener Kehle zu schlucken. Was für ein Test mochte das sein?

»Gib acht, Junge«, sagte die alte Frau und holte aus ihrem Umhang einen kleinen Würfel mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern hervor; jede Fläche schillerte in einer anderen Farbe. »Hier. Pass gut auf«, sagte die Frau und überreichte ihn mit einem affektierten Grinsen. »Du wirst ihn vielleicht nie mehr so sehen.«

Bei näherer visueller Untersuchung des Objekts stellte Pall fest, dass jede Seite des Würfels in neun kleine Quadrate unterteilt war. Plötzlich entriss ihm die Ehrwürgende Mutter den Würfel und verdrehte ihn mit ihren Krallenhänden. Hinter jedem kleinen Quadrat verbarg sich ein kleiner Würfel, der trickreich auf einem Drehzapfen gelagert und vollkommen frei beweglich war. Mit ein paar schnellen Bewegungen hatte sie das gleichförmige Muster vollkommen zerstört. Jetzt lagen rote Quadrate neben gelben, blaue neben orangefarbenen, grüne neben weißen.

Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Produkt der mechanischen Kultur von Ix-Nay, dachte Pall.

»Und nun, Bürschchen, richte ihn wieder her«, sagte die Alte. »Genauso, wie er war.«

Pall drehte vorsichtig an den bunten Würfeln. Sie ließen sich sowohl horizontal als auch vertikal verschieben. Er begriff, dass es einer dreischrittigen Strategie bedurfte, um das alte Farbmuster wiederherzustellen...

Mit einer schnellen Bewegung war die Alte neben ihm und  drückte etwas Kaltes in seinen Nacken. Er wollte sich umdrehen, um zu sehen, was es war.

»Tu es nicht«, zischte sie. »Die kleinste Bewegung und du stirbst. Das, was du im Nacken spürst, nennen wir Abdul-Jabbar - der hochhändige, langbeinige Feind. Du hast vielleicht schon von ihm gehört?«

Pall hielt seinen Kopf unbeweglich. »Man nennt ihn auch den Witwenmacher, nicht wahr?«

»A-h-h-h-h-h, man hat dich viel gelehrt«, murmelte sie. »Jetzt lass uns hoffen, dass du auch den Würfel bewältigst. Wenn du wirklich der Kumquat Haagerdass bist, sollte es dir ein Leichtes sein. Aber eine einzige falsche Bewegung, und mein Abdul-Jabbar wird sich in dich bohren.«

Pall versuchte sich ausschließlich auf den Würfel zu konzentrieren. Es war fast zu einfach, auf einer Seite die richtige Farbe wiederherzustellen. Aber sobald er mit der nächsten begann, geriet die erste Seite wieder in Unordnung, und er war so weit wie am Anfang. Die ganze Zeit über spürte er die Spitze des Abdul-Jabbars in seinem Nacken. Was sollte der Test beweisen? Und was war ein Kumquat Haagerdass?

Plötzlich entdeckte Pall das Grundmuster, mit dessen Hilfe sich eine Farbe richtig einrichten ließ, ohne ein bereits eingestelltes Muster zu zerstören. Natürlich!, dachte er. Es bedurfte dazu einer Art vierdimensionaler paralogischer Voraussicht - eine Art der Wahrnehmung, für die sein Boni-Unterricht in Kochen und Backen die ideale Voraussetzung gewesen war.

Aber ein Gedanke nagte an ihm... dass er eine Fähigkeit besaß, über die andere Boni Makkaroni nicht verfügten...

Seine Intuition bestätigte sich, als die Ehrwürgende Mutter, die ihren Blick auf den Fortschritt seiner Hände geheftet hielt, flüsterte: »Kooll-juh-ba! Solche Geschicklichkeit, solche Schnelligkeit. Er könnte es sein...! Er könnte es sein...!«

»Könnte was sein, alte Frau?«, fragte Pall, der Würfel näherte sich dem Urzustand. »Euer Kumquat Haagerdass? Was ist das?«

»Derjenige, dessen fruchtähnliche Seele zu sanfter Konsistenz gerührt ist«, zitierte sie die jahrhundertealte Boni-Makkaroni-Prophezeiung. »Derjenige, der das verlorengegangene Rezept wieder - finden wird. Das Rezept von...« Sie stockte, schluckte hart und quetschte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor: »...von dem Gericht, das Zeit und Raum überdauert!«

»Wie Emmentaler?«, fragte Pall plötzlich.

Sie nickte widerstrebend. »Dann weißt du also von dem Käse - der-nicht-stirbt«, stellte sie fest. »Du hast viel gelernt. Doch da ist noch etwas anderes.«

Der Würfel hatte wieder sein ursprüngliches Farbmuster. Pall gab ihn der alten Frau zurück und spürte, dass sie den Abdul-Jabbar zurückzog.

»Heißt das, dass ich die Frühen Weihen bekomme?«, fragte er.

»Vielleicht«, murmelte sie. »Sage mir, Mann-Kind - weißt du, was wir lehren?«

Pall zuckte mit den Schultern. »Kochen. Menufolgen. Einkauf von jahreszeitlichen Lebensformen.«

Die Ehrwürgende Mutter verzog das Gesicht. »Da ist mehr! Viel mehr!« Ihr Auge funkelte vor Intensität. »Wir versuchen den Geschmack zu verfeinern. Wir trennen Menschen mit Urteilskraft von der dumpfen Masse. Es gibt zwei Arten von Menschen im Universum, Knabe: die Erlesenen und den Mob. Achte darauf, es zu deiner Sache zu machen, dass du zur richtigen Seite gehörst.«

Pall sagte nichts, aber er fühlte eine innere Regung. Die Worte der alten Frau hatten eine mächtige Saite tief im innersten Weltempfinden seines Selbst zum Schwingen gebracht. Er wusste, dass er etwas Besonderes war - und dass die meisten anderen, denen er begegnete, es nicht waren. Und nun sprach diese wunderliche alte Hexe von den Erlesenen...

Die Tür öffnete sich, und Lady Jazzica trat ein. Die Ehrwürgende Mutter warf ihr einen scharfen Blick zu.

Er lebt!, dachte Jazzica. Mein Sohn lebt! Genau wie ich und die Ehrwürgende Mutter. Wir alle leben! 

»Er hat sich gut geschlagen«, krächzte die Ehrwürgende Mutter.

Jazzica warf einen Blick auf ihren Sohn, versuchte mit üppigen

Lippen zu lächeln, sagte: »Ausgezeichnet, Pall. Du darfst zu deinen Studien zurückkehren.«

»Ja, Mutter.«

Pall verbeugte sich und wollte gehen.

In diesem Moment ergriff ihn eine Erkenntnis. Es war weniger ein Konzept klar definierter Klarheit als eine Intuition, eine Ahnung, enthüllt durch eine Art innerer Schau, sichtbar gemacht durch ein Geistesorgan, das seine Mutter sein Auge für den Haupttreffer genannt hatte.

Erst vor kurzem war er durch das schreckliche Wissen verunsichert worden, dass seine Jugend sich dem Ende näherte. Die unbeschwerten Tage der Kindheit würden hinter ihm liegen. Er würde bald einen Weg wählen müssen. Geschäfte, wie sein Vater? Gourmet-Mystizismus wie seine Mutter? Er wusste es noch nicht. Aber die Wahl musste getroffen werden - und das bald.

Er wandte sich an die Ehrwürgende Mutter: »Haben viele versucht, der Kumquat Haagerdass zu sein?«

»Einige«, antwortete sie nach einer Turbulenz inneren geistigen Nachdenkens.

»Und keinem gelang es?«

»Keinem.«

»Was geschah mit ihnen?«, fragte Pall

»Sie tranken MaKokaKola«, antwortete die alte Frau.

MaKokaKola, dachte Pall. Das Wort habe ich noch nie gehört.

»Tot?«, fragte Pall.

»Schlimmer«, antwortete sie. »Bankrott. Nicht mehr im Geschäft.«

 

 

  An jene, die einst im Dienst stehen werden: Es gibt einen Raum, der dazwischenliegt, einen Ort nicht exakt an jenen Orten, die üblicherweise aufgesucht werden. Obwohl er nicht offensichtlich ist, ist er dennoch nichtsdestotrotz von lebenswichtiger Bedeutung. Er ist weder rechts noch links, doch mag er direkt unter dem Zentrum gefunden werden. Dort. Da ist er. Und jetzt kratzt.

 

aus: Mumäh'Plip, wie ich ihn kannte von Prinzessin Serutan

 

 

 

 

 

Er war ein abstoßend wirkender Mann, gemein und fett. Er stand in dem Schatten eines geschmacklos eingerichteten Büros und erdrosselte ein junges Kätzchen. In seiner Nähe lümmelte sich, rund von Gesicht und mürrischen Blicks, ein Knabe von sechzehn Jahren unverschämt auf einer Thermofax Suspensorcouch. Außerdem war noch ein älterer Mann anwesend, dessen Gesicht einen Anflug von Müdigkeit zeigte; seine Erschöpfung, die vom schwachen Licht der Westinglobes beschienen wurde, passte zum weichen Schein der abendlichen Aprildämmerung.

»Ist das nicht köstlich?« seufzte der fette Mann, während er die tote Katze zur Seite warf und mit der Bosheit des gemeinen Vorsatzes kicherte. »Haus Arthritis an Kandis gebunden - Herzog Lotto erkennt bereits die Vorbereitungen für unsere unvermeidliche Übernahme. Bin ich, der Baron Hackwonnen, nicht schlau? Sag mir, mein Neffe Flip-Rotha – sag' es mir in Anwesenheit des Mannes Peter de Vries, der durch irgendeinen glücklichen Zufall den Namen eines vor Jahrtausenden verstorbenen Humorschriftstellers der alten Erde trägt. Sag es ihm, wie wir hier in unserer großen Burg Prämien-Sauger sitzen, wohin wir vor ein paar Jahren exiliert wurden, nachdem wir irgendwo irgendetwas Schreckliches getan hatten oder irgend so etwas. Bin ich nicht schlau oder schlimmer?«

»Sehr schlau, Onkel«, sagte der Jugendliche.

Blöder Kerl!, wütete der Knabe in Gedanken. Er bringt die besten Kätzchen selbst um! 

»Und du, Peter, der du mein offizieller Mannhau und Charakterkiller bist - bewunderst du nicht diese meine Arglist, die deines geliebten Barons Wladimir Ha...«

»Bewundern ist gar kein Ausdruck, Baron«, sagte De Vries. »Und doch...«

»Komm, komm, Peter«, tadelte der Baron. »In meinem Plan gibt es keinen Schwachpunkt. Auch mein Neffe Flip-Rotha wird seinen Nutzen daraus ziehen - ich bin tatsächlich sein Onkel, der Baron Wladimir Hackwonnen, der ich bin, ich höchstpersönlich.«

Peter de Vries veränderte seine Sitzposition in dem Verifax-Sitzmodul und sah den Jungen an. »Der Plan deines Onkels ist in der Tat einfach wie die meisten Schweinereien«, begann er. »Er gibt sich den Anschein, sich auf Befehl des Kaisers Sinkbad IV. von Arrakkandis zurückzuziehen. Herzog Lotto und das Haus Arthritis werden ihn ersetzen.«

»Du hättest mal das Gesicht des Prinzen Mirabelli vom Haus Omelette sehen sollen«, kicherte der Baron. »Warum zieht Sinkbad Arthritis vor?, fragte er mich ständig. Warum, das ist gut, Hahaha.«

»Dabei liegt die Antwort doch auf der Hand«, fuhr de Vries fort. »Dein Onkel und der Kaiser stecken unter einer Decke. Kennst du die einzigartigen Eigenschaften von Arrakkandis?«

Flip-Rotha nickte. »Der wüste Planet. Er ist völlig von Zucker bedeckt. Bis auf die großen Städte ist er praktisch unbewohnt.«

»Und die primitiven Stämme«, ergänzte der Mannhau. »Die Femen.«

»Gotterbärmlicher Abschaum«, murmelte der Baron.

»Onkel«, sagte Flip-Rotha, »darf ich...

»A-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h-h- h-h-h-h-h, mein Neffe scheint ungeduldig«, sagte der Baron gedehnt. »Mein Liebling Flip, wie willst du jemals meine Nachfolge antreten können, wenn du dir nicht einmal selbst folgen kannst?«

»Huh?«

»Ich meine, mein lieber Junge, wie willst du je lernen, wie du mich ersetzen kannst, wenn du - nein... Wie willst du je meine Rolle übernehmen können, wenn du noch nicht einmal... ach was, lassen wir das.« Der Baron seufzte, streckte seinen zitternden, kraftlosen Arm vor und läutete. Ein schmaler, jugendlicher Diener erschien im Eingang. »Bring uns noch ein paar Kätzchen, Duane«, befahl der Baron. »Und dann lass zwei Jungen in meine Gemächer bringen, einen griffigen und den mit dem Schnauzbart. Nach diesem anstrengenden Treffen steht mir der Sinn nach Perversem.« Der Diener verbeugte sich und zog sich zurück. »Weiter, Peter«, befahl der Baron.

»Lotto und Haus Arthritis werden die Kontrolle über Kandis erhalten und die Verwaltung des einzigen Exportartikels organisieren - den ihr, wie ich überzeugt bin, kennt.«

Flip-Rotha nickte. Wer kennt ihn nicht. »Bier.«

»Genau. Es wird weit verstreut auf dem gesamten Planeten gefunden - hauptsächlich in Teichen, aber auch in vielen kleineren Tümpeln, die von den Einheimischen Bier-Fässchen genannt werden. Unser Plan sieht vor, Lotto die Flaschenabfüllung und Vermarktung zu gestatten, dann einzuschreiten, Lotto zu vernichten und den Planeten wieder zu übernehmen. Bis dahin wird uns Haus Arthritis die gesamte Schmutzarbeit mit Lizenzen, Gewerkschaften und so weiter abgenommen haben.«

»Wie können wir sie vernichten?«, fragte der Junge. »Sie sind ziemlich stark.«

»Es ist uns gelungen, den Chefbuchhalter des Herzogs zu bestechen«, antwortete de Vries. »Ein Mann namens Ohje...«

»Unmöglich!«, entfuhr es Flip-Rotha. »Er hat an der kaiserlichen Schule für Buchführung, die mit keiner anderen Schule oder Institution vergleichbar ist, die Abschlussprüfung bestanden. Man kann ihn nicht kaufen.«

Der Baron kicherte. »Wir haben seinen Preis gefunden, Flip-Liebling. Weißt du, er ist sehr unzufrieden mit seiner Position als oberster Buchführer. Er möchte eine Karriere als sitzengelassener Liebhaber in Komödien aufbauen. Wir werden in der Position sein, diesen Wunsch zu erfüllen.«

»Wir? Wie?«

Der Baron lächelte. »Fahre fort, Peter.«

»Wir haben Ohje instruiert - heimlich -, zwei Bücher zu führen. Im richtigen Moment wird unser Kaiser eine Buchprüfung auf Kandis ankündigen. Ohjes schöpferische Buchführung wird zu gegebener Zeit offenbar werden. Der Kaiser wird Verrat schreien, Lotto davonjagen und das Haus Hackwonnen wieder einsetzen. Dann werden wir unsere Geheimwaffe einsetzen und jeden möglichen Widerstand im Keim ersticken.«

»Was für eine Geheimwaffe?«

Hier erlaubte sich selbst de Vries ein schiefes Lächeln. »Wir haben eine ganz spezielle Truppe von Gastronomielehrlingen«, antwortete er. »Sie werden Hackwonnen-Uniformen tragen - doch in Wirklichkeit sind sie nichts anderes als zwei Divisionen kaiserlicher Hardehaurhar.«

Flip-Rotha schwieg. »Du scherzt«, flüsterte er schließlich.

»Denk darüber nach«, sagte der Baron selbstgefällig. »Der Kaiser verfügt über seine eigene Rausschmeißertruppe. Kein Kunde und Käufer kann ihnen widerstehen. Mit ihrer Hilfe werden wir Haus Arthritis zuerst von Kandis und dann aus dem Universum fegen. Und was diese Boni-Spaghetti-Gattin Lottos und ihren Sohn angeht, nun, derer werden wir uns später entledigen. Dann festigen wir unsere Position auf Kandis, monopolisieren den Biermarkt und machen uns mit Hilfe unseres stillen Teilhabers die ganze Welt untertan.«

»Unseres... stillen Teilhabers...?«, fragte Flip-Rotha.

»Denk nach, Flip! Nimm es als Indiz, dass Kandis künftig Stinkbäders Treff heißen soll. Klingt doch nett, nicht?«

»Stinkbäder... Du meinst...!«

»Genau. Unser Kaiser. Sinkbad IV. selbst. Warum sonst sollte er uns seine Hardehaurhar zur Verfügung stellen?«

»Und dafür wird er gleichberechtigter Partner?«

Der Baron klatschte in seine fetten, entsetzlichen Hände. »Bravo, Flip! Peter, ist Flip-Rotha, mein Neffe, nicht ein passender Neffe seines Onkels, Baron...«

»Der Kaiser wird dem Baron außerdem eine Stelle im Direktorium des interplanetarischen Industriekombinats NOAMCHOMSKI zur Verfügung stellen«, sagte de Vries. »Wahrscheinlieh wisst ihr, was sich hinter diesem Kürzel verbirgt.«

Der Junge nickte. »Neutrale Organisation Aller Machthungrigen Cleveren Häuser Ohne Meckerer, Stänkerer, Krämerseelen und Idealisten.«

»Du siehst also Neffe, dass die Einsätze hoch sind«, sagte der Baron. »Nicht nur für mich, sondern auch für dich - als mein Nachfolger.«

Der Junge nickte. Ich halte besser den Mund.

»Ah, da! Mehr Kätzchen!«

Der Baron streckte seinen gallertigen, widerwärtigen Arm aus und bediente sich aus dem Körbchen, das der eingetroffene Diener Duane vor ihm abstellte. Auf de Vries' Gesicht spiegelte sich Ekel- was dem Baron nicht entging.

»Peter, du magst das nicht, wie? Obwohl du sehr gut weißt, dass Generationen von Hackwonnen Kätzchen erdrosselt haben - genaugenommen seit der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft auf Babalu 4, als Papst Dali Islama der Achte die Anti-Kontra-Konterreformation gegen die verbündeten Mächte der Haydn-Sikhs, der Perfekt Freien Kirche Christi der Samstagsheiligen, die Jiu-Jitsus für den Jesus und der Judo-Christlichen Tradition und die Ayatollah-Haus-Köche führte.«

Er hat es versäumt, die Maha-Aha-Sekte der Muschi-Buddhisten zu erwähnen. »So ist es, Baron.«

»Also, dann Peter«, sagte der Baron mit einem Schmollmund und reichte de Vries ein Kätzchen. »Verhalte dich wie mein persönlicher Charakterkiller. Erwürge das Tier.«

»Muss ich?«

»Ich fürchte: ja.«

Das fette, alte Schwein, dachte Flip-Rotha. Er beobachtete teilnahmslos, wie der widerstrebende de Vries die Katze strangulierte, während der Baron kicherte. Er ist abstoßend und verdorben. Aber, zum Teufel, das bin ich auch. Also ist er vielleicht doch nicht so schlimm.

Und bei diesem Gedanken verzog sich das Gesicht des jungen Mannes in grausamstem Gelächter.

 

 

 

 

 

 

Du hast gelesen, dass Mumäh'Plip keine Spielgefährten seines Alters auf Cowboy-Dan hatte. Hast du aber auch gelesen, dass er wundervolle kameradschaftliche Lehrer hatte? Nein, das hast du nicht. Und warum nicht? Weil du die ganze letzte Nacht mit deiner Freundin Marcie am Visiphon vertratscht hast. Geh' jetzt zu deinem Schlafmodul und an deine Hausaufgaben, und wage nur nicht herunterzukommen, bis ich dich über Kommuninetz-Phasenverbindung rufe.

 

aus:

»Die Geschichte Mumäh'Plip – Erzählt für Heranwachsende«

von Prinzessin Serutan

 

 

 

 

 

Nach dem Gottesurteil mit dem vielfarbigen Würfel aus der Gegenwart der Ehrwürgenden Mutter George Cynthia Moharem entlassen, brütete der Knabe Pall in seinem Zimmer. Morgen würde er mit seinen Gefolgsleuten und Freunden an Bord des Gil-den-Eyeliners gehen und Cowboy-Dan für immer verlassen. Im Moment war ihm jedoch nicht danach, an die unvermeidlichen Abschiedsszenen zu denken, denn die letzten Momente mit der alten Frau hatten ihn mit verwirrten Gedanken zurückgelassen.

»Du bist möglicherweise der Kumquat Haagerdass, Bürschchen«, hatte sie gesagt. »Oder du wirst zu einem dieser aufgeblasenen Pfauen, die schon vor Stolz die Federn spreizen, wenn sie Spiegeleier fabrizieren können, ohne Eigelb auslaufen zu lassen. Wir werden sehen.«

»Und wenn ich der Kumquat Haagerdass bin?«, hatte Pall gefragt. »Was habe ich dann davon?«

Die Frage hatte sie offensichtlich verblüfft. »Was du davon hast? Nun... den Anspruch auf mehr als dreihundert Superrezepte...«

»Ich brauche keine Rezepte«, hatte er geantwortet. »Ich bin fünfzehn. Ich brauche... etwas anderes...«

»Brauchen? Was kannst du schon brauchen? Du bist der Sohn eines Herzogs!«

»AAA-BBB-CCC!«, hatte Pall geschrien, überrascht von seinem Mut, seiner Unbeherrschtheit, seiner puren Anstößigkeit. »Wozu soll das gut sein? Es führt in die Boni Makkaroni, zugegeben. Und dann ende ich als Pasteten-Chef in irgendeinem Restaurant auf Vega 4.«

»Du hast ein schlechtes Benehmen, Junge«, hatte die Frau gesagt, ihre Röcke gerafft und war aus dem Raum geeilt. Das letzte, was Pall gehört hatte, war: »Verzogener kleiner Balg.«

Bin ich das?, fragte er sich. Doch in seinem Denken brodelte der Es-ist-nicht-fair-Groll. Andere Jugendliche hatten Freunde in ihrem Alter - Jungen, mit denen man herumhängen konnte und Mädchen mit denen man herummachen konnte. Aber hier gab es nur Erwachsene. Na, vielleicht änderte sich das auf Arrakkandis.

Hinter ihm erklang ein Geräusch. Ohne sich umzudrehen wusste er, dass es Thufix Habwat war, der Mannhau und Chef-Charakterkiller seines Vaters. »Deine Mutter ist wie ein Päckchen Kaugummi...«, begann er.

»Ich weiß«, unterbrach ihn Pall. »Fünf Stück zum halben Preis.«

Habwat blieb vor dem Jungen stehen und runzelte die Stirn. »Was ist los, Junge?«, fragte er, das gealterte, zerfurchte Gesicht, ein Ledersofa, auf dem Sorge und Zeit einmal zu oft gesessen hatten. »Der Beleidigungsdrill langweilt dich, eh? Dann warte mal ab, wie gelangweilt du bist, wenn du mit einem jüngeren und härteren Gegner als den alten Thufix konfrontiert wirst, einem, der ohne Pause auf Leben und Tod kämpft.« Er blickte sich im Raum um, sah, dass die meisten Möbelstücke bereits nach Arrakkandis verschifft waren. »Sauer, weil du hier weg musst, ist es das?«

»Ist es auf Arrakkandis gefährlich?«, fragte Pall fast begierig.

»Für einen Mann, der zu sich selbst spricht, ist jeder Ort gefährlich«, zitierte Thufix Habwat. »Mach dir das zur Lebensregel, Junge.«

»Was ist mit den Femen?« drängte Pall. »Wie sind sie?«

Fragen, Fragen. Habwat unterdrückte ein Lächeln. Bin ich etwa die Enzyklopedophilia Prophylactica? »Ein vorsichtiges Volk, bedacht und sparsam«, sagte er. »Hungrig, manisch-depressiv, übergewichtig. Vergiss nicht, Junge, dass du von einem Volk sprichst, das noch nie das Vergnügen und die Befriedigung kennengelernt hat, eine Hauptmahlzeit zu essen.«

»Sie leben nur von Nachtischen?«

»Desserts, ja. Und natürlich das Bier. Und alles Nahrhafte, das die Kreaturen produzieren, die zwischen den Zuckern umherstreifen.«

»Kreaturen?« Pall hatte Gerüchte gehört, aber sicher waren...

»Nun, Junge, du willst mir doch sicher nicht weismachen, dass du noch nie von den gigantischen Brezeln gehört hast?«

Dann war es also wahr! Er hatte sie für Märchen gehalten - übertriebene Erfindungen von Händlern, Schmugglern und Konzernvertretern, die an den Hof von Cowboy-Dan mit Berichten über riesige Hybridwesen, Tier-Imbiss-Zwittern mit einer Größe von hundert Metern, zurückgekehrt waren. »Gibt es wirklich so große Brezeln, Thufix?«

Der Mannhau nickte. Seine Augen schimmerten wie kleine Seen voller Nitrate und Sulfide. »Große umherwandernde Dinger sind es«, antwortete er. »Man sagt, dass ein Salzbrocken, der von ihrem Rücken fällt, einen Mann zerquetschen kann.«

»Wer auch immer das sagt, ist ein Schwachkopf!« erscholl eine Stimme vom Flur.

»Gurnsey!«, rief Pall erfreut. Gurnsey Hallheck, Herzog Lottos Troubadour-Erster-Klasse, schlenderte bucklig und glasäugig, die zwölfsaitige Rickenbacker über der Schulter in den Raum. Er nahm sie ab, stimmte sie und sagte zum Mannhau: »Was für 'nen Unsinn erzählst du denn unserem jungen Herrn, Habwat, eh? Diese Geschichten über die Brezeln, die durch die Zuckerhügel der Welt namens Kandis streifen?«

»Das ist kein Unsinn, Gurnsey«, widersprach Thufix. In seinen Augen blitzte Fröhlichkeit auf. »Du hast die Brezeln selbst gesehen.«

»Ja, das ist wahr«, gab Gurnsey nach. Zu Palls großäugiger Verwunderung fügte er hinzu: »Die Erwachsenen, die ihre volle Größe erreicht haben, erreichen leicht die Ausmaße dieser Burg. Die kleinen, die Nuggets, reichen immer noch bis

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Ellis Weiner/Apex-Verlag.
Bildmaterialien: Klaus Holitzka.
Cover: Klaus Holitzka/Apex-Graphixx.
Lektorat: Zasu Menil.
Übersetzung: Dieter Winkler (OT: National Lampoon's Doon).
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 30.06.2018
ISBN: 978-3-7438-7383-4

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