Cover

Leseprobe

 

 

 

 

EVA CHRISTOFF

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 6:

Das PSI-Inferno

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DAS PSI-INFERNO von Eva Christoff 

 

Zeitlicher Überblick über den Terranauten-Kosmos 

Das Terranauten-Glossar 

 

Das Buch

Man schreibt das Jahr 2499 irdischer Zeitrechnung.

Die versammelten Treiber haben das Undenkbare gewagt und sind mit ihren riesigen Treiberschiffen im Tal Yggdrasils gelandet. Dabei wurden sämtliche Schiffe unbrauchbar, da diese nicht für eine Landung auf einer Planetenoberfläche gebaut wurden. Die Grauen Garden versammeln sich mit einer grossen Armee zu ihrem letzten Schlag gegen die Treiber...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DAS PSI-INFERNO von Eva Christoff

 

 

 

Terra, Heimat der Menschheit, 3. Planet des Sol-Systems, Ultima Thule, Mittwoch, 6. Januar 2500 – Terra-Normzeit: 

 

Eine Dunstglocke aus feuchter Hitze, von der Wärmeentwicklung der pausenlos feuernden Energiewaffen verursacht, hing über dem Kampfgebiet. Die Reihen der angreifenden Grauen Garden wateten durch braunen Schlamm auf die rund um das Heilige Tal niedergegangenen Treiberschiffe zu, die wie gigantische Insekten in Pfützen aus geschmolzenem Schnee hockten.

Fein gebündelte Laserstrahlen fraßen sich in die Protophüllen der Schiffe, vereinzelt dröhnten schwere Blastergeschütze, obwohl Max von Valdec befohlen hatte, das Leben der Treiber möglichst zu schonen. Handblaster, Schocker und Stunner betäubten oder töteten die Treiber, die aus den Schleusen ihrer Schiffe stürmten und sich mit ihren wenigen Waffen, so gut es ging, zur Wehr setzten.

David terGorden kniete in dem klaffenden Spalt, den eine Felszacke bei der Landung in die Außenhaut der Fenriswolf gerissen hatte. Er fühlte sich den kämpfenden Treibern verbunden. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte der Erbe des Mistelkonzerns einen Platz gefunden, wo er hingehörte. Wie alle Treiber war er von der Anstrengung, die riesigen Schiffe während der Landung mit seinen Psi-Kräften zu kontrollieren, völlig ausgelaugt. Das blonde Haar klebte ihm verschwitzt am Kopf, und seine Psi-Energien waren am Ende. Es blieben ihm nur konventionelle Waffen. Mit zusammengekniffenen Augen visierte er über den Lauf seines Handblasters einen Grauen aus der unaufhaltsamen Reihe der Gardisten an, die auf sein Schiff zumarschierten. Fauchend jagte der Energiestrahl auf das Zielobjekt zu. David sah den Grauen taumeln, dann aber weitergehen, als sei nichts geschehen.  

»Diese gehirnamputierten Konzilsknechte sind gepanzert wie Kesuta-Echsen!«, brüllte er dem Riemenmann zu, der die einzige andere Waffe bediente, über die sie verfügten. Der Händler Norwy van Dyne und die übrigen Mitglieder von Asen-Gers Loge kauerten im Hintergrund der Treiberzentrale, während Flint mit überkreuzten Armen an einem anderen Riss in der Außenwand lehnte und selbstzufrieden den Aufmarsch seiner ehemaligen Kameraden betrachtete. David spuckte aus und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß aus dem Gesicht. Der Boden unter seinen Füßen bebte, als neben dem Schiff eine Energiesalve einschlug.

David spähte hinaus. Zur Flotte der rebellierenden Treiber hatten dreihundert Schiffe gehört. Aber nur dreiundzwanzig dieser Schiffe war es gelungen, rund um das Heilige Tal, in dem der Urbaum Yggdrasil wuchs, niederzugehen. Von einer richtigen Landung konnte man kaum sprechen, denn Treiberschiffe waren nicht für die Landung auf Planeten konstruiert. Sie wurden im Weltraum zusammengebaut und dort von Zubringerbooten be- und entladen. Es hatte sich eher um einen kontrollierten Absturz gehandelt.

In einer Verzweiflungsaktion hatten die Treiber ihre Schiffe durch Weltraum II bis in die oberen Atmosphärenschichten der Erde geführt, um einem Angriff der Garden vorübergehend auszuweichen. Man hatte gehofft, sich auf Grönland verschanzen zu können, um einen gemeinsamen Psi-Block zu bilden. Doch schon die Landung der Flotte zerstörte diese Hoffnungen.

Die Treiber waren mit ihren Psi-Kräften nicht in der Lage, die Schiffe durch die Atmosphäre zu manövrieren. Ein anderer Grund, warum die Schiffe immer im Orbit blieben, war nämlich, dass die Logen nur sehr ungenau steuern konnten. In der Weite des Alls entstanden daraus keine allzu großen Probleme, aber bei einem Landemanöver auf einem Planeten hatte dieses Handikap fatale Folgen. Dazu kam, dass den Treibern die koordinierenden Logenmeister fehlten, die sich auf ihren Planeten Zoe zurückgezogen hatten und sich aus dem Konflikt mit Valdec heraushielten.

Kaum einem Schiff war es gelungen, unbeschadet aufzusetzen, und fast alle hatten das Zielgebiet verfehlt. Einige waren sogar ins Meer gestürzt. Die meisten lagen irgendwo in den Eiswüsten Grönlands, und die Grauen hatten keine Schwierigkeiten, sie zu besetzen. Nur um das Heilige Tal entstand unter Davids und Llewellyns Führung eine Art Verteidigungsring.

Die zweite große Enttäuschung kam, als man versuchte, unter Llewellyns Koordination eine Super-Loge wie auf Syrta aufzubauen. Die Landung hatte die Treiber völlig ausgelaugt. Das Psi-Netz brach zweimal zusammen, und als beim dritten Versuch fünf Treiber an Überanstrengung starben – und ihre Seelen sich in Weltraum II verloren –, gab der Riemenmann auf. Als dann die ersten Ringos der Grauen am Himmel erschienen, bot Lithe sich an, ihren Vater Merlin III, den Hüter des Heiligen Tales, um Hilfe zu bitten. Kaum war das Mädchen in dem Felsgewirr neben dem Wrack der Fenriswolf verschwunden, da griffen die Grauen an.  

Die Schiffe der Treiber lagen in den Schluchten und an den Hängen der schroffen Hügelkette, in die das Heilige Tal eingebettet war. Die Unwegsamkeit des Geländes zwang die Grauen, zu Fuß gegen die Schiffe vorzurücken, da man die Raumer mit ihren teilweise kostbaren Ladungen nicht durch Energiebeschuss zerstören wollte. Die erste Reihe der Grauen war jetzt am Fuß der Geröllhalde, die den Hang des Hügels bildete, auf dessen Kamm die Fenriswolf aufgesetzt hatte.  

David entschloss sich spontan, Lithe zu folgen. Vielleicht gelang es diesmal, wieder Kontakt mit Yggdrasil aufzunehmen. Seit Davids Rückkehr zur Erde schwieg der Urbaum. Er schien von einer rätselhaften Krankheit befallen. »Ich gehe zu Lithe«, rief David den anderen zu, aber eine Blastersalve übertönte seine Worte. Mit einem Satz sprang der junge Treiber durch den Riss auf den steilen Abhang. Unter seinem Aufprall gerieten die Steine ins Rutschen, und er schlitterte breitbeinig auf die näher rückende Mauer der Grauen zu.

Die Gardisten eröffneten sofort das Feuer auf den einzelnen Angreifer. David hörte das Fauchen der Waffen und das Poltern der Steine, die durch die Treffer durch die Luft gewirbelt wurden. Er hielt den Kolben des Blasters mit beiden Händen an die Brust gepresst und verstrahlte seine gesamte Ladung in einem Halbkreis, ohne überhaupt zu zielen.

Die Energiestöße zerplatzten an den Schilden und Schutzanzügen der Grauen zu einem bläulichen Netzwerk, das zuckend aufleuchtete und erlosch. Ein, zwei der Gardisten stolperten, blieben zurück, sonst zeigte sich keine Wirkung, nur lag das Abwehrfeuer der Grauen jetzt besser im Ziel.

David ließ sich fallen und schützte den Kopf mit beiden Händen. Die nutzlose Waffe hatte er weggeworfen. Die Steine, die er in Bewegung gebracht hatte, lösten eine ganze Lawine aus, auf der er sich überschlagend zu Tal rutschte. Durch das Klappern und Prasseln hindurch hörte er das wütende Gebrüll Llewellyns, der ihm offenbar gefolgt war, und das aufgeregte Stimmengewirr der Grauen, die sich vor der herantobenden Lawine in Sicherheit zu bringen suchten.

Ein scharfkantiger, flacher Stein sprang David an die Stirn und zerschnitt die Haut über den Augenbrauen. Herablaufendes Blut nahm ihm die Sicht. Nur verschwommen erkannte er den massigen Felsbrocken in seinem Weg und die Gestalt, die sich daran klammerte.

Mit einer wilden Kraftanstrengung warf er sich auf den Bauch und streckte blind beide Hände aus. Er bekam ein Bein zu fassen, und seine Finger krallten sich in die glatte, nachgiebige Protopmasse eines Schutzanzuges, während eine erneute Steinwelle ihn hochhob und auf den Grauen schleuderte.

David klammerte ihm die Beine um den Leib und zerrte dem Mann den Helm vom Kopf, um ihn mit einem Schlag in den Nacken außer Gefecht zu setzen. Der Körper des Grauen erschlaffte, und seine Hände lösten sich von dem Felsen. David rutschte an den Steinblock heran und gab dem Grauen einen kräftigen Tritt, der ihn zwischen die rutschenden Steinmassen beförderte. Sekunden später war der Graue verschwunden.

Die Staubwolke, die über dem Geröllhang lagerte, senkte sich allmählich, als der Steinschlag sich beruhigte. David hob vorsichtig den Kopf aus seiner Deckung und stieß einen lauten Fluch aus.

Die Gardisten hatten sich von ihrer Verwirrung erholt und bildeten wieder eine Reihe, die sich langsam an das Schiff heranschob. Drei der grau uniformierten Männer hatten sich vom Haupttrupp getrennt und jagten in weiten Sprüngen auf den Felsen zu, hinter dem David lag.  

David riss den Blaster hoch, den er dem Grauen entrissen hatte. Durch das milchig-transparente Protop der Schutzhelme konnte er die starren Gesichter der drei Angreifer erkennen, die sich nicht im Mindesten um die auf sie gerichtete Waffe kümmerten. Der Mittlere von ihnen blieb stehen und tauschte bedächtig seinen entsicherten Blaster gegen den Stunner aus, der in seinem Waffengürtel steckte, während die beiden anderen zur Seite liefen, um von hinten an ihr Opfer heranzukommen.

David packte den Blaster am Lauf und sprang auf den Felsblock. Mit einer ungemein kraftvollen Bewegung schleuderte er die schwere Waffe gegen den stehen gebliebenen Grauen, der eben seinen Stunner anhob. Der Blaster wirbelte blitzend durch die Luft und traf mit dumpfem Klatschen die ungeschützte Kehlpartie des Gardisten, der den Kopf gehoben hatte, um den auf dem Felsen stehenden David besser anvisieren zu können.

Nur aus den Augenwinkeln erkannte David, wie der Graue zusammenbrach. Dann sprang der junge Treiber schon mit einem gewaltigen Satz auf den Angreifer zu, der sich ihm von rechts näherte.

Für einen winzigen Moment war der Gardist verwirrt und blickte zu seinem Kameraden, der sich zuckend auf dem steinigen Boden wand. Der Arm mit der feuerbereiten Waffe sank herab, und im gleichen Augenblick flog ihm David mit dem vollen Gewicht seiner 90 Kilo vor die Brust.

Der überraschte Graue fiel rücklings zu Boden und ließ den Stunner fallen. Mit einer Hand griff David nach dem runden Kolben, mit der anderen drückte er den Mann nieder. Er war auf eine wütende Gegenwehr gefasst, doch der Graue rührte sich nicht. Wollte er sich ergeben, oder versuchte er einen Trick? David zog ihm den Helm vom Kopf und blickte in ein blutleeres, erstarrtes Gesicht. Der Mann war tot! Ratlos kniete David über dem leblosen Körper, als er das Knirschen von Steinen in seinem Rücken hörte. Blitzschnell rollte er sich herum und hielt die Waffe abwehrend vorgestreckt.

Der dritte Graue, den er in seiner Überraschung vergessen hatte, ragte wie eine Statue über ihm auf, die Finger auf dem grünen Sensorpunkt des Blasters. Offensichtlich legte er keinen Wert mehr darauf, sein Opfer nur zu betäuben. David starrte hilflos zu ihm empor. Er fühlte sich wie gelähmt. Seine zitternde Hand krallte sich Halt suchend in den nachgiebigen Schutzanzug des toten Grauen, neben dem er lag.

Der Gardist vor ihm beugte sich vor. Die Hilflosigkeit seines Opfers war ihm gleichgültig; er wollte nur ganz besonders genau zielen. Sein Finger legte sich über den grün leuchtenden Sensor, der die tödliche Ladung freigab.

David hatte kein Auge von diesem Punkt gelassen. Der Schweiß lief ihm in Strömen vom Gesicht, obwohl die Luft eisig war, und sein ganzer Körper spannte sich wie eine Feder. Verzweifelt versuchte er, seine Psi-Kräfte zu aktivieren. Sein Gehirn war wie ausgebrannt. Der Finger des Grauen zuckte! Davids Hand hielt den toten Gardisten eisern fest. Sein eigener, unwillkürlicher Angstschrei klang ihm leise und dumpf in den Ohren, als er sich auf den Bauch drehte und mit aller Kraft die Leiche über sich zog.

Das Donnern des aus nächster Nähe abgefeuerten Blasters schien die Welt zu sprengen. David hatte das Gefühl, von der toten Last über sich in den Boden hineingepresst zu werden. Er verlor das Bewusstsein

 

*

 

Der Graue bückte sich, um den Körper seines toten Kameraden von dem jungen terGorden herunterzuzerren und nachzuprüfen, ob die Energieladung die gewünschte Wirkung gebracht hatte. Er war so damit beschäftigt, dass er den goldglänzenden Schatten nicht bemerkte, der von der Seite auf ihn zuschnellte.

Llewellyn 709 streckte den Grauen mit einem gewaltigen Hieb seiner Rechten nieder. Der Riemenmann wunderte sich selbst über seine schier unerschöpflichen physischen Kräfte. Wahrscheinlich hingen sie mit der Umwandlung seiner Körperzellen zusammen, die ihn zwang, ständig die goldenen Riemen zu tragen.

Der Riemenmann beugte sich zu David terGorden herunter, der allmählich wieder zu sich kam. Verwirrt blickte er sich um und arbeitete sich mit Llewellyns Hilfe unter der Leiche hervor, die immer noch halb über ihm lag.

»Bei Yggdrasils Wurzeln!«, sagte er schwach. »Ich dachte schon, alles wäre vorbei!«

Llewellyn lachte bitter, während er ihm auf die Füße half.

»Bei Yggdrasils Wurzeln!«, wiederholte terGorden.

»Sieh dich erst mal um, bevor du dich bedankst!«

David blickte zu dem Treiberschiff hinauf, dessen vorderes Segment über der Geröllhalde hing. Die Grauen hatten ihr Einkreisungsmanöver abgeschlossen und verharrten abwartend in einiger Entfernung von dem Schiff, aus dem nur ganz selten eine Energieladung auf sie zufauchte, ohne jedoch Schaden anzurichten.

»Flint«, erklärte Llewellyn. »Ich habe ihm meinen Blaster gegeben, als du wie ein Irrer auf die Grauen zugesprungen bist. Warum eigentlich? Unsere Kameraden sitzen im Schiff, wir stehen hier draußen, und dazwischen sind die Grauen. Kannst du mir in drei Teufels Namen sagen, warum du unbedingt einen Alleinangriff starten musstest?«

David starrte in Llewellyns wütende Augen und senkte dann den Blick.

»Ich wollte ins Heilige Tal«, sagte er frostig. »Wir sammeln jetzt die Waffen ein und versuchen, von hinten an die Grauen ranzukommen. Das wird ihnen zu tun geben. Hoffentlich sind Flint oder Rollo so schlau, sich mit den anderen irgendwo in den Hügeln zu verstecken, während wir die Grauen ablenken.«

Llewellyn seufzte. »Dein Wort in Valdecs Ohr!«, meinte er resigniert und biss die Zähne zusammen, als eine Explosion den Boden erschütterte. Hinter einem der Hügel stieg eine rote Stichflamme in den Himmel.

»Das dürfte die Chicago gewesen sein«, meinte er beiläufig und bückte sich nach dem Blaster, der neben Davids Füßen auf dem Boden lag. David blickte in die Richtung, in der das zerstörte Schiff lag.

»Valdec!«, murmelte er leise. »Wenn ich jemals lebend hier rauskomme, werde ich der Terranauten-Führer, den Llewellyn sich immer gewünscht hat!«

 

*

 

In Merlins Höhlensaal herrschte ein beklemmendes Zwielicht. Die Helligkeit des sonnigen Wintertages drang durch den Torbogen, der zu Yggdrasils Insel im Heiligen Tal hinausführte, doch die finsteren Wände des schmalen Ganges erdrückten das Licht und ließen nur noch einen kraftlosen Schatten in die gewaltige Halle.

Kein Geräusch gab es unter der Felsenkuppel, nur das Atmen zweier Menschen unterbrach die Stille. Das weiße Gewand Lithes schimmerte durch das Dämmerlicht. Ihre Hand lag auf der Schulter ihres Vaters, und wie immer hatte sie die Augen geschlossen und schwieg. Sie brauchten keine Worte.

Ihr Bewusstsein durchdrang mühelos die Gesteinsmassen, von denen sie umgeben waren, und mit ihren Gedanken sahen sie, was um das Heilige Tal herum vor sich ging. Die ASE-Panzerfahrzeuge der Grauen Garden hatten ihr Vorrücken eingestellt, ihr Dröhnen war verstummt – die Queens hatten Befehl gegeben, die demoralisierten Treiber mit Betäubungswaffen außer Gefecht zu setzen. Um jedes der mehr oder weniger beschädigten Treiberschiffe hatte sich ein undurchdringlicher Ring aus Grauen gebildet, die geduldig abwarteten, bis die Energie der wenigen Waffen, die die Treiber besaßen, aufgebraucht war, um die für eine parapsychische Verteidigung zu erschöpften Männer und Frauen dann einsammeln zu können. Vereinzelt gab es noch wütende Handgemenge. Leblose Körper lagen unbeachtet auf dem felsigen Boden.

Merlin umklammerte die Kante des Steintisches, vor dem er saß.

Spürst du sie auch?, dachte er, und er fühlte Lithes Bejahung.  

Angst, Verzweiflung und Schmerz hingen wie ein greifbarer Schleier über den Treiberschiffen. Lithe erkannte die Strömungen von Menschen, die sie kannte, ganz schwach erkannte sie sogar Davids Gedankenformen, die nichts als Wut wiedergaben. Überall dazwischen waren die konditionierten Emotionen der Grauen zu spüren, die auch der Kampf nicht anregte.

Merlin griff nach Lithes Hand auf seiner Schulter und sah sie an.

»Du musst jetzt gehen!«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Bei dem, was ich vorhabe, kann ich dich nicht brauchen!«

Er spürte ihr Aufbegehren.

»Aber ich könnte dir helfen!«, wehrte sie sich. »Die Aufgabe ist zu groß für einen allein! Du musst die Lebensenergie von zwölf Männern aus Weltraum II zurückfordern!«

Merlin erhob sich. »Nur Yggdrasil könnte mir helfen. Aber die Große Mutter ist am Ende ihrer Kraft. Valdecs Kaiserenergie wirkt auf sie wie Gift.« Der alte Zauberer nickte langsam und murmelte zu sich selbst: »Es waren starke Männer, und ich kannte sie gut. Sie werden willig kommen, wenn ich sie rufen lasse. König Artus und seine Getreuen werden mich nicht im Stich lassen. Du weißt, was ich alles für sie tat!«

Lithe wandte sich ab und trat in den Gang hinaus, der ins Freie führte. Sie blickte nicht zurück, auch nicht, als ein gitterartiger Vorhang aus flirrender Energie sich fauchend hinter ihr senkte und sie aus der Halle ausschloss.

Merlin blickte ihr nach. Sein bärtiges Gesicht war hart und ausdruckslos.

»Sie weiß, dass ich es nicht tue, weil ich kein Zutrauen zu ihren Kräften habe«, murmelte er, während er den Deckel einer niedrigen Truhe zurückschlug, die im Hintergrund der Halle im Schatten stand. »Doch einer unserer Familie muss am Leben bleiben, damit unser Name nicht erlischt. Seit über 2 000 Jahren besteht unser Geschlecht, und man soll nicht sagen können, ausgerechnet

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Eva Christoff/Apex-Verlag. Published by arrangement with Thomas R. P. Mielke and Rolf W. Liersch.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Zasu Menil.
Satz: Apex-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2018
ISBN: 978-3-7438-6956-1

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /