RONALD M. HAHN
T.N.T. Smith, Band 3:
Das Kommando Ragnarök
Roman
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Der Autor
DAS KOMMANDO RAGNARÖK
Das Abenteuer geht weiter!
Das Buch
1938: Auf der Spur der Unsterblichen gerät der Journalist T.N.T. Smith nach einem haarsträubenden Abenteuer im afghanischen Kabul in Istanbul in die Fänge deutscher Gestapo-Agenten und muss im Orient-Express nach Wien fliehen, um zu verhindern, dass der von der SS entführte Piotr Drabek für genetische Experimente missbraucht wird.
Im Zug macht er die Bekanntschaft des baltischen Playboys Sascha Budrys, der sich, als ein SS-Killerkommando eintrifft, um Smith zu eliminieren, als Freund in der Not erweist.
Im österreichischen Kärnten stoßen die beiden neuen Freunde auf den Unterschlupf des SS-Kommandos Ragnarök - und Budrys entpuppt sich als nicht ganz uneigennütziger Verbündeter...
T.N.T. SMITH. Die beinharte Science-Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.
Der Autor
Ronald M. Hahn, Jahrgang 1948.
Schriftsteller, Übersetzer, Literaturagent, Journalist, Herausgeber, Lektor, Redakteur von Zeitschriften.
Bekannt ist Ronald M. Hahn für die Herausgabe der SF-Magazine Science Fiction-Times (1972) und Nova (2002, mit Michael K. Iwoleit) sowie als Autor von Romanen/Kurzgeschichten/Erzählungen in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Abenteuer.
Herausragend sind das (mit Hans-Joachim Alpers, Werner Fuchs und Wolfgang Jeschke verfasste) Lexikon der Science Fiction-Literatur (1980/1987), die Standard-Werke Lexikon des Science Fiction-Films (1984/1998, mit Volker Jansen), Lexikon des Horror-Films (1985, mit Volker Jansen) und das Lexikon des Fantasy-Films (1986, mit Volker Jansen und Norbert Stresau).
Für das Lexikon der Fantasy-Literatur (2005, mit Hans-Joachim Alpers und Werner Fuchs) wurde er im Jahr 2005 mit dem Deutschen Fantasy-Preis ausgezeichnet. Insgesamt sechsmal erhielt Hahn darüber hinaus den Kurd-Laßwitz-Preis – dem renommiertesten deutschen SF-Preis - , u.a. für die beste Kurzgeschichte (Auf dem großen Strom, 1981) und als bester Übersetzer (für John Clute: Science Fiction – Eine illustrierte Enzyklopädie, 1997).
Weitere Werke sind u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen Ein Dutzend H-Bomben (1983), Inmitten der großen Leere (1984) und Auf dem großen Strom (1986) sowie – als Übersetzer – der Dune-Zyklus von Frank Herbert.
Ronald M. Hahn lebt und arbeitet in Wuppertal.
Ronald M. Hahn
DAS KOMMANDO RAGNARÖK
1. Kapitel
Kabul, Afghanistan, März 1938
Als Smith nach einer Odyssee durch die nepalesische Bergwelt, die jedem Scheckbuchtouristen graue Haare eingetragen hätte, aus dem rostigen Doppeldecker steigt, der ihn die letzten fünfhundert Kilometer seiner beschwerlichen Reise befördert hat, zittern ihm die Knie.
Der Pilot, ein in Birmingham geborener Ex-Leutnant der indischen Armee, der nun mit seiner bunt bemalten Schrottmühle vom Typ De Havilland Moth als freiberuflicher Kurier für pakistanische und afghanische Unternehmen tätig ist, nimmt mit einem zahnlückigen Grinsen sein Honorar in Empfang und entschwindet in eine Kaschemme, um dort, wie er Smith noch in der Luft mitgeteilt hat, in den nächsten paar Tagen „ein paar hunderttausend Gehirnzellen zu versaufen“.
Smith, nach den langen Monaten und schier endlosen Strapazen in der Bergwelt des Himalaya reichlich abgemagert, erschöpft und knapp bei Kasse, sucht als erstes ein Telegraphenbüro auf, um seiner Redaktion in London zu melden, dass er noch unter den Lebenden weilt und dass sie in den nächsten Tagen mit einer farbenprächtigen Reportage über das abenteuerliche Land rechnen kann, das er gerade verlassen hat.
Nachdem dies getan ist, überquert er die Straße und kehrt in die von einem rotnasigen und rauschebärtigen Schotten betriebene Touristenkneipe „Olde Drunkard“ ein, deren Grammophon pausenlos Duke Ellingtons „Bugle Call Rag“ dudelt, denn er hat vor, sich nach der langen Zeit der Abstinenz zunächst mal ordentlich einen hinter die Binde zu kippen. Am Tresen lernt er den amerikanischen Collegeprofessor und Archäologen Dr. Jones kennen, der mit Filzhut, Lederjacke und aufgerollter Nilpferdpeitsche angetan nach Bhutan unterwegs ist, um dortselbst ein Rätsel zu lösen, das ihn schon seit seiner Studienzeit piesackt: „Verläuft die Vagina der asiatischen Frau wirklich waagerecht?“
Nach sieben großen Bieren bahnt Smith sich zu Fuß den Weg in Richtung Stadtzentrum. Im Hotel „Allah ist groß und Mohammed sein Prophet“, mit dem die Reisekorrespondenten der World seit altersher einen Vertrag haben, weist er sich aus, trägt sich ein, kauft in der Lobby einige alte Zeitungen aus der Heimat und geht am helllichten Tag zu Bett.
Sechzehn Stunden später ist er ausgeschlafen genug, um seinem Magen wieder etwas zu gönnen und sich in der Lobby in einem weichen Sessel bei einer Senior Service aus der Presse zu informieren, was in dem Jahr geschehen ist, das er im Himalaya verbracht hat.
Japan führt neuerdings Krieg gegen China. In Spanien tobt unvermindert der Bürgerkrieg, wobei es so aussieht, als würden die demokratischen Kräfte trotz der Hilfe der internationalen Brigaden immer weiter zurückgedrängt. Der griechische Kronprinz Paul hat eine deutsche Prinzessin namens Friederike Luise geehelicht. Aus Rumänien werden antijüdische Ausschreitungen gemeldet. Josef Stalins Lakaien in der Justiz veranstalten in Moskau Schauprozesse gegen angebliche Trotzkisten. Deutsche Truppen sind, ohne einen Schuss abzugeben, in Österreich einmarschiert. Reichskanzler Hitler wurde in Linz von jubelnden Massen begrüßt und hat seinen Untertanen mit stolzgeschwellter Brust „den Anschluss seiner Heimat an das Deutsche Reich“ gemeldet.
Es ist – speziell was die kontinentaleuropäischen Ereignisse angeht – mehr als Smith verdauen kann, und so macht er sich nach getaner Lektüre ins „Büro“ seines alten Bekannten Horst Walter Piepenbrink auf. Piepenbrink, von Freunden und Bekannten „H.W.“ genannt, residiert seit ewigen Zeiten an der Bar des unter britischer Leitung stehenden Hotels Metropol. Obwohl er aus dem Lande Hitlers stammt, ist er das, was man einen „guten Deutschen“ nennt: Wie die meisten Korrespondenten, die sich zu weit vom eigenen Kulturkreis entfernt haben, steht er der Partei der Trunkenbolde nahe. Zudem stammt er aus einem ziemlich kosmopolitisch eingestellten Elternhaus, das die neuen braunen Herren Deutschlands wie die Pest hasst.
Als H.W. Smith aus trüben Augen erblickt – was nicht nur daran liegt, dass er angebraten, sondern auch extrem kurzsichtig ist -, lädt er ihn gleich wortgewaltig zu einem Umtrunk ein und erkundigt sich nach seinen letzten Heldentaten. Nachdem er von Smiths angeblicher „Reportage über buddhistische Klöster Nepals“ erfahren hat, informiert er ihn ausführlich und eloquent über die momentane Lage der Welt, die seiner Meinung nach recht beschissen aussieht, seines hierzulande viel zu kurz kommenden Sexuallebens und die langweilige Stadt Kabul, die, obwohl Hauptstadt des Landes und Fixpunkt der Handelsstraßen zwischen Vorderindien und Zentralasien, fast eine halbe Million Einwohner hat.
H.W. ist beruflich mit der Frankfurter Zeitung, der Berliner Morgenpost und den Leipziger Neuesten Nachrichten liiert, für die er regelmäßig über die wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten Kabuls berichtet, sofern sich solche ereignen. Da er als Sohn eines wohlhabenden Bankdirektors kaum darauf angewiesen ist, den Kaufpreis seiner Brötchen von seinen eher mäßigen Zeilenhonoraren zu bestreiten, ist er die meiste Zeit als Partylöwe aktiv.
„Hier ist wirklich der Hund begraben, Smith“, seufzt er nach dem dritten gemeinsamen Wodka und deutet in die Runde. „Schau dich nur um. Hier triffst du nur europäische und amerikanische Spesenritter, die den asiatischen Markt für die Zukunft ihrer Unternehmen aufrollen wollen. Die meisten trauen sich nicht mal, ihre Frauen mitzubringen, weil sie Angst haben, die einheimischen Räuber konnten sie entführen und in den Harem irgendwelcher Sultane verkaufen.“ Er schüttelt zähneknirschend den Kopf. „In den Cafés sitzen nur Männer rum; die Afghanen schließen ihre Frauen ein, und wenn du mal eine siehst, ist sie so verschleiert, dass du gerade mal ein Auge von ihr zu sehen kriegst. – Abdullah, bring uns noch zwei.“
H.W. seufzt. „Es ist ein Scheißleben. Am meisten fehlen mir meine Freunde.“ Er hüstelt. „Abgesehen natürlich von den kessen Berliner Gören. Glaubst du, hier taucht mal ‘n Bekannter auf? – Nee. Außer den Kollegen, die sich hier ihre Leber ranzig saufen, siehste keinen. Du bist du der erste Neue, der seit zwei Jahren hier aufkreuzt. – Abdullah, bring uns noch zwei. Oder haste schon?“ Er deutet mit dem Daumen über seine rechte Schulter. „Das heißt natürlich... hick... abgesehen von dem verrückten Italiano, mit dem du 1933 in Monte Carlo rumgezogen bist. Du weißt schon, der Kerl, der nur Koks und kleine Weiber im Kopf hat. – Wie heißt er doch gleich? Manzoni?“
„Gasponi?“ Smith ist trotz seines mittlerweile recht ansehnlichen Alkoholpegels sofort hellwach. „Meinst du Italo Gasponi? Er war hier?“
„Ja, war er... hick... war er.“ H.W. denkt nach, dann erhellt sich seine Miene. „Gott, was rede ich da? Er ist hier! Ich hab ihn erst gestern gesehen...“
„Und wo?“
„Weiß nicht mehr. Im Metropol? Nee. Im Sultan Achmed? Nee... Ich glaub, es war im Kabul Hilton.“
„Ich bin blank, H.W.“, wirft Smith schnell ein, bevor Piepenbrink wieder in einen seiner ellenlangen Monologe verfallen kann. „Kannst du mir was pumpen? Sagen wir, fünfzig Pfund?“
„Fünfzig Pfund? Fünfzig Pfund?“
H.W. greift sich an den Kopf, und der afghanische Mixer, der wahrscheinlich im ganzen Jahr keine drei Pfund verdient, wirft einen erschreckten Blick zum Himmel, in dem, wie wir alle wissen, Allah in seiner großen Gnade über uns wacht. „Ob ich dir fünfzig Pfund pumpen kann?“
H.W. zückt seine Brieftasche, schaut hinein und entnimmt ihr einen Stapel Scheine. „Natürlich kann ich dir fünfzig Pfund pumpen.“ Er legt eine Visitenkarte dazu. „Meine Kontonummer steht drauf. – He, weißt du eigentlich noch, wie wir damals in Heidelberg...“
2. Kapitel
Kabul, Afghanistan, März 1938
Normalerweise würde Italo Gasponi an einem Tag wie diesem auf der terraza seiner Veroneser Villa unter dem baldacchino liegen und die Sportzeitung der letzten Woche lesen. Doch er ist seit Wochen fern der Heimat. Ein dringender Kurierflug für den Freundeskreis seines prominenten Verwandten Benito Mussolini hat ihn und seine treue Lockheed Electra nach einer Vergnügungsreise durch Nordafrika vor drei Tagen in Kabul landen lassen. Heute Abend soll er sich am Rande des örtlichen Flugfeldes mit einigen ihm unbekannten Herren treffen, um von ihnen im Tausch gegen einen Koffer mit US-Dollari einen Sack mit „Waren“ entgegenzunehmen, die man in diesen Zonen am preiswertesten bekommt.
Doch bis dahin, findet er, steht ihm nach der langen Fliegerei noch ein wohlverdientes Vergnügen zu.
Gasponi gehört nämlich nicht zu den Arbeitstieren, die die Herrlichkeiten des Lebens beim Geldverdienen völlig vergessen oder gar nicht erst zu schätzen wissen. Ganz im Gegenteil: Ihm geht nichts über die Gesellschaft möglichst junger Damen, die der Exzentrik aufgeschlossen und bereit sind, ihm das dolce farniente zu versüßen.
In diesem Fall handelt es sich um das dralle, glutäugige und schwarzhaarige Lockenköpfchen Lolita Casagrande, die achtzehnjährige Tochter eines Italo-Amerikaners aus Brooklyn, New York, der in Kabul Geschäfte tätigt und zufällig im gleichen Hotel abgestiegen ist.
Zu Gasponis Freude kann Lolita nämlich nicht genug von seinem mazza kriegen, den sie gerade knetet und auf das große Zungenspiel vorbereitet. Sie ist, findet er, ein großes Talent.
Während sich vor den Fenstern der Suite die meist englischen Hotelgäste rund ums Schwimmbecken versammelt haben, Champagner schlürfen und irgendeinem greisen Zausel lauschen, der ihnen von den Naturschönheiten Afghanistans berichtet, liegt Gasponi nackt auf dem Bett. Lolita kniet zwischen seinen Schenkeln und stülpt ihre roten Lippen über ihn. Ihr reizendes Lockenköpfchen fährt auf und nieder, er ergötzt sich an ihrem wippenden busto und spielt verzückt mit ihren capezzoli. Lolita ist bis auf ein kleines rotes Mieder, an denen ihre dunkelbraunen Seidenstrümpfe befestigt sind, nackt. Hin und wieder lässt sie seinen quadrello aus dem Mund gleiten und ihre Zungenspitze über die empfindliche Haut seiner glande tanzen.
„Grandioso...“ ächzt Gasponi. Ihre Zunge vollbringt wahre Wunder. Wie lascivo es ihn macht, ihr dabei zuzusehen. Heiße Wonneschauer jagen über seinen Rücken, als sie sich umdreht, auf ihn legt und ihm ihre glänzende fessura ins Gesicht drückt. Er packt ihren culo, küsst ihn innig und wartet ab, bis ihre Zunge wieder loslegt. Er berührt ihr bocciuolo mit dem Finger und lässt ihn dann in ihre fessura einfahren. Lolita stöhnt vor Lust; die Bewegungen ihrer Zunge an seinem mazza werden heftiger und schneller.
Gasponi ächzt, stöhnt, seufzt, dann hebt er den Kopf und küsst ihre glatte tellina, bis sie sich aufbäumt. Seine Zunge fährt durch ihre fessura, und wenn sie ihr bocciuolo trifft, stöhnt sie leidenschaftlich auf.
Oh-ah-oh, dann wieder ihre Zunge! Sie nuckelt an seiner glande. Seine Zunge peitscht ihre rosige pustoletta. Sie zuckt in einer Tour. Oh, delizioso! Es scheint ihr besonders zu gefallen, wenn er einen Finger in ihre fessura und einen zweiten in ihren culo schiebt und dabei ihr bocciuolo saugt. Lolita spießt sich auf, ihr Stöhnen zeigt ihm, dass es ihr gefällt. Ihre Lippen schließen sich gierig um seinen mazza.
„Uh! Uhh! Uhhh!“, macht sie. Ihr Kopf fährt hektisch auf und ab. Gasponi taucht tief in ihre warme Mundhöhle ein und umklammert ihren culo mit beiden Händen. Ihr Gestöhn zeigt ihm, dass sie kommt. Ihre Zunge peitscht seine glande, dann schlägt sie heftig die Zähne in sein berstendes Fleisch.
„Fuoco!“, schreit Gasponi, ergießt sich in ihre samtene Kehle und bleibt keuchend liegen.
Dann klingelt das Telefon. Gasponi lauscht dem leisen Keuchen Lolitas.
„Pirandello?“, meldet er sich mit seinem Tarnnamen.
„Hier ist Vito Casagrande“, sagt eine Männerstimme, die so klingt, als leide sie unter achtzig Zigaretten pro Tag, und deren Akzent so übertrieben amerikanisch ist, dass es Gasponi fast den Magen umdreht. „Ich bin mit meinen Leuten in zwei Minuten bei dir, du verkommene Mistsau, und wenn du gerade das mit meiner kleinen Lolita machst, was ich vermute, baumelst du in drei Minuten an einem Fleischerhaken.“
„Wie? Was?“, sagt Gasponi. Er blickt auf die Wanduhr. „Das muss ein missverständnis sein, Signore Casagrande. Ich kenne keine Lol..“
Klick. Casagrande hat aufgelegt.
„Ah!“, machte Lolita. Ihr muscolo umklammert noch immer seinen Finger, und sie knabbert verliebt an seinem glande.
„Maledizione!“, Gasponi schaut sich panisch um, hält nach seinen Kleidern Ausschau, die überall im Raum verteilt auf dem Boden liegen. Wo ist seine Kanone?
Rumms! Urplötzlich kracht irgendwo etwas. Lolita hebt den Kopf und kreischt auf. Gasponis Kopf ruckt hoch. Die Tür der Suite fliegt aus den Angeln, und zwei breitschultrige Männer in weißen Anzügen, die dunkle Brillen tragen und deren Achselhöhlen verdächtig ausgebeult sind, stürzen in den Raum hinein.
„Maledizione!“, schreit Gasponi noch einmal. „Merda! Und das mir!“
Ein Ruck seiner kräftigen Hände, und das halbnackte Lockenköpfchen fliegt vom Bett und landet vor den Füßen der beiden Fremden auf dem Teppich. Gasponi ist mit einem Satz auf den Beinen, packt den ihm am nächsten befindlichen Stuhl und schleudert ihn den Männern entgegen. Er kracht gegen die Schienen des ersten, der vor Schmerz aufbrüllt, das Gleichgewicht verliert und sich gedankenlos am Ärmel seines Kollegen festkrallt, so dass auch dieser Gasponi kurz aus den Augen lassen muss.
Während Lolita über den Teppich rollt und in Panik kreischend schamhaft ihre achtzehnjährigen körperlichen Schätze bedeckt, ergreift Gasponi mit einer Hand rasch seine Hose und mit der anderen den nächsten Stuhl, den er den verdutzten Eindringlingen so heftig um die Ohren drischt, dass sie Mühe haben, auf den Beinen zu bleiben. Als der erste Mann unter seinen wüsten Hieben zu Boden geht, taucht ein dritter im Türrahmen auf, dessen zornsprühender Blick ihm gleich sagt, dass er Lolitas Vater ist. Signore Casagrande hält einen 45er Colt-Revolver in der Hand, was Gasponi klar macht, dass es höchste Zeit ist, diesen ungastlichen Ort zu verlassen, auch wenn man ihn vielleicht anschließend einen Feigling nennt. Er fährt herum, nimmt einen kurzen Anlauf und hechtet durch das offene Fenster.
Klatsch! Drei Stockwerke unter ihm liegt das mit warmem Wasser gefüllte Schwimmbecken des Kabul Hilton und rettet ihm das Leben. Als der nackte Gasponi, die nasse Hose in der rechten Hand, prustend an den Beckenrand schwimmt, tauchen die Köpfe der Leibwächter Casagrandes auch schon am Fenster der Suite auf, und sie gestikulieren heftig. Hinter ihnen ertönen das mordsmäßige Gekreische Lolitas und das laute Klatschen einer Reihe von Ohrfeigen.
Weg, nur weg, denkt Gasponi. Casagrandes Leibwächter scheinen zu ahnen, was er vorhat, denn sie zucken zurück, und er weiß, dass sie nun die Treppe hinuntereilen, um ihn vor den versammelten Hotelgästen und Kellnern, die ohnehin schon recht merkwürdig schauen,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Ronald M. Hahn/Apex-Verlag.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Zasu Menil.
Tag der Veröffentlichung: 10.05.2016
ISBN: 978-3-7396-5445-4
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