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Neulich saß ich mit meinem Freund Rafael in einem Café und konsumierte erfrischendes, aufbauendes, nicht-­‐alkoholisches Getränk. Wir sprachen über Allerhand und Vielerlei und diskutierten zu guter Letzt über Humor und dessen Wirkungsweise auf das unbefangene Individuum.

Die Frage, die uns über einen enorm großen Zeitraum intensivst beschäftigte, lautete folgendermaßen: Wie lustig ist lustig?
Grundsätzlich vertraten sowohl Rafael als auch meine Wenigkeit die gleiche – weitestgehend liberale – Meinung, konnten sich aber über diverse Details der gegenseitigen Argumentation nicht ganz einig werden. Selbst mehrere Schluck des köstlich braunen Gebräus, das hinlänglich unter dem etwas profanen Namen Kaffee bekannt ist, ließen uns nicht zu einem gemeinsamen Konsens gelangen.

So geschah es, dass mich mein Freund anhand eines Beispiels von der absoluten Plausibilität seiner Denkweise überzeugen wollte. Er überlegte eine kurze Weile, wiegte seinen Kopf hin und her und begann schließlich auszuführen:
„Pass mal auf, Manfred“, hob er an, „ich erzähle dir jetzt einen Witz und du wirst sehen, wie lustig lustig wirklich ist.“

Gespannt hing ich also an den Lippen meines Gegenübers und lauschte aufmerksam dessen Worten.
„Kommen ein Franzose, ein Engländer und ein Deutscher in das Restaurant. Die drei sitzen am Tresen und...Nein, nein, falsch...Der geht anders...Pass auf...kommen ein Russe, ein Amerikaner und ein Österreicher in die Bar. Sie sitzen also am Tresen...Oder?“

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass es mir schon jetzt, nach den ersten beiden Sätzen, Schwierigkeiten bereitete, dem Witz zu folgen. Aber egal, ich hoffte zu diesem Zeitpunkt noch darauf, dass Rafael den Faden wieder finden und mich mit einer gut gesetzten Pointe am Ende seiner Ausführungen überraschen würde.

„Also“, fuhr mein Kumpel fort, „kommen jetzt ein Afrikaner, ein Tscheche und ein Spanier in ein Hotel und gehen zur Rezeption. Sagt der Mühlviertler...Nein...nein....nein, nein, nein...das geht doch anders.“

Schön langsam begann ich mir den Ober mit der Abrechnung unserer Konsumation herbei zu wünschen. Ich wollte es ja nicht zugeben, aber das Gestammel Rafaels, das sich als Witz tarnte, begann jetzt, mich wirklich zu beunruhigen.

„Einmal noch. Jetzt wird’s was.“, versprach mir Rafael. „Gehen also ein Kolumbianer, ein Eskimo und ein Schwede in den Bahnhof. Geht einer zum Schalter und bestellt sich ....Moment...was bestellt sich der jetzt? Mist, ich glaub, ich hab den Witz vergessen....“

Um Rafael einzubremsen und mich vom lückenhaften Zeugnis seiner rhetorischen Unfähigkeit zu befreien, ergriff ich die Initiative und rief den Zahlkellner mit lauter und bestimmter Stimme herbei. Ich übernahm die gesamte Rechnung und erklärte Rafael versöhnlich, dass ich die Kosten unseres Kaffeeklatsches gerne tragen würde, wenn wir gemeinsam diesbezüglich übereinkämen, dass lustig nicht immer lustig sei.

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Tag der Veröffentlichung: 25.01.2012

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