Genaugenommen begann das Abenteuer bereits am Fughafen von Managua in Nicaragua. Am Dienstagmorgen, den 4. November 1975, fuhr ich rechtzeitig mit dem Taxi zum Flughafen, um für den PANAM-Flug nach Chicago (über Mexiko City) einzuchecken. Im Terminal traf ich einen Engländer, den ich vom Swimming Pool im Hotel InterContinental in Managua her kannte. Er wollte mit derselben PANAM-Maschine nach Houston in Texas fliegen.
Morgenstimmung am Flughafen Managua
Da wir noch reichlich Zeit bis zum Abflug hatten, setzten wir uns auf eine Bank in der Wartehalle und unterhielten uns ausgiebig über unser gemeinsames Hobby: das Tauchen. Plötzlich sah ich draußen unsere PANAM-Maschine zur Startbahn rollen - mit unserem Gepäck, aber ohne uns! Sofort spurteten wir zum zuständigen Stationsleiter von PANAM und baten ihn, die Maschine zu stoppen. Dies war leider nicht mehr möglich! Für mich war die Situation relativ einfach, denn ich mußte nur mit einer passenden Maschine (diesmal nicht PANAM) etwas später nach Mexiko City fliegen, um dort mein Gepäck am PANAM-Schalter (ich hatte dies mit dem Stationsleiter in Managua abgesprochen) wieder zu übernehmen.
Bestimmte Kundentermine mussten nicht eingehalten werden, denn ich befand mich auf dem Rückflug nach Deutschland (nach einer fast dreiwöchigen Reise durch mehrere süd- und mittelamerikanische Länder - siehe Reiseberichte: Venezuela, Kolumbien, Costa Rica. Größere Schwierigkeiten hatte mein Gesprächspartner, der sich im mexikanischen Konsulat in Managua für die Zwischenlandung in Mexiko City erst noch ein Visum besorgen mußte. Später sah ich ihn noch einmal kurz im Flughafengebäude in Mexico City. Er machte einen etwas aufgelösten Eindruck. Offensichtlich war es ihm noch nicht gelungen, sein Gepäck zu finden. Dann haben wir uns für immer aus den Augen verloren.
Der Flughafen von San Salvador
Der Flughafen von San Salvador
Der Flug von Managua nach Mexico City verlief ohne Komplikationen und wir hatten herrliches Flugwetter. Deshalb konnte man den internationalen Flughafen von San Salvador (dem kleinsten Staat Mittelamerikas) beim Überfliegen sehr gut erkennen. Mexico City liegt auf einer Höhe von 2.350 m und hat 13,1 Millionen Einwohner (2.000). Die staubtrockene Landschaft auf dieser Hochebene und die vielen Slums waren beim Anflug auf die Hauptstadt Mexikos nicht zu übersehen. Offensichtlich überflogen wir auch eine sehr große Abwasserreinigungsanlage.
Slums in Mexico City
Der Flug von Managua nach Mexico City verlief ohne Komplikationen und wir hatten herrliches Flugwetter. Deshalb konnte man den internationalen Flughafen von San Salvador (dem kleinsten Staat Mittelamerikas) beim Überfliegen sehr gut erkennen. Mexico City liegt auf einer Höhe von 2.350 m und hat 13,1 Millionen Einwohner (2.000). Die staubtrockene Landschaft auf dieser Hochebene und die vielen Slums waren beim Anflug auf die Hauptstadt Mexikos nicht zu übersehen. Offensichtlich überflogen wir auch eine sehr große Abwasserreinigungsanlage.
Abwasserreinigungsanlage
Nacht in Mexico City
Wie ich bereits geschrieben habe, kam ich am Flughafen ohne größere Schwierigkeiten wieder in den Besitz meines Gepäcks. Probleme gab es aber mit dem Anschluss-Flug. Ich konnte nur mit AIR MEXICANA am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, nach Chicago weiterfliegen. Also fuhr ich mit dem Taxi ins Stadtzentrum, um dort ein passendes Hotel für eine Nacht zu finden. Das war mir alles garnicht so unrecht, denn auf diese Weise konnte ich ein wenig von Mexico City kennenlernen. Und ich war bei meinen Reisen immer auf Entdeckungsreise mit meiner Spiegelreflex-Kamera: im Stadtzentrum gelangen mir interessante Nachtaufnahmen.
Paseo de la Reforma
Ich buchte ein Zimmer im Hotel Emporio Cuidad de Mexico, das mitten im Zentrum an der Paseo de la Reforma 124 lag - nicht allzuweit entfernt vom "Monumento a Cuauhtemoc" (Denkmal). Es soll an den letzten Azteken-Kaiser erinnern, der im Jahre 1520 als 18-jähriger den Thron bestieg. Dieser folgte dem Azteken Moctezuma, der während eines Aufstandes, der von den Azteken gegen die Spanier unter Hernan Cortez gerichtet war, durch einen Steinwurf getötet wurde. Cortez kam 1519 von Kuba mit 600 Mann, 20 Pferden und 10 Kanonen in das Azteken-Reich, um dieses zu erobern - was ihm nach einigen Schwierigkeiten auch gelang.
Blick vom Hotelzimmer
Als ich im Hotel ankam, war es bereits Zeit zum Abendessen. Vorher wollte ich aber unbedingt noch eindrucksvolle Stimmungsbilder (Langzeitbelichtung!) fotographieren. Das gelang mir auch hier auf meiner 2. Südamerika-Reise (nach Caracas, Bogota und San Andres) wieder auf eine gelungene Art und Weise. Diese schönen Eindrücke sind ein wichtiger Bestandteil meines DIA-Vortrages "Impressionen bei Nacht und in der der Dämmerung" (Stimmungsbilder rund um die Welt fotographiert). Das bereits genannte Denkmal "Monumento a Cuauhtemoc" entdeckte erst später bei der Betrachtung meiner Aufnahmen. Es wurde 1887 eingeweiht.
Mit dem guten Gefühl, schöne Aufnahmen im "Kasten" zu haben (heute ist das alles mit meiner Digital-Spiegelreflexkamera sehr viel einfacher, da man das fertige Bild sofort sehen kann) suchte ich mir in der Nähe ein typisch mexikanisches Restaurant. An die genaue Speisekarte kann ich mich nicht mehr erinnern: auf jeden Fall waren Tacos (Maisfladen), eine scharfe Soße und ein ausgezeichneter Rotwein Bestandteil meines Abendessens. Danach ging ich "schnurstracks" ins Hotel, denn ich wollte am folgenden Mittwoch, den 5. November 1975, den Weiterflug nach Chicago nicht verpassen.
Auf dem Flug vom Mexiko City nach Chicago mit der AIR MEXICANA hatten wir wohl wieder ausgezeichnetes Flugwetter, denn die Reise verlief äußerst ruhig. Nur konzentrierte ich mich diesmal nicht auf die Landschaft unter uns, sondern auf die Ereignisse im Flugzeug selbst. Die Maschine war nur zu ca. 30 Prozent belegt und offensichtlich wurde die Trennung zwischen erster und zweiter Klasse (mein Bereich) aufgehoben. Das Essen war hervorragend und Alkohol floß reichlich (ich kann mich noch sehr gut den ausgezeichneten Rotwein erinnern).
Bombenalarm
Vielleicht war es der etwas erhöhte Alkoholspiegel, dass wir - nach einer vorbildlichen Landung auf dem internationalen O'Hare-Airport in Chicago - garnicht sofort registrierten wie unser Flugzeug nicht zum Terminal rollte. Dagegen wurden wir zu einem Bereich weit außerhalb des Flughafengebäudes dirigiert und dort geparkt. Dann tat sich erst einmal nichts und wir wurden langsam doch etwas unruhig. Ich fragte den jungen mexikanischen Steward, der mich so vorzüglich "versorgt" hatte, was denn los sei. Und dann erfuhr ich die Schreckensmeldung von ihm: "Wir haben eine Bombe an Bord!" Wieder bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend - genauso wie ich es Anfang Mai 1972 während des vermeintlichen Absturzes auf dem Flug nach Mendoza in Argentinien (unvorhergesehene Zwischenlandung in San Juan) erlebt hatte.
Die Löschfahrzeuge
Nach und nach postierten sich mehrere Löschfahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr in einem entsprechenden Sicherheitsabstand um unser Flugzeug. Wieder tat sich erst einmal nichts und die Türen unserer Maschine blieben auch weiterhin geschlossen. Wir saßen alle wie auf glühenden Kohlen - eingeschlossen in unserem "Gefängnis". Irgendwann erschien auch der "Flughafen-Sheriff" mit seinem Wagen. Nach ca. 15 Minuten Wartezeit (keine Bombe explodierte!) durften wir über die rote Gangway, die extra herangeschafft werden mußte, aussteigen.
Unser Flugzeug
Und wieder wußte keiner so richtig, wie es weitergehen sollte. Es bildeten sich mehrere Gruppen und auch die Besatzung unseres Flugzeuges mit den Namen GUADELAJARA stand abseits. Endlich kam ein Bus, der uns zu unserem normalen Terminal brachte. Die ganze Aktion war also ein sogenannter "blinder" Alarm - es hätte aber auch weniger glimpflich ausgehen können.
Flugpersonal und Passagiere warten
Flughafen Chicago
Sie können sich meine große Erleichterung vorstellen, als ich gegen 21 Uhr im Jumbo der LUFTHANSA (den ich vorher durch die Terminal-Fenster fotographiert hatte) saß, der mich wohlbehalten wieder nach Hause zum Flughafen Frankfurt brachte. Schon alleine die Begrüssung auf Deutsch durch das Kabinenpersonal und die ausgelegten deutschen Zeitungen gaben mir das Gefühl, fast wieder in Deutschland zu sein (darauf musste ich noch bis ca. 7 Uhr am Donnerstagmorgen, den 6. November 1975, warten).
Die Lufthansa-Maschine nach Deutschland
Texte: Klaus Metzger
Bildmaterialien: Klaus Metzger
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2012
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