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Sanfte, warme Hände legten sich um meine Taille und heiße Lippen streiften sanft meinen Hals. Meine Finger wanderten hoch zu seinen Wangenknochen und strichen leicht darüber. Meine andere Hand, fing an in seinen dichten, braunen Haaren zu wühlen und drängte seinen Kopf in die Richtung meines Gesichts.
Nun streiften seine Lippen mein Ohr und mein Kinn, bis sie endlich zu meinen Mund gelangten. Langsam drehte ich mich um und umfasste nun mit der Hand die eben noch seine Wangen liebkosten, seinen Hinterkopf und drückte ihn näher an mich.
Meine Lippen öffneten sich langsam und meine Zungenspitze klopfte leicht an seine Lippen. Daraufhin ließ er ihr Einlass und nun tanzten unsere Zungen zusammen. Ich stöhnte leicht auf und nun tat er es mir gleich.
Meine Lippen saugten sich an seine, doch plötzlich löste er den Kuss und hauchte mir ein: „Wir sehen uns später, mein Schatz“, ins Ohr.
Er nahm mein Gesicht in seine großen, weichen Hände und drückte mir einen schnellen Kuss auf die Stirn. Dann sah er mir noch einmal tief in meine Augen und entfernte sich langsam von mir. Er drehte sich mit einer schnellen Bewegung zur Tür und ließ mich alleine stehen.
Meine kleine, zierliche Hand wanderte zu der Stelle, wo eben noch seine Hände lagen und eine Träne rann meine Wange hinunter. Der kleine, salzige Tropfen stoppte auf meiner Oberlippe und meine Zunge leckte gezielt darüber.
Ich fragte mich, ob ich für das alles bereit war. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und stützte mich mit meinen Händen am Waschbeckenrand, der nun genau gegenüber von mir stand, ab.
Ich sah in den großen Spiegel vor mir und erkannte mich kaum wieder.
Meine Haut wirkte wie Pfirsich und Rosen, meine tief grünen Augen waren groß und von dichten, tiefschwarzen Wimpern umrahmt. Der schmal geschnittene Rock meines glänzenden, weißen Kleides war an der Schärpe leicht gewölbt, fast wie eine umgedrehte Calla, so gekonnt geschnitten, dass ich elegant und anmutig wirkte. Meine Hellblonden Haare, waren zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur angefertigt worden und zwei silberne Kämme, wo dunkelroten Rubinen über den Zähnen der Kämme zu einem Blumenmuster gesteckt worden waren, steckten am Rand der Zöpfe.
Sie passten perfekt zu der Rubinroten kette, bei der Blumen runter zu meinem Ausschnitt verliefen und eng an meinem dünnen Hals lag.
Bevor ich die Schönheit vor mir im Spiegel weiter betrachten konnte, legte jemand eine große, schwere Hand auf meine Schulter. Ich erschrak und konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Eine zweite Hand legte sich auf meine andere Schulter und drehte mich mit viel Gefühl um.
Ich sah hoch und blickte in die großen, offenen Augen meines Vaters. Er hatte seinen Mund zu einem großen, fröhlichen Grinsen verzogen und Grübchen bildeten sich oberhalb seiner Mundwinkel.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich umarmte ihn so schlagartig, das wir beide zu Boden vielen.
Ich landete sanft auf ihn drauf und fing sofort an, laut zu lachen.
Meine Vater schaute mich verlegen an und musste sich ein Grinsen verkneifen.
Als er aufstand und ich noch hilflos mit meinem Gestrüpp aus Kleid, auf dem Boden saß, reichte er mir seine Hand. Ich nahm sie dankbar an und ließ mich vom ihm hochziehen.
Nun blickte er in meine Augen und ich wurde rot.
„Du siehst wunderschön aus, mein Engel“, sprach er zu mir.
Ich lächelte und ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht gleich in tausend Stücke zerfällt.
„Es entspricht zwar nicht der Tradition, Vater, aber ich würde gerne den Hochzeitstanz mit dir üben, bevor ich mich vor allen anderen zum Affen mache.“
Verlegen blickte ich auf meine Füße, die unter dem langen Kleid nicht zu erkennen waren. Nach einer Minute blickte ich wieder in das Gesicht meines Vaters, da ich noch keine Antwort bekommen habe. Er sah mich verwundert und mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„ Du willst also wirklich mit deinem alten, verschrumpelten Vater tanzen üben, statt dich gemeinsam mit deinem Prinzen auf der großen Tanzfläche zu blamieren?“, fragte er spöttisch.
Jetzt konnte er sein Grinsen nicht mehr unterdrücken und fing lauthals an zu lachen.
„Ja ich möchte lieber mit meinem alten Vater Tanzen, als mich vor allen zu blamieren“, antwortete ich ihm.
Ich blickte ihn fragen an und fügte noch schnell: „Es ist ja nur zum üben, bitte“, dazu.
Mein Vater straffte sich, trat einen kleinen Schritt zurück und ließ eine Hand auf meinen Rücken liegen, mit der anderen umfasste er meine rechte. Dann bewegten wir uns im Rhythmus der Musik, die in unseren Köpfen spielte. Wir drehten uns und manchmal wirbelte er mich unter seinen Armen hindurch. Aus versehen bin ich ihn dabei auf den Fuß getreten, aber er Grinste nur vergnügt, währen ich mit roten Gesicht zu Boden sah. Nach einer halben Stunde löste er seine Hände und blickte mich an.
„Danke“, sagte ich fast etwas zu leise, aber er bekam es dennoch mit.
„Wenn ich so meiner einzigen Tochter an ihren großen Tag behilflich sein konnte, muss du dich nicht bedanken.“
Ich lächelte ihn an und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Jetzt war er der, der verlegen guckte und fing an zu lachen.
„Scheint so, als wärst du gar nicht nervös, Liebling.“
Ich blickte über die Schulter meines Vater und auch er blickte sich fragend um. Meine Mutter lehnte sich lässig an die Tür und starrte uns mit einen fetten Grinsen im Gesicht an. Ich nahm mein Kleid in beide Hände und sprang ihr regelrecht in ihre ausgebreiteten Arme. Ich hatte sie lange nicht gesehen, da sie mit ihren neuen Mann, Steve, nach Australien in die Stadt Rockingham mit europäischen Flair, ausgewandert ist.
Steve ist ein echter Australien Fanatiker. Er findet es toll Tiere zu fotografieren die dort leben, obwohl ich finde, das er auch einfach in einen Zoo gehen kann, statt so weit wegzuziehen.
„Jenna. Das ist aber eine schöne Überraschung“, sagte mein Vater zu ihr, als ich immer noch in ihren Armen lag. Er kam nie wirklich über die Trennung hinweg. Ich glaube er liebt sie immer noch, doch er tut so als wäre es ihm schon seit langem völlig egal.
„Hallo Charlie, schön dich mal wieder zu sehen. Du hast dich in den letzten zwei Jahren kaum verändert“, begrüßte meine Mutter ihn während sie mich losließ.
Das stimmte. Mein Vater schien nicht älter geworden zu sein. Seine Frisur sah immer noch so zerzaust und dennoch total geschmeidig aus und kein einziges graues Haar war in seinen dichten, schwarzen Haar zu erkennen. Sein Gesicht ist makellos und die kleine falte über seinen Augenbrauen, die zu sehen ist wenn er seine Stirn runzelt, sieht immer noch niedlich aus. Seine Augen strahlen noch genauso wie früher, wenn laut ihm meine niedliche röte in meine Wangen steigt und sein regelrecht durch trainierter Körper wirkt nicht etwas erschlafft. Ich verstand nie warum meine Mutter ihn für so eine, wie ich Steve immer nenne, alte Matratze stehen gelassen hat.
„Du aber auch nicht und wenn ich ehrlich bin, sahst du noch nie so schön aus, wie Heute“, sagte er mit seinen unwiderstehlich schiefen Lächeln.
Jetzt erst sah ich meine Mutter richtig an und er hatte recht. Ihre sonst so vernachlässigten Haare, lagen geschmeidig und glatt über ihrer Schulter und gingen wie bei mir selbst, bis zu ihrer Taille. Ihre großen blauen Augen waren mit Kajal umrahmt und auf ihren Augenlidern trug sie bronzefarbenen Lidschatten . Ihre markanten Wangenknochen waren bedeckt von rosigen Rouge und ihre perfekt geformten, vollen Lippen waren natürlich rot. Sie trug ein bis zum Boden gehendes, silbernes Abendkleid, das ihre schlanke, weibliche Figur wirksam betonte.
Sie war atemberaubend schön. Manchmal frage ich mich, ob es sich überhaupt lohnt sich schön zu machen, wenn meine Mutter neben einen stand.
„Danke du aber auch. Ich glaube, das es schon fast fünfzehn Jahre her ist, seit dem ich dich das letzte mal in einem Smoking gesehen habe“, sagt meine Mutter mit etwas Scham in der Stimme.
Mein Vater lachte und meinte: „Ja, auf dem Geburtstag deiner Mutter.“
„Ja. Ich habe dich gezwungen dir einen Smoking anzuziehen, was an ein Weltwunder grenzte das ich es geschafft habe, da du dich sogar auf unserer Hochzeit geweigert hast.“
Mein Vater ging sich verlegen mit der Hand durch seine Haare und blickte an die Decke.
Meine Mutter wandte sich mir zu und sagte: „So Liebling, ich denke das ich und dein Vater dir noch etwas Zeit alleine geben sollten oder Charlie?“
Mein Vater blickte hoch und fing an :“ Ähm … ähm ja, finde ich auch“, zu stottern.
Meine Mutter nahm mich noch einmal fest in den Arm und flüsterte : „Wir sehen uns gleich“, ins Ohr.
Sie schlang ihren Arm in den meines Vaters und ging mit ihm raus. Unten hörte ich, das schon ein paar Gäste eingetroffen waren. Meine Eltern kamen gerade unten an und begrüßten die neu eingetroffen Gäste. Ich ging mit langsamen Schritten auf den Flur, der in hellen Farben gehalten wurde zu. Portraits der gesamten Familie Swan hingen an den Wänden. Swan. So würde ich auch bald heißen. Elena Swan. Ich ging auf das Treppengeländer, das mit lauter Blumen und Girlanden verziert war zu und versuchte nach Unten zu spicken. Ein rosa Vorhang versperrte mir die Sicht. Mein Vater, der alles geplant hatte, hatte sich selbst Übertroffen. Er hatte echt an alles gedacht. Ich dreht mich leicht nach links und ging weiter gerade aus. Die Tür des Zimmers, das bald mir gehören würde, stand einen kleinen Spalt offen und ich näherte mich ihm.
Mit meiner einen Hand stupste ich die Tür an, damit sie auf geht und mit der anderen Hand hielt ich meine Kleid hoch, um über die Schwelle zu treten. Nachher würde ich nicht mehr drüber gehen, sondern drüber getragen werden, um meine Hochzeitsnacht zu genießen. Ich trat in das große, helle Zimmer ein und blieb in der Mitte stehen.Vor mir stand ein großes, beiges Doppelbett, das mit vielen dunkelbraunen Kissen dekoriert wurde. Eine passende dunkelbraune, dünne Decke lag gefaltet und quer über den weißen Bettdecken. Links und rechts vom Bett standen zwei kleine Glastische, die mit einer einzigen Rose und einer Lampe geschmückt waren. An der rechten Wand waren zwei Wand lange Regale untereinander in beige. Auf denen standen ein paar kleine Pflanzen mit rosanen oder roten Blüten und drei unterschiedlich große, spitze Kerzen. Auf der linken Seite stand eine Mensch große Pflanze, die in ihrer vollen Pracht strahlte. Vor dem riesigen Bett lag ein kuscheliger, weißer Teppich, auf denen zwei alte Bücher lagen. Ich hob eines von beiden auf und stellte fest, dass das ein altes Familienalbum von mir war. Als ich es aufklappte viel mein Blick gleich auf eine kleine, schrumpelige alte Frau. Grani. So nannte ich damals meine Uhrgroßmutter. Als ich ungefähr vier Jahre alt war, sagte sie immer zu mir:“Mein kleiner Engel, glaub mir wenn dein großer Tag gekommen ist, wirst du deinen Traumprinzen begegnen und in ihm deine große Liebe finden.
“Früher habe ich diesen Satz geglaubt, aber ich denke nicht, das er je wirklich von Bedeutung gewesen ist. Ich weiß noch wie sie mir früher immer vor dem zu Bett gehen ihre Geschichten erzählt hat. Ich liebte diese Geschichten, nicht nur weil Grani so toll erzählen konnte, sondern weil all ihre Geschichten wahr gewesen sind. Ich habe fast den ganzen Tag mit ihr verbracht. Wir haben getanzt, gesungen und einfach total verrückte Dinge getan. Sie hat mich nie als ein kleines Mädchen gesehen wie alle anderen, sondern als ein Kind, das genau weiß, was das Leben bereit hält. Erst als ich mitbekommen hatte wie meine Mutter über die Krankheit von Grani mit meinen Vater geredet hat, änderte sich alles.
Erst da bemerkte ich, wie sie sich quält wenn wir spielen und wie schwer ihr das Atmen viel. Als meine Mutter mir dann erzählt hatte, das Grani in der Nacht einen Herzinfarkt erlitten hatte und nun im Krankenhaus liegt, kannte ich die wahre Bedeutung des Lebens. Man sollte sein Leben in allen Zügen genießen, denn man weiß nie wann es zu Spät ist.
„Elena?“, rief meine Mutter vom Flur aus.
Ich klappte das Buch zu und legte es vorsichtig auf das Bett.
„Ja. Ich bin hier, Mutter“, sagte ich in einen etwas heiseren Ton.
Meine Mutter stöhnte auf und ging in meine Richtung.
„Was machst du denn hier, mein Schatz?“
Ich wandte mich ihr langsam zu und antwortete:“Ich wollte nur noch einmal dieses Zimmer als die alte Elena betreten.“
Meine Mutter lächelte und nahm meine Hand. Sie drückte sie ganz fest, als wir uns der Treppe näherten.
„Bitte halt mich gut fest. Ich habe Angst gleich in Ohnmacht zu fallen.“
Meine Mutter lachte, aber eher etwas zu sich selbst und drückte meine Hand nun so fest, das ich befürchtete, das sie wenn ich unten bin ganz blau ist.
Einen Schritt nach dem anderen, hörte ich meine Gedanken kreisen. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, blickte ich in die Menge und mir stieg die röte ins Gesicht. Es war ja klar, dass ich als errötete Braut heiraten würde. Es wurde leise als nun auch der Bräutigam in den Raum trat. Seine Haut glänzte wie tausend Sterne und seine Haare lagen perfekt um sein markantes Gesicht. Seine leuchtenden, blauen Augen strahlten mich voller Freude und Erwartung an. Er setzte sein wunderschönes Lächeln auf und ich schmolz förmlich dahin. Tief im Bann seines Gesichts, bemerkte ich gar nicht, das die ganzen Gäste aufgestanden sind und der langsame Marsch zum Traualtar begonnen hatte. Ich richtete den Blick auf die neugierigen Gäste, von denen ich kaum welche kannte und lächelte. Meine Mutter hielt mich immer noch ganz fest und nun trat mein Vater an meine Seite und schummelte seinen Arm in meinen. Mein Blick huschte kurz zu ihm und ich bemerkte, dass er genauso nervös ist wie ich. Mein weißes Kleid schleifte mit seiner langen Schleppe sanft über den Boden und der Blumenstrauß in meiner Hand fing langsam an keine Luft mehr, durch meinen harten Griff, zu bekommen. Lange hielt ich den Blick der Leute nicht stand und schaute nun wieder zu Boden. Dabei viel mir eine goldene Strähne ins Gesicht und da meine beiden Hände nicht frei waren, pustete ich sie geschickt weg. Am Altar angekommen, wurde mir plötzlich total schwindelig und meine Beine wirkten, als würden sie jeden Moment nachgeben. Ich fragte mich ob es nur an der Aufregung lag oder ob die eng geschnürte Korsage um meine Taille nicht doch etwas zu eng ist. Ich drehte mich langsam zu meinen baldigen Ehemann um und er nahm meine Hände in seine. Gleichzeitig drehten wir uns zum Pastor der gerade anfing, in seinem Büchlein, für den richtigen Trauspruch, herumblätterte. Meine Sicht vernebelte sich und mein Magen zog sich zusammen. Ich wusste nicht was es war, aber ich wusste wenn ich jetzt keine frische Luft bekam, würde ich vor allen Augen zusammenbrechen.
„Entschuldigung“, stammelte ich leicht verlegen,“ ich muss kurz raus.“
Ich nahm mein Kleid in meine Hände und rannte los. Die irritierten Blicke der Gäste bohrten sich in meinen Rücken, doch das störte mich nicht ich wollte einfach nur raus.
Ich stürmte auf die weiße Glastür zu und stieß sie mit einem Ruck auf. Ich rannte hinaus auf den steinernen Weg runter zum See. Das Licht flackerte in der Dämmerung und spiegelte sich im See wieder. Ein Schatten bildete sich neben mir und als ich hoch blickte, sah ich in Augen, die mir die Fassung raubten. Flüssiges Gold mit einem Hauch mysteriösen schwarz. Versunken in der Endlosigkeit der Zeit, streiften Lippen meine Haare und sanfte Hände liebkosten meinen Körper. Flammen der Leidenschaft tanzten auf meiner Haut und meine Gedanken spielten verrückt. Wie durch einen Bann suchten meine Lippen die des mir unbekannten Mannes und als sie seine fanden und sie leicht berührten, zersprang ein Feuerwerk in mir. Mein ganzer Körper zuckte zusammen und ein wunderschönes Gefühl umhüllte mich. Ich verstand nun, was Grani mir damals für eine Botschaft mitgegeben hatte und ich wusste auch, dass sie bei mir war.

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Tag der Veröffentlichung: 27.05.2011

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