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Mum!<< , ertöne eine weiche, panische Stimme.
Der regelrechte Schrei prallte von den dicken, alten Bäumen ab, die gefährlich im dunklen Nachtwind schaukelten und ergaben ein unheimliches Geräusch. Kleine Fußabdrücke bildeten sich im Schlamm und ergaben kleine platschende Geräusche, da das kleine Mädchen ständig in flache Fützen tappte. Ihr schulterlanges, braun gelocktes Haar, wehte geschmeidig im kühlen Wind und ihre Lippen bewegten sich leicht, da sie anfing zu zittern.
Sie schlang ihre zierlichen Arme um ihre Brust und versuchte sich somit zu wärmen. Das Laub unter ihren Füßen raschelte und ihr Schritte wurde schneller. Vor ihr huschte ein Schatten in den knarrigen Ästen und verharrte dort. Das kleine Mädchen verlangsamte ihre Schritte und blieb vor dem schwarzen Fleck stehen, der in der grauen Nacht sichtilich hervorstieß. Es kam ihr vor als starre es sie an, mit Augen die so schwarz waren wie der Schatten selbst.Neugier und Interesse blitze in ihren tief blauen Augen auf.
Sie streckte ihre kleine Hand etwas nach vorne, zögerte kurz, dann griff sie in den Schatten hinein. Elektrizität fuhr durch ihre fingerspitzen, hoch in die mitte ihrer brust. Es schmerzte, doch war es ein angenehmer Schmerz. Ihre Hand pulsierte vor Hitze und sie zog sie zurück. Verwundert blickte sie auf ihre Hand und legte sie dann auf die Stelle, die immernoch angenehm schmerzte. Wenn sie sich nicht irrte, war es die Stelle, von der Menschen sagen, das dort ihr Herz lag. Mit viel konzentration nahm sie das regelmäßige Pochen, von der Stelle wahr und schloss langsam ihre Augen.Ein wohliges Gefühl umgab sie, als würde sie etwas umgeben, voller positiver Energie. Ihre Wimpern bildeten einen vollen Halbmond auf ihren Wangen, die von der Kälte errötet waren. Während sie dort stand und ihren pochenden Herzen lauschte, nahm jemand eine Strähne, ihres weichen Haares und zwirbelte das Ende um die Finger. Schlagartig öffnete sie die Augen, doch niemand war da, sie sah nur noch einen schwarzen Schatten der davonflog und nahm einen Schrei war, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Schreie, die einen tief drinnen frösteln ließen, wurden von sekunde zu sekunde schlimmer. Ein feuerwerk entsprang in den Ohren des kleinen Mädchens und ihr Mund hatte sich selbst geöffnet um einen Schrei, auzusetzen, doch dieser blieb stumm. Die Umgebung wurde immer undeutlicher, bis sie in der schwärze verschwand. Orientierungslos folgte das hilflose Kind den schrillen Schreien und tastete sich einen Weg, indem sie sich an den alten Eichen festhielt und sich gerade aus den nächsten griff.
Die Rinde war alt und rau. Den gelben Mantel, mit roten Erdebeeren drauf, den das Mädchen trug, riss imma ein Stückchen weiter auf und ihre Haut war an einem Arm schon total abgeschürft. Plötzlich ertönte ein Schrei, der so voller Qual steckte, dass ihr das Entsetzen einen schauder über den Rücken liefen ließ.. Sie umfasste mit ihren Händen den Baum hinter ihr, dabei drückten sich Splitter in ihre Handflächen und sie ruschte, dicht mit dem Rücken am Baum gepresst, auf dem Boden. Er war feucht und stein hart und er stank nach alter Erde. Sie ließ ihre Hände sinken und umfasste eine kleine Nadel, die auf dem Boden lag. Neugierig betrachtete sie das Grüne in ihrer Hand, auch wenn sie durch die Dunkelheit nicht all zu viel erkennen konnte. Dies hier war ein Nadelwald. Überall lagen kleine, abgebrochen Tannennadeln, die ein klein wenig nach Harz rochen. Sie konnte sich nicht erinnern, in der vor kurzem noch grauen Nacht, einen Nadelbaum gesehen zu haben. Tränen bildeten sich in ihren, sonst so aufrichtigen, Lebhaften Augen und rollten ihre Wange hinunter, bis sie am Kinn stoppten und runter fielen. Alles war ruhig und sie hörte den leisen aufprall der Tränen, die sanft auf dem dreckigen Boden landeten. Sie schloss kurz ihre Augen und versuchte ein Lächeln hervorzubringen. Das war nicht echt, redete sie sich ein. Es ist ein Traum. Sie lachte....
Plötzlich umhüllte weiß ihre Augen und sie schlug sie auf. Der Himmel hatte sich verändert. Er war nicht blau oder schwarz. Nein er war milchig und verschleiert. Es kam ihr so vor als ergäbe der Himmel eine umgedrehte Schüssel. Schwarzer Nebel zog auf und näherte sich ihr. Der Nebel war ein großer Fleck der sich hilflos in der Luft bewegte. Eine Hand kam zum vorschein, die bedrohlich näher kam. Er führte ein Eigenleben. Sie kroch rückwärts zurück, ohne auch nur einen Blick von der scheußlichen Kreatur zu wenden. Der Nebel war nun zu etwas geworden, was aussah wie eine Eidechse, die sich die Gelenke verdreht hat. Die Arme und beine dieses Wesen zeigten in verschiedene Richtungen und der Kopf konnte sich um 180 Grad wenden. Das Eidechsen artige Wesen huschte beängstigend schnell über den Boden und verzog dabei seine Augen, als wären sie auf deren Wange gewachsen. Es hielt genau vor ihr an und starrte in ihre offenen Augen, die Angst und gleichzeitig Verwunderung ausstrahlten. Die eine Pupille der weißen, schleimigen Augen, war nach oben gedreht und dunkelrote Adern schlängelten sich um den Augapfel. Die andere Pupille starrte nach links in den verschleierten Nebel und doch nahmen diese erschrenkenden Augen jede Einzelheit des Mädchens war.
Sie ertastete so leise wie es ging den Boden nach etwas ab, das ihr zur Flucht verhelfen könnte. Vergebens. Alles was sie fand waren noch mehr Erde und Tannenadeln. Der Atem dieses Ungeheuers streifte ihre Haut. Er roch nach Harz und vermoderten Tieren und da war noch etwas was sie aus diesem Geruch entnahm, doch konnte sie ihn nirgendwo einordnen.
Ein Geräusch ertönte im Baum neben ihnen und das Geschöpf war für einen winzig kleinen Augenblick abgelenkt. Das Mädchen sprang auf und lief. Sie wusste nicht ob sie in die richtige Richtung lief, doch das störte sie nicht. Sie blickte kurz über ihre Schulter und bereute es sofort. Das Wesen war ihr dicht auf den Fersen und eine Pranke, die einem Wolf ähnelte, versuchte sie zu greifen. Lange, scharfe Krallen hafteten an der riesigen, verschwitzt ausehenden Pfote und waren rot, braun gefärbt. Getrocknetes Blut, dachte sie. Kurz bevor ihr die Luft wegblieb, sah sie die Sonne aufgehen und das unheimliche Ding gab nur noch zischende Geräusche von sich, bevor es verschwand. Erschöpft und kurz davor einzuschlafen ließ sie sich in einen haufen Laub fallen, doch landete sie nicht auf einen harten Boden, sondern auf etwas das weicher war. Lockiges, rotes Haar blickte neben ihrer Hand, aus dem laub, heraus und sie schrak zurück. Mit ihren zittrigen Händen, schob sie das laub Stück für Stück zur Seite. Es kam eine große, schlanke Frau zum Vorschein die mit dem Kopf im schlamm steckte und ihr Körper zur Seite gedreht war.
Ihre kleidung war zerfetzt und kaum noch vorhanden. Ihre Haut wirkte fast durchsichtig und so anmutig, trotz der vielen Verletzungen. Die meisten Stellen ihres körpers waren offen und Blut strömte aus den Wunden heraus. Ihr ganzer Rücken war offen und ihre Knochen waren zerschmettert. In kleinen Teilen lagen die Splitter der Knochen auf dem Laubhaufen verteilt und wurden durch die Fütze Blut, rot gefärbt. Ihre lockigen Haare lagen wirr auf ihrem Kopf und es sah so aus, als ob ihr große Haarsträhnen rausgerissen worden waren. Ihre Bluse war aufgerissen worden, doch sah es nicht nach Nötigung aus. Nein. In der Mitte ihrer Brust war ein riesiges Loch. Das Gesicht des kleinen Mädchens, verwandelte sich in einen strömenden Fluss und ihre Tränen durchnässten ihren Pullover. Sie hatte schreckliches Mitleid mit der Frau, die so prutal zugerichtet worden war und ihr anschließen, wie sie vermutete das Herz rasugerissen wurde. Sie wollte nicht, doch umfasste sie mit ihren händen den Kopf der toten Frau und drehte ihn um. Er war bedeckt von schlamm und Tannenadeln. Sie wischte den Schlamm vorsichtig ab und erkannte ein herzförmiges Gesicht. Es war unversehrt und atemberaubend schön. Die perfekten Lippen waren leicht geöffnet und ihre Wangen waren leicht rosig. Wenn man den Körper ausblendete, sah man nur eine wunderschöne, junge Frau die.....
Plötzlich wanderte der Blick des Mädchen zu ihren Augen und sie stand kurz vor einem zusammenbruch. Die Augen der Frau waren voller Qual und entsetzen. Sie strahlten so viel Angst und Leere aus, das das Mädchen anfing zu zittern. Aber eines machte ihr noch mehr zu schaffen.. irgendwoher kannte sie diese Frau, diese Augen und die Anmutigkeit die sie ausstrahlte. Es war zu dunkel, als das sie hätte die Frau identifizieren können, doch sie wusste, dass sie sie kannte. Sie zog ihre Beine an und drückte sie mit ihren Armen so fest an den Oberkörper, dass es schon schmerzte. Es war kühl und der beißende Wind umhüllte sie wie ein Schleier und sie zitterte wie Espenlaub. Ihr Kopf lag auf ihren knieen und ihre Tränen liefen ihre Oberschenkel hinunter. Es fing an zu regnen und der Duft des Todes stieg ihr in die Nase. Würgreiz kam in ihr hoch, doch sie schluckte ihn runter. Ihr nasses Haar klebten an ihrem Gesicht und der erste Regentropgen landete auf ihrem Gesicht. Der Tropfen lief langsam ihre Wange hinunter, stoppte am Kinn und landete auf ihrer Hose. Es wäre ihr gar nicht aufgefallen, hätte dieser regentropfen sich nicht warm angefühlt. Sie hob ihr verweintes, klebriges Gesicht und starrte auf ihre Beine. Ihre Hose war durchgeweicht, teilweise durch den Regen und teilweise durch ihre Träne. Doch mitten auf der Hälfte ihres Oberschenkel war ein dunkler Fleck, der rot schimmerte.
>>Plop<< Noch einer. Sie blickte aus den Schleier aus Tränen nach oben und sie schrie, schrie, bis ihr die Stimme wegblieb. Über ihr auf einen dicken Ast hing ein lebloser Körper. Er wurde durch ein dickes, spitzes Stück des Astes aufgespießt und aus seinen vielen Wunden tropfte Blut. Die Gliedmaßen des Mannes hingen nach unten und schaukelten leicht hin und her. Der Kopf hing weit nach unten und war komplett verdreht, die Augen weit aufgerissen, voller Entsetzen, Schmerz und Angst. Der Mund war zu einem letzten Schrei geöffnet, bevor er quallvoll starb. Sie sprang auf und knallte mit voller Wucht gegen den alten Baum hinter ihr. Der aufprall schmerzte und der Ast, der den Mann aufspießte, fiel zu Boden. Er landete vor ihren Füßen und Nebel zog auf. Er verfinsterte den Morgen und ihr Magen zog sich zusammen. Sie spürte einen leichten Druck auf ihren Fuß und sah hinunter. Ihr Augen weiteten sich und Ekel blitze in ihnen auf. Eine ausgedürrte, bleiche Hand lag auf ihrem Schuh, an der nur noch vier Fingern hingen. Der fünfte Finger hing nur noch an einer dünnen Sehne und war Blut getränkt. So viel Blut,dachte sie. Ihr Blick blieb am Handgelenk des Mannes stehen. Ein goldenes Armband mit kleinen Anhängern klimperte leicht im Wind. Sie viel auf die Knie und umfasste eines der Anhänger. Es war ein kleines Herz, das mit einem kleinen Saphirsteinchen besetzt war. Unter dem Stein war etwas eingraviert. Sechs kleine Buchstaben, die sie in und auswendig kannte. DTSMEL. Deine Tränen sind mir ein Liebesschwur. Der Würgreiz der in ihr aufkam, war nahe dabei sie zu verschlingen.Weiße Pünktchen bildeten sich vor ihren Augen und sie fiel in tiefe Schwärze.

Ich kam zurück in die Gegenwart und starrte mit leeren Blick in den wolkenlosen Himmel.Die Sonnenstrahlten kitzelten leicht auf meiner Haut und ließ meine Haut leicht glitzern.Ich zog meine Beine an den Oberkörper und stützte meinen Kopf auf ihnen,während eine einzige, warme Träne meinen Augen entwich und langsam meine Wange hinunter lief. Sie hatte etwas tröstliches. Sie sahte mir "Hey! Du sitzt nicht mehr hier mit einem großen Eimer, den du nach zehn Minuten wieder leeren kannst". Ich stand auf legte meine Hände aud die Brüstung meines kleines Balkons ,strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, steckte sie mir hinters Ohr, holte tief Luft, drehte mich um, trat hinein und ließ mich auf einen Hocker fallen. Vor mir stand der kleine Schminktisch meiner Mutter, den ich behalten hatte, als ich den Rest meiner Eltern zum Verkauf angeboten hatte. Ich brauchte solche Dinge nicht als Erinnerungen, denn mein Herz war voll davon. Doch bei diesem Möbelstück war es anders, er hatte meiner Mutter viel bedeutet. Ich strich leicht über das raue Ebenholz, welches noch genauso schön glänzte wie damals. Er war sehr altmodisch, aber nicht hässlich. Die Beine waren leicht gebogen mit Ornamenten darauf, die purpurn schimmerten. Auf den Beinen lag eine kleine Platte, aus dem gleichen Holz und den gleichen pupurnen Ornamenten die entlang der Ecken zu einem schönen Blumenmuster verliefen. Der linsenförmige Spiegel wurde am Ende der Platte von Blumenförmigen ständern festgehalten die zwei Olivfarbenen Vasen hielten, indenen jeweils eine pupurne Rose lag. Ich blickte in den Spiegel und sah ein trauriges, porzellanfarbendes Gesicht mit vollen, natürlich roten Lippen, schwarz-grauen Augen die von dichten, schwarzen Wimpern umrahmt waren, hohe Wangenknochen und eine gerade Nase.Meine braunen locken umrahmten mein Gesicht und ich sah aus, wie einen Totenprinzessin. Das Bild verschwamm und ich sah mich als kleines Mädchen mit zwei lockigen Zöpfen, strahlenden eisblauen Augen und einen warmen Lächeln. Dahinter sah sich meiner Mutter, mit rotem, hochgestecktem Haar, moosgrünen Augen und rote Lippen, die vergnügt lachten. Sie drückte meinem kleinen, Ich, ein küsschen auf die Wange und verschwand aus dem Zimmer, danach winkte das kleine Mädchen in den Spiegel, als würde sich die fröhliche, glückliche Seite von mir verabschieden und die Gestalt verschwand.
Ich legte eine Hand auf den Spiegel. Er fühlte sich kalt an und vertraut. Ich wendete den Blick von dem Schminktisch ab und ließ meinen Blick durch mein Zimmer schweifen. Es ist klein und nicht gerade das was man unter ordentlich versteht. Es ist das reinste Chaos. Meine Bücher, Cd´s, klamotten und co. lagen nicht sortiert in irgendwelchen Schränken, sondern überall auf meinem dunklen Holzfußboden oder auf meinem Bett, aber ich fühle mich in meinem wilden Chaos wohl . Mein bett ist sehr schlicht in weiß gehalten. Der Rahmen des Bettes, die Matratze, die Bettwäsche, sogar die ganzen Kissen die ungeordnet am Kopfende des Bettes liegen sind in weiß. Es ist oft sehr verwirrend, doch ich möchte nichts verändern, denn es gehört zu meinem alten Leben. Zu dem leben, wo Lachen für mich selbstverständlich war und mich meine Mutter abends immer liebevoll im Arm gehalten hat, wenn ich einen schlimmen Alptraum hatte und mein Vater sich immer den Kopf zerissen hat, wie er es schaffen könnte mich so schnell wie möglich wieder ruhig zu kriegen. Durch die Boden langen Fenster an der Nord-Seite meines Zimmers, die zu meinem kleinen Balkon mit der einfachen Liege und der Herrlichen Aussicht führten, drang viel Sonnenlicht und ließ mein Zimmer hell erstrahlen. Meine kleine Fensterfront machte mich glücklich. Vielleicht, weil sie mein Zimmer öfters in ein Sonnenlichtdurchflutetes Paradis verwandelt, das wie tausend kleiner Diamanten glitzert und es Wertvoll wirken lässt oder aber auch, weil ich mich dorthin zurückziehe, wenn ich mich schrecklich fühle und in die Weite ferne der Welt blicke. Plötzlich spürte ich es wieder. Dieses vertraute, fremde. Diese leichte Säure, die sich wie ein Pelz um meine Zunge legt. Es war ein wiederlicher Geschmack von verbrannten Gummi und Säure.Er ist wieder da. Ich hätte es wissen müssen. Er beobachtet mich. Die ganze Zeit. Wieso bemerke ich es erst jetzt? Ich weiß doch, dass er nie weit entfernt ist. Wie sollte ich es auch vergessen?, er hat es ja klar und deutlich ausgedrückt, als er die kalte Metallklinge an meine Kehle drückte und mich zwang selbst dagegen zu drücken. Ich weiß noch, wie ich die klitzekleinen, roten Blutstropfen langsam meine Kehle hinunterrinnen sah, da er einen Spiegel davor hielt. Jetzt noch läuft mir ein Schauder über den Rücken, wenn ich an sein Gesicht denke. Er war so schön , dass ich glaubte, dass dieses geschöpf Gott selbst sein musste und es verboten werden müsste, ihn auf Erden wandeln zu lassen. Seine honigblonden Haaren fielen ihn wirr ins Gesicht. Sie waren schulterlang und mit kleinen Blutstropfen verziert. Er hatte hohe Wangenknochen und volle, sinnliche Lippen, die zu einem gefährlichen Grinsen verzogen waren. Seine Augen waren so tief Schwarz, dass die Pupille nicht zu erkennen war, doch das war nicht das fazinierende an ihm. Es war der Ausdruck in seinen Augen. Er sah mich an, als gehöre ich ihm. Als wäre ich seine Prinzessin, die für immer an ihn gebunden ist, ohne einen Ausweg ihm zu entkommen. Es sah fast so aus, als range er mit sich, sich nicht auf mich zu stürzen und lebendig zu verspeisen, damit ich ihm auch ja nicht entfliehen kann. Und auch wenn er mir das Messer an die kehle drückte und es schaffte meine Gedanken zu kontrollieren, glaubte ich, Mitleid in seinem gierigen Blick zu erkennen. Und jetzt war er hier. Nah. Sehr Nah. Ich habe seinen Geruch noch sie wahrgenommen wie jetzt. Es war immer nur ein leichter Hauch, der nach einem einzigen Wimperschlag wieder verschwand, doch jetzt ließ der geruch einen üblen Würgreiz in mir aufsteigen.


*


Ich tippte leicht mit dem Fuß gegen das leblose Geschöpf vor mir. Es war tod. Ich wusste es, doch ich hoffte trotzdem, das es sich noch bewegen würde. Das braun-rote Fell wehte sacht im Wind und die Bäume gaben pfeifende Geräusche, als würden sie um das Lebewesen, dessen Leben ich gerade ausgelöscht hatte, trauern und ihm seine letzte Ehre erweisen. Die Augen des ausgewachsenen Wolfes, waren weit aufgerissen und die Angst und der pure Schmerz, standen auch nach seinem Tod deutlich in ihnen. Ich kniete mich auf den dreckigen Waldboden und schloss mit meinem Zeigefinger die Augen. Es war ein hübscher Wolf, ohne Zweifel. Das Fell war glänzend und die Fellfarbe, hatte regelrecht geleuchtet. Es ist immer wieder schwer für mich, ein Waldlebewesen zu töten, da sie nicht mal viel nutzen. Die meisten freien Tiere erlebten nicht viel, da sie keine hohe Lebenserwartung mit sich rumtragen und ihnen dadurch so wenig Leid zugefügt wird. Ein solches leben ist Einfach. Geboren werden, Nahrung suchen , sich Paaren, sterben. Ich wünsche mir oft, mit ihnen tauschen zu können, doch wieso sollte ich mir etwas vormachen? Dann könnte ich mich ja gleich selbst opfern, um die Machtquelle anderer meiner Art zu werden. In der Ferne hörte ich leises Rascheln und ich verschmolz mit dem Schatten der alten Eiche hinter mir. Das Rascheln wurde immer lauter und ein unbeschreiblicher Duft stieg mir in die Nase. Er war süß und hatte einen leichten Karamel Geschmack auf meiner Zunge. Ich nahm leichtes Summen wahr und erkannte eine feine Mädchenstimme. Sie klang wie Engelsglocken in meinen Ohren und ihre Stimme betäubte meine Sinne und dann sah ich sie. Ihre Gestalt lag leicht im Schatten und ihre langen, gelockten Haare fielen ihr wie flüssige Schokolade über die Schultern. Sie sah so zierlich und zerbrechlich aus, strahlte dabei aber eine Stärke aus, die mich erstarren ließ. Ich trat einen Schritt rückwärts, um ihrer starken Präsens etwas zu entweichen und trat dabei auf einen abgebrochenen zweig. Ich kniff meine Augen zusammen und verfluchte mich selbst. Ihr Kopf schallte hoch und ihre Augen blickten direkt in meine, auch wenn sie mich nicht sehen konnten. Ihre Augen waren aus puren kristall. So blau wie der Himmel und so weit wie das Meer. Man glaubte sich in ihren Augen zu verlieren und dann sah ich es. Sie waren voller Qual. Ich hatte noch nie ein solches Leid in den Augen eines Menschen gesehen und mein Körper fing an sie mit jeder Faser zu wollen. Ja. Ich wollte sie besitzen und mit niemanden teilen.

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Tag der Veröffentlichung: 21.04.2011

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