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Verfolgt




Als der in Zivil gekleidete Polizist die Schreibstube des Dezernats betrat, sahen alle Damen von ihren Computertastaturen auf. Nur ich tippte weiter an dem Bericht, den mir das Tonband des Diktiergerätes vorsagte. Ich hatte Kopfhörer auf und bemerkte den Besucher erst als er direkt an meinen Schreibtisch trat. Sonst wollte Niemand hier etwas von mir und ich war auch ganz froh darüber. Ich setzte den Kopfhörer ab und sah zu ihm auf. Ein Glatzkopf mit kristallblauen Augen lächelte mich freundlich an: „Sind sie Anne Mai?“ Ich nickte nur und war froh, dass er meinen Namen nicht vollständig sagte, denn ich heiße Anne Marie Mai und hasste dieses ‚Marie’. Es klang so furchtbar alt und ich war gerade mal 24 Jahre. Er sah sich verunsichert um. Die Kolleginnen sahen ihn noch immer neugierig an. Dann streckte er mir seine Hand entgegen „Kommissar Wenzel, können wir hier irgendwo ungestört reden?“ Ich hielt ihm meine Hand hin und lies sie schütteln „Es gibt eine Kaffeeküche.“ Er sah etwas merkwürdig drein, machte kehrt und nahm Reißaus.
Ich folgte ihm und in der Küche platzte es aus ihm heraus „Ich habe sie lange gesucht. Was macht eine Profilerin in einer Schreibstube?“ Profilerin? Was für eine neumoderne Bezeichnung das doch war und sie traf so gar nicht auf mich zu. Aber ich wusste, worauf er hinaus wollte, doch tat ihm nicht diesen Gefallen, sondern sagte nur „Schreiben!“
Ich holte zwei Kaffeetassen aus dem Schrank. „Sie sind eine qualifizierte Ermittlerin, aber geben sich mit Schreibkram ab? Warum versauern sie hier auf so einem schlecht bezahlten Posten?“ Ich stellte eine Tasse in den Automaten und drückte den Knopf. In das Brummen der Kaffeemaschine hinein murmelte ich „Ich habe meine Gründe!“ Der Kommissar nahm mir die Tasse ab und ging zum Tisch, um sich Milch zu holen „Frau Mai, ich brauche sie in meinem Ermittlungsteam!“ Fast wäre mir die Tasse aus der Hand gefallen. Ich habe mich für kein Team beworben, wie kam dieser Typ auf mich? Ich sah ihn verdutzt an, aber er war gerade dabei seinen Kaffee zu süßen. Ich stellte meine Tasse in den Automat und drückte den Knopf. „Was für ein Team?“ Er klimperte mit dem Löffel in seiner Tasse. „Eine Sonderkommission. Frank Aschemann ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.“ Mein Herz ballte sich bei diesem Namen. Ich sah ihn vor mir, wie er lässig, mit ausgestreckten Beinen im Verhörzimmer gegenüber dem Kommissar saß, der ihn mit Fragen bombardierte. Ich saß damals hinter der verspiegelten Scheibe und machte Notizen für meine Abschlussarbeit. Ich begleitete diesen Fall als Studentin der Akademie für Forensik, um ein Persönlichkeitsprofil von ihm zu erstellen. Ein paar Minuten zuvor hatte dieser attraktive, aber auch verdächtige Mann sein Haar vor der verspiegelten Scheibe glatt gestrichen als ob er zu einem Rendezvous verabredet sei und ich hatte ihn fasziniert beobachtet. Es war kaum zu glauben, dass dieser anziehende Mann drei Frauen ermordet haben soll. Frank Aschemann war von diesem Augenblick an der Mann meiner Träume, zumindest vom Aussehen her.
„Was soll ich denn in dieser SK machen?“ fragte ich und zog mir die Uniformhose hoch, die viel zu groß war und mir ständig von der Hüfte rutschte. Ich nahm die Tasse aus dem Automaten und setzte mich an den Tisch. Kommissar Wenzel lies sich mir gegenüber nieder „Sie waren damals doch dabei als sie ihn überführt haben?“
„Ja, aber Kommissar Pundt weiß doch viel mehr über diesen Fall als ich.“ Der Glatzkopf lachte „Der ist mittlerweile ein ganz hohes Tier bei der Behörde, wissen sie das nicht? Der befasst sich nicht mehr mit so einem Kleinkram wie entflohene Verbrecher…“ „Vielleicht ist das auch besser so!“, sagte ich spontan und erschrak über diesen laut ausgesprochenen Gedanken. Doch Herr Wenzel lachte herzlich „Ich sehe, wir verstehen uns, Frau Mai! Kann ich auf ihre Mithilfe zählen?“ Ich nickte.
Mir war zwar ziemlich unwohl bei dem Gedanken wieder im Kommissariat zu arbeiten, aber dieser Frank Aschemann war ein besonderer Fall für mich. Er verkörperte meinen persönlichen Niedergang, war der Inbegriff meines Traummannes und nun auch eine Art Hoffnungsschimmer.
„Hat Aschemann nicht drei Jahre auf Bewährung gekriegt? Er müsste doch schon zwei Jahre davon abgesessen haben. Warum zerstört er das mit einem Ausbruch?“
„Das frage ich sie. Sie sind die Analytikerin und sie kennen ihn besser als ich.“
„Etwas muss ihm ziemlich wichtig gewesen sein.“, grübelte ich vor mich hin und bekam ein zufriedenes Lächeln von meinem Gegenüber.
„Ich habe bereits mit ihrem Vorgesetzten gesprochen, er stellt sie frei für diesen Fall, wenn sie wollen.“ Ich war verwundert, dass es so schnell ging, denn der besagte Vorgesetzte hatte gerade meinen Urlaubsantrag abgelehnt. Ich hatte schon ewig keinen Urlaub nehr gemacht und mir hingen die Verhöre und Berichte schon regelrecht zu den Ohren heraus.

Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich holte meine Abschlussarbeit aus einem verstaubten Karton, las meine Persönlichkeitsanalyse durch und rätselte, was diesen Mann dazu bewegt hatte auszubrechen. Er war sich sehr bewusst, dass er ein Mörder war und diese Strafe verdient hatte, also warum saß er sie nicht einfach bis zum Ende ab? Ich hatte neben dieser Frage auch noch ein ganz anderes Problem. Ich hatte nichts zum Anziehen. Sonst brauchte ich nur die Uniform anziehen und fertig, aber jetzt hieß es in Zivil zu erscheinen. Ich zog eine verwaschene Jeans an, die mit Rissen aufgepeppt war und mir so wie alle Hosen, die ich besaß viel zu groß war. Dazu zog ich mir das schwarze Sweatshirt an mit der Kapuze und der Aufschrift Polizei auf dem Rücken. Das hatte ich noch von der Polizeischule. Dazu machte ich mir einen Pferdeschwanz. Ich heimste mir in diesem Aufzug ein paar abschätzende Blicke ein, aber fühlte mich trotzdem wohl. Die Meisten, die sich an den Tisch der Sonderkommission setzten waren in Anzügen und es waren alles Männer. Kommissar Wenzel begann mit seinem Briefing. Er erzählte, wer dieser Frank Aschemann war, was er auf dem Kerbholz hatte und wie er ausgebrochen ist. Letzteres war das Interessante für mich. Es war nicht ganz klar, wie der Gefängnisinsasse auf das Dach der Justizvollzugsanstalt kam, von dort muss er unbemerkt an der Außenfassade herunter geklettert sein um auf die Straße zu gelangen. Ich kannte das Gefängnis und seine Fassade. Das grenzte schon an halsbrecherischem Freeclimbing dort ohne Seil herunter zu kommen. Ich war beeindruckt und suchte in der Mappe vor mir nach Hinweisen und sah im Geiste, sowas wie ein zusammengeknüpftes Laken mit lauter Knoten vor mir. Diese Mappe sollte alle notwendigen Informationen enthalten, die wir brauchten und als Erstes fiel mir meine eigene Persönlichkeitsanalyse in die Hände. Wie üblich in orangem Karton eingefasst und viel Platz für Aktenvermerke.
Nebenbei bekam ich mit, wie Kommissar Wenzel von einem Wachmann erzählte, der meinte, dass sein Ausbruch etwas mit diesem Persönlichkeitsprofil zu tun haben müsste. Irgendjemand hatte es dem Insassen zugespielt. Er behauptet, es sei Kommissar Pundt gewesen, der ihm das orange Heft auf den Tisch warf und abfällig sagte „Hier ein Liebesbrief für sie!“ aber der Wachmann war sich da nicht so sicher. Herr Wenzel bezweifelte, dass Herr Dr.Pundt, der Oberpräsidialinspektor irgendeinen Grund dafür hatte, dies zu tun, aber da kannte er ihn schlecht. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen, nicht vor Scharm, sondern weil ich klarer denken wollte. Alles vermischte sich in meinem Kopf: Vergangenheit und Gegenwart, Was stand in diesem Profil drin, was einen Ausbruch rechtfertigte? Alle sahen mich plötzlich fragend an, weil inzwischen der SK-Vorsitzende die Anwesenden davon unterrichtete, dass die Autorin dieses Profils unter ihnen war. „Also ich möchte sowas nicht über mich lesen. Das ist sicherlich kein Liebesbrief an einen Mörder. Die Persönlichkeitsanalysen sind nicht für die Protagonisten bestimmt. Es muss schockierend gewesen sein...“, sagte ich nachdenklich.
„Was glauben sie, was Herr Aschemann vorhat? Wo wird er hinwollen? Hat er Familie, Freunde oder Feinde, wo er auftauchen könnte?“, fragte mich der glatzköpfige Mann. Ich hob die Schultern, was eher ein Kopfeinziehen war als eine Geste, dass ich es nicht wüsste. Mir war unangenehm im Mittelpunkt zu stehen. Ich fummelte mir nervös im Gesicht herum und druckste, obwohl mein erster Gedanke sich ziemlich klar als logische Schlussfolgerung heraus kristallisierte.
„Wenn er sieht, wie präzise ich seine Taten analysiert habe, dann wird er Selbstmord begehen wollen.“ Ein Raunen und Flüstern ging durch den Raum. „Er hat keine Familie oder einen Menschen, zu dem er eine soziale Bindung hatte. Er muss ziemlich verzweifelt sein.“
„Wenn er Selbstmord begehen will, dann hätte er sich doch auch im Gefängnis umbringen können.“, ging mich ein älterer grauhaariger Mann an, der mir gegenüber saß und ich wagte nicht, ihm zu widersprechen. Ältere Männer flößten mir immer Respekt ein und mein Selbstbewusstsein ging in den Keller.
Man ging über meine Bemerkung hinweg als hätte ich sie nie ausgesprochen und sie machten mit der übliche Routine weiter. Eine Überwachung seiner ehemaligen Wohnung wurde organisiert, falls er dort etwas versteckt haben sollte, vielleicht Geld für die Flucht oder so. Dann verteilte man weitere Aufgaben, die Bilder der Kameras aller überwachten Plätze rundum das Gefängnis sollten geprüft werden, Diebstähle von Autos und anderen Fahrzeugen in der Umgebung in Zusammenhang gebracht und alle Streifenpolizisten mit einem Fandungsfoto versorgt werden. Alle wussten was zu tun war, nur ich nicht.
Ich blätterte in den Unterlagen und kam zu keinem anderen Ergebnis. Als ich schließlich gefragt wurde, ob ich Vorschläge hätte, wo man Herrn Aschemann suchen könnte, sagte ich „Brücken, Hochhäuser oder andere hohe Türme, von denen sich Selbstmörder herunterstürzen können. Er liebt Herausforderungen, sich in irgendeinem Hotelzimmer die Pulsadern aufzuschneiden ist nicht seine Art. Er mag es spektakulär!“ Ich hatte das Gefühl, dass die Anderen darüber lachten und fühlte mich nicht sehr ernst genommen. Der Einzige, der mich ernst zu nehmen schien war Kommissar Wenzel „Ich hoffe inständig, dass sie mit ihrer Vermutung nicht recht behalten, Frau Mai! Ich werde eine Wache am Fernsehturm postieren...“ sagte er zu mir.
Ich ging am Nachmittag in sein Büro. Ich war es gewohnt, den ganzen Tag viel Arbeit auf dem Tisch liegen zu haben und langweilte mich hier. „Haben sie etwas, was ich noch machen kann, oder darf ich nach Hause gehen?“ „Ach, wollen sie auch zu diesem Fußballspiel gehen?“ Ich wusste gar nichts von einem Fußballspiel. Aber als die ganzen Fußballfans sich in die U-Bahn quetschten, die ich hätte nehmen müssen, um nach Hause zu kommen, wurde mir klar, dass es dumm von mir war, so früh Feierabend zu machen.
Ich machte stattdessen ein paar Einkäufe, Lebensmittel und etwas Vernünftiges zum Anziehen für die Arbeit in der Sonderkommission ‚geflohener Vogel’ wie sie es liebevoll getauft haben. Meine Gedanken schwirrten die ganze Zeit um Frank Aschemann und seine Beweggründe. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn an jeder Ecke stehen sah, wie eine Halluzination. Ich fand eine hübsche Bluse nachdem ich tausende anprobiert hatte. Ich beschloss sie gleich an zu behalten. Es war mir unangenehm in einem Polizei-Sweatshirt durch die Stadt zu laufen, obwohl bei dem Aufgebot, das die Polizei aufmarschieren liesm es kein ungewöhnlicher Anblick war.
Erst in der U-Bahn nach Hause wurde mir klar, dass ich keine Halluzinationen hatte. Schon beim Einsteigen sah ich ihn. Er sah aus wie damals als er verhaftet wurde, die nach hinten gekämmten braunen Haare mit den feschen Fransen, die ihm ins Gesicht fielen, das kantige, braungebrannte Gesicht mit den dunklen durchdringenden Augen. Er trug Jeans und ein Hemd, über das er eine Lederjacke gezogen hatte. Keine Gefängniskluft, wie es auf dem Fandungsfoto zu sehen war, aber unverkennbar er. Wahrscheinlich hat das Fußballspiel die Verteilung des Fahndungsfotos unter den Streifenpolizisten blockiert, nahm ich an. Frank Aschemann setzte sich in der U-Bahn sogar mir direkt gegenüber als wäre nichts. So nah war ich ihm noch nie gewesen. Mein Herz spielte verrückt und ich war ganz starr vor Schreck. Er musste annehmen, dass ich nicht wusste, wie er aussieht, dachte ich erst. Doch dann wurde mir klar, dass er doch nicht wissen konnte, wer ich war. Er hatte mich nie zuvor gesehen. Meine Unruhe legte sich etwas und ich klammerte mich an mein Handy und tat so als ob ich eine Nachricht schrieb, aber ich schrieb eigentlich nie Nachrichten an irgendjemanden. Die einzige Nummer, die mir in diesem Moment einfiel war die Nummer, die wir für die Sonderkommission eingerichtet hatten und ich wusste nicht ob sie überhaupt schon besetzt ist oder ob man dort auch Nachrichten hinschicken konnte.
An meiner U-Bahn-Station stieg ich aus und bekam im Augenwinkel mit, wie der Entflohene mir folgte. Mein Herz schlug heftig als ich die Nummer wählte und ich war heil froh als Kommissar Wenzel sich auf der anderen Seite der Leitung persönlich meldete.
„Er ist hier!“ sagte ich panisch und sah mich um, wo er hin war. Er stand am Zeitungsstand und blätterte in einer Zeitschrift.
„Frau Mai, sind sie das?“
„Ja, der Aschemann ist eben mit mir in der U1 zur Station ‚Westufer’ gefahren.“
„Bedroht er sie?“
„Ähm…was? Er weiß doch gar nicht, wer ich bin?“
„Meinen sie?“ bezweifelte mein Kollege und so langsam bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Ich dachte eine Weile nach, was ich tun könnte und beschloss „Ich steige jetzt in die U8 zum Zoo und hoffe, dass er mir nicht folgt oder soll ich ihn verhaften?“
„Seien sie vorsichtig! Ich alarmiere eine Streife.“ Ich legte auf als die U8 in den Untergrund-Bahnhof gerauscht kam. Tatsächlich stieg mein Verfolger auch mit ein und am Zoo wieder aus. Ich bekam Beklemmungen und versuchte mich damit zu beruhigen, dass Kommissar Wenzel bescheid wusste. Ich ging in das Zoocafé und sah aus dem Fenster, wie sich der Frauenmörder gemütlich auf eine Parkbank setzte und begann Zeitung zu lesen. Eine Polizeistreife hielt am Zoo und mein Handy klingelte. Mein neuer Chef kam ins Café. Ich war abgelenkt und meine Halluzination verflüchtigte sich. Die Streifenpolizisten überprüften die ganze Straße und kamen dann zu uns ins Café, um Bericht zu erstatten. Schließlich verabschiedete sich auch Kommissar Wenzel von mir „Hübsche Bluse!“ sagte er und lächelte. „Sie glauben mir nicht“, stellte ich enttäuscht fest „Sie müssen zugeben, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass er sich mitten im Gewimmel der Stadt herumtreibt, wo doch heute das Fußballspiel ist. Entschuldigen sie mich, Frau Mai, aber ich möchte wissen, wie das Spiel ausgeht.“ Er schüttelte mir die Hand zum Abschied und lächelte freundlich. Verwirrt machte ich mich auf den Heimweg, doch ich kam nicht weit. Irgendjemand packte mich und hielt mir ein Tuch vor das Gesicht mit einem Betäubungsmittel drin.

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich auf meinem Sofa in meiner eigenen Wohnung. Frank Aschemann saß auf dem Sessel und blätterte in seinem Persönlichkeitsprofil. Ich richtete mich auf und er lächelte mich an „Bist Du wieder wach?“ Ich sah zur Uhr, die auf einem Regal stand und stellte fest, es war gerade mal eine Stunde her, dass ich das Zoocafé verließ.

Beweggründe




Ich setzte mich hin und sah meinen attraktiven Entführer genauer an. Er wirkte entspannt und gelassen. Sein Blick war forschend aus dunklen Augen. Er sah wirklich nicht aus, wie jemand, der Selbstmord begehen wollte. Sollte ich mich geirrt haben? Vielleicht war er nur eine Ausgeburt meiner Fantasie? Das konnte durchaus sein, denn er hatte oft in meiner Vorstellung hier in der Wohnung gesessen. Es war so unwirklich. Ich rieb mir die Augen doch er blieb real.
„Ich habe keine Erfahrung mit Chloroform. Ich hoffe, Du hast keine Kopfschmerzen.“ sagte er besorgt aufgrund meiner Geste.
„Kopfschmerzen sind jetzt wohl nicht mein Problem, oder Herr Aschemann?“, wehrte ich seine Fürsorglichkeit ab. Ich wollte Stärke demonstrieren, damit er nicht glaubte, er könne mit mir machen was er wolle. Aber ich wurde schwach
„Sag Frank zu mir, Anne Marie!“ Sein Lächeln war überwältigend, als wäre er einfach nur mein Rendezvous für heute Abend. „Ich hasse dieses ‚Marie’! Es reicht Anne.“, klärte ich ihn auf, obwohl es aus seinem Mund das erste Mal erträglich erschien mein vollständigen Namen zu hören. „Stimmt, es passt nicht zu Dir!“, stellte er fest.
Er sah wieder in das orange Heft, das er in der Hand hielt und las weiter. Ich wünschte, er hätte das Manuskript nie in die Hände bekommen. Mein Urteil über ihn war hart und bei all der Bewunderung, die ich für seine Männlichkeit empfand war es vernichtend. Er ist ein Psychopath, getrieben von der Suche nach wahrer Liebe und dabei mit fast künstlerischen Ambitionen, was seine Morde betraf. Seine Mordopfer sollten zumindest im toten Zustand für ihn glänzen, wenn sie ihm schon nicht die Liebe geben konnten, nach der er sich sehnte. Sehnten wir uns nicht alle nach Liebe? Ich kam um vor Sehnsucht.
„Das war nicht für Dich bestimmt, Frank!“ sagte ich nach einer Weile. Seinen Namen auszusprechen bereitete mir ein Wohlgefühl. Er murmelte nur „Ich weiß!“ und las weiter.
„Es muss dich ziemlich tief getroffen haben, sowas über dich...“
„Wie kommst Du darauf? Ich bin mir durchaus bewusst, was ich bin!“ Er hatte so eine arrogante selbstsichere Art. Es machte mich regelrecht an, wie er sein Kinn hob und die Augenbrauen hochzog. Mein Herz schien zu glühen und die Hitze stieg mir in den Kopf.
„Ich dachte nur, weil du aus dem Gefängnis...“ Er schüttelte amüsiert den Kopf
„Das war nur Zufall! Eine Unachtsamkeit eines Wachmanns.“ Wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf sein Persönlichkeitsprofil. Ich wollte nicht, dass er weiter las, schon gar nicht in meiner Gegenwart. „Wie bist Du vom Dach des Gefängnisses herunter gekommen?“ Er machte seinen geraden Rücken „Ich bin herunter geklettert!" trällerte er stolz. „Ohne Seil oder...?“ „Ich dachte, ihr von der Polizei wisst alles über mich? Ich war Fensterputzer und bin ein exzellenter Fassadenkletterer.“ Das wusste ich noch nicht und ich war beeindruckt, aber er widmete sich dann doch wieder dem Manuskript.
Ich versuchte zu sehen, an welcher Stelle er gerade war. Er blätterte um. Es war die Passage, wo ich Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Straftaten aufführe. Es war ein persönlicher Rundumschlag gegen die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Ein Part, der mir sehr am Herzen lag, aber meinem Mentor und Dozenten Kommissar Dr.Albert Pundt ein Dorn im Auge war. Ich hatte es in einer solchen Wut herunter geschrieben, weil er mich an diesem Tag unsittlich angefasst hatte. Dieser Pundt ist ein Doktor der Forensik und bevor er in die Oberdirektive befördert wurde, war er an der Akademie ein angesehener Ausbilder. Ich dachte damals, ich wäre der Triebhaftigkeit dieses Mannes gewachsen, aber das war naiv. Ich trug damals immer enge Jeans und Oberteile mit großem Ausschnitt und erhoffte mir damit eine gute Abschlussnote und möglichst viel Unterstützung beim Erklimmen der Karriereleiter im Kommissariat. Natürlich hat er mich bei meinem Aussehen sofort als Praktikantin eingestellt und gegen ein paar Blicke in meinen Ausschnitt, dem Getätschel meines Hinterns und dem Geschnupper an meinem Hals hatte ich nichts. Es diente einfach dem guten Zweck und er war der beste Ausbilder, den ich je hatte und ich dachte, ich wäre die beste Nachwuchs-Analytikerin, die es je gab. Mein Selbstbewusstsein reichte bis zum Himmel und mit der Sicherheit, dass ein verheirateter Mann auf hoher Position nicht riskieren konnte, dass ihn eine Praktikantin wegen sexueller Nötigung anzeigte, glaubte ich an das Gute. Doch bei diesem Fall 'Frank Aschemann' wurde alles anders.

Mit einem Knall klatschte er das Manuskript auf den Tisch und riss mich aus meinen Gedanken. Er lehnte sich lässig im Sessel zurück und schlug die Beine übereinander.
„Das hast Du geschrieben?“ fragte er skeptisch und ich nickte unsicher. Er schüttelte fassungslos den Kopf.
„Ich habe damals, als ich diese Zeilen zum ersten Mal las, eher mit einer älteren Frau als Autorin gerechnet und dieser Name ‚Anne Marie Mai’ klingt nicht nach einer jungen Schönheit“ Er sah mich durchdringend an, was mich nervös machte. Ich ging mir durch die Haare, die ziemlich zerzaust waren.
„Ich hatte einen Lektor…“ „Kommissar Pundt?“ Ich nickte nur.
„Ich mochte ihn nicht!“ Ich musste lachen „Kein Wunder, er hat Dich ja auch überführt!“ Frank lachte nicht. Es entstand eine unangenehme Pause, er schien irgendetwas von mir zu erwarten und ich stammelte drauf los. „Diese Persönlichkeitsanalyse war meine Abschlussarbeit…“ Immer noch blickte er mich erwartungsvoll aus seinen dunklen Augen an. „…Ich war Praktikantin bei Kommissar Pundt als man Dich festgenommen hat…“ Endlich eine Regung von ihm, aber er schlug nur die Beine andersherum übereinander und begann wieder mich mit seinem Blick zu durchbohren. „…ich bekam den Fall des 'Bildhauermörders' von Kommissar Pundt für meine Abschlussarbeit. Er war nicht sonderlich konform mit meinen Schlussfolgerungen... als ich Dich sah, war mir klar, dass wir den Richtigen hatten…“
Tag für Tag hatte ich den Verhören hinter der verspiegelten Glasscheibe gelauscht und einen Verdächtigen nach dem Anderen gesehen, aber es war Keiner dabei, der zu diesem mordenden Künstler passte. Es musste ein Ästhet sein. Er hatte sein erstes Opfer nackt im Schaufenster eines Möbelgeschäftes auf einem schwarzen Ledersofa drapiert, das zweite Opfer in theatralischer Haltung auf die Hände einer Marmorstatue im Museum gelegt und sein letztes Opfer lag auf den Stufen des Rathauses als wolle er damit die ganze Stadt anklagen. Dieser Psychopath hatte einen klugen Verstand und war bestimmt keiner von diesen nervös zitternden und schwitzenden Geschöpfen, die mir Kommissar Pundt präsentierte. Doch als dieser selbstsichere Schönling das Verhörzimmer betrat, wusste ich es. Ich beobachtete ihn wie er seine Lederjacke über die Stuhllehne hängte und sich dann vor der verspiegelten Scheibe die Haare machte. Kommissar Pundt kam zu mir ins Hinterzimmer und hatte einen frivolen Blick drauf. Es war schon spät abends und kaum noch Personal auf der Wache.
„Den habe ich extra für Dich besorgt, Süße!“ sagte er und fasste mir unsanft an den Hintern. „Er ist es!“, sagte ich mit Sicherheit. „Fantastisch! Wann wollt ihr heiraten?“, witzelte er und rückte mir auf die Pelle. Ich wollte ernst genommen werden und wich ihm zum ersten Mal aus, was ich sonst nie getan hatte. Und zum ersten Mal packte er zu und zog mich in seine Arme. Ich konnte mich nicht gegen ihn wehren. „Es war ein langer Tag, Herr Doktor Pundt. Sie müssen noch diesen Verdächtigen verhören, dann können sie zu ihrer Frau…“ „Meine Frau ist im Moment nicht zu hause. Willst Du nicht heute Abend zu mir nach Hause kommen und mit mir bei einem Glas Wein den Fall durchsprechen?“ Seine Anmachen waren noch nie so direkt gewesen und ich war geschockt. Er war so alt und ich war nicht bereit etwas mit ihm anzufangen. Er wirkte zufrieden damit, mich so schockiert zu haben und ließ von mir ab.
„…Kommissar Pundt hat das Verhör mit Dir nicht sehr ernst genommen… ich dachte schon, er würde dich einfach laufen lassen!“ Mein Gegenüber lächelte zufrieden und diesmal war ich es, die ihn erwartungsvoll ansah. Nach einer Weile begann er zu erzählen. „Ich war ziemlich erstaunt, als sie mich festnahmen. Ich habe Kommissar Pundt für nicht so intelligent gehalten und war mir sicher, dass sie mir nichts nachweisen können… Aber jetzt weiß ich es: Nicht er hat mich überführt. Das warst Du, Anne!“ Er sagte es zwar lächelnd, aber es machte mir trotzdem Angst. Er war nun hier um sich zu rächen und keiner wusste, dass er in meiner Wohnung war.
„Wie bist Du an das Manuskript gekommen?“ Sein Blick verfinsterte sich. „Während des Gerichtsverfahrens war immer die Rede von dieser Persönlichkeitsanalyse. Ich fragte meinen Anwalt, ob ich die mal lesen könnte, aber er rückte sie nicht raus. Dann habe ich…“ Er löste seine Beinhaltung auf und rutschte auf die Kante des Sessels. „…ich habe Kommissar Pundt darum gebeten. Er hat mir ein Besuch im Gefängnis abgestattet und es mir überreicht.“ Ich sah ihn mit großen Augen an „…also hatte der Wachmann recht…“ murmelte ich. „Aber, warum hat er das getan?“ „Er wollte mich demütigen!“ Ich schüttelte den Kopf „Ist es nicht schon demütigend genug, jemanden hinter Gitter gebracht zu haben?“ „Für Dich vielleicht, aber für so Einen, wie diesen Pundt nicht, der wollte mich fertig machen!“ „Er wollte, dass Du Selbstmord begehst!“ stellte ich flüsternd fest und sah wie Franks Augen glasig wurden. Er schluckte schwer und sein Adamsapfel bewegte sich dabei.

Mir war die Situation unangenehm, ich sprang auf und ging herüber in die Küche. Dabei fragte ich „Warum bist Du hier?“ „Was glaubst Du?“ fragte er zurück. Ich öffnete die Kühlschranktür und war überrascht, dass meine Einkäufe fein säuberlich einsortiert waren. Ich schloss den Kühlschrank wieder und ging zum Vorratsschrank. Auch da dasselbe Bild, sogar die Tüte war fein säuberlich zusammengefaltet in der Schublade, in der ich sie sammelte. Etwas irritiert darüber sah ich den Mann an, der sich lässig in der Küchentür postierte und sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. Ein Bild wie aus meinen Tagträumen, es wirkte so unreal. Ich besann mich nur schwer auf mein Vorhaben und öffnete wieder den Kühlschrank, nahm die Colaflasche heraus und holte zwei Gläser aus dem Schrank. Ich schenkte einfach beide Gläser voll. Als ich ihm das Glas hinhielt, nahm er es amüsiert an „Verstehe! Du glaubst also, ich bin hier um mit Dir etwas zu trinken.“, witzelte er, prostete mir zu und trank einen großen Schluck. „Nein, Du bist hier, um Dich zu rächen, dass sie Dich dank mir eingebuchtet haben!“ Ich trank einen Schluck. „Ich bin hier, um mich bei Dir zu bedanken! Ich danke dir, dass du mich aufgehalten hast, aber dabei habe ich nicht mit Dir gerechnet…“ fast hätte ich mich verschluckt. Er sah mich so merkwürdig an, dass es mich nervös machte „Du hättest mir lieber einen Brief schreiben sollen.“, entgegnete ich leise und versuchte aus der Küche zu kommen, aber er blieb demonstrativ in der Tür stehen. „Dann hätte ich Dich nicht kennen gelernt.“ Wut stieg in mir hoch. „Jetzt hast es ja. Verschwinde aus meiner Wohnung und stürz Dich irgendwo runter. Ich kann Dir den Fernsehturm empfehlen – genug Zeit um auf dem Weg nach unten um Verzeihung zu bitten!“ Er machte den Weg irritiert frei. „Da war ich schon. Sie haben extra Wachleute postiert. Es wird vermutet, dass ein entflohener Sträfling dort Selbstmord begehen will…ziemlich unglaublich, nicht wahr, Anne?“ Ich lächelte zufrieden. Hatte mir also dieser Kommissar Wenzel tatsächlich geglaubt. Doch dann wurde mir plötzlich klar, dass ich recht hatte. Ich sah Frank erschrocken an und er stand noch immer mit verschränkten Armen da. „Wolltest Du Dich umbringen?“ fragte ich ihn „Habe ich den Tod nicht verdient?“ „Niemand hat den Tod verdient!“
Ich floh zum Fenster und sah hinunter auf die Straße. Dort stand eine Zivilstreife, einer der Polizisten stand am Auto und rauchte. Er sah zu mir rauf und hechtete sofort zu seinem Kollegen. Frank trat auch ans Fenster und sah hinunter. Er sah die alarmierten Zivil-Polizisten. „Kollegen von Dir?“ „Mhm!“ Er nahm mir mein Colaglas ab, packte mich übertrieben, zog mich vom Fenster weg, dann ließ er mich am Sofa los und gab mir das Colaglas zurück. Ich wunderte mich nicht darüber, stattdessen nahm ich seinen Aftershavegeruch war. Ich legte die Decke auf dem Sofa zusammen, bevor ich mich hinsetzte.
„Wie hast Du mich gefunden?“ fragte ich, trank das Glas leer und stellte es auf den Tisch. „Auch das war ein Zufall!“, sagte er lächelnd. „Dieser Wenzel! Da war eine Ansprache im Fernsehprogramm. Hast Du die gesehen?“ „Ich habe keinen Fernseher.“ Er sah sich suchend um, als ob er mir nicht glaubte. „Ich bin ihm gefolgt und dann bist Du mir aufgefallen...“ Er lächelte in sich hinein bei der Erinnerung „...wirklich unglaublich, dass Du diese ‚Anne Marie Mai’ bist. Ich hätte gedacht, dass eine so gute Analytikerin ein hohes Amt im Präsidium bekleiden müsste. Dieser - wie hast Du mich genannt? - 'Bildhauermörder' muss Dir doch eine Menge eingebracht haben?“ „Wie gesagt, ich war nur Praktikantin!“, sagte ich genervt. „Ich bin Dir durch die Stadt gefolgt. Ich habe Deinen Ausweis aus Deiner Tasche entwendet als Du die Blusen anprobiert hast…und da wusste ich es!“ Peinlich berührt zog ich die Beine an meinen Körper und verschnürte mich wie ein Paket auf dem Sofa. Frank lies sich auf dem Sessel nieder. „Ich dachte erst, Du wüsstest nicht, wer ich bin. Ich saß Dir direkt gegenüber in der U-Bahn und dann tauchte dieser Wenzel im Zoocafé auf.“ Er betrachtete mich, wie ich da zusammen gekauert saß und schüttelte den Kopf „Was ist passiert, Anne?“ Ich sah ihn nur fragend an. „Ich meine…Jemand, der so was verfasst, der…“ Er nahm das orange Manuskript in die Hand „…der hat doch keine Probleme eine Bluse zu kaufen? Was ist…“ „Kommissar Pundt!“ sagte ich und löste mich aus der Pakethaltung.

Verfallen




Frank schien es zu begreifen und fragte nicht näher nach.
Kommissar Pundt gab auf, dem Verdächtigen weiter Suggestivfragen zu stellen. Ich hatte bewundernd und mit Genugtuung verfolgt wie Frank Aschemann meinen Mentor vorführte. Er kam herüber zu mir ins Hinterzimmer. Ich tat so als ob ich sehr beschäftigt damit war das Protokoll zu schreiben, aber ich schrieb immer wieder den Satz 'Er ist der Mörder!' auf das Papier. „Ich glaube, Du hast Dich geirrt, er ist nicht der Mörder!“, sagte er und strich mir durch das Haar. Ich versuchte mich nicht zu rühren, denn der Schock über sein unmoralisches Angebot steckte mir noch in den Gliedern „Sie werden ihm kein Geständnis entlocken, wenn sie ihn nur danach fragen.“, stellte ich fest. „Dann sag mir, wie ich ihn in Widersprüche verwickeln kann.“, sagte mein Lehrer und schob seine Hand über meine Schulter in Richtung meines Ausschnitts. Ich sprang auf, um ihn abzuwehren und flüchtete zur Pinnwand, an der die Details des Falls zusammengestellt waren. Ich nahm die Fotos der drei Opfer des Bildhauermörders ab. Aus der Akte eines anderen Mordfalls holte ich noch zwei weitere Aufnahmen von Tatopfern. Dabei waren eine Joggerin, die im Wald von einem Vergewaltiger in ein Haufen Laub geschmissen wurde und eine aus Eifersucht erschossene Frau in ihrem Schlafzimmer. „Zeigen sie ihm diese Bilder und bewundern sie ihn für diese Kunstwerke, die er geschaffen hat. Er wird in seiner Ehre verletzt sein, dass sie ihm diese achtlos liegen gelassenen Opfer unterschieben wollen...“ „Oh mein Täubchen, Du wirst mal eine ganz tolle Profilerin, so wie diese sexy Frauen aus dem Fernsehen!“, säuselte er, gab mir einen feuchten Kuss auf die Wange und waltete seines Amtes. Ich hasste diese Fernsehserien mit diesen sexy Frauen, die bewirkten, dass plötzlich alle Polizeibeamtinnen Persönlichkeitsanalytikerin werden wollten. Das ging so weit, dass ich meinen Fernseher verschenkte, nur um sie nicht mehr sehen zu müssen.
Mein Plan ging auf, Frank Aschemann legte ein verwendbares Geständnis ab und das Schicksal nahm seinen Lauf. Dieser Kommissar war nun ziemlich aufgegeilt durch diesen unverhofften Erfolg und ging mir an die Wäsche. Ich wehrte mich, aber dieser Mann war einfach stärker als ich. Er betatschte meinen Busen und stöhnte mir ins Ohr. Dann fasste er mir zwischen die Beine. Wäre nicht die Putzfrau ins Hinterzimmer gekommen, hätte ich wohl diesen schrumpeligen Penis, den er da vor mir auspackte gespürt. Ich war anschließend für Tage außer Gefecht gesetzt und Kommissar Pundt wurde mit Lobeshymnen für das Lösen dieses Falls geehrt.

„Darf ich es sehen?“ riss mich Frank Aschemann aus meinen Gedanken. Er saß doch tatsächlich vor mir in meiner eigenen Wohnung. „Was?“ „Ich würde gerne das Original sehen.“, sagte er und schwenkte mit dem orangen Heftchen. Ich zuckte nur resigniert mit den Schultern. „Was soll das bringen?“ „Ich möchte die Wahrheit sehen.“ Er sah mich erwartungsvoll an. „Da gibt es leider nicht mehr viel zu sehen…“ sagte ich im Aufstehen und bewegte mich zur Schlafzimmertür. „…mein Lektor hat fein säuberlich durchgestrichen, was er für falsch hielt.“, erzählte ich weiter. Im Schlafzimmer bückte ich mich um unter das Bett zu greifen und den Karton hervorzuziehen. Staub wirbelte umher als ich den Deckel hob und anfing darin herum zu kramen. „Hast Du versucht es zu beerdigen? Da hättest Du es lieber feierlich verbrennen sollen oder fein säuberlich in Stückchen fetzen können, anstatt jede Nacht darauf zu schlafen…“ witzelte mein Verfolger. Dann hielt ich es in den Händen. Es war ganz zerknickt und einige Zettel hingen aus der Verankerung, weil die Heftlöcher eingerissen waren. Ja, Frank hatte recht, ich hatte versucht es zu beerdigen, aber ich konnte es nicht vernichten, das Kapitel war einfach nie abgeschlossen. Es fühlte sich so schwer an. Ich konnte es kaum halten. Meine Hände zitterten. Ich starrte auf den Haufen Papier, der immer schwerer zu werden schien und sank auf die Knie. Plötzlich spürte ich Frank neben mir. Er hatte sich auch auf dem Teppich niedergelassen und ich inhalierte sein Aftershave. Er nahm mir meine Last ab und blätterte darin herum. Ich beobachtete sein Profil, das mir so nah war, wie noch nie. Seine makellosen Gesichtzüge waren noch imposanter als in meinen Träumen. Sein Umschlagen von Seite zu Seite wurde immer schneller, fast hektisch und schließlich landete er auf einer Seite, die gänzlich zensiert war.
Fein säuberlich hatte mein Lektor die Sätze mit rotem Stift durchgestrichen. Das muss ein Haufen Arbeit gewesen sein und die Mühe hatte sich gelohnt. Ich war eingeschüchtert und wagte nicht meine Drohungen ihn anzuzeigen in die Tat umzusetzen. Er hatte die Macht und die demonstrierte sich in dem ‚Ungenügend’, das ich schließlich für meine Abschlussarbeit bekam. Ich hatte zwar die Ausbildung geschafft, weil ich sonst nur hervorragende Leistungen abgeliefert hatte, aber das änderte nichts daran, wie ich mich fühlte. Frank fischte aus den Zetteln das besagte vernichtende Urteil. „Ich verstehe das nicht.“ „Du wolltest die Wahrheit sehen…“ sagte ich resigniert und vermied ihn anzusehen. Es war zu elektrisierend ihm so nah zu sein. Er beobachtete mich eine Weile, doch dann fielen ein paar Zettel aus dem Originalmanuskript. Darauf stand ein Kommentar von Herrn Pundt. Ich wusste gar nicht, dass dort auch handschriftliche Notizen drin standen. Man konnte es kaum lesen „Was steht da?“ „Da steht…“ Mein Mund wurde ganz trocken. „Da steht: ’Diese Ausführungen haben nichts mit dem Fall zu tun!’.“ Frank nahm sich den Zettel vor und hatte Mühe ihn bei all den roten Strichen zu entziffern. Es war der Teil, in dem ich Bezug zur Kindheit des Bildhauermörders nahm. Ich vertrat die Meinung, dass Vernachlässigungen oder gar Misshandlungen zu einem Trauma geführt haben. Der Täter könnte in einem Kinderheim oder einem strengen Internat Erfahrungen gesammelt haben, die ihn zu einem Psychopathen werden ließ. Ich führte einige Psychogramme von anderen anerkannten Forensikern an, um diese These zu bestätigen. Tatsächlich war Frank Aschemann in einer Knaben-Erziehungsanstalt groß geworden. Das Papier zitterte in seinen Händen vor Wut. „Natürlich hat das etwas mit dem Fall zu tun!“ fauchte er mich an.
„Es hat aber nicht zu deiner Ergreifung geführt.“ entgegnete ich zarghaft.
„Nein. Es war nur Zufall, das weiß ich jetzt. Woher wusstest Du das mit meiner Kindheit?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Wer sagt denn, dass ich von Deiner Kindheit geschrieben habe?“ Ich riskierte einen Blick in seine dunklen Augen, die mich fixierten. „Du hast also Erfahrung damit, wie es in Heimen zugeht?“ Es klang leicht vorwurfsvoll. „Ich habe in einem Heim gelebt seit ich 8 Jahre alt war.“ Es bewegte ihn. „Mein Vater hatte meine Schwester missbraucht und sie… hat Selbstmord begangen…“ Meine Stimme wurde immer leiser. Es war der Versuch mich vor ihm zu rechtfertigen, aber gleichzeitig war es mein dunkelstes Geheimnis, das ich hier einem wildfremden Menschen anvertraute. Er wirkte erfreut „Du kennst also diese Wut in mir. Diese Mordlust…“ Es hatte etwas Erotisches, wie er das Wort sagte und ich wiederholte es ebenso emotional „Mordlust!“
Frank zog mich in seinen Arm und ich wurde ganz steif vor Schreck. Er flüsterte mir ins Ohr „Ich wusste, dass uns etwas verbindet.“ Nur langsam entspannte sich mein Körper und sank in die Umarmung. Das Manuskript zerknüllte zwischen uns. Ich umfasste ihn und meine Hände glitten über seinen Rücken. Ich spürte eine merkwürdige Struktur und schmerzhafte Bilder durchzuckten mich. Frank erstarrte, weil ich es näher ertastete und ich griff in den Stoff seines Jeanshemdes. Wir lösten die Umarmung und automatisch zog sich das Hemd aus seiner Hose. Ich rutschte hinter ihn und entblößte seinen Rücken. Sein Blick folgte meiner Bewegung und ich erwartete Protest, aber er ließ es geschehen. Dunkelrote Narben zierten seinen Rücken. Er wurde geschlagen, regelrecht ausgepeitscht! Mit dem Finger fuhr ich entlang der Furchen, tiefe Schnittwunden, vernarbt und hart. Ich spürte den Schmerz auf meinem eigenen Rücken. Er bebte unter meinen Berührungen und ich fragte mich, ob er weinte. Ich konnte es nicht sehen, denn er hatte sein Gesicht von mir abgewendet. Er war sehr muskulös und wären die Narben nicht, hätte es ein attraktiver Männerrücken sein können. Meine Handfläche strich tröstend über seine Schulterpartie und ich ertastete die Stränge seiner Schultermuskulatur. Mich durchströmte ein warmer Schauer und er wendete sich langsam zu mir. Er nahm das Bündel Papier hoch. „Sind nicht diese roten Striche hier genauso wie die Narben auf meinem Rücken? Er hat Dich nicht körperlich verletzt, sondern viel tiefer in Deiner Seele…“ Er drehte sich nun komplett zu mir um. Ich wich nicht zurück, schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und konnte nicht widerstehen. „Sie haben versucht unsere Gefühle zu verbieten…“ begann er zu wispern. „Du wurdest geschlagen…“ stotterte ich in einem Anflug von Nervosität und ihm huschte ein triumphierendes Lächeln über die Lippen, die mich magisch anzogen. Meine Hand lag noch auf seinem nackten Rücken und meine Finger krallten sich in seine Haut. Wir küssten uns und vielmehr wie an die Berührung unserer Münder, erinnere ich mich an die Bewegungen seiner Rückenmuskulatur. Er beendete den Kuss und ich wagte nicht die Augen zu öffnen.
Ich zog meine Hand unter seinem Hemd hervor und er griff danach. Er ließ seine Finger durch meine Finger gleiten. Ich öffnete die Augen und sah in ein ziemlich erstauntes Gesicht, das sich sogleich verfinsterte. Das Telefon klingelte.

Den Tod verdient!



Ich stand panisch auf, ging zum Telefon und hob den Hörer ab mit einem prüfenden Blick zurück zu Frank. Er war zu perplex von dem Kuss um mich aufzuhalten.
„Hallo?“
„Anne, bis Du okay?“ Ich wurde unsicher als ich die Stimme meines Kollegen Wenzel hörte. „Ähm…ja!“ Ich spürte noch die Wärme, die sich in meinem Herzen ausgebreitet hatte, doch in meinem Kopf hörte ich Stimmen der Warnung: ‚Er ist ein Mörder! Du bist allein mit ihm…’ „Bedroht er Dich?“ -‚Nein, er küsst mich nur!’- „Nein, wir reden nur!“
„Kannst Du ihn dazu bewegen, sich zu stellen?“
„Ja, lasst mir Zeit…“ Frank nahm mir den Hörer aus der Hand. Da ich ihn krampfhaft festhielt, musste er ihn mir entreißen.
„Wer ist da?“ Pause
„Verschwinden sie und lassen sie uns in Ruhe!“ betonte er scharf.
„Nein, ich stelle keine Forderungen!“ entgegnete er genervt. Pause. Er holte tief Luft „Natürlich bin ich bewaffnet! Jetzt zieht Leine oder ich bringe Anne um!“ brüllte er und legte auf. Erschrocken floh ich zur Schlafzimmertür. Frank raufte sich die Haare. „Ich wollte Dir keine Angst machen, Anne!“ sagte er besänftigend und kam auf mich zu.
„Was werden Deine Kollegen jetzt tun?“
„Sie werden das SEK verständigen und die Wohnung stürmen.“
„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“ Ich zuckte mit den Schultern, dabei war ich nicht mal sicher ob eine solche Situation das SEK erforderte oder ob Kommissar Wenzel einfach nur Verstärkung anforderte. Aber eins wusste ich, es wird noch ziemlich lange dauern, da war ja noch dieses Fußballspiel. Die Mühlen der Polizei mahlen langsam, langsam genug um dem Tod ins Auge zu blicken. Ich zitterte am ganzen Leib „Willst Du mich umbringen?“
„Hättest Du es denn verdient?“
„Niemand hat den Tod verdient!“ wiederholte ich. „Anne Mai, ich wollte Dir nur sagen, dass Du mich durchschaut hast…Du verstehst mich…Du bist die Einzige, die mich verstehen konnte…ich wollte das nur sagen.“ Seine sonst so arrogante Selbstsicherheit wich einer kindlichen Unsicherheit. „Verständnis? Nein, ich verstehe nicht, wie man einen anderen Menschen umbringen kann…“ Begann ich selbstbewusst, doch dann stand er direkt vor mir und kam mir immer näher. „Du hast sehr viel auf Dich genommen und so viel riskiert, nur um mir das zu sagen? Ein Brief hätte es auch getan…“
„Aber dann hätten wir uns nicht geküsst!“
„Ich bin eine schlechte Polizistin!“ Er schob mich ins Schlafzimmer und entgegnete amüsiert. „Ja, das bist Du! Eine Polizistin küsst keine Mörder!“
Er hielt mich im Arm und versuchte mich dazu zu bewegen ihn anzusehen. Meine Hände stemmten sich abwehrend gegen seine Brust, aber statt ihn wegzustoßen krallten sich meine Finger in seine Haut. War das nicht mein Traum gesen in den letzten Jahren? Ich schwankte zwischen Verliebtheit und Abscheu „Ich bin nur schwach geworden, weil…ich lasse sonst niemanden an mich heran…ich bin ziemlich unerfahren und…“ „Das glaube ich nicht!“ Mit dieser Bemerkung schaffte er es, dass ich den Kopf hob. Ich sah in seine Augen und meine Hände entspannten sich. „Ich glaube nicht, dass kein anderer Mann Deine Schönheit je bemerkt hat, auch wenn Du sie geschickt versuchst zu verbergen.“ Er strich mir zärtlich über das Gesicht. „War denn niemand dabei, bei dem Du schwach geworden bist?“ Er drückte mich fest an sich. „Nein, niemand ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, nur um mich kennen zu lernen. Keiner, der mich in meine eigene Wohnung entführt …“ „Ich tuh Dir nichts, glaube mir! Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit Dir…“
Ich sehnte mich nach diesem Kuss, doch als er anfing mit der Zunge in meinen Mund einzudringen, wich ich zurück. „Du wirst mich umbringen…“ brachte ich atemlos hervor. „Das Risiko musst Du eingehen!“ sagte er schmunzelnd und schubste mich auf das Bett. Er streifte sein Jeanshemd vom Körper in der Gewissheit, dass sein muskulöser Körperbau mich beeindruckte. Ich hatte das Gefühl, dass er von meinen Vorlieben wusste, meine Sehnsüchte kannte und meine Gefühle für ihn durchschaute. Er näherte sich mir behutsam, forschend und mit einer überwältigenden Zärtlichkeit. Er drängte mich nicht und ging aufmerksam vor.
Es brauchte etwas bis ich mich an das Küssen mit Zunge gewöhnt hatte und schon begann er mir die Bluse aufzuknöpfen. Seine Hand auf meinem Bauch zu spüren war schon aufregend genug, musste er nun auch noch höher gehen. Ich zierte mich und er ging in die andere Richtung, über meine Jeans zu meinem Po. Meine Hand wanderte über seinen vernarbten Rücken zu seinem Hosenbund, wo ich die Anfänge seines Hinterns zarghaft ertastete. Ich hatte das Gefühl zu fallen und in einen Traum zu sinken. Er küsste mir nun nicht mehr auf den Mund, sondern vom Kinn am Kieferknochen entlang zu meinem Hals. Ich reckte ihm mein Hals entgegen, weil es sich so wundervoll anfühlte, er stöhnte begeistert auf und umfasste hart meinen Oberschenkel, dass mein Bein sich wie automatisch um ihn schlang. Er strich mit den Lippen an meinem Schlüsselbein entlang zu meinem Busen, dabei wisperte er „Ich habe immer davon geträumt mal einer Frau mit so viel Hingabe zu begegnen. Du bist überwältigend, Anne!“
Er hörte abrupt auf und rollte mich auf den Rücken. Er musterte mich „Du versteckst einen perfekten Leib unter viel zu großen Lumpen. Er hat Dir große Angst gemacht, dieser Pundt!“ knurrte er „Ich wollte ihn anzeigen, aber ich habe…“ „Du hättest viel mehr tun sollen!“ „Du meinst, ich hätte ihn umbringen sollen?“ Ja, tatsächlich hatte ich mit diesem Gedanken gespielt und ich erkannte nun, was dieser Frank Aschemann für mich verkörperte. Er hatte es getan und ich bewunderte ihn dafür. „Du solltest jeden Mann umbringen, der Dein Vertrauen missbraucht!“ „Ich bin keine Mörderin!“ protestierte ich „Nein, Du nicht! Du bist nicht so schwach, wie ich!“, sagte er und legte sich neben mich.
Wir starrten eine Weile an die Decke, doch dann hörte ich Reifenquietschen vor dem Haus. Ich wollte ihn noch so lange spüren bis sie ihn holten. In meiner Fantasie malte ich mir schon aus, wie ich ihn regelmäßig im Gefängnis besuchte und er nach Beendigung seiner Haftstrafe mit mir ein gemeinsames Leben beginnt. Ich beugte mich über ihn, vergrub meine Finger in seinem Haar und küsste ihn. Zärtlich erwiderte er es und zog mich an sich. Ich legte ein Bein über ihn und zog es wieder zurück, weil es gefährlich nah an sein Geschlechtsteil gekommen war. Er packte mein Bein an der Kniekehle und zog mich auf seinen Schoß. Dann ließ er sich rücklings wieder ins Kissen sinken, verschränkte zufrieden seine Hände hinter dem Kopf und betrachtete mich, wie ich mit offener Bluse auf ihm saß.
Der Anblick seines muskulösen Bauchs, seiner leicht behaarten Brust, dem Hals mit dem Adamsapfel und sein kantiges Gesicht mit den durchdringenden Augen lag vor mir. Es war die Erfüllung eines Traums und ich geriet in Verzückung nur bei dem Gedanken, dass meine Vagina und sein Penis nur noch Stoff trennte.
Ich schloss die Augen vor der Wahrheit und er streifte mir langsam die Bluse vom Körper. Als hätte ich ihn dazu aufgefordert, griff er in die Träger meines BHs und zog sie über meine Schultern herunter. Als meine Brüste heraus sprangen, öffnete er den Mund und hauchte ein „Traumhaft!“ Ein heißes Kribbeln durchfuhr mein Körper und seine Hände bewegten sich in Richtung meiner Brüste, aber er berührte sie nicht als sei es verboten. Ungeduldig wartete ich auf den Moment, in dem er sie streichelte und mein Atem wurde schneller. Er richtete seinen Oberkörper auf, dabei schob er mir eine Hand in den Rücken und die andere Hand griff in mein Haar. Er zog meinen Kopf in den Nacken, wodurch ich mich ins Hohlkreuz bog. Um Halt zu finden krallte ich mich in seine Arme. Meine Brüste wurden prall und wölbten sich nach oben. Er stöhnte auf bei diesem Anblick und begann sie mit den Lippen zu liebkosen. Als er meine Brustwarzen berührte folgte eine heiße Explosion zwischen meinen Beinen, die mich erzittern ließ. Ich atmete laut und wurde immer feuchter, als ich seine ansteigende Atemlosigkeit wahrnahm.
Schließlich warf er mich mit Schwung von seinem Schoß auf das Bett. „Es muss wie eine Vergewaltigung aussehen, wenn sie reinkommen.“, murmelte er und öffnete grob meine Hose und zog sie samt Unterhose aus. Es war sehr irritierend und ich glaubte schon, dass es nicht nur wie eine Vergewaltigung aussehen wird. Er starrte mich fassungslos an, als er mich entblößt hatte und schüttelte den Kopf „Du bist unbeschreiblich schön. Kaum zu glauben, dass ich…“ Merkwürdige Geräusche aus dem Treppenhaus brachten ihn aus seiner Bewunderung und er legte sich auf mich. Er flüsterte „Bist Du soweit?“ und ich schüttelte ängstlich den Kopf.
Er begann wieder mich zu küssen, diesmal atemlos mit Zunge, fordernd und dringend. Seine Hand glitt über meinen ganzen Körper und schließlich zwischen meine Beine. Als seine Finger meine feuchte Spalte ertasteten, fing er an zu stöhnen. Es war ein wohliges Brummen, das meinen ganzen Körper vibrieren ließ. Seine erfahrenen Finger wanderten geschickt in mich hinein und ich hielt die Luft an. Er machte leichte kreisende Bewegungen und ich konnte ein lautes Aufstöhnen nicht mehr unterdrücken.
Schließlich kniete er zwischen meinen Beinen und ich sah ihm zu, wie er seine Hose öffnete und seinen erigierten Liebesstab freilegte. Frank bedeckte meinen Körper mit seinem, doch er drang nicht gleich in mich ein, sondern begann wieder meinen Busen zu küssen. Als er dann in mich eindrang hatte ich das Gefühl ohnmächtig zu werden. Ich jappte nach Luft und er sah mir in die Augen, während er langsam mit seinen Stoßbewegungen anfing. Ich hatte das Gefühl mich nicht mehr rühren zu können und Hitze breitete sich zwischen meinen Lenden aus. Dann bekam ich auch schon einen unbeschreiblichen Orgasmus. Ich riss den Mund weit auf und eine Art Quieken entfuhr meiner Kehle. Er begann sofort seine Stoßbewegungen zu beschleunigen und ich spürte wie sein Ejakulat sich mit seinem schmerzhaft verzogenen Gesicht in mir ergoss. Mir schossen sofort die Tränen in die Augen. Schnell rollte er von mir herunter und zog seine Hose wieder hoch. Er sah mich an und strich mir die Tränen aus dem Gesicht „Könntest Du mich lieben?“ Ich wusste er wollte eine ehrliche Antwort und ich antwortete so ehrlich wie es ging „Ich kann Dich lieben, aber nicht den Mörder in Dir!“

Dann klingelte wieder das Telefon. Ich stand auf wie ein Roboter ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, griff nach der Bluse und schlüpfte hinein. Als ich am Telefon ankam und den Hörer in der Hand hielt, hörte ich seinen schmerzvollen Aufschrei. Er rammte sich gerade ein Messer in die Brust. Ich schrie laut „Nein!“ und stürzte zurück zu ihm. Das Telefon fiel scheppernd zu Boden. Ich hatte in der Pathologie-Lektion gelernt, dass erst das Herausziehen des Messers wirklich tötete. Ich packte Franks Körper und umfasste den Griff des Messers, um zu verhindern, dass er es herausziehen konnte. Er sah mich lächelnd an und sagte „Ich habe den Tod verdient!“ Dann umschloss er meine Hand und zog mit mir zusammen das Messer wieder heraus. Ich kreischte panisch, auch noch als sein blutender Körper in meinen Armen erschlaffte. Die schwarzen Männer des SEK mit ihren Sicherheitshelmen hatten mein Bett umstellt und hielten ihre Waffen im Anschlag. Und ich starrte auf das Messer in meiner Hand.

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Tag der Veröffentlichung: 02.11.2012

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