Kapitel 1 ~ Vergangenheit
Er half mir alles zu vergessen. Ich kannte ihn erst ein halbes Jahr, aber er war mein bester Freund. Er war wie ein Seelenverwandter. Er wusste nur durch einen Blick was los war und dafür war ich ihm mehr als dankbar. Nachdem er seinen Vater nie kennen gelernt hatte und seine Mutter nie über seinen Vater reden wollte hatte er kein gutes Verhältnis zu ihr. Olli sah mich als sein einziges Familienmitglied an, denn Geschwister oder sowas hatte er nicht. Und auch für mich war er meine Familie, denn von meiner „echten“ Familie fühlte ich mich mehr als allein gelassen.
Seid mein Bruder sich mit Drogen zu knallte und mein Vater ihn deshalb aus dem Haus geprügelt hatte, war meine Mutter am Ende ihrer Nerven und versuchte irgendwie verzweifelt mit der Situation klar zu kommen. Und ich? Ich war mit 13 Jahren auf mich allein gestellt. Daher war ich mehr als dankbar, dass ich eine „neue“ Familie gefunden hatte.
Wir saßen wie schon so oft auf dieser ollen blauen Couch, und ärgerten uns gegenseitig. Olli wusste genau, dass ich unheimlich kitzlig war und das nutzte er auch gerne aus. Und so stark ich mich auch gewehrt habe, ich hab doch den kürzeren gezogen und lachte aus tiefster Seele. Und ich sah ihm an seinen Augen an, dass wenn ich lachte, er einfach glücklich war. Denn seine Augen funkelten dann immer so schön. Ihn machte es einfach glücklich mich glücklich zu sehn. Wir waren mitten in unserem kleinen Krieg, als uns die Stimme von Ollis Kollegen in die Wirklichkeit zurück holte. Er hatte sich vom Computer abgewendet und sah uns fragend an „Habt ihr Bock auf Donuts?“. Bevor ich überhaupt über die Frage nachdenken konnte, antwortete Olli schon „Auf jeden“. Also war es beschlossen, wir machten uns fertig um für die verfressenden Jungs Donuts zu kaufen.
Draußen fing es langsam an dunkel zu werden. Es war einer dieser typischen Herbsttage, grau, nass …. Eigentlich ein Tag an dem man sich nur in sein Bett verkroch. Ollis Freund saß am Steuer, wir beide setzten uns nach hinten. Es war ein schmuddeliges, kleines Auto, aber für unsere Zwecke reichte es. Ich schnallte mich an, für die Jungs kam das nicht in Frage. Ollis Freund wippte vorne die ganze Zeit im Takt der Musik, die aus dem Radio dröhnte. Er fuhr über eine Kreuzung, ich weiß nicht ob es rot war oder nicht, es ging zu schnell. Ich sah nur noch die Lichter des LKWs auf mich zu kommen. Ich konnte mich vor Schreck nicht bewegen, ich war wie gelähmt. Und ehe ich mich vom Sicherheitsgurt hätte lösen können und weg von der Tür hätte rutschen können, schmiss Olli sich über mich und drückte mich so von der Tür weg. Ich bekam vor Panik kaum noch Luft. Vielleicht auch wegen dem Gewicht von Ollis Körper. Vielleicht auch wegen beidem. Ich hörte nur noch einen lauten Knall und die Erschütterung zog sich durch meinen ganzen Körper. Einen Augenblick lang traute ich mich nicht mich zu bewegen. Alles war still. Erst als der LKW Fahrer schon an unserem Auto war und fragte „Ist jemand verletzt?“, versuchte ich mich zu bewegen, was mir dank Ollis schwerem Körper nicht wirklich gelang. Ich hörte wie Ollis Freund von vorne geschockt sagte „Bei mir ist alles ok“. Von Olli hörte ich nichts, ich bekam angst und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich versuchte mich erneut vorsichtig unter Ollis Körper her zu buddeln. Doch der Sicherheitsgurt ließ mich nicht los. Mein Herz machte Freudensprünge als ich Ollis Stimme fragen hörte „Kann mir mal jemand hier raus helfen?“. Mir kullerten die Tränen vor Erleichterung, dass ihm nichts passiert war. Der LKW Fahrer öffnete auf der heilen Seite des Wagens die Tür und zog Olli vorsichtig von mir runter. Als der LKW Fahrer sah, dass Olli blutete und anscheinend starke Schmerzen hatte, rief er auf der Stelle einen Krankenwagen und die Polizei, anschließend lief er schnell zu seinem LKW um einen Verbandskasten zu holen. Ich hatte noch immer nichts gesagt, es war als könnte ich es nicht mehr. Ich richtete mich auf, löste mich vom Gurt und sah auf den Boden zu Olli herab. Dieser lächelte mich schmerzverzehrt an und fragte nur „Ist alles ok, kleine?“. „Ja, nichts passiert. Aber du blutest.“ Antwortete ich leise und immer noch nicht begreifend. „Ist nur ein Kratzer, schon ok“. Vom Fahrersitz hörte man nichts mehr. Gerade als der LKW Fahrer mit dem Verbandskasten zurück kehrte, hörte man auch schon die Sirene vom Krankenwagen. Es war vielleicht gerade mal eine Minute vergangen, seit der LKW Fahrer den Verbandskasten geholt hatte, zumindest kam es mir so vor. Am Unfallort eingetroffen, versorgten die Sanitäter Ollis Kopfwunde und brachten ihn in den Krankenwagen. Auch Ollis Freund und mich fragten sie „Ist alles ok?“. Ollis Freund antwortete für uns „Ja, sind mit dem Schrecken davon gekommen“. „Ok“ antwortete der Sanitäter, wollte sich allerdings vorsichtshalber selbst davon überzeugen. Er ging erst zum Fahrer, leuchtete mit einer Lampe in die Augen und schaute ihn sich ganz genau an. Das gleiche tat er anschließend mit mir. Als er anscheinend davon überzeugt war das wir nur einen Schock hatten fragte er uns „fährt von euch jemand mit?“. Ehe ich antworten konnte hörte ich Olli aus dem Krankenwagen leise rufen „Ja meine kleine Schwester“. Ich wusste er meinte mich also beeilte ich mich zum Krankenwagen zu kommen. Ich weiß von der Fahrt im Krankenwagen nichts mehr. Der Schock saß mir wohl schlimmer in den Knochen, als gedacht. Ich weiß nur das ich Ollis „Freund“ seid diesem Abend nie wieder sah.
Meine Erinnerungen sind erst wieder da, als wir bereits im Krankenhaus waren. Es musste einige Zeit vergangen sein. Olli lag bereits in einem eigenen Krankenzimmer. Ich saß neben seinem Bett auf einem Stuhl. „Danke, dass du das für mich gemacht hast“, brachte ich leise heraus, während sich meine Augen mit Tränen füllten. „Ich bin immer für dich da und ich werde auch immer auf die aufpassen, egal was passiert. Ich hab dich echt verdammt lieb Yve“. Das war sein Spitzname für mich, abgeleitet von Yvette. Mit einem Lächeln im Gesicht schaute er mich an, doch als ich in seine Augen sah, wusste ich genau, dass er starke Schmerzen hatte. Mir kamen die Tränen, doch ich unterdrückte sie, denn er war der verletzte nicht ich. Er wuschelte mir über den Kopf und sagte dann, „Ich bin verdammt müde, kannst du bitte nach Hause fahren ich würd mich gern etwas ausruhen?!“. Mir war nicht wohl dabei ihn alleine zu lassen, aber ich konnte es verstehen und ging daher wiederwillig nach Hause. Draußen auf dem Flur lief mir seine verängstigte Mutter über den Weg. Als sie mich sah umarmte sie mich stürmisch, fragte dann mit ihrem starken polnischen Akzent „Geht es dir gut?“. Ich nickte mit dem Kopf und antwortete „Ja, alles ok“. Sie lies mich wieder los, begutachtete mich kurz und stürmte dann zu ihrem Sohn ins Krankenzimmer. Ich wusste ihm war das nicht sehr recht. Aber da musste er jetzt durch sie war schließlich seine Mom und hatte ihn auf die Welt gebracht, da hatte sie ja wohl ein anrecht darauf ihren Sohn nach so einem scheiß Unfall zu sehen. Ich machte mich auf den Heimweg. Im Bus kam ich langsam zur Ruhe und konnte durchatmen. Meine Musik drehte ich voll auf, sodass die Leute neben mir auch ohne Kopfhörer alles hätten verstehen können. Doch das war mir egal, ich dachte nur „danke“.
Mein Handy klingelte, auf dem Display stand Olli. Voller Vorfreude nahm ich ab. „Hey Großer“, doch ich bekam keine Antwort. Ich hörte nur ein schreckliches Wimmern, ich wusste hier stimmt was nicht. „Hier ist nicht Oliver“. Es entstand eine kurze Pause, doch ich hatte an dem Akzent erkannt, dass es seine Mutter sein musste. „Oliver ist gerade an inneren Blutungen verstorben“. Das Wimmern wurde zu einem schreienden Weinen. Mir wurde schlecht. Das war doch wohl bitte der geschmackloseste Scherz der Welt oder? Das konnte doch nicht wahr sein. „Ich melde mich wieder“, konnte ich gerade noch aus dem heulen verstehen als ich das Tüten der Leitung hörte. Ich verstand die Welt nicht mehr, sie stand still. Die Tränen liefen mir übers Gesicht. Das konnte nicht wahr sein. Das musste ein Traum sein aus dem ich gleich erwachen würde. Doch nichts geschah. Ich war wie benommen. Die Leute im Bus starrten mich an, doch das war mir so ziemlich egal. Ich bekam nicht einmal mit, dass ich hätte aussteigen müssen. Zwei Haltestellen später bemerkte ich, dass ich zu weit gefahren war und stieg aus. Es war dennoch nicht weit von meinem Zuhause weg, also lief ich das Stück. Mein ganzer Körper fühlte sich benommen an, es war als liefe er von selbst.
Ich nutzte die Zeit von der Haltestelle bis zu mir, um durch zu atmen, Zuhause sollte niemand merken, was mit mir war. Gerade nicht mein Vater, das wär für ihn nur eine neue Angriffsfläche gewesen und ich wollte ihm definitiv keine liefern. Das konnte ich jetzt nicht auch noch gebrauchen. Zuhause angekommen atmete ich nochmal tief durch, bevor ich das Haus betrat. Wie jedes Mal wenn ich nach Hause kam rief ich „Ich bin wieder da“. Ich wollte gerade die Treppen hoch in mein Zimmer gehen, als mein Vater aus dem Wohnzimmer kam und in einem wütendem Tonfall sagte „Du bist zu spät“. Ich hatte keine Ahnung wie spät es inzwischen war und es war mir auch egal, deshalb antwortete ich nur „Ich hab es einfach verplant, sorry“. Mein Vater sagte ausnahmsweise darauf nichts, also ging ich in mein Zimmer zog meine Schlafsachen an und weinte mein Kopfkissen voll. Niemand sollte mitbekommen wie es mir ging. Mein Bruder hatte mich alleine gelassen und war mit seinen Drogen beschäftigt. Meine Mutter hätte es nicht verkraftet, wenn mit mir auch noch etwas gewesen wär. Und mein Vater, um Gottes Willen. Das wäre mein Tod gewesen, wenn etwas mit dem braven, ach so perfekten Töchterchen, was wäre.
Es verging einige Zeit, in der ich eigentlich nur neben mir her lebte, als sei ich in einer Art Trance. Inzwischen wurde Olli in den Niederlanden verbrannt und im Meer verstreut, das war immer sein Wunsch und seine Mutter befolgte ihn ausnahmsweise, es war schließlich sein letzter. Seine Mutter war wieder zurück zu ihrer Familie nach Polen gegangen. Sie hatte es hier nicht mehr ausgehalten. Alles erinnerte sie wohl an Olli. Ich konnte es gut verstehen, ich wär auch gern von hier weg gegangen.
Für mich war die Zeit sehr schwer. Schließlich war ich erst 13 Jahre alt und ich musste schon mit so einer Last leben. Mein Gewissen plagten Selbstzweifel. Warum musste das passieren? Warum er? Er war doch erst 17. Viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Die Situation überforderte mich, ich entwickelte Selbsthass und fing an mich aus Hass zu ritzen. Ich war nicht stolz drauf und versteckte meine Wunden so, dass es bloß niemand bemerken konnte. Nach einiger Zeit wollte ich das nicht mehr, doch ich konnte auch nicht aufhören. Ich hasste mich so sehr dafür, dass er nicht mehr da war. Olli hätte das niemals gewollt, das wusste ich aber mir fehlte die Kraft. Bis mir klar wurde, dass er dafür gestorben war das ich lebte. Wie konnte ich mein Leben da hassen? Ich sollte meinem Leben die Füße küssen und es vergöttern. Schließlich wollte er immer nur, dass ich lache, er liebte es wenn ich lachte. Er wollte, dass ich lebe. Ich riss mich also zusammen. Mit einem Mal schmiss ich meine Rasierklinge weg. Ich wollte das nicht mehr. Ich würde das jetzt durch ziehen. Ich fing langsam wieder an zu leben. Ging unter Leute. Konzentrierte mich auf die Schule. Lachte langsam wieder. Das hätte Olli gewollt. Und das war ich ihm schuldig.
2. Kapitel ~ Wunden heilen nicht
Ich war mittlerweile 16 Jahre alt. Mein Bruder war inzwischen im Knast gewesen und nun angeblich clean. Er muss es am besten wissen. Ich glaubte ihm das jedoch nicht und hatte aus Wut und Enttäuschung, dass er log, kaum noch Kontakt zu ihm.
Mit meinem Vater hielt es einfach nicht mehr aus, er machte mich mittlerweile nicht nur psychisch fertig, sondern wurde auch gewalttätig. Die Polizei ging inzwischen öfter bei uns ein uns aus, wegen ihm. Ständig war ich gezwungen sie zu rufen, weil er mal wieder einen seiner Ausraster hatte. Ich zog einen Schlussstrich. So konnte es schließlich nicht weiter gehen. Ich sagte zu meiner Mutter „Er oder ich!“. Für sie gab es da nichts zu überlegen, sie wollte nicht auch noch mich wegen ihm verlieren. Sie wollte eigentlich nur noch meinen Schulabschluss abwarten, aber ich kam ihr zuvor. Sie trennte sich also von ihm. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten, schafften meine Mutter und ich es, uns langsam wieder anzunähern. Es vergingen zwei Jahre. Meine Mum hatte inzwischen einen neuen Freund. Ich hätte nicht gedacht, dass das noch einmal passieren würde. Aber es war so und sie schien richtig glücklich zu sein. Ich freute mich für meine Mum, das Glück hatte sie sich schließlich nach dem Horror mit meinem Vater verdient.
In den vergangenen 2 Jahren machte ich meinen Führerschein, was durch meine Vergangenheit anfänglich auf der Autobahn gar nicht so einfach war. Ich hatte immer wieder angst mit irgendwem zusammen zu prallen. Doch irgendwie schaffte ich es und es begann mir Spaß zu machen Auto zu fahren. Nach dem ich einige Zeit mit dem riesigen Auto meiner Mutter gefahren war, kaufte ich mir ein eigenes Auto. Stolzer hätte man glaube ich nicht sein können, wie ich es war als der Autoverkäufer mir die Schlüssel und Papiere von meinem kleinen Flitzer reichte.
Zudem machte ich inzwischen mein Fachabitur. Ich war echt gut, man könnte sogar sagen sehr gut. Da ich mich im letzten Schuljahr befand, war es an der Zeit sich zu bewerben. Also setzte ich mich zähne knirschend an meinen Laptop und schrieb einige Bewerbungen. Ich musste auch nicht lange warten, als ich den ersten Anruf bekam und zu einem Einstellungstest eingeladen wurde. Freudig über das positive Ergebnis sagte ich natürlich zu.
Und als es soweit war stand ich Stunden vorher auf um mich heraus zu putzen um ja einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich machte mich also auf den Weg. Und nachdem ich drei Stunden dort saß und Aufgaben löste, machte ich mich mit einem Gefühl der Unsicherheit auf den Weg zum Parkhaus, wo ich meinen kleinen Flitzer geparkt hatte. Ich schalltete mein Handy wieder ein, dass ich zuvor abgestellt hatte, damit mich bloß niemand anrufen konnte, was bei meinem Glück sicherlich passiert wäre. Ich tippte direkt drauf los und schrieb meinem Freund eine SMS, ob ich ihn von der Arbeit abholen soll und ob wir etwas unternehmen wollten. Ich brauchte nicht lange auf eine Antwort warten. Er stimmte freudig zu. Hätte mich auch sehr gewundert, wenn er lieber mit dem Bus gefahren wäre. Also fuhr ich zu seinem Arbeitsplatz, wo ich noch einige Minuten warten musste. Als er heraus kam, lief er zu meinem Auto und stieg ein. Er begrüßte mich lächelnd und gab mir auch sogleich einen Kuss mit seinen süß schmeckenden Lippen. Als er sich von mir löste, schaute er mich fragend mit seinen eisblauen Augen an „Na wie lief es?“. Ich lächelte und antwortete „War ganz gut“. Auf dem Weg, zu ihm nach Hause, erzählte ich ihm ausführlich von den Aufgaben im Test. Während ichBericht erstattete schaute ich zu ihm rüber, um in seine wundervollen Augen blicken zu können.
Und da geschah es. Ich hörte einen lauten Knall und eine Erschütterung fuhr durch meinen Körper. Ich drehte mich schnell nach vorne und sah, dass ich jemandem während des Rollens hinten drauf gefahren war. Ich stieg sofort aus und fragte panisch „Ist etwas passiert?“. Der Mann, mit dem dunklen Teint und den schwarzen Haaren, im vorderen Auto antwortete „Nein, alles ok“. Wir fuhren rechts ran und ich fragte erneut „Geht es ihnen gut?“. Der Mann versicherte mir, mit einem Lächeln auf den Lippen, dass es ihm gut ginge. Ich rief die Polizei, was anderes blieb mir kaum über. Ich teilte der Polizei mit, wo der Unfall geschehen war und sie schickten direkt eine Streife. Während wir auf die Männer in grün warteten rief ich verzweifelt meine Mum an. Als ich ihre Stimme am andern Ende der Leitung war nahm, liefen mir auch schon die Tränen. Geschockt und irgendwie verängstigt bracht sprach ich leise zu meiner Mutter „Mama ich bin jemandem drauf gefahren“. Ehe ich fort fahren konnte fragte sie besorgt „Ist jemandem was passiert? Wo bist du? Soll ich dahin kommen?“. Immer noch weinend antwortete ich „Nein, es ist niemandem was passiert. Das einzige was ist, ist das das Nummernschild vom Vordermann ein wenig verbogen ist und die Stoßstange einen Kratzer hat. Meinem Auto geht’s gut. Wir sind auf der Straße auf der wir fahren, wenn ich zum Jürgen fahr. Kannst du bitte auch kommen?“. Ich konnte den Stein förmlich hören, der meiner Mutter vom Herzen gefallen war als sie erfuhr, dass es allen gut ging. Sie teilte mir mit das sie sich umgehend auf den Weg machen würde. Der Mann, dem ich drauf gefahren war, hatte das Gespräch zwischen mir und meiner Mum wohl mitbekommen, denn er wandte sich nun an mich. „Wir können das von mir aus auch unter uns klären es ist ja nicht wirklich was passiert“, ich schaute den Mann etwas verdattert an, brachte jedoch keine Antwort hervor. Als er dies merkte fuhr er fort „Wenn wir das unter uns klären ist es billiger und du steigst nicht in deiner Versicherung auf.“ Ich nickte, brachte jedoch immer noch kein Wort hervor. Also ergriff mein Freund das Wort „Das wäre echt nett von ihnen“. Der Mann nickte zusichernd mit dem Kopf. Und als die Polizei eingetroffen war, schilderte er kurz den Sachverhalt und teilte den Beamten auch sogleich mit, dass wir das unter uns klären wollen. Und da niemand verletzt wurde stimmte der Beamte zu. Zwei Minuten später waren sie auch wieder verschwunden. Meine Mutter und ihr Freund waren inzwischen auch an der Unfallstelle angekommen und betrachteten die Situation. Meine Mum feilschte inzwischen mit dem Mann, dessen Auto ich vermackt hatte und ihr Freund und mein Freund widmeten sich mir. Meine Mutter zahlte dem Mann also 100¤ und damit war alles geregelt. Mir jedoch stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Es war meine Schuld! Ich hatte nicht aufgepasst! Wäre meinem Freund oder dem Mann etwas passiert, hätte ich mir das nie verziehen. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, fuhren Marcel und ich zu ihm nach Hause und meine Mutter und ihr Freund zu uns nach Hause. Bei Marcel angekommen ruhte ich mich erst einmal vom Schock aus.
Abends fuhr ich übervorsichtig nach Hause, dort angekommen machte ich mich auch gleich Bett fertig. Der Tag hatte mich geschafft. Eingeschlafen, hatte ich einen schrecklichen Traum. Ich träumte von dem Unfall mit Olli, aber nicht wie er wirklich geschah, sondern auf eine schreckliche Weise.
Ich träumte, wir wären im Auto und auch das der Unfall geschah und Olli sich über mich drüber schmiss, aber ich träumte das Olli stark bluten würde. Er flehte mich an „Hilf mir Yve, hilf mir“. Überall sah ich sein Blut, an mir, an den Autositzen, überall. Im Krankenzimmer angekommen, waren seine Wunden noch immer nicht versorgt und er blutete weiter. Während dessen flehte er mich noch immer an „Yve hilf mir doch. Warum hilfst du mir nicht?“. Perplex stand ich neben seinem Bett, als ein Arzt herein kam und mich nach Hause schickte. Im Bus bekam ich den Anruf von seiner Mutter, die jedoch diesmal nicht weinte, sondern mich Wut entbrannt anschrie und fragte „Warum mein Sohn? Warum konntest du nicht sterben? Wieso er?“. Im nächsten Augenblick befand ich mich in einer Leichenhalle. Es war kalt und alles ganz steril. In der Mitte des Raums, befand sich ein Metalltisch, auf dem eine Leiche lag. Es war Olli. Seine weiße Haut, schimmerte leicht bläulich und auch die Lippen waren blau. Die Haut war komplett eingefallen und man konnte jeden Knochen erkennen. Als ich mir das Gesicht ansah, riss er die Augen auf, die nun nicht einmal mehr eine Pupille hatten und schrie mich an „Hilf mir endlich!“.
Ich wachte schweißgebadet und weinend auf. Ich atmete tief durch und wischte mir die warmen Tränen vom Gesicht. Nach einer Weile hatte ich mich beruhigt, schlafen wollte ich jedoch nicht mehr.
Diesen Traum hatte ich seit dem jede Nacht, seit ganzen drei Wochen. Er belastete mich zunehmend und auch mein Freund machte sich immer größere Sorgen um mich. Ich erzählte meiner Mutter von dem Traum und musste ihr außerdem erstmals überhaupt von meinem früheren Unfall erzählen. Es fiel mir sehr schwer. Ich wollte sie nicht verletzen oder kränken, damit dass sie früher nie für mich da war und mich alleine gelassen hatte. Doch meine Mum verstand mich und schickte mich am nächsten Tag zu meiner Hausärztin, in der Hoffnung, dass diese mir weiter helfen könne. Als ich dort im Behandlungsraum saß wurde ich zunehmend nervöser und zugleich ängstlicher. Als ich es dann aber doch weinend hinter mich gebracht hatte, der Ärztin mein Problem zu schildern, verschrieb sie mir ein Mittel gegen Angstzustände und versicherte mir, dass ich damit ruhig schlafen könne.
Beruhigt nahm ich abends meine Tropfen. Doch auch diese Nacht hatte ich den Alptraum. Ich wachte wieder schweißgebadet und weinend auf. Ich setzte mich an mein Fenster und starrte in den sternenklaren Himmel, um mich ein wenig zu beruhigen. Es war Vollmond. Ich liebte den Vollmond. Ich fühlte mich immer schon vom Mond angezogen, meine Mutter hatte mir mehrmals erzählt, dass ich sogar schon als Baby auf den Mond reagiert habe. Daher betrachtete ich ihn auch heute sehnsüchtig. Ich dachte nach, darüber ob es vielleicht meine Schuld war, dass Olli tot war, darüber was wäre wenn ich gestorben wäre und nicht er. Mit der Frage was wenn im Kopf, starrte ich noch immer den Mond an. Als auf einmal ein blendend helles Licht vom Mond ausging. Moment mal kam das Licht etwa auf mich zu? Ich kniff die Augen zusammen um irgendetwas erkennen zu können, doch das Licht war zu grell. Ich konnte nichts mehr sehen. *Was zum Teufel ist das für ein Ding?*
3. Kapitel ~ Fremder Besuch
Es schien immer näher zu kommen. Das Licht schmerzte bereits in meinen Augen. Doch ich wollte einfach wissen was es war. Ich öffnete mein Fenster und die eisige Nachluft schlug mir ins Gesicht. Ich setzte mich auf die kalte Fensterbank und versuchte weiter in die Richtung des hellen etwas zu sehen. Es tat tierisch weh aber meine Neugier war nicht zu besänftigen. Ich hielt die Hand hoch um mich vor dem gleißenden Licht zu schützen, als das Objekt, nur noch knapp einen Meter vor mir, umher flog. Durch meine gespreizten Finger konnte ich eine Art leuchtenden Ball erkennen der einen Durchmesser von ca. 20 cm hatte. Er zog mich an und ich merkte wie er mich in Trance versetzte, doch ich wollte mich nicht dagegen wehren. Diese Trance fühlte sich gut an so warm und beruhigend. Meine Aufregung wegen meines Traumes vergaß ich dabei. *Ich muss es berühren* schoss es mir in den Kopf. Also richtete ich mich auf um mich anschließend wieder auf die Fensterbank zu knien. Ich streckte meinen Arm aus um nach dem Ball zu greifen, doch erreichen konnte ich ihn nicht. Also streckte ich meinen Körper in Richtung Ball. *Noch ein Stück, noch ein kleines Stück gleich hab ich ihn* feuerte ich mich selbst an, als ich mein Gleichgewicht verlor und nach vorn rüber kippte. Ich wollte grade schreien, als ich bemerkte das der Ball größer geworden war und ich nun auf ihm lag. Es schien so als hätte er mich aufgefangen. Er war angenehm warm und ich konnte die kalte Nachtluft um mich herum vergessen. Der Ball glitt langsam mit mir zu Boden. Und als ich von ihm runter rutschte und meine Füße auf den kalten Boden setzte durchfuhr mich ein eisiger Schauer. *Was ist das für ein Ding?* schoss es mir erneut durch den Kopf.
Kaum hatte ich meinen Gedanken zu ende geführt, als der Ball auch schon zu summen und zu glühen begann. Sein Licht wurde immer heller und heller. Sodass ich mir die Augen zuhalten musste, da es so schmerzhaft wurde. Als ich kein summen mehr in meinen Ohren vernahm wagte ich meine Hände von den Augen zu nehmen und ich erschrak. Unfähig etwas zu sagen und vor schock zitternd, starrte ich eine Person vor mir an. Es war ein bildhübsches Mädchen. Sie musste ungefähr in meinem alter sein. Sie hatte kurzes, braunes Haar und dazu passende Rahbraune Augen. Ihre Haut war jedoch blass. Ein schmunzeln stahl sich auf ihr Gesicht und ich bemerkte, dass ich sie noch immer mit offenem Mund anstarrte.
“W-wer bist du? Besser gesagt was bist du?” brachte ich dann aber doch stotternd heraus. Das Mädchen schmunzelte noch immer als sie antwortete “Mein Name ist Aurelia und nun ja ich bin ein Engel.” “Du bist was?” platzte es aus mir heraus. “Du hast schon verstanden Yuuka.” “Was wer ist Yuuka ich glaube du verwechselst mich grade.” Ihr schmunzeln wich von ihren Lippen “Du erinnerst dich wirklich an nichts mehr?” Sie kam näher und ich wäre ein Stück zurück gewichen wenn hinter mir nicht das Blumenbeet angefangen hätte und auf Erde an den Füßen hatte ich jetzt echt kein Bock. *Die ist doch wohl voll durch in der Birne. Oder ich hab nur Halluzinationen ja das muss es sein, die Tropfen die ich bekomm hab vertrag ich einfach nicht.* etwas erleichtert stupste ich sie an “Du bist nur eine Halluzination.” sagte ich mehr zu mir als zu ihr. Sie verdrehte ihre Augen “Das es schwer wird wurde mir ja gesagt, aber das es verrückt wird das hat man mir wohl verheimlicht.” Sie kam das letzte Stück näher an mich heran und stand nun nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Sie schaute mir tief in die Augen. “Ich kann nicht glauben das du mich nicht erkennst, sie hatten wirklich recht.” sagte sie mit einem traurigen Klang in der Stimme. Hätte ich nicht gewusst, dass ich es hier mit meiner mir durchgehenden Fantasie zu tun hätte, würde sie mir wirklich leid tun. Als sie keine Reaktion von mir vernahm, erhielt ich einen merkwürdigen Blick ich konnte ihn jedoch nicht deuten. Es war nur ein aufblitzen in ihren Augen zu erkennen und das gefiel mir ganz und gar nicht. Sie streckte ihre Hand aus und kniff mir feste in den Arm. “Auaaa” schrie ich auf und funkelte sie böse an, während ich mir dann schnell die Hand vor den Mund hielt um meinen eigenen Laut zum schweigen zu bringen. Würde meine Mutter mich hören und mich hier draußen erwischen, wie ich mit einer Halluzination rede, würde sie mich direkt in eine Anstallt einweisen.
“Was soll das?” flüsterte ich deswegen nun. “Na kann eine Halluzination dir etwa weh tun?” flüsterte sie nun nachahmend. “Keine Ahnung, ich hatte schließlich noch nie welche” zischte ich sie, böser darüber, dass sie mich nachahmte, an. “Na siehst du, jetzt auch nicht” meinte sie nun leicht genervt. “Können wir vielleicht rein gehen, mir wird hier langsam ohne meine Plasmakugel kalt.” Erst jetzt bemerkte ich mein zittern und meine Gänsehaut am ganzen Körper. Daher nickte ich nur. *Was hab ich schon zu verlieren, meinen Verstand hab ich jedenfalls schon verloren.* dachte ich mir nur Schulter zuckend. Leise schlich ich ins Haus. Auch meine Halluzination war nichts zu hören. In meinem Zimmer angekommen, verschloss ich die Tür und setzte mich auf mein Bett. Ich nahm mir meine zerwühlte Decke und wickelte mich darin ein. Aurelia, wenn sie denn wirklich so hieß, setzte sich zu mir. Nach einer Weile brach ich das Schweigen und fragte sie “Also, wenn du wirklich ein Engel bist, was willst du dann hier? Und was war das für ein leuchtender Ball? Und wo kommst du her? Und…” bevor ich weiter fragen konnte unterbrach sie mich “Stopp, Stopp, Stopp. Soll das heißen du glaubst mir?” sie sah mich erwartungsvoll an. In meinem inneren wusste ich nicht was ich glauben sollte. Ich war wirklich verwirrt nachdem sie mich gekniffen hatte dachte ich noch mal drüber nach ob mir eine Halluzination wirklich weh tun könnte. Doch ich wollte nicht das sie meine Zweifel bemerkt. *Hallo wie bekloppt käme das jetzt rüber wenn ich ja sagen würde*. Daher sagte ich nur “Nein nicht wirklich, aber da ich glaube, dass mir meine Fantasie heute Nacht keine Ruhe geben wird, nutzte ich die Zeit und frage sie aus”. Das Mädchen verdrehte nur genervt ihre Augen “Na dann will dir deine Fantasie die mal Antworten” während sie das sagte, betonte sie das Wort Fantasie nur spöttisch. “Also von vorne mein Name ist Aurelia. Ich bin ein Engel. Ein sogenannter goldener Engel, was auch mein Name verrät, aber das erkläre ich dir alles später. Ich bin hier um dich zu holen. Und das eben war meine Plasmakugel mit der wir Engel reisen und die nur von einem Engel gesehen werden kann. Und das hört sich jetzt vielleicht doof an, aber ich komme vom Mond.” beendete sie ihre Ausführung. Mit offenem Mund starrte ich sie an “Du willst mich holen?” platze es aus mir heraus. “Bin ich gestorben?” fragte ich ängstlich. Aurelia fing an zu lachen “Nein, bist du nicht. Man wird nicht automatisch zu einem Engel wenn man stirbt. Dafür muss man schon besonders rein sein. Und das ist eigentlich nie ein Mensch. Nein man wird als Engel geboren und normal lebt nie ein Engel auf Erden. Denn außer den Beschützer Engeln, die auch nicht auf Erden leben, darf kein Engel überhaupt auf Erden sein.” “Soll das heißen du willst mir weiß machen ich bin ein Engel?” fragte ich sie unsicher. “Ich will es dir nicht nur weiß machen, es ist auch so”. Ich tat so als hätte ich dieses Kommentar nicht gehört denn hallo wie bekloppt ist so was denn. Deswegen fragte ich einfach weiter, da mir die Situation doch sehr suspekt erschien “Und du bist mein Beschützer Engel?”. “Nein auch das ist falsch. Ich bin ein goldener Engel wie bereits gesagt. Ich diene der Königlichen Familie. “Also um das mal zusammen zu fassen, es gibt Engel, darunter noch die verschiedensten Sorten, eine Königliche Familie, ihr lebt auf dem Mond und nur manche Engel dürfen auf die Erde!?” sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihr, als mir plötzlich ein Licht aufging “Moment wenn du kein Beschützer Engel bist, darfst du doch gar nicht hier sein?!” stellte ich fest. “Das ist richtig normal dürfte ich das nicht. Ich habe jedoch von den ältesten eine Ausnahmegenehmigung. Schließlich soll ich dich ja holen.” “ich soll also zum Mond?” fragte ich ungläubig. “Genau” beteuerte sie mir sichtlich genervt von meinen fragen. “und was soll ich da? Hallo ich bin nur ein Mensch! Keine Flatterflügel, kein Heiligenschein nichts, nur ein Mensch”. “Man Yuuka, ich meine Yvette hörst du mir eigentlich zu? Du bist ein Engel. Klar sieht man keine Flügel, die muss man erst erscheinen lassen, oder denkst du ich hab bock immer mit so was rumzulaufen?” kaum hatte sie ihre Frage ausgesprochen, als auf ihrem Rücken ein Paar wunderschöner grauer Flügel erschien. Ich traute meinen Augen nicht und wagte nichts zu sagen. “Das wäre mir echt zu lästig. Und das mit dem Heiligenschein wurde einfach falsch Überliefert, dass was so leuchtet ist unsere Plasmakugel mit der wir vom Mond bis zu Erde fliegen, denn mit Flügeln wäre das doch etwas anstrengend”. Ich starrte noch immer auf ihre wundervollen Flügel. “Warum sind sie grau?” fragte ich leise. Sie schmunzelte “Wir haben alle graue Flügel, bis auf Engel der Königsfamilie, die schneeweiße Flügel haben und die Engel von Erasmus, die haben alle schwarze Flügel”. Als sie diesen Namen aussprach, sah man Angst, Hass und Trauer in ihrem hübschen Gesicht. “Wer ist dieser Erasmus?” fragte ich neugierig und bereute es, weil ich angst hatte Aurelia mit meiner Frage zu verletzen. “Er war der Bruder des Königs”. “Er war?” fragte ich aufmerksam. “Ja, war. Er tötete seinen Bruder vor 16 Jahren und seit dem leben wir in Angst, da der ältesten Rat nicht so stark ist, wie unser König es war und uns nicht immer vor ihm beschützen kann. So haben viele von uns schon viele Angehörige und Freunde verloren.” Man sah die Trauer deutlich in ihren Augen und sie tat mir leid. Sie tat mir so leid, dass ich sie einfach in den Arm nehmen musste. Sie fing an zu schmunzeln. Stirnrunzelnd fragte ich sie nur barsch “Was?”. Hoffnung schimmerte in ihren Augen als sie antwortete “Du glaubst mir”. Etwas erschrocken über ihre Aussage schaute ich sie perplex an und antwortete nur verwundert über mich selbst “Ja, das tue ich”. Glücklich schlang sie sich um meinen Hals “Danke”. Ich spürte eine warme Flüssigkeit auf meiner Nackenhaut. Sie weinte. “Warum weinst du?” fragte ich sie. “Vor Freude”. Ich beließ es dabei. “Aurelia, das ist alles ziemlich viel für mich” öffnete ich mich ihr. “Das kann ich verstehen, aber es musste sein”. Ich schwieg. *Was hat das alles nur zu bedeuten? Wie kann so was real sein? Was passiert nun?* tausend solcher fragen schwirrten mir nun im Kopf herum. Aurelia schien dies zu bemerken und musterte mich “An was denkst du?” fragte sie mich neugierig. “Was wird jetzt passieren?” stellte ich ihr als Gegenfrage. Bedauernd sah sie mich an “Du musst mich zurück begleiten!”. Es war keine Frage oder eine Aussage, es klang mehr nach einem Befehl. “Und was ist wenn ich das nicht will?” fragte ich trotzig. Flehend schaute sie mich an “Ich kann dich nicht zwingen. Aber willst du den nicht erfahren wer oder was du wirklich bist Yu… Yvette?” Sie traf genau meinen wunden Punkt. Meine Neugierde. *Wer bin ich wirklich?! Gute frage* sprach ich in meinen Gedanken zu mir selbst, als mir etwas an ihrer Frage von eben auffiel. “Bist du sicher das du mich nicht verwechselst? Schließlich nennst du mich immer Yuuka. Und du hast gesagt Engel leben nicht auf der Erde, aber das tue ich schon mein ganzes Leben.” stellte ich fest. “Nein, ich verwechsle dich nicht. Und nein du lebst nicht dein ganzes Leben auf der Erde. Man hat dich erst hierher gebracht als du bereits 2 Jahre alt warst. Und ich nenne dich Yuuka, weil das dein richtiger Name ist, der dir von deinen richtigen Eltern gegeben wurde….” ich ließ sie nicht ausreden “Von meinen richtigen Eltern? Willst du damit sagen meine Mum ist nicht meine Mum?”. Bedauernd sah sie mich an “Es tut mir leid. Nein ist sie nicht”. Ich verstand die Welt nicht mehr. *Was will dieses Mädchen mir hier weiß machen? Wurde ich mein Leben lang belogen?*. Erst jetzt fiel mir auf das es keine Babyfotos oder so wie von meinem Bruder gab. Mir war das schon früher aufgefallen aber ich hatte mir nie was dabei gedacht. “Warum?” brachte ich nur flüsternd heraus. Meine Welt brach an einem einzigen Abend zusammen. *Ich war nie die für die ich mich gehalten habe. Ich war nie Yvette Huying. Aber wer bin ich dann?*. Zögerlich brachte Aurelia eine Antwort heraus “Weil du nach dem Tod des Königs in unserer Welt einer zu großen Gefahr ausgesetzt warst.” antwortete sie auf mein warum. Zwar war das nicht damit gemeint, dennoch war es eine Antwort die mir half zu verstehen. Wieder brachte ich ein “Warum?” heraus und damit sie meine Frage dieses mal richtig verstand fügte ich noch “Warum war ich in großer Gefahr?” hinzu. Man sah ihr an, dass sie darüber nach dachte mir dies zu verheimlichen doch sie antwortete zu meiner Überraschung “Weil Erasmus dich will. Du bist ein sehr mächtiger Engel mit mächtigen Fähigkeiten und das will er für sich nutzen. Und auf keinen Fall wollte er dich zum Feind. Daher brachte man dich auf die Erde damit du nicht in seine Fänge geraten konntest.” Ich schaute sie nur perplex an “Ich bin ein Engel, ein mächtiger noch dazu. Ich habe irgendwelche Fähigkeiten, ich komme vom Mond und meine Eltern sind nicht meine Eltern. Das ist eindeutig zuviel für mich!“ erst jetzt fielen mir zwei Fragen auf die mir keine Ruhe ließen. “Wissen meine Eltern was ich bin? Und wer sind meine echten Eltern?”. Prompt antwortete sie mir “Oh Gott nein, deine Eltern wissen nicht was du bist sie wissen selbst nicht, dass du nicht ihr Kind bist. Sie wurden damals mit einem Zauber belegt”. Irgendwie erleichterte mich ihre Aussage, dass sie mich nicht belogen hatten sehr. “Wer sind meine leiblichen Eltern?” fragte ich erneut, da Aurelia mir nicht geantwortet hatte. Und ich sah in ihren Augen, dass ihre Antwort ihr leid tat “Ich darf es dir nicht sagen. Es ist die Aufgabe der ältesten dir es zu sagen”. Ihre Antwort machte mich mehr als stutzig, doch ich beließ es dabei. *Ich glaube mehr vertrage ich für heute auch nicht* beteuerte ich mir selbst. Die Stille die nun eingekehrt war, wurde nach einiger Zeit von Aurelias Stimme durchbrochen. “Wirst du mich begleiten?” fragte sie mich und ich sah in ihren Augen eine Mischung aus Angst, dass ich nicht mitkommen würde und Hoffnung, dass ich es doch tat. Es vergingen einige Minuten der Stille, als ich ihr antwortete “Ja, ich will wissen wer ich bin”. Freudig fiel sie mir um den Hals “Danke, danke, danke” brachte sie nur heraus. “Wann geht’s los?” wollte ich wissen. “Sobald du dich angezogen hast, oder willst du etwa in Schlafsachen los?” fragte sie mich schmunzelnd. Ich schaute an mir herab, erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich nur eine kurze schwarze Hose und ein rotes Top an hatte. Ich musste lächeln “Nein, eigentlich wollte ich nicht so los.” Ich stieg also von meinem Bett und ging zu meinem Kleiderschrank rüber. Ich schaute hinein, was ich anziehen wollte, doch direkt schoss mir die nächste Frage in den Kopf “Du Aurelia” ich stockte, irgendwie war mir die frage unangenehm. Warum wusste ich selbst nicht. Sie blickte erwartungsvoll zu mir herüber “Was ist?” fragte sie als ich nichts weiter sagte. Ich blickte zu Boden als ich ihr meine frage stellte “Ist es warm oder kalt auf dem Mond?” sie kicherte leise. “Es ist angenehm warm.” gab sie mir dann aber doch zur Antwort. Ich antwortete ihr nichts, die Frage war mir unangenehm genug gewesen. Ich nahm mir also eine schwarze, eng anliegende Jeans aus dem Kleiderschrank und dazu ein eisblaues, trägerloses Top, dass meine eisblauen Augen betonte. Zusätzlich nahm ich mir aus einer Schrankschublade frische Unterwäsche und Socken. Mit meinen Klamotten bepackt ging ich ins Bad, wo ich mich umzog und mir mit meiner Bürste durch meine hellblonden, langen Haare ging. Anschließend schminkte ich meine Augen noch mit ein wenig Kajal und Wimperntusche. Ich nahm mir meinen Kulturbeutel und packte meine Kosmetikutensilien ein. *Wer weiß was ich dort brauche*. Nachdem ich im Bad fertig war nahm ich mir eine kleine Tasche, in der ich ein paar frische Anziehsachen verstauen wollte. “Du brauchst nichts mitnehmen wir haben alles da”. Ich dachte kurz darüber nach packte dann aber weiter. “Ich will nur etwas vertrautes bei mir haben”. Als ich so meine Sachen in die Tasche stopfte viel mir ein Bild meines Bruders und meiner Mutter in die Hände. Traurig blickte ich auf zu Aurelia, der dies nicht entgangen war. Ehe ich frage konnte antwortete sie mir bereits “Mach dir keine Sorgen, für sie bist du gestern schon für ein Austauschschuljahr verreist.” Ich nickte nur. *Ob sie das wohl auch mit einem Zauber geregelt haben? Doofe Frage klar haben sie das*. “Und was ist mit meinem Freund?” fragte ich schnell. Ich wollte ihn nicht zurück lassen. “Jürgen wird dich nie kennen gelernt haben” es schmerzte als sie das sagte. Mir stiegen die Tränen in die Augen. *Er oder ich?!*. Meine Entscheidung war zwar egoistisch, doch ich wollte einfach nur noch wissen wer ich war. “O.K.” brachte ich daher nur flüsternd heraus. Ich packte den Rest meiner Sachen nur noch schnell ein und fragte dann “Können wir los?”. Sie merkte mir wohl an das ich schnell weg wollte. Und so lies sie, vor dem noch immer geöffneten Fenster ihre leuchtende Plasmakugel erscheinen, doch zu meiner Verwunderung war diese nicht so hell erleuchtet wie zuvor. “Sie leuchtet nur so hell, wenn jemand darin ist” antwortete sie mir, als ob sie meine Gedanken lesen konnte. *Moment konnte sie diese etwa lesen?*. “Kannst du meine Gedanken lesen?” fragte ich daher vorsichtig. “Nein, aber dein komischer Gesichtsausdruck hat eben Bände gesprochen.” Beruhigt nickte ich schließlich. Sie deutete auf eine Öffnung in der Kugel, durch die ich dann ging. Im inneren der Kugel war es sehr geräumig *Kaum zu glauben, das Ding war doch vorhin nur 20 Zentimeter groß. Aber bestimmt auch nur ein Zauber*. In der Kugel stehend, sah ich mich zunächst einmal um. Alles in ihr war weiß. Vor einem riesigen und dazu dem einzigen Fenster stand eine große, einladend aussehende Couch. Daneben zwei gemütlich wirkende Sessel. Alles um einen kleinen Tisch herum. An einer Wand konnte ich eine Tür erkennen. Neugierig steuerte ich auf sie zu und öffnete sie so dreist wie ich war einfach. Zu meiner Überraschung fand ich dort nur eine Toilette und ein Waschbecken. Ich schloss die Tür wieder und setzte mich zu Aurelia auf die Couch, sie schien nur darauf gewartet zu haben, denn kaum das ich saß merkte ich wie sich die Kugel bewegte. Und als ich aus dem großen Fenster vor mir schaute, sah ich das die Häuser und Autos und später die ganze Erde kleiner wurden. “Wie funktioniert das?” Aurelia schmunzelte nur. “Durch Gedankenkraft”. Ich nickte ihr bestätigend zu. Den Rest unseres Flugs schwiegen wir und ich konnte mir alles noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Doch ich merkte das die Aufregung mich Kraft gekostet haben musste und so wurden meine Augenlieder immer schwerer, bis ich endgültig in einen tiefen schlaf gesunken war.
4. Kapitel ~ Willkommen in einer anderen Welt
Es war die erste Nacht seit langem, dass ich keinen Alptraum hatte. Daher schlief ich ungemein fest. Und als ich langsam wach wurde, ließ ich meine Augen geschlossen. Zu kuschelig war es in meinem Bett, zu warm. Ich erinnerte mich an meinen Traum und musste leicht schmunzeln. Langsam öffnete ich meine Augen und musste mit entsetzten feststellen, dass ich mich nicht in meinem Zimmer Zuhause befand. *Oh mein Gott! Das abgefahrene Zeugs ist echt passiert* schoss es mir sofort durch den Kopf *Das war kein Traum! Aber wo bin ich? Wir waren doch in diesem komischen Ball!?* ich schaute mich im Zimmer um. Keine Spur von Aurelia. Ich befand mich ganz alleine in einem hell erleuchteten Zimmer. Die Wände hier waren weiß mit einem goldenen Blumenmuster und der Boden schien aus weiß, glänzendem Stein zu sein. An der Wand an der das riesige weiße, mit gold abgesetzte Himmelbett stand, in dem ich mich befand, waren riesige Fenster. Eines der Fenster funktionierte wohl als Tür, denn als ich meinen Blick Richtung Fenster gewandt hatte, konnte ich einen riesigen Balkon erkennen. Ich drehte mich zurück, um den Rest des Zimmer betrachten zu können. Mein Blick bleib an einem Bild über einem Kamin, neben einer Doppeltür (der Ausgang, vermutete ich), hängen. Es zeigte eine Familie. Dem Aussehen und der Krone nach zu urteilen, wohl die Königsfamilie. Der Mann auf dem Bild hatte braunes, strubbeliges Haar. Seine Augen strahlten blau und seine Wangenknochen waren sehr markant. Die Frau neben ihm hatte hellblondes, langes Haar und ebenfalls blaue Augen. Jedoch hatte sie sehr weiche Gesichtszüge und wunderschöne voll Lippen. In den armen hielt die Frau ein Baby. Es war jedoch ein einem weißen Stoff ummantelt, sodass man das Gesicht des Babys nicht erkennen konnte. Als ich das Bild genaustens betrachtet hatte ließ ich meinen Blick schweifen und er fiel auf einen alt wirkenden Schrank, der ebenfall weiß war. Daneben befand sich die zweite Tür zum Bad, wie ich vermutete. Ich konnte meine Neugierde mal wieder nicht bremsen, also stieg ich aus dem Bett. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ein weißen Satin Nachthemd trug. Ich blickte an mir runter um es genau begutachten zu können. *Echt schick* musste ich mit Überraschung feststellen. *Mooooooooment mal, WER hat mich umgezogen?* etwas sauer und ein wenig panisch schaute ich mich noch einmal um. Aber auch jetzt waren in diesem Raum keine Anzeichen von irgendwem. Ich beließ es also vorläufig dabei und tapste zu der Tür. Zaghaft öffnete ich sie und wie ich vermutet hatte blickte ich in ein riesiges Bad. Es war blau gestrichen, nur die Fliesen am Boden, an der Wanne und am Waschbecken, bestanden aus einem braunen Naturstein. Mitten im Raum befand sich die riesige Badewanne, die bestimmt für 4 Personen gereicht hätte. Rechts an der Wand befanden sich Toilette und Waschbecken, an dem bereits Handtücher hingen. Auch hier waren zwei riesige Fenster in die Wand eingelassen. Ich ging wieder zurück zum Schlafzimmer und erst jetzt bemerkte ich die kleine Nische links von mir. Ich lief darauf zu und musste feststellen das die kleine Nische, gar nicht so klein war. An der Wand der Nische stand ein (wie konnte es auch anders sein) weißer Schreibtisch. Welcher Gegenstand jedoch meine Aufmerksamkeit erweckte, war der wunderschöne schwarze Flügel der in der Mitte der Nische stand. Er wirkte mehr als anziehend auf mich und ich wusste nicht warum, aber ich hörte eine Melodie in meinem Kopf, bei der ich das Bedürfnis empfand, auf der Stelle spielen zu müssen. Ich setzte mich auf den Hocker und klappte die Schutzklappe über den Tasten hoch. Ich schloss die Augen um mich besser auf die Melodie in meinem Kopf konzentrieren zu können und spielte drauf los. Ich wusste nicht woher ich diese Melodie kannte, doch sie klang wunderschön. Fröhlich, beruhigend, einfach himmlisch. Sie versetzte mich in eine andere Welt. So bemerkte ich auch nicht, dass ich nicht mehr alleine war. Als ich nach einer ganzen Weile fertig war, hörte ich eine Stimme die mich abrupt zusammen fahren ließ „Das hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört“. Ich drehte mich um und stand auf, da lehnte doch allen ernstes ein Kerl an der Wand. Er hatte kurzes blond-braunes Haar, das er sich gekonnt hochgestylt hatte. Sein Gesicht war makellos und wurde durch zwei wunderschöne grüne Augen geziert. Seine Figur war sehr muskulös und wurde durch seine dunkle Jeans und ein eng sitzendes weißes T-Shirt noch verstärkt. *Heiß* war der einzige Gedanke den ich fassen konnte. Als ich jedoch ein kleines Lächeln in seinem Gesicht war nahm, bemerkte ich erst wie ich ihn angestarrt haben musste. *Oh Gott wie peinlich! Komm schon Yve sag was!* und so brachte ich ein stotterndes „W-w-was willst du hier? U-u-und wo bin ich hier besser gesagt?“ Das Lächeln des Kerls wurde größer „D-d-du bist hier im Palast der K-k-königsfamilie und i-i-ich hab die M-m-Musik gehört, da wollte ich wissen wer da spielt!“ äffte er mich nach. Wut stieg in mir auf „Wer meinst du eigentlich wer du bist, das du so mit mir reden kannst? Und noch dazu einfach hier rein kommen kannst, ich hätte ja schließlich auch nackt sein können oder so!“ *O.K. Yve den letzen Teil hätte er nicht wissen müssen* fügte ich in Gedanken hinzu. „Oh Verzeihung, wie unhöfflich von mir“ sagte er in einem gespielt hochnäsigem Ton „Mein Name ist Marcel, also der Gott geweihte und ich werde in naher Zukunft zum Rat der Ältesten gehören das gibt mir das Recht so mit dir zu reden. Und naja…“ er betrachtete mich mit einem wollüstigen Blick und fügte hinzu „dein Nachthemdchen verdeckt ja auch nicht grade viel Haut“. *AAAAAAAAAARGH! SO EIN PERVERSES ARSCHLOCH!* ich schäumte vor Wut. „Du perverses Schwein!“. Ihm schien diese Bezeichnung nicht zu gefallen, denn sein hämisches Grinsen verschwand und seine Augen formten sich zu Schlitzen. Er drückte sich von der Wand ab und kam auf mich zu, wenige Zentimeter vor mir bleib er stehen und ich konnte seinen heißen Atem auf mir spüren, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Wer meinst du eigentlich wer du bist…“ wiederholte er meine Frage „…dass du es wagst, mit einem zukünftigen Ratsmitglied so zu sprechen?. Der Schauer, den er mir bei jedem Wort über den Rücken jagte, war unheimlich und doch irgendwie erotisch. *Yve komm mal klar, was denkst du den über dieses Arschloch hier, nix mit erotisch!“ „Es ist mir Scheiß egal, wer oder was du bist! Und wer ich bin geht dich einen Scheißdreck an!“ fauchte ich ihn an. Sein Blick schien verwundert, doch im nächsten Moment sah ich den Zorn in seinen grünen Augen aufflackern. Bevor jedoch irgendwer von uns etwas sagen konnte wurde die Luft von einer mir bekannten Stimme durchschnitten. „Dir sollte an der Melodie schon aufgefallen sein wer vor dir steht Marcel“. Ich musterte ihn noch einmal und ich sah Verwirrung in seinem Blick, den er jetzt abwechselnd mir und dann Aurelia schenkte, dann schenkte ich Aurelia mein bestes Gibs-ihm-baby-lächeln. Doch mein Lächeln verzog sich ganz schnell als Aurelia ihm sagte, was er nicht wissen musste „Ihr Name ist Yvette, naja eigentlich ist ihr richtiger Name Yuuka und den dürftest jawohl selbst du kennen!“ *wieder dieser Name, vielleicht sollte ich mich an ihn gewöhnen* Kaum hatte Lia (wie ich Aurelia jetzt nannte) die Worte ausgesprochen, sah mich dieser Marcel erschrocken an, kniete sich auf ein Bein und senkte seine Kopf „Verzeiht mein großes Mundwerk euer Hoheit!“ etwas perplex starrte ich den Kerl an *Was hat das Macho-arschloch da grade gesagt?“ verwirrt blickte ich zu Lia, die sich nur an den Kopf packte und meinte „Herzlichen Glückwunsch, du hast grade das gemacht, was der Rat in 10 Minuten machen wollte“. Verwundert sah Marcel zu Aurelia. „Ähm kann mir mal jemand sagen was hier abgeht und warum der komische Freak da vor mir auf die Knie fällt?“. „Der Rat wird es dir erklären! Zieh dir bitte schnell ein passendes Kleid über, sie hängen im Schrank!“ meinte Lia nur und warf Marcel noch einen bösen Blick zu der so viel heißen sollte wie „raus hier, aber sofort!“, bevor sie zusammen mit dem Kerl das Zimmer verließ. Wie unter Trance und nicht begreifend schlenderte ich zu dem weißen Schrank. Als ich ihn öffnete sah ich meine Sachen, aber auch jede Menge anderer Klamotten. Ich schaute mir die Kleider die dort hangen genau an und eines der Kleider erweckte sofort mein Interesse. Es war aus eisblauem Satin. Es hatte keine Träger und unten war es so geschnitten, dass es vorne kurz war und nach hinten lang wurde. Der Saum war, wie auch am Dekolté, mit Spitze besetzt. Es war einfach wunderschön. Ich musste es einfach anziehen. Also schnappte ich mir das Kleid und verschwand im Bad. Ich wollte ja nicht, dass noch jemand unerwartet hereinplatzte und ich mich dann grade am umziehen war. Also schloss ich die Badezimmertür hinter mir ab. Und zog mir das Kleid schnell an. Es betonte meine Sportlich-weibliche Figur sehr gut. Als ich mich fertig betrachtet hatte, ging ich zum Waschbecken und öffnete den Spiegelschrank der darüber hing, in der Hoffnung irgendwas Kosmetisches zu finden. Und meine Hoffnungen wurden erfüllt, denn in dem Schrank waren alle meine kosmetischen Produkte. *Lia hat meine Sachen bestimmt eingeräumt* stellte ich fest. Ich kämmte mir meine hellblonden, langen Haare, zog schnell einen Kajastrich unter meine ozeanblauen Augen und tuschte mir schnell die Wimpern, bevor es an der Tür klopfte. „Yuuka? Bist du fertig? Der Rat wartet auf dich!“. Mit einem letzten prüfenden Blick im Spiegel wandte ich mich zur Tür und öffnete sie. „Das Kleid steht die wirklich ausgezeichnet“ meinte Lia lächelnd. Ich folgte ihr über einen hellen Gang, an dem überall Portraits hingen *Vermutlich irgendwelche Könige und Königinnen* dachte ich mir beiläufig als ich die Bilder im vorbei gehen betrachtete. Vor einer riesigen braunen Tür mit 2 riesigen goldenen Engelsflügeln hielten wir an. „Bereit?“ fragte mich Lia und ich wusste nicht ob es eine Vorahnung war oder nicht aber ich fragte „Du kommst doch mit oder?“. Bedauernd sah sie mich an „Tut mir leid Yuuka, aber mir ist es nicht gestattet bei dieser Besprechung teil zu nehmen. Aber hab keine Angst du bist das Wichtigste hier, vergiss das nicht!“ irgendwie bauten mich ihre Worte ein wenig auf, auch wenn ich keine Ahnung hatte was diese zu bedeuten hatten. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mit zittrigen Händen die Tür öffnete.
5. Kapitel ~ das wahre Ich
Ich trat in eine dunklen Saal. Rechts und links an den Wänden waren überall Säulen und am Ende des Saals war ein langer Tisch hinter dem 5 Personen saßen. Eine Frau mit pechschwarzem Haar und sehr bleicher Haut, ein Mann mit grauem wuscheligem Haar und einem Schnauzer, ein weiterer Mann mit rotem, schulterlangem Haar, noch ein Mann mit hellblondem, lockigem Haar und einer weiteren Frau mit braunen, kurzen Haaren. Vorsichtig tapste ich auf sie zu. Irgendwie war die Frau mit dem pechschwarzem Haar mir unheimlich. Der Mann mit den grauen Haaren lächelte mich Großväterlich an und schenkte mir so unbewusst neue Kraft. Als ich vorne am Tisch angekommen war, sprach der alte mit dem Schnauzer als erstes „Guten Morgen mein Kind, hast du gut geschlafen?“. Etwas perplex antwortete ich „Ja vielen dank“. *Wollten die nicht irgendwas mit mir bereden?*. „Das freut mich“ sprach der alte erneut „Mein Name ist Alois, die Frau hier neben mir…“ er deutete auf die schwarzhaarige Frau „… ist Tyra, der Mann zu meiner linken ist Marik…“ der rothaarige war gemeint. „…Neben Marik sitzt Cameron und neben ihm die hübsche Frau mit den braunen Haaren ist Malin. Wir sind der Rat der Ältesten. Naja obwohl ich hier denke ich nur alt bin“ lächelte Alois freunde strahlend. „Mein Name ist Yvette“ wandte ich mein Wort an die 5 „obwohl ich ständig von Aurelia Yuuka genannt werde“ fügte ich schnell hinzu. „Das wundert mich nicht“ sagte nun die Frau die Alois soeben Malin genannt hatte, mit einer samtweichen Stimme. „Warum?“ fragte ich sie nur. Doch mir antwortete wieder Alois „Weil das dein wahrer Name ist mein Kind. Du wurdest so von deinen Eltern Amatos und Despina getauft“. *Das waren also meine Eltern Amatos und Despina*. Irgendwie war mir das Thema Eltern unangenehm und so fragte ich, um vom Thema abzulenken „Was ist der Rat der Ältesten?“. Ich befürchtete das mich auf diese Frage hin jemand auslachen würde, aber sie schienen sich daran zu erinnern, dass ich nur bis zu meinem 2. Lebensjahr hier gelebt habe. „Der Rat besteht aus den 5 Leitern der 5 Engelsgruppen..“. „Engelsgruppen?“ unterbrach ich ihn „so was wie die goldenen Engel?“. „Ja genau, woher weiß du davon“ fragte mich Malin erneut. „Aurelia hatte versucht mir zu erklären was sie ist und da hat sie das erwähnt“. Mit einem Nicken, gab sie zu verstehen, dass sie verstanden hatte. „Es gibt aber noch mehr Engelsgruppen“ führte nun Marek fort. „Es gibt wie du sagtest die goldenen Engel zu ihnen gehört Malin, sie sind für die Königsfamilie zuständig. Dann gibt es die Schutzengel, zu denen Alois gehört. Sie bewachen die Menschen. Dann gibt es da noch die Rechtsengel, denen Tyra angehört und die sich darum kümmern, dass alles im Gleichgewicht bleibt und jeder gerecht behandelt wird. Es gibt die Freudenengel, zu denen Cameron gehört und die sich mit allem beschäftigen was den Engeln Freude macht und zu guter letzt gibt es da noch die Kriegerengel, zu denen ich gehöre. Wir kämpfen für die Engel, versorgen sie mit Nahrung etc. und beschützen sie natürlich.“ Aufmerksam hörte ich ihm zu. „Und woher weiß man zu welcher Gruppe man gehört?“ fragte ich neugierig. „Man wird so geboren bzw. entscheidet es dein Name. So bedeutet mein Name zum Beispiel Krieger oder Malins Name Magd. Und wenn es einmal nicht so deutlich ist zu welcher Gruppe ein Name gehört, so entscheidet der König oder die Königin bzw. der Rat“. Irgendwie war ich entsetzt darüber, dass meine keine Wahl hatte was man machen wollte. „Aber das ist barbarisch zu bestimmen was jemand machen soll!“. Die schwarzhaarige Tyra funkelte mich nun böse an „Zügel deine Zunge junges Fräulein!“. „Ganz ruhig Tyra“ meinte nun das Goldlöckchen des Rates, mit einer sehr fröhlichen Stimme „Sie weiß es doch nicht besser!“ beruhigte er sie. „Kind, der Charakter eines Engels bestimmt seinen Namen! Es ist nicht wie bei den Menschen. Sobald ein Engel geboren wird weiß das Elternpaar den Namen des Kindes, es ist wie eine Eingebung. Und wenn man nicht weiß, für was der Name steht, gibt es ein Wasser mit dem das Neugeborene gewaschen wird. Sobald es mit diesem Wasser gewaschen wird, strahlt es eine Farbe aus die seinen Charakter bestimmt. Gold natürlich für die goldenen Engel, rot für die Kriegerengel, blau für die Schutzengel, grün für die Freudenengel und lila für die Rechtsengel.“ wandte sich Alois an mich. Ich verstand das Prinzip nun, fand es allerdings trotzdem nicht toll. Wollte aber dennoch nicht weiter drauf eingehen, weil ich keinen Ärger wollte. „Wofür steht mein Name? Und zu welcher Engelsgruppe gehöre ich?“ fragte ich statt dessen. Schweigen breitete sich im Raum aus und ich erkannte auf jedem einzelnen Gesicht ein Zögern, ob sie mir die Wahrheit sagen sollten. „Ich höre?!“ forderte ich sie erneut auf. „Der Name Yuuka bedeutet soviel wie Erlöserin und du gehörst in keine Engelsgruppe“. Irgendwie kam ich mir vor wie ein Außenseiter *Na toll* dachte ich nur. Meine Enttäuschung musste mir man wohl ansehen, denn bedauernd sprach nun Malin zu mir „Yuuka du gehörst zu keiner Engelsgruppe, weil…“ sie zögerte und ich schaute sie bittend an sie wich meinem Blick aus, als sie antwortete „… weil du zur Königsfamilie gehörst. Amatos und Despina waren der König und die Königin der Engel.“ Ich traute meinen Ohren nicht. Alle Blicke lagen nun auf mir. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz! Erst erfahre ich das es so was wie Engel gibt, das ich einer bin. Dann fliege ich zum Mond, was eindeutig krank klingt. Ich bekomme gesagt, dass meine Eltern nicht meine Eltern sind und das meine leiblichen Eltern der König und die Königin der Engel sind und ich somit die Prinzessin. DAS IST DOCH WOHL NICHT EUER ERNST! HABT IHR DENN VOLL EIN AN DER KLATSCHE???“ ich war so aufgebracht, dass ich gar nicht bemerkte wie ich die letzten Sätze schrie. Grade als Alois was sagen wollte fuhr ich ihn an „NEIN! ICH WILL NICHTS MEHR VON DER GANZEN SCHEIßE WISSEN!!!“. Ich merkte wie mein Haar von einem stürmischen Wind hoch geblasen wurden und wie ich anfing zu kochen vor Wut. Ich stürmte aus der Tür von dem Saal, einfach an Aurelia vorbei. *Ich will nichts mehr hören* sagte ich mir immer wieder im Kopf zu mir selbst. Ich wusste nichts wo lang ich ging, doch ich fand schließlich den Weg zurück in das Zimmer in dem ich vorhin aufgewacht war. Ich musste an die frische Luft und so riss ich die Balkontür auf und stellte mich an die Brüstung der riesigen Balkons. „AHHHHHH“ ich schrie aus ganzer Seele. Ich hörte erst auf als mich ein Donner aus den Wolken zurück in die Realität schleuderte. Erst jetzt schaute ich mich um, unter mir war eine weiße wunderschöne Stadt, auf deren Straßen vereinzelte Menschen in ihre Häuser flüchteten. Es war ein wunderschöner Anblick. Ein weiterer Donner veranlasste, dass ich raus zum Himmel schaute. *Das es so was hier auch gibt?!“. Der Himmel war schwarz, die Gewitterwolken ließen keinen einzigen Sonnenstrahl durch. Blitze zuckten nur so auf dem schwarzen Hintergrund. Und erst jetzt wurde mir der starke, eisige Wind der Orkan artig wehte bewusst. Ich musste unschwer erkennen, dass das Wetter genau mein Gefühlschaos wieder spiegelte. Daher genoss ich es grade einfach auf diesem Balkon. Erst als der Regen einsetzte bemerkte ich meine Tränen auf den Wangen, die vor Verzweiflung hervor gekrochen waren. *Was mach ich hier nur? Was hat das alles zu bedeuten?*. Doch obwohl ich es nicht wahr haben wollte musste ich mir eines eingestehen *Yvette Huying gibt es ab jetzt nicht mehr! Mein Name ist Yuuka, ich bin die Prinzessin der Engel und ich werde mehr über mich herausfinden müssen!* Ich wusste nicht woher ich diese Kraft nahm, vielleicht beruhigte es mich, dass der Regen aufhörte, vielleicht war diese Kraft aber auch schon immer in mir. Ich hatte keine Ahnung doch ich wusste, ich musste alles wissen. Also verlies ich den Balkon. Ich war durchnässt doch das war mir vollkommen egal. Ich verließ das Zimmer und machte mich wieder in Richtung Ratssaal auf. Aurelia sah mich etwas perplex an, sagte jedoch nichts, vielleicht sah sie mir meine Entschlossenheit an. Ich stapfte nun in den Saal zurück. Als mich Alois in den nassen Klamotten sah meinte er nur „Um Himmels willen Kind, du holst die den Tod in den nassen Sachen“. „Ruhe!“ sagte ich nur. Ich war wie ausgewechselt. Die Leute die mich zuvor noch eingeschüchtert hatten, schüchterte ich nun ein und das war auch gut so. So verschwieg mir auch keiner etwas. Ich stellte mich ihnen also genau gegenüber an den Tisch. „Was muss ich noch wissen?“ fragte ich barsch. Doch die entsetzten Gesichter gaben keine Auskunft. Ich wurde wütend, richtig wütend. Meine Nasenflügel blähten sich und in mir stieg eine wahnsinnige hitze auf. „ICH WILL WISSEN, WAS ICH NOCH WISSEN MUSS!!!“ wiederholte ich mich. Ich bemerkte wie ich die Kontrolle verlor. Und plötzlich schien es mir so das ich nicht mehr Herrin über meinen Körper war. Im Gegenteil ich stand quasi neben mir, als ob das nicht ich war, die so handelte. „Alois“ sagte das Lockenköpfchen verängstigt „Sie verliert die Kontrolle. Tu doch etwas!“ flehte Cameron schon fast. „Was soll ich den bitte machen?“ fauchte Alois zurück. Mein Körper kochte immer mehr, es fühlte sich an als ob ich in flammen stand. Doch nicht auf eine unangenehme art und weise. Nun schwebte ich wirklich neben meinem Körper, so als hätte mein Geist meinen Körper verlassen. Geschockt sah ich auf meinen eigenen Körper und was ich dann sah schockierte mich noch mehr. Ich konnte zusehen, wie mein aschblondes Haar immer dunkler wurde, bis es schließlich schwarz war. Meine leuchtend blauen Augen verfärbten sich blutrot und meine Hände standen in Flammen. Es war ein beängstigender Anblick, doch zu gleich war er auch fesselnd. Wie konnte das sein, dass ich mich so veränderte. Ich schaute rüber zum Rat. Ihre Blicke hafteten auf mir und ich konnte so etwas wie angst erkennen. „Kind beruhige dich! Du musst dich beruhigen!“ versuchte es Alois. Ich wollte ihnen nicht weh tun und ich befürchtete, dass mein Körper es dennoch machen würde. Ich griff nach meinem Körper und kaum hatte ich ihn berührt, durchfuhr mich eine heiße Welle. Ich sackte zusammen und sofort stürmte der Rat zu mir, um den Tisch. „Sie hat sich total verausgabt!“ stellte Malin fest. „Es geht schon“ keuchte ich. Bedauernd schaute ich zu ihnen herauf „Es tut mir so leid ich weiß nicht wie das passieren konnte. Ich versteh das alles nicht, es war als ob ich nicht mehr ich selbst war!“ faselte ich vor mich hin und bemerkte wie mir Tränen die Wange herab liefen. Es war mehr als angenehm, denn die Tränen kühlten meine heiße Haut. „Ist schon in Ordnung, du wusstest ja nicht das du diese Fähigkeiten hast“ versuchte mich Marek zu beruhigen. „Du solltest dich jetzt etwas ausruhen!“ fügte er hinzu. „Nein!“ protestierte ich „Bitte erklärt mir, was hier grade vorgegangen ist!“ sagte ich klein laut. „Nun gut“ kam nun wieder der Alte zu Wort. „Einige wenige Engel haben sogenannte Fähigkeiten. Sie sind ganz unterschiedlich. Und je nach dem wie man sie nutzt ist sie gut oder böse. Deine Gabe ist anscheinend die, dass du mit Elementen umgehen kannst. Je nach dem was du fühlst, kannst du die verschiedenen Elemente beeinflussen. So kannst du zum Beispiel wie grade wenn die wütend bist das Feuer beeinflussen!“ er begutachtete mich bei jedem Wort das er sagte, als ob er so kontrollieren wollte ob ich alles verstand. Daher macht ich ihm mit einem Nicken deutlich, dass ich verstanden hatte. „Ich werde morgen dafür sorgen, dass du deine Fähigkeit trainieren kannst. Wir wollen ja nicht, dass so etwas wie eben noch einmal passiert“ zwinkerte er mir zu. Er schien mich damit beruhigen zu wollen. Und es funktionierte. „Kannst du aufstehen“ fragte mich Marek und reichte mir seine Hand. Zögernd ergriff ich diese und versuchte mich aufzustellen. Etwas wackelig auf den Beinen brachte er mich zu meinem Zimmer. *Jaaaa ich hatte hier jetzt ein eigenes Zimmer, juppiii*. Auf dem weg dorthin bat er Aurelia mir noch etwas zu Essen zu bringen. Doch kaum hatte mich Marek ins Bett gebracht und war gegangen, da fielen mir auch schon die Augen zu.
6. Kapitel ~ Das erste Training
Als ich am Morgen erwachte, wusste ich das ich wieder einmal meinen Alptraum hatte, denn das bett und meine Nachthemd waren scheiß gebadet. Aurelia musste mich wohl in der Nacht schon wieder umgezogen haben. *Die Arme!*. Ich stieg aus dem Bett und steuerte auf den Schrank zu, aus dem ich gleich ein paar frische Sachen holte. Eine Jogginghose, ein Top und frische Unterwäsche. Mit den Sachen bepackt stiefelte ich zum Bad, wo ich mir erst einmal die Badewanne mit heißem Wasser voll laufen ließ. Während das Wasser in die Wanne floss, stellte ich mich vor den Spiegel und begutachtete mich. Von meiner kleinen Verwandlung von gestern war nichts mehr zu sehen. Ich hatte wie gewöhnlich wieder aschblondes Haar und eisblaue Augen. Nachdem ich mich ausgiebig betrachtet hatte, putzte ich mir die Zähne und stieg dann in die volle Wanne. Das warme Wasser hatte eine wohltuende, entspannende Wirkung auf mich. Daher blieb ich eine Weile liegen. Als jedoch meine Haut bereits schrumpelig wurde, stieg ich aus der Wanne, trocknete mich ab und schlüpfte in meine frischen Sachen. Die Haare rubbelte ich noch einmal extra ab, kämmte sie dann und band sie dann einfach zu einem Knoten am Hinterkopf zusammen. Ich ging zurück in mein Schlafzimmer, als sich mein Magen laut hals zu Wort meldete. *Wurde ja auch mal Zeit!* dachte ich mir nur. Schließlich hatte ich seit wir von der Erde abgereist waren nichts gegessen. Ich verlies mein Zimmer also grade Wegs auf den Flur, als ich mit jemandem zusammen stieß. Als ich nach oben schaute, blickten mich zwei freundliche graue Augen an. „Guten Morgen Yuuka“ sagte Marek freundlich lächelnd. „Guten Morgen“ erwiderte ich etwas schüchtern. „Hast du dich von gestern gut erholt?“ fragte er fürsorglich und ich antwortete ihm peinlich berührt „Ja, danke“. In diesem Moment knurrte mein Magen ziemlich laut und Marek konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. *Boah das ist ja mal ober peinlich!!!!* Beschämt sah ich zu Boden. „Na komm, ich nehme dich mit zum Speisesaal!“ etwas verwirrt starrte ich ihn an „Jetzt schau nicht so ich muss schließlich auch mal was essen. Und da ich grade eh auf dem Weg dorthin war, kann ich dich auch gleich mitnehmen!“. Ohne das ich etwas erwidern konnte, nahm er meine Hand und zog mich zum Speisesaal. Dort angekommen setzten wir uns auf zwei Stühle an einer großen, langen Tafel. Kaum das wir saßen, kamen zwei Dienstmädchen zu uns und reichten uns Brot, Obst, verschiedenste Aufschnitte und Getränke. Irgendwie war ich darüber sehr perplex so bedient zu werden. „Such dir einfach was aus!“ sagte Marek, während er sich bereits ein Brot mit Schinken in den Mund stopfte. Also zögerte ich nicht lange, griff nach einem Brötchen und einer Scheibe Gouda. Während wir aßen herrschte Stille, zumal wir die einzigen im Raum waren. Marek durchbrach als erster die Stille „Mein bester Krieger kommt nachher zu dir und wird dich in den nächsten Wochen das Kämpfen und den Umgang mit deinen Fähigkeiten lernen“. „Das Kämpfen?“ fragte ich vorsichtig nach. Er zögerte bei der Antwort „Ja, leider muss es sein. Du bist unsere Prinzessin und damit bist du in größter Gefahr vor Erasmus!“ *Erasmus, diesen Namen hatte Lia schon mal erwähnt. OH MEIN GOTT! Ist Erasmus etwa…* „Ist Erasmus mein Onkel?“ beendete ich meinen Gedanken. Bedauernd nickte Marek mit dem Kopf „Leider! Du hast also schon von ihm gehört?“ neugierig betrachtete er mich. „Ja, Aurelia hat mir von ihm erzählt. Sie hat mir erzählt, dass er den König… meinen Vater umgebracht hat und das er die Engel hier angreift!“. „Das ist richtig. Er wollte immer König sein und konnte nicht damit leben das er es nicht war. Also standen du und dein Vater ihm im Weg, da deine Mutter schon bei deiner Geburt gestorben war. Als er deinen Vater tötete, konnte dich grade noch ein Schutzengel retten und auf die Erde in Sicherheit bringen. Dort blieb er dann bis er dich schützen musste.“ Ich hörte ihm aufmerksam zu und irgendwie schockierte es mich, dass ich fast getötet wurde. „Was ist mit dem Engel passiert?“. „Wir wissen es nicht. Er kam nie zurück“. Ich wollte nicht weiter darüber reden und dies schien auch er zu bemerken. Also schwiegen wir. Als ich aufgegessen hatte, war Marek schon verschwunden. Wichtige Angelegenheiten klären, hatte er gesagt. Ich trottete also zurück zu meinem Zimmer. Dort angekommen wusste ich nichts mit mir anzufangen und so setze ich mich wieder an den Flügel und spielte drauf los.
„Du solltest langsam mal fertig werden!“ hörte ich eine männliche Stimme hinter mir sagen und ich fuhr herum. Ich blickte in diese wunderschönen, grünen Augen. *Der schon wieder!* stöhnte ich innerlich auf. „Soll das jetzt zur Gewohnheit werden, dass du immer in mein Zimmer platzt wenn ich am Flügel spiele?“. Ein verschmitztes Grinsen zierte Marcels Gesicht „Kann schon sein!“. Ich verdrehte die Augen, „Da ist die Tür!“ meinte ich nur kühl zu ihm und deutete auf die Tür die nach draußen führte. „Nein, echt?“ sagte er gespielt schockiert „Stell dir vor, da ist noch eine!“ meinte er nun zu mir, während er auf die Badezimmertür deutete. Ich drehte mich wieder um und sagte nur unbeeindruckt „Verzieh dich, Arschloch!“. Ich wollte grade weiter spielen als ich zwei große Hände auf meinen Schultern spürte und wenig später eine leise Stimme an meinen rechten Ohr war nahm „Würde ich nur zu gern machen, Schätzchen. Aber leider wurde ich gebeten dem kleinen Nichtskönner hier zu zeigen wie alles geht“. Sein warmer Atem an meinem Ohr jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. *Reiß dich mal am Riemen, Yu*. Ich drehte mich erneut um, sein Gesicht war nun nur wenige Zentimeter von mir entfernt und das Verlangen seine wohlgeformten Lippen mit meinen zu berühren war extrem groß. „DU willst MIR was beibringen? Was den? Etwa wie ich mich wie ein Arschloch benehme?“ fauchte ich ihn an. Er musste ja nicht bemerken, welche Anziehungskraft er auf mich hatte. „Stell dir vor Püppchen, dass brauche ich dir gar nicht mehr bei bringen. Das kannst du schon ganz alleine“. Wütend formten sich meine Augen zu Schlitzen und ich stieß die Luft aus. „Komm jetzt ich hab nicht ewig Zeit.“ meinte er und ging mit einem letzten Blick in meine Augen Richtung Tür. Ich folgte ihm schweren Herzens. *Was soll ich auch machen? Ich wollte schließlich was über mich lernen! Aber vielleicht sollte ich ihm einfach irgendetwas über den Schädel ziehen, dann würde ich einen neuen Lehrer bekommen“ der sadistische Schweinehund in mir rieb sich bereits vor Vorfreude die Hände. Aber das brachte ich dann doch nicht übers Herz. Er führte mich zu einer großen Halle. Es sah aus wie eine Turnhalle, nur war der Boden hier aus Stein. „Du kontrollierst die Elemente richtig?“ „Mhm“ murmelte ich nur trotzig. Er zog eine Augenbraue hoch „Pass auf ich hab hier auch kein Bock drauf, aber je eher wir hier fertig sind, desto schneller sind wir uns los! Also können wir das jetzt einfach ohne rum zicken durchziehen?“ er schaute mich erwartungsvoll an. Ich verdrehte die Augen „Ja ist ja schon gut. Ja ich kontrolliere die Elemente. Zumindest war es das was der Rat gesagt hat“. „Gut. Jedes Element richtet sich nach einem bestimmten Gefühl. Du musst nur lernen damit umzugehen, um kontrollieren zu können ob das Element jedes Mal in Erscheinung tritt. Soweit verstanden?“ „Ja Dummerchen hat verstanden“ meinte ich nur und versuchte meine Stimme möglichst hohl klingen zu lassen. Ohne weiter darauf einzugehen meinte Marcel nun „Gut. Dann denke jetzt bitte an etwas was dich sehr traurig macht!“. Das fiel mir nicht schwer, ich musste nur an Olli denken und wie sehr ich ihn vermisste und schon bemerkte ich wie mir die heißen Tränen die Wange runter kullerten. „Gut Yuuka! Du musst jetzt versuchen die Energie die von diesem Gefühl ausgeht zu bündeln!“ Ich konzentrierte mich auf das Gefühl und die einzelnen Wellen der Trauer. Diese Wellen versuchte ich nun in meinen Händen zusammen zu führen und es klappte. *Oh mein Gott ich bin einfach die beste! Wie geil ist das den?!* stolz blickte ich zu Marcel, der ebenfalls stolz auf meine Hände sah. An meinen Händen bildeten sich zwei etwa 15 Zentimeter große Wasserbälle. *Ich bin ein natur Talent*. „Das war ja leichter als gedacht. Gut gemacht, Süße!“ genervt schaute ich zu ihm herüber und ein schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht als ich meinte „Fang!“. Ich warf ihm die Wasserbälle entgegen. Ein Ball erwischte ihn genau an der Schulter und der andere am Bein. „Das war für die Süße!“ fügte ich hinzu. „Ja ja schon o.k“ meinte er genervt. „Ich geh mir was trockenes anziehen. In der Zwischenzeit kannst du ja mal gucken ob du das auch schon mit einem anderen Gefühl hinbekommst.“ Er verschwand aus der Halle und ein triumphierendes Lächeln zierte mein Gesicht. Ich versuchte es mit den Gefühlen der Einsamkeit und der Wut. Und bei beiden Emotionen klappte es auf Anhieb. Bei dem gefühl der Einsamkeit entstanden Eiszapfen in meinen Händen und bei der Wut bildeten sich rund um meine Hände, wie zuvor auch, Flammen. Sobald ich nicht mehr an meine Wut oder die Einsamkeit dachte verschwanden auch die Flammen oder die Eiszapfen. *Das ist echt voll geil*. Ich übte diese 3 Emotionen noch ein paar mal schließlich wollte ich nicht das es hieß ‚pures Anfängerglück‘. Als Marcel nach 20 Minuten wieder kam, hatte er wieder trockene Sachen an. „Und?“ fragte er neugierig. Stolz präsentierte ich ihm die Flammen und die Eiszapfen. Doch als die Eiszapfen grade wieder verschwunden waren, sackte ich zusammen auf meine Knie. Marcel kam sofort angerannt. „Yuuka, alles o.k?“ fragte er mich besorgt. *Oh man der war doch jetzt nicht echt besorgt um mich oder?*. Er hielt mich fest damit ich nicht ganz umfallen konnte. „Geht schon“ murmelte ich und ich verfluchte mich selber dafür, dass meine Stimme nicht so stark geklungen hatte wie sie sollte. „Ich bring dich zurück auf dein Zimmer!“ und ehe ich etwas sagen konnte oder mich hätte wehren können, nahm er mich auf den Arm und trug mich wie eine Braut in mein Bett. Er deckte mich fürsorglich zu und strich mir über den Kopf, *Irgendwie süß* dachte ich mir nur. Er setzte sich auf meine Bettkante und sein Gesicht legte sich in Falten. „Was ist los?“ flüsterte ich schon fast, weil ich es lauter einfach nicht hin bekam. „Es ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen!“ machte er sich selbst Vorwürfe. „Ja, stimmt!“ merkte ich an. Sein Kopf hob sich ein Stück und er blickte mir schockiert in die Augen. „War nur ein Scherz! Ich bin schon ein großes Mädchen und mir geht es auch schon wieder besser“ beteuerte ich und zum Glück klang meine Stimme auch wieder einigermaßen klar und stark. Er atmete tief ein und wieder aus. „Danke“ murmelte er. Ich lächelte ihn nur an. „Ich werde dann mal gehen“ sagte er und deutete auf die Tür. Doch ich hielt ihn am Arm fest. Zögernd fragte ich ihn „Würdest du bitte die Nacht hier bleiben?“. Er sah mich schockiert an, doch das war mir egal ich wollte die Nacht nicht wieder alleine mit meinen Alpträumen sein und aus irgendeinem unerklärlichen Grund vertraute ich ihm. „Bitte, ich möchte nicht alleine sein.“ sagte ich als er noch immer nicht geantwortet hatte. Zögernd sah er mich an „Na gut“. Ich lächelte ihn dankend an und er legte sich neben mich auf die freie Seite des Bettes. Ich drehte mich so, dass ich ihn sehen konnte und schlief nach kurzer Zeit beruhigt ein.
Fortsetzung folgt baaaaaaaaaald =) Kritik und Kommentare wie immer erwünscht^^
lg eure kimi
Texte: Copyright liegt bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich meinem besten Freund Oliver.
R.I.P