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Das Wohnzimmer ist groß und genauso edel ausgestattet wie der Rest des Hauses. An der guten Sitzgarnitur aus weißem Leder kann man definitiv sehen, wie viel Geld sein Vater haben muss. Gedämpftes Licht durchflutet den Raum und lässt die Konturen der Menscher weicher erscheinen. Im Rahmen der Balkontür stehen einige Raucher, die meisten anderen sitzen herum oder bewegen sich zu den schleppenden Placebo-Klängen.
David sitzt neben mir und hält eine Flasche Bier in der Hand. Wir necken uns und lachen die ganze Zeit. Es ist ein angenehmes Gefühl, ihn nach so langer Zeit wieder um sich zu haben. Die ausgelassene Stimmung und der Alkohol tragen dazu bei, dass ich beginne, ihm zu erzählen, wie sehr ich ihn vermisst habe. Meine Stimme zittert ein wenig und ich gluckse vor mich hin. Alles scheint so lustig zu sein. Es ist so befreiend, dass ich kichern muss.
Aber dann schaut er mich mit ernsten Augen an. Sein Lächeln ist auch verschwunden.
„Ich bin damals weggegangen, weil ich Leukämie hatte.“
Plötzlich herrscht Stille.
Das angenehme Gefühl ist auf einmal weg, stattdessen wird der ohnehin schon große Raum immer weiter, alles zieht sich immer mehr zurück, bis nur noch ich allein zurückbleibe.
David hatte Leukämie? Wieso hat er das nie erwähnt? War ich denn nicht seine beste Freundin? Er hätte sterben können und ich hätte es nie erfahren…warum tut er so etwas?
Langsam versickern Davids Worte in meinem Gedankenstrudel. Mein Gehirn stoppt, es kann den Informationsüberschuss nicht verarbeiten.
Ich nehme mein Bier und grinse ihn an. Als hätte jemand bei mir die ‚Reverse’-Taste gedrückt, mache ich einfach so weiter wie zuvor. Im Raum wird es wieder lauter, lachend lehne ich mich an Davids Schulter.

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Tag der Veröffentlichung: 04.08.2009

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