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Endlich Urlaub

Endlich war es so weit, der so lang ersehnte Urlaub auf einer Insel im östlichen Mittelmeer stand vor der Tür! Nena hatte schon einen Großteil der Sachen bereit gelegt, die für ihren Urlaub benötigt wurden. Hauptsächlich war es natürlich Garderobe, leichte Schuhe und Sommerlatschen.

Natürlich kamen noch jede Menge Sonnenschutzmittel dazu.

 

Für einen Moment hielt Nena inne und setzte sich aufs Bett. Die letzten fünf, sechs Jahre waren für sie beide richtig hart gewesen, Tim und sie kannten im wahrsten Sinne des Wortes nur Arbeit! Sie kratzten jeden Cent und Euro für das Haus zusammen, sie wollten so schnell wie möglich Schulden frei sein.

Da sie beide richtig gut verdienten, einschließlich Tantiemen und Weihnachtsgeld, konnte das Baudarlehen sehr zügig zurück gezahlt werden.

 

Die junge Frau auf dem Bett lachte etwas gequält auf, nie wieder Tütensuppen oder Spaghetti mit Tomatensauce, nie wieder!

 

Tim und sie waren sich einig, dass sie beide auf alles verzichten, was irgendwie verzichtbar war und jetzt hatten sie es geschafft. Jeder noch so kleine Betrag wurde für das Haus zur Seite gelegt, manchmal sah sie etwas sehnsüchtig nach einem tollem Paar Schuhe oder nach einem Shirt, aber sie blieb eisern, genau wie Tim.

 

Und jetzt flogen sie in Urlaub, auf eine Insel im Mittelmeer und das für drei Wochen, Nena schluchzte vor Freude heftig auf.

 

Sie legte den Rest der Sachen in den Koffer, ebenso die Sachen für Tim in den zweiten Koffer. Nena sah auf die Uhr, sie klappte die beiden Koffer zu und ging in die Küche. Tim kam zur Abendessen Zeit aus der Firma nach Haus. Die Frau bereitete ein einfaches, aber schmackhaftes Essen vor, von dem sie wusste, dass ihr Mann es gerne aß.

 

Nena freute sich auf ihren Mann, so ernst, gewissenhaft und zielstrebig er in seinem Beruf war, so jungenhaft und manchmal richtig albern war zu hause. Das gefiel ihr unglaublich gut, dass sie mit Tim immer noch herum albern konnte, wie anfangs zur ihrer gemeinsamen Zeit.

Das Abendessen war fast fertig, Nena sah aus dem Küchenfenster, wenn sie sich etwas vorbeugte, konnte sie auf die Einfahrt sehen.

Einen Augenblick später sah sie den Wagen von Tim herein rollen. Tim stieg aus und öffnete das Garagentor. Beim schließen des Tores drehte er sich um, winkte Nena mit seinem jungenhaften Lachen zu. Nena wurde es warm ums Herz.

 

Was waren beide froh, als Tim endlich einen Firmenwagen bekam, mit ihrer uralten Klapperkiste wäre es nicht mehr lange gut gegangen. Sie konnte ihre Firma recht bequem mit dem Bus erreichen.

 

Sie hörte Tim an der Haustür, legte den Kochlöffel ab und ging in den Flur. Herzlich begrüßte Nena ihren Mann, der die Begrüßung ebenso herzlich erwiderte. Nena lachte etwas kehlig, als sie die Hände von Tim auf ihren Po spürte. Sie sah ihren Mann fragend an, erst Sex oder erst essen?

Tim sah Nena bittend an, erst essen, sonst falle ich um, aber dann gerne! Damit war Nena sehr einverstanden.

 

Während des Abendessens ging die Flachserei zwischen den beiden munter weiter. Nena wurde es dabei sehr warm ums Herz.

Tim ging ins Schlafzimmer, um sich bequeme Sachen an zu ziehen. Du bist ja schon fast fertig mit dem Koffer packen, er sah Nena freudestrahlend an, ich freue mich auf unseren Urlaub, ich kann es Dir gar nicht sagen wie sehr!

 

 

Wunderschöne Tage

 An ihrem letzten Arbeitstag brachten die beiden  nach Feierabend ihre Koffer zum Flughafen, so hatten sie morgen bei dem Abflug nur noch ihr Handgepäck.

Sie tranken noch einen Kaffee in dem Flughafen Cafe und sahen sich den Rummel in der großen Halle an. Tim kannte den Betrieb schon, er musste des Öfteren für seine Firma irgendwo hin fliegen. Für Nena war das alles aufregend neu, die Menge an Menschen, die mit ihren Koffern durch die Halle liefen, einige hatten es wohl richtig eilig. Die vielen Lautsprecher Durchsagen, die flimmernde Anzeigetafel, die ununterbrochen neue Daten anzeigte. Das alles war für die junge Frau äußerst interessant und sehr aufregend.

 

Morgen ist es so weit, morgen fliegen sie endlich in den Urlaub.

 

 Nach dem Frühstück brachte Tim das Handgepäck ins Auto, überprüfte noch einmal gewissenhaft die nötigen Papiere, die Flugtickets, Ausweise, die Reiseunterlagen für das Hotel-alles in Ordnung!

Nena hatte sich noch einmal im Haus umgeschaut, alle Fenster verriegelt, Sicherungen ausgeschaltet, Wasser abgestellt,

OK, ab in den Urlaub, lachte sie selig. Tim kam ihr in dem Flur entgegen, alles in Ordnung? Nena nickte ihrem Mann zu, es kann los gehen.

 

Als der Aufruf zu ihrem Flug kam, schluckte Nena, jetzt wird sie also ihren ersten Flug erleben. Es ging alles sehr schnell, die Tür wurde geöffnet, die Passagiere stiegen in den Bus ein, der hielt kurz darauf vor einem gewaltig großen Flugzeug. Erstaunlich schnell hatten alle ihre Plätze gefunden und schon rollte der Flieger zur Startbahn.

 

Für Nena ging der Flug viel zu schnell vorbei, sie fand die Fliegerei einfach super. Sie hatte keine Sekunde Angst, es war einfach nur ganz toll.

 

Als sie aus dem gut gekühlten Flieger kamen, traf sie die Hitze wie ein Schlag. Nena schnappte entgeistert nach Luft, ist das heiß! Der Bus, der sie zum Hotel brachte, war wieder gut gekühlt.

Nena und Tim betrachteten ihr Hotel höchst zu frieden, dass sah doch schon mal richtig gut aus. Der gute Eindruck blieb auch in dem Eingangsbereich erhalten. Das einchecken war schnell erledigt und das Zimmer setzte allem dann die Krone auf. Tim und Nena hüpften vor Freude wie zwei kleine Kinder im Zimmer herum. Zusammen betraten sie den großen Balkon und sahen das blaue Mittelmeer, Nena musste etwas schniefen, war das alles schön.

 

Sie zogen sich ganz leichte Sachen an, bis zum Abendessen war noch Zeit, so konnten sie sich noch ihren Urlaubsort etwas anschauen. Beide waren begeistert, der alte Ortsteil mit den typischen Häusern gefiel beiden gut.

Aber auch der sehr modern gestaltete Bereich mit den vielen Hotels, den schönen Parkanlagen da zwischen gefiel ihnen.

 

Nena legte die Badetücher auf die Liegen, tief Luft holend sah sich die junge Frau um, der Strand war einfach super! Lachend sah sie zu, wie ihr Mann im Wasser herum tobte. Wie ein kleiner Junge, dachte sie, aber er hat es sich auch verdient. Tim winkte ihr zu und lachend rannte sie ins Wasser. Tim strahlte sie an, Nena war in dem knappen Bikini eine echte Augenweide. Sie bemerkte die Blicke ihres Mannes und fragte etwas nervös, ist der Bikini zu knapp?

Nein, lachte Tim, der passt ganz genau, wirklich super, Du siehst toll aus.

Nena schubste Tim an, der lachend rücklings ins Wasser fiel, zu Nena tauchte und ihr die Beine weg zog. Sie tobten so ausgelassen wie zwei Kinder in dem warmen Wasser.

 

Schnell waren die ersten Tage Urlaub vorbei. Heute nahmen sie an einem Ausflug zu einem Ausgrabungsfeld teil.

Abends in ihrem Zimmer machte Tim den Vorschlag, wir setzen uns mit einer Flasche Wein auf den Balkon und machen uns einen gemütlichen Abend. Nena fand den Vorschlag prima und Tim ging los, um den Wein zu kaufen.

 

Pures Entsetzen

Nach einer Weile wurde Nena unruhig, sie sah auf ihre Uhr, so weit ist es doch bis zu dem kleinen Laden nicht. Sie lief unruhig im Zimmer herum, ins Bad, um die Betten, auf den Balkon und wieder zurück.

Vom Balkon sah sie auf das Meer, sie schrieb eine kurze Notiz für Tim auf einen Zettel und verließ das Zimmer.

An der Rezeption fragte sie den Angestellten, ob er zufällig gesehen habe, wie ihr Mann das Hotel verlassen hat?

Bedauernd schüttelte der Mann den Kopf, bei dem Betrieb habe ich es nicht bemerkt. Er wies mit der rechten Hand auf die volle Lobby.

Nena ging zum Hotel Ausgang und hielt angestreckt nach Tim Ausschau.

 

Es wurde später und später, Nena wurde sich mit jeder Minute sicherer, dass etwas passiert sein musste. Sehr unruhig und nervös ging sie zur Rezeption zurück und fragte nach einer Polizei Station.

Der Mann schrieb eine Adresse auf und gab sie Nena, er zeigte noch die Richtung an, rechts und dann die zweite Straße links.

 

Nena ging mit energischen Schritten zu der Polizei Station und erklärte dem Polizisten den Vorgang. Schon nach den ersten Worten zeigte er jedoch an, dass er kein deutsch spreche. Englisch denn, fragte Nena etwas ungeduldig und voller Sorge. Ein weiterer Polizist kam aus dem Hintergrund, er spreche etwas englisch. Nena erklärte dem Polizisten in einfachen Worten die Situation. Der Polizist hörte sehr konzentriert zu und wies Nena anschließend daraufhin, dass die Polizei erst nach vierundzwanzig Stunden aktiv werden kann. Aber wir sind ja auf einer Insel, lächelte er Nena beruhigend an, ihr Mann kann also nur per Flugzeug oder Schiff von hier weg. Er werde Flughafen und den Seehafen informieren.

Ob sie ein Foto von ihrem Mann dabei habe, war seine nächste Frage. Nena holte aus ihrer Handtasche das Foto ihres Mannes. Moment bitte, der Polizist ging mit dem Foto zu einem Gerät. So, sagte er anschließend zu Nena, jetzt sind der Flughafen, der Seehafen und unsere zwei Streifen informiert. Er notierte sich noch das Hotel von Nena, wenn wir etwas erfahren, melden wir uns.

Morgen zum späten Nachmittag sollte sie nachfragen.

 

Mit den Nerven völlig fertig, verließ Nena die Polizei Station und ging zu dem kleinen Laden. Die Frau hinter der kleinen Theke radebrechte in wenigen deutschen Worten, Mann nix hier. Auch als Nena das Foto von Tim zeigte, schüttelte sie verneinend mit dem Kopf.

 

Die junge Frau lief ziellos in dem kleinen Ort herum, bis sie ein sah, dass ihr herum laufen nichts bringt. Nena ging zum Hotel zurück und sah hoffnungsvoll den Mann in der Rezeption an. Der schüttelte aber nur bedauernd seinen Kopf.

 

Nena ging verrückt vor Sorge in ihr Zimmer, inständig hoffte sie, dass Tim zwischen zeitlich zurück gekommen ist. Aber das Zimmer war leer, entsetzlich leer.

Sie setzte sich auf das Bett und endlich kamen die Tränen, die die junge Frau etwas erleichterten. Irgendwann schlief sie dann doch ein, sie wurde wach, als der junge Tag herauf dämmerte. Die Sonne ging in einem grandiosen Feuerwerk auf, dass Farbenspiel des Sonnenaufganges nahm Nena gar nicht war.

 

Sie zog sich aus und ging ins Bad, stellte sich unter das kalte Wasser der Dusche, langsam bekam sie wieder einen klaren Kopf. Sie muss zu hause anrufen, vielleicht hat sich Tim dort gemeldet.

Aber auch diese kleine Hoffnung zerbröselte schnell.

Diese Warterei brachte sie noch um den Verstand! Tim, wo bist du nur, was ist passiert, melde dich doch, du hast doch das Handy dabei.

 

Der Tag verging quälend langsam und konnte Nena zur Polizei Station gehen. Hoffnungsvoll sah sie den Polizist an, der schüttelte bedauernd den Kopf, informierte Nena jedoch darüber, dass jetzt auf der ganzen Insel nach ihrem Mann gesucht wird. Die Polizei wird sich bei ihr melden, sobald etwas Neues bekannt wird.

 

Nena lief wie Falschgeld durch den Urlaubsort, sah in jeden Laden und jedes Lokal, zeigte unzähligen Menschen das Foto von Tim. Nichts!

 

Auch die Polizei schüttelte bedauernd die Köpfe, nichts neues.

 

Die junge Frau konnte kaum etwas essen, vom schlafen ganz abgesehen. Wie verloren lief sie stundenlang durch den Ort, immer wieder fragte sie nach Tim.

Die erste Urlaubswoche war vorbei, von Tim keine Spur. Kein Anzeichen dafür, dass er die Insel verlassen hat

 

Am nächsten Morgen wurde Nena von einem Ehepaar angesprochen, wenn sie möchte, können wir die Insel abfahren und nach ihrem Mann suchen! Neue Hoffnung erwachte in Nena, sie bedankte sich bei dem Ehepaar herzlich.

 

Der Mann schlug vor, als erstes die Insel auf der Küstenstrasse zu umrunden und anschließend ins Landesinnere zu suchen. Sechs Augen suchten intensiv, oft hielt der Mann an, um unübersichtliche Stellen genauer zu überprüfen. Gegen Mittag lenkte er den Wagen auf eine Schotterstraße ins Landesinnere. Der Mann fuhr langsam, damit auch alles gesehen werden konnte.

 

Müde, erschöpft, total fertig ging Nena zum späten Abend auf ihr Zimmer. Tim, wo bist Du nur?

 

Am nächsten Morgen fühlte sie sich so schlecht, dass sie im Bett liegen blieb. Erst gegen Mittag kroch sie förmlich aus dem Bett und stellte sich unter die Dusche.

 

Langsam ging Nena den Weg zu dem Strand und weiter zu den Klippen, die ersten, ausgelassenen Stunden ihres gemeinsamen Urlaubes kamen ihr in den Sinn.

Unendlich traurig liefen ihr dicke Tränen über das Gesicht. Sie hatte die Klippen erreicht, hier hatten sie sich den ersten Sonnenuntergang angeschaut.

Wie ein Blitz durch zuckte Nena plötzlich das Wissen, dass sie Tim nie wiedersehen wird, er ist tot, wie und wo auch immer.

 

Nena fiel einfach nach vorne und stürzte in die Tiefe. Ihr Körper prallte mit einem schrecklichen Geräusch auf die rauen Steine. Die erste Welle hob den leblosen Körper nur ein wenig an, die zweite Welle spülte Nena wie ein welkes Blatt in die Tiefen der Klippen.

 

Impressum

Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2014

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