Sie kennen das, der Kollege von einem Arbeitskollegen kennt jemand, der jemand kennt, der ein Segelboot hat!
Kennen Sie die Nordsee im Januar/Februar? Nein?
Aber ich fang mal von vorne an: Dieser Jemand, der ein Segelboot hat, lud einige Leute zu einem Segeltörn ein und ich war mit dabei. Zu diesem Zeitpunkt war es saukalt und ungemütlich in Hamburg. Wir mussten ein Stück in die Tiefe des Hafens fahren und dann sah ich das „Segelboot“!
Irgendwie war ich plötzlich beruhigt, dass war schon ein richtiges Schiff, es machte auf mich einen sehr Vertrauens erweckenden Eindruck, ein hoher Bug reckte sich trotzig den Wellen entgegen, zwei Masten, zwei Deckhäuschen, viel Tauwerk, Rettungsringe und zwei Rettungsboote. Meine Kabine war klein, aber richtig schnuckelig mit einem schmalen Bett zum hochklappen, ein winziger Tisch zum hochklappen, eine winzige Nasszelle, nicht zum hochklappen. In dem kleinen Raum war es warm und urgemütlich. Ich verstaute meine Sachen so gut es ging und befolgte den Rat, nichts lose herum liegen zu lassen.
Kaum war ich wieder an Deck, ( ich hoffe, dass ich mich einigermaßen seemännisch korrekt ausdrücke!) hörte ich Motorengeräusch und das Deck unter mir vibrierte leicht. Erstaunlich schnell war der Motorsegler auf der Elbe und tuckerte den Fluss in flotter Fahrt zur Nordsee herunter. Das sanfte Schaukeln empfand ich richtig angenehm. Nach dem Abendessen, was für mich verblüffend gut war, war gemütliches Beisammensein angesagt. Der Kapitän, ich musste etwas grinsen, war, wie man sich als Laie einen Kapitän vorstellt: wettergegerbt, stahlblaue Augen in denen sich alle Meere spiegelten, drahtige Figur, wortkarg, erklärte uns die Fahrroute. Ich bekam nur etwas mit von, erst mal nach Norden bis zum Skagerrak, dann Kattegat, dann durch die dänischen Inseln bis zum Nordostseekanal, zurück nach Hamburg, weil mich eine junge Frau sehr interessiert ansah und gute Nacht, weg war der Kapitän und die junge Frau setzte sich neben mich. Leider konnte ich nicht viele ihrer Fragen beantworten, weil sie alle das Schiff und den Verlauf der Reise betrafen. Aber sie sah schon Klasse aus in der dunkelblauen Hose und den weißen Pullover, zünftig hatte sie Segelschuhe an!
Ich schlief, mächtig angedüddelt, wie ein Murmeltier, dass Frühstück war gut und ich spendete es unverzüglich den Fischen! Der Motorsegler hatte die Nordsee erreicht und diese begrüßte das Schiff mit einem beachtlichen Wellengang, der mehr als kräftige Wind blies mir alle Spuren von Kopfweh davon und ich sah mit Erstaunen, dass das Schiff unter Segel fuhr! Hart klatschte der Bug in die heran rollenden Wellen und ein allgemeines Jammern an der Wind abgewandten Reling wurden die Fische gefüttert.
Von einem Matrosen (?) erfuhr ich, dass wir ordentlich Fahrt machen und heute Abend den und den Hafen erreichen. Mir ging es inzwischen wesentlich besser und ich ging nachsehen, ob noch etwas von dem Frühstück übrig geblieben war, hach, jede Menge! Ich packte mein Tablett voll, Kaffee war auch noch heiß und ließ es mir schmecken. Eine junge Frau mit ihrem Freund öffnete die Tür, sahen mich, wurden grün und machten etwas überhastet die Tür wieder zu. Meine Gesprächspartnerin von gestern Abend habe ich noch nicht gesehen.
Je weiter wir in die Nordsee fuhren, umso heftiger stampfte das Schiff in die Wellen und schaukelte entsprechend. Nein, eigentlich war das mehr ein bocken, aufbäumen, heftiges Rütteln und schütteln, wie von einem Wildpferd. Die Segel und die Masten knarrten und knatterten unter den Druck von dem sehr kräftigen Wind. Der Matrose kam vorbei und brüllte gegen den Wind: „ Steuerbord, querab, Dänemark, Sylt schon achter aus!“ Ich verstand Dänemark und da ich die Landkarte etwas kannte, wusste ich, was er meinte. An dem Mittagessen nahmen nur wenige teil, Abendessen war dann schon besser besucht. Die Nacht im Hafen tat allen gut und der Kapitän war so freundlich und steuerte sein Schiff erst nach dem Frühstück aus dem Hafen. Die Nordsee und der Sturm packten das Schiff und ein vielstimmiges Wehklagen stieg zum Himmel auf! Die Nordsee spielte verrückt, gewaltige Wellenberge schaukelten das Schiff durch einander, alles war klatschnass und es wurde ein wenig gefährlich, weil viel von dem Wasser gefror. Über das Deck wurden Haltetaue gespannt und der Kapitän ließ ausrichten, dass wir unter Deck bleiben sollten! Die junge Frau hatte ich immer noch nicht gesehen!
Steuerbord sollte Holstebro sein, dann folgte irgendwann Frederickshavn, wir waren im Skagerrak! Hier sah ich das erste Schiff, es war ein Recht großer Frachter. Und das Meer war ruhig wie ein stiller Teich im tiefsten Binnenland. Das Schiff umrundete die Landspitze und steuerte das Kattegat an, Alborg ließen wir Steuerbords liegen und auch Arhus. Hier begann dann doch etwas mehr Schiffsverkehr, hauptsächlich Fährbetrieb. Der Kapitän steuerte sein Schiff durch beiden Hauptinseln, die Wasserstraße heißt der große Belt. Backbord war Seeland mit der Hauptstadt von Dänemark und er nahm Kurs auf Lübeck. Jetzt machte die Seefahrt Spaß, die Ostsee zeigte sich von ihrer besten Seite, nach und nach tauchten die Gäste auf und das Deck wurde voll. Wir erreichten den Fehmarnbelt und am nächsten Tag schon den Kanal. Das Schiff tuckerte gemütlich die Elbe hinauf gen Hamburg und der Kapitän ließ so etwas wie ein Kapitäns – Dinner servieren. Käseweiß erschien die junge Frau vom ersten Abend, diesmal allerdings unansprechbar!
Es wurde ein richtig schöner Abend, die wilden Stürme, das Schaukeln, die Kälte, alles war vergessen und alle fanden, dass das ein ganz tolles Erlebnis gewesen war.
Bei dem allwöchentlichen Stammtisch am Freitagabend bei Ömmes gab es nur ein Thema – der Start der gewaltigen Saturn -V- Rakete am 16.Juli 1969 vom Raumfahrtzentrum Cape Kennedy. Herbert schüttelte voller Erstaunen seinen Kopf: „ 30 Stockwerke hoch soll die Rakete sein!“
„Ja und eine Schubkraft von 40 Jumbos.“ Fügte Jürgen hinzu, die ganze Runde am Stammtisch war sichtlich beeindruckt. Herbert sah in die Gesichter seiner Kumpels und Nachbarn: „Mein lieber Scholli, erst die Russen mit ihrem Sputnik, dann die Leika im Weltall und der Gagarin und jetzt sausen die Amis tatsächlich zum Mond! Jetzt fehlen nur noch die grünen Männchen vom Mars!“ Alles lacht und die Runde wurde wieder etwas lockerer,
Durch die Arbeit geriet die Mondreise wieder etwas in den Hintergrund, aber dann war es so weit, die Mondlandung stand tatsächlich bevor und sollte original im Fernsehen übertragen werden.
Alles wollte das Spektakel bei Herbert erleben, weil er der einzigste in der Nachbarschaft war, der schon ein Farbfernsehgerät hatte. So wurde das kleine Wohnzimmer proppevoll. Die Zeit bis zu dem Übertragungsbeginn wurde mit wilden Spekulationen und Diskussionen überbrückt! Jeder wusste mehr als der andere! „Passt mal auf, das dauert nicht mehr lange, dann bauen die Amis eine Mondstation.“ Kam es von einem der vielen Zuschauer.
„Ja“, lachte einer, „ bald machen wir Urlaub auf dem Mond!“
„Oder die bauen riesige Laserkanonen auf dem Mond, dann ist für die Russen Schluss mit lustig!“
An Bord der Apollo 11 waren nicht nur die Astronauten, sondern auch die Kommandozentrale und die Landefähre „ Eagle“ und dann ist es soweit, die Landefähre löst sich von der Kapsel, an Bord die Astronauten Edwin Aldrin und Neil Armstrong. Das kleine Wohnzimmer war toten still, alles starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Der Anflug der Landefähre wirkte so unwirklich wie in einem SiFi Film. Und dann geschah es tatsächlich, die „Eagle“ landete auf dem Mond!!!!
Das Jubelgeschrei, gemischt mit Hurragebrüll wollte kein Ende nehmen, die Amis haben es tatsächlich geschafft. Erneut klang Hurragebrüll auf, als die beiden Astronauten die Landefähre verließen und Armstrong gewichtigen Worte: Ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit in den Äther auf die lange Reise zurück auf die Erde schickte. Die beiden Astronauten stellten die amerikanische Flagge auf und wieder brüllte alles Hurra!
Es ist spät geworden und langsam verabschiedeten sich die Zuschauer. Immer noch heftig das Ereignis besprechend.
„Eine großartige Einöde.“ Meldete Aldrin an die Flugkontrolle! Über 21 Stunden sind beiden Astronauten auf dem Mond, davon allerdings nur zweieinhalb Stunden im „Freien“. Zwanzig Kilo Steine, Schlacke und Sand werden von den zwei Männern eingesammelt. Millionen Zuschauer sahen, wie die beiden Astronauten schwerelos gewaltige Sätze vollbrachten. Ich muss zugeben, dass ich einmal kräftig schlucken musste, ich hätte nie geglaubt, dass so etwas tatsächlich machbar war.
Die Analyse der Proben erbrachte, dass der Mond genau so alt ist wie die Erde, nämlich 4,7 Milliarden Jahre.
Alle Astronauten kehrten sicher zur Erde zurück und der Jubel in den Staaten kannte keine Grenzen mehr. Die Amis waren wieder die führende Nation im Weltraum!
Es dauerte einige Tage, bis sich die Menschen wieder etwas beruhigt hatten.
Das gewaltige Spektakel war wohl eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres 1969 für mich.
Wenn Hennes ehrlich zu sich sein sollte, müsste er zu geben; dass er immer noch mächtig daran knabberte, was für einem guten Jahr passiert war.
Endlich war es soweit, endlich konnte er den lang gehegten Wunsch nach einem eigenem Haus verwirklichen. Aus vielen Gesprächen darüber, wusste er sehr genau, welche Wünsche seine Frau an dem gemeinsamen Traumhaus hatte.
Sehr schnell fand Hennes das Haus, von dem sie immer geträumt hatten, ein freistehendes eineinhalbgeschossiges, voll unterkellertes und geräumiges Einfamilienhaus. Erfreulicherweise kamen noch gute Energiewerte hinzu, einfach perfekt.
Nach kurzer Renovierungszeit präsentierte Hennes seiner Frau und der Familie das Haus und fiel in ein tiefes Loch! Seine Frau sagte eiskalt, dass sie nicht mit in das Haus umzieht!
Na ja, Hennes schüttelte sich kurz, dass ist jetzt schon mehr als ein Jahr her und ging in die Küche!
In aller Ruhe bereitete er sein Frühstück vor, der Kaffee duftete und das Rührei war gut gelungen.
Nach dem zweiten Happen meldete sich das Telefon!
Erstaunt griff Hennes zum Telefon und vernahm erstaunt eine junge Frauenstimme, die ihm erklärte, dass sie die Tochter von Dirk sei und jetzt ihr Abitur geschafft hat und einen Studienplatz an der Uni in Aachen bekommen hat. - kurze Pause zum Luft holen - Sie möchte mich fragen, ob sie, bis sie ein Zimmer in Aachen gefunden hat, bei ihm wohnen könnte, dann wäre die Fahrt nach Aachen nicht ganz so weit! - Pause mit erwartungsvollem Schweigen – leises atmen.
Hennes überlegte nicht lange, Platz hat er ja genug und es ist ja nicht für lange!
Sicher kannst Du bei mir so lange wohnen, Platz habe ich genug, antwortete Hennes der jungen Stimme am anderen Ende der Leitung.
Drei Tage später schellte es und Hennes sah neugierig hoch, wieder schellte es und als Hennes die Haustür öffnete, stand eine junge, hübsche Frau vor ihm, streckte ihm ihre Hand entgegen, ich bin Andrea, wir haben mit einander telefoniert.
Hennes nickte der jungen Frau zu, dann komm Mal herein!
Dein Zimmer ist oben, zeigte Hennes hoch und stieg die Treppe hoch, dicht gefolgt von Andrea.
Die junge Frau schrie entzückt auf, als sie das Zimmer sah, Hennes grinste, eigentlich habe ich das Zimmer für meinen Enkel eingerichtet. Es war alles vorhanden bis hin zum PC.
Hennes zeigte Andrea noch das an dem Zimmer angrenzende Badezimmer: „ Das kannst Du benutzen, ich habe mein Badezimmer gegenüber!“ Wieder ein Juchzer vor Begeisterung von Andrea und schon hing sie an Hennes Hals: „ Vielen Dank, dass ist alles wunderschön!“
Hennes fühlte den jungen und festen Körper und grinste im Stillen und dachte an so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit oder so etwas in der Art.Er blieb aber sehr neutral bei der Umarmung von Andrea.
„ So, jetzt hole ich meine Sachen.! Drückte Hennes noch einmal kurz und hüpfte die Treppe herunter. Hennes folgte ihr langsam zum Auto und sah, wie Andrea Taschen und Koffer aus dem Kofferraum holte und auf den Bürgersteig stellte und er sah jetzt auch das kurze Röckchen und das knappe T-shirt von Andrea. Er feixte sich eins und schnappte sich einen Koffer und eine Reisetasche und folgte Andrea damit ins Haus.
Ein paar Stufen höher ging die junge vor ihm die Treppe hoch und Hennes hatte seine Freude an dem kurzen Rock – schicke Beine – schoss es ihm durch den Kopf.
Als das Gepäck hoch geschafft war, sagte Hennes zu Andrea: „ Du kannst Dein Auto rechts neben die Garage stellen, dann ist es von der Straße weg!“
„ Danke“ Ein schneller Schmatzer auf seine nicht ganz gut rasierte Wange, wieder die Berührung des junge Körpers.
Andrea steig in ihr Auto und zeigte dabei viel Bein, fuhr zu dem genannten Platz, ist gut so, ein fragender Blick von ihr. Hennes nickte gut gelaunt.
Im Haus sagte Andrea: „ Ist es in Ordnung, wenn ich meine Sachen einräume?“ Hennes nickte und drehte sich zur Küchentür. Andrea stoppte auf halber Treppe, als Hennes fragte: „ Gegen zwölf Uhr dreißig esse ich immer zu Mittag, ist das OK?“
„ Klar, prima.“ Andrea hatte sich bei ihrer Antwort etwas über das Treppengeländer gebeugt und Hennes grinste wieder erfreut.
Hennes, in dem Jahr allein Seins, hatte er sich einige Dinge angeeignet, so auch ein wenig kochen.
Er benutzte zwar einiges an Tiefkühlkost, aber ansonsten kochte er schon mit frischen Lebensmitteln. Schnuppernd kam Andrea in die Küche, hm, riecht schon lecker und Hennes zeigte auf den im Nebenzimmer stehenden Esstisch. Darauf er Teller, Servietten und Besteck gelegt hatte, so wie zwei Gläser.
Andrea hatte sich umgezogen, jetzt trug sie ein knappes Top zu einem kurzen Rock, die braunen, leicht gewellten Haare hatte sie in einem nachlässigen Knoten im Nacken zusammen gebunden. Sie setzte sich an den Tisch und goss sich etwas zu trinken ein.
Hennes kam mit einer Platte, auf der die gebratenen Putenschnitzel dampften, an den Tisch und legte Andrea eines auf den Teller. Mit einem angenehmen Gefühl in der Bauchgegend sah er die Rundungen, die sich prächtig aus dem Top wölbten.
Mit einem angenehmen und unterhaltsamen Gespräch verlief das Mittagessen und Andrea bot sich an, das Geschirr zu spülen. Hennes lachte und zeigte auf die Spülmaschine, ich habe einen Butler!
„ Ich mach denn Mal mit meinen Sachen weiter.“ Wieder einen schnellen Kuss auf die Wange von Hennes, du hast lecker gekocht und weg war sie.
Nachdem Abendessen sah sich Hennes ein Fußballspiel im TV an und Andrea schaute interessiert zu. Wie Hennes von ihr erfuhr, war sie schon lange Fan von einem Fußballclub. Hennes staunte.
Nach den Nachrichten ging Andrea schlafen, sie beugte sich zu Hennes und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange: „ Gute Nacht und vielen Dank, dass bei dir wohnen darf.“
„ Ab acht Uhr gibt es Frühstück!“Kam es von Hennes, Andrea drehte sich um: „ Prima!“
Nach dem Mittagessen fragte Andrea, ob sie sich in den Garten legen dürfe, die Sonne wollte sie ausnutzen, so lange es geht.
Hennes holte die Polsterauflage und legte sie auf die Garten Liege, als er ins Haus kam, sah er Andrea die Treppe herunter kommen. Er kannte ja schon knappe Bikinis, aber der winzige gelbe Streifen Stoff, der das Bikinihöschen darstellen sollte, war wohl das winzigste, was er je gesehen hatte. Ein Bikini – Oberteil war nicht zu sehen. Bevor er in seinem Arbeitszimmer verschwinden konnte, fragte Andrea, ob er ihr wohl gleich den Rücken eincremen würde?
„ Sicher, ich komme gleich!“
Paar Minuten später ging Hennes in den Garten und sah Andrea bäuchlings auf der Liege, sie hielt ihm die Sonnencreme entgegen.
Hennes cremte mit höchsten Vergnügen den nackten Frauenkörper ein und hörte dabei Andrea leise murmeln, die Beine bitte auch.
Während des Abendessens teilte Andrea Hennes mit, dass sie morgen nach Aachen fährt und versuchen will, eine Unterkunft zu finden!
Andrea legte beim Tschüss sagen Hennes wieder ihre Arme um den Hals: „ Bis heute Abend!“
Hennes hörte den Wagen von Andrea die Einfahrt hoch fahren, fein, dann können wir zusammen zu Abend essen.
Andrea begrüßte Hennes wieder freundlich und erzählte während des Essens von ihren Versuchen, ein Zimmer zu finden.Selbst weit auf dem Land war nichts mehr oder es war einfach zu teuer.
„ Da wirst du wohl viel Geduld haben müssen, Aachen eine kleine Stadt und hat aber sehr viele Studenten.“ Tröstete Hennes die junge Frau.
Andrea verabschiedete sich früh an diesem Abend.
Der nächste Tag und auch die folgenden Tage blieben erfolglos.
Beim Frühstück studierten beide die Karte von Aachen und Umgebung und Hennes schlug vor, in den kleinen Dörfern zu suchen.
„ Werde ich ausprobieren, gleich am Montag geht es los!“
Wieder legte sich Andrea in die Sonne und wieder bat sie Hennes, ihr den Rücken ein zu cremen.
Samstag Morgen fuhr sie zu ihren Eltern und sagte beim Abschied, das sie morgen Abend zurück komme.
Am späten Nachmittag kam Andrea zurück und brachte weitere voll gepackte Taschen mit.
Hennes staunte wieder über Andreas Outfit, eine sehr gut passende Jeans und ein Top dazu, mein lieber Mann!
Hennes wurde von der jungen Frau wieder lieb begrüßt und wenig später hörte er die Dusche rauschen.und schon hörte er Andrea rufen: „ Wäschst du mir den Rücken!“ Hennes überlegte einen Moment, was soll`s, als ich ihr den Rücken eingecremt habe, habe ich schon von ihr alles gesehen.
Als Hennes die Treppe erreichte, sah er Andrea splitternackt und nass oben am Treppengeländer stehen: „ Ich dachte, du hättest mich nicht gehört!“ Hennes ging die Treppe hoch und Andrea verschwand im Badezimmer. Andrea stand in der Dusche und reichte Hennes das Duschgel und er seifte den Rücken der jungen Frau ein. Andrea sah Hennes an, lachte und griff nach seiner Hand.
Was Hennes aber so richtig angenehm erstaunte, war, dass das zusammen leben mit Andrea genauso ungezwungen weiter ging. Andrea trat ihm genauso entgegen, wie die Wochen zuvor.
Beim Frühstück wurde wieder das akute Problem der Unterkunft für Andrea in und um Aachen besprochen! Hennes wiederholte seinen Vorschlag, eine Unterkunft in den umliegenden kleineren Ortschaften zu suchen!
Andrea markierte auf der Übersichtskarte einige Orte, so, dann will ich mal los. Sie beugte sich zu Hennes und drückte einen Kuss auf seine Wange und war weg. Hennes trank seinen Kaffee und räumte dann den Tisch ab.
Hennes nahm eine Einkaufstasche und schwang sich auf sein Fahrrad, er musste einige Einkäufe erledigen. Er kam gerade aus einen Supermarkt, als sich sein Handy meldete! Eine sichtlich aufgeregte Andrea meldete sich und teilte ihm mit, dass sie eine kleine Wohnung gefunden hat und ob er wohl morgen mit ihr dahin fahren würde und sich die Wohnung ansehen würde?
Klar, kam es ruhig von Hennes, ich habe morgen nichts besonderes vor!
Danke, das ist lieb von Dir. Ich rufe jetzt meine Eltern an, tschüss, bis nach her. Andrea beendete das Gespräch und Hennes fuhr zum nächsten Geschäft.
Nach einem ruhigen Nachmittag bereitete Hennes langsam das Abendessen vor. Dabei hörte er Andreas Wagen und ging zur Haustür, Sehr vergnügt winkte die junge Frau Hennes zu, dass ist wirklich eine nette, kleine Wohnung, genau richtig für mich!
„Na, dann komm mal erst herein.“ Begrüßte Hennes die junge Frau, die sich wieder an ihm drückte.
„ Ich bin dabei, das Abendessen herzurichten,“ Sagte Hennes zu Andrea und ging in die Küche zurück, dicht gefolgt von Frau,
Wenig später ließ sich Andrea das Essen schmecken und Hennes staunte mal wieder, wie Andrea zu langte. Ununterbrochen erzählte sie von der kleinen Wohnung, sie liegt wohl ein Stück weiter weg, als sie eigentlich wollte, aber sie ist schnell erreichbar. Die Wohnung hat einen größeren Raum, den sie als Wohn- und Arbeitszimmer nutzen wird, eine kleine Küche und Bad und ein kleineres Zimmer, dass als Schlafzimmer aber völlig ausreicht. Hennes freute sich für Andrea, dass es doch noch so schnell geklappt hat.
„ Jetzt habe ich noch Zeit genug, die Wohnung ein zu richten, bevor das Semester beginnt.“ Seufzte sie erleichtert und schob ihren Teller ein Stück weg.
„ Das war lecker.“ Lachte sie Hennes vergnügt an: „ Ein Glück, dass ich nicht so schnell zu nehme!“
„ Nein, wirklich nicht!“ Lachte Hennes zurück und sah Andrea an. Andrea stand auf und drehte sich ziemlich aufreizend dicht vor Hennes: „ Mehr fällt Dir dazu nicht ein?“ Und vor mit beiden Händen den Konturen ihres Körpers nach.
„ Ist gut, ist gut, Du hast eine ganze tolle Figur!“ Gab Hennes lachend zu.
„Na, also, geht doch!“ Lachte Andrea schallend, küsste Hennes leicht.
„ Ich muss noch ein paar Sachen vorbereiten.“ Und verließ die Küche.
Am nächsten Morgen fuhren sie nach dem Frühstück los und Hennes staunte über die sichere Fahrweise von der jungen Frau neben ihm. Eine leichte und ungezwungene Unterhaltung machte die Fahrt sehr angenehm. Vor einem schmalen Haus in einer schmalen Gasse stoppte Andrea den Wagen, hier ist es und stieg aus. Hennes musste wieder im Stillen grinsen, Andrea hatte sich sehr zurück haltend angezogen, eine graue Hose mit einer weißen Bluse vermittelte einen braven Eindruck.
Andrea drückte auf die Klingel und drückte die Haustür auf, rechts ging eine schmale Treppe noch oben, links war eine Tür zu sehen. Eine Frau mittleren Alters kam die Treppe herunter und begrüßte Andrea.
Andrea stellte Hennes der Frau vor und sagte: „ Wir wollen uns die Wohnung anschauen und wenn es Ihnen Recht ist, den Mietvertrag unterschreiben!“ Die Frau nickte dazu und schloss die Tür auf.
Die Wohnung war von Andrea gut beschrieben wurden, Hennes kannte sich sofort aus. Er sah sich hauptsächlich die die Anschlüsse in der Küche und Badezimmer an. Es war alles soweit in Ordnung, es war, bis auf das große Zimmer, alles ziemlich klein, aber für eine Person reicht es völlig und die Miete war akzeptabel.
Der Mietvertrag wurde unterschrieben und als Andrea der Frau die Mietkaution bar in die Hand gab, hatte sie bei der Frau gewonnen!
Hennes schmunzelte wieder, ganz schön clever von Andrea.
Andrea erhielt die Schlüssel und die Frau verließ die Wohnung und Andrea fiel Hennes jubelnd um den Hals und küsste ihn ab. Lachend bremste Hennes die junge Frau: „ Verderb den guten Eindruck nicht gleich am ersten Tag!“
„ Och, Du!“ Maulte Andrea ein wenig gespielt.
Hennes sah auf die Uhr : „ Kennst Du hier eine Gaststätte, wo wir essen könnten?“
„ Hier nicht, aber wir können ja nach Aachen fahren.“
Andrea lenkte ihren Wagen aus dem kleinen Dörfchen und bog auf die Straße ein, die nach Aachen führte.
In einem kleinen griechischen Lokal aßen sie gemütlich zu Mittag und nach dem Essen rief Andrea ihre Eltern an und fragte, ob der Umzug in den nächsten Tagen statt finden kann?
Andrea erfuhr den Termin, beendete das Gespräch und richtete Hennes Grüße von ihren Eltern aus.
„ Übermorgen kommen meine Sachen, ich fahre morgen nach Haus und richte alles für den Umzug her.“
Hennes nickte dazu und wurde dann von Andrea gefragt, ob er ihr beim Umzug helfen würde?
„ Klar, keine Frage!“
Sehr aufgekratzt fuhr Andrea mit Hennes nach Haus und verschwand sofort nach oben in ihr Zimmer.
Hennes hörte sie herum rödeln. Er sah auf die Uhr und ging in die Küche.
Andrea kam auf das Rufen von Hennes zum Essen und Hennes merkte, dass Andrea sehr aufgekratzt war. Immer wieder sagte die junge Frau, wie froh sie ist, dass es mit der Unterkunft in der Nähe der Uni doch noch so gut geklappt hat.
Der Umzug ging reibungslos über die Bühne, Hennes half bei dem Einbau der kleinen Küche, schloss das TV – Gerät und den PC an. Ein letztes mal fuhren sie zusammen nach Haus. Andrea war auffallend still.
Still saßen sie auch beim Abendessen zusammen und Andrea sagte leise, ich komme Dich besuchen, bestimmt. Hennes sah die junge Frau freundlich an, ich würde mich freuen.
Am nächsten Morgen half Hennes die Taschen in den Wagen zu tragen, für einen schönen Moment hielt er Andrea in seinen Armen. Ein letztes Winken, Andrea bog rechts in die Straße und Hennes ging zurück ins Haus.
Vorsichtig beugte sich der junge Vater über sein kleines schlafendes Töchterchen. Ganz leise murmelte er, hallo, ich bin wieder da!
Behutsam rückte der junge Mann einen Sessel nahe zum Bettchen, setzte sich und sah versonnen seine kleine Tochter an. Er nahm ein kleines weiches Spielzeug aus dem Bettchen, dass zu nahe am Köpfchen des Babys lag.
Nachdenklich drehte er das kleine Spielzeug in seinen großen Händen, was es inzwischen nicht alles gab.
Plötzlich war er in seiner Jugend, ein dürrer Junge mit ewig hungrigen Magen und Augen. Er hatte da was aufgeschnappt, da schwirrte etwas in der Luft herum, er musste unbedingt wissen, um was es sich handelt.
Äußerst vorsichtig näherte sich der Junge einer Gruppe größerer Jungens und konnte, bevor ihn der unvermeidliche Tritt von einem der großen Jungens traf, erfahren, dass es etwas mit Zigarettenschachteln zu tun hat.
Besonders begehrt waren englische und amerikanische Zigarettenmarken. Der magere Junge rieb sich den nicht vorhandenen Hintern, der von dem Tritt noch schmerzte. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.
Wie ein Frettchen schlich der Junge in den nächsten Tagen herum, um etwas in Erfahrung zu bringen. Keiner wusste nichts genaues. Er seufzte tief auf, es half alles nichts, er musste noch mal an die größeren Jungs heran, selbst auf die Gefahr hin, einen weiteren Tritt zu bekommen. Nach kurzer Suche fand er die Gruppe Jungens in der Sandgrube. Sie saßen im Kreis und spielten mit irgend etwas irgend was.
Er legte sich in das Gras und robbte langsam bis an den Rand der Sandgrube und befand sich fast oberhalb der Jungens. Er blieb eine ganze Zeit liegen und erfuhr alles!
Die großen Jungen hatten sich aus Zigarettenschachteln Karten geschnitten und spielten damit. Der erste legte eine Karte in die Mitte, der nächste Junge legte seine Karte darauf, der nächste folgte und der nächste. Einer der Jungen schrie begeistert auf, er hatte die gleiche Karte auf den Stapel in der Mitte gelegt und kassierte jetzt den ganzen Kartenstapel ein. Aus dem Gespräch er der Jungen er fuhr die Spielregeln und auch wie wild die großen Jungen auf die englischen und amerikanischen Zigarettenschachteln waren.
Vergnügt vor sich hin pfeifend ging der dünne, kleine Junge nach Haus. Da könnte doch etwas für ihn heraus springen!
Wie fast jeden Tag lümmelte er in der Kaserne der englischen Soldaten herum, hellwach flitzten seine Augen hin und her, Da war es! Einer der Soldaten warf seine Zigarettenschachtel in den großen Mülleimer und schon war der Junge da und holte die Schachtel aus der Tonne und nicht nur eine. Es stank zwar furchtbar aus der Tonne, aber das war so etwas von egal. Der Junge stopfte die Schachteln in sein Hemd und als einer Soldaten sah, was der Junge da machte, winkte er ihn zu sich und nahm ihn mit.
In der Kantine stand eine weitere Mülltonne! Der Soldat grinste und der Junge suchte die Schachteln aus dem Müll.
Vor Vergnügen hüpfte der Junge wie ein angesäuseltes Karnickel nach Haus. Mit aller größter Vorsicht holte er die Schere aus dem Kasten und verschwand im Schuppen. Fein säuberlich schnitt er dann die Schachteln aus einander und hatte dann einen hübschen Packen Karten in der Hand. Die Namen der Zigaretten konnte er ja noch nicht lesen, aber es waren auf jeden Fall englische!
Der Junge steckte sorgfältig fünf Zigaretten – Karten ein und machte sich auf der Suche nach den großen Jungen. Diesmal saßen sie am Waldessrand im Gras. Sehr vorsichtig ging der Junge näher und bevor einer der großen Jungen etwas sagen konnte, hielt er die Karten hoch. Wie gestochen kamen die Großen auf ihn zu gerannt, ihm wurde mächtig bange in der Hose. Aber die Jungen waren nur wild auf die Karten und schnell waren die Jungen Handels einig. Für die fünf Karten bekam der kleine Junge eine gute Fletsche und drei Karabiner Haken.
Für den nächsten Tausch forderte er etwas essbares und auch das wurde sang und klanglos akzeptiert.
Der junge Mann schreckte aus seinen Gedanken, seine Tochter quängelte in ihrem Bettchen und wurde von ihrem Papa hoch erfreut heraus geholt.
Der alte Mann kam wie jeden Morgen aus dem Haus und ging die Straße links herunter. Obwohl der Himmel Wolken verhangen war, empfand er die Temperatur Recht angenehm. Die Nachbarfrau werkelte wie fast jeden Morgen in ihrem Garten. Der Mann grüßte im vorbei gehen, aber heute sprach die Frau ihn an.
„Du kennst doch meine Enkelin, die Maria?“ Fragend sah ihn die Frau an.
„ Ja, ja sicher kenn ich die Maria.“ Abwartend sah der alte Mann die Nachbarin an. Diese fuhr fort: „ Ich habe Dir doch mal erzählt, dass ich noch die vielen alten LPs aufbewahrt habe, von damals, von den Shadows, den Ventures, auch von Elvis und den Beatles!“
Der Mann nickte: „ Viele von den Gruppen kenne ich ja auch noch.“
„Jetzt kommt es“, die Nachbarin machte ein geheimnisvolles Gesicht, „ die Maria hat mich gefragt, ob sie sich die alten Schallplatten überspielen darf.“
Etwas fragend sah der Mann die Nachbarfrau an: „Überspielen?“
„Ja, das heißt so, wenn die Schallplatten auf einen Computer kommen, Maria ist mit einem male wie verrückt auf die alten Schlager.“
„ Kann ich gut verstehen, viele waren ja auch wirklich gut.“ Erinnerte er sich.
„ Damals in Hamburg habe ich ja die Anfänge von den Beatles komplett mit bekommen.“
„Richtig, Du warst ja zu der Zeit in Hamburg!“ Die Frau sah den Nachbarn neugierig an: „ Wie war das denn so, damals in Hamburg?“
Der Mann lehnte sich etwas gegen den Gartenzaun, so stand er bequemer, nachdenklich strich er sich über das Haar: „ Die jungen Leute waren damals viel in den Clubs wie der Star-Club oder der Kaiserkeller, das Indra oder Top Ten. Auch die Jazzkeller waren immer gut besucht. Ständig spielten Musikgruppen in den Clubs, mehr oder weniger gute Bands, die wohl versuchten, den bekannten Bands aus den USA das Wasser zu reichen. Die meisten dieser Musikgruppen wurden schon am ersten Abend gnadenlos von der Bühne gepfiffen.“
„Weißt Du“ und sah die Nachbarin lächelnd an; „ich will ja nicht behaupten, dass ich ein Musikexperte war, aber ich konnte immerhin sagen, was mir gefiel und was nicht.“
„Naja, auf jeden Fall war dann plötzlich nur noch ein Thema, die Musiker aus England, aus Liverpool, die im Indra, dann im Kaiserkeller und im Top Ten die Szene auf dem Kiez gehörig aufmischten. Schließlich landeten die jungen Männer im Star-Club und damit ging es dann mit der Gruppe „Silver Beatles“, wie sie sich nannten, flott aufwärts.“ Der Mann machte eine Pause, wie heißen die Burschen noch mal?
„Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein“, leise lachte der Mann, „ Pete Best, George Harrison, John Lennon, Paul McCartney und Stuart Sutcliffe, dass waren vielleicht verrückte Typen! Was mich ein wenig bei den fünfen gestört hatte, war, dass sie richtige Ferkels waren. Sie sauten herum wie die Schweine, es war oft unangenehm, ja widerlich, aber ihre Musik war gut. Ja, richtig, irgendwann tauchte dann dieser Ringo Starr auf, der bearbeitete das Schlagzeug sagenhaft und Pete Best verschwand dafür!
Obwohl die Beatles, wie sie bald nur noch genannt wurden, ständig auf der Bühne standen, hatten sie immer Geldnot, sie bettelten die Gäste in den Clubs um Essen und Trinken an, am liebsten Frikadellen und Bier. Sie hausten in einem erbärmlichen Hinterhofzimmer. Aber sie waren auch richtige Lümmels, sie machten in den Kneipen ringsum Schulden und saßen manche Nacht in der Polizeizelle. Sie beschimpften die Zuhörer, Pöbeleien, Auftritte in schmuddeliger Unterwäsche, Klobrillen um den Hals. Aber ihre Musik machte Furore, ganz Hamburg rockte und als sie dann endlich im Star-Club spielen durften, hatten sie es schon fast geschafft. Ihre Version von dem Lied „My Bonnie is over the ocean” schaffte es in die deutsche Hitparade.“
Der Nachbar kicherte still vor sich hin: „ Das waren ganz schön verrückte Zeiten, die jungen Leute wurden von der Polizei verhaften, weil sie auf der Reeperbahn nach der Musik von den Beatles rockten!“ Der Mann schüttelte mit dem Kopf, wir waren damals alle ein bisschen verrückt, aber Spaß hatten wir gehabt, mit Sicherheit!“
„Ich glaube, zu Silvester 1962 spielten die Beatles zum letzten Mal im Star-Club auf der Reeperbahn, genauer gesagt war es die Große Freiheit Nr.39! Da ging die Post ab, dass kann sich keiner vorstellen, der nicht dabei war. Jetzt waren die Burschen aus Liverpool schon eine große Nummer. Aber das die Gruppe mal solche Weltstars werden sollten, habe ich nicht geglaubt.“
„Wenig später hast Du doch dann Hamburg verlassen?“
Ja, wegen der Flutkatastrophe im Februar, da hatte ich erstmals die Nase voll!“
„Das kann ich gut verstehen.“ Sinnierte die Nachbarfrau!
Die Nachbarfrau lachte leise in sich hinein: „Und jetzt haben sie sogar ein Denkmal auf St. Pauli bekommen! Der Mann lachte leise mit: „Wer hätte das damals geglaubt, die Lümmels aus Liverpool und die ein Denkmal, aber die Musik war schon gut!“ Grüßend hob der Nachbar die Hand: „Schönen Tag noch
und sag der Maria, wenn sie noch etwas über die Beatles wissen möchte, kann sie mich ruhig fragen.“
Weil wir in unmittelbarer Nähe von unserem zu Hause mehrere Seen hatten, war es nahe liegend, dass ich für uns ein größeres Paddelboot haben wollte.
Der Spaß an der Paddelei hielt natürlich nicht lange vor, zu mal ich seinerzeit in Hamburg den Segelschein gemacht habe. Sehr erschwerend für mich kam hinzu, dass auf den Seen sogar größere Segelboote mit Kajüte unterwegs waren.
Ganz unbewusst half mir meine kleine Tochter bei meinem Vorhaben, wenigstens ein Luftboot mit Besegelung zu haben, mit ihrer Nörgelei über die doofe Paddelei.
Sie findet die Segelschiffe viel schöner, nörgelte sie weiter und überhaupt, wer paddelt denn heute noch?
Kurz und gut, nach einer Menge Prospekte wälzen, einigten wir uns auf ein Luftboot von der Firma Ketteler, weil es einmal so schön orange war, fand meine Tochter und mir gefiel gut, dass das Boot einen Holzboden hatte und einen, wenn auch kleinen, ausgebildeten Kiel aufwies. Hinzu kamen zwei Seitenschwerter, die für die nötige Stabilität sorgten. Die Besegelung war ausreichend, um dem Boot auch mit drei Personen an Bord Fahrt zu verleihen.
Genau passend zu den ersten Sommerferien meiner Tochter wurde das Boot geliefert! Als meine Tochter das erstaunlich kleine Paket sah, machte sich eine große Enttäuschung auf ihrem Gesichtchen breit: „Etwas größer habe ich mir unser neues Boot aber schon vorgestellt!“ Kam ihr ernüchternder Kommentar.
„Nun warte doch erst mal ab, bis ich das Boot aufgebaut habe!“ Tröstete ich das kleine Mädchen.
Es kam, wie ich es vermutet hatte, als das Boot komplett aufgebaut in unserem Garten stand, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Besonders toll fand meine Tochter, das ein Teil des Vorschiffes überdeckt war und sie sich sofort darunter zusammen rollte und feststellte: „ Das ist ab sofort mein Platz!“
Am Wochenende war es dann so weit, unser Boot wurde feierlich zu Wasser gelassen und wir tauften es auf den Namen Birgit. Jetzt war meine Tochter nicht mehr zu halten: „Los komm, wir wollen los!“
Lachend bremste ich das aufgeregte Kind und zeigte ihm zwei Namensschilder.
„ Für das Boot?“ Fragte das Mädchen verblüfft.
Ich nickte zustimmend und wir befestigten ein Namensschild am Heck und das andere am Bug und meine Tochter strahlte!
„ Alle Mann an Bord“, rief ich laut, „ wir stechen in See!“
Wir hatten einen Mordspaß mit unserem neuen Boot, es lag gut am Wind und ich konnte es erstaunlich hoch an den Wind bringen. Die etwas spöttischen Gesichter der „echten“ Segler zeigten sich schon bald sehr erstaunt.
Unser Sommerurlaub an der Nordsee stand vor der Tür und hoch bepackt starteten wir am frühen Morgen Richtung Nordsee. Wie immer hatten wir eine Ferienwohnung in Tossens und am nächsten Tag tollte meine Tochter schon am Strand. Unser Boot lag noch auf dem Trockenen, weil vormittags Ebbe war.
Aber dann ging es los, der Wind war günstig und so segelten wir recht flott hin und her, Der Strand war schon fast leer von Badegästen, als wir am Ufer anlegten.
Hochzufrieden gingen wir zurück, machten uns frisch und die Frauen mussten sich wegen des Abendessens noch um ziehen.
Am nächsten Morgen am Strand sagte meine Tochter leicht versonnen, mit einem langen Blick auf ein vorbei fahrendes Seebäderschiff: „ Ich würde sehr gerne mal mit einem richtig großen Schiff fahren!“
„ Ich finde unser Segelboot ganz toll“, sagte sie schnell noch beruhigend, „ aber mit so einem großen Dampfer ist es doch etwas anderes.“
„ Was hältst Du denn von einer Schiffsreise nach Helgoland?“ Fragte ich meine Tochter mit vergnügtem Grinsen, strahlend fiel mir das kleine Mädchen um den Hals: „ Wirklich, meinst du wirklich?“
Gesagt, getan, ich erkundigte mich nach den Möglichkeiten, wir mussten von Tossens herüber nach Wilhelmshaven und von dort weiter nach Helgoland.
Meine Tochter war reineweg rattadoll, als es fest stand, dass wir am nächsten Tag los fuhren. Sie hüpfte und sprang um mich herum wie ein Gummiball!
Gemeinsam gingen wir nach dem Frühstück zur Anlegestelle in Eckwarderhöme, bestiegen die Fähre, die uns nach Wilhelmshaven bringen soll. Direkt neben der Anlegestelle im Nordhafen lag das Seebäderschiff. Ich fragte meine Tochter, ob das Schiff groß genug für sie sei? Sie konnte vor lauter Begeisterung nur heftig mit ihrem Kopf nicken. Wir gingen mit vielen anderen Menschen an Bord, fanden die passenden Liegestühle. Ich wollte es mir gerade bequem machen, als mich meine Tochter an die Hand fasste; „ Papa, was ist das und das, was dreht sich da und was ist das für ein Ding?“ Prasselten ihre Fragen auf mich ein. Alle Menschen an Bord hatten ihre Plätze gefunden und so konnte ich mit meiner Tochter recht ungestört auf dem Schiff herum laufen. Das Schiff fuhr an dem Ölhafen vorbei, ließ Backbord Voslapp und Steuerbord das Sollhörner Watt liegen.
Als das Schiff den Jadebusen und die Jade verließ und die offene Nordsee erreichte, tauchte es unerwartet tief in die anrollenden Wellen und meine Tochter klammerte sich an mich fest: „Waaas war das?“
„Wir haben die Nordsee erreicht und jetzt schaukelt das Schiff mit den Wellen!“
Ringsum ertönten die ersten Klagerufe und wir beide kletterten auf das Oberdeck.
Hier gefiel es meiner Tochter ausnehmend gut, weite Sicht über die glitzernde Nordsee und als dann Helgoland am Horizont auftauchte, wurde das Mädchen ganz nervös: „ So sieht eine Insel aus!“ Und schon ging die Fragerei los!
Mit höchstem Vergnügen kletterten wir in die Boote, die uns nach Helgoland herüber brachten. Wir machten einen Rundgang über das Oberland, sahen uns den berühmten Felsen und die Badedüne an, konnten noch eine Kleinigkeit essen. Dann waren die wenigen Stunden auf der Insel vorbei und mit einem kleinen, sehr müden Mädchen kamen wir nach hause.
Schon fast schlafend murmelte meine Tochter nahe meinem Ohr: „ Das war ein ganz toller Tag!“
Der alte Mann schaute an diesem Morgen etwas missmutig aus dem Fenster seines Schlafzimmers in den dunklen grauen Morgen. Heftiger Wind tobte um das Haus, jagte den Regen fast waagerecht an den Fensterscheiben vorbei. Er schüttelte sich leicht und ging ins Badezimmer, es war so duster in dem kleinen Raum, dass er Licht einschalten musste.
Nachdenklich schlürfte er in der Küche seinen Kaffee, ist das ein Wetter und das mitten im Sommer. Er stellte die Kaffeetasse in die Spülmaschine und ging herüber ins Wohnzimmer. Er schüttelte seine Kopf, dass ist wirklich ein dunkler Tag. Er sah durch das große Wohnzimmerfenster schräg herüber zu seinem Nachbarn. Der stand ebenfalls am Wohnzimmerfenster und winkte ab. Der alte Mann hob grüßend seinen rechten Arm, setzte sich mit der Tageszeitung in seinen Sessel und las die Schlagzeilen.
Er schüttelte erstaunt seinen Kopf, bei solchem Wetter kam ihm immer die Geschichte seines ehemaligen Arbeitskollegen in den Sinn. Monate später nach der Katastrophe erzählte der Kollege sein Unglück.
Eigentlich komme ich oben von der Küste. Nach meiner Lehre ging ich nach Hamburg, weil ich hoffte, dort eine Arbeitsstelle zu finden. Mit viel Glück bekam ich eine Stelle, konnte mir eine kleine Wohnung einrichten und lernte ein prima Mädchen kennen. Wir heirateten jung, neunzehnhundertsechzig
im August war es, ein Jahr später kam unsere Tochter zur Welt. Es sah alles so rosig aus, dass ich schon ein bisschen Bammel bekam. Unsere Tochter krabbelte herum und probierte auch schon die ersten Schritte.
Dann kam der Februar neunzehnhundertzweiundsechzig. Es war ein kalter, nasser Tag mit heftigem Wind, aber das war für uns eigentlich nichts Neues. Ich hatte Spätdienst und kam wie immer so gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig nach Hause. Aber ich musste durch die Straßensperren große Umwege fahren und so wurde es immer später. Irgendwie ahnte ich, dass etwas Schlimmes passiert war.
Weit nach Mitternacht kam ich endlich in die Nähe unserer Straße und sah nur Wasser, wildes, heftiges Wasser, es reichte bis an die Dachrinnen der kleinen Häuser.
Ein Durchkommen war überhaupt nicht möglich, das Wasser riss jeden und alles mit. Ich stand da im Wasser und konnte meiner Frau und unserer kleinen Tochter nicht helfen – hundert Meter –, aber ich kam nicht hin. Das Wasser wurde höher und ich kletterte auf das Dach eines der Häuser, ich konnte nirgends Menschen sehen, nur Wasser, Trümmer und tote Tiere. Es war in der Nacht eisig kalt, ich stand im kalten Wasser und fror erbärmlich. Ein paar mal wurde ich von Trümmern getroffen, die das Wasser mit hoher Geschwindigkeit weg riss, ich konnte mich nur mühsam auf den Beinen halten.
Ich konnte aber das kleine Haus sehen, in dem wir wohnten, keine Spur von meiner Frau und meiner Tochter. Das Wasser schoss mit großer Geschwindigkeit durch die Straße und riss alles mit, was im Weg lag. Ich versuchte über die Dächer der Häuser zu klettern. Nach ein paar Metern rutschte ich auf dem glatten Dach aus und konnte mich gerade noch an der Dachrinne festhalten und wieder hochziehen. Dann ging erstmal meine Lampe aus. Es war saukalt auf dem Dach, meine nassen Sachen froren an den Dachziegeln fest, der Wind brüllte mit Eiseskälte über die im Wasser stehenden Häuser.
Drei Tage später holte mich ein Hubschrauber der Bundeswehr vom Dach und brachte mich in ein Zeltlazarett der Bundeswehr. Nach einigen Wochen wurde ich entlassen und erfuhr erst nach und nach von der ganzen Katastrophe, das haute mich noch mal so richtig um!
Der alte Mann schüttelte nachdenklich seinen Kopf, diese alte Geschichte und schlug die Zeitung auf.
Es war fürchterlich kalt, der eisige Wind blies durch Mark und Pfennig, keine Menschenseele war zu sehen. Die Häuser waren alle gut verschlossen. Es war einer der kältestens Winter seit langer Zeit.
Die schweren Stiefel des großen, schlanken Mannes knirschten durch den hart gefrorenen Schnee, nur ein schmaler Weg war frei getreten, rechts und links davon türmte sich der Schnee über die Kniehöhe des Mannes. Er stemmte sich gegen den eisigen, starken Wind und zog die dünne Uniformjacke um sich.
Der schmale Weg neigte sich etwas und noch weit entfernt sah der Mann ein paar Lichter in der trüben Dämmerung. Unruhige Gedanken gingen ihm während seines Weges durch die eisige Kälte durch den Kopf. Lange war er durch den Krieg und der Gefangenschaft von seiner Familie getrennt gewesen, zu lang? Bange wurde es ihm bei dem Gedanken an das Wiedersehen, an Frau und seine beiden Söhne.
Der Mann hatte die kleine Siedlung erreicht und hielt im Windschatten eines zerbombten Hauses an und kramte mit steif gefrorenen Fingern einen Zettel aus der Jackentasche. Nur schwer konnte er in dem Dämmerlicht die Hinweise lesen, wo seine Familie wohnen könnte. Er ging von Tür zu Tür und versuchte Namensschilder zu finden. Hausnummern gab es ja nicht.
Dann stand der Mann in der eisigen Kälte vor einer Hausruine, schwarz ragten die zerstöten Mauerreste in den grauen Himmel. Er wollte sich schon weg drehen, als er hinter einem Fenster schwachen Licht schimmern sah. Schrecken schnürte ihm die Kehle zu, aber doch nicht hier in diesem Trümmerhaufen, das kann einfach nicht sein, hier kann doch kein Mensch wohnen.
Unsicher ging er auf die Tür zu und klopfte mit dem Knöchel dagegen, durch das Klopfen öffnete sich die Tür und er sah eine Frau, seine Frau und drei Kinder, seine Kinder, die sich um den kleinen Ofen drängten. Große, etwas ängstliche, auch vorsichtige und misstrauische Augen sahen ihn an,
Der Mann schloss die Tür und langsam löste sich die Frau von ihren Kindern, stannd auf und ging zögernd auf den Mann zu, der vor Kälte zitternd an der Tür stand.
Fragende, hoffende Augen sahen ihn ungläubig an: „ Bist Du es, bist Du es wirklich?“
Der Mann nickte nur und nahm seine Frau in die Arme. Die drei Kinder sahen völlig verwirrt zu ihrer Mutter, die immer noch den fremden Mann umklammerte.
Nach einer ganzen Weile kamen dann die Beiden zu den Kindern und jetzt erfuhren sie, dass der fremde Mann ihr Vater ist.
Noch etwas fremd ließen sich die Kinder von dem Mann in den Arm nehmen. Erst danach nahm der Mann die große Tasche von seinen Schultern, öffnete sie und holte eine Köstlichkeit nach der anderen heraus! Schokolade, Fleisch in Dosen, Brot in Dosen, Käse in Tuben, Kakao, Milchpulver, eine Blechschachtel voller kleiner Kuchen. Den Kinder quollen die Augen über, ihre Mutter stellte den einzigen Topf auf den kleinen Ofen und der Mann öffnete die Dosen mit dem Fleisch. Ihre Mutter legte die verbeulten Blechteller auf den wackligen Tisch, legte Löffel dazu, es folgte das Brot, heißer Kakao und die köstlichen kleinen Kuchen. Da nur vier Stühle vorhanden waren, nahm die Mutter das kleine Mädchen auf den Schoss und dann wurde gefuttert!
Wie auf Kommando redete plötzlich alles wild durch einander, das erste Lachen klang auf, eine Familie hat sich wieder gefunden und feierte beinah ausgelassen Weihnachten vier Tage vor dem Fest!
Es war absolut so weit, ich musste mal raus, ich brauche dringend eine steife Brise, die mir mein Hirn wieder klar bläst. Nach ein paar Anrufen war alles geklärt. Ein paar Tage später packte ich meine paar Sachen zusammen und ab ging es Richtung Norden.
Die kleine Maschine, ein Pilot, drei Passagiere und einiges Gepäck, surrte über die glitzernde Nordsee. Rechts unten sah man die Küste von Schleswig – Holstein.
Ein Taxi brachte mich vom Flughafen zu meinem Urlaubsdomizil. Schon auf dem kleinen Flugplatz holte ich tief Luft, frische klare Luft, von einem kräftigen Westwind heran getragen.
Der Taxifahrer holte meine Gepäckstücke aus dem Kofferraum und ich trug diese den schmalen Weg zum Haus hoch. Hoch zufrieden sah ich mich um, alles wie immer, alles vertraut, rechts schräg herüber, das Nachbarhaus. Ein kurzer Gruß mit der rechten Hand hinüber gewunken, dass reichte schon. Hier bleibt man diskret, außer abends und nachts. Ich nahm das Schlafzimmer mit dem Blick zur offenen Nordsee, räumte meine Sachen ein, nahm mir eine Flasche Bier mit auf die kleine Terrasse und machte es mir in dem Liegestuhl gemütlich.
Der späte Nachmittag wurde frisch und ich verließ den Liegestuhl, ging ins Haus zurück ich machte mich fertig für das Abendessen. Nach einem Spaziergang durch den kleinen Ort ging ich in das im Keller befindliche Restaurant und bestellte mir wie immer ein Krabben Rührei. Dazu ein gut gezapftes Pils und als Dessert rote Grütze mit flüssiger Sahne, noch einen eiskalten Aquavit – Mann, was willst du mehr!
Ich schlenderte in aller Ruhe in einem weiten Bogen um das kleine Dorf zurück zum Haus. An einem Kiosk trank ich ein Gute Nacht Pils, der Mann hinter der Theke nickte mich wieder erkennend an. Ich lud ihn zu einem Pils ein, dankend hob er das Glas, angenehme Nachtruhe.
Das gefällt mir an diesen Küsten- und Inselbewohnern so gut, ein Blick, eine Geste, alles klar!
Ich wurde am nächsten Morgen wach und fühlte mich prächtig. In der Küche kochte ich mir Kaffee und trank diesen auf der Terrasse. Blitz blanker, blauer Himmel, nur ein paar wenige weiße Fetzen, aber eine ordentliche Brise wehte von Nordwest über die Insel. Ich wanderte am Strand und durch die Dünen nach List, aß zu Mittag einen leckeren Fischteller und wanderte durch das Süderheidetal nach Kampen zurück.
Nach meinem Morgenkaffee machte ich mich auf nach Keitum, es ist wirklich ein schönes altes Dorf, der den Reichtum der alten Kapitäne immer noch erkennen lässt. Über Morsum, Archsum ging ich zurück. Zum Abendessen ging ich zu dem alten Griechen, der sofort mit einem Schnaps angerannt kam. Welch ein Unterschied der Mentalitäten.
Prasselnder Regen weckte mich am sehr frühen Morgen, Sturm heulte um das Haus. Ich zog die Decke hoch und dachte, Haustag! Den Vormittag verbrachte ich am Laptop. Nach dem Mittagessen lief ich etwas unschlüssig zum Strand und blieb dort fast drei Stunden sitzen und sah den Wellen zu, das Farbenspiel des Wassers, von fast schwarz bis zum lichten Grün, selten blitzte ein blauer Fleck auf. Wie die Wellen an den Strand rollten, brachen hoch aufschäumend, der Schaum von dem Wind fortgerissen Möwen Geschrei, weit auf der Nordsee zog ein Schiff vorbei.
Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne. Als ich aus dem Haus trat, wehte mich der kräftige Wind an und mit ihm zusammen ging ich zur Bushaltestelle. Ich stieg in den Bus nach Hörnum, über Wenningstedt – Westerland und Rantum. Ich war mit dem Busfahrer die ganze Fahrt über alleine. Sein rundes Gesicht mit dem breit lachenden Mund drehte sich zu mir: „ Sind Sie zum ersten Mal auf der Insel?“ Ich schüttelte verneinend mit dem Kopf und grinste freundlich zurück. Der Busfahrer war ein Afrikaner, pechschwarz und sprach ein fast perfektes Norddeutsch! Die Busfahrt wurde zu einer Informationsfahrt, der Mann wusste alles über Sylt!
In Hörnum angekommen, stieg der Busfahrer mit mir aus, schloss den Bus ab – Mittagspause! Wir gingen zusammen essen und ich erfuhr noch mehr über Sylt!
Es war noch früh am Tag und so lieh ich mir in Hörnum ein Fahrrad und fuhr damit zurück nach Kampen
Die restlichen Tage verbrachte ich mit Spaziergängen durch die Dünen, einer weiteren Fahrradtour in die Ostspitze der Insel. Dann stand schon das Taxi vor dem Haus, Flughafen, in Hamburg in den Zug und schon hatte der Niederrhein mich wieder.
Ich möchte sehr gerne die Einleitung zu meinen Artikel von Vincent van Gogh nehmen, denn schöner kann man es nicht sagen:
Gestern war ich bei Sonnenuntergang auf steinigem Heideland, wo ganz kleine verkrüppelte Eichen wachsen, im Hintergrund auf dem Hügel eine Ruine, imTal ein Stückchen Feld... Die Sonne verströmt ganz, ganz gelbe Strahlen auf das Buschwerk und den Boden, durchaus ein Regen von Gold; alle Linien waren schön, der Gesamteindruck von einer bezaubernden Vornehmheit. Man wäre nicht verwundert gewesen, plötzlich Kavaliere mit Damen aus dem Boden steigen zu sehen, die von einer Jagd oder einer Falkenbeize zurückkehrten oder die Stimme eines alt-provencalischen Troubadours zu hören.
Vincent van Gogh, 1888
Die Provence, richtiger Provence-Alps-Côte d` Azur, Region im südosten Frankreichs, zwischen der unteren Rhone und der italienischen Grenze gelegen. Die Provence umfasst die Depardements Alpes-de-Haute-Provence, Bouches-de-Rhone, Var, Vaucluse sowie Alpes-Maritimes und Hautes-Alpes. Die Provence wird von rund 4,5 Millionen Menschen bewohnt und ist 31 400 q km groß. Die Hauptstadt ist Marseille..
Die Provence ist überwiegend Gebirgsland, in den tieferen, küstennahen Lagen mildes, fast schon suptropischen Klima wird Gemüse, Obst, Südfrüchte vorallem aber Wein angebaut. Hinzu kommt noch Schaf – und Ziegenzucht. An der Côte d`Azur dominiert natürlich der Fremdenverkehr. Aber auch das Hinterland hat seine unbestreitbaren Reiz und Sehenswürdigkieten und das Land ist herlich ruhig, weil dünn besiedelt, aber mit hübschen Dörfern und geschichtsträchtigen Städten, die zum Teil noch aus der Römerzeit stammen
In einem herrlich alten, großen Haus in Vauvenargues, nordöstlich von Aix-En-Provence gelegen, bekam ich ein fantastisches Zimmer. Mit Blick auf einen kleinen See, das Badezimmer war g rößer als viele „normale“ Hotelzimmer.
Ich sah mir das Renaissance Schloss Vauvenargues von Picasso südöstlich von Orange an, war faszinieret von den unendlichen Weinfeldern, staunte das bunte Dörfchen Rousillon und das Dorf Venasques an.
In Orange ist das Monumental-Tor sehenswert, das römische Theater, das Juliermonument.
Der Pont du Gard bei Remoulins ließ meine Kinnlade herunter klappen, hier hatten die Römer das größte Aquädukt gebaut, 50 m hoch und 275 m lang und wird heute noch als Brücke benutzt.
Das römische Amphittheater in Nimes wird heute als Stierkampf-Arena genutzt.Ist aber trotzdem sehenswert, wie der Tour Magne auf dem Mont Cavalier, der zu der alten Stadtbefestigung aus der Römerzeit von Nimes gehört. Natürlich das Maison Carrè und der Park Jardin de la Fontaine, darin befinden sich auch die Ruinen des Diana-Tempels
Unbedingt sollte sich jeder Besucher diese schönen Gegend die antike Stadt Glanum bei Saint-Rèmy-de-Provence ansehen! Kelten, Griechen und Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Und dann sehe ich endlich eines der riesigen Lavendelfelder, die für die Provence so typisch sind.
In Saint-Gilles ist das Portal der Abteikirche zu bewundern undverschiedene Reliefs. Ich fahre hoch nach Cuers, einem einsamen, abgelegenen, wild romantischen Bergdorf, spare mir aber der Hitze den Aufstieg auf den Mont Ventoux.
Weiter geht es nach Arles, unbedingt das Kloster Montmajour ansehen, ein ziemlich bekannter Wallfahrtsort.
Heute steht Villeneuve-lès-Avignon auf dem Programm, umwerfend die Kartause Val de Bènèdiction aus dem 16. Jahrhundert. Der Papstpalast in Avignon ist beinahe unbeschreiblich. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde von insgesamt fünf Päpsten benutzt.
So, jetzt mache ich ein paar Tage Urlaub an der Côte d`Azur, in einem winzigen Dörfchen zwischen Marseille und Toulon und verarbeite meine Eindrücke!
Vincent van Gogh war eine Woche lang in Saintes-Maries:
Ich habe eine Woche in Saintes-Maries zugebracht und habe, um dorthin zu gelangen, im Postwagen die Camargue mit ihren Weinbergen, ihren Steppen, ihrem flachen Gelände (wie in Holland) durchquert. Dort, in Saintes-Maries, gab es ein Mädchen, die einen an Cimabue und an Giotto denken ließen, schlank, gerade, ein wenig traurig und mystisch.
Am ganz flachen, sandigen Strand kleine grüne, rote, blaue Boote, in Form und Farbe so hübsch, daß man an Blumen dachte.
Ein Mann allein fährt auf ihnen. Diese Barken gehen kaum je auf hohe See. Sie fahren ab, wenn der Wind nicht weht und kehren zurück, sobald er zu stark wird.
Vincent van Gogh, 1888
Die Camargue ist eine Landschaft in Südfrankreich im Rhonedelta, nicht sehr groß, ungefähr 70 000 ha. Diese einzigartige Lanschaft hat jede Menge Strandseen und Sumpfflächen.
Landeinwärts wird seit dem Mittelalter Landwirtschaft betrieben, heute sogar Reisanbau. Hinzu kommt natürlich der Weinanbau, die Seesalzgewinnung und die Kampfstier – und Pferdezucht. Wenn diese Pferdeherden über das Land donnern, glaubt man wirklich Wildpferde zu sehen.
Hinzu kommt ein großes Naturschutzgebiet mit reicher Vogelwelt, sogar mit Flamingos! Fremdenverkehr ist in dieser Region, wenn man von Saintes-Maries-de-la-Mer und Aigues-Mortes absieht.
Aber jeder Besucher der Camargue ist heilfroh darüber, dass diese herrliche Landschaft weitgehends von dem „Segen“ des Tourismus verschont geblieben ist.
In dem kleinen Städtchen Brignoles fand ich eine einfache Herberge mit Wasseranschluss im Hinterhof, aber sauber und sehr romantisch, Die Tochter der Wirtsleute auch, aber das ist eine andere Geschichte!
Die Maler auf dem Place de la République in Arles haben es mir angetan und die Stadt selbst natürlich.
An dem alten Fischerdorf Le Grau-du-Roi am Canal du Rhone vorbei fuhr ich nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer und sah mir die Wallfahrtskirche an Leider war da so ein Gewühl, dass ich etwas entnervt das Weite suchte. Auffallend waren die vielen Zigeuner und die Gardians, dass sind die französischen Cowboys! Auf der Rückfahrt sah ich mir den Pont de Langlois, die kleine Zugbrücke (van Gogh läßt grüssen) über den Canal de Marseille à Rhône führt, liegt etwas außerhalb von Arles. In den vielen kleinen Museen, die den einheimischen Malern gewidmet waren, konnte ich heimlich ein paar Fotos in s/w machen!
Leider habe ich nie auch nur eines der berühmten weißen Pferde, geschweige eine Herde dieser Pferde vor die Linse bekommen! Oder wenigstens einen Gardian, nichts kaum vorstellbar!
Auch zu diesen Abschnitt möchte ich eine Persönlichkeit die Einleitung sprechen lassen:
Die Natur übertraf hier unsere gespanntesten Erwartungen, aber die Menschen sind anders, als wir es uns dachten. Unter dem Landmann herrscht nicht die ewige Freude, die kindlich reine Lust am Leben, welche Yorik und von Thümmel uns hier einheimisch malten. Das glückliche Klima, die leichtere Nahrung, der Überfluss an lieblichen Wein stimmten freilich die Menschen hier eher zur Lust, ihr leichteres Blut fließt hüpfender durch ihre Adern.
Manche sorgen für Kleidung, Vorrath an Lebensmitteln und Wärme für den Winter, die den armen Nordländer drücken, kennen sie nicht. Um die Zukunft kümmern sie sich etwas weniger als wir, sie lachen mehr, singen mehr und raschere Freude belebt ihren Tanz an Festtagen. Aber in der Woche sahen wir auch hier bei den Landleuten, so lange die Sonne am Himmel steht, mur sauer Arbeit, und Abends Sehnsucht nach Ruhe, wie bei uns. Kein Margot, keine Nanette wurden wir gewahr; von der Sonne verbrannte Bäuerinnen, die schwere Lasten auf den Köpfen tragen und schon auf zehn Schritte weit nach Knoblauch riechen.
Johanna Schopenhauer, 1803
Das Languedoc-Roussillon ist eine Region im Süden Frankreichs, etwa dem Gebiet der historischen Lanschaften Languedoc und Roussillon entsprechend. Die Region erstreckt sich von den Ostpyrenäen die Mittelmeerküste entlang bis zum Rhonedelta. Es umfasst die Dèpartements Aude, Gard, Hèrault, Lozère und Pyrènèes-Orientales und ist rund 28 000 qkm gross. 2,3 Mill. Einwohner leben in dieser Region. Hauptstadt ist Montpellier.
Hinter der Küste mit Nehrungen und Strandseen breitet sich die Ebenen Bas-Languedoc und des Roussillon aus. Im Norden findet man den Übergang in das südliche und südwestliche Zentralmassiv.
Vorherrschend ist der Weinanbau, daneben aber auch der Anbau von Reis, Weizen, Ölfrüchten, Mais, Obst und Frühgemüse.
Im Languedoc-Roussillon liegt das größte Bauxitvorkommen Frankreichs, neben der Aluminiumindustrie, der Seesalzgewinnung, Nahrungsmittel-, Bekleidung-,Wirkwaren-, sowie Holzindustrie wird der Ausbau der Küste für den modernen Fremdenverkehr verstärkt voran getrieben. Eigentlich schade!!!
Als erstes sah ich mir den bizarren Felsenkessel an, den Cirque de Mourèeze, in der Nähe von der Stadt Clemont l`Hèrault. In etwa vergleichbat mit unseren Externsteine, bekannt?
Das Dorf Saint-Guilhem-le-Dèsert am rande der Cevennen, in dessen Mitte die Kirche des 804 von Herzog Wilhelm von Aquitanien gegründeten Klosters liegt.. > Erste Adresse für alle, die sich an alten Gemäuern erfreuen können < Inmitten einer rauhen Bergwelt gelegen, ist es ein überwältigender Anblick
Der nächste Knüller ist der Pont dÀrc, ein Fels in der Form eines Triumphbogens, überspannt die Ardèche bei Vallon-Pont- d`Arc! Rund 40 km windet sich der Fluss von hier in den Gorges de l`Ardèche, den Ardèche-Schluchten, bis er in die Rhône mündet.
Die Straße in Narbonne, auf der traditionsgemäß nur Blumen verkauft werden, erinnert mich sehr an die Ramblas in Barcelona.Im Musee lapidaire finden sich vorallem Fundstücke aus der Römerzeit. Im ehemaligen Sitz des Bischofs von Narbonne, dem Palais des Archevelques, ist heute das Rathaus untergebracht
Bombastische die Kathedrale Saint-Nazaire, ober halb der Pont Vieux in Bèziers. Die Kathedrale wurde im 13. und 14 Jahrhundert erbaut. Schön der alte Canal du Midi bei Bèziers, aangefangen mit dem Kanalbau hatten bereits die Römer.
In Pèzenas sehe ich mir das aus dem 17. Jahrhundert stammende Bürgerhaus an, dass jetzt als Hotel, dÀlphonce, dient. Weitere wunderschöne alte Häuser folgen, ein weiters dient ebenfalls als Hotel, das Hotel Lacoste.
Jetzt erreiche ich die Küste und erreiche eine Sehenswürdigkeit nach der anderen. Wunderschön ist die Stadt Séte auf einer schmalen Landzunge gelegen, sie besitzt nach Marsseille den wichtigsten ittelmeerhafen. Wenige km weiter ist das Dorf Gruissan mit einer mächtigen Burgruine, in der Nähe Etang de lÀyrolle gelegen.. An der Mündung des Hèrault liegt das malerische Städtchen Agde.
Ich erreiche Montpellier und stehe staunend vor dem Arc de Triomphe, er stammt aus dem 17. Jahthundert. Mit den angrenzenden Gebäudenist es ein gewaltiger Komplex.
Am nächsten Tag fahre ich nach Südwesten nach Roussillon, um wenigstens etwas von diesem Departement zu sehen.Roussillon grenzt im Süden an die Pyrenäen und damit an die spanische Grenze. Ich erreiche Collioure, wuchtig die Kirche Saint-Vincent direkt an der Hafeneinfahrt, Bekannt wurde der Ort durch Henri Matisse.
Unmittelbar hinter Collioure erheben sich die Ausläufer der Pyrenäen, zu sehen ist das Chàteau Royal aus dem 13. Jahrhundert.Leider keine Besichtigung möglich.
Ein Halt in Perpignon, ich sehe mir den einzigen erhaltenen Torbogen der ehemaligen Stadtmauer an und werfe einen diskreten Blick in das Innere der Kathedrale Saint-Jean.
Als letztes sehe ich mir das sehr abgelegene Kloster Saint-Martin-du-Canigou an. Das nach der fast totalen Zerstörung nur mühsam wieder aufgebaut werden konnte.Der Weg dorthin ist atemberauben, in einer wilden Berglandschaft eingebettet, ruht die mächtige Klosteranlage.
3.Teil: Côte d`Azur
Das blaue Wunder Frankreichs, sattgelbe Mimosen, rosa Mandelblüten, zarte Kammelien. Wenn die
Côte d`Azur in den Frühlingsfarben leuchtet, kommen die stillen Genießer an die französische Sonnenküste. Der Massentourismus hält sich noch zurück und die Prachtboulevards von Menton, Cannes und Nizza kleiden sich in bunte Blumen. Frühlingsfeste überall, mit etwas Glück darf man sogar mitfeiern..
Ich weiss, dass die eigentliche Côte d`Azur ungefähr von Marsseille bis zur italienische Grenze reicht, aber das Stück Küste von der spanischen Grenze über Perpignon , Narbonne und Beziers kann sich unbedingt sehen lassen!
Lassen Sie mich auch den 3; Teil meiner Südfrankreichreise mit einer Einführung beginnen:
Blumen, exotische Früchte, Tonkrüge zum Kühlen des Wassers, an Melonen erinnernd. Maiglöckchen, feuchtglänzende Muscheln und Austern, fächerförmige Mollusken die Praires, Veilchen, Seeigel, gelbe und schwarze Barkeeper, „Damen“ inn Spitze und schwarzer Seide.
Draußen liegt der blaue Hafen mit weissen Schiffen, das geometrische Spitzenmuster von Tauwerk und Masten, draußen ist Hitze, Geschrei, das tierhafte Glück eines Volkes, das nicht in Häusern lebt, draußen ist eine Stadt, in der gehandelt, gefaulenzt und gezecht wird.
Sidonie-Gabrielle Colette, 1923
In Narbonn fahre ich auf die A9 Richtung Beziers. In Beziers verlaase ich die A9 und fahre die Küstenstrassse Richtung Montpellier. In dem kleinen Dorf Agde mache Mache ich im Schatten rinrd großen Baumes Mittagspause, es ist einfach zu heiß.
Die Küstenstrasse schlängelt sich zwischen dem Bassin de Thau und dem Mittelmeer , es ist ein hübscher Kontrast zwischen dem smaragdgrünen Wasser des Lagunensees und dem strahlend blauen Mittelmeer, nach Sète.
Nach Sète verlässt die Straße die Küstennähe und führt an der großen Lagune La Grande-Motte nach Montpellier. Von Montpellier folge ich der A9 bis Nimes und nehme dort die Straße nach Arles, die Straße mittig durch die Camerque und bringt mich wieder in die Nähe der Küste, Auch heute schaue ich wieder vergeblich nach den berühmten, weissen Pferden der Camerque!
Vorbei an dem ziemlich großen Etang de Berre erreiche ich Marseille.In einem sehr einfachen Hotel übernachte ich und fahre nach dem Frühstück auf der A50 nach Toulon.
Toulon ist die Hauptstadt des Dep. Var, hat ca 180 000 Einwohner, hat eine alte Universität, ein Forschungszentrum für Ozeanographie. Verfügt über Museen, sehenswerte Kirchen und eine breitgestreute Industrie, der Hafen wurde im 17, Jahrhundert zum Kriegshafen ausgebaut.. Der Abstecher zu dem Ort Sanary-sur-Mer hat sich wirklich gelohnt, mit dem Verlassen von Toulon erreiche ich entgültig die Côte d `Azur!
Ich erreiche St.Tropez und ein Stück weiter dann Frejus. Hier sehe ich mir die Ausgrabungen des antiken Forums Julii an , den Turm am Hafen, der als“Laterne d`Auguste“ bezeichnet wird die Stadttore, Teile der alten Befestigungsanlage, Reste des Aquädukts. Die Doppelkirchenanlage, des Baptisteriums und die Reste des ehemaligen Bischofspalastes.St.-Raphaèl ist schon fast mit Frejus zusammen gewachsen Beide Orte haben aber ihre Eigenständigkeit behalten. St.-Raphaèl ist der Badeort, seinen Aufschwung vedankt der Ort dem Schriftsteller Alphonse Karr..
Für ein Nachtquartier fahre ich nach Norden, in der Nähe von Draguignan finde ich eine kleine Herberge.
Am nächsten Tag erreiche ich Cannes. Einst ein idyllischer kleiner Fischereihafen zählt Cannes heute neben Nizza, Monte Carlo und Saint-Tropez zu den renomiertesten Badeorte an der Côte d`Azur. Berühmt sind die Filmfestspiel, die Kasinos und der exklusive Yachthafen. Hinzu kommen die mehr als exklusiven Hotels, die wirklich schöne Strandpromenade und die tollen Palmen.
Es folgen Grasse, Antibes, St.-Paul, Nizza und natürlich Monaco/ Monte Carlo. Wie Perlen einer Kette reihen sich die weltbekannten Orte aneinander. Alleine über Monaco könnte ich einen ellenlangen Artikel schreiben, aber das kleine Fürstentum ist ja hinlänglich bekannt.In Menton, Menton hat anerkannt das mildeste Klima der Côte d`Azur. Hier wachsen Zitronen, Clementinen, Oliven und subtropische Zierpflanzen, erreiche ich auch die italienische Grenze und fahre am nächsten Morgen Richtung Schweiz und dann immer nach Norden nach Haus!
Das war mein Urlaub in Südfrankreich!
Die beiden Familien zwischen Beate und Hans wohnten unauffällig in der Straße, bis die Frau aus dem Haus direkt neben Beate in Tränen aufgelöst durch die Nachbarschaft lief und jammerte, dass ihr Mann im Sterben liege. Man wusste, dass der Mann schon ein recht hohes Alter hatte, aber er machte immer einen gesunden und munteren Eindruck. Brigitte und Hildegard nahmen die Frau in ihre Mitte und gin-gen zum Haus der Frau zurück. Der Arzt schüttelte den Kopf und der Pfarrer sprach tröstende Worte. Die krumme Straße organisierte die Beerdigung. Den Kaffee gab es bei Ömmes im Saal. Ömmes hatte ein Händchen dafür, er hatte den Saal spar- sam und diskret hergerichtet, die Tische standen in U-Form, mit weißen Tischtüchern und dezenten Blumenschmuck, weiß-en Porzellan rundete das Bild ab. Nach einem Gebet wurden Kaffee und Kuchen serviert, die Gäste griffen zu und die fri-sche Witwe erzählte mit ihrer unmittelbaren Tischnachbarin. Langsam wurden die Gespräche an den Tischen leiser und verstummten schließlich ganz, alle hörten gespannt der Frau zu.
Sie erzählte von Ostpreußen, von ihrer harten, aber trotzdem fröhlichen Kinderzeit, wie sie schon als kleines Mädchen beim Bauern hart arbeiten musste. Schule war für sie schon nach dem vierten Schuljahr vorbei, von da ab ging sie jeden Tag, sieben Tage die Woche, zusammen mit ihrer Mutter in der Küche des Bauern arbeiten. Meistens musste sie putzen, abwa-schen und Wäsche waschen, aber auch Kartoffeln schälen, Berge von Kartoffeln.
Die Tiere musste sie füttern, Schweine, Gänse, Enten und Hühner, und, obwohl sie immer eine höllische Angst vor den großen Tieren hatte, musste sie die Kühe melken.
Im Laufe der Zeit wurde sie aber eine gute Küchenhilfe und als sie ungefähr vierzehn Jahre alt war, wurde sie als Hilfsköchin beschäftigt, dafür bekam sie sogar ein paar Münzen im Monat. Jahre später übernahm sie als Köchin das Regiment in der großen Küche und damit ging es ihr für die damaligen Verhältnisse recht gut. Auf dem Bauernhof lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, er war als Großknecht beschäf-igt.
Auf dem letzten Erntedankfest vor dem Krieg kamen sie zusammen. Ihr Mann war ein großer, stattlicher Kerl, vor dem alle Respekt hatten. Zwei Jahre später heirateten sie und konnten ein kleines Haus beziehen. „Es war alles gut und dann kam der Krieg auch zu uns. Wir bekamen unerwartet den Hass der polnischen Bevölkerung zu spüren, plötzlich waren wir nicht mehr die jahrelangen Nachbarn, sondern nur noch die fürchterlichen Nazis.“ Die Frau holte tief Luft und fuhr fort: „Die Front kam immer näher und die Polen zwangen uns, das Land zu verlassen. Wir durften ein Pferdegespann mitnehmen, packten ein paar Sachen auf den Wagen und unter wütenden Blicken und wüsten Beschimpfungen der Polen fuhren wir los. Es zog ein endloser Treck in Richtung Westen und es wurden immer mehr. Aus allen Städten und Dörfern stießen die Menschen zu uns, viele, viel zu viele nur zu Fuß, Frauen mit ihren Kleinkindern, alte Leute, die kaum noch laufen konnten, und wir marschierten in den Winter!“
Die Frau schluchzte auf: „Die Menschen erfroren einfach, sie fielen am Straßengraben um und blieben einfach liegen, der Schnee deckte sie in kurzer Zeit zu. Ein riesiges weißes Leichentuch…!“
Hildegard legte mitfühlend ihre Hand auf den Arm der Frau, diese hob dankbar lächelnd ihr Gesicht: „Wir hatten richtig Glück gehabt, mein Mann brachte uns bis ins Ruhrgebiet, er fand schnell Arbeit in einer Zeche. So kamen wir recht gut über die schlimme Nachkriegszeit, wir konnten dann hier in der Straße das Haus kaufen, “ die Frau schniefte todtraurig auf, „ und jetzt ist er tot!“
Wie jeden Donnerstag hatten wir unseren Berufsschultag, Der Schulhof der großen Berufsschule war gerammelt voll von Schülerinnen und Schüler der drei Lehrjahre. Die Glocke schrillte, ich empfand sie wie jedes mal, äußerst unangenehm, zum Unterrichtsbeginn. Schnell waren alle in den Klassenräumen verschwunden.
In den zwei ersten Stunden war Buchführung angesagt, ich mochte Buchführung gerne, danach folgte die große zehn Uhr Pause. Zu Beginn der neuen Stunde kam der Direx in unseren Klassenraum, mit ihm ein hübsches Mädchen! Der Rock des Mädchens stand vor lauter Petticoats fast waagerecht und gab die schlanken Beine bis zu den Knien frei. Der rote Pullover schmiegte sich eng um ihren Busen. Die Köpfe aller Jungens ruckten hoch. Mir wurde ganz warm, sollte sie, sollte… das Mädchen steuerte mit kess wippenden Rock durch den schmalen Gang zwischen den Tischen genau auf mich zu und setzte sich doch tatsächlich neben mich!
Wie das damals noch üblich war, stellten wir uns gegenseitig vor, sie hieß Elke. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und sie beugte sich etwas zu mir, als sie zu mir sagte. „ Der Direx sagte mir, dass Du in Buchführung gut bist!“
Peng, ging es in meinem Kopf, aus der Traum. Aber ich war zu früh enttäuscht, Elke blieb beharrlich an meiner Seite, mehr als stolz marschierte ich in den Pausen mit dem hübschen Mädchen über den Schulhof. Die Blicke der vielen Schüler tat mir so etwas von gut.
Richtig nett sagte Elke zum Schulschluss auf Wiedersehen zu mir und ich hatte fast einen Knoten in der Zunge. Ich schwebte auf Wolke sieben in das Kaufhaus zurück, in dem ich meine Lehre machte.
Die Woche bis zum nächsten Donnerstag war mindestens zehn Jahre lang! Endlich, endlich war Donnerstag, ich war früh an der Schule, aber Elke war noch früher da. Freundlich lächelte sie mich an und gab mir die Hand. Ich verlor endlich meine Unsicherheit und konnte mich jetzt normal mit dem Mädchen unterhalten. Wieder hatte Elke so viele Petticoats unter ihrem Rock an, dass dieser wieder waagerecht hoch gedrückt wurde, mein lieber Scholli, hatte Elke tolle Beine! Jetzt erfuhr ich auch von ihr, dass sie in einem Stadtteil, genau entgegen gesetzt von meinem, auch in einem Kaufhaus ihre Lehre machte. Was war ich enttäuscht, das passte überhaupt nicht zusammen. Währen des Unterrichtes schaute ich öfter verstohlen zu dem hübschen Mädchen neben mir, erstaunt stellte ich fest, dass Elke richtig was auf den Kasten hatte. Das kaufmännische Rechnen stellte für sie überhaupt kein Problem da, ebenso wenig der Bereich Rechnungswesen.
Am dritten Donnerstag fasste ich alles an Mut zusammen und fragte Elke, ob wir uns vielleicht Sonntag treffen könnten?
„Ja gerne!“ lachte Elke mich mit blitzblanken Augen an. Ich war so weg getreten, dass ich von meinem Abteilungsleiter meinen ersten Anschiss bekam, weil ich einem Kunden etwas an Ware zeigte, was dieser gar nicht sehen wollte.
Der Sonntag kam, viel zu früh machte ich mich auf den Weg zu dem Springbrunnen, an dem wir uns verabredet hatten. Mit bubbernden Herzen kam ich in die Nähe des Springbrunnens und ich sah Elke aus der anderen Richtung kommen!!!!
Wir reichten uns zu Begrüßung die Hände und fragten uns Gegenseitig, ob es uns gut geht. Wieder hatte Elke ihre Haare mit Hilfe einer roten Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Wieder hatte sie Unmengen Petticoats an, das Wippen ihres Rocks während des Laufens war ein Bild für die Götter. Nach den ersten Schritten hakte sich Elke bei mir ein, mir flog fast die Schädeldecke weg. Durch ihre hohen Absätze war sie fast auf Augenhöhe mit mir und ihre Augen strahlten mich an. Wir liefen und liefen durch die Straßen, bis Elke sagte, sie müsse jetzt nach Haus. Unheimlich lieb sagte sie auf wiedersehen, bis Donnerstag. Ich stotterte wieder wie blöd herum und sah Elke nach, bis sie in eine Seitenstraße verschwand.
Ich jubelte, ich schwebte auf Wolken, ich habe eine Freundin! Die folgenden Wochen und Monate waren für mich unbeschreiblich, bis Elke mich mit nach Haus nahm. Ich schluckte, mir war sofort klar, dass das das Ende war. Ihre Eltern sahen mich an wie ein Haufen alter Lumpen! Der Nachmittag war furchtbar.
Etwas später fragte Elke mich, wo ich wohne, ich log sie an, ich konnte ihr einfach nicht sagen, wo ich wirklich wohnte. Ich bekam Schweißausbrüche, Herzrasen und eine wahnsinnige Angst. Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen, mit den blödesten Ausreden blockte ich ihren Besuch bei mir ab.
Als der Wechsel in das dritte Lehrjahr bevor stand, sagte Elke mir und sie weinte dabei bitterlich, dass ihr Vater wieder von seiner Firma versetzt worden ist und sie nach da und da umziehen müssen.
Ein knapp vierjähriges Mädchen weiß schon sehr genau, was es möchte und was es nicht so gerne möchte.
Seit es wusste, dass es zusammen mit der Mama ihren Papa in Ludwigshafen besuchen wird, Papa arbeitete dort für einige Zeit, mussten unbedingt einige neue Teile zur Garderobe kommen.
Wichtig war vor allem ein, besser zwei Hosenkleider, die total angesagt waren!
Mit Hilfe von Oma und Opa und einer Tante wurde das Problem gelöst und ich bekam den Anruf, dass meine Familie dann und dann in Ludwigshafen ankommen würde!
Es war ein großes Hallo am Bahnhof, als sich Tochter und Papa begrüßten, dass kleine Mädchen drehte sich gekonnt in ihrem neuen, hübschen Hosenkleid in hellblau! Ich brachte meine Familie zum Hotel, in dem ich schon einige Zeit einquartiert war und ging dann zurück in die Firma!
Etwas später gingen wir zu Abend essen und ich aß wieder Mal den Saumagen, meine Frau aß den Schweinepfeffer dunkel und unsere Tochter blieb lieber bei bekanntem.
Am Wochenende machten wir einen Ausflug nach Heidelberg, dass gefiel meiner Tochter außer ordentlich, vor allem als sie die Spielwarengeschäfte entdeckt hatte. Aber sie zeigte sich auch von der Schlossruine (höflicher weise!) beeindruckt! Der sehr trockene Kommentar des kleinen Mädchens: „Hübsch, wirklich hübsch!“
Wir spazierten durch die verträumten Gassen der Heidelberger Altstadt, sahen vom Schloss herunter auf die Neckarbrücke und das alte Lied: Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren....kam mit dabei in den Sinn. Also, Heidelberg ist wirklich schön, sogar die vielen Studenten benahmen sich sittsamer als in anderen Städten!?
Wann immer es die Arbeit erlaubte, ging ich mit meiner Familie am Rhein spazieren oder wir sahen uns in Bad Dürkheim das größte Weinfass der Welt an, probierten einen Gewürz – Traminer und unsere Tochter wollte ein Eis! Papa auch und so steuerten wir eine Eisdiele an! Das Eis war super und die junge Bedienung alberte mit meiner Tochter, was diese ganz toll fand.
Für das kommende Wochenende haben wir einen Ausflug nach Straßburg geplant. Meine Tochter fragte mich, was Straßburg ist und ich erklärte ihr, dass Straßburg eine schöne alte Stadt in Frankreich sei, genauer im Elsass.
Nachdenklich ging das kleine Mädchen zum Kleiderschrank und meinte dabei zu ihrer Mutter, da werde ich wohl das hellblaue Hosenkleid anziehen!!!
Unweit vom Hauptbahnhof in Straßburg war ein großer Platz und auf dem Platz ein großer Schwarm Tauben und schon war unsere Tochter weg und scheuchte sie mit allergrößtem Vergnügen auf. Nur wenige Meter weiter landeten die Tauben wieder und das Spiel begann vom Neuen. Papa und Mama riefen abwechselnd, pass bitte auf, dass Du nicht hinfällst!
Natürlich kam keinerlei Reaktion von unserer Tochter.
Nach einer Weile hatte das kleine Mädchen genug und wir konnten weiter gehen. Straßburg hat eine sehr, sehr schöne Altstadt rund um den mächtigen und prächtigen Dom, schöne Einkaufsstraßen und viele Geschäfte!! Ich trug eine Tüte, noch eine Tüte, eine weitere folgte, dann machten wir Mittagspause!
Nach dem Essen bummelten wir weiter durch die Straßen von Straßburg und kamen wieder auf einen großen Platz mit vielen, vielen Tauben! Unsere Tochter rannte los, die Tauben flogen hoch, landeten, wurden wieder hochgescheucht, landeten etwas weiter, unsere Tochter rannte los und stolperte und fiel der Länge nach auf das Pflaster! Sehr schnell waren wir beim den Kind, dass wie am Spieß brüllte, hoben es auf und da sahen wir die Bescherung, Hände aufgescheuert, die Knie blutig und das aller schlimmste: Die Hose von dem Hosenkleid hatte zwei große Löcher! An jedem Knie eins.
Ich hielt meine Tochter auf dem Arm, während Mama alles tröstend untersuchte. Die Hose ziehen wir am besten aus, es ist ja warm, da reicht das Kleidchen aus.
Ja, da war was los, die Leute können mein Höschen sehen, ich bin ein Mädchen, dass gehört sich doch nicht, so ging es weiter und weiter mit dem empörten Gejammer. Inzwischen haben wir eine Apotheke gefunden und verpflasterten die Schürfwunden. Mit den angebrachten Pflastern ging es unserer Tochter gleich etwas besser. Sie sah auch ein, dass sie die zerrissene Hose nicht mehr anziehen konnte!
Jetzt konnte es gar nicht schnell genug zurück zum Bahnhof gehen, ständig zupfte das Mädchen an dem kurzen Kleidchen, es fühlte sich sehr unwohl.
Ich versuchte es mit den Worten, dass es gar nicht so schlimm aussieht mit dem Kleidchen, Du hast doch schöne Beine!
Ein vernichtender Blick traf mich aus pechschwarzen Augen: „Du hast doch gar keine Ahnung, was ich mit mache!“
Im Zug kamen dann endlich die dicken Tränen, es tut ganz schön weh, kam das Wehklagen, meine Tochter kuschelte sich an mich und schlief schließlich ein.
Das Thema Hosenkleid war damit so etwas von erledigt.
Kurtchen hatte gerade seine erste heilige Kommunion hinter sich, da wurde er von dem Pfarrer gefragt, nee, aufgefordert, Messdiener zu werden.
Kurtchen sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen!
Das war einfach nicht seine Sache, mit frommen Gesicht während der Messe am Altar herum zu dienern.!
Aber sein sträuben half ihm nichts, er wurde Messdiener. Schon nach der ersten Stunde hatte Kurtchen die Nase voll, dieses scheinheilige Getue von allen. Pfui Deibel!
Mit Teppiche klopfen, Kerzen Reste einschmelzen und daraus neue Kerzen gießen, die Beichtstühle reinigen, ebenso die Bänke, die Messingleuchter polieren und Gebete in einer komischen Sprache lernen. Eins hieß ungefähr Confitior?
Es wurde Herbst und damit nahte das Erntedankfest! Das Fest wurde in der Gemeinde immer mit großen Aufwand gefeiert. Schuld daran waren wohl die vielen Bauern rings um die Kirche, mal näher, mal weiter weg.
Kurtchen erhielt den ehrenvollen Auftrag, nicht nur viel Stroh, sehr viel Stroh heran zu schaffen, sondern auch Stroh mit Ähren. Mit diesen Ähren wurde der Mittelgang der Kirche ausgelegt und dieser Gang war sehr lang.
Mit dieser Aufgabe waren für Kurtchen die Herbstferien futsch. Von morgens bis zum späten Nachmittag sammelte er bei den Bauern goldgelbes Stroh ein und legte es in einem Schuppen nahe der Kirche ab.
Der Strohhaufen war irgendwann groß genug und die Kornähren fanden auch den Wohlgefallen des Pastors. Kurtchen durfte das Stroh links vom Hauptaltar ordentlich verteilen, damit darauf die Gaben wie Äpfel, Birnen und so ein Zeug verteilt werden konnten.
Er musste zugeben, dass das verteilte Stroh ganz nett aus sah, vor allem, wenn die Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster darauf fielen.
Der große Tag des Erntedankfestes kam. Die Kirche war gerappelt voll ( ehrlich! ). Alle sangen fromme Lieder, bis auf einmal einige begannen, die Nase zu rümpfen, es wurden immer mehr.
Eine der Gemeindefrauen stand empört auf und sagte laut und deutlich: „ Es stinkt hier, es stinkt hier wie auf einen Bauernhof!“
Aufgebracht sahen sich die Kirchgänger an, bis eine Frau zu den Aufbau der Erntefrüchte ging und herum schnüffelte: „ Es stinkt nach Schei...!“ Rief sie entsetzt.
Schnell wurde Kurtchen als Übertäter fest gestellt. Der arme Junge wusste gar nicht wie ihm geschah.
Es sollte Stroh heran schaffen und das hat er doch getan.
„ Aber sauberes Stroh, ohne Schei...!“ wurde er von den „ehrwürdigen“ Gemeindefrauen angegiftet.
Der Pastor kam Wut entbrannt dazu und gab Kurtchen den Auftrag, die Sauerei weg zu schaffen.
Der Junge sah sich mehr als erstaunt um, wieso regen sich die Leute so fürchterlich auf, Stroh vom Bauernhof hat nun mal ab und zu Schei...! dran und er konnte ja schlecht jeden Strohhalm abwischen.
Empört wurde Kurtchen von dem Pastor und seinen Gemeindefrauen aus der Kirche geschickt und der Pastor rief noch hinter her : „ Dich wollen wir auch nicht mehr als Messdiener haben!“
Damit konnte Kurtchen ganz gut leben und machte sich auf den Weg zum nächsten Bauernhof, um dort vielleicht etwas essbares zu bekommen.
Ich hatte in diesem Jahr keinen Draht zum Karneval, was mir schon mal passiert!
Am Wochenende sprach mich mein Bekannter, der Erich, kennt ihr, mit Erich fahre ich mit dem Fahrrad herum, ob ich über die Karnevalstage mit weg fahren wolle?
„ Wo soll es denn hin gehen?“ Fragte ich zurück.
„ Eigentlich egal, Hauptsache kein Karneval!“ Kam es trocken von Erich zurück.
Mir fiel sofort Jemgum ein, da gibt es garantiert keinen Karneval, ich wüsste da etwas: „Jemgum in Westfriesland!“
Erich lachte lauthals los: „Das hört sich so bescheuert an, da gibt es bestimmt keinen Karneval!“
Ich stimmte vorbehaltlos in das Lachen von Erich ein.
Dann ging es Recht schnell, schon wenig später rief mich Erich an und sagte mir, das alle mit Jemgum einverstanden waren. Ich klärte unseren Besuch bei meinem Bekannten in Jemgum ab, der sagte mir, dass er uns Zimmer besorgt. Rückruf von mir bei Erich. Erich rief umgehend zurück, morgen geht es los!
Am nächsten Morgen stand Erich mit seinem Wagen vor dem Haus, ich stellte meine Reisetasche in den großen Kofferraum, setzt mich nach hinten zu Päule, Erich fuhr und Franz saß neben ihm.
Auf die A 40 Richtung Duisburg, dann folgte die A 31 und Franz lachte: „Jetzt kannste das Lenkrad
fest binden, nach Norden und dann immer gerade aus!“ Alles lachte, Päule verzog keine Miene!
Es folgte Pinkelpause und Mittagspause, Franz haute sich eine Portion Grünkohl rein, als würde es gleich nichts mehr geben
Zum frühen Nachmittag erreichten wir Jemgum, fanden unser Quartier, ein alter Bauernhof klasse renoviert und mit feinen Zimmern ausgestattet. Unsere Zimmer lagen neben einander und wir waren die einzigen Gäste.
Zum Abend machten wir uns auf zu meinem Bekannten, er hatte uns zum Essen eingeladen. Eine echte Männerrunde, Franz haute rein, als hätte er seit vierzehn Tagen nichts gegessen!
Als wir zu unserem Quartier zurück marschierten, blies uns der Wind fast um, eiskalt war es , aber wenig Schnee.
Frühstück sagten wir für 10 Uhr an, es war ein sehr reichhaltiges Frühstück und Franz; - naja, das ist ja schon bekannt.
„Wirklich ein gutes Frühstück.“ Kam es ruhig von Päule, überrascht sahen wir hoch, wurde Päule gesprächig? Nein, nein, keine Sorge.
Das eiskalte Wetter lockte uns nur für kurze Zeit vor die Tür. Erich, Päule und ich kramten unsere Bücher heraus und Franz hatte seinen Fernseher.
Die Tage kleckerten gemütlich vor sich hin. Am Samstag sollten wir wieder zu meinen Bekannten kommen, wegen Bundesliga gucken!
Der Bursche überraschte uns riesig, er nahm uns mit in den Keller, machte eine Tür auf und wir standen in einem kleinen Kino.
Wir sahen Bundesliga über einen Beamer auf einer riesigen Leinwand! Franz war völlig aus dem Häuschen, das ist mal Bundesliga gucken! Alleine dafür hat sich die Fahrt gelohnt! Prima, einfach Klasse.
Trocken kam es von Päule: Das hole ich mir auch!“
Franz schrie begeistert in den kalten Sturm: „Ich kauf mir eine Jahreskarte bei Dir!“ Alles lachte, trotz der Kälte!
Das Wetter wurde eisig ungemütlich und so blieben wir bis auf sehr kurze Spaziergänge in unserm Quartier
Nach dem letzten Frühstück packten wir unsere Sachen und ab ging es wieder nach Haus! Karneval haben wir die Tage über nicht vermisst und zu Haus war jetzt wieder alles normal!
Als ich von meiner Tochter erfuhr, dass ich bald Opa werde, stieg ein heißes Glücksgefühl in mir hoch! Ein Gefühl, was ich bisher noch nie erlebt hatte. ich nahm meine Tochter in den Arm: Danke, Töchterchen, danke schön!“ Die Zeit wurde mir lang und länger, ich wurde zappelig wie ein werdender Vater.
Endlich bekam ich den lang erwarteten Anruf, meine Tochter hatte einen Jungen geboren und beide sind wohlauf! Am nächsten Tag besuchte ich meine Tochter und meinen Enkel im Krankenhaus. Meine Tochter sah etwas angeknabbert aus, aber selig strahlten ihre Augen. Meinen Enkel durfte ich nur durch ein Fenster bewundern. Viel war von dem kleinen Kerl nicht zu sehen, dass dicke Kissen verdeckte ihn, Augen und Stirn, die winzigen Fäuste, das war es auch schon. Nächsten Tag musste ich aus beruflichen Gründen wieder los und kam erst nach vierzehn Tagen zurück. Meine Tochter mit Sohn war zu hause, ich durfte das kleine, laut schreiende Bündel auf den Arm nehmen, aus dem weit offenen Mund in dem hochroten Gesicht kam beachtlich lautes Gebrüll.
„Ich glaube, es sind Blähungen.“ Kam es leise von der jungen Mutter. Ich legte das schreiende Kerlchen mit dem Bauch hoch auf meine Schulter, ein kräftige aufstoßen, gefolgt von einem unüberhörbarem Geknatter in den Windeln. Dann war Ruhe, mein Enkel schlief fast augenblicklich ein! Das war der Anfang einer wunderbaren und innigen Beziehung zwischen Enkel und Opa!
„Opa, komm pielen!“ Fordernd rief mich mein Enkel auf den Spielteppich. (spielen konnte er noch nicht aussprechen!)
„Bringst du mich morgen in den Kindergarten?“ Die kleine Hand schob sich vertrauensvoll in meine Hand.
Es folgte der erste Urlaub mit Oma und Opa, den weitere folgten.
Mein Enkel lernte Handy, Spielkonsolen und PC kennen und liebte sie. Wir fütterten Pferde, spielten in einem großen Sandhaufen mit seinem Bagger, grillten und schliefen in einem Zelt im Garten.
Nach knapp vier Jahre bekam mein Enkel einen Bruder und ich meinen zweiten Enkel. Wieder diese unbeschreibliche Freude im ganzen Bauch, das Staunen über das neue Leben, zu sehen zu können, wie sich der Junge entwickelte, wuchs, zu einer ganz eigenen Persönlichkeit wurde.
Und wieder wiederholte sich das Leben: „Opa, pielen, komm, snell!“ Ungeduldig wurde ich heran gewunken.
Schulanfang, die ganze Familie war aufgeregt.
„Opa, kommst du auch mit?“
„Sicher doch!“ Die jetzt schon größere Hand schob sich vertrauensvoll in meine Hand. Schreiben lernen, lesen lernen, rechnen lernen, Schularbeiten machen. Manchmal ein wenig bockig, aber sonst ging es gut voran mit meinem Enkel.
Sein Bruder kam in den Kindergarten, schnell, viel zu schnell folgte die Schule. Schularbeiten, Opa konnte helfen. Der ältere meiner beiden Enkel wechselte die Schule, jetzt wurde aus rechnen Mathe, Naturwissenschaften kamen hinzu, englisch und französisch musste gelernt werden und Opa war heilfroh, dass er sein Wissen aus seinen Büchern auffrischen konnte!
Jetzt waren beide Enkel schon an einer Schule, die Fächer wiederholten sich, vieles war auch neu.
Jetzt ist mein erster Enkel schon kurz vor dem Schulabschluss und beginnt im Herbst seine Lehre, aus dem kleinen Baby ist ein prachtvoller junger Mann geworden und sein Bruder, obwohl mit einer ganz anderen Mentalität ausgestattet, folgt ihm erfolgreich!
Papa werden ist wie ein unvorstellbares Wunder, Opa werden ist wie die Sahnehaube oben drauf!
Bedingt durch das immer präsenter werdende Thema Fußball WM, musste ich immer öfter ein meine „ erste“ Fußball Weltmeisterschaft 1954 denken.
Unser Lehrer war wohl ein großer Fußball Fan, bei jeder Gelegenheit erzählte er ständig der Klasse von der bevor stehenden Weltmeisterschaft..
Er schrieb die Namen der Spieler auf die Tafel, unterstrich ganz dick den Namen Fritz Walter, schwärmte von Sepp Herberger, den Nationaltrainer der Fußballmannschaft. Die Begeisterung des Lehrers gipfelte schließlich darin, dass die ganze Klasse die Namen der Fußball Mannschaft auswendig lernen musste.
Hier sind sie:
21 Heinz Kubsch, Torhüter vom FK Pirmasens
22 Heinrich Kwiatkowski, Torhüter von Borussia Dortmund
1 Toni Turek, Torhüter von Fortuna Düsseldorf
4 Hans Bauer, Abwehr, vom FC Bayern München
5 Herbert Erhardt, Abwehr, von der SpVgg Fürth
3 Werner Kohlmeyer, Abwehr, vom 1. FC Kaiserslautern
2 Fritz Laband, Abwehr, vom Hamburger SV
10 Werner Liebrich, Abwehr vom 1. FC Kaiserslautern
7 Jupp Posipal, Abwehr, vom Hamburger SV
6 Horst Eckel, Mittelfeld, vom 1. FC Kaiserslautern
8 Karl Mai, Mittelfeld, von der SpVgg Fürth
9 Paul Mebus, Mittelfeld, vom 1. FC Köln
11 Karl-Heinz Metzner, Mittelfeld, von KSV Hessen Kassel
13 Max Morlock, Mittelfeld, vom 1. FC Nürnberg
16 Fritz Walter, Mittelfeld,vom 1. FC Kaiserslautern
18 Ulrich Biesinger, Angriff, vom BC Augsburg
17 Richard Hermann, Angriff, vom FSV Frankfurt
14 Bernhard Klodt, Angriff, vom FC Schalke 04
19 Alfred Pfaff, Angriff, von Eintracht Frankfurt
12 Helmut Rahn, Angriff, von Rot-Weiss Essen
20 Hans Schäfer, Angriff, vom 1. FC Köln
15 Ottmar Walter, Angriff, vom 1. FC Kaiserslautern
Bundestrainer war Sepp Herberger und Co-Trainer Albert Sing
Der Einzug ins Finale sah so aus:
Vorrunde:
Deutschland : Türkei 4:1
Deutschland : Ungarn 3:8
Deutschland : Türkei 7:2
Viertelfinale:
Deutschland : Jugoslawien 2:0
Halbfinale:
Deutschland : Österreich 6:1
Finale:
Deutschland : Ungarn 3:2
Die Weltmeistermannschaft:
Toni Turek
Jupp Posipal
Werner Kohlmeyer
Horst Eckel
Werner Liebrich
Karl Mai
Helmut Rahn
Max Morlock
Ottmar Walter
Fritz Walter
Hans Schäfer
Der Lehrer machte nicht nur seine Klasse mit dem Fußball verrückt, sondern die ganze Schule. Es wurde wirklich nur noch von der Fußball Weltmeisterschaft in der Schweiz gesprochen.
Auf meinen Schulweg waren inzwischen auch ein paar Geschäfte eröffnet worden, darunter auch ein Radiogeschäft. An einem Tag viel mir eine große Menschenmenge auf, die sich vor dem Geschäft zusammen drängte. Neugierig ging ich näher, wuselte mich durch die vielen Menschen und stand dicht vor der Schaufensterscheibe.
Im Schaufenster flimmerten in einem Holzkasten ein mir völlig unbekanntes Licht, irgendetwas passierte auf der Scheibe, die Menschen waren reinweg wie verrückt. Plötzlich schrie die ganze Menge wie verrückt: „ Tor, Tor!“ Ich verstand nur noch Bahnhof!
Plötzlich fühlte ich gepackt und hoch gehoben, ich sah in ein grobes, hartes Männergesicht, dass mich begeistert anlachte: „ Jetzt kannste was sehen!“ Und klopfte gegen die Schatzfensterscheibe.
Ich drehte mich um und jetzt sah ich die winzigen Figuren auf dem Bildschirm hin und her laufen!
Ich sah zum ersten mal in meinen kurzen Leben Fernsehen und gleich das Endspiel der Fußball Weltmeisterschaft 1954!
Als ich mein Erlebnis voller Begeisterung zu hause erzählte, wurde ich nicht nur für verrückt erklärt, sondern von meinem Bruder auch verprügelt, weil ich angeblich so einen Blödsinn erzählte.
Mein Vater ging mit mir dann zu dem Radiogeschäft und noch immer standen viele Menschen davor und sprachen immer noch voller Begeisterung von dem Fußballspiel und mein Vater überzeugte sich von dem, was ich erzählt hatte.
Kurtchen wechselte nach dem vierten Schuljahr in das gewaltig große Schulgebäude auf der Waldstraße. Das riesige Gebäude erdrückte schier die Schulkinder. Hinter der großen, zweiflügeligen Tür war eine große Treppe über die ganze Breite des Treppenhauses. Auf der ersten Etage war gleich rechts von der Treppe, das große und düstere Büro von dem Rektor und zwei Klassenräume. Gegenüber der Treppe ging das Treppenhaus weiter hoch zu den anderen Klassenräumen, links der Treppe ging es in den Keller. Dort waren die Toiletten und Duschräume!
Es dauerte eine Zeit, bis Kurtchen in dem großen Gebäude Bescheid wusste.
Dann gab es in den Pausen nur noch ein Thema, die Sommerferien, einige Schüler konnten sogar von Reisen erzählen, die sie mit ihren Eltern in den Ferien machen werden.
Kurtchen kam etwas missmutig von der Schule nach Haus und blieb auch während des Mittagessen sehr still.
Sein Vater kam von der Schicht und setzte sich an den Tisch, klopfte dem Jungen auf die Schultern, Kurtchen sah hoch und blickte fragend in das freundlich lächelnd Gesicht seines Vaters.
„ Du weißt doch noch, dass Oma soundso in Wilhelmshaven wohnt?“
Kurtchen nickte seinen Vater an; „ Ja, dass weiß ich noch.“
„ Gut, prima, dann packe morgen Deine Sachen zusammen, denn Du fährst für drei Wochen dahin!“
Kurtchen sah seinen Vater ungläubig an, es soll tatsächlich in den Ferien weg fahren!
Der Zug wurde von einer fauchenden, dampfenden Lokomotive in den Bahnhof gezogen. Die dunkelgrünen Waggons mit den schmalen Türen und Fenster rumpelten auf dem Gleis. Sein Vater sah nach einem bestimmten Waggon, machte die Tür auf und zeigte Kurtchen, das er einsteigen soll.
In dem Abteil waren links und rechts an der Wand Holzbänke, darüber jeweils ein Gepäcknetz.
Schnell ein Tschüss, auf Wiedersehen, gute Erholung und viele Grüße und schon setzte sich der Zug in Bewegung.
Nach einer langen Zugfahrt, zweimaligen umsteigen, kam Kurtchen in Wilhelmshaven an, nun stand er auf dem Bahnsteig und sah sich um, aber eine Oma konnte er nicht entdecken! Der Junge kratzte sich nachdenklich am Kopf, holte den Zettel mit der Adresse aus der Jackentasche und fragte den uniformierten Mann, wie er zu dieser Adresse kommt.
„ Ganz einfach, aus dem Bahnhof immer gerade aus, die dritte Straße links!“ Kurtchen bedankte sich und machte sich auf den Weg. Nach einen strammen Marsch erreichte er das Haus Nr. 89, fand das Namensschild, klopfte, nichts, klopfte noch einmal, wieder nichts. Kurtchen klopfte jetzt sehr kräftig an die Tür, es rührte sich nichts, aber die Tür ging auf. Der Junge ging vorsichtig in die Wohnung und sah eine Frau am Küchentisch sitzen, die Arme auf der Tischplatte gekreuzt, darauf lag ihr Kopf und sie schnarchte kräftig. Kurtchen sag den Wecker nahe dem Kopf de Frau, verschlafen, grinste Kurtchen, Oma hat verschlafen.
Kurtchen setzte sich an den Tisch und aß seinen letzten Proviant auf.
Am nächsten Tag ging seine Oma mit ihm zum Strand, zeigte ihm die Kaiser-Wilhelmbrücke, eine große Drehbrücke, die wurde früher für die großen Schiffe benötigt, erfuhr er. Die Strand Halle folgte, das Meerwasseraquarium und der Fischereihafen. Die Fisch – und Krabbenkutter hatten es Kurtchen sofort angetan. Oma zeigte ihm auch die kleine Heuler-Station. Hier wurden die verstoßenen kleinen Seehunde aufgepäppelt! Auf dem Rückweg sah er die Meerwasser-Badeanstalt, den Marinehafen mit den grauen Kriegsschiffen und die Garnisonskirche mit den vielen Fahnen und davor das Geschützrohr, dass von einem Treffer beschädigt worden war. Zum Schluss noch der Friesenbrunnen und ab ging es nach Haus.
Am nächsten Morgen bekam Kurtchen ein Päckchen in die Hand gedrückt, Butterbrote, erfuhr er, dazu drei Groschen, du willst dir bestimmt noch einmal alles ansehen.
Etwas baff stand dann Kurtchen auf der Straße und überlegte, was er jetzt anstellen soll. Er drehte sich Richtung Strand und marschierte los, die Sonne schien und als er den Strand erreichte, legte er sich rücklings in das Gras und sah in die Wolken und auf das Wasser.Plötzlich stellte er fest, dass das Wasser immer weniger wurde und da fiel ihm das mit Flut und Ebbe wieder ein!
Er zog sich Schuhe und Strümpfe aus und lief herunter und stand auf dem matschigen Boden. Ich stehe auf dem Meeresboden und werde nicht nass! Kurtchen musste grinsen, dass glaubt mir in der Schule kein Mensch.
Der Junge ging durch den Matsch bis zum Fischereihafen und sah staunend, dass die Fischkutter alle ziemlich schräg auf dem Boden lagen, auch hier war das Wasser weg! Kurtchen lief hin und her und sah sich alles genau an. Erst ein gutes Stück weiter konnte er in der Fahrrinne ein wenig Wasser sehen!
In der Fischhalle war richtig Betrieb und neugierig ging der Junge näher und sah durch das offene Tor in die Halle. Hier wurden die Fische sortiert, mit Eis bedeckt und auf verschiedene Plätze verteilt.
Kurtchen sah die gekochten Granat ( Nordseekrabben) in den Kisten und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Eine dicke Frau fragte ihn. Ob er was kaufen will, Der Junge schüttelte mit dem Kopf und fühlte nach den drei Groschen in seiner Hosentasche. Die dicke Frau fragte, ob er den Granat puhlen kann, ja, kann ich und schon hatte er eine braune Spitztüte in der Hand und die Frau scheuchte ihn aus der Halle. Ein schnelles Augen zwinkern un weg war die Frau.
Selig ging Kurtchen zum Strand zurück, legte sich mit dem Rücken ins Gras, platzierte die Tüte auf seinen Bauch und puhlte genüsslich eine Granat nach der anderen.Die Schalen ließ er links und rechts neben sich in das Gras fallen. Schnell kreischten jede Menge Möwen über ihn, die Vögel wurden so frech, dass er den Platz räumen musste. Sofort stürzten sich die Möwen auf die Schalen von dem Granat.im Gras.
Die Sonne schien und Kurtchen lag satt und faul im Gras und sah zu, wie das Wasser langsam zurück kam. Plötzlich schreckte der Junge hoch, ich glaube, es wird Zeit, dass ich nach Haus gehe.
Am nächsten Morgen überraschte ihn seine Oma mit einem Turmbesuch. Kurtchen konnte sich keinen Reim darauf machen und so marschierte er mit seiner Oma los. Der Junge sah ein großes Gebäude mit einem hohen Turm in der Mitte, jetzt verstand er, was seine Oma gemeint hat.
„ Das ist das Rathaus von Wilhelmshaven.“ Klärte sie Kurtchen auf.
Sie stiegen die vielen Stufen hoch und seine Oma schnaufte mächtig. Oben hatte Kurtchen einen prächtigen Blick herüber zum Strand, er sah die Strand Halle, den kleinen Hafen und erkannte jetzt, dass die Stadt gar nicht an der Nordsee lag, sondern an einer Art großen Bucht, die sich Jadebusen nannte! Seine Oma zeigte ihm, sieh, dort ganz am Horizont, dass ist die Nordseeküste!
Die folgenden Tage verbrachte Kurtchen am Strand und im Fischereihafen, einmal konnte er sich einen Liter Granat kaufen und die dicke Frau machte die Tüte ordentlich voll. Mit einem nie gekannten Vergnügen puhlte der Junge die Granat und genoss den herrlichen Geschmack.
Abends sagte seine Oma, dass er morgen nach hause fahren muss und Kurtchen war so etwas von enttäuscht, dass die Zeit schon vorbei war.
Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 28.06.2014
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