Der Grund für diese Geschichte war ein niedliches Gespräch mit einem ca. vierjährigen, kessen Mädchens während der Pause meiner Vorlesung in einem Kindergarten!
Das Mädchen saß ganz vorne in der ersten Reihe und hörte mir sehr konzentriert zu. In der erwähnten Pause kam sie zu mir und meinte, ich kann ganz gut vorlesen. Opas können das oft, antwortete ich und schaute das kleine Mädchen fröhlich an.
Nach etwas nachdenken erwiderte das kleine Mädchen und setzte sich dabei auf meinem Schoß, meistens liest mir meine Oma vor.
Unauffällig winkte sie wohl ihrer Freundin zu, denn, schwups saß auf dem anderen Bein ein weiteres kleines Mädchen. " Ich weiß wo die Babys herkommen," sagte es Mädchen plötzlich. ich sah sie etwas überrascht an und dann erzählten mir beide Mädchen in etwa folgende Geschichte:
Vergnügt und Sorgen frei schwammen wir alle in einer warmen und angenehmen Flüssigkeit. Es war dunkel um uns herum, aber das störte niemanden. Wenn uns überhaupt etwas störte, waren es die äußerst heftige Erschütterungen, die dann und wann mal auftraten.
Dabei verschwanden Mengen von uns! Für uns war das etwas unerklärliches, aber so richtig stören tat es uns auch nicht. Ab und zu fragte mal jemand nach, meistens die jüngeren, denen es noch an Erfahrung fehlte oder aus reiner Neugier.
Nach einer längeren herrlich ruhigen Zeit kündigte sich wieder eine dieser unangenehmen Erschütterungen an. Schnell wurden sie heftiger und alle versuchte irgendwie Halt zu finden.
Mit einen heftigen Sog wurde ich auch mit heraus gerissen.
Ich wurde heftig hin und her geschleudert und mit hoher Geschwindigkeit mit vielen anderen durch eine enge Röhre gepresst. Völlig unerwartet für mich war diese Röhre zu Ende und ich landete in eine ebenfalls dunkle, aber angenehme Höhle.
Irgendetwas trieb mich vorwärts, ich wollte unbedingt an die Spitze der vielen Kollegen und mit einem nicht ganz fairen Schupser gelang es mir auch. Noch immer war ich mit hoher Geschwindigkeit unterwegs, ohne zu wissen, warum und wohin es mich brachte.
Ich stieß mit etwas mir völlig fremden zusammen und hörte ein leises Geräusch. Ich stellte mit Verblüffung fest, dass ich in dieses Ding eindringen konnte und anscheinend gefiel das diesem Ding.
Kaum war ich komplett in diesem Ding, erfuhr ich, woher auch immer, dass ich mit diesem Ding zusammen ein Lebewesen schaffen sollte!
Ich fiel vor Schreck beinahe in Ohnmacht, wenn es denn nur möglich gewesen wäre!
Aber es schien zu stimmen, schon bildeten sich mehr und mehr von diesen Dingern, die wie ich jetzt erfuhr, Zellen heißen.
Erstaunt sah ich mich in der Dunkelheit um, mir war so, als ob sich der immer größer werdende Zellenklumpen langsam irgendwohin bewegen würde.
Kaum hatte ich diese Tatsache verdaut, hatte ich den Eindruck, dass wir unser Ziel erreicht hatten und sich die Zellen, es waren viele, aber alles war noch winzig klein, in der Dunkelheit zielsicher irgendwo einnistete.
Keine Bewegung mehr, Ruhe überall und ich wurde angenehm müde und noch müder und dämmerte langsam in einen angenehmen Schlaf ohne je wieder wach zu werden.
Komisch, mich gab es doch gar nicht mehr und trotzdem hatte ich den Eindruck, ich sei in den vielen Zellen, die sich rasend schnell vermehrten, mit einem Stück von mir.
Im Laufe der Zeit verstärkte sich mein Eindruck und von unbekannt wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Die Zellen wuchsen und wuchsen und es wurde richtig was Großes daraus. Ich wusste plötzlich, woher bloß, dass die vielen Millionen Zellen einen Menschen bauen.
Und ich kleiner Winzling von damals war daran beteiligt, wenn das nicht mal etwas ganz tolles war.
Dieses kleine Erlebnis wollte ich Ihnen nicht vorenthalten und hoffe, Sie haben genau so viel Spaß daran wie ich.
Texte: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 29.08.2013
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