Zischend zuckte der Blitz im wilden Zickzack über die Pech schwarzen Wolken, mit einem grellen aufleuchten schlug er in den nahen Fabrikschornstein ein, begleitet von einem Ohren betäubenden Donner.
Sehr ängstlich sahen sich die Menschen das Unwetter an, rückten näher zusammen.
Diejenigen, die noch unterwegs waren, suchten hastig, angstvoll einen Unterschlupf.
Ein Auto kam auf der Regen nassen Straße ins Schleudern, Menschen, dicht gedrängt an der Bushaltestelle, schrien entsetzt auf. Die nachfolgenden Auto versuchten verzweifelt dem schlingernden Wagen auszuweichen. Mit weit aufgerissenen Augen sahen die Menschen dem Spektakel zu.
Endlich kam der Bus und brachte die nassen Menschen nach hause. Das Unwetter tobte unvermindert weiter, in dem Bus war es still, fast angstvoll still. Bei jedem Blitz zuckten die Menschen zusammen, einige schrien bei dem dicht folgenden Donner auf. Regen klatschte heftig gegen die Scheiben, der Busfahrer fuhr sehr vorsichtig.
Die Straßen waren wie leer gefegt, der Regen prasselte mit Urgewalt auf das Pflaster, kleine Rinnsale wurden schnell größer, die ersten Gullys schwabbten über, eine braune Brühe lief auf die Straße. Die wenigen Autos, die noch unterwegs waren, zogen lange Wasserfahnen hinter sich her.
Im Radio und TV wurde vor möglichen Überschwemmungen gewarnt und schon waren die ersten Feuerwehrautos mit schriller Sirene unterwegs. In den Vororten der Stadt, näher am Fluss, als die Stadt, liefen die ersten Keller voll. Panik machte sich breit. Einige Menschen versuchten verzweifelt ihre Häuser vor den Wassermassen zu schützen, vergeblich. Andere versuchten mit schneller Flucht den wilden Fluten zu entkommen.
Die anrollende Flutwelle machte alles zu Nichte, innerhalb kürzester Zeit waren die Häuser bis zur ersten Etage vollgelaufen. Eine Frau schrie entsetzt auf, die erste Leiche trieb schnell in den trüben Fluten vorbei. Die Feuerwehr hatte keine Möglichkeit mehr, bis zu den Vororten vor zu dringen, der Wasserstand war selbst für die großen Lkw zu hoch. Schreiend winkten völlig durchnässte Menschen auf den Dächern um Hilfe. Der Regen kam wie aus Kübeln geschüttet von dem grauen Himmel, fern grollte noch einmal der Donner. Dann rauschte und gurgelte nur noch das Wasser.
Gellend stieg viel stimmiges Geschrei auf, als das Wasser mit einer erschreckenden Lässigkeit das erste Haus zum Einsturz brachte, von den Menschen auf dem Dach sah man noch einmal kurz einen Arm aus dem Wasser ragen ,- vorbei. Mit weit aufgerissenen Augen sahen sich die Menschen an, wann sind sie dran?
Die Fluten schoben einen Schrank aus einem Haus und spielten damit, ein Hund versuchte, den wild herum tanzenden Schrank zu erklimmen, mit letzter Kraft verschwand das Tier im Inneren des Schrankes. Voller Hohn drehte das Wasser den Schrank blitzschnell um.
Wieder kam Geschrei auf, voller Angst und Grauen, eine zweite Flutwelle rauschte heran und überspülte alles, hier und da ragte noch ein Schornstein aus der trüben Brühe.
Gespenstische Stille machte sich schnell breit, selbst die wilden Fluten rauschten leiser, hatten sie genug Opfer bekommen?
Still und ausdauernd fiel der Regen vom Himmel und der Wasserstand stieg und stieg. Eine alte Frau starrte mit aufgerissenen Augen auf die riesige Wasserfläche: „ So groß und wild war der Fluss noch nie. Gott muss sehr zornig sein.“
Die dichten Wolken rissen auf und der Mond schickte sein blasses Licht auf ein unendlich glitzerndes Wasser, nur die höher gelegene Innenstadt war noch zu erkennen.
Kein Rufen mehr um Hilfe, kein Leben mehr zu sehen, die Natur hat wieder einmal den Menschen seine Grenzen aufgezeigt.
Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 07.07.2011
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