Jeden Abend sortierte Anna die vielen Sachen im Haus, nur wenig stellte sie für sich an die Seite. Ein Unternehmen räumte das Haus leer und Anna stellte ihr Elternhaus zum Verkauf. Die Spedition lagerte Annas Umzugsgut ein.
Die ersten Tage in der Zentrale vergingen wie im Flug, müde schlich Anna abends ins Hotel, in dem sie übernachtete, bis sie eine Wohnung oder ein kleines Haus gefunden hatte. Überraschte wurde sie dann etwas von dem Anruf der Bauersfrau aus dem kleinem Dorf, es war ein kurzes Gespräch, sie wolle sich nur mal melden und noch mal danke sagen!
Am nächsten Morgen fragte ein Kollege an, ob er sie kurz sprechen kann. Neugierig stimmte Anna zu, obwohl ihr eigentlich die Zeit dafür fehlte. De Kollege war angenehm kurz und bündig: „Er wurde dann und dann nach so und so versetzt und daher brauche er sein Haus nicht mehr. Sie könne es sich heute Abend ansehen, wenn sie möchte.“ Anna stimmte zu und der Kollege sagte zu ihr: „ Um 17 Uhr 30 stehe ich am Ausgang.“
Anna sah den Kollegen an einem großen schwarzen Wagen stehen, dass sind doch die Dienstwagen der Firma, Anna schluckte, welch großes Tier war der Mann?
Der Kollege hielt ihr die Tür auf, Anna setzte sich in die dicken Lederpolster.
Der Kollege fuhr zügig Richtung Stadtrand, knapp fünfzehn Minuten später hielt er vor einem nüchternen Einfamilienhaus, schloss die Wohnungstür auf und ließ Anna eintreten. Kleine Diele, links Küche und Esszimmer, daran anschließend Wohnzimmer und Schlafzimmer. Im Keller ist die Heizung und eine Waschküche. Ein Zweckbau, aber den würde sie sich schon gemütlich einrichten. Der Kollege sah sie fragend an, Anna nickte zustimmend. Der Mann sagte dann zu ihr: „Das Haus gehört der Firma, solange sie in der Zentrale arbeiten, können sie hier wohnen. Werden sie versetzt, so wie ich jetzt, müssen sie aus dem Haus ausziehen. Sie werden mit einem Kostenbetrag belastet, der aber erträglich ist.“ Schon saß sie wieder in dem großen schwarzen Wagen, der Kollege fuhr sie bis zur Firma und verabschiedete sich schnell, aber höflich und freundlich. Ein paar Tage später war das mit dem Haus geregelt und Anna gab der Spedition Bescheid.
Eine Woche später saß Anna in ihrem neuen zu hause und sah sich zufrieden um, gut, ein paar Kleinigkeiten fehlten noch, aber sonst war es schon alles recht ordentlich. Der wuchtige schwere Wohnzimmerschrank ihrer Eltern bildete einen harten Kontrast zu der anmutig wirkenden Polstergarnitur, aber das war ihr egal, auf den Schrank würde sie auf keinen Fall verzichten. Für die Küche benötigt sie noch ein zwei Schränke, im Moment sah die kleine Küche etwas verloren in dem großen Raum aus. Aber sonst passte alles prima, Bad, Schlafzimmer, Keller, die kleine Terrasse, die vom Wohnzimmer in den kleinen Garten führte.
Anna schlief wie ein Murmeltier.
Ziemlich schnell hatte Anna ihren Rhythmus gefunden, die Fahrtzeit von ihrem Haus bis zur Firma dauerte sehr selten länger mehr als fünfzehn Minuten. Ohne Probleme fand sie auf dem Firmenparkplatz einen Platz für ihren Wagen. Einmal im Monat besuchte sie ihre Mutter und ihre Tante. Ihre Mutter reagierte kaum noch auf sie, im Haushalt aber machte sie noch immer ihre Arbeit mit.
Der Erlös aus dem Hausverkauf war überraschend hoch und Anna legte den Betrag als Rente für ihre Mutter an. Mit ihrer Witwenrente und dem zusätzlichen Betrag hatte ihre Mutter ein gutes Auskommen. Eines Tages teilte ihr ihre Tante mit, dass sie das Geld auf der Bank lassen kann, mit dem, was sie haben, kommen sie gut zu Recht. Anna legte den Betrag als Festgeld an.
Anna arbeitete mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern intensiv an den Vorbereitungen für eine Konferenz, an der auch Vertreter von Tochterfirmen teilnahmen. Zusammen mit der Medienabteilung gestalteten sie ein Video –Spektakel aller erster Sahne! Anna hatte ihren Vortrag mit den neuesten Daten ergänzt und fuhr gut gelaunt zum Konferenz Ort.
Anna fuhr mit ihrem Wagen vor den Eingang des Hotels, eine andere Möglichkeit gab es nicht, der Portier öffnete die Wagentür und begrüßte Anna mit Namen! Verblüfft sagte Anna zu dem Portier: „ Mein Gepäck….“ Sie wurde höflich von dem Portier unterbrochen: „Wir kümmern uns darum, die Autoschlüssel lassen Sie bitte stecken.“ Ein weiterer Portier öffnete ihr die Eingangstür und in der Lobby wurde sie von einem schwarz gekleideten Mann empfangen, wurde wieder mit ihrem Namen angesprochen, sie haben Zimmer so und so, ihr Gepäck kommt umgehend. Anna wies den Mann daraufhin, dass sie nur ein Teil des Gepäcks auf dem Zimmer benötigte, der größte Teil kann direkt in den Konferenzraum.
„Natürlich, wir wissen Bescheid. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus.“ Der Empfangschef wies Anna mit einer eleganten Handbewegung die Richtung zu den Aufzügen. Aufzug mit Page, Anna kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, dass war mal ein Hotel!
Als sie ihr Zimmer betrat, war sie sich sicher, was Besseres hatte sie noch nie gesehen! Sie trat an das Fenster, dass die ganze Front ihres Zimmers einnahm und schaute aus der riesigen Höhe der vierunddreißigsten Etage auf die Stadt, sah das Messegelände und in der Ferne eine Hügelkette, wie hieß das Mittelgebirge gleich? Anna sah auf die Uhr, für zwanzig Uhr hat die Chefetage zum Abendessen gebeten, sie hatte noch Zeit, um sich in aller Ruhe zu Recht zu machen.
Teil VI folgt umgehend
Texte: Cover: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 11.03.2011
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