Seit einiger Zeit bemerkte ich die sehr missbilligenden Blicke meiner Tochter ( 12) , sobald ich zur Zigarette griff. Mir war bekannt, dass in der Schule gerade Drogen und alles was damit zusammen hing, großes Thema war.
Hinzu kamen sehr angeekelte Blicke zum Aschenbecher, äußerst demonstrativ wurden die Qualm Wolken fort gewedelt.
Eines Abends war es dann soweit, meine Tochter sprach mich direkt auf meine Raucherei an. Sie machte mir unmissverständlich klar, wie gefährlich Rauchen ist. Oft ist das Endergebnis Krebs. Ich hörte meiner Tochter sehr aufmerksam zu. Einmal im Fahrwasser wurde gleich auch noch der Alkohol angeprangert, hinzu kam dann dem Ende zu, auch noch das ungesunde Essen und der fehlende Sport.
Wie jedem Raucher, war auch mir klar, das die Qualmerei mächtig ungesund ist und man es wirklich sein lassen sollte. Aber allein der Gedanke daran trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Ich versuchte, meinen Konsum an Zigaretten zu reduzieren. Ein frommer Selbstbetrug, mehr nicht!
Irgend wann gingen wir mal wieder ins Hallenbad und ich musste beschämt fest stellen, dass ich nach gerade mal 25 m wie ein nasser Sack japsend am Beckenrand hing, während meine Tochter wie ein Fisch Bahn für Bahn schwamm. Etwas höhnisch grinsend stänkerte sie mich an: „ Siehst Du, was ich mit dem Rauchen meine?“
Krumm und tief gebeugt schritt ich die nächsten Tage durch mein angeknackstes Raucher Leben. Zerfressen von Selbstvorwürfen und der Erkenntnis, das ein Aufhören immens schwierig wird.
Einige Zeit später wurden die Preise pro Zigaretten Packung enorm erhöht und da traf mich der Blitz der Erkenntnis! Das war der Grund mit dem Rauchen auf zu hören! Denn die unverschämte Preiserhöhung tat meinem sparsamen Herzen doch mächtig weh.
Wild entschlossen, ohne jemand zu informieren, setzte ich meinen Entschluss in die Tat um. Ich warf die noch halbvolle Packung in den Abfall, das Feuerzeug ( ein echtes S.C. Dupont ) verschwand in der Schublade und ich kam mir wie ein Held vor. Ganze drei Stunden!
Ich lief wie blöd in der Firma herum, biss mir fast die Zunge kaputt, kaute auf meinen Fingern und fand endlich in der Schublade meines Schreibtisches einen Schokoriegel. Der lenkte mich für eine knappe Stunde von meiner Gier nach einer Zigarette ab.
Irgendwie über stand ich die ersten Stunden meines Nichtraucher da Seins, mit Schweißausbrüchen, Schüttelfrost, einen Staub trockenen Mund und der Sprache unfähig.
Einen kleinen und aber sehr bitteren Triumph hatte ich nach dem Abendessen, als ich nicht wie gewohnt zur Zigarette griff, sondern nach einer weiteren Tasse Tee verlangte. Meine Tochter sah mich an, wie ein kaputtes Auto. Ihr Kommentar: Ich glaub es ja nicht. Was mich natürlich auch nicht besonders aufmunterte.
Der nächste Tag in der Firma über stand ich durch eine Menge Arbeit ganz gut, Es fiel meinen Kollegen natürlich auf, dass ich nicht mehr rauchte. Die einen klopften mir anerkennend auf die Schultern, die anderen gehässig, das geht so wie so schief.
Ein Kollege, der selbst schon vor Jahren das Rauchen aufgegeben hatte, gab mir den Rat: Setzen Sie sich ein Ziel, dass Sie nur mit dem Verzicht auf Zigaretten erreichen.
Blitzartig fiel mir die Super – Tonbandmaschine in dem Schaufenster des Geschäftes unweit der Firma ein. In der Mittagspause stand ich am Schaufenster und starrte mit großen Verlangen diese herrliche Maschine an.
Ich schaffte es! Nach vier Monaten Nichtraucher war ich mir sicher, dass ich es geschafft habe und Monate später stand die Tonband – Maschine bei meiner Stereo-Anlage.
Meine Tochter klopfte mir anerkennend auf die Schulter: Klasse Papa!
Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 09.01.2011
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