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Der Autor

Der Autor


Klaus Blochwitz lebt ganz im Westen von Nordrhein-Westfalen in einer gemütlichen Kleinstadt nahe der holländischen Grenze.


Nach einem vielseitigen und langen Berufsleben ging der Autor Anfang 2007 in den wohl verdienten Ruhestand.
Mit diesem Buch setzt er die Fantasy-Reihe fort, die er mit seinem zweiten Buch „Darkahr“ begonnen hat.

Inzwischen hat Klaus Blochwitz auch das dritte Buch seiner Reihe fertig gestellt. Es hat den Titel: Alka-An.



Das Buch

Das Buch

 

Kaah–Mer, der Urenkel des legendären Darkahr, beendete seinen Schulbesuch und machte anschließend seine militärische Ausbildung. Er wurde Truppführer und bestand einige Scharmützel mit den Kleinwüchsigen.

 

Aber seine Neugier trieb ihn, endlich seinen großen Traum zu verwirklichen. Er wollte unbedingt die große See erforschen, in die der südliche Fluss mündete. Seien Eltern zeigten volles Verständnis für sein Vorhaben.

 

Ein Schiff wurde für die Reise gebaut und dann war der große Tag da. Kaah–Mer konnte seine Reise beginnen. Er entdeckte neue, gewaltige Flüsse, die über hohe Felsen ins Meer stürzten. Fand in einer seltsam anmutenden Ebene ohne jedes Tier Reste einer großen Schlacht zwischen Kleinwüchsigen, Elben und den Bestien der wilden Horde.

Er bestand mit seinen Männern einen Kampf gegen ein unbekanntes Ungeheuer und fand neue Dörfer und eine Riesenstadt. Die Stadt wurde von einem widerlichen König beherrscht. Es wurden Handelsabkommen abgeschlossen und dann kam es zum Krieg….

Wichtige Personen uns Orte

Kaah – Mer, der Sohn von Orkaa – Thur und Shylaa

Der Urenkel von Darkahr und Sirgith

Doree, seine Frau

Alka – An, der Sohn von Kaah – Mer und Doree

Tanjah – Dy, die Tochter von Kaah – Mer und Doree

Wothar und Liekar, Großeltern von Kaah – Mer 

Orkaa – Thur, Fürst der weiten Ebene

Vootha – Weiser für den Bereich Bauen

Kethar – Weiser für den Bereich Verteidigung

Kurdee – Weise für den Bereich Nahrung

Gergen – Weiser für den Bereich Handel

Poolther – Weiser für den Bereich Bauen

Siergert – Weiser für den Bereich Handel

Guudrun – Weise für den Bereich Nahrung

Odraat – Weiser für den Bereich Verteidigung

Kateene – Fürstin der weiten Ebene

Doree – Weise für den Bereich Nahrung

Kaah – Mer - Weiser für den Bereich Verteidigung

Omlook – Weiser für den Bereich Hande

lBeerthen - Weiser für den Bereich Bauen

Siergert – Fürst der weiten Ebene

Kaah – Mer – Fürst der weiten Ebene

Soolther – Weiser für den Bereich Verteidigung

Thanja - Soldatin und Kartenzeichnerin

Die überfluteten Erdhöhlen der wilden Horde

Die Felsentore der Kleinwüchsigen

Cameedor - die große Stadt im Westen der großen See

Omputt – König von Cameedor

Theo – Duur – König von Cameedor

Leni – Kah – seine Gattin

Die schöne Bucht

Das freundliche Dorf in der Nähe von Cameedor

Die Dörfer an der südlichen Küste

Das Gebirge mit den Feuerbergen

Das Gebiet der wilden Horde

Die Schiffe „Darkahr“, „Sirgith“, „Alkaan“, „Dyrla“„Seetha“ und die „Wothar“

Eroberte Schiffe: „Orka – Thur“ und die „Soll – The“

Die Stadt Thurisis

Die Stadt BarcinoDie

Pirateninsel

Die neue Siedlung bei Cameedor

Die weite Ebene

In einem Raum greifenden Trab zog die Patrouille, angeführt von Kaah–Mer als Truppleiter, an dem östlichen Rand des Gebirges Richtung Norden. Die Patrouille sollte den Bereich bis zur Ruine der alten Festung kontrollieren, vor allem aber auf eventuelle Spuren der Kleinwüchsigen achten.

Es war ein schöner, heller Tag. Kaah – Mer dachte manchmal, dass, seit die Bedrohung durch die wilde Horde von Kethar und seinem Vater wohl endgültig beendet worden war. Die Sonne schien noch schöner in der weiten Ebene..

Kaah – Mer grinste still vor sich hin, was war er damals wütend, dass er noch nicht mit in den Kampf ziehen konnte. Aber er war einfach zu jung und ihm fehlte jegliche militärische Ausbildung. Jetzt hatte er Schule und seine Ausbildung in der Kaserne hinter sich und war ziemlich schnell Truppführer geworden. Obwohl er sich ganz bewusst für seine Ausbildung die westliche Kaserne ausgewählt hatte, weil es dort die besten Ausbilder im Schwertkampf gab, trat er seinen Dienst nach der Ausbildung in der östlichen Ebene an.

Natürlich wussten alle seine Kameraden, das Orkaa – Thur sein Vater war und deswegen wurde er ständig aufgefordert, von dem letzten Kampf gegen die wilde Horde zu erzählen.

 

Durch das rasante wachsen des neuen Dorfes, musste die weite Ebene in Bezirke aufgeteilt werden, um die Versorgung sicher zu stellen. Die Bezirke erhielten eigene Marktplätze und unterteilten sich in den nördlichen Bezirk, den nordwestlichen Bezirk, den westlichen Bezirk und den südlichen Bezirk.

Dadurch wurden auch zwangsläufig die Patrouillen anders eingesetzt, die westliche Dorfseite bis zum nördlichen Bezirk wurde von der westlichen Kaserne übernommen, nach dem sie genügend ausgebildete Soldaten abstellen konnten. Die östliche Dorfseite bis zum südlichen Bezirk wurde von den Soldaten aus der südlichen Kaserne in der östlichen Ebene übernommen.

 

Kaah-Mer musste richtig staunen, wie schnell sich die Ansiedlung an der südlichen Kaserne erweiterte, schnell wurden aus den paar Häusern einige Dutzend. Felder wurden angelegt, Viehställe gebaut und schon bald wurden die Soldaten von den Bewohnern versorgt.

 

Genau so geschah es an der westlichen Kaserne, viele Familien zogen in die westliche Ebene und bauten sich Häuser in der Nähe der Kasernen. Legten ebenfalls Felder an und bauten Viehställe. Die Leiter der Kasernen waren darüber mehr als erfreut, die Versorgung der Soldaten mit frischer Nahrung war mehr als angenehm.

 

Die Bauleute errichteten am Fluss ein Schöpfrad, das von Eseln gedreht wurde und so floss ein steter Fluss frisches, klares und kühles Wasser in die Siedlung an der westlichen Kaserne.

Dafür waren natürlich die Frauen besonders dankbar, sie kamen dadurch mit ihrer Arbeit wesentlich schneller voran, als vorher, als sie oftmals auf die Fuhrwerke warten mussten, die das Wasser vom Fluss in großen Tonkrügen holten.

Die Idee mit dem Schöpfrad wurde sehr schnell von den anderen Siedlungen übernommen, es erleichterte doch ungemein die Arbeit und die bis dahin eingesetzten Fuhrwerke konnten anderweitig eingesetzt werden.

 

Die Schule hatte schon nach kurzer Zeit einen so guten Ruf, dass sie erweitert werden musste, um den Andrang von Schülern gerecht zu werden. Die Siedlung an der westlichen Kaserne wuchs beständig, so das die Weisen anregten, die Dorfbewohner sollten einen Ältesten wählen, der die Abläufe im Dorf regeln soll und mit den Weisen eng zusammen arbeiten soll.

 

Der neben Kaah – Mer reitende Soldat bedeutete ihm, dass es Zeit für das Mittagsmahl sei und Kaah-Mer ließ kurz darauf an einem geeigneten Platz anhalten. Hier hatten die Soldaten Schatten und frisches Wasser aus einem kleinen Rinnsal mit kühlem Nass. Die Stimmung unter den Soldatinnen und Soldaten war gut, die Aufgaben waren gut verteilt, so wusste jeder, was er zu tun hatte.

 

 Kaah-Mer nutzte die Zeit bis zum Essen und sah sich die schroffe Gebirgswand intensiv an, aber er entdeckte nichts Außergewöhnliches.

Drei Soldaten standen nach dem Essen auf und lösten die Wachsoldaten ab.

 

Kaah-Mer schaute zur Sonne und gab das Zeichen zum Aufbruch. Er lenkte den Reitertrupp noch enger an die Felsen. Er  schärfte Soldaten ein, auf jede Kleinigkeit zu achten und ihm unbedingt sofort bescheid sagen, falls sie etwas Ungewöhnliches sehen sollten.

 

  Der Tag ging ohne besondere Vorkommnisse dem Ende zu und Kaah-Mer hielt Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht.

Nachdem Essen kehrte Ruhe ein, die Freiwache saß zum Teil noch an der  Feuerstelle.

 

Kaah-Mer saß etwas abseits im halbdunklen und beobachtete das ruhige Treiben im Lager, ja, es war eine gute Mannschaft, die er da befehligte.Ihm kam das letzte Gespräch mit seinem Vater in den Sinn, Orkaa-Thur war sehr erleichtert, das Kethar die Verteidigungsanlagen konsequent weiter ausbauen ließ, er freute sich aber auch sehr über die enorme Entwicklung der weiten Ebene, es schien ihm so, als wollten die Menschen jetzt alles aus vollen Zügen nachholen und genießen.

Natürlich sprachen sie auch über ihre Idee der Erkundungsfahrt über den großen See. Es schien, als wollte Orkaa-Thur noch unbedingt wissen, was der See für die weite Ebene bedeuten könnte.

 

Der Reitertrupp erreichte die Ruinen der zerstörten Festung und der Reiterställe, die Soldaten konnten immer noch gut erkennen, um welch gewaltige Anlage es sich hier gehandelt haben muss, sie erkannten nicht nur die zerstörten Kasernen, sondern auch das ehemalige Heilhaus, sogar die Schmiede war noch zu erkennen. Etwas weiter sahen sie die zerstörten Brücken und kurz dahinter das Sägewerk.

 

Die schwarzen Ruinen bedrückten die jungen Menschen doch sehr, die Stimmung war sehr ruhig und einsilbig. Kaah-Mer spürte es und gab sofort die Anweisung, dass zwei Gruppen auf die Jagd gehen sollen und sich nicht wagen sollten, ohne Fleisch zurück zu kommen.

Schnell bildeten sich zwei Gruppen von je drei Soldaten und schon stoben sie auf ihren Pferden davon. Der Rest der Soldaten nahm sofort die Aufheiterung von Kaah- Mer an und stellten die verrücktesten Vermutungen darüber an, mit welchem Wildbret die Jäger zurück kommen würden.

 

Die jungen Soldaten waren über das Trübsal blasen hinweg, Kaah-Mer war froh, dass er es mit diesem kleinen Kniff geschafft hatte, die Soldaten ab zulenken.

 

Die Jäger wurden mit großem Hallo begrüßt und mit Freudengeschrei die Beute in Empfang genommen. Der Küchendienst verarbeitete die Jagdbeute umgehend und die ewig hungrigen Soldaten klapperten ungeduldig mit dem Essgeschirr.

Kaah-Mer wurde auf eine junge Bogenschützin aufmerksam, die theatralisch und maßlos übertrieben die Jagd schilderte. Die Zuhörer lachten schallend, später erfuhr Kaah-Mer, dass die Soldatin das größte Tier erlegt hatte, zum Ärger der beiden Begleiter.

Die Soldatin galt auch als exzellente Bogenschützin, die über eine absolute Treffsicherheit verfügte. Kaah-Mer freute sich auf das Abendessen, der Duft, der von der Feuerstelle herüber wehte, ließ seinen Magen knurren. Wenig später konnte er das Essen in Empfang nehmen, er strahlte, die Soldaten hatten den immer gern gegessenen Fleischtopf gekocht, lecker und höllisch scharf gewürzt

 

.Am Vormittag hielt Kaah-Mer dicht an die Felsen und ließ die Soldaten genau die Umgebung beobachten. Es war ihm, als hätte er zwischen den Felsen eine Bewegung gesehen. Er teilte einige Soldaten ein und ging mit denen in die Felsen. Er wollte unbedingt sicher sein, das zwischen den Felsen nichts Bedrohliches für sie war. Die zurück bleibenden Soldaten sollten sich um das Abendessen kümmern.

Die Gruppe stieg in die Felsen, mit aller Vorsicht, Kaah-Mer ließ je einen Bogenschützen und einen Schwertkämpfer angriffsbereit machen. Sie stiegen höher und höher, sie durchstreiften die Felsen, aber sie fanden keinen Hinweis, keine Spuren. Nicht ganz zufrieden stieg Kaah-Mer mit den Soldaten ins Tal zurück und kam passend zum Essen im Lager an

 

.Der Trupp erreichte die zerstörte Festung hoch im Norden der östlichen Ebene und die Soldatinnen und Soldaten, die die Ruine noch nicht kannten, standen staunend vor den Trümmern der Festung, sie nickten sich einander zu, das musste eine gewaltiges Bauwerk gewesen sein.

Reste der Mauern und Türme waren jetzt noch riesig, obwohl nur noch kümmerliche Reste übrig geblieben waren. Ein Soldat um schritt die Rundung des östlichen Eckturmes und staunte, der Turm maß ja mehr als hundert Schritte am Grund und der Soldat konnte wegen den Trümmern nicht ganz um den Turm herum gehen. Die verbrannte und geschwärzte Ruine wirkte auf die Soldaten unheimlich und bedrohlich und so ritten sie ein Stück weiter zu einem kleinen Wäldchen und lagerten dort zur Nacht.

 

Irgendwie war Kaah-Mer in dieser doch so schönen Nacht mächtig unruhig. Er fand keinen Schlaf und lief ziellos um Lager herum, kontrollierte die Wachen zum wiederholten Male, setzte sich schließlich an das herunter gebrannte Feuer.

Er blickte zu der Ruine der Festung herüber, die sich schwarz gegen den nachtblauen Himmel abzeichnete. Er schüttelte seinen Kopf, was mussten die Bestien der wilden Horde hier gewütete haben, so eine gewaltige Festung zerstört man nicht mal so einfach, er hatte ja viel von seiner Familie über die Kämpfe gegen die wilde Horde gehört. Er wusste, dass es furchtbare Kämpfe gewesen sein mussten.

 

Von der erschreckenden Masse der wilden Horde hatte er ja einen kleinen Eindruck bekommen, als er eine kleine Patrouille an die ehemalige Erdhöhle der wilden Horde geführt hatte, die jetzt alle überflutet waren und zu einem schönen See geworden sind.

Die Fahrt auf dem großen Fluss mit den Lastkähnen war äußerst angenehm gewesen, sie hatten herrliches Wetter und viele Soldatinnen und Soldaten nutzten ihre Freiwache und sprangen in das angenehm kühle Wasser des großen Flusses

.Kaah-Mer saß am Rand des Kahnes und ließ die Füße im Wasser baumeln, er schaute herüber zu dem langsam vorbei ziehenden Ufer und irgendetwas war anders als vorher. Irgend etwas hat sich verändert, es war anders geworden, als er es kannte.

Dann kam ihm die Erleuchtung, der Fluss war höher mit seinem Wasser, viel höher als sonst. Er fragte bei den Bootsleuten nach, ob ihnen das ebenfalls aufgefallen war. Die Bootsleute verneinten, aber wir merken, dass die Strömung kräftiger geworden ist.

 

Kaah-Mer verließ mit der Patrouille die Lastkähne, die Bootsleute luden den Nachschub für die hier stationierten Soldaten aus und Kaah-Mer ritt zu deren Lager. Sie wurden herzlich von dem Truppführer und den Soldaten begrüßt. Sie brannten darauf, neues von zuhause zu erfahren.

Kaah- Mer übergab den Truppführern die Unterlagen und die Briefe.Während des Essens sprach Kaah-Mer die Truppführer an, ob sie auch festgestellt haben, dass der große Fluss beachtlich gestiegen ist. Aber auch die Truppführer verneinten, vielleicht merkt man es nicht, wenn man den Fluss jeden Tag sieht. Möglich ist das, kam es von Kaah-Mer zurück.

 

Aber das Wasser ließ ihn nicht los, als er am nächsten Morgen mit der Patrouille los ritt, beobachtete er das Wasser im See sehr genau, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

Erst während des Mittagsmahles erkannte Kaah-Mer die Zusammenhänge. Er sah ein Blatt auf dem Wasser schwimmen und das Blatt schwamm zügig in Richtung großen Fluss! Der unterirdische Fluss, der zu ihrem Glück die Erdhöhlen der wilden Horde völlig überschwemmt hat, fließt in den großen Fluss und lässt dessen Wasserstand mächtig ansteigen.

 

Einer der Soldaten trat zu Kaah-Mer und machte ihn auf den weichen, ja fast schwammigen Boden aufmerksam. Kaah–Mer bedankte sich bei dem aufmerksamen Soldaten. Jetzt wusste er auch, was ihn den ganzen Ritt über gestört hatte, die Geräusche der Pferdehufen fehlte. Der nasse und weiche Boden schluckte die Geräusche!

 

Kaah-Mer gab sofort den Befehl, das Lager abzubrechen und einen großen Abstand zum Seeufer zu halten. Er schickte sofort einen Boten zu den Soldaten und machte sie auf das Problem aufmerksam.Mit gehörigen Abstand zum Seeufer ritt Kaah-Mer weiter und er konnte immer wieder sehen, wie kleinere und größere Stücke vom Ufer abbrachen und in dem Wasser verschwanden, die Wassermassen des Sees weichten die Uferregion so stark auf, dass ständig Land abbrach.

 

Die Patrouille ritt um den See herum, ohne besondere Vorkommnisse, selbst die Feuerberge im schwarzen Gebirge verhielten sich ruhig, als ob sie ohne der wilden Horde keinen Grund hätten, Feuer zu spucken.

Bevor Kaah-Mer wieder das Lager der Wachsoldaten erreichte, machten sie Rast auf einem kleinen Hügel und alle staunten über die Größe, die der See erreicht hatte.

 

Als die Patrouille in die Nähe des Lagers kam, hörten sie schon wildes Geschrei, sahen wildes Durcheinander, einer der Truppführer schrie im vorbei laufen, aufpassen, der Boden bricht weg!

Es war tatsächlich das passiert, was Kaah-Mer befürchtet hatte, der nasse Boden begann den Soldaten unter den Füssen weg zu rutschen.

 

Zum Glück kamen alle mit dem Schrecken davon.Vorsichtig geworden, ließen die Truppführer das Lager in einem gehörigen Abstand von dem Seeufer aufbauen, alle dankten Kaah–Mer und seinen Soldaten überschwänglich für den Boten, der die Warnung überbracht hat.

 

Am nächsten Morgen konnten sie die ganze Bescherung sehen, der völlig durchweichte Boden ist in einem unwahrscheinlich großen Stück weg gesackt, nicht weg gebrochen, wie die härteren Stücke des Seeufers, sondern einfach als matschigen Boden in dem See verschwunden.

 

Kaah–Mer scherzte dünn, wenn der See so weiter wächst, wird er größer als die weite Ebene und ist dann eins mit dem großen Fluss!“

 

„ Das ist gut möglich, “ antwortete einer der Truppführer zu Kaah – Mer, “ sie dir doch mal die Landmarke an, die wir in den Boden geschlagen haben, als wir unser Lager aufgeschlagen hatten!“ 

Er zeigte auf eine etwas entfernte stehende Tafel, die an einem Baum befestigt war. Von der Tafel gerade durch bis zu den Felsen, das war mal das Seeufer, jetzt erschrak Kaah–Mer aber mächtig, der See hatte sich ja in sehr kurzer Zeit fast verdoppelt und das Wasser des unterirdischen Flusses strömte mit unverminderter Kraft weiter.

 

Das einzig erfreuliche daran war jetzt mit großer Sicherheit, dass wirklich keiner der Bestien diese Wasserfluten überleben konnte. Sollten wirklich noch Bestien der wilden Horde in der Erdhöhle gewesen sein, so sind sie ziemlich jämmerlich ertrunken.

 

Eine Soldatin zupfte ziemlich aufgeregt an dem Ärmel von Kaah- Mer und zeigte wild mit den Armen herum fuchteln auf das Wasser, Kaah–Mer sah verblüfft große Luftblasen aus dem Wasser aufsteigen, die dann mit einem lauten Knall zerplatzten.

Einige Soldaten fassten ihre Waffen fester, sollten doch noch Überlebende der wilden Horde auftauchen? Aber dann kamen keine Luftblasen mehr an die Oberfläche und die Soldaten beruhigten sich wieder. Kaah–Mer beruhigte auch die Truppführer, ich werde mit den Gelehrten darüber sprechen, sollte es gefährlich sein, bekommt ihr sofort Bescheid.

 

Ganz entspannt genoss Kaah–Mer die Rückfahrt auf dem Lastkahn, wieder hatten sie mit dem Wetter Glück und die Soldatinnen und Soldaten vergnügten sich im Wasser. Fast die ganze Freiwache hatte ihre Kleider abgelegt und tobte in dem Fluss herum. Wettschwimmen wurde veranstaltet, die Soldatinnen und Soldaten warfen sich Stöcke zu oder tauchten sich gegenseitig unter.

 

Kaah – Mer fiel eine Soldatin besonders auf, sie schwamm unter den vielen Schwimmern besonders gut. Sie schwamm auf dem Rücken, sie tauchte unter und schoss aus dem Wasser hoch wie ein Fisch.

Die Soldatin war ein sehenswerter Anblick und die junge Frau wusste es auch. Perlend floss das Wasser an ihrem nackten Körper herunter und sie genoss die anerkennenden Blicke ihrer Kameraden.

Sie zog sich auf den Lastkahn, unweit von Kaah–Mer und genoss die warme Sonne.

Sie warf Kaah – Mer kesse Blicke zu, der sie freundlich erwiderte, aber sonst keine Reaktion zeigte. Etwas enttäuscht ließ sich die Soldatin wieder ins Wasser gleiten und schäkerte mit ihren Kameraden herum. Hell klang ihr Lachen über das Wasser.

 

An einigen Landmarken konnte Kaah-Mer sehr gut erkennen, wie hoch der Wasserstand des großen Flusses gestiegen war. Eine Menge Bäume der Uferregion standen im Wasser, außerdem war keine einzige Sandbank mehr im Fluss zu sehen und am anderen Ufer floss das Wasser in den Wald

.Das Problem muss er unbedingt mit den Weisen besprechen, sollte der Fluss weiter steigen, bekommt die südliche Verteidigungslinie nasse Füße und er kann sich gut verstellen, dass auch die schöne Bucht Probleme bekommen könnte.

 

Kaah–Mer freute sich sehr, nach so langer Zeit seine Eltern wieder zu sehen, seine Eltern waren immer noch imposante Erscheinungen, aber der Zahn der Zeit nagte auch an ihnen.

 

Kaah–Mer sprach mit den Gelehrten über den steigenden Wasserstand des großen Flusses und über die großen Luftblasen, die aus dem Wasser des neuen Sees aufsteigen. Der Flusspegel reguliert sich mit der Zeit von selbst ein und die Luftblasen entstehen, wenn das Wasser aus einem unterirdischen Hohlraum die noch vorhandene Luft heraus drückt.

Kaah–Mer gab die Antwort der Gelehrten per Boten an die Kasernen weiter.

 

Sehr unruhig hatte das Lager die Nacht überstanden und Kaah–Mer teilte den Trupp in drei Gruppen auf und schickte sie ins Gebirge. Er schärfte ihnen noch mal eindringlich ein, nur zu beobachten und zu suchen, aber bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr sich sofort zurück zu ziehen und ins Lager zurück zu kommen.

 

Die drei Trupps zogen los. Sie hatten vereinbart, nach drei bis vier Tagen zurück zu kehren und zu berichten. Kaah–Mer blieb mit einigen Soldaten im Lager zurück, damit er die Aktion koordinieren kann. Er versuchte mit Hilfe eines Soldaten, eine Karte von diesem Bereich zu erstellen, gab es aber bald auf, er hatte kein Geschick dafür.

Etwas ärgerlich legte er das Leder zur Seite, dann musste er sich diesen Bereich für den späteren Bericht gut einprägen.

 

Der erste Tag verging ereignislos, das Wetter war trübe, ab und zu regnete es etwas, daher hielten sich die paar Männer meistens in den Zelten auf. Beim Abendessen trat eine Soldatin zu Kaah–Mer und wies auf die Soldaten, meine Kameraden meinten: „ Ich solle dir bei der Karte helfen. Die Soldatin war sichtlich verlegen, ich habe es in der Schule und in der Kaserne während meiner Ausbildung gelernt.“

Kaah–Mer lachte die junge Frau erleichtert an: „ Ich habe es zwar auch, wie du, in der Schule gelernt, aber ich kann es nicht gut.“

 „Ich habe dich in der Schule gesehen, ich war in der gleichen Schule wie du.“

Kaah–Mer schaute die Soldatin jetzt etwas genauer an: „ Ich glaube, ich kenne dich, ja, ich kenne dich, du warst doch dabei, als unsere Gruppe im Archivkeller mit den Schriftrollen gearbeitet hatte.“

 

Erfreut strahlte die Soldatin Kaah–Mer an: „ Ja“, nickte sie, „ dass war ich, da war ich noch so klein“, lachte sie und zeigte eine Höhe mit ihrer Hand an

.Kaah–Mer lachte ebenfalls: „ Ja, du warst wirklich noch ein kleines Mädchen. Seitdem bist du aber tüchtig gewachsen“ und schaute die junge Frau erstaunt und erfreut an.

 Etwas verlegen drehte sie den Kopf zur Seite: „ Ich habe mein Zeichenmaterial mitgebracht, wollen wir es probieren?“

 

Kaah–Mer war begeistert mit welcher Sicherheit die junge Soldatin die markanten Landmarken auf das Leder brachte. Geschickt setzte sie kleine Details dazu, damit konnte auch ein Laie die Karte lesen.

Kaah–Mer arbeitete mit der Soldatin intensiv an der Herstellung der Karte, bis das Tageslicht nicht mehr ausreichte.

Die Soldatin zeichnete alle Einzelheiten, die Kaah–Mer benannte, sorgfältig auf die Karte.

Es entstand ein kleines Meisterwerk.

Kaah–Mer bedankte sich bei der Soldatin und bat sie, sobald ihr Dienstplan es ermöglichte, mit ihm an der Karte weiter zu arbeiten.

 

Zum frühen Nachmittag kam ein Bote ins Lager geritten, er gehörte zur Gruppe, die links in das Gebirge geritten war. Der Bote berichtete Kaah–Mer, das sie höchst wahrscheinlich ein Felsentor der Kleinwüchsigen entdeckt hatte.

Kaah–Mer sattelte sofort sein Pferd und ritt mit dem Boten zurück.

Der Bote erklärte Kaah–Mer während des Rittes, genau das Aussehen des Felsentores. Wir sind uns ziemlich sicher, obwohl wir alle so ein Tor nur aus Erzählungen kennen.

 

Der Soldat ritt mit einer Selbstverständlichkeit in das Gewirr der Felsen, dass Kaah–Mer fragte, ob er sich Wegmarkierungen gemacht habe. Der Bote schüttelte verneinend seinen Kopf, wir sind doch hier entlang geritten, als wir am ersten Tag ins Gebirge ritten.

Richtig, kam es von Kaah–Mer, dem Soldaten war gar nicht bewusst, über welchen Orientierungssinn er verfügte.

Sie erreichten das kleine Lager zum Abend.

 

Das Lager war gut getarnt und geschützt in eine Gruppe von riesigen Felsbrocken aufgebaut. Der Gruppenleiter kam direkt zu Kaah - Mer, wenn es dir recht ist, zeige ich dir das Felsentor.Bis zum Abendessen ist noch etwas Zeit.

Kaah–Mer war natürlich sofort damit einverstanden und die beiden Männer gingen ein Stück in die Felsen, dass letzte Stück ging stark aufwärts.

Es war ein Felsentor, ganz sicher, Kaah–Mer bestätigte es dem Gruppenleiter sofort. Es war unverkennbar, der auffallend glatt polierte Fels, die leicht pulsierenden, feinen Linien im Gestein, ja, das war ein Felsentor der Kleinwüchsigen.

Sobald es durch die höher steigende Sonne zwischen den Felsen hell genug war, ging Kaah–Mer mit dem Gruppenleiter noch mal zu dem Felsentor.

Es war ganz sicher ein Felsentor!

 

Kaah–Mer ritt mit dem Boten, der ihm die Nachricht überbracht hatte, zum Basislager zurück und schickte ihn mit zwei weiteren Soldaten zu Kethar.

Die Weisen mussten umgehend informiert werden.

Kethar ging mit dem Boten unmittelbar nach dessen Ankunft zu Orkaa – Thur und die Männer berieten, was zu tun sei. Sie einigten sich schnell darauf, dass das Felsentor sofort vernichtet werden muss. So wurden zwei Katapulte und eine Bogenmaschine mit einem Trupp Soldaten in den Norden geschickt.

 

Für Kaah–Mer hatte Kethar die entsprechenden Anweisungen mitgegeben.Etwas ungeduldig wartete Kaah– Mer auf die Antwort von Kethar. Endlich traf der voraus reitende Bote ein und berichtete Kaah–Mer.

 

Hocherfreut nahm Kaah–Mer von der Entscheidung Kethars und seines Vaters zur Kenntnis und bereitete seinen Trupp auf die kommenden Aufgaben vor.

Das brennenste Problem war das herauf schaffen der Katapulte ins Gebirge. Einer der Soldaten machte den Vorschlag, die Kriegsmaschinen auseinander zu bauen, in der Nähe des Felsentores wieder zusammen bauen und dann das Felsentor zu beschießen.

Kaah–Mer nickte dazu bestätigend, der Vorschlag war gut!

 

Es vergingen noch zwei weitere Sonnenreisen, bis die Soldaten mit den Katapulten eintrafen. Kaah–Mer war hocherfreut, die Soldaten hatten die Katapulte und die Bogenmaschine schon in die Einzelteile zerlegt und auf kräftige Pferde verpackt, hierher gebracht.

Am nächsten Morgen marschierte der mittlerweile große Tross in das Gebirge, die kräftigen Pferde hatten keine große Mühe mit ihrer Last. So kam der Tross zügig voran und erreichten noch am selben Tag den bekannten Lagerplatz.

Von Nachtruhe war nicht viel festzustellen, die Soldaten waren alle viel zu aufgeregt, um schlafen zu können. Mit dem ersten Sonnenlicht begannen die Soldaten die Einzelteile der Katapulte an den von Kaah–Mer festgelegten Platz zu transportieren und begannen sofort mit dem Aufbau der Katapulte.

 

Etwas zurückgesetzt bauten weitere Soldaten die Bogenmaschine auf. Das Essen nahmen die Soldaten zu sich, während sie emsig weiter arbeiteten. Es wurde dennoch später Nachmittag, bis die Katapulte, ausgerichtet auf das Felsentor, einsatzbereit waren.

Kaah–Mer entschied, dass der Beschuss des Felsentors morgen früh beginnen soll.

Wieder folgte eine sehr unruhige Nacht, keiner konnte richtig Ruhe finden.

Alle waren im höchsten Maße angespannt.

 

Endlich stand die Sonne hoch genug, die Mannschaften, die die Katapulte bedienten, schlangen hastig ihr Frühstück herunter und machten sich daran, die Katapulte aus zu richten.

Sie befestigten ein Feuergeschoss und warteten auf das Zeichen von Kaah–Mer.

 

Kaah–Mer sah sich noch mal kontrollierend um, gut, alle Soldaten standen hinter den Katapulten. Er stieß seinen rechten Arm hoch in die Luft und schon zischte das erste Feuergeschoss aus dem Katapult und knallte mit einem dumpfen Schlag haargenau auf das Felsentor.

Kaah–Mer nickte der Mannschaft anerkennend zu, ein greller Blitz und schon brannte das Öl auf dem Fels. Das zweite Feuergeschoss knallte ebenso präzise auf den Fels, dass Kaah–Mer wieder anerkennend zu der Mannschaft herüber sah.

Feuergeschoss um Feuergeschoss knallte auf das Felsentor und ein gewaltiges Feuer zermürbte den Fels. Die Hitze war so stark, das sich die Soldaten ein gutes Stück zurück ziehen mussten. Aber die Katapulte schossen unbeirrt weiter.

 

Die ersten Felsen zerplatzten in der Hitze.

Das Felsentor zeigte erste Risse, aber es hielt noch stand. Die Sonne sank hinter den westlichen Gipfeln, es wurde schnell dunkler.

Kaah–Mer stoppte den Beschuss. Es wurde in der Dunkelheit zu gefährlich für die Soldaten. Wachen wurden eingeteilt, das Lager fand wieder wenig Ruhe.

Als ein Alarmschrei durch das Lager gellte, Angriff, Angriff, es hatten doch tatsächlich einige Kleinwüchsige das Felsentor geöffnet und beschossen jetzt äußerst wütend die Soldaten.

Der Angriff war aber nur von kurzer Dauer, die wenigen Kleinwüchsigen hatten gegen die gut ausgebildeten Soldaten nicht den Hauch einer Chance. Einer der Kleinwüchsigen wälzte sich brüllend vor Schmerzen auf dem Boden und zwischen durch schrie er den Soldaten unflätige Beschimpfungen entgegen.

Er starb an seinen Verletzungen, ohne sich helfen zu lassen.

Eine Kontaktaufnahme war auch hier nicht möglich, der Kleinwüchsige spuckte vor Wut und Enttäuschung über den misslungenen Angriff Gift und Galle.

 

Die Heilerin kümmerte sich um die drei leicht verletzten Soldaten, die von den Pfeilen der Kleinwüchsigen getroffen worden sind.

Gegen Mittag barst das Felsentor mit ohrenbetäubenden Getöse und die Soldaten mussten vor den herum fliegenden Felsbrocken schleunigst Deckung suchen.

Kaah–Mer ließ die Katapulte jetzt genau in den offenen Felsengang schießen, das brennende Öl floss den Gang hinunter in das unterirdische Reich der Kleinwüchsigen. Wer weiß, was das brennende Öl dort ausrichtet, aber es muss furchtbar für die Zwerge sein, wenn das Feuer sie erreichen sollte.

 

Kaah–Mer ließ die Soldaten noch mal gründlich das umliegende Gelände absuchen. Er wollte ganz sicher sein, das kein zweites Felsentor von den Kleinwüchsigen in den Felsen unentdeckt von ihnen vorhanden war.

Dann ließ er die Soldaten mit den Kriegsmaschinen abrücken.

 

Die Soldaten wurden mit Jubelgeschrei in den Kasernen begrüßt und Kaah-Mer wurde von Kethar aufgrund seiner umsichtigen Aktion anerkennend gelobt.

Seine Eltern schlossen ihn voller Stolz in ihre Arme.Shylaa werkelte mit heftigen Geklapper in der Küche herum und tafelte ihren beiden Männern wenig später ein opulentes Mahl auf.

Satt und zufrieden, saßen die drei dann zusammen in dem Wohnraum und Orkaa – Thur konnte gar nicht genug von Kaah–Mer hören, jede Einzelheit fragte er nach und heftig reagierte Orkaa – Thur auf die Zerstörung des Felsentores, richtig, gut so, kam es sichtlich erleichtert von seinen Lippen.

Kaah–Mer sah seinen Vater verständnisvoll an, er wusste um die Kämpfe seines Vaters gegen die Kleinwüchsigen, lange bevor die Überfälle der wilden Horde begannen.

 

Shylaa schaffte es unaufdringlich geschickt die beiden Männer in ein ruhigres Thema zu bringen, ein neues Kultzentrum ist geplant, eine neue große Schule soll gebaut werden, ein neuer Steinbruch ist in Betrieb genommen worden. Etwas sorgen sie sich um die Eltern von Orkaa – Thur, die jetzt doch schon arg klapprig geworden sind.

Bevor Kaah–Mer in die Kaserne zurück musste, besuchte er seine Großeltern. Wothar und Liekar freuten sich sehr, ihren Enkel zu sehen, du wirst wie dein Vater ein richtiger Held. Stolz schaute Wothar seinen Enkel an, seine Großmutter hob Kaah-Mer lachend in die Höhe und küsste sie herzhaft. Du Lümmel, drohte sie scherzhaft und war so stolz auf diesen großen, schlanken jungen Mann.

 

Auf dem Weg zur Kaserne ging Kaah–Mer in Gedanken noch mal das Gespräch mit seinem Vater durch, es ging, wie so oft, um die geplante Reise über den großen See. Er musste leise schmunzeln, sein Vater war voll in der Materie, als wolle er schon morgen die Reise beginnen.

Kaah–Mer konnte es gut daran erkennen, mit welchem Sachverstand sein Vater selbst Kleinigkeiten aufzählen konnte. Ob es um den Bau des oder der Schiffe ging oder um die Ausrüstung oder um den Proviant, sein Vater bedachte einfach alles.

Kaah-Mer nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit mit den Schiffsbauern zu sprechen.

 

In der Kaserne erfuhr Kaah–Mer, dass die westliche Kaserne den Reitstall noch mal erweitert hatte. Der Bedarf an guten Reitpferden, aber auch an guten Arbeitspferden war ungebrochen groß.

Ein Heilhaus kam noch dazu, die Siedlung an der westlichen Kaserne wuchs beachtlich.

 

Kaah-Mer’ s neuer Auftrag lautete, die westliche Flanke bis zum nördlichen Gebirge sichern! 

Der Trupp setzte sich aus einer Gruppe Bogenschützen und einer Gruppe Schwertkämpfern zusammen. Hinzu kam eine Gruppe Soldaten Speerkämpfer, die zusätzlich Ausbildung im Lagerbau und Absicherung, sowie Schanzen im Gelände mitbrachten.

 

Kaah–Mer hatte geplant, Posten entlang des westlichen Gebirges zu setzen, immer im Abstand von etwas einen halben Tagesritt, um noch schnell genug in Kontakt zu kommen, falls Hilfe gebraucht wurde oder Gefahr drohte.

Diese kleinen Posten sollten befestigt werden und der Anfang der geplanten Verteidigungslinie am westlichen Gebirge sein.Kaah–Mer setzte den ersten Posten im Süden, im Kontakt zur südlichen Verteidigungslinie. Die hier stationierten Soldaten bekamen den Auftrag, das umliegende Gebiet zu erkunden und zu beobachten.

Der zweite und dritte Posten wurde gesetzt, nach dem vierten Posten schickte Kaah–Mer einen Boten zur westlichen Kaserne und einen Boten zur östlichen Kaserne mit der Nachricht, die weiteren Soldaten zu entsenden.

 

So entstand eine, wenn auch noch bescheidene Verteidigungslinie entlang dem westlichen Gebirge. Die Bauleute begannen, die Posten mit Wachtürmen zu bestücken, die Soldaten waren froh, aus ihren Zelten zu kommen und endlich in eine feste Unterkunft zu ziehen.

Eine Koppel für die Pferde hatten die Soldaten schon selber gebaut, die Bauleute bauten noch einen Unterstand für die Pferde dazu und zogen dann weiter zum zweiten Posten.

Die Fuhrwerke brachten regelmäßig Nachschub zu den Soldaten und langsam wuchsen die kleinen Posten zu starken militärischen Verteidigungsanlagen. Nach und nach erhielten die Posten Katapulte und eine größere Unterkunft für die Soldaten

 

.Kaah – Mer war heilfroh, dass die Nachricht von dem Angriff erst jetzt kam, jetzt waren die Posten in der Lage, einen Angriff abzuwehren. Der Bote kam mit der Nachricht, dass zwischen dem fünften und sechsten Posten unbekannte Krieger aus dem Gebirge in die westliche Ebene eindrangen.

Schnell waren die Soldaten auf ihren Pferden und ritten im scharfen Galopp zu den angegriffenen Posten. Kaah–Mer hielt den Trupp auf einen kleinen Hügel an, von hier aus sah er, wie geschickt die Soldaten der beiden Posten die Angreifer in die Zange nahmen.

An den Bränden sah Kaah–Mer, das auch Katapulte eingesetzt worden waren. 

 

Mit lautem Geschrei griff der Trupp von Kaah–Mer die Angreifer frontal an, die Bogenschützen hatte er etwas seitlich postiert. Die Pfeile fanden mit tödlicher Sicherheit ihre Ziele.

Im Kampf Soldat gegen Soldat zeigte es sich schnell, dass die Angreifer ihr Handwerk verstanden, gut verstanden! Geschickt und kraftvoll setzten sie ihre Waffen ein und Kaah–Mer sah den einen und anderen Soldat fallen.

Er gab den Bogenschützen ein Zeichen und schon flogen die Pfeile in die stärkste Gruppe der Angreifer. Harte Zweikämpfe zwischen den Schwertkämpfern entbrannten mit aller Heftigkeit,

Auf Kaah–Mer stürzten sich gleich zwei der Angreifer, sie hatten ihn wohl als Anführer erkannt. Mit gewaltigen Hieben wehrte Kaah–Mer den Angriff der beiden Krieger ab und konnte mit einer geschickten Finte einen der Angreifer töten, der zweite Krieger stutzte etwas über den Tod seines Kameraden und das nutzte Kaah–Mer sofort aus und schlug mit einem schnellen Schlag seines Schwertes dem Gegner die Waffe aus der Hand und ehe der Krieger an irgendeine Abwehr denken konnte, fuhr ihm das Schwert von Kaah–Mer in die Brust, staunend starb der Krieger.

 

Kaah–Mer hatte schon den nächsten Krieger vor seinem Schwert, es war ein sehr schneller und wendiger Krieger, der den Schwertkampf unheimlich gut beherrschte.

Kaah–Mer musste höllisch aufpassen, sein Gegner hatte eine Menge Tricks parat. Kaah–Mer wehrte erstmal nur die Angriffe ab und erkannte dabei das Schema des Angriffes.

Er wehrte einen heftigen Angriff mit seinem Schwert von unten nach oben gezogen ab und nutzte den Schwung zu einer Drehung und hieb aus der Drehung heraus dem Krieger das Schwert fast waagerecht in den Hals. Der Angreifer brach wie von einem Blitz getroffen zusammen.

 

 

Kaah–Mer konnte sich jetzt erstmal umsehen und stellte fest, dass die Angreifer erfolgreich abgewehrt worden sind. Etwa ein Dutzend verwundeter Angreifer wurden zusammen getrieben und von seinen Soldaten entwaffnet und bewacht.

Die Heilerinnen erschienen auf dem Kampfplatz und kümmerten sich sofort um die Verletzten. Die gefangenen Angreifer schauten erstaunt hoch, als auch sie versorgt wurden.

Einer der Gefangenen nutzte die Chance und hielt eine Heilerin fest und bedrohte sie mit einem kleinen Messer. Röchelnd brach er mit einem Pfeil im Hals zusammen, die übrigen Gefangenen zeigten sofort an, dass sie nichts damit zu tun hatten.

 

Kaah–Mer erhielt von einer Heilerin über die Verluste bescheid, sie hatten siebzehn tote Soldaten zu beklagen, einundzwanzig Schwerverletzte und dreißig Leichtverletzte. Kaah–Mer schluckte heftig, mit soviel Verlust hatte er nicht gerechnet, ein kleiner Trost war für ihn, dass der Angreifer ungleich stärker gelitten hatte.

 

Die Soldaten, der von dem Boten alarmierten, westlichen Kaserne trafen ein, die Pferde wild schnaubend und schaumbedeckt. Die Soldaten saßen ab und versorgten ihre Pferde.

Kaah–Mer teilte sie zur Wache ein, damit sich die Soldaten, die den Kampf ausgefochten hatten, ausruhen konnten.

Als alles geregelt und versorgt war, spürte Kaah–Mer, wie hungrig er war und erfreut roch er den Essensduft.

 

Die verwundeten Soldaten wurden in die Heilhäuser gebracht, die gefangenen Angreifer wurden in einem Stall gesperrt und gut bewacht. Kaah–Mer erstellte eine Nachricht für Kethar und sandte sie mit einem Boten ins neue Dorf.

Mit dem Essen kam endlich etwas Ruhe auf, ein Soldat trat zu Kaah–Mer und informierte ihn, dass das Verhör der Gefangenen nichts erbracht hatte, anscheinend waren die Gefangenen nur einfache Krieger und nicht besonders über das Vorhaben ihrer Führer informiert.

 

Am frühen Vormittag erschien Kethar im Lager und bat Kaah–Mer um einen umfassenden Bericht.

 

Kaah–Mer zog die beiden Postenleiter hinzu, da sie ja den Angriff unmittelbar und als erste erlebt hatten. Die beiden Postenleiter konnten Kethar nur mitteilen, dass die Angreifer aus dem Einschnitt mittig zwischen den beiden Posten aus dem Gebirge gekommen sind. Sie waren auf ihren Pferden sehr schnell unterwegs.Die Soldaten der beiden Posten reagierten fast gleichzeitig, so konnten die Angreifer noch vor den Posten in die Zange genommen werden, nachdem die Katapulte ihre Feuergeschosse in die Angreifer geschossen und furchtbar unter den Angreifern gewütet hatten.

Die Anführer der Angreifer hatten wohl einige Mühe, ihre Soldaten weiter in den Angriff zu treiben, vor allem, als sie die angreifenden Verteidiger von links und von rechts auf sich zu preschen sahen. Die Bogenschützen bezogen Stellung auf einen kleinen Hügel und schossen gnadenlos ihre in die Angreifer. Mit wütenden Befehlen wurden die entmutigten Angreifer von ihren Anführern in den Kampf getrieben und sie kämpften gut!

 

Im Kampf Mann gegen Mann bekamen wir dann beinah Probleme, die Krieger waren gute Schwertkämpfer, aber als Kaah–Mer die beiden Anführer besiegt hatte, brach der Angriffswille endgültig zusammen.

 

Kaah–Mer ritt am nächsten Morgen mit Kethar ins neue Dorf, er hatte ein paar Tage Freiwache vor sich.Als er vor seinem Elternhaus vom Pferd stieg, wunderte er sich über die vielen Menschen, die still und stumm vor dem Haus standen und ihn mit traurigen Augen ansahen.

Von seinen Eltern erfuhr er von dem Tod seines Großvaters.

Kaah–Mer ging sofort zu seiner Großmutter.

Mitten in den Trauerfeierlichkeiten wurde er von einem Boten abgerufen, eine Patrouille hatte im nordwestlichen Gebirge ein ganz neues Felsentor entdeckt.

Unendlich traurig verabschiedete sich Kaah-Mer und ritt mit dem Boten zu dem Posten hoch im Norden.

 

Kaah–Mer hatte vorsichtshalber einen Boten zur westlichen Kaserne geschickt, um den Kasernenleiter auf eventuelle schnelle Unterstützung vor zubereiten.

Der Postenleiter wollte Kaah-Mer das neue Felsentor zeigen, dass die Patrouille entdeckt hatte, als laute Alarmrufe von den Wachposten kamen, die Kleinwüchsigen greifen, viele Kleinwüchsige greifen uns an!

 

Schnell standen die Bogenschützen angriffsbereit, die Katapulte wurden ausgerichtet und bevor auch nur einer der Kleinwüchsigen in die Nähe der Soldaten kam, knallte das erste Feuergeschoss in die angreifenden Zwerge. Kreischend wälzten sich die Angreifer in dem brennenden Öl, wieder und wieder schlugen die Feuergeschosse in die in Wellen der angreifenden Kleinwüchsigen.

Etwas überrascht wurden die Soldaten von dem seitlichen Angriff einiger Kleinwüchsigen, die sich von der Haupttruppe abgespaltet hatten und den Wachposten jetzt attackierten. Durch die dadurch entstehenden zwei Fronten brachten die Soldaten etwas in Bedrängnis, es waren wirklich sehr viele Kleinwüchsige, mit denen die Soldaten fertig werde mussten.

Kaah–Mer sah die Gefahr an der Flanke, wies den Postenleiter daraufhin und dieser stellte sofort einen Teil der Bogenschützen ab, um die Flanke zu schützen. Kaah–Mer wies immer wieder die Soldaten an, daran zu denken, dass die Zwerge immer versuchen, sie an den Beinen zu verletzen, um sie dann, wen sie aufgrund der Beinverletzung zu Boden gingen, ihnen den Rest zu geben.

 

Trotz aller überlegender Kampftechnik wurde es für die Soldaten langsam aber sicher eng, die Krieger der Kleinwüchsigen nahmen überhaupt kein Ende. Immer neue Gruppen tauchten aus dem Felsentor auf und griffen unverzüglich, wütend und mit lautem Geschrei die Soldaten an.

Der Postenleiter zeigte Kaah–Mer an, dass er die Soldaten in den Wachturm schicken möchte, weil die Verluste enorm waren und der Angriff der Zwerge unvermindert heftig weiter ging.

In dem Turm hatte der Rest der Soldaten bessere Deckung.

Zu Kaah–Mer’ s Erleichterung tauchten gerade noch rechtzeitig die Soldaten der beiden nächstliegenden Wachtposten auf und griffen die kleinen Krieger an deren Flanken an und brachten diesen Kampf mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit dann doch schnell zu Ende.

Kaah–Mer war über die erlittenen Verluste erschüttert. Es musste eine endgültige Lösung her, die ständigen Angriffe der Zwerge waren unerträglich und mit zu vielen bitteren Verlusten verbunden.

Die Verluste der Zwerge waren furchtbar, es mussten einige hundert tote Krieger auf dem Schlachtfeld liegen. Für Kaah–Mer war es unverständlich, dass die Kleinwüchsigen trotzdem immer wieder ihre Angriffe durchführten.

 

Über das Schlachtfeld breitete sich der Gestank der Kleinwüchsigen, vermischt mit dem Blutgeruch, aus. Die Soldaten rümpften die Nasen, wie kann man bloß so stinken?

Wieder mussten die Heilerinnen feststellen, dass selbst die Schwerstverwundeten Zwergenkrieger jede Hilfe wütend ablehnten. Die Heilerinnen ließen daraufhin die verwundeten Zwerge in ihrem Blut liegen.

 

Ein leises Jammern und Wehklagen lag dennoch über dem Kampfplatz, trotz aller Härte der Zwerge waren ihre Schmerzen heftig.

Einige Sonnenreisen später zogen die Soldaten ins Gebirge, um das neu entdeckte Felsentor zu vernichten. Die Katapulte wurden aufgebaut und mit der Morgensonne sollte der Beschuss beginnen, als einer der Postenleiter Kaah–Mer aufgeregt und wild fuchtelnd auf zwei Waldwesen aufmerksam machte.

Kaah – Mer wandte sich zu den Waldwesen, wir öffnen euch das Felsentor, schießt, bevor ihr das Tor zerstört, viele euerer Feuergeschosse in den Tunnel. Schießt so viel ihr könnt, die Kleinwüchsigen müssen wir in die Tiefe der Erde jagen, sonst finden wir hier keine Ruhe.

 

Das Felsentor stand am frühen Morgen offen, wie es die Waldwesen gesagt hatten und die Soldaten schossen ununterbrochen die Feuergeschosse in den dunklen Tunnel.Kaah-Mer konnte sich die Feuerhölle in den Felsengängen, die durch ihre Feuergeschosse entstand, gut vorstellen.

Das brennende Öl floss in jeden Spalt und setzte alles in Brand. Die Kleinwüchsigen konnten sich wirklich nur noch in die Tiefen der Erde retten. In den nachfolgenden Sonnenreisen versiegelten die Waldwesen mit ihrer Magie die verbrannten Felsen und setzten so den wilden Angriffen der Kleinwüchsigen über viele Generationen ein Ende.

Es kehrte Ruhe in die weite Ebene ein und die Menschen lebten zufrieden ihr Leben.

Kaah-Mer

Nach dem erfolgreich abgewehrten Angriff der Zwerge sprach Kaah-Mer lange mit seien Eltern und entschloss sich danach, seine Dienst beim Militär zu quittieren. Er wollte sich lieber der Forschung, der Ausbildung der Schüler widmen und vor allem wollte er unbedingt seine Reise über die große See vorbereiten.

 

Kaah–Mer suchte intensiv in den alten Schriftrollen nach ähnlichen Reisen, aber er fand in den vielen Schriftrollen keine einzige vergleichbare Reise. Sein Volk war immer nur auf dem Landweg unterwegs gewesen. Daher fehlte auch jeder, auch noch so kleine Hinweis auf die Technik von Boots- oder Schiffsbau.

Kaah–Mer sprach mit den Gelehrten an allen Schulen, aber auch hier schüttelten alle verneinend mit den Köpfen.

Kaah–Mer suchte die Bootsbauer auf und sprach mit ihnen über sein Vorhaben, als die Bootsbauer erfuhren, an welche Größe von Schiffen Kaah–Mer dachte, wiegten sie zweifelnd mit ihren Köpfen. Einer der jüngeren Bootsbauer hatte unbemerkt von Kaah–Mer einen schon ziemlich alten Mann dazu geholt, der jüngere Mann erklärte Kaah – Mer, dass der alte Mann schon größere Schiffe gebaut hatte.

Der alte Mann hatte eine Menge von Rollen unter seien Arm geklemmt, ging damit jetzt zu dem Werktisch, winkte Kaah–Mer dazu und breitete die Pläne auf dem Tisch aus. Kaah-Mer erkannte sofort, dass die Pläne genau das Schiff zeigte, das er sich vorgestellt hat.

Voller Begeisterung schlug Kaah–Mer den alten Mann auf die schmalen Schultern, dass der fast das Gleichgewicht verlor. Die anderen Bootsbauer drängten sich jetzt neugierig um den Tisch, der jetzt voller ausgebreiteter Baupläne bedeckt war. Schnell entbrannte ein Fachgespräch unter den Männern, wie, was und wo, warum und wieso oder vielleicht?

Der alte Bootsbauer ging mit Kaah–Mer etwas zur Seite. In einer sehr holperigen Aussprache erklärte er Kaah-Mer, wir sagen dir Bescheid, sobald wir eine Lösung gefunden haben.

 

Kaah-Mer fuhr mit seinem leichten Fuhrwerk, gezogen von zwei schnellen Pferden, zurück ins neue Dorf und berichtete seien Eltern über den Erfolg bei denn Bootsbauern. Sein Vater strahlte mit ihm um die Wette, er freute sich genau so wie sei Sohn darüber, dass die geplante Reise realisiert werden könnte.

Bis lange in die Nacht sprachen Orkaa – Thur und Kaah-Mer über die Reise und was sie erleben und sehen werden. Bis Shylaa die Geduld verlor und ihre beiden Männer in die Schlafkammer scheuchte.

 

Aus dem Dorfzentrum kam die Nachricht, das die Weisen Vootha, Kethar, Kurdee und Gergen von ihren Posten zurück treten möchten und die Menschen aufforderten, neue Weisen zu bestimmen. Orkaa-Thur sprach mit seiner Frau Shylaa und beide waren der Meinung, dass er lange genug als Weiser tätig gewesen war. Lasst jetzt mal jüngere Frauen und Männer an die Posten.

So gab Orkaa – Thur, ihr Fürst, ebenfalls seinen Rücktritt bekannt.Die Meldungen von Kandidaten kamen sehr schleppend im Dorfzentrum an, ein Kasernenleiter kandidierte für den Bereich Verteidigung, ein Gelehrter für de Bereich Nahrung und Handel.

Kaah–Mer wurde von seinen Eltern gefragt, ob er nicht für einen Posten kandidieren wollte. Kaah–Mer winkte ab, vielleicht später mal, jetzt will ich erst die Reise durchführen und dann sehen wir weiter.

Orkaa – Thur stimmte seinen Sohn überzeugt zu, das Vorhaben seines Sohnes reizte ihn genau so.

Die Sonnenreisen reihten sich aneinander, ohne das Kaah–Mer etwas von den Bootsbauern hörte. Er wurde schon etwas ungeduldig, als endlich ein Bote von der Werft kam. Der Bote bestellte von den Bootsbauern, er möchte sich für einige Tage einrichten, sie wollen zusammen mit ihm eine Probefahrt machen.

Kaah–Mer informierte seine Eltern und packte eilig einige Sachen.

 

Kaah–Mer kam mit dem Boten zur Werft und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf dem Fluss lag ein Boot, das er noch nie gesehen hatte. Es hatte Ähnlichkeit mit den kleinen, wendigen Booten, die er schon kannte, aber dieses war gut doppelt so groß.

Es hatte einen Baum, einen Balken mitten im Schiff senkrecht stehend, daran war hoch oben ein weiterer Balken quer befestigt. Der alte Bootsbauer lachte erfreut über Kaah–Mer’ s Staunen und erklärte ihm dann das Boot. An den Seiten ist Platz für jeweils fünf Männer, die die Ruder bedienen, er zeigte nach hinten, das ist die Ruderpinne, damit wird das Boot gesteuert. Der Alte zeigte hoch zu dem Querbalken, daran haben wir ein Segel befestigt. Wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, treibt er das Boot zügig voran.

Immer noch ungläubig überrascht, stieg Kaah–Mer in das Boot und die Männer machten die Leinen los.

 

Ruhig glitt das Boot, unter den Jubel der Menschen am Ufer, den Fluss hinunter. Der Man an der Ruderpinne lenkte das Boot ruhig über den Fluss herunter zum großen Fluss und der alte Mann erklärte Kaah–Mer weiter das Boot.

Die Seile stützen den Mast und zeigte auf dicke Seile, die von dem Mast in verschiedene Richtungen an dem Bootsrumpf befestigt waren. Der alte Bootsbauer bückte sich und öffnete zum Erstaunen von Kaah–Mer eine Holzplatte im Boden, darunter ist ein kleiner Vorratsraum.

Kaah–Mer staunte immer mehr, der Alte fuhr fort, mit diesem Boot werden wir das Segeln lernen und wenn wir es schaffen, das Boot mit dem Wind zu fahren, dann bauen wir deine Schiffe, die du für deine Reise brauchst!Ein heißes Gefühl der Freude stieg in Kaah–Mer auf, jetzt wusste er, das sein Reise in greifbare Mähe gerückt ist.

 

Er bedankte sich bei dem alten Bootsbauer und bei allen anderen Männern.Das schnittige Boot hatte zu Kaah– Mer’ s Überraschung schon die Mündung des Flusses in den großen Fluss erreicht und der Mann an der Ruderpinne steuerte das Boot gekonnt in die Mitte des großen Flusses. Er nutzte geschickt die Strömung des Flusses aus und schon glitt das Boot ruhig auf dem großen Fluss.

 

Kaah–Mer stellte fest, das der große Fluss nicht weiter gestiegen war, als er in Erinnerung hatte.

 

Das Boot fuhr mit einem erstaunlichen Tempo den Fluss herunter, obwohl die Ruderer kaum arbeiteten, nur ab und zu senkten sie auf Zuruf des Alten die Ruder ins Wasser du korrigierten damit den Kurs des Bootes

.Kaah–Mer war von dem Boot hellauf begeistert und sagte es auch ständig den Bootsbauern, die freuten sich mit Kaah–Mer.

Zum frühen Abend erreichten sie die Einfahrt zur schönen Bucht und mit beinah fassungslosem Staunen und dann aber mit Riesenjubel begrüßten die Menschen die Ankunft des Bootes. Immer und immer wieder mussten die Bootsbauer den Menschen, vor allendingen den Fischern, das Boot erklären.

Viele Männer wollten sofort die Probefahrt mitmachen, als sie erfuhren, dass das Boot morgen auf die große See hinaus fährt.

 

Es wurde ein langer Abend, immer noch drehte sich alles um das neu gebaute Boot, dem alten Bootsbauer fielen fast die Augen zu, aber tapfer hielt er durch und beantwortete jede Frage freundlich und bereitwillig.

Von den Fischern kamen natürlich die meisten Fragen bezüglich der Bauweise. Spät gingen die letzten zur Ruhe. Kaah–Mer konnte noch immer keine Ruhe finden, er war so aufgewühlt von dem erlebten.

 

Er ging noch mal zu dem Boot herunter. Das Boot lag hochgezogen auf dem feinen Ufersand. Das Boot zeigte eine perfekte Linie vom Bug bis zum Heck, sauber lagen die Bretter der Bordwände übereinander. Einfach schön, fand Kaah–Mer.

Völlig übernächtigt erschien Kaah–Mer zum Frühstück, aber voller Tatendrang, den anderen Männern ging es anscheinend nicht anders, es konnte ihnen alles gar nicht schnell genug gehen. Schnell war dann der Proviant verstaut, wieder erregte die Bodenklappe höchstes Interesse.

Die Männer an den Rudern bugsierten das Boot vorsichtig aus der schönen Bucht und wurden, als das Boot aus dem Schutz der Felsen fuhr, hart von dem kräftigen Wind gepackt.

Schräg kränkte das Boot unter den Druck von dem Wind und der alte Mann zeigte lachend den Männern an, sie sollten zur Windseite herüber gehen und überrascht stellten sie fest, dass sich das Boot aufrichtete. Der alte Bootsbauer freute sich diebisch darüber, dass er den Männern das Segeln und das Boot steuern zeigen und beibringen konnte.

Jetzt gab er für Kaah- Mer ein völlig unverständliches Zeichen. Einige Männer hantierten an einigen der vielen Seile und mit knattern und rauschen entfaltete sich ein riesiges Tuch. Die Männer befestigten die Seile an der Bordwand und schon füllte der von achtern kommende Wind das große Tuch und das Boot nahm tüchtig Fahrt auf, ohne das die Männer die Ruder betätigten.

 

Kaah-Mer erkannte sofort die Möglichkeiten, die ihm diese Konstruktion bot.Der alte Bootsbauer ließ jetzt von den Männern verschiedene Manöver ausführen, kurze Wendungen, Schläge nach Steuerbord und nach Backbord, die Männer mussten sich schnell bewegen, um das große Tuch schnell genug in die richtige Position zu bringen. Kaah–Mer war von der Wendigkeit und von der Schnelligkeit des Bootes angetan.

 

Jetzt ließ der Alte das Boot so sehr von dem starken Wind auf die Seite drücken, das lange Wasserfahnen die Männer und das Boot nass spitzten, er war anscheinend mit dem Ergebnis hoch zufrieden, denn jetzt ließ er das Boot vor dem Wind fahren und das Boot erhöhte beeindruckend die Fahrt.

Weißer Gischt spritzte in das Boot, der Bug schlug unter dem Druck des großen Tuches hart in die Wellen, die Männer hatten alle einen Riesen Spaß.Der alte Bootsbauer ließ den Männern noch den Spaß an der wilden Fahrt und zeigte dann auf den Sonnenstand, Zeit für die Heimfahrt.

Die Männer legten das Boot auf den Steuerbordbug und steuerten mit seitlichem Wind das Boot in Richtung schöne Bucht.

 

 Das Boot und die Besatzung wurden mit lautem Jubel begrüßt, der Jubel wurde noch lauter, als die Menschen erfuhren, wie hervorragend das Boot gesehelt ist.

Der alte Bootsbauer genoss still seinen Triumph und freute sich dann doch riesig, als er von den Fischern gebeten wurde, ihnen auch so ein Boot zu bauen. 

Am nächsten Tag ließ der Bootsführer das Boot erstmal Richtung Mündung großer Fluss lenken und dann mit Abstand längst dem Ufer, weil dort keine Berge waren und der Wind ungehindert vom Land auf das Meer wehen konnte.

Das Boot ließ den großen Wald hinter sich und jetzt blies der kräftige Wind ungehindert von dem flachen Land auf die See. Das große Segel füllte sich und das Boot legte sich auf den Steuerbordbug und durchpflügte rauschend das Wasser.

Der Wind wurde kräftiger und der alte Mann ließ das Boot etwas vom Wind abfallen. Er schien mit dem Verhalten seines Bootes zufrieden zu sein.Kaah–Mer stand wie immer wissbegierig nahe dem alten Mann und saugte jedes Wort von ihm ein, jede Bewegung registrierte er und jede Reaktion darauf.

 

Das Boot nahm mit dem raumen Wind mächtig Fahrt auf. Klatschend hieb der Bug in die Wellen. Die Männer an Bord hatten ihre helle Freude. Knarrend bewegte sich das Segel unter dem Druck des Windes. Die Halteseile waren straff gespannt und der Mann an der Ruderpinne musste schon kräftig zufassen, um das Boot auf Kurs zu halten.

Hoch zufrieden fuhren die Männer nach Haus.

 

Wieder wurden sie mit lautem Jubel begrüßt. Die Männer sprachen über nichts anderes mehr, als über das herrliche Boot.Der alte Bootsbauer fragte Kaah–Mer, ob er damit einverstanden wäre, wenn sie morgen noch einmal auf die See hinaus fahren und dann am nächsten Tag in die weite Ebene zurück kehren.

Kaah–Mer war sofort damit einverstanden.

 

Nach dem Frühstück ließ der alte Mann eine Menge Säcke mit Sand füllen und diese an Bord des Schiffes bringen. Es wurden so viele Säcke voller Sand an Bord gebracht, dass das Boot sichtbar tiefer im Wasser lag. Die Männer wurden etwas unruhig, sie wussten nicht, was das ganze zu bedeuten hatte.

Der Alte klärte sie mit einem verschmitzten Grinsen in seinem faltigen Gesicht auf, wir müssen auch wissen, wie das Boot reagiert, wenn es voll beladen ist. Das verstanden alle sofort und jeder sah die Notwendigkeit ein. Das Boot bewegte sich jetzt doch sehr schwerfälliger, aber es konnte dafür viel stärker am Wind segeln, auch damit schien der Alte zufrieden.

Er ließ das Boot weit auf die See steuern und nickte zufrieden, als er sah, wie leicht das Boot die Wellen, die hier um einiges höher waren, als in Ufernähe, abritt. Gegen Mittag ließ er das Boot drehen und sie segelten zur schönen Bucht zurück.

 

In Sichtweite der schönen Bucht ließ der Alte das Segel bergen und die Männer mussten das letzte Stück rudern. Das war natürlich mit dem schweren Boot eine echte Plackerei. Der Alte stellte fest, dass zehn Ruder für das beladene Boot zu wenig sind.

Natürlich wurde auch an diesem Abend nur über das Boot gesprochen. Die Fischer sprachen schon über die neuen Möglichkeiten beim Fischfang mit diesem Boot.

Kaah–Mer sprach mit dem alten Bootsbauer über den Bau seiner Schiffe, anscheinend hatte der alte Mann die Baupläne dafür komplett in seinem Kopf. Er konnte Kaah–Mer jede noch so ausgefallene Frage sofort beantworten. Kaah–Mer freute sich riesig darüber, als ihm der alte Mann bestätigte, dass sie sofort nach ihrer Rückkehr mit dem Bau der Schiffe beginnen können.

Die Männer von der Werft kümmerte sich schon um das richtige Holz und waren schon dabei, den Bauplatz an der Flussmündung ein zurichten. Kaah-Mer sah den Alten fragend an, wir brauchen den Bauplatz am großen Fluss. Die Schiffe sind für den Fluss in der weiten Ebene zu groß. Das sah Kaah – Mer natürlich ein.

 

Voller Begeisterung erzählte Kaah–Mer seinen Eltern von der Bootsfahrt und wie gut das Boot die Probefahrt gemeistert hatte. Orkaa–Thur fragte immer wieder nach der Funktion des Segels. Erst als Kaah–Mer eine Zeichnung von dem Boot anfertigte und seinem Vater dann erklärte, der Wind drückt das Boot durch das Segel vorwärts, schnell vorwärts.

Kaah – Mer erzählte von der Bodenklappe und den darunter liegenden Vorratsraum. Orkaa – Thur war von der Erzählung seines Sohnes richtig begeistert und fragte ihn, ob er ihm dass Boot zeigen würde.

Jetzt wird erstmal gegessen und morgen sehen wir dann weiter, unterbrach Shylaa energisch das Gespräch und holte damit die beiden Männer an den Tisch.

 

Kaah–Mer hatte das Fuhrwerk bereit und holte jetzt seinen Vater aus dem Haus, Orkaa–Thur war immer noch eine imposante Erscheinung, aber auch an ihm ist die Zeit nicht spurlos vorbei gegangen.

Etwas mühsam kletterte er in das Fuhrwerk.

 

Shylaa winkte den beiden Männern einen Abschied zu und gemütlich fuhr Kaah–Mer zur Werft. Als Orkaa – Thur das Boot sah, wollte er sofort eine Fahrt damit machen, der alte Bootsbauer war so stolz über die Begeisterung seines Fürsten, das er sofort zu sagte.

Schnell waren die Männer beisammen, die das Boot bedienten und schon ging die Fahrt los. Für Orkaa – Thur war ein stabiler Sessel an den Masten befestigt worden, so konnte er bequem die Fahrt genießen. Orkaa – Thur freute sich ungemein über dieses Erlebnis.

 

An den beiden Bauplätzen an der Flussmündung lagen die beiden Schiffe schon auf Kiel. Kaah–Mer sowie Orkaa – Thur waren von der jetzt schon erkennbaren Größe der Schiffe überwältigt. Orkaa – Thur bombardierte die Bootsbauer mit tausenden von Fragen. Kaah–Mer erfuhr dabei, dass hier nur die Rümpfe der Schiffe gebaut werden, die fertigen Rümpfe werden dann zur schönen Bucht gebracht und dort fertig gestellt. Wir müssen das so ablaufen lassen, weil wir nicht genau wissen, wie tief der Fluss ist und wir möchten die Schiffe nicht auf Grund setzen.

Kaah–Mer war erfreut und erstaunt über die Umsicht, mit der die Bootsbauer zu Werke gingen. Kaah–Mer übernachtete mit seinem Vater in dem nahen Wachtposten.

Am nächsten morgen gingen sie zu dem Bauplatz und sahen sich noch mal die Schiffe an. Aber auf Kaah– Mer’s Frage an die Bootsbauer, wann die Schiffe fertig werden, kam die etwas ernüchternde Antwort, können wir nicht sagen, wir bauen ja zum ersten Mal ein Schiff in dieser Größe, dass sahen dann die beiden Männer ein

 

Kaah–Mer suchte während dieser Zeit, in der seine Schiffe gebaut wurden, die Archive auf und suchte dort nach Informationen über die See, auch nach Unterlagen über den Schiffsbau suchte er, leider wieder vergeblich. Selbst in den uralten Schriftrollen, die sein Volk seinerzeit aus ihrer alten Heimat mitgebracht hatten, war nichts dergleichen zu finden.

 

Er ritt von Kaserne zu Kaserne und fragte dort nach, ob es jemand gibt, der ihm Auskunft geben könnte, alles vergeblich.Als Kaah–Mer etwas enttäuscht in sein Elternhaus zurückkehrte, hatte seine Mutter eine erfreuliche Nachricht für ihn. In dem Archiv der westlichen Schule soll ein Gelehrter etwas über die See und über den Schiffsbau gefunden haben.

 

Kaah–Mer war etwas erstaunt über diese Nachricht, weil er doch selber in dem Archivkeller vergeblich nachgesehen hatte. Kaah–Mer meldete sich bei dem Gelehrten an, der die Leitung der Schule innehatte, der begrüßte Kaah–Mer freundlich, er kannte sein Vorhaben.

Kaah–Mer ging mit dem Gelehrten zum Archivkeller. Der Gelehrte übergab Kaah–Mer die von ihm gefundenen Schriftrollen und verabschiedete sich.

Kaah–Mer wunderte sich etwas, dass überall die Fackeln brannten, sah dann aber, das noch jemand im Archiv arbeitete. Er rief seinen Gruß in den Keller und hörte mit Erstaunen eine weibliche Stimme, die seinen Gruß erwiderte.

Aus den Tiefen des Archivs kam eine junge Gelehrte auf ihn zu und begrüßte ihn noch mal sehr freundlich, ich bin Doree, komm, ich habe weitere Schriften dort auf dem Tisch ausgelegt.

Kaah–Mer folgte der jungen Gelehrten zu dem angezeigten Tisch und sah auf ihm mehrere große Bögen liegen. Doree beugte sich über die Bögen und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle, die die große See zeigen könnte. Der Finger fuhr weiter, das könnte der große Fluss sein, hier der westliche Teil des Gebirges, in dem die weite Ebene liegt.

Kaah–Mer erkannte schnell, das es sich hierbei um eine Karte handeln muss, die den für ihn völlig unbekannten Bereich westlich der weiten Ebene zeigt. Er bestätigte der Gelehrten ihre Vermutung und zeigte auf den Verlauf des großen Flusses, der zwar nicht sehr weit gehend auf der Karte eingezeichnet war, aber die Mündung und die folgende Biegung stimmte mit dem Verlauf, wie er ihn jetzt kannte, genau über ein.

Die Gelehrte legte passend an die Karte eine zweite Karte und Kaah–Mer staunte, es war eine passende Erweiterung der ersten Karte. Die See oder das Meer musste riesig laut dieser Karte sein und das ganz westlich, besser das südwestliche Ende des Meeres war nicht mehr genau zu erkennen, sollten es gar Häuser sein

Kaah–Mer war von den Karten restlos überwältigt, jetzt hatte er endlich wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt über den Verlauf des Meeres. Er dankte der Gelehrten herzlich dafür, dass sie die Karten entdeckt hatte, sie habe ihm damit sehr geholfen. Die junge Frau freute sich sehr und zeigte Kaah–Mer die weiteren Rollen. Er konnte es kaum glauben, die Zeichnungen zeigten Schiffe, sehr ähnlich denen, die auf dem Meer schon gesehen worden waren. Leider waren die anderen Zeichnungen im Laufe der Zeit verwischt und dadurch sehr undeutlich geworden. Kaah–Mer glaubte dennoch erkennen zu können, dass es sich um Bauzeichnungen handeln könnte.

Die Gelehrte wiegte zweifelnd mit dem Kopf, es könnte sein, ich könnte versuchen, die Zeichnungen nach zu arbeiten. Vielleicht kann man dann mehr erkennen.Kaah–Mer sah sich noch mal die Zeichnungen der Landkarten an und fragte dann die Gelehrte höflich, ob es ihr recht sei, wenn er jemand her schickem würde, die für ihn die Karten abzeichnet.

Natürlich nicht, kein Problem, erwiderte die Frau, ich helfe gerne dabei.

 

Kaah–Mer sah die junge Frau zum ersten Mal richtig an und wurde etwas verlegen. Das war ja mal eine hübsche Frau, dachte er. Er reichte ihr seine Hände und bedankte sich herzlich, wenn ich dir helfen kann, lass es mich wissen. Die Gelehrte schaute ihn leicht fragend an, Kaah–Mer war etwas irritiert, die junge Frau lachte leise, meine Hände. Kaah–Mer erschrak, er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Hände der Frau noch immer fest hielt. Verlegen entschuldigte er sich, die junge Frau sah ihn jetzt beinah flehentlich an, bitte, nehmt mich mit, ich möchte so gerne an Deiner Reise teilnehmen.

 

Jetzt war es an Kaah–Mer, verblüfft zu sein, woher weiß die Gelehrte von seiner geplanten Reise? Die Frau lachte wieder herzlich, Kaah–Mer, die ganze weite Ebene spricht davon! Kaah–Mer grinste die junge Frau fröhlich an, gut, du bist dabei! Jubelnd fiel ihm daraufhin die junge Frau um den Hals, trat etwas erschreckt zurück, entschuldige bitte und huschte davon.

 

 Kaah – Mer suchte die junge Soldatin auf, die so gut Karten zeichnen konnte und fragte sie, ob sie für ihn die alten Karten abzeichnen würde. Die Soldatin stimmte sofort zu und am nächsten morgen machte sie sich schon auf den Weg.Die Soldatin meldete sich bei Doree und die beiden Frauen machten sich an die Arbeit.

 

Kaah–Mer versuchte unverdrossen weiter nach Menschen, die ihm mehr über das Meer und über das im Westen liegende Land sagen konnte. Aber die meisten Menschen in der weiten Ebene kamen entweder aus den östlichen Ländern oder aus den nördlichen, viele stammten, wie er, ursprünglich aus dem tiefen Süden

 

Kaah–Mer ritt zu der Baustelle unten am Fluss und sah nach dem Fortgang der Schiffe, er hatte den Eindruck, dass es nicht so recht voran ging, aber die Bootsbauer beruhigten ihn, es geht gut voran. Im Moment muss viel kleine, aber sehr genaue Arbeit geschafft werde, dass braucht seine Zeit.

Unruhig ritt Kaah–Mer zu seinem Elternhaus und berichtete seinem Vater von den Karten, die eine Gelehrte in dem Archivkeller entdeckt hatte und jetzt mit einer Soldatin zusammen versuchte, die Karten abzuzeichnen.

Der Bau der Schiffe geht sehr langsam voran, aber Orkaa – Thur beruhigte seinen ungeduldigen Sohn, bedenke bitte, das die Bootsbauer zum ersten Mal Schiffe in der Größe bauen und dabei können Probleme bei der Arbeit auftauchen, von denen vorher niemand etwas wissen konnte.

Kaah–Mer wusste, dass sein Vater Recht hatte, er hatte mit seinem Wunsch nach größeren Schiffen das Problem ja selbst geschaffen.

 

In den folgenden Mondzyklen vergrub sich Kaah–Mer in den Archiven der Dorfzentren und Schulen und studierte alles, was ihn über das westliche Land in die Finger kam. Es war nicht viel, aber immer wieder tauchte eine große, reiche Stadt in den Schilderungen auf, die an dem Ufer der großen See liegen soll. Eine reiche und wehrhafte Stadt mit dicken Mauern und hohen Türmen. Im Hafen liegen stolze und große Schiffe aus allen Herren Ländern. Der König dieser Stadt soll ein harter und gieriger Mensch sein, der schnell mit dem Tod droht, wenn irgendetwas nicht so abläuft, wie er sich es wünscht.

 

Kaah–Mer staunte über solche Menschen, wieso wehren sich die Menschen sich gegen solche Herrscher?

 

Doree, die Gelehrte, meldete sich bei Kaah–Mer und zeigte ihm stolz die ersten nachgezeichneten Karten. Kaah –Mer war von der Brillanz und dem Detailreichtum der Karten überwältigt. Das war schlichtweg fantastisch, was die beiden Frauen da geschaffen haben.

Kaah–Mer fragte Doree nach der Soldatin, sie musste leider wieder in die Kaserne zurück. Aber sobald es möglich ist, kommt sie zurück und wir arbeiten an den Karten weiter.

Kaah-Mer konnte jetzt auf der Karte ganz klar die Mündung des großen Flusses erkennen, auch die Uferlinien rechts und links davon, aber die schöne Bucht war nicht eingezeichnet, wahrscheinlich wurde sie von den Seefahrern damals noch nicht entdeckt.

 

Kaah – Mer versuchte sich ungefähr die Entfernung von der Mündung des großen Flusses bis zum westlichen Ende des Meeres vorzustellen, kam aber zu keinem Ergebnis. Doree meinte, dass das Meer um ein vielfaches größer ist, als die weite Ebene. Dem stimmte Kaah–Mer sofort zu, denn selbst auf der vor ihm liegenden Karte wirkte das Meer gewaltig groß.

Kaah–Mer verbrachte den ganzen Tag zusammen mit Doree und erlernte dabei viel über die Arbeit, die bei dem Abzeichnen der alten Karten entstehen.

Zum frühen Abend gingen Doree und Kaah–Mer zusammen zu der Herberge, in der Doree zurzeit wohnte und aßen dort zusammen zu Abend. Doree fragte Kaah–Mer nach den Schiffen, wie weit sind die Bootsbauer, wie sehen die Schiffe aus, haben sie Ähnlichkeit mit den Schiffen auf den alten Zeichnungen und so fort.

Kaah–Mer lachte Doree an, komm doch einfach mit und sehe dir die Schiffe an. Freudestrahlend nahm sie die Einladung an.

 

Doree holte sich bei ihrem Schulleiter Urlaub und ritt mit Kaah–Mer zu den Bauplätzen der Schiffe. Am ersten Abend kehrten sie bei Kaah–Mer’s Eltern ein.

Freundlich empfing Shylaa die junge Frau und auch Orkaa – Thur zeigte unverhohlen seine Freude. Höflich neigte Doree ihr Haupt vor Orkaa – Thur, der aber lachte, aufhören, ich bin kein Fürst mehr.

Doree und auch Kaah–Mer schauten sehr verblüfft, ja, lachte jetzt auch Shylaa, die weite Ebene hat neue Weisen gewählt.

Kaah–Mer schlug sich an den Kopf, die Wahlen habe ich total vergessen, tröste dich, kam es von Doree, ich auch. Das ist doch ein gutes Zeichen, sagte Orkaa – Thur, das zeigt doch, das wir kein machtbesessenes Volk sind.

 

 Während des Abendessens erfuhren die beiden jungen Leute, wer die neuen Weisen waren, Kateene war die Nachfolgerin von Orkaa – Thur, Poolther übernahm den Bereich Bauen, Siergert kümmerte sich um den Handel, Guudrun war für die Nahrung zuständig und Odraat für die Verteidigung. Kateene kenne ich, sie war Gelehrte wie ich, eine kluge und liebenswerte Frau. Shylaa fügte hinzu, Siergert kenne ich, es ist ein junger Mann aus der Familie von Soll – The.

 

Während des Abends, der in einer gelösten und heiteren Stimmung verlief, fragte Doree Orkaa – Thur nach dem magischen Schwert. Orkaa – Thur zeigte zur Wand, an der das Schwert befestigt war.

Versonnen und etwas nachdenklich schaute der alte Fürst auf das Schwert, das Schwert ist schon seit Generationen im Besitz unseres Volkes. Ich bekam das Schwert damals von meinem Großvater, dem Fürst Darkahr. Das Schwert hatten Krieger auf dem Schlachtfeld des letzten Kampfes gegen die wilde Horde von einem toten Waldwesen geborgen, um zu verhindern, dass dieses Schwert in die Hände der wilden Horde fällt.

Unsere Krieger hatten aber für die Waldwesen einen Hinweis hinterlassen, damit sie wussten, wo dieses Schwert aufbewahrt wurde.Während unserer Flucht vor der wilden Horde kamen Waldwesen zu uns und erlaubten uns, das Schwert zu behalten.

Doree fragte etwas ungläubig und es hat wirklich magische Kräfte? Orkaa – Thur nickte mit dem Kopf, es muss wohl so sein. Mit diesem Schwert konnte der letzte Kampf so beendet werden, dass unser Volk eine Chance zur Flucht hatte. Auch alle folgenden Kämpfe konnten damit siegreich beendet werden.

Darf ich es in die Hand nehmen? Doree stand nahe dem Schwert und schaute Orkaa – Thur fragend an, sicher, es ist nur ein Schwert! Doree nahm das Schwert in ihre Hände, es lag wunderbar ausgewogen in ihren Händen. Orkaa – Thur streckte seine Hand aus und Doree legte die Waffe in die große Hand und trat erschreckt einen schnellen Schritt zurück. Das Schwert schimmerte jetzt in einem bläulichen Licht und Doree erkannte, das die Magie des Schwertes erst durch den berufenen Träger erwachte.

 

Orkaa – Thur bat Kaah–Mer, das Schwert wieder an die Wand zu hängen und Doree kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn auch in Kaah–Mer’s Hand leuchtete das Schwert geheimnisvoll weiter.

 

Gegen Ende der Sonnenreise erreichte Kaah–Mer mit Doree den Bauplatz am südlichen Fluss und staunte nicht schlecht, jetzt sah man schon den gesamten Rumpf der Schiffe, die in einem schwungvollen Strich gezeichneten Schiffe sahen bildschön aus.

Doree war erschlagen von der Größe der Schiffe. Sauber lagen die Bretter in einem herrlichen Bogen an dem Schiffsrumpf. Die Bootsbauer freuten sich über die Überraschung auf den Gesichtern der beiden Besucher.

Mit den Bootsbauern kletterten sie Leitern hoch und konnten jetzt in das Innere des Schiffes sehen. Mächtige Balken und dicke Bretter waren zu sehen und Kaah–Mer konnte schon das unterste Deck, das den Rumpfboden abdeckte, erkennen und die Aufteilung der einzelnen Räume.

Doree war sprachlos, jetzt wusste sie es ganz genau, mit diesen herrlichen Schiffen musste sie unbedingt auf Reisen gehen und natürlich, sie warf einen schnellen Blick auf Kaah–Mer, mit ihm und wurde wohl etwas rot dabei.

 

Der alte Bootsbauer zeigte Kaah–Mer anhand der Bauzeichnungen die nächsten Schritte, hier auf dem Bauplatz werden sie die Rümpfe komplett fertig bauen und dann die Rümpfe den großen Fluss herunter bis zur schönen Bucht bringen und dort weiter bauen.

Der Bootsbauer sah Kaah–Mer’s fragenden Blick, wir wissen noch immer nichts Genaues über die Tiefe des großen Flusses, wir gehen lieber kein Risiko ein. Es fehlte noch, dass die Schiffsrümpfe im Fluss stranden.

Das sah Kaah–Mer und Doree ein und voller Freude gingen sie mit den Bootsbauern in die Kaserne, in der sie Essen und ein Nachtlager erhielten.

Etwas erstaunt und ein bisschen verlegen standen sie in der gemeinsamen Schlafkammer. Doree blies einfach das Licht aus!

 

Kaah–Mer begann nach dem Besuch bei de Schiffsbauern langsam mit den Vorbereitungen der geplanten Reise. Listen des benötigten Bedarfs wurden erstellt. Kaah –Mer schrieb Namen von Menschen auf, die er fragen will, ob sie die Reise mit machen wollen. Natürlich stand Doree als erste ganz oben auf der Liste. 

 

Shylaa freute sich für ihren Sohn, seit er mit Doree zusammen war, war er viel offener und freier geworden. Man hörte ihn jetzt öfter mal lachen und der oft fast verbissene Ernst war aus seinem Gesicht verschwunden. 

 

Die ersten Fuhrwerke brachten die von Kaah–Mer zusammen gestellten Sachen zur Kaserne und lagerten sie dort bis zur Abfahrt ein.

Der Tag, an dem die Schiffe in den Fluss geschoben wurden, wurde ein richtiges Volksfest. Die Menschen freuten sich über die enorme Leistung der Bootsbauer und feierten sie dafür. Die Schiffsrümpfe sahen auf dem Fluss schwimmend noch viel beeindruckender aus als auf dem Land. Die Menschen bestaunten immer wieder die Größe der Schiffe.

Die Bootsbauer befestigten die Schiffe am Ufer und die Menschen konnten über angelegte Leitern die Schiffe besteigen.Auch Kaah–Mer und Doree besichtigten die Schiffe. Das Deck war glatt vom Bug bis zum Heck, mehrere Klappen im Boden führten in das untere Deck. Mitten im Deck des Schiffes sah man die vorbereitete Halterung für den Mast.

Ein mächtiger, schön gebogener Balken war die Ruderpinne und an den Innenseiten der Bordwände sah man die dort befestigten Ruder.

 

Die Bootsbauer befestigten zum Unverständnis aller Zuschauer mehrere von den kleinen Booten, die mit sechs Ruderern besetzt waren, an den Schiffsrumpf.

Das erste Schiff warf die Leinen los und die Strömung des großen Flusses zog es in die Mitte des Wassers, die Ruderer in den kleinen Booten ruderten entsprechend der Zurufe und hielten so das große Schiff schön in der Mitte des Flusses. Als alle Zuschauer das Manöver erkannten und verstanden, brannte wieder lauter Jubel und Beifall auf.

Das zweite Schiff löste sich vom Ufer und wurde genauso geschickt in die Mitte des Flusses gesteuert. Wieder tobte der Beifall auf.

Die beiden Schiffe erreichten nach einander die Biegung des Flusses und verschwanden langsam aus dem Blickfeld der Zuschauer. Ohne größere Schwierigkeiten erreichten die beiden Schiffsrümpfe die schöne Bucht und wurden mit lauten Begeisterungsstürmen von den Bewohnern empfangen.

 

Der alte Bootsbauer hatte sich während der Flussfahrt viele Notizen über das Verhalten der Schiffe gemacht und besprach diese jetzt mit den anderen Bootsbauern. Vorrangig musste das Problem mit dem Gewicht gelöst werden, das Holz hatte einen so starken Auftrieb, das sich die Rümpfe nur schwer steuern ließen. Es mussten Gewichte in den untersten Rumpf gepackt werden.

 

In dem ruhigen Wasser der schönen Bucht gingen die Arbeiten zügig voran, laute Freudenschreie klangen auf, als die Masten gesetzt wurden. Das große Segel folgte, die Takelage, die vielen Seile mussten geordnet und befestigt werden.

 

Endlich, endlich erhielt Kaah-Mer die Nachricht, dass die beiden Schiffe für die erste Ausfahrt bereit sind. Er holte Doree aus der Schule und fuhr mit ihr zur schönen Bucht. Als ihr kleines Boot in die schöne Bucht einfuhr, sahen sie die beiden Schiffe zum ersten Mal komplett fertig im Wasser liegen.

Doree schossen Tränen vor lauter Freude in die Augen, auch Kaah-Mer musste heftig schlucken. Der alte Bootsbauer schaute stolz und voller Freude mit den anderen Bootsbauern Kaah–Mer entgegen.

Im ersten Moment fehlten Kaah–Mer die richtigen Worte.

 

Morgen fahren wir aufs Meer und dann werden wir sehen, ob das, was wir da gebaut haben, gut gelungen ist oder nicht.

Kaah–Mer strahlte wie ein kleines Kind.

Die Schiffe sind hervorragend gelungen und genauso hervorragend werden sie morgen über das Meer segeln!

 

Doree taufte das eine Schiff auf den Namen „ Darkahr“, des legendären Fürsten und die Frau eines Bootsbauers taufte das andere Schiff auf den Namen „Sirgith“, die Frau des Fürsten und sagenhafte Kriegerin, Bogenschützin und Heilerin.

Tief bewegt bedankte sich Kaah–Mer für diese schöne Geste und diese hohe Ehre.

 

Die Fischer wollten die Schiffe aus der Bucht bugsieren, aber der alte Bootsbauer bedankte sich bei den Fischern, er wolle die Schiffe eigenständig hinaus steuern.

Aufgeregt und erwartungsvoll standen Kaah–Mer mit Doree am Bug des Schiffes und sahen zu, wie das Schiff langsam auf die schmale Ausfahrt zu steuerte. Die Ruderer reagierten schnell auf jeden Zuruf des Bootssteuerers und mit einem eleganten Schwung kam das Schiff um den Felsen und nickte leicht mit dem Bug in die erste Welle des Meeres ein.

Die Männer hantierten jetzt mit den verschiedenen Seilen und rauschend fiel das große Segel von dem Querbalken am Mast herunter und wurde nach der Windrichtung getrimmt an der Bordwand befestigt.

Doree stieß vor lauter Überraschung einen leisen Schrei aus. Kaah–Mer legte beruhigend seinen Arm um ihre Schulter, das ist schon in Ordnung, sagte er lachend zu ihr.

Der Wind füllte prall das Segel und das Schiff nahm Fahrt auf. Doree kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, soviel neues und unbekanntes stürmte auf sie ein.

 

Die Schiffe hatten die schützende Uferzone verlassen und jetzt packte der Wind die Schiffe und legte sie kräftig auf den Steuerbordbug. Erschreckt hielt sich Doree an ihrem Kaah–Mer fest, der hatte seine Freude an der brausenden Fahrt.

Der alte Bootsbauer schritt derweil hin und her, machte sich Notizen, ließ ein Manöver nach dem anderen ausführen und war nicht so richtig zufrieden. Unter Segeln reagiert das Schiff zu träge, murmelte er zu Kaah–Mer gewandt, das muss schneller gehen, aber sonst sind die Schiffe schon ganz gut geworden.

Zum Abschied sagte der alte Bootsbauer tröstend zu Kaah–Mer, in zwei Mondzyklen kann deine Reise beginnen. Wir müssen nur noch Kleinigkeiten ändern und verbessern!

 

Frohgemut fuhr Kaah–Mer mit Doree zurück in die weite Ebene.

Die Reise

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, ständig pendelten Boote und Flachkähne zwischen der weiten Ebene und der schönen Bucht hin und her. Kaah-Mer suchte sich schon Soldatinnen und Soldaten aus, die ihn auf seiner Reise begleiten sollten.

Odraat bestand darauf, dass auf den Schiffen eine Kriegsmaschine montiert wurde, seine Argumente sprachen unbedingt dafür, denn keiner konnte Kaah–Mer sagen, was ihn auf der Reise alles passieren könnte.

Die Kriegsmaschinen wurden im vorderen Teil des Schiffes montiert und gut befestigt, die Maschinen nahmen sehr viel Platz weg, hatten dafür aber auch eine sehr beruhigende Wirkung.

Kaah–Mer war erstaunt, wie tief die Schiffe jetzt im Wasser lagen, die Bordwände ragten gerade noch eine halbe Mannshöhe aus dem Wasser.

Eine der Neuerungen, von dem der alte Bootsbauer gesprochen hatte, war deutlich zu sehen. Von dem Mast liefen mehrere Seile vorne zum Bug und an einem der Seile war ein kleines Dreiecksegel befestigt. Das kleine Segel sollte das manövrieren wesentlich erleichtern.

 

Alle Beteiligten waren eingetroffen, der Proviant und die Wasservorräte waren gut verstaut, die Handelsware war gut verpackt in den Laderäumen verschwunden, es konnte losgehen!

Langsam und gewichtig glitten die schwer beladenen Schiffe unter den Ruderschlägen aus der schönen Bucht. Viele hundert Menschen standen an den Ufern und winkten Abschied nehmend den Schiffen nach.

Kaah–Mer stand mit Doree ganz vorne am Bug der „Darkahr“ und konnte es kaum fassen, das es jetzt endlich losging. Er sah Doree an und sah die Tränen über ihr hübsches Gesicht laufen. Sie hob ihr Gesicht und strahlte Kaah–Mer unter Tränen an, ist es nicht einfach fantastisch, dass wir beide zusammen diese Reise machen können?

 

Die „Darkahr“ umrundete die Felsen und drehte sich in den Wind. Das Segel wurde gesetzt, auch das kleine Bugsegel wurde ausgezogen. Der Wind blähte das Segel und überraschend schnell nahm das Schiff Fahrt auf.

Doree war restlos begeistert, Kaah–Mer staunte darüber, wie ruhig die „Darkahr“ durch das Wasser glitt. Er fragte den alten Bootsbauer danach und der lachte Kaah–Mer freundlich an, das Schiff ist voll beladen, da braucht es schon etwas mehr Wind, um uns ins schaukeln zu bringen.

 

Die „Sirgith“ folgte in einer halben Schiffslänge auf der Backbordseite, beide Schiffe verließen die schützende Uferzone und jetzt drückte der Wind die beiden Schiffe erst richtig voran.

Der alte Bootsbauer passte einen ruhigen Moment ab und sprach Kaah–Mer etwas verlegen an:“ Ich wollte mich bei dir bedanken.“ Kaah–Mer sah ihn erstaunt an, “ auf diese Chance hatte ich immer im Stillen gehofft, mit großen Schiffen in die Welt zu fahren und jetzt, er breitete voller Freude seine Arme aus, Welt, wir kommen!“ 

 

Kaah–Mer hatte sich mit den beiden Bootsführern darauf geeinigt, dass die beiden Schiffe erstmal den Verlauf des Ufers folgen sollen. Kaah–Mer wollte damit unnötige Risiken vermeiden und die Möglichkeit haben, die Vorräte an geeigneten Uferplätzen auffrischen zu können, vor allen ging es ihm dabei um frisches Wasser.

 

Es dauerte eine Weile, bis alle ihren Platz gefunden hatten, die Soldatinnen und Soldaten hatten sich in drei Gruppen aufgeteilt und lagerten im Bug bei der Kriegsmaschine, im Heck nahe der Ruderpinne und zur Hälfte an der linken und rechten Bordwand. Die Männer, die zur Schiffsmannschaft gehörten, hatten sich am Fuß des Mastes eingerichtet.

 

Die Landschaft glitt ruhig, fast majestätisch erhaben wirkte das gewaltige Gebirge von der See aus. In Schwindel erregende Höhen wuchteten sich die Felsmassen gen Himmel.

Die beiden Schiffe segelten den ganzen Tag an dem Gebirge vorbei. Das Gebirge nahm kein Ende, Berg an Berg reihte sich aneinander.

Der Bootsführer legte die „Darkahr“ auf den Steuerbordbug, um der Uferlinie folgen zu können und um einen geeigneten Ankerplatz für die Nacht zu finden. Er steuerte die „Darkahr“ in eine kleine Bucht, hier war das Wasser ruhig und die hohen Felsen hielten den Wind ab.

Die Schiffe wurden gut vertäut und die mitgeführten Boote zu Wasser gelassen, sie wollten die Uferregion erkunden, um vielleicht einen geeigneten Lagerplatz zu finden, aber die schroffen Felsen verhinderten jedes Anlegen. Sie fanden ein kleines Rinnsal zwischen den Felsen. Die Männer füllten die Wasserfässer auf, während die Soldatinnen sich um das Abendessen kümmerten.Die Menschen waren von dem erlebten ersten Tag der Reise so aufgewühlt, das kaum einer zur Ruhe kam, bis weit in die Nacht sprachen sie über Dinge, die sie heute gesehen und gespürt hatten.

 

Mit dem ersten Sonnenlicht wurde es wieder munter auf den Schiffen. Beim Frühstück wurde wild herum spekuliert, was sie wohl heute sehen und erleben werden.

Die „Sirgith“ wurde langsam aus der kleinen Bucht gerudert, gefolgt von der „Darkahr“. Die Segel rauschten herunter und der Wind trieb die beiden Schiffe vor sich her, der Spaß hielt bei den Menschen unvermindert an. Das reisen auf den Schiffen war mühelos und angenehm, es war fast nichts zu tun und man kam trotzdem schnell voran.

Die Soldaten zeigten sich gegenseitig einen Schwarm größere Fische, die den Schiffen folgten, es sah fast so aus, als ob die Fische um die Schiffe herum spielen würden. Sie hielten mühelos die Geschwindigkeit der Schiffe mit.

Aufgeregt zeigte Doree zum Ufer, sieh Kaah–Mer, sieh doch, Kaah–Mer schaute hoch und sah, was Doree so in Aufregung versetzte. Das gewaltige Gebirge wurde tatsächlich flacher und ging langsam in eine hügelige Landschaft über. Grün und dicht bewaldet.

Kaah – Mer freute sich, Doree, dann finden wir für heute Abend bestimmt einen Lagerplatz an Land. Auch die Soldaten haben entdeckt, dass das Gebirge dem Ende zu ging, das ist wirklich ein riesiges Gebirge, staunte eine Soldatin.

Kaah–Mer beugte sich über die Karte, auf der die junge Frau den Uferverlauf eingezeichnet hatte. Doree und die Soldatin wechselten sich bei der Herstellung der Karten ab, sie informierten sich aber ständig gegenseitig, wenn sie etwas Auffallendes oder besonderes gesehen hatten. So erhielt die Karte wieder ein Detailreichtum, den Kaah– Mer so sehr schätzte.

Die Reisenden fanden tatsächlich einen guten Lagerplatz am Ufer. Kaah–Mer hatte also damit recht behalten. Der Lagerplatz hatte frisches Wasser für die Menschen und die Jäger brachten frisches Wildbret.

Kaah–Mer achtete darauf, dass die Wasservorräte aufgefüllt wurden. Die Menschen nutzten die Bewegungsfreiheit an Land ausgiebig aus, besonders die jungen Leute rannten und sprangen ausgelassen durch das grüne Gras.

 

Kaah–Mer und Doree spazierten in den lichten Wald und entdeckten dabei Bäume voller Obst. Das Obst können wir gut gebrauchen, ich lasse es sofort abpflücken. Kaah-Mer setzte sich mit Doree auf einen Baumstamm, er dachte an den Abschied von seinen Eltern. Sein Vater schaute ihn wie ein waidwundes Tier an, er wäre so gerne mit dabei gewesen. Seine Mutter sah ihn mit tränennassem Gesicht stumm an.

Ein enorm bedeutender Augenblick war es für ihn, als sein Vater ihm das magische Schwert der Waldwesen überreichte. Passt auf euch auf und kommt gut zurück, schluchzend lief seine Mutter aus dem Raum.

 

Doree sah Kaah–Mer an, ist etwas nicht in Ordnung, sie war besorgt, nein, nein, kam es von Kaah–Mer, ich dachte bloß gerade an den Abschied von meinen Eltern, o je, nickte Doree. Dein Vater wäre am liebsten stehenden Fußes mit gekommen. Ja, es hat ihm fast das Herz gebrochen, als er uns gehen lassen musste.

 

Mehrere Frauen und Männer gingen mit Körben tragend in den von Kaah–Mer bezeichneten Wald und pflückten das reife Obst, das war eine willkommene Ergänzung zu ihrem Essen. Der Essensduft, der aus dem Lager herüber wehte, lockte Kaah–Mer und Doree ins Lager zurück, bis auf die Wache, haben sich alle um die Feuerstelle versammelt. Mit gutem Hunger wurde das Essen angenommen und auf einmal herrschte Ruhe im Lager.

 

Der alte Bootsbauer wuselte immer noch um die Schiffe herum, klopfte mit den Handknöcheln gegen die Bordwand und legte sein Ohr nahe an das Holz, anschließend öffnete er die Ladeluken und stieg in die Laderäume hinunter. Nach einer ganzen Weile erschien er wieder und kam mit einem recht zufriedenen Gesichtsausdruck zur Feuerstelle und bat um etwas Essen.

Kaah–Mer setzte sich fragend zu dem Alten, ich sah dich bei den Schiffen, ist alles in Ordnung? Der Alte nickte Kaah–Mer beruhigend zu, ja, alles in Ordnung, keine Probleme, Kaah–Mer bedankte sich bei dem Alten und kehrte zu Doree zurück. Alles in Ordnung, konnte Kaah–Mer weiter geben.

 

Die beiden Schiffe glitten mit dem leichten Wind langsam über das glatte Wasser, etwas entfernt lag dichter Dunst über dem Wasser. Es war merkwürdig still, außer den Geräuschen der Schiffe war nichts zu hören. Der Bootsführer und seine Bootsleute wirkten irgendwie leicht beunruhigt, obwohl nichts Ungewöhnliches oder Bedrohliches zu bemerken war. Die beiden Schiffe wurden näher an das Ufer gesteuert, langsam glitt die grüne Landschaft vorbei. Die Unruhe der Bootsleute übertrug sich jetzt auch auf die Soldaten und ein Truppführer fragte bei den Bootsleuten nach:“ Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“

Der wiegte bedächtig seinen Kopf hin und her, ich bin mir nicht sicher, aber es könnte ein Sturm aufziehen. Immer wieder sah sich der Bootsführer um und plötzlich schrie er, Segel reffen und alle gut festhalten und schon fegte eine Sturmbö über die Schiffe, das alles wegflog, was nicht gut vertäut war.

Die Hecks der beiden Schiffe wurden von großen Wellen hoch gehoben und erschreckte Rufe und Schreie gellten über die Schiffe. Die Welle rollte unter den Schiffen weiter und hob jetzt den Bug, wieder hörte man erschreckte Schreie. Der Bootsführer der „ Darkahr“ machte heftige Zeichen zur „Sirgith“ herüber, der Bootsführer zeigte an, das er die Zeichen verstanden hatte und die beiden Schiffe drehten langsam über den Backbordbug in den Wind und jetzt hielten die Schiffe ihren Bug in die Wellen und ritten sie erstaunlich einfach ab.

Der Sturm hatte den Dunst vertrieben und die Sicht über dem Meer geklärt. Das eine oder andere Gesicht sah schon etwas besorgt den Wellenbergen entgegen, die da auf die Schiffe zu rollten, dazu das Gejaule und Brüllen des Sturmes, alles auf dem Schiff war natürlich klatschnass und das festhalten wurde langsam problematisch. Die Menschen rutschten auf dem nassen und glatten Holzdeck hin und her, die Bootsleute spannten deswegen Seile quer von Bordwand zu Bordwand und schafften so Halt für die Menschen.

 

Hoch und runter ging es mit dem Bug, dann mit dem Heck, hinzu kam ein seitliches Rollen, die Schiffe ritten den Sturm beruhigend ab. Die nicht so seefesten Soldaten begannen zu stöhnen und schon hingen die ersten an der Bordwand und fütterten die Fische!

Gegen Mittag frischte der Sturm noch mal kräftig auf und die Wellen wurden schon mächtig hoch. Dann flaute der Sturm ab und der Bootsführer ließ wieder das Segel setzen. Sofort verhielt sich die „Darkahr“ wesentlicher ruhiger. Zielstrebig steuerte der Bootsführer das Schiff Richtung Ufer und alle waren höchst erstaunt, dass sie an demselben Platz ankerten, den sie heute Morgen verlassen hatten.Der Tag auf dem Meer hatte sie nicht weiter gebracht, aber der alte Bootsführer war hoch zufrieden. Die Schiffe haben den Sturm bravourös überstanden. Es war nur wenig Wasser in die Laderäume eingedrungen. Die Ladung ist davon nicht beschädigt worden.

 

Mit viel Erleichterung bauten die Menschen das Lager auf, lange noch wurde über den überstandenen Sturm gesprochen und wie gut die Schiffe den Sturm überstanden hatten. Nur wenige von ihnen hatten je eine Schiffsfahrt mit gemacht, die Bootsführer munterten die Menschen etwas ironisch auf, dass wollt ihr Sturm nennen? Dann wartet mal ab, wenn wir in einen richtigen Sturm geraten!

 

Die beiden Schiffe folgten weiterhin den Uferverlauf, das Wetter war ruhig, es blies ein angenehmer, gleichmäßiger Wind. Die Schiffe kamen gut voran. Am Ufer wuchsen wieder Berge in die Höhe und die Berge wuchsen wieder zu einem hohen Gebirge. Bäche und kleinere Flüsse mündeten im Meer. Das Ufer bog sich nach Norden und gab eine große Bucht frei. Durch die hohen Berge war die Bucht vor dem Wind geschützt und für die Nacht fanden sie einen sehr schönen Lagerplatz. Die Schiffe konnten sehr nahe ans Ufer fahren, das erleichterte ungemein das an Bord nehmen der Wasservorräte.

 

Die Schiffe folgten dem Verlauf des Ufers in die weite Bucht, die dann einen Knick in Richtung Südwesten machte und hier sahen die Menschen auf den Schiffen zum ersten Mal die riesigen Tiere im Wasser schwimmen. Eines der Tiere schwamm eine Weile genau neben der „Darkahr“, als wolle das Tier beobachten, was es mit den Schiffen auf sich hat. Die Menschen konnten jetzt deutlich sehen, dass das Tier größer als die „Darkahr“ war und es machte sich Furcht an Bord breit.

Die Bootsführer steuerten auf Anweisung von Kaah-Mer das Ufer an. Die Tiere verschwanden, sobald die Schiffe flacheres Wasser erreichten.Ein aufgeregtes und furchtsames Stimmengewirr flog zwischen den beiden Schiffen hin und her, die Menschen waren von der Begegnung mit den riesigen Tieren aufgewühlt. Keiner konnte etwas über diese Tiere sagen und waren sie selbst sicher auf den Schiffen?

 

Die Schiffe steuerten gerade etwas vom Ufer weg, als die Tiere wieder auftauchten. Wieder sah es so aus, als würden sie die Schiffe und die Menschen darauf genauestens beobachteten. Irgendwann verschwanden sie dann in der Tiefe der See und sehr erleichtert nahmen die Menschen wieder ihre Arbeit auf.

Die „Darkahr“ umrundete das Ende der Bucht und das Meer wurde unendlich weit. Das Ufer zeigte wieder nach Norden. Das Gebirge folgte immer noch dem Ufer und die Bootsführer suchten angestrengt nach einem geeigneten Ankerplatz. Sie fanden einen brauchbaren Ankerplatz direkt nach der Umrundung der Felsspitze am Ende der Bucht.

Dicht lagen die beiden Schiffe vor Anker. Kaah–Mer schickte zwei Suchtrupps aus, die nach Wasser suchen sollten, auch gingen einige Männer auf die Jagd, obwohl auf diesen kleinen Flecken kaum mit Jagdbeute gerechnet werden konnte. Kaah–Mer sprach mit Doree über den bisherigen Verlauf der Reise und zeigte sich sichtlich angetan, von dem, was sie bis jetzt gesehen und erlebt hatten, andere kamen dazu und bestätigten Kaah–Mer’ s Ansicht, nur die riesigen Tiere im Meer beunruhigen uns doch etwas! Glaubt mir, lachte Kaah–Mer leise, mich auch!

 

Sie hatten wieder schönes und ruhiges Wetter, die See war glatt und der leichte Wind trieb die Schiffe langsam an dem Ufer vorbei. Die großen Tiere zeigten sich heute nicht und auch sonst war nichts auf dem Meer zu sehen. Kaah–Mer wunderte sich ein wenig darüber. Er fragte den Bootsführer danach, es ist ein großes Meer, vielleicht segeln andere Schiffe weit im Süden, wer weiß?

 

Am Nachmittag des folgenden Tages verschwand langsam das Gebirge in der Ferne des weiten Landes und eine flache Ebene folgte. Nur wenige Sträucher und Bäume unterbrachen die Weite. Die Bootsführer legten die Schiffe zur Nacht an den flachen Strand, so konnte der alte Bootsbauer die Rümpfe der beiden Schiffe kontrollieren. Nach sehr genauer Untersuchung kam der Alte mit zufriedenem Gesicht zu Kaah–Mer und erklärte ihm, dass sich die Schiffe sehr gut halten, keinerlei Schäden waren zu sehen. Kaah–Mer freute sich mit dem Alten, er hatte mit seinen Männern wirklich zwei gute Schiffe gebaut.

 

Doree kam mit dem Abendessen zu Kaah–Mer und erfuhr von ihm, das die Schiffe die bisherige Reise gut überstanden haben. Das ist eine erfreuliche und beruhigende Nachricht, damit wandte sich Doree an den Bootsbauer, der freute sich sichtlich, dass die Arbeit seiner Männer und natürlich auch seine anerkannt wurde.

 

Sie segelten tagelang an dem flachen Ufer vorbei und die eintönige Landschaft nahm kein Ende. Eigentlich war nur das Grün der Landschaft für das Auge erfreulich. Es machte sich schon beinah Langeweile auf den Schiffen breit.

Die Soldaten genossen die warme Sonne, die Ruderer werkelten an irgendwelchen Arbeiten für das Schiff herum. Die Schiffe glitten ruhig und angenehm durch das stille Wasser, als von „Sirgith“ der Ruf herüber tönte, sie sind wieder da, die Tiere sind wieder da! Die Besatzungen waren sofort hellwach und schnell auf den Beinen und konnten mit vor Staunen weit offenen Mündern sehen, wie zwei der Riesentiere hoch aus dem Wasser sprangen und mit Donnergetöse nahe, sehr nahe der „Darkahr“ ins Wasser zurück fielen. Eine gewaltige Wassermenge spritzte hoch und schwappte in das Schiff, das stark schwankte.

Die Menschen hielten sich verzweifelt fest. Wollten die Tiere die Schiffe zum Kentern bringen? Wieder und wieder sprangen die Tiere hoch aus dem Wasser und klatschten mit Urgewalt ins Wasser zurück. Die Schiffe schwankten bedenklich. Schreckensschreie gellten über das aufgewühlte Wasser, als eines der Tiere gegen die „Sirgith“ stieß und damit das Schiff fast zum Kentern brachte.

Ein paar Menschen fielen dabei ins Wasser. Sie konnten aber schnell geborgen werden. Die Tiere folgten den beiden Schiffen noch eine Strecke und verschwanden dann im Meer.

 

Kaah–Mer zeigte den Bootsführern an, einen Ankerplatz anzusteuern, für heute hatten sie genug erlebt. Die Bootsführer legten die Schiffe an einem flachen Strand vor Anker. Kaah–Mer gab den Truppführern Bescheid, dass sie hier ein paar Tage lagern wollen.

Die Weisen Siergert und Guudrun wollen sich die Gegend hier genauer ansehen. Das Ufer machte einen leichten Bogen nach Westen ins Meer hinein und bog dann wieder nordöstlich ins Land zurück. In der Ferne konnte man wieder mächtige Berge erkennen.

Die beiden Weisen zogen am nächsten Morgen mit einem Trupp Soldaten los. Kaah–Mer übergab das Kommando über das verbleibende Lager an den Truppführer, um das flache Land zu erkunden.

Doree war sehr fröhlich, endlich mal wieder die Beine richtig gebrauchen zu können. Die Entdecker schritten zügig in die flache Landschaft fast genau nach Osten. Am fernen Horizont türmten sich wieder große, hohe Berge auf. Siergert kam zu Kaah–Mer, ist es in Ordnung, wenn wir bis in die Nähe der Berge gehen und dann in einem weiten, nördlich orientierten Bogen zurück gehen?

Natürlich, kein Problem, bestätigte Kaah–Mer.

 

Guudrun war von der flachen Ebene richtig angetan. Für die Feldwirtschaft hervorragend geeignet, ebenso für die Viehzucht. Der Truppführer machte aber darauf aufmerksam, dass die Ebene kaum Deckung bei einem Angriff bot, sie war offen wie ein Buch. Noch ist ja alles hypothetisch, beruhigte Kaah–Mer, aber vielleicht ist es in der Nähe der Berge besser.

Doree schaute Kaah–Mer etwas erstaunt an, denkt man daran, die weite Ebene zu verlassen? Nein, nein, wehrte Kaah–Mer ab, aber es ist immer von Vorteil, von einem guten Land zu wissen.

 

Das sah Doree ein, Siergert zeigte an, das sie hier zu Mittag lagern wollen. Der Platz lag auf einer winzigen Erhöhung, so konnten die Menschen etwas weiter in die Ebene schauen. Es war nichts, außer Gras und ein paar Sträucher und ein paar Bäume war nichts zu sehen.

Der Truppführer fragte Siergert erstaunt:“ Eigentlich müsste es doch hier vor Wild nur so wimmeln?“ Siergert war darüber auch sichtlich erstaunt, auf diesem riesigen Stück Land war kaum Leben. Kaah–Mer verstand es ebenfalls nicht, es gab doch genügend Wasser und Gras in Hülle und Fülle. Manchmal sah man einen Vogel am Himmel!

 

Seltsam!Die Menschen erfrischten sich an dem klaren Wasser des kleinen Baches, der sich rechts von ihrem Lager durch das hohe Gras schlängelte. Nachdem sie die Wasservorräte ergänzt hatten, zogen sie weiter. Das Nachtlager schlugen sie am Rande eines kleinen Waldes auf, ein paar Männer sammelten trockenes Holz für die Feuerstelle. Sie sprachen immer noch über die fehlenden Tiere. Doree meinte dann, vielleicht ist hier etwas Schreckliches passiert, das alles Leben hier vernichtet hat? Das wäre eine Möglichkeit, nachdenklich schaute Siergert Doree an.

 

 Der Truppführer teilte die Wachen für die Nacht ein, wir werden die Augen und die Ohren offen halten und wachsam sein. Schnell kehrte Ruhe im Lager ein, das ungewohnte laufen machte sich bemerkbar.

 

Die Entdecker marschierten weiter in die Ebene hinein, es änderte sich nichts. Die Landschaft blieb eintönig, weit im Osten schimmerten blau die fernen Berge.Gegen Abend konnten sie links und rechts ebenfalls Berge erkennen, eine Soldatin meinte dazu, fast wie die weite Ebene, alle stimmten ihr zu.

Der Essensduft lockte die Menschen zur Feuerstelle und schnell saß die Runde beim Abendessen. Es wurde viel herum spekuliert, was diese flache Ebene morgen bietet, eine Soldatin lachte laut, Gras, was sonst. Ohne besondere Vorkommnisse erreichten sie ihren dritten Lagerplatz, jetzt konnten sie das Gebirge im Süden gut erkennen.

Die Berge schoben sich doch ganz schön tief in die flache Ebene.

 

Am vierten Tag waren sie dem gewaltigen Gebirge im Osten schon sehr nahe gekommen, bis zum Rand des Gebirges dürfte es höchstens noch ein Tagesmarsch sein. Aber Siergert ließ den Trupp am nächsten Morgen in einem weiten Bogen erst nach Norden und dann nach Westen marschieren, nahe dem Nördlichen Gebirge. Die zwei Kundschafter kamen ziemlich aufgeregt zurück und berichteten Kaah–Mer, das sie Überreste einer Siedlung entdeckt haben.

Aufgeregt nahmen die Menschen Kenntnis von der Neuigkeit. Da die Überreste der Siedlung auf ihrem Weg lagen, zeigte Siergert an, das sie sich die Siedlung anschauen wollen. Gegen Mittag erreichten sie die Überreste der Siedlung, die schon völlig überwuchert und zugewachsen war, aber man konnte noch die Grundrisse einzelner Hütten erkennen, auch die Reste eines Brunnens, eine weitere Ruine konnte nicht erkannt werden, was das gewesen sein sollte, konnte keiner erkennen oder erklären.

Sie fanden auch keinerlei Hinweise, wer die Bewohner dieser Siedlung gewesen waren und was mit ihnen passiert war. Sind sie einfach weiter gezogen oder war die Zerstörung der Siedlung die Folge eines Überfalls? Fragen, die wohl für immer ungelöst bleiben.

 

 Nachdem Mittagessen zogen sie weiter. Siergert führte den Trupp jetzt nach Westen, Richtung Ankerplatz der Schiffe. Das Lager wurde in Sichtweite der nördlichen Berge aufgebaut. Guudrun erkundete die nähere Umgebung des Lagers, sie war ganz fasziniert von den vielen Pflanzen, die hier wuchsen und die für sie fremd waren.

In der weiten Ebene kamen diese Pflanzen nicht vor. Guudrun sammelte Samen von den fremden Pflanzen ein, sie wollte die Pflanzen den Heilerinnen zeigen, vielleicht sind ja neue Heilkräuter dabei.

Doree und die Soldatin fertigten viele Zeichnungen von den fremden Pflanzen und von den Sträuchern an. Auch von den vielen unbekannten Blüten fertigten sie Zeichnungen an, aber ihr Hauptaugenmerk galt natürlich nach wie vor der Anfertigung von Karten.

 

Vorsichtig wurden unbekannte Früchte probiert, einige schmeckten einfach herrlich, andere hatten einen fürchterlichen Geschmack, aber von allen nahm Guudrun einige für die Heilerinnen mit.

Die Jäger kamen mit leeren Händen zu den Schiffen zurück. Jetzt versuchten die Männer es mit dem Fischfang, einige fuhren mit den Booten auf das Meer hinaus und warfen ihre Netze aus, andere versuchten ihr Glück mit Angeln. Der Fischfang war weitaus erfolgreicher, die beiden Boote brachten volle Netze mit, auch die brachten Angler ihre Beute zur Feuerstelle. Überrascht wurden die vielen unbekannten Fische begutachtet, zwei davon waren wirklich groß und hatten beeindruckende Zähne in dem großen Maul.

Obwohl sie schon verzweifelt auf dem Trockenen herum zappelten, versuchten diese beiden Fische immer noch, ihre großen Zähne in die anderen Fische zu schlagen.

Ein älterer Mann sortierte die Fische und warf einige wieder ins Wasser, die sollten wir besser nicht essen. Aber auch so waren noch genügend Fische für alle da. Bedauerlich war nur, dass die vielen gefangenen Fische schnell verzehrt werden mussten, jetzt fehlte die Fischräucherei. Der ältere Mann, der die Fische sortiert hatte, winkte zwei weitere Männer zu sich und erklärte ihnen, was er vor hatte.

 

Sie gingen zu den wenigen Bäumen, die in der Nähe ihres Lagerplatzes wuchsen und sammelten dort trockenes Holz.Der Mann errichtete aus den größeren Ästen eine Art Pyramide und stapelte zerkleinertes Holz darunter, darauf legte er frische grüne Blätter und zündete das trockene Holz an.

Er wartete eine Weile und legte dann einige Fische in den aufsteigenden Rauch, erfreut sahen die umstehenden Menschen, wie sich die Fische langsam goldgelb verfärbten, so wie sie die Fische aus ihrer Räucherei kannten. Die Männer richteten ein zweites Räucherfeuer ein, so wurden die Fische zügig geräuchert und die Küche packte sie sorgfältig ein.

Die Schiffsmannschaften arbeiteten an den Schiffen, besserten Kleinigkeiten aus und verbesserten das eine oder andere. Der alte Bootsbauer besprach mit den Bootsführern die Möglichkeit, ein weiteres Segel vom Mast zum Heck anzubringen, vielleicht erhöht das die Wendigkeit der Schiffe noch mal. Schon machten sich die Männer an die Arbeit, sie befestigten die benötigten Seile an den Mast und an dem Heck, versuchten, ob sich das Segel gut bedienen ließ und planten für den nächsten Tag eine Probefahrt.

 

Die für die Küche verantwortliche Frau sprach bei Kaah–Mer vor, unsere Vorräte werden langsam knapp, wir müssen unbedingt Nachschub bekommen. Wie lange reicht unser Vorrat, fragte Kaah–Mer zurück, zwei, vielleicht noch drei Tage.

Hoffen wir auf unser Jagdglück, vielleicht bringen die Jäger heute Beute. Aber wieder kamen die Jäger erfolglos zurück. Sie schüttelten mit den Köpfen, das ist ein seltsames Land, es ist wie leer gefegt, als wenn alle Tiere verjagt worden wären oder alle ausgestorben sind.

Einige Soldatinnen brachten nur wenige Früchte und Beeren von ihrem Sammelgang mit. Kaah–Mer sprach mit Guudrun über das Problem und sie einigten sich, das sie ein paar Soldaten zum Lagerplatz am Ufer des Meeres zurück schicken werden, wenn die Nahrung tatsächlich für den Verlauf der Expedition zu knapp werden sollte.

 

Das nördliche Gebirge verflachte sich im Laufe des Tages und Siergert fand ein sehr großes Erzvorkommen, Doree zeichnete das Erzvorkommen sorgfältig in die Karte ein. Die Jäger hatten endlich wieder etwas Jagdglück. Sie konnten mehrere Vögel erlegen, die hochwillkommen zur Küche wanderten.

Das nördliche Gebirge bröckelte sich in einzelne Felsbrocken auf.

 

Sie bauten ihr Lager am Ende einer Felsformation auf und konnten in ein weiteres Teil der flachen Ebene sehen. Es war wesentlich schmaler als das von ihnen durchwanderte Teil der Ebene.

Doree schmiegte sich an Kaah–Mer, irgendwie habe ich den Eindruck, als wirke dieser Teil bedrohlich.

Kaah–Mer drückte seine Doree an sich, stimmt, es hat eine seltsame Stimmung.

 

Am nächsten Morgen führte Siergert den Trupp in den neuen Teil der Ebene, das sich lang und schmal nach Osten ausdehnte und später einen leichten Knick nach Süden machte.

Unruhe machte sich bei den Menschen breit, auch die Soldaten wirkten angespannt und sehr wachsam. Erschreckt, aber auch staunend sah Doree, wie das Schwert, das Kaah–Mer festgeschnallt auf dem Rücken trug, zu leuchten begann.

In Intervallen leuchtete das magische Schwert mal heller, mal dunkler in einem intensiven Blau. Doree machte sehr aufgeregt Kaah–Mer darauf aufmerksam. Ich habe es schon gespürt, jetzt sahen es auch die anderen und machten sich gegenseitig darauf aufmerksam.

Sorge und auch etwas Furcht machte die Menschen vorsichtig. Die Kundschafter kamen zurück und zeigten sehr aufgeregt einige Dinge, die sie gefunden hatten. Kaah–Mer sah sich die Bruchstücke an und erkannte sofort, das es sich um Bruchstücke von Rüstungen der Bestien von der wilden Horde handelte. Die anderen Bruchstücke waren unschwer als Rüstungen der Kleinwüchsigen zu erkennen, ein weiteres Bruchstück konnte Kaah–Mer nicht einordnen.

Es machte fast einen unwirklichen Eindruck, es war aus einem Material gefertigt, das keiner von ihnen kannte.Doree sah sich die Teile grübelnd und nachdenklich an, diese Bruchstücke stammen von den Rüstungen der Waldwesen! Diese Feststellung schlug wie eine Bombe ein.

Die wilde Horde, die Kleinwüchsigen und die Waldwesen, wo sind sie hier herein geraten? Jetzt wussten alle, wieso in diesem Teil der Ebene eine so bedrückende Stimmung herrschte, hier musste eine furchtbare Schlacht zwischen den drei so unterschiedlichen Völkern statt gefunden haben und sie müssen sich gegenseitig total ausgelöscht haben

 

.Vorsichtig führte Siergert den Trupp weiter, Kaah–Mer und der Truppführer hatten sich mit Siergert geeinigt, die Ebene weiter zu erkunden, aber sobald Gefahr droht, soll der Trupp sofort zu den Schiffen zurück kehren.

Jetzt fanden die Menschen viele gebleichte Knochen, Totenschädel lagen grinsend im Gras, ganze Skelette sahen sie, hier muss wirklich eine fürchterliche Schlacht getobt haben.

Überall lagen Waffen der gefallenen Krieger, Soldaten hoben das eine oder andere Schwert auf, auch Bogen waren noch zu gebrauchen. Köcher voller Pfeile fanden sie. Speere lagen im Gras.

An den Skeletten konnte man jetzt noch sehen, wie die Bestien der wilden Horde ihre Gegner verstümmelten, kaum eines der Skelette der Kleinwüchsigen war komplett, an jedem Skelett fehlten die Arm – und Beinknochen.

 

Bedrückt gingen die Menschen an den Knochenbergen vorbei. Zum frühen Abend lies Kaah–Mer schon das Lager aufbauen, er wollte den Menschen Gelegenheit geben, das erlebte und gesehene am heutigen Tag zu verarbeiten.

Es war auffallend ruhig, ja beinah totenstill im Lager. Der Truppführer hatte die Wachen verdoppelt, das Lager war im Schutz einiger Felsen eingebettet, in der Nähe war frisches Wasser.

Das karge Abendessen besserte die Stimmung auch nicht auf, still und nachdenklich legten sich die Menschen zur Ruhe.Doree war erstaunt, dass das Schwert von Kaah–Mer immer noch glühte, es zeigt uns Gefahr an, ich weiß bloß nicht, welche Art von Gefahr. Grübelnd zog Kaah–Mer das Schwert aus der Scheide und hielt es abwägend in der rechten Hand.

 

Ein Soldat holte Kaah–Mer und zeigte auf drei dunkle, unheimliche Höhleneingänge. Kaah–Mer und der Truppführer waren sich sofort darüber einig, das es sich hierbei um Eingänge von Höhlen der wilden Horde handeln muss.

Der Truppführer stellte eine Gruppe von freiwilligen Soldaten zusammen. Kaah–Mer schloss sich sofort an und äußerst vorsichtig betraten sie die Höhle. Ein furchtbarer Gestank hing in der feuchten, modrigen Luft. Die Fackeln hatten Mühe, das unheimliche Dunkel zu durchdringen. Auch hier lagen überall modrige Knochen und ganze Skelette der Bestien herum.

Kaah–Mer war sich sicher, das hier eine Schlacht getobt haben muss, die alle Vorstellungen sprengt. Der Trupp drang tief in den Höhlengang ein, es war unheimlich in der Höhle und totenstill. Sie erreichten eine Art Saal, hier fanden sie noch mehr Knochenberge, auch Reste von Schmiedestellen konnten sie noch erkennen. 

Kaah–Mer zeigte dem Truppführer an, das sie zurückgehen können, er war sich sicher, dass hier keine Bestie mehr lebte. Tief einatmend und sehr erleichtert trat der Trupp wieder ins Sonnenlicht, erfreut von den anderen begrüßt.

Kaah–Mer spürte eine Art Vibration in dem magischen Schwert, es war ihm, als zöge ihn das Schwert zum Höhleneingang. Er gab nach und als das Schwert den Fels berührte, schlossen sich die Höhleneingänge wie von Zauberhand, die Menschen sahen es mit furchtsamen Erstaunen, aber auch mit riesiger Erleichterung.

Kaah–Mer schloss mit dem magischen Schwert gründlich die Höhleneingänge, bis nichts mehr darauf hin wies, das hier einmal Eingänge von Höhlen der wilden Horde gewesen waren. 

 

 Die Ebene wurde von den Felsen eingeengt, die Berge warfen lange Schatten, es war merkwürdig halbdunkel und totenstill. Die Ebene bog jetzt mehr nach Süden und Siergert ließ an dem Bogen das Lager aufschlagen. Siergert und Kaah–Mer nutzten die Zeit bis zum Abendessen und schritten noch etwas weiter in die immer schmaler werdende Ebene und sahen dann das Ende.

Hohe Felsen begrenzten die Ebene. Die beiden Männer drehten sich um und gingen Richtung Lager. Kaah–Mer entdeckte mehr zufällig als bewusst ein offenes Felsentor von den Kleinwüchsigen, vorsichtig schlichen sich die Männer heran, aber auch hier war es totenstill. Kein Anzeichen von Leben.

Siergert wies Kaah – Mer daraufhin, dass das magische Schwert wieder glühte. Kaah–Mer zog die Waffe und das Schwert schloss auch hier die Felsen.

Während sie aßen, erzählten die Männer ihr Erlebnis. Doree sagte dazu:“ Jetzt fehlt nur noch ein Hinweis auf die Waldwesen.“

 

Der alte Bootsbauer ließ beide Schiffe mit den neu angebrachten Segeln zu einer Probefahrt auslaufen. Leider wehte nur ein leichter Wind, aber selbst dabei konnte er feststellen, dass die Schiffe bei den verschiedenen Manövern viel besser auf das Ruder reagierten, als es vorher der Fall war.

Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ lieferten sich ein sportlichen Wettkampf, exakt fuhren die beiden Bootsführer die Manöver aus, leicht folgten die Schiffe dem Ruder, der alte Bootsbauer hatte seine helle Freude daran. Erst als der Wind fast von vorne in die Segel blies, bockten die Schiffe, damit kamen die Schiffe nicht zu recht.

 

Der alte Bootsbauer grübelte über dieses Problem seit Beginn der Reise. Einer der Ruderer machte den Alten auf die zwei großen Schiffe aufmerksam, die weit am Horizont, schwach zu sehen waren.

Der Alte winkte sofort zur Rückfahrt, sollten sie entdeckt werden, war ein möglicher Angriff nicht auszuschließen. Sie wussten nichts über die Schiffe und den Menschen darauf, waren sie feindlich und kriegerisch, waren die Schiffe bewaffnet und vor allem, welche Waffen haben die Fremden?

Die „Darkahr und die „Sirgith“ konnten höchst wahrscheinlich nicht mithalten und eine Vernichtung der Schiffe durch einen Kampf musste unbedingt vermieden werden.Zügig strebten die beiden Schiffe den Ankerplatz an und hofften, dass sie von den beiden großen Schiffen nicht entdeckt worden sind.

Aber noch während der Rückfahrt verschwanden die Schiffe weit im Süden im Dunst des Horizonts. Heilfroh über den guten Ausgang, ankerten die Schiffe dicht am Ufer, der Truppführer ließ Wachen auf die Schiffe postieren. Die Bootsleute tarnten die Schiffe zusätzlich mit Zweigen und Ästen.

 

Siergert führte den Trupp jetzt nach Westen. Die Ebene öffnete sich, die Berge im Süden traten zurück und sie erreichten die große, flache Ebene, in der auch der Ankerplatz lag. Das Gebirge im Norden folgte ihren Weg den ganzen Tag. Siergert war sich sicher, das ihr Lager schon sehr nahe an dem Meer lag.

Morgen könnten sie das Lager erreichen. Nachdem die Felsentore verschlossen worden waren und sie die unheimliche Gegend mit den Überresten der Schlacht zwischen den Bestien der wilden Horde, der Kleinwüchsigen und der Waldwesen verlassen und wieder die offene Ebene erreicht hatten, besserte sich die Stimmung merklich, Lachen klang auf und die nahe Rückkehr zu den anderen stimmte die Menschen fröhlich.

 

Kaah–Mer sah sich voller Genugtuung das Kartenmaterial an, das von Doree und der Soldatin angefertigt worden war. Auch die Zeichnungen der Früchte, Blumen und Pflanzen waren hervorragend gelungen. Guudrun verwarte sie sorgfältig. Alles im allen war es doch noch eine erfolgreiche und interessante Entdeckertour geworden.

Der Trupp brauchte dann doch noch einen Tag mehr, bis sie das Lager erreichten, aber da es ein angenehmer Marsch durch das grüne Land war, wurde die Verzögerung leichten Herzens hingenommen. Mit großem Hallo wurden die Heimkehrer von den zurück Gebliebenen begrüßt und mit Wonne wurde das Essen entgegen genommen, endlich wieder frisches Essen, der Fisch duftete herrlich. Der Fisch war auf heißen Steinen zu bereitet worden. Genauso gerne wurde der geräucherte Fisch angenommen.

 

Kaah–Mer freute sich sehr, das die Stimmung im Lager wieder gut war. Die Bootsführer berichteten Kaah–Mer dann von den beiden großen Schiffen, er fand es auch richtig, dass sie eine Begegnung vermieden haben. Kaah– Mer gab dann vor dem Schlafengehen noch bekannt, das sie morgen noch hier am Ort bleiben und dann die Reise fortsetzen wollen.Mitten in ihren Vorbereitungen für die Abreise hielten sie inne, ein seltsames Geräusch schreckte sie hoch, ein furchterregendes Geräusch. Es klang wie ein schnelles, schleifendes schlurfen, als ob jemand beim Laufen die Füße nicht hoch heben kann. Dazu kam ein lautes und heftiges Schnaufen und Knurren.

Die Alarmrufe der Wachen klangen auf. Stummes Entsetzen stieg in den Menschen hoch, als sie sahen, was da in einem Höllentempo auf sie zugerast kam. Eine riesige Gestalt, mehr als drei Manneshöhen groß, mit gewaltigen Schultern, der Kopf oder was als solcher bezeichnet werden könnte, überragte kaum die riesenhaften Schultern. Arme, dicker als der Körper eines kräftigen Mannes. In der „Hand“ oder Klaue eine klobige Keule und in der anderen Klaue befand sich ein dicker Speer.

Kaah–Mer schrie seine Befehle, die Truppführer postierten ihre Bogenschützen und schon flog dem Ungeheuer ein Pfeilhagel entgegen. Wütend brüllte das riesige Untier auf, als sich die Pfeile in sein Fleisch bohrten. Aber unbeeindruckt stürmte das Vieh weiter auf das Lager zu.

Erst präzise geschossene Pfeile, die sich in seinen Hals bohrten, schienen eine Wirkung zu erzielen. Für einen kurzen Moment blieb das Ungeheuer stehen und versuchte die Pfeile zu entfernen, aber schon stürmte es laut brüllend weiter.

Kaah–Mer rief den Truppführern zu, schießt die Pfeile in die Beine, wir müssen das Vieh unbedingt stoppen. Die Beine, wie zwei dicke Säulen, waren im Nu gespickt mit Pfeilen. Wie der Rücken eines Igels mit Stacheln besetzt ist, mit einem wütenden Schmerzenschrei brach das Ungeheuer mit einem dröhnenden Platsch zusammen.

Der Boden erzitterte unter dem Gewicht des aufschlagenden Körpers. Trotz der vielen Verletzungen war das Untier noch immer nicht besiegt, es schlug immer noch mit Brachialgewalt mit seiner Keule herum. Bis ein beherzter Soldat auf den Rücken des Ungeheuers sprang und mit aller Kraft sein Schwert in dessen Nacken stieß. Ein markerschütternder Schrei brach aus dem weit aufgerissenen Maul der Bestie.

Es griff mit seiner Klaue den Soldaten und schleuderte ihn im hohen Bogen von seinem Rücken. Entsetzt sahen seine Kameraden, wie er hart auf den Boden aufschlug und mit gebrochenem Genick verdreht liegen blieb. Das Untier war wohl nicht mehr in der Lage, auf zustehen, die Wunden setzten ihn wohl langsam schwer zu.

Kaah–Mer zog das magische Schwert und sprang mit einem wilden Schrei auf den Rücken des Ungeheuers und stieß das Schwert mit aller Kraft in den Nacken der Bestie. Die Bewegungen des Untieres wurden langsamer. Sein Brüllen ging in ein schmerzhaftes und erschöpftes Schnaufen über, wieder stieß Kaah–Mer das magische Schwert in den Nacken und endlich streckte sich der gewaltige Körper und wurde still.

 

Erschöpft zogen sich die Menschen in das halbabgebaute Lager zurück.

Zwei Tote und drei schwerverletzte Soldaten hatten sie zu beklagen. Die Heilerinnen kümmerten sich sofort um die Verletzten.

Doree kam völlig aufgelöst zu Kaah–Mer, ich bin fast vor Angst gestorben, schluchzte sie im Arm von Kaah– Mer. Es ist ja noch mal gut gegangen, tröstete er die junge Frau.

Kaah–Mer, Siergert und die Truppführer verständigten sich darüber, das sie die Abreise wie geplant, heute fortsetzen.

Sie bestatteten die zwei toten Soldaten, brachten den Rest vom Lager auf die Schiffe. Die Verwundeten wurden gut untergebracht. Die Schiffe setzten die Segel und die Bootsführer steuerten die Schiffe aufs Meer hinaus

.Auf den Schiffen wurde der Überfall der Bestie heftig besprochen, alle waren noch immer furchtbar erschreckt und verstört, so etwas kannten sie nicht.

Eine der Heilerinnen meldete sich zu Wort:“ Unser Volk nannte diese Wesen Trolle, sie hausen hoch in den Bergen, eigentlich sieht man sie selten, aber immer waren sie schrecklich gefährlich!“

 

Die Schiffe segelten in Sichtweite zum Ufer nach Norden, bis das Ufer nach Westen knickte und bald darauf schoben sich wieder Felsen und dann Berge bis ans Ufer. Für die Nacht fanden sie an der felsigen Küste keinen Lagerplatz. Sie mussten die Nacht auf den Schiffen verbringen.

Was den meisten allerdings ganz recht war, der Schreck von dem Angriff des Ungeheuers steckte noch allen in den Knochen.

 

Die Schiffsreise ging weiter nach Westen. Zum späten Nachmittag bog das Ufer nach Süden. Wieder mussten sie die Nacht auf den Schiffen verbringen.

Die Schiffe folgten dem Ufer nach Süden. Das Wasser wurde unruhig, kabbelig, obwohl nur ein leichter Wind wehte. Die Bootsführer wirkten etwas angespannt und angestrengt über den Bug nach vorne. Feine Wasserschleier wehten über das Wasser und jetzt hörten alle ein lautes Donnern und Dröhnen.

Die Bootsführer steuerten die Schiffe weiter auf das offene Meer. Sie umfuhren eine Felsnase, die sich weit ins Wasser streckte und erschraken gewaltig.

Hinter der Felsnase tat sich eine weite Bucht auf und an deren Ende stürzte über große Felsstufen ein Fluss in das Meer. In gewaltige Kaskaden donnerten die Wassermassen über die Felsen und klatschten ohrenbetäubend ins Meer.

Die Schiffe wurden von der Strömung des einmündenden Flusses erfasst und mit hohem Tempo auf das Meer getrieben. Staunend standen alle an der Bordwand und betrachteten das gewaltige Schauspiel.

 

Der Verlauf des Ufers änderte sich wieder in Richtung Westen. Das Gebirge verflachte und gab damit Platz für ein ebenes Land. Heute fanden sie einen schönen Lagerplatz an Land und Kaah–Mer gab bekannt, das sie hier einen Tag verweilen wollen.

Den schwer verletzten Soldaten ging es schon wieder einigermaßen. Sie konnten den Ruhetag gut gebrauchen, ebenso wie alle anderen.

 

Die Schiffe segelten mit plattem Wind direkt nach Süden, änderten den Kurs nach Osten und anschließend ging die Fahrt Richtung Südsüdost. Sie fanden in einer kleinen Bucht einen geschützten Ankerplatz und einen schönen Lagerplatz mit frischem, klarem Wasser.

Der Wind hatte sich im Laufe des Tages kräftig aufgefrischt und blies jetzt heftig über das Meer. Sie konnten bis zu ihrem Lagerplatz das Donnern der Brandung hören, die gegen die schützenden Felsen klatschte. Die Schiffe lagen ruhig und gut geschützt in der kleinen Bucht vor Anker.

 

In der Nähe fanden sie genügend Brennholz und die Jäger brachten reichlich Wildbret ins Lager. Die Menschen hatten sich beruhigt und genossen den angenehmen Aufenthalt. Sie sprachen über die Begegnung mit den Riesentieren, die nahe an ihren Schiffen vorbei geschwommen sind und alle hatten den Eindruck, als würden die Tiere sie sehr genau beobachten. Einer der Soldaten scherzte, es sah aus, als würden sie uns schon auf ihren Speiseplan haben! So richtig konnte darüber aber keiner lachen.

Der Angriff des riesigen Ungeheuers war natürlich auch noch in aller Munde, so wie das gewaltige Schauspiel des herab stürzenden Flusses. Auch Doree hatte sich wieder beruhigt, sie hatte noch vor lauter Angst mit Kaah– Mer tüchtig geschimpft, wie er bloß so leichtsinnig auf den Rücken des Ungeheuers springen konnte.

 

Nach dem Abendessen klang hier und da auch das erste Lachen auf, wenn auch noch verhalten. Kaah–Mer und Siergert nahmen es erleichtert zur Kenntnis, zeigte es ihnen doch, das die Moral ihrer Truppe in Ordnung war.Zufrieden kuschelte sich Doree nach einem schönen Abend an Kaah–Mer und flüsterte ganz leise etwas in sein Ohr. Kaah–Mer grinste und zog die Decke über ihre Ohren.

 

Das stürmische Wetter hielt an und trieb die beiden Schiffe in flotter Fahrt weiter nach Süden. Hart schlugen die Schiffe mit dem Bug in die Wellen, es schien, als hätten die Schiffe richtig Spaß. Gegen Abend machte das Ufer einen Bogen nach Südwesten und genau dort an dem Kap ankerten die Schiffe.

Die Schiffe wurden gut vertäut, weil der Wind immer noch kräftig vom Land her blies. Heftig flatterten die Zelte und das Feuer hatte Mühe, das Essen zu erhitzen. Es war ungemütlich und so verschwanden die Menschen schnell in ihren Zelten.

Sie waren gerade in ihren Decken warm geworden, als sie die Alarmrufe der Wachen hörte.Schnell waren die Soldatinnen und Soldaten einsatzbereit und meldeten sich bei ihren Truppführern. Auf den Weg dorthin sahen sie schon die Angreifer. Sie ritten auf schnellen, wendigen Pferden. Sie schossen ihre Pfeile auf alles, was sich bewegte.

Die Truppführer teilten die Soldaten ein und die erste Salve an gut gezielten Pfeilen flog den Angreifern entgegen. Die Reiter fielen getroffen aus den Sätteln und blieben stöhnend vor Schmerzen liegen. Immer wieder bildeten die Angreifer neue Gruppen und griffen verwegen an. Die Treffer ihrer Pfeile waren eher gering. Ein genaues zielen war während des Reitens gar nicht möglich. Dafür trafen die Pfeile der Bogenschützen umso besser.

Ein Reiter nach dem anderen fiel getroffen aus dem Sattel.

Wieder sammelten sich die wilden Reiter und jetzt versuchten sie eine neue Taktik. Jetzt stürmten sie in einer breiten Front auf das Lager zu, um es zu überrennen. Die Pfeile der Verteidiger rissen schlimme Lücken in die Front der Angreifer. Einige von ihnen erreichten den Lagerrand, wo sie schon von den Speerwerfern erwartet wurden. Direkt dahinter standen kampfbereit die Schwertkämpfer. In dem hellen Mondlicht war für die Angreifer die Verteidigungslinie gut zu erkennen. Es war ein beeindruckendes Bild, die Speerwerfer mit den Speeren in den Händen, dahinter die Schwertkämpfer mit den blankgezogenen Klingen.Der Anführer der Reiterhorde sah jetzt wohl ein, dass der Angriff auf das Lager misslungen war und jeder weiterer Angriff nur noch mehr schlimme Verluste bringen würde. Ein Signal ertönte, die Reiter sammelten ihre Verletzten ein und ritten mit wütenden Schreien und wilden Drohgebärden davon.

Die Truppführer ließen von den Soldaten den Kampfplatz nach Überlebende absuchen, ohne jedoch jemanden zu finden. Die Soldaten brachten einige Pferde mit, aber Siergert ordnete an, die Tiere laufen zu lassen, sie konnten ja die Tiere nicht mit an Bord nehmen. Die Pferde blieben in der Nähe des Lagers und grasten.

Die Heilerinnen kümmerten sich um die wenigen Verletzten, eine tote Soldatin war zu beklagen. An Nachtruhe dachte niemand mehr, das Mondlicht reichte aus, um das Lager ab zubauen.

Vorsichtig wurden die Verletzten an Bord gebracht. Die tote Soldatin sollte auf See bestattet werden. Die Bootsführer drehten die Schiffe mit dem Bug zum Land und ließen die Katapulte Abschuss bereit machen. Die Menschen verbrachten den Rest der Nacht sehr unruhig an Bord der Schiffe. Immer wieder schreckte jemand hoch und schaute Richtung Land. Die Nacht blieb ruhig und die Küche ging sogar wieder an Land, um dort das Frühstück zu zubereiten.

 

Kaah–Mer sprach mit Siergert und Gudrun über die Pferde, wir sollten versuchen, zwei oder drei Tiere mit an Bord zu nehmen. Sie könnten sicher für die Kundschafter von hohem Nutzen sein oder wir benutzen sie als Tauschware. Die Bootsleute trennten mit dicken Seilen ein Teil des hinteren Schiffes ab und die Soldaten brachten nach kurzer Zeit drei Pferde an Bord. Die Pferde liefen über die schmale Planke, die vom Ufer aus an dem Schiff angelegt war, hinauf, als hätten sie das schon öfter getan. Ohne Mühe ließen sich die Tiere in dem abgetrennten Teil anbinden und steckten ihre Mäuler direkt in den Behälter mit dem frischen Wasser.

 

Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ wurden weiter nach Süden gesteuert. Das Ufer blieb flach und das Land war grün. Wälder wuchsen bis ans Ufer und man konnte wieder Tiere sehen. Die ruhige Fahrt der beiden Schiffe, die von dem gleichmäßigen Wind gut voran getrieben wurden, trug wohl dazu bei, dass sich die Menschen auch wieder beruhigten.

In einem gleichmäßigen Rhythmus wiegten sich die Schiffe in den Wellen. Das Ufer trat jetzt etwas nach Westen zurück und für den Abend fanden sie einen geeigneten Anker – und Lagerplatz.

Kaah–Mer ließ vorsichtshalber von den Soldaten Barrikaden errichten und die Wachen verdoppeln. Noch ein Angriff musste nicht sein. Die erlittenen Verluste schmerzten sehr und konnten während der Reise auch nicht ersetzt werden.In der einsetzenden Dunkelheit kam eine Soldatin zu Kaah–Mer, Siergert schickt mich und lässt fragen, ob du das helle Licht schon gesehen hast? Kaah–Mer schaute verdutzt hoch und die Soldatin wies mit der Hand nach Süden.

Tatsächlich, ein erstaunlich helles Licht blitzte dort in gleichmäßigen Abständen regelmäßig auf. Kaah–Mer ordnete an, dass das Licht weiterhin beobachtet werden soll, endlich konnten sich die Menschen zur Ruhe begeben, in der stillen Hoffnung, eine ungestörte Nachtruhe genießen zu können.

 

Frisch und munter kamen Doree und Kaah–Mer aus ihrem Zelt, wie alle anderen auch, sahen sie ausgeschlafen und ausgeruht aus. In heiterer Stimmung ließen sie sich das Frühstück schmecken.

 

Die „Darkahr“ wurde um eine kleine Landzunge gesteuert, die sich weit ins Meer ausdehnte, die „Sirgith“ folgte dicht im Kielwasser. Als kleine Boote vom Ufer abstießen und auf die beiden Schiffe zufuhren.

Die Menschen in den Booten winkten und Kaah–Mer ließ die Segel bergen. Die Bootsführer ließen die Schiffe in den Wind schießen. Ruhig schaukelnd lagen die Schiffe auf dem Wasser und die Boote wurden neugierig erwartet.

Die Menschen in den Booten hielten kleine Tier hoch, auch Früchte und Gemüse, die Küche griff gerne zu, zumal die Ware schön frisch war.

 

Kaah–Mer versuchte etwas über das helle Licht zu erfahren, aber die Verständigung klappte nicht, bis ein Boot mit einer Frau heran gewunken wurde. Das Licht, so begann die Frau, leuchtet in einem hohen Turm, der den ankommenden Schiffen den Weg zu der großen Stadt zeigt. Die Bewohner der großen Stadt nennen diesen Turm „ Pharos“! Verblüfft fragte Kaah–Mer nach der großen Stadt, die Frau nickte, eine sehr große Stadt mit hohen Mauern und Türmen, mit Palästen und Tempeln. Vor dem König sollten sie sich in acht nehmen, er ist ein unangenehmer und verschlagener Mann.

Als Kaah -Mer von der Frau erfuhr, dass die beiden Schiffe schon heute die große Stadt erreichen können, fragte Kaah–Mer Siergert:“ Ob es recht wäre, wenn sie heute hier lagern und sich auf die Ankunft in dieser Stadt vorbereiten?“

 

Die kleineren Boote zeigten der „Darkahr“ und der „Sirgith“ einen guten Ankerplatz und das kleine Dorf hieß die Fremden willkommen.Während des Essens traten einige Männer vor Kaah–Mer und boten sich an, mit in die Stadt zu fahren. Sie kennen die Stadt und können vielleicht von Nutzen sein. Kaah–Mer sah Siergert und Guudrun fragend an, diese nickten zustimmend.

Die Frau erzählte noch einige wissenswerte Dinge aus und über die Stadt, die für Kaah–Mer von Vorteil sein könnten. Ganz neu war für Kaah–Mer und allen anderen aus der weiten Ebene, das in der Stadt die verkaufte Ware gegen Münzen getauscht wurde. Für diese Münzen konnte man dann andere Waren eintauschen.

Die Frau zeigte Kaah–Mer einige der Münzen, eine war gut erkennbar aus Gold, die anderen Metalle kannte Kaah–Mer nicht.

Die Frau erklärte Doree die Handhabung der Münzen, für die Goldmünze erhält man zwei Schweine, für die kleinere Münze ein bis zwei Hühner, für diese etwas Gemüse. Doree begriff das System schnell und fragte die Frau, ob man handeln soll oder darf, wenn der Preis zu hoch ist. Ja, natürlich, lachte die Frau, die Preise in der Stadt sind alle viel zu hoch und besonders gerne werden Neuankömmlinge übers Ohr gehauen. Doree lachte laut auf über diese sehr plastische Schilderung.

Kaah–Mer zeigte der Frau einige kleine Stückchen Gold, das sie in der weiten Ebene abbauen, die Frau reagierte etwas erschreckt, zeigt nur sehr wenig von dem Gold, wenn es bekannt wird, das ihr Gold habt, seid ihr euer Lebens nicht mehr sicher, es gibt viele böse Menschen in der Stadt, einschließlich des habgierigen Königs. Ihr werdet feststellen, dass die Gier nach Gold schon im Hafen beginnt. Ihr müsst für die Liegeplätze bezahlen!

Kaah–Mer schüttelte mit dem Kopf, das sind ja Sachen! Die Frau empfahl noch, auf den Schiffen alles zu verstecken, was einen gewissen Wert darstellt. Es lockt sowieso viele Menschen an, wenn neue Schiffe im Hafen anlegen.

 

Die Bootsführer ließen alles in den Lagerraum verstauen, was nur hinein passte. Jetzt waren die Decks der beiden Schiffe wie leer gefegt. Die Frau nickte, so ist es gut, je weniger zu sehen ist, umso weniger Interesse wird geweckt.

Die Männer aus dem Dorf, die mit in die Stadt segeln wollten, wurden auf die beiden Schiffe verteilt. Erfreut stellten die Truppführer fest, dass die Männer ihre Waffen mitgebracht hatten, Bogen und Pfeile, Speere und ein ungewohnt kurzes Schwert.

Die Bogenschützen sahen sich den Bogen sehr genau an, auch die Pfeile fanden ihr Interesse. Sie stellten Vergleiche an und dann gaben sie Probeschüsse ab, um festzustellen, welcher Pfeil besser flog. Auch die Pfeilspitzen wurden intensiv verglichen.

 

Der Wind erfasste die „Sirgith“ und trieb sie flott nach Süden, dicht gefolgt von der „Darkahr“. Die Männer aus dem Dorf waren von den großen Schiffen sichtlich beeindruckt. Die perfekte Holzarbeit erstaunte sie sehr.

Der Wind frischte auf und die Bootsführer ließen die Segel reffen. Einer der Männer zeigte Kaah–Mer den jetzt sichtbaren Turm, von dem das helle Licht stammt. Das war ein Riesen Ding von einem Turm, kein Wunder, dass das Licht so weit zu sehen war.

 

Das Ufer trat etwas nach Westen zurück und als die Schiffe die Richtung einnahmen, sahen sie die Stadt am Horizont. Mit offenen Mündern staunten alle das gewaltige Bauwerk an, dass ist wirklich eine große Stadt.

Kaah–Mer dachte immer, die von der wilden Horde zerstörten Festungen in der weiten Ebene seien groß gewesen, aber diese Mauern und Türme überstiegen alles, was er kannte.

Langsam glitten die beiden Schiffe in den Hafen, der eine schmale Einfahrt hatte und von zwei dicken Türmen geschützt wurde. Die Männer aus dem Dorf wiesen die Bootsführer auf zwei Ankerplätze hin.

Kaum waren die „Darkahr und die „Sirgith“ vertäut, tauchte auch schon der Hafenmeister auf. Ein dicker, ein fetter, ein schleimig freundlicher Kerl, der seine dicken Finger erwartungsvoll aneinander rieb. Er witterte ein gutes Geschäft.

Etwas enttäuscht erkannte er dann die Männer aus dem Dorf, er gab dann bekannt, was die Liegeplätze kosten. Ein heftiges verhandeln über den Preis entbrannte, der Hafenmeister verlangte eine Menge Gold, die mehr als unverschämt war. Schließlich einigten sich die Männer auf eine akzeptable Zahlung.

Die große Stadt

Siergert empfahl Kaah–Mer, aufgrund des Verhaltens des Hafenmeisters, die beiden Schiffe gut zu sichern, er glaube, dass die Schiffe hier im Hafen nicht besonders sicher sind.

Kaah–Mer gab den Bootsführern die Anweisung, bei Anzeichen von geringster Gefahr, den Hafen zu verlassen und außerhalb einen guten Ankerplatz zu suchen. Am vierten Tag sollten dann die Schiffe wieder zurück kehren und sie an Bord nehmen.

 

Die Delegation bestand aus Siergert, Guudrun, Kaah–Mer und Doree, zwei von den Männern aus dem Dorf und vier besonders erfahrene Schwertkämpfer. Kaah–Mer hatte das magische Schwert auf dem Rücken, mit der Bewaffnung fielen sie in der Menge nicht auf.

Der Hafen war mit der Stadt über eine recht breite Strasse verbunden, auf der ein lebhafter Betrieb herrschte. Menschen hasteten hin und her, Packtiere brachten Waren zum Hafen oder in die Stadt. Fuhrwerke rumpelten voll beladen zwischen Hafen und Stadt hin und her.

 

Mit offenen Mündern stand die Delegation vor den imposanten Mauern und Türmen, die sich sehr wehrhaft in den Himmel reckten. Das Stadttor war ein sehr schmaler Durchgang, so dass die Fuhrwerke nur mit Mühe passieren konnten. Links und Rechts vor dem Stadttor standen bis an den Hals bewaffnete Soldaten und kontrollierten jeden, der in die Stadt wollte, sehr genau.

Einer der Männer aus dem Dorf wies Kaah–Mer daraufhin, dass die Wache von allen Menschen geschmiert wurde

Als Menschen aus der weiten Ebene vor dem Stadttor standen, fühlten sie sich von den gewaltigen Mauern regelrecht erdrückt, wuchtig, bedrohlich wuchteten sich die Mauern vor ihnen hoch. Selbst Kaah–Mer konnte es sich fast nicht vorstellen, dass dieses gewaltige Bauwerk von Menschenhand gebaut worden war.

Barsch wurden sie von dem Anführer der Stadtwache angesprochen, wer seid ihr und was wollt ihr in unserer Stadt? Ruhig erklärte Kaah–Mer dem Soldaten, das sie mit den Bewohnern dieser Stadt Handel treiben möchte. So, wollt ihr, polterte der Anführer, da kann ja jeder kommen! Was könnt ihr denn anbieten?

Siergert und Guudrun reichten dem Soldaten eine Liste der Dinge, die sie im Tausch gegen andere Waren anbieten können. Der Anführer fiel in ein brüllendes lachen, tauschen wollt ihr, wo kommt ihr denn her, wir haben Münzen!

Ein Mann aus dem Dorf drückte dem Anführer der Stadtwache vorsichtig zwei, drei winzige Goldkrümel in die Hand, der schaute erst verdutzt, dann breitete sich ein breites Grinsen auf dem groben Gesicht aus, ihr könnt passieren. Meldet euch im Stadtpalast auf dem großen Platz.

Sie gingen durch einen langen und düsteren Gang in die Stadt und wurden fast von dem Gewimmel von Menschen und Tieren erschlagen. Ein lautes Stimmengewirr schwirrte in der heißen und staubigen Luft, zusammen mit dem Geblöke der Tiere.

Langsam gingen sie die schmale Gasse zwischen den hohen Gebäuden lang und kamen auf einen großen Platz. Hier war das Gewimmel wo möglich noch schlimmer, es war kaum ein durchkommen. Händler schrien laut die Vorteile ihrer Ware in die Menge, von anderen Händlern wurden sie an der Kleidung gezupft und gezogen, um auf ihre Ware aufmerksam zu machen.

Auf diesen Marktplatz wurde wirklich alles angeboten, entsetzt stellte Doree fest, dass sogar Menschen angeboten wurden. Sklaven, erklärte der Mann aus dem Dorf Doree, die völlig fassungslos auf die Gefangenen starrte, die mit dicken Stricken und Ketten an Pfosten gefesselt waren.

Sie standen im Schatten des Stadtpalastes, betäubt von dem ungewohnten Lärm und erschlagen von der Art, wie hier Handel getrieben wurde.

Wieder erlebten sie eine umständliche Prozedur, bis sie von den Torwachen des Stadtpalastes Einlass erhielten. Wieder gab der Mann aus dem Dorf dem Anführer der Palastwache ein paar winzige Krümel Gold in die gierigen Hände. Ein Soldat führte sie zu dem Herrscher dieser Stadt. Der Soldat klärte Kaah–Mer auf, dass Herrscher erwartete, mit König Omputt angesprochen zu werden. Der Soldat zog den hohen Türflügel auf und staunend stand die Delegation aus der weiten Ebene in einem riesigen Saal,

von beiden Seiten fiel durch hohe bunte Fenster helles Licht. Die Decke wurde von vielen hohen Säulen getragen. Der Soldat winkte die Delegation, sie sollten weiter gehen, er machte jetzt einen beinah ängstlichen Eindruck. An der Stirnseite des großen Saales waren Menschen zu erkennen und Kaah–Mer marschierte mit seinen Leuten darauf zu. Beim näher kommen konnten sie auf einen Thron ähnlichen Gestühl einen dünnen, großen und hässlichen Mann erkennen, König Omputt!?

 

Zwei Palastdiener stoppten Kaah–Mer und zeigten an, dass sie hier stehen bleiben sollen. Der König musterte sie mit so einer unverschämten Aufdringlichkeit, dass sich Doree und Guudrun sich hinter den Männern stellten, der König lachte darüber hämisch.

Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fragte er nach dem Begehr der Neuankömmlinge. Kaah–Mer reichte einem Palastdiener die Liste, auf der die Waren aufgelistet waren, die sie anbieten wollten.

Sehr genau studierte der König die Liste, dass haben wir schon alles, kam es sehr dann sehr geringschätzig. Aber vielleicht könnte das Erz gebraucht werden und Balken und Bretter, zeigt mir euer Schwert, der König wies auf die Klinge von Siergert, der zog sehr vorsichtig, um jede Missverständnisse zu vermeiden, das Schwert aus dem Gürtel und reichte die Klinge dem Diener.

Der brachte sie dem König und der wog sie sachkundig in seinen Händen. Habt ihr die Waffe gefertigt, fragte er barsch, ja, unsere Waffenschmiede, erwiderte Siergert. Seit ihr ein kriegerisches Volk, kam die nächste Frage, alle Menschen aus der weiten Ebene schüttelten energisch ihre Köpfe.

Schöne Schiffe habt ihr, wer baut sie?

Wir haben gute Bootsbauer, gab Kaah–Mer Auskunft.

Was verlangt ihr für ein Schiff?

Wir haben noch keinen Wert festgelegt, erklärte Siergert.

Gebt mir Bescheid, sobald ihr es wisst!

 

Der Palastdiener deute an, dass der König jetzt die Gastgeschenke erwartete und Kaah–Mer trat mit Siergert ein paar Schritte vor und öffnete eine Holzkiste und zwei Bündel.

Die Augen des Königs funkelten gierig, als er in einem Tuch Golfstücke entdeckte, sofort fragte er, habt ihr viel von dem Gold, bedauernd schüttelte Kaah–Mer seinen Kopf, das Gold haben wir für Waren im Tausch erhalten.

Ihr solltet zusehen, dass ihr mehr Gold habt, ihr könnt damit mein Wohlwollen erhalten.Ihr dürft Handel in meiner Stadt treiben. Ich erhalte dafür den zehnten, eventuell kommen Sonderabgaben hinzu.

Der Diener bringt euch jetzt zu meinem Statthalter, von ihm erfahrt ihr, wie der Handel in meiner Stadt abläuft, er legt auch eueren Einstand fest, den ihr sofort zu entrichten habt. Ihr habt doch noch Gold genug dafür?

Wieder dieses gierige Glitzern in den verschlagenen Augen des unangenehmen Königs. Damit waren sie entlassen, erleichtert verließen sie den großen Palast und den wirklich widerlichen Giersack von König.

 

Der Diener führte sie durch einige Gassen, über einen großen Platz und ging auf einen Palast zu, der nur ein weniger groß und prächtig war, als der Palast des widerlichen Königs.

Wieder standen Wachen am Eingang des Palastes, wieder hielten die Wachen ihre gierigen Hände auf, bevor sie Kaah–Mer und seine Begleiter zum Statthalter brachten.

 

 Auch der Palast des Statthalters war prächtig ausgestattet, dicke Teppiche lagen auf dem Boden, überall standen Kerzenleuchter, Fackeln brannten, Bilder an den Wänden. Dem Statthalter musste es gut gehen.

Der Wachsoldat zog eine schwere Tür auf und die Delegation betrat einen großen Raum, in der linken Ecke saß der Statthalter und winkte sie zu sich heran.

Wenn der König dieser Stadt schon ein äußerst unangenehmer Mensch war, dieser Kerl übertrumpfte seinen König noch um vieles. Der Mann wirkte auf seine Besucher wie eine aalglatte Schlange, es fehlte nur noch die züngelnde Zunge, gespalten war sie schon.

Der Statthalter fragte nicht nach der Handelsware, die von der Delegation angeboten wurde, er kam direkt und unverschämt dreist sofort auf das Gold zu sprechen. Wenn sie hier Handel treiben wollen, dann verlange er von ihnen Gold, soviel es geht.

Kaah -Mer machte dem Statthalter klar, dass das bisschen Gold, das sie bei sich hatten, aus Tauschgeschäften mit anderen Händlern stammte. Damit ließ sich der Fiesling aber nicht abspeisen und fragte jetzt direkt, woher sie kommen und wie sie die Stadt gefunden haben.

Sehr vorsichtig und geschickt gab Kaa–Mer Auskunft, sie kommen weit aus dem Osten über das Meer. An sich befinden sie sich auf eine Entdeckungsfahrt und dabei haben sie auch diese große Stadt gefunden und wollen die Gelegenheit nutzen, mit den Menschen Handel zu treiben. Aber wenn sie nur die Erlaubnis zum Handel treiben von ihm nur erhalten, wenn sie ihn nur mit Gold wohlwollend stimmen können, müssen sie wohl darauf verzichten.

 

Unwirsch und enttäuscht entließ der Statthalter die Besucher, nicht ohne, genau wie der König, die Frauen genauestens zu mustern. Unangenehm berührt traten Guudrun und Doree in den Hintergrund. Es war wohl nichts mit dem schnellen Reichtum durch das Gold dieser Trottel aus dem Osten. Doree sah beim Hinausgehen zu dem Statthalter zurück und sah mit schaudern das verschlagene und hinterlistige Gesicht des Statthalters.

 

Sie wusste jetzt schlagartig, dass der Mann noch nicht aufgegeben hatte und sicher Pläne schmieden würde, um doch noch an das begehrte Gold zu kommen. Sie schilderte Kaah–Mer und Siergert ihren Eindruck und beide Männer bestätigten ihr das augenblicklich. Wir müssen in dieser Stadt sehr, sehr vorsichtig sein und misstrauisch gegen jeden und allen. 

Sie traten aus dem Halbdunkel des Palastes in das helle Tageslicht und das Unbehagen fiel von ihnen ab, weil sie jetzt wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. Die Palastwachen winkten Kaah–Mer heran, ihr sucht doch sicher ein Quartier? Wir haben eine gute Adresse, gutes Essen und gute Lagerstätten.

Kaah – Mer machte gute Miene zu dem sehr durchsichtigen Hinweis und genau so kam es dann. Die empfohlene Herberge lag in einer schmalen, dunklen Gasse, die alles andere als einen sympathischen Eindruck machte.

Aus der dunklen Gasse kamen sehr zwielichtige Gestalten zum Vorschein. Doree schauderte und sagte zu allen:“ Schnell weg, weg!“ 

 

Sie wanderten, stets auf der Hut, durch die große Stadt, staunten über die großen Häuser und die vielen Paläste und Tempel. Die Stadt hat viele schöne Plätze mit Brunnen und freundlichen Menschen. Auf einen der vielen Plätze setzten sie sich in eine Schenke zum Essen, durch das viele herum laufen sind sie hungrig geworden.

Von der jungen Bedienung bekamen sie ein anständiges Nachtquartier empfohlen und nachdem allen das Essen gut geschmeckt hatte, suchten sie die Herberge auf und fragten nach Quartier.

Sie erhielten einen großen Schlafraum, in dem sie alle Platz hatten.

Für die Frauen wurde einfach eine Ecke mit dicken Decken abgetrennt.

Einer der Männer verriegelte die Tür von innen und sah sich auch die Fenster sehr genau an, aber durch die Fenster konnte niemand einsteigen, sie waren von der Straße aus unerreichbar.

 

Kaah–Mer schlug vor, in der Schenke, in der sie gestern gegessen hatten, auch das Frühstück einzunehmen.

Sie wurden von der jungen Bedienung erfreut begrüßt und sie erzählte zwischendurch von der großen Stadt.

 

König Omputt war bereits der vierte König aus seiner Familie, genau wie der Statthalter. Die beiden Familien hatten die Stadt fest im Griff und saugten sie regelrecht aus. Die Bewohner der Stadt haben sich darauf eingestellt und machten untereinander nur noch Tauschgeschäfte, weil ihnen von den Soldaten, von dem Statthalter und dem König alles an Münzen abgenommen wurde!

Die Stadt war vor vielen Jahren nur eine kleine Karawanserei, die nur wegen ihrem guten, kühlen Wasser von den Reisenden aufgesucht wurde. Irgendwann wurde das erste Haus gebaut, es wurde mit der Zeit ein Marktflecken. 

Die Bedienung wurde fortgerufen und das Frühstück neigte sich dem Ende. Die junge Frau erschien wieder und erzählte weiter. Der Marktflecken wurde dann befestigt und wuchs stetig. Dann erschien die Familie des jetzigen Königs, zusammen mit der Familie des Statthalters und übernahmen gewaltsam den Marktflecken.

Sie hatten sofort erkannt, dass das Wasser hier Gold wert war. Von Stund an musste jeder Reisende einen kräftigen Batzen berappen, wenn er hier übernachten wollte.

Mit diesem Reichtum bauten die beiden Familien die Stadt auf, immer mehr Menschen machten sich hier sesshaft und die Stadt wurde richtig groß. Der Hafen wurde gebaut und die ankommenden Schiffe steigerten den Reichtum der beiden Familien um vieles.

Durch die maßlose Gier der beiden Familien brach ein schlimmer Streit zwischen ihnen aus und die Familie von Omputt gewann diesen Streit. Der Urgroßvater von Omputt ernannte sich zum König dieser Stadt und großzügig ernannte er den Ältesten der besiegten Familie zum Statthalter.

Jetzt wurden die Familien maßlos in ihrer Gier, sie schröpften die Bewohner und die Reisenden, bis diese einen weiten Bogen um diese gierige Stadt machten. Der Großvater von Omputt war klug genug, ihre Handlungsweise zu ändern und langsam erholte sich die Stadt und die Reisenden kamen wieder.

Nachdem die Stadt wiederholt von Räubern, fremden Kriegern und Eroberer angegriffen worden ist, wurde die gewaltige Mauer mit den riesigen Türmen um die Stadt gebaut. Der Hafen wurde befestigt und Kriegsschiffe angeschafft. Danach herrschte Ruhe vor den Angriffen und die beiden Familien konnten sich wieder ihrer liebsten Beschäftigung widmen, ihren Reichtum zu vermehren.

 

Nachdem Frühstück gingen sie zu dem ersten großen Platz, die Bedienung winkte freundlich nach und sie versuchten die ersten Kontakte zu knüpfen. Bis Mittag hatten sie gerade mal einen Händler, der an einem Handel mit ihnen interessiert war.

Kaah–Mer wandte sich an Siergert und Guudrun:“ Ich wusste gar nicht, dass das ein so mühseliges Unterfangen ist.“ Am Nachmittag hatten sie mehr Glück, gleich zwei Händler zeigten sich sehr an die Salben, Tees und Heiltranks ihrer Heilerinnen interessiert. Guudrun notierte die Wünsche sehr genau und schrieb die Namen der Händler dazu.

Doree erstand bei einem Händler eine Salbe für ihre wund gelaufenen Füße und Siergert verkaufte an einem Händler einige Messer und erhielt dafür die ersten Münzen! Die Männer aus dem Dorf achteten darauf, dass der Handel ehrlich ablief!

Der Abend drückte die Dunkelheit in die schmalen Gassen, obwohl sehr schnell viele Fackeln angezündet wurden, blieb es sehr dunkel in den schmalen Strassen. Sie waren schon nahe bei ihrem Nachtquartier, als einer der Soldaten leise zu Kaah–Mer murmelte:“ Wir werden verfolgt, die Kerle wollen uns bestimmt überfallen.“

 

Kaah–Mer schaute sich um und da passierte es schon, ein paar dunkle Typen versperrten ihnen den Weg. Einer von den Räubern verlangte in einem unverständlichen Kauderwelsch Gold von ihnen.

Kaah–Mer zeigte an, dass er sie nicht verstehe, wütend trat der Räuber einen Schritt vor und Kaah–Mer erkannte auf der ausgestreckten Hand die Goldkrümel, die der Anführer der Stadtwache von ihm erhalten hatte.

Kaah–Mer versuchte den Räubern klar zu machen, dass er kein Gold mehr hatte, aber die Räuber ließen sich nicht überzeugen. Plötzlich hatten die Männer Schwerter in den Händen und drangen auf Kaah–Mer und seine Begleiter ein.

Die Räuber stutzten einen Moment, als sie sahen, dass ihre Opfer ebenfalls ihre Waffen gezogen hatten und alles andere als ängstlich aussahen. Wütend und enttäuscht hob der Anführer seine Waffe zu einem Hieb auf Kaah– Mer, aber das magische Schwert blockte den Schlag ohne Mühe ab und Kaah–Mer ging nun seinerseits zum Angriff über und seine bewaffneten Begleiter auch.

 

Nach einem kurzen Geplänkel flohen die Räuber und Siergert sagte zu allen, wir müssen mit unserem Gold vorsichtiger umgehen, es scheint sich in dieser Stadt sehr schnell herum gesprochen zu haben, das wir Gold haben.

Aber durch die Stadtwachen und den Palastwachen, wahrscheinlich sogar durch den König, wussten alle dunklen Elemente in der Stadt von ihrem Gold.

 

Guudrun sagte erleichtert zu Doree:“ Was bin ich froh, das uns morgen unsere Schiffe abholen, diese Stadt ist einfach grässlich.“

Sie aßen wieder in der Schenke zu Abend und von der Bedienung erfuhren sie den Namen dieser Stadt, er lautete Cameedor! Nach dem Essen gingen sie zu ihrem Nachtquartier, obwohl die Nacht ruhig blieb, schliefen alle sehr unruhig und waren heilfroh, als das Sonnenlicht in den Schlafraum fiel.

Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg zum Hafen, die Stadtwache lachten hämisch hinter ihnen her, aber das störte keinen von ihnen, denn eigentlich sind sie noch gut davon gekommen.

Sie setzten sich in die Nähe des Ankerplatzes in den Schatten eines großen Baumes und warteten auf die Ankunft der „Darkahr“ und der „Sirgith“.

 

Natürlich sprachen alle von ihren Erlebnissen der letzten Tage, ob es die beeindruckende Stadt war oder der wirklich widerliche König dieser Stadt oder sein noch raffgieriger Statthalter, schon bei dem Gedanken an diese Männer, schüttelten sich Guudrun und Doree vor Widerwillen, die imposanten Gebäude, die enorm großen Paläste und Tempel. Die so schönen Plätze mitten in der Stadt mit ihren Märkten voller Gewimmel.

 

Es erstaunte sie immer noch, mit welcher Unverschämtheit die Wachsoldaten oder die Palastwachen oder auch der König selbst Geschenke verlangten. In dieser Stadt lief es nur mit Schmieren. Normale Geschäfte kannten die Menschen hier wohl nicht mehr.

Kaah–Mer hätte zu gern gewusst, um welche Waffen es sich auf den Mauern und Zinnen der Stadt handelte. Man konnte nur dicke metallne Rohre erkennen, vorne mit einer Öffnung, aus der bestimmt Geschosse flogen. Aber jeder Versuch in die Nähe der Waffen zu gelangen, wurde sofort von den Soldaten verhindert. Hier versagte sogar der Charme von Doree und Guudrun, die Soldaten schäkerten zwar gerne mit den zwei hübschen Frauen, aber in die Nähe der Waffen kamen die beiden Frauen auch nicht.

 

Erfreut sprang Doree auf und zeigte aufs Meer hinaus, sie hatte die beiden Schiffe entdeckt. Mit schäumender Bugwelle fuhren die beiden Schiffe auf die Hafeneinfahrt zu, es war ein richtig schönes Bild, wie die Schiffe mit prall gefüllten Segeln in flotter Fahrt näher kamen.

Vor dem klaren, blauen Himmel waren sie gut zu sehen.Erleichtert fielen sich die Menschen um den Hals, sie waren froh, dass sie das Abenteuer mit und in der Stadt unbeschadet überstanden hatten.

Mit flottem Schwung legten die Schiffe an und die Bootsleute warfen Seile ans Ufer, damit die Schiffe vertäut werden konnten. Herzlich begrüßten sich die Menschen und ein wildes durcheinander reden begann, jeder wollte natürlich jedem sofort alles von seinen Erlebnissen berichten.

 

Ein Bootsführer bahnte sich einen Weg durch die Menschen, um zu Kaah–Mer zu gelangen. Wir sollten uns hier im Hafen nicht zu lange aufhalten, ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden großen Schiffe auch den Hafen ansteuern.

Kaah–Mer verspürte sofort ein ungutes Gefühl und er gab  umgehend Bescheid, die Schiffe zur sofortigen  Abreise klar zu machen. Erstaunt sah Doree ihren Kaah–Mer an, was ist den los? Kaah–Mer erklärte ihr die Situation und auch sie wurde sofort unruhig, ja, gut, lasst uns von hier verschwinden.

 

Die Bootsführer gaben die entsprechenden Kommandos, das letzte Seil wurde vom Ufer in die Schiffe geworfen und die beiden Schiffe drehten ihren Bug Richtung Hafenausfahrt.

Ein lautes Rufen war zu hören. Wartet, wartet, schnell kam ein kleiner Reitertrupp näher, der schmierige Statthalter war zu erkennen.

Die beiden Schiffe schaukelten etwas entfernt von der Kaumauer auf dem Wasser.

Der Statthalter schrie herüber:“ Ihr könnt mit der mit der Stadt Handel treiben, wir erteilen euch die Handelserlaubnis!“

„Und was ist mit dem Gold?“ rief Kaah – Mer zurück.“

" Vergesst das Gold, wir finden einen anderen Weg der Bezahlung!“

 

Ziemlich verblüfft sah der Statthalter, dass die beiden Schiffe den Hafen verließen und er schimpfte laut und wütend seine Enttäuschung heraus.

 

Mit seitlichem Wind von Steuerbord nahmen die Schiffe schnell Fahrt auf und ließen den Hafen und die Stadt Cameedor hinter sich.

Der Bootsführer zeigte Kaah–Mer die beiden riesigen Schiffe, die in flotter Fahrt den Hafen zustrebten. Das haben wir genau zur rechten Zeit geschafft, schnaufte der Mann zufrieden.

 

Der Statthalter wollte uns mit seinem Geschwafel nur solange festhalten, bis diese Schiffe den Hafen blockieren konnten. Dann hätten sie uns in aller Ruhe zusammen schießen können.

Kaah–Mer fragte den Bootsführer, ob er die Waffen kennt, die überall auf den Mauern der Stadt zu sehen waren.

„Ja, klar kenn ich die Waffen, wegen dieser Kanonen wollte ich ja so schnell aus dem Hafen, die Kanonen verschießen Eisenkugeln ziemlich zielgenau, für unsere Schiffe hätten die Kanonen nicht lange gebraucht und wir lägen jetzt auf dem Grund des Hafens.

 Kaah–Mer wollte wissen, wo sie solche Kanonen her bekommen können, der Bootsführer schüttelte bedauernd mit seinem Kopf, ich glaube, da gibt es keine Möglichkeit. In der großen Stadt ganz sicher nicht, weil der König es mit aller Macht verhindern wird, das wir Kanonen bekommen."

 

Kaah–Mer saß mit Siergert, Guudrun und Doree im Heck des Schiffes und besprachen die Ereignisse der letzten Tage. Die Frauen waren vor allen Dingen von den schönen Palästen und Plätzen angetan, weniger allerdings von dem fiesen König und den ebenso fiesen Statthalter.

Doree erwähnte die schönen Stoffe und Tücher, auch viele Teppiche waren wunderschön, einige Hausgeräte waren sehr brauchbar, ergänzte Guudrun, auch das Schuhwerk war interessant. 

Siergert würde gerne noch mal in die Stadt zurück kehren, um zu erfahren, was der Statthalter noch im letzten Moment von ihnen wollte, war es wirklich nur der Versuch, sie festzuhalten, bis die Schiffe den Hafen erreicht hatten?

Kaah–Mer war auch  nicht abgeneigt, er wollte unbedingt in Erfahrung bringen, ob er irgendwo an Kanonen kommen kann. Weiter interessierte ihn sehr die Bauweise des Stadttores. Obwohl es nur ein recht enger Durchgang war, war das Tor gewaltig, mit Metallplatten gepanzert, war es fast unzerstörbar. Das Tor wurde von der Seite von Pferden vor den Durchgang gezogen und mit dicken Balken gesichert.

 

Kaah–Mer dachte daran, diese Schiebetore auch in die Mauer des neuen Dorfes ein zu bauen. Er schreckte aus seinen Überlegungen hoch, als der Bootsführer ihn rufen ließ.

Kaah–Mer ging zu dem Mann und dieser, an sich besonnene Mann, zeigte dann doch sichtlich aufgeregt in Richtung Süden und Kaah–Mer sah mit eisigen Erschrecken die beiden riesigen Schiffe.

Sie waren noch größer, als er sich die Schiffe vorgestellt hatte.

Majestätisch segelten sie in den Hafen der großen Stadt, überlegen, weil sie wohl keinen Feind zu fürchten hatten.

 

Die Männer aus dem Dorf boten Kaah–Mer und seinen Begleitern an, sich ein paar Tage in ihrem Dorf auszuruhen und dabei zu überlegen, ob sie noch mal in die große Stadt fahren oder ob sie es dabei belassen wollen.

Siergert und Guudrun waren sich darüber einig, dass die weite Ebene die große Stadt nicht unbedingt braucht. Anderseits war es natürlich für die Entwicklung auf fast allen Gebieten und in allen Bereichen wichtig, neue Dinge kennen zu lernen und zu verwenden.

Siergert einigte sich mit Kaah–Mer so, dass sie die Abfahrt der Schiffe abwarten und dann noch mal Cameedor aufsuchen wollen.

 

 Die Menschen aus der weiten Ebene genossen die Gastfreundschaft dieses Dorfes, dass sie doch eigentlich durch puren Zufall entdeckt hatten. Die Dorfbewohner verwöhnten ihre Gäste, wo sie nur konnten! Kleine Ausbesserungen wurden an den Schiffen vorgenommen, der Proviant aufgefüllt, auch ein Segel musste ausgebessert werden. Der Dorferste zeigte den Bootsführern große, kräftig gewebte Tücher, die sie als Segel verwendeten. Die Bootsführer waren sich etwas unsicher, ob die Segel für ihre Schiffe geeignet waren, obwohl sie sofort die Vorteile der Tücher erkannten.

Der Dorferste ließ ein großes Segel anfertigen, ebenso die zwei kleineren Segel für Bug und Heck. Der alte Bootsbauer war von den neuen Segeln sehr angetan. Waren diese doch wesentlich flexibeler zu handhaben, die Tücher waren viel geringer im Gewicht und trockneten nach einem Regen wesentlich schneller.

 

Die neuen Segel wurden auf der „Sirgith“ aufgetakelt und nachdem der Ausguck angezeigt hatte, dass keine Gefahr droht, ging die „Sirgith“ von Anker und nahm schnell Fahrt auf.

Die Bootsmänner waren über die wesentlich leichtere Handhabung des großen Segels begeistert und der Bootsführer der „Sirgith“ war auch schnell von den Vorteilen der neuen Besegelung überzeugt.

Mit einem eleganten Schwung rauschte die „Sirgith“ auf das Ufer zu, an dem alle Menschen standen und auf die Rückkehr des Schiffes gewartete hatten. Die Besatzung der „Sirgith“ war von den neuen Segeln restlos begeistert und auch der Bootsführer war uneingeschränkt überzeugt

.Der Dorferste sicherte dem alten Bootsbauer zu, auch für die „Dahrkar“ von seinem Dorf die Segel anfertigen zu lassen und ein zufriedenes Lächeln glitt über das runzelige Gesicht des Alten.

 

Kaah–Mer fragte den Dorfersten, was sein Dorf für die Segel bekommt, aber der winkte ab, wenn wir mal etwas brauchen, werdet ihr uns auch helfen.

Ein paar Tage später meldete der Ausguck, dass die beiden Schiffe den Hafen von Cameedor verlassen haben und Richtung Süden davon gesegelt sind.

Zwei Tage später verließen die beiden Schiffe das Dorf und segelten mit leichtem Wind und mit den neuen Segeln bestückt, nach Süden zur der großen Stadt.

Selbst Doree stellte fest, dass die Arbeit mit den neuen Segeln auffallend einfacher für die Bootsmänner war. Ein paar Männer aus dem Dorf waren wieder mit an Bord und eine junge Frau, die sich mit Doree und Guudrun angefreundet hatte. Sie wollte versuchen, auf dem Markt in Cameedor ihre Handarbeiten zu verkaufen. Sie hatte schöne Tücher und Decken angefertigt.

 

Die Bootsführer lenkten die Schiffe weit nach Südosten, um dann erst den Hafen von Cameedor anzusteuern. Der Hafenmeister und der Statthalter sollten nicht von dem nahen Dorf erfahren.

Kaah–Mer ließ die beiden Schiffe in einer kleinen Bucht, schon fast in der Sichtweite von Cameedor, für die Nacht vor Anker gehen. Kaah–Mer wollte sicher sein, das die beiden großen Schiffe wirklich weit genug nach Süden gesegelt sind und für sie im Moment keine Gefahr darstellen.

 

Zum frühen Mittag segelten die „Darkahr“ und die „Sirgith“ in den Hafen von Cameedor ein und befremdlich freundlich erschien der Hafenmeister und begrüßte die Menschen auf den Schiffen wie alte, gute Bekannte.

Kaah–Mer wies die Bootsführer wieder an, den Hafen zu verlassen und am vierten Tag zurück zu kommen, um sie an Bord zu nehmen.

Kaah–Mer, Siergert, Guudrun und Doree, sowie die junge Frau aus dem Dorf, eine Handvoll Soldaten und drei Männer aus dem Dorf machten sich auf den Weg in die Stadt.

Wieder waren Kaah–Mer und seine Begleiter von den gewaltigen Mauern und Türme beeindruckt. Die Stadtwachen waren genauso unangenehm freundlich, wie der Hafenmeister und bei Kaah–Mer schrillten die Alarmglocken.

Siergert sah ihn an und die beiden Männer waren sich einig, sie müssen sehr aufpassen und auf der Hut sein!

 

Sie wurden sofort von einem der Soldaten zum Königspalast geführt und der mehr als unangenehme König Omputt begrüßte die Delegation mit überschäumender Freundlichkeit. Sie erhielten Quartier im Königspalast und wurden mit den feinsten Speisen verwöhnt.

Den Tag nach ihrer Ankunft verbrachten sie bummelnder Weise im Müßiggang in der Stadt, sie schauten sich die Straßen und Häuser, die Tempel und Paläste, die schönen Plätze noch mal genauer an.

Dabei stellten sie fest, dass die Stadt kontinuierlich ins Hinterland gewachsen ist. In den neuen Stadtvierteln wohnten wohl die betuchten Bürger, die Häuser waren bedeutend prächtiger, als die Häuser in den alten Teilen der Stadt.

Teilweise waren sogar die Straßen gepflastert.

 

Die junge Frau aus dem Dorf war selig, sie hatte alle ihre Decken und Tücher verkaufen können, sie lachte Doree spitzbübisch an, jetzt bin ich in unserem Dorf eine gute Partie! Doree freute sich mit der jungen Frau und stimmte fröhlich in ihr Lachen ein.

 

Am dritten Tag wurden sie von König Omputt zu Verhandlungen gebeten. Der Statthalter war anwesend und einige, wohl wichtige Männer der Stadt. Kaah–Mer gab an, was die weite Ebene an Waren anbieten wollte, die Männer notierten das Angebot sehr genau.

Einer der Männer, es stellte sich heraus, dass diese Männer große Handelshäuser besaßen, fragte nach den Schiffen und ob sie diese Schiffe für sie herstellen würden.

Kaah–Mer zeigte sich interessiert, dann müssten wir uns über den Preis einigen.

Kaah–Mer zog sich mit Siergert und Guudrun in eine Ecke des Saales zurück und debattierte mit ihnen.

Kaah–Mer wollte unbedingt Kanonen für die Schiffe haben, Siergert grinste, das ist gut!

Kaah–Mer teilte den Kaufleuten ihre Entscheidung mit und ohne jeden Kommentar akzeptierten die Männer den Vorschlag. Wenn es möglich ist, hätten wir die Schiffe von euch mehr als Frachtschiffe gebaut, wenn das machbar wäre, wären wir mit allem einverstanden.

Der König schaute etwas angespannt in die Runde, das mit den Kanonen gefiel ihm gar nicht, aber gegen die mächtigen Kaufleute konnte er nicht stimmen. Die Einzelheiten wurden fest gehalten, insgesamt wurden als erstes vier Schiffe bestellt. Im Gegenzug erhielten sie je acht Kanonen für die „Darkahr“ und für die „Sirgith“. Sie erhielten volles Marktrecht für alle Waren und der König erhielt von allem den zehnten.

 

Kaah – Mer schaute seine Begleiter etwas erstaunt und fragend an, wieso verlangte der gierige König nicht wieder Gold? Vergessen hatte er es bestimmt nicht, vielleicht hofft er auf eine spätere Gelegenheit. Mit den Verhandlungsergebnissen waren alle zufrieden,

Siergert und Guudrun freuten sich, die gute Kunde in die weite Ebene zu bringen. Die Menschen dort würden sich freuen, wenn sie ihre Produkte auf den Markt von Cameedor anbieten können.

 

Beim späten Abendessen, ein wahres Festessen war das schon, die Dienerinnen schleppten unentwegt neue Leckereien herein. Die Männer schauten die Dienerinnen hocherfreut an, denn es waren hübschem, hoch gewachsene, schlanke Frauen mit einer hellbraunen Hautfarbe und sie waren leicht, sehr leicht nur bekleidet.

Das schwarze Haar war kunstvoll hoch getürmt und der Schmuck klimperte bei jeder Bewegung.

Selbst Kaah–Mer riskierte den einen oder anderen Blick, obwohl er mit seiner Doree höchst zu frieden war. Doree grinste Kaah–Mer an, dass wäre doch noch etwas für unser zuhause! Aber Kaah–Mer schüttelte den Kopf, zu teuer, diese Sklavinnen können wir uns nicht leisten.

Doree war erschreckt,- Sklavinnen, daran hatte sie überhaupt nicht gedacht.

 

Nach einem opulenten Frühstück, bei dem nur der schleimige König und sein Statthalter mit ihrer falschen Freundlichkeit störten, machte sich Kaah–Mer mit seinen Begleitern langsam auf den Weg zum Hafen.

Die meisten Kaufleute begleiteten sie noch ein Stück des Weges.

Es war noch nicht Mittag, als die „Darkahr“ und die „Sirgith“ schon in Sicht kam.

Gleichzeitig erschien aus Richtung der Stadt ein Pulk von Menschen und Pferden, der mächtig Staub aufwirbelte. Drei der Kaufleute ritten voraus und stolz lächelnd erklärten sie Kaah -Mer und den übrigen, das sie ihnen zum Abschied und zum Zeichen ihres guten Willens zwei Kanonen schenken

Verblüfft schauten alle auf die prachtvollen Kanonen, der Kaufmann erklärte Kaah–Mer, das in den Kisten Pulver sei und sie enthielten zu den Kanonen jeweils fünfzig Eisenkugeln.

 

Der Hafenmeister hat inzwischen ein Krangestell ans Ufer bringen lassen und Männer begannen, die Kanonen daran zu befestigen. Mit großem hallo wurden die beiden Schiffe begrüßt, alle freuten sich über das Wiedersehen. Neugierig und erstaunt sahen sie auf die Kanonen und den vielen Kisten, schnell wurde den Bootsführern erklärt, was es mit den Kanonen auf sich hat.

 

Der alte Bootsbauer machte Kaah–Mer ein Zeichen und als Kaah -Mer auf den Mann zuging, erfuhr er von dem alten Mann, dass die Kanonen auf dem Vorschiff montiert werden müssen. Vor dem Katapult, einverstanden, veranlasst die richtige Montage.

Der Alte übergab Kaah–Mer einige Schriftrollen, er habe schon mal einige Zeichnungen von den Schiffen angefertigt, die sie für die Kaufleute bauen sollen, erfuhr der erstaunte Kaah–Mer.

 

Sichtlich erfreut nahmen die Kaufleute die Zeichnungen von Kaah–Mer in Empfang, sie sahen sich die Zeichnungen an und waren mit dem Entwurf einverstanden, etwas erstaunt fragten sie dann Kaah–Mer, woher sie die Kunst des Schiffsbau haben, vor allendingen solcher großen Schiffe.

Kaah–Mer zeigte etwas stolz auf den alten Bootsbauer.

 

Die Kanonen waren auf die Schiffe verbracht, Pulver und Kugeln ebenfalls, auch der Proviant, der von den Kaufleuten großzügig aufgestockt worden ist, war in dem Lagerraum verstaut.

Die beiden Schiffe legten zum späten Nachmittag ab, sie konnten schon in der Hafenausfahrt Segel setzen und nahmen dadurch schnell Fahrt auf.

Zufrieden sahen die am Ufer stehenden Kaufleute den Schiffen nach.

Sie waren jetzt schon sehr sicher, dass sie einen guten Auftrag vergeben hatten. Jetzt hofften sie nur noch auf eine schnelle Lieferung der bestellten Schiffe.

 

Die Bootsführer steuerten die Schiffe nördlich zu dem Dorf, die Kaufleute gingen rundum zufrieden zur Stadt zurück, sachlich sprachen sie über die abgewickelten Geschäfte.

Die Heimreise

Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ segelten im leichten Wind zum Dorf zurück. Die beiden Schiffe lagen tief im Wasser. Der alte Bootsbauer lief auf der „Darkahr“ hin und her, schaute hier und schaute da, machte sich Notizen, schüttelte seinen Kopf. Er war unzufrieden mit der Trimmung der Schiffe.

Beide Schiffsführer ließen während der ganzen Fahrt ständig nach den beiden großen Schiffen Ausschau halten, sie wollten jede Überraschung vermeiden.Ein Kampf mit diesen Kolossen wäre für sie aussichtslos, selbst mit den zwei Kanonen an Bord.

Der Bootsbauer wandte sich an den Schiffsführer, irgend etwas stimmt mit dem Schiff nicht, es macht einen behäbigen, plumpen und schweren Eindruck. Der Bootsführer bestätigte es dem Bootsbauer, die Schiffe lassen sich ungewohnt schwer steuern, aber er solle bedenken, dass beide Schiffe schwer beladen sind. Die Frachträume sind bis unter die Decke voll. Hinzu kommt das Gewicht der Kanone und der Kugeln.

 

Die Schiffe lagen vor Anker und wurden gut vertäut. Die Dorfbewohner begrüßten die Menschen aus der weiten Ebene herzlich. Die Sonne berührte schon den Horizont.

Zeit fürs Abendessen.

Das Abendessen artete in eine fröhliche Feier aus, die junge Frau erzählte stolz von ihrem Erfolg bei dem Verkauf ihrer Decken und Tücher, die sie in Cameedor verkaufen konnte. Die Frauen neckten sie, jetzt hast du erst recht Erfolg bei den jungen Männern, ja, lachte sie und strahlte!

 

Am nächsten Morgen war der alte Bootsbauer schon früh bei den zweiSchiffen, er schaute sich die Schiffe wieder sehr genau an, nahm sich dann ein Boot und um fuhr die „Sirgith“ und die „Darkahr“, beide Schiffe lagen tief und in einer schlechten, achterlastigen und nach Steuerbord ausgehender Trimmung.

Nach dem Frühstück arbeiteten die Männer unter der Anleitung des Alten an der Trimmung der beiden Schiffe und siehe da, der alte Bootsbauer hat es geschafft. Jetzt lagen die Schiffe wieder goldrichtig im Wasser.

 

Kaah–Mer gab bekannt, dass sie noch einen Tag in dem Dorf bleiben wollen und dann ihre Reise fortsetzen. Guudrun, Doree und die Soldatin arbeiteten fleißig an ihren Karten.

Doree hatte zu Kaah–Mer’ s Überraschung, zusammen mit der Soldatin, fantastische Bilder aus Cameedor gezeichnet, die Straßen, die Paläste, die Tempel und die schönen Plätze und natürlich sehr genau den Hafen, die Stadtmauern mit den mächtigen Türmen und den genauen Positionen der Kanonen!

Kaah – Mer war restlos begeistert und bedankte sich überschwänglich bei den zwei Frauen. Sofort zeigte er die Bilder Siergert, der genauso begeistert war und sofort den strategischen Wert der Zeichnungen erkannt.

 

„Die große Stadt wird uns nicht mehr überraschen können“, sagte Siergert grinsend zu Kaah–Mer.

„ Die Positionen der Kanonen zu kennen, ist ein Riesen Vorteil für uns“, bestätigte Kaah–Mer

 

.Siergert schaute sich zusammen mit dem Dorfersten die Bauweise der Wohnhäuser und Lagerhäuser an, er notierte sich die Herstellung von Dörrfleisch und die Herstellung eines Getränkes, das eine leicht berauschende Wirkung hatte. 

Zwei Männer und eine Frau aus dem Dorf fragten Kaah–Mer, ob sie an der Reise teil nehmen dürften, sie würden gerne die weite Ebene kennen lernen. Kaah–Mer war damit sofort einverstanden.

Der Abschied von dem Dorf war herzlich und Kaah–Mer und Doree versprachen, das sie bei der nächsten Reise wieder das Dorf anfahren werden.

 

Kaah–Mer hatte mit den Bootsführern vereinbart, dass sie nach Süden segeln wollen, aber außerhalb der Sichtweite von Cameedor. Er möchte noch ein paar Tage nach Süden segeln, bevor sie zur weiten Ebene zurückkehren. Diese Planung sollte auch etwas als Ablenkungsmanöver dienen, falls sie doch gesehen werden sollten.Die beiden Bootsführer stimmten sich ab und die beiden Schiffe segelten nach Osten mit einem leichten Schlag nach Süden.

Lange winkten sich die Menschen einander zu, bis das Dorf hinter der Kimm versank. Die Schiffe segelten mit dem achterlichen Wind leicht und wendig wie gewohnt. Der alte Bootsbauer hatte ganze Arbeit geleistet. Sie hatten einen herrlichen Tag erwischt, es war angenehm warm, der Wind erfrischend, die Freiwache faulenzte entspannt, die Stimmung an Bord war gut.

 

Erst weit nach Mittag änderten die Bootsführer die Richtung der Schiffe nach Südsüdost, sie konnten jetzt sicher sein, dass sie von der großen Stadt nicht mehr gesehen werden konnten.

Die zwei großen Schiffe waren auch nicht zu sehen, wahrscheinlich waren die beiden Kolosse schon so weit nach Süden gesegelt, dass sie für sie außer Sicht waren.

Der Uferverlauf war erstaunlich gradlinig, selten unterbrochen von kleineren Buchten, dass Land war flach wie ein Tisch, weite grüne Flächen, selten von Büschen oder Bäumen unterbrochen.

Aber man sah ab und zu wieder ein Tier, auch Vögel kreisten wieder am Himmel.

 

Für die Nacht fanden sie eine kleine, geschützte Bucht und nicht weit von ihrem Lagerplatz fanden sie auch frisches Wasser. Die Jäger brachten frische Jagdbeute, es war alles bestens.

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht und einem guten Frühstück brachen sie das Lager ab und brachten die Sachen wieder auf die Schiffe. Einer der Truppführer fragte Kaah–Mer, ob es nicht ratsam wäre, die Kanonen auszuprobieren, damit sie wissen, wie sie funktionieren und gehandhabt werden müssen.

„Daran habe ich auch schon gedacht“, antwortete Kaah–Mer, wir müssen nur noch ein Stück weiter weg sein von Cameedor, sie sollen uns auf gar keinen fall hören können.“

„Die Kanonen sollen beim Abschuss der Kugeln ganz schön Krach machen.“ Erwiderte der Truppführer.

Kaah–Mer sah den Truppführer an:“ Bei nächster Gelegenheit werden wir die Kanonen ausprobieren!“

 

Zum Abend sahen sie einen breiten Fluss in das Meer münden. Sie fuhren an einer schmalen Landzunge vorbei, danach bog das Ufer stark nach Südwesten und nach kurzer Fahrt entdeckten sie, dass die Landzunge eine Insel war.

Kaah–Mer ließ die Schiffe noch ein Stück weiter segeln, bis einer der Soldaten auf einen geeigneten Ankerplatz zeigte.

Wieder fanden sie in unmittelbarer Nähe ihres Lagers frisches, kühles Wasser. Doree kümmerte sich bis zum Abendessen in dem verbleibenden Licht um ihre Zeichnungen, verglich sie mit den Zeichnungen der Soldatin und fügte das eine oder andere Detail ein. was Guudrun noch notiert haben wollte.

 

Einer der jungen Soldaten rief erstaunt, das Meer hat kein Salzwasser mehr, er kam prustend aus dem Wasser, auch Kaah–Mer und Siergert staunten, dann muss es sich um einen riesigen Fluss handeln, viel größer als ihr „großer“ Fluss.

Während sie aßen, besprach Kaah–Mer mit dem Weisen Siergert und der Weisen Guudrun, sowie mit den Truppführern und Schiffsführern den Ablauf der nächsten Tage. Er würde gerne noch ein, zwei Tage diesen Fluss befahren, um die für sie fremde Gegend zu erkunden. Dann auf das Meer zurückkehren und wie bisher dem Uferverlauf folgen. Wenn sich das Meer allerdings weiterhin nach Süden ausdehnt, möchte er vorschlagen, das sie dann nicht dem Uferverlauf folgen, sondern die Fahrt übers Meer nach Nordosten riskieren, um die weite Ebene zu erreichen.

Da es ein guter Plan war, waren alle damit einverstanden.

 

Zufrieden legten sich die Menschen zur Ruhe, gut bewacht von den Soldaten. 

 

Helle Aufregung entstand im Lager, als bekannt wurde, dass die Kanonen ausprobiert werden sollten. Die Truppführer ließen zwei Pulverkisten aus dem Lagerraum der Schiffe holen. Soldaten klarten die Kanone auf und die Truppführer schütteten das schwarze Pulver in die entsprechende Öffnung der Kanone und stampften es mit den Stampfern fest. Die schweren Eisenkugeln rollten mit dumpfen Poltern in das Eisenrohr.

Die beiden Schiffe drehten ihren Bug zum offenen Wasser. Die Truppführer standen mit einer glimmenden Lunte bereit. Kaah–Mer gab das Zeichen zum Abschuss, die Lunten senkten sich auf die Öffnung in dem Kanonenrohr. Zischend brannte das Pulver, mit einem lauten Knall und Fauchen flogen die Kugeln aus dem Kanonenrohr.

Weit flogen die Kugeln, eine mächtige Wasserfontäne zeigte den weit entfernten Einschlag. 

 

Die Menschen waren von dem furchtbaren Knall der Kanonen wie betäubt und hielten sich die Ohren zu, nicht wenige machten einen erschrockenen, ja ängstlichen Eindruck.

Tief beeindruckt, ja, überwältigt, standen sie staunend auf den Schiffen und am Ufer, das war schon eine Waffe!

Kaah–Mer ließ die Schiffe drehen, so das der Bug zum Land zeigte und wies die Truppführer an, die Kanonen auf den in einiger Entfernung stehenden einzelnen Baumes zu richten.

Wieder flogen die Kugeln mit einem ohrenbetäubenden Knall aus dem Rohr und mit lautem Fauchen flogen sie auf den Baum zu. Eine Kugel schlug dicht neben den Baum in den Boden ein und warf eine Menge Erde und Steine in die Luft. Die zweite Kugel traf voll den Baum, von dem nur noch Bruchstücke übrig blieben.

Junge Soldaten rannten zu der Einschlagstelle der Kanonenkugeln und sahen jetzt aus nächster Nähe erst so richtig die Zerstörung, die die Kanonenkugeln angerichtet hatten. Eine Kugel brachten sie triumphierend ins Lager zurück, die zweite Kugel hatte sich so tief in den Boden gebohrt, dass sie sie nicht gefunden hatten.

 

Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ segelten langsam den breiten Fluss hinauf. Die rechts liegende Landschaft änderte sich kaum. Kleine Wäldchen waren manchmal zu sehen, kaum Leben, manchmal ein Tier, aber keine Anzeichen von Menschen. Zum Nachmittag wurde die Strömung des Flusses spürbar stärker, der leichte Wind schaffte es kaum noch, die Schiffe gegen die Strömung des Flusses hinauf zu schieben.

So entschloss sich Kaah–Mer, die Fahrt flussaufwärts zu beenden. Die Schiffsführer legten das Ruder um und die „Darkahr“ und die „Sirgith“ segelten in einem weiten Bogen zum anderen Flussufer.

 

Es dämmerte schon, als die Schiffe das andere Ufer erreichten. Jetzt erkannten alle, auf welch mächtigen Fluss sie sich befanden. An dem flachen Ufer fanden sie schnell einen geeigneten Ankerplatz.

Der Lagerplatz war schnell aufgebaut.

Appetitlicher Essensgeruch wehte in dem leichten Wind durch das Lager und alle warteten hungrig auf das Essen. Doree unterhielt sich. während sie aßen, mit Kaah–Mer und der bestätigte ihr noch mal, dass sie direkt nach Nordosten segeln, sollte sich das Meer weiterhin nach Süden erstrecken.

Er habe nicht damit gerechnet, dass das Meer so riesig ist. Anhand der von ihr gezeichneten Karten konnte sie ja gut den Kurs der Schiffe festlegen. Er ginge davon aus, dass sie, wenn sie direkt nach Nordosten segeln, in wenigen Tagen die weite Ebene erreichen können.

 

Erfreut schmiegte sich Doree an Kaah–Mer, es war und ist eine lange Reise, langsam möchte ich nach Haus. Kaah–Mer nickte zustimmend, zufrieden steckte er sich den letzten Happen in den Mund

 

 Am nächsten Tag stellten die Seefahrer fest, dass sich der Fluss in mehrere, kleinere Flüsse aufteilt. Die Schiffsführer hielten die Schiffe an dem rechten Ufer und sie segelten an mehrere kleine Inseln vorbei, die durch die Aufteilung des Flusses entstanden waren.

 

Der Fluss mündete ganz unauffällig in dem Meer und die Schiffsführer ankerten die Schiffe kurz danach am flachen Ufer. Auch hier ist das Land immer noch flach wie ein Tisch, weites Grün, aber wenig Buschwerk und Bäume, aber das Wasser war voll von Fischen und die Männer angelten mit großer Begeisterung.

Gerne wurden die frischen Fische von der Küche angenommen. Die Schiffsbesatzung nutzte die Zeit bis zum Abendessen zum trimmen der beiden Schiffe.

Die „Darkahr“ war etwas hecklastig, während die „Sirgith“ mit dem Steuerbordbug tiefer im Wasser lag.

 

Der Uferverlauf führte sie weiter nach Osten und knickte dann zum späten Nachmittag hart nach Nordnordwesten ab. In einiger Entfernung hatten sie wieder einige der riesigen Tiere gesehen, die nach ihrem Sprung aus dem Wasser mit lautem Getöse und Klatschen wieder ins Wasser zurück fielen.

Die Tiere kamen aber nicht näher und nach einer Weile verschwanden sie.

 

Der alte Bootsbauer meinte zu Kaah–Mer:“ Die Tiere sind wahrscheinlich lieber im tieferen Wasser.“

„Das ist gut möglich“, schloss sich Kaah–Mer der Meinung des Alten an.

 

Als die beiden Schiffe ihren abendlichen Ankerplatz ansteuerten, winkte ein junger Soldat Kaah–Mer zu, die Schiffe, ich kann die beiden großen Schiffe sehen.

So sehr sich Kaah–Mer anstrengte, er konnte nichts entdecken.

„ Jetzt drehen sie bei“; rief der Soldat und eine Soldatin bestätigte es!

Kaah–Mer blieb ruhig, auf diese Entfernung wäre es ein Wunder, wenn sie von den Schiffen entdeckt werden würden. Mit ein bisschen Gebüsch tarnten sie die Schiffe und warteten mit dem Aufbau der Zelte, bis der Soldat Entwarnung gab.

 

Das Ufer führte sie weiter nach Nordwesten, sie segelten fast den ganzen Tag in dieser Richtung, bis dann zum Abend hin das Ufer hinter den Schiffen zurück blieb und die Schiffsführer ihren Kurs ändern mussten. Jetzt zeigte das Ufer direkt nach Osten. So blieb es auch die nächsten zwei Tage, jedoch spät am zweiten Tag änderte sich die Richtung des Ufers direkt nach Süden.

 

Als sich die „Darkahr“ und die „Sirgith“ dem Ufer näherten, entdeckten sie ein Dorf unweit vom Ufer. Auch sie wurden von den Dorfbewohnern entdeckt, winkend liefen die Menschen zum Ufer und erwarteten die Schiffe. Freundlich wurden sie von den Dorfbewohnern begrüßt und ins Dorf gebracht.

Kaah–Mer und seine Begleiter wurden mit Fragen überschüttet, woher sie kommen, was das für Schiffe sind, wer sie gebaut hat, ob sie die große Stadt kennen, sind sie von den großen Tieren im Meer angegriffen worden, so ging es unentwegt weiter.

 

Kaah–Mer und Siergert schauten sich interessiert in dem Dorf um. Die Bauweise der Häuser war neu für sie, das Erdgeschoss war sehr stabil aus Stein gebaut, die erste Etage hingegen war aus Holz errichtet worden.

Auf dem Dorfplatz hatten die Dorfbewohner lange Tische aufgebaut und baten die Neuankömmlinge zu Tisch. Kaah–Mer, Siergert und Doree beantworteten laufend die Fragen der Menschen. Erstaunen machte sich unter den Menschen des Dorfes breit, als erfuhren, dass die Schiffe selbst gebaut waren und die Menschen aus der weiten Ebene damit auf einer Entdeckungsreise waren.

 

Neugierig und sehr gespannt hörten sie den Erzählungen zu, hörten erstaunt von dem riesengroßen Fluss, der über die Felsen ins Meer stürzte, von den Angriffen des gewaltigen Ungeheuers, die Höhlen der wilden Horde, die Reste der Kleinwüchsigen und sie hörten von den Erlebnissen in der großen Stadt.

 

Nach dem Essen bat der Dorfälteste Kaah–Mer und die beiden Weisen in ein Gebäude, hinzu kamen zwei Männer aus dem Dorf. Der Dorfälteste fragte die Besucher nach der Möglichkeit, mit einander Handel zu treiben. Kaah–Mer, Siergert und Guudrun waren sofort interessiert und das Gespräch verlor sich in Detail.

 

Doree hatte inzwischen Kontakt zu mehreren Frauen aus dem Dorf gefunden. Die Frauen zeigten Doree ihre Häuser, ihre Gerätschaften. Neugierig ließ sich Doree ein Gerät erklären, mit dem die Frauen ihre Stoffe herstellten. Neu war für Doree auch, wie die Frauen die Tonkrüge mit einer hochglänzenden Glasur versahen.

Am nächsten Morgen fragte der Dorfälteste Kaah–Mer, ob er einen alten Tempel sehen möchte. Dieser Tempel liegt eine Tagesreise im Landesinneren.

Eine Gruppe von zehn Männern machte sich auf den Weg zu dem Tempel, Doree und Guudrun blieben im Dorf. Bis zum Mittag marschierten die Männer durch flache Wiesen und kamen gut voran. Nach dem Essen führte der Weg in einen dichten Wald. Hier wurde das weiter kommen etwas mühseliger, aber gegen Abend erreichte die Gruppe dennoch die Tempelruine.

 

Sie lagerten für die Nacht am Rande der Tempelruine, der dichte Wald war von vielen Tieren bewohnt, deren Schreie und Geräusche durch die Nacht schallten. Kaah–Mer und Siergert standen staunend vor der Tempelruine. Eine steile Treppe führte zu der oberen Plattform, auf der Reste von großen Gebäuden zu sehen waren.

Kaah–Mer und Siergert begannen die Treppe hochzusteigen, die Männer aus dem Dorf folgten ihnen erstaunlicherweise nicht. Der Aufstieg über die steilen Steinstufen der Treppe war äußerst anstrengend, schnaufend standen Kaah–Mer und Siergert nach einer guten Weile auf der obersten Plattform.

 

Die Tempelruine stand mitten in dem dichten Wald, die obersten Gebäude überragten die Baumriesen. Die beiden Männer hatten eine überwältigende Rundumsicht. Der Wald dehnte sich bis zum Horizont und mit großem Erstaunen stellten die Männer fest, dass das Meer noch größer war, als sie bisher angenommen hatten. Eine unvorstellbar große Wasserfläche glitzerte nach Süden im hellen Sonnenschein.

Kaah–Mer stellte fest, dass sie dieses Meer, zumindest während dieser Reise, nicht befahren werden. Es war einfach zu groß, es würde unendliche Zeit brauchen, um es zu erforschen.

Siergert kletterte auf den Mauerresten der zerfallenden Gebäude herum. Er wies höchst erstaunt Kaah–Mer auf Steine hin, die passgenau behauen über einander geschichtet, die Mauern bildeten.

In dem einen Gebäude entdeckten sie eine Art Opfertisch mit vielen dunkelbraunen Flecken und Spuren. Goldene Gerätschaften und Gefäße. Fremde Malereien, Mosaiken und Darstellungen von unbekannten Tieren, Göttern und Menschen.

Das ganze wirkte unheimlich und unwirklich. Kaah–Mer deutete Siergert an, das sie gehen sollten und Siergert hatte nichts dagegen. Die Männer aus dem Dorf schauten ihnen erwartungsvoll entgegen und tausend Fragen standen in ihren Gesichtern.

Kaah–Mer schilderte seine Eindrücke. Es handelt sich wohl eindeutig um eine Tempelanlage eines untergegangenen Volkes, von Leben keine Spur. Sichtlich erleichtert hörten die Männer Kaah–Mer’s Worte.

Sie brachen das Lager ab und machten sich auf den Heimweg ins Dorf.

 

Kaah–Mer wurde von Doree begrüßt und sofort mit Fragen bestürmt, lachend bremste er den Ansturm von Doree, lass Siergert und mich die Geschichte allen während des Abendessens erzählen.

 

Die „Darkahr und die „Sirgith“ wurden noch mit frischem Wasser beladen, auch Obst und Gemüse wurde noch an Bord genommen. Die Menschen verabschiedeten sich herzlich und die Schiffsführer lenkten die Schiffe ins offene Wasser.

Sie folgten dem Rat des Dorfältesten und segelten direkt Südost. Die Schiffe querten die Meeröffnung und kamen gegen Abend ans Ufer, ganz wie der Dorfälteste es beschrieben hatte.

Von diesem Lagerplatz aus sollten sie ihre Schiffe nur noch nach Nordnordost steuern, dann erreichten sie ohne Umstände das große Gebirge. Dieses Gebirge kannte der Dorfälteste aber auch nur von Hörensagen, es müsste jedoch ihr Gebirge sein!

 

Die Schiffsführer besprachen mit Kaah–Mer und Siergert die empfohlene Route, die sie in drei, vier Tagen bis zum großen Gebirge bringen soll. Kaah–Mer stimmte für diese Route, wir haben jetzt genügend Erfahrung, unsere Vorräte reichen allemal und wir können jederzeit schnell das Ufer erreichen.

 

Die beiden Schiffe segelten am nächsten Tag die angegebene Richtung, noch in Sichtweite des Ufers. Sie schlugen ihr Lager an der Mündung eines kleinen Baches auf und bereiteten alles für die erste längere Seereise vor. Bis jetzt hatten sie ja nur Tagesreisen von einem Lagerplatz zum nächsten Lagerplatz unternommen.

Morgen sollte die erste Reise quer über das Meer für mehrere Tage und Nächte starten. Trotz dieser neuen Aufgabe blieb die Stimmung im Lager erstaunlich gelassen. Die Menschen wussten, das sie zwei gute Schiffe hatten und gute Schiffsführer, so dass das Risiko relativ gering war.

 

Tiefhängende, dunkle Wolken jagten über den Himmel, getrieben von einem starken und heftigen Wind, der in plötzlichen Böen das Wasser aufpeitschte. Der alte Bootsbauer strahlte, das ist das richtige Wetter für meine Schiffe! Der Sturm jagte die „Darkahr“ und die „Sirgith“ in einem bisher nicht gekannten Tempo über das aufgewühlte Wasser, die beiden Schiffe warfen weiße Gischtfahnen hoch, wenn sie mit dem Bug ins Wasser klatschten.

Der Sturm hielt den ganzen Tag an und trieb die beiden Schiffe noch bis weit in die Nacht nach Norden. Einige Menschen an Bord wurde es schrecklich übel. Aber der alte Bootsführer strahlte über weiterhin über sein ganzes, runzeliges Gesicht, seine Schiffe meisterten den Sturm grandios.

Erst gegen Morgen flaute der Sturm ab, das aufgewühlte Wasser ließ die beiden Schiffe aber noch eine ganze Weile kräftig schaukeln.

Die Schiffsführer lenkten die Schiffe etwas mehr in Ufernähe, um das Schaukeln zu mindern, was von den kranken Menschen dankbar angenommen wurde. Die Küche verteilte Essen und die meisten Menschen an Bord griffen kräftig zu.

 

Das Ufer gab weit nach Osten eine Bucht frei, in der das Wasser auffallend ruhig war. Hier hatte der Sturm nicht so schlimm gewütet. Ein Schiffsmann kam sehr aufgeregt zum Schiffsführer gelaufen, hinten in der Bucht liegen die beiden großen Schiffe vor Anker!

Der Schiffsführer nickte, das passte gut, die schwimmenden Kolosse mussten vor dem Sturm Schutz suchen und den fanden sie in dieser Bucht.

Der Schiffsführer winkte zur „Darkahr“ und die Schiffe fuhren dicht auf einander zu, auf Rufweite fuhren die Schiffe neben einander her. Aufgeregt wurde beraten, was jetzt geschehen sollte. Die Vorteile lagen ganz klar bei der „Darkahr“ und der „Sirgith“, sie segelten in der Windseite, waren wendiger als die Kolosse.

Die offene Frage war nur die Bewaffnung der großen Schiffe. Es wurde vereinbart, etwas näher an die beiden Schiffe heran zu segeln, um die Reaktion der Besatzung fest zu stellen.

Vorsichtig segelten die „Darkahr“ und die „Sirgith“ in die Bucht, die beiden gewaltigen Schiffe wurden sehr aufmerksam beobachtet. Plötzlich zeigten die Beobachtungsposten auf die Schiffe. Klappen wurden in den Bordwänden geöffnet und viele Kanonenrohre erschienen. Die Schiffsführer der „Darkahr und der „Sirgith“ reagierten sofort, legten die Schiffe auf den Backbordbug und segelten so schnell aus der Gefahrenzone, das schon die ersten Kanonenkugeln hinter der „Darkahr“ und der „Sirgith“ ins Wasser klatschten und dabei hohe Wasserfontänen verursachten.

 

Jetzt wussten sie, dass ihnen die zwei großen Schiffe feindlich gesonnen waren!Mit dem gleichmäßig blasenden Wind kamen die beiden Schiffe gut voran und schon bald lag die Bucht mit den beiden großen Schiffen weit hinter ihnen. Die Schiffsführer ließen die beiden Schiffe den ganzen Tag hart am Wind segeln, um möglichst viel Abstand zwischen den beiden Schiffen zu erreichen. Sie wussten zwar, das die Kolosse nicht die Geschwindigkeit der „Darkahr und der „Sirgith“ erreichten, aber wenn sie ebenfalls ständig hinter ihnen her segeln, blieb die Möglichkeit eines weiteren Treffens offen.

 

Mit einem herrlichen Sonnenuntergang segelten die beiden Schiffe in die Nacht und waren damit endgültig sicher vor eventuellen Verfolgern. Die Nacht war hell, die Sterne funkelten und der Mond glitzerte auf dem Wasser. Die Nacht war ruhig, es wehte nur ein leichter Wind, das Wasser war fast glatt. Die Kranken von der Sturmfahrt erholten sich langsam.

Kaah–Mer wies Siergert auf den dichten Wald hin, der am Ufer zu erkennen war, es könnte sich um den großen Wald am Ufer des südlichen Flusses handeln, so dicht, wie er ist. Siergert stimmte dem zu, es könnte sich tatsächlich um den großen Wald handeln.

Den ganzen Tag segelten die beiden Schiffe nahe dem Ufer nach Norden. Der Wald nahm kein Ende und Kaah –Mer war sich jetzt sicher, das es sich um den großen Wald handeln musste. Für die Nacht fanden sie an dem dicht bewachsenen Ufer nur mit Mühe einen Ankerplatz. Das Lager mussten sie zwischen den Bäumen und Sträuchern aufschlagen.

 

Die ganze Nacht über brüllten, schrien, kreischten und pfiffen die Tiere des Waldes, aber es blieb friedlich. Das Frühstück schmeckte allen gut, obwohl sie kein frisches Wasser gefunden hatten und das mitgeführte Wasser aus den Fässern schmeckte nicht mehr besonders gut.

Ein junger Soldat vorne am Bug der „Sirgith“ schrie plötzlich mit sich vor Freude und Begeisterung überschlagender Stimme:“ Ich seh’ die schöne Bucht, ich kann sie sehen!“

Die Menschen drängten sich nach vorne, um sich von der Aussage des Soldaten zu überzeugen. Es stimmte wirklich, voraus konnte man über der Kimm die Felsen der schönen Bucht sichten. Mittag war gerade vorbei, als kleine Bote gesichtet wurden, die auf die „Darkahr“ und auf die „Sirgith“ zu steuerten, es waren die Bewohner der schönen Bucht!

Die Heimkehrer wurden wie die Helden gefeiert, schnell hatten die Bewohner der schönen Bucht eine Feier organisiert. Doree fiel Kaah–Mer vor Freude mit Lachen und Weinen um den Hals, wir haben es geschafft, wir haben es wirklich geschafft!

Die Heimkehrer blieben den folgenden Tag noch in der schönen Bucht. Luden die „Darkahr“ und die „Sirgith“ aus und verstauten die Ladung auf die kleineren Boote, mit denen sie dann morgen den südlichen Fluss zur weiten Ebene hochfahren können.

Kaah–Mer ließ nur ein paar Männer auf den beiden Schiffen zurück. Die Männer der schönen Bucht hatten Kaah–Mer zugesagt, sich ebenfalls um die Schiffe zu kümmern.In heiterer Stimmung brachen die Heimkehrer auf und legten die letzte Strecke bis zur weiten Ebene sehr fröhlich zurück. Alle freuten sich jetzt auf das Wiedersehen mit ihren Familien. Scherzworte flogen von Boot zu Boot, endlich konnten sie die Boote an dem Ufer festmachen und dann wurden sie von den Menschen beinah überrollt, alle wollten die kühnen Entdecker willkommen heißen.

 

Das neue Dorf begrüßte die Heimkehrer festlich geschmückt, in dem Dorfzentrum hatten sie alles für eine große Feier vorbereitet. Kaah–Mer sah seine Eltern nur kurz, dann wurde er wieder von der begeisterten Menge eingefangen. Doree, Guudrun und Siergert ging es nicht anders, sie verschwanden in der jubelnden Menge genauso, wie alle anderen Teilnehmer der Reise.

Der Handel

Nach dem dritten Tag klang die Feier langsam aus und die Heimkehrer konnten endlich zu ihren Familien.

 

Von seinen Eltern erfuhr Kaah–Mer, dass die Bootsbauer während seiner Reise zwei weitere Schiffe fertig gestellt haben und die Schiffsbauer haben festgestellt, das der südliche Fluss auch mit den großen Schiffen befahrbar ist.

Diese Nachrichten freuten Kaah–Mer natürlich sehr, die fertigen Schiffe verkürzten die Wartezeit erheblich und da jetzt das beladen der Schiffe direkt hier erfolgen konnte, vereinfachte die Sache ungemein.

 

Seine Eltern konnten gar nicht genug von seiner Reise erfahren, besonders sein Vater fragte immer wieder nach. Etwas Sorgen machte sich Orkaa –Thur wegen der zwei großen Schiffe, aber Kaah–Mer konnte seinen Vater beruhigen.

Diese Riesenschiffe konnten nie den südlichen Fluss hinauf fahren und vor allem wusste niemand etwas von ihrer Existenz in der weiten Ebene.

 

Kaah–Mer, Siergert und Guudrun wurden jetzt, da die Begeisterung der Menschen etwas abgeklungen war, zu den Weisen bestellt, um ihren Bericht abzugeben. Die Entdecker wurden von Kateene, ihrer Fürstin und von den Weisen Poolther und Odraat herzlich begrüßt und als erstes gab Poolther bekannt, das er die nächste Reise mitmacht, egal was da kommen mag!

Kateene bremste die Begeisterung ein wenig mit den Worten:“ Den einen oder anderen Weisen benötigt die weite Ebene auch.“ Siergert und Guudrun ergänzten den Bericht von Kaah–Mer mit ihren Eindrücken, restlos begeistert waren alle drei von den Schiffen.

Sie haben sich immer sicher auf ihnen gefühlt, selbst bei dem schlimmen Sturm! Kaah–Mer erzählte von den riesigen Tieren in dem Meer, von dem großen Wasserfall mit dem ein Fluss in dem Meer mündete, er beschrieb die seltsam leere Ebene, die Überreste einer schlimmen Schlacht zwischen der wilden Horde, den Kleinwüchsigen und den Waldwesen.

 

Er schilderte seiner Fürstin, wie das magische Schwert die Felsentore versiegelt hatte. Siergert ergänzt mit dem Angriff der allen unbekannten Bestie, mit dem Überfall auf ihr Lager und den Angriff der Menschen in den kleinen Booten.

 Kaah–Mer zeigte den Weisen anhand der Karten ihren Reiseverlauf, deutlich sah man die Gebirge, die bis ans Ufer reichten, dazwischen die flachen Ebenen, die Buchten und Landzungen und natürlich die große Stadt, der gewaltige Turm mit dem hellen Feuer in der Nacht, der den ankommenden Schiffen den Weg wies.

Auch Kateene war von den Karten, genau wie die zwei Weisen, sehr angetan und stolz gab Kaah–Mer zu, dass die Karten von seiner Doree und einer Soldatin gezeichnet worden sind. 

 

Poolther fragte sofort nach Zeichnungen der Befestigungsanlagen von Cameedor und Kaah–Mer rückte mit einem stolzen Lächeln die Karten heraus. Die Genauigkeit der Karten machte Poolther fast sprachlos. Odraat fragte Kaah–Mer unentwegt nach Einzelheiten der Mauern und Türme, die Konstruktion der Stadttore und natürlich nach den Kanonen.

Erst zum späten Nachmittag konnte Siergert zusammen mit Guudrun der Fürstin das vereinbarte Handelsabkommen vorlegen.Intensiv besprachen die Weisen die Verträge und kamen zu dem Ergebnis, dass es für die weite Ebene von Vorteil war.

Während des Abendessens wurden dann entspannt kleine Episoden erzählt, das unangenehme Schnorren der Stadtwachen, ebenso der Palastwachen. Guudrun erinnerte an die nette und freundliche Bedienung in der Speiseschenke, der widerliche und gierige König und sein nicht minder gierige Statthalter, die unverschämten Blicke der beiden, Guudrun musste sich noch im nach hinein vor Ekel schütteln.

 

Dagegen die sachlichen Kaufleute, gewiefte und erfahrene Männer, aber einigermaßen fair und ehrlich.Am nächsten Morgen legte Siergert seiner Fürstin den Kaufvertrag über die Schiffe und den Kanonen vor.

Erschreckt reagierte Kateene auf die vereinbarte Lieferung der Kanonen, brauchen wir diese schrecklichen Waffen wirklich? Odraat sprang für Siergert in die Bresche, ihr müsst daran denken, dass uns auf den Handelsfahrten neue und unbekannte Gefahren drohen können, da können uns die Kanonen sehr von Nutzen sein.

Die Weisen waren sich einig, dass die weite Ebene unbedingt darauf achten muss, dass sie weiterhin unentdeckt bleibt, dass ist der beste Schutz gegen alle Gefahren.

 

Der Bau der Schiffe ging gut voran, der alte Bootsbauer hatte gute Leute dazu geholt und ausgebildet. Ungewohnt waren die neuen, dickbäuchigen Frachtschiffe, die für die Kaufleute in der großen Stadt gebaut wurden.Von den Sägewerken wurden in ununterbrochener Folge Holz für den Schiffsbau angeliefert.

 

Kaah–Mer staunte über die imposante Menge an eingelagertem Holz. Der Schiffsbauplatz ist auf vier Bauplätze erweitert worden. Auf jedem der Bauplätze stand ein fast fertiges Schiff. Der alte Bootsbauer ließ den gesamten Rumpf der Frachtschiffe als Lagerraum ausbauen, dafür wurden an Deck auf dem Vorschiff und achtern je eine Hütte errichten, die als Unterkunft der Besatzung dienen sollte.

 

In der ruhigen Zeit Vorbereitung für die nächste Reise heiratete Kaah–Mer seine Doree, Orkaa – Thur war vor Freude völlig aus dem Häuschen. Er strahlte Doree an, er freue sich schon wie verrückt auf das erste Enkelkind! Von Doree’s ehemaliger Schule kamen die Gelehrten, von den Kasernen kamen die Soldatinnen und Soldaten, die mit Kaah–Mer zusammen Dienst gehabt hatten.

Nach der Hochzeit nahmen Kaah–Mer’s Eltern das Brautpaar an die Hand und gingen mit den beiden um das Haus und blieben stolz lächelnd vor einem Nachbarhaus stehen.

Erstaunt sah sich das Brautpaar an,

Orkaa – Thur und Shylaa reichten der jungen Braut die Schlüssel, das ist euer Haus!

Die Beiden fielen aus allen Wolken, dass war eine Riesen Überraschung, ein eigenes Haus und das direkt neben dem Haus seiner Eltern. In den folgenden Tagen richteten die jungen Eheleute das Haus ein und vergaßen darüber fast die bevor stehende Reise, bis ein Arbeiter von dem Schiffsbauplatz die Nachricht überbrachte, dass in den nächsten Tagen die Schiffe zu Wasser gelassen werden können.

 

Kaah–Mer und Doree machten sich sofort auf den Weg, den Stapellauf wollten sie auf gar keinen Fall verpassen. Vor dem Schiffsbauplatz sah Kaah–Mer die Stapel der bereit gestellten Handelsware und dann standen sie vor den fertigen Schiffen.

Im Vergleich zur „Darkahr“ und der „Sirgith“ wirkten diese Schiffe riesengroß! Auch Doree staunte die Schiffe an, die sind wirklich groß geworden, stellte sie fest.

Unter lauten Hurrageschrei und Trompetenklängen rutschte das erste Schiff in das Wasser des südlichen Flusses. Hoch schäumte das Wasser auf, leicht drehte sich das Schiff in der Strömung und wurde von den Männern angetäut.

Tosender Beifall dröhnte über den gelungen Stapellauf auf und alle strömten zu dem neuen Schiff. Sie gingen an Bord und alle waren ob der Größe des Schiffes überrascht und erstaunt.

Die zwei großen Luken gaben den Lagerraum im Bauch des Schiffes frei. Da passt aber eine Menge Sachen hinein, staunte ein Junge mit großen Augen. An jedem folgenden Tag ließ der alte Bootsbauer eines der Schiffe zu Wasser und sofort wurde auf jeden freigewordenen Bauplatz ein neues Schiff auf Kiel gelegt.

 

Kaah–Mer staunte nur so, jetzt standen ihm schon acht Schiffe für die Reise zur Verfügung. Die Kaufleute würden sicher zufrieden sein, dass die Lieferung der bestellten Frachtschiffe so prompt erfolgte.

Eine Sorge bedrückte Kaah–Mer etwas, hoffentlich bekommt er genügend Leute für die Schiffe. Er brachte seine Besorgnis dem alten Bootsbauer vor, der lachte über sein ganzes runzeliges Gesicht, es wollen so viele Leute mit, dass wir zehn Schiffe bestücken können! Erleichtert stimmte Kaah–Mer in das Gelächter des Alten ein, jetzt hatte er eine Sorge weniger.

 

Vergnügt erzählte er Doree von seiner Sorge, sie lachte ebenfalls, ich weiß von vielen Leuten, die unbedingt an deiner Reise teilnehmen möchten.

Langsam rückte der Abreisetag näher, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren und Kaah–Mer machte sich große Sorgen um seine Eltern, die sehr krank danieder lagen. Die Heilerinnen gaben sich die Tür in die Hand, aber keine konnte so richtig helfen. Sie standen alle vor einem Rätsel!

Kaah–Mer spielte schon mit dem Gedanken, die Abreise zu verschieben, als eine Heilerin seine Eltern aufsuchte und lange mit ihnen sprach. Wischte ihnen den Schweiß von der Stirn und legte ihnen Wickel an. Sie brühte ein Getränk auf und flösste es den Kranken vorsichtig ein.

Die Heilerin kochte eine kräftige Brühe und fütterte die Kranken damit. Geduldig saß sie an den Lagerstätten und umsorgte die Kranken. Einige Tage später wurden dann endlich die Augen seiner Eltern wieder klarer und etwas verwirrt fragten sie Kaah–Mer, was mit ihnen passiert sei.

Kaah–Mer konnte ihnen nur sagen, dass sie sehr schlimm krank gewesen waren und keine der Heilerinnen, bis auf diese Frau, konnte euch helfen. Shylaa wandte sich an die Heilerin, was war mit uns, fragte sie die Frau, genau weiß ich es auch nicht. Habt ihr schlechtes Wasser getrunken oder etwas Unbekanntes gegessen?

 

Kaah – Mer’s Eltern schüttelten mit den Köpfen, nicht, dass wir wüssten. Es dauerte noch ein paar Tage, bis Orkaa – Thur und Shylaa wieder auf den Beinen waren.

Kaah–Mer bedankte sich herzlich bei der Heilerin und erkannte beim Abschied, das sie ein Waldwesen war!

 

Jetzt konnte sich Kaah–Mer mit ganzer Kraft in die restlichen Vorbereitungen für seine zweite Reise widmen. Auch Doree bereitete ihre Sachen vor. Sie wickelte viele feine Leder zu Rollen. Legte Zeichenmaterial zurecht. Die Handelsware türmte sich und die Schiffe lagen bereit.

Die vier Handelsschiffe wurden beladen, die zwei Schiffe, ähnlich der „Darkahr“ und der „Sirgith“ wurden mit Katapulten bestückt. Auffallend war, dass diese Schiffe zwei Masten hatten und eine ganz andere Segelbestückung, auch die Takelage war ganz anders aufgezurrt.

Die Stapel der Handelsware am Land wurde weniger, dafür sanken die Handelsschiffe immer tiefer ins Wasser, sie waren richtig schwer beladen.

 

Der Abschied kam und Kaah–Mer staunte über die vielen Menschen auf den Schiffen, die Schiffsführer beruhigten Kaah- Mer, die Schiffe brauchen viele Menschen zur Bedienung der Segel!

Kaah–Mer dachte etwas wehmütig an den Abschied von seinen Eltern.

Sein Vater wäre zu gerne mitgefahren!

 

An Bord von Kaah–Mer’s Schiff waren neben Doree und Siergert, auch Poolther und Odraat an Bord.Ohne Probleme fuhren die Schiffe den südlichen Fluss hinunter zur schönen Bucht. Für Kaah–Mer war es beruhigend, dass selbst die schwer beladenen Frachtschiffe, die tief im Wasser lagen, keine Probleme mit der Wassertiefe hatten.

Der höhere Wasserstand, verursacht von dem neu entstandenen See, machte sich hier gut bemerkbar.

 

Mit lautem Spektakel wurden die Schiffe von den Bewohnern der schönen Bucht begrüßt, die acht Schiffe wurden gebührend bestaunt, besonders natürlich die Neubauten. Die Menschen verbrachten einen angenehmen Abend zusammen, gesprochen wurde natürlich nur über die bevor stehende Reise zur großen Stadt.

Etwas Aufregung kam auf, als bekannt wurde, dass die Schiffe nicht wie bei der ersten Reise, dem Verlauf des Ufers folgen, sondern direkt übers Meer Cameedor ansteuern wollen.

Die Schiffsführer studierten zusammen mit dem alten Bootsbauer die wirklich guten Karten von Doree und konnten dann auch Kaah–Mer und die anderen davon überzeugen, dass die Fahrt über das offene Meer geschafft werden kann.

Sie würden viel Zeit einsparen und sie würden damit auch wieder etwas ihre Spuren verwischen, falls sie früh entdeckt werden sollten.

Die Schiffsführer einigten sich auf den Kurs Westsüdwest und mit leichtem Wind segelten die acht Schiffe aufs Meer hinaus.

Die „Darkahr“ und die „Sirgith“ bildeten die Spitze des Konvois, es folgten die vier Frachtschiffe, den Schluss bildeten die zwei neu gebauten Schwesternschiffe von der „Darkahr“ und der „Sirgith“, die auf die Namen „Alkaan“ und „Dyrla“ getauft worden waren.

Die leichteren und damit schnelleren Schiffe mussten die Segel reffen, weil die schwer beladenen Frachtschiffe bei dem leichten Wind nicht mithalten konnten. Der leichte, aber gleichmäßige Wind trieb die „Darkahr“ und dessen Schwesterschiffe mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit über das glatte Wasser des Meeres.

 

Nach dem ersten Tag und vor allendingen nach der ersten Nacht kam so etwas wie Routine in den Tagesablauf der Menschen auf den Schiffen.

Die Soldaten haben es sich im Vorschiff bequem gemacht, die Freiwache versammelte sich um dem Masten, die Küche hatte sich vor dem Ruderstand eingerichtet.

Mehrere Männer beobachteten ständig das Meer in allen Richtungen und andere winkten mit kleinen Fahnen Signale zu den anderen Schiffen.

Die Nacht verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Menschen auf den Schiffen erfreuten sich an den sternenklaren Himmel und zeigten sich gegenseitig besonders schöne oder helle Sterne.

 

Der alte Bootsbauer fragte Doree, ob sie den Sternenhimmel auf Karten zeichnen könnte. Doree wollte es versuchen, denn das war ganz neu für sie. Sie breitete ein besonders großes weißes Leder aus und der Alte bat sie, den auffallend hellen Stern, der nördlich von ihnen am Himmel stand, als erstes oben an den Rand des Leders zu zeichnen. Doree schaute den Alten etwas fragend an, der grinste etwas schief, ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass dieser Stern immer im Norden steht. Doree verstand sofort, was der Alte meinte, wenn sie die Karte benutzten, brauchen sie bloß den oberen Rand des Leders nach Norden ausrichten, um zu wissen, in welche Richtung sie segeln müssen.

 

Solange es ging, zeichnete Doree die Sterne auf das Leder und der alte Bootsbauer strahlte darüber.

 

Auch dieser Tag ging ereignislos dem Abend zu. Die Schiffsführer hatten einige Manöver gefahren. Die „Darkahr“ und die „Sirgith segelten jetzt am Ende des Konvois. Bei dem Manöver wurde festgestellt, dass die „Alkaan“ und die „Dyrla“ durch ihre zusätzlichen Segel wendiger und schneller waren. Sie konnten bei Gefahr schneller reagieren, weil sie selbst bei schwachem Wind immer noch schneller waren als die beiden anderen Schiffe.

 

Der Wind frischte auf und wurde stärker, er wühlte das Wasser auf. Die Wellen ließen die Schiffe schaukeln, selbst die schweren Frachtschiffe begannen zu schaukeln. Hier und dort hörte man stöhnendes Jammern. Wolkenfetzen jagten über den nachtschwarzen Himmel.

Der Wind wurde zum Sturm und die Schiffsführer steuerten die Schiffe weiter auseinander, sie wollten damit verhindern, dass die Schiffe durch den Sturm und den Wellengang kollidierten. Kurz vor dem Ende der Nacht hörten die Menschen auf den Schiffen einen Ausguck sehr erleichtert rufen:“ Ich sehe das Licht von dem Turm!“

 

Am frühen Morgen ließ der Sturm nach und die Schiffsführer drehten die Schiffe bei und die Weisen berieten sich noch mal über ihre Vorgehensweise in der großen Stadt. Sie alle hofften, dass sie nur mit den Kaufleuten zu tun haben werden und der widerliche König und sein ebenso unangenehmer Statthalter außen vor bleiben.

 

Mit der aufgehenden Morgensonne segelte der Konvoi aus der weiten Ebene in den Hafen von Cameedor und wurden äußerst freundlich und sehr höflich begrüßt. Der Statthalter überschlug sich fast vor Freundlichkeit, die Kaufleute waren freundlich und sachlich.

Die Delegation aus der weiten Ebene wurde zu einem prächtigen Stadtpalais geführt, der ihnen für die Dauer ihres Aufenthaltes in Cameedor als Unterkunft dienen soll. Am Abend wurde für Kaah–Mer und seine Begleiter ein Festmahl angerichtet.

 

Am nächsten Tag verhandelten die Kaufleute mit Siergert, Guudrun und den anderen über die Preise für die vier Frachtschiffe und natürlich über die mitgeführten Handelswaren. Die Kaufleute verhandelten hart, aber anständig.

Zum Abend hin waren sich die beiden Parteien einig und Siergert und Guudrun nahmen neue Aufträge für die weite Ebene mit.

 

Die Kanonen wurden auf die vier Schiffe montiert und die dazu gehörigen Kugeln und Kartuschen wurden sorgfältig in dem Lagerraum verstaut. Doree hatte sich, während die Männer in den Verhandlungen waren, mit zwei Frauen die Stadt angesehen.

Anscheinend wusste jeder, wer sie waren, denn sie wurden von allen Seiten freundlich gegrüßt und die Händler auf den Märkten versuchten mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Hier musste Doree freundlich abwinken, dafür bin ich nicht zuständig.

Eine der Frauen machte Doree aufmerksam, dass sie schon eine ganze Weile von drei finsteren Gestalten verfolgt werden. Als die Männer merkten, dass sie entdeckt worden waren, kamen sie vorsichtig auf die Frauen zu und einer der Männer versuchte den Frauen zu erklären, dass sie mit ihnen auch handeln möchten.

Es war ein schweres Unterfangen, weil der Mann ein fast unverständliches Kauderwelsch sprach. Doree erklärte dem Mann den Weg zu dem Palais, in dem sie untergebracht waren und nannte Siergert als den entsprechenden Partner.

 

Die drei Männer bedankten sich jetzt ruhig und freundlich bei den drei Frauen. Doree sah sich nach diesem Vorfall mit den zwei Frauen weiter auf den Märkten um.

Guudrun hatte inzwischen von den Kaufleuten herrliche Stoffe eingehandelt, auch hat sie Gewürze und feine Öle erstanden. Siergert zeigte am Abend allen, welche Menge Geldstücke er immer noch hatte, obwohl sie schon so viele Waren eingehandelt hatten.

 

Siergert zeigte sich nur etwas besorgt über die ständigen Fragen nach Gold, er bat alle, diese Fragen und Wünsche immer wieder zu verneinen, keiner durfte je erfahren, dass die weite Ebene viel Gold hat!

 

Kaah – Mer sah sich die Liste der Waren an, die die Kaufleute überreicht hatten. Da stand Erz, Tonwaren, Leder und Teppiche, auch warme Kleidung und Kohle war aufgeführt.

Nach dem der Handel für beide Teile sehr zufrieden stellend beendet wurde, wurde die Delegation aus der weiten Ebene von der Kaufmannsgilde der großen Stadt zu einem rauschenden Fest eingeladen.

Die Frauen waren restlos begeistert, zumal Schneider von den Kaufleuten geschickt wurden, um für die passenden Kleider für die Frauen zu sorgen.

Die Schneider fertigten für Doree und Guudrun und den anderen Frauen atemberaubende Kleider an. Die Kleider hatten ein sehr knappes Oberteil, das die Brust der Frauen eng umschloss, der Rock lag tief auf den Hüften der Frauen und bestand aus sehr dünnen, schleierartigen bunten Tüchern.

Der Körper der Frauen war von dem engen Oberteil bis zu dem Rock tief auf den Hüften, nackt. Um die Taille legten die Schneider viele dünne Goldketten, die bei jeder Bewegung klimperten.

Doree, Guudrun und die anderen Frauen sahen atemberaubend in den ungewohnten Kleidern aus

 

Kaah–Mer sah Doree mit leuchtenden Augen das Fest genießen. Die junge Frau warf ihrem Mann vergnügt heiße Blicke zu, sie sah aber auch zum anbeißen aus in ihrem aufreizendem Kleid.

Sie tippte Guudrun auf die nackte Schulter und zeigte kichernd auf einen jungen Kaufmann, der ihr schöne Augen machte. Ein Diener kam von dem jungen Kaufmann zu Guudrun und überbrachte eine Nachricht.

Die beiden Frauen lasen die Nachricht und Guudrun antwortete sehr lieb und nett. Sie wollte den jungen Mann nicht verletzen. Nach dem Erhalt der Nachricht verzog der junge Mann enttäuscht sein Gesicht und verließ das Fest.

 

Die beiden jungen Frauen aber genossen das Fest weiter in vollen Zügen und Kaah–Mer genoss seine attraktive Frau. 

Das Fest fand in einen überaus prächtigen Saal statt. Eine Gruppe von Männern und Frauen machten einschmeichelnde Musik und ständig wurden Köstlichkeiten aufgetragen.

Erst in den Morgenstunden endete das Fest und müde saßen die Frauen und Männer aus der weiten Ebene in der Kutsche, die sie zu ihrem Palais zurück brachte.

 

Am Nachmittag fragten die drei Männer, die Doree angesprochen hatten, nach Siergert. Während des Gespräches erfuhr Siergert, dass die Männer Abgesandte von mehreren Dörfern aus dem Süden sind und ihre Dörfer liegen an dem Ufer des großen Meeres.

Sie würden gerne mit ihnen in Handel treten und boten ihre Waren an.

Siergert schaute sehr überrascht.

Er sah prächtige Teppiche, die in satten Farben glühten, duftende Öle und Salben in feinen Gefäßen, glitzernde Stoffe.

Entsetzt wies er aber den Handel mit Sklaven zurück.

Siergert erklärte den Männern, dass er Schiffe mit Handelswaren zu ihren Dörfern schicken wird. Erfreut nahmen die Männer das Angebot zur Kenntnis.

 

Die Menschen aus der weiten Ebene bereiteten ihre Abreise vor, packten ihre sieben Sachen zusammen und ließen sich zum Hafen fahren. Die gelieferten Frachtschiffe wurden schon unter Aufsicht der Kaufleute beladen. Gegenüber lagen die „Darkahr“ mit den anderen Schiffen.

Auch hier herrschte reger Betrieb. Mit dem Krangestell wurden schwere Ballen und Kisten auf die Schiffe verbracht, beeindruckend ragten die Rohre der schon montierten Kanonen über die Bordwände.

 

 Die Schiffe lagen tief im Wasser und die Bootsführer sprachen Kaah–Mer daraufhin an:“ Viel können wir nicht mehr an Bord nehmen.“ Und zeigte auf die Schiffe.

Kaah–Mer sprach den obersten Kaufmann der Gilde an und fragte, ob er einige Waren einlagern könnte. Durch die ermöglichte Einlagerung war dann der Ladevorgang schnell beendet und die Ladeluken wurden verschlossen. Alle verblieben die Nacht über auf den Schiffen, sie wollten mit der frühen Sonne los segeln.

 

Wieder segelten die Schiffe quer über das Meer. Der Wind blies gleichmäßig und das Wasser war wenig bewegt. So kamen die Schiffe gut voran und wurden von den Menschen der schönen Bucht lautstark begrüßt. Am nächsten Morgen fuhren die Schiffe den großen Fluss hinauf.

 

Endlich mal wieder waren alle Weisen in der weiten Ebene anwesend. Kateene lud alle zu einer Berichterstattung ins Dorfzentrum ein.

Die Entwicklung der weiten Ebene war enorm, der Handel mit der großen Stadt, aber auch mit den kleinen Dörfern brachte viele neue Dinge in die weite Ebene, selbst Poolther strahlte über die neuen Kenntnisse im Bau von Häusern und Palästen. Sein ganzer Stolz war die neue große Schule, die Platz für hunderte von Schülerinnen und Schüler bot.

Die neuen Nahrungsmittel wurden von der Bevölkerung gerne angenommen. Die neuen Getreidesorten gediehen prächtig, der Ertrag war so gut, das Siergert Getreide verkaufen konnte.

 

Odraat informierte seine Fürstin und die Weisen über den Stand der Verteidigungsanlagen, über den Fortgang in der Entwicklung der Kanonen und Befestigungsbauten.

Poolther nickte bestätigend dazu, die Stadtmauern und Stadttore, die Wachtürme und die Wassergräben vor den Mauern waren fast fertig gestellt. Das neue Dorf war so wehrhaft wie nie zuvor.Zufrieden saßen die Weisen der weiten Ebene zum Abendessen zusammen, es steht gut für die weite Ebene. 

Die Neustadt

Angenehm ausgeruht und voller Tatendrang saßen die Weisen beim Frühstück zusammen. Guudrun wies auf die neuen Früchte hin, die so eben auf den Tisch gestellt wurden. Odraat probierte das Brot, das aus dem neuen Getreide gebacken worden ist.Odraat wollte unbedingt seiner Fürstin und den anderen Weisen die Befestigungen zeigen und Poolther schloss sich sofort an. Er wollte einige neue Gebäude vorstellen.

 

 

Kateene ließ die Reise vorbereiten und nach dem Mittag fuhren sie in einem sehr bequemen Fuhrwerk aus dem neuen Dorf nach Norden. Odraat und Poolther wollten allen ein besonders gut gelungenes Dorf im Norden vorstellen.

Kateene freute sich immer wieder über die schöne Landschaft der weiten Ebene. Seit die Brandmale aus den Kämpfen gegen die wilde Horde oder gegen die Kleinwüchsigen fast verschwunden waren, trübte nichts mehr den angenehmen Blick in die Landschaft.

Die Reisegesellschaft übernachtete in einem prächtigen Gasthof und fuhr am nächsten Morgen weiter nach Norden. Sie fuhren an den Sägewerken vorbei, sahen die Lastkähne, hoch mit Holz beladen, den Fluss hinunter fahren. Auf den Weiden stand prachtvolles Vieh. Die Felder voller Früchte.

 

Zum Abend erreichten sie das von Odraat ausgesuchte Dorf. Ein großes Tor, an beiden Seiten von hohen Mauern eingefasst. Fackeln beleuchteten für die Besucher den Durchgang zum Dorf. Das Fuhrwerk der Fürstin wurde erkannt und schnell waren die Straßen voller Menschen. Jubelnd wurden die Fürstin und die Weisen von der Menge begrüßt. Auf dem Dorfplatz begrüßte der Dorfälteste den hohen Besuch.

Odraat führte Kateene und die Weisen in Begleitung des Dorfältesten voller Stolz durch das von ihm entworfene Dorf. Die Strassen führten zu den vier Toren, wobei sie zum Tor hin immer enger wurden. Die Tore konnten sehr schnell geschlossen werden und auf den Mauerkronen standen drohend die Kanonen und Katapulte.Aber trotz aller Wehrhaftigkeit lebten die Menschen im Schutz der gewaltigen Mauern in erster Linie ein heiteres und geselliges Leben.

 

Die Reise führte sie weiter zu der alten und zerstörten Festung und schon von weitem konnten sie erkennen, wie weit der Neubau voran gekommen ist. Die mächtigen Türme standen wieder und die Mauern hatten schon fast die alte Höhe erreicht.

Stolz führte der Festungsleiter seine Besucher durch die riesige Festung. Kateene war von der Größe der Festung überwältigt. Nachdenklich kam es von Siergert, was müssen das für Bestien gewesen sein, die so etwas zerstören konnten.. Es ist für mich nicht vorstellbar. Odraat sah seine Fürstin an:“ Deswegen müssen wir die Befestigungen der weiten Ebene weiter voran treiben.“

Wenn keine Angriffe erfolgen, umso besser, aber wenn wir angegriffen werden sollten, dann sind wir vorbereitet. Sehr nachdenklich stimmte Kateene Odraat zu, sie schauderte schon bei dem Gedanken an die wilde Horde. Die Geschichte über die schrecklichen, furchtbaren Kämpfe mit diesen Bestien reichen ihr völlig.

 

Die Weiterfahrt zu der neuen Schule war sehr angenehm. Die Sonne schien warm vom Himmel und die befestigten und gepflasterten Straßen ließen das Fuhrwerk ohne harte Stöße und wildes Schaukeln voran kommen.Meldereiter kamen ihnen entgegen oder wurden von diesen überholt. Siergert hatte diese Meldereiter eingerichtet, damit wichtige Nachrichten schneller in der weiten Ebene bekannt wurden. Es waren ausschließlich sehr junge Reiterinnen und Reiter, die auf sehr schnellen Pferden von Ort zu Ort jagten.

Von einem kleinen Hügel konnten die Weisen auf den großen Komplex der neuen Schule blicken. Es war wirklich eine sehr große Schule geworden. Vom Osten und vom Westen her wurde die Schule schon fast von den beiden Dörfern eingeschlossen.

Die verschieden großen Häuser, in denen die Schüler wohnten, lagen verstreut in einer weitläufigen Grün – anlage. Die Weisen wurden von dem Schulleiter herzlich begrüßt. Besonders begrüßte er Poolther und dankte ihm noch mal für die gut gebaute und gut gelungene Schule.

Zu Kateene gewandt, erklärte der Schulleiter, Schüler und die Gelehrte fühlen sich hier sehr wohl und die Jahresabschlüsse der Schülerinnen und Schüler bestätigten das ja auch!

Kateene lobte den Schulleiter anerkennend und auch Poolther erhielt sein Lob für die beeindruckende Anlage. Durch scherzende Schülerinnen und Schüler, die mit Bücher unter den Armen, von Gebäude zu Gebäude gingen, folgten die Besucher dem Schulleiter. Dieser ging auf ein etwas größeres Gebäude zu, erklärend sagte er zu seiner Fürstin:“ Das ist der Verwaltungstrakt, hier werden über fünfzehnhundert Schüler betreut.“

 

In dem Gebäude ging der Schulleiter nach links, öffnete eine doppelflügelige Tür und ließ seine Besucher ein –treten. In dem Raum stand ein größerer Tisch mit vielen Stühlen, der Schulleiter bat, Platz zu nehmen und schon erschienen Schülerinnen und Schüler mit Getränken, andere brachten das Essen.

Die linke Seite des Raumes wies große Fenster auf, die den Raum durch das einfallende Sonnenlicht sehr hell und freundlich machten. Der Schulleiter sprach nach dem Essen Kateene und Poolther an:“ In dieser Schule haben sich zwei Schwerpunkte heraus kristallisiert, einmal besteht großes Interesse an dem Bereich Landwirtschaft und Viehzucht und zum anderen an Waffenkunst und Wehranlagen.“

Der Schulleiter wurde von seinen Besucher interessiert angesehen und er fuhr fort:“ Für diese beiden Bereiche brauchen wir dringend Wohnhäuser für die Schüler und ein neues Gebäude für den Unterricht.“

Kateene schaute Poolther an:“ Ist es machbar, dass die Schule die Gebäude umgehend bekommen kann?“ Poolther erwiderte seiner Fürstin sofort:“ Stellt kein Problem dar, die laufenden Bauvorhaben sind fast alle in der Endphase, sobald die Planung vorliegt, können wir mit dem Bau beginnen.“

Der Schulleiter bedankte sich überschwänglich:“ Mir fällt eine Zentnerlast von meinen Schultern, es wird wirklich eng in einigen Unterkünften.“ Der Schulleiter bat Poolther, die benötigten Gebäude nach den vorliegenden Bauplänen zu errichten, da sich diese in der Praxis bereits bewährt haben.

Poolther war damit einverstanden. 

 

Sie fuhren an dem Tempel vorbei zur westlichen Befestigungsanlage und Kateene konnte sich auch hier davon überzeugen, dass die weite Ebene gut geschützt war. Trotzig erhob sich das riesige Gebäude, die dicken Mauern mit den hohen Türmen machten einen beruhigenden Eindruck. Das einzige Tor war relativ klein und dick gepanzert. Die Mauern und Türme schimmerten in einem unwirklichen Glanz.

Der Kasernenleiter erklärte Kateene, dass dieser Schimmer von der Versiegelung der Mauern und Türme durch die Waldwesen herrührt. Er zeigte auf die kaum noch erkennbaren Fugen zwischen den großen Steinen, durch die Versiegelung werden die Steine unfassbar akkurat angepasst und die Mauern erhalten dadurch natürlich eine Stabilität, die wir beim errichten der Mauern trotz aller Genauigkeit nicht erreichen können.

Die Gebäude im Innenhof der Festung wiesen nur kleine Fenster und schmale Türen auf, die leicht zu verschließen und zu verteidigen waren. Auf den fertig gebauten Mauern standen aufgeprotzt jede Menge Katapulte und Bogenmaschine, auch konnte man vereinzelt Kanonen erkennen.

Der Kasernenleiter zeigte seinen Besuchern stolz die ganze Anlage. Die Waffenkammern, die Vorratslager, die Unterkünfte der Soldatinnen und Soldaten, die Küchen die Schmieden und die Werkstätten, in denen die Katapulte gebaut wurden.

 

Wenn die Festung komplett errichtet ist, wird sie eine Stammbesetzung von über zwölfhundert Soldaten und mehr als dreihundert Menschen haben, die in den Schmieden und Werkstätten, in den Küchen und Lagern arbeiten. Hinzu kommen noch die Pferdesställe, wenn die Ställe gebaut worden sind, kommen noch mal rund vierhundert Reitersoldaten hinzu! Jetzt wusste Kateene, warum die Festung so viele Küchen hatte! Mit einem Rundgang über die fertigen Mauern beendete der Besuch die Besichtigung und folgten dem Kasernenleiter zum Abendessen. 

 

In einem weiten Bogen fuhren sie alle zum neuen Dorf zurück und Kaah–Mer sagte dann zu Poolther:“ Bald kann unser neues Dorf von der Größe her mit der großen Stadt Cameedor mithalten!“

Siergert bestätigte die Aussage von Kaah–Mer. Das neue Dorf war wirklich ein imponierender Anblick. Eingefasst von einer rundum laufenden Mauer, unterbrochen von mächtigen Türmen, die Mauerkrone bestückt mit einer Vielzahl von Katapulten und Bogenmaschine, ab und zu sah man auch Kanonen, sie drohten sie jedem Angreifer.

Je zwei Tortürme in jeder Himmelsrichtung gaben freien Einlass. Kateene lächelte still, jetzt haben wir eine „Neustadt!“Sie betraten die „Neustadt“ durch das westliche Tor und Poolther zeigte der Fürstin einige neue Gebäude, prächtige Paläste und sein ganzer Stolz, das neue Theater!

Kateene war tief beeindruckt, es war schon fantastisch, was die Menschen in der weiten Ebene geschaffen haben. In der Neustadt waren alle Strassen gepflastert und alle Strassen wurden durch Fackeln nachts beleuchtet. Wächter liefen des Nachts durch die Strassen und die Soldaten sorgten für Sicherheit.

In den Palästen fanden rauschende Feste statt, die Menschen waren in prächtigen Gewändern gehüllt. Die Frauen trugen raffiniert geschnittene Kleider und die Männer zeigten stolz ihren Erfolg mit glänzenden Gold. Die Feste reihten sich aneinander wie Perlen auf einer Schnur. Mal gab es ein Fest von den Bauleuten, dann von den Schmieden oder die Gelehrten baten zum Tanz. Auch das Militär ließ sich nicht lumpen oder die Schiffsbauer luden die Menschen ein.

 

Durch den Handel mit Cameedor, aber auch mit den kleineren Dörfern, kamen viele neue Dinge in die weite Ebene. Neue Stoffe, neues Hausgerät, neue Nahrungsmittel, sogar neue Tiere kamen in die weite Ebene. Neue Ideen bei dem Hausbau und den großen Palästen, auch bei den Befestigungsanlagen flossen neue Erkenntnisse ein.

Die Schiffsbauplätze am südlichen Fluss wurden langsam aber sicher zu einem Hafen, dazu wurde ein großes Becken ausgehoben, so groß, das mehrere Schiffe darin Platz fanden. Große Lagerhäuser entstanden am Hafen für die Handelswaren, denn ständig waren Frachtschiffe unterwegs, brachten immer neue Waren in die weite Ebene.

Jetzt waren schon sechs Schiffsbauplätze in Betrieb, die weite Ebene verfügte jetzt über eine beachtliche Flotte von Frachtschiffen und an Begleitschiffen, wie es die „Darkahr“ war.

Das Militär war stark wie nie zuvor, mit neuen Waffen ausgerüstet, die Kanonen machten ein eindringen von Feinden zumindest sehr schwer und trotzdem waren die Soldaten hellwach und kontrollierten ständig die Grenzen der weiten Ebene.

Odraat hatte zusammen mit den Leitern der Kasernen ein Patrouillenschema entwickelt, dass eine permanente Kontrolle mit geringem Aufwand ermöglichte.

Die Schmiede hatten die Fuhrwerke verbessert. Die Fuhrwerke für den Frachttransport wurden stabiler gebaut und rollten leichter. Die Fuhrwerke für den Personenverkehr wurden jetzt viel leichter gebaut, sie federten bei Unebenheiten und wurden jetzt Kutschen genannt.

 

Kaah–Mer besprach mit dem alten Bootsbauer den Neubau eines Schiffes, das eine Kombination aus einem Fracht – oder Handelsschiff und einem Schiff wie die „Darkahr“ war.

Kaah–Mer plante eine Reise in das südliche Meer und wollte dafür dieses Schiff haben. Er staunte über die vielen Zeichnungen von Schiffen in der Unterkunft des Alten und freute sich über den Schwung, mit dem der alte Bootsbauer den Wunsch von ihm anpackte.

Wie aus dem Handgelenk entwarf er einige Zeichnungen von Schiffsrümpfen, die für seine Wünsche in Frage kämen. Die beiden Männer einigten sich über die Maße des geplanten Schiffes und der Alte machte sich an die Konstruktionspläne.

 

Kaah–Mer kehrte zur Neustadt zurück zu seiner Doree, um mit ihr die Reise zu besprechen. Aber Doree wehrte lachend ab und zeigte auf ihren Bauch. Unser Kind wird meine Reise verhindern!

Siergert und Guudrun berieten mit Kateene, was sie für die Münzen, die sie für den Verkauf ihrer Waren erhalten haben, erwerben sollen. Eigentlich benötigten sie nichts,

Kateene machte dann den Vorschlag, die Gelehrten der Schule zu fragen, ob sie für den Unterricht noch Lehrmittel benötigen. Die beiden Weisen fanden den Vorschlag so gut, dass Siergert umgehend Mitteilungen an die Schulen schrieb und sie von den Meldereitern überbringen ließ.

Sehr schnell kamen die Wünsche der Gelehrten zurück. Sie fragten nach Schriftrollen über Astronomie, Pflanzen und Tiere, Anbau von Getreide, Gemüse und Obst, technische und alchimistische Neuheiten, auch Waffentechnik und Waffenbau und vor allendingen über den Schiffsbau.

Siergert und Guudrun waren mehr als erstaunt über die Wünsche der Gelehrten und sprachen mit ihrer Fürstin darüber. Kateene wunderte sich nicht darüber, die Gebiete wurden schon seit Generationen an den Schulen der weiten Ebene gelehrt, was glaubt ihr denn, wo unsere tüchtigen jungen Leute her kommen?

 

Kaah–Mer ritt mit Poolther und Odraat zu den Schiffsbauplätzen. Poolther wollte sich über den Fortgang des Hafenausbaues informieren und Odraat wollte sich die Verteidigungslinien am südlichen Fluss ansehen.

Seit die weite Ebene über die Kanonen verfügt, ließ Odraat stetig die Verteidigungslinien damit verstärken. Kaah–Mer wollte natürlich nach seinem Schiff sehen, dass nach der Auskunft von dem Alten auf Kiel gelegt worden ist.

Am Hafen trennten sich die drei Männer, Poolther und Odraat wandten sich den Mauern zu, die den Hafen schützen sollten. Kaah–Mer ging natürlich sofort zu dem Schiffsbauplatz. Es war für ihn immer wieder ein überwältigender Anblick, die Schiffsneubauten auf den Bauplätzen in den verschiedenen Bauabschnitten liegen zu sehen.

Klar erkennbar waren die Fracht – und Handelsschiffe mit ihrem breiten Rümpfen, ebenso die weitaus schlankeren Begleitschiffe wie es die „Darkahr“ war. Auf einen neu angelegten Schiffsbauplatz fand Kaah–Mer sein Schiff, er erkannte sofort die völlig neue Konstruktion seines Schiffes.

Es war viel größer als die „Darkahr“, auch breiter und etwas fülliger im Rumpf, aber immer noch elegant schlank im Schnitt. Kaah–Mer sprach lange mit den Schiffsbauern und ließ sich das Schiff genau erklären. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, sein Schiff wird ein Prachtstück!

Hocherfreut und zufrieden ritt Kaah–Mer zur Neustadt zurück. Besuchte seine Eltern und musste dabei seinen Vater jede Einzelheit des Schiffes genauestens erklären.

Kaah–Mer wurde von Doree lang erwartet herzlich begrüßt und Doree hoffte, das Kaah–Mer jetzt endlich zu hause blieb. Kaah–Mer genoss mit seiner Familie die Ruhe während der Vorbereitungszeit seiner zweiten Reise.

 

Mit seinem Vater und mit verschiedenen Schiffsführern, die sich jetzt Kapitäne nannten, besprach er den Verlauf der Reise. Studierte mit den Männern alle erreichbaren Karten von dem großen Meer, jedoch fehlte Kartenmaterial von dem südlichen Meer.

Kaah–Mer ließ in allen Dorfzentren und in allen Schulen nachfragen, ob dort eventuell Karten von dem südlichen Meer vorhanden sind.

 

Doree und Shylaa waren ganz aufgeregt, am Wochenende wurde der neue Stadtpalast mit einem rauschenden Fest eingeweiht und eröffnet. Die Kleiderfrage war das alles beherrschende Thema.

Die Bewohner der Neustadt staunten den neuen Palast mit offenen Mündern an, die Front aus dem weißen Stein aus den Steinbrüchen sah sehr elegant aus, mit den großen Fenstern wirkte der Palast trotz seiner Größe leicht und luftig. Das große Tor war weit geöffnet und die Menschen schoben sich erwartungsvoll in den Festsaal.

 

Kateene eröffnete mit einer kurzen Rede das Fest und schon erklang Musik.Die Sonne blinzelte schon über die Berge, als das Fest langsam ausklang, heitere und vergnügte Menschen liefen durch die Strassen und Gassen, sie wollten kein Ende finden.

 

Schrill gellten die Alarmhörner in die fröhliche Stimmung, entsetzt legte sich lähmendes Schweigen über die Neustadt, was ist passiert? Schon stoben Meldereiter durch die Strassen und ritten zum Stadtzentrum, schnell wurde bekannt, das unbekannte Krieger in vielen Booten aus dem Osten den großen Fluss herunter gefahren kamen.

 

Die Männer verabschiedeten sich von ihren Frauen, von ihren Familien, Tränen flossen, Angst machte sich breit. Aus allen Richtungen der weiten Ebene strömten Soldatentrupps Richtung südlichen Fluss. Je näher die Soldaten dem Fluss kamen, umso deutlicher hörten sie den Kanonendonner und das Fauchen der Katapulte.

Kaah–Mer sah, dass die Angreifer immer noch in ihren Booten auf dem Fluss waren und von dort ihre Pfeile auf die Soldaten am Ufer schossen .Jedoch nur mit geringen Erfolg, dafür trafen die Kanonen und die Katapulte umso besser und das mit verheerender Wirkung.

Traf eine Kanonenkugel oder ein Feuergeschoss ein Boot der Angreifer, zerbarst dieses Boot sofort in tausend und mehr Stücke und das jammernde Geschrei der getroffenen Krieger schallte über den Fluss.

Kaah–Mer sah, dass immer noch Boote aus dem Osten den Fluss herunter kamen und machte sich jetzt doch Sorgen wegen der Vielzahl der Angreifer.

Diese schossen unentwegt ihre Pfeile ab und immer wieder versuchten einige Bootsbesatzungen an das Ufer zu gelangen Die Verteidigungslinie der weiten Ebene hielt stand, nicht zuletzt dank der Kanonen, die den Angreifern furchtbare Verluste zufügen.

Massen von Leichen schwammen inmitten von den Trümmern der zerstörten Boote den Fluss herunter zum großen Meer. Nur die Menge der Angreifer könnte der weiten Ebene gefährlich werden, denn noch immer kamen Boote mit Angreifern den Fluss herunter.

Verbissen versuchten sie immer wieder tollkühn das Ufer zu erreichen, aber die Angriffe wurden erbarmungslos von den Bogenschützen und den Schwertkämpfern der weiten Ebene zu nichte gemacht. Der Angriff wurde zu einem mörderischen Gemetzel, weil die Soldaten der weiten Ebene den Angreifern haushoch überlegen waren. Furchtbar war das Geschrei der Angreifer, wenn eines ihrer Boote von einer Kanonkugel getroffen und sofort zerstört wurde. Kreischend vor Schmerzen flogen die verletzten Menschen in die Luft und fielen ins Wasser.

Oft passierte es, dass die Menschen in die brennenden Öllachen fielen, die von den Geschossen der Katapulte verursacht wurden, auf dem Fluss schwammen. Manch ein Soldat der weiten Ebene musste weg sehen, er konnte die Qualen der Angreifer nicht mehr mit ansehen.

 

Von der schönen Bucht kamen jetzt Boote, vollbesetzt mit Soldaten, den Fluss hoch gefahren, aufgeschreckt durch die im Fluss treibenden Leichen und Trümmerstücke. Die Boote aus der schönen Bucht bildeten sofort eine Verteidigungslinie quer über den Fluss und beschossen die Boote der Angreifer, die noch nicht dem Beschuss der Kanonen und Katapulte zum Opfer gefallen sind.

Der Angriff brach jetzt schnell zusammen, die Angreifer sahen jetzt wohl ein, dass sie gegen die massive Verteidigung keine Chance hatten und flohen so schnell sie die Boote den Fluss hinauf treiben konnten.

 

Die Kommandanten riefen die Soldaten zurück, die in Boote gesprungen sind, um die fliehenden Angreifer zu verfolgen. Sie wollten sich erstmal beraten, ob eine Verfolgung sinnvoll war oder nicht. Auf dem Fluss trieben noch viele Trümmer der zerstörten Boote und viele tote Angreifer, aber es gab keine Überlebenden.

Keiner konnte sagen, woher die fremden Krieger gekommen sind, aber die Kommandanten gingen davon aus, dass sie weit aus dem Osten gekommen sein müssen, weil man in den Trümmern auch Reste von Zelten, Nahrung und Kleidung gefunden hatte. Die Fremden müssen schon ziemlich lange auf dem Fluss unterwegs gewesen sein. Die wenige Angreifer, die das Ufer erreicht hatten und diesen Versuch mit ihrem Leben bezahlt hatten, wurden bestattet. Die Spuren des Angriffes wurden von den Soldaten beseitigt, die Kanonendepots wurden wieder aufgefüllt und die Stellungen komplett gehalten.

 

Es blieb aber die Nacht über ruhig, von den Angreifern war weit und breit nichts mehr zu hören oder zu sehen. Die Soldaten aus der schönen Bucht verabschiedeten sich und fuhren zurück. Der Überfall der unbekannten Angreifer drückte die heitere und ausgelassene Stimmung in der weiten Ebene, plötzlich war allen Einwohnern klar geworden, wie unsicher ihr angenehmes Leben im Grunde doch war.

 

Im hellen Sonnenschein des neuen Tages kamen drei schwer beladenen Schiffe den Fluss hoch gefahren. Leider brachten sie außer den Handelswaren auch beunruhigende Nachrichten aus der großen Stadt mit.

Die Gier des Königs, seines Statthalters, des Hafenmeisters, ja selbst bei den Stadt – und Palastwachen, nach Gold brach jetzt fast ungehemmt durch.

Die Menschen aus der weiten Ebene wurden schon fast offen bedroht, nur die Wehrhaftigkeit der Schiffe hielt wohl noch die herrschende Schicht von Cameedor zurück. Die Kaufleute rauften sich verzweifelt die Haare, sie wollten die lukrative Handelsbeziehung auf gar keinen Fall verlieren. Sie versuchten, ihren habgierigen König zu besänftigen, leider, wie zu erwarten war, vergeblich.

 

Die Weisen der weiten Ebene besprachen tagelang das Problem mit der großen Stadt. Der König von Cameedor und sein korruptes Gefolge gaben keine Ruhe. Die Weisen beschlossen, dass sie die Handelsbeziehungen zu Cameedor abbrechen, wenn sich die Situation nicht ändert.

Die weite Ebene war auch ohne die Waren aus Cameedor gut versorgt und wer weiß, vielleicht findet Kaah– Mer auf seiner zweiten Reise einen angenehmeren Handelspartner.

Ein Kapitän eines der Schiffe, die als nächstes nach Cameedor aufbrachen, bekam eine Schriftrolle der Weisen der weiten Ebene für den König von Cameedor mit, in der sehr klar formuliert war, wie sich die weite Ebene den weiteren Ablauf des Handels mit seiner Stadt vorstellt. Sollte er damit nicht einverstanden sein, wird die weite Ebene den Handel mit seiner Stadt sofort einstellen.

Odraat und Siergert begleiteten diesmal die Handelsschiffe mit der guten alten „Sirgith“, das Schiff war gut bestückt mit Kanonen und Katapulten. Die Kapitäne steuerten die Schiffe auf direkten Kurs über das große Meer nach Cameedor. Die beiden Weisen staunten nicht schlecht, wie schnell dadurch die Fahrt nach Cameedor geworden war.

Der Krieg

Der Konvoi der sieben Schiffe aus der weiten Ebene wurde von den Kaufleuten in Cameedor freundlich, ja, hocherfreut begrüßt.

Selbst der Hafenmeister bemühte sich auffallend, sehr freundlich zu sein.

 

Die Abwicklung des Handels zwischen den Kaufleuten und den Kapitänen war noch im vollen Gange, als schon Abgeordnete des Königs erschienen, die den Kapitänen der sieben Schiffe und natürlich den zwei Weisen eine Empfehlung des Königs überbrachten. Er heiße sie alle in seiner Stadt willkommen und lädt sie alle zu einem Galaempfang in seinen Palast ein.

 

Mehrere Kutschen trafen im Hafen ein und nach dem erfolgreichen Abschluss des Handels ließen sich die zwei Weisen und die Kapitäne der sieben Schiffe in den Palast kutschieren. Die zurück bleibenden Besatzungen auf den Schiffen haben ganz klare Order erhalten und deswegen legte sich die „Sirgith“ so vor Anker, das ihre Kanonen unmissverständlich anzeigten, was passiert, wenn irgend etwas schief gehen sollte.Der

 

Galaempfang bei dem unsympathischen König war äußerst verkrampft, weil jeder so tat, als wäre alles in Ordnung. Aber Siergert und Odraat wussten, dass der schmierige König höchst verärgert über die Nachricht aus der weiten Ebene war, vor allem, weil ihm auch klar war, dass die weite Ebene die besseren Karten hatte.

 

In den folgenden Tagen waren alle mit dem Warentransport und dem verladen auf die Schiffe beschäftigt.

Die „Sirgith“ hielt unverändert ihre Position und das beruhigte wohl einige Gemüter.

Erleichtert stellten die Kapitäne fest, dass die vereinbarten Lieferungen von Kanonen, Kugeln und Schießpulver pünktlich eintrafen. Die Kaufleute waren wohl an den weiteren Handel sehr interessiert und lieferten die Kanonen trotz der Einwände ihres Königs.

Kurz vor der Abreise kam Odraat mit seiner Kutsche in den Hafen zurück und tat etwas geheimnisvoll. Er ließ die Kutsche etwas abseits in einer ruhigen Ecke stellen und strebte sofort der „Sirgith“ zu und sprach auf dem Schiff sehr intensiv mit Siergert.

Mit einem süffisanten Grinsen verabschiedete der Hafenmeister Siergert und Odraat und winkte leicht gequält zu den Schiffen herüber. Die Kaufleute verabschiedeten sich freundlich und übergaben Siergert ein Paket, mit freundlicher Empfehlung an ihre Fürstin, sagten sie!

 

Unbemerkt von allen hatte Odraat die Menschen aus der Kutsche auf die „Sirgith“ verbracht und in den Laderaum versteckt. Jetzt konnte er freudestrahlend Siergert informieren, ein Mann hatte ihn auf dem Marktplatz sehr verängstigt angesprochen, er fürchte um sein und um das Leben seiner Familie.

Er sei Waffenschmied und er wurde von dem König, wie viele andere in Cameedor auch, mit immer mehr Abgaben erpresst. Trotz seiner Hinweise, dass er nicht mehr zahlen kann, weil die Soldaten schon alles abgepresst hatten, wurden er und seine Familie massiv bedroht. Mit Gefängnis und gar den Tod für alle.

 

Wenn er und seine Familie mit den Schiffen die Stadt verlassen darf, würde er für die weite Ebene Kanonen, Kugeln und auch das Schießpulver herstellen. Da habe ich natürlich sofort zugestimmt, denn dadurch werden wir von Cameedor endgültig unabhängig.

Siergert freute sich über diesen glücklichen Zufall.

 

Die Abfahrt der sieben Schiffe war das Ereignis an diesem Tag im Hafen, zumal sich die Kapitäne ein besonderes Manöver ausgedacht hatten. Als erstes fuhr die „Sirgith“ aus dem Hafenbecken und legte sich sichernd mit dem Bug Richtung Stadt, die Kanonen demonstrativ aufgeprotzt.

Das erste Handelsschiff verließ den Hafen und legte sich versetzt hinter die „Sirgith“, so verließen die restlichen Handelsschiffe das Hafenbecken und sicherten sich dadurch gegenseitig.

Mit gemischten Gefühlen sahen die Menschen auf der Stadtmauer und im Hafen die Abfahrt der Schiffe und alle haben verstanden, was die Kapitäne mit ihrem Manöver anzeigen wollten.

 

Die Schiffe drehten auf Kurs und die „Sirgith“ sicherte bis zuletzt die Abfahrt. Dann ließ der Kapitän der „Sirgith“ alle Segel setzen. Schnell nahm die „Sirgith“ Fahrt auf und folgte den anderen Schiffen. Wieder steuerten die Kapitäne den Kurs quer über das große Meer, direkt auf die schöne Bucht zu.

Ein Schiffsmann kam zu Siergert und meldete, dass ein Ausguck die beiden großen Schiffe am Horizont gesichtete habe. Aber er könne beruhigt bleiben, die Schiffe sind zu weit weg und stellen im Moment keine unmittelbare Gefahr dar.

Der Wind blies gleichmäßig, das Wetter war angenehm, so genossen die Menschen auf den Schiffen eine ruhige Heimreise. Siergert und Odraat sprachen noch immer über die offene Gier des Königs und seiner Vasallen nach Gold, für Odraat war es einfach unverständlich, der König hat doch alles, was ein Mensch nur haben kann. Die Gier dieser Menschen nach Gold kann ich einfach nicht verstehen. für Siergert war es genauso unverständlich.

 

Nach einer ruhigen Fahrt legten drei Schiffe in der schönen Bucht an. Der Rest fuhr weiter zur weiten Ebene. Siergert übergab Kateene das Präsent der Kaufleute aus Cameedor, mehr als neugierig öffnete die Fürstin das Paket und hielt einige wunderschöne und kostbare Stoffe in ihren Händen. 

 

Die folgenden Fahrten nach Cameedor verliefen ereignislos. Aber dann berichteten die Kapitäne wieder von unverschämten Forderungen, Schikanen und sogar von Drohungen.

Haltlose Behauptungen über schlechte Waren krönten dann die Auseinandersetzungen.

Siergert und Guudrun begleiteten die folgende Fahrt nach Cameedor, um die Sachlage vor Ort zu klären. Neben der „Darkahr“ und der „Sirgith“ begleiteten noch zwei weitere Schiffe dieser Schiffsart die Frachtschiffe. Diesmal steuerten die Kapitäne die Schiffe erst ziemlich genau nach Westen und änderten dann den Kurs nach Süden, um nach Cameedor zu gelangen.

 

Die Schiffe machten eine Nacht Rast bei dem Dorf in der Nähe von Cameedor. Wie immer, wurden sie von den Dorfbewohnern herzlich begrüßt. Siergert und Guudrun sprachen mit dem Dorfersten über die offene Gier des Königs und seiner Gefolgsleute. Der Dorferste warnte vor der Niedertracht des Königs, in seiner Gier kennt er keine Tabus, seit bloß auf der Hut. König Omputt schreckte vor nichts zurück, missachtet alle gängigen Regeln. Er ist skrupellos und hemmungslos in seiner Gier!

 

Siergert zeigte etwas besorgt auf die Schuss bereiten Kanonen auf der Stadtmauer, auch das hämische Grinsen des Hafenmeisters gefiel ihm überhaupt nicht. Die Kaufleuten versuchten Siergert und Guudrun zu beruhigen, jedoch ohne viel Erfolg.

Der König ließ sie warten, zwei, drei Tage, dann endlich wurden sie empfangen und sofort polterte der Fiesling los, die angelieferten Waren sind schlecht und werden immer schlechter. Siergert’ s Einwand, dass die Kaufleute aber doch mit der gelieferten Ware sehr zufrieden seien, wischte der König mit einer höhnischen Handbewegung vom Tisch und dann kam es heraus.

 

Wütend verlangte der König, dass dieses Vergehen nur mit Gold ungeschehen gemacht werden können. Guudrun wusste schon nicht mehr, wie sie den unverschämten Blicken des Königs ausweichen sollte, sie hüllte sich in ihren Umhang, der König lachte dreckig.

Siergert antwortete dem König darauf:“ Das kann nur unsere Fürstin entscheiden!“ Der König entließ die beiden Weisen höhnisch mit den Worten:“ Dann soll euere Fürstin aber schnell entscheiden, meine Geduld ist am Ende!“Vor Wut kochend verließen Guudrun und Siergert den Palast des widerlichen Königs und wurden von gemeinen und frechen Worten der Palastwache und der Stadtwache verhöhnt.

 

Im Hafen angekommen, kam der furchtbare Schock für die Beiden, mit frechem Grinsen wurde ihnen mitgeteilt, dass der König einen Teil der Schiffsbesatzung eingekerkert hat! Entsetzt fragte Guudrun, was das solle, sobald sie mit dem verlangten Gold zurückkommen, werden die Gefangenen frei gelassen.

Restlos erledigt saßen Siergert und Guudrun mit den Kapitänen der Schiffe zusammen und berieten, was sie tun könnten. Sie beschlossen, dem hinterhältigen König von Cameedor den Goldvorrat, den sie auf jeder Reise dabei haben, auszuhändigen, damit ihre Leute aus dem Kerker frei kamen.

Siergert und Guudrun verlangten, vor dem König gelassen zu werden, die Palastwachen verweigerten ihnen frech und unverschämt den Zutritt. Bis Siergert dem Anführer der Palastwache einige Körner Gold in die ausgestreckte Hand legte. Sofort stand die wilde Gier nach mehr Gold in seinen frechen Augen.

 

Siergert und Guudrun sagten dem gierigen König:“ Wir bringen euch alles Gold, was wir haben, aber lasst unsere Leute frei!“ Der König lachte Guudrun und Siergert hochmütig und frech an, seht ihr, es geht doch! Siergert schüttelte den Inhalt des Lederbeutels auf ein Tablett und als der König das glitzernde Gold auf dem Tablett sah, verlor er vor lauter Gier fast die Beherrschung.

Siergert wiederholte noch mal nachdrücklich, lasst jetzt unsere Leute frei! Der König winkte einen Soldaten zu sich und flüsterte mit ihm. Der Soldat nickte und verschwand grinsend.Ihr könnt jetzt beruhigt zu eueren Schiffen gehen, sagte der König zu Siergert, euere Leute werden zu den Schiffen gebracht.

Zweifelnd sahen die beiden Weisen den König an, glaubt ihr etwa meinem Wort nicht, fuhr dieser frech die Beiden an. Wir werden sehen, entgegnete Siergert.

Ungeduldig warteten die Menschen auf den Schiffen auf die Rückkehr ihrer Leute, alle hofften inständig, dass mit dem Gold ihre Leute frei kommen. Es dauerte lange Zeit, bis ein Trupp Stadtsoldaten aus dem Stadttor kam und beim näher kommen, konnten sie ihre Leute inmitten der Soldaten erkennen.

Aber was war das, es waren nicht alle, die zurück kamen, es fehlten zwölf, nein vierzehn Leute! Der Anführer der Soldaten übergab Siergert die freigelassenen Leute und eine Nachricht des Königs. Darin stand kurz und knapp, dass er für die Freilassung der restlichen Gefangenen die doppelte Menge an Gold verlangt und das unverzüglich!

 

Die Soldaten hatten ihre Waffen gezogen, sie sahen die unbändige Wut in den Augen der hintergangenen Leute. Die Hand am Schwertknauf, kämpfte Siergert mit seiner Beherrschung. Sagt euren König, wir kommen so schnell wie möglich zurück und hütet euch, unseren Leuten ein Leid zu zufügen, wir wissen uns zu wehren!

 

Dreckig lachend gingen die Soldaten in die Stadt zurück und die Kapitäne machten ihre Schiffe klar zum auslaufen. Wieder ließen die Kapitäne die Schiffe nach einander den Hafen verlassen und sich mit den Kanonen der Stadt zugewandt, postierend, die Ausfahrt der folgenden Schiffe sichern.

Und wieder wurde dieses Manöver von den Soldaten auf der Stadtmauer sehr genau beobachtet

 

.Alle Weisen waren bei Kateene anwesend, als Siergert und Guudrun ihren Bericht von der letzten Reise abgaben und sie diskutierten heftig über das zu lösende Problem. Vorrangig war natürlich die Freilassung der Gefangenen.

Sorge machte allen nur die Goldmenge, die der schmierige König von Cameedor für die Freilassung verlangte. Sie hatten das Gold, aber wenn sie dem König diese Menge Gold überlassen, weiß doch jeder sofort, dass die weite Ebene über große Goldvorkommen verfügen muss! Allen war sofort klar, dass der gierige König sofort und ständig mehr verlangen würde, möglicherweise mussten sie sogar mit einem Angriff von Cameedor rechnen!

Guudrun fragte Siergert:“ Wie viele Münzen er aus dem Handel mit Cameedor habe?“

Verdutzt schaute Siergert Guudrun an, im Moment verstand er die Frage von Guudrun nicht. „Viele, sehr viele Münzen sogar, warum?“

„Es sind doch Golfmünzen, nicht wahr?“ Fragte Guudrun weiter.

Siergert nickte mit seinem Kopf:“ Ja, es sind Goldmünzen.“

Kateene lachte sehr erleichtert Guudrun an:“ Du meinst, wir sollten dem gierigen Kerl sein eigenes Gold zurück geben?“

Guudrun nickte zustimmend und wir können auch noch einige Schmuckstücke und Edelsteine dazu geben. So wird der König sicher zufrieden sein und wir verraten dem König von Cameedor nichts von unserem Goldvorkommen.

Siergert und die anderen Weisen waren durch die Idee und die Vorschläge von Guudrun sehr erleichtert und berieten nun den Ablauf der Reise. Sie wollten schon stark auftreten, aber nicht so übertrieben, dass die Stadt vor lauter Furcht die Stadttore schließt und die Gefangenen darunter zu leiden hatten.

Sie beschlossen, mit vier Schiffen direkt nach Cameedor zu segeln und vier weitere Schiffe sollten mit Abstand zu Cameedor als Verstärkung auf dem Meer warten.

 

Kateene sortierte den Schmuck und die Edelsteine für den König Omputt von Cameedor aus. Im Stillen dankte sie ihren Vorfahren für die Aufbewahrung des Schatzes über die vielen Jahre hinweg. Jetzt kann er möglicherweise das Leben der gefangenen Menschen retten.

Sehr genau wurde noch mal und noch mal alles überprüft. Siergert wollte ganz sicher gehen. Odraat und Poolther halfen tüchtig mit, beide wollten an der Fahrt teilnehmen!

Siergert informierte die Kapitäne der acht Schiffe über den Ablauf der Fahrt. Wir werden weniger Proviant bunkern und dafür mehr Kugeln, Pulver und Feuergeschosse an Bord nehmen, versprachen sie Siergert.

 

An einem grauen, trüben und verregneten Morgen stachen die acht Schiffe in See und steuerten Kurs Cameedor. Wieder und wieder besprach Siergert mit den beiden Weisen die verschiedensten Vorgehensweisen. Aber ihnen war auch klar, dass sie warten mussten, wie sich der König verhielt und erst dann reagieren konnten, wenn die Gefangenen unbeschadet an Bord der Schiffe waren.

Vor allem wurde immer wieder be-sprochen, wie die Übergabe vonstatten gehen muss, damit die Gefangenen Menschen sicher aus dem Gefängnis und auf die Schiffe kamen. Hier machte Odraat einen guten Vorschlag, wir geben dem Gierhals von König ein Drittel des Goldes, sobald unsere Leute aus dem Gefängnis kommen, ein weiteres Drittel erhält er, sobald sie auf dem Weg zum Hafen sind das letzte Drittel erhält er, wenn unsere Leute sicher auf den Schiffen sind.

Poolther und Siergert waren mit diesem Ablauf sofort einverstanden. Sie teilten die Gold – und Schmuckstücke in etwa drei gleiche Mengen und gaben diese in jeweils einen Lederbeutel. Jeder der drei Weisen nahm einen solchen Lederbeutel an sich.

Der stürmische und böige Wind jagte die Schiffe über die schaumgekrönten Wellen, sie hatten schon fast Cameedor erreicht, als der Sturm nachließ. Das Meer beruhigte sich.

Wie besprochen, legten sich vier Schiffe in Wartestellung auf offener See und mit den anderen vier Schiffen steuerte Siergert Cameedor an.

 

Zum ersten Mal hörten die Menschen aus der weiten Ebene die Alarmsignale von Cameedor, es schien, als ob das Signal um die ganze Stadt laufen würde. Soldaten verwehrten den Schiffen die Einfahrt in den Hafen. Sie hatten mit schweren Eisenketten die Einfahrt in den Hafen blockiert.

Die drei Weisen ließen sich mit einem Beiboot an das Ufer bringen. Die vier Schiffe legten sich in eine unmissverständliche Angriffsposition, was von den Soldaten mit Unbehagen zur Kenntnis genommen wurde.

 

Mit einer großen Eskorte wurden die drei Weisen aus der weiten Ebene in die Stadt gebracht. Auf dem Weg zum Palast des Königs winkte der eine oder andere vorsichtig Siergert zu, es waren Menschen, mit denen er guten Handel trieb. Leicht lächelnd nickte er ihnen zu.

Wieder mussten die drei Weisen über die prächtige Stadt staunen, obwohl sie Cameedor jetzt schon ganz gut kannten. Die Häuser, die Paläste, die prachtvollen Plätze mit den Brunnen,

inzwischen waren noch mehr Strassen und Gassen gepflastert worden und alle mit Fackeln versehen.

Aber sie sahen auch, dass sehr viele Soldaten in den Strassen patrouillierten, die großen Plätze wurden bewacht.

In der Stadt war eine sehr angespannte, eine sehr wachsame und misstrauische Stimmung.

Von vielen Menschen wurden die drei Männer sorgenvoll und auch etwas traurig angeschaut, vielleicht ahnten sie, was passieren könnte.

 

Die Palastwachen hielten sofort ihre Hände auf, aber die drei Männer wehrten verächtlich dem Begehr der Soldaten nach ihrem Gold ab, was diese sehr überrascht und verblüfft zur Kenntnis nahmen.

Aufgeregt sprachen die Soldaten über die Verweigerung der drei Männer und stießen wüste Drohungen aus. Sie betraten den Thronsaal des Königs von Cameedor und sahen erstaunt auch hier die Massen der anwesenden Soldaten, die der König um seinen Thron postiert hatte.

Der König machte trotz allem einen nervösen und fast ängstlichen Eindruck, als wüsste er, was er sich da eingebrockt hatte.

Habt ihr das Gold, herrschte der König die näher kommenden Weisen sofort an. Die vielen Soldaten nahmen sofort eine drohende Haltung ein. Sie zogen ihre Waffen blank und senkten angriffsbereit ihre Speere und Lanzen, dicht gestaffelt kamen sie auf die Weisen zu.

 

Beschwichtigend hob Siergert seine Hände, wir sollten erst über die Freilassung unserer Leute sprechen. Ohne Gold keine Freilassung, kreischte der König voller Gift, aber auch mit Angst. Ruhig erklärte Siergert dem Widerling dem Ablauf der Freilassung und der Übergabe des Goldes. Alle, aber auch alle Gefangenen werden zum Hafen gebracht und wenn sie sich davon überzeugt haben, dass alle Gefangenen frei und wohlbehalten auf den Schiffen sind, erhalte er das Gold.

 

Siergert holte einen kleinen Beutel hervor und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Funkelnde Edelsteine, glänzendes Geschmeide und matt schimmernde Goldmünzen. Unbeherrschte Gier glomm in den falschen Augen des Königs auf. Schnell, viel zu schnell stimmte er dem Vorschlag von Siergert zu.

Die drei Weisen lehnten den Vorschlag des Königs ab, hier im Palast zu übernachten. Sie zogen die Nacht auf den Schiffen vor, wir warten auf unsere Leute.

Siergert sah den König durchdringend an, wir erwarten umgehend unsere Leute!

Der enttäuschte König giftete und tobte unbeherrscht hinter den drei Weisen her, er wusste vor lauter Wut nicht mehr, was er sagte und tat. Unflätig wütete er in dem Thronsaal herum, bis einer seiner Berater all seinen Mut zusammen nahm und versuchte, seinen König zu beruhigen.

Es ist doch noch nichts verloren, beschwichtigte er den Wüterich.

 

Odraat schickte ein Schiff zu den vier wartenden Schiffen, um sie ebenfalls vor dem Hafen von Cameedor zu postieren. Das Erscheinen von vier weiteren Schiffen löste eine hektische Unruhe und Betriebsamkeit bei den Stadtsoldaten aus und überraschend schnell kamen die Gefangenen, eskortiert von einem riesigen Trupp Soldaten, in den Hafen.

Der König fühlte sich wohl sehr sicher inmitten der vielen Soldaten und verlangte jetzt wie irre unbeherrscht die Herausgabe des Goldes.

Die drei Weisen aus der weiten Ebene blieben unbeeindruckt hart und zeigten unmissverständlich auf die gefangenen Landsleute und dann auf die Schiffe.

Geifernd vor Wut gab der König den Soldaten einen Wink. Klirrend fielen die Ketten von den gefangenen Menschen auf das Straßenpflaster.

Eine junge Frau fiel weinend in die Arme von Odraat. Erschüttert sah Odraat die von den Ketten verursachten Verletzungen. Vorsichtig hob Odraat die junge Frau hoch und legte sie behutsam in die Arme eines in der Nähe stehenden Schwertkämpfers, bring sie bitte an Bord.

Der Schwertkämpfer trug die weinende Frau an Bord eines Schiffes und gab sie in die Obhut der Heilerinnen. Der Soldat kam zurück und nahm seine Position wieder ein.

Schnell waren jetzt die befreiten Menschen an Bord der Schiffe gebracht worden, wo sie sofort von den Heilerinnen betreut wurden. Von den Gefangenen wurde Siergert bestätigt, dass alle frei gelassen worden sind.

 

Auf ein Signal von Odraat drehten sich die acht Schiffe mit ihren aufgeprotzten Kanonen zum Hafen und damit auch zur Stadt. Der König wurde sichtlich nervös inmitten seiner Soldaten und wartete ungeduldig auf sein Gold. Ruhig und sehr sorgfältig wurden die Kisten in ein Beiboot verladen und mit aufreizend ruhigen Ruderschlägen steuerte das Boot zur Kaimauer. Die Kisten wurden Siergert übergeben und Siergert zeigte dem König an, dass er die Kisten übernehmen kann.

Sofort stürzten sich mehrere Soldaten auf die Kisten, aber der König pfiff sie mit vor Gier zitternder Stimme zurück. Er kletterte aus seinem Wagen, öffnete die Kisten und dann wühlte er mit seinen gierigen Händen in dem Schatz.

Verächtlich fragte Siergert:“ Ob er jetzt zufrieden sei?“

Heftig mit seinem Kopf nickend, bestätigte der König die Frage von Siergert.

 

Langsam und sehr aufmerksam und sehr vorsichtig zogen sich die Menschen aus der weiten Ebene zu dem Beiboot zurück und ließen sich zu den wartenden Schiffen rudern.

Der König schrie ihnen triumphierend nach:“ So gefallen mir die Geschäfte mit euch!“

Siergert rief zurück:“ Es werden wohl keine Geschäfte mehr mit euch geben!“

 

Erschreckt und ziemlich dumm glotzte der König zu den Schiffen. Langsam dämmerte es ihm, was er mit seiner Gier angerichtet hatte. Denn jetzt drangen die Kaufleute wütend auf ihren König ein und machten ihm heftige Vorwürfe, weil sie ihre zuverlässigen Handelspartner verloren glaubten.

Die Kaufleute forderten von dem überraschten König Schadensersatz für die entgangenen Geschäfte, die genaue Summe werden sie ihm schnellstmöglich mitteilen.

Der König erschrak ob der Forderung der Kaufleute furchtbar, er sah schon seinen Schatz bei den Kaufleuten landen, er floh fast in seinen Wagen und raste zu seinen Palast zurück.

Er wusste von der Macht und den Einfluss der Kaufmannsinnung, diese Innung kann ihm ganz heftige und außerordentliche Probleme bereiten. Dieses Problem musste er schnellstmöglich aus der Welt schaffen, egal wie!

 

Erleichtert drehten die acht Schiffe in einem eleganten Manöver in den Wind und kehrten der Stadt Cameedor den Rücken. Die Kapitäne steuerten laut Anweisung von Odraat die Schiffe nach Norden.

Die drei Weisen waren sich einig, dass sie das kleine Dorf in der Nähe von Cameedor anfahren wollen. Hier sollten sich die befreiten Menschen vor der Überfahrt zur weiten Ebene erstmal in Ruhe erholen.

 

Die Heilerinnen konnten aber schon jetzt beruhigen, keiner der Gefangenen sei lebensbedrohend verletzt. Die Verletzungen durch die Ketten werden in wenigen Tagen verheilt sein und die seelische Belastung der Menschen wird im Kreise ihrer Bekannten schnell vergessen werden.

Die Ankömmlinge wurden, wie immer, von den Dorfbewohnern freundlich begrüßt, man kannte sich ja gut! Sofort wurden die verletzten Menschen gut in den Häusern unter gebracht und wenig später konnte den Dorfbewohnern die ganze Geschichte erzählt werden.

Die Menschen waren über das Verhalten des Königs Omputt von Cameedor entsetzt und der Dorferste warnte Odraat und die anderen Weisen vor der Rache des gierigen Königs.

Diese Demütigung wird er durch irgendeine Gemeinheit rächen.

 

Die Menschen saßen bis spät in die Nacht zusammen und diskutierten die Situation und wurden von einem aufgeregten Dorfbewohner aufgeschreckt:“ Die Schiffe von Cameedor sind auf den Weg hierher!“ 

Siergert fragte den Dorfersten:“ Ob die befreiten Menschen ein paar Tage in seinem Dorf bleiben können?“ Odraat beruhigte den Dorfersten:“ Wir haben schon mit ähnlichen gerechnet!“

 

Schnell waren die acht Schiffe auf dem offenen Meer und die Kapitäne achteten darauf, dass die Schiffe die Windseite behielten.Die Schiffe wiegten sich in der leichten Dünung. Alle waren kampfbereit und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Etwas unruhig waren die Menschen auf den Schiffen schon, standen sie doch vor ihrem ersten Seegefecht! Ein junger Seemann entdeckte die großen Schiffe von Cameedor im ersten grauen Morgenlicht.

Sofort wurde das Signal, Gegner in Sicht, an die anderen Schiffe weiter gegeben.

Auf allen Schiffen sah man rote Glut und gekonnt hielten die Kapitäne die Schiffe in der Windseite.

Odraat machte Siergert darauf aufmerksam, dass es sogar drei von den gewaltigen Kolossen waren, die auf sie zu segelten. Odraat gab ein weiteres Signal an die Schiffe, diese bildeten daraufhin vier zweier Gruppen und formierten einen Halbbogen vor den ankommenden Gegner.

 

Weiße Rauchballen erschienen an den Bordwänden der großen Schiffe, der Gegner hatte das Feuer eröffnet! Die Kanonenkugeln platschten wirkungslos vor den Schiffen ins Wasser. Jetzt eröffneten die acht Kapitäne das Feuer auf die gegnerischen Schiffe, jeweils eins schoss mit den Kanonen auf den Gegner und eines der Schiffe mit dem Katapult die Feuergeschosse.

Lauter Jubel brandete auf den Schiffen auf, als die Seeleute sahen, dass durch die erste Salve schon zwei Schiffe Feuer gefangen hatten und lichterloh brannten, schon brannten die Segel und die beiden Schiffe drehten aus dem Wind.

Neuer Jubel erklang und dann krachte eine Breitseite des Gegners in eines der Schiffe und riss die ganze Bordwand auf. Jammerndes Geschrei der Verletzten war zu hören, der Kapitän drehte das Schiff in den Wind und versuchte aus der Schusslinie des Gegners zu kommen.

Vier Schiffe schossen jetzt die brennenden Schiffe erbarmungslos zusammen. Die flinken Schiffe waren für den Gegner schwer zu treffen, weil sie sehr schnell ihre Position wechseln konnten.

Die drei anderen Schiffe umkreisten das dritte Schiff des Gegners, das völlig bewegungslos im Wasser lag. Eines der Schiffe musste wohl das Ruder zerschossen haben.

Eines der Schiffe legte sich jetzt breitseits zum Gegner und jagte Salve um Salve in den Schiffsrumpf. Jammervolles Klagen scholl von dem Schiff herüber. Der große Hauptmast brach und fiel mit Donnergetöse auf das Deck.

Hart krängte das riesige Schiff und der Mast verursachte eine schlimme Schlagseite des Schiffes. Krachend lösten sich die Kanonen aus den Halterungen und rollten quietschend über das Deck und fielen über die zerstörte Reling in das Meer.

Auch aus den unteren Kanonendecks krachten die Kanonen durch die zerschossene Bordwand und fielen ins Wasser. Viele der im Wasser schwimmenden Menschen wurden von den ins Wasser stürzenden Kanonen erschlagen.

Die Feuergeschosse hatten jetzt alle drei Schiffe des Gegners in eine Flammenhölle verwandelt. Verzweifelte Menschen sprangen von den brennenden Schiffen ins Meer. Es dauerte bis zum frühen Abend, bis das erste Schiff gurgelnd im Meer versank, bis zuletzt loderten die Flammen des brennenden Schiffes.

Es sah fast so aus, als ob es unter Wasser weiter brennen würde. In der herein brechenden Dunkelheit wirkten die zwei hell brennenden Wracks wie Höllenfeuer. Immer noch hörte man Jammern und Wehklagen von den Schiffen.

 

Odraat beendete den Beschuss, beorderte zwei Schiffe zur Bewachung der brennenden Wracks und gab Signal zum Sammeln.Die weite Ebene hatte den Totalverlust eines Schiffes und dessen Besatzung zu beklagen.

Das schwer beschädigte Schiff hielt sich tapfer über Wasser. Der Kapitän war sich sicher, dass das Schiff repariert werden kann. Unter seiner Anleitung hatten die Seeleute die zerschossene Bordwand provisorisch mit Brettern und Balken repariert und mit einem dick gepolsterten Segel einigermaßen wasserdicht gemacht.

Der Kapitän bat Odraat um die Erlaubnis, zur weiten Ebene zurück zu kehren zu dürfen, damit das Schiff fachmännisch repariert werden kann.

Odraat war einverstanden und die drei Weisen gaben dem Kapitän Nachrichten für Kateene mit.

 

Trotz der Vernichtung der drei gegnerischen Schiffe kam keine echte Freude auf, es waren zu viele Tote und Verletzte zu beklagen. Die Verletzungen waren teilweise sehr schlimm, viele rührten von den Holzsplittern.

 

Die Heilerinnen versorgten die Verletzten schon an Bord, während Odraat die Schiffe zu dem Dorf steuern ließ, in dem sie ihre Leute zurück gelassen hatten.

Mit verhaltenem Jubel wurden die siegreichen Schiffe und deren Besatzung von den Dorfbewohnern begrüßt. Der Dorferste bedankte sich bei den Weisen aus der weiten Ebene:“ Jetzt haben wir erstmal eine Riesenbedrohung weniger.“

Als erstes wurden die Verwundeten versorgt und anschließend trafen die Menschen gemeinsam die Vorbereitungen für die Bestattung der wenigen Toten, die geborgen werden konnten.

 

Die Nacht war schnell vorbei, ihre Toten hatten sie würdevoll bestattet. Jetzt berieten sich die Weisen aus der weiten Ebene mit dem Dorfersten über die weitere Vorgehensweise. Eins stand fest, ungestraft durfte der König von Cameedor nicht davon kommen.

Mit Recht fürchtete der Dorferste Repressalien von Seitens Cameedor.

 

Odraat zog die sechs verbliebenen Kapitäne zu der Beratung hinzu. Zur Debatte stand die Frage, ob sie mit den verbliebenen sechs Schiffen Cameedor angreifen sollen oder Verstärkung aus der weiten Ebene abwarten sollen.

Die Kapitäne waren für den sofortigen Angriff mit der Begründung, dass jetzt noch Cameedor überrumpelt werden kann, weil die Stadt noch nichts von der Vernichtung der drei Schiffe wissen konnte. Dadurch würde sich die Stadt noch sicher fühlen, weil sie mit der Unterstützung der Schiffe rechnet.

 

Der Argumente der Kapitäne waren überzeugend, auch Odraat war für den sofortigen Angriff.

Der Angriff auf Cameedor wurde für den nächsten Tag festgelegt.

 

Die Kapitäne bestätigten Odraat, das die Munition für den Angriff ausreicht.

Der Dorferste gab etwas verlegend lächelnd bekannt, dass sie von ihnen Feuergeschosse bekommen können, falls sie welche benötigen!

 

Alle schauten den Dorfersten erstaunt an, der grinste sie jetzt doch recht fröhlich an, wir haben es einfach mal versucht! In der Hoffnung, das wir von euch ein oder zwei Katapulte bekommen würden.

Zur Verteidigung zur See hin sind die Katapulte einfach ideal. Odraat versprach dem Dorfersten, sobald alles geregelt ist, bekommt das Dorf die zwei Katapulte!

 

Die Schiffe wurden mit den Feuergeschossen aus dem Dorf bestückt, Proviant und Wasser gebunkert, Pfeile und Speere aufgefüllt. Der Abschied war ruhig und verhalten, jeder wusste um die schwere Aufgabe.

Der Wind hat in den frühen Morgenstunden aufgefrischt und so kamen die Schiffe gut voran. Für die Strecke zwischen dem Dorf und Cameedor benötigten die Schiffe nicht viel Zeit und so erreichten sie Cameedor am frühen Morgen und lösten fast eine Panik bei den Menschen aus.

Die Soldaten auf der Stadtmauer rannten mehr als aufgeregt hin und her, bevor sie jedoch die Kanonen in Stellung gebracht hatten krachten die ersten Geschosse, abgefeuert von den Kanonen und Katapulten der Schiffe, gegen die Stadtmauer und zum Teil auch über die Stadtmauer in die Stadt.

Wieder ließ Odraat die Schiffe im Wechsel schießen. Drei der sechs Schiffe schossen mit Kanonen auf die Stadtmauer und die anderen drei Schiffe mit den Katapulten.

Die Kanonenkugel hatten schon mehrere Kanonen auf der Stadtmauer zerstört und man konnte schon deutliche Beschädigungen an der Mauer erkennen, aber die weitaus bessere Wirkung erzielten die Feuergeschosse. Sie flogen wesentlich weiter als die Kanonenkugeln, weit über die Stadtmauer in die Stadt hinein.

Es dauerte nicht lange, da waren schon mehrere Brände zu sehen, die hoch lodernden Flammen zeigten die Wirkung der Katapulte sehr genau.

Odraat ließ noch ein Schiff mit den Katapult schießen, weil die Wirkung in der Stadt wesentlich effektiver war. Jetzt stiegen schon gewaltige, schwarze Rauchsäulen in der Stadt hoch, weithin sichtbar.

 

Von den Soldaten auf der Stadtmauer war nichts mehr zu sehen, die waren nach den ersten Treffern der Schiffe feige verschwunden. Wieder konnte Odraat die Wirkung der Feuergeschosse sehen, die vier Geschosse klatschten gegen die Front eines großen Palastes und setzten diesen sofort in Brand.

Die vier Kapitäne der Schiffe, die laut Odraat mit den Katapulten schießen sollten, versuchten jetzt gleichzeitig zu schießen. Die Wirkung von vier Feuergeschossen war verheerend, alles, was getroffen wurde, ging sofort in Flammen auf.

 

Der von der Wasserseite erreichbare Stadtteil von Cameedor brannte jetzt wie die Hölle und Odraat ließ unerbittlich weiter schießen. Er hoffte zwar inständig, dass sich die Menschen in Sicherheit bringen konnten, aber er wusste auch, das Omputt hart bestraft werden musste.

Der König musste gezeigt bekommen, dass er sich nicht alles erlauben kann. Irgendwo gab es für jeden Grenzen, die respektiert werden mussten.

 

Jaulend, pfeifend und Funken hinter sich herziehend, flogen die Feuergeschosse in die Stadt. Das brennende Öl floss in die Stadt und setzte auch die Stadtviertel in Brand, die von den Feuergeschossen nicht erreicht wurden.

Die Kanonenkugeln hatten große Lücken in die Stadtmauer geschossen und konnten jetzt die dadurch erreichbaren Gebäude beschießen. Nach dem Beschuss der Gebäude legten die Kapitäne das Kanonenfeuer auf den nächstliegenden Turm, weil von diesem noch auf die Schiffe gefeuert wurde.

Die Kanonenkugeln krachten in die Mauer des Turmes und schon nach wenigen Schüssen brachen Mauerstücke aus dem Turm. Der Beschuss hat aufgehört, die Soldaten hatten das weite gesucht.

Die Kapitäne schossen auf das Fundament des Turmes, der dadurch seinen Halt verlor und mit einem Höllenlärm zusammenbrach und zum Teil in das Hafenbecken fiel. Die Trümmer des Turmes zerstörten die in dem Hafen liegenden Schiffe zum Teil schwer, eins der Schiffe sank sogar.

 

Jetzt wurde das Stadttor von den Schiffen beschossen, mir ohrenbetäubenden Krachen prallten die Kanonenkugeln gegen das stabile Tor und es dauerte lange, bis der Beschuss durch die Kanonenkugeln Wirkung zeigte und die ersten Holzsplitter aus dem Holz flogen.

Erst als Odraat auch mit den Katapulten das Tor unter Beschuss nahm, war das Tor schnell zerstört. Flammen und Kanonenkugeln waren wohl für jedes Tor zuviel.

Siergert zeigte den Kapitänen an, sie sollten vorsichtig in das Hafenbecken fahren, um weiter in die Stadt schießen zu können. Drei der sechs Schiffe ankerten jetzt an der vordersten Kaimauer zur Stadt, dadurch hatten die Schiffe mehrere hundert Meter Distanz überwunden.

Weit flogen jetzt die Feuergeschosse in die Stadt und neue Rauchwolken stiegen in den Himmel. Eine dunkle Wolke schwebte über Cameedor und wurde von dem Wind langsam nach Osten getrieben. Lodernde Brände schlugen hoch über die Häuser und Paläste von Cameedor, von den Soldaten war nichts zu sehen. Von Cameedor erfolgte keinerlei Widerstand.

 

Ein Schiff beschoss jetzt die Hafenanlagen auf der rechten Seite, ein anderes zerstörte abwechselnd mit Kanonenkugeln und Feuergeschossen die Lagerhäuser auf der linken Seite.

 

Eine heftige, eine urgewaltige Explosion knallte aus dem hinteren Hafengelände den Angreifern um die Ohren, große Trümmerstücke flogen gefährlich nahe den Schiffen durch die Luft. Erschreckt warfen sich die Männer auf den Schiffen auf das Deck, um sich vor den herum fliegenden Brocken zu schützen.

Verblüfft fragten sich die Männer, was das war. Odraat grinst etwas gequält:“ Wir haben wohl das Pulverhaus getroffen!“ Mit einem schallenden Gelächter löste sich die Spannung bei den Männern und unter dem Gelächter sah Poolther eine Gruppe Menschen mit einer weißen Fahne durch die zerstörte Stadtmauer klettern.

„ Wir bekommen Besuch“, rief er Siergert und Odraat zu, „ stoppt den Beschuss!“

 

Laut rufend und mit der weißen Fahne wild winkend, kamen die Menschen von Cameedor auf die Schiffe zu. „ Nicht schießen, nicht schießen, wir ergeben uns“, riefen sie laut.

Odraat ließ die Soldaten an den Kanonen und den Katapulten in Bereitschaft und winkte die Delegation näher. Der Sprecher der Gruppe trat vor und übergab Odraat den Stadtschlüssel. „ Wir ergeben uns bedingungslos, König Omputt ist mit seinem Gefolge spurlos verschwunden. Es sind keine Soldaten mehr in der Stadt, lasst es gut sein.“

 

Odraat, Siergert, Poolther und einige Kapitäne gingen etwas abseits und besprachen die Übergabe von Cameedor. Sie gingen zu der Gruppe aus Cameedor zurück, „wir sind einverstanden“, sagte Siergert zu dem Sprecher, „ wir stoppen den Beschuss euerer Stadt, lasst euch unseren Vergeltungsangriff eine Lehre sein!“

Baut Cameedor wieder auf und setzt eine von allen gewählte Obrigkeit ein. Vielleicht treiben wir dann sogar wieder Handel mit euch. Odraat gab den Kapitänen das Zeichen zum Rückzug. Die Delegation von Cameedor blieb wie versteinert an der Kaimauer stehen, sie konnten es noch gar nicht fassen, dass sie so glimpflich davon gekommen sein sollen.

 

Ein Schiff nach dem anderen drehte im Hafenbecken und fuhr zu den drei Schiffen, die vor dem Hafen ankerten. Noch einmal ließ Odraat die sechs Schiffe in einer Linie auf Cameedor zu fahren und die Gruppe aus der Stadt verstand sofort die Bedeutung dieses Manövers.

 

Odraat ließ die Kapitäne den Kurs Richtung Dorf legen. Dort sollten sich alle erst mal erholen, um dann die Heimreise zur weiten Ebene anzutreten. Mit Jubelgeschrei wurden die sechs Schiffe mit ihrer Besatzung von den Dorfbewohnern begrüßt.

Die Schiffe lagen kaum vor Anker, da strömten die Menschen auf die Schiffe und vielen jeden und allen vor Freude und Erleichterung um den Hals. Ein junger Soldat lachte fröhlich, er wurde direkt von zwei Frauen abgeschleckt, dafür fahre ich noch mal gegen Cameedor in den Krieg!

 

Die Verwundeten wurden versorgt und das Dorf lud alle zu einem Festmahl ein. Sie wussten, dass mit diesem Vergeltungsschlag auch ihr Leben sicherer geworden ist.

Der Dorferste zeigte während des Festmahles in Richtung Cameedor, noch immer stieg eine große schwarze Rauchwolke aus der Stadt in den Himmel. Hoffentlich lockt die sicher weithin sichtbare Rauchsäule keine ungebetenen Gäste an, der Dorferste zeigte sich ein wenig besorgt.

 

Odraat sprach Siergert und Poolther an:“ Bevor wir zur weiten Ebene fahren, können wir vielleicht bei Cameedor vorbei sehen, ob alles in Ordnung ist!“

„Das können wir machen“, sagten beide Weisen wie aus einem Mund. 

„ Vielen Dank dafür, das beruhigt mich schon gewaltig“ erfreut bedankte sich der Dorferste bei seinen Gästen.„ Nicht dafür“, winkte Odraat ab, „wir sind in euerer Schuld.“

 

Im Laufe des Abends wurden die Menschen lockerer, die Anspannung fiel von vielen ab und plötzlich war Musik zu hören. Es dauerte nicht lange, da tanzten die jungen Leute schon ziemlich ausgelassen zu der Musik. Aus dem vorgesehenen Tag Ruhe wurden zwei Tage. Am dritten Tag wurden die Schiffe klariert und unter heftigen Abschiedsszenen segelten die sechs Schiffe nach Süden, nach Cameedor.

 

Immer noch waren Rauchwolken über Cameedor zu sehen. Die von den Kanonen und Katapulten verursachte Zerstörung war jetzt erst richtig zu erkennen. Die vorderste Front der Stadtmauer zur Seeseite hin war fast völlig zerstört. Der große Turm war nur noch ein Trümmerhaufen, dessen Trümmern zum Teil das Hafenbecken blockierte.

Der helle Stein der Stadtmauern und der Häuser waren rußgeschwärzt, die Fensterhöhlen der ausgebrannten Gebäude sahen aus wie böse Fratzen. Als die sechs Schiffe näher kamen, kamen in heller Aufregung ein Pulk Menschen durch das zerstörte Stadttor gerannt, wild winkend mit weißen Tüchern.

 

Odraat ließ beidrehen, was die Menschen mit Erleichterung sahen.Siergert ließ sich mit einem Beiboot an die unzerstörte Kaimauer rudern und ehrerbietig kamen die Menschen von Cameedor auf ihn zu. Aufgeregt und ängstlich bestätigten sie Siergert, das sie alles so gemacht haben und weiterhin tun werden, wie sie es verlangt hatten!

Siergert beruhigte die Menschen:“ Wir wollen nichts von euch, wir wollten nur nachsehen, ob soweit alles in Ordnung ist.“ Von allen Seiten wurde sofort bestätigt, dass alles in Ordnung sei.“

Ihr solltet schnellstens die Brände löschen, damit der Rauch nicht noch möglicherweise ungebetene Gäste anlockt!“ Ein paar Männer gaben sofort die Anweisung weiter, dass sich alle verstärkt um die Brände kümmern sollen.

„ Wie sieht es mit euerer Verteidigung aus“, fragte Siergert den Mann, den er als Führer erkannte.

Sorgenvoll schüttelte der Mann seinen Kopf:“ Es ist kein einziger Soldat mehr in der Stadt, alle sind geflohen und haben alles mitgenommen, was nicht Niet und Nagelfest war.“

Siergert empfahl den Männern eine Bürgerwehr aufzustellen und sich Waffen zu suchen. Irgendwann werden Plünderer durch die Stadt ziehen, mit einer Bürgerwehr könnt ihr das unterbinden. Dankbar verabschiedeten sich die Männer von Cameedor. Die Kapitäne legten die Schiffe auf Kurs weite Ebene. Das schnellste der sechs Schiffe segelte zum Dorf und gab eine Nachricht über die Situation in Cameedor von Siergert an den Dorfältesten ab. Zum späten Nachmittag hatte des Schiff die fünf voraus fahrenden Schiffe eingeholt.Erleichtert wurden die Schiffe mit Ihrer Besatzung von der weiten Ebene begrüßt.

Das Bündnis

Bei den tagelangen Beratungen bei Kateene mit allen Weisen, vielen Kapitänen und Militärs, kamen alle zur der Einsicht, das der Bevölkerung von Cameedor geholfen werden musste.

Guudrun schlug vor, einige Frachtschiffe mit Lebensmittel und Kleider nach Cameedor zu schicken. Kaah–Mer fragte Odraat, ob es möglich wäre, Soldaten mit nach Cameedor zu schicken, weil die zerstörte Stadt doch leicht Beute von Dieben, Räubern oder gar fremden Angreifern werden könnte..

Die Debatte wurde recht hitzig, bis Kateene Einhalt gebot und energisch feststellte:“ Es wurden viele gute, aber auch weniger gute Vorschläge gemacht, die weite Ebene wird Nahrung und Bekleidung nach Cameedor schicken und zwar in Begleitung von zwei Trupps Soldaten.“

Kateene sah die Weisen an:“ Odraat, Poolther und Siergert, ihr solltet die Leitung übernehmen!“

Kaah–Mer meldete sich und bat Kateene um seine Teilnahme, er kenne die Stadt und die Menschen gut, er kann bestimmt bei dem einen oder anderem helfen.

„ Einverstanden“, antwortete Kateene und weiter zu den Weisen, „ gebt mir bescheid, wie viel Schiffe benötigt werden, damit die Reise nach Cameedor erfolgreich durchgeführt werden kann.“

Kaah–Mer sprach mit Doree über seine Teilnahme an der Reise nach Cameedor.

“ Schade“, lachte Doree etwas enttäuscht,“ ich kann leider nicht mitfahren.“ Und zeigte auf ihren dicken Bauch. Sie stand kurz vor der Geburt. 

 

Odraat ließ zwei Katapulte für das Dorf bereit legen, immer mehr Kisten und Ballen, Krüge und Bündel kamen für Cameedor zusammen.

Poolther teilte Kateene mit, dass sie für die Fahrt nach Cameedor mindestens acht, wenn nicht zehn Schiffe benötigen. Die ersten Frachtschiffe wurden beladen, die beiden Soldatentrupps wurden abgestellt und Doree gebar einen strammen Jungen.

Durch die Geburt seines Sohnes wurde Kaah-Mer etwas von den Vorbereitungen abgelenkt. Als sich die erste Aufregung gelegt hatte und der Alltag wieder bei Doree und Kaah–Mer eingekehrt war, staunte Kaah–Mer nicht schlecht, wie weit die Vorbereitungen schon waren.

Es lagen bereits sechs Frachtschiffe voll beladen im südlichen Fluss, sechs Begleitschiffe waren startklar.

Kaah–Mer sah, wie drei zerlegte Katapulte auf ein Frachtschiff verladen wurden. Der Hafenmeister erklärte Kaah –Mer:“ Das sind die versprochenen Katapulte für das Dorf!“

Kaah–Mer freute sich, er hatte die Zusage total vergessen.

 

Die verbleibenden Tage verbrachte Kaah–Mer im Kreis seiner kleinen Familie. Bis Siergert bescheid gab, dass die Schiffe alle klar zum auslaufen sind.

Kaah–Mer verstaute seine Sachen auf ein Fuhrwerk, verabschiedete sich von seiner Frau, herzte und küsste seinen Sohn. Doree machte ein etwas enttäuschtes Gesicht: „ Ich wäre so gerne mit gekommen!“

„ Ich kann dich gut verstehen“, tröstete Kaah–Mer seine hübsche Frau, „ es gibt bestimmt für dich, für uns eine weitere gemeinsame Reise!“

„ Das wäre so schön“, seufzte Doree hoffnungsvoll.

 

Die Schiffe fuhren langsam den südlichen Fluss herunter zur schönen Bucht, das Schiff, auf dem die Weisen an Bord waren, fuhr in die schöne Bucht. Die anderen Schiffe ankerten davor. 

Die Weisen informierten den Dorfältesten von ihrem Vorhaben und der Dorfälteste bot sofort seine Unterstützung an:

„ Falls ihr irgendetwas benötigen solltet, gebt uns bescheid.“

 

Die zehn Frachtschiffe wurden bei der Überfahrt nach Cameedor von den Begleitschiffen in die Mitte genommen, je drei Schiffe an jeder Seite des Konvois. Es war schon ein prächtiger Anblick wie die Schiffe im raumen Wind mit prall gewölbten Segeln durch das Wasser pflügten.

Ein Seemann teilte Odraat mit, dass sie ein kleines, sehr schnell segelndes Schiff gesichtet zu haben, dass den Eindruck vermittelte, als ob es die Schiffe aus der weiten Ebene beobachten würde.

Odraat notierte sich die Beobachtung, sollte der geflohene König Omputt schon wieder aktiv werden? Die Überfahrt verlief problemlos und wieder löste das Erscheinen der Schiffe bei den Einwohnern von Cameedor helle Panik aus, bis sie die Schiffe und Menschen aus der weiten Ebene erkannten.

 

Die neugewählte Stadtobrigkeit erschien umgehend und als sie den Weisen der weiten Ebene erfuhren, was die vielen Schiffe bedeuteten, fielen ihnen dicke Steine vom Herzen.

Das Löschen der Schiffe war etwas problematisch durch den immer noch blockierten Hafen, so konnten immer nur zwei Frachtschiffe in die Nähe der zerstörten Kaimauer ankern. Mir dicken Balken und Brettern wurde ein Steg an die Schiffe gelegt, über diese Stege mussten dann recht mühselig die Ladung von Bord geschleppt werden.

Der Stadterste erhielt von den Weisen Anweisungen, wie die Hilfsgüter verteilt werden sollten, alle erhalten die gleiche Menge von allem, keine Unterschiede!

Wir kontrollieren die Verteilung sehr genau!

Die Soldaten der weiten Ebene verursachten erst Bestürzung bei den Bewohnern von Cameedor. Als sie dann aber erfuhren, dass die Soldaten zu ihrem Schutz mit gekommen sind, war die Erleichterung allen Orts zu spüren. Von dem Stadtersten erfuhr Odraat, dass ihre Wachtposten auf der Stadtmauer öfter Reitertrupps gesichtet hatten, sie machten den Eindruck, als ob sie Cameedor genauestens beobachten würden.

Odraat nickte, dass passte alles gut zusammen, das Schiff und jetzt die Reiter.

Er informierte die anderen Weisen und gab an die Soldaten die Anweisung, besonders auf Reiter zu achten.

 

Zum Glück war ja nur die Stadtmauer zur Seeseite hin zerstört worden, die Stadtmauer in Richtung Landesinnere war noch komplett intakt. Die Soldaten machten die Kanonen startklar und in Zweiergruppen patrouillierten die Soldaten auf der Stadtmauer.

Odraat versuchte aus den Bewohnern Soldaten zu rekrutieren, leider nur mit geringem Erfolg, nur wenige Männer meldeten sich und noch weniger hatten überhaupt militärische Kenntnisse. Aber sie waren alle sehr willig. 

 

Die Kaufleute hatten inzwischen die Verteilung der Hilfsmittel aus der weiten Ebene übernommen, streng überwacht von Siergert.

Abends saßen die Weisen mit einigen Kapitänen zusammen, auch waren der Stadterste und einige maßgeblich Bürger anwesend, als Kaah–Mer seine Befürchtung aussprach:“ Er rechne mit einem Vergeltungsschlag von dem ehemaligen König Omputt, der wird sich nicht so einfach mit dem Verlust von Cameedor abfinden.“

Die Anwesenden nickten zustimmend.“

Kaah–Mer fuhr fort“, wir sollten mehr Soldaten und Schiffe aus der weiten Ebene holen. Die wenigen Soldaten können einen ernsthaften Angriff nicht standhalten und mehr Schiffe können Cameedor von der Seeseite sicherer verteidigen!“

Odraat ging mit Kaah–Mer `s Ansicht einig, auch Siergert und die Männer aus der Stadt waren der gleichen Meinung. Die Männer von Cameedor zeigten sich sehr erleichtert, dass die weite Ebene die Verteidigung von ihrer Stadt übernehmen wollte.

„ Gut, schloss Siergert diesen Punkt ab“, wir machen folgendes, zwei der Begleitschiffe fahren mit den Frachtschiffen zur weiten Ebene zurück. Die verbleibenden Schiffe sichern Cameedor von der Seeseite. Odraat fährt mit und kommt so schnell wie möglich mit Soldaten, Schiffen und weiteren Hilfsgütern zurück, einverstanden?“

Die Runde nickte ihr Einverständnis dazu.

 

Das Frachtschiff mit den drei Katapulten segelte zu dem Dorf, wo es schon sehnlichst erwartet wurde. Aus dem Dorf halfen so viele Männer, die Katapulte von dem Schiff zu holen, dass ein heilloses Durcheinander entstand.

Bis der Kapitän den Männern lachend Einhalt gebot,

“ Wartet, wartet, so geht es besser und teilte die Männer ein.“

Jetzt lief es wesentlich glatter und damit schneller ab. Ein paar Männer aus der weiten Ebene blieben in dem Dorf, um bei dem Aufbau der Katapulte zu helfen und Männer einzuarbeiten, damit sie die Katapulte richtig bedienen können.

Die Dorfbewohner waren vor Freude über die Katapulte regelrecht aufgekratzt und als gegen Abend das erste Katapult fertig da stand, brauste Riesenjubel auf.

Am nächsten Morgen fuhr das Frachtschiff nach Cameedor zurück.

 

Die Hilfsgüter waren alle gelöscht worden, die Frachtschiffe formierten sich vor dem Hafen, die zwei Begleitschiffe nahmen ihre Position links und rechts von dem Konvoi ein. Odraat gab das Signal zum Aufbruch.

 

Unter dem Jubel der am Ufer stehenden Menschen setzten die Schiffe ihre Segel und steuerten Richtung weite Ebene. 

 

Kateene war froh, dass die Hilfsaktion so glatt verlaufen war und war sofort mit dem Vorschlag der Weisen einverstanden, Cameedor und deren Menschen weiterhin zu helfen.

Odraat informierte Kateene auch über einen möglichen Angriff des ehemaligen Königs Omputt.

“ Nehmt alles mit, was ihr benötigt, wir wollen kein Risiko eingehen!“ antwortete Kateene.

 

Ein großer Konvoi von Frachtschiffen und Begleitschiffen formierte sich auf dem südlichen Fluss zur Abfahrt. Odraat hatte drei Hundertschaften Soldaten für die Verteidigung von Cameedor an Bord der Schiffe, eine Menge Hilfsgüter und weitere Dinge, die in der halbzerstörten Stadt benötigt wurden.

 

Der Konvoi wurde von Cameedor mit einem Riesenjubel begrüßt.

 

Odraat teilte die Soldaten ein und die Begleitschiffe legten sich mit dem Bug Richtung offenes Meer vor Cameedor zu den anderen, bereits postierten Schiffen. Zwischen den Schiffen entwickelte sich ein reger Verkehr von den Beibooten, die Kapitäne trafen sich ständig zu Besprechungen.

Am nächsten Morgen formierten sich die Schiffe neu Jetzt lagen die Schiffe pfeilförmig vor Cameedor, abwechselnd die Schiffe mit Kanonen bestückt und die Schiffe mit den Katapulten.

Von den Frachtschiffen brachten die Beiboote Proviant, Feuergeschosse und auch Nachrichten aus der weiten Ebene zu den Schiffen.

Das Leben in Cameedor hat sich ein wenig normalisiert, die Angst der Menschen hat sich etwas gelegt. Die Anwesenheit der Soldaten und Schiffe wirkte sehr beruhigend.

 

Die Reparatur an der Stadtmauer und an dem zerstörten Turm gingen voran. Das Stadttor war repariert worden und mit schweren Eisenplatten zusätzlich verstärkt worden.

Auch die zerstörten Häuser und Gebäude waren zum Teil wieder in Ordnung gebracht worden.

 

Der Stadtrat und die Kaufmannsinnung luden die Weisen der weiten Ebene zu einem Festessen in den Stadtpalais ein, einige abkömmliche Kapitäne und Truppführer waren ebenfalls mit dabei.

Nach einem angenehmen Abendessen erhob sich der Stadtrat und bat um Ruhe. „ Die Stadt Cameedor hat sich entschieden, sich ganz der weiten Ebene anzuschließen.“

Der Stadtrat schritt zu Siergert und überreichte den völlig überraschten die Stadtschlüssel. „ Wir akzeptieren euch als Obrigkeit und werden treue und verlässliche Gefolgsleute sein“, fuhr der Stadtrat fort, “ wir möchten weiterhin mit der weiten Ebene Handel treiben und unsere Erfahrungen und Kenntnisse mit euch teilen!“

 

Der Leiter der Kaufmannschaft bestätigte den Weisen aus der weiten Ebene ebenfalls die Entscheidung, wir wollen genau wie ihr in Ruhe und Frieden leben und Handel treiben!

„ Morgen werden wir, wenn es euch recht ist, die Verträge unterzeichnen“, schloss der Stadtrat.

 

Unmittelbar entstand eine lockere, heitere Stimmung, als ob mit dieser Entscheidung viele Probleme aus der Welt geschafft worden sind und die Menschen sorgenfrei feiern konnten.

 

Odraat kontrollierte zusammen mit Kaah–Mer die Positionen der Soldaten auf der Stadtmauer, die die Stadt ins Landesinnere schützte. Einer der Truppführer berichtete Odraat, dass wieder Reiter gesichtet worden sind, sie hielten sich allerdings in gehörigen Abstand.

Odraat empfahl den Truppleitern nur geringfügige Änderungen in der Postierung der Soldaten und zeigte sich hochzufrieden über die sehr wache Bereitschaft der Soldaten.

 

Während des Abendessens wurde Odraat von den Kapitänen darüber informiert, dass die schnellen Segelschiffe wieder gesichtet worden sind. Aber die drei gesichteten Schiffe hielten sich in weiten Abstand von Cameedor und verschwanden auch schnell wieder unter der Kimm.

 

Poolther hatte sich voll in den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude geworfen, zusammen mit den Bauleuten von Cameedor nahm er ein Gebäude nach dem anderen in Angriff.

In Absprache mit den Männern aus Cameedor hatte Poolther mehrere Bautrupps geschaffen, die jetzt ganz konzentriert an die Arbeit gingen. Der Erfolg dieser Maßnahme zeigte sich schon nach wenigen Tagen, der Materialnachschub lief reibungsloser und die Arbeiten kamen wesentlich besser voran.

 

Die Weisen aus der weiten Ebene beschlossen, zum Ende der Mondreise zur weiten Ebene zurück zu kehren. Die Nachricht machte die Menschen in Cameedor sichtlich nervös und unsicher.

Siergert beruhigte sie mit der Anwesenheit der Soldaten, Schiffe und es blieben ja auch eine Menge Menschen aus der weiten Ebene in Cameedor.

 

Sehr aufgeregt und unruhig kamen der Stadtrat und die Kaufleute zu den Weisen:

“ Wir haben von euerer Abreise gehört, ist irgendetwas nicht in Ordnung“, fragte der Stadtrat sehr nervös. Siergert beruhigte die Männer:“ Wir wollen auch mal nach Haus, sonst ist nichts!“

„Wir lassen euch doch unsere Soldaten und Schiffe hier und eine Menge unserer Leute bleiben auch noch:“

 

Etwas entspannter überreichte der Stadtrat Siergert eine Pergamentrolle. Neugierig öffnete Siergert die Rolle und war von dem, was er da lesen konnte, überrumpelt. Cameedor bat die weite Ebene, der Stadt einen König zu stellen!

Siergert schüttelte seinen Kopf, wir werden es mit unserer Fürstin Kateene besprechen, aber das wird schwierig werden.

Etwas erstaunt und irritiert fragte der Stadtrat:“ Was ist das Problem, es wird sich doch in der weiten Ebene jemand finden lassen, der König von Cameedor werden möchte.“ 

„ Doch“, antwortete Siergert, „ das ist ein Problem! Die weite Ebene hat ja schon Probleme, ihre Weisen und den Fürsten zu finden!“

„ Wir sind erfreulicherweise kein machthungriges Volk, obwohl sich unser Volk mittlerweile aus vielen verschiedenen Völkern zusammen setzt, sind den Menschen ihr eigenes Leben und ihre Tätigkeit wichtiger als alles andere!“

„Versucht es bitte trotzdem“, bat der Stadtrat die Weisen aus der weiten Ebene.

Siergert versprach es dem Stadtrat und den Kaufleuten. 

 

Die Frachtschiffe waren startklar, vier Begleitschiffe wurden als Schutz dazu gestellt und vor der Abfahrt gaben die Kaufleute Siergert lange Listen über Waren, die sie von der weiten Ebene kaufen wollten.

Die Abfahrt der Schiffe wurde wieder von vielen Menschen beobachtet, viele riefen den Schiffen nach:“ Kommt schnell wieder!“

Die Schiffe, die zum Schutz vor Cameedor ankerten, formierten sich neu. Nach dem Abgang der vier Schiffe, die zum Begleitschutz der Frachtschiffe abgestellt worden sind, wurde das nötig.

Der Riegel der gut bewaffneten Schiffe vor ihrer Stadt beruhigte die Menschen wieder.

 

Kaah–Mer freute sich sehr, seine Doree und seinen Sohn wieder zu sehen.

Da die Frachtschiffe alle ohne Ladung zurück segelten, kam der Konvoi flott voran und Kaah–Mer fuhr nach der Ankunft im Hafen sofort zu seinem Haus.

Doree freute sich sehr, endlich ihren Kaah–Mer wieder zusehen und der kleine Sohn krähte vor Vergnügen mit. Doree sah hübsch in ihrem einfachen Gewand aus und Kaah–Mer nahm sie wieder und wieder in seine Arme. Doree verschwand in der Küche und Kaah–Mer spielte mit seinem Sohn auf dem Boden der Wohnkammer.

 

Durch das vergnügte Kreischen und Junksen von ihrem Sohn kam Doree neugierig aus der Küche und lachte lauthals über das was sie da sah.

Ihr Mann lag rücklings auf dem Boden und ihr kleiner Sohn hüpfte und hopste auf dem Bauch von seinem Vater herum.

in paar Tage später fuhr Kaah–Mer unter lauten Protest von Doree mit seinem Sohn zum Hafen. Er wollte sich über den Fortgang seines Schiffes erkundigen. Der alte Bootsbauer begrüßte Kaah–Mer mit einem freundlichen Grinsen in seinem runzeligen Gesicht.

Zusammen gingen die Männer zum Bauplatz des Schiffes und Kaah–Mer fiel vor Überraschung die Kinnlade herunter, dass ist ein großes Schiff geworden! Der Rumpf wölbte sich mächtig und die Bordwände waren viel höher als bei den bisherigen Schiffen. Klar war zu erkennen, dass das Schiffe drei Masten erhielt.

Unter dem Heck konnte Kaah–Mer ein großes Ruder erkennen. Der mächtige Rumpf wies drei Decks auf, die zwei obersten Decks waren mit Kanonen bestückt.

 

Der alte Bootsbauer sagte Kaah–Mer:“ Noch zwei, drei Sonnenreisen, dann lassen wir den Rumpf ins Wasser!“ Kaah–Mer staunte nur noch.

“ In drei Mondzyklen ist dein Schiff fertig“, grinste der Alte Kaah–Mer an.

Er hatte seine helle Freude daran, dass Schiff Kaah-Mer so erfreute!

 

Im Heck des Schiffes fand Kaah–Mer seine und die Kabine des Kapitäns, aufgeteilt in einer kleinen Schlaf – und Wohnkammer.

 

Sein Sohn zappelte jetzt doch etwas ungeduldig auf seinen Arm, so verabschiedete sich Kaah–Mer von dem alten Bootsbauer mit den Worten:“ Der Zeitraum passt gut, dann kann ich noch an einer Reise nach Cameedor teilnehmen!“

 

Doree war dann doch froh, dass ihre beiden Männer heile von ihrem Ausflug zum Hafen zurück gekommen sind. Ihr kleiner Sohn krähte vergnügt auf dem Arm seines Vaters, Ihm hat es anscheinend mächtig viel Spaß gemacht.

Kaah–Mer sprach mit seiner Frau über seine Reise nach Cameedor und das er anschließend mit den Vorbereitungen für seine Forschungsreise beginnen will. Doree nickte etwas traurig dazu, sie wäre zu gerne noch mal mitgefahren!

 

Beim Abendessen sprachen die beiden über die Situation in der weiten Ebene, Doree erzählte Kaah–Mer, dass die Neustadt so stark gewachsen ist, das die nördlich Stadtmauer eingerissen werden und viel weiter nördlich wieder aufgebaut werden muss, um die vielen neuen Häuser schützen zu können.

Kaah–Mer schüttelte erstaunt seinen Kopf:“ Es ist sagenhaft, wie sich die weite Ebene entwickelt, die Bevölkerung explodiert beinah.“

„ Ja und es entstehen immer neue Kasernen, Schmieden, Töpfereien, Sägewerke und Fischräuchereien. Ständig müssen neue Felder angelegt werden und Viehställe gebaut werden.“

„ Wir können froh sein, dass die weite Ebene so viel Platz hat.“

Nach einer Weile fragte Kaah–Mer dann Doree:“ Ist schon etwas bekannt geworden, ob sich jemand für die Aufgabe in Cameedor gemeldet hat?“

Doree verneinte, Kaah–Mer meinte leicht lächelnd:“ Das habe ich fast befürchtet, die Menschen sind hier in der weiten Ebene einfach zu frieden.“

 

Kaah–Mer und Doree gingen am nächsten Morgen mit ihrem Sohn zum Stadtzentrum und ließen ihren Sohn auf den Namen Alka–An eintragen. Kaah–Mer freute sich sehr darüber, Alka – An war sein Ururgroßvater gewesen.

Mit einer kleinen Feier wurde der kleine Erdenbürger in die Gemeinschaft aufgenommen.

 

Kaah–Mer lud seine Sachen, die er für die Reise nach Cameedor benötigte, auf ein Fuhrwerk. Herzte und Küsste sein Sohn und küsste Abschied nehmend Doree.

 

Der Kapitän wies Kaah – Mer einen Platz auf einem der neuen Frachtschiffe an. Hocherfreut stellte er fest, dass das Schiff auch schon über einige Kabinen verfügte.

So verbrachte Kaah–Mer eine angenehme Zeit auf dem Schiff.

Die See war ruhig und entspannt genoss Kaah–Mer die Reise.

In Cameedor wurde die Nachricht, dass sich niemand aus der weiten Ebene als König von Cameedor gemeldet hatte, zwiespältig aufgenommen. Einerseits war der Stadtrat froh, dass anscheinend keine Machtgier bei den Menschen in der weiten Ebene vorherrschte, anderseits waren sie etwas enttäuscht, dass das Problem immer noch nicht gelöst war.

 

Kaah–Mer übergab Siergert die Nachrichten von Kateene und von den Weisen und die Papiere über die Frachtgüter, die die Frachtschiffe mitgebracht hatten.

 

Die Kaufleute strahlten über die Waren, endlich kam der normale Handel wieder in Gange. Siergert und Poolther zeigten Kaah–Mer die wieder errichteten Häuser und Gebäude, die Stadt wimmelte von Menschen fast wie in alten Tagen.

Auf der Stadtmauer in Richtung Landesinnere erfuhr Kaah–Mer von Odraat, dass sich immer wieder mal die Reiter zeigten. Jetzt hielten sie einen noch größeren Abstand zu Cameedor, nachdem es einer guten Bogenschützin gelungen war, einen der Reiter vom Pferd zu schießen.

 

Odraat wollte unbedingt Kundschafter ins Landesinnere schicken, er sei sich fast sicher, dass sich tief im Land Angreifer sammeln. Einmal wollte er seine Vermutung bestätigt wissen und zum anderen auch etwas über die Stärke der Angreifer erfahren.

Die Weisen wiegten zweifelnd mit ihren Köpfen, auch Kaah–Mer war sich unsicher. Sicher, es war immer gut und von Vorteil, wenn man alles über den Feind weiß, aber war das Risiko nicht zu groß?

Kaah–Mer machte Odraat den Vorschlag:“ Wenn du Freiwillige findest, dann schick sie los!“

 

Damit waren alle einverstanden.Am nächsten Tag sah sich Kaah–Mer die verschiedenen Märkte an, er erkannte die Waren, die die Schiffe aus der weiten Ebene angeliefert hatten.

Die Menschen von Cameedor machten einen ruhigen und freundlichen Eindruck, viele Menschen auf dem Markt und in den Strassen grüssten Kaah–Mer ehrerbietig und freundlich.

 

Kaah–Mer erreichte das Stadttor zur Seeseite hin, auch hier war die Stadtmauer schon fast fertig gestellt, an dem Turm musste noch viel gearbeitet werden.

 

Von einem der Kapitäne erfuhren die Weisen beim Abendessen, dass die schnellen Segelschiffe wieder gesichtet worden sind. Odraat nahm die Nachricht etwas besorgt auf, sein Verdacht, dass der ehemalige König Omputt einen Gegenschlag vorbereitet, erhärtet sich immer mehr.

Odraat sagte der Tischrunde:“ Das sich sechs Männer als Kundschafter gemeldet hatten, es waren alles gute Reiter und Bogenschützen, ruhige und erfahrene Männer.“

„Gut, schick sie los, aber sie sollen keinerlei Risiko eingehen.“

„Nach Möglichkeit unentdeckt bleiben.“„ Sie sollten versuchen, nur nachts zu reiten.“

„ Die Kundschafter müssen schon unentdeckt Cameedor verlassen.“

„ Euere Männer können das Nadelöhr benutzen“, meldete sich der Stadtrat.

Odraat erinnerte sich an das gut getarnte kleine Tor in einem Winkel der Stadtmauer, „das ist gut“, wandte sich Odraat an den Stadtrat.

Das Thema wurde den ganzen Abend über besprochen.

Odraat setzte den Schlusspunkt“, es sind verlässliche und erfahrene Männer, die jedes unnötige Risiko vermeiden“. 

 

Der neue Tag kam trübe, grau und verhangen daher. Dicke, dunkle Regenwolken hingen über Cameedor, unauffällig und von niemanden bemerkt verließen die Kundschafter Cameedor durch das Nadelöhr.

Aus dem Hafen kam die Nachricht, dass ein Schiff aus der weiten Ebene eingetroffen ist. Eine kleine Gruppe betrat den Stadtpalast und ein stattlicher, ruhig und sicher wirkender Mann mittleren Alters trat zu der Gruppe der Weisen und nannte mit einer leichten Verbeugung seinen Namen:“ Ich bin Theo–Duur, Cameedor sucht einen König, ich bin bereit, es zu versuchen!“

Die Vertreter der Stadt Cameedor waren vor Freude und auch Erleichterung aus dem Häuschen. Sie nahmen Theo–Duur in ihre Mitte und setzten sich an einen Tisch. Theo–Duur stellte sich mit der Schilderung seines Lebens in der weiten Ebene dem Stadtrat vor.

Nach der Schule ging er zum Militär und ließ sich als Schwertkämpfer ausbilden, schnell wurde er Truppführer und über nahm schon bald die Leitung einer Kaserne. Nach Jahren verließ er das Militär und über nahm ein Sägewerk. Wenn er der Stadt Cameedor zu sagt, wird er versuchen, Cameedor ein guter König zu sein.

 

Die Kundschafter kehrten unbeschadet zurück und bestätigten Odraat, das seine Vermutung voll zutrifft. In einer Senke, zwei Tagesritte von Cameedor entfernt, sammelten sich die wildesten und verwegensten Krieger aus allen Herrenländern. Es müssten jetzt schon mindestens zwanzig, dreißig Hundertschaften sein. 

 

Odraat schickte sofort zwei der schnellsten Schiffe los zum erkunden der See, er musste unbedingt wissen, wie viele Schiffe Omputt in den Kampf schicken kann.

Gleichzeitig schickte er ein Schiff zur weiten Ebene, um Verstärkung an zu fordern.

Ganz Cameedor geriet in helle Aufregung, als die Schiffe von ihrer Erkundungsfahrt zurück kamen und sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitete:

 

“Die Kapitäne berichteten von mindestens dreißig Schiffen aller Größen, die Omputt zum Angriff auf Cameedor einsetzen konnte!“

Jetzt liefen die Vorbereitungen für die Verteidigung von Cameedor auf Hochtouren, alle verfügbaren Kanonen wurden auf die Stadtmauern verbracht, Kugeln und Pulver bevorratet. Alle Arten von Waffen kamen dazu und jetzt meldeten sich auch viele Männer aus Cameedor zu den Soldaten.

 

Mit Hochdruck wurde an der Fertigstellung des Turmes gearbeitet, der Hafen wurde mit Kanonen gesichert und die Schiffe aus der weiten Ebene bereiteten sich auf den Angriff vor.

Die Verteidiger hatten das große Glück, dass die Verstärkung aus der weiten Ebene vor dem Angriff von Omputt eintraf.

Schnell waren die Soldaten auf den Mauern verteilt und die zusätzlichen Schiffe verstärkten beeindruckend den Verteidigungsriegel vor Cameedor. Etwas öfter als sonst pendelten Boote zwischen den Schiffen hin und her. Die Kapitäne berieten eins uns andere Mal die Situation.

Denn hier hatten sie es jetzt nicht mit riesengroßen, schwerfälligen Schiffen zutun, die sie mit ihren wendigen Schiffen flott umkreisen konnten. Jetzt hatte der Gegner auch schnelle Schiffe, sie mussten unbedingt eine Neue Taktik finden.

Einer der etwas jüngeren Kapitäne schlug vor, den Gegner anzugreifen, bevor der selbst losschlägt, dann haben wir das Überraschungsmoment ganz auf unserer Seite.

Der Vorschlag fand sofort viele Befürworter und heftig wurde dieser Vorschlag diskutiert.

Spät in der Nacht waren sich die Kapitäne einig, sie werden dem Gegner zuvor kommen und ihren Angriff als erste starten.

Drei Kapitäne suchten Siergert und Odraat auf und unterbreiteten den Weisen ihren Vorschlag Odraat war sofort einverstanden, während Siergert leichte bedenken anmeldete:“ Wir wissen nichts von unserem Gegner, wir kennen seine Stärke nicht, wir wissen nicht über wie viel Schiffe er verfügt, es könnte ein Risiko sein.“

Odraat beruhigte Siergert, unsere Schiffe sind kampferprobt und unsere Kapitäne sind besonnene Männer, die kein unnötiges Risiko eingehen.

Odraat gab den Kapitänen grünes Licht zu den Vorbereitungen für den Angriff auf die gegnerischen Schiffe.Theo -Duur war sofort voll in die Verteidigungs-Maßnahmen von der Landseiter eingespannt. Hier kam jetzt Cameedor die militärische Erfahrung von Theo–Duur zu Gute.

 

Mit Umsicht und großen Kenntnissen organisierte Theo–Duur die notwendigen Maßnahmen. Er verstand es gut, die Bevölkerung von Cameedor von der Notwendigkeit, für die Verteidigung ihrer Stadt Opfer zu bringen, zu überzeugen.

Die Weisen aus der weiten Ebene sahen erfreut, wie schnell Theo–Duur Cameedor in den Griff bekam und verabschiedeten sich beruhigt und fuhren mit den Frachtschiffen zur weiten Ebene zurück.

Odraat hatte die Kapitäne umfassend über den weiteren Ablauf umfassend informiert. Nach dem er mit den anderen Weisen ihre Fürstin Bericht erstattet hatten, kommt er umgehend zurück.

Das schnellste Schiff der weiten Ebene sollte als Kurier zwischen der weiten Ebene und Cameedor fungieren. Die Kapitäne der Frachtschiffe formierten sich zur Abfahrt und die zwei Begleitschiffe legten sich an die Backbord- und Steuerbordseite der Frachtschiffe. Siergert zeigte an:“ Zurück zur weiten Ebene.“

Der zweite Krieg

 Etwas nervös wurden die Weisen von Kateene empfangen, ein neuer Krieg stand für die weite Ebene bevor. Es war nur gut, dass der Krieg nicht in der weiten Ebene stattfinden wird.

Die Weisen erklärten und schilderten ihrer Fürstin detailliert die Pläne zur Verteidigung. Erfreut registrierte Kateene, das Theo –Duur Cameedor so schnell in den Griff bekommen hatte.

Odraat schiffte sich auf dem Kurierschiff zusammen mit Kaah–Mer ein und segelte mit gutem Wind schnell nach Cameedor.

 

Doree war über den nur kurzen Besuch von Kaah–Mer etwas enttäuscht, aber sie sah natürlich die Notwendigkeit ein. 

 

Das Kurierschiff erreichte Cameedor genau in dem Moment, in dem die Kapitäne das Signal zur Abfahrt gaben. Die Flotte von der weiten Ebene hatte sich in einer leichten U – Form aufgestellt und lag auf Kurs Südost.

Das Kurierschiff fuhr parallel zu dem Kommandoschiff und Odraat und Kaah–Mer ließen sich übersetzen. Der Kapitän des Kommandoschiffes war ein älterer, erfahrener Haudegen, der schon manchen Kampf für die weite Ebene ausgefochten hatte.

Er begrüßte die beiden Männer und kam sofort zur Sache. Wir haben von unseren Kundschaftern erfahren, dass sich die gegnerischen Schiffe unweit der Meerenge versammelt haben. Es handelt sich ausschließlich um zwar schnelle aber kleine Schiffe.

Odraat nickte den Kapitän und Kaah–Mer zu:“ Last es uns anpacken!“

 

Theo - Duur stand auf der Stadtmauer und sah angestrengt in das vor ihm liegende Land. In einiger Entfernung stiegen Staubwolken in den Himmel, die Kundschafter bestätigten seine Annahme, dass die Staubwolken von Pferden, von vielen Pferden herrührten.

Theo – Duur schaute nach links und rechts und sah beruhigt die in Bereitschaft stehenden Soldaten. Die Kanonen aufgeprotzt, an jeder Kanone ein großer Stapel Eisenkugeln, die brennende Lunte bereit.

Die Katapulte waren feuerbereit und auf den großen Bogenmaschinen lagen die schweren Pfeile abschuss- bereit.

 

Es wehte für die Schiffe ein idealer Wind, gleichmäßig und kräftig blies er aus Nordwesten und jagte die Schiffe schnell nach Südosten. Alle Kapitäne hatten ihre Schiffe klar zum Angriff und äußerst gespannt starrte alles in die Fahrtrichtung.

Es war natürlich noch nichts von dem Gegner zu sehen, dazu brauchten die Schiffe noch eine halbe Tagesreise.

Odraat wandte sich an den Kapitän:“ Wir sollten die Nacht besser weit vor dem Gegner verbringen und im frühen Morgengrauen angreifen.“

Der Kapitän erwiderte:“ So hatten wir es auch geplant.“

 

Die Kapitäne ließen die Schiffen in den Wind schießen und ließen alle Segel bis auf ein kleines Segel über den Bug bergen. Abgeblendete Laternen beleuchteten nur sehr spärlich die Flotte. Odraat ließ ein Kundschafterschiff los schicken, um den genauen Standpunkt des Gegners zu erfahren.

 

Zum Ende der Nacht kehrte das Schiff zurück und die Kundschafter berichteten, dass die gegnerischen Schiffe genau vor der bekannten Meerenge vor Anker liegen, dicht unter Land.

Odraat besprach intensiv mit den Kapitänen und Kaah–Mer die momentane Situation:“ Mich stört die Bemerkung der Kundschafter, dass die Schiffe dicht unter Land liegen. Das macht doch kein erfahrener Kapitän!“ „Wir sollten sehr vorsichtig sein“, kam es vielstimmig von den Kapitänen zurück.

„ Wer weiß, was Omputt plant“, sagte Kaah–Mer, dem hinterlistigen Kerl traue ich alles zu.“

Odraat mahnte noch mal alle zu äußerster Vorsicht. 

Odraat kehrte zu seinem Schiff zurück und von dem Kommandoschiff kam das Zeichen zur Weiterfahrt.

 

Die Schiffe formierten sich wieder in die leichte U – Form, mit der die Kapitäne versuchen wollen, die gegnerischen Schiffe einzukreisen und dadurch leichter vernichten zu können.

 

Theo – Duur hob seinen rechten Arm und gab damit das Zeichen für die Kanonen und Katapulte, das Feuer zu eröffnen. Der Angreifer kam in breiter Front auf Cameedor zu geritten, mit lautem Gebrüll und wild mit seinen Waffen fuchtelnd.

Fast bedauerte Theo–Duur den Angreifer, als die erste Salve der Kanonen in die Reiter krachte. Ein wildes Durcheinander von durchgehenden Pferden, schreienden Verletzten und vordrängenden Reitern entstand.

Als die Feuergeschosse der Katapulte in den Angreifer krachten, war das Chaos perfekt.

Schreiende Menschen und schrill wiehernde Pferde wälzten sich in den Flammen, die sofort das Gras und das Gebüsch in Brand setzte.

 

Die erste Angriffswelle hatte Cameedor erfolgreich gestoppt, die Verluste des Gegners waren immens. Die Soldaten auf der Stadtmauer jubelten, aber Theo – Duur bremste ihren Jubel und deutete durch die Flammen und den Rauch auf die heran rumpelnden Belagerungstürme.

Theo – Duur ging zu den Männern an den Kanonen und Katapulten und sagte ihnen:“ Versucht so schnell wie möglich die Belagerungstürme zu treffen, die könnten Cameedor gefährlich werden.“

Die Männer zeigten an, das sie Theo – Duur verstanden hatten und ein Teil der Kanonen und Katapulten richteten sich auf die neuen Ziele aus.

Noch hatte Cameedor keine Verluste zu beklagen und die Stadtmauer war auch noch voll intakt, aber etwas besorgt sah Theo – Duur die Belagerungs-maschinen näher und näher heran rumpeln. Aber da schlugen die ersten Kanonenkugeln und Feuergeschosse in die hölzernen Türme, einer der Türme krachte sofort zusammen, zwei brannten lichterloh und ein dritter sah bedenklich schief aus.

 

Drei Belagerungstürme kamen aber weiter auf die Stadtmauer von Cameedor zu, durch die Ladepause bei den Kanonen und Katapulten kamen sie fast ungehindert sehr nahe an die Stadtmauer.

Die ersten Pfeile flogen ihnen von den Belagerungstürmen um die Ohren, dann krachten mit ohrenbetäubendem Knall die Kanonenkugeln und die Feuergeschosse in die nahen Belagerungstürme und richteten verheerenden Schaden an.

Die zweite Salve zerstörte die Belagerungstürme endgültig und die Angreifer zogen sich entsetzt und verstört zurück.

Fürs erste schienen sie genug zu haben.

 

Erleichtert wandte sich Theo - Duur an die Männer an den Kanonen und Katapulten:“ Das war eine gute Leistung von euch, bleibt bitte weiterhin sehr wachsam. Das war bestimmt noch nicht alles:“

 

Der Ausguck des vordersten Schiffes brüllte gegen den Wind:“ Gegner voraus!“

Die Alarmglocken schrillten, die Männer rissen die Abdeckung von den Kanonen und Katapulten und machten sie schussbereit. Die Kapitäne steuerten ihre Schiffe noch etwas weiter auseinander und versperrten dadurch fast die ganze Meerenge und verbauten dadurch dem Gegner die Fluchtmöglichkeit auf das offene Meer.

 

Kaah–Mer bemerkte erstaunt, das sich die gegnerischen Schiffe dicht unter Land aufgestellt hatten und sich beim näher kommen des Gegners nicht rührten.

Er rief Odraat:“ Da stimmt etwas nicht, kein vernünftiger Mensch bleibt so dicht unter Land!“

Odraat gab dem kommandierenden Kapitän ein Zeichen, der ließ die Schiffe der weiten Ebene in den Wind schießen und in einen Halbkreis vor den Gegner legen.

Die Schiffe lagen in Schussweite vor dem Gegner und die Kapitäne gaben das Signal:“ Feuer frei!“ Tief drückte der Rückstoss der Kanonen die Schiffe ins Wasser, fauchend flogen die Feuergeschosse zu den gegnerischen Schiffen.

Seltsamerweise erwiderte der Gegner nicht das Feuer. Wieder warnte Kaah–Mer.“ Vorsicht, da stimmt etwas nicht!“

Vorsichtig steuerten die Kapitäne ihre Schiffe näher an den Gegner, um die Trefferquote zu erhöhen, als sich plötzlich das Gebüsch am Ufer teilte und viele Kanonen sichtbar wurden.

Blitzschnell drehten die Schiffe aus der weiten Ebene ab und entkamen dadurch knapp dem mörderischen Feuer aus den vielen Kanonen am Ufer.

Odraat schüttelte wütend mit dem Kopf:“ ist das ein hinterhältiger Lump!“

Kaah–Mer war heilfroh, dass es durch die bravouröse Reaktion der Kapitäne für sie so gut aus gegangen ist.

 

Jetzt jagten die kleinen und wendigen Schiffe auf sie zu und schossen mit Pfeilen und warfen Speere auf die Männer. Die Kapitäne ließen davon unbeirrt die Kanonen und die Katapulte auf die Kanonen am Ufer schießen. Hohe Staubwolken zeigten an, dass die Treffer gut lagen und die ersten zerstörten Kanonen waren am Ufer zu erkennen.

Der Gegner versuchte jetzt sogar, die Schiffe der weiten Ebene zu entern, aber da trafen sie auf gut ausgebildete Soldaten, die mit schnellen Schwerthieben verhinderten, dass der Angreifer ein Boot erobern konnte.

Die Bogenschützen wüteten furchtbar unter den Männern auf den kleinen Booten und Schiffe, weil die Tragweite ihrer Pfeile viel größer war, als die der Angreifer. Wütend und fast verzweifelt versuchten sie, mit ihren Pfeilen Treffer zu erzielen, mit wenig Erfolg. Einer der Soldaten warf eine Kanonenkugel in ein Boot, das trotz des massiven Beschusses so nah heran kommen konnte. Die Kugel durchbrach den Holzboden des Bootes und die Männer in dem Boot schwammen schnell im Wasser und versuchten das Ufer zu erreichen.

Gurgelnd versank das kleine Schiff, der Kapitän gab sofort diese erfolgreiche Aktion an die anderen Schiffe per Signal weiter. Plötzlich fiel es Kaah–Mer wie Schuppen von den Augen, die Schiffe waren auch nur ein Ablenkungsmanöver, schnell ging er zu Odraat:“ Das alles hier ist auch bloß eine Ablenkung, Omputt wollte unsere Schiffe nur von Cameedor weglocken!“

„Dann müssen wir so schnell wie möglich viele Schiffe nach Cameedor zurück schicken.“

 

Odraat gab verschieden Signale an die Schiffe weiter, die Kapitäne reagierten sofort. Gut dreiviertel der Schiffe drehten ab und nahmen Kurs auf Cameedor, die verbleibenden Schiffe schossen weiter auf die Kanonen am Ufer und auf die kleinen, schnellen Schiffe.

Als ihr Gegner sah, dass sie den größtenteils ihrer Schiffe abzogen, verschwanden sie mit ihren Schiffen blitzschnell und auch die Kanonen wurden von Pferden sehr schnell ins Landesinnere gezogen.

Odraat sagte daraufhin zu Kaah–Mer:“ Du hattest recht, das war ein Ablenkungsmanöver und eine Falle!“

„ Lasst uns so schnell wie möglich nach Cameedor segeln.“

 

Auf Anweisung von Odraat setzten die Kapitäne alles an Tuch und die Schiffe nahmen schnell Fahrt auf.

 

Theo – Duur rief den Truppführern zu:“ Aufpassen, es geht wieder los,“ Und zeigte auf die anstürmenden Gegner. Diesmal brachte der Angreifer seine Kanonen sehr viel näher an Cameedor in Stellung. Schon krachten die ersten Kugeln gegen die Mauern der Stadt, als ein Soldat zu Theo – Duur gerannt kam:“Auf Cameedor steuern zwei der großen Schiffe zu!“

 

Theo – Duur erschrak etwas, dass fehlte noch, jetzt, wo der Hauptteil der Schiffe vor Cameedor fehlten.

Theo – Duur lief mit dem Soldaten über die Stadtmauer zum Hafen. Oberhalb des Stadttores blieb der Soldat stehen und zeigte Theo – Duur die heran segelnden Riesenschiffe. „ Was glaubst du“, fragte Theo – Duur den Soldaten, wie lange brauchen die beiden Schiffe, bis sie Cameedor erreicht haben?“

Der Soldat schaute zu der etwas Wolken verhangenen Sonne hoch: „ Es wird früher Abend werden.“ „Beobachte die Schiffe weiter und geb mir Bescheid, sobald sie Cameedor erreicht haben.“ Der Soldat legte grüßend seine Hand an die Stirn und Theo – Duur ging zu den Truppführern: „ Achtet auf die beiden Schiffe, eröffnet sofort das Feuer, wenn die Schiffe nahe genug heran gekommen sind. Ich muss wieder zur Stadtmauer im Osten.

Die Truppführer ließen die Kanonen aufprotzen und die Katapulte und die großen Bogenmaschinen klar machen.

 

Theo – Duur lief schnellen Schrittes zu seiner alten Position und sah mit erschrecken die ersten größeren Schäden in der Stadtmauer. Mit harten Donnerschlägen schleuderten die Kanonen ihre Eisenkugeln dem Angreifer entgegen. Das konzentrierte Dauerfeuer zeigte jetzt seine Wirkung. Mehrere getroffene Kanonen ragten verbogenen Feuerrohren in den Himmel. Das Land vor der Stadtmauer war mit toten Gegnern übersät. Immer wieder versuchten die Angreifer die mitgeschleppten Leitern an die Stadtmauer anzulegen. Sie wurden in den meisten Fällen schon früh genug zerschossen.

 

Dann dröhnte lautes Hurragebrüll bei den Angreifern auf und Theo – Duur sah sofort den Grund. In breiter Front kamen Massen von neuen Angreifern auf Cameedor zu und Theo – Duur glaubte in einem besonders auffallenden Pulk von Menschen den ehemaligen König zu erkennen.

Vom Pomp des Mannes her war er es ganz sicher.

 

Die Kanonen, die Katapulte und die Bogenmaschine schleuderten den Angreifern ihre tödliche Ladung entgegen und richteten verheerenden Schaden unter den Männern an.

Schreiend wälzten sich die Verletzten in dem brennenden Öl der Feuergeschosse, die von den Katapulten in rasender Geschwindigkeit abgeschossen wurden.

 

Der Tag dämmerte und die Angreifer zogen sich langsam zurück, sie hatten fürchterliche Verluste hinnehmen müssen. Noch einmal krachte eine Salve in die sich zurück ziehenden Angreifer, dann war Ruhe! 

Von dem Soldaten, der wohl als Meldegänger fungierte, wurde Theo – Duur informiert, dass die großen Schiffe langsam in Schussweite der Kanonen von Cameedor kommen. Sie schossen aus allen Rohren auf die wenigen Schiffe der weiten Ebene, die überhaupt keine Chance wegen des fehlenden Windes hatten. Bis die Kapitäne ihre Schiffe drehen konnten, waren sie schon zusammen geschossen

 

Vor Wut und Enttäuschung schossen Theo – Duur über den herben Verlust der Menschen und Schiffe die Tränen in die Augen. Theo – Duur sah sich um, sie hatten absolut keine Möglichkeit, ihren Kameraden auf den Schiffen zu helfen, nur wenigen gelang es, ans Ufer zu schwimmen.

 

Die zwei Riesenschiffe ankerten in der hereinbrechenden Dunkelheit vor Cameedor, natürlich außerhalb der Reichweite ihrer Kanonen. Konzentriert sah Theo – Duur zu den gewaltigen Schiffen hinüber, allmählich formte sich in seinem Kopf ein vager Plan.

Es war dunkel geworden und die Schiffe der Angreifer waren kaum noch zu sehen.

 

Theo – Duur fragte die Truppführer: „ Habt ihr ein paar Männer, die mit eine Boot umgehen können?“ „ Natürlich, sofort traten einige Männer vor, „ was sollen wir machen?“

„ Ich habe folgende Plan, begann Theo – Duur den Männern seine Idee zu erklären“; wenn die Nacht so dunkel bleibt, möchte ich, das ihr sehr , sehr vorsichtig zu den Schiffen rüber rudert und versucht, die Ruder zu beschädigen, damit die Schiffe steuerlos werden! Vielleicht könnt ihr ja sogar einige Feuergeschosse an dem Rumpf der Schiffe befestigen. Wenn dann morgen früh unser Beschuss beginnt – bumms und alles steht Flammen!“

 

Die Männer waren von dem Plan von Theo – Duur begeistert, wenn sie das so hinbekommen, dann sind die Riesenschiffe kaum noch eine Gefahr für Cameedor. Sie gingen vorsichtig und unbemerkt zum Hafen herunter, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.

 

Theo – Duur lauschte in die Nacht, es war nichts zu hören. „Sobald die Männer von der Aktion zurück sind, gebt mir bitte bescheid“, mit den Worten ging Theo – Duur zurück zur Stadtmauer im Osten.

Auch hier herrschte trügerische Ruhe und dankbar nahm er das Essen an, das ihm eine junge Frau brachte, er hatte einen fürchterlichen Hunger!

Er sah die Stadtmauer herauf und herunter, überall standen und hockten Soldatinnen und Soldaten und aßen beinah gierig,

Theo – Duur lachte leise, wenn die Soldaten genauso viel Hunger hatten, wie er, war das auch kein Wunder. Die satt gegessenen Soldaten lösten ihre Kameraden ab, die ein wachsames Auge auf das Land hatten.

Die Nacht blieb ruhig, aber unruhig, die Ungewissheit des morgigen Tages nagte an allen Nerven.

Die Bedrohung durch die beiden Schiffe vor Cameedor und den Angreifern von der Landseite her war allgegenwärtig.

Die Truppführer hatten entlang der Stadtmauer in geringen Abständen Fackeln anbringen lassen, die aber nur schemenhaft den Boden vor der Stadtmauer ausleuchteten. Aber in diesem geringen Licht wurden Angreifer entdeckt, die versuchten, im Schutz der Dunkelheit über die von ihnen angelegten Leitern die Stadtmauer zu erklimmen. Eine Handvoll Angreifer schafften es auf die Stadtmauer, wo sie jedoch sofort von den Soldaten umzingelt wurden und sie gaben sofort auf.

 

Die Verteidiger von Cameedor stießen die angelegten Leitern von der Stadtmauer weg und mit wilden, verzweifelten Schreien stürzten die daraufstehenden Angreifer in die Tiefe.

Theo – Duur versuchte aus den Gefangenen etwas zu erfahren, aber die gefangenen Angreifer konnten nicht viel erzählen. Sie sind von einem Soldaten von Cameedor angeworben worden und gegen eine schöne Summe sollten sie Cameedor angreifen.

 

Theo – Duur hatte sich in seine Decken eingewickelt, um etwas Ruhe zu finden, da kam der Meldegänger und berichtete ihm, dass seine geplante Aktion ein voller Erfolg geworden war. Die Männer sind sehr vorsichtig zu den Schiffen herüber gerudert und konnten unbemerkt die Halterungen der Ruder zerstören und an jedem Schiff mehrere Feuergeschosse anbringen!

 

Die Nacht verdämmerte in einem grauen Morgen und die Soldaten krochen aus ihren Decken und lösten ihre Kameraden nach dem Frühstück ab. Vor der Stadt war es noch ruhig, genau wie vor dem Hafen.

Die Stadt wurde lebendig, es wurden Kanonenkugel und Feuergeschosse auf die Stadtmauer gebracht, Speere und Pfeile komplettierten die Ausrüstung der Soldaten.

 

Theo – Duur schaute angestrengt in das Land vor der Stadtmauer, aber in dem diesigen Licht konnte er nichts ausmachen. Es wehte aber auch kein bisschen Wind, der den Dunst vertreiben könnte.

Plötzlich hörte Theo – Duur Kanonendonner, er lief schnell zum Stadttor am Hafen und sah mit Erstaunen, das es die Truppführer in der Nacht geschafft haben, einige Kanonen und Katapulte in den erst halbfertigen Hafenanlagen zu postieren und eröffneten jetzt mit dem heller werdenden Morgen das Feuer auf die Schiffe!

 

Heilloses Durcheinander brach auf den Schiffen aus, die Männer auf den Schiffen waren komplett überrumpelt worden. Das erste Schiff brannte schon, als sie es endlich schafften, die Stückpforten in den Bordwänden zu öffnen und drohend schoben sich viele Kanonenrohre heraus.

Bloß nutzte ihnen das sehr wenig, weil die Schiffe durch die in der Nacht zerstörten Ruder bewegungslos im Wasser lagen. Jetzt brannten bei dem Schiff schon die Segel und die ersten Männer sprangen ins Wasser. Die Kapitäne der beiden Schiffe ließen jetzt ihre großen Beiboote ins Wasser und die Männer in den Booten versuchten verzweifelt, mit wildem Rudern die Schiffe aus den Bereich der Kanonen zu ziehen.

Wieder krachte eine Salve in das brennende Schiff und tosender Jubel brach auf der Stadtmauer aus, erleichterte Jubelschreie klangen auf, die Schiffe aus der weiten Ebene waren zurück! Die Schiffe legten sich in einem Halbkreis mit der Breitseite zu den gegnerischen Schiffen und eröffneten unter den Jubel der Soldaten auf der Stadtmauer das Feuer!

 

Die Kapitäne spielten jetzt Vorteil ihrer Schiffe aus. Trotz des nur leichten Windes konnten sie im Gegensatz zu den Riesenschiffen navigieren und so krachten aus allen Richtungen die Geschosse in den gewaltigen Rumpf und richteten verheerende Schäden an.

Die wendigen Schiffe aus der weiten Ebene umkreisten die Dickschiffe fast leichtfüßig und zerschossen sie nach allen Regeln der Kunst.

Theo – Duur sah, das die Sache hier fast erledigt war und lief zur Stadtmauer im Osten zurück und vor Schreck fiel im die Kinnlade herunter. Massen von Angreifer kamen in Wellen auf Cameedor zu!

Die Kanonen, Katapulte und die Bogenmaschinen schossen, was das Zeug hielt.

Wieder rumpelten Belagerungstürme auf die Stadt zu, er wollte gerade einen Truppführer darauf aufmerksam machen, als er sah, das einige Kanonen auf die Belagerungstürme ausgerichtet wurden. Die Soldaten an den Kanonen und Katapulten verstanden ihr Handwerk, zwei der Belagerungstürme brachen mit Getöse zusammen, einer brannte lichterloh.

Einer der Belagerungstürme fiel durch die Unebenheit des Geländes alleine um. Als die Angreifer sahen, dass ihre Belagerungstürme vernichtet worden waren und der letzte alleine umfiel, war es vorbei mit ihrem Angriff.

 

Immer mehr Gruppen drehten ab und verließen das Schlachtfeld. Ihre Anführer tobten wütend herum, vergeblich. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Anzahl der Angreifer mehr als halbiert und die Auflösung ging rapide weiter.

Jetzt müssten wir einen Ausfall machen können und diese Angelegenheit endgültig zu einem Ende bringen, dachte Theo – Duur, aber dafür hatte Cameedor nicht genug Soldaten.

 

Odraat, Siergert und Kaah–Mer erschienen auf der Stadtmauer bei Theo – Duur und sie sahen erleichtert, dass es wohl mit dem Angriff von Omputt vorbei war. Sein Versuch, Cameedor zurück zu erobern, war kläglich gescheitert, trotz aller Heimtücke und Hinterlist. Durch die Verluste der beiden Schiffe, der vielen kleinen Schiffe vor der Meerenge und den Riesenverlusten an Männern dürfte selbst für Omputt das Geld knapp werden, um einen weiteren Angriff zu versuchen.

 

Die Truppführer teilten Wachen ein und schickten die übrigen Soldaten in Freiwache. Bauleute rückten an, um die Schäden in der Stadtmauer zu beseitigen.

Traurig war der Verlust der Schiffe durch den Angriff der zwei Riesenschiffe, die die Schiffe aus der weiten Ebene erbarmungslos vernichtet haben.

Es gab nur wenige Überlebende von den Schiffen.

 

Die Arbeiten an dem Turm, an der Hafenanlage und an verschiedenen Gebäuden in der Stadt wurden wieder aufgenommen. Die neuen Schäden durch den abgeschlagenen Angriff waren nicht der Rede wert, so dass es absehbar wurde, wann die Stadt wieder im alten Glanz erstrahlen wird.

 

Mit zwei Schiffen fuhren die Weisen in die weite Ebene zurück, um ihrer Fürstin zu berichten.

Kaah–Mer freute sich auf das wiedersehen mit Doree und seinem kleinen Sohn.

 

Die ganze weite Ebene nahm mit großer Erleichterung den guten Ausgang um Cameedor zur Kenntnis. Die wenigen geborgenen Toten wurden mit allen Ehren begraben und die Angehörigen mit allem versorgt, was benötigt wurde.

 

Kaah–Mer genoss in vollen Zügen das unbeschwerte zusammen sein mit seiner Familie, er tobte mit seinem Sohn durch das Haus, das Doree die Hände über den Kopf zusammen schlug.

Ab und zu sah Kaah–Mer nach seinem Schiff, es lag bereits, wie es der alte Bootsbauer gesagt hatte, im Hafenwasser und wurde jetzt mit allem ausgestattet, was für die geplante, lange Reise benötigt werden könnte.

Doree wurde sichtlich nervöser, weil der Tag der Abreise immer näher rückte und sie sich vor der langen Zeit fürchtete, die sie mit ihrem Sohn alleine verbringen musste.

Aber sie verstand auch Kaah–Mer nur zu gut, sie würde ja alles stehen und liegen lassen, wenn sie die Reise zusammen mit Kaah–Mer machen könnte. 

 

Kaah–Mer, Doree und ihr kleiner Sohn wurde von Kateene in den Palast eingeladen. In einem kleinen Kreis der Weisen mit ihren Frauen wurde

Kaah–Mer von seiner Fürstin hoch gelobt. Er habe sich bei den Kämpfen um Cameedor hervorragend verhalten, mit hell wachen Augen die Situation beurteilt und mit seinen richtigen Reaktionen die Verluste an Soldaten der weiten Ebene so gering wie möglich gehalten.

Doree strahlte ihren Mann sehr stolz an.

Kaah–Mer schien ein wenig verlegen, aber auch stolz. Er bedankte sich bei seiner Fürstin für das Lob und die Anerkennung und wies dabei auf die tüchtigen Weisen hin, die die Lage souverän gemeistert hatten

„ Hör auf“, lachte Kateene Kaah–Mer freundlich an“, sonst kommen wir vor lauter gegenseitigen Loben nicht zum Abendessen.“

Alka–An zeigte sich von alledem unberührt, er krabbelte auf Kateene ` s Schoß und spielte höchst vergnügt an den vielen Ketten, die Kateene um den Hals trug. Als Alka–An versuchte, an die Brust von Kateene zu gelangen, sprang Doree entsetzt hoch und wollte ihren Sohn mit hoch rotem Kopf von Kateene `s Schoß holen.

 

Kateene wehrte lachend ab, in dem Alter dürfen die kleinen Männer das noch machen und schaute kokett die großen Männer an.

Kaah–Mer lachte schallend,

Doree tat empört und dann lachten alle.

Alka–An hatte damit seinen großen Auftritt gehabt.

Interessiert erkundigte sich Kateene bei Kaah–Mer nach dem Stand seiner geplanten Reise.

„ Das Schiff ist beinah fertig, die benötigten Sachen sind schon zum größten Teil in die Lagerhäuser verbracht. Der Abreisetag rückt näher.

Wir wünschen dir viel Glück und viel Erfolg!

 

Von Siergert erfuhr sie dann, dass Theo – Duur seine Frau Leni – Kah schnellstmöglich nach Cameedor holen möchte. Die Lage in Cameedor hat sich stabilisiert und normalisiert, die notwenigen Reparaturen sind fast durchgeführt, er fühlt sich in dem großen Palast recht einsam!

Kateene schloss den Abend mit der Bemerkung zu den bereits schlafenden Alka–An:“ Jetzt kannst du später mal erzählen, dass du an dem Busen deiner Fürstin geschmust hast.“ Doree wollte sich bei ihrer Fürstin entschuldigen, Kateene wehrte lachend ab, nicht dafür, es hat mir ebenso viel Spaß gemacht, wie deinem Sohn. 

Kaah–Mer trug seinen schlafenden Sohn auf dem Arm.

Zusammen mit den Weisen Siergert und Odraat gingen sie durch die Gasse zu ihrem Haus.

Kaah-Mer, die zweite Reise

Die zwei Weisen unterhielten sich leise mit Kaah-Mer über die Vorbereitungen seiner Reise, um den Jungen nicht zu stören.

Doree lachte: „ Ihr könnt ruhig laut sprechen, wenn Alka–An schläft, dann schläft er.“

„ Eigentlich müsste er ja durch das lange herum toben, müde genug sein“, antwortete Odraat, „ so wie ich und lachte leise.“

„ Ich werde mir in den nächsten Tagen dein Schiff etwas genauer ansehen“, wechselte Siergert das Thema, „ es scheint eine sehr interessante Konstruktion zu sein.“

„ Ich habe es mir schon angesehen, als es noch auf dem Bauplatz lag. Es ist wirklich ein schönes Schiff geworden“, führte Odraat das Gespräch weiter.

„ Ich würde die Reise so gerne mitmachen“, jammerte Doree leise.

„ Das kann ich gut verstehen“, erwiderte ihr Siergert, „ ich überlege schon lange, ob ich nicht doch noch mal mit fahren sollte.“ 

Odraat warf ein: „ Wenn ich meine Tätigkeit als Weiser abgegeben habe, werde ich mir in aller Ruhe die weite Ebene gründlich ansehen!“

„ Das ist auch eine gute Idee“, reagierte Siergert, „ man kennt die weite Ebene wirklich nur sehr wenig.“

Die Gruppe stand jetzt vor Kaah–Mer`s Haus und die beiden Weisen verabschiedeten sich von Doree,

 

Alka–An schlief wie ein Murmeltier. Zu Kaah –Mer gewandt sagte Siergert: „ Vielleicht sehen wir uns bei deinem Schiff.“

„ Ich würde mich freuen“ und verneigte sich höflich vor den Weisen.

Doree suchte die Sachen für Kaah–Mer zusammen, die er für die Reise benötigte und rollte sie in feste Stoffe zu handlichen Rollen.

Die empfindlichen Sachen verpackte sie sorgfältig in Kisten.

Alka–An hatte entdeckt, dass das Durcheinander ein herrlicher Spielplatz war und krabbelte mit wachsender Begeisterung von einer Kiste in die andere, wurde von seiner Mutter beinah mit eingerollt.

Alka–An krähte vor Vergnügen

.

Kaah–Mer stand mit offenem Mund am Rande des Hafenbeckens und staunte sein Schiff an. Es ist ein großes Schiff geworden, wesentlich breiter als die Schiffe als die „Sirgith“, aber sehr schön in der Linienführung.

Die drei Masten trugen schon die noch eingerollten Segel, viele Seile und Taue verbanden die Segel mit den Masten. Stützende Taue gingen von den Masten an die Bordwände.

 

Zwei Deckhäuschen, eines im Vorschiff, das andere mittschiffs hinter den Hauptmasten. Ein großes Steuerrad beherrschte das Achterschiff. Zwei große Luken waren auf dem Deck zu erkennen, sowie einige Niedergänge zu den unteren Decks.

Er betrat seine Kabine achtern gelegen, fast unter dem Steuerrad, neben der Kapitänskajüte. Seine Kabine bestand aus zwei kleinen Kammern, davon eine als Schlafkammer ausgelegt. Sehr aufgeregt ging Kaah–Mer unter Deck und erforschte den Rest seines Schiffes.

Der Tag neigte sich, als sich Kaah–Mer endlich von seinem Schiff trennte, er hatte einen Riesenhunger! Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, so war er heilfroh als er in der nahe gelegenen Kaserne ein Nachtlager fand und schnell ein Essen bekam.

 

Wieder zurück, schwärmte Kaah–Mer seiner Frau ununterbrochen von seinem Schiff vor. Erklärte ihr genau die Kabine, die Masten und die Deckhäuser.

Besonders schwärmte er von dem schön gearbeiteten Steuerrad.

Doree war praktischer veranlagt: „ wie willst du dein Schiff nennen?“

Kaah–Mer stutzte, daran hatte er noch gar nicht gedacht: „ Was meinst du?“

„ Ich weiß noch nicht so recht.“

„ Lasst uns schlafen gehen, vielleicht fällt uns morgen ein Name ein.“

 

Beim Frühstück fragte Doree Kaah–Mer: „ Wie gefällt dir der Name von deiner Urahnin, Seetha?“

„ Der Name ist gut“, freute sich Kaah–Mer, „ und ganz klein schreibe ich euere beide Namen darunter!“

Doree wurde darüber etwas verlegen, freute sich aber doch.

 

Als es in der weiten Ebene bekannt wurde, dass das Schiff von Kaah–Mer fertig gestellt und auslaufbereit ist, kamen haufenweise Anfragen wegen der Teilnahme. Kaah–Mer und Doree sortierten sorgfältig die Menschen aus, einmal für die Bedienung des Schiffes, für die an Bord befindlichen Kanonen, für den Proviant und die Wasservorräte, Kartenzeichner und Gelehrte, die Liste wurde länger und länger.

 

Kaah-Mer besprach mit den Bootsbauern und den alten Bootsbauer insbesondere die Stärke der Besatzung. Der alte Bootsbauer beruhigte Kaa–Mer: „ An Bord ist Platz genug, zur Not können noch Schlafmatten aufgehängt werden.“

Kaah–Mer sah, dass sein Schiff jetzt doch merklich tiefer im Wasser lag, als noch bei seinem letzten Besuch, der alte Bootsbauer sagte zu Kaah–Mer: „ Dein Schiff hat den Bauch jetzt voll“, er lachte fröhlich und laut über seine Bemerkung!

Das Schiff war voll eingebunkert mit allen benötigten Sachen.

 

Zur Schiffstaufe kam alles was Rang und Namen hatte. Doree taufte das Schiff mit feuchten Augen auf den ausgesuchten Namen „ Seetha“, Alka–An rannte voller Begeisterung auf dem Deck herum, das war doch mal ein Spielplatz! 

Kaah–Mer nahm den alten Bootsbauer um die Schultern und ging mit ihm zu dem Deckhäuschen hinter dem Hauptmasten und befestigte eine auf Hochglanz polierte Metallplatte an der Holzwand.

Der Alte war gerührt und hocherfreut, da stand in einer schönen Schrift sein Name und das er der Erbauer dieses Schiffes und der vielen anderen Schiffe der weiten Ebene ist.

 

Fast die ganze Mannschaft hatte sich schon an Bord des Schiffes einquartiert, Gepäckstücke lagen noch auf dem Deck herum und die Ladeluken standen weit offen.

Der Kapitän begrüßte Doree und Kaah–Mer und fragte Doree: „ Möchtest du dir das Schiff ansehen, ich zeige es dir gerne.“

Doree winkte etwas traurig ab: „ Dann fällt es mir noch schwerer, zu hause zu bleiben.“

Der Kapitän verneigte sich leicht vor Doree und antwortete ihr: „ Das kann ich gut verstehen.“

Doree sah nach Alka–An und der Kapitän stellte Kaah–Mer die Mannschaft des Schiffes vor. Viele kannte Kaah –Mer, sie kamen wie der Kapitän von der „Darkahr“ und „Sirgith“, es waren alles erfahrene Seeleute und hatten viele male die große See bereist

Die Männer hatten zum Teil die Kämpfe mit den Riesenschiffen von Cameedor und die Kämpfe um die Stadt mit gefochten. Kaah–Mer war zufrieden und sagte seinem Kapitän, das er eine gute Mannschaft zusammen gestellt habe.

Der Kapitän führte Kaah–Mer in dessen Kabine und zeigte ihm einen großen Behälter voller Schriftrollen: „ ich habe alles an Kartenmaterial zusammen gesucht, dessen ich habhaft werden konnte. Leider habe ich nicht viel von dem im Süden liegenden Meer gefunden.“

„ Aber einer meiner Steuerleute sagte, wir sollten in den Archiven von Cameedor suchen. Dort müsste doch Kartenmaterial von den Riesenschiffen vorhanden sein.“

„ Also, gut“, antwortete Kaah–Mer, „ vielleicht steuern wir erst Cameedor an und schauen dort in den Archiven nach.“

Theo – Duur wird wohl nichts dagegen haben. 

„ Das glaube ich auch nicht“, antwortete der Kapitän und zeigte Kaah–Mer eine Kiste mit Zeichenutensilien und jede Menge feinster, weißer Leder. Kaah–Mer zeigte sich hocherfreut: „ Jetzt brauchen wir nur noch einen guten Zeichner.“ Der Kapitän rief einen Seemann und wenig später stand die Soldatin vor Kaah–Mer, die schon viele Karten zusammen mit Doree für ihn gezeichnet hat.

Herzlich begrüßte er die Soldatin und bedankte sich bei ihr, dass sie an seiner Reise teilnimmt.

„ Ich hätte jeden die Arme gebrochen, der mich daran gehindert hätte“, antwortete sie voller Freude lachend.

 

Kaah–Mer war von der Besatzung sehr angetan, viele Menschen kannte er von seiner ersten Reise und von den Fahrten nach Cameedor. Es waren ruhige und besonnene Menschen mit viel Erfahrung.

 

Kaah–Mer unterhielt sich mit Doree über das Schiff und seine Besatzung, damit dürften keine Probleme auftauchen. Doree sagte zu Kaah–Mer: „ Mit dem Kapitän hast du einen guten Mann für dein Schiff und mit den Seeleuten und den Soldaten an Bord bist du gut vorbereitet.“

Kaah–Mer erzählte von der Soldatin: „ Du kennst sie, du hast mit ihr zusammen die Karten gezeichnet!“

Doree schmollte einen Moment spaßeshalber: „ Jetzt bin ich aber sehr traurig, die Frau fährt mit und ich muss zu hause bleiben!“

„ Ich verspreche Dir, wenn Alka–An in der Schule ist, machen wir zwei noch eine Reise gemeinsam“, tröstete Kaah – Mer seine hübsche Frau.

„ Versprochen“, neckte sie ihren Mann weiter,

„ Versprochen“, versicherte ihr Kaah-Mer. 

 

Der Tag der Abreise war gekommen und Kaah–Mer lud die letzten Gepäckstücke auf das Fuhrwerk, half Doree auf das Fuhrwerk und reichte ihr Alka–An hoch.

Die Pferde trabten an und sie fuhren in einem trüben, windigen Morgen zum Hafen.

Heftige Betriebsamkeit herrschte am Hafen,

Alka–An hatte seine helle Freude daran.

Das hin und her Gerenne der vielen Menschen, die Fuhrwerke und die vielen Reiter, ein Frachtschiff löste sich schwer von der Kaimauer.

 

Die restlichen Gepäckstücke von Kaah–Mer waren schnell an Bord gebracht,

Doree lag weich in Kaah–Mer `s Armen und selbst Alka–An merkte jetzt, das irgend etwas anders war, er wurde still und schaute seine Eltern mit seinen hellen, wachsamen Augen fragend an.

 

Die „ Seetha“ löste sich von der Hafenmauer und Alka–An schrie seine Empörung hinterher, wie kann sein Vater ohne ihn mit dem Schiff wegfahren?

Doree winkte und die „ Seetha“ erreichte die Mitte des großen Flusses und verschwand langsam Richtung schöne Bucht. Der Kapitän steuerte die Einfahrt zur Schönen Bucht an und legte die „Seetha“ an die Kaimauer.

 

Es wurden noch einige Dinge an Bord genommen, auch zwei weitere Mitreisende kamen an Bord, eine Heilerin und ein fast berühmter Bogenschütze.

Der Kapitän ließ eine letzte Überprüfung des Schiffes, des Proviants, des Waffenarsenals und der Besatzung durchführen.Er gab Kaah–Mer sein, ist alles in Ordnung und die „Seetha“ legte unter den Jubel der Menschen im Hafen ab,

 

Der Kapitän steuerte das Schiff durch die enge Felsen und die „Seetha“ nickte in die Wellen der großen See.Wie vereinbart, steuerte der Kapitän diesmal am östlichen Ufer in Richtung Süden, um die Meerenge zu erreichen. Es wehte ein mäßiger Wind und die „Seetha“ glitt ruhig durch das kaum bewegte Wasser der großen See. An der Backbordseite glitt der große Wald langsam vorbei und die Menschen auf dem Schiff hatten sich so langsam eingerichtet.

So wie Kaah–Mer, der seine Sachen in der Kabine verbracht hat und jetzt erleichtert feststellte, dass er alles gut verstaut hatte. Er sah sich das Kartenmaterial an, dass bis zu der Meerenge reichte, auf die die„Seetha“ zu steuerte.

Danach war alles unbekannt, nirgendwo waren Karten über das Gebiet nach der Meerenge aufzutreiben. Auch die Anfrage in Camedoor hat nichts erbracht.

Kaah–Mer ging auf das Deck und stellte sich neben dem Rudergänger. Der Rudergänger, ein auffallend großer und kräftiger Mann, bewegte das große Steuerrad nur wenig.

 

Die „ Seetha“ lag gut am Wind und in gleichmäßigen Rhythmus bewegte sich der Bug auf und nieder. Der große Wald war immer noch auf der Backbordseite zu sehen, er umfasste wirklich ein sehr großes Gebiet, am Ufer war nichts zu sehen, alles war ruhig.

Der Kapitän gab dem Rudergänger ein Zeichen und der Mann bewegte das Ruder nur ein wenig, die „ Seetha“ drehte ein wenig mehr ins offene Meer, etwas weg vom Ufer.

Es dämmerte und der Kapitän wollte in der Nacht etwas mehr Abstand zum Ufer haben.

 

Doree und Alka–An liefen wie Falschgeld in dem Haus herum, ihr Junge war richtig gehend schlecht gelaunt und auch sie war missgestimmt. Zu gerne wäre sie mit auf die Reise gegangen, aber sie konnte ja ihren kleinen Sohn nicht alleine lassen und vor allem nicht mit ihrem zweiten Kind, das sie erwartete. Versonnen strich sich Doree über den Leib, sie hatte Kaah–Mer extra nichts davon erzählt, das sie schwanger war.

In den kommenden Tagen schloss sich Doree enger an ihre Familie an, um die lange Zeit besser zu überstehen.

 

 Die „Seetha“ dümpelte wartend vor der Meerenge, Kaah–Mer besprach mit dem Kapitän die weitere Route. Sie einigten sich darauf, die nächsten Tage weiter an dem östlichen Ufer weiter zu segeln und dann weiter zu entscheiden.

Die „Seetha“nahm wieder Fahrt auf und segelte in die Meerenge ein. Obwohl die „Seetha“ fast mittig in der Meerenge segelte, konnten beide Ufer gesehen werden. Beide Ufer waren flach und das Land, so weit das Auge reichte, auch.

Die „Seetha“ fuhr mehr als vier Tage durch die Meerenge, bis das flache Land auf einmal sehr schnell in hohe Gebirge überging und die Meerenge wurde schmal, sehr schmal. Die schroffen Felsen schoben sich weit in das Meer und die Menschen auf dem Schiff dachten schon, dass die „Seetha“ in den immer enger werdenden Felsen stecken bleiben könnte.

Aber die Felsen traten zurück und gaben den Blick auf eine riesige Wasserfläche frei, sie hatten ein neues Meer entdeckt! Nach Backbord konnte man gerade noch über der Kimm eine gebirgige Küste erkennen und Steuerbord achteraus genauso. Ganz schwach erkennbar eine felsige und gebirgige Küste.

Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über das blaue Wasser des Meeres, es war warm und der laue Wind war sehr angenehm.

Kaah–Mer besprach mit dem Kapitän die weitere Route, sollten sie der Küste an Steuerbord oder der Küste an Backbord folgen? Die beiden Männer einigten sich auf die Küste auf der Backbordseite. Im Laufe des Gespräches bedauerte der Kapitän es noch mal, dass die Archive von Cameedor keine Karten von diesem Meer hatten, höchstwahrscheinlich hatte der verjagte König Omputt das Archiv geplündert. Kaah–Mer war darüber auch etwas enttäuscht, er hatte stark damit gerechnet, dass in den Archiven von Cameedor Karten über dieses Meer vorhanden waren.

 

 Die „Seetha lag auf Backbordbug und folgte der entfernten Küste, die sich jetzt fast genau nördlich erstreckte. Obwohl der Kapitän alles Tuch, was die „Seetha“ tragen konnte, anbringen ließ, war die Fahrt des Schiffes sehr langsam. Der schwache Wind schaffte es nicht, der „ Seetha“ mehr Fahrt zu verschaffen.

In Sichtweite zu der unbekannten Küste schipperten sie nordwärts, die Küste schien unbewohnt zu sein. Auch das Landesinnere schien, wenn überhaupt, nur sehr dünn besiedelt zu sein. Kein Rauch von irgendwelchen Feuern stieg in den Himmel.

Der Proviantmeister kam zu dem Kapitän: „ Wir brauchen unbedingt frisches Trinkwasser, das warme Wetter verdirbt sehr schnell unsere Vorräte.“

„ Gut, sobald wir Wasser an der Küste entdecken, bunkern wir Wasser“, gab der Kapitän Bescheid. Es dauerte noch bis zum späten Nachmittag, bis der Ausguck meldete, dass er Wasser am Ufer gesichtet habe.

 

Der Kapitän ließ die „Seetha“ Kurs auf die Küste nehmen. In dem klaren Wasser konnte die Tiefe gut erkannt werden. So konnte die „Seetha“ sehr nahe am Ufer ankern. Die Seeleute ließen das Beiboot ins Wasser, nahmen die leeren Wasserfässer an Bord und ruderten die kurze Strecke zum Ufer.

Das gesichtete Wasser war frisch und kühl, die Männer schrubbten die Fässer aus und füllten sie mit dem frischen Wasser.

 

Kaah–Mer nutzte die Gelegenheit und ging mit ein paar Männern ein Stück ins Landesinnere. Das Land war flach, nur ein paar flache Bodenwellen unterbrachen die Eintönigkeit. Zwei der Männer hatten Bogen und Pfeile dabei, sie wollten den Landgang zur Jagd nutzen. Kleingetier war ausreichend vorhanden und schnell hatten die Männer einige Hühner ähnliche Vögel erlegt und auch ein paar Kaninchen und ein, ihrem Reh ähnliches, Tier erlegt.

Kaah–Mer kehrte um, das Land hier war uninteressant, das flache steppenähnliche Land war eintönig und menschenleer. Die Jagdbeute wurde von der Küche erfreut entgegen genommen und die Menschen sammelten sich um das Feuer.

Es war angenehm in der immer noch warmen Luft, entspannt genossen alle angenehmen Abend.

 

Die „ Seetha“ folgte weiter den Küstenverlauf, die Küste wurde im Laufe des Tages etwas hügeliger, auch wuchsen mehr Büsche und Bäume. Es war auch mehr Wild zu sehen. Gegen Abend wuchsen die Hügel zu Bergen und ihr Lagerplatz lag in einer von Hohen Felsen umgebenen kleinen Bucht.

Von den Felsen floss ein kleines Rinnsal und versorgte sie mit frischem Wasser.

 

Die Soldatin kam zu Kaah–Mer und zeigte ihm ihre ersten fertigen Karten. Die ersten zwei Karten zeigten den östlich Küstenverlauf, beginnend an der Mündung des südlichen Flusses. Die anschließenden Karten zeigten deutlich die Meerenge bis hin zur der engsten Stelle, mit den beidseitig hohen Bergen.

Kaah–Mer war restlos begeistert, dass waren kleine Meisterwerke, die die Soldatin gezeichnet hatte. Die Frau freute sich über das Lob von Kaah–Mer.D

 

ie felsige Küste war den ganzen Tag zu sehen, der Kapitän lenkte das Schiff etwas weiter vom Ufer weg, da ab und zu Felsen aus dem klaren Wasser ragten. Der Küstenverlauf bog in einem weiten Bogen ins Landesinnere und weitete sich zu einer Bucht, der Ausguck schrie seine Warnung, ein Schiff, es liegt ein großes Schiff in der Bucht.

Der Kapitän reagierte schnell, die „Seetha“ drehte ab und aus sicherer Entfernung wurde das fremde Schiff beobachtet. Der Ausguck meldete, dass viele kleinere Boote hastig vom Ufer zu dem Schiff ruderten.

Kaum hatten die Boote an dem Schiff angelegt, quoll eine Rauchwolke achtern an der Steuerbordseite des Schiffes und Kaah–Mer schrie etwas erschreckt: „ Die schießen auf uns!“ schon klatschte die Kanonenkugel, allerdings weit von der „Seetha“ entfernt ins Wasser.

 

Der Kapitän hatte die Geschütze der „Seetha“ klar machen lassen und sah fragend zu Kaah–Mer. Als die zweite Kanonenkugel des fremden Schiffes kurz vor der „Seetha“ ins Wasser klatschte und eine hohe Wasserfontäne aus dem Wasser schoss, gab Kaah–Mer dem Kapitän den Feuerbefehl.

Die „Seetha“ hatte den großen Vorteil, dass sie manövrierfähig war im Gegensatz zu dem fremden Schiff, dass unbeweglich vor Anker lag. Der Kapitän ließ eine volle Breitseite abfeuern und unter den Krachen der Einschläge sah Kaah–Mer, dass die Besatzung voller Panik das Schiff verließ.

Die „Seetha“ zerstörte mit gezielten Schüssen noch einige Boote von der fliehenden Besatzung und näherte sich dann langsam und vorsichtig dem verlassenen Schiff. Niemand rührte sich auf dem großen Schiff und der Kapitän ließ es kurz entschlossen entern.

Mit Hurragebrüll eroberten die Soldaten und Seeleute das Schiff. Es war tatsächlich völlig verlassen worden. Kaah–Mer öffnete vorsichtig die Kabinentür und stand plötzlich vor drei aufgehängten Männern. Nach der Kleidung zu urteilen, war der eine Mann wohl der Kapitän und die beiden anderen Männer Anführer der Besatzung.

Den drei Männern waren die Hemden herunter gerissen und brutal ausgepeitscht worden, wie die blutigen Striemen auf den Rücken sehr deutlich zeigten. Die drei waren einen sehr grausamen Tod gestorben, die Körper der Männer zeigten brutalste Folterungen.

Hier auf dem Schiff ist wohl eine sehr schlimme Meuterei abgelaufen.

 

Kaah–Mer ließ die Männer von den Haken nehmen, an denen sie baumelten und zu den anderen getöteten Männern legen, um sie später zu begraben. 

Kaah -Mer stand jetzt unerwartet vor der Frage, was mit dem Schiff geschehen soll.

 

Der Ausguck der „ Seetha“ schrie wieder einen Warnruf: „ Vorsicht, wir werden vom Ufer aus beschossen!“ Und richtig, die geflohene Besatzung hatte am Ufer einige Kanonen postiert und schossen jetzt auf die „Seetha“

 

Sofort ließ der Kapitän das Enterkommando an Land rudern, um den Beschuss zu unterbinden. Als die Männer die Boote der „Seetha“ auf sich zu kommen sahen, warfen sie alles hin und rannten ins Landesinnere.

 

 Kaah–Mer und der Kapitän der „Seetha“ sahen sich die wenigen Hütten an, die wohl als Unterkunft der Besatzung dienten. Sie fanden kaum Lebensmittel, auch sonst nur Lumpen und wertlosen Kram. Der Kapitän meinte grinsend zu Kaah–Mer: „ Die Seeräuber hatten wohl in der letzten Zeit nicht viel Glück“ und wies auf den schäbigen Kram.

Kaah–Mer sah den Kapitän an und hob bestätigend ein halb verrostetes Schwert hoch.

 

Der Kapitän ließ die „Seetha“ weit vom Ufer aus Sicherheitsgründen ankern, so war sie mit Hilfe des Windes beweglich und konnte eventuellen Angriffen besser begegnen.

Während des Abendessens diskutierten die Männer darüber, was mit dem eroberten Schiff passieren soll. Schnell stellte sich heraus, dass sich alle einig waren, dass Schiff übernehmen wir!

Der Kapitän freute sich diebisch über die Eroberung des Schiffes, jetzt waren sie gut gerüstet für den weiteren Verlauf der Reise, jetzt konnte ihnen kaum noch ein Angreifer gefährlich werden.

Der Kapitän stellte eine Mannschaft als Besatzung des eroberten Schiffes zusammen und stellte sie Kaah–Mer vor. Kaah–Mer sah sich die ausgesuchten Männer und Frauen an und sah ruhige Zuversicht und Gelassenheit

Er nickte zufrieden dem Kapitän zu: „ Mit der Besatzung versuchen wir es.“ Lauter Jubel brach aus, der frisch gebackene Kapitän sprang vor Freude wie verrückt durch das Lager.

 

Die Warnrufe der Wachen rissen alle aus der aufgekratzten Stimmung, die geflohenen Männer versuchten einen Angriff auf das Lager! Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf war der Angriff abgewehrt. Die Angreifer hatten aber auch mit ihren bescheidenen Waffen überhaupt keine Chance gegen die Männer aus der weiten Ebene. Es blieb nur eine Handvoll von den Angreifern übrig, die Verletzungen wurden von den Heilerinnen versorgt. Die Feindseligkeit verschwand langsam aus den Gesichtern der gefangenen Männer und als sie von der Küche Essen bekamen, waren es nur noch hungrige Männer, die froh waren, am Leben geblieben zu sein.

 

Die Verständigung war sehr schwierig, niemand sprach die Sprache der Gefangenen, aber soviel konnte Kaah –Mer verstehen, dass die gefangenen Männer von den Seeräubern zu dem Dienst an Bord des Schiffes gepresst worden waren und jetzt recht froh waren, dass es vorbei war.

Zwei der Männer wollte bei den Männern aus der weiten Ebene bleiben, der Rest wollte wieder in ihre Dörfer zurück. Da alle mit der Regelung einverstanden waren, geschah es so.

Am nächsten morgen ließ Kaah–Mer von der Küche ein Bündel zusammen stellen mit Nahrung, ein paar Kleidern und auch ein paar Goldmünzen und gab sie den überraschten Männern.

Restlos zufrieden marschierten die Männer los zu ihren Dörfern weit ins Landesinnere.

 

 Der neu eingesetzte Kapitän nahm mit seiner Mannschaft das eroberte Schiff in Besitz und die beiden Männer, die hier geblieben sind, konnten viel dabei helfen. Bei dem eroberten Schiff handelt es sich auch um ein ziemlich großes Schiff, es verfügte ebenfalls über zwei Decks, war beidseitig mit Kanonen bestückt und hatte eine sehr gut gefüllte Waffenkammer.

Das Schiff war in einem sehr guten und gepflegten Zustand, allerdings fehlte fast jeglicher Proviant. Die Männer rüsteten das Schiff auf und am Abend ergab sich die Frage, wie das Schiff heißen soll.

Zwei Namen wurden immer häufiger genannt: „ Orkaa – Thur und Kurdee wären doch gute Namen!“

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wurde das eroberte Schiff auf den Namen Orkaa – Thur getauft. Der durch die Breitseite der „Seetha“ verursachte Schaden konnte mit Bordmitteln behoben werden, es waren ausschließlich Holzarbeiten an der „ Orkaa – Thur“ durch zu führen.

Die erfahrenen Männer hatten damit keine großen Probleme.

Die „ Orkaa – Thur“ war absolut seetüchtig und die Arbeiten konnten auch während der Weiterfahrt durchgeführt werden.

 

Das Ufer schob sich nach Osten ins Meer, beide Schiffe folgten dem Verlauf. Am frühen Nachmittag meldete der Ausguck: „ Am Ufer ist ein Dorf zu sehen!“

Die Schiffe steuerten vorsichtig das Dorf an und ankerten knapp vor dem weißen Sandstrand.

Neugierig, aber auch vorsichtig kamen einige Dorfbewohner an den Strand gelaufen.

Aufmerksam wurden die beiden großen Schiffe beobachtet und als sie sahen, dass von den Schiffen Boote ins Wasser gelassen wurden, zogen sie sich sehr schnell ins Dorf zurück.

 

 

Die beiden Beiboote der „ Seetha“ und der „ Orkaa – Thur“ steuerten den hellen Sandstrand an.

Die Besatzung zog die Boote auf den flachen Strand, sicherten sie und gingen dann zu dem nahe liegenden Dorf.

Kein Mensch war mehr zu sehen, das Dorf war wie ausgestorben. Die Männer und Frauen aus der weiten Ebene sahen sich in dem fremden Dorf um, die einfachen Häuser, die sandige Dorfstrasse und das Dorfhaus zeugten nicht von großem Reichtum.

Aus dem Dorfhaus kamen vorsichtig einige Männer, bescheiden bewaffnet und schauten die Fremden misstrauisch, aber auch sehr ängstlich an.

Der Truppführer hob beruhigend seine Hände und zeigte an, dass sie friedliche Absichten hatten. Leider war es nicht möglich, sich zu verständigen, weil sie sich nur in ihren Sprachen artikulieren konnten.

Aber mit Händen und Füßen, mit Zeichen in den Sand gemalt, kamen sie sich näher.

 

Die Dorfbewohner erfuhren jetzt, dass das Schiff der Seeräuber von ihnen erobert wurde und die Piraten in alle Winde verschwunden sind.

Die beiden Truppführer machten den Dorfbewohnern klar, dass sie Proviant für die Schiffe kaufen möchten. Als den Dorfbewohnern klar wurde, dass die Fremden die Sachen kaufen wollen und nicht, wie sie es leider bisher von den Piraten gewohnt waren, stehlen wollen, waren sehr schnell Frauen und Männer auf der Dorfstrasse, die alle etwas zu verkaufen hatten.

So konnten die Männer und Frauen aus der weiten Ebene frisches Obst und Gemüse, kleine Ferkel, Schafe und Ziegen erhandeln und frisches Wasser gab es obendrauf!

Nachdem der Proviant und die Wasserfässer auf den beiden Schiffen gebunkert waren, fragten einige Männer, ob sie sich das Piratenschiff ansehen dürften. Kaah–Mer und die Kapitäne hatten nichts dagegen. Man konnte den Männern aus dem Dorf ansehen, welche Genugtuung sie empfanden, als sie das verhasste und gefürchtete Schiff betraten.

Kaah -Mer sah die Männer verständnisvoll an, wie viel Leid mag diese Horde Piraten über das kleine Dorf gebracht haben? Nach der Besichtigung luden die Dorfbewohner die Menschen aus der weiten Ebene gestenreich in ihr Dorf zu einem Festessen ein.

Trotz der Verständigungsschwierigkeiten wurde es ein feucht fröhlicher Abend, die Dorfbewohner sprangen vor Erleichterung wie verrückt herum, endlich war die Bedrohung durch die Piraten vorbei.

 

 

Kaah–Mer ging ein paar Schritte in die Dunkelheit der lauen Nacht und schickte seine Gedanken nach hause in die weite Ebene, still grüßte er Doree und seinen kleinen Sohn. Er hoffte, dass es den beiden gut geht

Kaah–Mer blieb mit seinen Leuten noch einen Tag in dem Dorf und sah sich die nähere Umgebung an. Die Soldatin zeichnete sorgfältig an den Karten.

 

Das Land war auch zum Landesinneren hin flach und wenig bewachsen, es machte einen sehr trockenen Eindruck. Ganz weit am Horizont war eine Gebirgskette zu erkennen. Von den Dorfbewohnern erfuhr Kaah–Mer, dass sie nur den einen kleinen Fluss weit und breit hatten und dieser leider oft, wenn die Sonne viele Tage heiß vom Himmel brannte, austrocknete. Sie mussten dann mit Tragtieren Wasser von weit her holen, viele Tage dauerte es.

Kaah–Mer versuchte den Männern aus dem Dorf zu erklären, dass sie versuchen sollten, einen Brunnen zu graben. Als sie verstanden, was Kaah–Mer vorschlug, schüttelten sie ihre Köpfe, sie zeigten auf eine Stelle weiter hinten im Dorf und Kaah–Mer erkannte beim näher kommen, einen verfallenen Brunnen, alles trocken, zeigten die Dorfbewohner an.

 

Der Wind wehte sehr verhalten, Kaah–Mer wollte trotzdem weiter. Die Dorfbewohner standen alle am Ufer und winkten den beiden großen Schiffen nach. Sie wünschten sich alle, dass die Fremden wieder kehren möchten.

 

Die beiden Schiffe umrundeten die Landspitze, die so deutlich nach Osten wies und fuhren jetzt mit dem leichten Wind Nordnordwest. Das Ufer blieb weiterhin flach und sandig und das Land auch, es war immer noch sehr trocken, der Ausguck konnte kein Wasser entdecken.

Das Wetter blieb angenehm, der Wind schlief gegen Abend gänzlich ein und die beiden Schiffe ankerten für die Nacht weit vor dem flachen Ufer.

Zum frühen Morgen wurde Kaah–Mer durch heftige Schiffsbewegungen aufgeweckt. Das Schiff ruckte heftig an der Ankerkette und schaukelte kräftig.

Kaah–Mer ging an Deck und sah, dass der Kapitän das Schiff schon startklar machen ließ, Signalwimpel wurden an dem Masten hochgezogen und die „ Orkaa – Thur“ antwortete bestätigend.

Ein Sturm war in der vergehenden Nacht aufgezogen und schaumgekrönte Wellen rollten ans Ufer. Die Segel wurden gesetzt und jetzt zeigten die Schiffe, wie schnell sie mit dem richtigen Wind waren, hart am Wind liegend, schossen sie mit atemberaubendem Tempo durch die immer höher werdenden Wellen. Gischt spritzte über das Deck und die Menschen an Bord suchten sich Halt.

 

Jetzt zeigte es sich, dass das eroberte Schiff noch einen Tick härter am Wind segeln konnte als die „Seetha“. Die beiden Kapitäne probten ihre Schiffe bis zur Grenze der Belastbarkeit aus und hatten ihre helle Freude daran. Hart schlugen die beiden Schiffe in die Brecher, die der Sturm vor sich her trieb.

Die „ Orkaa – Thur“ lag leicht an der Steuerbordseite der „ Seetha“ in Front. Signalwimpel flatterten und die beiden Schiffe fuhren wie eines den Kurs.

Jetzt kam der Wind leicht von achtern und die „ Seetha“ konnte jetzt zur „ Orkaa – Thur“ aufschließen. Wieder legten die beiden Kapitäne ihre Schiffe auf den Backbordbug und eine lange Gischtfahne flog über das Deck. Empörte Protestschreie der Menschen an Bord erinnerten die Kapitäne daran, dass sie nicht alleine auf ihren Schiffen waren und verlegen entschuldigten sie sich bei ihren Mitmenschen.

 

Wieder fanden sie für die Nacht nur einen trockenen, wenn auch geschützten Ankerplatz. Angeregt unterhielten sich die Kapitäne mit ihren Seeleuten über die Segeleigenschaften ihrer Schiffe. Sie waren immer noch voller Begeisterung über die wilde Jagd in dem Sturm.

 

Die Wache meldete Kaah–Mer, das in einiger Entfernung Licht zu sehen ist. Kaah–Mer ging mit dem Soldaten und sah das Licht.

„ Es könnte ein Dorf sein“, gab Kaah–Mer der Wache Recht.

„ Wir sollten uns das morgen näher ansehen“, fuhr Kaah–Mer fort, „ wir brauchen unbedingt frisches Wasser.“

Er ging zum Lager zurück und stellte amüsiert fest, dass die Kapitäne immer noch über ihre Schiffe sprachen. Die Soldatin zeigte Kaah–Mer weitere Karten, auf den er den Küstenverlauf von der Meerenge bis zu ihrem heutigen Ankerplatz verfolgen konnte.

Kaah–Mer zeigte der jungen Frau unverhohlen seine Begeisterung über ihre Leistung.

 

Kaah–Mer stellte einen Trupp zusammen, mit dem er das in der Nacht gesehene Dorf aufsuchen wollte. Die Männer hatten alle Gefäße auf dem Rücken, falls Trinkwasser gefunden werden sollte.

Der Soldat führte den Trupp an, er orientierte sich an Landmarken. Sie fanden das Dorf erst weit nach Mittag, ihr erscheinen löste bei den Dorfbewohnern fast eine Panik aus, die erst nach ließ, als sie feststellen konnten, dass sie nichts zu befürchten hatten.

Wieder musste mit Händen und Füßen verhandelt werden, aber irgendwie klappte es. Die Gefäße wurden mit Wasser gefüllt, frische Nahrungsmittel wurden erhandelt.

Die Dorfbewohner bedeuteten den Fremden, dass sie Esel mit einigen Männern mit gaben, für den Transport der Wassergefäße. Die Nacht verbrachte der Trupp in dem Dorf und am nächsten Morgen wurde Kaah–Mer von einem älteren Mann angesprochen, es war wohl der Dorfälteste, nach langem hin und her verstand Kaah–Mer, was der Mann haben wollte.

 

Er wollte Waffen haben, weil sein Dorf ständig von Räubern überfallen wird und das wenige, das sie haben, von den Räubern gestohlen wird.

Kaah–Mer machte dem Mann klar, er solle mit zu den Schiffen kommen, dann sehen wir weiter.Bei den Schiffen angekommen, erhielt der Mann aus dem Dorf einige Schwerter, Speere, Bogen und Pfeile, auch einiges an Werkzeugen.

Hocherfreut und restlos zufrieden zogen die Männer mit ihren Eseln davon.

 

Der Ausguck meldete, das er Backbord voraus eine ziemlich große Stadt sehen kann. Die Kapitäne ließen daraufhin die Schiffe in den Wind schießen und der Kapitän der „ Orkaa – Thur“ ließ sich zur „Seetha“ rudern.

In der Kajüte von Kaah–Mer berieten sie die weitere Vorgehensweise.

Ein Soldat betrat die Kajüte und meldete, dass sich ein Schiff von der Stadt aus nähert.

Kaah–Mer und die Kapitäne eilten aufs Deck und sahen das näher kommende Schiff. Es handelte sich um ein kleineres Schiff und stellte keine Bedrohung für sie dar. Das Schiff zeigte an, das es längsseits kommen möchte und der Kapitän der „ Seetha“ gab sein Einverständnis.

 

Ein prächtig gekleideter Mann betrat das Deck der „Seetha“ und schaute sich interessiert um. Er trat zu Kaah– Mer und den beiden Kapitänen, verbeugte sich formvollendet und sprach die Männer in einer fremden Sprache an. Als der Besucher feststellte, dass er nicht verstanden wurde, wechselte er in eine andere Sprache, die der Kapitän der „ Seetha“ verstand. „ Er sei der Abgesandte der Stadt Thurisis und deutete auf die hinter ihm liegende Stadt, er begrüße die Fremden und möchte gerne erfahren, was deren Begehr sei.“

Der Kapitän übersetzte Kaah–Mer `s Ausführungen und der Abgesandte zeigte sich zufrieden. Er erklärte dem Kapitän die Gepflogenheiten der Stadt Thurisis, die Stadt sei für alle friedliebenden Menschen offen, jedermann könne Handel treiben, sich in der Stadt niederlassen oder sich einfach nur umsehen.

Der Liegeplatz im Hafen verlange ein geringes Entgelt. Proviant für die Schiffe kann bei der Hafenmeisterei geordert werden. Trinkwasser kann in der Nähe aufgenommen werden. Kaah–Mer und die Kapitäne verneigten sich dankend und der prächtig gekleidete Abgesandte verließ die „ Seetha“. Die beiden Schiffe folgten langsam dem Boot in den Hafen und erhielten an der rechten Kaimauer hinter einander Liegeplätze. 

Die Stadt Thurisis

Die Proviantmeister der beiden Schiffe gingen mit ein paar Leuten zu der Hafenmeisterei, um Nahrungsmittel und frisches Wasser zu besorgen. Kaah–Mer ging mit einigen Frauen und Männer von beiden Schiffen auf die Stadt zu. Er wollte sich auf einem ersten Erkundungsgang die Stadt ansehen und vielleicht schon erste Kontakte knüpfen.

Je näher sie Thurisis kamen, umso gewaltiger kam ihnen die Stadt vor. Ihre Neustadt in der weiten Ebene war ja auch kein kleines Dorf mehr oder Cameedor, dass war ja nun wirklich eine große Stadt.

Aber Thurisis übertrumpfte die beiden Städte spielend. Das Stadttor hatte drei bogenförmige Durchgänge, wobei die Form der Bögen ganz anders als die ihnen bekannten Torbogen war.

Links und rechts daneben ragten mächtige Türme in den Himmel.

 

Die Soldaten am Tor grüßten höflich und schon war Kaah–Mer mit seinen Begleitern durch das Stadttor geschritten und stand jetzt am Rande eines prächtigen Platzes. Von ihm gegenüber aus gesehen, nahm ein überaus prächtiges Gebäude die ganze Breite des Platzes in Anspruch. Die Fassade des Gebäudes war in mehreren Ebenen gegliedert und mit Figuren und filigranen Ornamenten geschmückt.

Von der linken und rechten Seite des mit vielen Menschen bevölkerten Platzes führten mehrere Straßen und Gassen weiter in die Stadt. Kaah–Mer schritt mit seinen Begleitern über den großen Platz, der mit bunten Platten belegt war, die schöne Bilder darstellten.

 

Das Gewimmel von Menschen war überwältigend, ein fast fröhliches Stimmengewirr flirrte in der warmen Luft. Tausende Gerüche lagen schwer über dem Platz. Mitten auf dem großen Platz war ein prächtiger Brunnen mit vielen Figuren, aus deren Mündern klares, frisches Wasser in hohen Bogen in das Brunnenbecken lief.

Die Menschen erfrischten sich an dem Wasser und Kaah–Mer tat es ihnen nach.

 

Kaah–Mer wandte sich von dem Brunnen nach rechts und folgte einer breiten, sehr belebten Strasse. Links und rechts fuhren viele Fuhrwerke, hochbeladen mit Waren aller Art. Schwer beladene Tragtiere schleppten sich durch das Gewühle.

Der Mittelstreifen war den Menschen vorenthalten, hier flanierten sie ungestört in aller Ruhe, sahen sich die angebotne Ware der Marktstände an, saßen an kleinen Tischen und aßen kleine Häppchen zu roten Wein.

Links und rechts der Prachtstraße standen große Häuser, die von dem Reichtum der Bewohner von Thurisis zeugten. Die breite Straße ging schnurgerade durch die Stadt und endete an einem weiteren großen, diesmal runden Platz, auf dem wieder ein großer Brunnen stand, der in hohen Bögen unzählige Fontänen in die Höhe spritzte.

 

Kaah – Mer wandte sich jetzt nach links in eine etwas schmalere Strasse, die wohl mehr eine Wohnstrasse war, denn hier war es merklich ruhiger. Es standen hier keine Marktstände, der Betrieb war sehr viel geringer. Es war eine sehr gepflegte Straße, mittig standen große Kübel, in denen Pflanzen blühten, in einigen wuchsen unbekannte Büsche und Bäume, die den Menschen Schatten spendeten, denn Thurisis war eine sehr warme, sogar heiße Stadt.

Die Strasse endete wieder an einem Platz. Es war diesmal ein kleiner, richtig gemütlicher Platz. Bäume gaben wohltuenden Schatten, viele Menschen tranken und aßen. Ein junger Mann fragte Kaah–Mer, ob sie auch etwas essen könnten, sie haben alle recht ordentlichen Hunger.Kaah–Mer entschuldigte sich sehr verlegen bei seinen Begleitern, über seine Begeisterung für die neue Stadt hat er das total vergessen.

 

 Sie fanden einen Tisch schön im Schatten stehend, nahmen Platz und schon kam eine junge Frau an ihren Tisch. Die Bestellung gestaltete sich wieder etwas schwierig wegen der Sprachprobleme, aber die junge Frau verstand es irgendwie und ziemlich schnell stand herrlich duftendes Essen und kühler Wein auf dem Tisch.

 

Die Menschen aus der weiten Ebene ließen sich das unbekannte Essen gut schmecken. Über das Essen entstand ein lebhaftes Gespräch, erwähnt wurde von allen übereinstimmend die Freundlichkeit und Höflichkeit der Menschen dieser Stadt, sehr beeindruckt zeigten sich alle über die prächtigen Strassen und Plätze, von den Häusern und Palästen ganz zu schweigen.

 

Kaah–Mer bemerkte, dass sie von einem älteren Mann intensiv beobachtet wurden. Als der Mann sah, dass Kaah–Mer sein Interesse bemerkte, stand er auf und kam auf die Menschen aus der weiten Ebene zu. Formvollendet verbeugte sich der Fremde und stellte sich in ihrer Sprache vor: „ Mein Name ist Sulthanur, ich habe gehört, dass ihr in Thurisis fremd seit. Wenn es euch recht ist, zeige ich euch gerne meine Stadt.“

 

Erfreut stellte sich Kaah–Mer dem Fremden vor und anschließend seine Begleiter. Ein Stuhl wurde dazu gestellt und Sulthanur erhielt auch ein Glas Wein, er trank einen Schluck und begann zu sprechen: „ Die Stadt Thurisis ist schon sehr alt. Thurisis wurde schon vor Jahrhunderten von einem Volk aus dem Osten gegründet. Die Grecos blieben viele Generationen in diesem Land.“

So erfuhren die Menschen aus der weiten Ebene alles über diese große und imponierende Stadt. Die Schatten wurden länger und Sulthanur bot sich an, Kaah–Mer und seine Begleiter zum Hafen zu geleiten. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag und müde gingen die Menschen an Bord der Schiffe.

 

Kaah – Mer lag müde in seiner Koje und im einschlafen gingen seine Gedanken in die weite Ebene, zu Doree und Alka – An.

 

Doree saß etwas erschöpft in der Küche, Alka – An schlief endlich. Es war ein sehr anstrengender für sie gewesen, ihre Schwangerschaft machte ihr sehr zu schaffen. Ihr fehlte Kaah–Mer so sehr.

Das Leben in der weiten Ebene und in der Neustadt ging seinen normalen Lauf.

Von den Schmieden verbreitete sich die Neuigkeit, dass sie endlich das Problem mit dem Gießen der Kanonenkugeln in den Griff bekommen hatten.

Die Sägewerke freuten sich über verbesserte Sägeblätter und die Bootsbauer arbeiteten an einem neuen Schiffstyp.

 

Ein neues Dorf wurde hauptsächlich von Schmieden und Steinhauern hoch im Norden neu gegründet. Sie wollen ein Zentrum schaffen mit den Schwerpunkten Stein und Eisen. Wenig später kamen noch Holzarbeiter dazu. Jetzt konnte von einem Punkt alles an Baumaterial verteilt werden.

 

Die Felder wiegten sich in der Pracht ihrer goldenen Ähren und die Früchte reiften langsam in sattes Rot und Gelb und Blau. Satt und gesund stand das Vieh auf den Weiden, die Grenzen waren gut gesichert,

 

Ruhe und Frieden lag über der weiten Ebene.Müde und etwas traurig legte sich Doree auf ihr Lager, wo mag jetzt wohl ihr Kaah–Mer sein?

 

 Wie verabredet trafen sich die Menschen nach dem Frühstück am Stadttor mit Sulthanur. Nach einer freundlichen Begrüßung schlug Sulthanur vor, als erstes einen Rundgang auf der Stadtmauer zu machen, weil sie von dort einen guten Rundblick und eine gute Übersicht über die ganze Stadt und über die umliegende Landschaft haben.

Kaah–Mer und seine Begleiter waren mit dem Vorschlag von Sulthanur einverstanden und er führte sie zu dem rechten Turm und sie stiegen viele Stufen bis zur Krone des Turmes hoch.

Der Ausblick von dieser Höhe war wirklich atemberaubend.

Jetzt erkannten die Menschen aus der weiten Ebene die Größe von Thurisis, sahen die riesigen Paläste und Gebäude, die vielen Plätze und die breiten und prachtvollen Strassen.

Sulthanur stieg von dem Turm herunter bis zur Krone der Stadtmauer und wies den Weg in Richtung Landesinnere. Die Stadtmauer bildete ein etwas unregelmäßiges Oval. In fast gleichmäßigen Abständen unterbrochen von großen, sehr großen Türmen.

Links in die Stadt zeigend erklärte Sulthanur: „ Das ist unsere Kathedrale.“ Wuchtig erhob sich der mächtige Turm der Kathedrale in den strahlend blauen Himmel.

Etwas dahinter ein weiterer beeindruckender Kirchenbau, weiter rechts erhob sich ein weiterer Turm, der auffallend graziler und filigraner gebaut worden war.

So ging es auf der Stadtmauer weiter, unendliche Eindrücke stürmten auf Kaah–Mer und seine Begleiter ein.

 

Sulthanur zeigte auf ein weiteres Gebäude, ein sehr schönes und prunkvolles Gebäude. „ Das ist unsere Seidenbörse, hier werden Geschäfte abgewickelt.“

Ein viereckiger Turm teilte das Gebäude in zwei Hälften. Der rechte Teil wies große Fenster auf, der linke Teil dagegen war gradlinig mit einem schönen Fries geschmückt.

Bekannt war vor allem der große Börsensaal des Gebäudes.

 

Sulthanur führte seine Gäste von der Stadtmauer herunter, nicht ohne vorher noch auf die vielen Felder rings um Thurisis zu zeigen. Zwischen den Feldern blitzten in dem gleißenden Sonnenlicht kleine Wasser-läufe.

 

Sie betraten ein kleines, kühles Lokal und Sulthanur deutete an, dass sie hier zu Mittag essen wollen. Das Halbdunkel und die Kühle taten den Menschen aus der weiten Ebene gut, diese Hitze war für sie immer noch ungewohnt.

 

Ein lebhaftes Gespräch verkürzte das Mittagsmahl und Sulthanur führte seine Gäste durch schmale, kühle Gassen weiter durch seine Stadt.

 

 

 

Die beiden Schiffe wiegten sich in dem leichten Wind, der sie nur langsam weiter nach Norden trieb. An der Backbordseite glitt das flache Land langsam vorbei. Ab und zu sah man Fischerboote in Ufernähe, kleine weiße Dörfer blitzten im grellen Sonnenlicht. 

 

Nach einem herzlichen Abschied von Sulthanur, verbrachte Kaah–Mer die Nacht auf der „ Seetha“, die Kapitäne der beiden Schiffe hatten für die Proviantierung gesorgt, frisches Wasser an Bord genommen.

Zum Abend hin zogen im Süden und Westen sehr dunkle Wolken auf und der leichte Wind schlief gänzlich ein. Im Laufe der Nacht frischte der Wind stark auf und Kaah–Mer wurde von einem Seemann geweckt, der Kapitän lässt sagen, er möchte das Schiff auf das offene Meer fahren, um den Sturm besser abreiten zu können. Kaah–Mer bedankte sich für den Bescheid bei dem Mann und kleidete sich an. Dabei konnte er schon feststellen, dass sich das Wetter sehr geändert haben muss. Die „ Seetha“ stampfte hart in die Wellen und die Schräglage des Schiffes machte das Laufen schwierig.

 

Heulend umbrauste der Sturm Kah–Mer, er musste sich krampfhaft an einem Tau festhalten, um Halt zu finden. Rabenschwarz die Nacht, peitschend flogen Schaumfetzen und harte Regentropfen über das Deck.

Wieder kränkte die „ Seetha“ hart unter dem Druck des Sturmes.

Kaah–Mer hatte den Kapitän erreicht und sah das ruhige Gesicht des Mannes, der mit lauter Stimme seine Befehle an die Männer gab. Der Kapitän sah wohl den etwas besorgten Gesichtsausdruck von Kaah–Mer und beruhigend hob er seine Hände und brüllte in den heulenden Sturm: „ Keine Sorge, die Schiffe halten sich prima. Wir müssen nur auf den Wind achten, er wechselt sehr schnell und häufig die Richtung.“

Wie zur Bestätigung drückte eine besonders heftige Bö die „ Seetha“ auf die Seite, so dass sich Kaah–Mer wieder schnell einen Halt suchen musste.

Der Sturm tobte die ganze Nacht mit unverminderter Heftigkeit und ging in dem frühen, grauen Morgen mit unveränderter Kraft weiter. Kaah–Mer sah die „ Orkaa – Thur“ schemenhaft an der Bachbordseite der „ Seetha“ stampfend in die Wellenberge eintauchen, das Schiff machte, genau wie die „Seetha“, einen guten und damit einen beruhigenden Eindruck auf Kaah-Mer.

 

Kreischend zeriss mit einem lauten Knall das kleine Segel am vordersten Mast, die „ Seetha“ drehte sich beängstigend in die Wellen, aber sofort schickte der Kapitän einige Männer auf den Masten und diese setzten ein neues, etwas kleineres Segel und die „ Seetha“ legte sich wieder brav in den Kurs.

 

An ein warmes Essen war gar nicht zu denken, der Kapitän ließ Dörrfleisch an die Menschen verteilen.

 

Krachend hieb die „Seetha“ in einen besonders hohen Wellenberg und Massen von Wasser schwappte über das Deck. Kaah–Mer klammerte sich an einem Pfosten fest und schnappte entgeistert nach Luft, dass war mal eine Ladung Wasser, er war von oben bis unten klatschnass und nach einer Weile begann er zu frieren.

 

Mühsam erreichte er seine Kajüte und genoss die Stille in der Kammer, der heulende Sturm blieb außen vor. Kaah–Mer wechselte die Kleider und zog wetterfeste Kleider an, die er noch aus seiner Militärzeit besaß.

 

Kaah–Mer betrat wieder das Deck und sah jetzt deutlicher in dem etwas heller werdenden Tag die erschreckend hohen Wellen, die mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die beiden Schiffe zu rollten.

Ein Ausguck teilte dem Kapitän mit, das die Küste achteraus schon zu sehen war, sofort wurden Signalwimpel gesetzt und beide Schiffe legten sich jetzt etwas mehr in den Wind, um von der Küste frei zu kommen.

 

Erfreut konnte Kaah–Mer feststellen, dass die stampfenden und rollenden Bewegungen weniger wurden, je weiter die Schiffe von der Küste frei kamen. Der Kapitän erklärte ihm, dass die Wassertiefe zu nahm und die Wellen dadurch etwas ruhiger wurden, sie rollten jetzt lang aus.

 

Erst in der zweiten Nacht ging dem Sturm der Atem aus und die beiden Schiffe nahmen die Wellen jetzt angenehm ruhig. Den Rest der Nacht konnte Kaah–Mer sogar in seiner Koje verbringen.

Die Sonne zog am strahlend blauen Himmel ihre Bahn und die beiden Schiffe segelten in dem leichten Wind weiter Nach Norden.

Die Küste zog sich leicht nach Osten.

Zum Abend erreichten sie eine weitere Stadt an der Küste und die Kapitäne legten ihre Schiffe abwartend vor die Hafeneinfahrt. Es dauerte nicht lange, bis ein Boot aus dem Hafen gerudert wurde und sich ein Mann darin stehend als Hafenmeister vorstellte.

Die Formalitäten waren schnell erledigt und die beiden Schiffe legten in dem geschützten Hafen an. Auch hier konnten die Kapitäne der beiden Schiffe Proviant und Frischwasser bunkern.

 

Die etwas zurück liegende Stadt war wesentlich kleiner als Thurisis, auch fehlten die prachtvollen Gebäude. Aber die Menschen waren freundlich und hilfsbereit.

Kaah–Mer ging mit einigen Begleitern in die Stadt und stellte schon beim näher kommen fest, das diese Stadt nicht über den Reichtum von Thurisis befügte. Die Häuser und Gebäude waren wesentlich bescheidener, die Strassen und Plätze sehr viel einfacher gestaltet.

Doch das Leben pulsierte auch hier laut und fröhlich.

Auf dem Marktplatz mitten in der Stadt erstand Kaah–Mer hübsche Holzspielsachen für seinen Sohn und für Doree schöne, weiche Tücher.

Kaah–Mer aß mit seinen Begleitern in einer kleinen Gaststätte gut zu Abend.

 

Auf dem Schiff zurück gekehrt, ging Kaah–Mer in seine Kajüte, er wollte noch einige Dinge erledigen. Er schrieb an seinen Tagesbericht, als es an der Kabinentür klopfte und auf seinem Bescheid trat die Soldatin ein, mit einem Bündel Lederrollen in einen Holzbehälter. „ Ich möchte dir gerne die Karten zeigen, die ich in den letzten Tagen angefertigt habe“, schaute sie Kaah–Mer fragend an.

Kaah – Mer winkte die junge Frau sofort freundlich an seinen kleinen Tisch und zeigte auf einen Schemel. Die Soldatin breitete die weichen Lederrollen auf dem Tisch aus und Kaah–Mer freute sich wieder riesig über die gute Arbeit der Soldatin. Die von ihr angefertigten Karten reichten jetzt lückenlos von der Mündung des großen Flusses bis zu dieser kleinen Stadt.

Kaah–Mer war voll des Lobes und die junge Soldatin ging erfreut und etwas stolz aus der Kajüte.

 

 Die Küste bog sich noch weiter nach Osten, als aus einer Bucht zwei Schiffe heraus kamen, kleiner als die „ Seetha“ und die „ Orkaa – Thur“, dunkel, fast schwarz, selbst die Segel waren dunkel eingefärbt. Kaum hatten die beiden fremden Schiffe die Bucht verlassen, eröffneten sie das Feuer aus vielen Kanonen,

Gut für die „ Seetha“ und der „ Orkaa – Thur“ war es, dass die Angreifer wohl keine besonders guten Kanoniere hatten. Denn die erste Salve der Angreifer ging voll daneben.

Die ersten Kanonen der „ Seetha“ und der „Orkaa – Thur“ hatten ihr Ziel gefunden und schossen ihre Kugeln dem Gegner entgegen. Die zweite Ladung war schon eine komplette Breitseite und richtete höllischen Schaden auf den beiden Schiffen an.

Aber auch der Gegner hatte sich eingeschossen, krachend schlugen Kanonenkugeln in das Heck der „ Seetha“ ein und zerstörten das Achterdeck. Holzsplitter flogen den Menschen um die Ohren und gellend schrien die getroffenen Menschen auf.

Die „ Orkaa – Thur“ hatte inzwischen das Katapult klariert und schon flogen die Feuergeschosse dem feindlichen Schiff entgegen. Das Schiff stand blitzschnell in Flammen und die ersten Männer sprangen ins Wasser und schwammen zum Ufer. Die „ Orkaa – Thur“ jagte noch eine Breitseite in das brennende Schiff und half dann der „ Seetha“ gegen den zweiten Angreifer.

Als hier die Feuergeschosse auf das Deck knallten und das brennende Öl das Schiff in Flammen setzte, war der Widerstand schnell gebrochen. Der Rest der Mannschaft sprang ins Wasser und schwamm zum Ufer, zu den anderen Männern.

 

Die beiden Schiffe der Angreifer brannten jetzt lichterloh und trieben hilflos mit dem schwachen Wind weiter in die Bucht. Die Überlebenden standen ziemlich verdattert am Ufer, einige drohten sogar noch zu den siegreichen Schiffen herüber.

Die Kapitäne steuerten die Schiffe in die Bucht und als die Männer am Ufer das sahen, rannten sie sehr schnell in das hinter der Bucht liegende, leicht hügelige Land.

 

Der Kapitän der „ Seetha“ legte das Schiff leicht auf den flachen Strand, um das Schiff für die notwendigen Reparaturen festen Halt zu geben. Der Schaden an der „ Seetha“ war schon beträchtlich, die Kugeln der Angreifer hatten die ganze Backbordseite des Achterdecks zerstört, ein großes Loch klaffte in der Bordwand, auch die Kajüte von Kaah–Mer war beschädigt worden.Zum Glück nichts von den Unterlagen und Notizen seiner Reise.

 

Der Schiffszimmermann trat zu Kaah–Mer und meldete: „ der Schaden ist zu reparieren, es wurden keine wichtigen Teile des Schiffes beschädigt.“

Kaah–Mer zeigte sich sehr erleichtert.

Der Zimmermann fuhr fort: „ Allerdings benötigen wir für die Reparatur einige Tage“.

„ Das ist in Ordnung“, gab Kaah–Mer dem Mann Antwort.

 

Dann fragte er den Kapitän, wie es mit dem Proviant und mit dem Wasser aussieht. Der Kapitän winkte beruhigend ab, es ist genug da. Am nächsten Tag machte sich Kaah–Mer mit einigen Männern und Frauen aus der weiten Ebene auf, um das umliegende Land zu erkunden.

Es war ein recht trockenes, dürres Land mit wenig Vegetation und wenigen Tieren.

Weit in der Ferne meinte Kaah–Mer ein kleines Dorf erkennen zu können.

Auf ihren weiteren Marsch fanden sie ein kleines Wasserloch, dsas wenig, aber frisches kühles Wasser hatte. Kaah–Mer schickte einen Soldaten zu den Schiffen zurück, um den Männern das Wasserloch zu zeigen, die dann ihre Wasservorräte auffüllen konnten.

 

Zum frühen Abend kehrte Kaah–Mer mit seinen Begleitern zu den Schiffen zurück und schilderte den Menschen aus der weiten Ebene während sie aßen, seine Eindrücke. Als er geendet hatte, sagte eine kleine, quirlige Bogenschützin: „ Wir können froh sein, das unsere weite Ebene über genügend Wasser verfügt!“

Die ganze Runde nickte zustimmend.

 

Am nächsten Morgen wandte sich Kaah- Mer in Richtung des Dorfes, was er glaubte, gesehen zu haben. Vorsichtshalber ließ er etwas Proviant und Sachen für ein eventuelles Nachtlager einpacken.

Er konnte die Entfernung bis zu dem Dorf nicht einschätzen.Kaah–Mer führte seinen Trupp, der viel größer war als gestern, ziemlich genau nach Westen.

Von einem Hügel spähte er nach dem Dorf, konnte es aber nicht entdecken. Auch seine Begleiter mussten passen.

Die Sonne brannte schon mächtig und die ersten erledigten sich der ersten Kleidungsstücke.

Wieder stand der Trupp auf einem flachen Hügel, „ ich sehe das Dorf“, meldete sich eine Bogenschützin,

Kaah–Mer ließ sich die Richtung zeigen, es war etwas nördlicher, als er es vermutet hatte.

Sie schlugen ihr Nachtlager in einer geschützten Mulde auf.

 

Zum frühen Mittag erreichten sie das kleine und sehr bescheidene Dorf und lösten auch hier durch ihr erscheinen eine Panik aus. Nur ein paar beherzte Männer aus dem Dorf kamen vorsichtig auf die Fremden zu. Sie hatten als Waffen nur Stöcke, einer der Männer hielt eine Sense fest in seinen Händen.

 

Ein Mann aus Kaah–Mer `s Gruppe trat vor und sprach die Männer aus dem Dorf an, gespannt hörten sie zu. Ihre Haltung entspannte sich mit jedem Wort und einer der Männer rief erleichtert einige Worte in das Dorf und schon strömten die Dorfbewohner zusammen.

Die Frauen aus dem Dorf bereiteten das Mittagsmahl und Kaah–Mer verhandelte über die Sprachkenntnisse des Mannes aus seiner Gruppe mit den Männern aus dem Dorf.

Anfänglich wehrten die Männer die Wünsche von Kaah–Mer ab, aber als sie begriffen, das die Fremden die Dinge bezahlen wollten, nach denen sie fragten, war schnell das Verstehen dar und die Frauen brachten alles zu den Fremden, was sie entbehren konnten.

Sie brachten alles, Hühner, Kaninchen, einfache Decken, Krüge und Körbe. Und wieder kam von den Männer der Wunsch nach Waffen

Kaah–Mer ließ durch den Mann mitteilen, dass sie Waffen bekommen, sie sollten einige Männer mit geben, sie würden dann Waffen an den Schiffen erhalten.

 

Nachdem die „Seetha“ bis auf einige Kleinigkeiten, wieder vollständig hergestellt worden war, stachen die beiden Schiffe wieder in See, um ihre Reise fortzusetzen. Die Kapitäne legten den Kurs auf Nordost, später gänzlich nach Osten. Das Ufer sprang weit nach Osten ins Meer und die beiden Schiffe folgten dem Uferverlauf

Im Laufe des Tages änderte sich die Richtung wieder leicht nach Norden. Das Meer war glatt und wieder wehte nur ein sehr leichter Wind, die Hitze machte einigen Menschen sehr zu schaffen.

 

In einer weitläufigen Bucht verbrachten sie die Nacht. Beim Frühstück sprachen sie über den zunehmenden Schiffsverkehr, je weiter sie nach Norden vordrangen. Sie sahen immer öfter Schiffe, kleinere Boote und große Schiffe, oft in seltsamer Bauweise.

Aber es waren klar erkennbar immer Handels – oder Frachtschiffe, da sie kaum oder nie bewaffnet waren. Sie waren sich nach dem Gespräch alle einig, dass sie der rege Schiffsverkehr mit ziemlicher Sicherheit zu der nächsten großen Stadt führen wird.

 

Der Wind war immer noch sehr schwach, so dass die beiden Schiffe nur sehr schleppend voran kamen. Das Ufer verlief jetzt sehr genau nach Osten und die beiden Kapitäne mussten jetzt ständig auf die Schiffe achten, die ihren Kurs kreuzten.

Der Ausguck hatte die vermutete große Stadt erspäht und gab seinem Kapitän durch einen lauten Zuruf Bescheid. Die beiden Schiffe umrundeten eine Landzunge und eine kleine Bucht öffnete sich und gab den Blick frei auf die Stadt.

Unzählige Boote und Schiffe strebten dem Hafen zu, der der Stadt etwas vorgelagert war. Vorsichtig manövrierten die beiden Kapitäne ihre Schiffe durch das Gewimmel, dass vor der breiten Hafeneinfahrt herrschte. Der Ausguck dirigierte die Schiffe nach links in das Hafenbecken und recht weit im hinteren Teil des Hafens fanden sie zwei hinter einander liegende Ankerplätze.

Die Schiffe waren gerade an den Pollern vertäut, als schon ein Mann der Hafenbehörde auf die Schiffe zu kam. Er erkundigte sich bei den Kapitänen, was ihr Begehr in Barcino ist. Die Kapitäne erklärten dem Mann, dass sie nur Proviant für ihre weitere Reise benötigten und natürlich Frischwasser.

Kaah–Mer kam hinzu und erklärte dem Mann, dass er sich gerne vor ihrer Weiterfahrt die Stadt ansehen möchte. „ Kein Problem“, gab der Mann Kaah–Mer bescheid, „ entrichtet die Liegegebühr am Tage euerer Abreise in der Hafenmeisterei“ und deutete auf ein großes Gebäude, auf dessen Dach mehrer Fahnen wehten. 

Die Stadt Barcino

Die Menschen auf den Schiffen aus der weiten Ebene waren von der Stadtansicht erschlagen, die gewaltigen Mauern, Türme, die riesigen Stadttore. Große Gebäude waren über der wirklich hohen Stadtmauer zu erkennen, zusammen mit schönen Türmen.

Die Stadt machte einen Eindruck von einem Ameisenhaufen. Ein herrliches Gewimmel von Menschen, die Fuhrwerke und Lasttiere und über allem lag ein lautes Stimmengewirr, lautes Rufen und von irgendwoher kam Gesang.

 

Die Kapitäne hatten schon Leute zur der Hafenmeisterei geschickt, um dort in den angegliederten Markthallen frische Lebensmittel zu kaufen.

Die Kapitäne der beiden Schiffe gaben den Händlern Proviantlisten, die Waren sollen am Tag ihrer Abreise angeliefert werden. Mit einem freundlichen breiten Grinsen nahmen die Händler die Listen entgegen, ein schöner Auftrag für sie.Das

Abendessen wurde an Bord der Schiffe eingenommen und nach dem Essen fragte Kaah–Mer, wer morgen mit ihm die Stadt ansehen wollte. Es meldeten sich sofort fast alle an Bord der „ Seetha“ und der „Orkaa – Thur“.

 

Die Kapitäne stellten eine kleine Bordwache zusammen und gaben den Rest der Mannschaft frei. Nach einer äußerst erholsamen Nacht kamen die Leute auf den Schiffen zum Frühstück zusammen und Kaah–Mer schlug vor, in zwei oder drei Gruppen in die Stadt zu gehen, dass ist sicherlich für alle angenehmer.

 

Die drei Gruppen marschierten gemeinsam das Stück Weg bis zu den Stadttoren, wieder staunten alle über das Gewimmel von Menschen, die eilig hin und her liefen, alle sehr beschäftigt.

Die Menschen aus der weiten Ebene gingen durch die drei Stadttore und standen staunend am Anfang einer breiten Strasse, die schnur gerade in die Stadt führte.

Die Strasse war drei geteilt, die Strassen links und rechts wurde von den Fuhrwerken und Lasttieren benutzt, die mittlere Strasse war den Menschen vorbehalten, die hier ihre Einkäufe an den vielen Marktständen tätigten, an kleinen Tischen genossen viele Menschen Getränke und nahmen einen kleinen Imbiss zu sich.

All das unter großen schattenspendenden Bäumen.

 

Die drei Gruppen gingen in verschiedene Richtung, um sich die Stadt anzusehen, eine Gruppe orientierte sich nach links, die andere Gruppe ging nach rechts der Stadtmauer nach und Kaah–Mer ging mit seinen Begleitern die breite Strasse nach.

Schon nach wenigen Schritten hatte er Mühe, seine weiblichen Begleiter von den Marktständen weg zu bekommen, er hörte nur noch, oh, guck mal, wie schön, ist das nicht hübsch, dass nehme ich für meine Mutter mit!

Kaah – Mer bestaunte die prachtvollen Häuser links und rechts der Strasse, die von dem Reichtum der Einwohner dieser Stadt zeugten. Mit hohen Portalen, großen Fenstern und reich verzierter Fassade waren diese Häuser so ganz anders als ihre doch schlicht gebauten Häuser in der weiten Ebene, abgesehen von den Tempeln und Kultstätten oder den Dorfzentren.

 

Auf der linken Seite öffnete sich eine Querstrasse, nicht ganz so breit und prächtig wie die Strasse auf der sie standen, aber immer noch beeindruckend. Von den Gebäuden her vermutete Kaah–Mer, dass es sich um öffentliche Gebäude handelte, wie Stadtverwaltung oder Gerichtshaus, vielleicht auch Handelshäuser, einige Gebäude waren mit Fahnen geschmückt.

Etwas weiter nach rechts öffnete sich die Strasse zu einem großen Platz, auf dem gleich drei Brunnen in hohen Fontänen sprudelten. Hier fanden sie ein Lokal, dass zum Mittagsmahl einlud.

Kaah–Mer und seine Begleiter genossen das fremde, aber sehr leckere Essen und den kühlen Wein, das Gewimmel der Menschen hielt ununterbrochen an, obwohl  jetzt zur Mittagszeit die Lokale voller wurden.

Kaah–Mer und seine Gruppe waren froh, das auch hier große Bäume Schatten spendeten. Es wurde doch sehr warm in dieser Stadt. Die Sonne knallte mit aller Kraft auf die Stadt und die gepflasterten Strassen und Plätze reflektierten das Sonnenlicht.

 

Die Rückseite des großen Platzes nahm ein riesiges Gebäude ein, ein Palast wohl, denn es standen Soldaten in bunten Uniformen Wache davor. Es waren die ersten Soldaten, die Kaah–Mer in dieser Stadt sah.

Der Mann aus seiner Gruppe, der die Sprache dieses Landes sprach, erkundigte sich bei Passanten nach dem Gebäude und erfuhr, dass es sich tatsächlich um den Königspalast handelt.

 

Nach der ausgiebigen Mittagspause lief Kaah–Mer mit seiner Gruppe weiter die breite Strasse nach. Er konnte an den vielen Marktständen wieder hübsche Kleinigkeiten für Doree und Alka – An kaufen. Die breite Strasse endete in einem großen Platz, der auch wieder mittig einen prachtvollen Springbrunnen hatte.

Von dem Platz zweigten drei weitere Strassen ab,

 

Kaah–Mer ging mit seinen Begleitern über den Platz und folgte der Strasse, die man in etwa als Verlängerung der Strasse ansehen konnte, auf der sie hier her gekommen sind. Auch hier wieder prächtige Häuser links und rechts der Strasse, auch hier spendeten große Bäume wohltuenden Schatten. Sie näherten sich langsam der im Hintergrund erkennbaren Stadtmauer, die hier wohl noch mächtiger gebaut war als am Hafen.

Über der Stadtmauer konnte man in dem flirrenden Sonnenlicht hohe Berge eines Gebirges erkennen. Kaah– Mer wandte sich nach links in eine schmalere Gasse, die im Schatten lag und sehr angenehm kühl war.

Erleichtert schnauften die Menschen aus der weiten Ebene auf, dass war schon eine mächtige Hitze in dieser Stadt und in diesem Land.

Die Gruppe setzte sich in den Schatten eines großen Baumes zu einer Verschnaufpause. Die Soldatin, die die Karten zeichnete, trat zu Kaah–Mer und fragte ihn: „ Darf ich die meine letzten Zeichnungen zeigen?“

Als Kaah–Mer ihr zustimmend zu nickte, rollte die junge Frau eine Lederrolle auseinander.

Das Leder zeigte verblüffend genau die Strassen aus Thurisis, die Plätze und Gebäude. Eine weitere Lederrolle wurde ausgerollt, sie zeigte Thurisis vom Hafen aus gesehen. Die nächste Lederrolle zeigte den Küstenverlauf von Thurisis bis Barcino, selbst der Sturm war eingezeichnet, genauso wie der Angriff der Piraten.

 

Die kleinere und bescheidenere Stadt hatte ihren Platz auf der Karte gefunden, auch die Erkundigungen von Kaah–Mer ins Landesinnere waren eingezeichnet. Neugierig und dann genauso begeistert wie Kaah–Mer drängten sich die Menschen aus der Gruppe um Kaah–Mer und um die Soldatin um einen Blick auf die schön gezeichneten Karten zu werfen.

Voller Stolz strahlte die junge Frau in die Runde, sie wusste, dass sie wirklich gute Karten gezeichnet hatte. Sorgfältig rollte sie die Karten zusammen und steckte sie in den Köcher.

 

 Kaah–Mer sah an den langen Schatten, das der Tag dem Ende zu ging und er sagte seinen Begleitern: „ Lasst uns zu den Schiffen zurück gehen, morgen sehen wir uns diese Stadt weiter an.“

 

Von den zurückgebliebenen Soldaten auf den Schiffen und von dem Kapitän erfuhr Kaah–Mer, das der Tag ganz ruhig verlaufen war. Einige neugierige Menschen aus der Stadt, auch einige Seeleute von den anderen Schiffen, fragten nach dem woher und wohin.

Leider war eine Verständigung aufgrund der verschiedenen Sprachen nicht so recht möglich. Der Kapitän von der „ Orkaa – Thur“ brachte zum Abendessen ein jüngeres Paar mit und erklärte Kaah–Mer, dass die beiden die weitere Reise gerne mit machen würden.

Sie interessieren sich sehr für den für sie unbekannten Bereich des Meeres und sie würden gerne die Insel aufsuchen, die sie nur vom erzählen her kannten. Sie sprechen die Landessprache und die des Nachbarlandes, schloss der Kapitän seine Erklärung.

 

Kaah–Mer fragte die beiden Kapitäne: „ Ob sie etwas von den Inseln wüssten?“

Der Kapitän der „ Orkaa – Thur“ sagte: „ die Inseln sollen nach Auskunft der beiden, dabei wies er auf die Leute, östlich von Thurisis sein.“

„ Vielleicht können wir die Inseln auf unserem Rückweg aufsuchen“, zeigte sich Kaah–Mer einverstanden.

 

Müde, aber hoch zufrieden, legte sich Kaah–Mer in seine Koje, schickte noch einen Gruß an Doree und seinem Sohn und schlief ein.

 

Am nächsten Morgen gesellten sich die beiden Kapitäne zu Kaah–Mer, sie würden sich auch gerne die Stadt ansehen.

Kaah–Mer wandte sich diesmal, nachdem sie das Stadttor durch schritten hatten, nach links. Er folgte anfangs die Gasse an der Stadtmauer entlang und bog dann in eine Strasse ein, die nach rechts abbog und damit in die Stadt führte.

Interessant fand Kaah–Mer und auch seine Gruppe die vielen kleinen Werkstätten und Marktstände, die sich im Schutze der Stadtmauer angesiedelt haben.

Die Strasse endete nach einem kurzen Weg an einem kleinen Platz, von dem eine breite Strasse jeweils nach links und rechts weiter führte. Die Gruppe folgte der rechts abbiegenden Strasse und stand kurz danach vor einem gewaltigen Gebäude mit einem imposantem Portal, mächtigen Türmen, einer filigranen Front und angedeuteten Fensternischen mit hohen Spitzbögen.

Einer der Türme krönte das Portal, jeweils links und rechts an den Ecken des Gebäudes waren etwas kleinere Türme. Es war ein prachtvolles Gebäude, staunend standen die Menschen aus der weiten Ebene davor. 

 

In dieser heiteren Stimmung dachte niemand daran, dass weite Ebene Sorgen haben könnte, die Kleinwüchsigen griffen gleich an zwei Stellen die weite Ebene an. Ein Angriff erfolgte im Nordwesten der weiten Ebene und der zweite erfolgte in der Schnittstelle zwischen dem nördlichen und dem östlichen Gebirge.

Die Kleinwüchsigen kamen in Unmengen aus den Bergen, sie benutzten den Tal Einschnitt für ihren Überfall, den damals Darkahr für ihre Flucht vor der wilden Horde benutzt hatte. Voller unbegreiflicher Wut griffen die Kleinwüchsigen in vielen Wellen die Soldaten der weiten Ebene an.

Die Kommandanten der beiden nächstliegenden Kasernen hatten anfangs gezögert, die Kleinwüchsigen mit den Katapulten zu beschießen, aber die Wucht des Angriffes ließ ihnen keine andere Wahl.

Jetzt flogen den Kleinwüchsigen fauchend die Feuergeschosse entgegen und verwandelte das Schlachtfeld in eine brennende Höhle. Brüllend wälzten sich die Kleinwüchsigen in den Flammen, aber sie hatten dazu gelernt, schnell teilten sich die Angreifer in kleinere Gruppen auf und griffen vor wutschäumend die Stellungen der Menschen an.

Die Truppführer warnten und erinnerten ihre Soldaten noch mal eindringlich, daran zu denken, dass die Waffen der Kleinwüchsigen vergiftet sind.

Denkt auch an die Kampftaktik der Kleinwüchsigen, sie versuchen stets ihre Gegner an den Beinen zu verletzen, um dann den verletzten Krieger den Rest zu geben.

 

Die Soldaten im Westen konnten erfreulicherweise den Angriff der Kleinwüchsigen leichter parieren, weil dort weitaus weniger Angreifer aus den Bergen kamen. Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf war der Angriffsschwung der Kleinwüchsigen schnell vorbei, die wenigen Überlebenden verschwanden in den Bergen.

 

Die Truppführer ließen sofort die Kleinwüchsigen verfolgen, um die Felsentore zu finden, in denen die Angreifer wieder verschwinden.Die Truppführer ließen jetzt die Kanonen mit den neuen Kugeln laden, die beim Aufschlag zerplatzten und viele kleine Eisenstücke heraus schleuderten, eine dieser Kugeln reichte, um einen ganzen Trupp der Kleinwüchsigen zu vernichten.

Wie irrsinnig reagierten die Kleinwüchsigen auf diesen Beschuss, sie warfen sich den Kampf, als ob sie sich selbst vernichten wollten. Als die Verstärkung aus den anderen Kasernen eintraf, war der Angriff der Kleinwüchsigen schnell gestoppt.

 

 Auch hier verschwanden die wenigen Überlebenden in den Bergen. Nachdem die verwundeten Soldaten versorgt und die Toten bestattet waren, ging die Suche nach den Felsentoren der Kleinwüchsigen los. Nach Tagen entdeckten die Soldaten im Westen zwei der Felsentore und im Osten gleich deren drei.

Die Felsentore wurden durch die Feuergeschosse vernichtet. Aber trotzdem blieb die fürchterliche Ungewissheit, war jetzt endlich Ruhe oder kam doch wieder ein Angriff der Kleinwüchsigen.

 

Die Menschen in der weiten Ebene flehten zu allen Göttern und guten Geistern, sie vor weiteren Angriffen zu schützen.

 

Kaah–Mer und seine Begleiter wurden wiederholt von Händlern angesprochen, ob sie mit ihnen Handel eingehen wollen. Die Angebote waren teilweise sehr verlockend. Aber Kaah–Mer musste aufgrund der Entfernung zwischen Barcino und der weiten Ebene ablehnen. Der Transport der Handelswaren würde einfach zuviel Zeit in Anspruch nehmen und die möglichen Gefahren mussten natürlich auch berücksichtigt werden.

 

Es werden sich ganz sicher neue Piratenbanden zusammen tun und nicht alle Menschen sind so freundlich und höflich, wie die Einwohner von Barcino. Mit schwerem Herzen musste Kaah–Mer von dem angebotenen Handel Abstand nehmen.

Die enttäuschten Händler gaben der Hoffnung Ausdruck: „ Vielleicht klappt es bei eueren nächsten Besuch.“

„ Möglich ist alles“, antwortete Kaah–Mer.

 

Die enttäuschten Gesichter der Frauen aus seiner Gruppe taten ihm fast weh. Abends auf dem Schiff erfuhr Kaah–Mer, dass die beiden anderen Gruppen ebenfalls von Händlern angesprochen worden sind.

 

Einen letzten Blick auf die grandiose Kulisse der Stadt Barcino und die Menschen aus der weiten Ebene setzten ihre Reise fort. 

 

Die „ Seetha“ und die „Orkaa – Thur“ verließen den Hafen der Stadt Barcino und folgten wieder dem Küstenverlauf, der weiterhin Nordosten anzeigte. Die beiden Schiffe umrundeten ein kleines Kap und segelten jetzt fast genau nach Norden in eine weite Bucht ein.

 

Die Küste war immer noch felsig, teilweise schroff und unwirtlich, dann aber auch mit schönen kleinen Buchten mit feinem Sand. Hier war die Küste häufiger besiedelt, es reihte sich Dorf an Dorf, Fischerboote dümpelten auf dem blauen Wasser. Es herrschte auch hier ein reger Schiffsverkehr, es sah aus, als ob alle Schiffe von Barcino und nach Barcino segelten.

Von dem Kapitän erfuhr Kaah–Mer, dass sich weiter östlich am Ende dieser Bucht eine weitere große Stadt befindet.

Diese Auskunft erklärte den regen Schiffsverkehr.

 

Die Kapitäne ankerten ihre Schiffe vor einem kleinen Dorf und schickten ein paar Männer mit dem Beiboot an Land, um frisches Wasser an Bord zu holen. Die Männer wurden am Ufer von Menschen aus dem Dorf empfangen, irgendwie machten sie sich verständlich, sie würden sich freuen, wenn die Fremden ihre Gäste wären, sie sind ihnen dankbar für die Vernichtung der Piraten, die für ihr Dorf eine wahre Plage gewesen waren. 

 

Nach kurzer Rücksprache nahmen sie die Einladung des Dorfes an. Es wurden Wachen für die beiden Schiffe eingeteilt und die anderen gingen frohgemut in das Dorf. Die Dorfbewohner hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und aufgefahren, was ihr Dorf hergab.

Nach dem Essen tanzten die Dorfschönen zu Klängen von Instrumenten, die den Menschen aus der weiten Ebene fremd waren, aber die beschwingte Musik kam bei ihnen an und schon klatschten viele im Rhythmus der Instrumente mit.

Der rote Wein tat sein übriges und die Stimmung schwappte über. Recht angeheitert und ausgelassen kehrten sie spät in der Nacht auf ihre Schiffe zurück.

 

Am nächsten Morgen hatten sehr viele einen recht dicken Kopf, so das Kaah–Mer mit einem schiefen Grinsen erklärte, sie sollten doch noch einen weiteren Tag hier vor Anker bleiben.

Sehr schnell verschwanden viele wieder in ihre Schlafmatten.

 

Erst gegen Abend erwachte wieder etwas Leben auf den Schiffen und einige aßen sogar zu Abend. Früh kehrte auf den Schiffen Ruhe ein.

Am Ufer blinkten einige Lichter, die Schiffe lagen ruhig in dem glatten Wasser, alles schlief.

 

Die beiden Schiffe folgten weiterhin dem Uferverlauf, die Bucht zog sich noch weiter zurück, an dem weit gebogenen Ufer reihte sich Dorf an Dorf, der Ufersaum war flach, hinter den Dörfern bauten sich Berge auf, die sich im Laufe des Tages zu einem Gebirge zusammen schlossen. Etwas zurück gesetzt war eine größere Stadt zu sehen. Das neu an Bord gekommene Paar erklärte dem Kapitän, das diese Stadt schon zu dem Nachbarland gehört.

Die nördliche, die östliche und die südliche Küste

Die Kapitäne ließen die Stadt achteraus liegen und steuerten einen flachen Uferstreifen an. Das Lager wurde unmittelbar am Ufer aufgebaut, ein paar Männer und Frauen zogen los, um brauchbares für die Küche zu erlegen. Andere nahmen sich die Behälter für Wasser und machten sich auf den Weg. Kaah-Mer winkte die Soldatin zu sich. Sie zeigte an, einen kleinen Moment bitte und kam dann schon mit zwei größeren Behältern unter den Armen aus ihrem Zelt heraus.

 

Sie kam lächelnd auf Kaah–Mer zu, sie trug wie alle anderen, nur ein sehr leichtes und knappes Gewand und Kaah–Mer vermisste seine Doree bei diesem Anblick schmerzlich.

Die junge Frau setzte sich zu Kaah–Mer in den warmen feinen Sand und rollte vorsichtig die von ihr gezeichneten Karten aus.

Kaah–Mer spürte die Nähe der jungen Soldatin intensiv und er wurde etwas unruhig.

Thanja, so hieß die Soldatin, tat so, als ob sie nichts bemerkte.

Sie hantierte mit den Karten, beugte sich vor, um Kaah–Mer ein besonderes Detail zu zeigen und gönnte ihm dadurch einen langen Blick auf ihren Körper.

Ihre Haut war auf der Reise braun geworden und ihre nackten Schenkel irritierten Kaah–Mer mächtig.

Er riss sich höllisch zusammen, um ihren Ausführungen zu folgen.

Die Soldatin hatte wirklich kleine Kunstwerke mit den Karten geschaffen.

 

Der Ruf der Küche unterbrach den Vortrag von Thanja und beide gingen zum Essen fassen. 

 

 

 

Die Bucht dehnte sich weiter nach Norden, gegen Mittag sahen sie wieder eine große Stadt nahe dem Ufer und hier bog das Ufer dann nach Osten ab.

Es herrschte immer noch herrlich warmes, schon heißes Wetter. Die See war glatt wie ein Spiegel und der schwache Wind schaffte es kaum, die Schiffe vorwärts zutreiben. Daher steuerten die Schiffe eine kleine Bucht unweit der gesichteten Stadt an.

Kaum hatten die Schiffe geankert, sprangen die ersten voller Freude ins warme Wasser. Auch Kaah–Mer gönnte sich ein erfrischendes Bad im Meer. Als er ans Ufer stieg, sah er, wie eine kleine Gruppe von Männern auf das Lager zu kam.

 

Er legte seine Kleider an und sah den Männern erwartungsvoll entgegen.

 

Kaah–Mer wurde in einer fremden Sprache angesprochen, er machte den Besuchern klar, dass er jemand dazu holen möchte. Er rief zur „ Orkaa – Thur“, die Frau oder der Mann sollte zu ihm kommen, die neu an Bord gekommen sind.

Schnell war das Pärchen zur Stelle und Kaah–Mer erfuhr jetzt, was die Gruppe wollte. Der wohl wichtigste Mann in dieser Gruppe begann in einer schnellen Sprache auf die beiden jungen Leute einzusprechen: „ Wir möchten euch um Hilfe bitten, wir werden ständig von Räubern und Piraten überfallen. Sie rauben und plündern unsere Stadt, morden die Menschen und verschleppen unsere Frauen und Töchter!“

 

Der Mann übersetzte Kaah–Mer den Wortschwall, der sehr konzentriert zu hörte. „ Wir geben euch alles, was ihr verlangt, aber bitte, helft uns gegen diese Banditen.“

Kaah–Mer war unschlüssig, dass war eigentlich nicht ihre Aufgabe.

Die Männer aus der nahen Stadt redeten weiter wild auf die junge Frau ein, der Mann konnte gar nicht so schnell übersetzen. So erfuhr Kaah-Mer weiter, dass die Piraten wohl auf der größten der drei Inseln hausen, die von hier gesehen fast südlich liegen.

 

Kaah–Mer sagte dem Mann: „ Sag den Männern, wir wollen uns beraten und geben ihnen morgen Vormittag Bescheid.“

Etwas erleichtert aber immer noch verunsichert, verabschiedete sich die Gruppe aus der Stadt. 

 

Kaah–Mer saß nach dem Abendessen mit seinen Kapitänen, den Truppführern und den beiden Steuermännern zusammen und berieten leidenschaftlich die Anfrage aus der Stadt.

Die Debatte zog sich hin, Argument gegen Argument, Vorschlag gegen Vorschlag, erst spät kristallisierte sich doch die Gruppe heraus, die für die Hilfe und Unterstützung waren. Auch Kaah–Mer war für die Unterstützung, er hasste es, wenn irgendwelche Menschen meinten, sie können tun und lassen was sie wollten.

 

Erwartungsvoll kam die Delegation aus der Stadt zu dem Lagerplatz und wurden von Kaah–Mer, den Kapitänen und den Truppführern empfangen

Durch die notwendige Übersetzung zog sich das Gespräch hin.

Aber als die Menschen aus der weiten Ebene erfuhren, das die Banditen ihre Überfälle auf kleinen, schnellen Schiffen durchführen, kam umgehend ihre Zustimmung.

Diese blitzartigen Überfälle, meistens gegen Abend oder sogar in der Nacht, waren schnell wie ein Spuk vorbei, bevor die Stadt überhaupt reagieren konnte.

Das Räubernest soll sich an der südwestlichen Küste auf der mittleren der drei Inseln befinden.

Ein Dorf, in die Felsen der Küste gebaut.

 

Die Männer aus der Stadt verließen die Fremden sehr erleichtert, nachdem sie die Zusage ihrer Hilfe erhalten hatten. Die Männer und Frauen berieten jetzt ihre Vorgehensweise, bis der Soldat, der als sehr guter Bogenschütze bekannt war, energisch sagte: „ Lasst uns doch einfach zu dem Piratendorf hinsegeln und das Dorf mit unseren Kanonen beschießen. Die kleinen Boote der Piraten können uns kaum gefährlich werden, weil die Besatzung gering sein muss und sie sehr wahrscheinlich auch kaum bewaffnet sein können.“

 

Der Bogenschütze wurde etwas erstaunt angesehen, er galt bislang als ruhiger und besonnener Mann.

Der Kapitän der „Seetha“ lachte und sagte in die Runde: „ So machen wir es!“

 

Die Vorbereitungen für diesen Angriff liefen auf Hochtouren, die Waffen wurden überprüft, die Kanonen und Katapulte sorgfältig kontrolliert. Die Kapitäne der beiden Schiffe waren sich einig, dass sie die Insel in zwei Tagesreisen erreichen müssten, so dass am dritten Tag der Angriff erfolgen konnte.

 

In die Vorbereitungen kam noch mal die Delegation aus der Stadt und übergab Kaah–Mer eine stabile Holzkiste, der Leiter der Delegation öffnete den gewölbten Deckel, schlug die Tücher zur Seite und

Kaah–Mer und alle anderen starrten auf die Pracht, die sich ihnen offen tat. Da funkelten und blitzten Edelsteine, glänzte Gold, klirrten Münzen.

Kaah–Mer ließ über die beiden Übersetzer sagen, dass dieser Schatz viel zu viel sei und sie erst mal abwarten sollten, wie der Angriff ausging.

Verblüfft starrten die Männer aus der Stadt die Menschen an, die solch einen Schatz ablehnen konnten.

 

Der Wind wehte in der Hitze des Tages sehr schwach, die „Seetha“ und die „Orkaa – Thur“ krochen förmlich über das glatte Wasser, die Menschen legten sich unter die als Sonnenschutz ausgespannten Tücher.

Erst als die Schiffe frei von der Bucht ins offene Meer kamen, wurde der Wind stärker und die Schiffe nahmen Fahrt auf. 

 

Am Abend des zweiten Tages meldete der Ausguck, dass er die Insel gesichtet habe, sie steuerten direkt auf die mittlere Insel zu. Die Steuermänner änderten den Kurs auf Südwest und der Ausguck spähte nach dem Piratennest.

Auf der Backbordseite erhob sich das Küstengebirge, genauso, wie es die Männer aus der Stadt geschildert hatten. Irgendwo zwischen diesen schroffen Felsen muss das Piratennest verborgen sein.

 

Die Kapitäne brachen die Suche mit der zunehmenden Dunkelheit ab und suchten einen geeigneten Ankerplatz. Schnell fanden sie eine kleine Bucht, in der die Schiffe gut getarnt die Nacht bleiben konnten.

Eine gewisse Unruhe war auf den Schiffen bemerkbar. Viele Menschen wieselten im Licht der Laternen noch auf den Decks herum.

Nach einem hastigen Frühstück, verließen die beiden Schiffe sehr vorsichtig die kleine Bucht, als wenn die beiden Kapitäne es geahnt hätten.

Die beiden Schiffe hatten kaum Fahrt aufgenommen, als der Ausguck beider Schiffe meldete, dass das Piratendorf backbord voraus in Sicht kommt.

Die Kapitäne gaben an die Steuermänner ein Signal und diese legten die Schiffe sofort auf den Steuerbordbug, um frei von der Felsenküste zu kommen und in Abstand zu den Piraten zu bleiben.

 

Die Schiffe richteten sich aus und segelten jetzt direkt auf das Piratennest zu. Zwei der erwähnten kleinen Boote schossen mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die „ Orkaa – Thur“ zu, der Kapitän dachte gar nicht daran, seinen Kurs zu ändern, er überfuhr die beiden Boote einfach.

Etwas verblüfft schauten die Menschen auf dem Schiff auf ihren Kapitän,

„ So war es am einfachsten;“ grinste er spitzbübisch. 

Schallendes Lachen flog blitzschnell über die „ Orkaa – Thur“ und als der Kapitän der „ Seetha“ das gleiche Manöver mit dem inzwischen erschienenen dritten Boot durchführte, schallte von beiden Schiffen lautes Gelächter über das Meer.

 

Jetzt kam kein Boot mehr aus dem Versteck der Piraten, dafür krachte aber eine Kanone mit lautem Knall in das Gelächter und erinnerte die Menschen daran, dass sie eine doch recht ernste Angelegenheit vor sich hatten.

Hoch schoss eine Wasserfontäne zwischen den beiden Schiffen aus dem Wasser, als die Kanonenkugel ins Wasser platschte. Die zweite Kugel lag schon gefährlich nahe an der „Seetha“ und die dritte Kanonenkugel schrammte gerade noch an der Bordwand der „ Orkaa – Thur“ vorbei.

 

Sofort drehten die beiden Schiffe ab und postierten sich neu außerhalb der Reichweite der gegnerischen Kanonen. Die Katapulte waren auf beiden Schiffen klariert und mit schmaler Silhouette lagen die „Seetha“ und die „Orkaa – Thur“ mit dem Bug Richtung Räubernest und die ersten Feuergeschosse wurden abfeuern.

 

Der Kapitän der „Seetha“ traf mit dem ersten Schuss weit oberhalb der ersten Hütten und eine Flammenhölle explodierte und setzte eine riesige Fläche in Brand.

Das Geschoss der „ Orkaa – Thur“ zerplatzte etwas tiefer und setzte mehrere Hütten in Brand, die in einem kleinen Felseinschnitt gebaut worden waren. Das brennende Öl floss die Felsen herab und setzte alles in Brand, was es erreichte.

 

Die von den Piraten abgeschossenen Kanonenkugeln fielen wirkungslos ins Wasser, nur die aufgeworfenen Fontänen spritzten die Schiffe und die Menschen darauf nass.

Noch mal und noch mal flogen die Feuergeschosse gegen die Felswand. Das Feuer war wahnsinnig, schreiende Männer versuchten von den hohen Felsen ins Wasser zu springen, aber sie prallten auf die Felsen auf.

Die beiden Kapitäne stoppten den Beschuss und legten ihre Schiffe etwas zurück. Der Ausguck der „Seetha“ meldete, dass einige Piraten versuchen, über die Felsen zu entkommen, sie kletterten wie die Ziegen in den Felsen herum.

 

Kaah–Mer winkte ab, als er sah, das der Kapitän das Katapult richten ließ, lass es gut sein, der Rest der Piraten dürfte fürs erste genug haben

Es war noch nicht mal Mittag dieses denkwürdigen Tages, da war das Piratennest Vergangenheit. Erst als das Feuer etwas nachließ, steuerten die Kapitäne ihre Schiffe vorsichtig in die kleine Bucht, die sich nach Steuerbord überraschenderweise in den Felsen etwas verbreiterte und dort entdeckten die Menschen aus der weiten Ebene das große Piratenschiff.

Völlig hilflos lag es vor Anker.

 

Beim Anblick der beiden Schiffe sprang die Wache über Bord und versuchte sich schwimmender weise in Sicherheit zu bringen. Die Bogenschützen erwischten aber alle, von den Pfeilen getroffen, versanken sie im Wasser.

Vorsichtig wurden die „Seetha“ und die „ Orkaa – Thur“ längsseits des Piratenschiffes gesteuert und dann mit dem Piratenschiff vertäut. Die Truppführer verteilten ihre Soldaten auf dem Deck des Piratenschiffes, die Bogenschützen nahmen an der Reling Stellung und die Schwertkämpfer durchsuchten das Schiff.

 

Kaah–Mer staunte nicht schlecht, das eroberte Schiff machte einen überaus prächtigen Eindruck. Das Schiff war sehr gepflegt und viele Stellen waren mit bunter Farbe angemalt, selbst vergoldet waren viele Holzteile, so der Aufgang zum Achterdeck, der Eingang zur Kapitänskajüte und das große Steuerrad.

Vorsichtig öffnete Kah–Mer die schwere, reich verzierte und vergoldete Tür zu der Kajüte und trat ein. Teppiche auf dem Boden, Bilder an den Kajütenwänden, ein großes buntes Glasfenster auf der gegen überliegenden Kajütenwand.

 

Große Kisten und Truhen standen in der Kabine herum und mittendrin ein großer, schwerer Holztisch, davor vier gepolsterte Sessel. Dem Piratenkapitän musste es gut gegangen sein, dachte Kaah–Mer bei sich, als er ein schabendes Geräusch hörte.

Er wirbelte herum und hatte sein Schwert schon zum Schlag erhoben. Als er den jungen, dunkelhäutigen Mann sah, der aus seinem Versteck hervor kam, senkte er das Schwert.

Ein aufgeregter Wortschwall in einer ihm unbekannten Sprache sprudelte aus dem Mund des Jünglings. Kaah –Mer hob beschwichtigend seine Hände und versuchte dem jungen Mann klar zu machen, dass er jemand holen wollte, der die Sprache übersetzen konnte.

 

Der junge Mann stutzte, als er Kaah–Mer sprechen hörte und antwortete ihm in seiner Sprache, etwas stockend zwar, aber verständlich.

Der Kapitän der „Seetha“ und zwei Truppführer kamen in die Kapitänskajüte, die blanken Waffen in der Hand. Entsetzt verkroch sich der junge Mann wieder.

Kaah–Mer lachte und rief ihn wieder hervor. Die vier Männer setzten sich an den großen Tisch und Kaah–Mer forderte den jungen Mann auf, seine Geschichte zu erzählen.

Verlegen und nervös bewegte er sich anfangs vor den fremden Männern, aber er wurde sicherer in der fremden Sprache und so erfuhren die Männer sein Schicksal

 

"Sein Dorf wurde von den Piraten überfallen und alle Menschen, die nicht fliehen konnten, wurden von den Piraten gefangen genommen und auf das Schiff gebracht. Kaah–Mer zeigte fragend auf dieses Schiff.

„ Nein, nein, kam die hastige Antwort“, es war ein anderes, größeres Schiff, das Schiff war extra für den Sklavenhandel gebaut, es wurden viele Menschen auf diesem Schiff eingesperrt.

Als das Schiff vor lauter gefangenen Menschen fast schon platzte, fuhr das Schiff zu einem Sklavenmarkt. Unterwegs wurden die Toten oder Kranken einfach in das Meer geworfen, was bei den Piraten ein höllisches Gelächter hervor rief.

  Da er selbst noch sehr klein war, konnte seine Mutter ihn auf dem Schiff verstecken und so verhindern, dass er auch als Sklave verkauft werden konnte. Auf der Fahrt zu diesem Versteck der Piraten wurde er entdeckt und seitdem arbeitet er für den Kapitän als Bursche.“

 

Der Kapitän fragte nach dem Sklavenschiff, aber da zuckte der junge Mann nur hilflos mit den Schultern. Ein paar Männer brachten einen gefangenen Piraten in die Kajüte. Es war ein wuchtiger, kräftiger Mann mit breiten Schultern. Er war gefesselt und die auf ihn gerichteten Waffen ließen ihn vorsichtig bleiben.

Aber Kaah–Mer hatte sofort den Eindruck, dass der gefangene Pirat jede Gelegenheit nutzen würde, um zu fliehen.

Der Kapitän sprach den gefangenen Piraten an: „ Wann kommt das Sklavenschiff zurück?“ Der Pirat tat, als ob er von nichts wüsste.

Wieder fragte der Kapitän und die Männer, die den Piraten festhielten, drehten an den Fesseln.

Der Pirat verzog nur ein wenig sein Gesicht und schwieg weiter.

 

Kaah -Mer fragte den Piraten über den jungen Mann: „ Wo ist das Sklavenschiff?“

Wieder keine Reaktion des Piraten.

Dem Kapitän der „Seetha“ platzte der Kragen: „ Wir werden schon erfahren, was wir wissen wollen!“

Los, mitnehmen, der Gefangene wurde hinaus geführt und weiter bis zu dem Katapult.

Der Kapitän ließ den Gefangenen an der Halterung, die sonst die Feuergeschosse aufnimmt, festbinden.

Der Gefangene blickte jetzt etwas unruhig herum.

Der Kapitän fragte noch mal. „ Wo ist das Sklavenschiff und wann kommt es hier her?“

Der gefangene Pirat blieb stur und der Kapitän gab den Befehl: „ Los, abschießen!“

Der Pirat schaute erschreckt den Soldaten mit dem Schwert an, der den Befehl des Kapitäns ausführen wollte, abwehrend schüttelte der Pirat wild seinen Kopf, das die langen Haare wild hin und her flogen: „ Es ist gut, ich sag es euch.

Der Kapitän grinste: „ Warum nicht gleich so.“

Der Pirat wurde los gebunden und wieder in die Kajüte gebracht.

 

 

Kaah–Mer hatte in der Zwischenzeit die Kajüte des Piratenkapitäns durch stöbert, wobei der junge Bursche gut helfen konnte. So hatte Kah–Mer schnell Unterlagen über den Sklavenhandel gefunden, welche Dörfer schon überfallen worden sind, welche Sklavenmärkte angesteuert worden sind und wann das Schiff in diese Bucht zurück kehrt.

Kaah–Mer brauchte den Piraten nicht mehr und gab dem Kapitän den Befehl: „ Erschießt den Kerl.“

 

Beim Hinausführen begann der Pirat hastig und laut zu sprechen und nach einer Weile kam ein Soldat zu Kah –Mer zurück: „ Der Pirat hat behauptet, er kenne den Schatz des Kapitäns und er würde ihn uns geben, wenn wir ihn frei lassen.“

Kaah–Mer sprach mit dem Kapitän und den Truppführern, auch einige Soldaten beteiligten sich an der Debatte.

Nervös blickte derweil der gefangene Pirat umher.

 

Kaah–Mer beendete die Debatte mit dem Hinweis auf die anbrechende Dunkelheit: „ Lasst uns die Nacht darüber schlafen und morgen sehen wir weiter.“

 

Der Gefangene wurde sicher eingesperrt.

 

Nur langsam kehrte Ruhe auf den Schiffen ein, der Kapitän der „ Orkaa – Thur“ legte sein Schiff quer vor die Einfahrt der kleinen Bucht, so konnte niemand unbemerkt herein und niemand die Bucht unbemerkt verlassen. Der Kapitän der „ Seetha“ fuhr mit Kaah–Mer und einigen Männern zur „ Orkaa – Thur“.

 

Die Männer setzten sich in der Kapitänskajüte zusammen und besprachen die aktuellen Probleme. Die Übernahme des Piratenschiffes war nicht so einfach, weil die beiden Schiffe aus der weiten Ebene nicht mehr so viele Männer abgeben konnten, dass eine Mannschaft für das Piratenschiff zusammen kam. Klar war nur, dass das Piratenschiff auf jeden Fall übernommen wird, egal wie, es ist ein zu schönes Schiff, um es hier liegen zu lassen und es wäre obendrein sehr töricht.

 

Der von dem gefangenen Piraten erwähnte Schatz des Kapitäns spielte nur eine geringe Rolle. Viel problematischer war die unsichere Situation mit dem Sklavenschiff, laut den Unterlagen, die Kaah–Mer in der Kajüte des Piratenkapitäns gefunden hatte, dauerte es nach viele Mondzyklen bis zur Ankunft des Sklavenschiffes hier in dem Versteck.

 

Schließlich einigten sich die Männer darauf, dass sie morgen erstmal nach dem Schatz des Kapitäns suchen, die Kapitäne wollten sich darum kümmern, wie sie eine Mannschaft für das eroberte Piratenschiff zusammen bekommen.

Die Gäste der „ Orkaa – Thur“ kehrten auf die „ Seetha“ zurück und Kaah-Mer legte sich müde in die Koje. Er schlief sehr unruhig, zu viel musste er verarbeiten.

 

Kaah–Mer schloss sich den Trupp Männern an, die mit Hilfe des gefangenen Piraten nach dem Schatz suchen wollten.

Das Beiboot legte an der Kaimauer an, es roch noch furchtbar nach dem Feuer, nach verbrannten, von einigen Stellen stieg noch Rauch auf. Der Pirat führte sie sehr sicher einen schmalen Felsweg hoch zu den ganz oben liegenden Hütten.

Sie gingen aber an den Hütten vorbei und weiter in die Felsen.

Oft hatte Kaah–Mer den Eindruck, dass es jetzt wirklich nicht mehr weiter gehen könnte, aber der Pirat fand immer wieder eine Lücke in dem Fels.

Weit unter ihnen lag die kleine Bucht, die drei vor Anker liegenden Schiffe waren überdeutlich auf dem klaren Wasser zu sehen. Dauernd pendelten die Beiboote zwischen den drei Schiffen hin und her.

 

Der Pirat führte den Trupp in ein unübersichtliches Felsengewirr und blieb vor einem Felsenhaufen stehen. Er machte den Männern klar, dass dieser Felsbrocken zur Seite gerollt werden musste. Der Pirat ging etwas um den Felsen herum, sofort von zwei Soldaten verfolgt und zeigte auf mehrere stabile Balken.

Mit Hilfe der Balken konnte der Felsbrocken mit einiger Anstrengung so weit von der Felswand weg gedrückt werden, bis eine Öffnung in der Felswand zu sehen war.

Die Männer brachen in Jubelgeschrei aus, Kaah–Mer bremste sie etwas, langsam, langsam, noch sagt uns das gar nichts. Zwei Männer wollten schon in das Felsloch klettern, Kaah–Mer stoppte sie mit dem Hinweis: „ Wir wissen doch überhaupt nicht, welche Überraschungen uns darin erwarten.“

Er schickte den Piraten zu den beiden Soldaten: „ Lasst ihn als erster in die Höhle gehen.“

Jetzt wirkte der gefangene Pirat plötzlich sehr unruhig und er wehrte sich, in die Höhle zu steigen. „ Was ist los“, wollte Kaah–Mer jetzt wissen, „ da wartet wohl eine Falle auf uns oder?“

 

Der Pirat gab auf und erklärte, dass mitten im Gang eine getarnte tiefe Fallgrube ist, durch die man bis herunter ins Meer fällt.

Die Soldaten entzündeten die Fackeln, die sie am Höhleneingang vorfanden und gingen vorsichtig in die Höhle. Mit tastenden Schritten bewegten sie sich vorwärts, bis einer plötzlich stoppte: „ Ich habe die Fallgrube gefunden!“

Aufgeregt kamen die anderen näher und der Soldat hob eine alte Decke hoch, die auf dünnen Zweigen lag und damit die Fallgrube tarnte. „ Holen wir die dicken Balken herein“, schlug Kaah–Mer vor“ und decken die Fallgrube damit ab.

 

 Jetzt konnte die Falle gefahrlos passiert werden und der Pirat ging jetzt zielstrebig in die Tiefe der Höhle. Im Schein der Fackeln konnte Kaah–Mer sehen, das es keine besonders große Höhle war, der Gang blieb schmal und die Decke war dicht über ihren Köpfen.

Der Höhlengang machte einen kleinen Knick nach rechts und war zu Ende.

Verblüfft standen die Männer aus der weiten Ebene vor den aufgestapelten Kisten. Alle Kisten waren aus stabilem Holz gefertigt und mit schweren Beschlägen versehen.

Kaah–Mer wies die Männer an, die Kisten aus der Höhle zu tragen. Hinter den Kisten lagen noch mehrere grobe Leinensäcke, prall gefüllt.

Es dauerte eine Zeit, bis sich der ganze Schatz draußen vor dem Höhleneingang stapelte. Kaah–Mer ließ einen der Säcke öffnen und heraus fielen Goldmünzen, Unmengen von Goldmünzen.

Der Pirat zeigte Kaah–Mer hinter dem Fels eine Hebevorrichtung, mit der die schweren Kisten bequem herunter geschafft werden konnten.

 

Abends stapelte sich der Schatz des Piraten an der Kaimauer und alle standen staunend davor herum. So etwas hatten sie noch nie gesehen, was will bloß ein Mensch mit dem Reichtum anfangen?

Der Pirat machte sich vorsichtig bemerkbar: „ Ob er jetzt gehen dürfte?“

Kaah–Mer sah zu den beiden Kapitänen und zu den Truppführern, die Männer nickten zustimmend.

Kaah–Mer zeigte dem Piraten ein kleines Boot, griff in einen der geöffneten Säcke und holte eine Handvoll Goldmünzen heraus, gab sie dem Piraten und sagte ihm: „ Er solle auf nimmer wiedersehen verschwinden:“

Der Pirat schwang sich in das Boot, ruderte zum Ausgang der Bucht, setzte dann das kleine Segel, bog nach Süden und war verschwunden.

 

 Kaah–Mer sagte zu seinen Leuten: „ Wir werden morgen den Schatz gleichmäßig an alle verteilen.“ Aber die Männer und Frauen wehrten ab und ein Mann trat vor und sagte: „ Der Schatz soll der ganzen weiten Ebene gehören, Jedes Dorf soll einen Anteil bekommen und im Notfall davon gebrauchen.“

Alle zeigten ihr Einverständ-nis und Kaah–Mer sagte: „ Dann werden wir den Schatz auf die drei Schiffe unterbringen und in der weiten Ebene entsprechend verteilen.“

 

Die beiden Kapitäne informierten Kaah–Mer, wie sie die Mannschaft für das eroberte Schiff geplant hatten. „ Wir können nur eine sehr knappe Notbesatzung für das Schiff abstellen, wir müssen versuchen, in der Stadt Männer für unsere Schiffe anzuheuern. Sonst wird es nicht möglich sein, alle drei Schiffe bis zur weiten Ebene zu segeln!“

Kaah–Mer sagte den beiden Kapitänen: „ Ihr habt gut gearbeitet, euer Plan, Männer in der Stadt anzuheuern, wird bestimmt klappen.Wir haben ja genug verlockende Argumente“ und wies auf den Schatz auf der Kaimauer. Der Kapitän der „ Seetha“ rief einen jüngeren Mann zu sich und stellte ihm Kaah–Mer als Kapitän des eroberten Schiffes vor. Zusätzlich trat eine große, kräftige Soldatin vor, „sie soll sich um die Belange des Schiffes als Proviantmeister kümmern“, sagte der Kapitän zu Kaah–Mer.

 

Die drei Kapitäne empfahlen Kaah–Mer einen Rundgang auf dem ehemaligen Piratenschiffes, er wird erstaunt sein, was das Schiff noch alles an Bord hat.

Die Männer ruderten herüber zu dem Schiff und Kaah–Mer musste wieder zugeben, dass es ein ausnehmend schönes Schiff.ist In schönen, eleganten Linien gebaut, in zwei Decks übereinander drohten die Luken der Kanonen, er zählte die Kanonen und kam auf vierundzwanzig auf jeder Seite des Schiffes. Die Masten ragten hoch in den Himmel, Kaah–Mer zählte die Segelstangen an dem Hauptmast, vier Segel übereinander, das muss ein schnelles Schiff sein und ein sehr wehrhaftes dazu.

Überall war das goldfarbene Metall verarbeitet, das Tauwerk war fast weiß gebleicht und lag sauber aufgeschossen an Deck. Selbst unter Deck herrschte peinliche Ordnung, alles lag an Ort und Stelle, die Kanonen waren sauber verzurrt, die Kanonenkugeln penibel gestapelt.

 

Als Kaah–Mer die Pulverkammer sah und die Vorräte an Kugeln, dämmerte es Kaah–Mer, dieses noble Aussehen des Schiffes sollte die anderen Schiffe, die der Piratenkapitän überfallen wollte, täuschen, in Sicherheit wiegen und wenn das Piratenschiff nahe genug an dem Opfer heran gekommen war – fielen die Stückpforten und die vielen Kanonen zeigten dann das wahre Gesicht der Piraten.

 

Das Piratennest wurde gründlich durchsucht und alles mitgenommen, was irgendwie noch brauchbar schien, viele Waffen waren darunter, auch Proviant, Kleider, Decken und Felle. Die in den Felsen aufgebauten Kanonen wurden auf die drei Schiffe verbracht, der Piratenschatz war auf die drei Schiffe verteilt.

 

Kaah–Mer einigte sich mit seinen drei Kapitänen darauf, heute Abend eine kleine Feier für alle zu starten, für ihren Erfolg über die Piraten. Morgen soll dann ein Ruhetag eingelegt werden.

Die Feier wurde an Land angerichtet, die Küche hat so richtig gezaubert und aus den Vorräten eine lange Tafeln feiner Speisen gekocht.

Die Fässer mit dem roten Wein wurden angeschlagen und der eine oder andere schaute sehr tief in seinen Becher.

 

Im Laufe des Ruhetages wurden die letzten Vorbereitungen für die Rückreise zu der Stadt im Norden getroffen, die Seemänner und die Soldatinnen und Soldaten wurden auf die drei Schiffe verteilt.

Wegen der knappen Besatzungen sollte die Reise direkt und unverzüglich von statten gehen. Wie besprochen, sollte dann in der Stadt versucht werden, Männer für die Schiffe anzuheuern.

 

Der Abreisetag zeigte sich trübe, Wolken verhangen und es wehte ein kräftiger Wind. Die drei Schiffe verließen die Piratenbucht vorsichtig mit sparsamer Besegelung.

Als die Schiffe aus dem Schutz der hohen Felsenküste kamen, wurden sie von dem Wind kräftig gepackt und voran gedrückt. Jetzt zeigte sich deutlich, dass das Piratenschiff über Segeleigenschaften verfügt, dass es den beiden anderen Schiffen hoch überlegen war.

Alle drei Schiffe führten in etwa die gleichen Segel, aber das Piratenschiff zog davon, als hätte es zusätzliche verborgene Segel aufgezogen.

 

Der Wind hielt an und die drei Kapitäne führten verschiedene Manöver aus und wieder zeigte es sich, dass das eroberte Schiff auch hier mit einer enormen Wendigkeit glänzen konnte, es führte die angezeigten Manöver mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit durch, das es eine wahre Freude war.

 

Das Meer rollte in gleichmäßigen Wellen von Südosten nach Nordwesten, der blies immer noch unverändert stark und die Wimpel in den Masten zeigten an: Vollzeug!

Knatternd entfalteten sich die vielen Segel, die Schiffe legten sich unter den Druck der vollen Besegelung leicht auf den Backbordbug und nahmen mächtig Fahrt auf

Schnell setzte sich das Piratenschiff an die Spitze der drei Schiffe und ließ die „Seetha“ und die „ Orkaa – Thur“ deutlich hinter sich und sie wurde noch schneller.

Der Kapitän ließ jetzt sogar noch weitere Segel zwischen die Masten setzen. Das Schiff schoss davon und ließ die beiden anderen Schiffe weit hinter sich. Aber der Kapitän ließ das Schiff dann in den Wind schießen, wartete brav auf die beiden Schiffe und ordnete sich wieder in die Formation ein.

 

Die drei auf die Stadt zu segelnden Schiffe lösten in der Stadt helle Aufregung aus, voller Panik rannten die Menschen von Feldern in die Stadt. Vorsichtig steuerten die Kapitäne ihre Schiffe durch die recht enge Hafeneinfahrt in den kleinen Hafen und vertäuten ihre Schiffe an der Kaimauer.

Jetzt wurden sie erkannt und voller Erleichterung strömten die Menschen zusammen und als sie erfuhren, dass das Piratennest vernichtet worden ist, tanzten sie vor Freude auf den Strassen.

Die begeisterten Menschen aus der Stadt feierten die Vernichtung der Piraten drei Tage lang, es schien als wollten sie mit dem Feiern gar nicht mehr aufhören, überall war die grenzenlose Erleichterung über die verschwundene Bedrohung zu spüren.

 

Die Kapitäne freuten sich über die vielen Männer und Frauen, die auf ihren Schiffen anheuern wollten, viele waren darunter, die schon auf Schiffen gearbeitet hatten und daher schon einige Erfahrung mitbrachten.

Der Jubel und die Begeisterung der Bewohner der Stadt kannten keine Grenzen mehr, als sie erfuhren, dass die Stadt den größten Teil des erbeuteten Piratenschatzes erhält. Die Frauen und Männer aus der weiten Ebene hatten so entschieden, sie brauchten den Schatz nicht und die Stadt konnte damit etwas für die erlittenen Überfälle entschädigt werden.

Der Stadtrat empfahl Kaah–Mer die im Osten an der Küste liegende große Stadt zu meiden, die Stadt ist gefährlich und niederträchtig. Kaah–Mer merkte sich den Rat und gab seinerseits dem Stadtrat den Rat, sich von dem Schatz Kanonen anzuschaffen als Schutz für die Stadt. Wenn sich herum spricht, dass die Stadt mit Kanonen bestückt ist, werden sie sicherlich Ruhe vor Überfällen haben. Im besten Einvernehmen trennten sich die Menschen und die drei Schiffe segelten nach Osten, dem Uferverlauf folgend.

 

 Am Abend sahen sie die große Stadt, vor der sie gewarnt wurden.

Sie segelten daran vorbei und blieben auch aus Vorsicht die Nacht über auf den Schiffen.

 

Die Bucht wandte sich jetzt etwas nach Süden, um dann wieder nach Nordosten zurück zu kehren.

Die Schiffe umrundeten ein vorspringendes Kap und fanden dort einen günstigen Ankerplatz.

 

Die Schiffe folgten der Küste, an der sich Dorf an Dorf reihte, zwischendurch auch mal eine größere Stadt zeigte, bis die Küste einen Bogen scharf nach Süden machte.

Der Küstenverlauf wurde unübersichtlich, Felsen lagen weit im Wasser, das felsige Ufer versperrte den Blick in das Landesinnere. Es folgten flache Uferstücke mit feinem Sand, im Hinterland war eine Stadt zu erkennen.

 

 Die drei Schiffe durchfuhren eine Meerenge, die durch eine kleine Insel vor dem Festland entstanden ist. Die Kapitäne entschieden, die Nacht am Ufer der kleinen Insel zu verbringen.

Die Menschen auf den Schiffen sahen die weiter im Westen liegende, größere Insel nicht, der nach Süden eine weitere, noch größere Insel folgte.

Da die Schiffe weiterhin dem Uferverlauf des Festlandes folgten und dieses sich im Laufe der Sonnenreise nach Osten bog, blieben diese zwei Inseln auch unentdeckt. Je weiter die Schiffe nach Südosten segelten, umso mehr Schiffe begegneten sie, der Schiffsverkehr war noch lebhafter als vor der großen Stadt Barcino.

 

Die Schiffe strebten alle einen Punkt an der Küste an, der Kapitän der „ Seetha“ erkundigte sich etwas irritiert bei seinem Ausguck, ob er etwas entdecken kann. Die verneinende Antwort kam schnell: „ Nichts besonderes zu sehen.“

Der Kapitän wunderte sich etwas, wo segeln diese vielen Schiffe denn dann bloß hin? Etwas später gab der Ausguck seinem Kapitän die Antwort. „ Backbord voraus Hafen gesichtet!“

 

Die drei Kapitäne ließen ihre Schiffe etwas aus der Fahrrinne segeln und anschließend die Segel bergen, leicht dümpelnd lagen die Schiffe vor der Küste. Die Kapitäne trafen sich zur Besprechung auf der „Seetha“, vorrangig ging es um die Auffrischung des Proviants.

So beschlossen sie, den Hafen anzusteuern, um Proviant aufzunehmen.

 

Der Hafen öffnete sich auf der Backbordseite und sehr vorsichtig wurden die Schiffe durch das Gewimmel von Schiffen und Booten aller Größen, in den Hafen gesteuert.

Von der Besatzung eines kleinen Bootes wurden sie an drei Liegeplätze verwiesen.

 

Als sich Kaah–Mer die Beine an Land vertrat, musste er feststellen, dass die drei Schiffe einen imposanten Eindruck vermittelten, es waren wirklich schöne und starke Schiffe, die Stückpforten der vielen Kanonen waren unübersehbar.

Der Hafenmeister kam mit einigen Männern auffallend vorsichtig und sehr höflich zu den Schiffen und fragte nach den Wünschen. Als er erfuhr, dass die Schiffe nur Proviant aufnehmen und dann ihre Reise fortsetzen wollen, sah jeder seine Erleichterung. Diese drei Schiffe waren schon etwas furchteinflößend.

 

Kaah–Mer erfuhr während des kurzen Gespräches, dass die Stadt weiter im Hinterland liegt, aber in einer Tagesreise gut zu erreichen ist. Der Kapitän der „ Seetha“ erkundigte sich bei Kaah–Mer, ob er einen Besuch der Stadt plant. Kaah–Mer war sich unschlüssig, er war irgendwie unruhig, er war sich ziemlich sicher, dass er nur noch nach Hause wollte.

Der Kapitän sagte zu Kaah–Mer: „ Ich kümmere mich um das Schiff, gebt mir eueren Entschluss bekannt.“ Kaah–Mer stand am Bug der „Seetha“ und sah sich den Hafenbetrieb an, es war schon eine mächtige Betriebsamkeit, Schiffe wurden entladen und wieder beladen, Waren wurden auf Fuhrwerke verladen und Richtung Stadt gefahren, Kolonnen von Tragetieren, hoch beladen, zogen Land einwärts und über alles lag ein unwahrscheinliches Stimmengewirr und ein unbeschreiblicher Lärm.

 

Kaah–Mer informierte seinen Kapitän, das sie noch ein paar Sonnenreisen weiter der Küste in Richtung Südosten folgen und sich dann Richtung Westen orientieren, durch die Meerenge fahren und dann Richtung weite Ebene.

Der Kapitän nickte dazu: „ Wir haben immer noch keinen Namen für unser drittes Schiff, vielleicht können wir dem Schiff vor der Abreise einen Namen geben.“

Kaah–Mer hatte es total vergessen, das das Schiff immer namenlos über das Meer segelte, die Leute sollen mir Vorschläge machen, schloss Kaah–Mer.

Während des Abendessens erhielt Kaah–Mer einige Vorschläge für die Namensgebung für das erbeutete Piraten- schiff, unter den eingereichten Namen fiel ihm sofort der Name einer der Großen der weiten Ebene auf: Soll–The!

 

Kaah–Mer fragte die Menschen auf den Schiffen, ob sie mit dem Namen „ Soll – The“ einverstanden sind. So wurde das ehemalige Piratenschiff auf den Namen „ Soll – The“ getauft.

Die drei Schiffe segelten, wie von Kaah–Mer angesagt, weiter nach Süden, dem Küstenverlauf folgend. Die Küste bog sich noch etwas mehr nach Osten, sie zeigte ein abwechselungsreiches Bild. Mal mit flachen Sandstränden, dann folgten felsige Abschnitte, auch kamen kleinere Gebirge bis an die Küste, Dörfer drückten sich in die kleinen Buchten. Wieder sahen sie eine große Stadt in einer Bucht liegen Gekrönt von einem Feuerberg, aus dessen Kegel eine furchter-regende Rauchwolke quoll.

Die Menschen auf den Schiffen wurden unruhig, zu sehr erinnerte sie dieser Berg an die Feuerberge im Land der wilden Horde. Sie ließen diese Stadt im Backbord liegen und steuerten einen feinen Sandstrand für die Nacht an.

Viele der Menschen auf den Schiffen nutzten die Zeit vor dem Essen für ein erfrischendes Bad in dem warmen Meer. Kaah–Mer freute sich über die Späße der im Wasser planschenden Menschen, die Stimmung der Menschen war gut, auch die neu hinzu gekommenen Menschen waren in der Gemeinschaft angekommen.

 

Kaah–Mer lag mit offenen Augen in der Koje, die Fenster der Kajüte weit offen, es war immer noch sehr warm, obwohl die Sonne schon lange vom Himmel verschwunden war, Der gelbe Mond stand voll und rund am Himmel. Kaah–Mer dachte an Doree und an Alka – An, an zu Hause und an die weite Ebene. Er war sich sicher, es wurde Zeit für die Rückreise. 

 

In den folgenden Tagen krümmte sich die Küste sehr genau nach Süden, um dann nach Südwesten zu zeigen, sie fuhren an einer Meerenge vorbei. An beiden Kaps waren Städte zu sehen, aber Kaah–Mer zeigte an, weiter segeln.

Die Küste zeigte jetzt direkt nach Westen, die Schiffe folgten ihr, ohne zu ahnen, dass es sich um die Küste einer Insel handelte. Einen Tag später segelten sie wieder an einer größeren Stadt vorbei, die auch von einem gewaltigen und Furcht einflössenden Feuerberg beherrscht wurde, um dann in einem kleinen Dorf anzulanden, um die Wasservorräte zu erneuern und um den Proviant zu ergänzen.

Die Ankunft der drei großen Schiffe löste bei den Dorfbewohnern helles Entsetzen aus. Sie beruhigten sich erst, als sie feststellten, dass es keine Räuber oder Piraten waren.

Die Boote brachten die mit frischem Wasser gefüllten Fässer an Bord der Schiffe. Die Dorfbewohner brachten alles an Nahrung, was sie entbehren konnten.

Sie freuten sich über die großzügige Bezahlung der Fremden.

 

Der Kapitän der „ Orkaa – Thur“ berichtete Kaah–Mer, das er von den Dorfbewohnern erfahren hatte, das sie das Piratenschiff wieder erkannt haben und aufgeregt nach gefragt hatten, was passiert sei.

Als sie erfuhren, dass die Piraten von uns besiegt und vernichtet worden waren, fielen sie den Menschen von den Schiffen vor Freude und Erleichterung um den Hals.

Von dem Dorfersten erfuhren die Kapitäne, dass sie, wenn sie immer weiter nach Westen segeln, zu der Meerenge gelangen.

Zur linken Seite ist eine trockene, felsige Küste zu sehen. So erfuhren sie auch noch, dass sich das Dorf auf einer Insel befindet. 

 

Den folgenden Tag könnte sich Kaah–Mer und seinen Begleitern als Ruhetag, es war angenehm, entspannt in der Sonne zu liegen, die hübschen Mädchen aus dem Dorf verwöhnten sie mit frischen Früchten und kühlem Wein. Gegen Abend wurden sie alle von einer heißen Liebesgeschichte erheitert, einer der jungen Männer aus dem Dorf hatte sich wohl hals über kopf in die kesse kleine Bogenschützin verguckt und stand jetzt mit flehenden Augen vor Kaah–Mer und den Kapitänen und bat die Männer, mit fahren zu dürfen, er werde sonst sterben.

 

Die hübsche junge Frau stand hinter ihrem Verehrer und sah Kaah–Mer bittend an. Die Männer konnten der Bitte nicht widerstehen und halfen so dem jungen Glück auf die Sprünge.

Am nächsten Morgen folgte ein sehr gefühlsbetonter Abschied, man hatte wirklich den Eindruck, als ob sich die Menschen schon ihr Leben lang kennen.

Überglücklich verschwand das junge Paar auf der „ Soll – The“, beladen mit Kisten und Bündeln.

Kaah–Mer zeigte die Richtung an, weiter nach Westen!

 

Die drei Schiffe ließen die Insel achtern Backbord liegen und segelten mit dem leichten Wind, bei herrlichem Wetter, die Sonne stand heiß an dem blauen Himmel, über das beinah spiegelglatte Wasser nach Westen.

Die von den Männern aus dem Dorf erwähnte Küste tauchte auf der Backbordseite voraus auf, als Kaah–Mer plötzlich sah, dass auf der „ Soll – The“ die Signalwimpel heftig bedient wurden und von den beiden anderen Schiffen ebenso schnell.

Jetzt spürte auch Kaah–Mer eine Veränderung, es schien ihm, als halte die Welt den Atem an. Auf dem spiegelglatten Wasser waren seltsame Ringwellen zu sehen, die von Süden auf die Schiffe zu rollten. Ein unheimliches Dröhnen, ein furchteinflößendes Grollen lag in der Luft.

 

Die Menschen auf den Schiffen wussten nichts mit dieser Situation anzufangen. Kaah–Mer stellte fest, dass die drei Kapitäne ihre Schiffe mit dem Bug in südliche Richtung drehten und da sah auch Kaah–Mer mit heißem Erschrecken die riesigen Wellen, die mit rasender Geschwindigkeit auf die drei Schiffe zu rollten.

Die Schiffe wurden von der ersten Riesenwelle mit Urgewalt in schwindelnden Höhen gerissen. Entsetzensschreie gellten über die Schiffe, über allem die starke Stimme des Kapitäns: „ Festhalten, festhalten, sichert euch!“

Wieder schrien und kreischten die Menschen vor Entsetzen, als die Schiffe in das Wellental stürzten und schon wurden die Schiffe von der nächsten Riesenwelle hochgerissen. Kaah–Mer sah sich hastig um, aber er konnte noch keinen größeren Schaden an der „ Seetha“ feststellen.

Er begegnete dem Blick des Kapitäns, der ruhig und gefasst bei dem Steuermann stand und besonnen seine Befehle gab. Der Kapitän nickte Kaah–Mer kurz beruhigend zu, wir schaffen es!

Die dritte und vierte Riesenwelle wurden von den Schiffen gemeistert, die fünfte Welle war schon deutlich niedriger, aber immer noch gewaltig.

 

Kaah–Mer zerbrach sich den Kopf, wo kommen diese Riesenwellen bloß her, der Wind war viel zu schwach, um solche Wellenberge zu erzeugen. Selbst wenn irgendwo auf dem Meer ein Sturm getobt hätte, wären solche Wellen nicht möglich.

 

Die Sonne stand strahlend an dem blauen Himmel, langsam ließ dieses schreckliche Dröhnen nach, das die ganze Zeit über in der Luft hing. Auch das Meer beruhigte sich zu sehens, die Menschen fielen sich erleichtert in die Arme, das war ja Mal ein Abenteuer gewesen.

Die Schiffe schaukelten jetzt in der leichten Dünung und die Kapitäne trafen sich auf der „ Orkaa – Thur“, um diesen Vorfall zu besprechen. Die Menschen an Bord der Schiffe beruhigten sich auch wieder, lautes Stimmengewirr zeugte aber davon, dass das Geschehene noch für heftigen Gesprächsstoff sorgte, erst mit der Essensausgabe wurde es auf den Schiffen ruhiger.

Die Kapitäne der drei Schiffe kamen zu der Ansicht, das irgend etwas auf dem Meeresboden eingebrochen sein muss, dass dann die Riesenwellen verursacht hatte oder eventuell ist ein größerer Küstenstreifen abgebrochen und ins Meer gestürzt.

Auf jeden Fall können sie froh sein, das sie diese Situation gut überstanden haben, die drei Schiffe haben sich prima gehalten. Die Mannschaften auf den Schiffen hatten inzwischen mit den Aufräumungsarbeiten begonnen, durch die Riesenwellen ist doch einiges durcheinander geraten. Aber größere Schäden waren nicht zu vermelden.

 

Die Schiffe setzten ihre Reise fort, der Rest der Aufräumarbeiten konnte während der Fahrt erledigt werden. Sie erreichten die Felsenküste und nach einem Ankerplatz suchend, segelten die Schiffe langsam an der hohen, trutzigen Felsenküste entlang, ohne jeden Erfolg.

Die Küste war einfach zu unwirtlich und die Felsen im Wasser waren für die Schiffe einfach zu gefährlich. So steuerten die Kapitäne ihre Schiffe weiter auf das offene Meer, mit einem gehörigen Abstand zur Küste und segelten weiter Richtung Westen.

Im hellen Mondschein segelten die Schiffe mit leichtem Wind über das wieder glatte Meer, auf der Backbordseite leuchtete matt im Mondlicht die schroffe Felsenküste. 

 

Am nächsten Morgen, im noch frühen Morgenlicht, meldete der Ausguck der „ Seetha“: „ Backbord voraus, Häuser auf den Felsen.“ Kaah–Mer sah die Häuser auch, kleine, bescheidene Häuser, ein paar nur hoch auf den Felsen.

Die Sonne brannte schon am frühen Tag erbarmungslos auf die Schiffe, die Proviantmeister machten sich Sorgen wegen der Trinkwasservorräte. Das heiße Wetter verdarb das Wasser sehr schnell, in den meisten Fässern war nur noch eine grüne Brühe, die vor Lebewesen nur so wimmelte.

 

Der junge Mann aus dem Dorf zeigte dem Proviantmeister, dass das Wasser, vermischt mit etwas von dem roten Wein, etwas länger trinkbar blieb. Aber trotzdem brauchten sie dringend frisches Wasser. 

Die drei Schiffe krochen nur noch über das spiegelglatte Wasser, durch die Gluthitze schlief der schwache Wind gänzlich ein und die Schiffe dümpelten bewegungslos auf der Stelle.

Die Menschen verkrochen sich unter die aufgespannten Sonnensegel, um etwas Schutz vor der sengenden Sonne zu haben.

Der Durst wurde unerträglich. Die Windstille hielt bis weit in die Nacht an, der Wind kam erst mit der Nachtkühle auf. Die Schiffe nahmen trotz Vollzeug nur zögerlich Fahrt auf.

 

An nächsten Morgen das gleiche Bild, an der Backbordseite die schroffe, zerklüftete Felsenküste, Steuerbord das bleierne Meer und über alles der glühende Sonnenball. In der Nacht kam dann wieder etwas Wind auf und die Schiffe kamen ein wenig voran.

Die Felsenküste richtete sich im Laufe des Tages etwas nach Nordwesten aus und von den hohen Felsen blies plötzlich ein heimtückischer, starker Wind auf das Meer und packte die Schiffe heftig und drückte sie auf den Steuerbordbug.

Blitzschnell waren die Segel getrimmt und die Schiffe segelten mit hoher Geschwindigkeit nach Westen, genauso plötzlich wie der Wind gekommen war, verschwand er und wieder dümpelten die Schiffe vor sich hin. Aber die Kapitäne waren vorsichtig, sie hielten die Seeleute an den Leinen und genauso überraschend, wie er verschwunden war, fegte der Wind jetzt mit starken Böen von der Felsenküste herunter und packte die Schiffe. Der Kapitän der „ Orkaa – Thur“ setzte Wimpel und empfahl seinen Kameraden, soweit wie möglich nach Norden zu segeln, um aus dieser Flautenzone vor der Felsenküste frei zu kommen.

 

Die beiden anderen Schiffe reagierten sofort und mit der Fahrt aus den Böen erreichten die Schiffe wieder den, wenn auch schwachen, aber gleichmäßigen Wind, den sie von ihrer zurück liegenden Reise noch kannten. Jetzt segelten die Schiffe in einem gleichmäßigen Tempo nach Nordwesten und erreichten nach zwei Tagen eine kleine Insel, auf der sie endlich Frischwasser fanden.

 

 Sie legten einen Ruhetag ein, die Hitze und der Wassermangel hatten die Menschen ziemlich geschafft. Gegen Nachmittag kamen vorsichtig einige Männer in das Lager und fragten nach, ob sie Nahrungsmittel brauchen.

Die Kapitäne waren hocherfreut und die Proviantmeister nahmen einige Männer und marschierten mit den Männern aus dem Dorf los.

 

Es dauerte nicht lange und sie standen am Rand einer schmalen Mulde und sahen auf das kleine Dorf. Beim Anblick der Fremden waren die Einwohner blitzschnell in den Häusern verschwunden und kamen erst wieder zum Vorschein, nachdem sie von ihren Männern erfahren hatten, dass die Fremden friedlich seien und nur wegen Proviant mit gekommen sind.

 

Die Dorfbewohner brachten alles an Nahrung zum Dorfplatz, was sie entbehren konnten und nahmen mit ungläubigem Staunen die Goldmünzen von den Fremden entgegen.

Außer dem Proviant kamen noch vier junge Männer aus dem Dorf mit, sie wollten ihr Glück in der Fremde suchen.

 

Die drei Schiffe segelten noch an zwei weiteren Inseln vorbei und die Kapitäne richteten dann ihren Kurs nach Westsüdwest aus, um die Meerenge zu erreichen. Der Wind wehte immer noch schwach, aber stetig, so das die Schiffe ganz gut voran kamen.

Die Schiffe erreichten das kleine Dorf oberhalb des ehemaligen Piratendorfes und wurden von den Bewohnern überaus freundlich begrüßt. Da jetzt die Verständigung durch den Zugang der neuen Mitreisenden kein Problem mehr darstellte, konnten die Bewohner jetzt die Erlebnisse der Reise erfahren.

Als sie dazu noch erfuhren, dass die Piraten von der Insel auch vernichtet worden waren, breitete sich allenthalben große Freude aus. Die Dorfbewohner bereiteten den Fremden ein Festmahl und der Dorfälteste war heilfroh, dass die drei Schiffe, die vor seinem Dorf ankerten, keine Bedrohung darstellten.

Ihm lief ein leichtes Entsetzen über den Rücken, wenn er daran dachte, was diese drei Schiffe mit seinem Dorf anstellen könnten, wenn sie in feindlicher Absicht gekommen wären und im Stillen dankte er all seinen Göttern, dass die Fremden so friedliche Menschen waren. Er hatte mittlerweile den Eindruck, dass den Fremden gar nicht bewusst war, welche Macht sie mit den drei Schiffen besaßen. Er ging äußerst angenehm beruhigt zum Fest zurück. 

 

Die Schiffe segelten jetzt nach Süden, kamen an dem zerstörten Piratendorf vorbei und verbrachten die Nacht an einem kleinen Fluss, der dort still im Meer mündete. Es wurde noch mal Frischwasser gebunkert und die Schiffe segelten langsam auf die Meerenge zu.

 

Das Wetter hat sich enorm verändert, am Himmel jagten sich tief hängende, dunkle Wolken, der Wind blies heftig und drehte sich ständig. Die Seeleute hatten alle Hände voll zu tun, um die Schiffe auf Kurs zu halten.

Sie näherten sich der Meerenge, erkennbar an den immer enger werdenden Felswänden, von Backbord drückten die Felsen das Meer zusammen. Die Wellen wurden höher und die Schiffe stampften schwer in dem sehr unruhigen Wasser.

Und dann breitete sich blitzschnell auf den Schiffen blankes Entsetzen aus, die Schiffe umrundeten eine kleine, felsige Landzunge und sahen jetzt die Meerenge, riesige Wellenberge rollten auf die Schiffe zu, krachend tauchte der Bug der „Seetha“ in die erste Welle ein und alles war sofort klatschnass, die Kapitäne ließen sofort die Segel reffen. Aber selbst mit dem reduzierten Tuch drückte der Sturm die Schiffe in die Meerenge.

 

Kaah–Mer kam die Meerenge jetzt noch viel enger vor, als bei der ersten Durchfahrt, bedrohlich ragten die dunklen Felsen in den grauen, fast schwarzen, Wolken verhangenen Himmel, heftig arbeiteten sich die Schiffe durch die gewaltigen Wellen.

Jetzt verloren die Schiffe mit den gerefften Segeln zu viel Fahrt, sie liefen schon fast aus dem Ruder, sehr vorsichtig ließen die Kapitäne mehr Tuch setzen, gerade so viel, dass sie wieder Druck auf dem Ruder hatten.

 

An den Felsen konnte Kaah–Mer erkennen, das die Schiffe fast auf der Stelle verharrten. Sie wurden von den großen, hohen Wellen zurück gedrückt. Anderseits konnten die Kapitäne nicht mehr Segel setzen, um die Schiffe nicht zu gefährden. Der Kapitän der „Seetha“ erfasste die Situation und trat zu Kaah–Mer: „ Wir sollten umkehren und den Sturm abwarten!“ Schrie er in den heulenden Sturm, Kaah–Mer erkannte mehr an der Mundbewegung, was der Kapitän wollte, als das er in dem Getose etwas verstehen konnte.

 

Der Sturm heulte und pfiff um die Schiffe, die Wellen klatschten gegen sie, es war wie ein Höllentanz. Die Signalwimpel wurden gesetzt und die Schiffe drehten ab und segelten nach Nordosten die Küste wieder hoch. Sie fanden eine windgeschützte Bucht, die vorgelagerten Felsen dienten gut als Wellenbrecher. Erschöpft saßen und hockten die Menschen auf den Schiffen, es war für alle ein harter Tag auf dem stürmischen Meer gewesen.

 

Langsam begann die Küche, das Essen vorzubereiten, dass weckte die Lebensgeister der Menschen und sie begannen, die Unordnung, die der Sturm verursacht hatte, zu klarieren. Beim Essen begann sich die Anspannung und die Besorgnis des Tages zu legen. Kaah–Mer besprach mit den drei Kapitänen ihre weitere Vorgehensweise, schnell waren sich die Männer einig, dass sie auf jeden Fall den Sturm abwarten, sie wollen jedes Risiko für Schiff und Menschen vermeiden.

 

Der Sturm tobte über die kleine Bucht hinweg und die Menschen verkrochen sich in ihre Zelte oder in ihre Kojen auf den Schiffen. Es war nach der Gluthitze der vergangenen Tage ungewohnt kalt und ungemütlich.

Kaah–Mer saß mit den drei Kapitänen und zwei Truppführern in seiner Kajüte zusammen und besprachen den vergangenen Tag.Einer der Truppführer sagte noch immer schaudernd: „ Die Wellen waren schon zum Fürchten, wie die gegen Felsen klatschten und der Gischt von dem Sturm weggeblasen wurde, ein furchtbares Bild.

„Die Wellen waren so riesig hoch durch die Meerenge, der Sturm im Westen presste das Wasser in die Meerenge und der Sturm, in den wir geraten waren, drückte dagegen,“ erklärte einer der Kapitäne, „ dadurch sprang die Wellen auch wie verrückt in alle Richtungen.“

„ Wir müssen einfach die Stürme abwarten, so kommen wir nicht durch die Meerenge, „ meldete sich der nächste zu Wort, „ ich möchte auf gar keinen Fall Mensch und Schiff unnötig in Gefahr bringen.“

 „ Das wollen wir alle nicht“, sagte Kaah–Mer, „ wir bleiben hier in der Bucht vor Anker, hier sind wir geschützt, Proviant und Wasser sind ja ausreichend vorhanden.“

 

Nur wie von ferne hörten die Männer in der Kajüte den Sturm heulen, als wolle er anzeigen, dass er noch lange nicht aufgibt und tatsächlich tobte der Sturm noch zwei weitere Tage, bis er endlich abflaute und die Menschen die Schiffe zur Weiterfahrt klar machen konnten.

Der Wind war immer noch deutlich stärker, als in den vergangenen Sonnenreisen, auch rollten noch immer große Wellen über das Meer, aber die Kapitäne steuerten ihre Schiffe unbeirrt in Richtung Meerenge und kamen mit dem fast achterlichen Wind in der Meerenge gut voran.

Der Sturm im Westen hatte sich komplett gelegt, die Wellen aus West und Ost prallten noch in der Meerenge auf einander und schüttelten die Schiffe höllisch durch einander. Aber nicht desto zum Trotz, kamen sie mit gut voran und zum Abend hin hatten sie die engste Stelle der Meerenge hinter sich gelassen.

 

Alle drei Schiffe trugen jetzt Vollzeug und lagen prächtig am Wind. Mit weißer, schäumender Bugwelle rauschten sie durch das Wasser, das langsam ruhiger wurde und in eine gleichmäßige Dünung überging.

 

Kaah–Mer sortierte seine Sachen in der Kajüte, als die junge Kartenzeichnerin eintrat: „ Ich möchte dir die neuesten Karten zeigen, wenn es dir recht ist.“

„ Natürlich, gerne, komm herein“, Kaah – Mer winkte die junge Frau herein und bot ihr etwas zu trinken an.

Die Frau breitete die Karten aus und Kaah–Mer erkannte sofort den Küstenverlauf ihrer zurück liegenden Reise. Selbst die Feuerberge waren eingezeichnet, genau wie die Stelle mit den gewaltigen Riesenwellen oder die tückischen Fallwinde von der steilen Felsenküste.

Kaah–Mer spürte die junge Frau beinah körperlich, jedes Mal, wenn sie sich berührten, wurde es intensiver. Sie war aber auch eine sehr hübsche und attraktive junge Frau mit einer schlanken und durchtrainierten Figur.

 

 Sie fragte jetzt Kaah–Mer: „ Soll ich von unserer Rückreise weitere Karten zeichnen oder reichen dir die Karten, die ich auf der Hinreise gezeichnet habe?“ 

Kaah–Mer reagierte überhaupt nicht, er starrte die junge Frau völlig verloren an, bis sie sich räusperte und ihre Frage wiederholte.Kaah–Mer schreckte aus seinen Gedanken hoch und etwas verlegen antwortete er der Frau: „ Nein, bitte, zeichne mir auch von der Rückreise Karten von den Gebieten, die wir auf der Herfahrt nicht gesehen oder berührt hatten.“

 

Die junge Frau neigte bestätigend ihren hübschen Kopf und verließ mit einem rätselhaften Blick auf Kaah–Mer die Kajüte.

 

Unruhig wälzte sich Kaah–Mer in der Nacht in seiner Koje hin und her, wirre Gedanken gingen durch seinen Kopf und schließlich schlief er ein mit Gedanken an seine Doree und ihren Sohn. 

 

Das Leben in der weiten Ebene nahm seinen normalen Lauf, die Felder wurden bestellt und abgeerntet, die Früchte wurden eingesammelt, die Fischräuchereien arbeiteten an den Wintervorrat, aus jeder Schmiede klangen die Geräusche der Metallbearbeitung, die Sägewerke entlang dem Ufer stellten Bretter und Balken her und die Lastkähne brachten diese auch zu den Schiffsbauplätzen am südlichen Fluss. Hier wurde an einem weiteren Hafenbecken gearbeitet

Der Handel mit Cameedor erforderte es, die Frachtschiffe mussten einfach schneller end – und beladen werden. Bis auf ein kleines Scharmützel mit den Kleinwüchsigen hatten die Soldaten der weiten Ebene eine ruhige Zeit.

 

Alka – An entwickelte sich prächtig, ein lebhafter, wissbegieriger kleiner Junge, der seine Mutter mit Fragen löcherte. Anfangs waren natürlich die Fragen nach dem Verbleib seines Vaters überwiegend, aber jetzt verblasste langsam die Erinnerung an seinem Vater, nur noch selten erkundigte er sich bei seiner Mutter, wann sein Vater zurück kommt.

 

Kaah–Mer wurde durch ein Klopfen an seiner Kajütentür geweckt, ein Schiffsjunge stand etwas verlegen in der Tür und stotterte: „ Der Kapitän lässt bestellen, das wir die Meerenge passiert haben.“ 

„ Danke, ich komme sofort“, Kaah–Mer sprang aus seiner Koje und zog sich im hinaus laufen an. Er sah es sofort, die steilen Felswände traten deutlich zurück und das Gebirge wurde zusehend flacher und das Meer beruhigte sich.

Die dicken, schwarzen Wolken hatten sich verzogen und die Sonne, solange vermisst, blinzelte vorsichtig durch die Wolken.

 

Der Kapitän der „Seetha“ trat zu Kaah–Mer und wies auf die vor ihnen liegende Wasserfläche:

„ Jetzt geht es nach Hause.“

Kaah–Mer erwiderte erleichtert: „ Ich freue mich sehr, meine Lieben und die weite Ebene wieder zusehen!“

„ Mir geht es genauso, die Reise war fantastisch, aber jetzt möchte ich nur noch nach Haus“, setzte der Kapitän das Gespräch fort, „ und dann mit diesem Erfolg und wies auf die zwei eroberten, prächtigen Schiffe.“

„ Hinzu kommen aber auch die vielen Erkenntnisse, die vielen neuen Eindrücke, die Erfahrungen mit den fremden Ländern und Menschen.“

„ Beeindruckend war für mich die Stadt Barcino mit ihren prächtigen Gebäuden, Palästen, Plätzen und Strassen.“

„ Ja“, lachte Kaah – Mer dazu, „ und unsere Abenteuer sind auch nicht zu vergessen.“

„ Richtig, mal abgesehen von den Kämpfen mit den Piraten, waren die Riesenwellen, die Stürme und die stürmische Meerenge auch nicht von besonders guten Geistern.“

Kaah – Mer lachte: „ Wir können einiges zu Hause zum Besten geben.“

„ Bestimmt“, kam es von dem Kapitän, der sich dann bei Kaah–Mer entschuldigte, er müsse sich um das Schiff kümmern.

Kaah–Mer verbeugte sich verständnisvoll und ging in seine Kajüte zurück, um seine Morgentoilette nach zu holen.

 

Die Kapitäne legten ihre Schiffe auf Kurs Nordnordwest Richtung weite Ebene. Von der schönen Bucht wurden die drei Schiffe mit aufgeprotzten Kanonen erwartet, erst als die Menschen die „Seetha“ erkannten, war der Jubel grenzenlos.

Die „Seetha“ fuhr in die schöne Bucht, die „ Orkaa – Thur“ und die Soll – The“ waren zu groß für die schmale Einfahrt. Auf der „ Orkaa – Thur“ und auf der „ Soll – The“ erschien ein Mann der schönen Bucht und meldete den Kapitänen, das sie ihre großen Schiffe ein Stück Steuerbord großen Fluss steuern möchten, gleich Backbord hinter der größeren Felsengruppe können sie anlegen.

 

Die Menschen auf den beiden Schiffen waren überrascht, die schöne Bucht hatte doch tatsächlich in der Zwischenzeit einen langen Kai gebaut! Die beiden Schiffe legten an und Männer auf dem Kai vertäuten die Schiffe gut.

Die beiden Männer aus der schönen Bucht winkten die Menschen von Bord und führten sie ein Stück des Weges, schon kurz darauf trafen sie auf die Menschen der „Seetha“ und in einem Triumphzug gleichenden Marsch gingen sie alle zum Dorfzentrum.

Die Menschen fielen sich um den Hals, schrien ihre Freude laut heraus, Freunde und Bekannte wollten gar nicht mehr von einander lassen.

 

Auf dem großen Dorfplatz hatte sich alles versammelt, Tische und Bänke waren aufgestellt und Essen und Getränke wurden aufgetragen. Kaah–Mer wurde von dem Weisen der schönen Bucht gebeten, von seiner Reise zu erzählen.

„ Als erstes wollt ihr sicher alle wissen“, begann Kaah–Mer, „ wie wir an die beiden Schiffe gekommen sind, richtig?“ Laut stimmten die Menschen zu. So erfuhr die schöne Bucht nach und nach die Abenteuer der Frauen und Männer aus der weiten Ebene, die an der Reise von Kaah–Mer teilgenommen hatten.

 

Nach einer langen Nacht in der schönen Bucht, die kein Ende nehmen wollte, die Wissbegier der Menschen war riesengroß, fuhren die drei Schiffe vorsichtig den großen Fluss hinauf, weil die Kapitäne der eroberten Schiffe den Tiefgang ihrer Schiffe nicht genau kannten. Aber es ging gut und als der Konvoi die Hafenbecken ansteuerten, brandete ein ohrenbetäubender Jubel auf, es sah aus, als ob die ganze weite Ebene zur Begrüßung ihrer Helden im Hafen versammelt wäre.

 

Nur mit Mühe kamen die Menschen von den Schiffen durch die begeisterte Menge. Die Familien hatten Mühe, ihre Frauen und Männer zu begrüßen. Endlich hatten sich auch Kaah–Mer und Doree gefunden, mit Tränen nassen Gesicht fiel Doree ihren Kaah-Mer strahlend um den Hals und Alka – An staunte seinen Vater mit großen Augen an. 

Es dauerte viele Tage, bis sich die weite Ebene etwas beruhigt hatte und sich der Alltag wieder normalisierte. Die Schiffe wurden entladen und der Piratenschatz wurde von den Menschen der weiten Ebene mit ungläubigem Stauen angeschaut und dann verschwand er in dem Stadtzentrum der Neustadt. Die anderen, nützlicheren Dinge, die aus den Schiffen kamen, waren viel interessanter für die Menschen. Doree und Alka - An freuten sich sehr über die Dinge, die Kaah–Mer von seiner Reise für sie mitgebracht hatte und Kaah–Mer freute sich sehr über das kommende zweite Kind.Doree stand kurz vor der Niederkunft.

Kaah-Mer, der Weise

Es gingen viele Mondzyklen ins Land, bis Kaah–Mer seine ganzen Unterlagen, Notizen und Mitbringsel seiner Reise sortiert und geordnet hatte. Doree und Alka – An halfen, so gut es ging, mit.

Die Soldatin, die auf der Reise für ihn die Karten gezeichnet hatte, half ebenfalls mit, die Menge der vielen unterschiedlichen Dinge den Karten zu zuordnen.

Wann immer es ihr Dienstplan erlaubte, erschien Thanja bei Kaah–Mer. Anfänglich zeigte sich Doree etwas zugeknöpft, aber irgendwann wusste sie, das Kaah–Mer und die Soldatin nur zusammen gearbeitet hatten.

 

Thanja ordnete viele Gegenstände mit einer erstaunlichen Sicherheit den Karten zu, die Kaah–Mer und auch Doree verblüffte. Alka – An hatte sich sehr schnell entschieden, dass ihm Thanja sehr gut gefällt, sie hatte ein Händchen für den kleinen Jungen. Brav führte er ihre Wünsche aus, brachte dies dorthin und das hierher.

 

Als die Unterlagen bis Barcino geordnet waren, schlug Doree vor, den Erfolg mit einer kleinen Feier zu ehren. Thanja zeigte unverhohlen ihre Freude über diesen Vorschlag, aber dann druckste sie auf ein Mal herum, bis Doree etwas ungeduldig fragte: „ Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“

„ Doch, doch“, kam die schnelle Antwort von Thanja, „ es ist alles bestens“, dann platzte es aus ihr heraus, „ darf ich einen jungen Mann mit bringen, bitte?“

Doree lachte schallend, sie musste  ihren dicken Bauch fest halten, so musste sie lachen: „ Sicher kannst du deinen Freund mitbringen!“Jetzt lachten alle, selbst Alka – An lachte laut mit.

 

Nach der kleinen Feier, an der alle viel Freude hatten, fragte Thanja Alka – An: „ Kannst du schon reiten?“

Stolz nahm Alka – An Thanja an die Hand und ging mit ihr aus dem Haus. Neugierig ging Thanja mit dem kleinen Jungen hinter das Haus.

Gegenüber dem Haus stand ein kleiner Stall und darin wieherte ein Pferd. Alka – An zeigte Thanja mit stolz geschwellter Brust sein Pony: „ Sicher kann ich reiten“, und zeigte auf das Zaumzeug.

Thanja hockte vor Alka - An sich hin: „ Sollen wir beide mal ein paar Tage ausreiten?“ Vor lauter Freude warf Alka – An bei seiner Umarmung Thanja ins Stroh und lachend wälzten sich die beiden darin herum.

 

Die Heilerinnen hatten inzwischen die mitgebrachten Kräuter erhalten, die Gelehrten die fremden Samen und die Zeichnungen von den unbekannten Pflanzen, Gräsern und Bäumen. Auch von vielen fremden, unbekannten Früchten konnte Kaah–Mer Zeichnungen vorlegen.

Die Gelehrten stürzten sich mit Feuereifer und höchstem Interesse auf die Unterlagen. Thanja sprach mit Doree und Kaah–Mer über ihren geplanten Ausritt mit Alka – An und fragte nach deren Einverständnis.

 

Alka – An konnte es kaum noch abwarten, bis endlich Thanja eines Morgens vor dem Haus stand und Alka – An abholte. Thanja hatte ein Packpferd an der Leine und schnell war Alka – An fertig und trabte auf seinem Pony stolz zu Thanja,

Kaah–Mer schnallte noch ein Bündel hinter dem Sattel fest und ein größeren Pack auf das Packpferd von Thanja.

Fröhlich winkend ritten die beiden davon.

Erstaunt sahen sich Doree und Kaah–Mer an, so einfach ritt ihr Sohn davon.

 

Es dauerte noch einige Mondzyklen, bis Kaah–Mer mit dem Sortieren der Unterlagen seiner Reise fertig war, oft half ihm einer der Kapitäne oder gar alle drei, der eine oder andere Truppführer half auch mit, aber dann konnte er den Weisen und den Gelehrten der weiten Ebene das Ergebnis zeigen.

An einer großen Wandfläche hatte Kaah-Mer die von Thanja ge-zeichneten Karten angeheftet, es war ein überzeugender Anblick, die Karten verdeutlichten sehr verständlich den Verlauf der Reise, die dazu passenden Gegenstände hatte er mit Doree zusammen jeweils für sich geordnet und mit farbigen Schnüren mit dem entsprechenden Punkten auf den Karten verbunden.

 

Die Menschen waren begeistert und Kateene schlug vor, daraus eine feste Ausstellung in der Halle der großen Schule zu machen, so kann sich jeder ein Bild über die Reise machen, der sich dafür interessiert.

 

Thanja ritt mit Alka – An gemächlich Richtung Süden, an einem kleinen Teich machten sie halt für das Mittagsmahl. Thanja entzündete ein kleines Feuer und bat Alka – An, ein paar Zweige dafür zu sammeln, was der Junge sofort mit Feuereifer tat. Der Duft von dem Fleisch, das über den Feuer brutzelte, lockte Alka – An schnell zurück.

Vergnügt saßen die beiden vor dem Feuer und ließen es sich schmecken. Der richtige Höhepunkt für Alka – An kam aber am Abend, als Thanja das kleine Zelt aufbaute, die Decken zu recht legte.

Alka – An hatte die Pferde versorgt, sie grasten an einer langen Leine gebunden im hohen Gras.

Kaum lag Alka – An in seinen Decken, angekuschelt bei Thanja, schlief er auch schon. 

 

Thanja bereitete schon das Frühstück, als Alka – An wach wurde und mit blinzelnden Augen aus dem Zelt kroch. Nach dem Frühstück packten sie ihre Sachen zusammen.

Aufgeregt und neugierig zappelte Alka – An: „ Was machen wir heute?“ Thanja tat geheimnisvoll und Alka – An platzte vor Neugier. Thanja lenkte ihr Pferd zum östlichen Fluss.

Nachmittags erreichten sie das Flussufer und sie sahen einen Frachtkahn den Fluss herunter kommen, Alka – An ahnte schon was. Richtig, der Kahn legte am Ufer an und Thanja sagte zu Alka – An: „ Morgen früh machen wir damit eine Flussfahrt!“

Alka – An war außer sich vor Freude, das war so toll und Thanja ist eine tolle Frau, da war er sich sicher.

Die beiden nutzten das schöne Wetter und sprangen in den Fluss, Alka – An tobte ausgelassen in dem Wasser, Thanja schwamm ruhig ein Stück den Fluss herauf und herunter.

Sie setzte sich auf einen glatten, warmen Stein und genoss die Sonne.

Alka – An kam zu Thanja und sah sie aufmerksam an, er legte seine kleine Hand auf die Brust von Thanja und sagte zu ihr: „ Du siehst aus wie meine Mutter.“

Thanja lachte hell auf:“ Ich bin ja auch eine Frau, wie deine Mutter.“ 

„ Aah, ja“, nickte Alka – An und verschwand wieder im Wasser.

 

Alka – An konnte vor lauter Aufregung und Vorfreude auf den morgigen Tag nicht schlafen. Endlich war es soweit, ihr Gepäck wurde auf dem Lastkahn verstaut und ein junger Bursche nahm die beiden Pferde und ritt mit ihnen Richtung Hafen.

Alka – An wurde ein wenig unruhig, als er es sah und sein Pony wieherte auch empört.

Thanja beruhigt Alka – An: „ Unsere Pferde werden zum Hafen gebracht, damit wir dann wieder zurück reiten können.“ Das verstand der Junge, sie gingen an Bord.

Thanja suchte sich einen bequemen Platz, während Alka – An erstmal alles untersuchen musste. Tausend Fragen hatte er an die beiden Männer, die den Lastkahn steuerten. Geduldig und mit Freude über den kleinen, neugierigen Kerl, gaben sie bereitwillig Auskunft. Erklärten alles ganz genau und als dann der ältere der beiden Männer Alka – An an das Ruder ließ, war das Glück vollkommen.

 

 Die Nacht verbrachten sie am Ufer des Flusses, Alka – An schlief auf dem Schiff.

 

Die Weiterfahrt auf dem Fluss wurde zu einem angenehmen Erlebnis, das Wetter spielte mit, warm und freundlich schien die Sonne vom Himmel, ein leichter Wind war erfrischend. Alka – An bekam von dem Mann eine Angelrute und versuchte nun mit Feuereifer, Fische für das Mittagessen zu fangen.

Und er hatte tatsächlich Anglerglück, drei prächtige Fische zappelten in dem Holzeimer

 

Die Nacht verbrachte die kleine Gruppe in einer Kaserne am Hafen, dass war ja wieder das richtige für Alka – An. Er flitzte durch den riesigen Bau, steckte überall seine kleine Nase hinein, löcherte die Frauen und Männer mit seinen Fragen, aber alle hatten ihren Spaß an dem Jungen.

 

Gemütlich ritten Thanja und Alka – An nach Hause,

Alka – An winkte den beiden Männern auf dem Lastkahn zu, der jetzt von zwei Pferden flussaufwärts gezogen wurde. Thanja lieferte Alka – An bei seinen Eltern ab und erfuhr dabei, das er eine Schwester bekommen hat. Thanja gratulierte Doree und Kaah–Mer herzlich zu dem Nachwuchs.

 

Thanja musste zurück zur Kaserne, Alka – An schlang seine Arme um die junge Frau und drückte sie kräftig: „ Das war mein schönstes Erlebnis mit Dir, vielen, vielen Dank!“

Thanja drückte einen schnellen Kuss auf die Wange des Jungen, schwang sich in den Sattel, winkte noch einmal dem Jungen zu und war weg.

 

Alka – An sprudelte nur so seine Erlebnisse heraus, bis er von seiner Mutter lachend gebremst wurde: „ Möchtest du vielleicht mal deine Schwester sehen?“

Schuld bewusst senkte der Junge seinen Kopf und nickte leise. Doree öffnete die Tür zur der Kammer und staunend stand Alka – An vor seiner kleinen Schwester: „ Wird sie auch größer?“

Kaah–Mer lachte seinen Sohn stolz an: „ Aber sicher, sie wächst genauso wie du:“

 

Ein Tag folgte dem anderen, es war ruhig in der weiten Ebene, die Menschen genossen die friedlichen Zeiten. Der Handel mit Cameedor florierte, Theo – Duur hatte die Stadt schnell in den Griff bekommen, die Schäden aus den Kriegen waren verschwunden, die Menschen in der großen Stadt lebten zufrieden und konnten wieder Handel treiben wie eh und je.

 

Der Hafen baute immer bessere Schiffe, die Sägewerke sorgten für das Holz für den Schiffsbau, die Verteidigungslinien entlang der vier Grenzen wurden immer noch ausgebaut.

Von den Schulen kamen tüchtige junge Leute, die oft schnell Positionen übernahmen, dass die älteren nur noch staunen konnten.

Alka – An wurde von der Mitteilung seiner Eltern völlig überrumpelt, mit dem neuen Schuljahr beginnt für ihn auch die Schule! Die letzten unbeschwerten Tage flogen nur so dahin und schon stand Alka – An zwischen seinen Eltern in der langen Reihe der neuen Schüler und wartete mit einem etwas mulmigen Gefühl auf die Dinge, die da kommen.

 

Seine kleine Schwester krähte vergnügt auf dem Arm von Doree, etwas neidisch schaute Alka – An Tanjah – De an: „ Du hast es gut, du brauchst noch nicht in die Schule:“

Herzlich lachten seine Eltern dazu: „ Deine Schwester kommt auch in die Schule, ein paar Jahre später.“ Das beruhigte Alka – An aber auch nicht besonders

 

.Schnell war Alka – An in dem Schulbetrieb eingebunden und er entdeckte, dass lernen viel Spaß machen kann. Er hat schnell seine Lieblingsfächer heraus gefunden und in diesen brachte er es zu beachtlichen Leistungen. Seine Eltern wurden von der Schule über den Fortschritt ihres Sohnes informiert und voller Stolz gaben sie das Lob an ihren Sohn weiter.

 

Tanjah – De wuchs zu einem quirligen, vorwitzigen Mädchen heran, die Alka – An manches Mal zur Verzweifelung brachte.

 

Die Meldereiter brachten die Nachricht in alle Teile der weiten Ebene, dass die Weisen gerne angelöst wurden möchten, es sollten neue Weisen gewählt werden. Kandidaten möchten sich bitte im Stadtzentrum der Neustadt eintragen.

Es dauerte sehr lange, bis die ersten Kandidatennamen auf der großen Tafel standen. Wieder konnte die weite Ebene feststellen, dass sie keine machthungrigen Menschen sind. Bis jetzt mussten sie bei jeder Suche nach neuen Weisen viel Geduld aufbringen, bis sich endlich Kandidaten eintrugen.

Auch diesmal dauerte es drei Mondzyklen, bis der erste Name auf der Tafel stand.Ein junger Mann namens Omlook stellte sich für den Bereich Handel, Doree kandidierte für den Bereich Nahrung, Kaah – Mer für den Bereich Verteidigung, was seinen Vater sehr freute und stolz machte.

Siergert ließ sich überzeugen, als Fürst der weiten Ebene zu kandidieren. Jetzt fehlte nur noch ein Kandidat für den Bereich Bauen. Es ging schon dem Wechsel der Jahreszeit entsprechend dem Winter zu, als endlich die neuen Weisen ihre Ämter übernahmen.

 

Siergert machte mit seiner Frau eine Rundreise durch die weite Ebene, sie besuchten jedes Dorf, jede Kaserne, sahen sich die Töpfereien an und die Sägewerke. Schnupperten in den Räuchereien den duftenden Fisch und staunten über die Arbeit der Männer in den Steinbrüchen.

Sie besuchten die Männer, die die Frachtkähne bauten und den Hafen am südlichen Fluss. Der Hafen verfügte jetzt schon über ein sehr großes Hafenbecken, der vielen Schiffen einen sicheren Platz bot, daran schlossen sich zwei etwas kleinere Becken an.

Siergert staunte über die Befestigung des Hafens und bemerkte eine Menge Kanonen, die jedem Angreifer Einhalt geboten. Seine Frau war von dem ständigen kommen und gehen der Schiffe überwältigt. Sie hatte den Hafen seit längerem nicht mehr gesehen und wurde fast von der Größe und dem Betrieb erschlagen.

 

Seine Frau fragte ihn: „ Meinst du, es wäre möglich, das wir mit einem der Schiffe eine kleine Reise machen könnten?“

Siergert überlegte kurz. „ Wir könnten Theo – Duur und seine Frau Leni – Kah in Cameedor besuchen, was meinst du?“

„ Das wäre einfach herrlich“, freute sich seine Frau.

 

Kaar–Mer verabschiedete sich von seiner Familie und seinen Eltern, er wollte sich die Kasernen und die Verteidigungsanlagen ansehen.

Doree brachte Tanjah – Dy zu den Großeltern und machte sich auf den Weg ins Stadtzentrum. Sie wollte sich mit Omlook treffen, um einige Punkte zu besprechen.

 

Kaah–Mer begann seine Inspektionsreise mit der Militäranlage am südlichen Fluss. Diese Anlage hat im Laufe der Zeit riesige Ausmaße angenommen. Gleich vier Kasernen , drei Pferdeställe, weitläufige Weidenkoppeln, zwei Schmieden, zwei Bäckereien, ein großes Heilhaus und vieles mehr hat sich zu einem imposanten Komplex zusammen gefunden.

Kaah–Mer ritt durch das große, bewachte Tor und die breite Strasse weiter bis zu dem Haupthaus. Hier wurde er von dem Leiter der Kasernen begrüßt. Kaah–Mer erkannte den Mann wieder und freute sich sehr, ihn wieder zusehen. Mit ihm zusammen hatte Kaah–Mer einige Kämpfe ausgetragen.

 

Die große Anlage verlangte viel Zeit von Kaah–Mer, bis er sich einen Überblick verschafft hatte. Der Leiter der Kaserne erklärte Kah–Mer, dass sich die Größe der Anlage bereits bewährt hatte, die Menge der hier stationierten Soldaten konnten schon einen größeren Angriff abwehren. Vor allem auch durch die Befestigung des Hafens Die dort aufgestellten Kanonen waren ein sehr deutliches Zeichen für jeden Angreifer.

Kaah–Mer machte sich viele Notizen, um diese eventuell in den anderen Kasernen umzusetzen.

 

Kaah–Mer ritt von Kaserne zu Kaserne, sah sich sehr genau die Verteidigungsanlagen an und beschwor jeden Leiter einer Kaserne weiterhin sehr aufmerksam zu sein, auch wenn es im Moment so friedlich ist.

 

Doree und Omlook einigten sich auf einige Änderungen in der Versorgung mit Nahrung und der Versorgungswege. Es war völlig unnötig, das Fuhrwerke Waren vom höchsten Norden bis zur südlichen Grenze fahren und umgekehrt, obwohl die Waren im Süden wie im Norden vorhanden waren.

Weitere Marktstände wurden eingerichtet und Omlook richtete einen Nachrichtendienst ein, der von allen Menschen der weiten Ebene genutzt werden konnte. Dieser Dienst wurde so gut und schnell angenommen, dass jetzt viele Reiter unterwegs waren, die Nachrichten von dem einen Dorf zum nächsten austrugen.

 

Siergert bereitete seine Reise nach Cameedor vor, dabei wollte er auch die schöne Bucht besuchen. Seine Frau war vollends begeistert, als sie hörte, dass die Reise Wirklichkeit wurde.

Die neuen Weisen hatten sich eingerichtet, für den Bereich Bauen fehlte noch ein Kandidat. Kaah–Mer hatte in einer Kaserne in nächster Nähe zur Neustadt eine Stube gefunden, in der er die täglichen Arbeiten erledigen konnte und hatte aber trotzdem die angenehme Möglichkeit, ziemlich schnell nach Haus zu kommen.

So hatte er mit seiner Doree und seinen Kindern noch ein kleines Familienleben.

 

Alka – An machte sich in der Schule gut, sie hatte den Jungen aber auch ernster und etwas erwachsener gemacht.

 

Siergert und seine Frau konnten ihre Reise nach Cameedor mit einer Jungfernreise eines ganz neuen Schiffes verbinden. Es war das größte bisher gebaute Schiff. Es hatte gewaltige Ausmaße, aus den Stückpforten der drei Decks ragten die Mündungen der vielen Kanonen heraus. Das glatte Oberdeck wies drei mächtige Masten auf und zwei Deckhäuschen. Mehrere Ladeluken unterbrachen das Deck. Die vielen Seile und dicken Taue lagen sauber aufgeschossen auf den Holzplanken.

 

Der Kapitän wies dem Fürsten der weiten Ebene und seiner Frau die Kajüte achtern zu, unterhalb des Steuerrades. Es war eine sehr geräumige Kajüte und Siergerts Frau staunte: „ Die Kajüte ist ja fast größer als unser erstes Haus in der Neustadt.“

„ Stimmt“, antwortete Siergert, „ es ist aber auch wirklich ein großes Schiff.“

 

Kaah–Mer wurde von einem Kurier der nordöstlichen Kaserne alarmiert: „ Wir haben wieder Bewegung der Kleinwüchsigen festgestellt.“

Kaah–Mer schickte den Kurier zu Doree mit der Nachricht: „ Ich bin zur Kaserne im Norden unterwegs, die Kleinwüchsigen rühren sich wieder.“

Schnell war der Tross zusammen gestellt und im scharfen Tempo ritt Kaah–Mer mit den Männern nach Norden. Abend wechselten sie ihre Pferde in einer Kaserne und ritten die Nacht mit den frischen Pferden durch. Morgens wechselten sie noch mal die Pferde und zum späten Nachmittag erreichte der Tross die Kaserne hoch im Norden, nahe dem östlichen Gebirge.

 

Kaah–Mer wurde von dem Leiter der Kaserne begrüßt und sofort umgehend informiert.„ Eine Patrouille fand Spuren von Kleinwüchsigen im Vorland des Gebirges und folgte diesen. Ein Tagesritt weit ins Gebirge fanden sie Besorgnis erregend einfach zwei Felsentore der Kleinwüchsigen. Die vielen Spuren ließen auf eine enorme Menge der Kleinwüchsigen schließen.

Die Patrouille ging in Sichtweite der Felsentore in Deckung und schon wenig später tauchten wohl Späher der Kleinwüchsigen auf und sondierten das Terrain. Als die ersten Kolonnen Krieger aus den Felsentoren quollen, setzte sich die Patrouille ab und wir lösten den Alarm aus.“

 

Kaah–Mer bedankte sich für den Bericht des Leiters. Weitere Leiter der umliegenden Kasernen trafen ein und Kaah–Mer setzte sich mit den erfahrenen Männern zusammen und besprach mit ihnen ihre Vorgehensweise. Mitten in die Besprechung platzte ein Melder mit der alarmierenden Nachricht, dass die Kleinwüchsigen in unvorstellbaren Massen aus den Felsentoren quellen.

Kaah–Mer brach sofort die Besprechung ab und wies die Leiter der Kasernen an, ihre Truppen in Stellung zu bringen, die Katapulte so schnell wie möglich in Stellung zubringen und weitere Kasernen zu alarmieren.

 

In der recht dunklen Nacht konnte nicht viel gesehen werden. Die Soldaten hatten Fackeln angezündet, um bei dem Abbau der Katapulte wenigstens etwas Licht zu haben. Kaah–Mer sah mit Erleichterung die ersten Truppen in Richtung Gebirge marschieren. Mit vielen Packpferden, die die aus einander genommenen Katapulte transportierten.

Die Ruhe, mit der dies alles ablief, ließ auch Kaah–Mer etwas ruhiger werden. Ständig pendelten Melder hin und her, so erfuhr Kaah–Mer immer den neuesten Stand der Lage.

 

Die Leiter der Kasernen sammelten sich bei Kaah–Mer und Kaah–Mer gab das Zeichen zum Aufbruch, als wieder ein Melder seinen Bericht abgab: „ Wir sind jetzt ziemlich sicher, das der jetzt stattfindende Angriff der Kleinwüchsigen der bisher größte Angriff wird, den die weite Ebene durch die Kleinwüchsigen je erlebt hat.“

„ Wie stark sind die Kleinwüchsigen?“, fragte Kaah–Mer den Melder.

„ Genaue Zahlen habe ich nicht, aber es handelt sich um unvorstellbare Massen“, antwortete der Melder.

 

Kaah–Mer ritt mit den Leitern in einem scharfen Tempo zum Gebirge. Dort angekommen, hörte er schon den Lärm und das Geschrei der Kämpfenden.

Ein Truppführer trat zu Kaah–Mer: „ Wir haben eine Verteidigungslinie in U – Form gebildet, die Klein- wüchsigen rennen noch vergeblich dagegen an, aber es wird Zeit, das die Katapulte zum Einsatz kommen.“

„ Die Kleinwüchsigen schießen von höher gelegenen Felsen mit Pfeilen auf uns, das ist äußerst unangenehm.“ meldete ein weiterer Truppführer.

„ Alles soll in Deckung bleiben“, ordnete Kaah–Mer an, „ bis die Katapulte aufgebaut sind und in den Kampf eingreifen können.“ 

Die Truppführer gaben den Befehl sofort an ihre Soldaten weiter. Die Soldaten zogen sich etwas in ihre Deckung zurück und sofort verstärkten die Kleinwüchsigen ihre Angriffe. Schwärme von Pfeilen flogen den Soldaten entgegen, die dadurch in ihre Deckungen gezwungen wurden.

Ein Truppführer schrie in dem allgemeinen Lärm: „ Wir brauchen mehr Bogenschützen!“ Kaah–Mer winkte einem Trupp Bogenschützen zu dem Truppführer.

Endlich war das erste Katapult fertig montiert und mit den ersten Feuergeschossen kam etwas Ruhe für die doch unter ziemlichen Druck stehenden Soldaten auf. Die Kleinwüchsigen zogen sich vor Wut wild brüllend zurück, unflätige Drohgebärden ließen die Soldaten blitzschnell in den Rückzug der Kleinwüchsigen hinein stoßen, furchtbare Verluste der Kleinwüchsigen waren die Folge.

Plötzlich gellten Warnschreie der Soldaten auf: „ Vorsicht, aufpassen, sie stürmen von allen Seiten auf uns ein.“Noch mehr Warnschreie übertönten den Kampflärm. „ Die haben auch Katapulte.“

Und schon flogen den Soldaten die ersten Feuergeschosse entgegen. Schreiend wälzten sich die getroffenen Soldaten in dem brennenden Öl.

Die Katapulte der Kleinwüchsigen waren wesentlich kleiner als die Katapulte der weiten Ebene, aber die Wirkung der, wenn auch kleineren Feuergeschosse, war verheerend. Kaah–Mer gab sofort das Signal zum Rückzug, geht in Deckung, alle sofort in Deckung.

 

Die Kleinwüchsigen nutzten jetzt die momentane Verwirrung der Soldaten aus und griffen in breiter Front an. Die Angreifer liefen jedoch in den Pfeilhagel der Bogenschützen, die schnell, sehr schnell und konzentriert Pfeil um Pfeil in die Angreifer schossen. Brüllend vor Wut und Schmerzen wälzten sich die Kleinwüchsigen in ihrem Blut.

Die Anführer der Kleinwüchsigen brachen den Angriff ab, selbst für sie waren die Verluste zu hoch.

Die Katapulte der Kleinwüchsigen waren durch den Rückzug der Soldaten wirkungslos, die Geschosse zerplatzten weit vor den Stellungen der Soldaten. Nur das den Felsen herunter fließende brennende Öl konnte gefährlich werden. Die Truppführer ließen von den Soldaten mit ihrem Schanzzeug Sand auf das brennende Öl werfen. Damit war die Gefahr auch gebannt.

 

Jetzt traten fünf, sechs Katapulte der weiten Ebene in Aktion, Feuergeschoss um Feuergeschoss knallte in die Stellungen der Kleinwüchsigen, das Geschrei der brennenden Kleinwüchsigen wurde unerträglich.

Kaah-Mer wies die nächst fertig gestellten Katapulte an, auf die Felsentore zu schießen. Als die Kleinwüchsigen sahen, das ihre Felsentore beschossen und damit ihr Rückweg abgeschnitten wurde, griffen sie mit allem, was noch auf dem Beinen stand, die Stellungen der Soldaten an.

Sie erlitten furchtbare Verluste und konnten trotzdem den Beschuss ihrer Felsentore nicht verhindern.

Wieder hörte man Warnrufe. „ Von links und von vorne kommen neue Einheiten der Kleinwüchsigen“

Kaah–Mer sah mit Schrecken die Massen der Kleinwüchsigen die Felsen herunter strömen. Er konnte fast die Massen, die die Kleinwüchsigen aufboten, nicht begreifen, wo kommen diese Mengen Kleinwüchsige bloß her? Die Katapulte hatten sehr schnell ihre Schussrichtung geändert und den heran stürmenden Kriegern der Kleinwüchsigen flogen die Feuergeschosse entgegen und stoppte den Angriff brutal.

 

Die neue Mischung in den Feuergeschossen hatte eine furchtbare Wirkung. Die Gelehrten hatten eine wirkliche Teufelssuppe gemischt. Beim Aufprall zerplatzte das Feuergeschoss und die in dem Feuergeschoss enthaltenen kleineren Behälter flogen in alle Richtungen und setzten eine weitaus größere Fläche in Brand, als die Geschosse der alten Generation. Hinzu kommt noch, dass Metallsplitter dem Feind um die Ohren flogen, die beim Aufprall freigesetzt wurden.

 

Die einbrechende Dunkelheit setzte dem brutalen, furchtbaren Kampf ein vorläufiges Ende und Kaah–Mer war froh darum. Die Kleinwüchsigen zogen sich weiter in das Gebirge zurück und leckten ihre Wunden. Ihre Verluste mussten furchtbar sein, Berge von toten und verwundeten Kleinwüchsigen lagen noch auf dem Kampfplatz vor den brennenden Felsentoren.

 

Die im Verhältnis dazu wenigen toten und verwundeten Soldaten der weiten Ebene waren geborgen und die verwundeten Soldaten wurden von den Heilerinnen fürsorglich betreut.

Die brennenden Feuer hielten die Nacht gespenstig wach, obwohl sich viele Soldaten zur Ruhe gelegt hatten. Im Schutz einer dichten Wache fanden sie die verdiente Ruhe.

Der Wind wehte zwischen durch immer wieder Schreie und Beschimpfungen der Kleinwüchsigen ins Lager, sie gaben einfach keine Ruhe.

 

Mit der noch ganz jungen Sonne starteten die Kleinwüchsigen erneut einen Angriff, wütend, giftig, voller Hass kamen sie die Felsen herunter, Pfeile flogen den Soldaten entgegen, ihre kleinen Katapulte verschossen ihre Feuergeschosse und dann waren die Angreifer nahe genug für die Bogenschützen der weiten Ebene.

Der Anblick war fürchterlich, der Angriff der Kleinwüchsigen brach unter dem Pfeilhagel der Bogenschützen im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Wie irrsinnig vor Wut versuchten die Getroffenen die Pfeile aus ihrem Fleisch heraus zu ziehen, vergeblich, meistens wurden sie von weiteren Pfeilen getroffen.

Die Verluste waren bestialisch, aber die Kleinwüchsigen gaben nicht auf, Welle um Welle ergossen sich die Angreifer auf den Kampfplatz und starben, bevor sie überhaupt an ihre Gegner heran gekommen sind. Mit einen irrwitzigen Knall zerbarst das erste Felsentor, was ein vielstimmiges Wutgeschrei der Kleinwüchsigen hervor rief.

Wieder stürmten die kleinen Krieger wahnsinnig vor Wut auf die Soldaten der weiten Ebene los und starben durch die Pfeile, weit vor ihrem Gegner.

Wieder knallten die Feuergeschosse in die anstürmenden Krieger, wieder starben die Angreifer einen furchtbaren Tod. Die auf das Felsentor gerichteten Katapulte schossen unentwegt weiter. Das brennende Öl floss in den Gang und die Soldaten an dem Katapult richteten die Maschine neu aus, jetzt flogen die Feuergeschosse tief in den Gang.

 

Keiner vermochte sich vorstellen, was das Feuer in den engen Gängen anrichtet. Das zweite Felsentor knallte mit einem ohrenbetäubenden Getöse auseinander und stachelte die wahnsinnige Wut der kleinen Angreifer noch mal an.

Wieder versuchten sie mit der Masse ihrer Krieger die Soldaten der weiten Ebene zu überlaufen und wieder rannten sie blindlings in ihr Verderben.

Auch in dieses Felsentor schossen die Katapulte ihre Feuergeschosse, bis eine riesige Flamme aus dem geschwärzten Gang schoss und der Truppführer daraufhin den Beschuss beendete.

Einige Soldatinnen konnten das Elend nicht mehr mit ansehen und gingen in die hinteren Reihen. Langsam verebbte der wütende Ansturm der Kleinwüchsigen und nur noch wenige der kleinen Krieger, die wohl besonders giftig und wütend waren, kämpften den aussichtslosen Kampf weiter.

Einer nach dem anderen verlor sein Leben.

Die langen Schatten der untergehenden Sonne deckten das Schlachtfeld zu. Ein jammervolles Gewimmer hing über dem Kampfplatz, aber auch diesmal verweigerten die verwundeten Kleinwüchsigen jede Hilfe der Heilerinnen.

Im letzten Tageslicht erschienen mehrere Waldwesen und versiegelten die zerstörten Felsentore und ein weiteres, dass die Soldaten der weiten Ebene noch gar nicht entdeckt hatten. Als die Kleinwüchsigen sahen, das die Waldwesen das Felsentor versiegelten und damit für unpassierbar machten, stürzten sie sich mit lautem Wutgebrüll auf sie und starben so schnell, wie sie die Waldwesen angegriffen hatten.

 

 Eine unheilvolle, eine Furcht einflössende Nacht begann. Seltsame Geräusche tönten auf, leises Klagen klang auf und erstarb, Flammen flackerten hoch und erloschen, Soldaten träumten schwer und manch einer schreckte entsetzt hoch.

Die schlimme Nacht endete in einem wunderschönen Morgen, ein strahlend blauer Himmel spannte sich über die weite Ebene und ließ das Grauen der letzten Tage vergessen. Die Soldaten sammelten sich und Kaah–Mer schickte mehrere Trupps in die Felsen, um fest zustellen, ob die Kleinwüchsigen wirklich besiegt worden und endlich vom Erdboden verschwunden sind.

Die Waldwesen beruhigten Kaah-Mer: „ Die Kleinwüchsigen werden viele Generationen benötigen, bis sie sich von dieser Niederlage erholt haben. Vielleicht sind sie dann so einsichtig geworden, das sie auf weitere Angriffe verzichten.“

„ Hoffen wir für alle darauf“; erwiderte Kaah–Mer den Waldwesen und bedanke sich mit einer leichten Verbeugung für die Hilfe. Die Waldwesen verschwanden in einem lichten Nebel, noch bevor sich Kaah–Mer wieder aufrichtete

 

.Kaah–Mer stellte einige Trupps zur Beobachtung der zerstörten Felsentore ab. „ Sollte sich etwas regen, sofort bescheid geben, aber nichts unternehmen“, lautete seine Anweisung an die Soldaten.

Die letzten Verwundeten wurden sorgfältig auf die Fuhrwerke gelegt und in die Heilhäuser gefahren. Die gefallenen Soldaten wurden in die entsprechenden Dörfer gebracht. Langsam leerte sich der Kampfplatz, die Soldaten marschierten oder ritten in ihre Kasernen zurück.

Kaah–Mer berief die beteiligten Kasernenleiter und Truppführer zu einer Lage- besprechung zusammen. Alle waren sich darüber einig, dass sich so ein Angriff nicht wiederholen darf. Vielleicht trifft die Aussage der Waldwesen zu und die Kleinwüchsigen sind wirklich für viele Generationen verschwunden, wenn nicht, muss die weite Ebene vorbereitet sein.

Kaah–Mer schloss die Runde mit dem Ergebnis: „ Wir werden die Gebirge im Osten, im Norden und im Westen sehr sorgfältig nach Felsentoren absuchen und sie zerstören, nur so können wir sicher sein, das die weite Ebene Ruhe vor den Kleinwüchsigen hat. Jede Kaserne übernimmt einen Teilabschnitt in Absprache mit den nachbarlichen Kasernen, außerdem werden wir eine ständige Präsenz in den Bergen durch Patrouillen sicher stellen.“

 

Die Leiter der Kasernen notierten die Anweisung von Kaah–Mer und dann trennte sich die Runde.

 

Kaah–Mer freute sich auch auf zu hause, genau wie die vielen Soldaten.

Erleichtert schloss Doree ihren Mann in die Arme, Alka – An zappelte vor Aufregung und Neugier um seinen Vater: „ Erzähl, erzähle schon von dem Kampf, wie viel Kleinwüchsige hast du getötet, sag schon.“

„ Das ist keine schöne Sache“, nahm Kaah–Mer seinen Sohn an die Schultern, „ jemand anderes töten, selbst wenn es deine Feinde sind, ist immer auch eine traurige Angelegenheit.“

Verdutzt stutzte Alka – An einen Moment und dann verstand er seinen Vater.

 

Doree rief ihre kleine Familie zum Essen und Tanjah – Dy brabbelte fröhlich mit.

Alka – An wuchs mächtig und es war jetzt schon erkennbar, das er ein großer Mann mit mächtigen Schultern werden wird. Er überragte jetzt schon alle Kinder in seiner Klasse und reichte schon vielen älteren Schülern über die Köpfe.

Es folgten ruhige Tage für Kaah–Mer und seiner kleinen Familie, er genoss in vollen Zügen des beisammen sein mit seinen Kindern. Er lag bei Tanjah – Dy auf dem Fußboden und spielte mit dem kleinen Mädchen.

 

Stolz ging Alka – An neben seinem bekannten Vater, wenn er mit ihm zur Schule ging. Kaah–Mer wurde von vielen Leuten gegrüßt und ein wenig genoss Alka – An die Aufmerksamkeit.

Von seinen Lehrern erfuhr Kaah–Mer, dass Alka – An ein brillanter Schüler ist und sich besonders in den militärischen Bereichen hervor tat, aber auch in den naturwissenschaftlichen Fächern glänzte er. Die Lehrer erfreute Alka – An durch sein Interesse und seine Mitarbeit in der Bibliothek und in den Archiven der Schule.

 

Doree verwöhnte ihre kleine Familie, wann immer es ihr möglich, mit köstlichen Leckereien aus der Küche, heiß begehrt war ein leckerer Brei, süß, schmeckte er sehr nach Karamell. Selbst die kleine Tanjah – Dy schmatzte vor Freude mit ihrem kleinen Schnütchen.

Kaah–Mer und sie hatten ihren Tagesablauf gut geregelt, ihre Aufgaben als Weise der weiten Ebene erledigten sie vormittags, während Alka – An in der Schule war. Tanja – Dy wurde wechselweise von den Großeltern verwahrt.

Kaah–Mer ließ zusätzlich einen Raum anbauen, in dem er und Doree dann die eine oder andere Sache erledigen konnten, ohne das Haus verlassen zu müssen. In den ruhigen, normalen Zeiten war ja nicht ganz so viel zu tun.

Kaah–Mer und Doree erhielten durch einen Boten eine Einladung von Siergert, ihrem Fürsten, zu einem Gespräch, er möchte ihnen von seiner Reise nach Cameedor berichten. Zu dem Gespräch kamen die Weisen zusammen, viele der Gelehrten und Heilerinnen, Leiter der Kasernen, der Hafenmeister mit zwei weiteren Männern, Schmiede und Männer von den Sägewerken.

 

Siergert bestellte als erstes den Menschen der weiten Ebene herzliche Grüße von Theo – Duur und seiner Frau Leni – Kah. Siergert berichtete weiter, dass er sehr erstaunt darüber war, was die Menschen von Cameedor schon alles wieder aufgebaut oder wieder hergestellt und repariert hatten. Von den Schäden aus dem Krieg war fast nichts mehr zu sehen. Viele neue Gebäude sind hinzu gekommen, die Straßen der Stadt sind prächtiger als je zu vor.

Aber das allerneuste ist wohl die Stadterweiterung, die von Theo – Duur veranlasst wurde. Weil Cameedor vor lauter Menschen schier aus den Nähten zu platzten drohte, beschloss der Stadtrat auf anraten ihres Königs die Stadterweiterung ins Landesinnere.

Die Planer ließen die bisherige Stadtmauer stehen und setzten die neue Stadtmauer sehr weit links und rechts von dem Stadttor, das ins Landesinnere führte, an die bestehende Mauer. Durch diese Bauweise blieb die Wehrhaftigkeit von Cameedor erhalten, wurde vielleicht sogar noch erhöht, weil wahrscheinlich kein Angreifer mit einer weiteren Stadtmauer rechnet.

Theo – Duur ließ in dem neuen Stadtteil die Straßenführung aus der Stadt Cameedor weiterbauen, so das den Menschen, die den neuen Stadtteil bewohnten, sich sofort heimisch fühlen konnten. Siergert war von dem Bau des neuen Stadtteil so fasziniert, das er sich gar nicht mehr mit seinem Bericht bremsen konnte. Voller Begeisterung beschrieb er sehr plastisch die neuen Gebäude, die neuen Plätze mit den Brunnen oder auch die neuen Marktplätze.

Nach einem ausführlichen Bericht kam Siergert zum Ende und empfahl jedem, sich, sobald er die Gelegenheit hat, Cameedor anzusehen. Die Stadt ist unter Theo –Duur und seiner Frau wirklich etwas Besonderes geworden. 

 

 

 Kaah–Mer musste mit seinem Bericht über den Angriff der Kleinwüchsigen die Begeisterung von Siergert etwas dämpfen. Siergert zeigte sich entsetzt und fragte Kaah–Mer: „ Warum er nicht zurück geholt worden ist?“

„Der Angriff kam so überraschend für uns, dass dafür gar keine Zeit blieb“, erklärte Kaah–Mer seinem Fürsten, „ wir mussten sofort zum Gegenschlag ausholen, um das schlimmste zu vermeiden!“ 

„ Es war diesmal der wohl größte Angriff, den die Kleinwüchsigen gegen die weite Ebene gestartet hatten“, fuhr ein Leiter der nördlichen Kasernen fort, „ unvorstellbare Massen von den Kleinwüchsigen Kriegern kamen wie die Ameisen aus den Bergen!“

„ Und sie hatten neue Waffen“, erklärte ein Truppführer seinem Fürsten, „ kleine Katapulte, ähnlich unseren Katapulten!“

„ Ja“, bestätigte Kaah- Mer, „ und sie schossen mit Pfeil und Bogen auf uns.“

„ Aber wir konnten sie besiegen“, konnte Siergert beruhigt werden. „ Wir haben unsere Patrouillen verstärkt und wir haben die Felsentore zerstört.“

„ Und die Waldwesen haben sie versiegelt, sie sind der Meinung, dass die Kleinwüchsigen viele Generationen benötigen, um sich von dieser Niederlage zu erholen.“

 

„ Meine Frau und ich wollten euch eigentlich zu einem Fest einladen“, wandte sich Siergert an die versammelten Menschen, „ ich habe die ersten Mondzyklen als euer Fürst gut überstanden, das sollte ein Grund zum feiern sein!“ Jubel kam ob der Einladung auf und die Stimmung löste sich in Heiterkeit auf.

 

Auf dem Heimweg sagte Doree zu Kaah–Mer: „ So locker habe ich Siergert gar nicht in Erinnerung.“

„ Ich auch nicht, er hat sich sehr verändert“, bestätigte Kaah–Mer seiner Frau.

„ Aber so gefällt er mir noch besser“, lachte Doree, „ ich freu mich sehr auf das Fest.“

„ Das glaube ich dir gerne“, lachte Kaah–Mer Doree an.

 

Die Vorbereitungen für das Fest liefen auf Hochtouren, die Neustadt knisterte vor Aufregung und Erwartung. Das erste Fest von Siergert wurde natürlich mit großer Neugier erwartet, weil es sich so eingebürgert hatte, dass jeder Fürst auf seinem Fest etwas Besonderes für seine Gäste hatte.

Je näher das fest rückte, umso voller wurde die ohnehin schon prall volle Neustadt, die Herbergen hatten Mühe, die vielen Menschen unter zu bringen. Zum Glück konnten viele Gäste bei Bekannten und Verwandten unter kommen.

Aus allen Richtungen der Neustadt strömten die festlich gekleideten Menschen zum Stadtzentrum, die Straßen waren hell erleuchtet und fröhliche Worte flogen hin und her. Die ganze Stadt summte vor Fröhlichkeit.

 

Doree staunte über den prächtig geschmückten Festsaal und über die riesige Tafel. Die Tische waren links und rechts den Wänden lang aufgestellt worden, an dem Quertisch am oberen Ende nahm Siergert mit seiner Frau Platz.

Die Weisen der weiten Ebene nahmen Platz links und rechts von ihrem Fürsten. Doree genoss es in vollen Zügen, selbst Kaah–Mer fühlte sich wohl, er war eigentlich nicht so sehr für diese öffentlichen Auftritte, aber es herrschte eine gelöste und ungezwungene Atmosphäre, der jeder Steifigkeit fehlte.

 

Viele junge Frauen und Männer trugen jetzt die Speisen und Getränke auf und das Stimmengemurmel legte sich während des Essens.Eine Weile nach dem Essen spielte die Musik auf und auf den freien Platz zwischen den beiden Tischreihen liefen Frauen und Männer auf und tanzten nach der Musik.

Begeistert klatschten die Menschen zu dieser Darbietung und nachdem die Tänzerinnen und Tänzer ihre Tänze beendet hatten, kamen sie mit großen Platten an die Tische und boten den Gästen Früchte an, dabei waren viele unbekannte Arten, die von den Gästen etwas unsicher angenommen wurden, aber die Tänzer beruhigten sie: „ Die Früchte können unbesorgt von ihnen gegessen werden.“

 

Ein erstauntes Ah und Oh über den Geschmack der Früchte klang auf und alle waren sich einig, Siergert hatte damit eine hübsche Überraschung für seine Gäste gehabt.

 

Die Sonne blinzelte schon über die Gipfel, als die letzten Gäste durch die jetzt leeren Straßen nach Hause gingen. Lachen klang noch auf und dann war Ruhe. Das Fest sorgte noch lange für Gesprächsstoff bei den Frauen, natürlich die gelungene Überraschung von Siergert, aber natürlich auch die Garderobe der Frauen war äußerst interessant.

 

Alka – An machte gute Fortschritte in der Schule, er hatte die wissenschaftlichen Fächer zugunsten der mehr militärischen orientierten Fächer etwas reduziert. Sein Interesse an den Sternen war hingegen weiterhin ungebrochen. An den sportlichen Übungen hatte Alka – An sehr viel Spaß, ob es der Speerwurf  oder das Laufen gegen andere Schüler war. Der Ringkampf war nichts für ihn, aber das kämpferische Spiel mit einem Ball umso mehr.

 

Die von Kaah–Mer angesetzten Patrouillen, die Verstärkung der Verteidigungslinien und das Aufrüsten der Einheiten sorgte jetzt wohl dafür, dass Ruhe in der weiten Ebene herrschte.

 

Kaah–Mer sah sich gerne den Hafenbereich an, der Hafenmeister hatte ein weiteres Hafenbecken bauen lassen und hatte jeweils zwei Hafenbecken mit einander verbunden. Dadurch sind zwei sehr große Hafenbecken entstanden, die auch den größten Schiffen ausreichend Platz boten. Imponierend lag das große Schiff, dass nur noch das Fürstenschiff genannt wurde, vor Anker.

Kaah–Mer dachte an sein Schiff, mit dem er seine zweite Reise unternommen hatte. Das Schiff erschien ihm damals schon gewaltig groß, aber gegen das Fürstenschiff wirkte es beinah zierlich.

Kaah–Mer sah sich zusammen mit dem Hafenmeister die Befestigungsanlagen des Hafens an. Zum südlichen Fluss hin war die Kaimauer ein mächtiges Bollwerk, mit einer zur Flussseite hochgezogenen Mauer, die den Soldaten guten Schutz bot. Eine beruhigende Menge an Kanonen war auf der Mauer postiert, auch Katapulte und die Bogenmaschinen sah Kaah–Mer.

Aus den bisher zwei Wachtürmen war es mittlerweile vier geworden. Der Hafenmeister zeigte Kaah -Mer die Munitionslager, in denen große Mengen an Kanonenkugel, Feuergeschosse, Pfeile und Bogen, Speere und Schwerter gelagert waren. Kaah–Mer war sich mit dem Hafenmeister einig, dass der Hafen gut geschützt und gut auf einen möglichen Angriff vorbereitet ist.

 

Die Bauplätze, auf dem die Schiffe der weiten Ebene gebaut wurden, waren das nächste Ziel von Kaah–Mer. Schiffe interessierten ihn sehr. Auf jedem der vier Bauplätze lagen Schiffe in den verschiedensten Bauphasen. Das Schiff auf dem äußersten Bauplatz wurde schon für den Lauf ins Wasser vorbereitet, es handelte sich um ein Frachtschiff, erkennbar an dem bauchigen Rumpf, Kaah–Mer wandte sich an den Hafenmeister: „ Werden die Frachtschiffe auch immer größer oder täusche ich mich?“

„ Nein, du täuschst dich nicht“, erwiderte der Hafenmeister, „ mit diesem Frachtschiff haben wir eine neue Größe aufgelegt. Es ist einfach rentabeler, Frachten mit größeren Schiffen zu transportieren.“

Kaah–Mer nickte verstehend dazu, neu war auch die Bestückung des Schiffes mit Kanonen.

Der Hafenmeister sah den Blick von Kaah–Mer: „ Wir wollen einfach damit sicher gehen und schaden kann es ja nicht.“

„ Das ganz sicher nicht“, zeigte sich Kaah–Mer mit dieser Maßnahme einverstanden. 

„ Wir können ja gar nicht vorsichtig genug sein“, schloss der Hafenmeister und verabschiedete sich von Kaah– Mer.

 

Kaah–Mer ging zur der Kaserne, in der er die Nacht verbringen wollte. Am nächsten Morgen war ein Gespräch mit den Leitern der umliegenden Kasernen geplant.

In die Gesprächsrunde knallten Kanonenschüsse, erst nur erstaunt, sahen die Männer und Frauen auf, aber als die nächsten Kanonenschüsse dröhnten, sprangen alle auf und rannten aus der Kaserne ins Freie.

Die Kanonenschüsse kamen klar erkennbar vom Hafen und Kaah–Mer sah schon die ersten Trupps im schnellen Schritt zum Hafen gehen.

Er schwang sich auf sein Pferd und preschte vorweg zum Hafen. Wieder knallten die Kanonen und dann sah Kaah–Mer die Angreifer. Es waren wieder die Angreifer in den kleinen, flinken Booten, die schon einmal versucht haben, die weite Ebene anzugreifen!

Kaah–Mer sah die dichte Reihe der Bogenschützen auf der Kaimauer, im Schutze der hohen Brüstung schossen sie Pfeil um Pfeil auf die Angreifer, die wild stöhnend in ihren kleinen Booten zusammen brachen.

Wieder krachte eine Salve der Kanonen in die dicht gedrängten Boote, die krachend aus einander flogen, gegen die schweren Kanonenkugeln hatten sie nichts entgegen zu setzen. Trotz des schweren Beschusses gelang es einigen Angreifern, ans Ufer zu gelangen, in einem kurzen Handgemenge wurden sie schnell überwältigt und gefangen genommen.

 

Kaah–Mer hatte bei diesen Angreifern den Eindruck, dass es sich um keine besonders guten und erfahrenen Krieger handelt. In einigen Aktionen stellten sie sich mehr als ungeschickt an, auch das zusammen ballen ihrer Boote war militärisch gesehen, bodenloser Leichtsinn. Damit hatten die Kanonen leichtes Spiel, in die dicht an dicht schwimmenden Boote zu schießen. 

Der Angriff ebbte ab, nur wenige Boote konnten flussaufwärts fliehen, Kaah–Mer hielt die Soldaten zurück, die die Fliehenden verfolgen wollten:

„ Lasst es gut sein, es ist genug für heute!“ 

Von den gefangenen Angreifern erfuhr Kaah–Mer, dass sie eigentlich nur ein neues zu Hause suchen, sie müssen ihre Heimat verlassen, weil sie ständig überfallen und ausgeraubt werden. 

 

Kaah–Mer besprach sich mit den Leitern der Kaserne und nach dem Gespräch ging er zu den Gefangenen und erklärte ihnen, dass sie, wenn sie friedlich bleiben und die Regeln der weiten Ebene respektieren, hier mit ihrem Volk siedeln dürfen. Sie sollten einen Boten zurück schicken und die Nachricht überbringen.

Kaah–Mer kehrte nach hause zurück, seine beiden Kinder jubelten und Doree freute sich sehr.

 

Am nächsten Morgen berichtete Kaah–Mer Siergert von dem Überfall. Siergert war mit dem Entscheid von Kaah –Mer einverstanden: „ Wir haben ja genügend Platz in der weiten Ebene, wenn das Volk kommen möchte, sollen sie kommen.

Die wilde Horde

Kaah–Mer kam von seinem langen Kontrollritt in der westlichen Ebene entlang dem Gebirge zurück. Er hatte alle Kasernen besucht und sich von dem Zustand und der Bereitschaft der Soldaten überzeugen können.

Die Verteidigungslinie der westlichen Ebene war eben so dicht gestaffelt wie in der östlichen Ebene oder vor dem nördlichen Gebirge. Auch hier drohten Kanonen, Katapulte und ein Heer von Soldatinnen und Soldaten jeden Angreifer, sich seinen Überfall gut zu überlegen.

Die Leiterinnen und Leiter der Kasernen waren allesamt ruhige und besonnene Menschen, die ihre Aufgaben sehr sachlich erledigten. So konnte Kaah–Mer mit einem beruhigenden Gefühl Siergert berichten, dass die westliche Ebene und die nördliche Ebene gut gerüstet sind.

 Kaah–Mer freute sich auf zu Hause, ein paar Tage wollte er sich mit seiner Familie gönnen, bevor ihn seine Aufgaben wieder wegrufen. Alka – An und Tanjah – Dy begrüßten ihren Vater stürmisch, lieb drückte sich Doree an ihren Mann.

 

Schnell, viel zu schnell vergingen die paar Tage, Kaah–Mer wurde von einem Boten informiert, dass die Patrouillen der südwestlichen Kasernen seltsame und ungewohnte Geräusche in dem Gebirge gehört haben und könnten sie absolut nicht zu etwas bekanntem zu ordnen.

Der Abschied von seiner Familie war traurig, Alka – An und seine Schwester jammerten ihrem Vater nach und Doree hatte Mühe, die Kinder zu trösten, weil sie selbst todtraurig war.

Kaah–Mer ritt mit einem sehr unruhigen Gefühl in der Magengegend zu der Kaserne.

 

Nach seiner Ankunft wurde er sofort von dem Leiter der Kaserne und dem Patrouillenleiter über die seltsamen und unbekannten Geräusche unterrichtet. Keiner konnte sich darauf einen Reim machen, so etwas hatten sie noch nie gehört.

Kaah–Mer schlug vor, zu der Stelle ins Gebirge zu reiten und sich die Sache vor Ort anzuhören

.Nach dem Frühstück kamen auf dem Kasernenhof ein Trupp Reitersoldaten und ein Trupp Schwertkämpfer zusammen. Der Patrouillenleiter setzte sich an die Spitze der Kolonne.

Kaah–Mer hielt sich mit dem Leiter der Kaserne zwischen den beiden Soldatentrupps. Zum späten Nachmittag errichteten die Soldaten das Lager, Kaah–Mer erfuhr dabei, dass sie noch zwei weitere Sonnenreisen bis zu dieser Stelle benötigen, an der sie den unbekannten Lärm gehört hatten.

 

Der Aufstieg ins Gebirge war für Mensch und Pferd mühselig und sehr anstrengend, so dass das Lager schon recht früh aufgeschlagen wurde. Die Menschen brauchten etwas Erholung, genau wie die Pferde. Die Nacht hoch im Gebirge verging ruhig und ungestört, die Kolonne brach auf und der Patrouillenleiter führte sie tiefer und tiefer ins das unwirtliche Gebirge.

Es dämmerte früh zwischen den hohen Felsen und die Soldaten schauten schon nach einem geeigneten Lagerplatz, als Kaah–Mer plötzlich meinte, den fremden Lärm hören zu können.

Der Trupp stoppte und in der plötzlichen Stille konnte es jeder hören. Weit entfernt noch, aber deutlich zu hören, ein seltsames Gerumpel, Scheuern, Rutschen und Knirschen, ab und zu ein Geräusch wie ein Keuchen und Schnaufen.

In Kaah–Mer stieg es heiß hoch, wenn es das ist, was er vermutet, wird es furchtbar. Der Leiter der Kaserne schaute Kaah–Mer fragend und etwas ahnend an. Noch zweifelnd hob Kaah–Mer seine Schultern.

 

Das Lager wurde leise und gut getarnt aufgebaut und gut bewacht, kaum ein Soldat schlief, alle lauschten dem fremden, bedrohlichen Lärm. 

Kaah–Mer ging mit dem Patrouillenleiter und eine Handvoll Soldaten vorsichtig und jede Deckung nutzend in Richtung des Lärms. Die Sonne hatte schon den Zenith überschritten, als die kleine Gruppe wie erstarrt stehen blieb, der Lärm war mit jedem Schritt lauter geworden und jetzt sahen sie die Ursache des Lärms direkt unter sich.

 

Die Bestien der wilden Horde versuchten wütend und verbissen die Felsenbarrikade, die seinerzeit von den Menschen der weiten Ebene errichtet worden ist, weg zuräumen!! Felsbrocken für Felsbrocken wurde zur Seite geschafft, oft wurden die Bestien von nachrollenden Steinen schwer verletzt oder gar zerquetscht.

Aber immer wieder stürmten sie gegen die Felsen und räumten Felsen um Felsen weg. Wieder krachte eine Gerölllawine in die wilde Horde, irre vor Wut tobten die Bestien in der engen Schlucht.

Sie gaben aber nicht auf, immer mehr Bestien tauchten auf und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die wilde Horde über das Hindernis weiter kam.

 

Kaah – Mer schickte einen Boten mit der Nachricht zu dem Leiter der Kaserne zurück, höchster Alarm, alles für einen gewaltigen Angriff der wilden Horde vorbereiten!!

Einen weiteren Boten schickte Kaah–Mer zu Siergert mit der Nachricht, alles für eine eventuelle Flucht aus der weiten Ebene vorzubereiten! Erschreckt und entsetzt sah der Bote Kaah–Mer an, sollte sich das schreckliche Drama von damals wiederholen?

„ Es muss nicht so kommen, aber wir sollen vorbereitet sein“, damit schickte Kaah–Mer den Boten los.

 

Langsam und sehr vorsichtig zog sich der kleine Trupp von dem schrecklichen Ort zurück, fast schon in der Dunkelheit erreichten sie das Lager und ihr Bericht löste blankes Entsetzen aus. Keinem der Soldaten schmeckte das Essen, jeder beschäftigte sich mit seinen Waffen, immer wieder sahen sie in die Richtung des Lärms, der jetzt überdeutlich zu hören war.

Kaah–Mer war sehr froh, dass sich die wilde Horde ganz sicher noch eine längere Zeit an der von ihnen errichteten Felsenbarriere und von den Waldwesen versiegelten Felsen die Zähne ausbeißen.

Er flehte zu allen ihren Göttern, dass die Verstärkung mit den Katapulten rechtzeitig eintrifft, damit sie dann die Bestien der wilden Horde noch an der Felsenbarriere vernichten können.

Die Truppführer setzten sich zum Essen zu Kaah–Mer und einer von ihnen sprach Kaah–Mers schlimmste Befürchtung aus: „ Hoffentlich ist das hier die einzige Stelle, an der die wilde Horde einen Durchbruch versucht.“

Kaah – Mer nickte: „ Das hoffe ich auch, denn wenn die wilde Horde auf die Idee kommen sollte, an mehreren Stellen den Durchbruch zu versuchen, wird die weite Ebene schlimme Probleme bekommen.“

„ Aber wir sind doch gut gerüstet mit all unseren Waffen“, antwortete der eine Truppführer.

„ Das sind wir, ich habe aber noch nie diese Massen von der wilden Horde gesehen und das macht mir große Sorge“, Kaah – Mer schüttelte sorgenvoll mit dem Kopf.

„ Befürchtest du eine ähnliche Schlacht mit den Bestien wie damals Darkahr?“, fragte der andere Truppführer. „ Wir sollten mit allem rechnen, aber warten wir die Boten ab, dann wissen wir, ob es hier der einzige Versuch der wilden Horde ist oder nicht“, schloss Kaah–Mer.

 

Das Lager kam nicht zur Ruhe, immer wieder kamen die Soldaten aus ihren Zelten und schauten sich unruhig um. Der Lärm war in der Stille der Nacht überdeutlich zu hören.

Kaah–Mer ließ sich ständig von der Angriffsstelle berichten. Erfreulicherweise brachten die Boten nichts neues, noch versuchten die Bestien der wilden Horde wie verrückt die Felsen weg zu räumen, beruhigender Weise immer noch mit wenig Erfolg.

Für einen Moment brach blankes Entsetzen mit dem Beginn der Morgendämmerung im Lager aus, weil plötzlich und unerwartet aus der Gegenrichtung seltsame Geräusche herüber kamen. Aber dann wurden die Soldaten der Verstärkung erkannt und ein erleichtertes, wenn auch etwas gequält klingendes Lachen klang auf.

 

Die Verstärkung brachte eine Menge Soldaten und Material mit. Die starken Pferde brachten drei auseinander genommene Katapulte mit, sogar zwei kleinere Kanonen schleppten die Soldaten mit. 

Kaah–Mer ließ die Katapulte sofort weiter bis zu den Felsen bringen und dort so vorsichtig wie möglich zusammen bauen. Sein vorsichtiger Blick über den Felsrand in die Tiefe zu den angreifenden Bestien zeigte ihm, dass die Felsenbarriere noch stand hält.

Die Soldaten hatten auch die beiden kleinen Kanonen in Stellung gebracht. Kaah–Mer wunderte sich etwas über die hochgerichteten Kanonenrohre, es wollten die Soldaten in den Himmel schießen!

Ein Soldat sah Kaah–Mers Irritierten Blick und klärte ihn auf: „ Mit den Kanonen schießen wir die Geschosse in einem hohen Bogen über die Felsen, so landen diese Geschosse dicht an der Felswand und treffen die Bestien im dichtesten Gedränge!“

Das verstand Kaah–Mer sofort und höchst interessiert sah er zu, wie die Soldaten die beiden Kanonen sehr sorgfältig in Stellung brachten.

Der Aufbau der Katapulte dauerte an, obwohl die Soldaten äußerst intensiv und angestreckt an den Aufbau arbeiteten, aber so ein Katapult war nun mal eine riesige Maschine. 

 

Sorgenvoll wartete Kaah-Mer auf die Rückkehr der ersten Melder. Er wusste, dass die Melder aufgrund der Entfernungen der weiten Ebene noch gar nicht zurück sein können, aber er wurde sichtlich nervöser und unruhiger.

Endlich kam von der Felsenbarriere die erlösende Meldung, die Katapulte stehen abschussbereit, ebenso die beiden Kanonen. Voller Tatendrang ging Kaah–Mer mit einigen Truppführern zu der Sperre und sah schon von weiten die aufgeprotzten Kanonen und Katapulte.

Einsatzbereit standen die Soldaten an den Maschinen.

 

 Kaah–Mer sah vorsichtig den Abgrund herunter und erschrak über das wahnsinnige Gewimmel der Bestien. An der Felsbarriere konnte Kaah–Mer noch keine größeren Schäden erkennen, aber so weit er in die enge Schlucht sehen konnte, wimmelte es von Bestien der wilden Horde. Es müssen tausende der Bestien sein. Das Gebrüll, dieses wahnsinnige Gebrüll und Geschrei der Unholde war richtig gehend nervtötend.

Kaah–Mer mochte gar nicht daran denken, was passiert, wenn die wilde Horde tatsächlich den Durchbruch schafft und in die weite Ebene einfällt.

Kaah–Mer gab den Soldaten ein Zeichen und mit fauchendem Geräusch flogen die ersten Feuergeschosse hoch in den Himmel und stürzten in einer engen Kurve über die Felsenkante in die Tiefe.

Die gleiche Flugbahn nahmen die Geschosse der kleinen Kanonen.

Alles wartete gespannt auf die Reaktion der wilden Horde durch den Beschuss und schon brüllte die Horde wütend und voller Schmerzen wie eine Ausgeburt der Hölle.

Flammen flackerten an den Felswänden und schwarzer, stinkender Rauch stieg aus der engen Schlucht zum Himmel.

 

Die Katapulte waren so ausgerichtet worden, dass sie eine lange Strecke in die Schlucht erreichen können. Die Kanonen schossen weiterhin steil in den Himmel und ihre Geschosse landeten in dem dichtesten Gewimmel, dicht vor der Felswand.

Furchtbares Geschrei brandete nach jedem Einschlag aus der Schlucht hoch, Kaah–Mer konnte jetzt selbst durch den dichten Rauch sehen, dass die ganze Schlucht in Flammen stand. Die Bestien wälzten sich brüllend in dem brennenden Öl und dicht an der Felswand konnte Kaah–Mer sehen, wie die Geschosse der Kanonen beim Aufprall zerplatzten und die Bestien auseinander rissen.

Die immer noch nach drängenden Unholde pressten sich in die enge Schlucht und verursachten dadurch ein unvorstellbares Chaos. Die verletzten und brennenden Bestien wollten aus der Schlucht und prallten dabei auf die nachrückenden Horden.

Kaah–Mer konnte es nicht mehr mit ansehen, die Schlucht ist zu einem Höllenschlund geworden. Als wenn das Gebrüll der verletzten und brennenden Bestie immer noch mehr Bestien anlocken würde. Ein unvorstellbares Gewühl herrscht in der engen Schlucht, bestialisch stinkende Rauchwolken quollen gen Himmel und verpesteten die Luft bis zum Lager. Hinzu kam die wahnwitzige Hitze, die Geschosse der Katapulte knallten immer noch in die Schlucht und jedes Geschoss wurde von den Unholden mit einem nicht zu beschreibenden Gebrüll und Geschrei, mit furchtbaren Verwünschungen und Flüchen begrüßt.

 

Für Kaah–Mer und den Soldaten war es unfassbar, dass immer noch weitere Bestien der wilden Horde in die Schlucht strömten, sie pressten sich in die Schlucht, als wollten sie damit die Felsbarriere zerstören.

Die Mannschaften an den Katapulten hatten den Abschusswinkel verändert und schossen nun sehr weit in die Schlucht. Mit ihrem typischen Geräusch flogen die Feuergeschosse weit über die Köpfe der Unholde und zerplatzten in einem grellen Feuerball. Innerhalb eines kurzen Augenblicks standen die Bestien in Flammen und rannten voller Panik und Schmerzen wie verrückt in der engen Schlucht herum und setzten dadurch natürlich weitere Bestien in Brand.

Kaah–Mer sah, das die beiden Kanonen mit ihren Geschossen einen freien Platz vor der Felsbarriere geschaffen haben, selbst die blödesten Bestien der wilden Horde haben jetzt wohl begriffen, dass ein durchkommen unmöglich war und versuchten jetzt fast schon verzweifelt, den weiter heran fliegenden Feuergeschossen durch Flucht nach hinten in die enge Schlucht zu entkommen.

Was natürlich nicht gelingen konnte, weil weiterhin die wilde Horde in die Schlucht drückte.

Der versuchte Angriff der wilden Horde artete langsam aber sicher in ein bestialisches Abschlachten aus.

 

Kaah–Mer schluckte hart und sah bleichem Gesicht zu den Soldaten herüber. Die schossen ungerührt ihre Feuergeschosse in das chaotische Gewimmel der wilden Horde unten in der engen Schlucht.

Dass weitere Verstärkung eingetroffen war, hat Kaah–Mer nur im Unterbewusstsein registriert. Erstaunt sah er nur, dass Soldaten zwei weitere Katapulte zusammen bauten.

Die aufsteigende Hitze aus der Schlucht ließ Kaah–Mer ein paar Schritte zurück treten. Und kam dadurch zu einer Gruppe von Leitern mehrerer Kasernen, die einzige Leiterin sprach Kaah–Mer an: „ Wir haben Kundschafter auf beiden Seiten der Schlucht vor geschickt, vielleicht erfahren wir so, wo die wilde Horde herkommt.“

 

Kaah–Mer schüttelte benommen mit seinem Kopf, er musste die Eindrücke von dem Tag los werden: „ Danke, das war eine kluge Entscheidung, hoffentlich erfahren wir tatsächlich, wo die wilde Horde her kommt.“ 

Zusammen mit den Leitern der Kaserne trat Kaah–Mer wieder an den Rand der Felsenbarriere, entsetzt prallten die Männer und die Frau zurück, das ist ja schrecklich!

Keuchend erbrach sich ein Mann, das ist ja grässlich!

Bei allem Verständnis für seine Männer ließ Kaah–Mer weiter in die Schlucht schießen und gab den Soldaten die Anweisung: „ Schießt weiter in die Schlucht, solange Bestien noch nach kommen und solange das Licht reicht.“

Einer der Soldaten zeigte Kaah–Mer: „ Wir können auch in der Nacht weiter schießen, die Katapulte sind ausgerichtet, wir brauchen bloß feuern.“

„ Gut, macht das, falls eine Änderung eintritt, sagt mir sofort bescheid.“

 

Kaah – Mer verspürte plötzlich unbändigen Hunger und Durst, er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und getrunken. Im Lager erhielt Kaah–Mer kaltes Fleisch, ein Stück Brot und einen Becher kaltes, frisches Wasser. Das einfache Mahl schmeckte herrlich.

Kaah–Mer sah sich die Betriebsamkeit in dem Lager an, immer noch trafen Soldaten ein, weiter links lagen noch drei auseinander genommene Katapulte.

Das Lager hatte jetzt schon drei lange Zeltreihen, an drei Feuerstellen wurde schon Essen für die vielen Soldaten vorbereitet.

Kaah–Mer wischte sich den Mund ab und wollte sich gerade wieder Richtung Felsbarriere orientieren, als er von einem Melder angerufen wurde: „ Moment bitte“, kam es etwas außer Atem, „ Siergert, der Fürst ist eingetroffen und möchte mit dir reden!“

„ Gut, wo finde ich Siergert?“, fragte Kaah – Mer den Melder, der zeigte stumm auf ein Zelt in der vordersten Reihe und holte tief Luft.

Siergert begrüßte Kaah–Mer freundlich und kam sofort zur Sache: „ Bitte einen kurzen Lagebericht.“ Und zeigte auf einen Hocker. Kaah–Mer setzte sich Siergert gegenüber und schilderte Siergert in knappen Worten die Situation und schloss mit den Worten. „ Am besten erkennst du die Lage an der Felsbarriere.“

„ Gut, lasst uns zur Barriere gehen“ und stand auf.

Kaah–Mer folgte seinem Fürsten aus dem Zelt und schritt dann voraus.

 

Überdeutlich zu sehen, stand die riesige schwarze und stinkende Rauchwolke über den Bergen und je näher die beiden Männer dem Kampfplatz kamen, umso schlimmer wurden der Gestank und der Lärm.

 

Vorsichtig beugte sich Siergert über die Felskante und erschauderte, es war ein furchtbares Bild, die enge Schlucht war immer noch voller Bestien, die sich schreiend in den Flammen wälzten und immer noch drängten weitere Bestien in die Schlucht, es nahm überhaupt kein Ende.

Kaah–Mer hielt seinen Fürsten fest, der drohte das Gleichgewicht zu verlieren.

„ Das ist ja einfach widerlich“, keuchte der Fürst.

Kaah–Mer bestätigte das seinem Fürsten zu gerne: „ Es ist wirklich fürchterlich, aber wir müssen auch daran denken, dass diese Bestien jetzt schon die weite Ebene verwüsten könnten.“

„ Vielleicht haben wir hier die Chance“, fuhr Siergert fort, „ die wilde Horde endlich vernichtend zu schlagen. Bei diesen Verlusten muss es doch mal zu Ende sein.“

„ Ich hoffe auch darauf“, erwiderte Kaah–Mer, „ erfreulich für uns ist dabei, dass wir diesen schlimmen Angriff ohne jeden Verlust abwehren können.“

„ Was haben die Melder aus der weiten Ebene an Nachrichten gebracht?“ fragte Kaah – Mer Siergert.„Alles ist ruhig, es wurde jedoch für alle Kasernen höchster Alarm angesetzt, ständig sind Patrouillen unterwegs, alle Kriegsmaschinen sind einsatzbereit.“

„Das ist beruhigend“, kam es von Kaah–Mer.

„Sollen wir denn nie Ruhe in der weiten Ebene finden?“, kam es etwas erschöpft und traurig von Siergert.„Solange die wilde Horde existiert, werden wir keine Ruhe finden“, stellte Kaah–Mer sachlich fest.„Damit hast du wohl Recht, wir müssen diese Bestien irgendwie endgültig vernichten, um Ruhe zu finden“. Siergert ging müde in sein Zelt.

Der bittere Sieg

Der Morgen dämmerte grau, nass und ungemütlich. Die gewaltige Rauchsäule stieg immer noch aus der engen Schlucht. Die Ablösungen marschierten zur Schlucht und die zurück kommenden Soldaten sahen sehr erschöpft aus. Matt setzten sie sich um das Küchenfeuer und tranken dankbar das warme Getränk, dass sie von der Küche erhielten.

Plötzlich kam Unruhe auf, die Soldaten sprangen auf die Beine, kamen aus den Zelten, keiner wusste so richtig, was eigentlich los war. Bis sich der Alarmschrei einer Soldatin durchsetzte: „ Seht, seht den Rauch im Norden!“ Alles drehte nach Norden und erschrak zutiefst. Schwarz und dick quoll der Rauch in zwei dicht bei einander liegenden gewaltigen Säulen gen Himmel.

Der heiße Schrecken, das blanke Entsetzen fuhr den Menschen in die Knochen, sollte dort oben im Norden ebenfalls ein Angriff der wilden Horde stattfinden?

Siergert, Kaah–Mer, die Leiter der Kasernen und einige Truppführer diskutierte heftig über das gesehene, als ein Melder auf einem schweißnassem Pferd in das Lager preschte, von dem Pferd sprang und nach Kaah–Mer schrie.

Kaah–Mer machte sich bemerkbar und winkte den Melder zu sich. Der Melder japste nach Luft und stieß heftig hervor: „ Die Bestien der wilden Horde griffen uns vor zwei Tagen in kleineren Gruppen an, aber in der Nacht kamen sie in immer größeren Trupps. Wir schossen mit den Katapulten in die Trupps, daher der viele Rauch.“

Schwer atmend hielt der Melder inne.

Jetzt konnte Kaah–Mer nachfragen: „ Konnten die Truppen die wilde Horde aufhalten?“

Der Melder nickte: „ Noch halten die Stellungen und Verstärkung ist unterwegs.“

„Aber die drei Leiter der Kasernen möchten dir und unserem Fürsten nahe legen, die nördlichen Dörfer zu evakuieren.“ 

„ Sollte die wilde Horde noch weitere Angriffe starten, kann es für die Bevölkerung kritisch werden.“ 

 

Verzweifelung stieg bei Kah–Mer hoch, sollte das denn nie ein Ende nehmen?

Auch Siergert sah schier verzweifelt umher,es nahm und nahm kein Ende

.Kaah–Mer und Siergert waren sich sofort einig, dass die Bevölkerung so schnell wie möglich die nördlichen Wohngebiete verlassen muss.

 

Kaah–Mer schickte einen Melder zu den nördlichen Kasernen mit der Nachricht an die Leiter der Kasernen, mit der Evakuierung sofort zu beginnen.

Der Melder schwang sich auf sein Pferd und nahm ein zweites am Zügel mit.

 

Kaah–Mer vergaß das Frühstück und eilte zur Schlucht, dort feuerten die Katapulte immer noch ihre tödliche Ladung in die Schlucht, ein Truppführer trat ihm entgegen und konnte Kaah–Mer etwas beruhigen, der Andrang der wilden Horde lässt merklich nach, es kommen nur noch wenige Bestien in die enge Schlucht und obwohl sie die verbrannten Kadaver sehen mussten, liefen sie bis zur Felsensperre genau in unser Feuer.

Ein bestialischer Gestank kam aus der Schlucht hoch, würgend trat Kaah–Mer von der Felskante zurück. Mitfühlend klopfte der Truppführer Kaah–Mer leicht auf den Rücken.„Es ist wirklich furchtbar, nicht wahr.“

„Es ist widerlich, es ist wirklich widerlich“, würgte Kaah–Mer hervor.

Er ging bis zu den Katapulten zurück, hier wurde die Luft etwas besser.

Er meldete sich bei den Leitern der Kasernen ab, „ ich will mir die Angriffe im Norden ansehen und die Evakuierung der Menschen voran treben.“ 

 

Kaah–Mer machte es, wie der Melder vor ihm, er nahm sich ein zweites Pferd am Zügel zum Wechseln mit. Dadurch kam er bedeutend schneller voran.

An der ersten Kaserne wechselte er die Pferde und ritt sofort weiter. Je weiter er nach Norden kam, umso furchtbarer wurden die beiden Rauchsäulen, die im Laufe des Tages immer größer wurden.

Kaah–Mer wechselte die Pferde ein weiteres Mal und hetzte weiter nach Norden.

 

Er war froh, dass seine Familie in der Neustadt zumindest fürs erste relativ sicher war. Aber er sah auch das Elend der Menschen vor seinen Augen, die jetzt ihr zuhause wieder einmal verlassen mussten, um der Bedrohung durch die wilde Horde zu entgehen.

Kaah–Mer wechselte ein weiteres Mal die Pferde und war jetzt schon nahe dem Kampfplatz, mit hohem Tempo jagte er die restliche Entfernung herunter und stand Schweiß nass wie seine beiden Pferde an der Verteidigungslinie.

 

Dicht an dicht standen die Katapulte und schossen ihre Feuergeschosse in die anstürmenden Bestien, brüllend meldeten sich die Kanonen, die mit ihren speziellen Geschossen furchtbare Lücken in der Reihen der wilden Horde riss.

Kaah–Mer erfuhr von einem Leiter einer Kaserne, dass keine weiteren Angriffspunkte entstanden sind und noch können sie die wilde Horde mit den Katapulten und den Kanonen in Schach halten.

Es ist noch nicht zu einem direkten Kontakt zwischen Soldaten der weiten Ebene und der wilden Horde gekommen. Aber die anstürmenden Massen der wilden Horde machen ihm mächtig Sorgen, wenn einer von ihnen auf die Idee kommen sollte, in breiter Front anzugreifen, kann es gefährlich für die weite Ebene werden.

 

Kaah–Mer wurde von einem rumpelnden Geräusch abgelenkt und er sah, dass das Geräusch von Fuhrwerken kam, mit denen die Menschen vor der wilden Horde flohen. Jetzt griffen die Vorbereitungen von Siergert gut, in dichten Kolonnen fuhren die Fuhrwerke nach Süden. Die Menschen sollten bis zum südlichen Fluss fahren und dort auf die vor Anker liegenden Schiffen an Bord gehen. Ein Teil sollte die Zeit, bis der Angriff der wilden Horde vorbei ist, in der schönen Bucht verbringen.

Der weit aus größere Teil sollte nach Cameedor gebracht werden.

 

Kaah–Mer wandte sich etwas erleichtert wieder dem unmittelbaren Geschehen zu. Er erkundigte sich nach der Truppenstärke und ob noch weitere Katapulte vorhanden sind. Die Leiter der Kasernen gaben Kaah–Mer die entsprechende Auskunft.

„ Gut, ich werde einen Trupp Freiwilliger zusammen stellen, zwei oder drei Katapulte und Kanonen dazu und die wilde Horde im Gebirge angreifen. Ähnlich wie in der engen Schlucht.“

Die Leiter der Kasernen schauten verblüfft auf Kaah–Mer, dass wäre der helle Wahnsinn, entfuhr es einem der Männer. Aber Kaah–Mer blieb dabei, stellt bitte fest, wer freiwillig mit kommt und lasst die Katapulte und Kanonen aus einander bauen. Wir brauchen starke Pferde, Waffen, Proviant und feste Kleidung und Zelte fürs Gebirge.

In sehr kurzer Zeit meldeten sich bei Kaah–Mer so viel Soldaten, dass er vier Trupps zusammen stellen konnte. In einer Kaserne lagerten drei demontierte Katapulte, so dass nur die Kanonen aus einander genommen werden mussten. Am Vormittag des folgenden Tages konnte Kaah–Mer mit den Freiwilligen ins Gebirge reiten.

 

Er führte die Kolonne erst nach Süden, bog dann nach Osten in das Gebirge ab. Er schickte eine fünfer Gruppe als Späher voraus.

Kaah–Mer ließ die Soldaten an einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht rasten und zum Morgen erschienen die Späher wieder und konnten Kaah–Mer berichten, dass sie den Weg der wilden Horde gefunden haben und auch schon eine gute Stelle für den Beschuss erkundet haben.

Kaah–Mer ließ die Späher frühstücken und ließ sich dann den angesprochenen Platz zeigen. Der Platz war wirklich gut, er lag hoch über den Weg, den die wilde Horde benutzte, an dem äußeren Rand einer Biegung des Weges. So konnten die Katapulte und die Kanonen ein weites Gebiet unter Feuer nehmen.

 

Sofort begannen die Soldaten die Katapulte aufzubauen, die Kanonen wurden in Position gebracht. Die ersten Geschosse flogen zum frühen Abend in die Schlucht und wütendes, schmerzvolles Gebrüll der Bestien zeigte Kaah –Mer und den Soldaten, dass sie gut getroffen haben.

Auch hier staunte Kaah–Mer und die Soldaten ungläubig darüber, dass die Bestien der wilden Horde trotz des Beschusses unbeirrt weiter in Richtung weite Ebene marschieren.

Die Katapulte und die Kanonen wurden so ausgerichtet, dass sie die kommenden Bestien erreichten, die wenigen, die dem Beschuss entgangen sind, wurden in der Biegung der Schlucht erwischt und spätestens mit den Geschosses der Katapulte, die auf den Ausgang der Kurve ausgerichtet waren, wurden die letzten Bestien erwischt.

Schnell stand auch über dieser Schlucht eine übel riechende Rauchsäule, die weithin sichtbar war. Die Rauchsäule wurde schnell von den Soldaten am Kampfplatz in der weiten Ebene entdeckt und diese Rauchsäule löste Jubel und unendliche Erleichterung bei den Soldaten aus.

Wenig später konnten sie schon feststellen, dass die nachkommenden Bestien weniger und weniger wurden und dann war Schluss.

Die Leiter der Kasernen stellten weitere Trupps zusammen und schickten diese zur Unterstützung von Kaah– Mer und den Soldaten ins Gebirge. Die Soldaten überbrachten Kaah–Mer die Nachricht, dass weitere Soldaten nachrücken und die bringen dann weitere Katapulte und Kanonen mit.

 

Kaah–Mer war froh über die Verstärkung, denn die Bestien der wilden Horde versuchten jetzt mit aller Macht die Soldaten oben auf dem Fels zu erreichen. Kleinere Trupps hatten schon zweimal die Felsen überwunden und griffen die Soldaten rasend vor Wut an. Die wenigen Bestien konnten jedoch nicht viel gegen die konzentrierte Abwehr der Soldaten ausrichten, aber sollten mehr Bestien der wilden Horde den Fels überwinden, könnte es kritisch für sie werden.

Kaah–Mer teilte die jetzt doch beruhigend große Streitmacht auf dem Fels oberhalb der Schlucht an strategisch relevanten Punkten auf und hoffte, dass die angekündigten Katapulte schnell nach kommen würden.

Die Soldaten an den Katapulten und Kanonen schossen ohne Unterbrechung in die Schlucht, dass fast wahnsinnig erscheinende Gebrüll der getroffenen und brennenden Unholde der wilden Horde war fast nicht mehr zu ertragen. Hinzu kam der unerträgliche Gestank der dicken Qualmwolken, die dick und fettig über die Felsen kroch, bis sie langsam gen Himmel stieg.

 

Ein lauter Warnruf riss Kaah–Mer aus seinen Gedanken, wieder hatte ein Trupp der wilden Horde die Felsen überwunden und stürmten mit einem infernalischen Gebrüll auf die Soldaten der weiten Ebene los.

Die zwei Kanonen bellten giftig auf und die anstürmenden Bestien blieben wie fest gerammt stehen und fielen in einem wüsten Knäuel um. Kaah–Mer war verblüfft, wie war das möglich?

Er ging zu den Soldaten an den Kanonen und fragte sie, wie dieses Ergebnis möglich war. Ein älterer Soldat erklärte Kaah–Mer sehr sachlich, dass die Gelehrten zusammen mit den Waffenschmieden diese Geschosse entwickelt hatten. Die Geschosse zerplatzten beim Aufprall und schleuderten viele kleine Eisenstücke mit hoher Geschwindigkeit weg. Die Wirkung war erstaunlich, die Bestien wurden davon umgemäht, als wären sie von Dutzenden von Pfeilen getroffen worden. 

„Reichen die Geschosse noch eine Weile?“ fragte Kaah–Mer den Soldaten. Der grinste breit und wies auf ein weiter hinten liegendes Zelt.

Kaah–Mer sah hinein und war sehr beruhigt, die hier gelagerten Geschosse müssten wirklich noch eine Weile reichen. Er ließ sich etwas Essen geben und setzte sich mit einem Krug Wasser zu den Soldaten, die ebenfalls aßen.

 

Erfreut sah Kaah–Mer die ankommende Verstärkung entgegen, vor allem erfreuten ihn die Katapulte, die von kräftigen Pferden hoch getragen wurden. Auf vielen Packpferden waren Waffen zu erkennen, wie Pfeile, Bogen, Speere und Schwerter, auch einige Schilde sah man.

Die Soldaten sahen viel lieber die Proviantkisten und Behälter. Die Nahrungsmittel konnten gar nicht schnell genug zu den Küchen gebracht werden,

Kaah–Mer grinste still in sich hinein, Soldaten haben immer Hunger! 

 

Ein weiterer Trupp der wilden Horde, jetzt schon bedeutend größer, stürmte wieder mit ohrenbetäubendem Gebrüll auf die Soldaten los und wieder rannten die Bestien in die Geschosse der Kanonen. Von den Geschossen wurden die Bestien förmlich auseinander gerissen, verblüfft schaute einer der Bestien seinen davon fliegenden Arm nach, bevor er von einem weiteren Eisenstück getötet wurde.

 

Kaah–Mer stellte wieder einen Trupp Freiwilliger zusammen, er wollte feststellen, wo der Aufgang der Bestien war. Vielleicht konnten sie dort schon abgefangen werden. Die Soldatinnen und Soldaten schwärmten ein wenig aus und schlichen von Deckung zu Deckung in die Richtung, aus der die Angriffe der wilden Horde erfolgten.

 

Sie fanden einen ziemlich steilen Kamin in der Felswand und sie sahen, wie die Bestien darin hoch kletterten. Die Bogenschützen schossen die Bestien in dem Kamin herunter, so das die fallenden Unholde die nachfolgenden mit herunter rissen.

Wieder brandete wütendes Gebrüll der wilden Horde auf, mit irrsinnigen Drohgebärden tobten die Bestien voller Wut auf dem Grund der Schlucht. Kaah–Mer ließ Kanonen und Katapulte herschaffen und als die ersten Feuergeschosse in der Schlucht zerplatzten, wurde das Gebrüll der wilden Horde zu einem Orkan.

 

Die Feuergeschosse erreichten durch den sehr gerade Verlauf der Schlucht eine enorme Reichweite, so dass schon die anstürmenden Bestien mit den Feuergeschossen empfangen werden konnten.

 

Kaah–Mer war jetzt doch beruhigt, hier hatten sie die Lage im Griff, wenn nichts Unvorhersehbares passieren sollte, dürfte der Angriff der wilden Horde hier gestoppt werden können. Keine der Bestien kam noch den Kamin hoch geklettert, sie kamen noch nicht mal mehr in die Nähe des Kamins.

Die Feuergeschosse und die Kanonenkugeln vernichteten die Unholde schon weit davor.

Kaah–Mer hockte sich zu den Soldaten an das Küchenfeuer und aß mit ihnen das frisch zubereitete Essen, als er merkte, dass sich etwas verändert hatte. Unruhig geworden stand er auf und sah sich besorgt um. Im Lager und rings um das Lager schien alles in Ordnung, er sah in Richtung der Schlucht und jetzt wusste er, was sich verändert hatte. Die Katapulte und die Kanonen schossen nicht mehr, er herrschte eine ungewohnte Ruhe.

 

Auch die Soldaten sind inzwischen aufmerksam geworden, ist das schön, tönte es rings herum, endlich Ruhe.

In diese Ruhe platzte die Nachricht, die ein Melder von Siergert brachte: „Die wilde Horde hat mittig im Norden der mittleren Ebene einen neuen und gewaltigen Angriff gestartet!“ 

 

Kaah–Mer und allen anderen, die die Nachricht mitgehört haben, wurden kreidebleich. Nicht schon wieder, jetzt hatten sich alle gefreut, dass sie hier den Angriff der wilden Horde Stoppen konnten, jetzt geht das Elend in der mittleren Ebene von neuem los.

Kaah–Mer rief die Leiter der Kasernen und die Truppführer zusammen und besprach mit ihnen die neue Situation. Die Männer einigten sich darauf, dass eine größere Truppe hier mit den Katapulten und Kanonen verbleiben und die Schlucht bewachen sollen.

Der Rest wird abgezogen und in Eilmärschen zu dem neuen Angriffsplatz geschickt. Die Leiter der Kasernen teilten, wie besprochen, die Soldaten ein und schon wurden Zelte abgebaut,

Ausrüstung zusammen gelegt, die Pferde aus den Koppeln geholt und schon ritten die ersten Trupps los. Kaah –Mer ging noch einmal zu den Soldaten an der Felskante und überzeugte sich, dass hier wirklich Ruhe herrschte, wenigstens für den Moment.

 

Kaah–Mer sattelte sein Pferd, packte seine Sachen auf ein zweites Pferd und schloss sich den abziehenden Soldaten an. Tiefe Bitternis stieg in ihm hoch, als er sah, dass selbst in der anbrechenden Nacht, die Menschen die weite Ebene verließen. Dörfer, weit von Kampfplätzen entfernt, waren schon menschenleer, kein Lichterschein, kein Lebenszeichen mehr. Tot und dunkel lagen die verlassenen Dörfer in der Abenddämmerung, nur das Rumpeln der unzähligen Fuhrwerke klang dumpf durch die Nacht.

Wir haben die weite Ebene wieder mal verloren, die Menschen werden nie mehr zurück kehren, traurig hockte Kaah–Mer auf seinem Pferd.

Die Soldaten verschärften das Tempo, Kaah–Mer sah hoch und erschrak zutiefst, als er die lodernden Feuer am Rande des nördlichen Gebirges sah. Dort musste eine Schlacht toben, die alles, was er bisher kannte, übertraf. Sorgenvoll ein Blick noch zur Neustadt, in der er seine Lieben wusste und dann war er mit seinen Soldaten in dem Lager angekommen und wurde sehr ernst von einem Leiter der nördlichen Kasernen begrüßt. „Gut, das ihr gekommen seit, einige Abschnitte können Verstärkung gebrauchen“, erfuhr Kaah – Mer, „ weitere Verstärkung ist aus den weiter südlich liegenden Kasernen unterwegs.“

Der Leiter der Kaserne wies Kaah–Mer den zu verstärkenden Bereich an und Kaah–Mer winkte seinen Trupp und geschlossen ritten sie zu der Front.

Das Getöse der Katapulte und Kanonen, dass irrwitzige Gebrüll der angreifenden Bestien vereinigte sich zur einen unvorstellbaren Inferno. In dem grellen Feuer der platzenden Feuergeschosse tanzten die brennenden Bestien der wilden Horde einen grotesken Tanz, die wilden Schatten fegten über das Schlachtfeld und machten alles irgendwie unwirklich.

Nur die Schreie der verwundeten Soldaten sorgten dafür, dass keinem Soldaten die Realität verloren ging. Noch sah die Situation für die verteidigenden Soldaten der weiten Ebene gut aus, dank des massiven und konzentrierten Feuers der Katapulte und Kanonen konnten die Bestien in Schach gehalten werden, so das sie kaum direkte Kämpfe Soldat gegen Bestie hatten.

Einzelnen der wilden Horde gelang es mitunter, durch zu brechen und die Verteidigungslinien zu erreichen, die dicht gestaffelten Soldaten konnten diese Einzelaktionen aber immer noch recht schnell beenden, leider gab es dabei den einen oder anderen verwundeten Soldaten.

 

Ein Teil der Verstärkung aus den südlich gelegenen Kasernen ist eingetroffen und Kaah–Mer ließ die Soldaten an der linken Flanke angreifen, sie sollten versuchen, die wilde Horde weiter nach Osten zu drängen, soweit, dass sie in die Reichweite der östlichen Festung kommen.

Der Plan von Kaah–Mer klappte gut und klappte noch besser, als weitere Verstärkung hinzu kam. Jetzt war die linke Flanke so stark geworden, dass die wilde Horde beinah freiwillig nach Osten auswich.

Dadurch gab die wilde Horde unfreiwillig die Flanke ihres Weges frei, auf dem sie aus dem Gebirge in die weite Ebene ergoss. Schnell hatte Kaah–Mer die Chance, die sich den Verteidigern jetzt bot, erkannt und schickte schnell Katapulte und Kanonen dorthin.

Die Katapulte und Kanonen schafften es tatsächlich in einem sehr kurzen Zeitraum, den Zustrom der wilden Horde zu stoppen. Die Katapulte und die Kanonen schossen in schneller Folge ihre Geschosse in den engen Felsspalt, aus dem die wilde Horde wie Ameisen hervor gequollen waren.

In einem furchtbaren wilden und brennenden Knäuel wälzten sich die Bestien über und unter einander und blockierten dadurch den nachdrängenden Unholden den Zugang. Die Masse der getroffenen Bestien häuften sich zu regelrechten Hügel, einige der brennenden Bestien rannten in den engen Felsspalt zurück und brachten damit das Feuer immer weiter in den Zugang.

 

Die wilde Horde wurde von den Soldaten der weiten Ebene tatsächlich immer weiter nach Osten gedrückt, dass wurde natürlich auch dadurch sehr erleichtert, dass der wilden Horde der Nachschub an Kriegern ausblieb. Die wilde Horde wurde schon so weit nach Osten gedrängt, das sie sich schon auf dem flachen Terrain vor der Festung befanden und schon rasten die Kampfwagen der weiten Ebene heran und schossen mit den kleinen Katapulten die Pfeile in die Bestien.

Die Versuche der Bestien, die Kampfwagen zu stoppen oder gar festzuhalten, sahen lächerlich aus, da die Wagen so schnell unterwegs waren und die Lenker der Wagen jeden Versuch der Bestien mit einem eleganten Manöver vereitelten.

Die Menge der Bestien nahm im Laufe der Nacht rapide ab, die Soldaten der weiten Ebene töteten erbarmungslos jede Bestie. Noch immer blockierten die Soldaten erfolgreich den Zugang aus dem Gebirge, den die wilde Horde benutzt hatte, um die weite Ebene zu überfallen.

Hinzu kamen noch die beruhigenden Meldungen von den zwei anderen Angriffspunkten, auch hier ist der Zustrom der wilden Horde erfolgreich unterbunden worden.

Endlich konnte sich ein Teil der Soldaten von der Front zurück ziehen, Essen fassen und etwas Ruhe finden. Auch Kaah–Mer verspürte jetzt, da er etwas zur Ruhe kam, großen Hunger und vor allen dingen furchtbaren Durst, verursacht durch den widerlichen Gestank der brennenden Bestien, den aufgewirbelten Staub und durch das viele Rufen und Schreien.

 

Erleichtert streckte Kaah–Mer seine langen Beine aus und genoss das warme Getränk, dass er, wie die Soldaten auch, von der Küche erhalten hatte. Er hatte das Essen gerade zur Hälfte gegessen, als ein staubbedeckter Melder vor ihm vom Pferd sprang und sehr aufgeregt meldete, dass im äußersten Nordwesten ein Angriff der wilden Horde erfolgt ist, mit einer sehr hohen Anzahl von Kriegern kommt die wilde Horde aus den Bergen. Noch halten die Soldaten der umliegenden Kasernen dem Angriff stand, aber jede Hilfe wäre sehr willkommen.

 

 Für einen sehr kurzen Augenblick sackte Kaah–Mer völlig erledigt in sich zusammen, dann aber sprang er auf, rief die Leiter der Kasernen und die Truppführer zu sich: „Wir haben einen weiteren Angriff der wilden Horde im Nordwesten, prüft bitte sehr genau, wie viel Einheiten ihr dorthin beordern könnt.“

„Wir erwarten ja jeden Augenblick weitere Verstärkung aus dem Süden, deswegen können wir schon einen guten Teil als Verstärkung abgeben!“

„ Wir werden auch einen Teil der Kriegsmaschinen mitgeben!“

„ Von den Kampfwagen können wir ebenfalls zwei Einheiten abgeben.“

Die Hilfsbereitschaft war sofort vorhanden und Kaah–Mer legte den Leitern der Kasernen und auch den Truppführern nahe, nicht in der Wachsamkeit nach zu lassen, mit den Tücken der wilden Horde müssen sie jederzeit rechnen, aber sie kennen ja die Bestien leider nur zu gut.

 

Kaah–Mer stieg auf sein Pferd, nahm wieder ein zweites am Zügel und ritt mit den ersten Trupps Soldaten nach Nordwesten. Traurig sah er unterwegs die verlassenen Dörfer, die stillen Sägewerke und die menschenleeren Viehställe, blökend standen die Tiere in den Koppeln.

Nirgendwo war Leben, dieser Teil der weiten Ebene war völlig leer und verlassen.

 

Kaah–Mer ritt mit seiner kleinen Streitmacht zügig durch den frühen Morgen, von einem Melder erhielt er die Nachricht, dass weitere Einheiten auf den Marsch sind.

Wieder sah Kaah–Mer das immer gleiche Bild, brüllende, tobende Bestien schlugen wie verrückt um sich und die Soldaten der weiten Ebene parierten den wilden und ungeordneten Angriff mit einer stabilen Verteidigungslinie. Fauchend flogen die Feuergeschosse in die dichten Knäuels der wilden Horde. Der helle Knall der Kanonen übertönte oft den Lärm, die Wirkung der Geschosse war furchtbar, die aufprallenden Kanonenkugeln schleuderten eine Vielzahl von Eisenstücken in die Angreifer, jeder Schuss löste infernalisches Gebrüll und Geheul der Bestien aus.

Die Soldaten an den Katapulten und den Kanonen arbeiteten gekonnt und routiniert, ständig kamen Anweisungen für Richtungsänderungen, dadurch wurde jede Gruppe der wilden Horde sofort unter Beschuss genommen.

Kaah–Mer meldete sich bei den Leitern der Kasernen und stellte die mitgebrachte Verstärkung zur Verfügung. Auch wies er daraufhin, dass weitere Verstärkung unterwegs sei. „Ich werde mir mal ansehen, wo die wilde genau aus den Bergen kommt, vielleicht können wir den Zugang auch hier blockieren.“

„Das wäre ein großer Vorteil für uns“, kam es von den Soldaten.

 

Kaah–Mer fragte nach Freiwilligen, die mit ihm ins Gebirge reiten, um den Weg der wilden Horde zu finden. Erfreut stellte Kaah–Mer fest, dass sich wieder viel mehr Soldaten meldeten, als er für den Spähtrupp benötigte.

Mit leichtem Gepäck ritt der kleine Trupp nach Osten, um dann ins Gebirge abzubiegen.

Bevor Kaah–Mer mit seinem Spähtrupp das Gebirge erreichte, kam ein Melder von Siergert.

Siergert meldete, dass der Zustrom der Menschen, die die weite Ebene verlassen wollen, ununterbrochen anhält. Im Hafen am südlichen Fluss herrscht absolutes Chaos. Unübersehbare Menschenmassen drängen sich voller Panik, um einen Platz auf den Schiffen nach Cameedor zu bekommen.

Die schöne Bucht kann schon keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.

Ganz verzweifelte Menschen haben sich provisorische Flösse gebaut und sind damit den Fluss herunter gefahren.

Die Versorgung der vielen Menschen ist total zusammen gebrochen, es fehlt an allem, Nahrung, Wasser, Unterkünfte.

Die Schiffe fahren ohne jede Pause, aber die Menschen werden einfach nicht weniger. Die Schiffe, die mit den Flüchtlingen an Bord, die weite Ebene Richtung Cameedor verlassen, sind völlig überladen. Er mag sich gar nicht vorstellen, was mit den überladenen Schiffen in einem Sturm passieren könnte.

Theo – Duur, der König von Cameedor, hat schon außerhalb der Stadtmauern ein riesiges Zeltlager aufbauen lassen, weil die Stadt selbst keine Menschen mehr aufnehmen kann. Theo – Duur hat um das Zeltlager einen Ring von Soldaten ziehen lassen, um die Menschen aus der weiten Ebene vor etwaigen Angriffen zu schützen.

 

Die Versorgung der Menschen ist selbst für eine so große Stadt, wie es Cameedor ist, ein echtes Problem. Theo – Duur hat schon Trupps los geschickt, die im Umland Nahrung kaufen sollen. Keiner weiß im Moment, wie das alles weiter gehen soll. 

 

Kaah–Mer sackte für einen Moment erschöpft im Sattel zusammen, diese verdammte wilde Horde schafft es tatsächlich zum zweiten Mal, die weite Ebene zu zerstören. Wir müssen es einfach schaffen, die wilde Horde ein für alle Mal restlos zu vernichten. Die weite Ebene wird sonst keine Ruhe finden.

Kaah–Mer spürte die Blicke seiner Soldaten, er raffte sich auf und gab das Zeichen zum Weitermarsch. Vorsichtig ritt der Trupp in das Gebirge und suchte sich einen Weg zwischen den Felsen, um den Zugang der wilden Horde zu finden.

Auf einem spärlich mit Gras bewachsenen Platz ließ Kaah–Mer das Lager aufbauen, sie hatten hier wenigstens frisches Wasser. Aus Vorsicht aßen alle nur kalte Speisen, ein Feuer wäre zu gefährlich, weil keiner wusste, wie nah sie der wilden Horde sind.

 

 Es war eine sehr unruhige Nacht, kaum einer der Soldaten schlief wirklich und mit frühen Dämmerung standen alle abmarschbereit.

Kaah–Mer orientierte sich kurz und gab das Zeichen zum Aufbruch. Noch vorsichtiger als am Vortag suchten sich die Soldaten einen Weg durch die Felsen.

Gegen Mittag hob einer der Soldaten plötzlich einen Arm, der Trupp stoppte augenblicklich, in der eintretenden Stille hörten sie es jetzt alle, diese Geräusche verursacht nur die wilde Horde!

Kaah–Mer ließ die Soldaten vorsichtig absitzen und schlich mit ihnen durch die Felsen. Sie erreichten eine Felskante und als sie sehr, sehr vorsichtig darüber spähten, stockte allen der Atem! Unvorstellbare Massen von Bestien der wilden Horde drängten sich durch das Tal, das Gebrüll und der Geruch war schockierend für die Soldaten.

Ein junger Soldat wälzte sich von der Felskante und übergab sich, kreidebleich keuchte er, wir haben gegen die Massen überhaupt keine Chance.

Kaah–Mer beruhigte den jungen Mann, wir haben auch die anderen Angriffe parieren können und das waren mindestens ebenso viele Bestien! Kaah–Mer schickte zwei Soldaten als Melder zu den Leitern der Kasernen zurück und bat um Verstärkung, Katapulte und Kanonen, auch Waffen, Proviant und Lagerrüstzeug.

Die  zwei Soldaten ritten los und Kaah–Mer beugte sich wieder vorsichtig über die Felskante, der Zustrom der Bestien nahm einfach kein Ende!

Kaah–Mer zeigte einem Soldaten, dass er seinen Platz übernehmen und die wilde Horde beobachten soll.

Mit dem Rest der Soldaten erkundete Kaah–Mer die nähere Umgebung, um vielleicht einen guten Angriffsplatz zu finden. Sie suchten erst in der Richtung, aus der die wilde Horde kam. Hier fanden sie nichts brauchbares, in der entgegen gesetzten Richtung wurden sie fündig.

Der Platz war genauso gut für einen Angriff geeignet, wie die beiden anderen Plätze. Das Tal wurde hier etwas breiter und bog sich hier in einem Bogen durch die hohen Felsen, so dass die Katapulte und die Kanonen wieder weit in beide Richtungen feuern konnten.

Kaah–Mer suchte sich mit den Soldaten einen geschützten Lagerplatz, um dort auf das Eintreffen der Verstärkung zu warten. Ein Soldat entfachte ein sehr kleines, rauchloses Feuer, so dass wenigstens warme Getränke für die Soldaten gemacht werden konnten.

Die Wartezeit wurde elendig lang, sie waren zur Untätigkeit verdammt, still und unauffällig mussten sie die Zeit zwischen den Felsen tot schlagen. Nur die gelegentlichen, sehr vorsichtigen Beobachtungen der wilden Horde bot etwas Abwechselung. Der Strom der wilden Horde hielt immer noch unvermindert an, wenn es auch so aussah, als ob es weniger geworden ist. Es herrschte aber immer noch ein ziemliches Gedränge in dem Tal.

 

Endlich, endlich traf die Verstärkung ein und es war wirklich eine Verstärkung, mit Katapulten, Kanonen, Waffen, Lagerüstzeug und Proviant. Immer noch sehr vorsichtig wurde das Lager aufgebaut, immer noch wurde auf Feuer verzichtet.

Mit dem ersten Morgenlicht waren die Soldaten auf den Beinen und bauten die Katapulte und die Kanonen zusammen.Zum späten Nachmittag standen die ersten Katapulte und Kanonen an der Felskante und wenig später explodierten die ersten Geschosse inmitten der wilden Horde. Zwei der Katapulte wurden so ausgerichtet, dass ihre Feuergeschosse der wilden Horde mit ihren Flammen den weiteren Weg in die weite Ebene versperrten.

 

Als die Bestien begriffen, was da passierte, brüllten und tobten sie wie von Sinnen vor den Flammen herum. Unerbittlich flogen die Feuergeschosse in das Tal und schon stieg der ekelerregende Gestank der brennenden Bestien aus der Schlucht hoch.

Wie blöd marschierten die Unholde der wilden Horde weiter in das Tal und wurden von den Soldaten der weiten Ebene sofort unter Beschuss genommen. Einige der Bestien versuchten die steilen und glatten Felswände hoch zu klettern, um die Soldaten angreifen zu können, was allerdings ein unmögliches Unterfangen war.

Die Bestien fielen bei einer gewissen Höhe wieder herunter oder sie wurden von den Soldaten mit den Pfeilen und Speeren getötet. Die Sonne verschwand schon langsam in den westlichen Bergen, als endlich die erlösende Nachricht kam: „ Es kommen keine Bestien mehr nach!“

 

 Kaah–Mer schossen vor Erleichterung für einen Moment Tränen in die Augen, sollte sie wirklich geschafft haben, diesen Angriff der wilden Horde überstanden und abgewehrt haben? Seit weiterhin noch sehr wachsam, ihr wisst alle, wie heimtückisch die wilde Horde sein kann.

Die Truppführer stellten rings um das Lager verstärkte Wachen auf, ließen aber die Kriegsmaschinen weiterhin in das Tal schießen, bis das Gebrüll weniger wurde und spät in der Nacht ganz verstummte.

Die Flammen loderten bis in den frühen Morgen und der Gestank wurde unerträglich.

 

Ein Melder trat zu Kaah–Mer: „ Es sind tatsächlich seit dem Sonnenuntergang keine Bestien mehr nach gekommen.“

„Wir halten die Stellung noch mit aller Vorsicht“, gab Kaah–Mer dem Melder mit auf den Weg.

Die Katapulte und die Kanonen schwiegen, der stinkende Rauch kroch aus dem Tal hoch und legte sich wie ein schmutziger, übel riechender Lappen über das Land. Soldaten mussten wegen des Gestankes würgen und husten. Endlich kam gegen Mittag ein kräftiger Wind auf, der kalt und kräftig blies und die stinkenden Rauchwolken vertrieb.

Mit der frischen Luft kam wieder Leben in das Lager, die Küche bereitete das Essen vor, die Truppführer ließen die Soldaten Waffen und Ausrüstung überprüfen, das Lager wurde kontrolliert.

Ein Trupp Soldaten wurde los geschickt, um Nachschub zu holen.

Andere holten frisches Wasser aus einem neu entdeckten Gebirgsbach.

Die Truppführer teilten Freiwachen ein und beim Mittagessen kam endlich wieder etwas heitere Stimmung auf, die Anspannung, die Ängste, die entsetzliche Furcht vor den Bestien der wilden Horde traten langsam in den Hintergrund. Als dann noch während des Essens ein kleiner Trupp ins Lager kam und sich die Nachricht blitzschnell verbreitete: „ Der Angriff der wilden Horde ist abgeschlagen wurden und ist vorbei, als keine Bestien, dank euch, mehr nachrückten, konnten wir sie besiegen.“

 

Aber als Kaah–Mer von einem Leiter einer Kaserne erfuhr, dass die Flucht der Menschen aus der weiten Ebene unvermindert anhält, verflog die Freude über ihren Sieg schnell.

War dass das Ende der weiten Ebene? 

Drei Sonnenreisen blieb Kaah-Mer noch bei den Soldaten, schärfte ihnen bei seinem Abschied noch mal ein, sehr, sehr wachsam zu sein und ritt dann voller Sorge zur Neustadt, um nach seiner Familie zu sehen.

 

Er ritt durch ein verlassenes, menschenleeres Land, das Vieh brüllte und blökte auf den Weiden, sonst war weit und breit kein Leben zu sehen. Die Menschen haben die weite Ebene aufgegeben.

Kaah–Mer hielt bei einer Herberge für die Nacht an, sie war verlassen wie alles andere auch. Er fand in der Küche noch einige Lebensmittel für ein bescheidenes Abendessen.

 

Kaah–Mer war vor lauter Sorgen schon früh auf den Beinen und setzte seinen Weg zu Neustadt fort. Links nach Osten sah er einen größeren Trupp Soldaten. Er machte sich bemerkbar und ritt zu den Soldaten. Von den Truppführern erfuhr Kaah–Mer, dass immer noch ein riesiges Chaos am Hafen herrschte, die Schiffe schafften die vielen Menschen nicht schnell genug aus der weiten Ebene fort. Nein, sie hatten keinen Kontakt mit der wilden Horde, sie hatten nur von den Angriffen gehört und waren jetzt zur östlichen Festung zur Unterstützung unterwegs.

Kaah–Mer ermahnte die Truppführer zur Vorsicht und wünschte ihnen viel Glück.

 

Die Neustadt erschreckte Kaah–Mer furchtbar, sie war leer, verlassen, nur hier und da sah Kaah–Mer auf seinen Weg einen Menschen durch die Gassen huschen. Totenstille. Kein Rattern von Fuhrwerken, keine Stimmen, kein Kindergeschrei, nichts.

Fast in Panik ritt Kaah–Mer jetzt so schnell wie möglich durch die Gassen der Neustadt zu seinem Haus. Er bog in die Gasse ein, sein Pferd strauchelte beinah bei der schnell genommenen Kurve und Kaah–Mer holte vor Freude tief Luft. Er sah Doree und Alka – An vor dem Haus stehen und sich mit den Nachbarn unterhalten. Jetzt sah Alka – An seinen Vater und stürmte laut schreiend los. Kaah–Mer hörte auch seine Tochter und dann war er zu hause.

Fürst Kaah-Mer

Von Doree erfuhr Kaah–Mer die schrecklichen Einzelheiten, die während der Angriffe der wilden Horde in der weiten Ebene abgelaufen sind. Die Menschen sind, nach dem die Kunde von den Angriffen rund gegangen war, von Panik ergriffen, aus ihren Häusern, ihren Dörfern geflohen und alles floh in wilder Fahrt zum südlichen Fluss, um von dort mit den Schiffen der wilden Horde zu entkommen.

Das dadurch entstehende Chaos konnte niemand mehr organisieren. Die Menschen waren vor lauter Furcht wie von Sinnen, sie stürmten die Schiffe, ohne Rücksicht auf den nächsten. Viele kamen dabei ums Leben, selbst Siergert musste resignierend seine Bemühungen, das Chaos zu entwirren und den Menschen zu helfen, erschöpft aufgeben.

Die Furcht und die Panik waren so groß, das die Männer provisorische Flöße zusammen bauten und den südlichen Fluss hinunter fuhren. Die schöne Bucht war innerhalb kürzester Zeit völlig überfüllt, die Bewohner der schönen Bucht mussten Waffengewalt androhen, um weitere Menschen abzuwehren, es war einfach kein Platz mehr für noch mehr Menschen vorhanden.

 

Die Schiffe mit den Flüchtlingen steuerten jetzt nur noch Cameedor an, aber selbst diese große Stadt hatte jetzt Probleme, die vielen Menschen unter zu bringen. Vor den Stadtmauern wuchs die Zeltstadt immer weiter in das Landesinnere, die Versorgung der vielen Menschen brach zusammen, Plünderungen folgten, die Menschen waren wie von Sinnen.

Viele Menschen verließen daraufhin die Zeltstadt vor Cameedor und gingen Richtung Norden. Sie hatten Glück und wurden von den Dorfbewohnern freundlich aufgenommen. Sie kannten die weite Ebene durch Kaah–Mer, der auf seiner Entdeckungsfahrt dieses Dorf angefahren hatte.

Die Dorfbewohner versorgten die Menschen erstmal mit dem nötigsten, halfen beim Lageraufbau und sorgten bei den Flüchtlingen mit der Auskunft des Dorfältesten,dass sie hier bleiben können, solange sie möchten, erstmal für etwas Ruhe.

 

Von Doree erfuhr Kaah–Mer, dass selbst in der Neustadt nur noch ganz wenige Menschen ausharren, selbst die Dörfer bis weit in den Süden wurden verlassen. Kaah–Mer nickte, er hatte es ja selbst gesehen.

„Die Soldaten in den Kasernen werden Versorgungsprobleme bekommen“, sagte Kaah–Mer zu Doree, „ es fährt ja kein Fuhrwerk mehr.“

„ Die Tiere machen mir große Sorgen, es kümmert sich niemand mehr um sie.“

„ Wir müssen die Koppeln öffnen, damit sich die Tiere selbst versorgen können.“

„ Das ist eine gute Idee, ich schicke einen Melder zu den Kasernen, die können das übernehmen.“

 

Doree freute sich, endlich wieder etwas Positives zu tun! Nach und nach trafen mehrere Melder von den umliegenden Kasernen bei Kaah–Mer ein. Alle brachten die erfreuliche Mitteilung, dass die Angriffe der wilden Horde vorbei sind. Aber alle brachten viele Hiobsbotschaften, das Nahrung fehlt, es werden keine Waffen mehr hergestellt, Die Feuergeschosse werden knapp und die Kanonenkugeln auch.

Kaah–Mer und Doree notierten sich die Meldungen und gaben den Meldern den Auftrag mit, die Koppeln zu öffnen.

Kaah–Mer holte die Karten der weiten Ebene und setzte sich damit an den Tisch, er zog einen Strich von der nördlichen Stadtgrenze der Neustadt zum östlichen und westlichen Gebirge. Er überlegte lange, aber ging einfach nicht anders, sie mussten die weite Ebene oberhalb der Neustadt aufgeben und alle Soldaten und die wenigen Bewohner, die noch in ihren Dörfern geblieben sein sollten, hinter diese Linie holen.

Kaah–Mer fertigte mehrere Nachrichten für die Leiter der Kasernen an und gab sie den eintreffenden Meldern mit auf den Rückweg.

 

Von Siergert erhielt Kaah–Mer eine erschreckende Mitteilung, um das in und um Cameedor herrschende Chaos zusammen mit Theo – Duur in den Griff zu bekommen, bleibe er, Siergert, in Cameedor und Kaah–Mer solle sich ausschließlich um die weite Ebene kümmern.

Doree las die Nachricht und sagte dann traurig zu Kaah–Mer: „ Unter diesen Umständen solltest du eigentlich nicht Fürst der weiten Ebene werden, ich hatte immer im Stillen gehofft und auch gewusst, dass du Fürst werden wirst, aber so?“

Kaah – Mer winkte energisch ab: „ Jetzt müssen wir erstmal das Chaos am südlichen Fluss und am Hafen in den Griff bekommen, die Soldaten müssen sich zurück ziehen, ihre Versorgung müssen sie selbst übernehmen.“

„ Gut“, kam es von Doree, packen wir zusammen und fahren zum südlichen Fluss.“

Erleichtert nahm Kaah–Mer seine Doree in den Arm, er wusste, dass er mit ihr eine große Hilfe hatte.

Alka – An zupfte am Ärmel von Kaah–Mer: „ Ich helfe dir auch.“

Seine Schwester hüpfte um ihn herum, ich helfe Papa und Mama auch.

 

Die ersten Soldaten trafen in der Neustadt ein und verteilten sich auf die umliegenden Kasernen, alle brachten Tiere mit, die fürs erste die Versorgung sicher stellen. Auf vielen Fuhrwerken brachten die Soldaten alles noch brauchbare mit, vor allem natürlich Waffen, aber auch Nahrung, die so wichtig geworden war.

Niemand hätte sich je vorstellen können, dass die weite Ebene mal Hunger bekommen könnte!

Soldatinnen wurden in die Lagerhäuser abgestellt, um die noch brauchbaren Lebensmittel zu verteilen, vieles war schon verdorben.

Die vielen Soldaten brachten wieder etwas Leben in die Neustadt. Viele Soldaten wurden in die leer stehenden Häuser in den nördlichen Bezirken der Neustadt einquartiert. Durch die nachrückenden Soldaten entstand eine dichte und massive Verteidigungslinie quer durch die weite Ebene.

Von den östlichen Kasernen bis hin zur Neustadt und weiter bis zu den westlichen Kasernen bildete sich ein Bollwerk, dass Kaah–Mer doch mächtig beruhigte.

 

Zwei Fuhrwerke hatten Kaah–Mer und Doree beladen, etwas traurig nahmen sie Abschied von ihrem zu hause, Alka – An sagte trotzig: „ Wir kommen wieder, ganz bestimmt!“

Seine Eltern stimmten dem uneingeschränkt zu.

 

Das Fuhrwerk rumpelte über die Strasse zum südlichen Stadttor. Überall waren jetzt schon Soldaten zu sehen, die sich einquartierten. Kaah–Mer hatte den Leitern der Kasernen empfohlen, einen ständigen Meldedienst aufrecht zu halten, wir müssen jederzeit wissen, was in der weiten Ebene los ist.

 

Je weiter Kaah–Mer mit seiner Familie in den Süden der weiten Ebene kam, umso mehr prallte das Chaos, die Angst der Menschen auf ihn ein.

Überall lagen fortgeworfene Gepäckstücke,

Tiere rannten wild blökend in dem Durcheinander herum.

Verstörte Menschen hatten nur ein Ziel im Auge, der Hafen und die Schiffe dort.

 

Kaah–Mer und Doree wurden jetzt von einigen Menschen erkannt, Kaah–Mer hielt das Fuhrwerk an und die Menschen bestürmten ihn sofort mit tausenden von Fragen, was ist mit der wilden Horde, wann kommen wir auf ein Schiff, wir brauchen etwas zum Essen. So ging es in einer Tour,

Kaah–Mer hörte sich alles geduldig an, dann hob er die Hände: „ Der Angriff der wilden Horde ist gestoppt worden, wir haben sie besiegt, es kamen keine weiteren Unholde in die weite Ebene.“

Kaah–Mer erklärte den umstehenden Menschen, dass er die Verteidigungslinie bis zur Neustadt zurück gezogen hatte, sie können also sicher sein, das ihnen zumindest momentan nichts passieren kann.

Doree spürte, wie sich die Menschen etwas entspannten, sie sah Kaah–Mer an, der nickte ihr zu,

Doree fragte in die Menge: „ Wer hilft mir, die Nahrung zu verteilen, wir müssen für Wasser sorgen und für Unterkünfte, wir müssen einen geordneten Abtransport für alle sicher stellen, die die weite Ebene verlassen wollen. Denkt bitte daran, dass es in Cameedor noch schlimmer aussieht, als hier. Überlegt bitte genau, ob ihr wirklich Hals oder Kopf die weite Ebene verlassen wollt.“

 

 Nachdenkliche Ruhe machte sich breit, die Menschen sprachen jetzt merklich ruhiger über ihre Situation, ein Mann trat vor und fragte Kaah–Mer: „ Bist du sicher, dass es keine weiteren Angriffe der wilden Horde geben wird.“

Traurig schüttelte Kaah–Mer mit dem Kopf: „ Nein, das kann ich nicht sagen, ihr wisst doch alle, wie oft wie geglaubt haben, dass die wilde Horde von uns vernichtet worden ist und immer wieder kamen die Bestien in die weite Ebene, nein ich kann es nicht sagen.“

Der Mann trat zurück und sprach mit einer Gruppe Männer.

Einige Männer und Frauen lösten sich aus der Menge und gingen zu Doree: „ Wir wollen dir helfen.“

„ Das ist prima“, freute sich Doree, „ suchend schaute sie sich nach einem Lagerplatz für ihre Familie um, eine Frau zeigte ihr einen Platz, nahe einem kleinen Wäldchen, wir lagern dort!

Kaah–Mer und Doree bekamen von allen Seiten Hilfe beim Aufbau ihres Lagers und Alka – An half, wo er konnte.Doree setzte sich mit den Frauen und Männern zusammen und besprach mit ihnen den Ablauf der Versorgung: „Wir müssen so schnell wie möglich alle erreichbaren Lagerhäuser anfahren und alles an Nahrungsmittel mitnehmen, wir müssen die Tiere zusammen treiben, wir brauchen Vorratsbehälter usw.“

 

Jeder der Frauen und Männer erhielt eine Aufgabe und plötzlich war wieder Zuversicht spürbar.

 

 Kaah–Mer ritt zum Hafen, das Chaos und das Durcheinander wurde immer schlimmer, Kaah–Mer kam kaum mit seinem Pferd durch das Gewimmel der Menschen. Mit viel Mühe erreichte Kaah–Mer das Hafengebiet und war entsetzt über das, was er da sah. Die Menschen drängten sich wie irre zu den Schiffen, die Soldaten, die den Ablauf regeln wollten, wurden einfach überrannt, fielen ins Wasser.

Kaah–Mer sah den Hafenmeister und drängte sich zu ihm durch: „ Schieß einen Kanonenschuss ab, schnell!“ Der Mann begriff sofort, der scharfe Knall der Kanone ließ für einen Moment die Menschen innehalten und den nutzte Kaah–Mer.

Mit lauter Stimme rief er in das Gewimmel: „ Hört mir zu, Leute, hört mir einen Moment zu!“ Die vordersten Menschen sahen zu Kaah–Mer hoch: „ Wir kennen dich.“

Klang es erleichtert aus der Menge, die Masse wurde ruhiger und Kaah–Mer erklärte den Menschen ruhig und sachlich die Situation: „ Er habe in Abstimmung mit den Leitern der Kasernen die Verteidigungslinie nördlich der Stadtgrenze von der Neustadt nach Osten und Westen gezogen, das ist ein stabiles Bollwerk. Die Angriffe der wilden Horde haben wir abgewehrt und es kamen keine Unholde der wilden Horde mehr nach. Im Moment sind wir hier sicher. Lasst uns gemeinsam den Transport nach Cameedor regeln, dann funktioniert es reibungsloser, in Ordnung?“

Zustimmendes Gemurmel klang auf und die Menschen entspannten sich sichtlich. Als die ersten Fuhrwerke mit Nahrungsmitteln eintrafen, kam beinah wieder eine Panik auf, jeder wollte natürlich als erster Essen bekommen, aber auch diesmal schaffte es Kaah–Mer die Menschen zu beruhigen: „ Es ist genug für alle da, bleibt bitte ruhig, der Nachschub kommt kontinuierlich nach, wir besorgen für euch auch Zelte, damit ihr eine festere Unterkunft habt bis zu euerer Abreise nach Cameedor.“

 

Der panikartige Ansturm auf die drei vor Anker liegenden Schiffe hat etwas nachgelassen. Die Kapitäne der Schiffe konnten jetzt den Zustrom der Flüchtlinge unterbrechen, weil die Schiffe einfach voll belegt waren. Schnell wurden die Taue zur Kaimauer gelöst und schon schwamm das erste der drei Schiffe auf dem großen Fluss Richtung Cameedor.

Der Duft nach Essen von den ersten Kochstellen zog durch das riesige Lager und beruhigte die vielen Menschen noch ein wenig mehr. Sie wussten jetzt, dass sich jemand um sie kümmert.

Die voll beladenen Schiffe waren kaum auf dem südlichen Fluss verschwunden, legten drei weitere Schiffe an und diesmal konnten die Kapitäne die Belegung der Schiffe mit den Flüchtlingen steuern, so das jeder ein wenig Platz auf dem Schiff erhielt.

Die Dämmerung legte sich über das Lager und die Schiffe legten ab.

Kaah–Mer gab bekannt, dass die Einschiffung morgen früh weiter geht und alle waren damit zufrieden. Selbst in der Nacht brachten die Fuhrwerke Nahrung und kleine Herden von Kühen, Ziegen und Schafen mit. Auch Federvieh wurde an die Küchen abgegeben.

Erst spät in der Nacht konnte sich Kaah–Mer zur Ruhe legen, alle waren so müde, das niemand mehr ein Wort sprach.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, Kaah–Mer organisierte weiterhin den Abtransport der Flüchtlinge, Durch den gut durch organisierten Ablauf leerte sich das Lager deutlich, ununterbrochen fuhren die Schiffe nach Cameedor.

Doree kümmerte sich zusammen mit ihrer Tochter weiterhin um die Versorgung der vielen Menschen, was erfreulicherweise auch von Tag zu Tag einfacher wurde, weil die Menschen aus dem Panikzustand zurück gekommen sind und weil es natürlich auch ständig weniger wurden.

 

Die Melder brachten Kaah–Mer beruhigende Nachrichten aus der weiten Ebne, der Rückzug der Soldaten ist bis auf kleinere Einheiten abgeschlossen. Die verlassenen Dörfer, Kasernen, Reitställe, Schmieden und Sägewerke wurden von ihnen so weit wie möglich gesichert.

Auch die beiden Festungen wurden so weit wie möglich verschlossen. Alle Lagerhäuser wurden leer geräumt und der komplette Viehbestand hinter die neu eingerichtete Verteidigungslinie getrieben.

Mehr als die Hälfte der weiten Ebene war inzwischen menschenleer, selbst die Neustadt hatte alle Einwohner verloren, die Dörfer im südlichen Teil der westlichen Ebene waren verlassen. Nur das Dorf nahe den Kasernen in der östlichen Ebene war noch bevölkert.

 

Kaah–Mer und Doree waren traurig über das Ausmaß der Angriffe der wilden Horde, sollten sie tatsächlich ihre weite Ebene ein zweites Mal verlieren?

Das Lager am Hafen wurde von den Soldaten ab – und aufgeräumt, mehr als dreiviertel der Menschen waren inzwischen in Cameedor in Sicherheit. Auch von Cameedor kamen beruhigende Nachrichten, die Versorgungslage der vielen Menschen hat sich stabilisiert, unweit von Cameedor wurden von den Flüchtlingen die ersten Häuser gebaut, Fuhrwerke karrten Baumaterial heran, so viel sie schaffen konnten.

Die Flüchtlinge, die von dem Dorf aufgenommen worden sind, hatten ihre Häuser schon fast fertig gebaut. Kaah–Mer musste trotz aller Sorgen etwas grinsen, eigentlich war das typisch für Menschen aus der weiten Ebene, kaum waren sie in Sicherheit, legten sie los. 

 

Die „ Orkaa – Thur“ brachte die letzten Flüchtlinge aus der weiten Ebne nach Cameedor, mit wehem Herzen schaute Kaah–Mer zusammen mit seiner Familie zurück in die jetzt leere weite Ebene, Alka – An sagte leise zu seinen Eltern: „ Wir kommen wieder, ganz bestimmt,“ und schluckte dabei. Seine kleine Schwester schob ihre Hand in seine Hand und drückte sie fest. Kaah–Mer und Doree schauten ihren Sohn stolz an: „ Vielleicht schaffst du das tatsächlich irgendwann!“

 

Über die Melder gab Kaah–Mer an die Leiter der Kasernen die Nachricht weiter, dass jetzt der Abzug der Soldaten beginnen kann. Überrascht las Kaah–Mer die zurück kommenden Meldungen von den Soldaten: „Vorläufig möchten wir in der weiten Ebene bleiben, vielleicht haben wir die Chance eines Neubeginns.“

Etwas beunruhigt sprach Kah–Mer mit Doree über die Absicht der Soldaten, auch sie reagierte etwas nervös: „ Das könnte für die Soldaten sehr gefährlich werden, aber verstehen kann ich die Entscheidung schon.“ 

„ Das hier alles aufgeben, ist schon eine harte Sache“, kam es von Kaah–Mer, „ wenn die wilde Horde jetzt die menschenleere weite Ebene angreifen sollte, haben wir sie endgültig verloren.“

„ Es muss aber geklärt werden, wie im Falle eines Angriffes der Rückzug der Soldaten ablaufen soll.“

„ Wir müssen mit den Leitern der Kasernen und den Truppführern sprechen.“

 

Kaah–Mer schickte die entsprechenden Nachrichten an die Soldaten. In einer sehr großen Runde wurde dann sehr lebhaft und emotional die Situation besprochen. Schließlich einigten sich die Soldaten darauf, dass sich die Verteidigungslinie auf die mittlere Ebene zusammen zieht. Nördlichster Punkt sollte, wie bisher, die Stadtgrenze von der Neustadt bleiben. Die bisherige Verteidigungslinie nach Osten und Westen soll dann von der Neustadt bis zum südlichen Fluss reichen. Damit würde der Hafen innerhalb der Verteidigungslinie gut geschützt liegen. Alle Katapulte und Kanonen aus der weiten Ebene wurden in die Verteidigungslinie integriert. Schiff an Schiff ankerte im südlichen Fluss, bereit für eine mögliche, schnelle Flucht. Jetzt verließ auch Kaah–Mer mit seiner Familie die weite Ebene und fuhr mit der „ Soll – The“ nach Cameedor.

Die große Reise

Kaah–Mer machte sich auf den Weg in das Dorfzentrum, er traf sich dort mit den Weisen. Es waren einige Dinge zu besprechen. Kaah-Mer blickte sich um und sah eine aufblühende Stadt, die sehr der Neustadt in der weiten Ebene ähnelte. Stolz und groß ragte Cameedor mit seiner stattlichen Stadtmauer, den Türmen und Palästen in der morgen Sonne gen Himmel.

Kaah–Mer konnte es eigentlich immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich die weite Ebene aufgegeben haben, bis auf einen starken Militärposten am Hafen ist die weite Ebene von allen verlassen. Die vielen schönen Dörfer, die vielen Schulen und Kulturzentren, die Kasernen und Reitställe, die Schmieden und Töpfereien, die Sägewerke und die Steinbrüche, all das haben die Menschen wegen der wilden Horde aufgegeben.

 

Kaah–Mer schüttelte die trüben Erinnerungen ab und freute sich über den Erfolg der Menschen, sie haben in den vielen Sommern eine neue Stadt geschaffen, die sich vor Cameedor ausbreitete. Die Stadtmauer wuchs stetig und bot der neuen Stadt guten Schutz. Es waren so viele Menschen aus der weiten Ebene in das etwas nördlich von Cameedor liegende Dorf gegangen, dass die beiden Orte fast zusammen wuchsen.

Kaah–Mer freute sich, dass die Menschen hier so schnell ein neues zu Hause gefunden haben.

 

Theo – Duur, der König von Cameedor und seine Frau Leni – Kah, halfen, wo sie konnten. Die Versorgungslage war gesichert, das System mit den Lagerhäusern funktionierte auch hier hervorragend, ständig pendelten Fuhrwerke zwischen den vielen Marktständen hin und her

 

.Kaah–Mer begrüßte die Weisen und kam dann sofort zur Sache. Einige Punkte im Ablauf zwischen Cameedor und der neuen Siedlungen mussten geregelt und verbessert werden.

Kaah–Mer konnte schon zum frühen Nachmittag nach Haus gehen. Auf den Weg dorthin traf er seinen Sohn, Kaah–Mer staunte jeden Tag aufs Neue über seinen Sohn, er überragte seinen Vater schon um Haupteslänge und er war ja auch nicht gerade von geringem Wuchs. Alka – An wuchs zu einem Hünen heran. Die Gestalt von seinem Sohn erinnerte ihn immer mehr an Darkahr, sein Urgroßvater musste den Geschichten nach auch so ein gewaltiger Mann gewesen sein. Ein helles Jubeln unterbrach das Gespräch zwischen den beiden Männern, ein zierliches Mädchen rannte auf Alka – An zu und warf sich in die weit ausgebreiteten Arme. Laut lachend hob Alka – An seine kleine Schwester hoch und drehte sich im Kreis.

Tanjah - Dy liebte ihren großen Bruder sehr und sie genoss jeden Augenblick mit ihm.

 

Stolz ging Kaah–Mer mit seinen beiden Kindern die Straße zu seinem Haus hinunter, er hatte es nahe dem Ufer gebaut, mit Blick auf den Hafen. 

Während des Abendessens brachte Alka – An wieder die Sprache auf die immer noch ausstehende Reise, die Kaah–Mer vor langer Zeit schon geplant hatte.

Doree strahlte ihren großen Sohn dankbar an: „ Richtig, sag deinem Vater richtig Bescheid, sonst wird das mit der versprochenen Reise nie etwas!“

Lachend hob Kaah–Mer beide Hände in die Höhe: „ Ist ja gut, ist ja gut“, ich gebe mich geschlagen, „ lasst mich noch einige Dinge erledigen und dann kümmere ich mich um unsere Reise.“

Hocherfreut schlug Alka – An seinen Vater auf die Schulter, der verzog wegen des „ Klaps“ ein wenig sein Gesicht, hat der Junge einen Schlag!

Tanjah – Dy sprang vom Tisch auf und schmuste vor lauter Freude mit ihren Vater. Doree strahlte, jetzt wird es endlich ernst mit ihrer gemeinsamen Reise!

 

 Die Soldaten räumten Haus für Haus und Dorf für Dorf aus und transportierten alles was gebraucht wird oder gebraucht werden könnte, per Schiff nach Cameedor. Die Schulen wurden leer geräumt, wie die Dorfzentren oder das Stadtzentrum der Neustadt.

Die Kulturstätten hatten die Tempeldienerinnen schon direkt bei Beginn der Massenflucht ausgeräumt und alles mitgenommen. Auch die Heilhäuser hatten die Heilerinnen bis auf das letzte Haus bei den Kasernen am Hafen ausgeräumt.

Kaah–Mer sah die voll beladenen Schiffe aus der weiten Ebene im Hafen von Cameedor liegen und sein Herz wurde schwer, die Menschen hatten die weite Ebene wohl schon endgültig abgeschrieben.

Er konnte die Menschen verstehen, die ständige Bedrohung und die Angriffe der wilden Horde machten das Leben in der weiten Ebene unerträglich.

 

Kaah–Mer sah, wie ein großes Frachtschiff Katapulte und Kanonen aus seinem dicken Bauch ans Ufer hiefte und Soldaten spannten sofort kräftige Pferde vor die Kriegsmaschinen und brachten sie an den Stadtrand auf den bereits fertig gebauten Teil der neuen Stadtmauer. 

 

 Kaah–Mer ging zum Palast von Theo – Duur, dort wollte er sich mit Siergert, Omlook und Beerthen treffen. Beerthen hatte sich als Weiser für den Bereich Bauen zur Verfügung gestellt, er hatte eine Menge Arbeit mit dem Aufbau der neuen Stadt. Theo – Duur begrüßte seine Freunde aus der weiten Ebene und ging mit ihnen in einen größeren Raum, mittig in diesem Raum stand ein großer runder Tisch mit vielen Sesseln

.Etwas verloren saßen die paar Männer an dem großen Tisch, bis Beerthen große Rollen auf dem Tisch ausbreitete und den Weisen anhand der Bauzeichnungen den weiteren Ablauf der Bauarbeiten erklärte.

Kaah–Mer war, genauso wie seine Kollegen mächtig von den Ideen Beerthens beeindruckt. Die geplanten Straßen, Plätze und Gebäude fügten sich harmonisch in das Stadtbild von Cameedor ein. Theo – Duur schnaufte tief, das wird eine riesige Stadt!

In dem Punkt waren sich alle einig.

Beerthen zeigte anhand weiterer Pläne die Erweiterung des Hafens, die Pläne zeigten deutlich eine Trennung der Anlandung von Frachtschiffen mit Nahrung und dem übrigen Handelsgut. Auf die fragenden Blicke der Männer erklärte Beerthen, dass die Frachtschiffe, die Nahrung als Ladung hatten, vorrangig entladen werden müssen, damit die Nahrung so frisch wie möglich zu den Menschen kommt.

Das ist gut, sehr gut, sprach Siergert Beerthen ein dickes Lob aus.Nach dem Mittagsmahl gab Siergert bekannt, dass er seine Aufgabe als Fürst abgeben möchte und diese Kaah–Mer komplett übertragen möchte, dass schlimmste hätten sie jetzt wohl überstanden und Theo – Duur zusammen mit Kaah–Mer werden Cameedor gut verwalten.

„ Dann brauchen wir einen Nachfolger für mich“, sagte Kaah–Mer.

„ Daran habe ich schon gedacht“, Siergert ließ einen Diener kommen, „ hol jetzt bitte Soolther herein.“

Ein großer, kräftiger Mann betrat ruhigen Schrittes den großen Raum und trat gelassen vor Siergert. „ Das ist Soolther, er war Leiter der östlichen Kasernen.“

Kaah–Mer stand auf und begrüßte Soolther beinah herzlich „ Wir kennen uns gut, wir haben gemeinsam gegen die wilde Horde gekämpft.“

„ Du hast mir und vieler meiner Soldaten das Leben gerettet.“

Kaah – Mer winkte ab: „ Du hättest dasselbe für mich getan.“

 

Soolther setzte sich neben Beerthen, der rollte seine Pläne zusammen und Soolther sprach ihn an: „ Wir müssen unbedingt über den Bau von Kasernen und Reitställen sprechen. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wo ich die Soldaten unterbringen soll.“

Siergert schlug sich leicht gegen seinen Kopf: „ Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“

Soolther zeigte Beerthen eine kleine Karte, auf der Cameedor, der Hafen, die neue Stadt bis hin zu dem Dorf im Norden erkennbar war. Zwischen Cameedor und dem Dorf war ein größeres Terrain markiert. „ Hier wäre für die Kasernen und Reitställe ein guter Platz.“ Die Weisen beugten sich über die kleine Skizze und stimmten dem Plan von Soolther zu, dass war ein guter Platz!

Soolther legte eine zweite Skizze auf den Tisch, diese zeigte viele Gebäude, Koppeln für die Pferde, zwei Schmieden und Werkstätten.

Beerthen fand sich sofort zurecht und schlug vor: „ Am Besten beginnen wir hier mit dem Bau der ersten Kaserne und dem ersten Reitstall und ziehen dann die weiteren Bauten Richtung Dorf nach.“

Theo – Duur und die Weisen stimmten dem Plan zu.

 

Auf seinen Weg nach Haus traf Kaah–Mer wieder mit seinem Sohn zusammen und als Alka – An erfuhr, dass mit dem Bau der Kasernen begonnen werden sollte, sagte er begeistert zu seinem Vater: „ Wenn die erste Kaserne fertig ist, melde ich mich als Soldat.“

 

Doree war mächtig stolz auf Kaah–Mer, als sie erfuhr, dass er jetzt Fürst der neuen Stadt ist.

Nach dem Essen saß die kleine Familie gemütlich beisammen und Tanjah – Dy kuschelte mit ihrem Vater: „ Ich habe daran gedacht“; begann Kaah–Mer, „ für unsere geplante Reise die „ Soll – The“ zu benutzen.“

Alka – An war davon sofort hellauf begeistert, er kannte das prächtige Schiff. Doree sagte dazu nur. „ Das müsst ihr entscheiden, das Schiff sollte nur sicher sein und genügend Platz bieten.“ 

„ Beides hast du auf der „ Soll – The“, sie ist stark, schnell und gut bewaffnet und sie hat schöne, bequeme Kajüten.“ 

„ Gut“, sagten beide Frauen, „ damit sind wir einverstanden!“Und alle vier lachten schallend und grinsten sich höchst vergnügt an. 

 

Kaah–Mer fuhr mit einem der Frachtschiffe zur weiten Ebene, er wollte sich über den Fortgang der Räumung und der Situation in der weiten Ebene informieren. Er genoss die bequeme Reise auf dem Frachtschiff und ließ sich gerne von der jungen Frau aus der Küche bedienen. Die Mannschaft war stolz, dass ihr Fürst auf ihrem Schiff reiste.

 

Die Situation am und im Hafen hatte sich normalisiert, der Ablauf funktionierte reibungslos, einige leere Frachtschiffe lagen wartend im großen Fluss, drei Frachtschiffe wurden beladen. Eines nahm Kurs auf Cameedor. Kaah–Mer meldete sich bei dem Hafenmeister und sprach mit ihm über seine geplante Reise und das er gerne dazu die „ Soll – The“ benutzen würde.

Der Hafenmeister war damit sofort einverstanden, bestand aber darauf, dass ein weiteres Schiff zum Schutz mitfährt. Der Hafenmeister beharrte darauf, trotz vieler Einwände seitens Kaah–Mers.

 

Der Leiter der Kaserne freute sich sichtlich, seinen alten Kampfgefährten Kaah–Mer begrüßen zu dürfen, Kaah –Mer war sehr erleichtert, als er sah, dass der Mann die schwere Verwundung aus dem Kampf gegen die Bestien der wilden Horde gut überstanden hatte. Er zog zwar noch leicht das rechte Bein nach, aber sonst war er wieder voll Einsatz fähig.

Kaah–Mer ließ sich umfassend von dem erfahrenen Soldat informieren. „ Es herrscht absolute Ruhe in der weiten Ebene, begann der Leiter der Kaserne seinen Bericht“, keine Bestien der wilden Horde, keine Kleinwüchsigen, nichts. Als ob jetzt alle zufrieden wären, dass wir die weite Ebene verlassen haben.“

Der Soldat trank einen Schluck und fuhr fort: „ Die beiden Festungen sind komplett ausgeräumt und schon alles nach Cameedor verbracht, die Dörfer, die Kasernen, die Reitställe, die Schmieden, Sägewerke, Werkstätten und Töpfereien nördlich der Neustadt sind leer geräumt und schon zum größten Teil auf dem Weg nach Cameedor.“

Kaah–Mer war von der Leistung der Soldaten beeindruckt, sein Gegenüber freute sich und sprach weiter: „ Die Verteidigungslinie haben wir konzentriert vom südlichen Fluss bis zur Nordgrenze der Neustadt und westlich wieder zurück bis zum südlichen Fluss. Dadurch konnten wir ein gutes Drittel der Soldaten nach Cameedor verbringen. Hauptsächlich ältere Soldaten und Familienväter.“ „Kriegsmaschinen wurden um ein Viertel reduziert und nach Cameedor geschickt.“

Der Soldat hielt inne und schaute Kaah–Mer erwartungsvoll an, Kaah–Mer bestätigte dem Mann gerne die gute Arbeit.

 

Erschüttert und niedergeschlagen ritt Kaah–Mer durch die menschenleere weite Ebene. Den letzten Rest bekam Kaah–Mer, als er durch die verlassenen Dörfer ritt, totenstille überall, fast unheimlich, kaum ein Tier war zuhören. Jetzt wusste Kaah–Mer, dass die wilde Horde endgültig gewonnen hat. Sie haben es trotz der schlimmen Niederlage geschafft, die Menschen aus der weiten Ebene zu vertreiben.

 

Strahlend schön stand der Tempel im hellen Sonnenlicht, die vielen Fenster der Schulgebäude reflektierten die Sonnenstrahlen gegen den Tempel, gleißend weiß schimmerten die Mauern.

Eigentlich wolle Kaah–Mer bis zu den Festungen reiten, aber das, was er bisher gesehen hatte, reichte ihm völlig.

Die weite Ebene war verloren.

Zügig ritt Kaah-Mer zum Hafen zurück und der Hafenmeister zeigte ihm das Begleitschiff, dass er der „Soll – The“ beistellen möchte. Kaah–Mer staunte nicht schlecht, dass war das größte Schiff, das er je gesehen hatte, von den großen schwarzen Schiffen von Cameedor mal abgesehen.

Die Stückpforten der drei Kanonendecks waren weiß gestrichen, die drei mächtigen Masten trugen eine Menge Segel an den Rahen, zwei größere Deckhäuschen konnte Kaah–Mer erkennen und die Heckkajüte zog sich über die gesamte Rumpfbreite. Die Fensterscheiben waren in Messing gefasst, das in dem Sonnenlicht leuchtete.

Der Hafenmeister ging mit Kaah–Mer an Bord des großen Schiffes und zeigte ihm die Kajüten, die Kanonendecks, die Mannschaftsräume und die Lagerräume.

Von dem Hafenmeister erfuhr Kaah–Mer, das die große Kajüte im Heck des Schiffes für ihn und Doree vorbehalten sei und er erfuhr auch noch, dass der Kapitän von der „Orkaa – Thur“ das Kommando des Schiffes hatte.

„Die Vorbereitungen für deine Reise können sofort beginnen“, sagte der Hafenmeister zu Kaah–Mer beim verlassen des Schiffes, „ noch können wir die Schiffe hier ausstatten, wenn es später sein soll, müssen wir die Schiffe in Cameedor ausrüsten.“

Kaah–Mer stimmte voller Begeisterung zu: „ Macht die beiden Schiffe reiseklar, wir wollen endlich aufbrechen.“

Der Hafenmeister lachte freundlich ob der Begeisterung seines Fürsten: „ Wir machen uns sofort an die Arbeit!“

 

 Kaah–Mer erzählte seiner Familie begeistert von dem großen Schiff und das der Hafenmeister die Schiffe ausrüsten lässt:

„ Es wird ernst, wer noch aussteigen möchte, muss es jetzt tun!“ Kaah–Mer schaute grinsend in die Gesichter seiner Familie und lachte dann schallend über die verblüfften Mienen. Jetzt begriffen Doree und ihre Kinder, dass sie von Kaah–Mer auf dem Arm genommen worden sind und sehr fröhlich stimmten sie in das Lachen ein.

 

Die Wochen vergingen wie im Flug und schon kam die Nachricht aus dem Hafen am südlichen Fluss: „Die beiden Schiffe sind reisefertig!“

Kaah–Mer und Doree regelten die letzten Dinge mit den anderen Weisen, verschlossen ihr Haus und bestiegen ein Schiff, das sie zum Hafen am südlichen Fluss bringt.

Alka – An und Tanjah – Dy standen völlig erschlagen vor dem riesigen Schiff und konnten es fast nicht glauben, das sie mit diesem Prachtstück auf Reisen gehen dürfen. Kaah–Mer und Doree nahmen die Kajüte im Heck des großen Schiffes,

Alka – An und Tanjah – Dy entschieden sich für die Deckhäuschen auf der „Soll – The“.

 

Die Kapitäne der beiden Schiffe begrüßten ihre Gäste und teilten ihnen mit, dass sie mit dem frühen Morgen abreisen werden. Die kleine Familie saß bis spät in die Nacht an Bord der „Soll – The“ zusammen und sprachen über ihre bevor stehende Reise und wie sie verlaufen soll.

Alka – An wollte unbedingt den großen Fluss sehen, der über die Felsen ins Meer stürzt und den sein Vater aufseiner ersten Reise entdeckt hatte. Da mit Alka – Ans Wunsch alle einverstanden waren, gab Kaah–Mer den Kapitänen Bescheid, dass sie sich als erstes den großen Fluss ansehen wollten. 

 

Die Sonne mochte an dem heutigen Morgen wohl nicht so richtig aus den Wolken kommen, dafür wehte ein kräftiger Wind. Die Segel wurden gesetzt und die Reise begann. Doree war aufgeregt wie ein kleines Kind, sie freute sich unbändig über dieses Abenteuer und das noch mit ihrer ganzen Familie.

Die beiden Schiffe hatten den südlichen Fluss verlassen, die Menschen aus der schönen Bucht waren zum Abschied zum Ufer gekommen und winkten den Reisenden begeistert zu.

Auf der offenen See konnten die beiden Schiffe zeigen, was sie unter Vollzeug und kräftigen Wind leisten konnten. Obwohl die „Soll – The“ wesentlich kleiner und schlanker als die große „Wothar“ ist, konnte die mächtige „Wothar“ ohne Probleme mithalten. Mit schäumend weißer Bugwelle fuhren die beiden Schiffe durch die Wellen der See und der kräftige Wind schob sie leicht gen Westen.

 

Am zweiten Tag ihrer Reise machte Kaah–Mer Doree auf ein donnerndes Rauschen und Klatschen aufmerksam und Doree wusste sofort, um was es sich handelte. Kaah–Mer ließ seinen beiden Kinder auf der „Soll – The“ über den Signalgast bescheid geben und sah dann wie die beiden sofort zum Bug des Schiffes gingen, auch sie hörten das mächtigen Rauschen und Klatschen.

Die Schiffe bogen ein wenig nach Norden um eine Landzunge und im Hintergrund sahen sie jetzt den gewaltigen Fluss, der unvorstellbare Wassermengen über die Felsen in das Meer ergoss. Ein feiner Wassernebel schwebte über den Wasserfall, die Sonne durchbrach die Wolken und zauberte einen herrlichen Regenbogen über den imposanten Wasserfall. 

 

Die Kapitäne drehten ihre Schiffe jetzt Richtung Süden, Richtung Meerenge, die wollte Kaah–Mer seiner Doree und seinen Kindern unbedingt zeigen. Er wollte allerdings dann die Meerenge links liegen lassen und ein Stück weiter die Küste nach Süden erkunden, um dann nach Westen zu segeln.

Der Wind blies jetzt von Backbord, leicht achterlich und trieb die Schiffe jetzt noch schneller voran. Der Wind drückte die Schiffe in eine bemerkenswerte Schräglage, lange Gischtfahnen wehten vom Bug der Schiffe, klatschend hieb der Bug in die Wellen.

Besorgt ließ der Kapitän bei Doree nachfragen, ob alles in Ordnung ist. Doree war begeistert und mit strahlenden Augen ließ sie dem Kapitän ausrichten: „ Vielen Dank, alles bestens!“

Der Wind blies auch die Nacht hindurch unvermindert weiter, so das die beiden Schiffe schon gegen Mittag die südliche Küste der großen See erreichten. Die Kapitäne hielten sich zur Orientierung an die östlich Küste und steuerten gegen Abend eine kleine und geschützte Bucht an.

Hier lagen die Schiffe gut vor Anker und die Menschen waren vor dem kräftigen Wind geschützt. Schnell war an Land das Lager aufgebaut und alle ließen sich das Essen schmecken.

 

Alka – An und Tanjah – Dy waren von der flotten Fahrt der Schiffe durch die große See hellauf begeistert und Doree konnte es ihren Kindern gut nachfühlen. Kaah–Mer erklärte seiner Familie, wie er sich den weiteren Vorlauf ihrer Reise vorstellte: „ Morgen werden wir die Meerenge sehen, die zu einem weiterem Meer führt, das ich ja befahren habe. Wir jedoch folgen der östlichen Küste ein Stück nach Süden und dann möchte ich nach Westen segeln und dort Land und Leute zu erkunden.“

 

Die Kapitäne wurden informiert und Kaah–Mer bat Doree: „ Sie möchte bitte wieder Karten zeichnen, da sie ja nur Kartenmaterial bis zu der Meerenge und dem dahinter liegendem Meer haben.“ Doree versprach es Kaah–Mer lachend: „ Jetzt weiß ich wenigsten, warum ich mitfahren durfte.“

Alka – An fiel vor lauter Lachen fast in das Lagerfeuer. „Morgen werden wir die Meerenge er reichen“, führte Kaah–Mer das Gespräch weiter“, dann zeige ich euch, wie wir damals dadurch gesegelt sind.“

„Es ist schon eine bemerkenswerte Durchfahrt, himmelhohe Felsen drücken das Schiff fast zusammen, die Durchfahrt wird enger und enger, man glaubt wirklich, gleich kommen die Schiffe nicht mehr weiter und da..! die Felsen öffnen sich urplötzlich, treten weit zurück und man schaut auf ein strahlend blaues Meer, darüber ein genauso strahlend blauer Himmel.“

„Und ich war nicht mit dabei“, maulte Doree und tat beleidigt und enttäuscht!

„Dafür hast du mir unsere Tochter geschenkt“, das war schöner als alle blaue Himmel zusammen!“

 

Wie Kaah–Mer gesagt hatte, erreichten die beiden Schiffe zum frühen Nachmittag die Meerenge und Alka – An und Tanjah – Dy standen mit ihrer Mutter staunend an der Reling und schauten in die enge Durchfahrt. „ Das ist wirklich ein bisschen unheimlich, man könnte glauben, die Felsen drücken alles zusammen, was in die Meerenge hinein fährt.“

„ Es ist wirklich erschreckend, diese gewaltigen Felsen erdrücken wirklich alles.“

 

Die Kapitäne drehten die Schiffe in Richtung Westen und folgten der Küste, von der sie annahmen, dass sie zum dem Land gehört, auf dem weiter oben im Nordwesten auch Cameedor liegt. Doree hatte alles Kartenmaterial passend auf den großen Tisch in ihrer Kajüte zusammen gelegt und Kaah–Mer staunte nicht schlecht, die vielen Karten zeigten zusammen gelegt ein komplettes Bild um die weite Ebene.

Mittig der Karten die weite Ebene mit den östlichen, nördlichen und westlichen Gebirgen, der südliche Fluss, weiter im Osten das schwarze Gebirge, davor der riesige See, entstanden aus der ehemaligen Erdhöhle der wilden Horde.

Im Westen die schöne Bucht und weiter die große See, am westlichen Ufer deutlich Cameedor, auch einige der Dörfer waren eingezeichnet. Der große Fluss im Süden war zu erkennen, an dessen Ufer sie die Kanonen ausprobiert hatten. Bis zur Meerenge reichten die ausgelegten Karten,

Kaah–Mer zeigte Doree die leere Stelle auf dem Tisch, hier folgt die nächste Karte, auf nach Westen! 

 

Die Schiffe ankerten an einem flachen Strand und in dem aufgebauten Lager herrschte helle Aufregung über das Erlebte dieses Tages! Alle an Bord hatten die riesigen Tiere im Wasser gesehen, die bedrohlich nahe den Schiffen sehr schnell im Wasser schwammen. Einige der Tiere hoben ihre Köpfe aus dem Wasser und sahen die Schiffe mit kleinen, bösen Augen an. Sie schnappten mit furchteinflößenden Mäulern nach den Schiffen. Die Kapitäne steuerten die Schiffe näher ans Ufer und die riesigen Tiere verschwanden.

„Das dürften die gleichen Tiere sein, die wir schon in der großen See gesichtet haben“, sagte der Kapitän zu Alka – An und Tanjah – Dy, „ auch die Tiere sind verschwunden, sobald wir das tiefe Wasser verlassen hatten und in Ufernähe weiter segelten.“

Alka – An hatte Mühe, seine kleine Schwester zu beruhigen, erst als auch der Kapitän bestätigte, dass für die Schiffe keine Gefahr besteht, wurde das Mädchen ruhiger.

 

Die Küche rief zum Essen fassen, alle versammelten sich um das Feuer und die Gespräche drehten sich weiter nur um die riesigen Tiere. Am nächsten Morgen wurden noch die Wasservorräte aufgefüllt und schon segelten die Schiffe weiter nach Westen.

Der Wind war schwach und die Schiffe machten wenig Fahrt, die Kapitäne hielten bewusst die Schiffe hart in Ufernähe, einen weiteren Kontakt mit den Riesentieren brauchten sie nicht unbedingt. Gegen Abend wich die Küste deutlich nach Norden zurück und die Kapitäne legten ihre Schiffe jetzt hart auf Kurs West.

In der zweiten Hälfte der Nacht frischte der Wind merklich auf und das harte Stampfen der Schiffe weckte die Menschen an Bord. Verschlafen fragte Doree Kah–Mer: „Was ist denn passiert?“

„Ich schau mal nach“, gab Kaah–Mer Antwort. Als er die Kajütentür öffnete, fegte ein heftiger Wind in die Kajüte und Doree schrie empört: „ Schließ die Tür, der Wind bläst mich aus der Koje!“

Kaah – Mer lachte und kämpfte sich durch den Sturm bis zum Kapitän und erkundigte sich. Der Kapitän beruhigte Kaah–Mer: „ Der Wind hat aufgefrischt, jetzt machen die Schiffe gute Fahrt!“

In dem fahlen Nachtlicht konnte Kaah–Mer die „Soll - The“ erkennen, die mit hoher Fahrt durch die Wellen stampfte. Beruhigt ging er in die Kajüte zurück und staunte nicht schlecht, Doree hatte sich in die Decken eingewickelt und schlief tief und fest!

 

Der kräftige Wind hielt an und nach drei Tagen stürmischer Fahrt nach Westen meldete der Ausguck: „ Land in Sicht, genau vor dem Bug Land in Sicht.“ Der Kapitän der „Wothar“ enterte auf zum Krähennest und schaute in die angegebene Richtung des Ausgucks. Richtig, blass über der Kimm war ein Streifen Land zu sehen!

Mit dem neuen Morgen erreichten die Schiffe aus der weiten Ebene das Ufer des neuen Landes im Westen und fanden auch gleich einen angenehmen Ankerplatz für die Schiffe und einen prima Lagerplatz mit viel frischem Wasser aus einem flott fließenden Bach.

Die Morgensonne schien schon mit erstaunlicher Kraft auf die Menschen, so dass sich schon bald die ersten ein schattiges Plätzchen suchten.

Doree stöberte in der näheren Umgebung herum, sie entdeckte mit jedem Schritt neue Pflanzen, Sträucher und Bäume, alle für sie absolut neu, keine der Pflanzen kannte sie. Voller Begeisterung erzählte sie Kaah–Mer von den unbekannten Pflanzen und Früchten. Sie würde diese gerne nach zeichnen.

„Sicher, mach das, wir haben Zeit.“ Kaah–Mer lächelte stolz seine unternehmungslustige Frau an. Er wollte mit Alka – An und Tanjah – Dy und einigen Männern ein Stück ins Landesinnere vorstoßen und dabei auch nach etwas jagdbaren Ausschau halten. Die Vorräte könnten eine Auffrischung gebrauchen.

 

Kaah–Mer sah noch, wie Frischwasser an Bord der Schiffe gebracht wurde, da verschluckte sie schon der dichte Wald. Es war furchtbar heiß und feucht, innerhalb kürzester Zeit waren alle durch geschwitzt und hier und da hörte man es patschen, „ Aua, „schrie Tanjah – Dy empört“, da hat mich aber etwas arg gestochen.“

Kaah–Mer sah sich den Stich an: „wir wickeln ein Streifen Stoff darum und wenn wir Wasser finden, kühlen wir den Einstich.“

„ Lasst euere Kleider an, dann werdet ihr nicht so schlimm gestochen;“ empfahl Kaah–Mer“, die Kleider schützen etwas.“ Die Hitze und die Feuchtigkeit wurden unerträglich, etwas genervt zeigte Kaah–Mer den Rückweg an.

Wenigsten konnten sie etwas Wild für Küche erlegen. Erleichtert traten sie aus dem dichten Wald und sahen ihr Lager und die beiden Schiffe linkerhand liegen.

Tanjah – Dy sah im hellen Sonnenlicht schlimm zerstochen aus, bei den anderen ging es. Kaah–Mer schickte seine Tochter sofort zu den Heilerinnen.

Zum Essen kam seine Tochter von den Heilerinnen zurück, sie hatte überall am Körper dunkelgrüne bis schwarze Flecken und sah etwas bedröbbelt aus. Kaah–Mer sprang etwas erschreckt hoch: „Was ist passiert?“ Seine Tochter grinste ihn etwas gequält an: „ Die Heilerinnen haben mich mit dieser hässlichen Salbe beschmiert, aber es hilft gut!“

Und beide lachten schallend, Tanjah – Dy hatte nur noch ein knappes Tuch um Brust und Hüften und Kaah– Mer schluckte, seine Tochter war schon fast erwachsen. Alka – An frotzelte mit seiner Schwester etwas derb herum: „ Die Heilerinnen hätten dich besser ganz mit dem grünen Zeug eingeschmiert!“

„Warum;“ fragte sie erstaunt zurück? „ Dann würdest du endlich mal etwas besser aussehen als sonst!“ Empört sprang Tanjah – Dy hoch und rannte voller Wut auf ihren Bruder zu, der rannte schon laut lachend den Strand hinunter und sprang mit lautem Geschrei ins Wasser. Tanjah – Dy direkt hinterher und die beiden Geschwister tobten ausgelassen im Wasser herum. Das wirkte so ansteckend, dass immer mehr Menschen ins Wasser kamen. „Hier kann man die Hitze gut ertragen“, lachte Tanjah – Dy und spritzte ihren Bruder Wasser ins Gesicht. Der lachte laut: „Und du kannst dich von den Heilerinnen neu einschmieren lassen:“

Verblüfft schaute Tanjah – Dy ihrem Körper entlang, ihr Bruder hatte recht, von der Salbe war nichts mehr zu sehen.

„ Das mache ich aber gerne“, ärgerte sie ihren Bruder, „ da gibt es auch einen netten jungen Heiler!“

„Hach“, tat Alka – An lässig, „ sicher ein hä0licher, alter Kröterich!“

„Du kannst ja mitkommen“; lud Tanjah – Dy ihren Bruder ein.

„Ne, danke.“ winkte der ab, „da bleibe ich lieber im Wasser!“

 

Tanjah – Dy lief ihrer Mutter in die Arme: „Was war denn bei euch los?“ fragte sie besorgt. Tanja – Dy lachte fröhlich: „ Wir haben uns prächtig amüsiert!“ Doree schaute verblüfft ihrer Tochter nach, da verstehe einer die jungen Leute!

Doree sah aufs Wasser und sah die vielen Menschen, die äußerst vergnügt in dem warmen Wasser herum tobten. Sie lief zu ihrem Zelt und legte ihre Kleider ab, sie suchte ihr Brust – und Hüfttuch und wollte gerade zum Strand laufen, als Kaah–Mer das Zelt betrat.

„Komm mit, ich will ins Wasser“, lachte sie Kaah–Mer an. „Ich bin sofort so weit.“

Beide rannten sie ins Wasser und Alka – An warf seinen Vater sofort ins Wasser. Erstaunt und etwas erschreckt tauchte Kaah–Mer aus dem Wasser, sein Sohn hatte ihn wie einen kleinen Jungen ins Wasser geworfen!

Doree staunte ebenso fassungslos, Alka – An wusste wohl gar nicht wie stark er geworden war.

 

Die Menschen hielten es bis zum Abendessen im Wasser aus. Tanjah – Dy war etwas erleichtert, die Salbe war getrocknet und war jetzt fast nicht mehr zu sehen. Das fehlte ihr noch, dass der nette junge Mann von der „Soll – The“ sie so sah! 

 

Die Kapitäne steuerten ihre Schiffe dem Küstenverlauf folgend nach Osten, bis die Küste nach einer vorspringenden Landzunge nach Norden verlief, hier lagerten sie in einer kleinen Bucht.

Doree zeigte Kaah – Mer die von ihr angefertigte Karte von dem neu entdeckten Land und wieder war Kaah– Mer von dem Detail Reichtum der Karte begeistert. Doree hatte die Küste ganz unten auf die Karte gezeichnet und konnte so den nach Norden führenden Uferverlauf dazu zeichnen. Links und rechts am Kartenrand hatte Doree die vielen unbekannten Pflanzen und Früchte gezeichnet.

Voller Freude über das kleine Kunstwerk drückte Kaah–Mer seine hübsche Frau.

 

 Die Küste zeigte leicht nach Nordnordost und der schwache Wind trieb die Schiffe nur langsam voran, die Hitze wurde im Laufe des Tages unerträglich. Die Menschen auf den Schiffen schlichen von Schatten zu Schatten, der Schweiß lief in Strömen. Der schwache Wind schlief gänzlich ein und die beiden Schiffe dümpelten bewegungslos auf dem bleiernen Wasser.

Die Besatzungen der beiden Schiffe hängten Strickleitern über die Reling und hocherfreut kletterten die Menschen daran herunter ins Wasser. Das Wasser war auch warm, aber bot trotzdem etwas Abkühlung. Alka – An tobte mit den anderen jungen Männern und Frauen im Wasser. Tanjah – Dy schwamm etwas abseits mit einem jungen Mann. Hell klang ihr Lachen über das Wasser.

Der Himmel nahm eine seltsame Färbung an, die so bedrohlich aussah, dass die Schwimmer alle sehr zügig an Bord zurück kehrten. Böiger Wind kam auf. Der Kapitän der „Wothar“ zeigte Kaah–Mer ein bis dahin nicht gesehenes Phänomen: „ Seht, die Wolken ziehen entgegen gesetzt der Windrichtung!“

Mit Signalen verständigten sich die beiden Kapitäne: „Wir müssen von der Küste weg.“

 

Die Schiffe setzten ihre Segel und mit dem unruhigen Wind, der ständig unberechenbare und unangenehme Böen gegen die Schiffe blies, konnten sich die Schiffe von der nahen Küste entfernen. Die Kapitäne ließen die Schiffe sturmfest machen, die Stückpforten wurden befestigt, alles lose Gut wurde verstaut, die Fenster der Deckhäuschen wurden mit schweren Holzplatten verschlossen.

Zwei Mann wurden an das Ruder beordert, die Segel gekürzt. Die schweren und dunklen Wolken machten den Tag fast zur Nacht und dann gellten Schreckensschreie über die Schiffe: „ Seht die Wellen!“

Riesige Wasserberge rollten auf die Schiffe zu, hoben sie wie Federn in schwindelnde Höhen, hoch oben auf dem Wellenkamm drehten sich die Schiffe wie unter Qualen und schossen in das Wellental. Wieder gellten Schreckensschreie durch den Sturm und das Wellengetöse. Wieder und wieder wurden die Schiffe von den riesigen Wellen hochgerissen und stürzten sie in die Abgründe der tiefen Wellentäler.

Unmengen von Wasser klatschte auf die Schiffe, nur mit viel Mühe konnten sich die wenigen Menschen auf Deck halten. Blitze zuckten in einem wilden Feuer am Himmel und beleuchteten das Chaos gespenstig.

 

Kreischend wurde das kleine Sturmsegel von dem Sturm zerrissen, der Kapitän ließ sofort ein neues Segel setzen, was die Männer nur mit Mühe schafften. Wieder wurden die Schiffe von einem riesigen Wellenberg hochgerissen, selbst dem hartgesottenen Kapitän wurde es etwas bange, oben auf dem Wellenkamm drehte sich das Schiff knarrend und ächzend unter dem Druck des Sturmes und des Wassers und schoss dann unter den Entsetzensschreien der Menschen in das schwarze Wellental, links, rechts, vorne und hinter dem Schiff waren nur riesige Wellen zu sehen und schon wurde das Schiff von der nächsten Welle hochgerissen.

Den Blitzen folgte ein furchtbarer Donner, vor dem die Menschen noch mehr erschraken.

Mit einem lauten Knall, der sogar den Höllenlärm des Sturmes übertönte, brach eine Rah am Hauptmast und knallte auf das Deck. „ Werft die Bruchstücke über Bord“, brüllte der Kapitän seinen Männern durch das Getöse zu. Durch die wilden Bewegungen des Schiffes war es den Männern fast unmöglich, der Anordnung Folge zu leisten, rutschend und beinah auf allen vieren krochen die Männer über das nasse und rutschige Deck zu den Trümmern, zerschnitten die Taue und warfen die zerbrochene Rah über Bord.

 

Am Ruder der „Wothar“ stemmten sich mittlerweile vier kräftige Männer gegen den Druck von Wind und Wellen. Genauso machte es der Kapitän der „Soll – The“, auch hier hielten vier Männer mit aller Kraft das Ruder und Alka – An war einer von ihnen.

Triefend nass standen die Männer oft bis an den Knien im Wasser, wenn das Schiff von einer der riesigen Wellen einen guten Teil des Wassers über Deck bekam.

Heulend fegte die nächste kräftige Bö heran, man konnte es ganz gut daran erkennen, wie sie die Schaumkronen von den Wellenkämmen fegte.

„ Festhalten“, brüllte der Kapitän, „ belege das!“

Alles klammerte sich an irgendetwas fest. Die Sturmbö zerrte an den Kleidern und an den Menschen, dann war sie weg und der nächste Wellenberg rollte auf die Schiffe zu.

Tanjah - Dy schrie laut auf in ihrem kleinen Deckhäuschen, als sie spürte, wie die Welle das Schiff wieder in die Höhe riss. Doree ging in ihrer Kajüte genauso, Kaah–Mer stand neben dem Kapitän der „Wothar“, beide Männer klammerten sich an der Brüstung des Ruderdecks fest.

Kaah–Mer brüllte fragend den Kapitän an: „ Wie lange kann das Unwetter andauern?“

Der Kapitän duckte sich unter einer Wasserfahne und brüllte genau so zurück: „ Ich weiß es nicht!“

Wieder torkelten beide Schiffe auf dem Kamm einer Riesenwelle und stürzten anschließend in das Wellental, wieder ergossen sich Unmengen von Wasser über die Schiffe, japsend schnappten die Männer nach Luft.

Ein Seemann kam zu dem Kapitän, der Seemann hangelte sich dabei von Tau zu Tau, klatschnass stand er dann vor den beiden Männern: „ Ich soll melden, dass das Schiff nur wenig Wasser übernommen hat, die Bilge ist nur wenig voller als normal.“

„ Danke, aber weiter beobachten und sofort die Lenzpumpen besetzen, falls der Wasserstand höher steigt“, gab der Kapitän dem Seemann Bescheid.

„Aye, Aye“, der Seemann legte die Knöchel seiner rechten Hand an die Stirn und drehte sich in das Getöse, als wäre es die normalste Sache der Welt, bei diesem Unwetter mal eben das Schiff vom Heck bis zum Bug zu überqueren.

Seltsamerweise wurde Kaah–Mer durch das Verhalten des Seemannes sehr beruhigt, wenn dieser erfahrene Mann dieses Chaos so gelassen hinnimmt, wird aus schon gut ausgehen. Kaah–Mer grinste den Kapitän an und zeigte an, dass er in die Kajüte geht.

Der Kapitän schrie etwas zurück, aber Kaah–Mer sah nur den offenen Mund, der Sturm riss dem Kapitän die Worte vom Mund.

 

Erleichtert fiel Doree Kaah–Mer um den Hals: „ Gut, dass du da bist, langsam bekam ich doch etwas Angst.“

„ Es wird gut gehen“, tröstete Kaah–Mer Doree und erzählte ihr den Vorfall mit dem Seemann.

In der Kajüte war es doch wesentlich ruhiger und trockener als draußen auf dem Deck, nur gut festhalten mussten sie sich auch.

Krachend klatschte die „Wothar“ mit ihrem Bug in das Wellental und drehte sich knarrend spiralförmig durch den Wind wieder gegen den nächsten Wellenberg. So ging es weiter und weiter.

Die riesigen Wellen hoch und mit Karacho wieder hinunter, das Schiff gab die heftigen Schläge an seine Passagiere erbarmungslos weiter und Doree schrie des Öfteren empört ihren Schmerz in den Tumult.

 

Alka – An stand breitbeinig mittig dem Ruder und hielt mit seinen großen Händen das Steuerrad eisern fest. Die drei anderen Männer waren über die Hilfe des jungen Mannes heilfroh. Alka – An achtete auf die Zurufe seines Kapitäns und reagierte sofort, so schnell, dass er einmal einen der Männer bei einer Kurskorrektur mit umgerissen hatte!

Der Kapitän steuerte die auf sie zu rollenden Wasserberge gekonnt an. Die „Soll – The“ kletterte brav die Wellen hoch, schüttelte sich kurz oben auf dem Kamm der Welle und stürzte sich in das Wellental.

Der Kapitän deutete an, dass der Sturm etwas nachlasse, auch die Blitze wurden weniger. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis alle Männer auf Deck fest stellen konnten, dass sich das Unwetter wohl ausgeblasen hatte. Aber dauerte noch die ganze Nacht, bis sich die riesigen Wellen ausgetobt hatten und in eine angenehmere Dünung übergingen. Fern am Horizont zuckten noch Blitze, die dunklen Wolken verzogen sich langsam. In den Wolkenlücken blitze manchmal der blaue Himmel durch.

Signalflaggen an den Masten der Schiffe gaben bekannt, dass die Kapitäne einen geschützten Ankerplatz suchten.

 

Die Sonne hatte Mühe, die dicken, dunklen Wolken zu durchdringen. Der Ausguck der „Wothar“ rief als erster: „Land in Sicht, Backbord voraus!“Die Schiffe änderten ihren Kurs entsprechend, umrundeten eine vorspringende Klippe und fanden eine wunderschöne Bucht, das Wasser war durch die schützende Klippe ganz ruhig.

Das türkisfarbene Wasser war so klar, dass der feine Sandboden sichtbar war. Fische schwammen in dem Wasser und der fast weiße Sandstrand wurde von einem grünen Waldgürtel begrenzt.

Die Kapitäne ließen die Schiffe auf den Strand auflaufen, knarrend im Holz und wie erleichtert stöhnend legten sich die beiden Schiffe etwas auf die Seite.

Mit lautem Freudengeschrei sprangen alle Menschen von Bord der Schiffe und tobten wie die Kinder in dem herrlichen Wasser und in dem feinen Sand herum.

 

Die Kapitäne sahen sich mit ihren Schiffszimmermännern sehr genau die Schiffsrümpfe an.Es gab keine größeren Schäden! Die zerbrochene Rah musste ersetzt werden, zwei, drei Planken mussten kalfatert werden, dass war es.

Im Schiffsinneren sah es genauso gut aus, bis auf eine Kanone, die sich im Sturm losgerissen hatte und sich zwischen zwei gegenüberliegenden Kanonen verkeilt hatte, war alles in Ordnung.

Die Vorräte mussten allerdings klariert werden und die Wasservorräte mussten dringend erneuert werden. Die Küche hatte sich schon am Strand aufgebaut und es roch schon herrlich nach frisch gebackenem Brot und frisch gerösteten Fleisch.

 

Zwei Trupps machten sich auf die Suche nach Wasser, zwei weitere Trupps machten sich auf Nahrungssuche und Kaah–Mer versuchte einen Trupp zusammen zu stellen, er wollte unbedingt die nähere Umgebung erkunden. Die Begeisterung dafür hielt sich bei den Menschen arg in Grenzen, sie wollten lieber am Strand bleiben und sich erholen. Selbst Tanjah – Dy winkte ab: „ Ich bleibe lieber hier am Strand, ich möchte mich etwas pflegen“ und zeigte auf ihre blauen Flecken!

Kaah–Mer drückte seine hübsche kleine Tochter mitfühlend und zog dann mit ein paar Männern los.

Doree war direkt hinter ihm, sie hatte sich von den Heilerinnen vorsichtshalber Salbe gegen die Insektenstiche mitgeben lassen. Sie wollte nicht das gleiche wie ihre Tochter erleben!

Zwei Männer schlugen abwechselnd eine Bresche in das dichte Grün. Der Wald war so dicht, das die Sonne nur ein Dämmerlicht schaffte. Doree zeigte auf einen Strauch voller Früchte: „ Esst, die Früchte sind sehr lecker.“ So war es, die Früchte waren lecker, leicht säuerlich und saftig, sehr erfrischend.

Einer der Männer pflückte die Früchte und legte sie in einem mitgebrachten Sack. Kaah–Mer war beschämt, daran hätte ich auch denken müssen. Der Mann lachte: „ Macht nichts, wir haben genug Säcke mitgenommen.“

 

Kaah–Mer zeigte nach links und kurz darauf standen sie vor einem kleinen flachen Fluss, Doree probierte vorsichtig das klare Wasser: „ Ist in Ordnung, ganz klar und frisch.“

Alle tranken erleichtert, die schwüle Hitze in dem dichten Wald machte alle zu schaffen.

 

Sie überquerten den Fluss und drangen weiter in dichten Wald ein. Das Gebüsch lichtete sich etwas und sie standen staunend vor einem sehr großen Gebäude. Halb zerfallen und von Pflanzen überwuchert, aber die ehemalige Pracht und Größe des Gebäudes war noch gut zu erkennen.

Eine breite, sehr steile Treppe führte zu zwei Plattformen, auf der obersten Plattform waren weitere, kleinere Gebäude zu erkennen. Keiner wollte jedoch in der Hitze die Treppe hinauf steigen, selbst Kaah–Mer winkte dankend ab.

Doree grinste ihren Mann verständnisvoll an. Es war wirklich einfach zu heiß dafür. Kaah–Mer ging um das Gebäude herum und führte seinen kleinen Trupp wieder Richtung Strand.

Sie traten aus dem Wald und sahen nicht weit von ihnen die Schiffe und das Lager und sie sahen die vielen Menschen im Wasser. Sehr schnell hatten sie sich ihrer Kleider erledigt und sprangen voller Erleichterung in das kühle Wasser.

 

Die beiden Kapitäne hatten Kaah–Mer entdeckt und winkten,

Kaah–Mer kam triefend nass aus dem Wasser und ging auf die beiden Männer zu. „ Die beiden Schiffe haben das Unwetter unbeschadet überstanden, Kleinigkeiten sind repariert worden, wir sind wieder seeklar!“

Die Freude darüber stand den beiden Männern ins Gesicht geschrieben und Kaah–Mer freute sich mit ihnen.

„ Aber“, fuhr der ältere der beiden Kapitäne fort; „ wir werden in Zukunft auf die Wetterzeichen achten und früh genug einen geschützten Ankerplatz aufsuchen. So etwas brauchen wir nicht noch mal mit machen!“

Kaah–Mer war darüber mit den beiden Männern völlig einig, auf so ein Unwetter auf hoher See konnte er gut verzichten. 

 

Doree hatte es sich unter eine aufgespannte Plane gemütlich gemacht und arbeitete an der Karte, mit Inbrunst zeichnete sie den gewaltigen Sturm und die riesigen Wellen auf die Karte, auch die fürchterlichen Blitze.

Als Ausgleich zeichnete Doree die liebliche Bucht ein, mit dem wunderschönen Strand, den dichten grünen Wald, das herrliche Wasser und die Menschen, die fröhlich darin herum tobten.

Auch die beiden tüchtigen Schiffe fanden ihren Platz auf der Karte. Doree zeichnete auch wieder die verschiedenen Pflanzen und Früchte am Rand der Karte, sorgfältig sammelte sie Kerne und Samen, trocknete Blätter und Blüten, die gesammelten Früchte hielten in der enormen Hitze leider nicht sehr lange.

Doree tauschte ihre Erfahrungen mit den Heilerinnen aus und die Heilerinnen freuten sich über die naturgetreuen Abbildungen der Pflanzen und Früchte.

 

Kaah–Mer einigte sich mit den Kapitänen der beiden Schiffe, in dieser Bucht noch einige Tage zu bleiben, die Menschen sollten sich von dem Unwetter richtig erholen und die Schiffe in aller Ruhe in Ordnung gebracht werden können.

Die Kapitäne waren damit sofort einverstanden und gaben den Vorschlag von Kah–Mer sofort an ihre Mannschaft weiter. Mit lautem Jubel wurde die Mitteilung von den Menschen begrüßt, es war hier in der Bucht aber auch zu schön!

 

Kaah–Mer wollte unbedingt noch einen Tagesausflug in das Landesinnere durchführen, er war von der fremdartigen Natur und den unbekannten Tieren fasziniert, auch hoffte er, weitere Gebäude zu finden, die einen Rückschluss auf die Bewohner dieses Landes oder besser gesagt, auf die ehemaligen Bewohner.

Es fanden sich ganze sieben Männer und drei Frauen ein, die mit Kaah–Mer mitgehen wollten. Jeder der Teilnehmer trug ein Bündel mit Proviant und einen Wasserbehälter bei sich.

Einige hatten sogar Salbe gegen Insektenstiche von den Heilerinnen dabei.

Kaah–Mer wandte sich nach Norden und drang dann wenig später in den dichten Wald ein. Dämmerlicht umfing die Menschen und allen brach sofort der Schweiß aus, es war heiß und feucht in dem dichten Wald, schrilles Geschrei von Tieren hoch in den Bäumen, rascheln und knacken von allen Seiten.

Wieder mussten die Männer einen Weg in das dichte Gebüsch schlagen, nur ab und zu blitzte das Sonnenlicht durch das dichte Blätterdach.

Die Insekten umsurrten gierig die Menschen und fanden jede freie Stelle am Körper, in die sie mit Wonne hinein stachen. Empört klatschten die Menschen auf die unangenehmen Tiere.

Der Wald lichtete sich etwas und die Menschen traten auf eine Lichtung, in der mittig ein kleiner Teich zu sehen war. Auch hier schwirrten den Menschen die Insekten um die Ohren und so ging Kaah–Mer ohne Pause über die Lichtung wieder in den Wald.

 

Weitere Gebäude wurden nicht entdeckt, nur ein fast zugewachsenes Ruinenfeld. Der Wald hatte alles überwuchert, nur einige wenige der ganz großen Steine waren noch frei von Pflanzen.

Seltsame Schriftzeichen und Abbildungen waren noch schwach erkennbar. Eine der Frauen meinte: „ Es sieht aus wie gefiederte Schlangen und Katzenköpfe mit menschlichen Zügen!“

Kaah–Mer nahm es so hin, mehr konnte er damit nicht anfangen.

 

Der kleine Trupp arbeitete sich weiter durch den dichten Wald zurück zum Strand.

Doree begrüßte Kaah–Mer und auch seine beiden Kinder begrüßten ihn.

Kaah–Mer erzählte ihnen von dem dichten Wald und dem Ruinenfeld, Tanjah – Dy schnaufte erleichtert: „ Was bin ich froh, dass ich am Strand geblieben bin.“

Kaah–Mer lachte seine Tochter verständnisvoll an: „ Morgen bleibe ich auch am Strand!“ 

„Fein“, freute sich Doree, „ dann habe ich ja mal meine Familie für mich!“

„Hast du“, lachte Kaah – Mer, „hast du dann den ganzen Tag!“

 

 Ausgelassen tobte die kleine Familie im Wasser, bis Doree ihre Tochter mit einem Augenzwinkern fragte: „ Der nette junge Mann dort hat gleich seine Augen im Sand liegen!“

Tanjah – Dy tat harmlos: „ Ich weiß gar nicht, was du meinst.“

„ Hol ihn schon her“, rief Kaah-Mer seiner Tochter zu und verschwand wieder mit einem lauten prusten in das klare Wasser, dicht gefolgt von Alka – An.

Die beiden Männer schwammen neben einander unter Wasser und zeigten sich gegenseitig herrlich bunte Fische, Pflanzen und Muscheln.

Etwas verlegen kam der Junge Mann zusammen mit Tanjah – Dy zu Doree und Tanjah – Dy sagte zu ihrer Mutter: „ Das ist Ruumer, er ist 2. Mann auf der „Soll – The“

Doree musterte den vor ihr stehenden jungen Mann, der ruhig neben Tanjah – Dy stehen blieb.

Doree war zufrieden mit dem, was sie sah. Ruumer hatte einen offenen Blick, er war natürlich und seine Position auf der „Soll – The“ sprach für ihn.

Kaah–Mer kam mit Alka – An aus dem Wasser und brachten Doree wunderschöne Muscheln und einige seltsame Pflanzen aus dem Meer mit. 

 

Die beiden Kapitäne sprachen Kaah–Mer nach dem vierten Tag während des Abendessen an: „Die Schiffe sind wieder restlos in Ordnung, Proviant wurde ergänzt, wenn es recht ist, können wir morgen weiter fahren.“

Kaah-Mer sah sich um, die Menschen ringsum machten alle einen erholten Eindruck und so stimmte er dem Abreisetermin zu.

 

Nach dem Frühstück wurde noch frisches Wasser an Bord genommen und wenig später stachen die beiden Schiffe in See. Wieder strahlte die Sonne mit unvorstellbarer Kraft auf die Menschen, der sowieso schon schwache Wind schlief zur Mittagszeit völlig ein und wieder dümpelten die Schiffe auf dem glatten Wasser.

Die Freiwache sprang wieder ins Wasser und suchte in dem warmen Wasser etwas Abkühlung. Der Wind frischte erst gegen Abend wieder etwas auf und die Schiffe konnten ihre Reise fortsetzen. Sie folgten, wie die Tage zuvor, dem Küstenverlauf. Das Ufer zeigte etwa nach Nordosten, ein schöner Strand folgte dem anderen, abgegrenzt durch den dichten Wald.

In der Ferne baute sich langsam ein Gebirge auf, es folgte dem Küstenverlauf.

 

Der Kapitän der „Wothar“ zeigte Kaah–Mer gegen Abend voraus eine kleine Bucht, ein kleiner Bach kam aus dem dichten Wald und floss in das Meer. Kaah–Mer war mit dem Lagerplatz einverstanden und so steuerten die beiden Schiffe die Bucht an.

 

Am nächsten Tag umrundeten die Schiffe eine vorspringende Landzunge und kaum bogen die Schiffe in die große Bucht ein, die sich vor ihnen auftat, flogen ihnen Speere und Pfeile entgegen. Dunkelhäutige Menschen saßen in seltsamen kleinen Booten und griffen die beiden großen Schiffe mit ihren recht harmlosen Waffen an.

Kaah–Mer ging zu dem Kapitän: „ Lasst uns weiter segeln, ich möchte kein Gemetzel haben, diese Menschen haben doch keine Chancen gegen unsere Waffen!“

Der Kapitän nickte erleichtert und gab Signal an die „Soll – The“, die Schiffe drehten in der Bucht elegant Richtung offenes Meer und die Angreifer brüllten lauthals ihren vermuteten Sieg über die Fremden hinaus.

Kurz darauf brachte ein Seemann einen Sperr und einen Pfeil zu Kaah–Mer, der sich die einfachen Waffen interessiert anschaute: „ Damit wären uns die Angreifer wirklich unterlegen gewesen.“

Der Seemann bestätigte Kaah–Mers Urteil und überließ ihm die beiden Waffen.

 

Die beiden Schiffe segelten quer zur Bucht weiter nach Norden und fanden kurz hinter der Bucht einen geeigneten Lager – und Ankerplatz. Jetzt war das Gebirge schon deutlich näher an die Küste gerückt. Die einzelnen Gipfel waren gut zu sehen.

Kaah–Mer stellte fest, dass der Wald jetzt nur noch ein schmaler Streifen vor dem Gebirge war, das Gebirge selbst begann plötzlich und steil mit glattem Gestein. Irgendwie kamen ihm die Felsen bekannt vor, so als hätte er die Felsen schon mal irgendwo gesehen. Nachdenklich schüttelte er seinen Kopf und plötzlich spürte er, dass der Boden vibrierte, daraus wurden schnell heftige Schläge und Erschütterungen, Bäume stürzten um, ein Riss im Boden löste fast Panik bei ihm aus. Der Riss lief mit atemberaubender Geschwindigkeit parallel zur Küste und wurde zusehends breiter.

Mit einem verzweifelten Satz sprang Kaah–Mer über den Riss und sah dabei in der Tiefe der Spalte rotglühendes Gestein, dass sich träge Richtung Küste wälzte.

Die aufsteigende heiße Luft aus dem Riss nahm ihm fast den Atem und er war froh, als er den Strand erreichte. Das Lager war in hellem Aufruhr, panikartig rannten die Menschen kopflos hin und her, einige standen wie angewurzelt und starrten auf einen Berg, aus dessen Flanken orangerote Flüsse herunter flossen.

Wieder wackelte der Boden unter den Füssen der Menschen, einige wurden dadurch fast hysterisch. Die Kapitäne riefen mit durch dringender Stimme: „Alle sofort an Bord, alle sofort an Bord!“

Was die Menschen auch sofort taten.

Sie lassen alles stehen und liegen und rannten zu den Booten, viele schwammen auch zu den Schiffen. Das Meer ist unruhig geworden, kabbelige Wellen bewegten die Schiffe hin und her. Wieder grollte der Berg und spuckte eine riesige Rauchwolke aus und die roten Flüsse wurden breiter und flossen schneller die Flanken des Berges herunter.

Rauchwolken stiegen jetzt auch aus dem Wald hoch, Flammen schlugen gen Himmel, der Boden wackelte immer noch. Über dem Berggipfel hatte sich eine riesige Pilz artige Rauchwolke gebildet, aus der jetzt graue Flocken auf die Erde rieselten.

Kaah–Mer schaute noch mal prüfend im Lager umher, gut, es waren wohl alle an Bord der Schiffe. Er hörte seinen Namen rufen und sah Doree und seine beiden Kinder an Bord der „Wothar“.

 

Erleichtert holte er tief Luft und schwamm zu dem Schiff. Doree kam mit tränennassen Gesicht zu ihm gerannt: „Ich hatte solche Angst, wo warst du?“

„Ich war nur ein Stück im Wald, als ich das Wackeln des Bodens spürte, bin ich sofort zurück zum Lager!“

 

Das Meer kabbelte in unruhigen Wellen, der Wind wurde kräftiger und der Himmel wurde dunkel. Der erste rotglühende Fluss erreichte das Meer und unter höllischem Zischen ergoss sich das glühende Gestein ins Wasser. Eine gewaltige weiße Dampfwolke bildete sich in sekundenschnelle und der Gipfel des Feuers spuckenden Berges flog mit einem unvorstellbaren Knall auseinander.

Riesige Felsbrocken flogen durch die Luft und einige kamen sogar den beiden Schiffen verdammt nahe. Hoch spritzte das Wasser beim Einschlag der Felsbrocken, es war ein Bild des Grauens. Der brennende Berg, die riesigen Rauch – und Staubwolken, der brennende Wald, das kochende Meer, wo inzwischen zwei weitere Feuerströme hinein flossen, der dunkle, fast schwarze Himmel.

 

Die Schiffe schaukelten heftig auf den kreuz und quer laufenden Wellen. Der Wind schob die beiden Schiffe jetzt schnell aufs offene Meer und jetzt konnten alle das ganze Ausmaß der Katastrophe sehen.

Der Ausbruch des Berges hatte schon einen großen Teil des Waldes in Brand gesetzt und vernichtet, weitere Brände verursachten die drei Feuerströme, die noch immer von dem Berg herunter kamen. Es war ein Bild der totalen Vernichtung.

 

Die Kapitäne ließen Segeln setzen und die Schiffe nahmen Fahrt auf. Auf dem Meer, weit weg von der Küste, wurden die Menschen wieder ruhiger, Das Inferno lag jetzt Backbord achtern weit hinter ihnen als schaurig schöne Kulisse. Der nachtschwarze Himmel wurde sporadisch von dem Feuerberg grell erleuchtet, die dicken Rauchwolken wirkten dann noch gewaltiger.

 

Die Schiffe machten gute Fahrt, die Menschen hatten es sich soweit es ging, an Bord bequem gemacht. Keiner hatte das verlangen nach einem Lager an Land.

Über einem glatten Meer und einem blauen Himmel, der jedoch von einem hässlichen schwarzen Streifen verunziert wurde, ging die Sonne auf. Die Menschen auf den beiden Schiffen sahen schon wieder fröhlicher in die Welt. Das ferne Ufer, der weit entfernte Feuerberg, die Flammenflüsse, die vielen Brände, die gerade noch über der Kimm zu sehen war, beunruhigten die Menschen nicht mehr all zu sehr.

 

Die Küste bog sich ein wenig nach Südsüdwest und am übernächsten Tag rief der Ausguck der „Wothar“:

 „ Dorf an Land, Backbord voraus!“

Die beiden Schiffe ankerten abwartend in sicheren Abstand von dem Dorf und harrten der Dinge. Schon löste sich ein kleines Boot vom Ufer und fuhr auf die Schiffe zu. Die drei Männer in dem Boot stellten keine Gefahr für die Schiffe dar und so winkte Kaah–Mer den Männern zu, näher zu kommen.

 

Vorsichtig kam das kleine Boot näher und ein Schwall, für Kaah–Mer unverständlicher Worte tönte von dem Boot herüber.

Ein Seemann trat vor, ich kenne die Sprache ein wenig, etwas holprig fragte er die Männer in dem Boot nach Proviant und Frischwasser. Heftig mit seinem Kopf nickend und theatralischen Gesten gab der Mann im Bug des Bootes Antwort: „Ja, sie können Proviant und Wasser bekommen.“

„Wenn ihr einen Arzt an Bord habt, könnt ihr uns vielleicht helfen, wir haben einige Verwundete von dem Vulkanausbruch:“

Verblüfft nahm das Kaah – Mer das zur Kenntnis.

Die Schiffe ankerten am Strand vor dem Dorf und als Kaah–Mer mit Alka – An das Dorf betrat, wusste er, warum der Mann nach einem Arzt gefragt hatte. Mehrere Häuser waren zusammen gebrochen und hatten Menschen unter sich begraben.

Die Verletzten lagen jetzt vor Schmerz stöhnend im Schatten einiger Bäume.

Der Mann aus dem Boot zeigte auf die schwarze Rauchwolke, wackelte mit seinen Handflächen und Kaah– Mer verstand jetzt! Selbst bis hier hin waren die Erschütterungen des Feuerberges zu spüren.

 

Die Heilerinnen kümmerten sich um die Verletzten und die Kapitäne verhandelten mit dem Mann über Proviant und Frischwasser.

Das Jammern der Verletzten wurde leiser und die drei Männer wurden sich schnell einig.

 

Inzwischen war das Lager aufgebaut und die Küche bereitete das Essen vor. Die Männer aus dem Dorf gingen mit ein paar Männern und Kaah–Mer ein Stück vom Dorf weg ins Landesinnere und Kaah–Mer stand fassungslos vor dem Chaos aus aufgebrochenen Boden, über einander geschobene Felsplatten, zerbrochenen Bäumen, überall flackerten noch kleine Brände und ein unangenehmer Geruch lag über allem.

Ein Mann winkte Kaah–Mer näher zu sich. Er stand nahe am Rand einer breiten Spalte und als Kaah–Mer näher kam, deutete der Mann mit der Hand in die Spalte. Entsetzt zuckte Kaah–Mer zurück, ein rotglühender Fluss wälzte sich am Boden der Erdspalte, eine wahnsinnige Hitze quoll aus der Spalte hoch und das Fließgeräusch der roten Masse war furchteinflößend.

 

Bedrückt ging Kaah–Mer mit den Männern zum Dorf zurück. Doree sah erstaunt und etwas besorgt zu Kaah– Mer herüber, so kannte sie ihn überhaupt nicht. Kaah–Mer setzte sich zu seiner Familie: „So ein schönes Land und dann passieren hier so furchtbare Dinge“ und Kaah–Mer erzählte ihnen, was ihm die Männer aus dem Dorf gezeigt hatten. Doree schüttelte sich: „Dieses Land ist auch für mich unheimlich, auf der einen Seite wunderschöne Küsten und Strände, herrliches Wasser und auf der anderen Seite furchtbare Unwetter, Feuer spuckende Berge, Erde, die aufbricht, Feuerflüsse und brennende Wälder, lasst uns schnell weiter fahren. Vielleicht finden wir ein ruhigeres Land als dieses.“

 

Beim Frühstück sah Kaah–Mer, dass die Dorfbewohner ihre Habseligkeiten zusammen packten, der Mann aus dem Boot erklärte ihm, dass sie ihr Dorf verlassen und weiter im Norden einen neuen Platz für ihr Dorf suchen. Dieser hier ist nicht mehr sicher vor den Feuerbergen.

 

Beim Abschied warnten die Männer aus dem Dorf Kaah–Mer noch vor Piraten, die weiter im Norden ihr Unwesen trieben.

Zwei jüngere Männer aus dem Dorf wollten auf der „Soll – The“ und ein älterer auf der „Wothar“ mit fahren. Sie hatten ihre Familien verloren und wollten weg von diesem Land.

 

Die Kapitäne steuerten ihre Schiffe aufs offene Meer, blieben aber in Sichtweite zur Küste. Die Küste drehte sich wieder nach Nordosten, sie blieb weiterhin felsig und unwirtlich. Die Wellen der Brandung klatschten ziemlich heftig gegen die Felsen, hoch spritzte der weiße Gischt.

Der Wind wurde kräftiger, je höher die Schiffe nach Norden kamen. Nach einem kleinen Kap knickte die Küste hart nach Westen und der Kapitän der „Wothar“ fragte Kaah–Mer: „ Folgen wir der Küste oder bleiben wir auf Nordkurs?“

„Ich möchte noch ein, zwei Tage nach Norden segeln und dann nach Westen und später zurück nach Süden“, antwortete Kaah–Mer dem Kapitän.

Das Land verlor sich achteraus im Dunst und das Meer öffnete sich zu einer riesigen Fläche, der Wind blies gleichmäßig stark und trieb die beiden Schiffe flott nach Norden. Der frische Wind tat allen Menschen auf den Schiffen gut, die brüllende Hitze wurde dadurch viel erträglicher.

 

Die Kapitäne nutzten den guten Wind und exerzierten einige Manöver, Kurswechsel, Segel einholen und Segel setzen, Die Kanonen wurden ausgerannt und die Seemänner traten bewaffnet zum Appell an.

Zufrieden stellten die Kapitäne die Übungen ein.

Die Schiffe legten sich unter dem Druck der Segel leicht auf den Steuerbordbug, der aus Südsüdost kommende Wind blies gleichmäßig kräftig weiter.

 

Doree zeigte Kaah–Mer die neuen Karten von dem Ausbruch des Feuerberges, die Feuerflüsse waren gut zu erkennen, auch das zerstörte Dorf und die Bodenspalten. Besonders gut hatte Doree die ins Meer fließenden Feuerströme gezeichnet, die weißen Wolken von dem verdampfenden Wasser sahen so natur getreu aus, dass Kaah–Mer nur noch staunen konnte.

Von dem Ausguck hörten sie beide in Ihrer Kajüte: „Land voraus, Land Backbord voraus!“

Beide kamen aus ihrer Kajüte, um sich das neu entdeckte Land anzusehen. Langsam trat das neue Land aus dem Dunst des Horizontes. Das Land lag sehr flach in dem blauen Wasser des Meeres, je näher die beiden Schiffe dem Land kamen, umso mehr wechselte die Farbe des Wassers ins blaugrüne, ja fast türkis.

Ein breiter, weißer Sandstreifen lag zwischen dem Wasser und dem nachfolgenden Buschwerk. Weiter hinten im Land wuchs auch etwas Wald. Das Land machte einen unbewohnten Eindruck.

Die Kapitäne wiesen den Ausguck an, nach Frischwasser Ausschau zu halten.

Leider hatten sie damit keinen Erfolg, das Land hatte kein Frischwasser.

 

 

„Land auf der Steuerbordseite“, meldete der Ausguck, „scheint sich um eine Insel zu handeln.“

 

 

Die beiden Schiffe segelten jetzt hinter einander durch die Fahrrinne zwischen den beiden Inseln, die Wassertiefe nahm zu den Ufern rapide ab. Ein Seemann kam zu Doree und Kaah–Mer: „ Der Kapitän lässt anfragen, ob es recht wäre, wenn wir hier nach einem Lagerplatz Ausschau halten.“

„Ja, sicher“, gab Doree dem Seemann Antwort“, ich würde mir sehr gerne das Land ansehen.“

„Aye, Aye“, kam es von dem Seemann.

 

Der Küstenverlauf des Landes knickte scharf nach Westen ab und hier fand der Ausguck einen passenden Ankerplatz.Die Menschen gingen von Bord und richteten am Strand das Lager her, dabei verzichteten sie aber auf den Aufbau der Zelte. Bei den herrschenden Temperaturen waren luftige Unterstände weit aus angenehmer. Wasser wurde jedoch nicht gefunden.

 

Doree ging zusammen mit Kaah–Mer und ihren zwei Kindern auf Erkundigung. Sie liefen ein Stück den weißen Strand und bogen dann ins Landesinnere. Das dichte Gestrüpp machte das Vorwärtskommen schwierig, Doree staunte, das trotz des offensichtlichen Wassermangels soviel Grün vorhanden war.

Alka – An vermutete: „Das Land hat sicher viel Wasser im Boden, die Pflanzen holen sich das Wasser mit ihren Wurzeln.“

„Gut“, sagte Kaah–Mer, „so könnte es sein.“

 

Ein paar Vögel flatterten vor ihnen hoch, aber sonst waren keine Tiere zu sehen. Tanjah – Dy schlug vor: „Lasst uns noch bis zu dem kleinen Hügel gehen, von dort haben wir vielleicht einen besseren Überblick.“

Gesagt, getan, Tanjah – Dy hatte mit ihrer Vermutung recht, die kleine Erhebung ermöglichte einen guten Rundum Blick über das Land und dabei stellten alle überrascht fest, dass es sich um eine Insel handelt. Rings um die Insel lief der weiße Sandstreifen und mittig war die Insel von Buschwerk und kleineren Wäldchen bewachsen. Sie sahen die beiden Schiffe am Ufer ankern und Alka – An meinte grinsend: „Wenn ich unseren Lagerplatz sehe, fällt mir sofort ein, dass ich Hunger habe.“

Kaah–Mer stimmte seinem Sohn sofort zu und lachend ging die kleine Familie zum Lagerplatz zurück.

 

Die Schiffe segelten die nächsten Tage weiter nach Norden, der Wind blies gleichmäßig, die Sonne lachte von dem blauen Himmel, die Temperaturen waren angenehm.

Wieder meldete der Ausguck: „Land in Sicht, Land Backbord voraus!“

 

Es war eine kleine Insel, mit nur wenig Bewuchs und ohne Wasser.

Am nächsten Tag wurde wieder Land gesichtet, eine weitere kleine Insel mit sehr wenig Bewuchs und ohne Wasser.

Die Kapitäne wurden langsam unruhig, ihre Wasservorräte wurden knapp, sehr knapp.

 

Sie segelten drei weitere Tage nach Norden und erreichten dort eine große Ansammlung vieler kleiner und größerer Inseln. Die Kapitäne steuerten ihre Schiffe sehr vorsichtig mit langsamer Fahrt durch die schmalen Durchfahrten zwischen den Inseln.

Der Ausguck suchte angestrengt nach Wasser auf den Inseln, aber auch an diesem Tag ging die Suche erfolglos zu Ende.

Kaah–Mer hatte seine Tochter und seinen Sohn auf die „Wothar“ holen lassen und besprach jetzt mit seiner Familie ihre Lage. Sie kamen zu dem Entschluss, auf die weitere Reise nach Norden zu verzichten und so schnell wie möglich nach Cameedor zurück zu kehren.

 

Der Kapitän von der „Soll – The“ ließ sich zur „Wothar“ hinüber rudern und Kaah–Mer empfing ihn in seiner Kajüte, in der schon der Kapitän der „Wothar“ wartete. Die drei Männer besprachen ihre schlimme Situation, der Kernpunkt war das dringend benötigte Frischwasser. Alle litten unter dem Wassermangel furchtbaren Durst.

Kaah–Mer brachte es kurz und bündig auf den Punkt: „ Wir setzen sofort Kurs Südsüdwest und versuchen so schnell wie möglich das Festland zu erreichen!“

Der Kapitän der „Soll – The“ sagte: „ Selbst wenn die Berge wieder Feuer spucken, dort finden wir ganz sicher frisches Wasser.“

Kaah–Mer teilte den beiden Kapitänen noch ihren Entschluss mit, die Reise zu beenden und nach Cameedor zurück zu kehren. Gesagt, getan, der Kapitän ließ sich wieder zurück rudern und die Schiffe setzten ihre Segel und die Rudergänger legten die Schiffe auf den neuen Kurs.

 

Vorsichtig wurden die Schiffe durch die engen Fahrrinnen zwischen den vielen Inseln gesteuert, die Kapitäne hatten zusätzlich zu dem Ausguck oben im Krähennest Männer auf dem Bugspriet postiert, um die Fahrrinne genau zu finden. Alle waren mit der Beobachtung der Fahrrinne so intensiv beschäftigt, dass niemand die vorsichtige Annäherung von mehreren Schiffen bemerkte.

Zwischen den vielen kleinen Inseln versteckt, steuerten sie jetzt die beiden Schiffe an. Sehr bewegliche Schiffe mit enormer Bewaffnung. Die fremden Schiffe hatten die „Wothar“ fast achterlich erreicht, da brüllte ein Seemann lautstark die Warnung über die Schiffe.

Der Überfall der Piraten

Die Menschen auf den beiden Schiffen hatten die Warnung noch gar nicht richtig registriert, als die ersten Kanonekugeln in die Schiffe krachten, verletzte Menschen schrien vor Schmerzen, mit entsetzlichem Getöse brach der getroffene Fockmast der „Wothar“ auf das Deck und verletzte viele Menschen.

Die „Wothar“ lief aus dem Ruder, der Kapitän schrie: „ Kurs halten, Kurs halten.“ Aber der Rudergänger wirbelte das Steuerrad herum, ohne jede Reaktion des Schiffes.

Die ersten Kanonenkugeln der Angreifer mussten das Ruder zerstört haben! Ununterbrochen krachten die Kanonenkugeln der Angreifer in die Rümpfe der beiden Schiffe, die Backbordseite der „Wothar“ zeigte Einschlag neben Einschlag, das Schiff nahm gefährlich viel Wasser auf und legte sich schon kritisch auf die Seite.

 

Jetzt konnte die „Wothar“ ihre Kanonen nicht mehr einsetzen, die Seeleute warfen voller Verzweifelung Kanonenkugeln in die Boote der Angreifer!

„Wir werden geentert“, gellten Warnrufe über das Deck der „Wothar“.

Die Piraten kamen von allen Seiten über die Reling, hier wurden sie jedoch von grimmig entschlossenen Soldaten und Seeleuten empfangen.

 

Die „Soll – The“ ist etwas glimpflicher aus dem ersten Angriff hervor gegangen, jetzt schoss sie aus allen Rohren auf die Angreifer, die Katapulte leisteten ganze Arbeit. Meist reichte ein Treffer, um ein Boot der Angreifer kampfunfähig zu machen.

Die „Soll – The“ kämpfte sich durch die vielen Boote der Angreifer und konnte dadurch die „Wothar“ etwas helfen. Auf dem Deck der „Wothar“ tobte ein höllischer Kampf zwischen den Piraten und den Soldaten und Seeleuten, eine Gruppe Bogenschützen hatte sich auf dem etwas erhöhten Achterdeck verschanzt und schoss mit tödlicher Sicherheit ihre Pfeile in die Angreifer.

Es war ein erbarmungsloser Kampf, die Piraten tötenden jeden auf dem Schiff, ganz gleich ob es sich um einen Soldaten oder Seemann oder einen Schiffsjungen handelte.

Diese Brutalität stachelte die Verteidiger auf, mit wütenden und empörten Gebrüll stürzten sie sich in das Kampfgetümmel. Dieser Ausfall kam für die Angreifer so überraschend, dass einige von ihnen überrumpelt ins Wasser sprang.

Die „Soll – The“ konnte ein Boot der Piraten nach dem anderen vernichten, aber sie konnte nicht verhindern, dass die „Wothar“ völlig zerstört wurde, der Rumpf war von unzähligen Kanonenkugeln durchlöchert worden, die Masten zerstört oder stark beschädigt, die Segel flatterten nur noch als Fetzen im Wind. Die gesamte Ruderanlage war zerstört.

 

Die Schlagseite wurde so stark, dass die ersten der Besatzung ins Wasser sprangen und zur „Soll – The“ schwammen. Der Kapitän der „Soll – The“ schickte ein Boot zum Wrack der „Wothar“, um die Menschen aufzunehmen. Das Katapult der „Soll – The“ traf das letzte Piratenschiff und in hellen Flammen stehend driftete es hilflos ab.

 

Tanjah – Dy hielt ihre tote Mutter in ihren Armen, sie selbst war wie durch ein Wunder unverletzt geblieben, obwohl sie im schlimmsten Kampfgetümmel die Verwundeten versorgt hatte. Mit tränenüberströmten Gesicht sah Tanjah – Dy ihrem Vater entgegen, der blutverschmiert, mit dem Schwert in der Hand, aus dem Rauch auftauchte, mit einem entsetzten Schrei brach Kaah–Mer neben seiner toten Doree auf die Knie.

Alka – An tauchte schwankend, aus vielen Wunden blutend, bei der kleinen Gruppe auf. Kaah–Mer nahm seine tote Frau auf den Arm und trug sie zu dem Boot der „Soll – The“Die „Wothar“ legte sich ächzend auf die Steuerbordseite und gurgelnd versank sie langsam in dem blauen Wasser. Als das zerstörte Schiff den Grund der blauen See erreichte, richtete es sich wie durch ein Wunder auf und blieb gerade auf dem Kiel liegen,

Die zerschossenen Mastspitzen schauten ein Stück aus dem Wasser wie zur Erinnerung. Das Wasser war mit Trümmern übersät, überall schwammen die brennenden Schiffswracks der Piraten, Menschen schwammen in dem Wasser.

Das Boot der „Soll – The“ sammelte die Menschen aus dem Wasser und brachte sie zu eine nah gelegenen Insel, erschöpft und verzweifelt lagen die Menschen in dem warmen Sand.

Der Kapitän der „Soll – The“ hatte das Schiff auf den Strand gesetzt, um die notwendigen Reparaturen durch führen zu können. Denn auch sein Schiff hatte einiges abbekommen, zwei große Löcher klafften in der Backbordseite, der Fockmast war stark beschädigt, der Hauptmast hatte zwei Rahen verloren, fast alle Segel waren zerfetzt. Das Deckhäuschen war verschwunden, die Reling war zerschossen, viel Tauwerk war durch das Feuer unbrauchbar geworden

 

In einer stillen kleinen Feier wurden die Toten begraben, Kaah–Mer war von den Verlusten betroffen, es mussten mehr als die Hälfte der Menschen ihr Leben verloren haben.

Kaah–Mer setzte sich mit seinen Kinder etwas abseits in den Schatten eines Baumes und still trauerten sie um Doree. Zwei Heilerinnen traten zu der kleinen Gruppe und versorgten die Wunden von Kaah–Mer und Alka – An. Kaah–Mer hatte eine schlimme Verwundung an der rechten Schulter davon getragen und Alka – An mehrere schmerzhafte Schnittwunden am Schwertarm und einen langen Riss vom linken Mundwinkel quer über sein Gesicht bis über das Ohr. Ein Stück der oberen Ohrmuschel war abgerissen. Am linken Oberschenkel hatte Alka – An außerdem noch einen tiefen Schnitt von einem sehr scharfen Schwert davon getragen, die Wunde wurde von den Heilerinnen dicht an dicht mit Fäden zusammen gezogen und mit einem festen Verband fixiert.

 

Eine junge Soldatin kam vorsichtig dazu und reichte Alka – An einen Krug, erstaunt sah er die junge Frau an „ Trink“, sagte sie leise“, wir haben auf der Insel Wasser gefunden.“

Kaah–Mer wurde aufmerksam und sah die Soldatin fragend an „ Ja, wirklich, wir haben tatsächlich Wasser gefunden“, wiederholte die Soldatin.

Kaah-Mer sah die Verwundung der jungen Frau, strich ihr leicht über das Gesicht: „ Es tut mir leid, so habe ich es nicht gewollt!“

 

Aus den Beständen der „Soll – The“ war inzwischen ein Lager aufgebaut worden und die Küche versuchte aus den bescheidenen Restbeständen ein Essen zu kochen. Einige Männer hatten ein paar Fische fangen können, aber viel wichtiger war für alle das frische Wasser.

Die Menschen rührten das Essen kaum an, zu tief saß der Schock über den fast gelungenen Überfall der Piraten. Sicher, die „Soll – The“ konnte alle Schiffe der Piraten vernichten, aber um welchen Preis!

Die „Wothar“ war verloren, viele gute Menschen hatten ihr Leben verloren und auch die „Soll – The“ war stark beschädigt aus dem furchtbaren Kampf heraus gekommen.

Ein junger Seemann machte sich vorsichtig bei Kaah–Mer bemerkbar, Kaah-Mer winkte den jungen Mann heran. Der trat sichtlich verlegen vor Kaah–Mer und stotterte etwas unbeholfen: „ Ich habe die Lederköcher, die ihr auf der „Wothar“ habt liegen lassen müssen“, er deutete bei seinen Worten auf die frischen Gräber, „ mit genommen, als ich auch die „Wothar verlassen musste.“

Kaah–Mer erkannte sofort die Lederköcher, in diesen Behältern steckten die von Doree angefertigten Karten. Eine stille Freude stieg in Kaah–Mer hoch, wenigstens hatte er jetzt die Arbeiten seiner Frau.

Er fragte den jungen Mann: „ Warum bist du solange auf dem Schiff geblieben?“ Der junge Seemann schluckte hart: Ich habe meinen Freund gesucht, leider vergeblich.“ Er wischte sich heftig über die Augen und drehte sich abrupt weg.

 

Tanjah – Dy erhob sich und sagte leise zu ihrem Vater und ihrem Bruder: „ich will mal nach sehen, ob ich Ruumer finde, ich habe ihn die ganze Zeit nicht gesehen.“

Die beiden Männer nickten der jungen Frau zu und Tanjah – Dy ging ins Lager und fragte nach ihrem Freund. Erst ein Seemann zeigte auf ihre Frage hin, zur „Soll – The“ und Tanjah – Dy sah Ruumer mit anderen Seeleuten bei Reparaturarbeiten auf dem Schiff.

Sie lief zur „Soll – The“ und lief die schmale Planke hoch, sprang über die vielen Dinge, die auf dem Deck verstreut lagen und warf sich dem überraschten Ruumer in die Arme.

Der war völlig überrascht, er hatte angenommen, das Tanjah – Dy zu den Toten der „Wothar“ gehörte und hatte sich voller Kummer in die viele Arbeit gestürzt.

„ Ich brauche noch einen Moment, dann habe ich alle Zeit für dich“, sagte er leise zu seinem Mädchen. Tanjah – Dy nickte, ging etwas zur Seite, um bei den Arbeiten nicht zu stören und sah glücklich Ruumer bei seiner Arbeit zu.

 

Es wurde langsam zu dunkel für die Arbeit und so hörten die Männer damit auf und Tanjah – Dy ging glücklich mit ihrem Ruumer zu Vater und Bruder. Kaah–Mer und Alka – An freuten sich sehr, den jungen Mann gesund wieder zu sehen und Kaah–Mer fragte ihn nach dem Zustand der „Soll – The“.

„Das Schiff hat einiges abbekommen, aber soweit wir es feststellen konnten, können wir vieles mit Bordmitteln reparieren“, erklärte Ruumer, „ wir haben noch einige Planken, die wir verwenden können, über die Löcher in der Bordwand befestigen wir gefütterte Segel, die Masten und Rahen können wir soweit herstellen, das wir damit den nächsten Hafen erreichen können."

 

 Kaah–Mer fiel ein Stein vom Herzen, wenigstens kamen sie noch nach Hause!

 

Immer wieder kam jemand mit einem Krug frischen Wassers, alle hatten einen furchtbaren Durst, die vielen Tage auf See mit knappem Wasser und anschließend ganz ohne Wasser, zum Schluss kam noch der beißende Pulverqualm von den Kanonen hinzu und der Brandgeruch tat den Rest.

Langsam legten sich die Menschen zur Ruhe, aber es blieb unruhig im Lager, immer wieder standen Menschen auf und liefen unruhig hin und her.

An dem dunkelblauen, samtigen Nachthimmel blinken unzählige Sterne unschuldig auf die Erde, gerade so, als ob nichts passiert wäre.

 

Kaah–Mer ließ den Menschen Zeit, er ließ sie in Ruhe auf der Insel das erlebte verarbeiten. Die Heilerinnen kümmerten sich um die Verwundeten und die Seeleute um Ruumer arbeiteten von Morgens bis Abends auf der „Soll – The“.

Einige Frauen und Männer durchstreiften Tag für Tag die kleine Insel auf der Suche nach etwas essbarem, leider vergeblich. Es gab auf der Insel keine Tiere außer ein paar Vögeln. Fische waren das einzige essbare, was die Insel zu bieten hatte.

 

Und dann kam der große Tag, die „Soll – The“ wurde ins tiefere Wasser bugsiert, vorsichtig gingen die Seeleute dabei zu Werke und das Schiff schwamm! Es lag gerade und prächtig in dem blauen Wasser und jetzt ging es schnell mit den restlichen Arbeiten. Das Tauwerk lag wieder sauber aufgeschossen an Deck, die Segel waren ordentlich an den Rahen befestigt, die Schäden am Schiff und auf dem Deck waren, so gut es ging, behoben. Sogar ein kleines Deckhäuschen stand wieder an alter Stelle.

 

Ein paar Männer, unter anderem die Männer, die sich als letzte auf die Schiffe gemeldet hatten, sind zu der gesunkenen „Wothar“ getaucht und sie konnten tatsächlich einige fest verschlossene Vorratsbehälter bergen. Auch einige Feuergeschosse holten die Männer aus dem Schiff. Das Pulver für die Kanonen war leider nass geworden und damit unbrauchbar. Auch konnten sie einige Pakete mit Waffen bergen, die Schwerter und Bogen waren unbeschadet, leider fehlten die Pfeile dazu.

Hocherfreut nahmen die Soldaten die Waffen entgegen, jetzt hatten sie wenigstens wieder etwas Reserve.

 

Kaah–Mer sprach mit einigen Frauen und Männern über die Weiterfahrt, sie mussten die „Soll – The“ unbedingt in einem Hafen überholen lassen. Sie einigten sich darauf, die Insel in zwei Tagen zu verlassen.Der Wind blies immer noch gleichmäßig aus Südsüdwest und dadurch musste die „Soll – The“ ständig kreuzen, um nach Süden zu dem Festland zu kommen.

Sie erreichten die Nordküste des von ihnen entdeckten Landes und fanden in einer ruhigen Bucht eine größere Stadt. Ihr etwas vorgelagerter, auffallend gut bewehrter Hafen,war das reinste Bollwerk, drohend ragte jedem, der finstere Absichten hatte, eine Vielzahl von Kanonen entgegen.

Die ohnehin schon sehr enge Hafeneinfahrt wurde zusätzlich von dicken Ketten versperrt.

Die „Soll – The“ drehte bei und ließ Anker fallen, schon kam ein kleines, äußerst prächtiges Boot aus der engen Hafeneinfahrt auf die „Soll – The“ zu gefahren.

Im Bug des Bootes stand ein gewichtiger, ebenfalls prächtig gekleideter Mann. Er rief die „Soll – The“ an und Ruumer ließ den Mann von diesem Land zu sich kommen und bat ihn, die Worte zu übersetzen.

„Der Hafenkommandant fragt, was wir wollen“, begann der Mann mit der Übersetzung, „ unser Schiff muss überholt werden“, gab er zur Antwort.

„Was ist mit euerem Schiff passiert?“

„Wir wurden von Piraten überfallen, hoch im Norden, zwischen den kleinen Inseln!“

„Wie konntet ihr entkommen?“

„Wir konnten die Piraten besiegen, haben aber bei dem Kampf viele Verluste erlitten und unser zweites Schiff verloren.“

„Die Piraten sind wirklich besiegt?“

„Restlos“

„Ihr dürft in unseren Hafen einfahren, wir verlangen eine Liegegebühr dafür.“

Der Mann sah Ruumer an, der nickte zustimmend. „Das geht in Ordnung!“

 

Das Boot drehte sich, die schweren Ketten rasselten ins Wasser und die „Soll – The“ nahm langsam Fahrt auf. Sie durchquerte die enge Hafeneinfahrt und gelangten in ein großes Hafenbecken, das Boot drehte nach Steuerbord und die „Soll – The“ folgte nach.

Jetzt konnte man schon die Schiffsbauplätze erkennen.

 

Die „Soll – The“ machte an der Kaimauer fest und ein Mann kam aus dem Hafengebäude und fragte, ob er an Bord kommen dürfe.

Schnell waren die notwendigen Arbeiten in Auftrag gegeben und der Hafenmeister empfahl Ruumer, mit der ganzen Mannschaft Quartier in der Stadt zu nehmen, das Schiff muss aus dem Wasser gezogen werden.

 

Ruumer informierte das ganze Schiff und die Menschen an Bord begannen, ihre Siebensachen zusammen zu packen. Wenig später standen alle auf dem Kai und Kaah–Mer musste schlucken, der Kampf gegen die Piraten hatte wirklich vielen das Leben gekostet.

Die Mannschaft und die restlichen Menschen von der „Soll – The“ gingen Richtung Stadt. Ruumer ließ nur eine kleine Wache zurück. Die Stadt begann anfangs mit kleineren Häusern an der Strasse, die jedoch, je weiter sie in die Stadt kamen, größer und prächtiger wurden.

Auf einem weiten Platz wurden sie von einem Paar angesprochen. Kaah–Mer erfuhr, das sie eine Herberge hatten und sich freuen würden, wenn die Sieger über die Piraten bei ihnen Quartier nehmen würden.

Die Menschen waren von dem schönen Haus angenehm überrascht und als sie ihre Kammern erhielten, zeigten sich alle angenehm zufrieden.

 

Zum Abendessen trafen sie sich alle in dem großen Speisesaal, es war ein ruhiges, ja fast stilles Essen. Die Menschen aus der weiten Ebene und aus Cameedor waren einfach erschöpft und erledigt. Die schrecklichen Erlebnisse waren einfach zu viel, sie brauchten dringend Erholung.

Schon kurz nach dem Essen verschwanden die ersten zur Nachtruhe in ihre Kammern. 

 

Das Frühstück war schon etwas lebhafter, es gab keine Bedrohung für sie, hier in der Stadt waren sie sicher. Ihr Schiff wurde repariert und alle hofften auf eine gute und friedliche Heimreise.

Nach dem Frühstück gingen einige Gruppen in die Stadt, andere blieben in der Herberge und nutzten den schönen Innenhof zu ihrer Erholung.

 

Ruumer, Kaah–Mer und der verletzte Kapitän der „Soll – The“ ließen sich von einer Kutsche zum Hafen fahren und überzeugten sich dort, dass ihr Schiff bei den Schiffsbauern in besten Händen war.

Der Hafenmeister bestätigte beeindruckt den drei Männern, dass die „Soll – The“ ein richtig gut gebautes Schiff ist. Deswegen hatten sie auch mit der Reparatur keine Probleme.

Beruhigt fuhren sie mit der Kutsche zurück.

Der Kapitän suchte seine Kammer auf und Kaah–Mer und Ruumer setzten sich zu den Menschen in dem Innenhof. Die Heilerinnen sahen nach den Verletzungen von Kaah–Mer und Ruumer und waren mit der Heilung zufrieden.

 

Wenig später kam Tanjah – Dy und Alka – An zu ihrem Vater und Ruumer strahlte sein hübsches Mädchen an. Tanjah – Dy hatte ihre spontane Fröhlichkeit verloren, sie war in den letzten Tagen zu einer ruhigen, erwachsenen Frau geworden. Auch bei Alka – An hatten die Ereignisse der letzten Tage ihre Spuren hinterlassen, abgesehen von den Verletzungen, war Alka – An noch ruhiger und besonnener, er ist zu einem sehr großen, kräftigen und ruhigen Mann geworden.

Kaah–Mer schaute seine beiden Kinder etwas traurig an, sie hatten ihre Jugend einfach übersprungen. 

 

Mit ruhigen Spaziergängen durch die Stadt, es war eine schöne Stadt mit prachtvollen Straßen, auf denen die Menschen flanierten, mit schönen Plätzen und Gebäuden.

Der Stadtpalast war überaus prächtig gestaltet worden, mit einem langen Säulengang vor dem großen Eingang. Die Esplanade spendete den Menschen kühlen Schatten. Mit Gesprächen unter einander, auch mit den Bewohnern der Stadt, vergingen die Tage.

 

An der „Soll – The“ wurde tüchtig gearbeitet, Ruumer berichtete Kaah–Mer jeden Abend vom Fortschritt der Arbeiten. Ganz langsam wich die Anspannung von den Menschen, bei dem gemeinsamen Essen hörte man hier und da schon mal ein leises Lachen.

Die heitere Ruhe der Stadt ging auch auf die Menschen aus der weiten Ebene über und sie lösten sich Schritt für Schritt von den schrecklichen Erinnerungen.

In den Tagen hatte es sich herum gesprochen, dass die Fremden die Seeräuber vernichtend geschlagen hatten und die Bewohner der Stadt waren den Menschen sehr dankbar und zugetan. Hier und da wurden sie zu einem Glas Wein oder auch zum Essen eingeladen.

 

Nach etwas mehr als einem Mondzyklus vermeldete Ruumer, das die „Soll – The“ wieder seeklar ist! Sobald sie sich auf einen Abreisetermin geeinigt haben, würde er das Schiff verproviantieren und dann könnten sie die Heimreise antreten.

Beim Abendessen einigten sich alle schnell auf eine frühe Abreise, jetzt wollten alle nur noch nach Haus. Nach vier Sonnenreisen meldete der inzwischen einigermaßen genesende Kapitän der „Soll – The“, dass das Schiff reisefertig sei und er sein Kommando an Ruumer abgebe, er selbst fühle sich nicht mehr in der Lage, das Schiff zu kommandieren.

Etwas überrascht bedankte sich Ruumer für das plötzliche Kommando. Tanjah – Dy gratulierte ihrem Ruumer stolz. Nach dem Abendessen begannen die Menschen ihre Sachen für die morgige Abreise zusammen zu packen.

Die Bewohner der Stadt verabschiedeten die Fremden freundlich.

 

Die „Soll – The“ wurde von dem kräftigen Nordostwind erfasst und legte sich leicht schräg auf den Backbordbug. Der Hafenkommandant hatte Ruumer empfohlen, nach Westen zu segeln und dann Kurs Süd.

Kaah–Mer hatte mit Freude die überholte „Soll – The“ angeschaut, das Schiff sah aus wie neu, die furchtbaren Kampfspuren waren verschunden, das Deck war wieder makellos, die Masten standen wieder fest und hoch. Das Schiff lag gut am Wind und machte gute Fahrt.

Die „Soll –The“ musste zwar ständig wegen des Südwestwindes kreuzen, aber das Schiff hielt ein hohes Tempo. Am zweiten Tag auf dem Meer wurde es merklich kühler, die Sonne verschwand immer öfter hinter dicken, regenschweren Wolken. Der Wind drehte mehr und mehr auf West.

Durch den starken und gleichmäßigen Wind kam die „Soll – The“ gut voran, selbst der erste heftige Regenschauer änderte nichts daran. Das Deck war voller Menschen, die ausgelassen in dem Regen herum sprangen. Erst als die Schiffsbewegungen durch die höher werdenden Wellen heftiger wurden, verschwanden sie wieder unter Deck.

An der Backbordseite der „Soll – The“ kam schwach eine Küste durch den Dunst und Regen in Sicht. Verschwand aber bald wieder und die „Soll – The“ war wieder auf offener See.

 

Tanjah – Dy war, wann immer es möglich war, in der Nähe von Ruumer, die übrige Zeit verbrachte sie eng mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Allen dreien fehlte Doree entsetzlich, der Verlust schmerzte immer noch furchtbar. 

 

Die Wellen wurden, bedingt durch den immer stärker werdenden Sturm, höher und trugen weiße Schaumkronen. Die „Soll – The“ schoss unbeirrt durch Wind und Wellen. Ruumer stand stolz neben dem Rudergänger und genoss die stürmische Fahrt. Der Sturm hielt auch die lange Nacht über an und der Morgen brach mit trübem Licht an.

Der Kurs der „Soll – The“ lag immer noch bei Südsüdwest.

Hart hieb der Bug des Schiffes in die hohen Wellen, hohe und lange Schaumfetzen flogen über das Deck.

 

Kaah–Mer hatte sich zusammen mit Alka – An auf den Weg gemacht, er wollte sich die „Soll – The“ mal gründlich ansehen. Vielleicht fanden sie etwas Neues im Schiffsbau, was ihre Schiffsbauer verwerten könnten. Aber außer guter Handwerksarbeit fanden die beiden Männer nichts neues, es waren neue dicke Balken eingebaut worden, die neuen Planken waren noch gut zu erkennen, eine zusätzliche Trennwand war eingebaut worden und erhöhte dadurch die Stabilität der „Soll – The“.

Erfreut konnte Kaah–Mer in der Bilge feststellen, das das Schiff trotz des stürmischen Wetters wenig Wasser übernahm. Alka – An interessierte sich mehr für die Kanonendecks, er ließ sich von dem Decks Kommandanten die Handhabung der Kanonen während eines Gefechts genauestens erklären.

 

Beeindruckt stiegen die beiden Männer wieder an Deck und wurden von dem Sturm und den Wellen heftig begrüßt. Klatschnass erreichten sie ihre Kabine und zogen sich trockene Kleider an.

Kaah–Mer sah die vielen Narben auf den Körper seines Sohnes, sie zeugten von einem guten Kampf, aber sie machten ihn auch wehmütig, was hat er seiner Familie mit dieser Reise nur angetan?

Alka – An spürte wohl die Stimmung seines Vaters, er legte ihm die Hand auf die Schulter: „ Es ist alles gut so, wir alle wollten diese Reise und wir alle wussten um die Gefahren einer solchen Reise.“

Kaah – Mer nickte dankbar seinem Sohn zu.

 

Die „Soll – The“ haute gerade besonders hart in eine Welle, als der Ausguck in dem Lärm des Wetters schrie: „ Steuerbord voraus die großen Tiere in Sicht!“

Die wenigen Seemänner auf Deck rannten zum Steuerbordburg und sahen schon die riesigen Tiere, die anscheinend mühelos durch die hohen Wellen schwammen. Es sah für die Menschen an Bord des Schiffes wirklich so aus, als ob die Tiere sie sehr genau beobachteten, ob sie zum fressen taugen oder nicht. Die Tiere umkreisten das Schiff mehrmals und verschwanden dann in der Tiefe des Meeres.

Sehr erleichtert gingen die Männer wieder an ihre Arbeit.

 

Der Tag endete genauso stürmisch und trübe, wie er begonnen hatte und die „Soll – The“ fuhr in eine stürmische Nacht. Wieder dämmerte der neue Tag grau und stürmisch und sehr nass, die hohen Wellen rollten unvermindert auf die „Soll – The“ zu und hob sie in einem gleichmäßigen Rhythmus hoch und wieder herunter, hoch und wieder herunter.

Seit Beginn des Sturmes hatte die Küche kein warmes Essen mehr kochen können, außer mal ein warmes Getränk, hatten die Menschen an Bord des Schiffes nur kalte Nahrung erhalten. Ruumer grinste seine Tanjah – Dy etwas gequält an: „Also, ich könnte langsam auch mal wieder ein Stück Fleisch zwischen den Zähnen vertragen.“ Tanjah – Dy lächelte ebenso gequält zurück: „Ein warmes Essen wäre wirklich nicht schlecht.“

 

Der Sturm blies die ganze Nacht durch und jagte die „Soll – The“ weiter durch die Wellen. Der Sturm hielt auch an dem neuen Morgen an, aber der Himmel wurde heller, die ganz dicken schwarzen Wolken waren verschwunden.

Der Ausguck brüllte gegen das Heulen des Sturmes: „ Land in Sicht, Steuerbord voraus!“

In dem heller werdenden Morgen konnte man den schmalen Küstenstreifen gut erkennen. Gegen Nachmittag ließ der Sturm endlich nach, er blies zwar immer noch recht frisch und die „Soll – The“ behielt fast unverändert ihre hohe Fahrt, aber die Wellen wurden flacher und das Schiff segelte wesentlich ruhiger.

Die Nacht war für alle so viel angenehmer, das viele endlich mal richtig ausschlafen konnten.

 

Ein strahlend heller Morgen begrüßte die Menschen auf der „Soll – The“ und erfreut nahmen sie die herrlichen Gerüche aus der Küche zur Kenntnis.

Die Sonne kletterte den klaren Himmel hoch und der Ausguck rief sehr aufgeregt: „Segel in Sicht, voraus viele Segel in Sicht!“

Ruumer ließ die „Soll – The“ sofort kampfbereit machen, ein lautes rumoren und poltern war unter Deck zu hören. Da wurden die Kanonenkugeln zu den Kanonen gebracht,

Waffenklirren war zu hören und Schiffsjungen schleppten die Feuergeschosse für die Katapulte an Deck. Ruumer ließ den Kurs leicht nach Südwest ändern, er wollte unbedingt die Luvseite des Windes behalten.

 

Jetzt konnte Kaah–Mer schon vorne am Bug die Segel erkennen, es müssen mehrere Schiffe sein, denn es waren viele Segel zu sehen. Der Ausguck meldete dann womöglich noch aufgeregter: „ Ich kenne ein Schiff, nein, ich kenne alle Schiffe, es sind unsere Schiffe!“

Lauter Jubel brach auf der „Soll – The“ aus, Tanjah – Dy fiel ihrem Vater erleichtert und voller Freude um den Hals: „Wir haben es geschafft, wir haben es wirklich geschafft!“

Die Freude und die Erleichterung auf der „Soll – The“ kannten keine Grenzen mehr. Je näher sich die Schiffe kamen, umso größer wurde der Jubel.

Signalflaggen stiegen an den Schiffen hoch und bestätigten die Vermutung des Ausgucks. Die vier Schiffe aus der weiten Ebene nahmen die „Soll – The“ in die Mitte und die Kapitäne ließen sich zur „Soll – The“ herüber rudern, was bei dem Seegang gar nicht so einfach war.

Kaah–Mer, Alka – An, Tanjah – Dy und Ruumer begrüßten die Kapitäne der vier Schiffe und Kaah–Mer bat die Kapitäne in seine Kajüte.

 

Die Kanonen von Cameedor begrüßten die einfahrenden Schiffe mit donnerndem Salut, die Heimkehrer wurden mit überwältigendem Jubel der ganzen Stadt begrüßt. Sogar Theo – Duur und seine Gattin haben es sich nicht nehmen lassen, die Reisenden noch im Hafen zu begrüßen.

Cameedor feierte seine Entdeckungsreisenden tagelang, selbst der Verlust der „Wothar“ minderte nicht den Jubel. Theo – Duur bat die Steinhauer um eine besonders schöne Steinplatte aus dem Steinbruch und ließ auf dieser Steinplatte die Namen der Toten einmeißeln.Die Menschen aus der weiten Ebene haben sich um Cameedor ein neues zu hause geschaffen.

Die weite Ebene war jetzt nur noch direkt am südlichen Fluss ausschließlich von den Soldaten und den Schiffsbauern besiedelt. Von den Kleinwüchsigen, der wilden Horde oder den Elben ist nichts mehr gesehen worden.

 

                                                                  Ende

 

 

Kaah-Mer ist die Fortsetzung von Darkahr!

 

Als nächstes folgt mit Alka-An die nächste Fortsetzung, damit ist meine Trilogie komplett!

 

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Impressum

Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 17.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Philipp und Stephan

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