Liebe Leseratten, Bücher – und Literaturfreunde,
mit dieser Geschichte möchte ich allen einen besonderen Lesespaß bringen!
Meinen jüngsten Lesern mit den etwas geheimnisvollen Sachen, die Kalli so passieren und den erfolgreichen Geschäftsmann, der einfach mal abschalten und abtauchen möchte in eine etwas unbekannte, heitere aber auch gefährliche Welt voller Abenteuer .
Und natürlich allen Lebens erfahrenen Omas und Opas, die ihren Enkelkindern auf den Knien schaukelnd die schönsten Geschichten erzählen.
Ist es nun Zauberei?
Oder passieren einfach nur etwas seltsame Dinge?
Fliegt das große Auto nun durch Zeit und Raum oder träumt Kalli einfach einen aufregenden Traum?
Erfüllen sich Kallis Gedanken umgehend oder bekommt er sie in Gedanken verloren gar nicht mit?
Lest und findet es selbst heraus!
Viel Lesespaß wünscht allen Lesern Klaus Blochwitz
Die Eltern von Kalli – sein Vater, groß und schlank
seine Mutter, sehr hübsch!
Ingeborg, die Köchin und Kindermädchen, die gute Seele
Franz, der Fahrer und Alleskönner
Die Freunde von Kalli: Egon und Simon Litha,- die kleine Freundin von Kalli
Konrad, der Freund von Litha
Anna, die Freundin von Litha
Die Eltern von Litha
Onkel und Tante von Kalli mit den ZwillingenPepe und Felicitas, verwalten das Landhaus
Martin, Sven, Carlos, Jensen und Till, Schulkameraden aus der neuen Schule
Der schwarze Magier – die schwarze MagieBeatrice – ist die Oberste der Schattenwelt?
Der Direktor – ist er der Oberste der Schattenwelt?
Unkelè - ist die Oberste der Schattenwelt?
Till, Carlos und Jensen, Kallis neue Freunde, sie wissen Bescheid!
Die große Magie – gleich oberste Behörde
Das Stadthaus
Der Kindergarten
Die Grundschule
Das Baumhaus am Fluss
Das Kanu
Die Burgruine
Die Stadtmauer
Der geheimnisvolle Gang
Das Verlies
Der Badesee
Das Landhaus seiner Eltern irgendwo im Süden
Die Neustadt
Das Segelboot „Selbo“
Die SchattenweltD
ie Schule für Hochbegabte
Das große SportgeländeDie neue Schwimmhalle
Die Burg auf dem Berg Ronnersson
Der Neubau Universität
Kalli saß mit zwei Jungen aus seiner Klasse auf der niedrigen Mauer, die die Straße von der Grünanlage trennte. Die Grünanlage reichte herunter bis zum Fluss, in dessen Biegung die kleine Stadt lag. In dieser Stadt wurde Kalli geboren und ist hier bis jetzt aufgewachsen.
Die drei Jungen saßen für ihr Alter auffallend still zusammen. Das gemeinsame Schuljahr war zu Ende, die großen Ferien lagen vor ihnen und dennoch kam bei den dreien keine rechte Freude auf. Ihre Wege trennten sich nach den Ferien, Kalli kam auf eine Schule für Hochbegabte, der Junge links neben ihm ging zur Realschule und der andere Junge kam aufs Gymnasium.
Kalli beschwor seine Freunde noch mal, in diesen Ferien stellen wir alles bisher da gewesene auf den Kopf, das haben wir uns verdient! Die zwei Jungens standen auf, hielten Kalli ihre rechte Hand mit der Handfläche nach oben hin und alle drei klatschten ab. Kalli blieb auf der Mauer sitzen, eigentlich wusste er nicht so genau, warum. Er schielte immer mal wieder zum Südtor, aber Litha ließ sich nicht blicken.
Kalli dachte so, ich geh dann noch mal eben zum Baumhaus. Kalli stand unter der riesigen Trauerweide, wie immer roch es unter dem großen Baum leicht modrig. Die Zweige und Blätter des Baumes reichten bis auf dem Boden und blockten so jedes wachsen anderer Pflanzen ab. Kalli gefiel, wie jedes Mal, das dämmrige Licht unter dem Baum, es hatte einfach etwas Geheimnisvolles an sich. Er zupfte an einem dünnen Zweig des Baumes und die Strickleiter fiel herab. Kalli öffnete die Tür von ihrem Baumhaus und eine der Fensterklappen, damit etwas Licht herein kam. Nach einer Weile merkte Kalli, dass er hier eigentlich ziemlich dumm herum saß, ohne seine Freunde war das nichts. Gehen wir nach Haus.
Kalli stand vor dem großen Haus seiner Eltern und fand mal wieder, dass es schon ein tolles Haus ist. Er schob den einen Flügel der Doppeltür auf und stand in der Licht durchfluteten Eingangshalle. Links und rechts gingen die schön geschwungenen Treppen zum ersten Etage.
Kalli rief in das Haus: „Ich bin da – a!“ und ging die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Er warf seinen Schultoni in Richtung Schreibtisch und setzte sich in seinen Lieblingssessel und zog sich erleichtert die Schuhe aus. Anschließend zog er sich bequeme Hausklamotten an und ging wieder herunter.
Wenn er mit Ingeborg und Franz alleine im Haus war, wurde immer in der großen Küche gegessen. Ingeborg drückte Kalli bei ihrer Begrüßung in ihren weichen Busen, Kalli mochte Ingeborg sehr. Sie war rund und lieb und immer freundlich, sie konnte immer helfen, sie kochte leckere Sachen und sie duftete immer herrlich.
Kalli saß gerade an dem großen Tisch, da kam Franz in die Küche, er knurrte sein Tach auch und setzte sich neben Kalli. Franz war ein sehr großer, sehr kräftiger Mann, er sah immer wie ein Eisenfresser aus, aber Kalli wusste es viel besser. Franz war ein prima Kumpel, mit dem er prima spielen konnte. Es gab bald wirklich nichts, was Franz nicht konnte oder nicht mit machte. Aber seine ganz große Liebe war das große schwarze Auto von Kallis Vater. I
ngeborg servierte das Essen und Kalli und Franz und Ingeborg ließen es sich schmecken. Nachdem Essen schaute Ingeborg Kalli und Franz prüfend an: „ Kalli, du möchtest bestimmt eine Mousse au Chocolate und Franz einen Pott Kaffee, richtig?“ Die beiden Männer strahlten ihre Ingeborg an, dass war schon eine prima Frau.Ingeborg stand auf und ging zu dem großen Tisch neben dem großen Herd und goss Kaffee in einen Kaffeepott, nahm eine Schüssel aus dem Schrank und füllte sie mit der dunkelbraunen Mousse. Liebevoll dekorierte Ingeborg den Nachtisch und stellte beides auf den Tisch. Genussvoll schlürfte Franz den heißen Kaffee, genauso mochte er den Kaffee, schwarz und heiß.
Er sah zu Kalli herüber, der voller Wonne sein Dessert verputzte. Die Schüssel war natürlich ruck zuck leer und Ingeborg sagte leicht verschmitzt zu Kalli: „ Ich glaube, einen klitzekleinen Rest habe ich noch, schaffst du den noch?“
Klar, eifrig nickte Kalli, so etwas schaffte er immer noch!
Franz stand auf und sagte in seiner ruhigen Art aus seiner beachtlichen Höhe artig zu Ingeborg: „ Das war wieder ein sehr schmackhaftes Essen, vielen Dank dafür.“Ingeborg knickste leicht: „ Mach ich doch gerne.“
Kalli kratzte eifrig die letzten Reste aus der Schüssel. „Tschüss auch, Junior“, kam es noch von Franz. Kalli stand auch auf und sagte artig danke zu Ingeborg und Ingeborg schnappte sich Kalli und er versank wieder in dem weichen Busen von Ingeborg.
Kalli saß an dem Schreibtisch in seinem Zimmer und sortierte einige Dinge. Auf einem Zettel versuchte er zu notieren, was er morgen alles mit seinen Freunden unternehmen wollte. Besonders tolles fiel ihm nicht ein, so nahm er sich ein Buch und setzte sich in seine Kuschelecke im Turmzimmer. Er sah die leichten Sommerwolken am Himmel und freute sich auf einmal unbändig auf den gemeinsamen Urlaub mit seinen Eltern.
Franz verstaute die vielen Koffer und Taschen in den Kofferraum des großen schwarzen Wagen seines Vaters, Kalli hüpfte aufgeregt um das Auto herum, er hatte seine ersten Sommerferien in seinem ersten Schuljahr und jetzt fuhr er mit seinen Eltern in Urlaub. Franz legte das Verdeck nach hinten und Kalli strahlte, er mochte es sehr, wenn das Auto ohne Dach war.
Kalli hopste in den Wagen und machte es sich in den weichen weißen Lederpolstern gemütlich. Seine Mutter setzte sich rechts neben ihn und sein Vater links. Franz schloss die Tür und setzte sich hinter das große Lenkrad, startete den Motor und der Wagen rollte langsam die Auffahrt hoch, bog in die schmale Gasse, die zum Osttor führte und erreichte wenig später die breite Bundesstrasse, auf die Franz nach rechts einbog und der Wagen nahm Fahrt auf.
Kalli mochte das sanfte schaukeln und wippen, er legte seinen Kopf auf das Bein seiner Mutter und schlief ein. Ab und zu blinkte ein entgegen kommendes Auto den großen Wagen begeistert an oder der Fahrer zeigte seinen hochgereckten Daumen. Franz saß wie ein Snob hoheitsvoll hinter dem großen Holzlenkrad auf der rechten Seite des Wagens und gab gnädigst den anderen Autofahrern bescheid.
Kallis Vater drückte auf seiner Armlehne einen Knopf und Franz meldete sich, Kallis Vater sagte zu Franz: „ Wenn die Gelegenheit günstig ist, kannst du Gas geben.“ Franz nickte und drückte verschiedene Knöpfe an dem Armaturenbrett, betätigte einige Hebel, drückte den großen Schalthebel in den nächsten Gang. Der große Wagen wurde schnell, schneller und noch schneller.
Kalli rieb sich erstaunt die Augen, als er wach wurde, sie waren schon da! Der Wagen stand schon vor dem Landhaus, in dem sie alle Urlaub machten. Der blaue Himmel, die Palmen hinter dem Haupthaus, das alles kannte Kalli schon. Franz lud die Koffer aus und Pepe mit seiner Frau trugen sie in das Haus. Es war herrlich warm, ein makellos blauer Himmel spannte sich über das Haus, ein leichter Wind strich Kalli angenehm über das Gesicht.
„Darf ich schwimmen gehen?“, fragte er seine schöne Mama, „wollen wir nicht erst ins Haus gehen und die Koffer auspacken?“
„Och nö, mach ich später“, Kalli sah seine Mutter flehentlich an. „Na gut, dann geh mal schwimmen“, lachte seine Mutter, „ vielleicht komme ich später nach:“
„Hurra“, schrie Kalli und rannte los, seine Mutter lachte laut: „Zieh deine Badehose an!“
Aber Kalli rannte um das Haus und sah nur noch den großen Pool mit dem blauen Wasser. Seine Mutter machte eine schnelle, etwas merkwürdige Handbewegung und Kalli sprang in Badehose ins Wasser! Franz hatte das Gepäck zusammen mit Pepe und seiner Frau Felicitas ins Haus getragen und stellte nun den Wagen rechts neben das Vorratshaus und deckte ihn mit einer großen Plane ab. Das war nötig, weil der Wind oft Wüstensand aus dem nahen Nordafrika mitbrachte und „seinen“ Wagen voll saute.
Das kleine Vorratshaus war links an dem Haupthaus gebaut und der rechten Seitenwand des Haupthauses war ein kleiner Anbau, der nur Kallis Haus hieß. In dem Anbau war eine kleine Wohnung untergebracht und Kalli hatte den Anbau sofort mit Beschlag belegt. Seine Eltern haben daraufhin am Ende des kleinen Flurs eine Tür zum Haupthaus einbauen lassen.
Pepe und seine Frau, die das Landhaus betreuten, hatten eine schöne große Wohnung im Keller des Haupthauses. Die linke Hauswand gab die Kellermauern frei und dadurch hatten die beiden einen separaten Eingang. Felicitas schlug den Gong zum Abendessen und Kalli wurde von seiner Mutter aus dem Schwimmbecken gerufen.
Kalli sah, dass jetzt schon die Gartenmöbel am Beckenrand verteilt aufgestellt waren. Das hatte er gar nicht mitbekommen, egal, jetzt hatte er nur noch Hunger! Und er freute sich auf das völlig andere Essen, Felicitas kochte fantastisch und sie machte, ebenso wie Ingeborg, die tollsten Desserts.
Proppe voll und satt gegessen, saß Kalli mit seinen Eltern gemütlich am Pool und sie genossen den herrlichen Abend. Noch immer war es angenehm warm, der samtig blaue Himmel war voller funkelnder Sterne. Felicitas brachte kalte Getränke und Pepe hatte weiter hinten im Garten Fackeln angezündet, die Flammen hielten die Insekten fern.
Kalli wurde ganz zärtlich von seiner Mutter geweckt, komm, mein kleiner Schatz, wir wollen frühstücken. Kalli war sofort da: „Ich komme sofort.“ Und verschwand im Badezimmer. Felicitas servierte den dampfend heißen Kaffee und Kalli wünschte allen einen guten Morgen. Sein Vater packte ihn und hob ihn hoch, Kalli junkste vor Vergnügen und selbst Franz verzog freundlich minimal seine Mundwinkel.
Die frisch gebackenen Brötchen von Felicitas ließen bei allen das Wasser im Mund zusammen laufen, die selbst gekochte Konfitüre dazu, Welt, bist du herrlich!
Vor wilder Freude kreischend tobte Kalli mit seinem Vater im Pool, seine Mutter ging kopfschüttelnd ins Haus, um Felicitas in der Küche zu helfen, sie konnte die Albernheiten ihres Mannes nicht mehr mit ansehen. Manchmal wusste sie wirklich nicht mehr, wer von den beiden der kleine Junge war. Die wilde Balgerei im Pool ging um ein großes grünes Krokodil, in einem Moment saß Kalli triumphierend auf dem Gummitier und im selben Moment eroberte sein Vater den Sitzplatz auf dem Krokodil.
Höchst empört schrie Kalli: „Du schummelst.“
„ Nein“, lachte sein Vater, „ ich bin bloß ein wenig stärker als du!“ Endlich hatten beide genug getobt und legten sich in die Sonne. Aber kaum hatte Kalli seine Mutter ins Wasser gehen sehen, sprang er sofort hinterher. Aber mit seiner Mutter schwamm er brav hin und her und dabei erzählten sich die beiden die letzt erlebten Dinge.
Der Gong von Felicitas rief die kleine Familie ins Haus. Nach dem herrlichen Essen legten sich die drei zur Siesta in die Liegestühle.
Kalli schreckte hoch, ihm war das Buch während seiner Träumereien aus den Händen gefallen. Unlustig blätterte er in dem Buch herum, er musste über sich selbst den Kopf schütteln, was war bloß los mit ihm? Das Buch war doch prima und auch richtig spannend. Er hatte wohl gerade keinen Bock zum lesen.
Franz! Das war es. Kalli ging die Kellertreppe herunter und klopfte an der Tür, die zur Wohnung vom Franz führte. Kalli hörte Franz rufen: „Ich bin in der Garage!“ Kalli grinste und dachte, wo sonst wohl.“ Kalli drehte sich um und ging den Gang zur Garage, Franz stand gebeugt über der offenen Motorhaube und arbeitet irgendetwas an den vielen Schläuchen und Kabeln im Motorraum. Unter der langen, sehr langen Motorhaube verbarg sich ein riesiger Motor, Franz hatte Kalli erklärt, dass es sich um einen Reihenzwölfzylinder handelt, eine echte Rarität, werden heutzutage gar nicht mehr gebaut.
Anhand mehrerer Explosiv – Zeichnungen, die an der langen Wand hingen, hatte Franz Kalli den Motor genauestens erklärt. Kalli wusste jetzt von Zylindern, Kolben, Ventilen, Pleuelstangen, Kurbelwellen und Kardanwelle. Franz hatte ihm erklärt, wie das Benzin in die Zylinder kam, dort verbrannte und dadurch den Kolben bewegte. Die Auf – und Ab Bewegung der Kolben verwandelte die Kurbelwelle in eine Drehbewegung und die Kardanwelle brachte die Motorkraft über das Getriebe an die Räder.
Franz ging um das Auto herum, setzte sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. Kalli liebte das Motorengeräusch über alles, diese große Maschine brabbelte und schnurrte so herrlich vor sich hin,- er konnte Franz sehr gut verstehen. Franz war zufrieden, er stellte den Motor ab und reinigte jetzt die Weißwandreifen, die mächtigen Pneus auf den großen Rädern, die Kalli immer ein bisschen an Kutschenräder erinnerte, waren ein wenig von der letzten Fahrt verschmutzt.
Franz sagte zu Kalli: „ Kutschenräder waren tatsächlich Vorbild für diese Felgen.“
„Aha“, kam es etwas erstaunt von Kalli.
Franz reinigte noch die weichen Lederpolster der Sitze im Fahrgastraum und zum Schluss seinen Fahrerplatz. Kalli wusste noch immer nicht, wie Franz bei Wind und Wetter bei dem offenen Fahrerplatz trocken bleiben konnte. Franz hatte ihm zwar auf seine Frage gesagt: „Das liegt an der Bauweise des Autos!“Franz war mit seiner Arbeit fertig und schaute auf die große Wanduhr: „ Ah, es ist schon wieder Zeit fürs Abendessen.“
Die beiden wuschen sich die Hände und gingen die Treppe hoch und in die Küche, wo sie von Ingeborg freudestrahlend begrüßt wurden. Ingeborg drückte ihren Kalli sanft an sich, was er sich vergnügt gefallen ließ, vielleicht hat sie Kartoffel Gratin gekocht, Kalli aß das für sein Leben gerne.
„Ich habe Kartoffel Gratin für dich“ und an Franz gewandt „für dich habe Bratkartoffeln gemacht. Ich hoffe, dass das in Ordnung geht?“
Beide nickten begeistert und setzten sich erwartungsvoll an den Tisch. Franz bekam zu den Bratkartoffeln Sülze mit Remouladensauce und Kalli kleine Putenschnitzel. Eine große Schüssel bunten Salats rundete das Essen ab. Franz trank ein Pils und Kalli einen Orangensaft. Jetzt fehlt nur noch rote Grütze zum Abschluss, schmatzte Kalli innerlich.
Ingeborg räumte das Geschirr von Tisch und kam mit einer Schüssel roter Grütze zurück, stellte dazu einen Krug mit Vanillesoße und einen Krug mit flüssiger Sahne dazu.
„Hach“, stöhnte Kalli beglückt, „das Leben kann so schön sein.“ Ingeborg freute sich sehr und Franz schmunzelte ganz versteckt ein klein wenig.Ingeborg räumte die Küche auf und dachte liebevoll an ihrem Kalli, sie liebte dem kleinen Kerl abgöttisch und seit ihm als eines seiner ersten Wörter ihr Namen gelang, war sie hin und weg. Kalli sagte damals ganz süß: „Ingaborg.“ Und diese Aussprache ihres Namens behielt er bei und Ingeborg war darüber so selig.
Wie abgesprochen, trafen sich die drei Jungens an der Mauer gegenüber dem Südtor. Kalli fragte Egon und Simon, ob sie sich etwas ausgedacht haben. Beide Jungs schüttelten ihre Köpfe und Kalli sagte dann: „Dann lasst uns erstmal in unser Baumhaus gehen, vielleicht fällt uns dort etwas ein.“
Die drei Jungs steigen über die niedrige Mauer, die die Straße von der Grünanlage trennte, liefen schräg die Böschung zum Fluss herunter. Egon hielt für seine Freunde höflich die Zweige der Trauerweide zur Seite und Simon zupfte an dem dünnen Ast und die Strickleiter fiel herab. Kalli lehnte sich an die Wand ihres Baumhauses, die zum Fluss zeigte und seine beiden Freunde setzten sich ihm gegenüber.
Simon fragte seine Freunde. „Was ist eigentlich aus unserem Boot geworden?“
„Ja“, richtig, was ist eigentlich daraus geworden“, fragte Egon jetzt Kalli direkt.
„Ich habe null Ahnung“, antwortete Kalli verblüfft, „an das Boot habe ich schon gar nicht mehr gedacht.“
„Dann lasst uns doch einfach mal nach sehen“, meinte Simon. Die drei Jungens standen auf und Egon sagte zu Kalli: „Nimm deinen Rucksack mit!“ Kalli schaute sich in dem Baumhaus um, richtig, an der Wand lehnte sein Rucksack.Simon zog die Strickleiter hoch in die Äste des Baumes und dann gingen die drei das kurze Stückchen zu dem Platz, an dem sie ihr Boot versteckt hatten. Kalli versuchte sich vorzustellen, wie weit sie seinerzeit mit ihrem Boot gekommen waren, erwusste nur noch, dass sie ein Indianerkanu nach bauen wollten.
Vorsichtig räumten die Jungs die Zweige ab und anschließend die dunkelgrüne Plastikplane. Kalli und seine Freunde schauten total perplex das Boot, besser gesagt das Kanu an.
Egon stotterte verblüfft: „Ich wusste gar nicht, dass wir schon soweit mit dem Boot gekommen waren.“
„Hast du das Kanu so bemalt?“, fragte Simon Kalli.Der antwortete maßlos überrascht: „Muss wohl, ich bin ja von uns der einzige, der so malen kann!“Egon lachte lauthals und schlug Kalli dabei auf die schmalen Schultern: „Ein Glück, dass ich nicht das schöne Kanu bemalt habe.“
Die drei Jungs lachten und tobten ausgelassen um das schöne Kanu herum, fast wie echte Indianer. Bis Simon sagte: „Jetzt fehlen nur noch die Paddel, dann könnten wir los!“
Kalli ging zu dem Kanu, hob es vorsichtig ein wenig hoch: „Ich glaube, die Paddel liegen unter dem Kanu.“
Egon bückte sich und griff unter das Kanu und zog ein in Plastikfolie gewickeltes Paket vor.
„Jetzt sag bloß, dass das die Paddel sind“, fragte Simon völlig von den Socken.
Es waren die Paddel!
„Dann lasst uns lospaddeln“, jubelte Egon ausgelassen, genau, los geht’s, rief Kalli aufgekratzt. Er konnte sich zwar absolut nicht erklären, wie so ihr Kanu auf einmal fix und fertig in seinem Versteck lag, aber was soll es!! Vorsichtig trugen die drei Jungens das erstaunlich leichte Kanu an das Ufer des kleinen Flusses und setzten es ins Wasser. Sofort drehte es sich in die leichte Strömung und Simon zog das Kanu mit der Leine wieder näher ans Ufer. Kalli griff nach dem Boot und sagte zu seinen Freunden: „Ich glaube, es ist besser, wenn wir unsere Schuhe ausziehen, sonst zertreten wir noch den Boden.“
Die Jungs verstauten ihre Schuhe im Bug und Heck des Kanus, auch Kallis Rucksack fand dort Platz. Äußerst vorsichtig kletterten Egon und Simon ins Kanu und hockten sich auf die Bodenplatten, als Simon saß, winkte er Kalli zu, los, komm rein. Das Kanu schaukelte ein wenig, jeder der Jungs nahm ein Paddel in die Hand und Kalli stieß das Kanu leicht vom Ufer ab.
Leicht glitt das Kanu mit der Strömung Richtung Westtor. „Paddeln wir erstmal bis zu der Insel“, schlug Kalli vor, ok, klaro, kam es von seinen Freunden. Das Westtor glitt langsam vorbei und die kleine Insel mitten im Fluss kam näher. Durch die Verengung wurde die Strömung etwas schneller und das Kanu nahm richtig Tempo auf, es war leicht zu lenken, Kalli hatte es schnell begriffen, wie er mit dem Paddel das Kanu lenken konnte. Ganz vorsichtig näherte sich das Kanu dem Ufer, die kleine Insel hatte zum Glück ganz feines Sandufer und so konnte das Kanu unbeschadet auf den Sand rutschen. Kalli stieg aus dem Kanu und hielt es fest, bis seine Freunde auch ausgestiegen waren. Restlos von dem Kanu begeistert, tobten die drei Jungs auf der kleinen Insel herum.
Kalli schlug vor: „Lasst uns bis zu dem Wehr paddeln und dann wieder zurück fahren.“
„ Prima Idee“, kam es sofort als Antwort von Egon und Simon. Die Jungs kletterten wieder in das Kanu, paddelten um die kleine Insel herum und fuhren den Fluss herunter bis zum Wehr. Der Fluss machte vor der Bundesstrasse eine langgezogene Linkskurve und wurde danach langsam breiter. Das Wehr staute den Fluss etwas auf, so dass so etwas wie ein kleiner See entstand. Kalli drehte eine Runde auf dem See, die Jungs scheuchten dabei eine Menge Wasservögel auf.
„Sollen wir noch mal an der Insel anhalten?“; fragte Simon und Kalli sagte: „Klar, dann machen wir eine kleine Pause und sehen mal nach, was ich alles im Rucksack habe.“
Vergnügt kauend, saßen die drei am Ufer der kleinen Insel, vor sich ihr tolles Kanu und in der Hand gut belegte Brötchen.
„Du kannst deiner Köchin einen schönen Gruß von mir bestellen, sie hat dir super Brötchen mitgegeben“, kam es etwas undeutlich aus Egons Richtung.
„ Von mir auch, von mir auch“, schloss sich Simon sofort an.
Kalli kaute voller Wonne: „Und sie weiß immer, was uns schmeckt!“
„Stimmt genau“, gab Egon zu.
Die drei saßen äußerst zufrieden in ihrem Baumhaus, das Kanu hatten sie wieder gut bedeckt, die Paddel hatten sie mit ins Baumhaus genommen. Kallis Rucksack war leer und Simon sagte nach einem Blick auf seine Armbanduhr: „ Tut mir leid, Jungs, ich muss los, meine Eltern wollen mit mir in die Neustadt, sie meinen, ich brauche noch ein paar neue Sachen.“Die Freunde klatschten sich ab und Simon kletterte aus dem Baumhaus. „Wir könnten, bevor ich auch nach Haus muss, noch eben die Fensterklappe reparieren“, schlug Egon vor.
„Das ist gut“, Kalli stand auf und kramte in der Holzkiste nach passendem Werkzeug.
Kalli saß ziemlich unschlüssig auf der niedrigen Mauer nahe dem Südtor. Nachdem sich auch Egon verabschiedet hatte, stellte Kalli mit einem Blick auf seine Uhr fest, dass er noch eine Menge Zeit bis zum Abendessen hatte. Er stand auf und schlenderte lässig zum Südtor, die Hände in den Taschen seiner knielangen Hose vergraben. Mit einem Stein spielte er Fußball, als er von einer hellen Stimme angerufen wurde. Er war sofort wie elektrisiert, die Stimme kannte er so gut.
Er sah hoch und direkt in das Gesicht von Litha. Kalli strahlte Litha hocherfreut an, er mochte das Mädchen sehr gerne. Sie war nett, konnte den Mund halten und hatte oft ganz erstaunliche Ideen und Vorschläge, die ihn und seine Freunde so oft nur noch staunen ließen. Er kannte Litha von ganz klein auf, ihre Eltern wohnten gegenüber von seinem Elternhaus und so spielten die beiden Kinder zusammen. Mal schlief Kalli bei Litha und oft schlief Litha bei Kalli.
„Hi“, sagte Litha zu Kalli, was liegt an?“
„Im Moment habe ich Leerlauf, Egon und Simon mussten weg und ich habe noch etwas Zeit“
.„Gut, ich auch, gehen wir zusammen gemütlich nach Haus.“
Sie sprachen über dies und das, während sie durch die engen Gassen der Altstadt gingen. Sie kamen an ihrer bisherigen Schule vorbei, erreichten den Hauptmarkt mit dem schönen alten Rathaus, daneben die Kirche und ihr Kindergarten. Links schloss sich die zweite Kirche an. Die beiden folgten der Gasse zwischen Kirche und Kindergarten, die Gasse bog sich etwas nach rechts und hier roch es immer nach Pommes,
Kalli sah Litha an und sie nickte sofort zustimmend. Litha tauchte ihre Pommes bei Kalli in die Mayo und Kalli seine Pommes bei Litha in den Ketchup. Litha erzählte Kalli, das sie mit ihren Eltern in der zweiten Hälfte der Sommerferien nach Marokko fliegt, in die Nähe von Agadir und was macht ihr? Kalli antwortete Litha: „Wir fahren wie immer mit dem Auto in unser Landhaus, auch in der zweiten Hälfte der Ferien, genau wie ihr.“
„Fein“, freute sich Litha, „dann können wir vielleicht noch mal etwas gemeinsam unternehmen, was meinst du?“ Strahlend über alle vier Backen, mit Ketchup verschmierten Mund kam die Antwort von Kalli: „Klar, prima, machen wir, ich freu mich drauf.“Vor Lithas Elternhaus sagte Kalli selig tschüss zu seiner Litha und das Mädchen beugte sich vor und hauchte einen zarten Kuss auf die Wange von Kalli, nahe am Mund, sie lachte ihn schelmisch an, du hattest da Ketchup! Kalli torkelte selig ins Haus und lief Ingeborg in die weichen Arme.
„Was ist denn mit dir passiert?“
„Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd."
Kalli stotterte irgendwelche Laute und ging die Treppe hoch. Ingeborg sah auf der anderen Straßenseite Litha mit ihrer Mutter stehen und verständnisvoll huschte ein Lächeln über ihr hübsches rundes Gesicht.
Simon trudelte auch endlich ein und Kalli zuckelte Richtung Südtor. Die drei wollten noch mal über die Stadtmauer bis zum Westtor und kurz davor den von ihnen entdeckten Gang erkunden. Sie sahen auf ihren Weg Kinder in den Gassen spielen, Geschrei klang hoch zu ihnen, Egon lachte, man kann merken, dass Ferien sind.
„Jau“, kam es trocken von Simon, auf meiner Straße ist der Teufel los, ich wusste gar nicht, dass auf meiner Straße soviel Kinder sind“
Die drei erreichten die versteckte Stelle, zugewachsen mit dichten Büschen, die sich hartnäckig mit ihren Wurzeln in die Trümmer krallten. Kalli bog ein paar Zweige zur Seite und die beiden Jungs schlüpften durch. Kalli drehte sich zur der Öffnung, um ebenfalls durch zu gehen, als er eine Stimme hörte, die für ihn wie Weihnachten und Ostern auf einmal war. Litha fragte freundlich, was sie da vorhaben. Simon steckte seinen Kopf durch die Blätter, grinste Litha freundlich an und sagte zu ihr: „Kalli hat einen Gang entdeckt, den wollen wir jetzt näher erkunden.“
„Ich komm mit“; kam es von Litha. Schon kletterte das Mädchen geschickt die Trümmer hoch zu den drei Jungs. Egon knurrte: „Pah, Mädchen.“Litha lachte: „Das hab ich gehört, Egon!“ Egon zuckte nur mit seinen Schultern. Die kleine Gruppe rutschte mehr als sie ging in den schmalen Gang, der tiefer und tiefer nach unten ging und es wurde dunkler und dunkler dabei.
Litha hielt sich nahe bei Kalli, was ihn ganz stolz machte.
„Eine Taschenlampe wäre nicht jetzt schlecht“; kam es von Litha.
"Kalli hat bestimmt eine in seinem Rucksack“, auffordernd schaute Simon Kalli in dem schwachen Schein des kleinen Feuerzeuges an.
Ich seh mal nach“, Kalli nahm den kleinen Rucksack vom Rücken und öffnete ihn.Tatsächlich, es war nicht nur eine Taschenlampe in dem Rucksack, nein, es waren tatsächlich gleich vier Stück in dem Rucksack. Simon grinste: „Wusste ich doch, Kalli weiß nie, was er alles einsteckt.“ Kalli verteilte die Taschenlampen, immer noch wie überrumpelt, wie kamen bloß die vier Taschenlampen in seinen Rucksack, drei Taschenlampen hätte er ja noch irgendwie verstanden, nei - in, es waren eben vier.
Egal, jetzt war das Vorwärtskommen um einiges einfacher, das Licht von den vier Taschenlampen strahlte den engen Gang hell aus. Es ging immer noch abwärts, jetzt wurde es feucht in dem Gang, Wasser rann von der Decke und Egon schimpfte giftig: „Jetzt habe ich nasse Füße!“
Kalli leuchtete Egon an und musste lachen, bis an die Knöchel stand Egon in einer Pfütze.
Egon blieb in der Pfütze stehen und half seine Kumpels an der Pfütze vorbei: „Jetzt ist es doch egal, nasser kann es nicht werden.“Jetzt ging der Gang ein gutes Stück gerade aus und knickte dann scharf nach rechts. Das laufen wurde unbequem, weil der Boden voller Geröll war. Wieder knickte der Gang scharf, diesmal nach links und es ging aufwärts. Kalli meinte: „Jetzt müssten wir schon hinter dem Westtor sein?“Simon nickte bejahend, Egon schüttelte zweifelnd mit dem Kopf, Litha war auch Kallis Meinung. Die Kinder krabbelten mehr als sie gehen konnten, den doch recht steilen Gang hoch und erreichten so etwas wie ein kleines Zimmer mit zwei winzigen Fenstern, Schießscharten?
Simon schielte durch den schmalen Spalt nach draußen: „Kalli hat recht, ich kann die kleine Insel sehen.“Aus dem kleinen Zimmer führte nur eine kleine Öffnung, auf allen vieren krochen die Kinder durch den engen und niedrigen Gang, der sich urplötzlich und unerwartet vergrößerte, so das die Kinder wieder bequem stehen konnten. Litha wischte sich ein paar Spinnweben aus dem Haar, das war es, was Kalli so an dem Mädchen mochte, andere Mädchen hätten jetzt geschrien und sich geekelt.
Der Gang in der Mauer oder unter der Mauer, so genau konnte Kalli das nicht feststellen, führte sie jetzt ziemlich gerade weiter, machte dann einen leichten Bogen nach rechts. Kalli war sich jetzt sicher, dass das der Mauerbogen war, der zum Nordtor zeigte.
Und jetzt schrie Litha doch ganz leise auf, im Licht der Taschenlampen grinste ein uraltes Skelett die Kinder an. Litha drückte sich für einen Moment nahe an Kalli. Egon machte prompt seinen Spaß, er ergriff die Knochenhand von dem Skelett und fragte vergnügt, wie es denn so geht. Ein paar uralte Kleiderfetzen hingen an den Knochen, etwas weiter lag so etwas wie eine Heugabel? und ein derber Knüppel.
Litha hatte sich erholt und sagte zu den Jungs: „Die Geschichte von dem würde ich gerne hören.“ Und zeigte auf das Skelett. Die könnte sehr interessant sein, meinte auch Kalli dazu. Die Kinder durchsuchten den Raum und fanden unter einem Haufen alter Lumpen noch ein verbogenes Schild und etwas weiter ein verrostetes und verbogenes Schwert.
„Vielleicht sollten wir unseren Fund dem Museum melden?“, fragte Simon in die Runde, Kalli zuckte etwas unsicher mit den Schultern: „Versuchen können wir es ja, vielleicht!“ Egon verabschiedete sich formell von dem Skelett und die Kinder gingen aus dem Raum in den Gang. Der endete dann sehr schnell vor einem großen Trümmerberg und die Kinder standen außen vor der Stadtmauer im hellen Sonnenlicht.
Wie Kalli vermutet hatte, waren sie bis in den Bogen der Mauer vorgedrungen, der die Mauer zum Nordtor schloss.
„Nächstes Mal möchte ich versuchen, den Gang zur Burgruine zu finden, macht ihr wieder mit?“ Alle nickten und Litha fragte Kalli: „Kennst du denn den Eingang?“
„Nein, aber der müsste in der Stadtmauer zu finden sein.“
„Irgendwo von hier bis zum Nordtor oder vielleicht sogar hinter dem Nordtor.“
„Na, da, haben wir aber eine Sucherei vor uns“, warf Egon ein, „aber wir haben ja jede Menge Zeit.“
„Stimmt genau“, kam die Antwort von allen. Die Freunde verabredeten sich wieder für morgen und Litha war wie selbstverständlich dabei.Simon schaute auf seine Armbanduhr, wird Zeit für mich, ich geh gleich mit, schloss sich Egon an: „Dann bis morgen, tschüss!“
Kalli hörte noch, wie Egon Simon nach seiner neuen Uhr fragte, da spürte er Lithas Hand, lasst uns gehen, es wird auch Zeit für mich.Nachdem Abendessen, bei dem er von Franz erfuhr, dass seine Eltern morgen heim kommen, saß Kalli in seinem Turmzimmer. Seine Hände hielten ein Buch, aber mit seinen Gedanken war er zurück gewandert.
Er sah sich auf allen vieren durch das Haus flitzen, verfolgt von Ingeborg mit flatternden Röcken. Bald schon konnte er das lange und sehr glatte Treppengeländer herunterrutschen, sehr zum Entsetzen von Ingeborg. Sein Vater lachte nur: „Richtige Jungens brauchen das!“ Irgendetwas stimmte mit dem Treppengeländer nicht, da war sich Kalli sehr sicher, er wusste bloß immer noch nicht, was es war. Der Handlauf endete am Fuß der Treppe in einem leichten Bogen nach oben in eine ziemlich große Abschlussverzierung, eigentlich müsste er doch beim herunter rutschen dagegen stoßen. Aber keine Spur davon! Er rutschte mit beachtlichem Tempo herunter, hörte das entsetzte Jammern von Ingeborg, spürte wie ihn der Bogen am Ende des Handlaufes anhob und sanft abbremste und genau das ging eigentlich nicht, er müsste doch gegen die dicke Verzierung prallen?!?
Eines Tages kam sein Vater, er musste so um die vier Jahre alt gewesen sein, früher als erwartet nach Haus und brachte ihm eine Spielkonsole mit. Sein Vater spielte mit ihm bis tief in die Nacht, bis selbst seine Mutter genug hatte und beide uns Bett scheuchte. Kalli hörte noch, wie sein Vater seiner Mutter ganz stolz erzählte, wie schnell er die Handhabung von dem Gerät und den Controllern begriffen hatte.„Du hättest mal sehen sollen, wie schnell die kleinen Finger die vielen Knöpfe und Tasten im Griff hatten.“
„Und wer hat gewonnen?“, fragte seine Mutter jetzt schon wieder versöhnlich zurück.
„Kalli natürlich“, lachte sein Vater stolz und laut.Ein paar Tage später kam Litha mit Kalli aus dem Kindergarten und Kalli zeigte Litha die Spielkonsole und selbst Ingeborg hatte erhebliche Mühe, die beiden Kinder von der Konsole weg zulocken. Sie schaffte es erst mit frisch gebackenen Waffeln, deren Duft konnten beide nicht wieder stehen! Und jetzt noch mit Vanilleeis seufzte Kalli erwartungsvoll. Ingeborg strahlte die beiden Kinder an und Kalli sah die Waffeln, das Eis und die heißen Kirschen.
Kalli klappte das Buch zu und kroch ins Bett.
Der Mittwoch war für ihn ein ganz besonderer Tag, er feierte seinen ersten Geburtstag im Kindergarten! Alle gratulierten ihm, die Kindergärtnerin setzte ihm die Geburtstagskrone auf und er durfte an der Stirnseite des langen Tisches sitzen. Mit dem Zepter aus roter Pappe klopfte er auf den Tisch und bat um etwas Ruhe. Erwartungsvoll schauten ihm alle Kinder an, Kalli grinste: „Kuchen für alle!!“Schreiend und kreischend stürmten die Kinder zu dem Kuchenbüfett und da passierte wieder so etwas Ungewöhnliches: Litha kam etwa bedröbbelt zu ihm und fragte ganz traurig: „Hast du keinen Erdbeerkuchen mitgebracht?“ Kalli sah erschreckt zu seiner Mutter, sie schlug etwas übertrieben ihre Hände vors Gesicht:
„Entschuldige bitte, den Kuchen habe ich glatt im Auto vergessen!“ Ich hol ihn sofort herein, Litha strahlte wie zu Weihnachten, als seine Mutter mit dem tollen Erdbeerkuchen zurück kam, aber Kalli wusste, dass das Auto leer geräumt war!! Er sah wieder zu seiner Mutter, die lächelte ihn ganz lieb an und zeigte mit dem Daumen nach oben! Ach, er hatte seine Mutter sehr lieb.
Die drei Freunde und Litha trafen sich diesmal am Westtor, sie saßen in der warmen Sonne auf der niedrigen Mauer und sprachen über die Möglichkeiten ihrer Unternehmungen.
Simon schlug vor: „Wir könnten den Gang zur Burgruine suchen.“
Egon murmelte etwas von einem faulen und bequemen Tag und Kalli fand den Vorschlag von Egon auch gut: „Wir könnten doch mit unserem Kanu den Fluss herauf paddeln, bis zu dem Badesee hinter der Neustadt.“
Die Idee fanden alle prima, bis auf Litha: „Ich habe keinen Badeanzug dabei.“Die drei Jungs guckten verdutzt, für sie war das kein Problem.
„Wenn ihr auf mich einen Moment wartet, hol ich mir schnell das Badezeug.“
Simon und Egon wollten sich auch ihre Badehosen holen und du, wurde Kalli gefragt. Kalli hatte seinen Rucksack geöffnet und seine Badehose und ein Badetuch in der Hand.
„Manchmal bist du mir direkt unheimlich“, lachte Simon über das blöde Gesicht von Kalli.Treffen wir uns gegenüber von der Trauerweide an der Mauer. Kalli machte es sich auf der niedrigen Mauer bequem und sah, wie seine zwei Freund und Litha im Westtor verschwanden.
Kalli hoffte es sehr und Litha drehte sich kurz, bevor das Tor sie verschluckte, kurz zu ihm um und strahlte in mit ihren schönen Augen an.Kalli mochte Litha schon solange er denken kann, man konnte mit ihr prima spielen, sie war nicht zickig und sie konnte an den richtigen Stellen den Mund halten. Litha erinnerte ihn immer ein wenig an eine geschmeidige, elegante Katze. Diese Geschmeidigkeit kam bei Litha besonders bei einer für sie typischen Handbewegung zum Ausdruck und Kalli wartete immer auf diese Handbewegung, mit der Litha ihre Haare nach hinten strich. Das Katzenhafte hatte mehr mit ihrer Art, sich zu bewegen zu tun, als mit ihrem aussehen. Obwohl ihre tollen grünen Augen und ihre Kastanien brauen Haare, die ihr in einer prachtvollen Mähne bis zum Po reichte, schon eine Augenweide waren!
Überrascht schaute Kalli auf seine Armbanduhr, seine Freunde kamen schon mit Hallo wieder zurück und gemeinsam gingen sie zur der Trauerweide.
Litha sah sich bewundernd das Kanu an, es war aber auch wirklich ein tolles Boot geworden. Simon hatte die Paddel aus dem Baumhaus geholt und die Jungs hatten das Kanu ins Wasser gesetzt. Egon und Litha gingen als erste ins Boot, dann stieg Simon vorsichtig dazu und als letzter setzte sich Kalli hinein und stieß es vorsichtig vom Ufer ab ins Wasser.
Mit den vier Paddeln kam das Kanu auch gut gegen die Strömung des kleinen Flusses voran. Litha war von dem Kanu restlos begeistert und hörte gar nicht mehr auf, die drei Jungs zu loben: „Da habt ihr wirklich mal was ganz tolles gemacht, wunderschön und wie leicht es durch das Wasser fährt.“
Schon ziemlich stolz schauten sich die drei Freunde an.Das Kanu glitt an dem Südtor vorbei und die vier hörten erstauntes Rufen von der Strasse. Eine Gruppe Kinder hatten sie auf dem Fluss entdeckt und riefen laut ihr Erstaunen zu den vieren herüber. Freundlich winkten die vier zurück und die Kinder auf der Rundstrasse liefen parallel zum Boot ein Stück mit.
Die Bootsfahrer passierten das Osttor und folgten der Rechtsbiegung des Flusses. Sie sahen die Burgruine durch das Gebüsch und paddelten jetzt ein Stück neben der Bundesstrasse lang. Sie erreichten die Brücke, die sich über den kleinen Fluss spannte, der sich kurz darauf zu dem kleinen Badesee verbreiterte.
„Wo wollen wir anlegen? fragte Kalli ins Boot und Litha antwortete sofort: „Ich kenne einen schönen Platz am linken Seeufer.“
„Gut“, sagte Kalli und steuerte das Kanu nach links.
„ Ein Stückchen noch gerade aus und dann nach links“, gab Litha ihre Anweisung an Kalli. Sie hatte recht, es war ein schöner und ungestörter Platz, eine kleine Bucht mit einem Grasstreifen am Ufer und mit Schatten von ein paar Bäumen. Ein dichter Schilfgürtel schützte die kleine Bucht vor neugierigen Blicken. Litha nahm ihre Badesachen und verschwand in den Büschen. Die drei Jungs schlugen sich nach rechts in die Büsche und dann rannten sie alle zusammen mit Hurragebrüll in das kühle Wasser. Die kleine Badesee war bei groß und klein gleichermaßen beliebt, weil er flach war, sauber, mit angenehmen Temperaturen. Der See war selbst war für die kleinsten ungefährlich.
Lautes Kinderlachen, Geschrei von den herum tobenden Kindern hing über dem Wasser. Kalli schwamm mit seiner Clique eine Runde um den See und sahen dabei eine Menge Kinder aus der Nachbarschaft und aus der Schule. Mit lautem Geschrei begrüßten sich die Kinder. Blau war der Himmel über dem See, die Sonne knallte auf das Wasser, dass durch die Hitze kleine Dampfwolken entstanden.
Faul lümmelten sich die vier auf ihren Badelaken und fanden die Welt einfach herrlich. Um die Mittagszeit packte jeder sein mitgebrachtes Essen aus und legte es in die Mitte auf ein von Litha ausgelegtes Plastiktuch. Jeder aß von allem und schnell war das Essen verputzt, etwas ungläubig schaute Egon auf die leeren Behälter: „Schon alles weg?
Litha lachte laut: „Das musst gerade du fragen.“
„Ich muss viel essen, weil ich ein großer Junge bin“, jammerte Egon entsetzt.
Kalli kramte in seinem Rucksack herum und holte zwei Päckchen Mini – Salamis heraus und gab sie Egon. „Du bist mein Retter“, kam es von Egon und griff erleichtert zu.
„Jetzt habe ich nur noch ein paar Schokoriegel“, verkündete Kalli, aber Litha und Simon winkten dankend ab und selbst Egon war jetzt zufrieden. Nach einer ausgedehnten Mittagspause sprangen die vier wieder ins erfrischende Wasser und überquerten den kleinen See gerade hinüber zum anderen Ufer. Sie setzten sich zu den Nachbarskindern, quatschten und tobten mit ihnen, bis die ersten aufbrachen. Auch Litha sagte, das sie jetzt langsam nach Hause müsste. Die vier schwammen zu ihrer Bucht zurück und verschwanden in den Büschen, um sich umzuziehen. Sie verstauten ihre Sachen im Kanu und paddelten rechts zur Brücke.
Nach der Brücke lenkte Kalli dem Kanu nach rechts und mit der Strömung des Flusses glitt das Kanu leicht durch das Wasser. Die vier saßen ziemlich ruhig in dem Kanu, dass jetzt die Biegung des Flusses erreichte, der er um ihre kleine Stadt machte. Rechts war wieder die Burgruine zu sehen und die Paddel wurden immer langsamer ins Wasser getaucht.
„Mensch, ich bin knatschkaputt“, brachte Egon es für alle auf einen Nenner.
Kalli schreckte aus seiner vor sich hin Döserei richtig hoch: „Du sagst es“; kam es leise von ihm.
Das große Haus hallte von Kindergeschrei wieder und er hatte an seinem Geburtstag seine helle Freude. Seine ganze Schulklasse ist gekommen und tobte jetzt durch das große Haus. Ingeborg brachte unentwegt Kuchen, Kekse, Waffeln und Getränke und jeder Wunsch eines Kindes wurde prompt erfüllt. Ein kleiner Junge kam auf Kalli zu gerannt, bremste schwer atmend vor ihm und sagte laut japsend: „Bei dir ist es irre, meine Eltern würden schon alles zusammen schreien.“ Und weg war er wieder. Litha kam mit einem Teller in der Hand auf ihm zu, auf dem Teller war natürlich ein Stück Erdbeerkuchen, strahlte Kalli in ihrer unvergleichlichen Art an: „ Tolle Geburtstagsparty, einfach Klasse!“ Darüber freute sich Kalli besonders.
Zwischen zwei Gruppen entbrannte ein Wettstreit im Treppengeländerutschen, noch führte die Gruppe, die das linke Geländer herunter rutschte, aber dann sah Kalli, wie sein Vater mit einem Jungen aus der anderen Gruppe flüsterte, der sah mit leuchtenden Augen seinen Vater an und rannte zu seinen Kumpels und flüsterte mit ihnen. Und schon der erste Junge gewann das Herunterrutschen! Etwas giftig guckten jetzt die Kinder der anderen Gruppe und es entbrannte ein heftiger Wettstreit.
Kalli sah, wie sein Vater die Streitereien schlichtete und er drehte sich zu einer Gruppe Jungens um, die ihn anriefen: „ Dürfen wir mit deiner Spielkonsole spielen?“
„Klar“, rief Kalli des Jungens zu, mein Zimmer ist offen.“ Blitzschnell waren die Jungens nach oben verschwunden. Ingeborg brachte eine neue Ladung Kuchen und Gebäck und nahm auf den Rückweg in die Küche jede Menge Geschirr mit. Seine Mutter tröstete ein kleines Mädchen, das bitterlich weinte, es hatte sich beim herum Toben weh getan.
Zum Abendessen brachte Ingeborg und seine Mutter Schüssel voll mit goldgelben Pommes, Majo und Ketchup dazu, Platten mit Hähnchenfleisch und jede Menge Würstchen.
Egon stöhnte maßlos enttäuscht: „Ich habe soviel Kuchen gegessen, jetzt schaffe ich keine Pommes mehr!“Alles lachte lauthals über das traurige Gesicht von Egon. Litha kam kurz darauf zu Kalli: „Ich muss jetzt gehen, es war ganz toll bei dir, wir sehen uns sicher morgen.“Sie drückte Kalli zum Abschied ganz leicht und Kalli wurde es unwahrscheinlich wohl. Die Kinder wurden nach und nach von ihren Eltern abgeholt und das Haus wurde langsam still.
Kalli schreckte hoch, da jammerte doch wer, es war natürlich Egon: „Ich glaube bald, dass wir heute gar nicht mehr nach Hause kommen.“Kalli sah sich um, sie waren gerade mal am Osttor, was war denn bloß los? So müde konnten sie doch von dem herum toben im Wasser wirklich nicht sein! Aber auch Simon und Litha sahen wirklich geschafft aus. Lasst doch für einen Moment das Kanu nur mit der Strömung fahren und wir ruhen uns etwas aus. Im Kanu blieb es weiterhin sehr still, Litha hatte ihre rechte Hand ins Wasser gehängt und versonnen schaute Kalli auf die Hand. Nach einer Weile stutzte er, irgendetwas stimmte hier nicht! Er sah genauer auf das Wasser des Flusses, sah zum Ufer, das Kanu trieb langsam wieder zurück! Kalli rief etwas aufgeregt seine Freunde an: „Wir fahren zurück, wir fahren zurück.“Simon sah sich jetzt ebenfalls um, tatsächlich, das Kanu trieb flussaufwärts!
Egon stöhnte furchtbar: „Ich habe es doch gesagt, wir kommen heute nie nach Haus und ich habe einen Hunger wie ein Wolf."
Litha lachte den Jungen an: „Du hast doch immer Hunger wie ein Wolf.“
„Stimmt“, bestätigte Egon die Feststellung von Litha.
Bei Kalli kam die Erkenntnis wie ein Lichtblitz, die haben oben das Wehr geöffnet!!
„Mensch, klar, das ist die Lösung“, kam es von erleichtert von Simon.„Aber wir kommen trotzdem nicht nach hause.“ Jammerte Egon weiter.
Kalli rief Egon an: „ Guck mal in meinem Rucksack nach, vielleicht findest du noch etwas essbares!“
Damit war Egon erstmal zufrieden gestellt und Kalli und Simon besprachen ihre Situation: „Wir könnten hier ans Ufer gehen“, schlug Simon vor und das Kanu, fragte Kalli unsicher.
Litha meinte: „Das Ablassen des Wassers dauert doch eigentlich nie lange oder?“
„Nein, eigentlich nicht“, antworteten die beiden Jungs. „Lasst uns doch einfach langsam weiter paddeln, das Wasser wird schon wieder abfließen.“
Damit konnten die Jungs leben und tauchten ihre Paddel ins Wasser. Kalli dachte so bei sich, langsam habe ich auch genug, was gebe ich darum, jetzt an dem Baumhaus zu sein.
Kalli spürte eine Berührung: „ Komm, du Träumer, wir sind da.“ Litha lachte ihn freundlich an. Verblüfft stieg Kalli aus dem Kanu, dass ging ja mit einem Mal sehr schnell.Das Kanu wurde abgedeckt und mit Zweigen bedeckt, Simon brachte die Paddel in ihr Baumhaus und dann gingen die vier nach Haus.
„Bis morgen“, verabschiedeten sich Egon und Simon und Kalli ging mit Litha das letzte Stück Weg. Wieder drückte Litha beim tschüss sagen ihre Wange an Kallis Gesicht und sagte leise: „Tschüss, Kalli, bis morgen, schlaf gut.“
„Danke, du auch.“
Kalli wollte gerade ins Bett gehen, als sein Handy den Eingang einer SMS meldete. Kalli antwortete sofort
.Kalli saß quietsch vergnügt in der Küche am Tisch und aß sein Frühstück. Von Franz hatte er so eben erfahren, dass seine Eltern heute nach Haus kommen! Das war eigentlich das einzige, was Kalli ein wenig schade fand, seine Eltern waren leider oft und lange geschäftlich unterwegs, aber das ging wohl nicht anders. Ingeborg goss noch mal seinen Becher voll mit warmen Kakao und Kalli biss herzhaft in das knusprige Brötchen. Ingeborg und Franz unterhielten sich über das bevor stehende Sommerfest.
Das Sommerfest bei den Ronners war schon zu einem festen Bestandteil der kleinen Stadt geworden. Alle freuten sich darauf und alle kamen.Kalli sagte den beiden tschüss, schnappte sich seinen Rucksack und öffnete die Haustür.
Er sah Litha sofort, sie kam auch gerade aus dem Haus. Zusammen gingen sie zum Westtor, sie waren gerade durch das Tor, als Simon und Egon auch eintrafen. Heute wollten sie sich einen faulen Tag auf der kleinen Insel im Fluss machen.
Voraus gesetzt, andere Kinder hatten nicht dieselbe Idee. Aber die vier hatten Glück, die anderen sind wohl wieder alle zum Badesee gegangen.
„Sollen wir mit dem Kanu zur Insel fahren“; fragte Kalli. Ne, wir gehen so durch den Fluss, kam es einstimmig von den dreien. In einer Reihe hinter einander durch wateten sie den Fluss, das Wasser reichte ihnen gerade bis über die Knie. Sie suchten ihren Lagerplatz auf, auf dem sie sich immer legten. Sie breiteten ihre Decken und Badetücher aus und die drei Jungens verschwanden nach rechts in die Büsche zum umziehen und Litha nach links. Fast gleichzeitig erschienen sie wieder alle in Badeklamotten und machten es sich auf den Decken und Badetüchern bequem.
„So halte ich das Leben prima aus“, stöhnte Egon erleichtert und rekelte sich auf der Decke. Die Sonne schien warm durch das Blättertuch der Bäume und die vier lagen faul wie hingebettet auf den Decken und Tüchern. Nach einer langen, ruhigen Weile, sagte Litha leise zu Kalli, um die beiden Jungs nicht zu stören: „Ich freu mich schon sehr auf euer Sommerfest.“
„Ingeborg und Franz haben heute Morgen beim Frühstück auch davon gesprochen.“
Kalli freute sich sehr, dass Litha auch kam, mit ihren Eltern natürlich. Da nahm er gerne den Luft abschnürenden Kragen und den Anzug in Kauf.
„Meine Mutter ist schon ganz verrückt auf das Fest, sie wühlt nur noch in Ihren Schränken herum.“
Kalli lachte und sagte zu Litha: „Meine Eltern kommen heute nach Haus und dann ist meine Mutter auch nur noch völlig jeck!“
„Ja“, sinnierte Litha halblaut vor sich hin, „so sind wir Frauen eben.“
Kalli philosophierte. „Vielleicht ist es genau das, was die Männer an euch Frauen mögen, sie wissen es bloß nicht!“ Litha lachte sich kaputt: „Damit du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!“
„Mensch“, mault Egon die beiden Schwätzer an: „Könnt ihr nicht einfach mal still sein?“Litha verzog etwas spöttisch ihr Gesichtchen und legte sich wieder, wie Kalli, auf ihr Badetuch. Es ging auf Mittag zu und Egon wurde munter: „Ich glaube, es wird langsam Zeit, mein Bauch sagte mir, es ist Mittag.“ Kalli kam durch die Wärme der Sonne sehr träge hoch und schaute auf die Uhr: „Man kann die Uhr nach deinem Magen stellen“; knurrte er. Litha kramte schon in ihrem Rucksack und holte einen Behälter nach dem anderen heraus. Egons Augen wurden groß und größer und selig, als er die tollen Sachen sah, die Simon und Kalli aus ihren Rucksäcken holten.
Litha stellte die Behälter mit den Leckereien auf eine Decke, legte Plastikbestecke dazu und Servietten und Egon war schon ganz zappelig. Litha öffnete die Behälter Und alle griffen herzhaft zu. Kalli ließ sich vollgegessen nach hinten auf die Decke fallen und stöhnte: „Ich hab zu viel gegessen, viel zu viel.“
„Ich kann euch überhaupt nicht verstehen“; kaute Egon mit vollen Backen und schaute mit leuchtenden Augen in die noch immer halbvollen Behälter. Auch Simon und Litha haben inzwischen auch aufgegeben.Litha stupste Kalli an und zeigte hoch zum Himmel, Kalli sah jetzt auch die dicken, dunklen Wolken.
„Wir sollten wohl langsam zusammen packen, sonst bekommen wir einen ordentlichen Guss ab.“ Simon und Egon nickten und die vier räumten ihre Siebensachen zusammen, Egon hielt eine größere Plastiktüte auf und darin verschwand der ganze Abfall. Kalli schaute noch mal prüfend hoch zum Himmel: „Das muss doch jetzt nicht sein.“ Die vier durchwateten den Fluss und gingen zum Westtor hoch, der Himmel wurde dunkler und dunkler, dicke schwarze Wolken wälzten sich auf die kleine Stadt zu.
„Das wird ein prächtiges Gewitter geben“, orakelte Simon, „damit könntest du sehr recht haben“, kam es von den anderen. Gehen wir, vielleicht kommen wir noch trocken nach Haus. Auf halben Weg sagten Egon und Simon tschüss zu Litha und Kalli und verschwanden in der schmalen Gasse, bis Morgen tönte es noch nach. Mit flottem Schritt strebten Kalli und Litha ihr zu Hause an. Litha verschwand schnell im Haus, Gewitter mochte sie nicht so sehr, bis Morgen, Kalli und weg war sie.
Kalli schloss die Tür hinter sich und da krachte der erste Blitz mit einem gewaltigen Donner über die Stadt. Kalli sah die Koffer vor der Treppe stehen und voller Freude rannte er in die Küche und warf sich seinen Eltern in die Arme. Kalli wurde von seiner Mutter durch geknudelt und von seinem Vater kurz, aber heftig gedrückt. Dann wurde Kalli von seinen Eltern gefragt: „Was hast du am Wochenende geplant?“
„Für das Wochenende noch nichts, aber morgen wollten wir eine Tour mit den Fahrrädern machen“; gab Kalli seinen Eltern zur Antwort.
„Das trifft sich gut“, antwortete sein Vater, „den morgigen Tag brauchte ich sowieso noch, um ein paar Sachen zu erledigen.“
„ Sehr gut“, kam es auch von seiner Mutter, „dann kann ich mich morgen nach einem Kleid für unser Sommerfest umsehen!“
„Wenn es dir recht ist“, wandte sich sein Vater an ihm, „ starten wir Freitagabend dann ins Wochenende?“
„Was habt ihr denn vor“, fragte Kalli neugierig, aber seine Eltern grinsten ihn nur spitzbübisch an. In Kalli stieg schon eine gewaltige Vorfreude hoch, er kannte diese etwas geheimnisvollen Andeutungen von seinen Eltern, die immer in einem Riesenspaß endeten.
Nach dem Essen wurde Kalli von seinen Eltern in die Mitte genommen und gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. Seine Eltern machten es sich in den großen Ledersesseln bequem und Kalli hockte sich auf dem Boden zwischen seinen Eltern.
„Sieh mal auf dem Tisch, dort haben wir dir etwas hingelegt“, sagten seine Eltern wie aus einem Mund. Kalli schoss hoch und war an dem Tisch. Ein kleines Päckchen war es, - Kalli ahnte sofort, was es sein könnte. Und richtig, es war das so lang gewünschte Handy! Mit einem Jubelschrei warf sich Kalli in die Arme seiner Mutter und drückte anschließend seinen Vater heftig. Kalli musste das neue Handy natürlich sofort ausprobieren und schickte eine kurze SMS an Litha.
Die vier trafen sich auf dem Hauptmarkt vor dem alten Rathaus. Kalli kam zusammen mit Litha und Simon trudelte nach Egon ein. Sie wollten ein Stück auf dem Radweg an der Bundesstrasse fahren und anschließend nach links abbiegen und auf einen Wirtschaftsweg weiter zu dem Aussichtsturm fahren. Der Aussichtsturm befand sich fast exakt dem Südtor gegenüber, nur eben ein paar km davon entfernt.
Nach der Mittagspause an dem Turm wollten sie weiter dem Rundweg folgen, der sie wieder auf die Bundesstrasse brachte, ungefähr auf der Höhe des kleinen Badesees. Sie brauchten dann nur noch das Stück bis zur Burgruine fahren und biegen dann auf den Feldweg ein, der zum Nordtor führte.
Die vier verstauten ihre Sachen in die Packtaschen und nachdem alle Kallis neues Handy bewundert und es mit ihren Geräten verglichen hatten, schwangen sie sich auf die Räder und fuhren los. Da alle vier den Weg gut kannten, radelten sie aufgekratzt und sorglos auf dem Radweg an der Bundesstrasse und bogen wenig später in den Wirtschaftsweg ein.
Der Wirtschaftsweg schlängelte sich durch Felder, Wiesen und Waldstück und urplötzlich bremste Simon stark und überraschend, dass die folgenden fast in ihm herein gefahren wären. Egon wollte gerade losmeckern, da sah er, dass Simon den Zeigefinger auf seinen Mund legte und dann nach vorne deutete. Jetzt sahen alle die Rotte Wildschweine, zwei, drei der älteren Wildschweine sperrten den Weg und guckten die vier Jungens ziemlich grimmig an. Als die Rotte den Weg gequert hatten, verschwanden die zwei großen Wildschweine laut grunzend im Gebüsch auf der anderen Seite des Weges.
„ Huuh“, machte Litha, „so nah habe ich Wildschweine ja noch nie gesehen.“
„Da brauchst du bloß mit uns kommen, da passiert so etwas regelmäßig:“Simon sah grinsend zu Kalli.
„Ich“, tat der entrüstet“, habe damit überhaupt nichts zu tun.“
Lachend fuhren sie weiter und genau passend zur Mittagszeit trafen sie am Aussichtsturm ein und setzten sich an einem der rustikalen Holztische. Litha legte wieder ganz Frau Platzdeckchen für jeden aus, Besteck, Serviette und einen Becher dazu.
„Wie meine Mutter“; staunte Egon, „irgendwie habt ihr Mädchen die Gene für so etwas schon von Geburt an.“
„Noch eher“, lachte Litha Egon an, „wir üben schon während unseres Aufenthaltes in Mamas Bauch.“
„Echt“, fragte Egon erstaunt nach und Kalli verschluckte sich vor lauter Lachen so heftig, dass er von allen kräftig auf den Rücken geklopft werden musste. Japsend rang er nach Luft: „Ist gut, ist gut, aufhören, ihr schlagt mich ja tot“, stoppte er die Hilfsaktion seiner Freunde, „du bringst vielleicht Klöpse!“ Egon konnte das gar nicht erschüttern, er aß mit vollen Backen, für ihn war die Welt restlos in Ordnung. Lecker Essen, schönes Wetter, Ferien mit seinen Freunden, Mensch, was willst du mehr? Die vier ließen sich Zeit, für die Rückfahrt hatten sie noch den ganzen Nachmittag vor sich.
Kalli fragte seine Freunde, ob sie mit ihm den Gang zur Burgruine mitsuchen würden, das müsste doch affengeil sein. Stellt euch mal vor, wir gehen so „pöh a pöh“ an der Mauer lang und sind auf einmal spurlos verschwunden! Alle sind verwundert, wo sind die vier denn bloß hin?
Selbst Egon raffte sich zu einem Grinsen auf: „Klar, ich bin dabei.“Die zwei anderen nickten ebenfalls. „Gut, sagen wir am Montagmorgen an dem Loch in der Stadtmauer, wo wir letzte Mal aus der Mauer heraus gekommen sind.“
Die Sachen wurden zusammen gepackt und in die Packtaschen verstaut, Egon brachte den Abfall in die Mülltonnen und Kalli bog in den Weg ein, der in einem weiten Bogen zur Bundesstrasse führte. Alle vier hatten super Mountainbikes, aber Lithas war mit Abstand das obergeilste, mit Scheibenbremsen, natürlich voll gefedert, Nabendynamo und Halogenbeleuchtung, eine extra gute Gangschaltung mit vierundzwanzig Gängen und einer irren Lackierung. Das Rad schimmerte in allen rot und orange Tönen, die man sich vorstellen konnte oder auch nicht.
Obwohl die vier recht gemütlich den Rückweg angingen, begann Egon schon auf halber Strecke zu jammern: „Warum müssen wir eigentlich immer so übertreiben?“
„Was meinst du“, fragte Kalli irritiert?
„So lange Touren, wir könnten jetzt schön auf der kleinen Insel faulenzen.“Missmutig trat Egon in die Pedale. Simon meinte erklärend zu Egon. „Mensch, man muss sich doch auch mal etwas bewegen!“
„Kann ich auf der Insel auch, mal nach links, mal nach rechts drehen:“Schallend musste Litha lachen: „Wo er recht hat, hat er recht:“
So ganz für sich im tiefsten Inneren musste Kalli auch zu geben, dass er nicht böse wäre, wenn sie jetzt schon am Rathaus wären!
Er war sehr neugierig auf das Wochenende mit seinen Eltern, er wusste, dass sie wie immer etwas Besonderes geplant haben.Kalli wurde von Lithas Stimme aus seinen Gedanken geholt, siehst du, schon haben wir es geschafft!
Verblüfft sah Kalli, dass sie tatsächlich vor dem Rathaus standen. Er bemerkte die etwas merkwürdigen Blicke seiner Freunde nicht.Er sagte tschüss zu Egon und Simon: „Bis Montag, wie besprochen, ok?“
„Ok“, kam es von Simon und Egon zurück. Hände abklatschen und die beiden Jungs verschwanden in der schmalen Gasse rechts neben dem Rathaus.
„Gehen wir?“, fragte Kalli Litha.
„Klar“, gehen wir. Sie schoben ihre Räder bis zur Gasse und radelten das letzte Stück bis zu ihrem zu hause.„Ich fahre gleich mit meinen Eltern ins Wochenende“, erklärte Kalli Litha kurz.
„ Oh, schön, dann viel Spaß und bis Montag.“Litha beugte sich vor und legte ihre Wange ganz kurz an Kallis Gesicht.Kalli brachte sein Fahrrad links am Haus vorbei in die Garage und traf dort Franz, der den großen schwarzen Wagen startklar machte.„Sobald du soweit bist, geht es los“, sagte Franz zu Kalli. Kalli rannte in sein Zimmer, zog sich aus und ging duschen, zog frische Sachen an, nahm die Reisetasche und traf unten an der Treppe seine Eltern. „ Los jetzt, ab ins Auto und los geht’s es“, lachte ihn sein Vater an. Kalli wurde bis zum Auto von seiner Mutter geknudelt. Ingeborg kam noch angerauscht und drückte Kalli eine kleine Kühltasche in die Hand.„Wer weiß, was deine verrückten Eltern wieder vorhaben, aber egal was, verhungern wirst du jetzt nicht mehr.“
Kichernd und Küsschen werfend ging Ingeborg wieder in ihre Küche und Franz lenkte den Wagen aus der Garage auf die Strasse. Litha stand winkend vor dem Haus und Kalli freute sich unbändig darüber.
„Frag Litha doch einfach das nächste Mal, ob sie mal mitfahren möchte.“ Kalli umarmte seine Mutter voller Freude, dass war ja mal eine ganz tolle Idee! Franz bog auf die Bundesstrasse ein und sein Vater drückte einen Knopf auf seiner Armlehne: „ Nach Norden.“
„Sehr wohl“; kam es artig von Franz zurück.Kalli schaute seine Mutter fragend an: „Ich weiß von nichts, „lassen wir uns überraschen.“Damit war Kalli zufrieden und wie immer wurde er in den herrlich weichen Polstern müde und schlief, bevor der Wagen die Autobahn erreichte. Franz erhielt eine Anweisung und der schwere Wagen wurde schneller und schneller, noch schneller.
Kalli wurde durch das etwas heftige Schaukeln des Wagens wach, er rieb sich die Augen, es wurde schon etwas schummerig, aber dann sah er, wo ihn seine Eltern hin gebracht haben. Riesengroß leuchtete das Eingangsschild „Freizeitpark soundso“ und bei Kalli ging die Sonne auf.
Seine Eltern checkten ein, anschließend gingen sie fein essen und bummelte danach durch den schön beleuchteten Freizeitpark. Von Kalli hörte man nur, da muss ich drauf und da, da auch unbedingt, am besten zweimal, so ging es den ganzen Spaziergang, seine Mutter meinte irgendwann leicht jammernd, wir brauchen kein Wochenende, sondern die ganzen restlichen Ferien! Kalli lachte mit seinem Vater um die Wette.Kalli lag Sonntagabend sehr spät in seinem Bett, Mensch, was war das für ein Wochenende, von einer Attraktion auf die andere, sein Vater hatte irgendwie einen unheimlichen Riecher dafür, wann an einer Achterbahn oder etwas anderes wenig Betrieb war. So hatten sie nie lange Wartezeiten und schafften dadurch mehrere Durchgänge. Wohlig drehte sich Kalli in die Decke, freute sich auf Litha und seine Freunde und schlief restlos geschafft ein.
Ingeborg drückte ihren Kalli an sich und Kalli machte sich dann über das Frühstück her. Franz gab ihm den Rucksack: „Alles drin, was man eventuell gebrauchen könnte.“ Kalli bedankte sich bei den beiden und ging aus dem Haus. Er sah, wie Litha auch aus dem Haus kam und sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.Litha fragte Kalli nach seinem Wochenende und es sprudelte nur so aus Kalli heraus. „Ich bin ein bisschen neidisch“, lachte ihn Litha an.
„Das Beste weißt du noch gar nicht.“
„Was denn, was denn, sag schon, was denn“, zappelte das Mädchen um Kalli herum.
„Wenn du möchtest, darf ich dich das nächste Mal mit nehmen!“Litha stand wie fest gerammt: „Wirklich?“ „Wirklich“, lachte sie Kalli freudestrahlend an. Mit einem Jubelschrei warf Litha ihre Arme um Kallis Hals und drückte ihn heftig.
Egon und Simon warteten schon an der Stadtmauer, die Freunde begrüßten sich und Kalli klopfte an den Mauersteinen und horchte angestrengt. Erschreckt sprang Kalli von der Mauer weg. Polternd fielen einige Steine aus der Mauer und gaben ein großes Loch frei. Simon leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
„Es ist wirklich ein Gang hier hinter der Mauer!“ Neugierig drängten sich jetzt alle um das Mauerloch und schauten in die Dunkelheit und rochen die müffige Luft, der aus dem Gang kam. Vorsichtig kletterte Kalli als erster in den dunklen Gang, der nur wenig von dem Tageslicht erhellt wurde. Er half Litha und seine Freunde beim hinein klettern. Jeder hatte jetzt eine Taschenlampe in der Hand und Kalli zeigte, dass er noch für jede Taschenlampe Ersatzbatterien dabei hatte. Egon hatte die Futtereien in Kallis Rucksack entdeckt und grinste: „Ich freu mich jetzt schon auf die Mittagspause!“
Lachend drehte sich Kalli in den Gang und vorsichtig folgten ihm die drei. Der Gang war eng und niedrig und führte stetig abwärts. Spinnweben hingen überall herum und auf dem Boden des dunklen Ganges lagen viele Steine, über die die Kinder vorsichtig drüber weg steigen mussten. Simon meldete sich aufgeregt: „Habt ihr gesehen, der Gang ist nicht mehr gemauert!“ Jetzt sahen es auch die anderen, der Gang war jetzt wie gegraben, Felsbrocken und Erde wechselten sich ab. Der Boden wurde etwas matschig. Der enge und feuchte Gang machte einen leichten rechts Bogen und wurde noch enger, die vier mussten jetzt schon leicht gebückt weiter gehen. Der Gang machte einen plötzlichen Rechtsknick und die Forscher standen vor einer Mauer mit einem schmalen Durchgang.
Sie hatten gerade ungefähr die Mitte des kleinen Raumes erreicht, als mit Donnergetöse eine Steinplatte in dem schmalen Durchgang herunter fiel und damit blockierte. Litha hatte sich vor lauter Schrecken an Kalli geklammert, die vier mussten von dem aufgewirbelten Staub heftig husten. Die vier Taschenlampen hatten Mühe, den dichten Staub zu durch dringen, aber langsam konnte Kalli erkennen, dass sie in dem Raum fest saßen. Es gab keinen weiteren Ausgang! Kalli leuchtete die Wände gründlich ab, die Wände bestanden aus dicken Steinen, die gut gefugt aufeinander geschichtet waren. Selbst die Decke bestand aus den dicken Steinen.
„Wir werden hier drin verhungern“, jammerte Egon.Litha sah Kalli mit ihren rätselhaften Augen intensiv an: „Du bringst uns doch hier heraus oder?“Kalli zeigte sich nicht gerade davon überzeugt, er sah sich die Wände noch mal sehr genau an.
„Suchst du was?“ wurde er von Simon gefragt.
„Ja, es gibt sicher einen Kontakt, der den Durchgang wieder öffnet. Irgendwie mussten die Bauleute, die diesen Gang gebaut haben, doch wieder heraus kommen.“
Egon ließ sich auf den Boden plumpsen und wieder erfüllte den kleinen Raum ein Mordsmäßiger Krach, Litha schrie laut auf, Simon fluchte tödlich erschreckt und Kalli machte einen Riesensatz über die sich öffnende Öffnung im Fußboden.
Im Sprung streckte er seinen linken Arm aus, erwischte damit Litha und riss sie dadurch von dem Loch weg und krachte dann mit aller Wucht gegen Simon und flog mit ihm zusammen auf den Boden. Egon saß wie erstarrt und beleuchtete die Szene mit seiner Taschenlampe.
Kalli löste sich von Simon: „Alles in Ordnung mit dir“? Simon klopfte sich von oben bis unten ab: „Ja, alles klar bei mir!“Kalli drehte sich zu Litha um, sie stand schon wieder auf den Beinen, mit einem etwas schiefen Lächeln grinste sie Kalli an: „Das war mächtig knapp, vielen Dank für deinen coolen Sprung.“
Kalli winkte ab: „Geht es dir gut?“Fragte er besorgt, Litha bestätigte es Kalli. „Ich bin ok!“ Simon und Egon lagen auf dem Bauch und reckten ihre Köpfe über das Loch im Boden. Die Steine waren in einem Quadrat von ungefähr einem Meter weggebrochen.Simon sagte zu Kalli: „Das Loch ist bodenlos, unsere Taschenlampen erreichen nicht den Boden!“ Kalli sah auch in das Loch und konnte auch keinen Boden erkennen. Wir müssen uns sehr vorsichtig bewegen, nicht das wir noch so eine Überraschung erleben. Kalli kramte in seinem Rucksack und holte ein Seil heraus, wir binden uns aneinander. Damit geben wir uns gegenseitig Halt.
Kalli lehnte sich beim verknoten des Seiles an die Wand und wieder dröhnte ein Höllenlärm durch den kleinen, dunklen Raum. Litha schrie leise auf und Kalli griff nach ihrer Hand. Als sich der Staub etwas verzogen hatte, lachte Egon etwas zu laut, aber sehr erleichtert: „Seht, Kalli hat den Ausgang gefunden!“ Jetzt schrie alles vor Freude und Erleichterung durch einander.
„Mensch, Klasse, du bist wirklich einmalig, lehnst dich direkt an die richtige Stelle in der Mauer!“ Kalli betrat vorsichtig den dunklen und engen Gang, seine Taschenlampe leuchtete Gestein und Erde an. Kaum waren alle vier in dem Gang, krachte es wieder furchtbar. Egon, der als letzter ging, schrie entsetzt auf, alle vier drehten sich um und sahen im Schein ihrer Taschenlampen, dass sich der Durchgang wieder geschlossen hatte.
„Zurück können wir auf jeden Fall nicht mehr“, kam es jetzt wieder ruhig und gelassen von Egon.
„Gut“, weiter vorwärts mit uns“, antwortete Kalli. Nach nur wenigen Schritten fragte Egon furchtbar erschreckt: „Was war das?“ Auch von Simon kamen erschreckte Töne. „Igitt, igitt, was ist das?“ Fragte auch Litha erschreckt. Auch Kalli merkte und spürte es. Als ob jemand feuchte, klebrige Tücher über sie hinweg ziehen würden. Es wurde merklich kälter in dem schmalen Gang, die Kinder drängten sich zusammen: „ Was ist denn das schon wieder“, knurrte Egon, hockte sich hin und kramte in seinem Rucksack.
„Willst du jetzt etwas anfangen zu essen“, fragte ungläubig Simon.
„ Quatsch“, kam es noch immer knurrig von Egon. „Aaaah“, da bist du ja“, triumphierend hielt Egon eine Magnesiumfackel hoch. Schnell war die Fackel entzündet und ein strahlend helles Licht leuchtete den schmalen Gang weit nach vorne und nach hinten aus. In dem hellen Licht der Fackel wurde es den vieren sofort viel wohler, weit und breit war nichts Furchtbares oder gespenstiges zu sehen! Aber der feuchte Luftzug war immer noch da. Langsam gingen die Kinder den Gang weiter, der sich wieder senkte und dann scharf nach links abbog.
„Wir müssten doch schon am Nordtor vorbei sein“, fragte Simon in die Runde.
„Ganz sicher schon“, kam es von Kalli zurück, „wir sind bestimmt schon unter den Felder, die vor der Burgruine liegen.“
„Deswegen ist der Gang auch nicht mehr gemauert, sondern gegraben“, sagte Litha.
„Ja“, Kalli sah Litha erfreut an, sie hatte sich wieder gefangen, „das könnte zutreffen!“Der Gang hatte wohl seinen tiefsten Punkt erreicht, denn er stieg hinter einer großen Pfütze ziemlich steil an. Abwarten und überlegend standen die vier vor der Pfütze, wie tief mag die wohl sein? Simon trat vor, zog sich die Schuhe aus und verstaute sie in seinen Rucksack, vorsichtig ging Simon Schritt für Schritt in das Wasser, das Wasser erreichte seine Waden, seine Knie, dann waren seine Hosenbeine nass und schimpfend erreichte Simon mit nasser Hose das Ende der Pfütze.
„Gut“, gehen wir los“, Kalli sortierte das Seil und sah Litha beinah ängstlich und bibbernd vor der Pfütze stehen:
„Ich möchte da nicht hinein“, schüttelte sie sich vor Entsetzen.
„Es ist nur Wasser“, sagte Kalli beruhigend zu dem Mädchen. „Ich möchte da nicht rein“, bibberte Litha. Kalli sah das Mädchen etwas erstaunt an, so kannte er Litha überhaupt nicht!„Komm, ich nehme dich huckepack“, bot Kalli dem Mädchen an. Unendlich erleichtert kletterte Litha auf den Rücken von Kalli und zusammen mit Egon gingen sie durch das dunkle, kalte Wasser. Kalli spürte, wie sich Litha auf seinen Rücken vor Angst zusammen zog. Leise schrie Litha auf und zeigte auf die seltsamen Kringel und Wellen in der Pfütze.
Egon sagte zu Litha: „Das kommt von unseren laufen.“
Aber Litha ließ sich nicht beruhigen, erst als sie von Kalli weit genug von der Pfütze auf den Boden des Ganges gestellt wurde, kam wieder Farbe in das kleine Gesicht und Litha wurde wieder ruhig. „Da war etwas in dem Wasser, dass wollte mich haben!“
„Jetzt sind wir ja durch und es geht aufwärts“, Kalli nahm Litha an die Hand, die immer noch eiskalt war und die vier kraxelten den schmalen Gang hoch. Der Gang endete unter einer Steinplatte,
Oh, nein, nicht das auch noch“, stöhnte Egon fast verzweifelnd. Kalli holte sein Taschenmesser aus seiner Hosentasche, die nasse Hose war mehr als unangenehm und kratzte die Fugen der Steinplatte frei. Es war eine sehr dicke Steinplatte, dass konnte er jetzt schon feststellen! Die Klinge seines Taschenmessers erreichte nicht das Ende der Steinplatte! Die drei Jungens stellten sich unter die Steinplatte und versuchten sie anzuheben, nichts rührte sich!
Kalli kramte sein Handy hervor: „Ich ruf Franz an, der kann uns Helfen.“ Aber es kam keine Verbindung zustande
.„Los, noch mal“, munterte Egon seine Freunde auf, „es wird Zeit für mich, etwas zu essen und das möchte ich im Tageslicht machen.“Wieder stemmten sich die Jungens mit aller Kraft gegen die Steinplatte,
Simon schrie aufgeregt: „Feste, weiter, sie bewegt sich.“
Auch Kalli meinte, etwas gespürt zu haben. Was die vier in dem Gang nicht sehen konnten, passierte draußen. Das dicke, schwere Trümmerstück, dass von der Mauer auf die Bodenplatte gefallen war, rutschte plötzlich die Schräge herunter und gab dadurch die Steinplatte frei.
Mit einer wilden Kraftanstrengung hoben die drei Jungs die Steinplatte an und Litha legte auf jede Seite der Platte Steine darunter, so dass die Platte nicht zurückfallen konnte.
Kalli fragte Litha: „Meinst du, du schaffst es durch den Spalt nach draußen?“
Litha schaute hoch: „Das müsste ich schaffen.“
Litha wurde von den Jungs hochgehoben und das zierliche Mädchen kroch durch den schmalen Spalt.
„Litha“, rief Kalli nach draußen, such dicke Knüppel und geb sie uns hier herein.“
„Gut“, antwortete das Mädchen.An dicken Ästen mangelte es in der näheren Umgebung nicht und Litha brachte schnell dicke Äste an die Steinplatte und schob einen nach dem anderen durch den Spalt.
Jetzt ging es zügig voran, einer nach dem anderen kroch durch den schmalen Spalt ans Tageslicht, bloß Egon machte Schwierigkeiten, voller Erschrecken schrie er verzweifelt: „Ich stecke fest, oh, verdammt, ich stecke fest!“
„Moment, warte einen Moment“; rief Kalli.
Er und Simon nahmen sich zwei starke Äste, schoben diese unter die Steinplatte und rückten sie mit der Hebelwirkung der Äste recht leicht hoch und mit dankbarem Gesicht kroch jetzt auch Egon aus dem Gang. Litha jubelte voller Begeisterung: „Wir haben es geschafft, wir haben es tatsächlich geschafft!“ und voller Freude fielen sich die vier in die Arme. Ausgelassen hüpften sie im hellen Sonnenlicht, bis sich Egon mit einem furchtbaren Stöhnen ins Gras fallen ließ, starr vor Entsetzen standen die drei um Egon herum. Der lachte plötzlich schallend: „Jetzt müsstet ihr euere Gesichter sehen!“Unter brusten und keuchen stieß Egon hervor: „Mann, Leute ich habe Hunger, Hunger habe ich wie ein Wolf.“
Riesig erleichtert und laut schimpfend warfen sich jetzt alle auf Egon und balgten sich herum.
Litha legte auf einem großen und geraden Mauerstück das mitgebrachte Essen und Egon griff zu. Nach einer schönen und ruhigen Pause nach dem Essen kam so langsam ein Gespräch in Gange. Alles wurde noch mal durch gesprochen und alle vier waren sich einig, dass war doch wirklich ein tolles Abenteuer gewesen! Langsam und äußerst vergnügt und aufgekratzt gingen die vier den Weg von der Burgruine herunter zum Nordtor.
Egon ging mit Simon vor, Kalli folgte mit Litha.
Kalli fragte das Mädchen, was sie denn mit dem Wasser in dem Gang hatte.
„In dem Wasser war etwas böses, etwas ganz fieses, ich hatte das Gefühl, als wollte mich etwas in dem Wasser haben.“Noch nachträglich schüttelte sich Litha vor Furcht. Tröstend legte Kalli seinen Arm um die schmalen Schultern von Litha: „Jetzt ist es ja vorbei, sieh, die Sonne scheint und die Welt ist so schön.“ Litha sah Kalli lange in die Augen, Kalli hatte sagenhafte Augen, dunkelblau mit einem Stich ins Violette, darüber die etwas störrische und wilde Mähne schwarzer Haare.
Der Weg von der Burgruine bis zum Nordtor war wirklich schön, er schlängelte sich durch sonnengelbe Kornfelder und saftigen Wiesen, die Kühe standen bis zum Bauch in dem hohen Gras. Die vier durchschritten das Nordtor und gingen das kurze Stück bis zum Hauptplatz durch die winklige Gasse. Vor dem Rathaus sagten sich die vier tschüss bis morgen am Westtor. Für morgen hatten sie einen faulen Tag geplant, einmal, um sich von den heutigen Erlebnissen zu erholen und zum anderen Kraft für das anstehende Sommerfest zu tanken.
Kalli uns Litha gingen langsam durch die schmalen Gassen nach Haus, sie sprachen nicht mehr viel, aber Litha hatte ihre kleine Hand in Kallis Hand geschoben und hielt sich fest.
Es war noch etwas Zeit, so setzten sich die beiden auf die Stufen von Kallis Elternhaus und Kalli sagte Litha, dass er mit seinen Eltern Ende der Woche wieder ins Landhaus fährt.„Ich weiß, wir fahren am Sonntag in Urlaub“, sagte Litha leise zu Kalli.
„Wir telefonieren bestimmt mal mit einander“, sagte Kalli ebenso leise.
„Bestimmt“, ein Blick auf ihre Uhr und Litha sagte: „Ich muss jetzt los, wir sehen uns morgen.“
Kalli nickte stumm und sah dem Mädchen nach, Litha winkte kurz und ging ins Haus.Während des Abendessens, das diesmal im Esszimmer eingenommen wurde, erzählte Kalli seinen Eltern von dem entdeckten Gang zur Burgruine hoch. Kallis Vater sagte beeindruckt zu Kalli: „Das sollten wir vielleicht dem Bürgermeister berichten, das könnte doch für das Städtchen lohnend werden.“
Aber Kalli blockte den Vorschlag von seinem Vater entrüstet ab: „Noch soll Gang unser Geheimnis bleiben, später vielleicht, wenn wir größer sind.“Sein Vater verstand Kalli nur zu gut: „So machen wir es!“ Kalli bemerkte nicht den intensiven Blickkontakt zwischen seinen Eltern, was waren sie froh, dass sie sich um den Zustand der Burgruine gekümmert hatten. Denn als sie erfuhren, dass Kalli mit seinen Freunden des öfteren in der Burgruine spielten, ist Kallis Vater an einem verregneten und ungemütlichen Tag zur Burgruine gegangen und hat sich die brüchigen Mauern genauestens angesehen. Machte hier und dort seltsame Handbewegungen, die einen blassblauen Schimmer auf dem Mauerwerk flimmern ließen und ging dann hochzufrieden nach Haus. Er nahm seine Frau in den Arm: „Alles erledigt, mein Lieb.“
Kallis Mutter atmete erleichtert auf, das würde noch fehlen, dass ihrem Kalli und seinen Freunden beim spielen etwas zu stößt.Herrlich ausgeschlafen wurde Kalli wach und rekelte sich genüsslich, die Sonne schien durch die Fenster in sein Zimmer und Kalli sprang unternehmungslustig aus seinem Bett. Laut sang er unter der Dusche,
Ingeborg hörte es bei ihrer Arbeit und schüttelte ihren Kopf, ihr Kalli wird sicher kein Sänger! Wenig später hörte sie Kallis Zimmertür, jetzt rutscht er das Geländer herunter und jetzt kommt er in die Küche und schon stand Kalli vor Ingeborg und ließ sich umarmen.„Was hältst du von feinen und knusprigen Speck, Rühreier, frischem Toast und heißem Kakao?“
„Das hört sich herrlich an“, beantwortete Kalli Ingeborgs Anfrage, „ich nehme alles.“Ingeborg lachte glücklich und stellte die Sachen vor Kalli hin. Kalli schob gerade eine Gabel voll mit duftendem Speck in den Mund, als Franz erschien, ein freundliches guten Morgen und dann die Frage an Kalli: „ Und was hast du heute vor?“ Kalli kaute und schluckte den Speck: „Wir wollen uns heute einen faulen Tag auf der Insel machen.“
„Das ist mal richtig“, kam die gemeinsame Antwort von Ingeborg und Franz. Kalli schaute auf seine Uhr, er hatte noch ein bisschen Zeit, satt und zufrieden lehnte er sich zurück, er genoss diese ruhigen Momente mit den beiden Menschen, die er nach seinen Eltern am liebsten hatte.
„Wenn es mit dir heute Nachmittag nicht zu spät wird, kannst du mir ein wenig bei der Dekoration im Garten helfen“, Franz schaute Kalli fragend an.
„Klar, mach ich gerne, dass weißt du doch!“Kalli freute sich auf die Arbeit zusammen mit Franz. Mit Franz arbeiten machte einfach Spaß. Franz wusste genau, was zu machen war und wie es zu machen war, die Arbeit fluppte einfach bei ihm.
„Wenn ich zurück bin, melde ich mich bei dir.“ Kalli schnappte sich seinen Rucksack, ein lautes Tschüss und raus war er und lief seinen Eltern direkt in die Arme, er wurde von seiner Mutter gedrückt, sein Vater wuschelte ihm das Haar.
„Schon wieder unterwegs?“ fragte sein Vater.
„Jau“, tschüss und Kalli machte die Haustür auf. Er schaute erwartungsvoll zu Lithas Elternhaus herüber. Nichts rührte sich, ob Litha ihre Verabredung vergessen hatte? Kalli ging die Stufen zur Strasse herunter und sah Litha am linken Geländerstein lächelnd stehen! Kalli strahlte über alle vier Backen, als er das Mädchen sah und die Freude in ihren herrlich grünen Augen, kleine Goldfunken glitzerten darin.
Still gingen die beiden zum Westtor und setzten sich auf die von der Sonne bereits erwärmte niedrige Mauer und warteten auf Simon und Egon. Sie hörten die beiden Jungs, bevor sie sie sehen konnten. Lautstark diskutierten die beiden darüber, was Litha in der Pfütze wohl so in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Egon und Simon kamen durch das Tor und begrüßten die beiden mit lautem und fröhlichem Hallo. Langsam rafften sie sich auf und gingen durch die Grünanlage runter zum Fluss und zogen sich die Schuhe aus. Wie beim letzten Mal wateten sie durch das niedrige, warme Wasser. Sie hatten wieder Glück, noch hatten sie die kleine Insel für sich. Die vier gingen zu ihrem Platz am Südufer der Insel und legten ihre Decken und Badetücher aus. Die Jungs gingen links in die Büsche zum umziehen und Litha nach rechts. Gleichzeitig kamen sie aus den Büschen zurück und lümmelten sich auf den Decken. Egon schnarchte, kaum das er auf seiner Decke lag.
Litha lachte sich halbtot, wie kann man jetzt bloß schlafen. Sie hatten die Insel für sich, herrliches Wetter dazu und das Wasser im Fluss war angenehm warm. Die drei ließen Egon schlafen und tobten wie die Wilden im Wasser herum. Von Egon hörten sie bis Mittag nichts, dann kam seine Frage nach dem fälligen Mittagessen! Wieder musste Litha laut lachen und verschluckte sich am Wasser.Egon tat ein auf harmlos. „Was ist denn?“Die Vier saßen gemütlich um die Decke, auf der Litha wieder das Essen gestellt hatte. Es wurde wenig gesprochen, bis Simon aufgab, ich hab genug,
Kalli schnaufte auch satt und zufrieden. Egon aß ungerührt weiter. Litha hatte schon lange vorher Schluss gemacht. Aber auch Egon musste passen, die Mengen an Essen schaffte er auch nicht. Litha packte wieder alles zusammen, Kalli half ihr dabei, Simon ging ins Wasser und Egon ließ sich rücklings auf seine Decke fallen und schlief! Gegen drei Uhr brachen sie auf, Egon sah immer noch müde aus. Tschüss, wir sehen uns morgen auf dem Sommerfest!
Kalli erzählte Litha unterwegs, dass er gleich Franz bei der Dekoration im Garten helfen soll.
„Mach es aber richtig schön, besonders für mich“. lachte das Mädchen keck den Jungen an.
„Mach ich, mach ich“, Kalli legte für einen winzigen Moment seine Hand auf die Schulter von Litha und drückte sie kurz. Litha lächelte Kalli an: „Bis morgen dann, ich freu mich!“
Kalli blieb wie vom Donner gerührt in der Haustür stehen, die ganze große Eingangshalle war eine Südseelandschaft geworden. Exotische Pflanzen überall, bunte Lampions und Girlanden. Die Tür vom Wohnzimmer stand weit offen und die Tür zum Garten auch. Die Dekoration ging weiter bis in den Garten. Kalli sah Franz auf einer hohen Leiter stehen und Lichterketten in dem Baum befestigen.
Kalli machte sich bemerkbar: „Ich komme sofort, ich zieh mich nur schnell um.“
Kalli rannte zu seinem Zimmer hoch und zog seine „Arbeitssachen“ an und rannte wieder die Treppe herunter und in den Garten. Franz hatte inzwischen die Lichterkette an zwei weiteren Bäumen befestigt. Kalli staunte immer wieder über Franz, der konnte vielleicht schnell arbeiten! Franz zeigte Kalli eine Holzkiste, die kleineren Lichterketten sind für die Büsche vorgesehen, kannst du das übernehmen?
„Klar“, rief Kalli zurück und machte sich an die Arbeit. Er achtete höllisch darauf, akkurat zu arbeiten, denn darin war Franz sehr genau. Und wieder fiel es Kalli auf, dass der Garten einfach für seine Maße viel zu groß war. Er nahm sich fest vor, diesmal seinen Vater zu fragen, wie so etwas möglich war.
Von Ingeborg wurden sie zum Abendessen gerufen, verblüfft schaute Kalli auf die Uhr, was die Zeit vergangen war. Franz schaute sich die Arbeit von Kalli an: „Hast du gut gemacht, nach dem Abendessen schließen wir die Lichterketten an!“ Mit stolz geschwellter Brust marschierte Kalli zusammen mit Franz ins Badezimmer und wusch sich die Hände.
Herzlich wurde er, wie immer von seinen Eltern gedrückt.„Du hast gute Arbeit gemacht, sagt Franz“; lobte ihn sein Vater. „Nach dem Essen schließen wir die Lichterketten noch an.“
„Aber jetzt essen wir erstmal in aller Ruhe“, bremste ihn seine Mutter. Franz hatte die Stecker der Lichterketten und die Steckdosen mit gleichen Nummern versehen, so war das anschließen der Lichterketten ein Kinderspiel und dann kam der große Moment! Franz ging in die Garage und Kalli hörte wie Franz einige Schalter betätigte und in der einbrechenden Dämmerung leuchteten die Lichterketten wunderschön und keine ist ausgefallen!
Fröhlich rief seine Mutter in die Pracht: „Jetzt kann nichts mehr schief gehen, das wird sicher eines der schönsten Sommerfeste:“ Stolz und müde ging Kalli auf sein Zimmer und verschwand ruckzuck in seinem Bett.Nach dem Frühstück hing Kalli auf sein Zimmer und spielte ein Spiel mit der Spielkonsole weiter, er war schon im sechsten Level und wollte es unbedingt bis in den zehnten schaffen. Es zischte, krachte und knallte aus den Lautsprechern des Fernsehgerätes, an dem die Spielkonsole angeschlossen war.
Kalli war so in dem Spiel drin, dass er das Klopfen an seiner Zimmertür überhörte. Seine Mutter öffnete die Tür, schaute in Kallis Zimmer und sah ihren Jungen vor dem Fernsehgerät sitzen.
„Geh man einfach hinein“, Kallis Mutter schob Litha sanft in Kallis Zimmer, „Kalli hört und sieht jetzt nichts.“ Litha bedankte sich bei Kallis Mutter und setzte sich neben Kalli hin. Erstaunt sah Kalli Litha an, grinste erfreut und deutete an, dass er noch einen Moment brauchte. Litha nickte und schaute Kalli beim Spielen zu. Kalli schaffte den zehnten Level und machte hochzufrieden mit dem Spiel Schluss:
„Guten Morgen“; begrüßte er jetzt seine kleine Freundin. „Ich hatte Langeweile, meine Eltern mussten noch mal weg und da dachte ich, ich guck mal bei dir vorbei“, erklärte Litha Kalli.
Der nickte dem Mädchen zu: „Was möchtest du machen?“
„Sollen wir uns in den Turm setzen und bisschen reden?“ Damit war Kalli sofort einverstanden. Die beiden standen auf und gingen in das Turmzimmer. Litha lümmelte sich bequem in einen Sessel, Kalli kramte in den CDs und legte drei davon auf die Seite und zeigte sie Litha. Kurz darauf erklang die Salzburger Sinfonie, beide mochten die klassische Musik. Aber beide hielten auch eisern ihren Mund darüber, wenn sie sich vorstellten, dass das in der Schule bekannt werden würde.
Kalli und Litha und klassische Musik. Ach du dickes Ei! Litha sagte leise zu Kalli: „Ihr habt das Haus für das Sommerfest fantastisch dekoriert!“
„Du musst das erstmal sehen, wenn die Lichterketten eingeschaltet sind.“
„Das kann ich mir denken.“ Wieder waren die beiden still und hörten der Musik zu. Kalli hatte gerade die zweite CD in den Player gelegt, als es an der Zimmertür klopfte und Kallis Mutter sagte Litha, dass ihre Eltern zurück gekommen sind und sie möchte bitte nach haus kommen.
Litha bedankte sich: „Tschüss, Kalli, bis nach her:“
„Tschüss, Litha, is gut, bis gleich.“Kalli hörte sich den Rest der CD an und spielte dann bis zum Mittagessen an der Spielkonsole weiter.
Kallis Mutter machte das Essen ein wenig unruhig, sie war wie jedes Jahr mächtig aufgeregt wegen dem Fest.„Haben wir auch wirklich nichts vergessen, haben wir genug zu essen da, bestimmt reichen die Getränke nicht, hoffentlich habe ich das richtige Kleid“, so ging es in einem fort.
Sein Vater grinste ihn verschwörerisch an: „Komm, Kalli, wir überprüfen noch mal alles.“ Kalli grinste genauso zurück und die beiden marschierten los. Lichterketten an, Lichterketten aus, Franz machte den Zirkus begeistert mit. Und dann war es endlich soweit, Kalli hatte den Hemdenkragen richtig zu, die Krawatte zugezogen, die Jacke geschlossen und grinste trotzdem noch freundlich. Sein Vater ganz in schwarz mit einem weißen Hemd, aber seine Mutter! Ein herrlich rotes, langes Kleid, der Stoff glänzte, die vielen Lichter reflektierten sich darin. Kalli fand, das seine Eltern spitzenmäßig aussahen und er wie ein Kaspar!
Die ersten Gäste wurden begrüßt, Egon kam mit seinen Eltern, wenig später Simon mit seinen Eltern. Spitzbübisch grinste Kalli die Kinder an, die er von der Schule kannte.
Endlich kam Litha mit ihren Eltern und der Abend war für Kalli gerettet. Litha sah richtig hübsch aus, fand Kalli, sie hatte einen schwarzen, langen Rock an oder war es eine Hose? egal und ein weißes Oberteil dazu. Ihre Haare hatte sie ein wenig aufgetürmt und sah dadurch etwas größer aus, als sie eigentlich war.
Musik klang auf, Gläser klirrten, Lachen hörte man, es wurde wieder ein schönes Fest. Es waren ungefähr zwanzig Kinder mit gekommen und schnell bildeten sich Gruppen daraus und diese tobten durch das Haus. Die Musik wurde flotter und die ersten Tanzpaare drehten sich, Ingeborg und Franz sorgten für Nachschub bei Essen und Trinken, so war alles perfekt.
Kalli stand mit seinen Freunden am linken Treppengeländer und sie unterhielten sich über ihr tolles Abenteuer in dem Gang zur Burgruine. Als Litha Kalli Zeichen machte, er solle mal zu hören. Zwei Frauen hatten sich mit dem Rücken zu den Kindern vor die Treppe gestellt und Kalli hörte jetzt deutlich das Gestänker und Gehetze der Frauen, er verstand nicht alles, was die Frauen meinten, aber er verstand deutlich; alles Angabe, maßlos übertrieben, alberne Dekoration, blöde Musik und viel zu laut. Kalli bewegte sich etwas und wurde dadurch von der einen Frau entdeckt. Die beugte sich zu Kalli und Kalli sah in ein altes, gemeines und faltiges Gesicht, die kleinen schwarzen Augen waren richtig frech und stechend. Durch das dünne schwarze Haar leuchtete die weiße Kopfhaut. Kalli sah die faltige Haut am Hals der alten Frau und schüttelte sich innerlich. Die Frau war nicht nur hässlich, sie roch auch nicht gut.„Und wer bist du“, fragte die alte Frau Kalli giftig und verzog ihren schmallippigen Mund, in dem man jetzt die braunen und ungepflegten Zähne sehen konnte, zu einem zynischen Grinsen. Kalli konnte nicht anders: „Ich bin der Sohn von dem Angeber!“
Und trat einen Schritt zurück, die alte Frau roch wirklich nicht gut.
„Pah“, machte die alte Frau, „das hätte ich mir gleich denken können.“Krumm und schief ging sie dann immer noch meckernd in den Garten. Kalli schüttelte sich, das war ja wirklich eine widerliche alte Frau.
Kalli sah seine Eltern, die ausgelassen tanzten, seine Mutter sah zu ihm herüber, lachte ihn fröhlich an und Kalli wusste augenblicklich, dass seine Mutter über den Vorfall Bescheid wusste. Sie nickte Kalli unmerklich zu und machte wieder eine dieser seltsamen Handbewegungen und schon wirbelten seine Eltern im Tanz davon. Eine Gruppe Kinder stürmte auf Kalli zu: „Wir spielen verstecken, macht ihr mit?“
„Klar“, rief Kalli und war froh über die Ablenkung. Kalli hatte natürlich bei dem Spiel klaren Heimvorteil, er kannte jeden Winkel, der sich zum verstecken eignete.
Irgendwann gingen die ersten nach Haus und langsam wurde es stiller in dem großen Haus. Der Morgen dämmerte schon, als Kallis Eltern die letzten Gäste herzlich verabschiedeten. Kallis Mutter suchte ihren Sohn und fand ihn schlafend in seinem Zimmer und Litha auch. Die Kinder hatten ihre Schuhe ausgezogen, Litha lag im tiefen Schlaf auf Kallis Bett und Kalli schlief in seinem großen Sessel, für seine Beine hatte Kalli einen Hocker dazu geschoben. Kallis Mutter ließ die Kinder schlafen und ging wieder die Treppe herunter und sagte Lithas Eltern, das ihre Tochter tief und fest schläft.
„Gut, lassen wir die Kinder schlafen und gönnen uns jetzt auch noch eine Mütze voll Schlaf“,Tschüss und vielen Dank euch beiden für den herrlichen Abend.Kallis Eltern gingen auch schlafen und Franz und Ingeborg begannen leise aufzuräumen.
Es war schon fast Mittag, als Litha und Kalli wach wurden, Litha musste niesen, die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. „Hab ich vielleicht gut geschlafen“, stellte Kalli überrascht fest.
„Ich auch“, meldete sich Litha fröhlich.
„Was hältst du von einem ordentlichen Frühstück?“ fragte Kalli das Mädchen.
„Eine Tasse Kaffee könnte ich schon vertragen.“
„Ich wasch mir schnell übers Gesicht“, Kalli ging ins Badezimmer.
Litha wartete an der Tür und huschte ins Bad, als Kalli heraus kam. Mit blanken, wachen Augen rutschten die beiden das Treppengeländer herunter und staunten nicht schlecht, alles von dem Fest war schon verschwunden, das Haus war pikobello aufgeräumt wie immer! Sogar der Garten war komplett aufgeräumt!
Sie gingen in die Küche und wurden von Ingeborg herzlich begrüßt, Franz murmelte seinen guten Morgen durch die Zähne. Kaum saßen sie, kamen Kallis Eltern dazu. Es wurde ein angeregtes Frühstück. Irgendwann landete das Gespräch natürlich bei dem bevor stehenden Urlaub.
Kalli wurde von seiner Mutter angesprochen: „Du denkst bitte daran, alles, was du mit nehmen möchtest, heraus zu legen. Damit Franz das Gepäck sortieren kann und alles im Kofferraum unterbringen kann.“Kalli nickte seiner Mutter zu: „Mach ich.“Litha wurde gefragt, wohin ihre Urlaubsreise geht und Litha erzählte begeistert, dass sie diesmal nach Marokko fliegen, in die Nähe von Agadir.
Kalli staunte, was Franz alles in dem Kofferraum des schwarzen Wagens verstauen konnte, unerschütterlich nahm er Koffer, Taschen und auch Kartons entgegen und schwupp, waren diese in dem Kofferraum verschwunden. Seine Muter brachte ihre letzten Gepäckstücke zum Auto und empfahl Kalli. „Bleib nicht allzu lange auf, du weißt, dass wir morgen früh zeitig los fahren möchten.“
„Geht in Ordnung, aber ich schlafe ja sowieso wieder im Auto.“Seine Mutter lachte: „Das stimmt allerdings.“ Etwas merkwürdig fand Kalli, dass auch Franz so mit grinste, als ob er mehr darüber wüsste. Im weggehen hörte Kalli, wie sein Vater Mutter und Franz fragte, was hier so lustig ist.
Kalli kam aus der Garage und ging nach rechts zum Garten, wieder blieb er wie veräppelt stehen, der Garten war eigentlich ein recht schmaler Streifen, der zwar an der ganzen Hauswand lang ging, aber in der Tiefe nur ein paar Meter hatte. Auf dem Sommerfest kam ihm der Garten zehnmal so groß vor, mit all den Menschen darin! Wirklich komisch!?.
So ging ihm das auch öfters mit dem Haus, sicher, es war schon ein großes Haus, aber an manchen Tagen kam ihm das Haus riesig vor. Ach, was soll es, jetzt geht es erstmal in Urlaub! Kalli ging noch mal prüfend durch Schränke und Regale, alles in Ordnung, er hatte nichts vergessen.
Kalli sah Litha aus seinem Zimmer vor der Haustür stehen, er öffnete das Fenster und rief das Mädchen an.Litha schaute hoch und Kalli sagte zu ihr: „Warte bitte einen Moment, ich komme herunter.“
Kalli lief über die schmale Strasse zu Litha und sagte. „Ich möchte doch wenigstens tschüss sagen, wir fahren morgen früh sehr früh los.“
„ Dann wünsche ich dir einen schönen Urlaub.“
„Das wünsche ich dir auch, vielleicht telefonieren wir mal“, Kalli hielt sein Handy hoch.
„Klar, ich melde mich bei dir.“ Litha beugte sich in ihrer typischen Art etwas vor und drückte ihre Wange an Kallis Gesicht und sagte dabei sehr leise tschüss.
„Auch tschüss“, antwortete Kalli etwas heiser und spürte, das Litha etwas in seine Hand schob. In seinem Zimmer öffnete er das flache Kuvert und fand ein Bild von Litha darin!
Franz hielt die Tür des Wagens auf und ließ die Familie einsteigen, Kalli machte es sich zwischen seinen Eltern bequem. Franz lenkte den Wagen zur Bundesstrasse und weiter auf die Autobahn. Obwohl der Wagen schon recht schnell fuhr, merkte man im offenen Fond nichts davon, das ist schon erstaunlich, ging es Kalli durch den Kopf, von dem Fahrtwind müsste man doch etwas spüren?
Kalli schlief und sein Vater drückte einen Knopf an seiner Armlehne, Franz meldete sich, wir können loslegen, gab Kallis Vater die Order an Franz.
„Sehr wohl“, antwortete Franz höflich und beschleunigte den großen schwarzen Wagen mächtig.Halb im Schlaf meinte Kalli Wolken zu erkennen, durch die der Wagen flog, aber vielleicht träumte er auch nur.
Kalli erlebte noch mal den herrlichen Tag mit seinen Freunden und natürlich Litha am Fluss, auf der kleinen Insel und das Beste war natürlich die Nacht im Baumhaus! Sie hatten den ganzen Tag herum getobt, faul in der Sonne gelegen, von den leckeren Sachen geschmaust, die ihnen ihre Eltern eingepackt hatten. Ingeborg hatte Kalli zusätzlich für jeden Nachtisch mitgegeben. Litha war ganz zappelig und fragte Kalli dauernd, was es denn für ein Nachtisch war. Kalli zuckte mit den Schultern, ich habe keine Ahnung. Beim Mittagessen stellte Kalli die vier Behälter zu den anderen Sachen, Ingeborg hatte jeden Behälter mit einem Zettel markiert. Litha strahlte, sie hatte ihren Lieblingspudding bekommen, auch Egon schnaufte hocherfreut, Karamell! Simon zeigte voller Freude seinen Nachtisch: Vanille!
„Und du“, was hast du bekommen“, wurde Kalli von den drei Kindern gefragt.Kalli lachte laut auf: „Rote Grütze mit Sahne, wetten!“Er öffnete den Behälter – rote Grütze mit flüssiger Sahne! Die Kinder verputzten froh gelaunt das Essen und reinigten die Behälter und die Bestecke im Fluss. Es folgte eine ausgedehnte Ruhephase. Nach dem Abendessen bauten sich die vier ihre Betten, was etwas schwierig war, weil das Baumhaus so groß nun auch wieder nicht war. Kalli machte dann etwas genervt den Vorschlag: „Simon und Egon gehen solange raus, bis Litha und ich unsere Betten gebaut haben, dann gehen wir raus und ihr beide baut euere Betten.“Es wurde eine wunderschöne, ruhige Nacht.
Der Fluss rauschte einschläfernd, ab und zu hörte man einen Vogel verschlafen fiepen oder ein kleines Tier rascheln. Die vier schliefen den Schlaf der Gerechten. Simon wurde als erster wach, die Sonne schien durch eine Ritze in der Wand genau in sein Gesicht. Er sah auf seine Armbanduhr, gleich schon halb neun! Leise und vorsichtig schälte sich Simon aus seinen Schlafsack, leise quietschte die Luftmatratze unter ihm. Er stieg über Kalli und Egon hinweg, schnappte sich seinen Kulturbeutel und ging zum Fluss herunter. Kalli drehte sich um und sah dabei, dass Simon aufgestanden war und stand ebenfalls auf und ging runter zum Fluss.
Auf halben Weg hörte er ein vertrautes Geräusch, das war doch das große Auto! Kalli schlich zum Rand der Trauerweide und spähte vorsichtig durch die Blätter und sah, wie Franz einen großen Korb aus dem Kofferraum nahm und jetzt zur Trauerweide herunter kam. Franz wünschte Kalli einen guten Morgen: „Schönen Gruß von deinen Eltern!“Und wies auf den großen Korb – Frühstück. Schon steckte Egon seinen Kopf aus dem Baumhaus: „Frühstück, habe ich Frühstück gehört.“So schnell war Egon noch nie aus dem Baumhaus geklettert, seine Morgenwäsche erledigt und saß schon an der Decke, die Franz ausgebreitet hatte.
Der Duft der frischen Brötchen, von dem heißen Kakao weckte auch Litha, mit noch kleinen Augen kletterte sie aus dem Baumhaus, sagte artig guten Morgen zu Franz und den Jungs und ging zum Fluss herunter.
Egon konnte es kaum noch abwarten, bis endlich alle um die Decke saßen, dann aber biss Egon erleichtert in das frische Brötchen. Franz brachte eine weitere Isolierkanne mit heißen Kakao aus dem Wagen, für Litha hatte er sogar Orangensaft mitgebracht. Zum Schluss stellte Franz eine größere, verschlossene Schüssel mitten auf die Decke, nahm den Deckel ab und alle vier strahlten, - Obstsalat!
Kalli rieb sich die Augen, da saßen doch zwei, ihm unbekannte Typen, auf den gegen über liegenden Plätzen und die sahen nicht sehr freundlich aus. Kalli schlief wieder ein und hörte nicht, wie sein Vater zu den beiden etwas unangenehmen Typen sagte: „Entweder so, wie ich es vorgeschlagen habe oder gar nicht!“ Seine Mutter saß etwas angespannt auf ihren Platz und wartete ungeduldig auf die Antwort der Mitarbeiter der Zentrale. Es dauerte und dauerte, der eine Typ nahm sein Handy und sprach in einer seltsamen Sprache hinein. Die beiden Typen sahen sich kurz sehr intensiv an: „Die Zentrale akzeptiert eueren Vorschlag.“
Pure Erleichterung stand in den Gesichtern der Ronners.
Kalli wurde von dem heftigen Rumpeln des Wagens wach und sah, dass sie sich schon auf der schmalen Uferstrasse fuhren, die von dem kleinen Hafen zu dem Landhaus führte. Kalli drehte sich um und konnte gerade noch einen kurzen Blick auf das Segelboot von seinem Vater werfen.
Kurz und heftig erschrak Kalli, seine Eltern, die seltsamen Typen, schnell sah er zu seiner Mutter und seinem Vater, aber die beiden lachten ihn wie immer freundlich an: „Gut geschlafen, gleich sind wir schon da.“
Kalli nickte: „Ich weiß, ich habe noch den Hafen sehen können.“
Unendlich beruhigt lehnte sich Kalli in das weiche Polster zurück. Wahrscheinlich war es wirklich nur ein blöder Traum gewesen.Aber als sie aus dem Wagen stiegen und Kalli Pepe und Felicitas an der Hauswand stehen sah, wusste er, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
Er sah schnell zu seinen Eltern und erschrak, das Gesicht seiner Mutter war so starr wie eine Maske und sein Vater sah plötzlich richtig zum fürchten aus. Ein sehr grimmiger, entschlossener Mann war sein Vater geworden, keine Spur mehr von dem freundlichen, lieben Vater. Kalli sah Franz sehr schnell das Gepäck ins Haus schaffen und erschrak heftig, dass war nicht mehr der Franz, den er kannte und so sehr mochte. Franz sah aus, wie, wie, wie ein Krieger!
Seine Mutter nahm Kalli an die Hand und ging sehr schnell mit ihm ins Haus. Franz verschloss die Haustür sehr sorgfältig, Kalli fiel auf, das er noch nicht mal seinen heißgeliebten Wagen mit der Plane abdeckte.
„Was ist eigentlich los“, fragte Kalli entgeistert, er erhielt keine Antwort. Seine Eltern gingen rasch von Fenster zu Fenster, von Zimmer zu Zimmer und jedes Mal machten sie diese seltsamen Handbewegungen. Nach einer Weile kamen sie zu Kalli und Franz und Pepe und Felicitas zurück, nickten ihnen zu und Kalli sah, wie sich die drei sichtlich entspannten.
Jetzt nahmen seine Eltern Kalli in ihre Mitte und gingen in das große Wohnzimmer, komm setz dich hin, wir müssen dir etwas erklären. Staunend hörte Kalli seinen Eltern zu und staunte immer mehr und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nach einer seltsamen, unruhigen, von fremden Geräuschen und nie gesehenen Lichtern und Schatten durchbrochenen Nacht folgte endlich ein ganz normaler Morgen.
Felicitas hatte ein prächtiges Frühstück zu bereitet, die Brötchen dufteten, der Kaffee und der Kakao auch. Die Stimmung im Haus war wieder ausgelassen und heiter, selbst Franz lächelte, wenn auch sehr sparsam. Sein Vater schlug vor, morgen zu einem mehrtägigen Segeltörn zu starten, was Kalli sofort ganz toll fand. Er hatte mit seinem Vater schon so einen Segeltörn mit dem tollen Segelboot gemacht, das war vielleicht eine Show gewesen!
Seine Mutter und Franz lehnten wie immer dankend ab, seine Mutter hatte angeblich viel zu erledigen und Franz hatte es mit so viel Wasser nicht. Den ganzen Tag fuhr Franz mit dem Auto zwischen Haus und Hafen hin und her und brachte all die Sachen auf das Boot, die so gebraucht wurden. Zum Schluss packte Franz ein sehr großes Paket in den Kofferraum des Wagens und Kalli rätselte, was das wohl sein könnte. Sein Vater lachte ihn geheimnisvoll tuend an, auf dem Boot wirst du es sehen!
Nach dem Frühstück und herzhaften drücken von seiner Mutter, fuhr Franz Kalli und seinen Vater zum Hafen herunter und Kalli grinste innerlich wie immer, wenn er den Namen des Segelbootes sah: Selbo! Seine Eltern hatten ihm erklärt, warum das Boot diesen seltsamen Namen bekommen hatte. Als kleiner Junge konnte er nicht Segelboot sagen, sondern nur Selbo! So kam das schöne Schiff zu dem ungewöhnlichen Namen.
Kalli war darauf stolz wie Oskar! Sein Vater überprüfte Proviant, Wasservorrat, Treibstoff, das Navi und den Sprechfunk. Sah nach dem Rettungsfloß und der Signalpistole, sowie den Leuchtraketen, alles in Ordnung: „ Danke, Franz, alles bestens, du kannst jetzt die Leinen losmachen.“
Franz winkte Kalli zu und sein Vater steuerte das Boot mit dem Hilfsmotor aus dem kleinen Hafen. Der schwache Wind erreichte nicht den gut geschützten Hafen, so dass das Boot immer mit dem Motor hinaus fuhr. Sein Vater tuckerte gute zwei, drei Seemeilen auf das offene Meer und setzte dann die Segel. Der schwache Wind erlaubte das Setzen der Genuafock und anschließend zogen die E – Motoren das Großsegel hoch, der schwache Wind füllte kaum die großen Segel, aber ganz langsam nahm die „Selbo“ Fahrt auf.
Die „Selbo“ lag auf Kurs Westen, ließ auf Steuerbord die Inseln hinter sich und drehte auf Süd. Kalli wusste, dass ihr Ziel diesmal die Kapverdischen Inseln waren und den Hafen in Praia anlaufen. Von dort dann nach Norden bis zu den Azoren und zurück nach Haus. Sein Vater zeigte sich über den anhaltend schwachen Wind etwas enttäuscht, wenn das so weiter geht, müssen wir den Motor anwerfen. "Vielleicht sollten wir weg von der Küstennähe, draußen erwischen wir dann mehr Wind, schlug Kalli vor.
Als wenn sein Vater nur darauf gewartet hatte, wirbelte er das Ruder herum und brav drehte die „Selbo“ ihren Bug nach Westen. E dauerte nur ein paar Seemeilen und Kalli spürte, das der Wind kräftiger blies und vor allem gleichmäßiger. Jetzt zeigte die „Selbo“, was sie drauf hatte, leicht legte sie sich auf den Backbordbug, das Focksegel und das Großsegel blähte sich auf und das Segelboot nahm richtig Fahrt auf.
Wir segeln bis 20° Nord und halb bis 40° West, bekam Kalli von seinem Vater bescheid und grinste still in sich hinein, die nautischen Daten packte sein Vater nie, aber da er wusste, dass sie ein gutes Navi – Gerät an Bord hatten, machte er sich keine großen Sorgen. Das Gerät konnte sein Vater immerhin richtig bedienen. Gegen Mittag schaltete sein Vater den Autopilot ein und sie setzten sich ins Heck und packten die Behälter aus, auf denen erstes Mittagessen stand.
Das war nötig, weil sein Vater sonst einfach irgendetwas griff und dadurch kamen zu oft sehr seltsame Gerichte zustande, die nicht immer gut schmeckten. Das einzige, was sein Vater sagenhaft konnte, war Fisch grillen und darauf freute sich Kalli schon.
Nach einer angemessenen Ruhepause nach dem Essen, holte Kallis Vater die Angelruten, gab seinem Sohn eine, mit der anderen setzte er sich auf die Backbordseite, während Kalli seinen Angelhaken von Steuerbord in das Wasser warf. Es dauerte nicht lange, da rief sein Vater triumphierend, dass ist doch wohl mal ein Fisch! Kalli befestigte seine Angel an der Bordwand und ging zu seinem Vater herüber. Sein Vater hatte einen prächtigen Gelbflossenthunfisch gefangen, der Fisch brachte bestimmt um die 15 kg auf die Waage und Kalli freute sich unbändig auf die Thunfischsteaks, die sein Vater auf dem Grill so prächtig herrichten konnte.
Kalli räumte die beiden Angeln weg und sein Vater machte sich über den Fisch her. Es war für Kalli eines der schönsten Essen überhaupt, zusammen mit seinem Vater auf dem Boot, herrliches Wetter, ein toller Sonnenuntergang kündigte sich an und der gegrillte Thunfisch war traumhaft.
Kalli verschwand auffallend früh in seiner Koje, er war so richtig schön müde. Sein Vater wünschte Kalli eine gute Nacht, ging zum Ruder und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Er schaltete den Auto – Pilot aus, fasste das Ruder, sah nach den Segeln und machte einige schnelle Handbewegungen und bewegte dabei lautlos seine Lippen. Sofort wurde der Wind wesentlich kräftiger, die „Selbo“ legte sich etwas mehr auf die Seite und durchpflügte mit schäumender Bugwelle das dunkle Wasser.
Die Augen des großen, schlanken Mannes leuchteten vor Vergnügen.
Die Sonne lachte Kalli durch das schmale Kajütenfenster ins Gesicht, er warf die Decke weg und da hörte er schon seinen Vater rufen: „Reise, Reise, nach alter Seemannsweise….!“
Kalli schüttelte sich vor Lachen, sein Vater versuchte es immer wieder, aber singen konnte er wirklich nicht! Die Zeit verging für Vater und Sohn so was von angenehm, das Kalli beinah enttäuscht war, als die Insel vor ihnen auftauchten und sein Vater das Boot in den Hafen lenkte. Sie waren hier schon bekannt, die Nacht verbrachten sie in einer kleinen Pension, die Wirtin machte ihnen ein einfaches, aber sehr leckeres Abendessen. Am nächsten Morgen machten die beiden einen kleinen Rundgang durch Praia. Kalli wusste es aus der Schule, das die Inseln ziemlich genau gegenüber von Mauretanien und dem Senegal lagen, gerade mal so um die vierhundert Seemeilen entfernt.
Die „Selbo“ umrundete mit ihrer Backbordseite die Kap Verde und steckte ihren Bug Nordwärts in die Wellen. Sie hatten Glück mit dem Wind, der stetig und warm aus Osten kam. Sein Vater erklärte ihm, dass das, so schön es wie für sie als Segler mit dem Wind war, äußerst schlecht für die Inseln war. Der Wind trocknete die ohne hin schon dürren Inseln noch weiter aus.
Es wurde ein richtig schöner Segeltörn bis zu den Azoren, vorbei an den Kanarischen Inseln und vorbei an Madeira. Die „Selbo“ segelte zwischen den Inseln der Azoren und drehte dann auf Ostkurs und Kalli wurde von seinem Vater gefragt: „Sollen wir Lissabon anfahren oder Kurs auf Heimat nehmen?“
Kalli überlegte einen Moment, er kannte Lissabon schon: „Kurs auf Heimat, Käptn!“ Kallis Vater machte den Spaß mit: „Aye, Aye, Sir!“ Lachend legte Kalli seinen Arm auf die Schultern seines Vaters.
Franz stand schon mit dem Auto an der kleinen Pier in dem kleinen Hafen, in dem jetzt die „Selbo“ langsam hinein tuckerte. Auf der kurzen Fahrt zum Landhaus setzte sich Kalli neben Franz in die Chauffeurloge, wie Franz seinen Arbeitsplatz scherzhaft zu benennen beliebte.
Kalli staunte, wie immer, wenn er denn mal neben Franz sitzen durfte, über die vielen Knöpfe, Hebel und Schalter und starrte fasziniert den mächtige Schaltknüppel an, die wie eine dicke Eisenstange auf dem Getriebetunnel saß. Voller Begeisterung erzählte Kalli Franz von dem Segeltörn mit seinem Vater. Franz hörte freundlich und höflich Kalli zu, er konnte dem einfach nichts abgewinnen. Aber da Franz ein höflicher Mensch ist, zeigte er sich Kalli gegenüber sichtlich beeindruckt und staunte gebührend über die Schilderung von Kalli. Jubelnd fiel Kalli seiner Mutter u den Hals, es war ganz, ganz toll! Und jetzt gehe ich schwimmen, gut, eine Runde schaffen wir noch vor dem Abendessen.
Kalli rannte ins Haus, zog sich die Badehose an und sprang mit angezogenen Knien ins Wasser. Das durfte er, weil seine Mutter am anderen Ende des Schwimmbeckens stand. Kalli schwamm in ruhigen Zügen auf seine Mutter zu, Seine Mutter küsste ihn zärtlich und gemeinsam schwammen sie ihre Runden, bis Felicitas zum Abendessen rief.
Kalli ging in sein Zimmer und zog sich um, nahm sein Handy und rief Litha an, erfreulich schnell kam die Verbindung zustande und Kallis Herz bubberte, als er Lithas Stimme hörte. Litha erzählte begeistert von ihrem Urlaub in Marokko und Kalli schilderte den Segeltörn mit seinem Vater. Litha versprach Kalli, dass sie sich als nächste melden würde und sagte leise tschüss.
Während des Essens fiel Kalli wieder das große Paket ein, das Franz zum Boot gebracht hatte und fragte seinen Vater neugierig danach: „ Was war eigentlich mit dem großen Paket?“ Sein Vater schlug sich mit der flachen Hand gegen seine Stirn: „Entschuldige bitte, Kalli, habe ich total vergessen. Es ist ein neuer Spinnacker, den wollte ich mit dir zusammen ausprobieren!“
„Können wir bestimmt noch nach holen, was meinst du?“
„Klar“, kam es sofort von einem Vater. Kallis Mutter schüttelte im gespielten Entsetzen ihren Kopf, das die langen dunklen Haare nur so herum flogen: „Meine beiden Männer!“ Kalli war mit seinem Vater so in der technischen Abwicklung des Spinnackers vertieft, dass er den Einwand seiner Mutter gar nicht hörte. Felicitas hatte aus dem Thunfisch ein sagenhaftes Essen zu bereitet, so gut, dass Kalli in schwanken geriet, was nun besser war, der gegrillte Fisch von Vater oder das Gericht von Felicitas
.Die kleine Familie genoss den herrlichen Abend im Garten am Pool. Felicitas huschte hin und her und versorgte ihre Herrschaften mit Getränken und überirdisch leckeren Tapas. Jeder, der diese Köstlichkeit in Spanien schon mal probiert hat, kann das bestätigen. Kallis Eltern hatten sich für einen Rotwein entschieden, während Kalli sich die unterschiedlichsten Fruchtsäfte bringen ließ. Felicitas kannte eine Menge verschiedener Fruchtsäfte. Wie dunkelblauer Samt wölbte sich der Nachthimmel über das Haus, sternenübersät, mit einem großen gelben Mond, als Kalli zwischen seinen Eltern ins Haus ging. Schläfrig sagte er ihnen gute Nacht.
Die zweite Woche wurde, bis auf einen Tagesausflug nach Santa Cruz zum Einkaufen, herrlich faul verbummelt. Frühstücken, faulenzen, schwimmen Mittagessen, faulenzen, schwimmen, Abendessen faulenzen, schlafen gehen.
Seine Eltern sprachen Kalli an einem Abend nach dem Abendessen wegen seiner neuen Schule nach den Ferien an. Kalli hörte nur mit halbem Ohr zu.„Wird schon klar gehen“, murmelte er faul seine Antwort. „Wir müssen uns überlegen, ob du jeden Tag nach der Schule nach Hause kommen willst oder nur am Wochenende“, fuhr seine Mutter etwas hartnäckig weiter.
Jetzt wurde Kalli doch etwas munterer, was war das mit nach hause und nur Wochenende? Kalli setzte sich aufrecht hin und schaute seine Eltern etwas erschreckt an: „Wieso nur am Wochenende nach hause?“, fragte er unsicher.„Kalli, wir haben dir doch gesagt, das die Schule etwas weit entfernt ist, wenn du jeden Tag nach Hause kommen willst, ist das in Ordnung, es wird nur sehr spät. Eigentlich hatten wir uns doch so geeinigt, dass du von Montag bis Freitag in der Schule bleibst und einer von uns dich Freitag nach der Schule ins Wochenende holt.“
Kalli fiel es dunkel wieder ein, da war doch was gewesen. Er sah nicht, wie sich seine Eltern ansahen und beide schnelle Handbewegungen machten.
„Gut“, machen wir es so“, entschloss sich Kalli. „Gut, prima, dann wäre das auch geregelt“; freuten sich seine Eltern.
Am Sonntag fuhr Franz Kalli und seine Vater zu dem kleinen Hafen, reichte einige Behälter vom Auto ins Boot und sah zu, wie die „Selbo“ aus dem Hafen tuckerte. Sobald das Boot aus dem Windschatten der Felsen kam, packte der Wind kräftig zu.Sein Vater freute sich über die frische Brise sehr. „Jetzt können wir den Spinnacker ausprobieren!“ Kalli rieb sich vor Freude die Hände, er wusste, dass die „Selbo“ mit viel Wind gut zu recht kam. Die „Selbo“ führte nur die normale Fock und ein kleines Segel am zweiten Mast. Der Spinnacker wurde am Spinnackerbaum befestigt, dickere Leinen wurden belegt. Kalli wurde von seinem Vater fragend angesehen, kann los gehen, gab Kalli bescheid. Kallis Vater setzte die beiden E – Motoren in Gang und Kalli staunte über das sich in dem Wind entfaltende Segel, dass war ja mal ein Riesending. Jetzt packte der Wind richtig zu und Kalli hatte das Gefühl, der Wind hebt die „Selbo“ aus dem Wasser.
Das Segelboot machte mächtig Fahrt und sein Vater schlug vor: „Einmal um die Inseln?“ Kalli nickte begeistert.
Franz holte sie mit dem Auto vom Hafen ab, Kalli war so müde, dass er auf dem kurzen Stück fest einschlief und so nicht merkte, dass Franz den Wagen anhielt und sich mit seinem Vater sehr intensiv unterhielt.Sein Vater hörte sehr konzentriert zu, nickte paar Mal: „Genauso machen wir es!“ Eine tiefe Zornesfalte hatte sich zwischen den sonst so freundlichen Augen von Kallis Vater gebildet, auch Franz schaute sehr grimmig auf die schmale Strasse.
Als Franz den großen Wagen vor dem Haus abbremste, wurde Kalli wach: „Mensch, war ich auf einmal müde!“ Sein Vater grinste ein wenig gequält: „Wind und Wellen sind schon anstrengend.“ Kalli sah seinen Vater und Franz scharf an. „Was ist los?“ Sein Vater sah kurz Franz an, der nickte und sein Vater sah ihn fest in die Augen: „Wir haben wieder Probleme mit dem, von dem wir dir erzählt hatten. Erinnerst du dich?“„Natürlich erinnere ich mich daran, es war unangenehm, sehr unangenehm!“„Richtig und jetzt sind Franz, deine Mutter und ich endgültig entschlossen, dem Spuk ein Ende zu machen.“
„Das ist gut und was muss ich machen?“ Für einen kurzen huschte ein stolzes Lächeln über das Gesicht von Franz, als wenn er sagen wollte, ich hab doch gewusst, der Junge packt es. Sein Vater und Franz nahmen Kalli in die Mitte und gingen zu dem kleinen Anbau links vom Haus. An der Rückwand drückte sein Vater, dann Franz und wieder sein Vater an verschiedenen Mauersteinen und plötzlich senkte sich ein Stück der Mauer völlig lautlos in den Boden. Kalli riss die Augen auf, ein riesiger, hell erleuchteter Raum öffnete sich. Er sah zum Teil wie ein super modernes Labor aus, ein Teil wie eine Werkstatt und der Rest wie ein Waffengeschäft!
Die zwei Männer gingen jetzt sehr schnell und konzentriert an die Arbeit, Geräte wurden eingeschaltete, Maschinen surrten, viele Kontrolllampen blinkten, in einigen Glasbehältern fing es an zu blubbern und Kalli stand mit offenem Mund da und staunte. Franz winkte Kalli zu sich: „Hör bitte genau zu!“Kalli sah Franz an und Franz drückte ihm ein Gerät in die Hände, das aussah wie eine große Taschenlampe mit Handgriff.Franz erklärte schnell, aber verständlich: „Halte das Gerät wie eine Wasserpistole und genau so löst du es auch aus, ok?“
Kalli nickte und Franz fuhr fort: „Versuche in der Nacht alles zu treffen, was außer uns noch im Haus oder draußen herum auftaucht!“ Kalli nickte Franz zu, dass habe ich verstanden.
„Gut, prima“ Franz strich Kalli ganz kurz über den Kopf und verschwand wieder in der Tiefe des großen Raumes. Kalli erschrak zutiefst, als er seinen Vater auf sich zu kommen sah, wo war sein freundlicher und lieber Vater geblieben? Da kam ein furchteinflößender, großer Mann auf ihm zu, Kalli wusste im Moment nicht, wie er seinen Vater beschreiben sollte, er sah aus wie, wie ein Krieger!! Er trug an einem Gürtel einige Dinge, die sicher Waffen waren, auf dem Rücken sah Kalli ein Rohr ähnliches Gerät und in beiden Händen jeweils ein ähnliches Gerät, wie er es von Franz bekommen hatte. Wieder erschrak Kalli, Franz sah womöglich noch grimmiger aus, als sein Vater!
Franz trug noch mehr Waffen bei sich, aber mit denen konnte Kalli überhaupt nichts anfangen. Oh, weia, dachte Kalli, mit den beiden Männern möchte ich keinen Streit haben!
Franz fragte Kalli: „Alles in Ordnung bei dir?“ Kalli konnte nur nicken. Dann los, die drei verließen den großen Raum, das Licht verlosch, die Tür schloss sich so lautlos wie sie sich geöffnet hatte, an der Wand war jetzt nichts mehr zu sehen.Bevor sie das Haus betraten, machte sein Vater zusammen mit Karl wieder einige seltsame Handbewegungen, Kalli konnte sehen, dass beide Männer dabei lautlos Worte murmelten. Kalli staunte immer mehr, über das Haus wölbte sich jetzt eine blau silbern schillernde Kuppel, Franz grinste Kalli verschmitzt an, unsere Alarmanlage! Sein Vater schloss die Haustür sehr sorgfältig und versah sie ebenfalls mit einem bläulichen Licht.
Seine Mutter kam die Treppe herunter und Kalli erschrak wieder, auch seine liebe Mutter war zu einer Kriegerin geworden! Franz sagte zu ihr. „Kalli weiß Bescheid!“ Seine Mutter beugte sich zu ihm und küsste ihn auf die Stirn: „Jetzt schaffen wir es und zwar endgültig!“ Franz wies Kalli einen Platz auf dem Treppenpodest zu, seine Mutter sicherte den linken Hausteil, sein Vater postierte sich nach rechts. Franz kam die Treppe hoch, grinste Kalli an: „Ich bin die fliegende Kavallerie!“ und weg war er. Es wurde ruhig im Haus und Kalli dachte schon an falschen Alarm.
Mir einem Mal wurde es kalt, scheißekalt in dem Haus und Kalli hörte seine Mutter: „Kalli, aufpassen, es geht los:“ Kalli hörte seltsame Geräusche, der er vorher noch nie gehört hatte, wütende, gemeine Geräusche und sein Finger löste wie von alleine den ersten Schuss aus seiner Waffe und das schattenhafte Ding links neben dem Fenster fiel kreischend in sich zusammen und war weg.
Kalli schaute für einen winzigen Moment verblüfft, hörte von seiner Mutter, prima, Kalli und er schoss schon wieder. Mit grässlichem Gekreische verschwanden diese unheimlichen Dinger nach dem Treffer in einem nichts! Vor sich hatte Kalli im Moment Ruhe und er sah zu seiner Mutter herüber und erschrak heftig. Da waren gleich drei von diesen Dingern und attackierten seine Mutter heftig! Sein Schuss ging wie von selbst los und seine Muter sah ihn für einen winzigen Augenblick sehr stolz an. Kreischend verschwand das zweite Ding und mit einer blitzschnellen Bewegung machte seine Mutter dem dritten Ding den Garaus. Die hässlichen, nervenden Geräusche sind etwas weniger geworden und Kalli sah nach rechts, sein Vater war nicht zu sehen, erschreckt sah Kalli zu seiner Mutter und sah etwas fantastisches!
Seine Mutter schwebte über dem Fußboden und drosch auf irgendetwas heftig ein! Kalli richtete seine Waffe auf das Ding unterhalb seiner Mutter und drückte ab. Die Wirkung war verblüffend, seine Mutter fiel mit einem leisen Schrei auf den Boden und das von Kalli getroffene Ding richtete sich auf und wurde groß und größer. Schemenhaft konnte Kalli so etwas wie ein äußerst grässliches Ungeheuer erkennen! Fast wie bei dem Spiel auf der Spielkonsole, durchschoss es ihm und drückte ab und hielt den Abzug fest! Heulend, fauchend, kreischend wälzte sich das grässliche Ding unter dem Beschuss von Kallis Waffe. Kalli sah nicht, das seine Mutter mit vor Staunen weit offenem Mund zu sah.
Genau wie Franz und sein Vater, beide Männer sahen mächtig ramponiert aus. Mit einen röhrendem Schrei schrumpelte das Ding zu einer kleinen Kugel zusammen und explodierte unter dem Beschuss mit einem mächtigen Knall! Verdutzt schaute Kalli hoch, seine Eltern und Franz klatschten lautem Beifall, seine Mutter nahm ihn in die Arme und drückte und herzte ihn wie noch nie zuvor!
Sein Vater drückte ihn kurz und kräftig: „Danke, mein Sohn, vielen Dank!“
Franz lachte ihn an, dass Kalli ganz von der Rolle wurde: „Du warst großartig, willkommen im Kreis der Kämpfer!“ Kalli schaute seine Eltern und Franz an: „ Ist ja alles gut und schön, aber jetzt habe ich einen Mordshunger!“
Mit einem Schlag war die Anspannung weg und seine Eltern und sogar Franz lachten schallend. „Du bist richtig, mein Junge!“ Seine Mutter sagte, immer noch lachend: „Ich werde mal nach Felicitas schauen.“Kalli schaute seinen Vater, Franz und sich selbst an, nichts war mehr zu sehen, keine Waffen, kein schimmernder Körperschutz, die Kleidung war wie vor dem Kampf, nichts deutete auf irgendetwas hin als auf einen normalen und gemütlichen Abend! Seine Mutter kam mit Felicitas zurück, Felicitas machte einen mächtig verwirrten und ein bisschen ängstlichen Eindruck, neugierig schaute sie sich um. Kallis Mutter erklärte allen: „Ich habe Felicitas gesagt, dass das, was sie heute Abend erlebt und gesehen hat, ein trockenes, schlimmes Gewitter was. Diese Art von Gewitter bauen eine hohe elektrische Spannung auf und die Blitze sind viel gefährlicher als bei einem normalen Gewitter!“
„Es ist schon spät in der Nacht, reicht es euch, wenn ich ein paar Tapas herrichte?“ Fragte Felicitas leise und von allen kam sofort die Zustimmung. Die Frau huschte zurück in die Küche und schon bald kam der leckere Geruch von frisch gebackenem Brot, Bratenduft folgte und schon trug Pepe das erste Tablett voller Leckereien zum Esstisch, um den die Familie und Franz schon erwartungsvoll saß.
Alle griffen herzhaft zu und Pepe brachte Wein, Bier und Säfte. Bevor das nächste Tablett von Pepe heran gebracht werden konnte, war das erste leer gefuttert. Kalli rief etwas überdreht: „ Jetzt werfe ich zehn Oliven nach einander in die Luft und wenn ich alle mit dem Mund fange, bekomme ich etwas ganz tolles von euch alle!“
Das zweite Tablett war leer gefuttert und erst beim dritten Tablett sagte Kalli: „War das lecker und jetzt bin ich satt.“Die drei Erwachsenen lachten wieder schallend und auch bei Pepe und Felicitas sah man das erste vorsichtige Lächeln.
Kalli stand satt und unendlich zufrieden vom Tisch auf, irgendwie kam er sich größer vor, aber das ging ja eigentlich nicht. Kein Mensch wird in ein paar Stunden größer! Kalli schlief bis Mittag, er wurde von seinem Handy geweckt, Litha rief ihn aus Marokko an! Sie erzählte Kalli, das sie einen wunderschönen Urlaub hatten, sie ist auf einem Kamel geritten, ist mit Geländewagen in die Wüste gefahren, an dem Strand war es herrlich und sie hat surfen gelernt Das Mädchen sagte Kalli noch, dass sie morgen nach Hause fliegen und Kalli sagte zu ihr: „Dann sehen wir uns Samstag?“
„Ich freu mich darauf.“ Tschüss, tschüss und tschüss ging es hin und her! Kalli kam frisch und munter aus seinem Zimmer, er kam sich immer noch größer vor, aber da seine Klamotten noch gut passten, konnte es ja nicht sein. Er lief seiner Mutter in die Arme und wurde von ihr ganz lieb begrüßt. „Ich wollte vor dem Mittagessen noch eine Runde schwimmen, kommst du mit?“
Und ob Kalli wollte: „Ich zieh mir schnell die Badehose an.“
„Gut, ich geh schon mal an den Pool:“Seine Mutter streichelte ihm noch schnell über den Kopf und ging die Treppe herunter. Kalli holte seine Mutter noch vor dem Pool ein und mit einem schrillen Schrei sprang Kalli in das Wasser. Hoch spritzte das Wasser und dann schwamm Kalli brav neben seiner Mutter. Felicitas hatte heute Kaninchen in Knoblauch gekocht, Kalli haute rein, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen. Zwischen durch erzählte Kalli von dem Anruf von Litha und was das Mädchen alles im Urlaub erlebt hatte. Morgen fliegen sie nach hause.
„Dann könnt ihr euch ja am Wochenende noch sehen“; sagte seine Mutter. Kalli nickte fröhlich mit vollem Mund. Die letzten Nächte durfte Kalli wieder in seinem Anbau schlafen, nachdem seine Mutter bei ihm durch gesetzt hatte, dass die Durchgangstür offen blieb. Nach der Mittagspause stand urplötzlich Franz vor Kalli, der sich faul auf seiner Liege lümmelte: „Wenn es dir nicht zu viel wird, möchte ich dir gerne etwas zeigen.“
„Klar“, Kalli sprang auf, wenn Franz so etwas sagte, was es oder wurde es immer prima. Arg gespannt ging Kalli neben den großen Mann bis zu dem Anbau, in dem sich die Vorräte befinden. An der Ecke blieb Franz stehen und winkte Kalli herum. Wie von Donner gerührt blieb der Junge stehen. Da standen doch tatsächlich drei Quads, auf einem saß schon sein Vater und gab mächtig Gas.
Franz zeigte auf das mittlere Motorrad: „Das ist deins!“ Breit grinsend sahen die beiden Männer den völlig überraschten Jungen an: „Wieso, warum?! Stotterte Kalli.
„Weißt du nicht mehr? Die zehn Oliven? Lachten sich die beiden Männer kaputt. Kalli stieg auf das vierrädrige Motorrad und erhielt von Franz eine kurze Einleitung. Kalli legte den ersten Gang ein und bretterte los, eine mächtige Staubfahne hinter sich her ziehend. Aber schnell wurde er von seinem Vater und Franz eingeholt und Franz zeigte, dass sie ins Gelände wollen. Kalli nickte begeistert und folgte Franz dicht auf. Dreckig und verschwitzt kamen die drei abends zurück und Kallis Mutter schrie entsetzt auf: „Was habt ihr beiden mit Kalli gemacht?
Die beiden Männer lachten laut, wir drei waren mit den Motorrädern unterwegs und Kalli hüpfte bei den Worten vergnügt herum: „Das war doch mal eine gewaltige Schau, eine ganz gewaltige Schau.“ Abends, kurz vor dem schlafen gehen, dachte Kalli, das mit den Quads muss ich noch Litha sagen, sonst kann ich überhaupt nicht schlafen, obwohl ich müde bin wie ein Hund.
Er sah auf die Uhr, da schicke ich lieber eine SMS.
Dann war auch schon der Abreisetag da und Franz schleppte zusammen mit Pepe Koffer, Taschen und Pakete zum Auto und verstaute alles in dem Kofferraum. Kalli saß wieder zwischen seinen Eltern, aber irgendwie passte der Platz nicht mehr! Franz war mit dem Wagen gerade auf der Zubringerstraße, da fragte Kalli: „Kann ich mich auf die vorderen Sitze hinlegen?“
„Klar“, sagten seine Eltern wie aus einem Mund. Zu hause angekommen, versank Kalli in der weichen Wärme von Ingeborg, die ihn gar nicht mehr los lassen wollte. Japsend machte Kalli Ingeborg darauf aufmerksam, dass er ab und zu Luft brauchte.
Seine Eltern lachten und Ingeborg gab Kalli mit rotem Kopf frei.Kalli stand schon ziemlich früh am Fenster und schaute erwartungsvoll zum Haus von Litha herüber. Er war ungeduldig, er wollte doch unbedingt Litha von seinem Urlaub erzählen und er wollte noch viel mehr von Litha hören.
Er lehnte sich gegen die Fensteröffnung und sah dem Bäckerjungen nach, der die frischen Brötchen ausfuhr.
Kalli grinste still vor sich hin, die Brötchenschlacht während des Schulfestes in seinem dritten Schuljahr war nicht von schlechten Eltern. Kalli wollte ein Brötchen essen, aber irgendwie roch das Brötchen schlecht, er warf es in den Abfalleimer, andere Kinder machten es Kalli nach, die Brötchen schmeckten schlecht. Litha verzog ihr Gesicht: „Bah, was ist das denn?“
„Kann man einfach nicht essen“, sagte Kalli, schmeiß es in den Abfalleimer! Das sah eine Frau und die fing sofort widerlich an zu kreischen: „Was macht ihr mit den Brötchen, ihr könnt die Brötchen doch nicht einfach in den Abfall werfen?!“Das war wohl der Auslöser für alle Kinder, die Brötchen flogen durch die Gegend und trafen auffallend oft die kreischende Frau. Kalli wurde von seiner Mutter zur Seite gezogen: „Was ist denn los, was habt ihr alle?“
„Die Brötchen schmecken furchtbar, man kann sie nicht essen!“ Kallis Mutter nahm ein Brötchen und verzog schon ein wenig ihr Gesicht, aber tapfer biss sie in das Brötchen und spuckte den Bissen sofort angeekelt wieder aus.
Trocken sagte Kalli zu seiner Mutter: „Sag ich doch, die kann man nicht essen!“Kallis Mutter ging zur der Frau, die für die Brötchen gesorgt hatte: „Wie können sie bloß vergammelte Wurst auf die Brötchen legen?“
„Für die Blagen reicht das doch allemal“; kam es frech und unverschämt von der Frau zurück!
Klasse fand Kalli, als der Junge von der Frau ein Brötchen nahm und zu seiner Mutter sagte: „Los, essen!“
Die Frau wehrte es entschieden ab und Kalli erhielt von seiner Mutter ein unmissverständliches Zeichen, Kalli sah sich nach seinen Freunden um: „Attacke!“ Jetzt flog alles durch die Gegend, ob vergammelte Brötchen oder Kuchen oder Kekse! Die Erwachsenen schrien und die Schulkinder hatten ihren Spaß. Nur der Mann an dem Grill wurde verschont, seine Bratwürste waren spitzenmäßig und die Kinder und ihre Eltern und die Lehrer standen Schlange dafür! Kallis Mutter sorgte blitzschnell dafür, dass die Sauerei mit den vergammelten Brötchen schnell verschwunden war, so schnell, dass die Schulleiterin verblüfft umher schaute und etwas irritiert den Besen in ihrer Hand ansah, was bei den Kindern fröhliches Lachen auslöste, die Schulleiterin war sehr beliebt.
Kalli sah Litha aus dem Haus kommen und er machte sich durch klopfen an die Fensterscheibe bemerkbar. Litha schaute hoch und winkte Kalli fröhlich zu. Sie zeigte Kalli mit der Essgeste an, das er zum Frühstück herüber kommen soll. Vergnügt rutschte Kalli das Treppengeländer herunter und lief zur Haustür, als er von seiner Mutter angerufen wurde: „Halt, warte, nimm das Päckchen für Litha mit!“
Kalli sah seine Mutter erstaunt an: „Ein Urlaubsandenken!“ erklärte seine Mutter.
„Danke, danke!“ Die Haustür klappte zu und Kalli stürmte rüber zu Litha. Er nahm das kleine Mädchen fest in seine Arme: „Schön dich zu sehen!“
Litha nickte Kalli nur mit großen Augen an. „Hier, für dich“; Kalli gab Litha das kleine Päckchen. Zusammen gingen sie ins Haus und Kalli wurde von Lithas Mutter freundlich begrüßte. Litha öffnete ganz zappelig das Päckchen und fand in einer kleinen Schachtel eine feine Kette aus Türkisen! Litha war ganz von den Socken und konnte es gar nicht fassen. Sie ließ sich die Kette von ihrer Mutter umlegen und schlang ihre Arme um Kallis Hals: „Danke, vielen, vielen Dank dafür!
Lithas Mutter schaute Kalli immer wieder an, Kalli fragte etwas unsicher: „Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Doch, doch, mein Junge, du kommst mir nur irgendwie viel größer als vor dem Urlaub vor.“
Litha lachte: „Ich meine auch, dass du größer geworden bist.“ Und stellte sich neben Kalli, Kalli war deutlich mehr als einen Kopf größer als Litha und so groß war der Unterschied zwischen den beiden Kindern nie gewesen!
Das Frühstück wurde durch die Schilderungen aus den Urlauben eine lebhafte Angelegenheit. Litha erzählte von der Tour mit den Geländewagen in die Wüste, von ihrem Ritt auf dem Kamel, sind die aber groß! Und sie schwärmte von dem Surfen! Kalli erzählte von dem Segeltörn mit seinem Vater auf der „Selbo“ und dem vergessenen Spinnacker, von den faulen Tagen am Pool und von der Überraschung mit dem Motorrad. Schade, dass die Ferien schon vorbei sind,
Montag geht es ab in die neuen Schulen. Kalli verabschiedete sich kurz vor dem Mittagessen von Litha und ihrer Mutter, meine Eltern wollen mit mir in die Neustadt fahren, sie meinen , ich brauche noch ein paar Sachen für die Schule. Sie fuhren mit dem kleinen roten Flitzer seiner Mutter, es war für Kalli hinten etwas eng, aber es machte einen Heidenspaß, mit dem Flitzer zu fahren und es war ja nur ein kurzes Stück.
Das kurze Stück auf der Bundesstrasse drehte seine Mutter mal kurz auf und der kleine Sportwagen flitzte mit kreischenden Reifen los. Sein Vater drehte sich nach Kalli um: „Jetzt weißt du, wie man Reifen ruinieren kann.“
Beide lachten laut und seine Mutter stieg vom Gas, weil sie nach links abbiegen musste, um in die Neustadt zu gelangen. Als erstes musste Kalli Hosen, Jacken, T-Shirts und so ein Zeug probieren, bei Schuhen kam bei ihm ein bisschen mehr Interesse auf. Endlich war seine Mutter zufrieden und sein Vater sagte: „Jetzt sind wir dran!“ Kalli sah seinen Vater erwartungsvoll an, aber der grinste ihn nur fröhlich an. Nach einem nur kurzen Weg standen sie vor einem großen Elektro-Supermarkt und in Kalli stieg leichtes, erwartungsvolles Kribbeln hoch. Zielsicher ging sein Vater in die Computerabteilung, suchte nach einem Verkäufer, was natürlich vergeblich war.
Mit Hilfe des Prospektes suchte sein Vater jetzt zielsicher nach einem ganz bestimmten Gerät. Kalli dackelte mit seiner Mutter hinterher. „ Ah, das ist er ja schon“; atmete sein Vater hörbar auf.
Kalli wurde von seinem Vater vor einem PC gezogen, reichen dir die Daten von dem Gerät, wurde er von seinem Vater gefragtSehr konzentriert las Kalli die Angaben auf dem Preisschild durch und nickte. „Gut, den PC wollen wir dir für den Schulbeginn in der neuen Schule schenken, ok?“
Kalli riss vor Überraschung seine Augen auf: „Wirklich?“
„Jau“; kam es ausgelassen von seinem Vater zurück.
„Ich brauch dann aber noch einen Monitor“; kam es etwas verlegen von Kalli. „Klar doch, such dir aus, was du brauchst und dann packst du es auf den Einkaufswagen:“ Sein Vater schob ihn aufmunternd in Richtung Monitore. Ein Monitor wurde auf den Wagen gestellt und Kalli schaute seine Eltern etwas verlegen an: „Auch einen Drucker?“ Aufmunternd nickten seine Eltern. Hinzu kamen noch tolle Lautsprecher, einige Programme und CDs zum brennen.
Hoch zufrieden ging Kalli mit seinen Eltern zum Auto, verstaute seine Sachen im Kofferraum und wunderte sich wieder, was da alles hinein passte. „Ich würde gerne ein Eis essen“; fragend schaute Kallis Mutter in die Runde, Kali nickte erfreut und sein Vater etwas gequälter: „Ich hoffe, dass das Eiscafe einen vernünftigen Kaffee macht.“
Eine sehr freundliche und sehr hübsche Bedienung brachte Eis und Kaffee an den Tisch und gönnte dem großen, schlanken Mann einen langen Blick in ihren Ausschnitt und nach dem ersten Schluck Kaffee war sein Vater zufrieden.Seine Mutter stichelte ein wenig: „Liegt es wirklich an dem Kaffee oder doch mehr an der hübschen Bedienung?“
Sein Vater drehte sich grinsend zu der jungen Frau um, die lächelte sehr freundlich zurück. „ Fifty, fifty“, lachte sein Vater seine Mutter an.Nach dem Abendessen kam Kalli nicht schnell genug vom Tisch weg, er möchte doch seinen PC aufbauen! Seine Eltern zeigten volles Verständnis dafür und weg war Kalli.
Nach einer Weile kam Kalli leicht verschwitzt ins Wohnzimmer und fand seine Eltern bei einem Glas Wein vor dem Fernsehgerät. „Ich bin fertig“; verkündete er stolz, kommt ihr mal gucken?“
„Klar, natürlich.“ Seine Eltern standen auf und gingen mit Kalli die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Seine Mutter freute sich immer wieder über das ordentliche Zimmer ihres Sohnes. Kalli setzte sich an seinen Schreibtisch, auf dem jetzt der Monitor thronte und schaltete den PC ein. Kalli begann zu erklären: „Das hier ist ein Schreibprogramm für Briefe, Texte, auch Visitenkarten kann ich herstellen“:
Ein Klick und ein neues Bild erschien auf dem Monitor: „Damit kann ich Tabellen erstellen und bearbeiten, auch mathematische Aufgaben erledigt das Programm bestens.“
Wieder ein Klick und Kalli sagte zu seinen Eltern: „Das ist ein Lexikon, das kann über das Internet immer aktualisiert werden.“ Aber dafür muss ich noch einen Internetzugang haben.
Beeindruckt verließen seine Eltern sein Zimmer, ich komme auch gleich, rief ihnen Kalli nach.Ingeborg brachte herrlich duftende Sachen auf den Tisch und Kalli langte zu. Mit vollen Backen schwärmte er von seinem neuen PC und was er alles damit machen kann.
Nach dem Frühstück sagte sein Vater zu Kalli: „Wir möchten dir gleich die Bibliothek zeigen, du wirst sicher das eine oder andere Buch für den Unterricht in der neuen Schule gebrauchen!“
Kalli verschluckte sich fast vor Überraschung, die Bibliothek war bisher für ihn Tabu, er durfte durch das ganze Haus toben, die Tür zur Bibliothek war stets verschlossen. Jetzt wusste er, dass seine unbesorgte und unbeschwerte Kleinkinderzeit endgültig vorbei war.
Sein Vater schloss die Tür von der Bibliothek auf und öffnete die rechte Hälfte der Flügeltür, Kalli fiel vor Staunen und Überraschung die Kinnlade herunter, war das ein Riesenraum und Bücher, vom Boden bis unter die Decke, Bücher, wohin das Auge sah. Kalli war sich sehr sicher, das die Bibliothek viel größer war, als es von außen sein konnte.
Sein Vater sprach ihn an: „Die Bücher sind nach den fünf Erdteilen sortiert, hier zum Beispiel Afrika“ und zeigte auf die genau gegen über liegenden Regale. Innerhalb der Kontinente sind die Bücher nach Sachgebieten geordnet, so etwa nach Fauna, Flora, Flüsse, Meere, Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik, Kunst, Musik, auch Sagen und Märchen aller Völker.
Seine Mutter ergänzte den Vortrag seines Vaters: „Du darfst jedes Buch benutzen, nur stell es nach Gebrauch genau an denselben Platz zurück, sonst finden wir irgendwann nichts mehr. Kalli versprach es seinen Eltern und sah erstaunt, dass inzwischen Franz und Ingeborg in die Bibliothek gekommen waren.
„Wie du sicher schon weißt oder zu mindest ahnst, gehört Ingeborg auch zu unserem Kreis!“ Aufmerksam beobachtete seine Mutter seine Reaktion, aber Kalli nahm die Aussage seines Vaters gelassen auf. Kalli wunderte sich über nichts nach der recht turbulenten Nacht im Landhaus.
Aber eines musste Kalli nach klären: „Ist Franz unser Boss?“
Die vier Erwachsenen lachten und sein Vater sagte: „Jeder von uns ist in seinem speziellen Bereich der Boss!“
Das verstand Kali gut, so ähnlich ging es ja auch mit seinen Freuden.
Kalli sah seine Eltern, Franz und Ingeborg der Reihe nach an: „Wartet mal ab, bald bin ich der Boss von allem!“
„Da wären wir gar nicht böse drüber“; sagte seine Mutter etwas nachdenklich zu ihm.
Franz erklärte Kalli die Funktionen der drei fahrbaren Leitern an den hohen Bücherregalen: „Du kannst die Leitern zu den Stellen im Regal schieben, sobald du die Leiter betrittst, arretiert diese. Möchtest auf der Leiter stehend, trotzdem ein Stück vor oder zurück, löst du diesen kleine Hebel und ziehst die Leiter an den Griffen an den Regalen weiter, klar?“
Kalli nickte, dass hatte er schnell verstanden. Kalli schob die Leiter zu den Bücherregalen mit den Büchern aus Afrika. Neben ziemlich neu aussehenden Büchern standen eine Menge alter und sehr alter Bücher in den Regalen, vorsichtig nahm Kalli eines der alten Bücher aus dem Fach und kletterte damit vorsichtig die Leiter hinunter.
Er wollte gerade etwas sagen, als er fest stellen musste, dass er alleine in der großen Bibliothek war. Kalli legte das alte Buch behutsam auf das Lesepult, schaltete die Lampe ein und öffnete das Buch. Erschreckt sprang Kalli einen mächtigen Satz von dem Lesepult weg, das Buch sprach mit ihm!
Vorsichtig näherte sich Kalli wieder dem Lesepult und er verstand ganz deutlich, dass ihn das Buch fragte, welches Thema er suche!
„Tiere“, sagte Kalli vorsichtig.
„Gut“, antwortete das Buch und fragte dann: „Welche?“
„Löwen“; sagte Kalli immer noch heftig aufgeregt. Die Blätter von dem Buch raschelten und hielten bei Löwen inne!
„Recht so“; fragte das Buch und Kalli nickte.„Du musst schon antworten“, hörte er seine Mutter sagen, die wieder zurück gekommen war, „sehen kann das Buch dich nicht!“
„Ach, so“ und an das Buch gewandt, „es ist richtig!“
„Du lernst sehr schnell“, sagte seine Mutter und Kalli fragte zurück. „Wo seid ihr auf einem mal abgeblieben?“
„Wir wollten dir die Überraschung mit den Büchern alleine gönnen.“
„Können den all die Bücher sprechen?“ Fragte Kalli seine Mutter, nein, nicht alle erwiderte seine Mutter im hinaus gehen.
Kalli hörte sich den ausführlichen Bericht über die Löwen an, das Buch sprach mit einer klaren und gut verständlichen Stimme, jetzt fehlen nur noch Bilder dazu, kam es ihm in den Sinn.
Kalli stöberte bis zum Mittagessen in den Regalen und fand dabei ein tolles Buch nach dem anderen. Ingeborg holte ihn schließlich aus der Bibliothek zum Essen.
„Das ist ja vielleicht ein tolles Ding, das wird mein Lieblingsraum werden“; verkündete Kalli am Tisch. „Wir haben nichts dagegen“; kam es unisono von seinen Eltern.
Kalli saß sehr erwartungsvoll und aufgekratzt neben seiner Mutter in dem roten Flitzer. Seine Schultasche und eine Reisetasche waren in dem Kofferraum verstaut worden, als Kalli seine Mutter erstaunt fragte: „Mehr brauche ich nicht?“ Erfuhr er von ihr, dass Franz schon alles mit den großen Wagen zur Schule gebracht hatte. „Auch gut“, stellte Kalli fest und rekelte sich äußerst angenehm in dem schwarzen Ledersitz.
Kalli musste heute morgens früh aus den Federn, weil sie schon sechs Uhr dreißig los fahren mussten. Von seinem Vater und von Franz hatte Kalli sich schon abends verabschieden müssen, weil sein Vater geschäftlich weg musste und Ingeborg wollte ihn gar nicht mehr loslassen Leider spielte das Wetter nicht so mit, es war trübe und grau und es nieselte richtig fies, dafür war es in dem Auto aber schön kuschelig.
Von seiner Mutter erfuhr er während der Autofahrt, dass sie ungefähr eine Stunde bis zu seiner neuen Schule fahren. Die Scheibenwischer surrten los und seine Mutter schaltete die Scheinwerfer ein. Kalli döste vor sich hin, das gleichmäßige Motorengeräusch wirkte richtig einschläfernd.
Nach dem Buch, dass ihn über die Löwen aufgeklärt hatte, fand Kalli ein Buch in der Sektion vorderer Orient und Osteuropa. Das war vielleicht seltsames Buch, sehr groß und sehr schwer, schleppte Kalli es zum Lesepult, als er die Leselampe einschaltete, hätte er wetten mögen, dass das Buch maulte: „Das Licht ist zu grell, es schmerzt in meinen Augen.“ Und als ob es noch einen drauf legen wollte, nieste es kräftig dreimal hinter einander. Kalli sah sich das Buch gründlich von allen Seiten an, aber er konnte nichts außer gewöhnliches entdecken, außer das das Buch eben sehr groß und schwer war.
Vorsichtig legte Kalli Seite für Seite um, fast jede Seite trug eine andere Handschrift in einer anderen Sprache, seltsame Zeichen, viele Formeln, für Kalli zwar höchst interessant, aber verwirrend und unverständlich.
„Wir sind gleich da“; hörte er seine Mutter sagen und Kalli setzte sich auf und sah, das der rechte Blinker anzeigte, dass seine Mutter gleich abbiegen musste. Der Wagen fuhr in eine schmalere Straße, an der der Wald bis dicht an den Straßenrand reichte. Es folgten Linkskurven, Rechtskurven und Kalli wolle schon fragen, wie weit es noch bis zur Schule ist, da öffnete sich der Blick und Kalli sah seine neue Schule in einem Tal liegen.„Mensch, ist die groß.“ Staunte Kalli den riesigen Glasbau an. Von hier oben sah das Gebäude wie ein riesiges U aus, nur dass das U nicht offen war, sondern mit einem gewölbten Dach verschlossen war.
Seine Mutter hatte gerade ihren Wagen nahe dem Eingang geparkt, als wie auf Kommando Wagen auf Wagen auf den Parkplatz fuhr, der Nullkommanichts proppevoll war. Kalli holte die beiden Taschen aus dem Kofferraum, hängte sich die Schultasche über die Schulter, drehte sich zu seiner Mutter um und landete direkt in ihre weit geöffneten Arme: „Tschüss, mein Junge, ich wünsche dir viel Spaß!“Kalli musste einmal ganz kurz schlucken: „Tschüss, ich melde mich, sobald es mir möglich ist, über Handy!“
Kalli marschierte zum Eingang des Gebäudes, drehte sich noch einmal zu seiner Mutter um und verschwand in einem Pulk von Kindern. Es wurde richtig laut auf dem Weg zum Eingang, es müssen hunderte von Kindern sein, die alle zum Eingang drängten. Ein Stück hinter dem Eingang war eine durch gehende Reihe von Tischen aufgebaut, über denen die Buchstaben des Alphabets angebracht waren. Kalli orientierte sich nach R für Ronners und ruckzuck hatte er seine Zimmernummer, seinen Klasse und den Klassenraum und seine Checkkarte erhalten.
Um zwölf Uhr dreißig sollte er in der Mensa sein.
Kalli ging durch den Durchgang zwischen den Tischen nach links zu dem blauen Gebäude, in dem sein Zimmer war. Die Mädchen marschierten nach links in das rosa Gebäude. Schnell fand Kalli sein Zimmer auf der ersten Etage, er hatte das Laufband benutzt, das zur ersten Etage führte, weitere Laufbänder brachten die Kinder in die höheren Etagen.
Kalli schob die Checkkarte in den Schlitz über den Türknauf, ein grünes Licht blinkte auf und Kalli drückte die Zimmertür auf. Kalli fiel die Kinnlade herunter: „Das ist ja mal obergeil.“ Er sah in ein recht großes Zimmer, gegenüber der Zimmertür befand sich ein großes Fenster, links von der Tür war das Bett, zwei Schränke, daran schlossen sich Regale und ein Schreibtisch an und jetzt war das Staunen bei Kalli nicht mehr zu beschreiben, denn neben dem Schreibtisch, passend in der Ecke zum Fenster, stand ein Computer-Schreibtisch und toller Monitor war zu erkennen, ebenso ein Drucker, die Tastatur und die Maus!
Rechts an der Wand sah Kalli zwei Türen, neugierig öffnete er die erste Tür. Dahinter verbarg sich eine kleine Küche! Mit einem doppelttürigen Kühlschrank, eine Mikrowelle mit Grill und Heißluft, einen Wasserkocher, Geschirr und Bestecke machten die Küche komplett. Ein schneller Blick in den Kühlschrank genügte Kalli, er war bestens versorgt! Hinter der zweiten Tür fand Kalli ein Badezimmer mit Dusche.
Kalli ging mit der Reisetasche zu den Schränken und staunte wieder, die Schränke waren fast schon voll mit seinen Sachen! Erst jetzt entdeckte er das Fernsehgerät rechts von der Eingangstür. Völlig baff schmiss er sich auf das Sofa und versuchte das alles erst mal zu verdauen. Er schaute auf die Uhr, och, er hatte noch Zeit satt, kramte sein Handy hervor und drückte die Nummer von seiner Mutter. Nach dem zweiten Rufzeichen meldete sich seine Mutter,
Kalli sprudelte vor Begeisterung alles wild durcheinander heraus, so dass seine Mutter lachend bremsen musste: „Langsam, Kalli, ich verstehe nur Bahnhof.“ Kalli holte tief Luft und begann noch mal von vorne. Kalli hörte durch das Handy das Lachen seiner Mutter: „Wir freuen uns alle, dass es dir so gut gefällt, Franz und Ingeborg sind die ganze Woche zu deiner Schule gefahren und haben das Zimmer hergerichtet.“
„Sag den beiden meinen herzlichsten Dank, es ist in fantastisches Zimmer geworden.“
„Das freut uns alle sehr, wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg!“
„Danke, dann bis zum Wochenende, ich melde mich aber noch!“
Kalli holte sich etwas zu trinken au en Kühlschrank und setzte sich in einen Sessel und schaute voller Vergnügen aus dem großen Fenster, er freute sich, dass sein Zimmer nach draußen war und nicht zum Innenhof.
Irgendwer rüttelte ziemlich dreist an der Zimmertür, unwillig stand Kalli auf und ging zur Tür, jetzt wurde sogar sehr heftig an die Tür geklopft. Kalli wurde richtig gehend stinkig und riss mehr als wütend die Tür auf und prallte entsetzt zurück, im Gang vor der Tür tobte eins von diesen Dinger mit schrillen Gekreische, die er in dem Landhaus kennen gelernt hatte. Aus dem Gekreische konnte Kalli heraus hören, dass das Ding ihm wohl mitteilen wollte, dass hier die „Sache“ endgültig zu Ende gebracht werden sollte. Das Ding verschwand, als es feststellte, dass es von Kalli verstanden worden ist.
Kalli schloss die Tür und griff nach dem Handy, um seine Mutter anzurufen.Seine Mutter meldete sich merkbar nervös: „Ich weiß schon bescheid“, bleib ganz ruhig, die „Wesen“ können dir nichts anhaben, sollten sie dennoch wieder kommen, benutze die Waffe, die du aus unserem Urlaub kennst, sie ist Kleiderschrank. Dein Zimmer ist gesichert, keines dieser Bestietalen oder Reptitoren kann dein Zimmer betreten. Neben der Waffe liegt ein Anhänger, trage diesen bitte sofort für immer.“
Kalli verabschiedete sich beruhigt von seiner Mutter, nahm den Anhänger aus dem Schrank und machte sich auf den Weg in die Mensa. Auf dem Weg zur Mensa entstanden die ersten Kontakte zu den anderen Kindern. Kalli lernte seine unmittelbaren Nachbarn kennen, die hießen Martin, Sven, Carlos, Jensen und Till. Am Eingang der Mensa wurde ihnen von einer jungen Lehrerin ein Tisch zugewiesen.
Die Jungs nahmen Platz und Kalli staunte wieder über die gewaltige Größe des Gebäudes, Kalli schätzte die Breite des gewölbten Glasdaches auf wenigstens 60, 70 m. Die Länge des Raumes war einfach nicht zu schätzen, weil der sich dauernd veränderte. Kalli sah, wie aus dem nichts Tische erschienen, sobald der nächste Pulk Kinder in die Mensa strömte. Dann verebbte der Strom der Kinder und Jugendlicher und die Mensa wurde langsam ruhiger.
An der Rückseite zum Lehrgebäude hin war ein Rednerpult aufgebaut, zu dem ging jetzt ein auffallend großer Mann mit schlohweißen Haaren in einer wilden Mähne und einem schlodderigen Anzug. Der Mann hob den rechten Arm und schlagartig herrschte Stille in dem großen Raum.
„Ich begrüße alle neuen Schülerinnen und Schüler herzlich!“ Der Mann hatte eine tiefe, wohl tönende und weittragende Stimme: „ Einige Dinge hab ihr ja schon erfahren. Nun zu dem Rest. Das Schulgebäude, der Redner zeigte hinter sich, ist in zwei Bereiche aufgeteilt. In den naturwissenschaftlich / technischen und mathematischen Bereich und in den Bereich Kunst, Musik, Literatur und Ethik. Um einen reibungslosen Verkehr zu erreichen, sollten alle Schüler, die für den nawite Bereich gemeldet wurden, ihren Platz rechts von mir haben. Logischerweise die anderen Schüler links von mir.“
Ein paar Schüler standen auf und wechselten ihre Plätze. Ein Mädchen, etwas pummelig, stand etwas hilflos seitlich hinter Kalli und murmelte halblaut vor sich hin: „Was hat der Mann bloß gesagt?“ Kalli fragte das Mädchen: „Für welche Schulfächer hast du dich denn gemeldet?“
„Für Kunst und Musik“; Kalli unterbrach das Mädchen, dann musst du rüber zur anderen Seite!
„Danke schön“, kam es leise zurück.
Der Redner erklärte weiter den Ablauf in der Schule: „Der Unterricht dauert von acht Uhr bis sechzehn Uhr, vor dem Unterricht kann hier gefrühstückt werden, Mittagspause ist von zwölf Uhr dreißig bis dreizehn Uhr dreißig. Ab achtzehn Uhr dreißig gibt es Abendessen bis zwanzig Uhr dreißig. Nachtruhe ist ab zweiundzwanzig Uhr absolut. Was ihr auf eueren Zimmern macht, interessiert uns nicht, solange alles im vertretbaren Rahmen bleibt. Für die Wochenend-Heimfahrer gilt: Abreise ab sechzehn Uhr dreißig.“
Der Mann am Rednerpult schaute in die Runde: „Wenn sich alle an diese Regeln halten, werden wir keine Probleme bekommen.“
Kalli spürte auf einmal einen eiskalten Hauch und sah aufgeschreckt hoch. Hoch unter dem Glasdach schwirrten die Schattenwesen! Einige andere Kinder sahen die Wesen auch und eine aufgeregte Unruhe breitete sich in de Mensa aus. Als eines der Bestietalen im Sturzflug auf Kalli nieder stieß, schrien einige Kinder in seiner Nähe entsetzt auf. Aus den Augenwinkeln sah Kalli wie der Redner einige schnelle Handbewegungen machte und der Spuck war vorbei.
Die größeren Schüler verteilten jetzt einige Blätter an die neuen Schüler, darauf erfuhr Kalli seine Klasse und seinen Klassenraum und die Namen seiner Lehrer. Der Mann am Rednerpult hob noch einmal seinen rechten Arm und wieder herrschte augenblicklich Ruhe: „Euer Essen kommt auf Wunsch, denkt einfach an das, was ihr gerne esst. Dann sehen wir uns morgen im Unterricht.“
Unsicher sahen sich die neuen Schüler an, was war das denn schon wieder? Aber als sie die ersten Gerichte bei den älteren Schülern sahen, waren ihre Essen auch sehr schnell da! Kalli stellte sich ein Essen von Ingeborg vor, machte seine Augen auf, es stand vor ihm auf den Tisch!
Nach dem Essen sprangen die Kinder auf, ein Junge kam auf Kalli zugelaufen: „Bist du Kalli Ronners?“Kalli nickte bestätigend, du möchtest bitte in das Büro vom Direktor kommen, der Bote sah Kali beinah ehrfurchtsvoll dabei an!„Wo finde ich das Büro?“ fragte Kalli den Boten, ich bringe dich hin.
Der Junge drehte sich um und Kalli folgte ihn sehr neugierig. Der Junge führte Kali in das Schulgebäude, bog nach rechts und dann nach links ab und klopfte an eine Tür, an der ein kleines Messingschild verkündete „Direktor“. Die Bürotür öffnete sich und der Junge rief noch tschüss und Kalli wurde von der bereits bekannten Stimme ins Büro gerufen. Kalli kam in einen großen Raum mit vielen Büchern an den Wänden, rechts vor dem wandlangen Fenster eine Polstergruppe. Vor dem Schreibtisch standen vier, nein fünf Leute und der Direktor stand hinter seinem Schreibtisch. Kalli wurde intensiv gemustert, dann sprach der Direktor ihn an: „Du bist Kali Ronners?“
„Ja“, sagte Kalli und sah den Direktor sehr neugierig an. „Wir wollten dich nur wissen lassen, dass uns natürlich bekannt ist, dass du zu den Kämpfern gehörst und dir mitteilen, dass du von uns jede Hilfe und Unterstützung im Kampf gegen die Schattenwelt erhältst.“
„Du wirst hier in der Schule alles lernen, was du für deinen Kampf benötigst“, erklärte jetzt die Frau und der kleine Mann neben ihr ergänzte: „Auch alle technischen Hilfsmittel erhältst du von uns.“
„Wir alle hier, die Schule, alle Schüler sind mehr oder weniger sind in deinem Vorhaben involviert.“ Jetzt kam Kalli etwas ins schleudern, was ging hier ab, was soll das alles? Bloß weil er im Urlaub den Kampf zusammen mit seinen Eltern und Franz erlebt hatte, muss das doch nicht heißen, dass das immer so weiter gehen muss?
„Doch, doch, mein Sohn“, kam es von dem Direktor, deine Familie ist schon seit Generationen in diesen Kampf verwickelt und wie ich von Franz erfahren habe, bis du bereits in die Folge eingetreten.“ Kalli dämmerte es langsam, das die ganzen vorlaufenden Ereignisse nur einen Zweck gedient hatten, ihn auf diese Folge vorzubereiten. Wie in einem Puzzle kam ein Teilchen zum anderen und langsam wurde ihm klar, dass die ganzen etwas seltsamen Dinge, die ihm im Laufe seines bisherigen Lebens passiert waren, zu diesem Puzzle gehörten.
„Richtig, du bist auf den richtigen Weg“; hörte er den Direktor sagen.
Was war das denn? Kann der Mann Gedanken lesen.
Der Direktor lachte schallend: „Ja, Kalli, kann ich und nicht nur ich!"
Jetzt trat der bisher im Hintergrund gestandene Mann vor: „Von uns wirst du alle Geheimnisse diesseits und jenseits dieser Welten erfahren und du wirst sie sehr schnell anwenden müssen und denke immer daran, auch hier in der Schule lauern unsere Feinde!“Die Frau schloss das Gespräch mit dem Satz ab: „Gut, Kalli, wir sehen uns morgen im Unterricht.“
Kalli sagte gut erzogen: „Auf wiedersehen:“
Etwas verwirrt stand er in dem Gang vor dem Büro und sortierte erstmal seine Gedanken, die wie verrückt durch seinen Kopf schossen. Was heißt das eigentlich alles, war das hier etwa eine Zauberschule oder eine Weltverbesserungsfirma oder waren hier alles bloß Spinner? Kalli kam wieder in die Mensa, die sich inzwischen fast geleert hatte. Kalli holte sich an der Theke eine Cola und setzte sich an einem freien Tisch, er musste erstmal verschnaufen.
Er trank noch einen Schluck Cola und nach und nach wurde ihm klar, dass das, was Franz zu ihm gesagt hatte, alles andere als ein Scherz oder ein Lob war, es war die Wahrheit! Etwas erschüttert ging Kalli zu dem Laufband, fuhr zur ersten Etage hoch und wurde von zwei etwas größeren Schülern angerempelt.
„He, was soll das“, empörte sich Kalli. „Glaub ja nicht, dass du hier die große Nummer bist.“ Fauchte der eine Junge Kalli ins Gesicht und Kalli erschrak, seine ersten Feinde hat er soeben kennen gelernt!
Die fahlgelben Augen mit den schwarzen Schlitzen funkelten Kalli wütend an. Kalli griff nach seinem Amulett und fauchend wichen die beiden Jungen zurück.
„Wir kriegen dich noch!“
Und weg waren sie. Bis zum Abendessen blieb Kalli in seinem Zimmer, er hatte seine Mutter angerufen und ihr alles erzählt und seine Mutter war ja richtig begeistert! Im Hintergrund hörte Kali Franz sagen: „Ich habe doch gleich gesagt, dass Kalli das locker packt!“
„Na Klasse, dachte Kalli und beendete das Gespräch.
Kalli haute sich auf die Couch und schloss seine Augen, jetzt brauchte er erstmal etwas Ruhe.
Er wurde von einem seltsamen Geräusch geweckt, langsam öffnete er seine Augen und sah zwei Bestietalen und ein Reptitor an der Fensterscheibe! Kalli sprang etwas wütend hoch und holte aus dem Schrank seine Waffe, die wie eine etwas große Taschenlampe aussah, stellte sich im rechten Winkel zur Fensterscheibe und drückte ab. Einer der Bestietalen verschwand sofort mit schrillem Gekreische und der zweite leckte heulend seine Verwundung. Der zweite Schuss vernichtete den Reptitoren und gab dem verwundeten Bestietalen den Rest, aber der Schuss prallte auch zum Teil von der Scheibe ab und versenkte die Tapete an der gegen über liegenden Wand! Kalli blieb noch einen Moment vor dem Fenster stehen, aber es blieb ruhig. Er sah sich den Schaden an der Wand an, oh, weia, das sah gar nicht gut aus! Kalli legte die Waffe wieder in den Schrank zurück und machte sich für das Abendessen zurecht.
Er sah sich noch mal in seinem Zimmer um, bevor er ging, verschloss seine Zimmertür sorgfältig und wurde wieder von den beiden Jungens mit den fiesen gelben Augen angepöbelt. Jetzt aber wehrte sich Kalli, er war immer noch etwas wütend und mit einem sehr entschlossenem Gesichtsausdruck machte er einen Schritt auf die beiden zu und knurrte sie grimmig an: „Wenn ihr Palaver haben wollt, könnt ihr ihn haben, bis euch der Arsch auf Grundeis geht! Alles klar?“ Verblüfft traten die beiden erschrocken einen Schritt zurück und sahen Kalli plötzlich ganz anders an.
Der Abend blieb friedlich, Kalli konnte in aller Ruhe essen. Mit einem dampfenden Becher Kakao saß er noch an dem Tisch, die Mensa leerte sich allmählich, als er von einer schüchternden leisen Stimme angesprochen wurde: „Darf ich mich zu dir setzen:“
Kalli sah hoch, vor ihm stand das kleine, etwas pummelige Mädchen.
Etwas verlegen sah es Kalli an.
Kalli lächelte das kleine Mädchen freundlich an: „Na klar, setzt dich zu mir!“
„Möchtest du auch einen Kakao?“
„Oh, ja, bitte, dass wäre wirklich schön!“
Kalli schloss vor einen winzigen Augenblick seine Augen und vor dem Mädchen stand ein Becher Kakao mit einem ordentlichen Klacks Sahne darauf. Mit großen Augen staunte das Mädchen Kalli an: „ Irre, das machst du ja schon ganz toll!“ Kalli grinste das Mädchen verschmitzt an, manchmal ist das ganz praktisch. Ernsthaft dachte das Mädchen nach: „Du hast recht, manchmal ist das ganz praktisch!“
„Ich heiße Beatrice“; sagte dann das Mädchen zu Kalli und ich heiße, das Mädchen unterbrach Kalli, ich weiß wie du heißt, alle wissen es hier!
Ungläubig sah Kalli Beatrice an: „Wieso?“
„Na, du bist doch schon so etwas wie eine Berühmtheit hier in der Schule!“
„Das ist mir aber völlig neu“; antwortete Kalli.
„Stimmt aber“; lachte Beatrice Kalli an.
Das Mädchen stand auf: „Danke für den Kakao und das ich mich zu dir setzen durfte.“
„Nicht dafür“; erwiderte Kalli.„Wir sehen uns",damit ging Beatrice zu dem Mädchengebäude. Kalli blieb ein wenig unschlüssig am Tisch sitzen, er wusste nicht so richtig, was er mit dem restlichen Abend machen sollte. Er nickte leicht mit seinem Kopf und die beiden Becher verschwanden. Etwas gelangweilt sah sich Kalli in der leeren Mensa um, nur ganz hinten links saßen noch einige Schülerinnen und Schüler.
Kalli ging zum Laufband, als er angerufen wurde, er blieb stehen und sah zu dem abwärts führenden Laufband, Martin und Sven, seine beiden Zimmernachbarn, kamen herunter gefahren.
„Wir wollten uns vor dem schlafen gehen noch eben die Sportanlagen ansehen, kommst du mit?“
„Klar, Sportanlagen interessieren mich immer.“Kalli schloss sich den beiden Jungs an. Die drei gingen durch die Tür des Schulgebäudes und den Gang entlang bis zur Tür, die ins Freigelände führte.
Die drei Jungens rissen überraschte ihre Augen auf. Das ja eine ganz tolle Sportanlage mit Fußballplatz, Basketballplatz, ein großer Sandplatz für Volleyball und ein großes Gelände für die Leichtathleten. Aber was alle drei spitzenmäßig fanden, war die Half pipe für die Skater und das Terrain für die Mountainbiker. Sie folgten den Weg zwischen dem Fußballplatz und dem Basketballplatz und sahen links sich daran anschließend die Basketballhalle! Hinter dem großen Fußballplatz stand eine riesige Schwimmhalle zusammen mit einem Freibad.
„Damit kann man leben“; staunte Martin wirklich beeindruckt.
„Das kann man wohl sagen, dass ist wirklich eine spitzenmäßige Anlage.“
Und Kalli schloss mit den Worten: „Da hat sich die Schule aber mächtig ins Zeug geschmissen!“Die Jungens umrundeten den Sportplatz und hörten plötzlich ein lautes Motorengeräusch, Sven zeigte nach links und hinter einer kleinen Grünanlage fanden sie, in einer Mulde gelegen, eine Gokart – Bahn! Jetzt wussten sie auch, wo die vielen Kinder geblieben waren! Die Ränge um die Gokart – Bahn waren dicht besetzt und auf der Bahn selbst herrschte ein reger Betrieb. Kalli lachte die beiden Jungs an, ich werde mich morgen genauestens erkundigen, wie die Gokart – Bahn funktioniert!
„Wir auch, wir ganz bestimmt auch“; kam es einstimmig von Sven und Martin. Kalli sah auf seine Armbanduhr, ich gehe jetzt auf mein Zimmer, ich möchte noch vor dem schlafen gehen, duschen.
„Wir kommen auch mit“; sagte Sven, „der Tag war lang genug!“
Wieder sah Kalli die Bestietalen, Reptitoren wie die Geckos an den Wänden des Schulgebäudes herum kletterten. Martin machte Kalli auf ein bis dahin noch nicht gesehenes Schattenwesen aufmerksam, das war ja ein richtig fieses Viech, böse riss es sein fürchterliches Maul auf, als es merkte, das es von den Jungs entdeckt worden war und zeigte den dreien seine grauenhaften Zähne.
Sven sagte ziemlich trocken: „Die werden Warakale genannt, die sind schon alleine äußerst hinterhältig und gemein, aber mit den beiden anderen Viechern zusammen, na, prost Mahlzeit, dass kann etwas schlimm werden!“
Kalli saß schon früh beim Frühstück, das Rührei mit dem knusprigen Speck und die noch warmen Brötchen schmeckten einfach Klasse. Ihm gegenüber saß ein sehr schlanker und großer Junge, der mit Bedacht sein Müsli aß. „Besonders gesund ist das nicht, was du da isst.“
„Ich weiß“, antwortete Kalli, „aber es schmeckt gut!“
„Du musst es ja wissen.“ Der Junge stand auf, nahm seine Schultasche und ging zum Schulgebäude. Kalli sah zu der großen Uhr hoch, er hatte noch etwas Zeit. Genüsslich schlürfte er seinen Kakao und sah sich dabei in der Mensa um, es war richtig Betrieb, die vielen Kinder wuselten zwischen den Tischen herum, wie eine Lärmglocke hingen die vielen unterschiedlichen Geräusche über den Tischen. Kalli schloss für einen Moment seine Augen, sein Frühstückstablett verschwand, er nahm seine Sachen für den anstehenden Unterricht und ging rüber zum Schulgebäude, fand ohne große Umstände seinen Klassenraum und setzte sich mit Sven zusammen an den für zwei Schüler ausgelegten Schreibtisch.
Für heute standen die üblichen Fächer auf dem Stundenplan,die Mittagspause kam überraschend schnell und nach der Pause wurde es im Unterricht mit einem mal sehr interessant. Eine etwas unwirklich wirkende Lehrerin stand vor der Klasse und erklärte ihnen, als sei es das normalste auf der Welt: „Wir werden uns jetzt mit Flüchen, Bannsprüchen, seltsamen Mixturen aus alten Büchern beschäftigen. Ich bitte um konzentrierte Aufmerksamkeit!“
Und dann legte die Lehrerin los, Kalli musste höllisch aufpassen, dass er in der Materie alles exakt auseinander hielt. Nach den zwei Nachmittagsstunden qualmten aber allen die Köpfe, die Lehrerin hatte sie mit einer Masse an Informationen zu geknallt, dass bei allen ein heftiges Surren und Dröhnen im Kopf herrschte. Kalli und Sven holten sich in der Mensa erstmal eine Cola und mit dem eiskalten Getränk zusammen versuchten sie einen klaren Kopf zu bekommen.
Sven schnaufte stark beeindruckt: „Wenn der Unterricht jeden Tag so zuschlägt, dann weiß ich, warum das hier eine Schule für Hochbegabte ist.“
Kalli nahm einen kräftigen Schluck und sagte. „Hoffentlich bin ich auch einer von den Hochbegabten, sonst kann ich direkt nach hause gehen.“
Sven lachte laut: „Du bist doch der Superknabe, wenn es einer schafft, dann doch du.“
„Das will ich aber auch meinen, Kalli Ronners!“
Kalli hörte die Stimme und erkannte sie sofort: Litha! Voller Freude sprang Kalli auf und sah Litha mit freudestrahlenden Augen an: „Was machst du denn hier?“
„Ich bin auch eine von den Hochbegabten“; antwortete Litha lächelnd und sah Kalli mit großen Augen an. „Aber warum hast du nichts davon gesagt“, fragte Kalli immer noch sehr überrascht das zierliche Mädchen mit der prächtigen Haarmähne: „Mir liegt das nicht so, das weißt du doch,Litha machte eine ihrer typischen Bewegungen, „ausläuten, he, ich bin eine Hochbegabte, ich gehe nach den Ferien auf eine Eliteschule.“
„Das Mädchen ist richtig“; mischte sich jetzt auch Sven ein“; mir liegt das auch nicht.“
Er streckte Litha seine Hand entgegen: „Ich bin Sven, ich habe das Zimmer neben Kalli!“
„Ich bin Litha, ich kenne Kalli schon seit wir so klein waren.“
Und sie zeigte Babygröße an. Kalli legte seinen Arm um Lithas schmale Schultern, das ging jetzt gut, weil er jetzt schon einen guten Kopf größer war, als Litha und fragte das Mädchen: „Wenn du noch Zeit hast, zeige ich dir mein Zimmer!“
Litha schaute auf die große Uhr: „Gut, so viel Zeit habe ich noch!“ Die drei gingen zu dem Laufband und fuhren zur ersten Etage hoch. Kalli öffnete die Zimmertür mit seiner Chipkarte und ließ die beiden eintreten. Sven und Litha stießen wie auf Kommando einen überraschten Schrei aus: „Hast du ein super Zimmer!“
Verblüfft schaute Kalli die beiden an: „Wieso, was meint ihr?“ Fast sprachlos winkte Sven Kalli und Litha an, mit zu kommen. Sven öffnete seine Zimmertür rechts von Kallis Zimmer und wie erschlagen sah Kalli in das Zimmer von Sven. Ein schmaler Raum mit einem Bett, einem Schrank, einem Bücherbord und einem Schreibtisch, an der linken Wand waren zwei Türen.„Bad und eine kleine Küche“, kam es sehr ernüchtert von Sven.
Kalli ging wieder auf den langen Flur und sah sich die vielen Zimmertüren an, alle hatten die gleichen Abstände!
„Das ist ja ein tolles Ding“, kam es leise von Litha, „mein Zimmer sieht genau wie das von Sven aus!“
„Da haben garantiert meine Mutter oder mein Vater oder Franz oder alle zusammen ihre Hände im Spiel“, knurrte Kalli etwas sauer, „ich will keine sonder Behandlung!“
„Mich würde das Zimmer nicht stören“; sagte Litha und Sven wie aus einem Mund.
Litha sah auf ihre Uhr: „Jetzt muss ich aber los.“
Kalli fragte noch, in welcher Klasse sie ist und erfuhr, dass Litha in dem anderen Bereich lernte.
„Ich bring dich noch bis zum Laufband."
Kalli drehte sich um, Sven verabschiedete sich: „Bis Morgen!“ Kalli war kaum wieder in seinem Zimmer, rief er zu hause an, seine Mutter meldete sich und Kalli fragte empört, was der Quatsch mit seinem Zimmer soll? Seine Mutter tat etwas gekränkt: „Wir dachten alle, dass du es angenehm haben solltest, wir haben es doch nur gut gemeint!“Das sah Kalli dann doch ein und schön war es ja auch. „Wusstest du, dass Litha auch hier auf der Schule ist?“
„Nein“, seine Mutter war merklich überraschte. „Doch, ich habe Litha heute getroffen!“
„Das ist doch für euch beide richtig schön“, meinte seine Mutter.
„Könnt ihr Lithas Zimmer auch wie meins machen?“ Einen kurzen Moment wat Stille im Handy, dann hörte Kalli, wie sein Vater sagte: „ Geht in Ordnung:“
„So, mein Junge, schlaf jetzt gut“, verabschiedete sich seine Mutter. Das Gespräch war gerade beendet, als sich das Handy meldete und Kalli hörte Lithas aufgeregte Stimme: „Kalli, Kalli, mein Zimmer ist genauso wie deins geworden.“Kalli lachte fröhlich an das Handy: „ Siehst du, manchmal lohnt es sich, wenn man ein Hochbegabter ist:“
„Ja, das stimmt wohl, das war sehr lieb von dir:“
„Wir sehen uns morgen, schlaf gut.“
„Jetzt bestimmt“, kam es leise durch das Handy.
Der Freitag kam, ohne dass etwas Besonderes passiert war, Kalli hatte Litha nicht mehr gesehen und so stand er am Ausgang und suchte seine Mutter oder Franz, die ihn abholen sollten. Endlich hörte Kalli ein wohlbekanntes Hupen und sah seine Mutter flott angefahren kommen. In seiner Freude, seine Mutter wieder zu sehen, merkte Kalli nicht, das Litha etwas traurig versteckt hinter einer Grünpflanze zu sah, wie Kalli von seiner Mutter abgeholt wurde und er sah auch nicht, dass er von Beatrice und den zwei Jungens mit den hässlichen Augen sehr genau beobachtet wurde.
Als die drei Kallis Mutter erkannten, zuckten sie sehr erschreckt zurück und Beatrice, die kleine freundliche Beatrice, fauchte wütend: „Von der Frau war nie die Rede!“Herrisch winkte das kleine Mädchen die beiden Jungs: „ Gehen wir auf mein Zimmer, wir müssen die neue Lage besprechen.“
Das Zimmer von Beatrice war wo möglich noch größer als Kalis Zimmer. Die Wände standen voll von sehr stabilen Schränken, eine große Computeranlage blinkte mit vielen farbigen Dioden. In dem Zimmer roch es furchtbar, so schlimm, dass selbst die beiden Jungens ihre Nase verzogen. Die beiden Jungens zogen sich in eine Zimmerecke zurück,
Beatrice hatte sich in einem seltsam anmutenden, mächtig stabilen Sessel gesetzt und wuchs! Das kleine Mädchen wurde zu einem unförmigen, hässlichen und Furcht einflössenden Monstrum!
„ Was starrt ihr so dämlich, ihr kennt mich doch“; knurrte das Monster die beiden Jungens an, die sich voller Ekel und Furcht in die Zimmerecke drückten.
„Jawohl“; dienerten sie jetzt unterwürfig, „jawohl, Oberste.“
„So ist es schon viel besser“; das Monstrum wuchtete seinen unförmigen Körper zu den PC herum und bediente einige Tasten auf der beleuchteten Tastatur und der Direktor der Eliteschule erschien auf dem Monitor! Wütend schrie das Monstrum in das Mikro: „Wieso hast du mir verschwiegen, dass die Ronners mitmischen und möglicherweise auch Franz?“Der Direktor versuchte, dass widerliche Monstrum auf seinem Monitor nicht anzusehen, es war einfach abstoßend widerlich: „Weil der Junge vorrangig wichtig ist.“
„Die Ronners mischen sich doch sofort ein, sobald wir den Jungen in die Mangel nehmen.“
„Wir müssen es nur raffiniert genug anstellen, dann haben wir den Jungen erledigt, bevor die Ronners das mit bekommen.“
„So einen Quatsch kannst auch bloß du erzählen, du weißt doch, dass die wie Pech und Schwefel zusammen kleben! Und mit Franz möchte ich mich nicht anlegen!“
Alleine die Erwähnung des Namens trieb dem Direktor dicke Schweißperlen auf die Stirn. „Wir müssen die Sache sehr geschickt anpacken, es muss diesmal klappen, sonst ist die Hölle los“, keuchte der Direktor in das Mikro und unterbrach die Verbindung. Ihm reichte es für heute, diese verdammten Ronners mit ihrem Vasallen Franz, nur Ärger über Ärger mit denen! Wütend fuhr das Monstrum zu den beiden Jungens herum, deren gelben Reptilaugen voller Furcht eng zusammen gezogen waren: „ Füttert endlich die Schattenwesen!“
Einer der Jungen holte aus dem Kühlschrank in der Küche einen festen Karton. Inzwischen hatte der andere den ersten Schrank geöffnet und prallte entsetzt vor dem Gekreische zurück, das ihm aus dem Schrank entgegen dröhnte. Mit seiner linken Hand hielt er sich die Nase zu und mit der rechten öffnete er kleine Klappen. Die Schränke waren Tierkäfige für die Reptitoren, Warakale und Bestietalen!
In die geöffneten Futterklappen schüttete der Junge Lebendfutter in die Käfige, vor lauter gierigen Futterneid fielen die Schattenwesen übereinander her. Die Oberste amüsierte sich köstlich darüber, mit welchem Ekel die beiden Jungens die Schattenwesen fütterten. In jedem Schrank waren in vier Fächern übereinander je drei Tierkäfige eingebaut, so dass die Jungen in sechzig Käfigen die Schattenwesen füttern mussten.
Es war für die Jungen eine harte und widerliche Arbeit, einmal schrie einer der Jungen laut und empört auf, trotz aller Vorsicht war er gebissen worden! Er ging voller Panik schnell zur der Obersten und die schmierte mit höchsten Vergnügen eine grüne und stinkende Salbe auf die Wunde. Nach der Fütterung verschlossen die Jungen die Schränke wieder, aber der Gestank in dem Zimmer wurde nicht besser.
„Ihr beide werdet ständig in der Nähe von diesem Kalli Ronners sein, ich will und muss alles über ihn erfahren, wo er hingeht, was er macht, mit wem er spricht und mit wem er Kontakt hier in der Schule hat, klar?“
Die Beiden nickten und die Oberste jagte sie mit einer herrischen Bewegung aus dem Zimmer. Auf dem Korridor lehnten sich die Jungen erschöpft gegen die Wand und schnappten gierig nach frischer Luft. Sie sahen sich nur an, sie wussten, dass die Oberste jedes gesprochen Wort von ihnen hören kann.
Kalli genoss die Fahrt mit seiner Mutter in vollen Zügen, seine Mutter hatte das Verdeck von ihrem Wagen geöffnet und beide schwiegen vertraut mit einander.
Ingeborg drückte ihren Kalli voller Freude in ihren weichen Busen und Kalli ließ es sich gerne gefallen, Franz drückte ihm kurz und kräftig die Hand. Sein Vater war noch nicht zu Haus.
Kalli sah sich in dem ihm so vertrauten Haus um, ja, hier war er zu hause!
Kalli hörte Ingeborg aus der Küche rufen: „Ich habe Kaffee und Kuchen fertig!“
Franz erschien, seine Mutter, sie hatte sich inzwischen ungezogen und setzte zu Kalli an den Tisch. Kalli roch begeistert an seinem Kakao und Franz schlürfte mit Wohlbehagen den heißen Kaffee. Seine Mutter streichelte ihn kurz über die Haare und Kalli sah seine Mutter lieb an.
Franz und Ingeborg fragten Kalli neugierig nach seiner ersten Woche in der neuen Schule aus und Kalli gab bereitwillig Auskunft. Kalli hatte nach seiner Schilderung den Eindruck, dass Franz, seine Mutter und Ingeborg sehr zufrieden mit dem waren, was sie gehört hatten. Franz fragte ihn dann noch genauer nach der Sportanlage und Kalli war begeistert dabei und dann die Gokart - Bahn, die müsstest du mal sehen! Die Fahrbahn ist bestimmt an die achthundert Meter lang, sie rauf und runter, mit Brücken und einem Tunnel, toll!
Franz grinste Kalli voll Begeisterung an: „Bei Gelegenheit musst du mir die Anlage mal zeigen.“
„Klar, mach ich gerne.“
Franz stand auf, Kalli auch: „Danke für den leckeren Kuchen:“„Und für den leckeren Kakao“; fügte Kalli hinzu. Als sie aus der Küche waren, fragte Kalli Franz: „Kann ich mit der Waffe durch die Glasscheibe schießen?“
„Warum“; fragte Franz zurück. „Die Viecher klettern wie die Geckos überall herum und kleben an meiner Fensterscheibe wie die Pest.“
„Nein, nicht durch die Glasscheibe, es könnte eine Rückreflexion geben, entferne doch einfach die Scheibe, herein können die Bestietalen trotzdem nicht kommen!“
„Danke, jetzt weiß ich Bescheid.“
„Immer für dich da“; grinste Franz Kalli kumpelhaft an und ging die Treppe zu seiner Wohnung herunter. Kalli sortierte in seinem Zimmer noch einige Dinge aus, die er in der Schule benötigte. Der Freitag neigte sich dem Abend zu, Kalli saß nahe am Fenster in seinem Turmzimmer, sah zu dem Nachbarhaus gegenüber, in dem Lithas Eltern wohnten und fragte sich, ob Litha auch schon zu hause ist.
Kurz nach dem Frühstück meldete sich Simon über Handy bei Kalli und fragte nach, ob er schon etwas vorhabe, wenn nicht, könnten sie sich doch treffen.
„Prima, ne, ich habe nichts vor, wo wollen wir uns treffen?“ Durch das Handy hörte Kalli wie Simon mit Egon sprach und dann meldete sich Simon wieder: „Auf dem Marktplatz, Egon meint, dann sind wir für alle Richtungen offen“.
„Gut, ich bin denn dann da!“
Kalli sagte Ingeborg in der Küche Bescheid, zum Mittagessen bin wieder zurück!
„Alles klar“; kam es freundlich von Ingeborg zurück, „viel Spaß euch dreien!“
„Danke und tschüss.“
Ingeborg hörte die Haustür und in dem großen Haus war es still.
Mit lauter Hallotria begrüßten sich die drei Freunde, als hätten sie sich nicht nur ein paar Tage nicht gesehen, sondern jahrelang. Simon sprudelte alles auf einmal heraus, Egon ließ es etwas ruhiger angehen, als Simon mit dem Berichten fertig war, begann Egon in seiner ruhigen Art von seinen ersten Tagen in der neuen Schule zu erzählen, er habe Glück gehabt und ist in eine Klasse gekommen mit prima Jungs und einer schicken Klassenlehrerin, leider ist der Lehrer für Geschichte ein bisschen doof, aber dafür ist der Lehrer für englisch einfach Klasse!
„Und wie ist deine Schule?“ fragte Egon Kalli.
„Das Gebäude ist ein super moderner Glas und Beton Bau, in U – Form gebaut, in dem linken Flügel sind die Jungen und in dem rechten Flügel die Mädchen untergebracht. Der Boden von dem U ist praktisch das Schulgebäude. Hinter dem Schulgebäude ein riesiges Sportgelände mit Fußballplatz, Basketballplatz, Leichtathletikgelände, einen irren Platz für Skater, ein sagenhaftes Schwimmbad mit Halle und Freigelände und das obergeilste ist eine Gokart – Bahn!“
„Nä, ne“, staunten beide Kalli an, „dass ist ja wie in einem Superhotel im Urlaub.“
„Das stimmt schon, aber der Unterricht geht aber auch von acht bis sechzehn Uhr mit einer Stunde Mittagspause!“
„Ich glaube“; grinste Egon Kalli an, „ ich habe es mit meiner Schule auch ganz gut getroffen:“
„Ich auch, ich auch“, beeilte sich Simon zu zustimmen.
„Acht Stunden Unterricht, soviel kann man doch gar nicht lernen“, stöhnte Egon.
„Es geht gerade noch so“, beruhigte Kalli seine Freunde.
„Was mich nur etwas wundert, das man von deiner Schule noch nie etwas gehört hat.“
„Vielleicht liegt es daran, dass die Schule schon in einem anderen Bundesland liegt.“
„Das wird es sein“, nickten Simon und Egon.Kalli sah auf seine Uhr: „Viel Zeit bleibt uns nicht mehr bis zum Essen, kommt, ich geb ein Eis aus.“ Während Egon sein Eis verputzte, Simon genoss es langsamer, erzählte Kalli seinen Freunden von dem neuen PC, den er von seinen Eltern bekommen hatte. Da war sogar Egon sofort hellwach und fragte sofort nach technischen Einzelheiten. Kalli erklärte alles, welchen Prozessor, welche Taktfrequenz, wie viel Arbeitsspeicher, das Fassungsvermögen der Festplatte, welche Graphikkarte.
Die Eisbecher waren leer gelöffelt und Kalli sagte: „Tut mir leid, Jungs, aber ich muss zum Essen“
„Ist in Ordnung“, vielleicht sehen wir uns nächstes Wochenende länger:“
„Alles klar, bis dann!“Die Jungens gingen aus einander und Kalli sah, bevor er ins Haus ging, noch mal zu Lithas Elternhaus hinüber, vielleicht sieht er Litha doch. Aber da war nichts, das ganze Haus war still.
„Kalli, Kalli bist du es“; hörte er Ingeborg aus der Küche rufen.
„Ja, ich komme schon.“
„Fein, das Essen ist gerade fertig geworden“; strahlte Ingeborg ihren Kalli an. Kalli setzte sich und da kam auch schon Franz in die Küche. Ingeborg schaute auf die Küchenuhr: „Lasst uns schon mal beginnen, deine Eltern kommen wohl etwas später.
“„Das geht in Ordnung“, sagten Kalli und Franz wie aus einem Mund. Ingeborg lachte schallend, ihr beide, ihr könntet Brüder sein. Vergnügt sahen sich die beiden an.
„Wäre doch nicht so schlecht oder?“
„Ganz sicher nicht“, lachte Ingeborg immer noch. Die drei waren beim Nachtisch, als Kallis Eltern in die Küche kamen. Kalli wurde von seiner Mutter geknudelt, sein Vater klopfte ihn freundschaftlich auf die Schultern. Franz trank sein Kaffee aus, sagte danke zu Ingeborg und stand vom Tisch auf.
„Warte mal bitte, Franz, ich habe da noch eine Frage.“ Franz hielt inne und sah Kalli fragend an. „Gibt es meine Waffe auch in einer kleineren Ausführung? Das große Ding kann ich schlecht tagsüber mit herum tragen.“
„Sicher gibt es die Waffe in einer kleineren Ausführung, komm nach her doch einfach mal in die Garage!“
„Danke, Franz, bis gleich.“
Neugierig beugte sich seine Mutter zu ihm, sein Vater schaute ihn sehr aufmerksam an: „Warum möchtest du eine kleinere Waffe?“
„Die Schattenwesen sind überall und zu jeder Zeit vorhanden, als wären sie in der Schule zu hause.“ Die drei Erwachsenen wechselten schnelle Blicke und Kalli fuhr fort. „Eine kleinere Waffe kann ich ständig bei mir tragen und wenn es mit den Viechern zu viel wird, kann ich mich wehren.“
„Da hast du völlig recht“; hörte Kalli von seinem Vater, auch seine Mutter zeigte sich einverstanden, Ingeborg bat Kalli: „Sei trotzdem bei allem verdammt vorsichtig, die Schattenwesen sind nicht zu unterschätzen.“ Verblüfft schaute Kalli seine Ingeborg an, so einen Ausdruck hatte er ja von ihr noch nie gehört. Verlegen lachte Ingeborg Kalli an.„Ich kann auch anders!“
„Ich pass auf mich auf.“
„Treffen wir uns nachher in der Bibliothek?“ wurde Kalli von seinen Eltern gefragt.
„Ja, gerne, sehr gerne.“
Kalli war ein Fan der Bibliothek geworden.
Kalli drückte Ingeborg und ging herunter in die Garage zu Franz. Als Franz Kali sah, winkte er ihm zu und Kalli ging zu dem großen Mann. Franz legte seine große, harte Hand auf die Schulter von Kalli und ging mit dem Jungen auf die rechte Garagenwand zu. Wieder erlebte Kalli eine erstaunliche Sache. Nach ein paar Handbewegungen von Franz öffnete sich die Wand und gab einen sehr großen, hell erleuchteten Raum frei. Kalli fiel die Kinnlade herunter, er hatte zwar ähnliches schon im Landhaus erlebt, aber das hier war überwältigend, er war reineweg erschlagen!
Auch in diesen Raum waren Waffen aller Art vorhanden, auch hier war so etwas wie ein Labor zu sehen, auch eine Werkstatt wie im Landhaus, aber alles viel mehr und größer. Kalli schaute Franz überrumpelt an, etwas verlegen zuckte Franz mit seinen mächtigen Schultern, im Laufe der Zeit wurde es halt immer mehr. Das sah Kalli ein, im Laufe vieler Jahre kommt schon viel zusammen.
Franz ging auf eine große Glasvitrine zu und holte so etwas wie ein Tablett heraus.Kalli sah darauf mehrere Waffen, wie die, die er schon bekommen hatte, liegen, nur viel kleiner bis fast winzig.
„Such dir die passenden aus“, forderte Franz Kalli auf. Kalli griff sich zwei Waffen und Franz nickte zustimmend.
„Denk immer daran, dass diese kleineren Waffen die gleiche Wirkung haben, wie deine große Waffe!“
„Ich werde daran denken“; sagte Kalli zu Franz und steckte die beiden Waffen in seine Hosentaschen. Beim hinausgehen fragte Kalli noch: „Franz, fährst du mich morgen Abend zur Schule?“
„Kann ich machen, wenn deine Eltern nichts anders vorhaben.“
„Prima, wir sehen uns zum Abendessen, danke noch mal.“
„Nicht dafür, bis nach her.“
Franz ging mit Kalli aus dem großen Raum, der sich sofort hinter den beiden schloss und für jeden anderen unauffindbar wurde. Kalli drehte sich zur der Wand um: „Schon eine tolle Sache.“
„Ja, deine Eltern, Ingeborg und ich haben lange überlegt, wie wir das am besten lösen können.“
„Ich finde es oberaffengeil, wie ihr das gemacht habt.“
„Danke“, grinste Franz Kalli an, „pass mal auf.“ Franz ging forschen Schrittes auf die Rückwand zu, die rechts von der Seitenwand und Kali kam aus dem Staunen nicht hinaus, es öffnete sich derselbe Raum!
„Das ist ja irre, wie macht ihr das?“
„Dieser Raum existiert nur in unserer Phantasie, deswegen kann der Raum über all sein.“
„Kann ich das auch? Fragte Kalli Franz äußerst aufgeregt.
„Probiere es“, lud Franz den Jungen ein.
Kalli stellte sich vor die andere Seitenwand, die Wand öffnete sich, schloss sich wieder, öffnete sich, schloss sich und blieb dann tatsächlich geöffnet! Kalli stand mit sperrangelweit geöffnetem Mund vor dem jetzt offenen Raum und konnte unschwer feststellen, dass es derselbe Raum war.
„Siehst du, so schwer ist das gar nicht, es darf eben bloß kein anderer erfahren, am aller einfachsten ist es, wenn du den Raum einfach vergisst, bist du ihn wieder mal brauchst.“ Schloss Franz mit seinen Erklärungen. Kalli sagte noch mal tschüss, dann bis zum Abendessen.Kalli ging auf sein Zimmer und packte die Sachen für die Schule fertig. Etwas enttäuscht sah Kalli zu Lithas Elternhaus, schade, dass sich Litha nicht gemeldet hatte. Ich ruf sie einfach mal an, Kalli nahm sein Handy und drückte Lithas Nummer. Schon nach dem zweiten Klingelton meldete sich das Mädchen. Erfreut und erleichtert meldete sich Kalli: „Hallo, Litha, wie geht es dir, wo steckst du, ich gucke dauernd aus dem Fenster, aber keine Spur von dir!“Eine Pause, dann kam Lithas Stimme ungewohnt dünn durch das Phon: „Meine Eltern können mich nicht jedes Wochenende nach hause holen.“
„Warum das denn nicht? kam es beinah empört von Kalli. Kalli merkte, das Litha mit der Antwort herum druckste und da viel es ihm wie Schuppen von den Augen, Mensch, was war er doch blöd!
„Fahr doch ab nächstes Wochenende mit uns, ist doch auch blöd, wenn zwei Autos unterwegs wären.“
„Wenn das so ginge, wäre das wirklich schön.“
„Abgemacht, ich kläre es sofort mit meinen Eltern und sage dir dann bescheid.“
„Ich freu mich auf deinen Anruf.“ Kam es schon fröhlicher durch das Handy. Kalli suchte seine Eltern und fand sie gemütlich im Wohnzimmer sitzend.
„Wisst ihr, das Litha nicht nach hause kommen kann, weil ihren Eltern das hier fehlt“ und machte die typische Bewegung mit seinen Daumen und Zeigefinger. Seine Eltern zeigten sich etwas überrascht, dass war neu für sie.
„Kann Litha ab nächstes Wochenende mit uns fahren?“
Seine Eltern waren sofort damit einverstanden und vor Freude ganz aufgekratzt, hopste und hüpfte Kalli die Treppe hoch. In seinem Zimmer hüpfte er weiter wie ein Indianer. Er drückte auf seinem Handy Lithas Nummer und Litha meldete sich sofort. Freudestrahlend verkündete Kalli ihr. „Alles klaro, ab nächsten Freitag fährst du mit mir nach haus, gut?“
„Ja, alles gut, ich freu mich sehr“, Kalli hörte Litha tief Luft holen, „Vielen Dank Kalli.“
„Nicht dafür“; antwortete Kalli fröhlich. „Es ist gar nicht schön hier“, fuhr Litha fort“, das Riesengebäude ist fast leer, es ist richtig unheimlich hier. Dauernd so komische Geräusche und Schatten, prrr.“
„Morgen Abend bin ich wieder in der Schule, dann machen wir es uns gemütlich, ok?“
„Das wäre richtig schön.“
„Bleib einfach in deinem Zimmer, da kann dir nichts passieren, in dem Kühlschrank ist genug zum essen und trinken, ja?“
„Mach ich so.!„Dann bis morgen, tschüss Litha.“
„Tschüss Kalli und vielen Dank.“
Kalli machte sich auf den Weg zur Bibliothek und fand dort schon seine Eltern und Ingeborg vor, Franz kam aber direkt nach ihm in den Raum. Seine Eltern hatten die Sessel in einem Halbrund aufgestellt, so dass jeder jeden gut sehen konnte.
Kallis Vater schaute zufrieden durch die kleine Runde: „Ich finde schon, dass wir uns bis dahin recht gut gehalten haben oder?“
Alle nickten zustimmend. „Den Ärger mit dem Schattenreich werden wir auch noch überstehen, was meint ihr?“Auch davon waren die anwesenden über zeugt.
„Kalli“; sein Vater wandte sich jetzt direkt ihn, „du hast dabei eine große Aufgabe!“
Kallis Augen wurde riesengroß: „Ich, wieso ich?“Etwas verwirrt sah er sich in der kleinen Runde um, aber die ihm so vertrauten Gesichter sahen ihn so aufmunternd und vertrauend an, dass er sich wieder beruhigte.
Sein Vater fuhr fort: „Wir haben folgendes Problem, wir wissen noch nicht, wo sich das Schattenreich aufhält und das sollst du für uns heraus finden.“
„In Ordnung, aber wie kann ich bewerkstelligen?“„Ich habe acht Stunden Unterricht, viel Zeit bleibt mir da nicht mehr und wenn ich überall herum frage und suche, fällt das bestimmt mal irgendwem auf.“
Franz sah Kali sehr durchdringend an: „Du brauchst bloß deine Augen und Ohren offen halten, denn den Anfang hast du ja schon gemacht.“
„Du meinst meinen Trabbel mit den Bestietalen und Reptitoren?“
„Richtig“; kam es erfreut von Franz, „ jetzt finde noch heraus, wo die Viecher stecken und wir sind einen Riesen Schritt weiter.“
„Aber sei dabei bitte sehr vorsichtig“, meldete sich Ingeborg zu Worte, „die Biester sind nicht zu unterschätzen und sie brauchen einen oder mehrere Betreuer, die sie füttern. Also muss irgendwo eine Stelle sein, an der die Schattenwesen untergebracht sind.“
„Ich werde sehr vorsichtig sein und schwer aufpassen“, versprach Kalli der Runde.
„Falls es kritisch werden sollte“; sagte seine Mutter abschließend, „wir können sehr schnell bei dir sein!“
Kalli wurde von seinem Vater gefragt: „Wie stellst du dir es vor, die Bücher in den PC unter zubringen?“
Die Runde entspannte sich und alle sahen erwartungsvoll Kalli an. „Es gibt zumindest zwei Möglichkeiten“, erklärte Kalli, „ich kann jeden Buchtitel in den PC eingeben oder ich scanne jedes Buch in den PC ein:“Verständnislose Gesichter sahen Kalli verdutzt an, dass war ja noch schlimmer als Bahnhof!
„Einen Fotokopierer kennt ihr doch alle oder?“So was wie Erleichterung zeigte sich auf den Gesichtern, Fotokopierer, dass kannten sie.Kalli fuhr fort: „So ähnlich sieht ein Scanner aus, dass Buch wird mit dem Titel auf den Scanner gelegt und das Gerät fertigt ein Bild von dem Buch an und der PC speichert es.“
„Also benötigen wir ein solches Gerät“, erholte sich seine Mutter als erste.
"Ja“, kam es trocken von Kalli und er grinste heiter in der Runde.
Franz stand auf: „Ich kümmere mich darum, schönen Abend noch.“
Ingeborg stand auch auf: „ich hole etwas zu trinken für euch:“
Kalli musste seinen Eltern den Vorgang noch genauer erklären und seine Mutter meinte erstaunt: „Was es nicht alles gibt.“
„Wie lange würde es dauern, bis die Bücher in dem PC sind?“ Kalli zuckte ungewiss mit seinen Schultern, pro Tag müsste ich zwei, drei Fächer schaffen:“
Kalli ließ den Sonntag langsam angehen, nach dem Frühstück setzte er sich an seinen PC und gab einige Daten und Texte ein, brannte diese dann auf eine CD, die er dann auf seinen PC in der Schule überspielen wollte. Damit war er schnell fertig, er sah auf die Uhr, schön, bis zum Mittagessen hatte er noch gut Zeit.
Kalli suchte sein PC Aktionsspiel und legte die CD in das Laufwerk. Schon kamen heftige Geräusche aus den Lautsprechern und Kalli war ganz bei der Sache! Das Spiel ließ die Zeit nur so vergehen und Kalli sah überrascht auf die Uhr neben seinem PC, er beendete das Spiel, nahm die CD aus dem Laufwerk und schaltete den PC aus.
Gut aufgelegt rutschte er das Treppengeländer herunter und traf unten auf seinen Vater. Gut gelaunt gingen sie zusammen zum Essen. Franz saß schon am Tisch, Ingeborg trug das Essen auf und seine Mutter kam dann auch. Kalli freute sich immer, wenn er seine Mutter sah. Seine Mutter sah immer gut aus und roch so gut. Sie hatte nie schlechte Laune und konnte unheimlich gut zu hören.
Das Essen verlief mit heiteren Gesprächen und Ingeborg brachte den Nachtisch. Kalli strahlte, Karamell Pudding mit einer hauch dünnen Schicht glasiertem Karamells darauf. Franz und seine Eltern tranken ihren Kaffee. Kalli lehnte sich satt und zufrieden zurück und fragte seine Eltern: „Könnt ihr mich heute mal ausnahmsweise etwas früher zur Schule fahren?“
„Sicher, gibt es etwas Besonderes?“Kalli nickte: „Litha hat sich traurig angehört und sie hat was von seltsamen Geräuschen und Bewegungen gesprochen. Ihr ist komisch in der fast leeren Schule.“
„Das kann ich gut verstehen“; kam es mitfühlend von Ingeborg, die das Geschirr abräumte.Franz sagte in die Runde: „Ich kann Kalli fahren, für mich liegt nichts mehr an:“
„Gut, dann halte dich an Franz“, hörte Kalli von seinen Eltern
.„Wann möchtest du los?“ Wurde Kalli von Franz gefragt.
„Nachdem Kaffeetrinken, den Kuchen von Ingeborg möchte ich noch mitnehmen.“ Lachend standen alle vom Tisch auf und Kalli ging die Treppe hoch zu seinem Zimmer.
Er nahm sein Handy und tippte eine Nachricht für Litha ein: .
Er nahm sich das Buch, in dem er zur Zeit las, legte eine CD in die Anlage und machte es sich in dem Turmzimmer gemütlich. Ein Klopfen an der Zimmertür holte ihn in die Gegenwart zurück, seine Mutter steckte ihren Kopf durch den Türspalt: „Ingeborg hat den Kaffee fertig.“
„Oh, fein, danke, ich komme gleich mit“, Kalli legte das Buch zur Seite und schaltete die Stereoanlage aus. Mit seiner Mutter ging Kalli zusammen ins Esszimmer und Kalli konnte schon den Duft des Kuchens schnuppern. Franz und sein Vater saßen schon am Tisch und Ingeborg stellte vor Kalli einen Becher dampfenden Kakaos hin und goss den anderen Kaffee ein. Kalli wurde von seiner Mutter gefragt, ob er alles eingepackt habe, was er für die Schule noch brauche und mit vollen Backen nickte er zur Bestätigung. Von seinem Vater erfuhr Kali, das er auch zum frühen Abend los fahren müsse.
„Dann bleiben wir beiden Mädels alleine zu haus“, lachte Ingeborg vergnügt Kallis Mutter an.
„Das nutzen wir aus und machen uns einen richtig gemütlichen Abend“, lachte Kallis Mutter Ingeborg an.„Na, da möchte ich mal Mäuschen spielen“, zwinkerte Kallis Vater die beiden Frauen an
.„Kommt nicht in Frage, wir machen eine geschlossene Gesellschaft“, lachte sich Kallis Mutter kaputt
.„Ihr seit wirklich albern, ich lass euch jetzt alleine, das kann man ja nicht aushalten“; maulte Kalli betont knurrig. Was wieder ein schallendes Gelächter bei den Frauen auslöste!
„Ich hole meine Sachen und komme zu dir in die Garage“, sagte Kalli zu Franz.
„Geht in Ordnung“, Franz stand auf, verabschiedete sich und zeigte dabei Kallis Vater an, dass er ihn noch sprechen möchte. Kalli ließ sich von seiner Mutter knuddeln und von Ingeborg drücken: „Wenn etwas außergewöhnliches sein sollte, melde ich mich über das Handy, ok?“
„In Ordnung“, lachten die beiden Frauen immer noch albern. Kopfschüttelnd ging Kalli aus der Küche hoch zu seinem Zimmer, auf seinem Handy war die Antwort von Litha angezeigt.Kalli drückte die Taste und las sie.
Er nahm sich seine sieben Sachen und ging wieder herunter und in die Garage. Dort sah er seinen Vater mit Franz sprechen und als Franz Kalli kommen sah, drehten sich ihm die beiden Männer entgegen. Franz sagte zu Kalli: „Wir haben deine Situation in der Schule noch mal besprochen.“
„Ja und“, fragte Kalli etwas erstaunt“, eigentlich war doch alles besprochen“
.„Dein Vater und ich sind der Meinung, dass wir das hier noch mitgeben sollten“. Franz hielt Kalli ein seltsam anmutendes Gerät entgegen.
„Was ist das?“, fragte Kalli jetzt natürlich sehr neugierig.
„Wir nennen es Blocker, damit kannst du ein Zimmer, ein Haus, ja sogar ein kleines Dorf vor den Schattenwesen schützen.“
„Das ist doch mal etwas“, Kalli nahm das Gerät in die Hand, es war sehr leicht!
"Du brauchst hier nur die Gebietsgröße einstellen und mit diesem Knopf das Gerät aktivieren“.
Sein Vater verabschiedete sich von Kalli und wünschte ihm alles Gute und viel Spaß in der Schule.Franz ließ Kalli einsteigen und startete den Motor, das Garagentor öffnete sich surrend und der große schwarze Wagen rollte fast lautlos auf die Strasse. Franz steuerte den Wagen auf die Bundesstraße und wurde schneller.
Kalli verabschiedete sich von Franz und ging auf sein Zimmer, sortierte seine mitgebrachten Sachen ein und legte die gebrannte CD auf den PC Schreibtisch. Er griff nach seinem Handy und rief Litha an.
Litha meldete sich und mit einem unendlich erleichterten Seufzer kam es durch das Handy: „Schön, dass du schon da bist“
„Darf ich zu dir rüber kommen“, fragte Kalli etwas besorgt.
„Ja, natürlich, sehr gerne“, freute sich Litha.
Kalli nahm das neue Gerät mit und machte sich auf den Weg. Kalli schaute sich aufmerksam um, konnte aber auf dem Weg zu dem Mädchengebäude nichts außer gewöhnliches entdecken. Kalli klopfte an Lithas Zimmertür, Litha öffnete schnell, zog Kalli ins Zimmer und drückte sich für einen Moment fest an den Jungen. „Danke, dass du gekommen bist“. Litha machte wirklich einen rappelichen Eindruck, was zu dem sonst so besonnenen Mädchen gar nicht passte.
„Was ist denn los mit dir?“ Fragte Kalli das sichtlich nervöse Mädchen, dass unruhig in dem Zimmer hin und her lief.
„Warte einen Moment noch, gleich wirst du es sehen“, Litha sprach hastig und dann, „da, am Fenster, da ist es wieder“.
Kalli drehte sich schnell zum Fenster und da sah er auch die Schattenwesen, die Litha so verstörten
.„Haben wir gleich“, Kalli war jetzt richtig stinke sauer, „geh bitte zur Wand rüber“. Winkte Kalli das zitternde Mädchen an die gegen über liegende Zimmerwand.
Mit einer schnellen Handbewegung ließ er die Fensterscheibe verschwinden, was Litha einen erschreckten Schrei ausstießen ließ. Kalli schoss mit seiner Waffe auf die Bestietalen und Reptitoren, die den Beschuss mit wütenden und giftigen Gebrüll und Gekreische empfingen. Als eines der Viecher sein Vorderbein auf die Fensterbank legte, sah Kalli mit Genugtuung, wie das Bein wie mit einem scharfen Schnitt abgetrennt wurde. Brüllend vor Schmerzen verschwand der Bestietale. Anscheinend hatten die restlichen Schattenwesen auch genug und verschwanden nach oben. Kalli setzte die Fensterscheibe wieder ein und drehte sich zu Litha um. Das Mädchen hatte sich ganz fest in die Ecke gedrückt und sah Kalli mit schreckgeweiteten Augen an.
„Alles wieder gut“, Kalli zog Litha zum Sofa und langsam ging es Litha wieder besser.
„Hast du gesehen, die Schattenwesen können niemals in dein Zimmer“, beruhigte Kalli Litha.
Litha nickte nur stumm.„Mein Vater und Franz haben mir noch etwas mit gegeben, guck mal“, Kalli stellte das Gerät auf den Tisch.
„Was ist denn das?“, fragte Litha jetzt schon ruhiger.
„Franz nannte es Blocker“ und Kalli erklärte Litha die Funktion des Gerätes.
„Das ist super gut“, freute sich Litha, „pack die ganze Schule darin ein“.
„Genau das möchte ich noch nicht machen“, schüttelte Kalli seinen Kopf. Sehr unruhig und sehr nervös fragte Litha nach dem Grund.
„Ich muss erst heraus finden, wo sich diese Viecher verstecken und wer diesen Biestern hilft“.
Litha sah Kalli mit ängstlichen Augen fragend an.„Sie müssen gefüttert werden, also muss es irgendwo eine Unterkunft für diese Schattenwesen geben und das will und muss ich heraus finden, sonst finden wir keine Ruhe“, schloss Kalli. Das zierliche Mädchen sah Kalli immer noch verschreckt an. „Deswegen werde ich dieses Gerät nur sehr gezielt einsetzen, um uns zu schützen, aber die Schattenwesen sollen sich bewegen, vielleicht zeigen sie mir dadurch, wo sie hausen“.
„Ich will dir dabei helfen“, kam es leise, aber sehr bestimmt von Litha.
Kalli sah Litha erstaunt und überrascht an: „Keine Angst mehr?“ Energisch schüttelte Litha ihren Kopf, so das ihre Haare wild hin und her flogen: „Weißt du, eigentlich bin ich schon mittendrin in deinem Vorhaben“. Erstaunt sah Kalli das Mädchen an. „Wieso“.
„Denk doch mal an die ekelhafte Pfütze in dem Gang“, Kalli erinnerte sich, „ich bin mir sicher“, fuhr Litha fort, „das in dem Wasser diese Schattenwesen waren“. Kalli nickte mit dem Kopf: „Möglich wäre das schon“.Im Laufe des Abends tauschten die beiden Kinder ihr Wissen gegenseitig aus und Kalli freute sich, dass auch Litha tatsächlich zu den Kämpfern gehörte, wie Franz sich, seine Eltern, Ingeborg und ihn bezeichnet hatte. Kalli verabschiedete sich von Litha, an der Tür sagte er noch zu dem Mädchen: „Pass gut auf und halte die Augen offen. Wenn du etwas feststellst, sag mir sofort Bescheid, bitte!
„Mach ich, mach ich Kalli, du kannst dich darauf verlassen“, sagte Litha, „Tschüss und schlaf gut!“
Kalli packte noch seine Schultasche und legte sich dann auch schlafen. Das Frühstück schmeckte gut und der Unterricht nahm ihn dann voll in Anspruch. Die Woche ging ohne weitere Aufregungen rasch vorbei und dann standen die beiden schon am Ausgang und warteten auf den Abholer. Kalli wurde durch ein auffallendes Hupen aufmerksam und er sah Franz, der sie zu sich winkte. Kalli stand mit hängenden Lippen vor dem Prachtstück von einem Auto, ein großer Off roader, dunkelgrün und auf mächtigen Reifen. Litha sagte artig zu Franz guten Tag und Franz zeigte den Kindern, dass sie einsteigen sollen. Kalli erfuhr von Franz, das er den Wagen erst vor drei Tagen bekommen hatte. Er hatte schon lange Spaß an einem solchen Auto! Kalli und Litha fanden das Auto spitzenmäßig und Franz strahlte darüber über alle vier Backen.
Litha sagte danke fürs mitnehmen, vielleicht sehen wir uns ja morgen, bestimmt, kam es von
Kalli. Seine Eltern waren noch nicht da, also aßen sie in der Küche bei Ingeborg. Franz erkundigte sich bei Kalli, ob alles in Ordnung ist. Kalli nickte heftig mit seinem Kopf, er hatte seinen Mund zu voll, als das er hätte antworten können. Franz musste heftig grinsen und Ingeborg hob empört den Finger: „So etwas sollst du doch nicht machen“.
„Spaß muss sein“, brachte Kalli jetzt etwas mühsam hervor.
„Siehst du“, kam es sehr trocken von Franz, „was du immer hast.“
Über das herum albern in der Küche mit Franz und Ingeborg ist es spät geworden und Kalli sagte den beiden gute Nacht.
Simon rief Kalli an und fragte nach: „Ob sie sich treffen wollten.“
„Klar, wo denn?“„Am Markplatz wieder?“
„Gut, bis gleich!“
Kalli sagte Ingeborg bescheid: „Zum Mittagessen bin ich zurück:“
Als Kalli aus dem Haus trat, kam auch Litha heraus. Gemeinsam gingen sie zum Marktplatz. Simon stand schon da und Egon kam gerade um die Ecke. Die Freunde begrüßten sich und nach kurzem hin und her einigten sie sich, zum Baumhaus zu gehen und dort gemütlich palavern.
Als Kalli nach Hause kam, fand er seine Eltern vor und wurde von ihnen liebevoll begrüßt. Ingeborg servierte das Mittagessen im Esszimmer. Kalli wurde von seinen Eltern nach seiner Woche in der Schule gefragt. Kalli rückte sich vor seiner Antwort zurecht und leerte seinen Mund.„Nachdem ich das Gerät, dass ich von euch nach bekommen habe, eingesetzt hatte, war Ruhe in der Schule. Der Unterricht in der Woche war auch ziemlich heftig, vor allem die Stunden in Physik, Chemie und Mathe“.
Seine Mutter strich ihm mitfühlend über den Kopf.
„Ach ja, als ich Sonntagabend bei Litha war, waren wieder die Schattenwesen am Fenster, Litha hatte furchtbare Angst“.
„Ja und“, beugte sich Franz neugierig vor.
„Es ging prima, dass mit der Fensterscheibe entfernen war ein prima Tipp, eines der Viecher versuchte ins Zimmer zu gelangen, verlor dabei aber ein Vorderbein und hatte damit genug und die restlichen Viecher verschwanden dann sehr schnell.“
„Na, also“, Zufrieden stand Franz auf und verabschiedete sich.
Kallis Vater fragte noch mal nachdrücklich: „ Entdecken konntest du noch nichts in der Schule?“
„Leider nein, sie können überall sein, das Gebäude ist sehr groß und verändert ständig seine Maße. In dem dichten Wald rund um das Schulgebäude können sie ebenfalls stecken, aber was mir aufgefallen ist“, Franz blieb abwartend an der Tür stehen, Kali fuhr fort, „es wird kalt, sehr kalt, wenn die Viecher auftauchen.“
„Na, also, das ist doch schon mal etwas“, höchstzufrieden mit dem Gehörten, verschwand Franz.
„Sei bitte weiterhin sehr wachsam, vielleicht entdeckst du ja doch noch das Versteck des Schattenreiches“. Sein Vater stand auf: „Wir sehen uns zum Abendessen, ich habe noch zu tun“.
Kalli verabschiedete sich ebenfalls: „Ich habe noch für die Schule einiges zu erledigen“.
Kalli räumte gerade Mathe zur Seite, als es leise an seiner Zimmertür klopfte. Kalli meldete sich und Litha steckte vorsichtig ihren Kopf durch den schmalen Türspalt: „Darf ich herein kommen?“
„Aber sicher, komm nur“, freute sich Kali.
Litha machte es sich in einem Sessel bequem, sah zu, wie Kalli seine Schulsachen zusammen legte und fragte Kali dann, ob sie beide über die Sache mit dem Schattenreich sprechen können. Etwas überrascht sah Kalli zu Litha, ihre Stimme klang so anders, so, so energisch, auch ihre Körpersprache signalisierte ihm, das sich das Mädchen verändert hatte.
„Ich wollte eigentlich nie so richtig akzeptieren“, begann Litha leise, „das ich auch zu den „Hochbegabten“ gehöre. Ich wollte eigentlich immer ein ganz normales Mädchen sein.“
Kalli war total überrascht: „Für mich war es keine große Überraschung, als ich dich in der neuen Schule sah.“
„Das ist ja nun mal alles andere, als eine normale Schule“, lächelte Litha etwas gequält, „aber ich habe mich jetzt damit abgefunden“
.„Haben deine Eltern dich nicht darauf vorbereitet?“ Fragte Kalli nach.
„Nein, meine Eltern hofften wohl genau so wie ich, dass das endlich vorbei sei“, Litha schüttelte ihren Kopf, „das war wohl ein Irrtum“.
Kalli sah seine kleine Freundin mitfühlend an.„Aber jetzt weiß ich Bescheid und will dir dabei helfen, endlich das Schattenreich in die Wüste zu schicken. Es muss einfach Ruhe sein“.
Das Gespräch zwischen den beiden verlor sich in Einzelheiten, mal nickte Litha mit dem Kopf, mal Kalli. Das Wochenende ging ruhig zu Ende und schon hatte der Schulbetrieb die Kinder wieder voll im Griff. Kalli schlug sich in der ersten Stunde mit Physik herum, Newtonsche Gesetze und Mechanik, Gravitationsgesetz, Gewicht und Masse, Vektoren und Skalare flogen ihm um die Ohren, so dass er richtig froh über die kurze Pause war.
Litha hatte es etwas angenehmer, sie genoss den Musikunterricht in vollen Zügen, sie mochte Musik, ob es nun Bach, Händel oder Mozart war.Die beiden Kinder hatten sich angesprochen, dass sie sich immer zum Abendessen in der Mensa treffen und nach ein paar Tagen hatte es sich eingebürgert, dass einer oder mehrere von Kallis Zimmernachbarn dazu kamen. Kalli erkannte schnell, dass besonders Carlos und Till an den Schattenwesen interessiert waren. Sehr vorsichtig ließ Kalli einige Informationen in ihr Gespräch einfließen, was von den beiden sofort verarbeitet wurde.
Litha nickte Kalli anerkennend zu, das war von Kalli raffiniert angefangen.
Franz stand quietsch vergnügt am Freitag mit seinem großen Geländewagen auf dem Parkplatz, um Kalli und Litha abzuholen.
„Du wirst deiner alten Liebe doch nicht untreu?“ spielte Kalli auf das schwarze Auto an.
„Nie, niemals“, tat Franz empört und grinsend, „ na ja, vielleicht ein klein bisschen!“
Alle drei lachten schallend und Litha war von den Socken: „Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein Komiker sind!“
„Ich auch nicht“, lachte Franz das kleine Mädchen an.
Nach einer höchst vergnüglichen Heimfahrt verabredeten sich Litha und Kalli für Sonntagnachmittag.„Vielleicht melden sich ja Simon und Egon auch wieder“, sagte Kalli zum Abschied.
„Ja, das wäre schön, dann könnten wir uns wieder treffen“, winkte Litha Kalli zu.
Und so war es auch, kaum war Kalli in seinem Zimmer, nicht ohne vorher von Ingeborg gedrückt geworden zu sein, ging sein Handy und Simon meldete sich aufgeregt: „Was glaubst du, was mir passiert ist?“
„Keine Ahnung“, kam etwas überrascht Kallis Antwort.„Ich war am Mittwoch mit Egon auf der Burgruine und was glaubst du, was uns da passiert ist?“
„Keine Ahnung“, sagte Kalli wieder.„Geister“, es sind Geister in der Burgruine“, kam es steif und fest von Simon.
„Schwer zu glauben“, antwortete Kalli nachdenkend, „am helllichten Tag?“ Ging dann seine Frage an Simon.„Ja, na ja, später Nachmittag“, antwortete Simon.
„Etwas ungewöhnlich am helllichten Tag, findest du nicht auch?“
„Ja, sehr ungewöhnlich“, bestätigte Simon, „aber ich schwöre dir, es waren Geister!“
„Wie sahen die denn aus?“ kam Kallis nächste Frage. Sehr schnell und prompt kam es von Simon: „Ein bläuliches Licht zeichnete die Konturen von irgendwelchen Wesen nach, leuchtend, aber überhaupt nicht furchteinflößend. Ne, wirklich nicht!“
Kalli staunte, er kannte Simon als recht besonnenen Jungen, der keinen Quatsch erzählte, also muss etwas daran sein.„Wir sollten uns das Morgen einfach mal eingucken, ok?“ Schlug Kalli vor: „So gegen sechzehn Uhr am Nordtor? Sagst du Egon Bescheid?“
„Mach ich, mach ich, tschüss dann bis morgen“, beendete Simon das Gespräch.
Kalli musste sich mächtig auf seine Hausaufgaben konzentrieren, die Geschichte wollte einfach nicht aus seinen Kopf. Fast erleichtert hörte er seine Mutter, die ihm zum Essen rief. Sie saßen gerade am Tisch, als sein Vater ins Esszimmer kam. Kalli freute sich sehr darüber, er fand es immer ganz cool, wenn mal alle zusammen kamen. Ein lebhaftes Gespräch entwickelte sich schnell, alles wurde besprochen und jeder kam zu Wort. Sein Vater stand auf: „ ich muss noch ein paar Sachen erledigen, entschuldigt mich bitte!“
Im hinaus gehen wurde Kalli von seinem Vater gefragt. „Hast du das Gerät gesehen, dass du für die Archivierung der Bücher haben wolltest?“
„Nein, habe ich nicht“, antwortete Kalli seinem Vater.
„Franz hat es schon in die Bibliothek gestellt“, Kalli wurde von seinem Vater freundlich angegrinst: „jetzt kannst du loslegen.“
„Ich seh mir den Scanner gleich mal an“, freute sich Kalli und ging die Treppe hoch zur Bibliothek. Kalli fand einen Flachbettscanner vor, auf dem er bequem die Bücher legen konnte. Dann werde ich morgen meinen PC herüber bringen und hier installieren, dachte Kalli und sah sich nach Steckdosen um. Er fand keine und nahm sich vor, Franz danach zu fragen.
Kalli ging herunter ins Wohnzimmer und fand seine Mutter in einem Buch lesend. Sie sah hoch und lächelte ihren Jungen freundlich an. „Wenn ich dich störe, gehe ich auf mein Zimmer“, sagte Kali zu seiner Mutter und wies auf das Buch in ihrer Hand. Lächelnd schüttelte seine Mutter ihren Kopf, klopfte mit der flachen Hand auf den Platz neben sich und Kalli setzte sich zu seiner Mutter. Gemütlich schweigend saßen die beiden in dem schmalen Schein der Leselampe zusammen auf der Couch.
Nach einer ganzen Weile wurde Kalli von seiner Mutter gefragt, was er sich für das Wochenende vorgenommen habe. Morgen früh möchte er mit dem einscannen der Bücher beginnen, erwiderte Kalli, nachmittags bin ich mit Simon und Egon verabredet und am Sonntagnachmittag kommt Litha zu mir, bevor wir wieder zusammen zur Schule fahren.
Schön, da hast du ja ein volles Programm, Kalli nickte dazu. Die Tür öffnete sich und Kallis Vater kam in das Wohnzimmer. Durch die offene Tür konnte Kalli noch kurz Lithas Vater sehen. Freundlich winkte der Mann Kalli zu. Sein Vater setzte sich zu ihnen und fragte seine Mutter, ob er von dem Wein ein Glas haben könnte. Kalli fühlte sich sauwohl, er genoss die wenigen Momente, die er mit seinen Eltern verbringen konnte. Es wurde wenig gesprochen, Kalli erwähnte einmal grinsend kurz die neue Leidenschaft von Franz, auf das erstaunte und fragende Gesicht seiner Mutter hin, erklärte er seiner Mutter, dass Franz sich einen sehr großen Geländewagen zugelegt hatte. Lächelnd schüttelte die Frau ihren Kopf, Männer und ihre Autos!
Müde geworden löste sich die Runde auf und Kalli ging müde, aber heiter und entspannt ins Bett.
Beim Frühstück fragte Kalli Franz nach Steckdosen in der Bibliothek, er benötigt ein paar für den Scanner und den PC. Franz stutzte für einen Moment: „Jetzt hast du mich aber voll erwischt, ich habe keine Ahnung.“ Franz fuhr fort: Wir sehen uns das mal nach dem Frühstück an, ok?“
Kalli nickte zufrieden. Er wusste, wenn Franz das sagt, dann klappt das auch. Seine Eltern kamen jetzt auch in die Küche zum frühstücken und Kallis Vater sagte recht belanglos: „Am Montag beginnen die Renovierungsarbeiten an Lithas Elternhaus“: Kalli sah hoch, „Es wurde langsam Zeit, unsere Nachbarn sind darin etwas bescheiden.“
Kallis Mutter lächelte still: „ Das Haus wird nach der Renovierung ganz sicher gut aussehen.“
Kalli grinste: „Da bin ich mir ganz sicher“
.„So, ich will mal loslegen“, sprach und stand auf. Franz stand ebenfalls auf: „Suchen wir die Steckdosen“.Kalli ging mit Franz die Treppe hoch zur Bibliothek und suchten darin nach Steckdosen. Franz fand dann endlich eine hinter den Vorhängen.
„Wie viele Steckdosen brauchst du?“ fragte Franz. Kalli überschlug kurz. „ Vier reichen.“
„Gut, ich hole fürs erste eine Verlängerung“. Franz verließ den Raum und kam kurze Zeit später zurück, in der Hand ein Verlängerungskabel und eine Mehrfachsteckdose. Kalli nickte: „Damit müsste es gehen, ich hole jetzt meine PC und den Monitor“.
In diesem Moment kam Kallis Vater herein und sagte zu Kalli: „Bleib man hier, wir haben uns gedacht, das es für dich einfacher ist, wenn wir in der Bibliothek auch einen PC installieren“. Kalli war vor Begeisterung platt, das war mal eine prima Idee von seinen Eltern! Sein Vater stellte mit der Hilfe von Franz die Kartons mit dem PC und dem Monitor in die Nähe von dem Lesepult. Franz legte die Steckdosenleiste dazu und Kallis Vater fragte: „Du kommst zu recht oder soll Franz dir helfen?“
„Danke, ich komm jetzt zu recht!“ Die beiden Männer verließen den Raum und schlossen leise die Tür. Zufrieden sahen sich die beiden so unterschiedlichen Männer an, Kalli macht sich prima!
Kalli legte das erste Buch auf den Scanner und surrend startete das Gerät, Kalli holte indes das zweite Buch, brachte das erste Buch an seinen Platz zurück, und brachte das dritte Buch zum scannen.Beim Mittagessen fragte Franz Kalli nach dem Fortschritt seiner Arbeit und Kalli sagte zu Franz: „Fünf Fächer habe ich bereits gescannt, es gehr schneller, als ich dachte.“Franz nickte anerkennend: „Gute Arbeit“
Kalli rief in Richtung Küche sein tschüss, bis nachher und hörte noch die Antwort von Ingeborg, dann schloss er die Haustür. Er ging gerade die Stufen zur Strasse herunter, als er von Litha angerufen wurde. Auf dem Weg zum Treffpunkt mit Simon und Egon erfuhr Kalli von Litha, dass ihr Vater eine neue Arbeit gefunden hat und sie freute sich für ihren Vater sehr. Kalli freute sich mit dem Mädchen und im Stillen sagte er danke schön zu seinen Eltern.
Kalli erzählte Litha von seiner Arbeit mit den Büchern und Litha war sofort hellwach und fragte Kalli, ob sie ihm dabei mal helfen dürfte. Klar, das ist kein Problem.
Simon und Egon waren schon da und so zogen die vier in Richtung Burgruine los. Die vier Freunde tauschten ihre Erfahrungen aus ihren unterschiedlichen Schulen aus, aber Simon brachte ganz schnell die Sprache auf die geheimnisvollen Erscheinungen in der Burgruine. Egon sagte kopfschüttelnd: „Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen, wie so etwas möglich sein kann!“
„Vielleicht haben wir Glück und sehen diese Erscheinung heute noch mal“.
„Wenn ja, dann brichst du ab!“
„Das sieht so irre geil aus, das glaubst du nicht!“
„Waren Figuren zu erkennen oder waren es nur Lichter?“ fragte Litha neugierig.
" Die Lichter machten die Umrisse von Figuren“, antwortete Simon. Über das Gespräch haben die vier die Burgruine erreicht und Simon zeigte auf ein Stück Gras: „Da können wir gut sitzen“.
Kaum saßen die vier, da sagte Egon schon: „Ein Häppchen zu essen wäre jetzt nicht schlecht“.
Die Kinder lachten sich kaputt, Egon und seine Sorge um das Essen! Kalli kramte in seinem kleinen Rucksack herum: „Wäre doch komisch, wenn Ingeborg mir nichts eingepackt hätte“. Kalli hielt grinsend vie Schokoriegel in seiner Hand hoch: „Sag ich doch“.
Erleichtert nahm Egon den Schokoriegel entgegen und als Litha und Kalli selbst verzichteten, strahlte Egon über alle vier Backen: „ Jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen“, grinste Egon mit vollen Backen. Litha lachte laut: „Mensch, du glaubst gar nicht, wie froh wir darüber sind“.
Die vier Freunde saßen erwartungsvoll auf dem Grasstück und sahen sich die Burgruinen immer wieder an. Aber außer den Schattenspielen, die die Sonne zusammen mit den Bäumen an die Burgmauern zauberte, war nichts außer gewöhnliches zu sehen. Zufrieden legte sich Egon rücklings ins weiche Gras und schaute den vorbei ziehenden Wolken nach: „Seht mal, die Wolke sieht doch wirklich wie unsere Lehrerin aus der Grundschule aus!“ Simon sah jetzt auch hoch: „Könnte man so erkennen“. Auch Kalli und Litha waren mit der Feststellung von Egon einverstanden.
So blödelten die vier eine Weile herum, bis Simon mit einemmal stocksteif wurde und stotternd auf die größere der Burgmauern deutete: „Seht, seht doch, da sind sie wieder“. Aufgeschreckt wirbelten die drei herum und sahen zur der Mauer, auf die Simon immer noch zeigte! Tatsache, in den Schatten der Bäume waren deutliche Umrisse von irgendetwas zu sehen, wie schraffiertes Licht, wechselnd von hellblau bis türkisgrün. Mit groß aufgerissenen Augen und offenen Mündern starrten die vier zu der Mauer, auf der die Lichtgestalten zu sehen waren. Sie schwebten vor der Mauer, verschwanden in den leeren Fensterhöhlen, kamen wieder hervor. Der ganze Spuk dauerte wahrscheinlich bloß ein paar Sekunden, aber Kalli und seinen Freunden kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Ganz langsam kehrten sie wieder in die Realität zurück, „das war doch mal ein Hammer“, schnaufte Egon ehrlich erschüttert, „so etwas habe ich wirklich noch nie gesehen.“ „Und das am helllichten Tag“, kam es etwas nüchternder von Kalli. „Eigentlich passieren solche Dinge nachts um zwölf Uhr“, sinnierte Kalli weiter, „ aber wieso gerade jetzt?“
Litha war sehr still: „Wer weiß, was das zu bedeuten hat“.
„Ob die uns etwas zeigen oder sagen wollen?“
„Glaub ich nicht.“
"Aber irgend etwas hat das zu bedeuten“.
„Sicher, aber wie sollen wir das heraus finden?“
„Kommt, wir gucken uns die Mauer mal näher an“.
Simon ging voran und die anderen folgten, fragend standen sie vor der Burgmauer. Es war nichts Ungewöhnliches zu erkennen, außer, das es immer noch eine mächtige Mauer war, trotz ihrer Zerstörung. Aus der einen, stark beschädigten Fensteröffnung wuchs sogar schon ein kleiner Baum. Simon ging an der Mauer vorbei und bog nach links in den Innenraum, auch hier war nichts Außergewöhnliches festzustellen. Enttäuscht sah sich Simon um: „Ich hatte echt gehofft, das wir etwas finden werden“
.„Wenn „Die“ etwas von uns wollen“, sagte Litha sehr nachdenklich, „werden sie sich melden oder sich bemerkbar machen“.
„Das sehe ich auch so“, Kalli sah Litha an, „ Wir können ja nächsten Samstag wieder hier her kommen und dann sehen wir ja, ob „sie“ noch mal wieder kommen oder ob „sie“ etwas von uns wollen“.
Egon wurde unruhig: „Lasst uns gehen, es wird langsam Zeit fürs Abendessen“.
Die Spannung fiel mit dem hellen Gelächter über Egon von den Kindern ab und ausgelassen rannten sie den Feldweg zur Stadt zurück. Dann bis Samstag, verabschiedete sich Simon und Egon und Kalli ging mit Litha nach Haus.
„Wir sehen uns dann morgen“, Kalli sagte Litha tschüss.
„Ich freu mich drauf, tschüss Kalli“, Litha reckte sich zu Kali hoch und drückte ihr Geicht an das von Kalli.
Kalli rief in das anscheinend leere Haus: „Ich bin wieder da!“ und hörte Ingeborgs Antwort: „ Abendessen ist gleich fertig.“
Kalli fragte beim Abendessen in die Runde, ob sich jemand das Phänomen in der Burgruine erklären kann. Aber alle schüttelten verneinend mit ihren Köpfen.„Aber es muss etwas bedeuten, warum sonst können wir diese Erscheinung am hellen Tag sehen“? Als niemand darauf antwortete, fuhr Kalli fort: „Und wir alle haben es gesehen!“ Wieder erfolgte keine Antwort!
„Wir haben uns nach der Erscheinung die Burgruine genau angesehen, es war alles wie immer“. Etwas unschlüssig wiegte Kalli seinen Kopf hin und her: „ Wir werden uns am nächsten Samstag wieder treffen, vielleicht finden wir dann etwas heraus“. Außer einem gemeinschaftlichen Kopfnicken erhielt Kalli nichts.
Kalli traf sich nach dem Abendessen mit seinen Eltern im Wohnzimmer und sah sich mit ihnen einen Film im Fernsehen an. Nach dem Film verabschiedete sich Kalli von seinen Eltern und sagte ihnen: „Morgen früh mache ich noch mit den Büchern etwas weiter. Nachmittags kommt Litha zu mir“.
„Fein, dann schlaf gut.“
„Danke, ihr auch“.
Kalli trug wieder ein Buch nach dem anderen zum scannen zum Pult, er kam zügig voran, während ein Buch eingescannt wurde, brachte Kalli das bereits gescannte Buch zurück und brachte das nächste zum Scanner. Von einem Buch wurde er etwas unwirsch angemault: „Weißt du eigentlich, wie spät es ist“?
Kalli lachte vor erschrecken etwas lauter als notwendig: „Es ist bereits Vormittag“!
Das Buch überging Kallis Antwort einfach und maulte ihn weiter an: „Sei bloß vorsichtig mit dem, was du da tust, ich bin ein wichtiges Buch“!
Kalli grinste: „In diesem Raum sind alle Bücher wichtig“! Aufgeschreckt blickte Kalli um sich, aus allen Bücherregalen kam zustimmendes Gemurmel der anderen Bücher!
Kalli schaltete die Geräte aus und ging zum Essen.Es klopfte an Kallis Zimmertür und Litha steckte ihren Kopf durch den Spalt, Kalli winkte das Mädchen ins Zimmer. Litha stellte ihre Schultasche ab und setzte sich neben Kallis Schreibtisch.„Ich bin gleich fertig, ich will mir nur noch die Sachen für Physik ausdrucken“.
„Kein Problem, mach nur, ich habe alles fertig für die Schule“.
Kalli verstaute die Bücher und Hefte in die Schultasche: „So, jetzt habe ich es auch geschafft“! Vergnügt lachte er Litha an: „Wenn du Lust hast, zeige ich dir jetzt, wie ich die Bücher einscanne“!
„Ja, gerne, das interessiert mich sehr“, Litha stand auf und Kalli hielt dem Mädchen die Tür auf.
Staunend stand Litha in der Bibliothek: „Das ist ja fantastisch, so etwas habe ich ja noch nie gesehen“.
Kalli erklärte Litha den Scannvorgang. Staunend sah Litha zu und mit großen Augen und noch größeren Ohren bemerkte sie das Gemurmel der Bücher. Kalli legte ein Buch auf die Glasplatte des Scanners und surrend scannte das Gerät die Titelseite des Buches ein. Litha hatte den Ablauf schnell begriffen und übernahm das Scannen der Bücher, die Kalli heran trug.„
So, das ist für heute das letzte Buch“, sagte Kalli dann zu Litha, „wir müssen uns langsam für die Schule fertig machen“. Kalli hatte gerade ausgesprochen, als Franz seinen Kopf durch die Tür steckte und die Kinder fragte: „Bleibt es bei der Abfahrt achtzehn Uhr“? Beide Kinder nickten und Franz verschwand mit den Worten: „Dann bis gleich“. Kalli sah sich in der Bibliothek um, alles in Ordnung.
Er ging mit Litha in die Küche und Ingeborg strahlte die beiden voller Freude an: „Ich habe noch Erdbeerkuchen und Sahnenuss“. Kalli ließ sich von Ingeborg drücken und lachend sagte er dann zu der Frau: „Wir nehmen alles“.
Ingeborg lachte, strich Litha über den Kopf und holte den Kuchen. „Du bekommst Kakao“ und zu Litha, „du möchtest sicher eine Tasse Kaffee“? Litha lachte Ingeborg fröhlich an: „Ja, bitte“.
Mächtig aufgekratzt saß dann Kali mit Litha in dem großen Geländewagen, mit dem Franz sie zur Schule fuhr. Die beiden blödelten so verrückt, das selbst Franz ein paar Mal lauthals lachte: „Ihr beide seit schon mächtig verrückt, was ihr für einen Blödsinn verzapft, total verrückt“! und musste wieder schallend lachen. Franz ließ die Kinder aussteigen und lachend gingen die beiden mit anderen Kindern in das Schulgebäude. Kalli sagte zu Litha: „Ich möchte gleich noch auf das Sportgelände“.
„Ist gut, dann sehen wir uns morgen“. Litha ging rüber zum Mädchentrakt.
Kalli brachte seine Sachen in sein Zimmer und ging dann zum Sportgelände und dort sofort zur Gokart – Bahn. Er hatte Glück, es standen nur wenige Kinder vor ihm und schnell war er an der Reihe und konnte für Mittwoch vier Karts blocken. Zufrieden ging er zurück in die Mensa und setzte sich zum essen an einem Tisch. Kaum hatte er den ersten Bissen im Mund, hörte er eine bekannte Stimme, er sah zur Seite und sah Beatrice ins Gesicht.
„Na, auch wieder eingetroffen“, fragte das Mädchen und Kalli hatte den Eindruck, als wäre das Mädchen irgendwie falsch und verschlagen geworden und was ihn höchst aufmerksam werden ließ, war die plötzliche Kälte in der Mensa. Er sah hoch zur Decke, sah zu den Wänden, nichts, er sah wieder zu Beatrice und erschrak ein wenig, als er den hässlichen Gesichtsausdruck von Beatrice sah. Sollte sie der Schlüssel zu allem sein, noch kam Kalli seine Vermutung sehr verrückt vor, aber wenn er mal genau überlegte, konnte es gut passen.
Kalli ging auf sein Zimmer, nahm sein Handy und rief seine Mutter an. Erfreut meldete sich seine Mutter: „Schön, das du anrufst“.
„Hi, Ma, mir ist da etwas aufgefallen, ist es möglich. “, Kalli schilderte seiner Mutter seine Vermutung und seine Mutter bestätigte ihm seine Vermutung und bat ihn, sehr, sehr vorsichtig zu sein. Kalli versprach es und beendete das Gespräch.Der Montag und Dienstag verging wie im Flug, bloß der Mittwoch wollte und wollte nicht zu Ende gehen. Kalli freute sich so auf das Gokart fahren mit seinen Freunden, das er sich kaum auf den Unterricht konzentrieren konnte. In der Mittagspause erzählte er Carlos und Till und etwas später Litha, das er für heute endlich vier Karts blocken konnte! Die Gesichter leuchteten vor Freude, sie hatten schon die Hoffnung aufgegeben, jemals Gokart fahren zu können, der Andrang war einfach immens.
Die vier tobten sich auf der Bahn so richtig aus, die Karts flitzten mit knatternden Motoren um die Kurven, rein in den Tunnel, hoch über die Brücke, mit hoher Geschwindigkeit in die Steilkurve, einfach spitzenmäßig!
So herrlich hatte Kalli schon lange nicht mehr geschlafen und putzmunter stand er am frühen Morgen unter der Dusche und sang mit Inbrunst laut und falsch, dass fast die Fliesen von den Wänden fielen. Mit prächtiger Laune fuhr er das Laufband herunter zum Frühstück und stellte sich ein opulentes Frühstück zusammen.
„Kalli“, kam es entsetzt von Litha, „du bist auf dem besten Weg ein zweiter Egon zu werden“.
Kalli lachte Litha an: „Keine Sorge, Litha, ich bin heute besonders gut drauf, deswegen brauche ich heute ein extra gutes Frühstück“. Litha schaute skeptisch und war dann doch erleichtert, als Kalli passen musste. Kopfschüttelnd sagte Litha zu Kalli: „Solche Mengen kann doch kein Mensch schaffen“. Etwas zerknirscht kam es von Kalli: „Jetzt weiß ich das auch“.
Die Kinder brachen auf und gingen mit den anderen in die Klassenräume. Das Wochenende kam und Kallis Mutter holte die beiden ab. Litha stand staunend vor ihrem Elternhaus, was war denn hier los? Das ganze Haus war eingerüstet und mit blauen Planen zugehängt, an der hinteren. linken Hausecke war ein großes Loch ausgehoben worden und es waren Anfänge von Mauern zu sehen.
Litha schaute Kalli verblüfft an: „Wusstest du etwas davon“?
Kalli verneinte: „Ne, keine Ahnung davon.“
„So was, toll“, Litha schaute Kalli noch mal an.
Aber Kalli fragte sie: „Falls sich Simon und Egon melden sollten, kommst du dann wieder mit“?
„Aber sicher, das lasse ich mir doch nicht entgehen“,
Litha drückte wieder ihr Gesicht an Kalli: „ Du meldest dich“?
„Mach ich, klar, tschüss bis dann“, Kalli ging zum Haus und sah noch, wie Litha noch mal ungläubig ihren Kopf schüttelte. Kalli wurde von Ingeborg direkt hinter der Tür empfangen und er versank in die weiche Wärme der lieben Frau. Prüfend hielt sie Kalli etwas von sich weg: „Gut siehst du aus, obwohl ich nicht so für dich sorgen kann, wie ich gerne möchte“
.„Es geht schon mit dem Essen in der Schule, ich nehme ja vieles von dem, was ich von dir kenne“! Hocherfreut über diese Antwort drückte sie Kalli noch mal an sich und fragte den Jungen dann. „Möchtest du vor dem Abendessen noch etwas haben“?
„Nein, vielen Dank, ich warte bis zum Abendessen“.
„Gut, dann sehen wir uns beim Essen“.
Kalli packte seine Schulsachen auf den Schreibtisch und sortierte Bücher und Hefte für die neue Woche. Innerlich musste er noch mal über das erstaunte Gesicht von Litha grinsen, als das Mädchen ihr Elternhaus sah. Kalli war sich sehr sicher, das seine Eltern dabei mächtig ihre Hände im Spiel hatten.
Er sah zur Uhr, ein paar Minuten hatte er noch Zeit, er schaltete den PC ein und suchte dann in dem Programm nach seinen Physiknotizen. Kalli ergänzte sie mit dem neu gelernten und legte für Chemie einen gleichen Ordner an.
Kalli freute sich sehr, dass seine Eltern zu hause waren und erzählte ihnen und Franz und Ingeborg begeistert von ihrer Fahrt auf der Gokartbahn. Franz fragte nach, ob er etwas Neues in Erfahrung bringen konnte„Nein, außer das, was ich per Handy Ma über dieses Mädchen Beatrice mitgeteilt hatte, gibt es nichts neues. Ich hatte auch kaum Zeit wegen der Schule, viel herum zu stöbern“.
„Na, macht nichts, irgendwann findest du schon etwas“, Franz klopfte Kali leicht auf die Schulter. Kalli überlegte einen Moment. „Ich möchte aber behaupten, wenn es in der Schule oder in der näheren Umgebung etwas geben sollte, dann in dem Schulgebäude“.
Franz hakte sofort nach: „Wie kommst du darauf“? Kalli, immer noch sehr nachdenklich: „Das ist mehr so eine Intuition, irgendetwas ist in dem Gebäude, irgendetwas läuft darin ab“. Du kommst schon noch dahinter, noch bist du ja ein paar Jahre in der Schule, mit diesen Worten verabschiedete sich Franz, sagte danke schön zu Ingeborg und verließ das Esszimmer.
Kalli wurde von seinem Vater gefragt, was er am Wochenende vorhabe? Kalli antwortete seinem Vater mit dem Hinweis, dass er einiges noch für die Schule vorbereiten muss, Samstagnachmittag wollte er sich wieder mit seinen Freunden treffen. Sonntagvormittag wollte er die Bücher weiter einscannen und Sonntagnachmittag kommt Litha herüber und dann geht’s schon wieder zur Schule.
Seine Eltern lachten laut: „Du hast wirklich ein volles Programm“! Kalli nickte fröhlich dazu, macht aber mächtig Spaß! Kalli wünschte seinen Eltern eine gute Nacht und verkrümelte sich auf sein Zimmer. Eigentlich wollte er noch etwas an seinen Notizen für Physik und Chemie arbeiten, aber viel Lust hatte er nicht mehr dazu.
Stattdessen sah er sich einen Film im Fernsehen an, war aber auch nicht das richtige. Kalli legte sich schlafen.
Wie Kalli vermutet hatte, rief Simon an und fragte nach, ob sie sich treffen sollen. Kalli sagte sofort zu und sagte zu Simon: „Ich sage Litha bescheid“.
„Gut, bis gleich dann“, verabschiedete sich Simon. Kalli drückte die Nummer von Litha. Litha meldete sich schnell und Kalli sagte ihr, dass sie sich wieder treffen wollten.
„Wieder um sechzehn Uhr“? fragte Litha nach. Kalli bestätigte Litha die Uhrzeit. Kalli sah sich um, jetzt hatte er doch noch Zeit, also schaltete er den PC ein und machte sich an die Notizen für Physik und Chemie. Das gleiche werde ich auch für Mathe anlegen, kam ihm bei der Arbeit der Gedanke!
Kalli beendete seine Arbeit und ging in die Bibliothek. Er sah auf seine Armbanduhr, na ja, eine Stunde habe ich ja noch. Der Scanner arbeitete mit seinem typischen surrenden Geräusch Buch für Buch weg. Kalli staunte ein wenig, als er feststellte, dass er schon das letzte Fach von dem ersten Regal erreicht hatte. Bin ich gut, griente er vor sich hin.
„Was grinst du denn wie ein irischer Zwerg, der einen Goldtopf gefunden hat“, wurde er von seinem Vater in seinen Gedanken unterbrochen. Kalli schreckte etwas hoch: „Ich habe bloß darüber gestaunt, wie schnell ich voran gekommen bin“
.„Das bist du wirklich“, hörte Kalli seinen Vater antworten. Kalli legte das letzte Buch auf den Scanner und brachte es anschließend ins Regal zurück. Sein Vater sah hocherfreut, wie ordentlich Kalli die Bücher wieder ins Regal gestellt hatte. Kalli sah, wie sein Vater breit über das ganze Gesicht schmunzelte und fragte, was ihn so vergnügte?
„Ich dachte gerade daran“, grinste sein Vater weiter, „dass du die Bücher so akkurat wie Zinnsoldaten eingeräumt hast“.
„Ist mir gar nicht aufgefallen“, Kalli guckte verblüfft zu dem Regal und stellte nun auch fest, das die Bücher wirklich sehr ordentlich in Reih und Glied standen. Dagegen sahen die anderen Regale beinah wie Kraut und Rüben aus. Kalli sagte im Brustton der Überzeugung zu seinem Vater: „Die restlichen Bücher bringe ich auch noch in Form“ und lachte seinen Vater spitzbübisch an.
„Davon bin ich felsenfest überzeugt, aber jetzt lasst uns essen gehen, deswegen bin ich ja eigentlich gekommen“. Der große Mann legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und so gingen sie zusammen ins Esszimmer. Unterwegs schnüffelte Kalli schon, das roch ja wieder mal viel versprechend, was ihm da entgegen wehte!
Kalli sagte Hallo zu den Anwesenden und setzte sich an den Tisch. Ingeborg tischte mit einem strahlenden Lächeln auf und alle langten kräftig zu.
Die Freunde klatschten sich vergnügt grinsend ab und marschierten zur Burgruine. Anfangs wurde wild durcheinander gesprochen, jeder mit jedem, jeder stellte die wildesten Vermutungen über die Lichtgestalten in der Burgruine an. Als alle ihr Pulver verschossen hatten, meinte Litha in die Stille: „Warten wir einfach ab, ob wir „sie“ heute wieder sehen.“
„Richtig und dann werden vielleicht auch erfahren, ob „sie“ wirklich etwas von uns wollen oder nicht“, kaute Egon seinen Schokoriegel weg.
„Mich irritiert immer noch, dass „sie“ am helllichten Tag sichtbar werden, das ist doch wirklich völlig unnormal“, kam es von Kalli nachdenklich.
„Sie werden ihre Gründe haben, wenn „sie“ denn Gründe haben sollten“, Simon schaute sich erwartungsvoll um, „was meint ihr, ob „sie“ wirklich etwas von uns wollen“?
„Eigentlich ist ja alles möglich, wenn „sie“ sich am hellen Tag zeigen, haben „sie“ wirklich etwas dringendes zu sagen“. Kalli zuckte mit seinen Schultern, „wir müssen einfach abwarten“.
Die Kinder haben die Burgruine erreicht und machten es sich wieder auf dem Stück Gras bequem. Diesmal saßen sie aber alle in Richtung Burgmauer, an der letzten Samstag die Licht Erscheinungen zu sehen waren. Egon fragte Litha nach den Arbeiten an ihrem Elternhaus und Litha erzählte ihren Freunden voller Freude, dass ihre Eltern endlich das Haus von Grund auf renovieren lassen. Es kommt sogar ein Anbau links hinten dazu, damit wird das Haus richtig groß und sie haben endlich alle etwas mehr Platz für sich. Kalli fragte das Mädchen, was denn in den Anbau kommt und mit vor Freude geröteten Wangen gab Litha zur Antwort: „Darin bekomme ich mein neues Zimmer, dann habe ich endlich auch ein größeres Zimmer, in dem dann alle meine Sachen Platz finden werden.“
„Und meine Mutter bekommt endlich eine größere Küche und mein Vater endlich ein Arbeitszimmer“, fuhr Litha aufgeregt fort, „eigentlich wird nach Fertigstellung das ganze Haus umgeräumt“.
„Wenn alles fertig ist, steigt dann die große Einweihungsparty“, fragte Egon nach.
„Klar und das mit einem riesigen Büffet“, lachte Litha schallend.
„Da freue ich mich jetzt schon drauf“, kam es todernst von Egon zurück. Was natürlich wieder Lachstürme auslöste. Mitten in dem ausgelassenen Gelächter bekam Litha plötzlich große Augen und starrte wie hypnotisiert zur der Mauer. Wie auf Kommando sahen die Jungen auch zur Mauer und da waren „sie“ wieder!!!
Simon stand auf und ging langsam auf die Mauer zu. Litha hob ihren Arm, als wollte sie Simon noch zurück halten. Kalli sah, wie Simons linker Arm hoch gehoben wurde. Die Kinder sprangen auf und liefen zu Simon, der an der Burgmauer entlang lief, als ob er geführt werden würde. Am Ende der Mauer bog Simon rechts um die Mauer und ging zur Mitte des ehemaligen Burginneren. Dort blieb er wie angewurzelt stehen, so das die Kinder in fast umgerannt hätten.
„Was war das denn“, bestürmten alle Simon. Der schüttelte etwas ungläubig seinen Kopf: „Als ob „die“ mich an die Hand genommen hätten, komisch, ich hatte überhaupt keine Angst“! Kalli sah sich in dem fast zugewachsenen Gemäuer um: „Etwas aufregendes kann ich aber nicht sehen“.
„Wenn überhaupt, muss es hier sein“ und Simon stampfte mit seinen rechten Fuß auf den Boden. Alle traten etwas erschreckt einen Schritt zurück. Das hörte sich seltsam hohl an, ob darunter das Geheimnis liegt? Kalli sah sich um: „Hier brauchen wir Werkzeug, Hacken und Schaufeln, sonst schaffen wir das Zeug hier nicht weg.“
„Und wir brauchen Taschenlampen und vielleicht auch wieder ein Seil.“
„Ich könnte Franz anrufen und fragen, ob er uns die Sachen bringen kann“, schlug Kalli vor."
"Das wird mir heute zu spät“, wandte Litha ein, „nehmen wir es doch nächsten Samstag in Angriff“. Simon sah auf seine Uhr: „Litha hat recht, das wird heute zu spät“. Dann lasst uns den Platz markieren und legen dann am kommenden Samstag los.
„Wir können dann ja auch früher hier her kommen“, machte Egon den Vorschlag.
„Gut“, sagte Simon, „sagen wir vierzehn Uhr“? Damit waren alle einverstanden und sie sammelten jetzt Steine und markierten die Umrisse des Platzes, dessen Boden so seltsam hohl klang.Aufgeregt gingen die Kinder zur Stadt zurück, die wildesten und verrücktesten Vermutungen schwirrten durch die Luft.
„Was mag uns da unten wohl erwarten? ,fragte Litha neugierig.
„Vielleicht auch einfach nur ein Gang, wie wir ihn schon gefunden haben“, schmatzte Egon, der irgendwo noch etwas essbares aufgetrieben hatte.
„Möglich“, sagte Kalli, „glaube ich aber nicht, weil dafür die Licht Erscheinungen ein zu hoher Aufwand wäre.“
„Das ist richtig, da steckt garantiert mehr dahinter“, meinte auch Simon.
„Was haltet ihr davon, wenn uns Franz am Samstag mit seinem Geländewagen zur Burg fährt, dann brauchen wir das ganze Zeug nicht hoch tragen und sparen auch noch Zeit“?
„Prima Idee“, kam es sofort von Egon, „so machen wir es.“ Wieder lachten die Kinder ausgelassen, Egon und seine Bequemlichkeit!
Litha kam zum Kaffeetrinken rüber und danach machten die beiden den Rest ihrer Schaulaufgaben. Kallis Vater rief sie dann zur Abfahrt nach unten. Kalli wurde von Ingeborg und seiner Mutter herzlich gedrückt, Franz reichte männlich markant seine Hand zum Abschied: „Ich bereite dann alles für euch vor, ok“?
Kalli streckte seinen Daumen hoch, danke, Franz.
Die Woche in der Schule wurde von dem intensiven Unterricht voll in Anspruch genommen, die Kinder waren nach dem Abendessen schnell verschwunden. Kalli arbeitete sich durch Bio, Fotosynthese, Energiebereitstellung, Klassische Genetik und Molekulargenetik schwirrten durch seinen Kopf.
Nur einmal wurde er durch die klirrende Fensterscheibe unterbrochen. Wieder versuchten die Schattenwesen, die von ihm aufgebaute Sperre zu durchbrechen, was natürlich vergeblich war. Die Bestietalen und Warakale verschwanden augenblicklich, als Kalli nach seiner Waffe griff.
Franz fuhr mit Kalli pünktlich los, hinten im Geländewagen lagen Schaufeln, Hacken, zwei Seile, Taschenlampen und weiteres Werkzeug. Aufgeregt kletterten Simon und Egon in den großen Wagen und begrüßten Franz, Litha und Kalli. Franz lenkte den Wagen durch die engen Gassen zum Nordtor und fuhr dann den Feldweg zur Burg. Franz fuhr zügig und die Kinder wurden ordentlich durch einander geschüttelt. Das machte allen sagenhaft Laune. Franz fuhr den Wagen dicht an die Burgruine, stieg aus und öffnete die Heckklappe. Die Kinder sprangen aus den Wagen und schnappten sich die Schaufeln und Hacken, Egon bekam den Werkzeugkasten mit den restlichen Werkzeugen und Litha nahm die Taschenlampen und die zwei Seile. Sie legten alles in unmittelbare Nähe zur markierten Stelle im Inneren der Mauern. Franz sah sich die markierte Stelle genau an, griff sich eine Hacke und entfernte damit den Pflanzenbewuchs.
In kürzester Zeit kam eine Steinplatte zum Vorschein, Kalli nahm mit einer Schaufel die Erde weg und den Rest der Pflanzen. Litha fegte mit einem Handfeger die Platte sauber. Staunend sahen sich alle die eingemeißelten Worte und Abbildungen auf der Steinplatte an,Franz fasste den in der Platte eingelassenen Eisenring und zog daran. Erst rührte sich rein gar nichts, aber dann konnte man sehen, dass sich die Platte minimal bewegte.
„So wird das nichts“, schnaufte Franz und ging zum Auto. Er kramte einen Moment darin herum und kam dann mit mehreren Metallstangen in seinen Händen zurück. Ruck zuck hatte Franz damit über die Steinplatte eine Art Hebevorrichtung aufgebaut und klinkte jetzt einen an einem Drahtseil befestigten Haken in den Eisenring. Franz befestigte eine Eisenstange an dem Gestell und bewegte diese auf und ab. Das Drahtseil straffte sich und Franz musste kräftiger an dem Hebel drücken.
Die Steinplatte bewegte sich und wurde von dem Drahtseil hoch gezogen! Franz bekam einen roten Kopf und an seinen Armen traten dicke Muskelstränge hervor. Als die Steinplatte in einem fünfzig Grad Winkel stand, arretierte Franz die Platte mittels zweier dicker Balken und zog die vier Beine des Metallgestells weiter auseinander, nahm die beiden Balken wieder weg und bewegte wieder den Hebel. Kurz darauf stand die Steinplatte fast senkrecht auf der linken Seite der Öffnung, aus der jetzt leicht müffige, aber trockene Luft austrat.
Eine gut erhaltene, stabile Steintreppe wurde sichtbar und Franz zeigte stumm in den dunklen Gang. Die Kinder traten näher heran und sahen jetzt, was Franz anzeigte! Etwas tiefer die Treppe herunter waren wieder die flirrenden Umrisse mehrerer Gestalten zu sehen!
Franz fixierte die Steinplatte mit dem Drahtseil an einem dicken Baumstamm, überprüft noch einmal alles, in Ordnung, das hält!„So jetzt seit ihr dran“, Franz wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, „wenn ihr fertig seit, ruft mich an, ich hole euch dann ab, ok?
Kalli zeigte sein Handy: „Mach ich, Franz, danke für deine Hilfe.“
„Nicht dafür“, grinste Franz die vier an, „bis gleich dann:“ Franz ging zu seinem Wagen und Kalli verteilte die Taschenlampen, hängte sich ein Seil über die Schulter und gab Egon das zweite. Simon hängte sich die Tasche mit den Ersatzbatterien und einigem Werkzeug über und machte den ersten Schritt auf die Treppe! Kalli sah noch die Staubwolke von dem Geländewagen, dann stieg er auch die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Litha.
Die Steinstufen waren gut erhalten und die Treppe führte die vier tief hinunter. Die Treppe endete sehr tief unten in einem Gang aus Steinen gemauert. Kalli schaute noch oben und sah von der Einstiegsluke nur noch ein kleines helles Viereck. Der Gang war nicht sehr lang und machte am Ende einen scharfen Knick nach rechts. Auch dieser Gang war nicht sehr lang, im Schein der Taschenlampen waren die dicken Steine zu sehen, aus denen der Gang errichtet worden war. Eigentlich war es ein ganz normaler Gang, der halt nur tief unter der Erde war. Simon machte die anderen darauf aufmerksam, dass sich in den Seitenwänden so etwas wie Rundbogen erkennen ließen. Ob das zugemauerte Durchgänge sind oder zugemauerte Kammern? Der Gang endete an dem Beginn einer Treppe, die nach rechts weiter nach unten führte.
Vorsichtig stiegen die vier die Treppe, die ebenfalls einen gut erhaltenden Eindruck machte, hinunter und folgten den sich anschließenden Gang. Dieser Gang endete auch vor einem scharfen Knick nach links und Kalli sah jetzt in einen sehr langen Gang, der schnurgerade gerade aus führte.
Simon sagte zu Kalli: „Sieht so aus, als würde uns der Gang zur Burgmauer hinter dem Haupthaus bringen.“ „Das könnte hin kommen“, erwiderte Kalli nach kurzem überlegen. Die vier gingen den Gang weiter, der trocken und mit ebenen Boden gut zu begehen war.
Litha zupfte Kalli am Ärmel: „Weißt du, was mir auffällt“?
„Ne, was meinst du?“
„Sieh dir doch den Gang mal genauer an.“
„Ich kann nichts besonders entdecken, außer dass er sehr stabil gemauert wurde.“
„Männer, pah“, machte Litha, „seht doch, keine Spinnweben, kein Staub, kein Dreck, keine Feuchtigkeit, hä“? Kalli musste Litha recht geben, der Gang sah aus wie geputzt!
„Vielleicht haben die ehemaligen Burgherren ja einen Reinigungsdienst mit der Reinigung der Gänge beauftragt“, frotzelte Egon, er sah sich um, „es ist wirklich sauber“!
Simon tat es mit einer lässigen Handbewegung ab, lasst uns weitergehen. Auch dieser Gang endete vor einer Treppe, die rechts herunter ging, es folgte ein kurzer Gang, der nach links abbog und zu einer schweren Holztür führte. Beim näher kommen, sahen die vier Freunde, dass die Tür einen Spalt offen war. Sehr vorsichtig drückte Egon mit seiner Schulter gegen die wuchtige Holztür und knarrend und quietschend ging die Tür ganz auf und sie standen in einem Raum, in einem großen Raum!
Kalli zeigte auf die Fackeln in den Halterungen an den Wänden: „Zünden wir die Fackeln an, dann sparen wir unsere Batterien.“ Simon und Kalli gingen von Fackel zu Fackel und zündeten diese an.
„Halt, stoppt mal“, hörten die beiden Jungen Lithas Stimme, sie blieben wie angewurzelt stehen: „Was ist denn los?“
„Seht doch, seht“, Litha zeigte mit ausgestrecktem Arm nach links in den noch dunklen Teil des Raumes, „seht doch.“ Kalli und Simon sahen es jetzt auch, wieder diese Licht Erscheinungen, ganz klar waren jetzt zwei größere und zwei kleinere Umrisse zu erkennen.
Litha sprach leise: „Als wenn sie uns winken würden.“ Die beiden Jungen zündeten noch ein paar Fackeln an. Jetzt war der Raum gut zu überblicken.
„Das ist ein Verlies und eine Folterkammer gewesen“, keuchte Egon erschreckt, „seht doch mal hier, und zeigte auf gruselige Werkzeuge.“ Das hier ist eine Streckbank und das hier eine spanische Jungfrau und das sind Daumenschrauben und das ein Knochenbrecher. Auf der gegenüberliegenden Wand und weiter nach links und zurück bis zu der Tür, waren Verliese zu erkennen. Die Ketten für die Gefangenen waren noch gut an den Wänden zu erkennen. Langsam, vorsichtig gingen sie zusammen in den hinteren Teil des alten Burgverlieses. Die Fackeln warfen gespenstige Schatten hin und her und jeder zuckte hin und wieder heftig zusammen.
„Oh, mein Gott“, schrie Litha leise auf, „seht mal, seht doch mal!“ Mit zittrigen Fingern zeigte Litha in eine dunkle Ecke, jetzt zuckten auch die Jungens zusammen. Die Zelle war in die Ecke eingequetscht von den beiden Nachbarverliesen fast nicht zu sehen, nur eine schmale Gittertür als Eingang und in dem Verlies lagen vier Skelette noch angekettet auf dem wenigen Stroh.
Sie wollten gerade das Verlies betreten, als Simon wie abgebremst stehen blieb, so dass die anderen heftig gegen ihn prallten.
„Mensch, pass doch auf“, meckerte Egon, „ psst, still, seht doch mal genau hin.“ Jeweils über einem der Skelette leuchtete eines der flimmernden Lichter, passend zu der Größe des Skelettes!
„Wenn ich bloß wüsste, was „sie“ von uns wollen“, Kalli rieb überlegend sich am Kopf. „Mensch, ist doch klar wie Kloßbrühe“, kam es von Egon, „wir sollen sie losmachen.“ Und zeigte auf die Ketten, Kalli klatschte sich gegen die Stirn: „Na klar, das ist es!“
„Ich kann das nicht“, sagte Litha leise zu Kalli, „macht nichts, wir machen das schon.“
„Seit aber bitte vorsichtig“, bat Litha die Jungen. Kalli kniete sich in das wenige Stroh neben das kleinste Skelett und sah sich das verrostete Schloss an, ohne Werkzeug geht das nicht. Kalli zog sich die Tasche mit den Werkzeugen heran und kramte eine Zange heraus, er setzte die Zange an und nach einem kurzen Ruck brach das verrostete Eisen. Kalli befreite die andere Hand und dann die beiden Beinfesseln. Simon lachte etwas seltsam, aber erleichtert: „Ich hab es geschafft.“
„Ich auch“, kam es uni solo von Egon, „befreien wir noch den Papa“, Alle drei Jungens standen auf und gingen zu dem größten Skelett, Litha ließ ein sehr nervös klingendes Lachen hören: „Ihr könnt doch nicht einmal ernst bleiben.“ Klirrend fielen die Ketten zu Boden und dann geschah etwas seltsam Schönes. Die vier schimmernden Umrisse verschmolzen mit den Skeletten und dann war in diesem fürchterlichen Raum plötzlich nichts mehr schrecklich. Kalli meinte zu den anderen, bevor wir gehen, möchte ich mir noch gerne den Raum rechts neben der Tür ansehen. Egon drückte wieder die schwere Holztür auf und Simon entzündete zwei Fackeln an den Wänden. In der Mitte des Raumes stand ein schwerer Holztisch, davor auf jeder Seite eine Holzbank, an der Rückwand standen zwei größere Kisten und an den Wänden hingen weitere fiese Folterinstrumente.
Egon feixte und deutete auf die Holzkisten: „Das sind bestimmt Schatztruhen und die sind für uns!“
„Davon bin ich zwar nicht überzeugt“, grinste Kalli, „Aber nachsehen dürfen wir schon.“
Schnell standen sie an den Kisten und Egon versuchte, den Deckel von der einen Kiste zu öffnen. Es war nichts zu machen, obwohl kein Schloss oder ähnliches zu sehen war.
„Die Kiste soll wohl verschlossen bleiben“, bemerkte Litha.
Egon ging zur zweiten Kiste und der Deckel ließ sich leicht öffnen. In der Kiste waren alte Kleider, Schuhe, ein paar Schmuckstücke und drei alte Bücher, ganz auf dem Boden der Kiste fanden sie noch ein paar Münzen. „Alles alter Plunder“, sagte Egon enttäuscht und wandte sich ab zur Ausgangstür, „lasst uns gehen.“
„Die Bücher möchte ich mir gerne genauer ansehen“, sagte Kalli und sah sich um, aber sie waren allein. „Nimm sie mit und wenn du sie dir angesehen hast, bringen wir sie wieder zurück.“
„So ginge es bestimmt gut“, sagte auch Simon zu Kalli. Dieser packte die drei Bücher sorgfältig in den Beutel und sagte dann: „Gut, lasst uns gehen, hier können wir nichts mehr machen.“
Der Rückweg wurde schnell erledigt und oben angekommen rief Kalli per Handy Franz an und sagte ihm, dass er sie abholen kommen könnte. „Ich mache mich sofort auf den Weg“, kam die prompte Antwort von Franz.Die vier hatten gerade die Steinplatte wieder geschlossen, als Kalli den Wagen von Franz hörte. Die vier verstauten die Sachen in dem Wagen und Franz fuhr los. Aufgeregt sprachen die vier durcheinander, bis Franz sie lachend stoppte, bitte einer nach dem anderen, sonst verstehe ich nur Bahnhof. Simon übernahm dann die Schilderung ihrer Erlebnisse, wie sie die Treppe tief hinunter gebracht hatte, die Gänge entlang marschiert sind, wieder eine Treppe, wieder ein Gang, wieder folgte eine Treppe und es ging immer tiefer. Hellhörig wurde Franz als Simon von dem unterirdischen Raum erzählte: „Ab hier mal bitte langsam und genau.“ Simon befolgte den Wunsch von Franz und schilderte minutiös alles aus dem tiefen Folterverlies, was sie gesehen hatten. Die vielen Verliese, die allerdings bis auf das versteckte in der Ecke mit den vier Skeletten leer waren. Wie sie die Ketten gelöste hatten und die Licht Erscheinungen mit den Skeletten verschmolzen sind. Simon erzählte von der Streckbank, der spanischen Jungfrau und von den Daumenschrauben, er schilderte Franz den Wachraum, erwähnte kurz die beiden Kisten, das sich die eine davon nicht öffnen ließ und in der anderen nur alter Plunder war.
„Bis auf diese Bücher“, ließ sich Kalli hören und Franz sah überrascht zu den Büchern: „Die sehen wir uns zu hause genauestens an:“
„Das wollten wir auch und sie danach wieder zurück bringen.“
„Das wäre vielleicht ganz klug, das zu tun:“Franz ließ Egon und Simon auf dem Marktplatz aussteigen und die Freunde verabschiedeten sich noch immer ziemlich aufgeregt. Simon sagte noch zu Kalli: „ Ich melde mich morgen noch mal.“
„Prima, in Ordnung“. Kalli und Litha winkten beim wegfahren. Franz ließ Litha vor ihrem Elternhaus aussteigen, er deutete auf das Haus und sagte zu dem Mädchen lächelnd: „Bald ist der Umbau vorbei, dann habt ihr wieder Ruhe“.
Litha sagte tschüss und Franz fuhr schwungvoll die Einfahrt zur Garage hinunter. Sie luden das Werkzeug und die anderen Sachen aus und Franz sagte zu Kalli: „Stell die Sachen mal dahin, ich räume sie nach dem Essen dann weg“.
„Gut, hierhin“? Kalli und Franz waren gerade fertig geworden, da hörten sie schon Ingeborgs Stimme aus der Sprechanlage: „Hallo, ist jemand von euch da? Essen ist fertig“! Franz lachte und rief zurück: „Danke, Ingeborg, wir waschen uns eben noch die Hände, dann sind wir schon da.“
Kalli nahm sehr vorsichtig die alten Bücher aus der Tasche und Franz schaute respektvoll auf die wirklich sehr alten Bücher: „Da bin ich mal gespannt, was die uns verraten können!“
„Ich aber auch, ich gehe gleich morgen früh daran, aber jetzt muss erstmal etwas essen. Ich habe Kohldampf wie tausend Mann:“ Franz lachte: „Dem schließe ich mich vorbehaltlos an:“
Ingeborg schnappte sich Kalli und drückte ihn heftig: „Ich habe mir große Sorgen um euch gemacht, als ich von Franz hörte, was ihr vorhattet. Und dann lässt euch der große Lümmel auch noch alleine darunter steigen!“ Kalli und Franz lachten Ingeborg vergnügt an und Franz sagte richtig empört: „Ich konnte doch den Kids nicht den Spaß verderben oder?“ und sah Kalli Hilfe heischend an. Kalli machte den Scherz mit und sagte zu Ingeborg im Brustton der Überzeugung: „Da wären meine Freunde und ich aber schwer sauer gewesen!“
„Das war doch klar, dass ihr beide zusammen haltet“, schmollte Ingeborg mit einem Augenzwinkern.
„Du musst mit aber genau erzählen, was ihr da unten erlebt und gefunden habt, versprochen?“ Kalli hob drei Finger seiner rechten Hand: „Versprochen:“
„So, jetzt aber ab zum Essen:“ scheuchte Ingeborg die beiden ins Esszimmer. Sie hatten gerade Platz genommen, als Kallis Eltern dazu kamen. Jetzt konnte Kalli in einem Abwasch seiner ganzen Familie die Geschichte erzählen und alle hingen gespannt an seinen Lippen.
Zum Schluss zeigte Kalli die drei alten Bücher, die großes Interesse bei allen auslöste. Sein Vater fragte noch nach den alten Münzen, aber dazu konnte Kalli nichts sagen.„Vielleicht bringst du sie mal mit, wenn ihr noch einmal darunter steigt?“
„Klar, kein Problem.“
„Die Bücher, glaube ich, brauchst du nicht zurück bringen“, hörte Kalli von seiner Mutter.
Er sah seine Mutter fragend an und die Frau fuhr erklärend fort: „Die Bücher schildern die grausamen Gewalttaten der ehemaligen Burgherren und ich bin mir sicher, das euere Licht Gestalten es wollen, dass das bekannt wird.“
Auch sein Vater war der Meinung.
Franz legte das Buch auf den Tisch und sagte zu Kalli: „Die drei Bücher kannst du beruhigt in die Bibliothek stellen.“
„Ich werde aber meine Freunde fragen, ob sie auch ein Buch haben möchten, ich möchte sie nicht einfach so mir nix dir nix behalten!“ Franz stand auf, klopfte Kalli auf die Schultern: „Gute Entscheidung.“ Und sagte tschüss und gute Nacht.
Kalli nahm die Bücher mit auf sein Zimmer, wenn Simon morgen früh anruft, frage ich ihn direkt. Kalli lag noch eine ganze Weile wach in seinem Bett und dachte immer wieder an das unterirdische Verlies. Was mussten das für grausame Menschen gewesen sein, die so etwas geschehen ließen. Hoffentlich haben jetzt die vier Licht Gestalten ihren Frieden gefunden, mit diesen Gedanken schlief er dann ein.
Die schweren Flügel des Burgtores öffneten sich knarrend. Das dicke Holz des Tores war noch zusätzlich mit Eisenplatten verstärkt worden. Durch das jetzt weit geöffnete Tor stürmten eine Gruppe Reiter in schimmernden Rüstungen, angetan mit Schild, Schwert und Bogen. Einige der Reiter trugen Lanzen und einige hatten Fackeln hinter dem Sattel befestigt. In einem wilden Durcheinander rannten zwei Dutzend Fußsoldaten hinter den Reitern her. Die Reiter wandten sich nach Osten, die Pferde polterten mit ihren eisenbeschlagenen Hufen über die schmale Holzbrücke und wurden dann von ihren Reitern in den linken der beiden Feldwege gelenkt, die sich nach der Brücke zeigten.
Die Reiter wurden langsamer, so dass die Fußsoldaten aufholen konnten. Links und rechts des Weges stand dichter Wald, der sich nach einem längeren Ritt lichtete und es reihten sich Felder an. Die darauf arbeiteten Menschen rannten in Panik davon, als sie der Reiter ansichtig wurden. Höhnisch lachend nahmen die Reiter die in Panik davon laufenden Menschen zur Kenntnis. Sie zeigten sich gegenseitig die besonders auffallend davon rennenden Menschen, die verzweifelt durch das hohe Korn hüpften und sprangen, um vorwärts zu kommen. Das erste Dorf, das linker Hand sichtbar wurde, ließen die Reiter achtlos liegen, das hatten sie erst vor kurzen ausgeplündert.
Der Weg schlängelte sich durch die Felder und überall rannten die Menschen entsetzt davon, sobald sie durch das Getrappel der Pferdehufe aufmerksam wurden. Ein weiteres Dorf kam in Sichtweite und der Anführer des Reitertrupps gab Anweisung an die Fußsoldaten und an die Reiter. Die Soldaten nahmen eine u – förmige Position ein und marschierten so auf das Dorf zu.
Hastig geschlagene Glockentöne schwebten über die Felder. Die Dorfbewohner versuchten noch zu fliehen, aber zu Fuß hatten sie gegen die schnellen Reiter keine Chance. Schon brannten die ersten Stroh gedeckten Hütten und die ersten Todesschreie gellten durch das kleine Dorf.
Schnell waren die wenigen Dorfbewohner zusammen getrieben und von den Fußsoldaten gut bewacht. Zwei der Reiter sortierten jetzt die Menschen, die brauchbaren nach links und die anderen nach rechts. Eine Frau klammerte sich schreiend an ihren Mann, was die Soldaten wohl sehr erheiterte. Ein Reiter nahm seinen Bogen und die schreiende Frau brach mit einem Pfeil im Hals röchelnd zusammen. Voll unbändiger Wut wollte der Mann auf den Reiter los, aber einer der Wachsoldaten hieb ihm blitzschnell mit einem Knüppel auf den Schädel.
Der Anführer der Reiter drängte sein Pferd näher an die gefangenen Menschen und sah sich enttäuscht die erbärmlichen, ausgemergelten Gestalten an: „Bringt sie um, diese jämmerlichen Gestalten sind zu nichts nutze, selbst mit denen können wir nicht viel Staat machen“, maulte er wütend und deutete nach links auf die jämmerliche Gruppe Menschen, schaute dann verblüfft auf den Pfeil, der in seinen Hals klatschte. Laut stöhnend vor Schmerzen fiel er vom Pferd und ein zweiter Pfeil erwischte einen der Reiter.
„Findet den heimtückischen Schützen, verflucht noch mal“, schrie einer der Reiter rot vor Zorn. Die Soldaten teilten sich auf und durchstöberten das brennende Dorf, wieder brach einer der Soldaten von einem Pfeil getroffen zusammen, aber einer der Reiter hatte dadurch das Versteck des Schützen entdeckt.
Er schrie den Soldaten mit vor Wut überschlagener zu: „Er steckt in dem Heuschober, verdammt, in dem Heuschober!“ Die Soldaten umstellten den Heuschober und der Reiter schrie in die Hütte: „Raus kommen oder wir stecken die Hütte in Brand!“ Schon hatten die Soldaten brennende Fackeln in den Händen.
„Aufhören, hört auf, wir kommen heraus“, aus dem Heuschober kam ein Mann mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern. Ein Soldat stürmte mit blankgezogener Waffe auf den Mann los und wurde gerade noch im letzten Moment vom dem Reiter gestoppt. Brutal wurden der Mann und seine Familie gefesselt, die Kinder schrien vor Schmerzen, die Frau wimmerte nur noch still vor sich hin, sie ahnte, was sie erwartete!
Mit niederträchtiger Gewalt wurden die Gefangenen zur Burg getrieben. Die Rauchwolken des brennenden Dorfes stiegen schwarz in den blauen Himmel.Die Soldaten warfen den Bogenschützen mit seinen beiden Kindern in das tief unter der Burg liegende Verlies und ketteten sie mit den schweren Fesseln an die Wand. Der Mann blutete aus vielen Wunden und war so erschöpft, das er noch nicht mal seinen Kindern ein wenig Trost spenden konnte.
Nach sehr langer Zeit wurde seine Frau in das Verlies geworfen und ebenfalls angekettet. Ihr Gewand war blutverschmiert und halbtot hing sie in den Ketten. Der Mann wusste, was mit seiner Frau passiert war und brüllte seine Verzweifelung in die Dunkelheit hinaus. Das leise Wimmern seiner Kinder war schon lange verstummt. Sie bekamen kein Essen und kein Wasser und so starben sie still einen grausamen Tod.
Schweißgebadet schreckte Kalli aus dem Schlaf hoch, das war ja ein grässlicher Traum gewesen! Bis ihm klar wurde, dass er damit die Geschichte der vier Licht Gestalten erfahren hatte!
Seine Eltern kamen kurz in die Bibliothek und sahen interessiert zu, wie er die Bücher einscannte. Von seiner Mutter erfuhr er, dass die Bücher tatsächlich die furchtbare und grausame Geschichte der ehemaligen Burgherren erzählten.
Das rücksichtslose, feudale Leben auf Kosten der armen und hungernden Landbevölkerung erschreckte heute noch. Es schien so, als seien die ehemaligen Burgherren brutale und gewissenlose Raubritter gewesen.
Franz rief Kalli und Litha zum Auto, Kalli freute sich, diesmal fuhr Franz sie mit dem großen schwarzen Auto zur Schule. Litha genoss die Fahrt sichtlich. Einmal kam sie nahe an Kallis Ohr und flüsterte leise: „In dem Auto fühle ich mich wie eine Prinzessin!“
„Das glaube ich dir gerne, ich finde den Wagen auch einfach irre!“
„Und ich glaube, dass Franz in das Auto völlig verknallt ist“, grinste Litha Kalli an.„Das war er schon immer, solange ich denken kann, da ändert auch der neue Geländewagen nichts daran.“
Franz steuerte den großen Wagen schwungvoll auf den Parkplatz, die beiden Kinder nahmen ihre sieben Sachen, die sie für die Schule mitgenommen hatten, aus dem Kofferraum. Sie winkten dem weg fahrenden Franz nach und betraten das Schulgebäude.
Kalli spürte sofort die eisige Kälte, die ihm entgegen strömte, auch Litha sah sich aufgeschreckt fröstelnd um.„Geht das schon wieder los;“ fragte sie mit aufgerissenen Augen Kalli. Der sah sich sehr aufmerksam um und nickte dabei dem Mädchen zu: „Scheint so, es ist mächtig kalt hier.“
„Bringst du mich bitte bis zu meinem Zimmer?“ Beruhigend legte Kalli seine Hand auf die schmalen Schultern von Litha: „Sicher mache ich das, komm, gehen wir:“
Das Laufband brachte die beiden auf die Etage, auf der Lithas Zimmer lag und Kalli wartete, bis Litha die Zimmertür verschlossen hatte und ging dann zurück und auf sein Zimmer. Er hatte die halbe Mensa durchquert, als dieses kleine, pummelige und inzwischen sehr unangenehm gewordenes Mädchen Kalli anrief und mit einer penetranten Stimme fragte, wie denn so sein Wochenende bei Mama und Papa gewesen war? Kalli beantwortete die Anfrage dankend und setzte seinen Weg fort. Aber Beatrice gab keine Ruhe und als sie merkte, dass Kalli auf ihre Fragen nicht reagierte, wurde sie regelrecht gehässig, muss das Muttersöhnchen jedes Wochenende nach Mama?
Kalli drehte sich kurz um, sah dem Mädchen hart in die gehässigen Augen: „Wenn du dich mit mir anlegen willst, kannst du es ganz schnell haben;“ und machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Beatrice stoppte sofort und blockte die Auseinandersetzung durch heben ihre Hände: „Nein, nein, so war das doch gar nicht gemeint!“ Aber ihre Augen straften ihren Worten Lüge. Kalli drohte dem widerlichem Mädchen: „Übertreib es nicht.“ Beatrice trat den Rückzug mit kleinen Bücklingen an, aber das alles wirkte so falsch und schleimig, dass Kalli wusste, dass es zwischen ihnen noch nicht vorbei war.
Auf seinem Zimmer ordnete Kalli die Schulsachen für Montag und legte sich dann ins Bett. Der neue Tag begann freundlich, der Himmel war blau und die Sonne schien und in den ersten Stunden hatte Kalli Mathe. Fast unmerklich bekamen die Kinder in dem Unterricht nach und nach schon etwas merkwürdige Dinge gezeigt und beigebracht. Oft waren es sehr nützliche Dinge, wie die Wäsche mit einem Finger Schnips waschen und in den Schrank einräumen oder der Wechsel vom Klassenraum ins Labor, das Essen bestellen war dagegen schon ein alter Hut. Auch lernten sie Gegenstände zu verändern oder verschwinden zu lassen, was des Öfteren zu heiteren Tumulten führte, weil der eine oder andere Lehrer seine Sachen suchen musste.
Am Mittwoch fielen drei Unterrichtsstunden wegen internen Angelegenheiten im Schulbetrieb aus und Kalli stromerte mit seinen Zimmernachbarn durch den dichten Wald, der das Schulgebäude umschloss. Er sah sich sehr aufmerksam um, aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken, es war einfach ein ganz normaler, schöner Wald.
Kalli staunte nur über die enorm großen und dicken Bäume, auch Carlos war sich sicher, dass es sich um einen sehr alten Wald handeln musste: „Die Bäume brauchen Jahrhunderte, um diese Größe zu erreichen!“ Also hatte Kalli dann doch noch etwas Besonderes entdeckt, einen uralten schönen Wald! Es war sehr angenehm, über den weichen Waldboden zu laufen, Vogelgezwitscher überall, warm fiel das Sonnenlicht in schmalen Strahlen durch das dichte Blätterdach.
Der Weg führte die Jungen aus dem Wald direkt zum Sportgelände, hier herrschte lebhafter Betrieb, die Kinder tobten ausgelassen auf dem Fußballplatz, spielten Basketball und führten auf dem Skaterplatz die verrücktesten Kunststücke vor.
Till brauchte etwas Kaltes zu trinken, gute Idee, kam es auch von den anderen. In der Mensa setzten sie sich an einem Tisch und tranken erleichtert die kalten Getränke.
Kalli stand mit Litha abholbereit vor dem Schulgebäude und Litha fiel die Kinnlade herunter, da kam doch tatsächlich ihr Vater in einem schicken neuen Auto! Tausend Fragen rufend rannte Litha zu ihrem Vater und warf sich lachend in dessen ausgebreiteten Arme. Litha wurde von ihrem Vater herum gewirbelt und Litha jubelte laut vor Freude. Kalli bestaunte das Auto gebührend und Lithas Vater sagte dann zu den beiden Kindern: „Ich habe Franz mitgenommen, weil der ja wirklich viel Ahnung von Autos hat.“
„Also, wenn einer Ahnung von Autos hat, dann ist es Franz, da haben sie wirklich recht.“ Lachte Kalli fröhlich, er freute sich so sehr für Litha.
„Deine Mutter hat die Farbe und die Innenausstattung ausgesucht, gefällt sie dir?“ wurde Litha von ihrem Vater gefragt.
„Ja, sehr, das ist alles ganz toll!“
Kalli war verblüfft, als er das Elternhaus von Litha sah, es war schon fast fertig! Auch Litha schaute irritiert herum, das ging aber flott voran mit der Umbauerei.
Kalli verabschiedete sich von den beiden und winkte Lithas Mutter zu, die gerade aus dem Haus trat.„Ich melde mich“; rief Litha Kalli noch nach!
Kalli versank in die weiche Umarmung von Ingeborg, sein Vater und Franz drückten ihm die Hand zur Begrüßung. Während des Abendessens erfuhr Kalli von seinen Eltern, dass diesmal der Urlaub in den Herbstferien ausfallen muss! Aber für zwei drei Tage hätten sie vielleicht Zeit für den Freizeit – Park zusammen mit Litha?
Kallis etwas enttäuschtes Gesicht hellte sich wieder auf, ich werde Litha gleich morgen fragen. Sie will mir morgen Vormittag eventuell bei den Büchern helfen. „Schön, dann sag uns Bescheid, damit wir dann die Zimmer buchen können“, sagte seine Mutter und strich ihm lieb über die Haare. Ihr Junge wuchs prächtig, er war auch nicht mehr ganz so schlank, die Schultern wurden breiter und Arme und Beine auffallend kräftiger. Kallis Eltern sahen sich sehr erfreut an und Franz nickte beifällig.
Kalli erzählte dann, das er mit seinen Zimmerkameraden durch den Wald gestromert ist, aber absolut nichts aber auch gar nichts besonderes entdeckt habe, außer eben, das er sich um einen prächtigen alten Wald handelt.
„Wieso meinst du das“, fragte Franz. Der Wald besteht ausschließlich aus dicken alten und sehr hohen Bäumen, deswegen sind wir der Meinung, dass es sich um einen alten Wald handeln muss, wieso? Kalli sah Franz etwas erstaunt an.
„Alte Wälder haben es in sich, oft jedenfalls“, erklärte Franz, „ darin verstecken sich oft gute aber auch eben so oft böse Geheimnisse:“
„In diesem Wald nicht, es war so angenehm, darin umher zu laufen, nein, dieser Wald ist ein ganz normaler Wald“, sagte Kalli nachdenklich.
„Dieses kleine Mädchen, diese Beatrice wird langsam aber sicher frech, aufdringlich und unverschämt, als wolle sie irgend etwas anzetteln“, Kalli sah seine Eltern fragend an, „es ist, als fühle sie sich jeden Tag stärker.“
„Sei bitte auf der Hut und rechne mit allem“, bat seine Mutter und sein Vater und Franz nickten bestätigend.
Litha kam kurz nach dem Frühstück und die beiden gingen in die Bibliothek, um dort mit dem einscannen der Bücher weiter zu machen. Kalli und Litha arbeiteten intensiv und wurden von Kallis Mutter dann zum Essen gerufen. Litha erzählte fröhlich aufgeregt, dass der Umbau und die Renovierung des Hauses schon Ende der kommenden Woche fertig sein soll, wenn das zutrifft, sollt ihr alle zu einer kleinen Einweihungsfeier kommen. Kallis Mutter sagte zu dem Mädchen: „Bestell deinen Eltern einen schönen Gruß von uns und wir bedanken uns für die Einladung!“
Nach dem Essen machten sich Kalli und Litha auf den Weg zum Hauptmarkt, um sich dort mit Egon und Simon zu treffen. Die vier hatten keine große Meinung und so gingen sie zu ihrem Baumhaus, um einfach nur herum zu hängen. Egon legte sich auf seine Luftmatratze und schlief kurz darauf. Simon sprach noch mal kurz ihr Abenteuer unter der Burgruine an und Litha sagte abwinkend: „Fürs erste reicht es mir mit außergewöhnlichen Abenteuern:“
„Aber vermissen möchte ich es nicht“, kam es nach einer Weile von Simon. Kalli erzählte den beiden leise, um Egon nicht zu stören, von seinem Traum. Litha schüttelte sich entsetzt und Simon fasste sich an den Kopf: „Man kann es fast nicht glauben und was ist mit den drei Büchern?“, fragte Simon dann Kalli. Meine Mutter sagte mir, dass die Bücher die Geschichte der ehemaligen Burgherren erzählen. Es müssen wohl richtige Raubritter gewesen sein, die alles ausraubten und überfielen und töteten.
„Unsere schöne Burgruine und dann so etwas“, tat Simon entsetzt, so das Litha hell auflachte und damit Egon weckte. Kalli fuhr sich über sein Gesicht, meine Eltern sind der Meinung, dass wir die Bücher nicht zurück bringen brauchen. Deswegen wollte ich euch fragen, ob einer von euch auch ein Buch davon haben möchte? „Ne, behalt du die Bücher mal, dann weiß ich wenigstens wo ich sie finden kann.“ Litha war damit auch einverstanden.
„He, was ist los?“, fragte er noch schlaftrunken. Simon erzählte Egon kurz von ihrem Gespräch.
„Ach so“, machte Egon drehte sich um und schlief weiter. Die drei sahen sich an und grinsten, dass war ihr Egon!
Es wurde Zeit, nach hause zu gehen und Kalli machte beim tschüs sagen den Vorschlag, noch mal mit dem Kanu los zu paddeln, solange das Wetter noch mit spielt. Es geht schon mächtig auf den Herbst zu, viele Wochenenden mit schönem Wetter werden sie nicht mehr haben. Kalli stand mit Litha noch einen Moment vor ihrer Haustür, Mensch, das Beste hätte ich jetzt fast vergessen und klatschte sich an die Stirn. Meine Eltern können in den Herbstferien keinen Urlaub machen, aber ein paar Tage für einen Freizeit – Park hätten sie wohl und ich darf dich fragen, ob du mit uns kommen möchtest? Litha war wie vom Donner gerührt, aber dann leuchteten ihre Augen und sie schlang ihre Arme um Kalli: „Ja, danke, gerne, das wäre ganz toll!“
Etwas verlegen trat Litha dann einen Schritt zurück: „Ich würde mich sehr freuen, tschüss bis morgen“, und weg war das Mädchen.
Lithas Vater fuhr sie wieder zur Schule zurück und Kalli brachte Litha wieder bis zu ihrem Zimmer. Beatrice ließ sich diesmal nicht sehen und so machte sich Kalli noch einen gemütlichen Abend.In Bio machten sie seltsame Experimente, wie Spinnen vervielfältigen, Skorpione vergrößern oder verkleinern, vier, fünf giftige Schlangen wurden passend für eine Streichholzschachtel gemacht, für den einfacheren Transport, wie der Lehrer sagte. In dem Mathe – Unterricht jonglierte Kalli mit Begeisterung die tollsten Formeln und in Physik ließ Kalli mal eben ein paar Kontakte heftig knistern und knacken.Der Chemie – Unterricht wurde von einem heftigen Knall beendet, an dem Kalli aber nicht beteiligt war. Aber gut war der Knall und Kalli erkundigte sich bei den Jungens, die den Unterricht so effektvoll beendete hatten, was sie da zum knallen gebracht hatten. Die grinsten und zeigten Kalli, was sie da angestellt hatten. Kalli rieb sich die Hände, das war gut, einfach geil! Und er merkte sich dieses Experiment gut!
Das Elternhaus von Litha war natürlich rechtzeitig fertig und so konnte die Einweihungsparty starten. Stolz zeigte Litha Kalli ihr neues Zimmer. Litha hatte jetzt auch ein schönes großes helles Zimmer. Alles war in hellen Farben gehalten und Kalli sah sich den neuen PC ganz genau an: „Jetzt brauchen wir aber das Internet oder?“ Litha nickte Kalli fröhlich an.„Ich werde meine Eltern deswegen fragen“, und ich auch, ergänzte Kalli den Satz von Litha.
Litha und Kalli tobten mit den anderen Kindern durch das Haus, aßen sich durch das Büffet, tranken zig Cola Flaschen leer und gingen oder fuhren spät in der Nacht todmüde mit ihren Eltern nach hause.
Erst zur Abreise kam Litha mit vergnügten Augen, aber noch müden Augen aus dem Haus, sagte Hallo zu Kalli und Franz, legte sich den Sitz, rollte sich wie eine Katze zusammen und schlief bis zur Ankunft an der Schule.
Sie reckte sich und streckte sich, lachte und sagte mit einem spitzbübischen Lächeln: „Jetzt geht es mir wieder besser!“
„Na, da bin ich aber froh“, stichelte Kalli ein bisschen, „ich dachte schon, du wirst nie mehr wach.“
Die beiden sagten Franz tschüs, nahmen ihre Taschen und gingen in das Gebäude. An diesem Abend spürte Kalli in dem Gebäude nichts besonders, auch als sie durch die Mensa zu den Laufbändern gingen, blieb alles normal. Kalli wünschte Litha eine gute Nacht und schloss die Zimmertür.
Kalli richtete noch seine Sachen für den morgigen Tag und schaltete danach das Fernsehgerät ein.
Endlich waren die Herbstferien da, wenn es auch nur zwei Wochen sind! Aber die Schüler tobten ausgelassen durch die Schule, ein ohrenbetäubender Lärm brach sich von den Wänden. Wie eine Flutwelle strömten die Kinder aus der Schule und verschwanden sehr schnell in den Autos. Es wurde kaum richtig tschüs gesagt, keine Zeit dafür! Nur weg, hieß die Devise.
Kalli stand mit Litha, Martin, Sven und Carlos, sowie Jensen und Till seitlich links vom Ausgang und warteten auf ihre Abholer! Ein lockeres Gespräch lief durch die Kinder, was macht ihr in den Ferien, habt ihr etwas Besonderes vor, so ging es hin und her. Till wurde als erster angerufen, tschüs und weg war er.
Dann ging es Schlag auf Schlag, zum Schluss stand Martin nur noch alleine da, aber im Wegfahren sah Kalli, dass Martin in ein Auto einstieg.
Kallis Eltern hatten für das kommende Wochenende Zimmer in dem Freizeit – Park gebucht, so hatte Kalli Zeit, um in der Bibliothek weiter zu arbeiten.
Nachmittags trafen sich die vier und weil am Mittwoch besonders schönes Wetter war, paddelten die vier mit ihren Kanu den Fluss hinunter bis zum Badesee, drehten dort eine Runde und fuhren dann den Fluss weiter mit der Strömung abwärts. Litha hatte es sich bequem gemacht und ihre Füße über die Bordwand in das kühle Wasser gehängt. Die Jungen ließen das Kanu mit der Strömung treiben, nur ab und zu korrigierte Kalli den Kurs.
Simon drehte sich zu Kalli: „Ihr fahrt in einen Freizeit – Park?“
Kalli nickte Simon zu und Litha meldete sich. „Und ich darf mitfahren!“
„Das war doch mal klar“; kam es lästernd von Egon.
„Ach du, sei still und schlaf weiter“, bremste Litha Egon ab.
Danach wurde es wieder still im Boot, vor sich hindösend ließen sich die Kinder auf den kleinen Fluss treiben.
Am frühen Freitagmorgen fuhr Franz den großen schwarzen Wagen vor das Haus und Kallis Eltern stiegen ein, Kalli sah zu dem Nachbarhaus hinüber, sollte Litha verschlafen haben? Aber nein, Franz stellte die letzte Tasche in den Kofferraum, da ging die Haustür auf und Litha sprang die Treppenstufen herunter: „Guten Morgen, guten Morgen“, winkte und rief das Mädchen etwas aufgeregt.
Kalli ließ Litha einsteigen und Franz schloss die Tür. Litha bedankte sich bei Kallis Eltern und sie winkten ab: „Das ist schon in Ordnung.“ Kallis Vater nahm Litha und drückte sie herzlich. Das Auto rollte leicht an und Litha winkte ihren Eltern zu, die vor der Haustür standen und allen zurück winkten.
Es war für alle ein total verrücktes, ein irres Wochenende, alle waren total gut drauf und aufgekratzt und für jeden Blödsinn zu haben. Freitagnachmittag gingen sie alle zusammen, nachdem sie eingecheckt hatten, Litha war ganz baff, dass sie ein eigenes Zimmer bekam, genau wie Kalli, durch den Park und sahen sich alles genau an, aßen in dem Turmrestaurant hoch über dem Park zu Abend. Kalli und Litha wollten gar nicht mehr weg, die Aussicht war aber auch überwältigend. Die vielen bunten Lichter, die aus dem Park hoch schimmerten, das bunte glitzern der Wasserbahnen und Teiche, das war schon toll!
Samstags durften Kalli und Litha alleine durch den Park gehen, zum Mittag wollten sie sich im griechischen Viertel treffen. Die beiden waren natürlich mit dem essen sehr schnell fertig und weg waren sie wieder. Kalli tobte im wahrsten Sinne des Wortes mit Litha durch den Park, nichts wurde ausgelassen, nichts war vor den beiden sicher. Selbst die schon sehr beeindruckende, schwindelerregende Achterbahn wurde von ihnen erobert.
Sonntagvormittag, nach dem Frühstück, gingen noch mal alle zusammen durch den Park. Kalli konnte sogar seine Mutter für das eine oder andere Fahrgerät überreden. Franz machte, wie schon beim ersten Mal, jeden Blödsinn und jeden Spaß mit. Litha lachte Tränen: „Franz ist einfach irre.“ Kalli lachte Litha an: „Der ist manchmal oberirre!“ „Das ist mal ein Erwachsener, der richtig cool ist!“„Dankeschön“, sagte Franz Litha über sein ganzes Gesicht grinsend.
Auf der Rückfahrt schlief Kalli und Litha und Franz folgte den Anweisungen von Kallis Vater und bediente den großen Wagen entsprechend.
Litha wachte auf und blickte auf ihr Elternhaus: „Mensch, habe ich aber lange geschlafen.“ Immer noch überrascht verabschiedete sie sich mit tausend Mal danke schön von Kalli, Franz und Kallis Eltern. Franz grinste sie verschwörerisch an: „Wenn wir noch mal in einen Park fahren sollten, würdest du denn noch mal mit uns zusammen dahin fahren?“
„Klar, würde ich riesig gerne“ und schlang ihre Arme um den jetzt überraschten Franz!
Montagmorgen schaute Kalli bedröbbelt aus dem Fenster, es goss in Strömen, der Regen rauschte wie ein dichter grauer Vorhang von dem genau so grauen Himmel. Dicke schwere Wolken wurden von einem heftigen Wind von West nach Ost gejagt.
Kalli frühstückte mit Ingeborg alleine in der Küche. Nach dem Frühstück sagte Kalli danke schön zu Ingeborg, ich bin dann wieder in der Bibliothek und mache mit den Büchern weiter:
„Ist gut, mein Junge“, Ingeborg lächelte Kalli lieb an.„Hoffentlich meldet sich Simon oder Egon oder Litha, am besten alle!“ Ingeborg lachte: „Einer von deinen Freunden wird sich schon melden und wenn nicht, rufst du einfach an!“
„Genau, so mache ich das auch.“ Kalli stiefelte aus der Küche und ging die Treppe hoch zur Bibliothek. Durch die Glasscheiben meinte Kalli seltsame Lichter in dem Raum dahinter zu sehen und neugierig öffnete er die hohe Tür. Er hatte richtig gesehen, da huschten doch tatsächlich seltsame Schatten von Buchregal zu Buchregal! Leises Geflüster und war das Gekicher? , war zu hören. So etwas wie: „Da ist er ja wieder, bald kommen wir dran,- fleißig ist er ja,- und er ist noch ein Junge!“
Kalli grinste still in sich hinein und schaltete die Geräte ein, der PC und der Scanner summten betriebsbereit und Kalli holte das erste Buch aus dem Regal. Es war ein großes und schweres Buch und er musste es in zwei Vorgängen einscannen, erst die obere Hälfte und anschließend die untere Hälfte des Buches.
Ein bisschen erschreckt hielt Kalli inne, als er von dem Buch angesprochen wurde: „Und du bist dir sicher, das du mich in dieser Maschine wieder zusammen bekommst?“
„Kein Problem, wenn ich alle Bücher eingescannt habe, kontrolliere ich die eingescannten Bücher mit einem Bildbearbeitungsprogramm und kann damit die zwei Hälften sehr einfach zusammen fügen.“
„Aha“, kam es noch immer misstrauisch von dem Buch.
„Die brauchst dir wirklich keine Sorgen deswegen machen, es ist eigentlich ein recht einfacher Vorgang“, beruhigte Kalli das aufgeregte Buch.
„Na gut, wollen wir alle hoffen, das es wirklich so ist“, murmelte das Buch vor sich hin.
Während Kalli so vor sich hin brasselte, merkte er irgendwann, dass sich in der Bibliothek eine seltsame Stimmung auf baute. Das Gewisper der Bücher wurde aufgeregter, auch wütender, er wurde aufmerksamer und hörte genauer zu. Aber Kalli konnte sich keinen richtigen Reim darauf machen, die geben einfach keine Ruhe, die wollen es nicht begreifen, die Gehässigkeiten sind unerträglich, die sollen endlich verschwinden, ging das Flüstern und tuscheln der Bücher weiter. Kalli stellte das letzte Buch zurück in das jetzt fertig eingescannte Regal, als Ingeborg ihren Kopf durch die Tür steckte: „Zeit für das Mittagessen, Kalli.“
„Danke, ich komme sofort, ich schalte nur noch die Geräte aus.“
Kalli folgte Ingeborg in die Küche.
Seine Eltern waren mit Franz unterwegs, so aß er mit Ingeborg alleine.
Ingeborg sah zum Fenster: „Heute haben wir aber auch ein scheußliches Sauwetter.“
„Ja, man kann kaum vor die Tür“, Kalli schaute sehnsüchtig durch das Fenster in den immer noch strömenden Regen. Es war gerade Mittagszeit und es war dunkel, als wäre es schon abends. Ingeborg verwöhnte ihren Kalli mit allerlei Leckereien und Kalli genoss es in vollen Zügen. Satt gegessen ging er auf sein Zimmer und rief mit seinem Handy Simon an. Der meldete sich recht missmutig: „Ist das vielleicht ein Scheißwetter.“
„Vielleicht hast du und Egon Lust, morgen zu mir zu kommen, falls das Wetter besser werden sollte, können wir immer noch etwas unternehmen.“
„Ist gut, ich sage Egon bescheid. Bis morgen dann.“ Simon beendete das Gespräch und Kalli ging zum Fenster und schaute hinaus. Mensch, es sieht aus, als ginge die Welt unter. Er sah in die sich wie wild drehenden dunklen Wolken und da geschah etwas Erschreckendes. Aus dem schwarzen Wolkenwirbel formte sich ein Gesicht! Kalli drückte sein Gesicht fast an die Fensterscheibe und schreckte zurück, das ist doch, das ist doch, ja das ist doch tatsächlich das Gesicht von dem kleinen und unangenehmen Mädchen aus der Schule. Das Gesicht in den Wolken war natürlich verzerrt, aber dennoch gut zu erkennen, ja es war tatsächlich diese Beatrice! Wütend, giftig, voller Hass starrte sie Kalli direkt in die Augen!
Kalli strich sich über die Augen, das gibt es doch gar nicht und sah wieder hinaus. Jetzt sah aus so aus, als ob aus den Wolken eine riesige Hand heraus schoss und direkt auf Kalli zu kam. Instinktiv machte Kalli einen Schritt zurück und dieses hässliche Gesicht in den dunklen Wolken lachte höhnisch.
Ein greller Blitz zuckte aus den schwarzen Wolken und Kalli sah, wie das Gesicht hin und her verzerrt wurde. Dann hörte Kalli eine dröhnende Stimme: „Wir kriegen dich und deinen Anhang, wir kriegen dich, warte nur, Bürschchen, bald haben wir dich.“
Jetzt wurde Kalli ein bisschen wütend, Bürschchen, das war zu viel des Bösen, er griff nach seiner Waffe, der er von Franz erhalten hatte, öffnete den einen Fensterflügel und schoss in das hässliche Gesicht. Er traf gut, das Gesicht verlor seine Konturen und verschwand in dem Wolkenwirbel.
Kalli konnte noch die leiser werdenden Drohungen und Schmähungen hören, dann war es vorbei und es regnete nur noch heftig.
Zum späten Abend kamen seine Eltern mit Franz zurück und Kalli konnte den dreien noch die seltsame Sache mit dem Gesicht in den Gewitterwolken erzählen.
Franz fragte Kalli auffallend ernst: „Und du bist dir sicher, dass das Gesicht das Gesicht von diesem Mädchen aus der Schule war?“
„Hundert pro“, sagte Kalli zu Franz.
Sein Vater sagte dann ernst: „Es scheint sich zu zuspitzen!“
„Sie suchen jetzt vielleicht doch die Entscheidung“, kam es leise von Kalis Mutter.
„Wir müssen jetzt alle noch mehr auf der Hut sein und mit allem rechnen.“ Franz sah Kalli sehr ernst an.
„Vor allen müssen wir mit allem rechnen, die werden mit allen Tricks versuchen, die Oberhand zu gewinnen“, ergänzte sein Vater die Feststellung von Franz.
„Wenn ich es mir recht überlege“; sagte Kalli nachdenklich, „können die wirklich nur irgendwie in der Schule stecken, ich muss heraus finden, wo und wieso die bis jetzt unentdeckt geblieben sind.“ Die drei Erwachsenen schwiegen und Kali fuhr fort: „Ich habe durch den Unterricht einfach zu wenig Zeit, um intensiv herum zu stöbern.“
Seine Mutter kramte in irgendetwas herum und reichte Kalli dann ein kleines Buch, mehr eine kleine Kladde. Kalli sah seine Mutter fragend an, seine Mutter erklärte ihm: „In dem Büchlein findest du einige sehr nützliche Anweisungen, die dir in der Schule sicher gut helfen werden.“
„Lies dir die Anweisungen gut durch, dann wirst du feststellen, dass da wirklich einige unglaubliche Sachen drin stehen.“
Franz konnte schon wieder grinsen, Kalli grinste den großen Mann an: „Ich werde es sehr genau lesen, ok?“
„Gut und jetzt gute Nacht, es ist spät geworden.“ In dem großen Haus wurde es still und die Schattenwelt vergrub sich für heute in ihrem Höllenschlund.Als Kalli wach wurde, hörte er, dass es immer noch regnete, nicht mehr so schlimm wie gestern, aber es regnete! Simon rief an und teilte mit, dass er mit Egon gegen zehn Uhr eintrudeln würde und ich werde Litha fragen, ob sie auch rüber kommen möchte. Kalli nahm sein Handy
und tippte eiine SMS an Litha ein
Kalli saß mit seinen Eltern, mit Franz und Ingeborg noch am Frühstückstisch, als es an der Haustür schellte. Kalli stand auf, ich gehe schon, dass sind meine Freunde. Kalli öffnete die Tür und freute sich sehr, es war Litha. Er brauchte die Tür gar nicht schließen, denn Simon und Egon kamen auch.
Die Jungen schüttelten die Regenschirme aus und stellten sie in den Schirmständer.
„Mensch, war das gestern ein Sauwetter, so etwas von Gewitter habe ich noch nie erlebt.“
„Ja, dass war wirklich ein heftiges Gewitter:“ erwiderte Kalli seinem Freund und spürte, wie er von Litha sehr intensiv und fragend angeschaut wurde.
Egon saß mit Litha an der Spielkonsole und beide jagten skurrile Gummiautos durch eine wahnwitzige Fantasiewelt. Kalli arbeitete mit Simon am PC an einer Tabelle, die Simon für die Schule benötigte. Simon war mächtig erleichtert, als sie diese Tabelle fertig gestellt hatten und Kalli druckte sie für Simon gleich dreimal aus. Kalli legte eine CD mit einem Computerspiel in das Laufwerk und die beiden waren jetzt Space – Commander im Weltall und mussten mit ihrem Raumschiff die Erde verteidigen.
Ingeborg hatte für die vier ein tolles Mittagessen hergerichtet und Egon mampfte mit vollen Backen Ingeborg an: „Darf ich morgen auch wieder kommen?“
Ingeborg lachte Egon fröhlich an, sie mochte es, wenn die Bude voll war, wie sie es nannte. Es regnete noch die ganze restliche Woche, die Welt versank aus einem strahlend schönen Sommer in einen grauen traurigen Herbst. Schnell standen die Bäume ohne Blätter herum, die Vögel waren verschwunden und es wurde kalt und ungemütlich.
Kalli und Litha wurde von Franz in die Schule gefahren. Es regnete, was sonst und Franz fuhr sehr vorsichtig: „Nasse Blätter auf der glatten Strasse mag das Auto nicht besonders.“
Erleichtert stellte Kalli in dem Schulgebäude fest, dass hier wohl zumindest im Moment alles in Ordnung war. Keine Spur von den Schattenwesen. Kalli begleitete Litha zu ihrem Zimmer und wünschte ihr eine gute Nacht. Kalli ging zu dem Laufband zurück und da kam ihm dieses unangenehme Mädchen entgegen und mit leisem Schrecken sah Kalli, dass das Mädchen einen Verband am Kopf trug, genau dort, wo er in die Wolken hingeschossen hatte.
Das Mädchen hatte Mühe, ihre jetzige Gestalt des kleinen Mädchens beizubehalten, immer wieder verformte sich das Gesicht und ihr Körper in monströser Art und Weise. Ihr schmaler, wie mit einem Messer geschnittener Mund, verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, mit knarrender Stimme kam es aus dem hässlichen Schlund: „Na, Jüngelchen, auch wieder zurück, dann können wir das Spielchen fortsetzen, was meinst du?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging das „Mädchen“ die Zimmerflucht hinunter und verschwand in einem der vielen Zimmer. Kalli war jetzt neugierig geworden und ging den Gang hinunter. Je näher er dem Zimmer kam, umso mehr roch er den widerlichen Gestank der Bestietalen, Reptitoren und Warakalen! Jetzt habe ich euch, Kalli rieb sich die Hände, jetzt kann das Spielchen weitergehen, fiese Beatrice!
Auf seinem Zimmer überlegte Kalli seine Vorgehensweise, am besten sucht er während des laufenden Unterrichtes das Zimmer, dann müsste er ungestört sein. Er las noch mal gründlich in dem Büchlein, das er von seiner Mutter bekommen hatte. Ja, er hatte alles richtig verstanden!
Als erstes hatte Kalli Politik und in einem unbeobachteten Augenblick vollzog er den Zauber aus dem Buch und - ! stand in dem Gang im Mädchenhaus, auf dem Lithas Zimmer war und eben auch das Zimmer dieser Beatrice! Das klappt ja hervorragend, staunte Kalli und ging den Gang lang bis zu dem Zimmer, in dem das Mädchen verschwunden war. Der Gestank, der aus der noch verschlossenen Tür drang, war beinah unerträglich. Kalli streckte seine rechte Hand aus, spreizte die Finger, zielte auf das Türschloss und zog seine Hand ruckartig zurück und riss dadurch gleich das ganz Türschloss heraus. Die Tür schwang auf und eine Wolke bestialischen Gestanks quoll aus dem Zimmer.
Kalli sah die Käfigschränke und wusste sofort, dass sich darin die Schattenwesen verbargen. Schuss um Schuss jagte Kalli systematisch von oben nach unten, von rechts nach links in die Schränke. Ein wildes Toben und Gekreische, ein Fauchen und wütendes Gebrüll dröhnte aus den Schränken, irre vor hilfloser Wut versuchten die Schattenwesen aus den verschlossenen Käfigen zu kommen, aber vergeblich.
Kalli war so konzentriert bei der Vernichtung der Bestien, dass er nicht merkte, dass rasend vor Wut Beatrice heran gestürmt kam, sie machte merkwürdige Handbewegungen und murmelte dabei unverständliches Zeug und Kalli schrumpfte! Er wurde kleiner und kleiner und fand sich in einem der stinkenden Käfige wieder!
Er war gefangen!
Vor lauter wilder, höhnischer, triumphierender Schadensfreude sprang Beatrice in dem Zimmer herum.
„Hach“, kreischte sie Kalli mit überschlagender Stimme an, „jetzt ist dein Latein am Ende, he?“ Kalli sah sie relativ ruhig an: „Noch ist nicht aller Tage Abend!“
Wieder geschah diese Ekel erregende Verwandlung des kleinen Mädchens in dieses unförmige, hässliche und Furcht einflössende Monstrum. Voller Triumph setzte sich das Monstrum in den riesigen Stuhl und genoss ihren Sieg über den verhassten Jungen. Kalli versuchte in dem Käfig eine etwas weniger verschmutzte Stelle zu finden, was leider vergeblich war, er stand tief in den Dreck und Kot der Schattenwesen. Er atmete ganz flach, umso wenig wie möglich von dem Gestank einzuatmen.
Kalli hob wie horchend den Kopf und legte für einen Moment das Buch auf den Tisch, irgendetwas ist schief gelaufen, unauffällig versuchte er sich zurück zu holen, vergeblich. In der kurzen Pause sprach er Carlos und Till an, er brauchte für eine etwas seltsam scheinende Sache ihre Hilfe, sie sollten sich aber über nichts wundern! Carlos sah Till an und beide stimmten zu.
Erleichtert darüber erzählte Kalli den beiden Jungen gerade so viel, wie sie wissen mussten. Kalli duplizierte sich und die beiden Jungen und stand mit ihnen vor der Zimmertür, die wieder völlig unversehrt war. Carlos sah Kalli fragend an, der nickte nur, streckte seine rechte Hand mit gespreizten Fingern aus und riss wieder mit einer ruckartigen Bewegung das Schloss aus der Tür. Wieder quoll den dreien furchtbarer Gestank entgegen, mit weit aufgerissenen Augen starrten Carlos und Till in dieses grauenhafte Zimmer, die zerschossenen Schränke, die toten Schattenwesen, das Monstrum jedoch war verschwunden.
Aufgeregt deutete Till auf einen Käfig im letzten Schrank, Kalli sah sich selbst in dem Käfig gefangen und hörte sich rufen: „Hol mich hier heraus, den Gestank kann kein Mensch ertragen.“
Trotz dieser äußerst ungewöhnlichen Situation mussten alle drei lachen. Der Käfig wurde dann schnell geöffnet und Kalli hob sich heraus. Kaum stand der befreite Kalli auf dem Boden, wuchs er schnell wieder zu seiner normalen Größe. Die drei wurden in ihrer Freude von einem lauten Gerumpel und Getöse unterbrochen, Kalli schrie: „Schnell raus hier, schnell!“ Die Zimmerwände schoben sich sehr schnell zusammen und in einer mächtigen Staubwolke verschwand das Zimmer, als wäre es nie da gewesen!
Kalli bedankte sich bei Carlos und Till für ihre Hilfe und dann klopften sie sich den Staub von ihren Kleidern. In der Klasse wurde Kalli etwas unruhig, hoffentlich klappt alles so, wie er sich das ausgedacht hatte. Aber dann wusste er plötzlich, alles bestens, alles gut gelaufen. Er löschte die duplizierten Jungen und machte richtig erleichtert wieder im Unterricht mit.
In der Mittagspause setzte sich Litha zu den drei Jungens und fragte neugierig: „Ist etwas passiert, ihr seht alle drei aus, als hättet ihr etwas ganz tolles erlebt?“ Carlos und Till blieben still, Kalli beruhigte sie: „Litha weiß bescheid, sie gehört zu uns!“
Und da sprudelte es aus den beiden wie ein Wasserfall heraus, Litha musste bremsen, langsam, langsam bitte, ich verstehe nur Bahnhof! Till holte tief Luft und begann noch mal von vorne und Lithas Augen wurden groß und größer. Ungläubig schüttelte sie mit ihrem Kopf: „Die schrecken wirklich vor nichts zurück!“
Obwohl sich Kalli jeden Tag ein oder zweimal duplizierte, konnte er nichts, aber auch rein gar nichts entdecken und ausfindig machen. Die Schattenwesen waren wie vom Erdboden verschluckt.
Dann wurde seine Aufmerksamkeit doch von einem Riesen Ereignis abgelenkt! Von den Lehrern erfuhren die Kinder, dass sich die Schulleitung entschlossen habe, ein weiteres Schwimmbad direkt anschließend an dem Schulgebäude bauen zu lassen. Dies geschah aufgrund der guten Hinweise vieler Schüler, dass das jetzige Schwimmbad im Sportgelände immer überfüllt und auch zu weit von dem Schulgebäude entfernt ist.
Sonst passierte in dieser Woche nichts mehr, das Wetter war und blieb scheußlich, es war trübe, kalt und nass. Die Kinder waren froh, als sie endlich nach hause fahren konnten.
Kalli erzählte den Vorfall in der Schule in aller Ausführlichkeit seinen Eltern und natürlich Franz und Ingeborg, von allen wurde Kalli erleichtert, aber auch stolz gelobt. Franz fragte sehr oft nach vielen Einzelheiten des Vorfalls und Kalli gab bereitwillig Auskunft. Vor allendingen interessierte sich Franz für die beiden Jungen Till und Carlos, hier wollte Franz vieles wissen und schloss dann sichtlich erleichtert: „Scheint so, als wenn wir nicht ganz alleine da stehen.“ Kalli wurde von seinem Vater nach Beatrice gefragt, aber hier musste Kalli passen „Ich habe keine Ahnung, wo dieses Monstrum abgeblieben ist. Jetzt läuft sie wieder als kleines, harmlos tuendes Mädchen herum. Nur wenn wir uns alleine treffen, lässt sie ohne Hemmungen alle Vorsicht außer acht und droht mir oder beschimpft mich.“
Kalli wurde von allen gebeten, weiterhin sehr vorsichtig zu sein und seine Nachforschungen nur fort zu führen, wenn er das Risiko abschätzen kann. Die Wesen aus dem Schattenreich sind nicht zu unterschätzen. Kalli nickte dazu: „Ich werde sehr vorsichtig sein und meine Freunde auch.“
Nach dem Essen setzten sich die fünf gemütlich ins Wohnzimmer und Franz fragte Kalli nach dem Stand seiner Arbeit in der Bibliothek.„Ich komme gut voran, einige Bücher muss ich beruhigen, sie haben Sorgen, dass ihnen etwas passieren könnte, keine Probleme, es läuft gut.“
„Wie hat Litha eigentlich reagiert, als sie mit dir in Bibliothek gearbeitet hat?“
„Normal, die Bücher blieben still. Es geht zu zweit natürlich schneller.“
So plätscherte das Gespräch dahin, Franz erwähnte, dass er neue Reifen für den großen Wagen gekauft hat, Ingeborg sprach von einem neuen Rezept, dass sie unbedingt ausprobieren muss. Kalli fühlte sich sauwohl, schade, dass diese Abende so selten sind. Spät in der Nacht gingen alle ins Bett, Kalli schlief satt und zufrieden wie ein Baby.Der nächste Morgen begann, wie der Tag zuvor geendet hatte, mit Regen und was für ein Regen. Es schüttete wie aus Kübeln, Kalli zog sich die Decke über den Kopf und schlief weiter.
Der Beginn der Geschichte liegt tief in der weiten Vergangenheit, nebulös, nicht ganz klar erkennbar. Den Anfang bildete wohl der Zusammenschluss von einigen Familien, um sich besser vor wilden Tieren und Räubern zu schützen. Eine einzelne Familie, möglicherweise noch mit kleinen Kindern, hatte bei Angriffen gleich welcher Art, kaum eine Chance.
Der kleine Stamm von gerade mal zwanzig Familien zog durch die endlosen Weiten des Landes, immer auf der Suche nach gutem Weideland für ihr Vieh, das ihr ganzer Besitz war. Die Hierarchie war im Laufe der Zeit klar ausgebildet, es gab die Hirten, die sich um die Herden kümmerten, die Jäger, die für Nahrung sorgten, die Krieger, die den Stamm und das Vieh beschützten, die Frauen kümmerten sich um die Kinder und kochten das Essen. Die Alten reparierten die Kleidung, die Zelte und alles was so anfiel.
Die Jahre gingen ins Land und die Kinder wuchsen heran, genau wie das Vieh. Der Heilkundige, ein uralter Mann mit krummen Rücken sprach mit dem Stammes Ältesten und äußerte dabei seine Besorgnis über die immer stärker werdenden Streitereien zwischen den jungen Kriegern und den Hirten und Jägern.
Die Krieger wollten sich nicht mehr um das Vieh und um alle anderen Arbeiten kümmern, schließlich seien sie Krieger. Der alte Mann wies besonders auf seinen Gehilfen hin, der mit seinem flotten Mundwerk und seinem Gehetze die Stimmung noch mehr anheizte. Wir werden uns bei dem nächsten guten Weideplatz, an dem wir ein paar Tage rasten können, zusammen setzen und das Problem besprechen.
„Tut das“, murmelte der Heilkundige besorgt, „tut das wirklich.
Die Kundschafter hatten einen grünen und saftigen Weideplatz mit genügend Wasser für alle gefunden, durch das Gebüsch und einigen kleinen Waldstücken gab es auch gute Deckung vor allzu neugierige Augen. Die Zelte wurden aufgebaut, mit Seilen zwischen den Bäumen wurden Pferche für die Tiere hergestellt.
Die Kinder konnten endlich mal unbesorgt herum toben. Es war ein guter Lagerplatz. Am zweiten Abend rief der Stammes Älteste die Krieger, die Hirten und Jäger zusammen, der Heilkundige kam mit seinem Gehilfen und der Stammes Älteste kam ohne Umschweife auf das brennende Problem. Sofort wurde es hitzig, jede Gruppe brüllte jede Gruppe an, den Kriegern wurde vorgeworfen, sie machen sich den lieben langen Tag ein schönes Leben auf Kosten aller, Die Krieger warfen den Jägern vor, länger als unbedingt es nötig war, auf der Jagd zu bleiben und erst ins Lager zurück zu kehren, wenn alle Arbeit erledigt war. Die Hirten wurden beschuldigt, sich stets die besten Stücke Fleisch zu nehmen.
Der Stammes Älteste beobachtete seine Leute sehr genau und sah auch, wie der Gehilfe des Heilkundigen von einer Gruppe zur anderen huschte, hier flüsterte und dort stänkerte. Er rief diesen Maulhelden in die Runde und fragte direkt heraus, was er da mache und was er damit erreichen wolle. Der Stamm habe doch ohnehin schon genug Sorgen, da brauche doch niemand diese Streitereien, jeder erfülle seine Aufgabe und damit muss doch gut sein.
Die Versammlung löste sich langsam auf, aber das Gemecker und Gemaule ging unentwegt weiter. Die Zwistigkeiten hielten ununterbrochen an und machten das Leben innerhalb des kleinen Stammes unerträglich. Und eines Tages war es dann so weit, der Stamm trennte sich, die Gehässigkeiten und die Streitereien waren nicht mehr aus zu halten.
Der größere Teil des ehemaligen Stammes zog mit dem Stammes Ältesten weiter, der andere Teil mit den meisten Kriegern zog unter der Leitung des Gehilfen des Heilkundigen davon. Familien wurden dadurch auseinander gerissen, was sofort wieder Streitereien hervor rief. Der Stammes Älteste führte den kleinen Stamm auf das jetzt gut sichtbare Gebirge zu. Er begründete seinen Entschluss damit, dass sie in dem Gebirge mehr Schutz finden, bis sie wieder genügend Krieger haben.
Mit viel Glück fand der Stammes Älteste ein herrliches Tal mit prächtigen Weiden, genügend frisches klares Wasser und eine geräumige Höhle für alle. Der kleine, leicht zu übersehende Höhleneingang zeigte nach Süden. Mit wenigen Handgriffen wurde er von den Männern so gut getarnt, dass er selbst bei genauer Suche nur schwer zu entdecken war.
Die Frauen legten Vorräte mit den gesammelten Beeren und Früchten an. Die Halbwüchsigen sammelten Holz und rupften Gras und legten es in die warme Sonne zum trocknen, so legten die Menschen in aller Ruhe genügend Vorräte für sich und dem Vieh an. Die Höhle lag hoch über dem Talgrund und die weite Fläche vor der Höhle war eine ausreichende Weide für ihr Vieh.
Der Stamm überstand den milden Winter dank der reichlichen Vorräte gut, die Jäger konnten den ganzen Winter über auf Jagd gehen, so brauchten sie kein einziges Stück Vieh schlachten. Im Frühjahr entdeckten die jungen Burschen, dass das Gebirge ein Stück weiter mit einer hohen Steilküste an einem Meer endete. Von dort brauchten sie also nie mit einem Angriff rechnen.
Im Frühjahr bauten die Männer in der flachen Mulde rechts von dem Höhleneingang ein Haus mit den vielen herum liegenden Steinen. Das Haus gelang so gut, das eine weitere Gruppe Männer einen Stall für die Rinder bauten. Im nächsten Frühjahr wurde das zweite Haus gebaut und ein paar Jungen, die in der Höhle herum gestöbert waren, brachten die schrecklich Nachricht, dass die Höhle von einer weiteren Gruppe Menschen bewohnt wurde.
Mit hoherVorsicht und großer Sorge ließen sich mehrere Männer von den Jungen die Menschen zeigen. Sie hausten mehr als erbärmlich in einem weit entfernten Teil der Höhle und stellten in dem Zustand, in dem sich die Menschen befanden, keine schlimme Bedrohung für sie dar.
Leise und unauffällig gingen die Männer und die Jungen zurück und die Männer berichteten dem Stammes Ältesten. Nach dem berichten beschlossen sie, von ihren genutzten Teil der Höhle mit einer Steinmauer abzutrennen, um jede Eskalation von vorn herein zu vermeiden. Bevor jedoch die Mauer geschlossen werden konnte, kamen zwei Familien durch die Höhle und lösten fast eine Panik aus.
Zum Glück aller wurden die Neuankömmlinge wieder erkannt. Sie gehörten zu ihrem Stamm, sie waren mit dem anderen Teil gegangen. Sie waren halb verhungert und in einem erbärmlichen Zustand. Die Menschen erhielten Essen und dabei erzählten sie, dass der ehemalige Gehilfe des Heilkundigen sich ganz der schwarzen Magie verschrieben hatte und sich keinen Deut mehr um die Menschen kümmerte.
Die Gruppe brach auseinander und zerstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Sie hatten leider Pech, bevor auch sie das Weite suchen konnten, wurden sie von dem schwarzen Magier, wie er sich jetzt nennen ließ, in die Höhle getrieben und gefangen gehalten. Zum Glück hatte ein Kind von ihnen die Jungen gesehen, die die Höhle erforschten. Jetzt gab es kein halten mehr für sie, sie planten die Flucht bei der nächsten Gelegenheit. Die Gelegenheit kam schnell, der schwarze Magier lag völlig erschöpft wie in Trance auf seinem Lager, wie es oft nach seinen Experimenten geschah.
Sie verschwanden in dem Dunkel der Höhle und erreichten ohne große Schwierigkeiten den anderen Teil der Höhle. Sie haben natürlich auch die fast fertige Absperrmauer gesehen und waren froh, dass sie die Flucht sofort gewagt hatten. Jetzt wurde die Mauer in der Höhle sehr schnell geschlossen und zum ersten Mal erlebten die Menschen ihren Heilkundigen bei einer Zauberei. Der alte Heilkundige versiegelte die Mauer und sie wirkte danach wie natürlicher Fels.
Die Flüchtlinge waren schnell wieder in ihrem alten Stamm aufgenommen und vergaßen schnell die elendigen Tage in der Gefangenschaft. Weitere Häuser wurden errichtet, ein Vorratslager folgte. Rechts von dem Höhleneingang beginnend, schichteten die Männer eine Mauer auf, vorbei an dem Haus bis zu dem Lagerhaus. Zwischen dem Haus und dem Lagerhaus wuchs langsam ein Rundturm in die Höhe.
Der ehemals kleine Stamm entwickelte sich prächtig, sie litten keine Not, die angelegten Felder brachten gute Ernten und das Vieh wurde auf den saftigen Weiden dick und fett. Das Dorf wuchs und durch die weiter gebauten Mauern und Türme war es ein sicherer Hort für Mensch und Tier.
Unerklärlich war für alle der gewaltige, laut donnernde Felsbruch, die Felsbrocken lösten sich links oberhalb des Höhleneingangs und krachten mit höllischem Getöse den Berg herunter. Einige Brocken krachten sogar gegen die Häuser. Der uralt gewordene Heilkundige sah sich die Bruchstelle sehr gründlich an und sein altes faltenreiches Gesicht wurde grau vor Sorgen. Er ließ die wichtigsten Männer zusammen rufen und erklärte ihnen, dass der Felsabbruch kein natürlicher Vorgang war.
„Das war ein Werk von Magie, ein Zechen von dem schwarzen Magier, ein sehr schlechtes und sehr böses Zeichen!“ Die Männer wurden unruhig, was sollten sie gegen einen Magier unternehmen?
Sie waren ja noch nicht mal richtige Krieger.
„Wir müssen“, hob der alte Heilkundige noch an, „mit gleichen Waffen antworten!“
„Wie das?“, fragten die Männer sorgenvoll.
„Ich werde einige Frauen und Männer in die Geheimnisse der Magie einführen“, kam es erschöpft von dem Alten. Und so geschah es dann, zwei Frauen und ein Mann waren nur noch bei dem Heilkundigen. In der jetzt unbewohnten Höhle hatte der Alte ein Laboratorium eingerichtet, mit Gerätschaften, Gläsern und Krügen, mit Pulvern und anderen sehr seltsamen Dingen, die die Menschen zuvor niemals gesehen hatten.
Wieder brach ein riesiges Stück des Berges weg und krachte weit rechts von ihren Häusern ins Tal und alle sahen über den Bergen die höhnische Fratze des schwarzen Magiers, der wie irre seine Fäuste gegen sie schüttelte und drohen flogen ihnen seine wütenden Worte entgegen: „Ihr werdet meine Rache erleben, sie wird fürchterlich sein!“
Furchtsam kamen die Menschen zusammen und der Heilkundige hatte große Mühe, sie zu beruhigen: „Noch brauchen wir uns keine großen Sorgen machen, die Kunst des Magiers scheint noch nicht sehr weit fort geschritten zu sein, sonst würde er mehr anstellen, als nur zu drohen!“
Das leuchtete den Menschen ein und etwas beruhigter gingen sie wieder an ihre Arbeit. Sie bauten an der Mauer und an den Türmen weiter, sie hatten schon eine Schmiede und eine Schneiderei errichtet. Im Schutze ihrer stark befestigten Wohnanlage siedelten sich weitere Familien an und es entstand ein richtig kleines Dorf am Fuße des Berges.
Der Heilkundige hatte es geschafft, mit einem äußerst wirkungsvollen Zauber einen Schutzschirm über die Siedlung zu schaffen! Dessen Wirkung sie schon sehr bald erleben mussten, denn wieder versuchte der schwarze Magier mit einem gewaltigen Felssturz die Siedlung zu vernichten oder zumindest schlimm zu beschädigen. Aber wie von Zauberhand prallten selbst die dicksten und größten Felsbrocken von dem Schutzschirm ab und rollten harmlos ins Tal.
Begeistert jubelten die Menschen, jetzt hatten sie eine große Sorge weniger
Leider begann jetzt der schwarze Magier mit kleinen und gemeinen Attacken die Menschen in der Siedlung zu schikanieren. Er schickte ein großes und fürchterliches Rudel wilder Hunde in die Siedlung, die alles anfielen und zerrissen, was ihnen in den Weg kam. Durch diese Gemeinheit verloren sie viel Vieh und der Tod eines Kindes war zu beklagen. Als nächstes ließ er ein schreckliches Unwetter über die Siedlung toben, mit dicken Eisbrocken und unendlichen Wassermassen. Die Felder waren vernichtet, viele Tiere erschlagen.
Aber als der schwarze Magier eine schlimme Krankheit zu den Menschen schickte, wurde der so friedliche Heilkundige maßlos wütend, mit wild entschlossenen Schritten ging er in die Höhle und wenig später zuckten bunte Lichter und schallten unbekannte Geräusche aus der Höhle! Ängstlich, ja furchtsam blickten die Menschen zur Höhle, aus der es immer wilder blitzte und krachte. Und dann erschien der Heilkundige mit seinen drei Gehilfen vor der Höhle, sie bildeten einen Kreis und langsam stieg aus diesem Kreis eine Lichtsäule empor, wuchs hoch und breitete sich dann wie ein Pils aus. Wie erstarrt sahen die Menschen dem unwirklichen Schauspiel zu, aufgeregt machten sie sich jetzt gegenseitig auf eine grässliche Erscheinung oberhalb der Berge aufmerksam.
Wie ein dicker schwarzer Nebel quoll eine Gestalt über die Berge und hohnlachend brüllte daraus eine Stimme: „Du willst mit deinen lächerlichen Mitteln gegen mich kämpfen?“ Der Heilkundige reagierte nicht im Geringsten auf die Provokation, die vier streckten jetzt ihre Arme hoch und legten ihre Hände zusammen. Die Lichtsäule färbte sich in ein flammendes Rot und mit einer fließenden Bewegung schickten die zusammen gelegten Hände die Säule zu dem schwarzen Nebel, in dem sich der schwarze Magier versteckte.
Ein entsetzliches und ein vor Enttäuschung wütendes Gebrüll prallte den Menschen entgegen: „Woher kennst du diesen Zaubeeeer….?“
Der schwarze Nebel schrumpfte wild zuckend zu einer kleinen Kugel zusammen und mit einer letzten, mächtigen Anstrengung schickten die Heilkundigen diese Kugel in die Unterwelt. Mit einem klagenden Nei - - n verschwand die Kugel ins Nichts.
Die von dem schwarzen Magier verursachten Schäden wurden behoben, die Kranken geheilt, auch das Vieh erholte sich wieder und Frieden kehrte in das Tal ein. Die Siedlung wurde weiter ausgebaut, die dicken Mauern schützten jetzt schon den ganzen oberen Bereich der Siedlung, die Männer hatten mit Steinen den weiteren Verlauf der Mauer markiert. Am Ende der Steinreihe sollte ein weiterer Turm entstehen. Auch der Turm mittig zwischen den beiden Wohnhäusern wuchs ständig in die Höhe, der Turm hatte eine beruhigende Größe, in diesem Turm kann eine Menge Menschen bei einem möglichen Angriff lange Schutz finden.
Der alte Heilkundige wusste, dass seine Zeit sehr bald abgelaufen ist und so jagte er seine frei Gehilfen durch sein Wissen und Können und gab keine Ruhe, bis alle drei über das Wissen verfügten, mit dem sie sich gegen feindlich gesonnene Magier oder aber auch einfach nur menschlichen Feinde wehren konnten.
Der Zuzug von weiteren Siedlern hielt unvermindert an, die Besiedelung dehnte sich jetzt schon weit nach rechts und links in dem Tal aus. Hell leuchteten die reifen Kornfelder in der warmen Sonne, rot und gelb und blau leuchteten die reifen Früchte an den Bäumen und Sträuchern. Lachen und Singen klang aus dem Tal hoch bis auf den Berg. Mit den neuen Siedlern kamen auch neue Dinge in das Tal, vor allendingen waren Pferde die wichtigste Errungenschaft. Die Tiere wurden von einer kleinen Gruppe von drei Familien mitgebracht, die um Aufnahme in das Tal baten. Da die meisten der Menschen im Tal die Pferde kaum oder gar nicht kannten, höchstens als Wildtiere, war etwas Furcht und Vorsicht angesagt. Als die Menschen aber sahen, wie die Pferde den Pflug durch die Ackererde zogen, wie die Wagen, gezogen von den Pferden, die Ernte einbrachten, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Pferde erleichterten viele ihrer Arbeiten unendlich.
Die Krieger der Bergsiedlung waren von der Möglichkeit angetan, die Pferde als Reittiere zu benutzen. Es muss sich wohl in dem umliegenden Land herum gesprochen haben, das es in den Bergen eine wohlhabende Siedlung gibt und so erfolgten die ersten, noch relativ harmlosen Versuche von Strauchdieben, von dem leckeren Kuchen ein Stück weg zu nehmen. Als sich die Überfälle mehrten und damit wirklich lästig wurden, postierten sich an den beiden Zugängen zum Tal jeweils eine Gruppe Krieger, die wehrten ein paar Angriffe ab und dann war erst mal wieder Ruhe. Aus der Erfahrung aber klug geworden, bauten die Menschen eine Mauer mit einem Tor an den Tal Ausgängen, Häuser für die Soldaten, einen Stall für die Pferde, zäumten Weiden für die Tiere ein, gruben von einem aus den Bergen kommenden Bach eine Rinne zu der Wehranlage und abschließend wurde ein schweres Tor in die Öffnung eingehängt und fest verschlossen und nur bei Bedarf geöffnet.
Diese zusätzliche Wehrhaftigkeit lockte noch mehr Siedler an und diese mussten sich jetzt schon einen neuen Platz in einem der kleineren Seitentäler suchen. Der alte Heilkundige starb in Frieden und eine der beiden Frauen tat sich mit einem Mann zusammen, der sich bei der Planung der Siedlung auf dem Berg, bei der Verteidigung und bei den Attacken des schwarzen Magiers hervor getan hat. Er war ruhiger, gelassener Mann, Tat kräftig und zielstrebig zu dem.
Der Mann baute für sich und seiner Frau ein Haus dicht an der Steilküste, was zur Folge hatte, das weitere Häuser dort anstanden. Die Mauer zum Tal war bis zu dem Viereckturm fertig gestellt und der Turm wuchs in die Höhe, es wurde ein ebenso mächtiger Turm, wie der bereits fertige Turm zur Steilküste hin.
Mit einem furchtbaren Unwetter meldete sich der schwarze Magier zurück, wieder trommelten Eisbrocken auf Menschen, Tier und das Land herunter und richteten gewaltigen Schaden an. Die drei Heilkundigen handelten blitzschnell und errichteten einen Schutzschild über das ganze Tal und hielten so den Schaden gerade noch in Grenzen.
Wütend schlug und hieb der schwarze Magier auf den Schutzschild ein, - vergeblich! Irre vor Wut schoss der Magier im wilden Flug über das Tal und suchte verbissen eine Schwachstelle, in die er hätte hinein stoßen können. Aber der Schild hielt all seinen Attacken stand und die drei Heilkundigen stellten sich wieder kreisförmig zusammen, streckten ihre Arme hoch und bildeten mit ihren Händen einen Kreis. Aus diesem Kreis formte sich wieder die Lichtsäule, sie stieg hoch, breitete sich pilzförmig aus und wurde mit wilder Kraft auf den schwarzen Magier geschleudert. Das hell leuchtende Licht packte den Magier und schleuderte ihn wie ein paar schwarze Lumpen durch Luft.Gellend schrie der so getroffene seine maßlose Wut und Enttäuschung heraus und noch während er wieder zusammen schrumpfte, brüllte er seine wilden Verfluchungen und Drohungen herunter zu den Menschen.
Die drei Heilkundigen schickten den schwarzen Magier mit einer letzten Kraftanstrengung zurück ins Dunkel der Unterwelt. Erleichtert gingen die Menschen ihrem Tagwerk nach, auf solche Ereignisse können sie gut verzichten.
Die Jahre kamen und gingen und die Siedlung auf dem Berg vor der Höhle wurde nach ihrer Fertigstellung von den Bewohnern des Tales nur noch Burg Ronnersson, nach dem Berg auf der sie stand, benannt. Die komplette Siedlung war jetzt von einer starken Mauer und fünf Türmen umgeben. Ein wuchtiges Tor in einer bogenförmigen Mauer zwischen zwei Vierecktürmen schloss die Siedlung zum Tal hin ab.
Jetzt lebten innerhalb der Mauern schon mehr als hundert Familien, auf dem Hauptplatz zwischen der Schmiede und dem großen Tor herrschte lebhaftes Getümmel, Kinder rannten schreiend herum, Männer und Frauen eilten beschäftigt hin und her.
Die noch ledige Heilkundige wohnte jetzt ganz in dem Haus des verstorbenen Heilkundigen und hatte sich restlos der Magie verschrieben. Sie beherrschte viele Zauber und entwickelte selbst äußerst praktische dazu, so hat sie einen Zauber geschaffen, der das abfaulen des Getreides verhinderte, auch vermochte sie mit ihrem Zauber zu verhindern, dass das Wasser zu schnell verdarb. Sie verhärtete mit einem Zauber die Mauern der Burg und die Türme. Sie schaffte ein Dauerfeuer und sortierte die Bücher des alten Heilkundigen in schwere Holzschränke
.Die zweite Frau der Heilkundigen gebar einen Sohn und als das Kind heran wuchs, sprach die Frau mit ihrem Mann darüber, dass die Kinder außer jagen, Feldarbeit und Früchte sammeln nichts lernten, wir brauchen eine Schule! Diese Idee löste helle Aufregung in dem ganzen Tal aus, eine Schule, welch ein Unsinn.
Die Kinder sollen arbeiten, den Eltern helfen, aber Schule? Die Heilkundige ließ sich nicht beirren, sie ließ ein Haus mit zwei großen Räumen bauen und als es fertig gestellt war, kamen die ersten Schüler! Verlegen kichernd, aber sie kamen, aus dem Tal wurden sie von ihren Eltern zur Burg hoch gebracht. Am ersten Tag waren schon über dreißig Schüler anwesend und sogar zwei Mädchen waren dabei.
Mühsam lernten sie die ersten Buchstaben, die ersten Zahlen, sahen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Buch! Die Heilkundige verriet natürlich niemanden, dass sie mit ein klein bisschen Magie nach geholfen hatte! Die Kinder lernten gut, aber der einbrechende Winter ließ die Kinder aus dem Tal fehlen.
Die Heilkundige dachte über das Problem nach und fand rasch die Lösung, sie brauchen für die Kinder aus dem Tal ein Schlafhaus.Der Winter war ungewöhnlich kalt und brachte viel Schnee in das Tal und den nächsten Angriff des schwarzen Magiers, aber diesmal schickte hässliche, widerliche und gefährliche Ungeheuer aus der Unterwelt, die sich fauchend und brüllend auf Mensch und Tier stürzten und über den Bergen saß hohnlachend in einem schwarzen Nebel der Magier und ergötzte sich an der Panik unter den Menschen, die seine Ungeheuer verursachten.
Die drei Heilkundigen trafen sich vor dem Haus der Magie und sie erhielten von der dort lebenden Frau Feuerkugeln in die Hände gelegt. Werft sie auf die Ungeheuer! Die Feuerkugeln wurden auf die Ungeheuer geworfen und der Erfolg war frappierend. Nicht nur eines der Ungeheuer wurde von der Feuerkugel vernichtet, sondern auch alle, die in der Nähe waren. Wieder brüllte der schwarze Magier vor Wut über seine Schlappe und hob darauf seine Arme und beschwor einen schlimmen Zauber gegen die Menschen.
Die Heilkundige hatte es voraus gesehen und bevor der schwarze Magier den Zauber vollenden konnte, flog ihm ein gleißender Feuerball entgegen und der Magier wurde darin eingeschlossen, er tobte in dem Feuerball wie ein Verrückter bei dem Versuch daraus auszubrechen. Die Heilkundige hielt immer noch ihre ausgestreckten Arme starr gegen den Magier gerichtet, sie verkleinerte die Feuerkugel und schleuderte sie mit einer lässigen Handbewegung über die Burg hin und her.
„Aufhören, aufhören, macht Schluss damit“, schrie der schwarze Magier, unbeirrt machte die Heilkundige weiter und ließ jetzt die Feuerkugel auf und nieder tanzen. Hilflos wirbelte der Magier wie ein Bündel alter Kleider in der Kugel herum, die Heilkundige sah sich um, Die Ungeheuer waren vernichtet, sie holte mit dem rechten Arm weit aus und die Feuerkugel verschwand funkensprühend im Erdboden. Ein beinah jammervoller, klagender Laut tönte noch nach, dann war der böse Spuk vorbei.
Die drei Heilkundigen waren sich nach einem kurzen Gespräch einig, dass diese Plage ein für alle mal und endgültig beendet werden muss. Viele Tage saßen sie beisammen und suchten nach einem unfehlbaren Zauber, der die Macht des schwarzen Magiers endgültig bannen und brechen sollte. Sie lasen in den alten Büchern und dann stellten sie einen einzigen Zauber zusammen, der sich aus aus mehreren Zaubern zusammen setzte. Dieser Zauber war das schlimmste und fürchterlichste, was die drei finden konnten. Die drei wechselten sich in der Wache auf dem höchsten der fünf Türme ab, alle drei hatten ein Signalhorn dabei.
Der Winter ging endlich und das Frühjahr entschädigte die Menschen für den langen und kalten Winter. Die Felder wurden bestellt, das Vieh wurde auf die Weiden getrieben und die Kinder aus dem Tal kamen wieder zur Schule, sie bekamen eine Nachricht für ihre Eltern mit. Wenn es ihnen recht ist, kann ihr Kind ab sofort in dem Schlafhaus neben der Schule bleiben. Der Resonanz war überwältigend, die Schülerzahl verdoppelte sich beinah.
Die ersten jungen Familien verließen die Burg, weil es dort einfach zu eng wurde und siedelten sich in dem Tal an. An dem schönen Frühjahr schloss sich ein ebenso herrlicher Sommer an. Auf den Feldern gedieh das Korn prächtig, die Bäume und Sträucher waren prall voll von Früchten, die Menschen waren heiterer Stimmung, es war eine schöne Zeit in dem Tal und über alles thronte sehr beruhigend die mächtige Ronnersson-Burg.Mitten i
n diesen Frohsinn brach der schwarze Magier mit unvorstellbarer Wucht und Gewalt ein. Er schoss aus der Erde hervor, gefolgt von unzähligen Ungeheuern. Durch seinen Angriff aus dem Erdboden verloren die drei Heilkundigen wertvolle Momente bis zu ihrem Gegenangriff! Der Magier legte sich in seiner Monstrosität wie ein wabbelnder Glibber auf das Land und dehnte sich immer weiter aus. Die Ungeheuer rissen mit wilder Freude die Tiere auf der Weide und töteten mit Wollust jeden Menschen, denen sie habhaft wurden. Es wurde sehr schlimm, sehr sehr schlimm für das Tal, der schwarze Magier schien es diesmal tatsächlich zu schaffen, das Tal endgültig zu vernichten.
Die drei Heilkundigen haben sich zusammen gefunden und begannen mit ihrem Zauber, den sie in vielen Wochen zusammen gestellt hatten. Sie bildeten wieder einen Kreis, streckten ihre Arme gen Himmel und beugten ihre Hände nach außen, so dass sich so etwas wie eine Schüssel bildete. Langsam formte sich in dieser Schüssel ein Gestalt, sie wuchs, sie wurde gewaltig, dehnte sich aus, legte sich wie eine Glocke über die Burg, über das Tal, erreichte den schwarzen Magier, erfasste die Ungeheuer!
Der schwarze Magier brüllte in tobender, fassungsloser Wut und Enttäuschung: „Nicht diesen Zauber, nein, um aller Geister Willen, nicht diesen Zauber!“ Die drei Heilkundigen ließen sich nicht beirren, der von ihnen geschaffene Zauber schloss das Monster von Magier ein und seine Ungeheuer.dazu Der Zauber schwebte mitsamt den grässlichen Inhalt langsam in die Höhe, noch immer schrie, brüllte und tobte der schwarze Magier in dem Zauber und wehrte sich verzweifelt mit seinen Zauberkräften gegen die drei Heilkundigen.
Der Zauber der Heilkundigen verdichtete sich jetzt, wurde kompakter und dunkler, schemenhaft konnte man so etwas wie Gebäude, selbst Bäume und Sträucher erkennen. Der schwarze Magier war in der Schattenwelt gefangen!Der mächtige Zauber der drei Heilkundigen kam für die Menschen im Tal aber zu spät. Grausam hatten die Ungeheuer unter Mensch und Tier gewütet, die Felder waren durch den schwarzen Glibber des Magiers auf ewige Zeiten vernichtet, die meisten Häuser zerstört. Hastig packten die Überlebenden ihre Habseligkeiten und flohen aus diesem schrecklichen Tal. Es dauerte nur wenige Tage, da war das einst so schöne Tal zerstört und von den Menschen verlassen. Selbst aus der Burg flohen die Menschen voller Panik, die Heilkundigen konnten sie nicht davon überzeugen, dass der schwarze Magier endgültig besiegt war.
Der Herbst legte sich wie ein trauriges nasses Tuch über das zerstörte und fast menschenleere Tal, nichts war mehr von dem einst so blühenden Land zu sehen. Die Burg der von Ronnersson wurde nur noch von wenigen Familien bewohnt und diese hatten große Probleme, zu überleben. Da die Felder keine Ernten mehr hervor brachten, die Früchte an den Bäumen und Sträucher waren verdorben und das wenige Vieh konnte nicht geschlachtet werden. So zogen, bis auf die Familien der Heilkundigen, alle Familien fort.
Die heilkundige Frau, die immer noch alleine in dem Haus des alten Heilkundigen lebte, blieb zum Schluss alleine auf der Burg. Die zwei letzten Familien blieben zusammen und zogen von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt, immer auf der Suche nach einer endgültigen Bleibe.
Im Laufe der vielen Jahre legten sie den alten Namen von Ronnersson ab und nannten sich nur noch Ronners. Die Familien der beiden Heilkundigen hielten engen Kontakt über die Jahre. Durch Heiraten wuchsen die Familien, es gründeten sich neue Familien, so dass langsam wieder eine große Sippe entstand, die eisern zusammen hielt.
Der Zauber der drei Heilkundigen, vor Generationen auf der Burg derer von Ronnersson gegen den schwarzen Magier ausgeführt, hielt ihn und seine Ungeheuer immer noch in der Schattenwelt gefangen. Nur kleine und unbedeutende Versuche von Ausbrüchen kamen vor, die aber sofort hart und erbarmungslos von den Heilkundigen abgeblockt wurden. Die Großfamilie überstand das furchtbare Mittelalter mit seinen langjährigen Kriegen und Seuchen. Erlebten eine angenehme Zeit in der Biedermeierepoche, die Zeit der Dichter und Denker und rutschten allesamt in die Neuzeit mit der industriellen Revolution, erlebten und überstanden wieder zwei furchtbare Kriege und die wenigen Überlebenden fanden ein neues Zuhause in der kleinen Stadt in der Flussbiegung.
Das Wetter wollte und wollte nicht besser werden, es regnete ununterbrochen, es war kalt und ungemütlich. Unlustig saß Kalli in seinem Zimmer und hatte für nichts Lust. Noch nicht mal das einscannen der Bücher lockte ihn aus seiner Lethargie.
Endlich kam etwas Abwechselung durch das Läuten seines Handys. Hoffnungsvoll meldete sich Kalli und hörte erfreut die Stimme von Simon, der anfragte, ob er mit Egon zu ihm kommen kann, denn draußen konnte man ja absolut rein gar nichts unternehmen, doch frotzelte Kalli ein wenig, Froschmann könnten wir spielen. Freudlos lachte Simon über Kallis Einwand. Dann bis gleich! „Tschüs, bis gleich“, antwortete Kalli erleichtert.
Mit seinen Freunden ging der blöde Tag viel besser über die Runden. Simon und Egon schüttelten den Regen von ihren Jacken, winkten Ingeborg ein freundliches Hallo zu und gingen hoch in Kallis Zimmer. Die Jungen saßen kaum, läutete es erneut an der Haustür. Kalli hörte Ingeborg rufen: „Kalli, Litha ist gekommen!“
„Prima“, freute sich Kalli, „sie soll hoch kommen!“ Litha klopfte an Kallis Zimmertür, öffnete die Tür einen Spalt und steckte fragend ihren Kopf durch den Spalt“
„Wenn ich störe..“ Litha wurde sofort von allen drei Jungen unterbrochen: „Quatsch, komm herein.“ Simon und Egon setzten sich an die Spielkonsole, Litha setzte sich einen Kopfhörer auf und hörte Musik, weil Kalli noch eben etwas am PC erledigen wollte.
Ingeborg klopfte an die Tür: „Essen ist fertig.“ Egon rieb sich hocherfreut die Hände: „Das war bis jetzt die beste Nachricht des heutigen Tages:“ Lachend gingen die vier die Treppe herunter und in die Küche. Ingeborg stellte das Essen auf den Tisch und die vier bekamen glänzende Augen. Es war auffallend ruhig in der Küche, nur Ingeborg sagte zu Kalli, dass seine Eltern zum späten Nachmittag eintrudeln würden. Kalli nickte Ingeborg mit vollen Backen an, schluckte und bedankte sich.
Nach dem Essen dösten die vier in Kallis Zimmer bei aktueller Musik aus der Stereoanlage so herum. Um fünfzehn Uhr dreißig meldete Kalli sein Interesse an die Fußballübertragung an und Simon und Egon waren sofort einverstanden. Litha maulte etwas wie: „Dann muss ich mich wohl fügen, drei gegen eine.“
„Ach komm, so schlimm ist doch Fußball nicht“, versuchte Simon das Mädchen zu trösten.
„Lass man, ich höre dann doch lieber Musik“, Litha stülpte sich wieder den Kopfhörer über und dann war nur noch Fußball.
Kalli unterhielt sich mit seinen Eltern, Franz und Ingeborg beim Abendessen über das neue Schwimmbad, das die Schulleitung bauen lässt. Sehr aufmerksam hörten alle zu. Kalli sagte dann zu seinem Vater: „Ich find ja auch ein zweites Schwimmbad wirklich gut, weil dann der Betrieb etwas auseinander gezogen wird. Aber man könnte durch eine bessere Regelung das Problem auch lösen.“
Franz sah Kalli höchst interessiert an: „Und weiter, du vermutest doch etwas?“
Kalli zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, es ist wohl mehr nur ein Gefühl, eine sehr unbestimmte Ahnung, nicht greifbar.“
„Und was hat dein Gefühl, deine Ahnung ausgelöst?“, fragte seine Mutter.
„Ich kann es nicht beschreiben, vielleicht ist es die Größe des neuen Schwimmbades, es wird ein Wahnsinns Loch gegraben, das wird mindestens ein fünfzig Meter Becken und dann ist immer noch zu viel Platz.“ Die Menschen rund um den Tisch schwiegen nachdenklich, was mag da wohl geplant sein? Nach einer langen Pause meinte Kalli sehr nachdenklich: „Man könnte meinen, es sollte etwas in dem Riesen Loch versteckt werden.“
Franz nickte sofort: „Das wäre gut möglich, die Schattenwelt sucht bestimmt ein neues Versteck, nach dem du das Zimmer entdeckt hast.“
„Schon möglich, ich glaube aber nicht, dass Beatrice die Oberste ist, ich habe den Eindruck, als ob sie Anweisungen von irgendjemand anderen erhält!“ Jetzt waren alle plötzlich wieder hellwach, sein Vater fragte: „Wieso meinst du das?“
„Manchmal sah es für mich aus, als ob sie von irgend jemand genaue Anweisung erhielt“, antwortete Kalli unbestimmt, „aber ich kann mich auch täuschen.“ Kallis Vater sagte jetzt sehr energisch: „Du liegst sehr wahrscheinlich mit deiner Vermutung richtig, wir sind auch schon zu dieser Einsicht gekommen. Das kleine Mädchen kann die Macht einfach nicht haben.“
„Also werde ich weiter suchen“, grinste Kalli die Runde an.
Franz fuhr Litha und Kalli in strömenden Regen zur Schule und begleitete die beiden bis zum Eingang und hielt dabei einen großen Regenschirm schützend über sie. Litha bedankte sich bei Franz dafür mit einem Schmatzer, was Franz erstaunlicherweise sehr verlegen machte.
Das neue Schwimmbad war ruck zuck fertig und wurde mit einer bombastischen Feier eingeweiht. Die Mädchen der Schwimmriegen zeigten ein tolles Wasserballett und die älteren Jungen boten komplizierte Sprünge von dem zehn Meter Sprungturm. Zum Schluss spielten die beiden Wasserball Mannschaften gegen einander. Anschließend ging die Feier in der Mensa weiter mit einem überwältigenden Essen, es gab ja nichts, was es nicht gab und wenn es blitzblau karierte Pommes waren! Aber das absolute Highlight war der Auftritt einer sehr bekannten und beliebten Musikgruppe. Die Mädchen kreischten bis zur Ohnmacht.
Klugerweise fand die Einweihungsfeier Freitagabend statt, so dass sich auch die aller letzten Nachtschwärmer vor der Heimfahrt ausschlafen konnten.
Obwohl Kali und seine Freunde während der Feier Augen und Ohren offenhielten, konnten sie nichts, aber auch rein gar nichts Verdächtiges finden, es war einfach ein super tolles Schwimmbad. Nur Kalli fand den ganzen Aufwand, die sagenhafte Feier, das ganze drum herum einfach zu aufgeblasen, als wollte jemand von irgendetwas ablenken! Kalli fiel es wie Schuppen von den Augen, dass war es, es sollte etwas unerkannt, unentdeckt und unauffindbar sein und bleiben.
Kalli war etwas verwirrt, sollte außer dieser Beatrice noch jemand aus dem Schattenreich hier in der Schule sein? In den folgenden Tagen suchte Kalli mit Litha und / oder mit Carlos und Till außerhalb der Schwimmhalle. Es war einfach nichts zu finden! Die neue Schwimmhalle war sehr gekonnt an dem Schulgebäude angebaut, es sah aus, als ob es von vorn herein so geplant war, dass fiel sogar den Kindern auf. Aber auch diese Erkenntnis half ihnen nicht weiter. Unzufrieden gingen sie ins Gebäude zurück, sie waren sich so sicher gewesen, dass sie da draußen etwas entdecken würden.
Der sehr nasse und ungemütliche Herbst ging in einem noch ungemütlicheren Winter über, der Regen vermischte sich mit Schneeflocken, der starke Wind peitschte diese Mischung in die Gesichter der durch die Straßen hastenden Menschen.
Kalli stand am Fenster und starrte missmutig in das fiese Wetter. Der einzige Lichtblick war für Kalli und natürlich auch für alle anderen das nahe Weihnachtsfest. Kalli seufzte tief, noch eine Woche Schule, dann sind endlich Ferien.
Er und seine Freunde ärgerten sich ein wenig, dass sie nichts aber auch gar nichts entdecken konnten, obwohl sie oft genug sehr konzentriert durch das Schulgebäude gegangen sind, sich die neue Schwimmhalle genau angesehen haben. Auch auf dem Sportgelände war keine Spur der Schattenwesen zu finden. Trotzdem wurde Kalli von seinen Eltern, von Franz und sogar von Ingeborg eindringlich gebeten, weiterhin sehr vorsichtig zu sein und auf alles zu achten, was ihm ungewöhnlich erscheint.
Kalli schüttelte die Gedanken an die Schattenwelt für diesen Moment ab und ging in die Bibliothek. Er schaltete die Geräte ein und holte das erste Buch zum scannen aus dem Regal. Auf dem Weg zum Scanner machte sich das Buch durch höfliches Räuspern bei Kalli bemerkbar: „Erklärst du mir, was du mit uns Büchern machst?“
Kalli riss seine Augen weit auf: „Entschuldige bitte, was möchtest du, ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders.“
„Ich habe dich gefragt“, wiederholte das Buch seine Frage, „ob du mir erklärst, was du mit uns Büchern machst.“
„Oh, ja, gerne, natürlich“, stotterte Kalli, kam langsam mit seinen Gedanken zurück. Er legte das fragende Buch auf den Scanner und erklärte dem Buch und allen anderen seine Arbeit. Kalli erklärte den Büchern den PC, den Scanner, den Drucker, die Maus und die Tastatur. Sehr gespannt hörten die Bücher zu: „Und wir passen alle in diese kleine Kiste?“
„Ja sicher und noch viel mehr“, lachte Kalli jetzt, er hatte sich wieder gefangen. Um es den Büchern zu verdeutlichen, ging er in die Datei, die er pro Regal angelegt hatte und ging in ein Unterverzeichnis für ein Sachgebiet und zeigte den Büchern auf dem Monitor das Bild eines Buches. Staunendes Schweigen herrschte in der Bibliothek und dann brach fröhliches Gelächter und Gekicher los, Kalli schaute so was von blöd auf den Monitor, das gibt es doch gar nicht, er hatte doch bloß das Titelbild eingescannt und jetzt war das ganze Buch darin!
Das Buch, das Kalli auf den Scanner gelegt hatte, fiel vor Lachen fast herunter. In dieser allgemeinen Heiterkeit steckte Ingeborg ihren Kopf durch die Tür und fragte Kalli, ob es ihm recht sei, wenn Litha zu ihm kommt?
„Natürlich kann Litha kommen, ist doch keine Frage“, antwortete Kalli und Litha huschte in die Bibliothek. Ingeborg schloss die Tür und das Gekicher der Bücher klang wieder auf. Überrascht sah sich Litha um: „Was haben die denn?“ Kalli erzählte Litha kurz, was passiert war und zeigte ihr am PC, dass das ganze Buch darin gespeichert war und nicht nur das eingescannte Titelbild. Jetzt war es an Litha, perplex in die Welt zu schauen, wie ist das möglich?Das Buch auf dem Scanner sagte laut lachend: „Wir sind schon schlaue Bücher, könnt ihr schon glauben!“ und wollte sich vor Lachen ausschütten.
Kalli tippte auf der Tastatur herum und tatsächlich! Die Bücher waren tatsächlich komplett gespeichert, sogar die Medienstücke, Sprache, Musik, einfach alles!Die Bücher beruhigten sich wieder und das Buch auf den Scanner sagte zu Kalli: „Meinetwegen kannst du jetzt ruhig weiter machen.“
Was wieder Stürme von Gelächter aus löste. Aufgekratzt lachten Litha und Kalli mit.
Kalli und Litha holten abwechselnd die Bücher zum scannen aus dem Regal und schafften so bis zum Mittagessen das komplette Regal einzuscannen. I
ngeborg rief die beiden zum Essen in die Küche, Franz hob grüßend seine Hand und kichernd und lachend erzählten Kalli und Litha von dem Erlebten mit den Büchern. Ingeborg bekam große Augen und Franz sagte: „Das müsst ihr mit gleich mal zeigen!“
„Klar, gerne“, sagten Kalli und Litha wie aus einem Mund. Nach einem prima Essen, natürlich mit einem super Nachtisch für jeden, gingen die vier in die Bibliothek und Kalli schaltete die Geräte ein. Franz und Ingeborg standen links und rechts dicht bei Kalli und auf dem Monitor erschein das erste Buch mit dem Titelbild.
So habe ich jedes Buch eingescannt und, Kalli drückte ein paar Tasten, das ist im PC! Mit der Maus scrollte Kalli durch das Buch und Franz und Ingeborg bekamen große Augen: „Das ist schon sehr erstaunlich“, sagte Franz beeindruckt und Ingeborg flüsterte leise: „Das ist ja schon fast unheimlich!“
„Ne“, lachte Kalli und Litha fröhlich, „das ist Technik.“ Und schallendes Gelächter kam auch von den vielen Büchern in den Regalen. Kalli suchte in dem Verzeichnis nach dem Buch über Tiere, fand es schnell und scrollte auf die Seite mit dem Bericht über die Löwen. Ein markerschütterndes Gebrüll ließ Litha und Ingeborg erschreckt zusammen zucken, das Buch selber hatte einen Riesen Spaß daran, Litha hörte mit den anderen den spannenden Bericht über die afrikanischen Wüsten Löwen zu. So ein PC ist doch schon eine feine Sache, kommentierte Kalli den Bericht. Franz stimmte dem begeistert zu und fragte Kalli, ob er ihm das mit dem PC beibringen könnte, klar doch, mach ich gerne, kam es von Kalli zurück.
Ingeborg verließ kopfschüttelnd die Bibliothek, was es nicht alles gibt!Gegen fünfzehn Uhr dreißig trudelte Simon ein, ich wusste nicht was ich machen sollte. Komm herein, gleich fängt die Fußball Übertragung an. Litha verkrümelte sich zu Ingeborg in die Küche.
Der Sonntag ging mit einem genau so fiesen Wetter zu Ende wie die Tage zuvor. Der einzige Lichtblick waren die nahen Ferien und Weihnachten. Kalli suchte mit seinen Freunden weiter nach irgendwelchen Spuren oder Anzeichen, die auf die Anwesenheit der Schattenwelt hin deuten würden, aber Fehlanzeige.
Pünktlich zu Beginn der Weihnachtsferien änderte sich das Wetter, es wurde kalt und trocken mit einem strahlend blauen Himmel! Auf dem Parkplatz tobten die vielen Kinder ausgelassen herum, bis sie abgeholt wurden. Weihnachtswünsche flogen hin und her. Überall hörte man die Kinder rufen: „Alles Gute.“
„Viele Geschenke“
„Wir sehen uns nach den Ferien.“ „Ich melde mich.“
„Ja, ruf mich mal an.“ Die Eltern von Litha holten ihre Tochter und Kalli ab.
Während der Fahrt erfuhr Kalli von Lithas Vater, dass seine Eltern aber zum Abend auch zu hause sind. Kalli bedankte sich und Litha sprach noch mal von dem einscannen der vielen Bücher in der Bibliothek von Kallis Eltern. Als Litha erzählte, wie das Buch über Afrika bei dem Bericht über die Löwen plötzlich das Gebrüll der Löwen den Raum schickte und sie und Ingeborg heftig erschrocken waren, lachten ihre Eltern auch herzhaft, dass ist wirklich unglaublich!
„Ja“, sagte Litha und Kalli und ich haben doch nur das Titelbild eines jeden Buches eingescannt und trotzdem ist das gesamte Buch in dem PC.“
„Umso besser ist es doch für euch“, lachte Lithas Vater, „stellt euch mal vor, ihr hättet jede Seite von jedem Buch einscannen müssen.“ Kalli wurde Schreck ganz blass, dass wäre eine Arbeit gewesen! Auch Litha lachte erleichtert: „Dann ist es mir so schon viel lieber.“Beim verabschieden wünschte natürlich jeder jeden ein schönes Weihnachtsfest und Lithas Eltern meinten zu Kalli: „Wir sind uns sicher, dass ihr beide euch in den Ferien noch sehen werdet.“ Litha und Kalli lachten ausgelassen: „Das glauben wir auch!“
Bis Weihnachten waren es noch drei Tage, Kalli scannte noch einige Bücher ein und machte dann Schluss. Die Bücher aus den beiden letzten Regalen wurden unruhig, was ist den jetzt, wir möchten auch in die Maschine, wieso geht der Junge?
„Keine Sorge“, beruhigte Kali die aufgeregten Bücher, „ihr kommt ganz sicher auch noch dran!“ Daraufhin kehrte Ruhe in die Bibliothek ein. Kalli schaute sich noch einmal um, alles aufgeräumt, alles in Ordnung. Die vielen Bücher standen in Reih und Glied in den Fächern der Regale.
Kalli schaute auf die Uhr, er könnte schon in die Küche zu Ingeborg gehen, bis zum Essen ist es nicht mehr lange. Ingeborg strahlte ihren Kalli liebevoll an und er versank in die weiche Wärme dieser lieben Frau. Franz trudelte auch schon ein, Franz klopfte Kalli zur Begrüßung freundschaftlich auf die Schultern, alles in Ordnung?“ Ja, danke, alles bestens“, Gab Kalli zur Antwort.
Schade nur, dass seine Eltern schon früh wieder weg mussten. Ingeborg stellte das Essen auf den Tisch und Franz fragte Kalli, ob er ihm nach dem Essen das mit dem PC zeigen könnte?
„Klar, mach ich gerne, wir können den PC in der Bibliothek benutzen oder den PC in meinem Zimmer:“ Franz grinste fröhlich und Ingeborg lachte laut heraus: „ Der Riesen Kerl hat sich schon einen PC gekauft.“
„Wirklich“, Kalli schaute Franz überrascht an und der nickte bejahend vergnügt Kalli an.
Die drei ließen sich das Essen schmecken und nach dem obligatorischen Kaffee sagte Franz zu Kalli: „Meinetwegen können wir loslegen.“
„Gut“, Kalli stand auf und beide winkten Ingeborg dankend für das Essen zu. Franz hatte die Kartons neben seinen Schreibtisch in der Garage aufgestapelt und Kalli packte zusammen mit Franz die Geräte aus. Den PC stellen wir neben dem Schreibtisch, dann kommen wir bequem an die Anschlüsse. Der Monitor wurde mittig auf den Schreibtisch gestellt, die Tastatur mit der Maus davor. Nur für den Drucker fehlte der Platz.
Franz hob seine Hand, Moment, ich habe da, glaube ich, etwas passendes. Schnell kam Franz mit einem kleinen stabilen Tisch zurück. Der passt haargenau, Kalli nahm den Tisch und stellt ihn über den PC und den Drucker darauf.
Kalli trat einen Schritt zurück, wenn es dir so passt, können wir es so stehen lassen. Franz strahlte wie ein Honigkuchenpferd, dass sieht richtig gut aus. Kalli sortierte die vielen Kabel und zeigte Franz dann, wie und wo diese angeschlossen werden mussten.
„Jetzt können wir die Geräte einschalten“, Kalli sah Franz fragend an.
.„Dann mal los“, Franz war ganz wibbelig vor Aufregung. Kalli schaltete den PC ein, den Monitor und den Drucker. Das Begrüßungsbild erschien auf dem Monitor und Franz machte große Augen. Kalli zeigte Franz an, er solle sich an den Schreibtisch setzen und Kalli begann Franz ein zu weisen.
Der beiden vergaßen die Zeit und waren total perplex, als sie von Ingeborg zum Abendessen gerufen wurden. Kalli wurde von seiner Mutter in die Arme genommen und herzlich gedrückt, sein Vater drückte ihn kurz und kräftig an sich. Das Essen verlief in heiterer Stimmung, nur unterbrochen von fröhlichen Gelächter, wenn bei der Einweisung von Franz durch Kalli etwas Komisches vorgekommen war.
Kalli saß mit Franz in der Garage vor dem PC und Franz zeigte Kalli, ob er alles richtig verstanden hatte. Kalli war beeindruckt, dafür, dass Franz keine Ahnung vorher hatte, war er jetzt schon gut drin. Es waren noch zwei drei Fragen zu Programmen, aber dann war alles klar. Kalli drehte sich um und sah Simon und Egon in die Garage kommen.
Die beiden Jungen sahen Franz auch etwas überrascht an und als sie sahen, wie Franz in einem technischen Programm arbeitete, nickten sie voller Anerkennung.
„Das machen Sie aber schon richtig gut“, sagten beide zu Franz. Der lachte und sagte: „Ich hatte ja auch einen guten Lehrmeister!“ Und zeigte auf Kalli.
Kalli wehrte das Lob bescheiden ab, aber Simon und Egon sagten beide auch sofort, also, von PC und den ganzen Krempel hat Kalli wirklich Ahnung. Nach einer Weile fragte Egon Kalli: „Meinst du, Ingeborg hat zum Kaffee Kuchen gebacken?“ Kalli lachte seinen verfressenen Freund an: „Komm, gehen wir in die Küche, dann werden wir es sehen!“ Kein bisschen verlegen, eher hocherfreut ging Egon mit Kalli aus der Garage, als sie Franz und Simon rufen hörten: „Wartet, wir kommen auch mit.“
Die vier wurden von Ingeborg mit einem strahlendem Lächeln empfangen: „Ihr habt bestimmt schon meinen Kuchen gerochen:“ Alle vier nickten grinsend zu Ingeborgs Worten.
Weihnachten verlief in dem großen Haus besinnlich und heiter, Kalli bekam von seinen Eltern ein umfangreiches Softwarepaket geschenkt, von Franz ein Internetpaket und von Ingeborg zwei alte Bücher, die, wie sie dazu erklärte, wahrscheinlich die Geschichte seiner Ahnen erzählten. Kalli bedankte sich herzlich bei allen für die tollen Geschenke.
Der erste Weihnachtstag brachte den Besuch von einem entfernten Verwandten, Onkel, Tante und zwei nette Mädchen-Zwillinge! Kalli hatte die Familie schon sehr lange nicht mehr gesehen und die Tante und der Onkel staunten Kalli sehr überrascht an: „Mensch, du bist aber groß geworden!“
Die Zwillinge wollten von Kalli alles wissen und gezeigt bekommen. Dadurch war der erste Weihnachtstag sehr schnell vorbei und als Ingeborg die Kinder zum Abendessen rief, schauten alle drei sehr überrascht auf die Uhr.
Franz erschien etwas später zum Essen, was absolut ungewöhnlich war, nach Franz konnte man seine Uhr stellen. Auch machte Franz einen angespannten Eindruck, einen sehr wachsamen Eindruck. Eine Entschuldigung murmelnd, nahm Franz Platz. Kalli sah erstaunt, wie Franz mit seinem Vater und dem Onkel verstohlene Blicke wechselte. Seine Mutter versuchte mit leichtem Geplauder davon abzulenken, die Tante reagierte sofort darauf.
Die Zwillinge sahen ihren Vater an und der lachte etwas gequält: „Wir brauchen nicht heimlich zu tun, die Kinder wissen sowieso Bescheid!“ Und deutete auf seine Töchter und auf Kalli. Die Mädchen und Kalli grinsten fröhlich in die Runde: „Los, sagt schon, was ist los?“ Franz rutschte etwas unruhig auf seinem Stuhl hin und her und rückte dann mit der Sprache heraus: „Schattenwesen fliegen über die Stadt und über unser Haus!“
Kalli sprang empört auf, ich hole meine Waffen, auch die beiden Mädchen standen schon auf den Füssen: „Was sollen wir machen?“ An der Haustür schellte es und Kalli wurde von seiner Mutter gebeten, nach zu sehen, wer an der Tür ist. Kalli kam mit dem Vater von Litha zurück. Die drei Männer waren nicht im Mindesten darüber erstaunt!
„Ihr wisst schon bescheid? Fragte der Mann dennoch. Alle nickten und dann ging alles sehr schnell, Franz gab Anweisungen, fast schon Befehle und alle spritzten in alle Richtungen auseinander. Kalli war wütend: „Das sich die Schattenwesen in meiner Schule herum tummeln, stört mich schon, aber nicht zu hause, aber hundert pro nicht bei mir zu hause!“
Die Zwillinge sahen Kali verständnisvoll an und dann hörten sie den ersten Angriff der Schattenwesen. Ein Wahnsinns Gekreische, Brüllen und Fauchen tobte über das Haus hinweg, klatschend prallten die widerlichen Viecher gegen die Fenster und Hauswände. Das Gebrüll der Bestietalen, der Reptitoren und Warakalen wurden bestialisch, als sie durch den Schutzschirm furchtbare Verletzungen erhielten.
Franz grinste diabolisch, ja fast gehässig, er hatte den Schutzschirm ganz bewusst ganz dicht an das Haus gelegt. Dadurch haben diese Viecher den Schutzschirm zu spät erkannt und flogen ungebremst in ihr verderben. Als die Angriffe weniger wurden, öffnete Franz vorsichtig die Haustür und schaute hinaus, die schwarze Wolke hing immer noch bedrohlich über der Stadt und Franz meinte ein Gesicht in der Wolke erkennen zu können.
Er rief nach Kalli und zeigte auf die Wolke: „Kannst du das Gesicht erkennen?“ Kalli sah angestrengt in die schwarze Wolke: „Das Gesicht kann ich nicht erkennen, aber es ist auf gar keinen Fall das Gesicht von Beatrice!“
„Das habe ich befürchtet“, sagte Franz richtig stinkig zu Kalli, „also gibt es zu mindest noch einen weiteren Vertreter aus dem Schattenreich, der sich mit uns anlegen will.“ Stumm nickte Kalli zu den Worten von Franz. Der Angriff brach in sich zu sammen und langsam kamen alle wieder in das Esszimmer zurück.
Der Vater der Zwillinge sagte in die Runde: „Ich wollte es anfangs nicht glauben, dass die Schattenwelt wieder so wuchtig präsent ist!“
„Sie fühlen sich sehr stark, irgendwie haben sie sich aus dem Zauber lösen können:“
„Sie treten sehr frech und aggressiv auf, sie müssen sich sehr sicher sein!“
„Und es sind sehr viele, so viele waren es schon seit ewigen Zeiten nicht mehr!“
„Wir müssen unbedingt den Unterschlupf diesseits der Schattenwesen finden.“
„Habt ihr schon eine Ahnung, wo sie stecken könnten?“
„Kalli hat sie in der Schule entdeckt und konnte schon einige von ihnen vernichten, aber es muss noch einen Obersten geben.“
Kalli wurde jetzt von dem Vater der Zwillinge direkt angesprochen: „Können wir uns in deiner Schule umsehen?“
„Klar, wann immer du willst“, antwortete Kalli und die beiden Mädchen jubelten: „Jetzt wird es interessant!“
„Langsam, langsam, als erstes gehen wir Männer und ihr verschanzt euch hier im Haus.“ Die beiden Mädchen machten einen Flutsch.„Ihr müsst versuchen, die Schattenwesen hier her zu locken, damit wir in der Schule ungestört suchen können.“ Das Gesicht der Mädchen hellte sich auf, das war doch wenigstens etwas.
„Wir startet die Aktion am ersten Tag nach Weihnachten“, entschied Franz und alle waren damit einverstanden.
Der Abend ist spät geworden und Kallis Eltern boten dem Besuch an, hier zu übernachten. Lithas Vater wünschte eine gute Nacht, wir sehen uns dann! Kallis Vater ging mit Franz noch mal an den Türen und Fenstern nach schauen, ob alles in Ordnung war und ließ dann Lithas Vater hinaus und beide Männer erschraken dann doch heftig! Die Schattenwesen haben sich auf den Dächern der umliegenden Häuser gesammelt. Wütend wurden die beiden Männer von den Bestien angefaucht und angebrüllt.
„Das sieht verdammt nach viel mehr aus, als ich angenommen hatte“, rief Franz in dem Gebrüll Lithas Vater zu und riss den Mann mit einem heftigen Ruck zur Seite. Mit einem schrillen Klatsch zerbarst auf den Treppenstufen ein wabbeliges Etwas und gab einen höllischen Gestank frei.
„Nicht einatmen“, schrie Franz den Mann wieder an, der hatte schon ein Taschentuch vor sein Gesicht gepresst und Franz machte es ihm schleunigst nach. Wieder kam solch ein Ding auf die Männer zu geflogen. Franz machte einige schnelle Handbewegungen und sein Gesicht zeigte dabei einen sehr angestrengten Ausdruck. Lithas Vater erkannte schnell, was Franz vor hatte und unterstützte ihn sofort. Gemeinsam schoben die beiden Männer den Schutzschild vom Haus weg und wenig später wölbte sich der Schild über die ganze Stadt. Die Schattenwesen wurden fast verrückt, wenn sie es nicht schon waren, als sie feststellen mussten, dass sie den Schirm nicht durchdringen konnten.
Die schwarze, furchterregende Wolke mit dem widerlichen Gesicht darin zog sich zusammen. Franz schrie in dem Getöse wieder Lithas Vater an: „Vorsicht, sie starten einen Angriff!“ Lithas Vater zeigte mit dem rechten Daumen nach oben und hatte plötzlich ein seltsames Gerät in den Händen, das selbst für Franz unbekannt war. Auf dem Gerät flackerte eine blau leuchtende Diodenkette, wurde weiß und Lithas Vater richtete das Gerät auf das hässliche Gesicht in der dunklen Wolke, sah Franz schnell: „Öffnete den Schirm nur ganz kurz und zwar, er sah auf das Gerät, jetzt!“ Genau vor dem grässlichen Gesicht öffnete Franz den Schirm und Lithas Vater löste die Aktion des Gerätes aus.
Fasziniert sah Franz, wie aus dem Gerät eine durchsichtige, flirrende Kugel kam, ein weiterer schneller Griff und die Kugel flog mit wahnwitziger Geschwindigkeit mitten in das jetzt entsetzt guckende Gesicht! Die Kugel sog das Gesicht und große Teile der schwarzen Wolke in sich hinein! Ein unverstellbares Gekreische, Brüllen und Fauchen brandete auf, als die Schattenwesen merkten, was passiert. Der Krach war so laut, das Kalli mit seiner Mutter und den beiden Mädchen zur Tür gerannt kamen und prallte entsetzt zurück, als sie sahen, was vor dem Haus passierte.
Kallis Mutter schüttelte sich angeekelt, das ist ja widerlich, geben die denn nie Ruhe? Die Zwillinge waren blitzschnell in der Aktion drin, sie schossen die wild hin und her sausenden Reptitoren und Bestietalen mit vor Freude funkelnden Augen ab!
Sofort hatte Kalli seine Waffe in der Hand und die Bestien spürten die konzentrierte Abwehr jetzt sehr deutlich, eines nach dem anderen verschwand tödlich getroffen oder schwer verletzt von der Bildfläche. Das Gesicht aus der schwarzen Wolke schrumpelte zusammen, wurde von der mit eingesaugten Masse der schwarzen Wolke furchtbar zusammen gepresst, aber noch immer schrie, tobte und brüllte die Fratze ihren Hass hinaus.
Dann war Stille – die Wolke, die Schattenwesen waren verschwunden und Lithas Vater hielt eine kleine, leicht leuchtende Kugel in der Hand und Kalli und die beiden Mädchen sahen neugierig die Kugel an. „Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr das gefangene Gesicht darin sehen.“ Kalli drehte die Kugel ein wenig und richtig, winzig klein, aber erkennbar, war das zusammen gepresste Gesicht zu sehen!
„War es das jetzt?“, fragte Kallis Mutter leise die Männer.
„Das wissen wir erst, wenn wir die Schule unter die Lupe genommen haben“, antwortete Lithas Vater. Franz hielt einen sehr stabil wirkenden Kasten in den Händen, unbemerkt von allen, hatte Franz den Behälter aus seiner Werkstatt geholt. Lithas Vater sah sich den Kasten genau an, nickte Franz anerkennend an, öffnete die kleine Klappe und ließ die Kugel hinein rollen. Der Behälter glühte für einen kurzen Moment hell auf, die Klappe war verschwunden und der Behälter sah jetzt aus wie ein glattes massives Stück Metall!
Franz sah die fragenden Blicke von den beiden Mädchen und Kalli, grinste die drei etwas schief an: „Es ist genau das, wo nach es aussieht, ein massives Stück Metall!“ Kalli klopfte mit dem Fingerknöchel dagegen, das ist wirklich massiv.
Kallis Vater und sein Onkel waren inzwischen auch dazu gekommen und die vier Männer schickten die Kinder und Kallis Mutter und seine Tante ins Haus zurück und machten danach einen Rundgang um das Haus, sahen sich auch Lithas Elternhaus genau an, es schien alles in Ordnung zu sein.
„Lasst uns dennoch vorsichtig bleiben, wir sollten uns nicht mehr überraschen lassen.“
„Wir sollten endgültig die Initiative ergreifen, nur immer die Angriffe der Schattenwelt abzuwehren, bringt uns auf Dauer gesehen, keine Ruhe.“
„Übermorgen sehen wir uns die Schule sehr genau an und dann sehen wir weiter, aber jetzt lasst uns schlafen gehen, es wird schon bald hell.“ In der kleinen Gasse kehrte Ruhe ein und keiner sah die hin und her huschenden Schatten!
Schon früh waren alle startklar für die Fahrt zu Kallis Schule, Kalli freute sich, denn auch Litha kam mit ihrem Vater dazu, Lithas Mutter wurde von Ingeborg ins Haus gelassen. Franz hatte den großen schwarzen Wagen schon vor das Haus gestellt und die beiden Zwillinge staunten das Auto ehrfürchtig an, ganz leicht strichen sie mit den Fingerspitzen über den seidenglatten Lack: „Das ist ja mal ein Auto!“
Franz öffnete die Türen und alles stieg ein. Kallis Vater setzte sich vorne zu Franz, die vier Kinder und die beiden Männer fanden jetzt genügend Platz. Obwohl es ein recht frischer Morgen war, hatte Franz das Verdeck geöffnet, was Kalli einfach Klasse fand.
Die Fahrt zur Schule ging schnell durch die vielen Gespräche vorbei und Franz parkte den Wagen ein Stück von dem Schulgebäude entfernt auf dem leeren Parkplatz. Die Gruppe ging zum Eingang des mittleren Gebäudes und betrat die Eingangshalle. Die Zwillinge bekamen große Augen und fragten Litha und Kalli überwältigt: „Hier geht ihr zur Schule?“ Lithas Vater sagte zu Kallis Vater: „ Unsere Kinder haben sich während der Fahrt hier her über alles mögliche unterhalten, als wenn es etwas ganz normales ist, mal eben nach der Schattenwelt zu suchen!“
„Sieht so aus, die Weihnachtsgeschenke waren eben für sie wichtiger als der Ärger mit der Schattenwelt.“ Die vier Männer bildeten ein Karree und nahmen dadurch die vier Kinder in ihre Mitte.
Kalli meldete sich: „Vielleicht sollten wir als erstes nach meinen und nach Lithas Zimmer sehen.“
„Gut“, kam es trocken von Franz.
Aber sie entdeckten nichts, weder auf dem Weg zu den Zimmern, noch in den Zimmern selbst. Nur die beiden Mädchen staunten wieder mit offenen Mündern, als sie die Zimmer von Litha und Kalli sahen. Kalli wurde von Franz gefragt, wo es zu dem neuen Schwimmbad geht?
Kalli winkte und setzte sich an die Spitze der Gruppe. In der Mensa saßen nur ein paar Kinder ziemlich verloren herum, sie riefen Kalli und Litha an: „Seit ihr auch schon aus den Ferien zurück?“
Kalli winkte ab: „Nein, nein, ich zeige meiner Familie nur die Schule.“ Enttäuscht wandten sich die paar Kids ab.
„Gut reagiert“, Kalli erhielt von seinem Vater einen Klaps auf die Schulter. Sie hatten das Schwimmbad erreicht und Kalli hielt die Tür auf und ließ alle eintreten, die drei Mädchen knicksten kichernd an Kalli vorbei. „Wir machen vier zweier Gruppen und dann suchen wir alles gründlich ab.“Jede Gruppe bestand aus einem Mann und einem Kind und sie marschierten alle in verschiedenen Richtungen davon. Die Tribünen, die Umkleidekabinen, die Duschräume, auch die Ruheräume und die kleine Cafeteria. Nichts!
„Wir müssen in die Technikräume“, knurrte Franz missmutig, „irgend etwas ist hier und genau das werden wir finden.“ Der Eingang zu den Technikräumen war sehr gut getarnt, warum bloß? Aber Franz fand die Tür und öffnete diese umgehend. In Gänsemarsch gingen alle die Treppe herunter in eine Art Vorraum, von dem mehrere Türen weiterführten. Wieder teilten sich die Gruppen auf und jede verschwand hinter einer anderen Tür. Kalli war mit seinem Vater zusammen und dieser sagte schon nach kurzer Zeit: „Hier ist etwas, ich spüre das.“
„Ich spüre das auch, es ist auch kälter geworden.“ Also vorsichtig weiter. Kalli bog um die Ecke und stand mit seinem Vater in einem großen Raum voller Maschinen, die leise vor sich hin summten. Überrascht sah Kalli, dass sich hier alle Gruppen einfanden! Kalli sah Franz unruhig an, Franz kam ihm richtig fremd vor, so kannte er den Mann gar nicht. Witternd wie ein Hund bei der Spurensuche ging Franz zwischen den Maschinen hin und her und blieb dann wie vom Donner gerührt stehen.
Kalli sah Franz an: „Hast du etwas gefunden?“ Franz zeigte mit ausgestrecktem Arm auf eine unscheinbare Klappe in einer der Maschinen!
„Jetzt gehen erst wir vor und die Kinder folgen.“ Franz öffnete vorsichtig die Klappe und alle taumelten vor den entsetzlichen Gestank zurück, der allen aus der geöffneten Klappe entgegen strömte.
„Das ist ja widerlich“, stöhnten die Mädchen. Franz zeigte an, dass alle leise sein sollten und stieg als erster durch die Klappe. Als alle durch die Klappe in die Maschine geklettert waren, knallte diese mit einem heftigen Bumms zu und ein schadenfrohes und gehässiges Lachen schallte ihnen entgegen. Kalli schaltete seine Waffen ein und sah, dass auch sein Vater und auch die anderen dasselbe taten. Eine weitere Treppe brachte sie jetzt tief unter das Schwimmbad und mit jeder Stufe nach unten wurde der Gestank schlimmer und es wurde auch merklich kälter.
Kalli sah, dass Franz um die ganze Gruppe einen Schutzschirm gelegt hatte und fühlte sich gleich ein ganzes Stück wohler. Ein kurzer Gang nach der Treppe endete vor einer stabilen Metalltür. Franz schaute sich fragend um und als alle zustimmend nickten, riss er mit einem heftigen Ruck die Tür auf und stand vor einer Wand aus Schattenwesen! Fauchend und brüllend versuchten die Bestien aus der Tür zu kommen, Franz schrie in den Höllenlärm hinein: „Schießen, alle Mann schießen!“
Kalli und sein Vater schossen schon was das Zeug hielt in die widerliche, stinkende Masse sich windender Leiber, die immer noch versuchten, sich durch die Türöffnung zu quetschen. Jetzt schossen alle auf die Viecher und langsam wichen diese in den dahinter liegenden Raum zurück. Franz, immer noch an der Spitze der Gruppe, warnte laut: „Aufpassen, wir wissen nicht, was uns hier noch erwartet.“
Einer der Zwillinge erbrach sich würgend und hielt sich ein Taschentuch vor Nase und Mund, auch die beiden anderen Mädchen machten angewiderten Eindruck, die blassen Gesichter zeigten es deutlich, der Gestank war wirklich unmenschlich. Aber auch sie schossen unerbittlich in die Schattenwesen, die voller Wut versuchten, die Gruppe zu verletzen und möglicherweise zu vernichten.
Wieder brüllte Franz in das Getöse: „Der Schutzschirm hält, lasst uns einen Halbbogen bilden und dann langsam vorgehen.“ Gesagt, getan, die Gruppe bildete den Halbbogen und folgte Franz vorsichtig in den dunklen Raum, nur ab und zu erhellten blitzende und flimmernde Lichter die Dunkelheit. Als sie ungefähr die Mitte des Raumes erreicht hatten, die Angriffe der Schattenwesen erlahmte merklich, stöhnte Litha entsetzt auf: „Das darf doch nicht war sein, seht doch!“
Ihr ausgestreckter Arm zeigte auf die Rückwand des recht großen Raumes. Die Blicke konzentrierten sich auf das, was Litha zeigte und jetzt zuckten wirklich alle zusammen. Vor der Rückwand schwabbelte wieder ein solches Monstrum, wie Kalli es schon aus dem jetzt verschwunden Zimmer kannte. Nur war dieses Monstrum viel größer, ein entsetzlicher Gestank quoll aus dieser wabbeligen Masse den Menschen entgegen.
Franz stöhnte: „Das ist ja nicht auszuhalten, der muss sich dringend mal duschen!“ Die Kinder kicherten, trotz der etwas unwirklichen Situation. Jetzt dröhnte der Gruppe aus dem Monstrum eine seltsam monoton klingende Stimme entgegen: „So klug seit ihr also doch nicht! Ihr seit prompt in meine Falle getappt!“
Ein gehässiges Lachen kam ihnen jetzt entgegen und Franz sah Kalli durchdringend an, anschließend die anderen der Gruppe. „Alles klar? Dann los, auf ihn mit Gebrüll.“ Die Kinder nahmen es wörtlich und schrien wie die Teufel. Die Gruppe stürmte auf das Monstrum zu, als Litha Kalli zurief: „ Das Monstrum sieht aus wie unser Direx!“ Kalli schrie zurück: „Sieht fast so aus“ und knallte, wie die anderen gegen eine unsichtbare Wand. Franz hatte es am schlimmsten erwischt, taumelnd hielt er sich seinen Kopf! Das widerliche und stinkende Ungeheuer lachte sich darüber kaputt. Aus seiner gebeugten Haltung heraus, gab Franz versteckte Zeichen an die Gruppe und besonders an Kalli. Der verstand sofort, was Franz meinte und schon standen statt acht Menschen, zweiunddreißig vor dem Monstrum! Wie verblödet stierte das Koloss auf die Vielzahl der Menschen und Franz stand mit Kallis Vater dicht vor der unsichtbaren Wand und die beiden Männer machten seltsame Handbewegungen auf der Fläche. Langsam flammten bläuliche Blitze über die Sperre, wurden größer und viel mehr, jetzt knisterte die ganze Wand durch die Blitze, begann sich zu biegen, verformte sich. Das Monstrum starrte immer noch fassungslos auf die Menschen und sah beinah verzweifelt zu, wie seine unsichtbare Wand zerstört wurde, er war wie gelähmt, er konnte nicht mehr reagieren, ihm fiel nichts mehr ein! Mit einem grellen Blitz fiel die Sperre in sich zusammen, rollte sich zu einer Kugel zusammen, formte sich zu einer Säule und Beatrice stand höhnisch lachend vor den erstaunten Menschen!
„So nicht“, knurrte Kalli und mit einer sehr schnellen Handbewegung schleuderte er dem Mädchen etwas entgegen. Schrill schrie die getroffene auf.
„ Das nicht, nicht das, ne - - in!“ Röchelnd schrumpelte Beatrice zusammen und übrig blieb ein Häufchen Dreck. Blitzschnell rannte Kalli dahin und schob das bisschen Dreck zusammen, raffte es mit der rechten Hand auf und ließ in eine Tüte rieseln, die er in der linken Hand hielt. Verschloss die Tüte sorgfältig und steckte sie dann achtlos in die Hosentasche! Das ging alles so schnell, dass es schon vorbei, bevor die anderen es richtig verstanden hatten. Franz grinste Kalli für einen Bruchteil einer Sekunde an: „Klasse!“
Das konzentrierte Feuer von allen ließ das Monstrum schrumpfen. Unter gewaltigen Ächzen und Stöhnen, mit fürchterlichen Flüchen, gespickt mit ordinären Ausdrücken, verlor es seine gewaltigen Ausmaße und übrig blieb tatsächlich der – Schuldirektor!
Unter schlimmen Schmerzen wand er sich wie ein Wurm unter den Schüssen, aber Franz zeigte an, dass alle weiter machen sollten. Endlich lag das ehemalige Monstrum halbtot in dem jetzt viel zu großen Stuhl. Der widerliche Gestank verschwand endlich und der bisher fast dunkle Raum wurde jetzt beleuchtet. Franz ging vorsichtig zu der Jammergestalt, dicht gefolgt von Kalli und stieß sie leicht mit der Waffe an. Keine Reaktion, außer ein leiser, klagender Laut, der aus dem offenen Mund kam, aus dem ein Faden Speichel floss.
Franz holte aus seinem Rucksack, wieso hatte Franz plötzlich einen Rucksack, fragte sich Kalli und grinste sich einen, einen Metallbehälter, wie Kalli ihn schon kannte und öffnete die kleine Klappe. Franz bedeutete Kalli, er solle die Tüte hinein tun, was Kali mehr als gerne tat. Und jetzt lernten alle die andere Seite von Franz kennen, mit einer ungeheueren Brutalität schlug er den Jammerlappen von Direx zusammen, bis nur noch ein Häufchen Elend auf dem Sitz des Stuhles lag. Franz packte mit seiner großen Hand zu und stopfte den wimmernden Direktor durch die kleine Öffnung in den Metallbehälter. Entsetztes Geschrei kam von dem Direx, als er erkannte, was mit ihm passierte.
Ungerührt machte Franz weiter und verschloss sorgfältig die kleine Klappe. Die Klappe verschwand und es blieb wieder nur ein massives Stück Metall übrig!
Kalli schreckte hoch, das Geräusch kannte er doch! Gellend schrie er: „Schnell, alles raus hier, schnell, der Raum verschwindet!“ Die Wände, die Decke und der Fußboden rumpelten aufeinander zu und der Raum wurde schnell kleiner. Kalli ließ schnell die Duplikate von allen verschwinden, dadurch wurde es für den Rest wesentlich leichter, den schrumpfenden Raum zu verlassen.
„Genauso passierte es mit dem Zimmer“, sagte Kalli etwas außer Atem zu Franz und hetzte zusammen mit allen den Gang, die Treppen hoch und dann standen alle heftig nach Luft schnappend wieder im Maschinenraum und grinsten sich hocherfreut an.
Die Zwillinge kicherten ausgelassen: „Das war doch mal ein spitzenmäßiges Ferienerlebnis!“ Litha sah die beiden Mädchen mit ihren unergründlichen Augen an: „Ja, das stimmt, mit Kalli hat keiner je Langeweile gehabt!“
Das allgemeine Lachen löste die Spannung und Kalli wurde von seinem Vater kurz in den Arm genommen: „Das war eine tolle Leistung von dir!“
"Dem stimme ich sofort zu“, kam es von den drei anderen Männern und Lithas Vater klopfte dabei Kalli auf die Schultern. „Und was ist mit uns Mädchen?“ fragte etwas kess das eine Zwillingsmädchen. „Wir drei waren auch Spitze“, trat Litha vor, „ nicht immer nur die Herren der Schöpfung.“
Lachend vor Erleichterung wurde Litha von ihrem Vater geschnappt und hoch gehoben. „Du hast Recht, ihr drei ward wirklich Spitze!“ Und Kalli klatschte dazu. Die Gruppe verließ das Schwimmbad und als sie die Mensa betraten, wurden sie von dem Schuldirektor freundlich angesprochen: „Ihr könnt wohl den Schulbeginn gar nicht mehr abwarten!“ Kalli winkte entschieden ab: „Oh, das können wir gut, denn jetzt fangen unsere Ferien erst richtig an.“
„Das kann ich gut verstehen“, lachte der Schuldirektor.Die Kinder sehen etwas verunsichert Franz an, der hob beruhigend seine Hände: „Alles in Ordnung, der Direktor wurde nur von den Schattenwesen benutzt. Der hat von nichts eine Ahnung.“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, murmelte Kalli leise vor sich hin und Litha sah ihn aufmerksam an.„Wenn ich an die Begrüßung denke, muss der Direktor und vielleicht sogar einige Lehrer sehr wohl bescheid wissen.“
Sehr nachdenklich nickte Litha dazu. Franz drehte sich zu den beiden um: „Alles in Ordnung mit euch?“
„Ja, alles in Ordnung.“Kalli und Litha wurden von den wenigen Kindern gefragt, ob sie jetzt auch in der Schule bleiben? Enttäuscht setzten sie sich wieder an ihren Tisch, als sie von Litha hörten, dass sie nur einen kurzen Besuch machen.
„Wenn es euch recht ist, möchte ich gerne noch mal über das Gelände gehen.“
„Kein Problem, wir haben ja Ferien und damit auch Zeit“, kam es von den Kindern.
„Ich möchte unbedingt die Gokart - Bahn sehen“, Kallis Vater sah mit leuchtenden Augen in die Runde und Lithas Vater war neugierig auf die Sportplätze. Franz sah sich während des Rundganges sehr aufmerksam um. Aber er entdeckte auf dem Freigelände genau so wenig wie Kalli, irgendwelche Anzeichen von der Schattenwelt.
„Oder sie verstehen es, sich hervorragend zu tarnen“, murmelte Franz versonnen vor sich hin. Kalli trat zu Franz und fragte: „Du bist noch nicht zufrieden, nicht wahr?“
„Es war einfach zu einfach für uns, denn eigentlich war es kein richtig großes Ding, die Vernichtung des Versteckes der Schattenwelt.“
„Als ob wir von irgend etwas abgelenkt werden sollten. Man gibt uns ein Häppchen und an den großen Brocken kommen wir nicht heran!“ Anerkennend sah Franz Kalli an: „Gute Logik, genau so könnte es sein. Also müssen wir weiterhin sehr wachsam sein, es liegt etwas in der Luft!“ Kallis und Lithas Vater drehten sich zu Franz und Kalli um: „Was heckt ihr beide denn noch aus?“
Beruhigend hoben, wie auf Kommando, Franz und Kalli ihre Hände: „Alles in Ordnung, alles Bestens:“Kalli und Litha zeigten die ganze Sportanlage und natürlich war die Gokartbahn das interessanteste. Lithas Vater war aber auch von dem Basketballplatz und von dem Fußballplatz begeistert. Kallis Vater fand, dass der Platz für die Leichtathletik gut gelungen war und die Zwillinge mit ihrem Vater waren von dem Schwimmbad hin und her gerissen. Etwas maulig meinten sie zu ihrem Vater: „Wieso können wir nicht auf diese Schule gehen?“
„Sie ist einfach zu weit von uns weg. Wir könnten euch noch nicht mal jedes Wochenende nach hause holen!“
„So ein Mist“, enttäuscht stampften beide synchron heftig mit den Fuß auf!„So eine irre Schule und wir können nicht hin“, knurrten die beiden Mädchen weiter.
Litha versuchte sie ein wenig zu beruhigen: „Denkt aber auch daran, dass wir hier jeden Tag acht Stunden Unterricht haben, knüppelhart!“ Die Zwillinge wurden danach etwas ruhiger.
Kalli rannte mit den drei Mädchen über die Wege und die vier Männer folgten langsamer. Kallis Vater forderte Franz auf, ihnen zu erzählen, was ihn beschäftigt. Franz erzählte dann von Kallis und seiner Vermutung, dass es eigentlich alles viel zu einfach ablief. Eine echte Bedrohung, eine ernst zu nehmende Bedrohung waren die bisherigen Angriffe der Schattenwelt für sie nicht gewesen. Sehr nachdenklich stimmten die Männer zu. Und da ist noch die Feststellung von Kalli, dass es mehr mit dem Direktor und einigen Lehrkräften auf sich haben muss. Ebenso seine Feststellung, dass ihm die Angriffe wie Ablenkungsmanöver verkommen, als ab sie von größeren Dingen ablenken sollten.
Der Vater der Zwillinge schlug vor, ein großes Treffen der Familie zu organisieren, falls es notwendig werden sollte.„Das sollten wir im Auge behalten“, sagte Lithas Vater, „das ist ein guter Vorschlag.“
„Wir sollten alle Informationen bei Franz zusammen kommen lassen, damit wir die weitere Entwicklung genauestens verfolgen können.“
„Auch gut“, ich kann die Daten in dem PC speichern.
Die Kinder kamen zurück gerannt: „Können wir jetzt nach hause fahren?“ Die Männer nickten und alle marschierten zum Parkplatz. Franz sah sich weiterhin sehr aufmerksam um und sagte leise zu Kalli: „Du hast recht, sie sind noch hier in der Nähe! Ich kann sie noch nicht lokalisieren, aber ich bin mir sehr sicher, dass sie hier in der Nähe sind.“
„Ich weiß, die Nähe spüre ich auch fast körperlich“, sagte Kalli genauso leise.„Wir müssen sehr wachsam bleiben“, kam es wieder leise von Franz zurück.
Franz schloss den Wagen auf und hielt die Tür auf, damit alle einsteigen konnten. Wieder durfte Kalli vorne bei Franz sitzen. Leise und unauffällig besprachen die beiden die Vorkommnisse der letzten Tage, wiesen sich gegenseitig auf kleine Details und Eigenarten hin, die ihnen bei den Angriffen aufgefallen waren. „ Wir müssen uns einen Plan machen, wie wir gegen die Schattenwelt vor gehen können.“ Kalli sah Franz etwas unsicher an. „Wie meinst du das?“
„Wir müssen die Initiative ergreifen, sonst nimmt das kein Ende!“
„Das finde ich gut, immer nur abwehren und verteidigen wird auch langsam langweilig“; grinsend rieb sich Kali die Hände. Endlich kam die Sache in Schwung!Als die Gruppe zu hause ankam, war es schon fast Nachmittag und Kalli hatte Hunger wie ein Wolf. Sie wurden erleichtert von den Frauen begrüßt und Ingeborg strahlte alle an: „Jetzt habt ihr alle sicher großen Hunger?“
Erwartungsvoll sah sie in die Runde und von allen Seiten schallte es ihr entgegen: „Wir sterben fast vor Hunger.“
„Ich bin schon tot vor lauter Hunger.“
„Nicht mehr sprechen, lasst uns essen gehen.“
Ingeborg schwebte wie auf Wolke sieben zurück in die Küche und die Leute hatten an dem großen Tisch kaum Platz genommen, brachte Ingeborg das herrlich duftende Essen herein. Litha hatte noch schnell ihre Mutter herüber geholt und dann wurde nur noch gegessen.
Nach dem Essen verabschiedeten sich die Zwillinge und ihre Eltern und wenig später gingen auch Litha und ihre Eltern.
Kalli fiel tot müde ins Bett, war dass ein Tag!
Kallis Eltern gaben Silvester eine kleine Party und Kalli tobte mit Litha und den anderen Kindern durch das Haus. Ingeborg hatte für die Kinder einen Früchtepunsch gemacht, der viel Anklang bei den Kids fand, aber alles andere war auch da, Cola, Limo, Schorle, Pommes, Würstchen und Hähnchenteile, kross gegrillt.
Franz hatte, wie jedes Jahr, ein fantastisches Feuerwerk aufgebaut, von dem die ganze Stadt beleuchtet wurde. Rakete um Rakete schoss in den kalten klaren Nachthimmel, an den Trilliarden von Sternen funkelten. Die Ahs und Ohs wollten überhaupt nicht enden!
Der Neujahrstag wurde von allen halb verschlafen, erst gegen Mittag tauchten in dem großen Haus die ersten auf, wehrten entsetzt jeden lauten Ton ab und schlürften dankbar den starken Kaffee von Ingeborg.
Die Ferien waren vorbei und Kalli und Litha wurden von ihren Eltern zur Schule gefahren. Die Kinder ließen ihre Schulsachen noch im Auto, Lithas Vater wollte sich noch mal auf dem Gelände umsehen. In einem gemütlichen Spaziergang bei schönem klarem Wetter umrundeten die Vier das Sportgelände und brachten dann Litha zu ihrem Zimmer.
Litha machte für ihre Eltern Kaffee und gab Kalli eine kalte Cola.
Lithas Vater sah Kalli an: „Jetzt bin ich mir auch ziemlich sicher, dass hier und oder im direkten Umkreis der Schule ein Unterschlupf der Schattenwesen ist.“
„Die Anzeichen sind zwar im Moment sehr gering, aber gut feststellbar“, antwortete Kalli Lithas Vater.„Man kann gut an einigen Stellen die Kälte spüren“, meldete sich Litha, „und der Gestank ist gut zu riechen!“ Angeekelt schüttelte sich Litha. Lithas Mutter saß still dabei und sah die beiden Kinder voller Sorgen an: „Seit beide bloß vorsichtig, wer weiß schon, was die Schattenwesen wirklich vorhaben!“
Sie kramte in ihrer großen Handtasche herum und reichte dann beiden Kindern ein kleines hübsches, beinah niedliches Kästchen. Kalli hielt es fragend auf seiner flachen Hand, während Litha es neugierig untersuchte. Lithas Mutter lächelte Kalli freundlich und sehr lieb an: „Der Zauber in dem Kästchen schützt euch vor alle Art von gemeinen und feindlichen Zauber. Tragt es deswegen immer bei euch!“ Kalli und Litha versprachen es sofort.
Lithas Eltern verabschiedeten sich und Kalli ging mit ihnen bis zum Auto und holte die Schulsachen aus dem Kofferraum. Kalli blieb noch ein Weilchen bei Litha. Zwischen den beiden herrschte ein nachdenkliches Schweigen, was wird ihnen durch die Schattenwelt noch alles passieren?
Die folgenden Wochen blieben ruhig und ereignislos, der Unterricht nahm Kalli voll in Anspruch. Er lernte die tollsten Formeln in der Mathe, in dem Labor wurden die verrücktesten Experimente versucht, genauso wie in der Physik. Oft genug krachte und knallte es in den Laboren. Knisternd rasten Funken Leitungen entlang und ließen so manche Schaltung schmelzen. Manchmal war Kalli richtig froh, dass es auch noch die ruhigeren Fächer wie Kunst, Musik oder Geo gab!
Die Osterferien kamen und gingen. Die großen Sommerferien kamen in Sicht und Kalli freute sich auf den Urlaub in dem Landhaus! Sicher macht er mit seinem Vater wurde einen Segeltörn!
Ein paar Tage vor Ferienbeginn wurde er von einem größeren Jungen angerempelt und Kalli guckte den Jungen aufgebracht an. „Du kommst dir wohl sehr schlau und überlegen vor, was? Aber das wird sich ändern, verlass dich darauf!“ Bevor Kalli überhaupt antworten konnte, war der Junge in dem Gewühl verschwunden. Abends sprach Kalli mit Litha darüber und Litha sagte auch ähnliches, sie sei von einem Mädchen auch so angepöbelt worden! Das Mädchen hatte sie bisher noch nie gesehen, aber es machte einen sehr unangenehmen Eindruck. Sollten das Hinweise der Schattenwelt sein, dass sie wieder aktiv wird?
Franz hatte den großen schwarzen Wagen schon vorbereitet und trug nun all die Koffer, Taschen und weitere Gepäckstücke zum Wagen und verstaute diese in den Kofferraum. Kalli freute sich unwahrscheinlich auf diesen Urlaub, besonders weil Litha diesmal mit fuhr!
Litha hatte Franz ganz bescheiden danach gefragt, wie viel Gepäck sie mit nehmen darf. Franz lachte das Mädchen freundlich an, so viel wie du möchtest! Litha stellte einen Koffer und eine Reisetasche vor den Kofferraum und Franz verstaute diese. Mit großen Augen schaute Litha in den riesigen Kofferraum, da passt ja ein ganzes Haus rein, staunte sie. Franz lachte wieder laut, nicht ganz, aber so ungefähr.
Kallis Eltern kamen, auch Ingeborg und plötzlich standen zwei ganz in schwarz gekleidete Männer vorne am Auto. Die Männer strahlten eine spürbare Gefährlichkeit aus, arrogant verlangten sie Kallis Vater zu sprechen. Kallis Vater ging mit den beiden Männern in die hintere Ecke der Garage und Kalli sah mit den anderen, dass sein Vater ein sehr heftiges Gespräch mit den Männern führte. Sehr energisch argumentierte er gegenüber den beiden Männern, die aber ebenso hartnäckig dagegen hielten. Das Gespräch endete abrupt und die schwarz gekleideten Herren verließen mit dickem Hals die Garage.
Kallis Vater kam mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zurück und Litha sah den Mann erschreckt an, so hatte sie Kallis Vater noch nie gesehen!Kallis Vater sah jeden einzelnen durchdringend an: „Wir arbeiten nicht schnell genug, die große Magie verlangt eine schnellere Erledigung!“
Jetzt sahen alle etwas stinkig aus, wie sollen wir das denn anstellen?
„Wir sollen die Initiative ergreifen, wir sollen nicht mehr abwarten, bis wir angegriffen werden, wir sollen die Schattenwelt finden und vernichten.“Die Urlaubsstimmung war fürs erste erst mal im Eimer, knurrig saßen alle in dem Auto, dass Franz jetzt auf die Bundesstrasse lenkte.
Erst auf der Autobahn sagte Kallis Vater Franz bescheid, er könne, sobald es möglich ist, Gas geben. Das Gesicht von Franz hellte sich schlagartig auf, na also, geht doch!
Vor Schreck und Überraschung schrie Litha laut auf: „ Wir fliegen, wir fliegen mit einem Auto!“
Kalli lachte Litha etwas verlegen an: „Oh, verflixt, entschuldige bitte, habe ich echt vergessen, es dir zu sagen.“ Litha drohte Kalli mit dem Zeigefinger: „Das hast du Strolch mir doch extra nicht gesagt, du wolltest doch bloß mein blödes Gesicht sehen.“ Ausgelassen balgten die beiden in dem Wagen herum, bis Kallis Mutter die beiden trennte, aufhören, sonst fallt ihr mir noch aus dem Auto!
Litha schaute nach unten, Mensch, sind wir schon hoch! Kalli freute sich an der Überraschung von Litha: „Was glaubst du, wie ich geguckt hatte, als ich feststellen musste, dass ich in einem fliegenden Auto in den Urlaub „fuhrflog“!“
Litha sah Kalli misstrauisch an, aber Kalli lachte sie so ehrlich an, dass sie ihm glauben musste.
Das Auto landete wieder auf der schmalen Strasse, die zu ihrem Landhaus führte und Litha schaute aufgeregt umher: „Ist das schön hier, guck mal und guck mal hier!“
Felicitas und Pepe standen schon erwartungsvoll vor dem Haus und begrüßten die Urlauber herzlich. Felicitas drückte und herzte Litha besonders und konnte vor Freude gar nicht mehr von dem Mädchen lassen: „Endlich ein kleines süßes Mädchen, nicht mehr nur große starke, grimmig schauende Männer!“
Kalli lachte die überraschte Litha an: „Ich glaube, du hast eine Freundin gefunden.“
Kalli zog in sein „Haus“, Litha erhielt ein Zimmer im Haupthaus.
Und dann war nur noch toben im Pool angesagt!
Völlig ausgepumpt legte sich Litha auf eine der Relaxliegen am Beckenrand, Kalli schwamm noch ein paar Mal hin und her.
Felicitas rief dann zum Abendessen und Kalli erlebte zum ersten Mal, dass Litha richtig viel aß. Baff sah Kalli zu, wie Litha noch mal zu griff und noch mal! Felicitas strahlte und gab reichlich nach. Litha war als letzte mit dem essen fertig und etwas verschämt sah sie in die Runde: „Es war so lecker!“
Als sie von allen fröhlich angelacht wurde, stimmte sie erleichtert mit ein. Nach einem langen und gemütlichen Abend gingen alle müde, aber zufrieden ins Bett.
Kallis Vater und Franz bereiteten den Segeltörn vor und Kalli war schon ganz zappelig vor Aufregung. „Vergess diesmal bloß nicht wieder den Spinnacker.“
„Was ist ein Spinnacker?“, fragte Litha neugierig.
„Ein sehr großes zusätzliches Segel, das vor die Fock gesetzt wird!“
„Und was ist eine Fock?“, fragte Litha unentwegt weiter.
Kalli lachte da Mädchen fröhlich an: „Ich erkläre dir das am besten an Bord von „Selbo.“
„Wer oder was ist Selbo“, Litha schaute Kalli bittend an.
„Selbo heißt unser Segelboot“ und jetzt lasst uns schwimmen gehen.
Hell lachte Litha auf: „So kann man sich auch um meine Fragen drücken.“ Kalli schwieg vorsichtshalber und tauchte unter.
Franz fuhr Kalli Vater, Kalli und Litha zu dem kleinen Hafen und Litha staunte das Segelboot an: „Das ist aber schön!“
„Das finde ich auch, dass ist das schönste Segelboot, dass es gibt!“
„Das glaube ich dir aufs Wort“; Litha hüpfte auf der schmalen Kaimauer herum: „Ich freu mich ja so, ich freu mich ja so.“
Der leichte Wind reichte gerade aus, um die Segel zu füllen und das Boot nahm langsam Kurs auf. Kalli ging mit Litha vom Bug bis zum Heck, von Backbord nach Steuerbord, unter Deck, zeigte die Kajüten, Kombüse, die große Kabine und den Hilfsmotor.
„Jetzt habe ich genug, jetzt lege ich mich in die Sonne, schließlich habe ich Urlaub!“ Sprach`s, verschwand in Ihrer Kajüte und erschien kurz darauf im Bikini, mit Sonnenbrille und einer Flasche Sonnencreme. Sie winkte lässig Kallis Vater zu und legte sich sehr erleichtert auf die Sonnenliege.
Kallis Vater rief Litha an: „ Lass dir bitte von Kalli deinen Rücken eincremen, auf See bekommt man sehr schnell einen Sonnenbrand!“ Erschreckt setzte sich Litha hoch und winkte Kalli heran.
Kalli übernahm das Ruder und sein Vater verschwand in der Kombüse, schon hörte man das Geklapper von Geschirr und Töpfen. Als Kallis Vater zum Essen rief, schaute Litha erstaunt hoch, schirmte ihre Augen mit der flachen Hand gegen die Sonne ab und sah Kalli an dem großen Steuerrad stehen: „Kannst du das denn schon?“, fragte sie etwas besorgt und hörte Kallis Vater lachen: „Keine Sorge, Litha, Kalli macht das schon viele Jahre und jetzt kommt essen.“
Sie setzten sich an den kleinen Tisch und mitten im essen schreckte Litha hoch: „Und wer lenkt das Schiff jetzt?“ Beruhigend tätschelte Kallis Vater Lithas Hand: „ Die „Selbo“ hat eine automatische Steuerung.“
Ein wenig misstrauisch schaute Litha Kallis Vater, dann Kalli, dann wieder Kallis Vater an: „Ihr wollt mich verkohlen?“
„Nein, nein, dass stimmt wirklich, ich zeige dir das nach dem Essen, ok?“Litha sah Kallis Vater und dann Kalli an, sie sah die freundlich grinsenden Gesichter und beruhigte sich etwas.
Kalli erklärte Litha ruhig und überzeugend die automatische Steuerung der „Selbo“, bis Kallis Vater nachfragte, ob jemand im Meer schwimmen wollte?
„Oh ja, prima, Klasse“, schrie Kalli und sprang mit einem Riesensatz in das blaue Meer. Kallis Vater schaute Litha fragend an: „Und du?“ Litha zeigte sich unschlüssig. Kalli rief und winkte: „Komm schon, das Wasser ist einfach spitzenmäßig:“
Litha fühlte sich an die Hand genommen, Kallis Vater brachte sie zum Heck der „Selbo“ und zeigte auf flache Badeplattform: „Von hier aus kannst du ganz bequem ins Wasser gehen!“
„Und sie?“, fragend sah Litha zu dem großen Mann hoch.„Ich bleibe an Bord der „Selbo“, keine Sorgen.“ Jetzt hüpfte Litha ins Wasser und schwamm zu Kalli.
„Ist das nicht Klasse?“, fragte Kalli wassertretend.
„Ja, es ist wirklich super!“ Litha legte sich auf den Rücken und ließ sich von der leichten Dünung wiegen. Plötzlich schallte die Stimme von Kallis Vater sehr laut und befehlend über das Wasser, mit Hilfe einer Flüstertüte rief er die beiden an Bord zurück, schnell, sofort zurück kommen!
Kalli und Litha schwammen so schnell so konnten zur „Selbo“ und wurden von Kallis Vater schnell aus dem Wasser gezogen und bevor eines der Kinder fragen konnte, was denn los sei, sahen sie es selber. Das ruhige Wasser türmte sich zu hohen Wasserbergen auf und rollte mit furchteinflößender Geschwindigkeit auf das auf einmal so klein erscheinende Boot zu!
Kein Wind, keine Sturmwolken, erstaunt sah sich Kalli um, sah das konzentrierte Gesicht seines Vaters und wusste sofort bescheid. Litha verschwand unter Deck: „Ich zieh mich um!“ Kalli stellte sich neben seinem Vater an das Ruder, sein Vater sagte mit Blick auf die Riesenwellen: „Wir müssen die ersten Wellen gut abreiten, dann greift schon mein Zauber!“ Erleichtert griff Kalli in die Speichen des Steuerrades und der Bug der „Selbo“ zeigte jetzt auf den größten Wellenberg. Die „Selbo“ schraubte sich höher und höher und Kalli hörte ein Geräusch, dass wie ein höhnisches Lachen klang! Er warf einen schnellen Blick nach achtern Backbord und sah genau das, was er schon vermutet hatte, die widerlich grinsende, siegessichere Fratze des Schuldirektors! Wieder türmte sich ein gewaltiger Wasserberg auf, aber das störte Kalli nicht mehr, denn er sah seinen Vater etwas gehässig grinsen: „Also, was ich überhaupt nicht abkann, ist, wenn irgend ein A..loch meint, er müsse meinen wohlverdienten Urlaub versauen.“
Kalli drehte sich wieder nach achtern und sah gerade noch, wie sich die Fratze des Direx wütend verzerrte und sich langsam in Dunst auflöste: „Es ist noch nicht zu Ende!“ Die Wellen verschwanden und Litha kam umgezogen auf Deck und fragte erstaunt: „Was war eigentlich los?“ Kalli und sein Vater erklärten dem Mädchen den Vorfall und Litha bekam einen wütenden Gesichtsausdruck: „Da haben Sie völlig recht, wenn einer versucht meine Ferien zu versauen, werde ich auch sauer!“ Alle drei lachten jetzt herzhaft, dass wütende Gesicht von Litha war eine echte Show!
Sie ließen sich das Abendessen schmecken und besprachen ihre nächsten Tage. Zurück segeln oder den Törn wie besprochen, weiter machen? Die Entscheidung kam kurz und knapp, weitersegeln! Mitten in der Nacht schreckte Litha hoch, weil sie bemerkte, dass Kalli an Deck ging: „Was machst du, sind die Schattenwesen schon wieder da?“
„Nein, schlaf man weiter, ich habe jetzt meine Wache!“ Litha schloss die Augen, was war das denn schon wieder, dachte sie verschlafen. Beim Frühstück erfuhr Litha etwas über den Ablauf der Wachen und mit einemmal fühlte sie sich unendlich gut aufgehoben.
Der neue Tag brachte strahlenden Sonnenschein und die richtige Windstärke, Kali und sein Vater rieben sich vor Freude die Hände. Die beiden setzten die Segel, die „Selbo“ nahm Fahrt auf und dann sah Litha mit großen Augen, wie sich der riesige Spinnacker blähte, als der Wind hinein blies. Die „Selbo“ wurde schnell, Gischt spritzte bis aufs Deck und mit leuchtenden Augen stand Kalli am Ruder und hielt das Segelschiff auf Kurs. Litha fragte Kallis Vater, ob sie ihre Eltern mit dem Handy erreichen kann, sie möchte ihnen guten Tag sagen.„Mit dem Handy klappt es nicht, aber wir haben ja Sprechfunk, komm wir gehen in die Kabine.“
Kallis Vater meldete sich von Deck und ging mit Litha zum Funkgerät, stellte die Verbindung her und aufgeregt erzählte Litha ihren Eltern von ihren ersten Urlaubstagen.
Kalli steuerte die „Selbo“ gekonnt in den kleinen Hafen, in prächtiger Stimmung und braun gebrannt begrüßten sie Franz, der sie mit dem großen Wagen abholte. Nur kurz wurde der Vorfall auf See besprochen und dann fuhren sei nach haus. Litha freute sich schon auf das Essen, Felicitas hat bestimmt wieder etwas ganz tolles gekocht! Kalli wunderte sich wieder, dass war eigentlich gar nicht Lithas Art, sie war doch sonst mehr die eher vorsichtige beim Essen. Die Heimkehrer wurden von allen herzlich in Empfang genommen und Litha verschwand mit Felicitas Richtung Küche.
Die drei Männer fragten Kalli, ob er morgen mit ihnen mitfahren möchte, sie hatten eine Tour ins Innere der Insel geplant. Klar, Kalli war sofort dabei. Die Frauen winkten dankend ab, sie blieben lieber am Pool!
Kallis Vater hielt zur Mittagszeit in einem kleinen Bergdorf vor einer kleinen Bodega an. Unter Schatten spendenden Bäumen setzten sie sich an die einfachen Holztische Die vier dehnten die Mittagspause lange aus und bei der Weitefahrt erfuhr Kalli, dass der Wirt ein Bruder von Pepe war.Abends wieder zu hause wurde heftig darüber diskutiert, wie ihre Vorgehensweise aussehen soll, damit sie endlich das Problem mit der Schattenwelt lösen.
Kalli war dabei auffallend still und wurde deshalb von Franz gefragt: „Was geht dir im Kopf herum?“
„Ich habe es zum greifen nahe, ich kann es bloß noch nicht fassen, es ist ganz simpel, so lächerlich einfach, aber ich kann es nicht packen“, Kalli schüttelte seinen Kopf und fuhr fort, „ ihr wisst es auch, aber die Lösung ist wahrscheinlich einfach zu einfach!“
„Wie meinst du das?“, wurde Kalli von Litha gefragt.„Es hat etwas mit der alten Geschichte zu tun, mit der ganz alten Geschichte“, Kalli rieb sich den Kopf, „ich komme einfach nicht darauf.“
„Lasst uns schlafen gehen, es ist spät geworden“, sagte Kallis Mutter, „morgen ist auch noch ein Tag!“Schnell wurde es in dem Haus dunkel und still, Franz nickte bestätigend zu Kallis Vater herüber, Kalli wird es heraus finden!
Mit all seinen Kräften wehrte sich der schwarze Magier schon fast verzweifelt gegen den Einschluss in den Zauber, den die Heilkundigen vom Ronnerssonberg gegen ihn und seine Gefolgsleute initiiert hatten. Es wurde enger und enger in dem Zauber, qualvoll eng. Sie wurden erbarmungslos zusammen gequetscht, bis sie sich nicht mehr bewegen konnten.
Dabei hatte die geplante Aktion so gut begonnen. Der Überfall verlief planmäßig, die Schattenwesen vernichteten rücksichtslos das ganze Tal mit Mann und Maus. Überall loderten Feuer, rannten Menschen um ihr Leben und wurden grausam von den Reptitoren und Bestietalen getötet. Ganze Anwesen brannten lichterloh, überall lagen tote Menschen und Tiere. Er war sich seines Sieges über die verhassten Menschen und deren Heilkundigen so sicher.
Der Hass auf den ehemaligen Stamm brannte fürchterlich seit der Trennung in ihm. Er konnte es nicht verkraften, dass er sich in seinem Stamm nicht behaupten und durch setzen konnte und die Schuld dafür lag natürlich bei den anderen! Er irrte mit seinen wenigen Gefährten durch das Land, getrieben von dem Hass und den Rachegelüsten. Er stürzte sich in die schwarze Magie, vor der ihn der alte Heilkundige ihn und alle anderen immer gewarnt hatte. Lasst die Finger von der schwarzen Magie, sie wird euch sonst eines Tages vernichten. Während des Aufenthaltes in der Höhle wäre es ihm schon ein paar Mal passiert. Einige Experimente gingen schief und er verlor ein paar von seinen sowieso schon wenigen Gefährten.
Dadurch wuchs natürlich der Unwillen in der kleinen Gruppe und er wies sie mit bösartigen Zaubern zurecht. Viele Angriffe hat er versucht und alle wurden erschreckend leicht angewehrt, er brauchte einen gewaltig starken Zauber, einen Höllenzauber aus den tiefsten der tiefen Abgründe der schwarzen Magie.
Auf seiner ständigen Suche nach einer dauerhaften Bleibe war er ebenso erfolglos, wie mit der Versorgung seiner Gefährten, die immer unzufriedener wurden. Immer mehr verließen ihn, ihn, den schwarzen Magier! Wieder mal hatten sie in einer Hausruine Unterschlupf gefunden, diese armselige Unterkunft fiel schon nach wenigen Tagen in sich zusammen und wieder suchte er einen Unterschlupf. Er war so auf die Vernichtung der Menschen seines Stammes fixiert, dass er alles andere außer acht ließ.
So stand er irgendwann nur noch mit wenigen Leuten da, die ihm gerade noch so die Treue hielten. Ganz schlimm wurde es um ihn, als er die verhassten Menschen auf dem Ronnerssonberg wusste. Sie erreichten einfach alles, was ihm versagt blieb! Er existierte nur noch für die schlimmen Künste der schwarzen Magie, wie verrückt suchte er nach dem alles vernichtenden Zauber.
Jetzt sah er mit Entsetzen die Heilkundigen im Hof der Siedlung auf dem Ronnerssonberg, wie sie eine schleudernde Bewegung mit ihren ausgestreckten Armen machten und damit ihren Zauber mit Urgewalt in die Tiefe der Schattenwelt schleuderten. Gellende Schreie seiner Gefährten dröhnten in seinen Ohren, bis er feststellte, dass er selber genauso schrie! In dem Zauber eingeschlossen, eingepfercht, schossen sie mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in die grässlichen Tiefen der Schattenwelt. Der Zauber knallte gegen rotglühende Felswände und schüttelte die Eingeschlossenen fürchterlich durch, es wurde heißer und heißer in der qualvollen Enge des Zaubers, die trockenen Kehlen röchelten nach Wasser. Sein ganzes Wissen der Magie nutzte ihnen jetzt rein gar nichts, da er immer nur nach gewalttätigen und vernichtenden Zaubern geforscht und gesucht hatte.
Den einfachen Zauber, der frisches Wasser brachte, beherrschte er nicht! Seine Gefährten rebellierten in der furchtbaren Enge gegen ihn und fesselten ihn mit einem Zauber an die Innenwand ihres Gefängnisses. Der Gestank der Eingeschlossenen wurde jetzt schon unerträglich, sie schwitzten in der Enge des Zaubers wie Schweine, hinzu kam der Gestank ihrer Exkremente. Wenn das so weiter geht, werden sie sich bald in ihren eigenen Dreck suhlen können Die Kugel, der Zauber, in der er und seine wenigen Gefährten eingeschlossen waren, raste mit einem ungeheueren Tempo in die Tiefe einer unvorstellbaren Unterwelt. Furchtbare Ungeheuer rissen ihre gewaltigen Mäuler auf, spuckten dem Zauber riesige Feuerbrände entgegen, griffen mit furchterregenden Klauen nach ihnen!
Zauberer und Magier der Tiefen sahen hohnlachend und zynisch dem rasenden Zauber nach. Weiter und weiter schoss der Zauber mit unverminderter Geschwindigkeit durch Fels und Gestein, durchquerte fallende Wasser und glühendes Feuer. Wahnwitzige Ungeheuer schlugen mit Keulen nach dem vorbei rasenden Zauber, andere Ungeheuer versuchten den Zauber einzufangen. Wenn das geschah, wurde es für die eingeschlossenen besonders schlimm. Sie wurden trotz der Enge in dem Zauber hin und her geworfen, prallten heftig an einander und gegen die Wände ihres Gefängnisses. Es war bloß gut, dass die Ungeheuer schnell das Interesse an dem Spiel verloren und den Zauber einfach irgendwohin schleuderten, sofort ging dann die wilde Fahrt weiter.
Voller Entsetzen schrien jetzt die Eingeschlossenen auf, sie rasten direkt auf das weit aufgerissene Maul eines riesigen Ungetüms zu! Aus dem mit gewaltigen Zähnen bestückten Maul schossen Feuer und Rauch auf sie zu, mit seinen Krallen versuchte das unvorstellbar große Ungetüm den Zauber zu greifen. Voller Wut schwenkte das Ungetüm seinen mit großen Stacheln besetzten Kopf hin und her und dadurch konnte der Zauber an dem Ungetüm vorbei kommen!
Keiner seiner Gefährten noch er selbst, wusste, wie lange diese Höllenfahrt gedauert hatte. Denn auf einmal knallte der Zauber in einem See von rotglühenden, kochenden Fels! Wenn es überhaupt noch eine Steigerung gegen konnte, war es dieser Höllenschlund! Es wurde kochend heiß in dem engen Gefängnis! Verzweifelt versuchten die Eingeschlossenen den Wänden fern zu bleiben, denn die Wände glühten jetzt wie der See auf dem der Zauber schwamm.
Röchelnd flehte der schwarze Magier seine Gefährten, ihn von den Fesseln zu befreien, er würde sonst bald braten. Ächzend und wild stöhnend ertrugen sie die Pein des glühenden Feuers, wurden vor Durst fast verrückt und keiner konnte diesen mächtigen Zauber brechen, de sie unverändert gefangen hielt. Nach unendlicher, qualvoller Zeit, in der der Hass auf die Menschen ins unermessliche wuchs, gelang es dem schwarzen Magier unter furchtbaren Anstrengungen, die glühende Hitze zu bannen. Gemeinsam schafften sie einen Zauber, der ihnen Wasser und Essen brachte.
Nach einer weiteren Zeit schafften sie es wieder gemeinsam, den Zauber aus zu dehnen. Endlich konnten sie sich wieder etwas bewegen, ein paar Schritte tun, sich strecken. Nur den entsetzlichen Gestank mussten sie weiterhin ertragen.
Jetzt konnten sie sich auch etwas besser gegen die ständigen Attacken der Feuermonster wehren, die sich dauernd einen bösen Spaß daraus machten, den Zauber in den glühenden Stein des brennenden Sees einzutauchen. Kurz vor ihrem Verbrennen schoss der Zauber, losgelassen von den Monstern, in die Höhe und es wurde dadurch etwas Kühler in ihrem Gefängnis. Wieder und wieder wurde der Zauber von den Monstern untergetaucht, oft waren die eingeschlossenen tatsächlich kurz vor dem Verrecken.
Bis es dem schwarzen Magier gelang, einen starken Zauber über ihr Gefängnis zu legen, der ihn für die Feuermonster unsichtbar machte. Ein ruhiges Leben hatten sie dennoch nicht, ständig prallten herab stürzende Felsbrocken gegen den Zauber. Die Höllenhitze bröselte die Felsen auf und ließ große Stücke in den Feuersee fallen. Die Feuermonster tobten in wahnsinnigen Spielen über den glühenden See und dadurch wurde ihr Zauber ständig hin und her geschleudert. Hinzu kam dann auch noch, dass der Feuersee oft gewaltige Feuersäulen hoch schleuderte und leider wurde ihr Zauber zu oft davon getroffen und herum geschleudert oder gar mit in die glühende Tiefe gerissen.
Nein, es war wirklich kein angenehmer Aufenthalt in dem Zauber.
Unmerklich, aber irgendwann doch spürbar, kehrten die richtig starken magischen Kräfte des schwarzen Magiers zurück. Sicherlich ließ auch die Kraft des Zaubers über die vielen ungezählten Jahre nach, kein Mensch dachte mehr an den schwarzen Magier und seine Gefährten. Beginnend mit kleineren Zaubern, steigerte der schwarze Magier seine dunklen Kräfte nach und nach. Endlich gelang es ihm, den Zauber aus dem Bereich des Feuersees zu schaffen.
Er lenkte ihn zu einem der fallenden Wasser und tauchte den Zauber in das kühlende Nass. Erstmal, nach wie viel Äonen?, schöpften alle eine leise Hoffnung, dass sie diesem Höllenschlund vielleicht doch noch entkommen könnten. Aber es dauerte noch eine unerträgliche Zeit, bis es dem schwarzen Magier gelang, einen mächtigen Zauber um ihr Gefängnis zu legen. Mit Hilfe dieses Zaubers gelangten sie wieder in die Oberwelt.
Schreiend vor Schmerzen verdeckten sie ihre Augen vor dem hellen Sonnenlicht, wie blöde starrten sie in eine Welt, die ihnen so fremd war, wie die, die sie gerade verlassen hatten. Sie sahen riesige Gebäude, unheimliche Gebilde, aus denen es zischte und fauchte, unbekannte Ungeheuer rasten auf blitzenden Eisen an ihnen vorbei und dann nahm das Entsetzen sie endgültig gefangen, als sie die fliegenden, glänzenden Ungeheuer am Himmel sahen, die mit Höllenlärm ihre Kreise zogen.
Seltsam sahen die Menschen in ihren Kleidern aus, sie hasten mit gesenkten Häuptern durch die Häuserschluchten, als wenn der Leibhaftige persönlich hinter ihnen her wäre. Verängstigt suchten sie Schutz in einem leer stehenden Gebäude, diese Welt kannten sie nicht, diese war Welt war ja furchtbar!
Nur sehr langsam fanden sie sich in dieser schnell ablaufenden Welt zu Recht, nur sehr langsam gewöhnten sie sich an die vielen Maschinen, die dauernd über die Strassen fuhren. kleinere Maschinen, in denen vier oder fünf Menschen saßen oder die größeren, die ratternd über die Straßen rasten, gefüllt mit unzähligen Menschen. Überhaupt, mit diesen Massen von Menschen kamen sie überhaupt nicht zu Recht. Es wimmelte in dieser Riesenstadt gerade zu von Menschen, dauernd hasteten sie von links nach rechts, strömten in die Riesengebäude und verließen diese in eben solchen Massen. Nein, diese Welt begriffen sie nicht!
Sehr vorsichtig versuchten sie sich Kleider zu beschaffen, verwirrt standen sie vor großen durchsichtigen Wänden. In den Zimmern dahinter standen unbewegliche Männer und Frauen und hielten kleine Schilder in ihren Händen, auf denen seltsame Zeichen zu sehen waren. So sahen sie alle Waren hinter diesen durchsichtigen Wänden, nur wie bekam man diese?
Der schwarze Magier half allen mit einem kleinen Zauber aus dem Dilemma. Er besorgte Kleider, Schuhe und Essen für alle und endlich konnten sie sich ungehindert in der Stadt bewegen. Durch einen dummen Zufall fanden sie Kontakt zu einem ziemlich windigen Burschen, der ihnen in dieser Welt weiter half. Er besorgte ihnen eine unauffällige Bleibe, hier hatten sie alle genug Platz, der schwarze Magier begann sofort damit sein Labor einzurichten, der Bursche aus der neuen Welt beschaffte alles! Denn der Magier konnte mit einem einfachen Zauber Unmengen von dem, was der Bursche Geld nannte, herstellen. Bald schon lebten sie in einem angenehmen Luxus, hatten sich an die Annehmlichkeiten der neuen Welt gewöhnt und hatten nur noch wenig Verständnis für die Anstrengungen des schwarzen Magiers, die Menschen aus der Vergangenheit zu finden!
Aber der schwarze Magier arbeitete wie verrückt daran, seine alten Kräfte wieder zu erlangen, mit allen alten und neuen Techniken machte er sich auf die Suche nach den Nachfahren der Menschen vom Ronnerssonberg! Und voller Entzücken fand er Kontakt zu der Schattenwelt, die sich eine Unterkunft in einem Gebirge eingerichtet hatte und ihr Unwesen in dieser modernen Welt trieben, wo sie nur konnten.
Der schwarze Magier ließ sich von dem Burschen in einer dieser Maschinen zu dem Gebirge fahren, in dem die Schattenwelt hauste. Keiner seiner Gefährten fuhr mit, sie genossen viel lieber ihr angenehmes Leben, sie hatten genug von der fixen Idee des schwarzen Magiers, die Nachkommen der Menschen vom Ronnerssonberg zu finden. Der schwarze Magier fühlte sich sofort wie zu hause in dem dunklen Gemäuer, das voller seltsamer Geräusche, voller seltsamer Gestalten und grässlicher Ungeheuer war.
Er fragte sich langsam bis zu dem Obersten vor und stand dann erstaunt vor einer Frau, die behauptete, Unkelè zu sein! Der schwarze Magier war verwirrt, erschreckt, auch voller Furcht. Unkelè war die Inkarnation des Bösen aus uralter Zeit, kein Magier kam an ihrer Künste heran, keiner erreichte ihre Bösartigkeit, sie lebte ausschließlich vom Verderben und Vernichten aller Lebewesen, sobald diese von ihr nicht mehr benötigt worden. Diese Frau musste hunderte von Jahren alt sein und trotzdem stand sie strahlend schön und jung vor ihm! Nur ihre Augen und ihre Stimme erinnerten an ihr wahres Alter, die Augen zeugten von viel Erfahrung, vielerlei Kenntnisse und es waren böse, enttäuschte Augen einer alten Frau! Die Stimme von dieser Frau erschreckte den schwarzen Magier noch mehr als die grausamen und stechenden Augen, aus dem Mund der Frau kam die alte, brüchige, schrille Stimme einer alten, einer uralten Frau!
Herrisch, sehr ungeduldig wurde der schwarze Magier von Unkelè aufgefordert, zu sagen, was sein Begehr ist. Anfangs zeigte Unkelè ungeniert ihr Desinteresse an dem Bericht des schwarzen Magiers, aber als das Gespräch auf die Rachegelüste gegen die Nachkommen derer von Ronnersson kam, wurde sie sehr aufmerksam, dass könnte vielleicht auch für sie ganz interessant werden! Sie machte eine kleine Handbewegung und sofort erschienen vier Gestalten, die sich als Berater von Unkelè heraus stellten. In einer ihm völlig unbekannten Sprache gab Unkelè rasche Anweisungen und die vier Gestalten verschwanden wieder.„Wir werden diese Menschen finden“ schloss die Frau das Gespräch, mit einer herablassenden Handbewegung, die fast verletzend wirkte, wurde der schwarze Magier entlassen. An der Tür wurde er von einer grässlichen Gestalt in Empfang genommen, die ihm ein Zimmer zuwies.
Kaum war Unkelè allein, schrumpelte sie unter höllischen Schmerzen in ihrem pompösen Sessel zu einer uralten Frau zusammen. Wie ein Häufchen Elend hockte sie in ihrem Sessel und voller giftiger Wut kreischte sie mit ihrer Fistelstimme: „Ich kann sicher die ganze verdammte Welt vernichten, nur mir selbst helfen, dass kann ich nicht!“ Angewidert starrte sie auf ihre dürren, knöchrigen Hände, übersät mit Warzen, aus dem Ärmel ragten ihre dünnen Arme, die faltige Haut schlabberte daran herum.
Ächzend verließ sie den Sessel und ging in ihr Labor, um den wievielten Versuch zu starten, ewige Jugend für sich zu finden!
Der schwarze Magier sah sich enttäuscht in seinem Gemach um, ungemütlich und schäbig, anders kann man diesen Raum nicht bezeichnen! Als er der widerlichen Gestalt durch die Gänge folgte, war er sich nicht mehr sicher, wo er überhaupt war. War das noch ein Gebäude? ,eine Höhle oder schon eine Fantasiewelt? Krumm und schief, schmuddelig, kalt und feucht, überall Spinnweben, flatterndes Getier. Wütend dachte er an die unverschämte Art von Unkelè, wie sie ihn behandelte, als wäre er ein kleiner dummer Bauernlümmel. Voller Wut dachte er an die unverschämten Forderungen von Unkelè für die Zusammen Arbeit, für ihre Unterstützung seines hasserfüllten Wunsches, die Nachkommen der Heilkundigen zu finden. Aber er schluckte alles herunter, wichtig war für ihn nur, dass er mit der Hilfe der großen Hexe ganz sicher sein Ziel erreichen wird. Was ihn innerlich hasserfüllt triumphieren ließ, war seine Gewissheit, dass er um das Geheimnis der ewigen Jugend wusste, nach dem Unkelè so verbissen suchte, dass sollte sein größter Trumpf werden! Nur hatte er diesen Zauber noch nie angewandt, einfach deshalb, weil es ein fürchterlicher, grausamer Zauber war.
Die Zeit verging, der schwarze Magier arbeitete in einem Labor mit vielen anderen Magiern an den unterschiedlichsten Experimenten, mehrmals flog das halbe Labor in die Luft!
In ziemlich gleichen Abständen rief Unkelè die Magier zu einer Besprechung zusammen: Viele dieser Besprechungen brachten keine Ergebnisse oder Fortschritte, der schwarze Magier verlor mit der Zeit seine euphorische Zuversicht, dass die Suche erfolgreich sein könnte.
Etwas lustlos werkelte er in dem Labor an einem Versuch, er spielte schon mit dem Gedanken, Unkelè wieder zu verlassen und die Suche wieder selbst in die Hand zu nehmen. Unschlüssig ging er in sein Zimmer zurück, die schäbige Bude war schmutzig und ungemütlich und sie stank inzwischen genauso wie er. Er bekam den Gestank einfach nicht los, die Zeit in dem Zauber mit dem ganzen Dreck, der Hitze und der Enge war wohl zu lang gewesen. Er konnte sich schrubben, mit Parfum bestäuben, nichts half, der Gestank war all gegenwärtig.
Das einzige, was den Aufenthalt in diesem Loch erträglich machte, war die Kältemaschine, die die Temperatur in dem Raum so stark senkte, dass an einigen Stellen der Decke Eiszapfen hingen.
Auf dem Tisch fand er wie jeden Abend sein Essen vor, er schlang es hinunter und spülte mit dem schlechten Wein nach. Aber dann tat sich endlich etwas, während einer Besprechung machte einer der Magier einen bahnbrechenden Vorschlag, wir machen Schluss mit der Suche, wir müssen etwas schaffen, dass diese Leute anlockt, wie der Speck die Maden!
Jetzt explodierten die Magier, Vorschlag um Vorschlag brasselte in die Runde, bis ein Vorschlag plötzlich Totenstille verursachte! Das war es!
Wir errichten Spezialschulen für hochbegabte Kinder und es müsste mit dem Deibel zu gehen, wenn die gesuchten nicht irgendwann auftauchen, um Schüler unserer Schule zu werden! Unkelè und ihre Berater stellten eine Arbeitsgruppe zusammen, die den Auftrag erhielten, alles Notwendige für dieses Projekt zu erarbeiten. Die behördlichen Auflagen mussten genauestens studiert werden, es durfte ihnen darin kein Fehler unterlaufen. Die Standorte waren wichtig, der Lehrplan ebenso. Das größte Problem wurde und war der Lehrerkader.
Die Schattenwelt schickte der Außenwelt gut angepasste Magier auf die besten Universitäten. Sie sollten die wichtigen Fakten zusammen tragen, die dann die Grundlagen für die geplanten Schulen bilden sollten. Die Zeit verstrich, denn selbst für die gewieftesten Magier der Schattenwelt war dies ein gewaltiges Objekt und es war vor allendingen etwas völlig neues für alle. Es stürmten Probleme auf die Schattenwelt ein, die die Magier mitsamt Unkelè fast an den Rand des Wahnsinns trieben. Manche Nacht lag der schwarze Magier wach in seinem Bett und sehnte sich so sehr nach der alten Zeit zurück, dass er körperlichen Schmerz empfand.
Nein, dass war nicht seine Welt, er fand sich in ihr einfach nicht zurecht. Es gab ja kaum noch einen unberührten Flecken Erde, überall traf man auf Menschen, die wie die Ameisen überall herum wuselten. Und dann die ganze Technik, er fühlte sich von ihr wie erschlagen! Wie einfach war alles zu seiner Zeit, die Regeln waren einfach, es wurde gegessen und geschlafen, dass Vieh gehütet und Feinde wurden abgewehrt. Wütend warf sich der Magier auf seinem Bett herum, was gebe er darum, wieder in der alten Zeit leben zu können!
Die Arbeitsgruppe stellte den ersten Entwurf eines Schulgebäudes vor, der Entwurf war das Ergebnis aller bisher gesammelten Erfahrungen der Magier, die auf den verschiedensten Universitäten waren, von den Magiern, die sich mit den Behörden herum geschlagen hatten, die Magier, die mit den Grundstücksbesitzern verhandeln hatten. Unkelè erfuhr, dass es von allen Möglichkeiten die beste wäre, eine Privatschule zu errichten. Damit hätten sie die wenigsten Probleme. Die Studienfächer sollten den Universitäten angeglichen werden, plus ihrer Spezialfächer! Der Entwurf wurde von allen akzeptiert und so ging es daran, ein Modell zu erstellen. Modern sollte es werden, mit allen technischen Schikanen ausgestattet!
Der schwarze Magier suchte seine Gefährten auf und berichtete ihnen von dem Vorhaben der Schattenwelt. Wütend, enttäuscht und frustriert musste er feststellen, dass das Interesse seiner Gefährten an diesem Vorhaben gleich null war. Außer zweien hatten sie sich schon sehr der neuen Welt angepasst, dass die Schattenwelt für sie kein Thema mehr war! Voller Wut verließ der schwarze Magier mit den beiden letzten Gefährten die Menschenwelt und sie wurden eins mit der Schattenwelt!
Die letzten drei Magier aus der alten Zeit stürzten sich mit all ihrer Kraft in das Vorhaben und trieben es wie verrückt voran. Die Berater von Unkelè hatten vorgeschlagen, als erstes jeweils eine Schule im Norden, Westen, Osten und im Süden der Menschenwelt zu errichten, um erstmal Erfahrungen zusammeln. Wenn diese Erfahrungen ausgewertet worden sind und weiterer Bedarf an diesen Spezialschulen besteht, könnte man das ganze Menschenland mit diesen Schulen überziehen.
Endlich, endlich war es so weit, die erste Spezialschule für Hochbegabte wurde mit einem feierlichen Akt eröffnet. Würdevoll stand der Direktor mit seinen Professoren auf dem Podest, hielt seine Rede, bedankte sich bei den Gästen und begrüßte die ersten Schüler!
Der schwarze Magier hatte für sich und seine beiden Gefährten unsichtbare Zimmer eingerichtet und suchte jetzt bei den Schülerinnen und Schüler nach Anzeichen, nach Hinweisen, die ihm zeigen könnten, dass die Kinder in Verbindung mit den Menschen aus der alten Zeit haben.
Die Schüler kamen und gingen, die Spezialschule war ein voller Erfolg und hatte sich schnell einen guten Namen im ganzen Land gemacht. Aber das, was der schwarze Magier so gierig suchte, fand er nicht. Diese Schüler hatten nichts mit seiner Welt, aber auch rein gar nichts damit zu tun!
Wütend verließ er die Schule und schoss durch die dunklen Wolken zum Gebirge und stand kurz darauf vor Unkelè. „Nichts, nichts, nichts gefunden, nicht einen einzigen Hinweis, nichts“, bebend vor Wut und Enttäuschung, spuckte der schwarze Magier die Worte heraus.
„Du spuckst mächtig große Töne“, fauchte Unkelè aufgebracht zurück, „du vergisst, wer du bist!“
„Ich muss diese Menschen, diese Heilkundigen oder was immer sie jetzt sind, finden, egal wie!“ , kreischte der schwarze Magier fast hysterisch.
„Wir werden sie schon finden, du musst etwas mehr Geduld haben! Möglicherweise gibt es ja gar keine Nachkommen mehr von ihnen“, versuchte Unkelè den tobenden Magier zu beruhigen.
„Ich muss es wissen, ich muss, ich will es wissen“, wütete er weiter.
Unkelè verlor etwas ihre Beherrschung: „Du vergisst, wer ich bin und das ich dir helfe, deinen Irrsinn zu realisieren!“ Instinktiv spürte der schwarze Magier, dass er zu weit gegangen ist, beschwichtigend hob er seine Hände: „Ich werde dich für deine Hilfe mit einem Zauber belohnen, der all deine Wünsche erfüllt.“ Unkelè starrte den schwarzen Magier ungläubig an, sollte dieser armselige Wicht wirklich.. Der Magier verließ Unkelè mit einem verheißungsvollen Grinsen auf seinem alten und hässlichen Gesicht!
Durch diese so lässig hingeworfene Bemerkung wurde Unkelè von einer Unruhe erfasst, die sie nicht mehr los ließ. Was wusste dieser unbedeutende Magier, der nur in der Vergangenheit lebte, was sie nicht wusste? Von einer nagenden Ungeduld und einer brennenden Neugier geplagt, trieb sie die Arbeiten an den Schulprojekten energisch voran. Schnell entstanden jetzt weitere Schulen, die ebenso schnell Anerkennung fanden und in zwei der neuen Schulen fand die Schattenwelt endlich Schüler, die ein reges Interesse an der Magie der Schattenwelt zeigten.
Behutsam, äußerst behutsam wurde die Schülerin in der einen Schule und die zwei Schüler in der anderen Schule über erst recht harmlos scheinenden Experimente und „Tricks“ an die eigentliche Magie heran geführt. Aber wieder fanden sich keinerlei Hinweise auf Schüler, die von den Heilkundigen abstammen könnten. Verbissen arbeitete der schwarze Magier in den Laboren an die unterschiedlichsten Zauber und Techniken, die ihn bei der Suche nach den verhassten Nachkommen unterstützen sollten.
Dabei schuf er ein Gerät, das ihm den Blick bis zu ihrem letzten Angriff auf die Siedlung im Tal und auf dem Ronnerssonberg sehr deutlich zeigte. Es zeigte ihm auch ihren Aufstieg aus der Unterwelt, ihre ersten unsicheren Schritte in der fremden Oberwelt der Menschen.
Nach ein paar Bildern aber verlor das Gerät die Zeit und der schwarze Magier stand Wut bebend so schlau da als wie zuvor!
Mit der fortschreitenden Zeit wurde Unkelè sich sehr sicher, dass die irrwitzige, die total verrückten Wahnsinnsvorstellungen des schwarzen Magiers nur noch eine fixe Idee waren, es gab keine Nachkommen der von ihm gesuchten Heilkundigen. Es ist einfach zu viel Zeit vergangen, die Heilkundigen sind einfach in der neuen Welt aufgegangen und haben dabei ihre Künste verloren.
Der schwarze Magier gab keine Ruhe, er richtete sich in der neusten Schule wieder ein unauffindbares Zimmer ein und nahm jeden Schüler genau unter die Lupe. Im laufenden Schuljahr pendelte er ständig zwischen den Schulen und der Schattenwelt hin und her. Er gab seine Suche nicht auf, obwohl jetzt schon selbst seine Gefährten Zweifel hegten.
In der Schattenwelt legte er eine Zucht von bestialischen Schattenwesen an, die so infernalisch stanken, dass sie sogar seinen widerlichen Gestank übertrafen.Diesen Bestien impfte er seine kompletten Erinnerungen an die Heilkundigen ein und jagte sie über das ganze Land. Diese grässlichen Viecher entdeckten den einen oder anderen recht harmlosen Magier, aber das, was er sich so sehr wünschte, brachten auch seine Ausgeburten der Hölle nicht.
Er tauchte in jedes Gewitter ein, um ungestört in die Nähe der Menschen herum spionieren zu können, er schaute in ihm verdächtig erscheinende Häuser, in dunkle Dachböden und unheimliche Keller, suchte Ruinen und verlassene Häuser auf, er stieg hinunter in tiefste Höhlen , versuchte sogar anhand von alten Überlieferungen, Aufzeichnungen und Büchern, den Ronnerssonberg zu finden, um von dort seine Suche aufzubauen. Alles vergeblich!
Rasend vor Wut über sein Missgelingen tobte der schwarze Magier wie ein Verrückter durch das Labor, so schlimm, dass die anderen Magier und sogar seine Gefährten fluchtartige aus dem Labor flüchteten. Selbst die von ihm geschaffenen Schattenwesen verkrochen sich in den hintersten Winkel ihrer Käfige.
Sollte Unkelè Recht behalten mit ihrer Vermutung, dass die alten Heilkundigen tatsächlich in der alten Zeit ausgestorben sind, dass sie ohne Nachkommen waren? Schluchzend wie ein kleines enttäuschtes Kind hockte der schwarze Magier inmitten des zerstörten Labors. Sollte seine ganze Energie, die nur auf die Vernichtung, auf die fürchterlichste Vernichtung seiner schlimmsten Feinde ausgerichtet war, sinnlos verpulvert sein?
In seinem Hirn zuckten wieder und wieder die Bilder seiner Demütigung auf, die Missachtung seines Könnens, die verächtlichen Worte des alten Heilkundigen seines Stammes, der ihn immer wieder zurück stieß, ihm die Anerkennung versagte. Das auseinander brechen seines Stammes, seine Irrwege in den darauf folgenden Jahren.
Schmerzvoll stöhnte der schwarze Magier auf, als er die Bilder des zusammen Findens in der Höhle sah, den stetigen Erfolg der Heilkundigen, die ein blühendes Tal schafften, während er mit seines wenigen Leuten in erbärmlichen Zustand in der Höhle hauste. Bitter kam es ihm hoch, er konnte tun und lassen, was er wollte, es ging immer schief.
Und jetzt als höhnischen Höhepunkt das klägliche Scheitern seines Rachefeldzuges. Zerstört, zerschmettert, restlos am Boden verließ der schwarze Magier das Labor und schlich wie ein Häufchen Elend zu seiner Unterkunft. Teilnahmslos hockte der schwarze Magier Tag um Tag, Woche für Woche in seinem stinkigen Zimmer, er hatte sich von allem zurück gezogen.
Bis Unkelè energisch von ihm verlangte, dass er sich gefälligst um sein Projekt kümmern sollte. Mit dieser unmissverständlichen Aufforderung wurde er aus seiner Lethargie gerissen und nahm immer noch recht teilnahmslos seine Arbeit daran wieder auf.
Bei der Besprechung erfuhr er, dass in Kürze eine weitere Spezialschule fertig gestellt werde. Der schwarze Magier machte sich mit seinen beiden Gefährten auf den Weg dorthin. Das Gebäude war in einer U – Form gebaut worden, mit viel Glas und Aluminium. Bei der Besichtigung stellte er fest, dass das ganze Gebäude variabel ist. Wände verschoben sich nach Bedarf, Räume wurden dadurch größer oder kleiner, das Mobiliar erschien und verschwand nach ebenfalls nach Bedarf. Hier wurde zum ersten Mal recht offen mit Magie gearbeitet!
Ein riesiges Sportgelände schloss sich an dem hinteren Gebäude an. Die drei Magier richteten sich in dieser Schule ein, wenn es noch den Hauch einer Chance gab, dann in dieser Schule!
Unkelè übernahm mit einem Zauber den gesamten Lehrkörper, angefangen von dem Direktor bis zur kleinen Neulehrerin. Schon nach dem ersten Halbjahr begannen die ersten Experimente, die nur den einzigen Zweck hatten, die Schüler der schwarzen Magie zu zuführen! Mit einfachen, aber raffinierten Methoden wurden die Schüler bei guter Laune gehalten, Sportveranstaltungen, kleine Feste, spaßige Experimente, die helle Begeisterung hervor riefen und sehr ausgelassen Ausflüge per Busse sorgten locker dafür, dass sich alle Schüler wohl fühlten. Die zwei, drei misstrauischen Schüler, denen in dieser Schule einiges sehr „spanisch“ vor kam, waren irgendwann verschwunden.
Aber all das war für den schwarzen Magier nur zweitrangig, er hatte immer noch keinen Hinweis auf mögliche Nachkommen derer von Ronnersson! Missmutig begann er schon seine Sachen zusammen zu packen, um mit seinen Gefährten zur Schattenwelt zurück zu kehren, als ihm einer der Bestietalen einen Hinweis über eine sehr massive magische Kraft brachte.
Der schwarze Magier schwebte plötzlich vor Tatkraft und Energie über all die schlimmen Zeiten, jetzt hatte er endlich einen brauchbaren Hinweis! Sofort organisierte er eine groß angelegte Suchaktion, diese magische Kraft musste er schnellstens finden, er wollte die Gewissheit haben, dass er die Nachkommen der alten Heilkundigen gefunden hatte.
Mit einem wahren Geschwader von Schattenwesen flog der schwarze Magier von der Schule nach Norden. Nach einiger Zeit begann er weite Kreise zu fliegen und kreiste so die so enorm wuchtige magische Kraft ein. Der schwarze Magier zog die Kreise enger und enger und kam dadurch dieser mächtigen Magie näher und näher. Mit dem letzten Rundflug kamen er und seine Schattenwesen der Magie zu nahe, viel zu nahe!
Die ersten Bestietalen klatschten gegen den Zauber und lösten sich kreischend in nichts auf.
„Zurück, zurück“, kreischte der schwarze Magier voller Entsetzen, aus sicherer Entfernung versuchte er den Zauber zu erkennen, vergeblich. Dieser gewaltige Zauber, der wohl mit ziemlicher Sicherheit aus dem großen Haus mit dem Turm an der linken Hausecke stammt, war zu mächtig für ihn, zumindest im Moment.
Der schwarze Magier wäre am liebsten vor Wut in das Haus gestürmt und hätte alles kurz und klein geschlagen. Er sah einen auffallend großen, sehr kräftigen Mann aus dem Haus kommen. Die linke Hausseite reichte herunter bis zum Fundament und zeigte ein großes Tor.
Kaltes Entsetzen packte den schwarzen Magier, Todesangst schnürte ihm die Luft ab. Seine sonst so kleinen, frechen Augen quollen ihm aus den Höhlen, nicht der, bei allen bösen Geistern, nicht der!
Maßlos enttäuscht und wütend flog der Magier zur Schule zurück, das wird ein hartes Stück Arbeit, seine Rachegelüste bei diesem Magier durch zu setzen und wer weiß, wer noch alles in dem großen Haus lebte!
Vor Wut bebend, er konnte seinen Zorn und seine Riesen große Enttäuschung kaum beherrschen, berichtete er Unkelè von seinem Erfolg. Er hatte die Nachkommen der Heilkundigen aus der alten Zeit gefunden, aber sie wurden von einem gewaltigen Zauber geschützt!
Der schwarze Magier genierte sich, zu zugeben, dass er nicht in der Lage ist, diesen Zauber zu brechen, zumindest im Moment nicht. Unkelè zeigte sich von dem Bericht des schwarzen Magiers schwer beeindruckt, dass muss ja ein wirklich gewaltiger Zauber sein, wenn der Magier vor ihr so fix und fertig ist. Was sie allerdings sehr beunruhigte, war die Tatsache, dass sich diese Magie aufbauen und halten konnte, ohne dass sie davon erfuhr! Wer, verdammt noch mal, verfügt über solche magischen Kräfte?
Unkelè bemerkte, dass der Magier noch etwas berichten wollte. Sie beugte sich ihm entgegen und mit heiserer Stimme erzählte er von dem großen Mann in dem großen Haus in der engen Gasse. Unkelè wurde von einer bisher nie gekannten Furcht ergriffen, die in ihr fast eine Panik auslöste und genau wie der schwarze Magier keuchte sie voller Entsetzen: „Nicht der, alles, bloß nicht der!“
Niedergeschlagen und entmutigt schlich der schwarze Magier zu seinem Zimmer. Irgendwann begann der schwarze Magier mit jedem Gewitter, dass ihm Schutz vor einer zufälligen Entdeckung bot, kleine Angriffe auf das Haus zu starten. Nach der zweiten, dritten Attacke wurde dennoch der große Mann aufmerksam und stand bei dem nächsten Gewitter im strömenden Regen vor dem Haus und sah sich sehr aufmerksam um. Der schwarze Magier fiel vor Schreck fast aus seiner Deckung in den Gewitterwolken, er brach voller Panik die Aktion ab und floh zurück in die Schattenwelt.
Der große Mann hatte sehr wohl die schwarze Magie gespürt und die Anwesenheit der Schattenwesen, mit einem sehr grimmigen Gesichtsausdruck ging er ins Haus zurück und öffnete mit einer seltsam anmutenden Handbewegung eine Wand in der Garage. Der Mann informierte die anderen Hausbewohner von dem, was er während des Gewitters erlebt hatte und das er den Zauber etwas ausgedehnt hatte.
Sie müssten bitte beim verlassen des Hauses und bei ihrer Rückkehr an folgendes denken, er machte mit seinen beiden großen Händen einige schnelle Bewegungen, ok? Fragend sah er in die kleine Runde. Als alle bestätigten, dass sie es begriffen hatten, wünschte der Mann einen guten Abend. Nach ihm ging auch die Köchin wieder in die Küche zurück.
Mit einem der nächsten Gewitter startete der schwarze Magier einen weiteren Versuch, diesen übermächtigen Zauber bei zu kommen, aber stattdessen machte er die sehr schmerzliche Erfahrung, dass der Zauber ausgedehnt und nochmals verstärkt worden ist. Denn er und seine Schattenwesen knallten mit voller Wucht ihres Fluges gegen den Zauber und nur mit sehr viel Geistesgegenwart konnte der schwarze Magier verhindern, dass er mit seinen Schattenwesen in dem Zauber eingeschlossen wurde!
Mit schlotternden Gliedern kehrte er in die Schattenwelt zurück, jetzt wusste er es ganz sicher, dass waren die so verhassten Nachkommen der Heilkundigen aus der alten Zeit!
Der Zauber hatte es nachdrücklich bestätigt.
Diesen Zauber kannte er nur zu gut!Jetzt gab es für den schwarzen Magier nur noch ein Ziel, er musste ein Gegenzauber finden, egal wie! Die Zeit flog dahin, ohne das es dem schwarzen Magier bewusst wurde, wie besessen arbeitete er im Labor an den skurrilsten Dingen, entdeckte dabei das eine oder andere brauchbare, vieles war natürlich unbrauchbar.
Bis einer seiner Gefährten eine unbewusste Äußerung von sich gab, lassen wir doch diesen verdammten großen Zauber einfach links liegen und schnappen sie außerhalb, wenn sie überhaupt nicht damit rechnen!
In der zu dem mächtigen Zauber gelegenen Schule richtete sich der schwarze Magier ein und verlegte sich nur noch auf das beobachten der verhassten Nachkommen. Seine Schattenwesen setzte er auch zur ständigen Beobachtung ein und so erfuhr von der Geburt eines Kindes in dem großen Haus, hatte von dem Landhaus auf der Insel weit im Süden erfahren, kannte mittlerweile die ganze Clique derer von Ronnersson. Schon in dem ersten Schuljahr konnte er spüren, dass dieses Kind latent eine erschreckende magische Kraft besaß! Wenn diese Kraft geweckt werden würde, könnte er seine Rachegelüste vergessen und begraben!
Als dieser Junge von seinen Eltern an der Schule für Hochbegabte angemeldet wurde, sah der schwarze Magier noch ein letztes Mal eine kleine Chance. Er ahnte nicht im Geringsten, dass mit der Einschulung des Jungen der Angriff auf ihn selbst in Gang gesetzt wurde!
Unkelè pochte jetzt auf die Einlösung seines Versprechens, ihr bei ihrem Wunsch nach ewiger Jugend mit seinem Zauber zu helfen. Der schwarze Magier war zwar der Meinung, dass das drängen von Unkelè verfrüht war, aber was soll es. Es hatte das gefunden, wonach er seit Ewigkeiten gesucht hatte, soll sie seinen Zauber bekommen. Unkelè wurde von dem schwarzen Magier eindringlich daraufhin gewiesen, dass sie bei dem Zauber Höllenqualen erleiden, aber Unkelè fauchte ihn ungeduldig an: „Red nicht so viel, fang endlich an!“
Der schwarze Magier stellte sich mit seinen Gefährten kreisförmig auf, die drei streckten ihre Arme hoch über ihre Köpfe, ihre offenen Hände bildeten eine Schale. Endlich, endlich, Unkelè wurde schon ungeduldig, tat sich etwas. Ein kleines, sehr unruhiges Licht bildete sich in der aus den Händen geformten Schale, wuchs, wurde grell weiß flimmernd, wechselte zu einem grellen rot, wurde ruhiger und wandelte sich in ein warmes orange.
Der schwarze Magier sah Unkelè noch mal fragend an, diese nickte heftig, ungeduldig. Die drei Magier gingen auf Unkelè zu und öffneten ihre Hände über den Kopf der alten Magierin. Das orange leuchtende Licht floss über die Gestalt der Frau und die Frau begann sich zu winden, schmerzvolles Stöhnen kam es ihrem Mund. Der Körper der Magierin verkrümmte sich unter den wahnsinnigen Schmerzen, sie schrie schrill ihren Schmerz heraus, ihre Augen quollen aus den Höhlen, mit ihren Krallen artigen Fingernägeln zerkratzte sie ihr Gesicht. Mit einem unmenschlichen Schmerzenschrei brach die Magierin zusammen und krümmte sich krampfartig auf dem Boden, ihre, wie Klauen verkrümmte Hände zerrissen ihre Kleider. Der schwarze Magier verließ mit seinen Gefährten fluchtartig das Zimmer.
Stöhnend vor Schmerzen kam Unkelè nach langer Zeit wieder zu sich, ihr war kalt, die Schmerzen brachten sie fast um, sie sah, dass sie fast nackt war, nur noch ein paar Fetzen ihres Kleides hing an ihr.
Dann sah sie mit schmerzumflorten Blick die glatte, straffe Haut ihrer Arme, unter furchtbaren Schmerzen stand sie auf und wankte zu dem großen Spiegel. Mit großen Augen sah sie ihr Spiegelbild, eine junge, wunderschöne Frau mit einem herrlichen Körper sah ihr entgegen! Wie im Traum streifte sie die wenigen Kleiderfetzen von ihrem Körper und ergötzte sich an ihrem fantastischen Spiegelbild! Vor Freude wollte sie herum springen, tanzen, aber mit einem grässlichen Ächzen stockte sie, sie wurde vor Schmerzen fast besinnungslos. Jetzt begriff sie die Worte des schwarzen Magiers! Nur die Hülle ihres Körpers war jung, sie selbst war noch immer genau so alt wie vorher!
Kalli lag mit Egon und Simon faul in der warmen Sonne am Ufer des kleinen Flusses und warteten auf Litha. Sie hatten ein wirkliches Riesenglück mit ihrem Ferienwetter! Egon und Simon kamen, genau wie Kalli und Litha, braungebrannt aus ihren Urlauben zurück und konnten zu hause gleich weiter in der Sonne braten. Simon drehte sich träge auf den Bauch und sah Litha kommen: „Los, auf die Beine, ihr faulen Hunde, Litha ist da, es kann los gehen!“ Litha lachte über diese Begrüßung von Simon: „Hallo, miteinander, alles klar?“
Kalli und Egon standen auf und zusammen gingen sie zu dem Kanu, sie wollten den kleinen Fluss herauf und herunter paddeln und den Nachmittag dann am Badesee verbringen. Simon kletterte ins Baumhaus und holte die Paddel, Kalli und Egon entfernten die Plane von ihrem Kanu und trugen es zum Ufer. Simon kam mit Litha zum Kanu,
Simon verteilte die Paddel und Kali lenkte das Kanu den Fluss aufwärts zum Stauwehr. Die vier im Kanu ließen es langsam angehen, sehr langsam wurden die Paddel ins Wasser eingetaucht. Das Kanu kam auch gegen die leichte Strömung gut voran. Sie erreichten den klein See vor dem Wehr, drehten eine Ehrenrund, scheuchten dabei einen Pulk Enten auf, die mit aufgeregtem Geschnatter hochflogen.
Kam hatte Kalli das Kanu zur Rückfahrt gedreht, machte es sich Egon bequem. Er drehte sein Gesicht zu Kalli, grinste seinen Freund an: „Für die Rückfahrt reicht ja ein Paddler aus!“
Litha lachte sich über das verblüffte Gesicht von Kalli kaputt: „Dein fauler Freund hat dich jetzt aber schön gefilmt!“ Glucksend lachte Egon in sich hinein: „Litha, ich hatte immer gedacht, das ich auch dein Freund bin!“
„Bist du, bist du auch“, kicherte Litha immer noch.
Das Kanu schwamm mit der Strömung den Fluss hinunter, folgte den Bogen um das Südtor und schwamm auf das Osttor zu. Kinder saßen auf der niedrigen Mauer und winkten den Bootsfahrern fröhlich zu.
Ja, es war wirklich ein richtig schöner Tag.
Das Kanu schwamm an dem Osttor vorbei und kam in die Nähe der Brücke, als das Kanu von einem heftigen Windstoß fast zum Kentern gebracht wurde. Litha schrie erschreckt auf, Kalli konnte mit schnellen Paddelbewegungen verhindern, dass sie alle ins Wasser plumpsten. Es wäre nicht sehr nicht schlimm geworden, weil der Fluss auch hier nicht sehr tief war.
Kalli schnüffelte: „Riecht ihr das auch?“ Jetzt steckten alle ihre Nasen in die Luft, es stank wirklich entsetzlich.
„Gülle“, kam es lässig von Egon.
Aber Kalli und Litha wussten es mit einem mal besser, sie spürten und fühlten auch plötzlich die Kälte, die so gar nicht zu dem herrlich warmen Wetter passte.
Egon raffte sich auf und tauchte sein Paddel ins Wasser: „Sonst kommen wir ja nie zum Badesee!“
„Du hast gut reden, liegst die ganze Zeit wie ein Pascha in dem Boot, deine Freunde müssen sich für dich abstrampeln und jetzt meckerst du uns auch noch aus!“ Litha zwinkerte vergnügt Simon und Kalli zu und Egon sah Litha etwas irritiert an: „Meinst du das ernst?“ Jetzt lachten alle lauthals und Egon machte sich beruhigt daran, dass Kanu voran zu treiben.
Faul lagen die vier auf ihren Decken, dass Kanu hatten sie auf das flache Ufer gezogen und Egon murmelte vor sich hin: „Es müsste eigentlich Mittag sein!“ Litha lachte, Kalli sah auf die Uhr und Simon sagte trocken: „Der Magen von Egon ist so präzise wie eine Quarzuhr!“
Höchst vergnügt packten die vier ihre Rucksäcke und Taschen aus und Egon strahlte, als wäre es schon Weihnachten.Kalli schlug seinen Freunden für einen der nächsten Tage vor, dass sie sich noch mal das Verlies unter der Burgruine ansehen sollten! Vielleicht hat sich in dem Verlies etwas getan! Simon und Egon waren mit dem Vorschlag einverstanden, Litha war seh unschlüssig: „Ich weiß nicht so recht, wir sollten vielleicht die Ruhe da unten nicht mehr stören.“
„Wir können ja leise sein, wenn wir da herunter steigen“, grinste Egon Litha an.„Doofkopp, du weißt genau, was ich meine“, Litha sah sich in der Runde um, gut, ich komme mit, ergeben nickte sie ihre Freunde an.
Auf den Heimweg fragte Kalli Litha, ob sie etwas befürchte, wenn sie noch mal in das Verlies hinunter steigen?
„Nein, eigentlich nicht, vielleicht hat mich nur dieser seltsame Windstoss etwas durch einander gebracht.“
„Die Schattenwelt gibt einfach keine Ruhe, vielleicht hat die große Magie ja recht und wir müssen zu schlagen und nicht nur abwehren.“
„Wahrscheinlich wird es so kommen.“
Die Kinder sagten sich tschüss und gingen ins Haus. Kalli versank in die weiche Fülle von Ingeborg und wurde von der Frau gefragt, ob er vor dem Abendessen noch etwas haben möchte?
„Nein, danke, das ist lieb von dir, aber ich warte auf das Abendessen.“
Kalli sah sich um: „Sind meine Eltern zu hause?“
„Ja, sie sind im Wohnzimmer“; Ingeborg zeigte zur Wohnzimmertür.
„Danke, Ingaborg.“
Kalli ging zum Wohnzimmer und begrüßte seine Eltern. Kurz erzählte Kalli seinen Eltern von dem Windstoss auf dem Fluss und beide horchten auf, die Schattenwelt gibt einfach keine Ruhe. Kopfschüttelnd sah Kallis Mutter seinen Vater an. Kalli wurde von seinem Vater nachdenklich angesehen: „Bist du dahinter gekommen, was dir in Bezug auf die Schattenwelt in den Sinn gekommen ist?
“„Nein, leider immer noch nicht“, sagte Kalli bedauernd, „aber ich werde mal in den alten Büchern stöbern, vielleicht finde ich dort einen Hinweis."
„Das wäre eine Möglichkeit“, nickte sein Vater dazu.
„Ich habe schon daran gedacht“, fuhr Kalli fort, „mich öfters zu duplizieren und ganz gezielt auf Suche nach der Schattenwelt zu gehen. Irgendwo muss doch diese Brut stecken.“Seine Eltern fanden seine Idee gar nicht so schlecht: „Du solltest es einfach mal ausprobieren.“
Ingeborg rief zum Abendessen und das Gespräch wurde dabei fortgesetzt. Ingeborg hörte sehr aufmerksam zu. Franz kam dazu und entschuldigte sich für sein zu spät kommen, Kallis Mutter winkte beruhigend ab. Franz aß ruhig und hörte sehr wach zu. Ingeborg meinte dann nachdenklich: „Damals wurde doch dieser schwarze Magier und seine wenigen Gefährten von unseren Heilkundigen in einen mächtigen Zauber eingeschlossen, sollten sie sich daraus befreit haben?“
Kalli sah Ingeborg wie Geistes abwesend an. „Was hast du gerade gesagt?“ Ingeborg wiederholte das gesagte und Kalli strich sich mit der Hand über den Kopf: „Das ist es, dieser Zauber, das ist es.“ Kalli wurde von seinen Eltern, von Franz und Ingeborg erwartungsvoll angeschaut, aber Kalli schüttelte seinen Kopf: „Der Groschen fällt nicht!“ Ingeborg räumte den Tisch ab, „Ich komme auch gleich nach“, sagte sie zu Kallis Eltern. Kallis Eltern, Franz und Kalli selbst machten es sich den großen kuscheligen Ledersesseln bequem und kurz darauf kam Ingeborg dazu. Sie stellte Getränke auf den Tisch und nahm Platz.
Franz griff den Gedanken von Kali wieder auf: „Deine Idee, dich mehrmals zu duplizieren, finde ich sehr gut, du gehst selbst kein großen Risiko ein, kannst aber überall herum stöbern.“ Kalli nickte dazu, auch seine Eltern zeigten sich damit einverstanden, aber Kalli nagte immer noch an den verschwommenen Gedanken mit dem uralten Zauber: „Ich bin mir so sicher, dass das ganze Übel mit diesem Zauber zusammen hängt. Vielleicht konnte sich der schwarze Magier und seine Gefährten aus dem Zauber befreien und treibt jetzt sein Unwesen mit uns.“
Es war still in dem Wohnzimmer, alle gingen diesen Gedanken nach. „Aber warum gerade mit uns, wir sind doch nicht die einzigen Magier und vor allem gibt es doch weitaus aktivere Magier als wir es sind.“ Etwas verlegen räusperte sich Kallis Vater: „Weißt du, ganz so still wie du meinst, sind wir nicht, wir mischen schon manchmal ganz schön kräftig mit:“
Kalli sah etwas überraschte seine Eltern, Franz, auch Ingeborg an: „Was meinst du?“
„Ja, weißt du, Kalli, eigentlich sind wir schon aktiv. Meine, unsere Geschäftsreisen haben damit zu tun.“ Langsam dämmerte es Kalli, einige seltsame und etwas ungewöhnliche Dinge fügten sich auf einmal blitzschnell zusammen!
„Aber, wir alle sind uns sicher, dass die Scherereien nichts mit unseren Arbeiten zu tun hat. Diese Attacken der Schattenwelt haben eine andere Ursache, da ist sich die große Magie ebenfalls sicher!“
„Es muss mit der Vergangenheit, mit unserer Vergangenheit zu tun haben. Irgend jemanden müssen unsere Vorfahren mächtig auf die Füße getreten sein.“
Kalli wurde still, die Runde wurde still. Bis seine Mutter sagte: „Du solltest es wirklich mit dem duplizieren versuchen, aber sei bitte vorsichtig und trage bitte immer jeden schützenden Zauber bei dir!“
„Mach ich“, versprach Kalli seiner Mutter und sagte dann alle gute Nacht. Kalli merkte nicht, wie ihn alle voller Hoffnung nach schauten.
Kalli wurde von den Sonnenstrahlen wach, er reckte und streckte sich wohlig in den Decken. Er freute sich auf den Tag mit seinen Freunden. Laut, aber grässlich falsch, sang er unter der Dusche und rutschte mit einem Jubelschrei das Treppengeländer herunter. Lachend begrüßte Ingeborg ihren Liebling, du bist und bleibst ein Lausebengel und drückte Kalli an sich.
Herzhaft biss Kalli in das knusprige Brötchen und schob sich mit der Gabel Rührei mit Speck in den Mund. Franz kam herein und setzte sich mit einem guten Morgen an den Küchentisch. Nachdem Frühstück sagte Franz zu Kalli: „ Deinen Rucksack habe ich an die Tür gestellt, es müsste alles, was benötigt werden könnte, darin sein.“
„Danke, Franz“, freute sich Kalli, „aber das wichtigste kommt von Ingeborg:“
„Wieso das“, fragte Franz verblüfft.„Na, das Essen für Egon“, Kalli wollte sich über das überrumpelte Gesicht von Franz kaputt lachen und Ingeborg gab noch einen darauf: „Du meinst wohl, nur du machst alles richtig!“ Kalli verschluckte sich vor lauter lachen und Franz klopfte ihn kräftig auf den Rücken.
„Danke, danke, es ist gut“, keuchte Kalli und grinsend sagte Franz tschüss. Kalli ließ sich von Ingeborg drücken und ging auf sein Zimmer und suchte noch die Sachen zusammen, die er auf ihrer Exkursion mit nehmen wollte.
Sein Handy meldete sich und Litha fragte, ob er soweit sei, sie wartet an der Tür auf ihn.Kalli nahm den Rucksack auf den Rücken, öffnete die Tür und sah Litha erfreut an. Die beiden gingen zum Nordturm und trafen dort auf Simon und Egon. Simon hatte nur eine Tasche umgehängt, aber Egon hatte einen prallvollen Rucksack auf den Rücken, den Litha und Kalli mit großen Augen anstarrten.
„Was hast du denn alles mitgenommen“, wurde er von Litha gefragt
.„Nur das aller notwendigste“, wehrte Egon ab, „der Tag kann ja lang werden.“
Lachend und in prima Stimmung gingen die vier zur Burgruine. Mächtig erstaunt sahen die vier dann im Innenraum des Haupthauses, dass die Bodenplatte, die den Gang abdeckte, jetzt richtig eingefasst und mit einem Hebemechanismus versehen war.
„Hier hat aber einer richtig aufgeräumt“, kam es von Egon, „seht doch mal.“ Richtig, das ganze Geröll und Gerümpel, das Gestrüpp und das Unkraut war verschunden. Jetzt sah man erst, wie groß das Haupthaus der Burg mal gewesen sein muss.Simon griff nach dem ausklappbaren Griff an der Bodenplatte. Spielend leicht hob sich die schwere Platte, so gefällt mir das viel besser, das ist doch mal Klasse, kamen die Kommentare der Kinder.
Kalli verteilte die Taschenlampen und wieder stiegen sie die Treppe herunter, folgten den Gang, bogen scharf nach rechts und stiegen die Treppe herunter, die sie nach rechts führte. Der kurze Gang knickte dann nach links und es folgte der lange Gang zur nächsten Treppe. Kalli sah Litha fragend an, aber das Mädchen schüttelte verneinend mit ihrem Kopf, nichts Besonderes zu merken.
Die Gruppe stieg die kurze Treppe herunter, gingen den kurzen Gang weiter, der nach links abbog und sie zu den Verliesen führte. Es war auf ihrem Weg über die Treppen und durch die Gänge nichts unheimliches oder schreckliches vorgekommen, im Gegenteil, der Weg durch die Gänge war beinah angenehm, es war trocken, eine angenehme Temperatur und es war sauber wie geputzt!
Die Kinder zündeten wieder die Fackeln in dem Kerker an und sahen, dass die Skelette verschwunden waren! Die alten verrosteten Ketten hingen noch an der Mauer, auch das alte Stroh war noch da. Die Zelle machte einen ruhigen und friedlichen Eindruck. Nichts deutete mehr auf die qualvolle Pein der vier Menschen hin, die in dieser Zelle elendig verreckt sind. Und das alles bloß, weil ein Mann versucht hat, seine Familie und sein Dorf vor der Willkür eines schlimmen Despoten zu schützen.
Kalli wollte diesmal den Kerker sehr gründlich durch suchen. Vielleicht finden wir noch andere Sachen, die uns von der Burg mehr erzählen. Die vier machten sich an das Durchsuchen der Zellen, der Folterkammer und des Wachraumes. Kalli stand in dem Wachraum vor der immer noch verschlossenen Truhe, unschlüssig trat er leicht mit der Schuhspitze dagegen, es klang dumpf, also musste die Truhe mit irgendwelchen Sachen voll sein. Er sah sich die Truhe sehr genau von allen Seiten an, aber sie war und blieb eine sehr stabile Holzkiste, verstärkt durch dicke Eisenbeschläge.
Simon kam zu Kalli in den Wachraum und sagte zu ihm: „Also, ich habe nichts gefunden, hier unten sieht es richtig aufgeräumt aus.“
„Hast du eine Idee, wie wir dieser Truhe auf den Pelz rücken können?“, Kalli stieß wieder leicht mit der Schuhspitze gegen die Kiste.
„Keine Ahnung, damit kenne ich mich auch nicht aus. Auf bekommen werden wir sie schon so oder so.“
„Was meinst mit so oder so?“, Kalli sah Simon fragend an.„Du hast doch in deinem Rucksack bestimmt etwas an Werkzeugen dabei“, Simon deutete auf Kallis Rucksack
.„Du meinst, wir sollen die Kiste mit Gewalt öffnen, „ fragte Kalli Simon überrascht, „dieser Zug von Simon für Kalli aber so etwas von neu, Simon und Gewalt.“
„Nein, aber mit Werkzeugen können wir das Schloss einfacher knacken“, Simon zeigte auf das große, wuchtige Bügelschloss. Kalli holte seinen Rucksack und kramte darin herum, er förderte einen Bund Dietriche, mehrere dünne fest Drähte, eine Kombizange, eine ganz spitze Zange und eine Metallsäge hervor.
Kalli musste lauthals lachen, manchmal ist Magie schon eine feine Sache. Kallis lautes Lachen lockte Litha und Egon in den Wachraum.
„Was gibt es so lustiges bei euch?“, fragte sie neugierig Kalli, Simon zeigte auf das von Kalli ausgepackte Werkzeug: „Er lacht darüber!“
„Das verstehe wer will, mir ist das zu hoch“, meinte Egon. Kalli konnte sich unterdessen beruhigen und seinen Freunden erklären, warum er so lachen musste: „Franz hat mir heute morgen gesagt, er habe meinen Rucksack an die Haustür gestellt, es dürfte alles darin sein, was ich möglicherweise gebrauchen könnte.“
„Das ist wirklich bemerkenswert“, kam es beeindruckt von Litha. Wieder mussten alle lachen, „das ist schon mehr als das, das grenzt doch schon an Zauberei“, lachte Egon lauthals.
Für einen Moment war Litha über die Äußerung von Egon erschreckt und sah schnell zu Kalli hinüber. Der tat reineweg so, als wäre nichts Besonderes gesagt worden. Wir drehen die Truhe herum, dann können wir das Schloss besser im Licht sehen. Verflixt, ist die Kiste schwer, keuchten die drei Jungen, trotz des kräftigen Haurucks der drei hat sich die Truhe kaum bewegt.
„Los, noch mal“, forderte Kalli seine Freunde auf, jetzt drückte Litha auch mit. Knirschend drehte sich die Truhe unter den Druck der vier Kinder und genauso knirschend entstand eine türgroße Öffnung in der linken Wand.
„Weiter, weiter, wir haben es gleich“, feuerte Kalli seine Freunde an, als alle drei wie auf Kommando Litha anschauten, die wie zur Salzsäule erstarrt auf die Öffnung in der Wand zeigte. Kalte, muffige Luft kam aus dem dahinter liegendem Gang in den Wachraum geströmt.
„Das haut doch den stärksten Bullen um“, staunte Egon überwältigt und klopfte Kalli anerkennend auf die Schulter:
„Mit dir hat man wirklich keine Langeweile:“
„Das ist doch nicht zu glauben“, murmelte Simon, " wie machst du das bloß immer?“
„Ich habe doch gar nichts gemacht“, verlegen grinste Kalli seine Freunde an, „ich habe auch bloß an der Truhe gezogen.“
„Los, los, kommt, gucken wir, wohin der Gang führt“, zappelte Egon ungewohnt aufgekratzt.
„Langsam, Moment noch“, ich möchte meine Sachen eben noch zu sammen packen“, Kalli verstaute das Werkzeug wieder in seinen Rucksack, warf sich den Rucksack über die Schultern, „jetzt können wir los gehen.“ Die vier gingen durch die Öffnung und traten auf eine Art Podest. Sie leuchteten mit den Taschenlampen den Gang hinunter, der sehr schräg hinunter führte. Litha schrie leise auf, das Podest, auf dem sie standen, bewegte sich!
Knirschend und rumpelnd bewegte es sich abwärts. Die Kinder hielten einander fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Während sie mit dem Podest ruckelnd immer tiefer fuhren, das Podest rutschte eine Schräge herunter, meinte Simon: „Hier ist es nicht so angenehm, wie in dem Kerker.“
„Es fühlt sich böse, zornig an, aber gar nicht gefährlich“, flüsterte Litha Kali zu.
Der nickte nur.
Im Schein der Taschenlampen konnten sie sehen, dass das Podest sie zu einem recht großen Raum brachte. Rüttelnd stoppte das Podest und die vier stiegen herunter. Sie sahen sich um und Egon meinte trocken: „Es sieht hier wie eine verlassene Baustelle aus!“
„Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen“, Kalli sah Egon an, „genau so sieht es hier aus.“ Kalli ging etwas weiter in den Raum hinein, überall lag noch Baumaterial herum. Steine, Bretter, Eisenstücke und Seile. Egon rief dann unerwartet laut: „Hier liegt unter einem Balken ein Skelett.“
„Hier auch“, rief Simon zurück, „aber das liegt halb unter dem Dreck.“
Zwei weitere Skelette wurden noch gefunden.
„Ob wir hierher gekommen sind, damit wir die Skelette befreien sollen?“, fragte Litha Kalli.
„Das ist sehr gut möglich“, gab Kalli Litha zur Antwort, „wir werden noch Experten darin, wenn das so weiter geht.“ Jetzt musste Litha trotz der beklemmenden Situation lachen. Simon rief Egon zu sich: „Pack mal mit an, ich kann das Skelett nicht heraus ziehen, sonst fällt es auseinander.“Die vier befreiten ein Skelett nach dem anderen und legten sie neben einander rechts von dem Podest auf den Rest Stroh.
Für alle spürbar hat sich das unangenehme Gefühl verändert. Dieser böse, zornige, auch enttäuschte Eindruck war verschwunden und alle hatten das Gefühl, als wäre hier Ruhe und Frieden eingekehrt.
An der Rückwand des Raumes fand Egon den Anfang eines wohl geplanten, weiteren Ganges, der aber schon nach wenigen Metern zu Ende war.
„Hier können wir nichts mehr machen, hoffentlich bringt uns der „Aufzug“ wieder nach oben“, kam es etwas unsicher von Simon.
„Mach bloß keinen Quatsch“, kam es entsetzt von Egon, „da hoch klettern möchte ich ganz sicher überhaupt nicht.“
„Puh, ich aber auch wirklich nicht“, sah Litha entsetzt zu der steilen Schräge.
„Versuchen wir es einfach“, praktisch wie immer, ging Kalli zu dem Podest und stellte sich darauf. Die anderen stiegen auch auf das Podest und nichts passierte!
„Oh je, oh je“, enttäuscht sah sich Litha um, „also doch klettern?“
Kalli leuchtete mit seiner Taschenlampe die Mauer rechts von dem Podest ab, aber an der Mauer war nichts Auffälliges zu entdecken. Kalli leuchtete jetzt die linke Mauer ab, wechselte wieder zu der rechten Mauer, wieder zur linken,
„Ich hab es, seht her“ und zeigte auf einen Stein, der aus sah wie alle anderen auch. Enttäuscht sagte Simon: „Der sieht aus, wie alle anderen auch:“
„Nein, eben nicht, seht mal genau hin“, forderte Kalli seine Freunde auf.
Litha beugte sich etwas vor und verlor dabei etwas ihr Gleichgewicht, sie stützte sich mit ihrer Hand an der Mauer ab – und rumpelnd setzte sich das Podest in Bewegung!Sehr trocken kam der Kommentar von Egon: „So kann man es auch machen!“ Ohne Probleme brachte das uralte Podest die Kinder wohlbehalten zurück in den Wachraum. Die Öffnung in der Wand schloss sich und die Truhe drehte sich in ihre alte Lage zurück.
Kalli versuchte noch, das Schloss an der Truhe zu öffnen, vergeblich, wahrscheinlich war die Truhe nur die Verriegelung für die Öffnung in der Wand.
In der frischen Luft stöhnte Egon erleichtert: „Und jetzt wird nur noch gegessen!“ Das anschließende Gelächter der vier löste die Spannung und Litha sagte bewundernd zu Egon: „Ich bin wirklich sehr erstaunt, dass du solange ohne Essen ausgekommen bist!“
„Da könnt ihr mal sehen, zu was ich alles fähig bin“, konterte Egon spitzenmäßig. Die vier kamen aus dem lachen gar nicht mehr heraus. Litha stellte wieder das mitgebrachte Essen auf den flachen Stein und dann war nur noch das zufriedene Mampfen von Egon zu hören!
Auf dem Hauptmarkt angekommen, sagten sie sich tschüss, wir melden uns und Kalli ging mit Litha nach Haus.
Kalli ging außen herum direkt in die Garage zu Franz und bedankte sich für die eingepackten Sachen und erzählte Franz dann von ihrem Abenteuer unter der Burgruine. Franz hörte sehr genau zu und schüttelte manchmal mit dem Kopf. Als Kalli geendet hatte, meinte Franz trocken: „Mit dir haben deine Freunde jedenfalls keine Langeweile.“
Kalli grinste Franz vergnügt an: „ Das haben die auch schon gesagt.“
Franz wechselte das Thema und fragte Kalli, wann er mit der Duplizierung beginnen wollte? Kalli sah Franz an: „Ich wollte mir heute Abend Notizen darüber machen. Ich dachte mir, ich schicke immer zwei Duplis von mir zusammen los, ausgestattet mit allen Waffen und Zauber den ich von dir und meinen Eltern bekommen habe.“
„Das ist gut, die Idee finde ich prima“, stimmte Franz Kalli zu, „dann können sie sich gegenseitig Deckung geben, falls sie auf etwas stoßen sollten.“
„Wir sehen uns beim Abendessen“, mit diesen Worten verabschiedete sich Kalli von Franz
.Kalli saß an seinem Schreibtisch und entwarf so etwas wie einen Einsatzplan seiner Duplis. Er nahm einfach eine Windrose, setzte jeweils zwei Duplis auf die Hauptrichtungen, dann je zwei auf die Halbrichtungen. So kam Kalli auf acht zweier Gruppen, er packte jetzt alle Waffen und Zauber in seine Taschen, auch an den Gürtel und an seinem linken Unterarm. Kalli checkte noch mal alles durch und führte dann die erste Duplikation durch. Seinen beiden Spiegelbildern gab er genaue Anweisungen und schickte sie nach Norden. Die nächsten Duplis nach Nordosten, nach Nordwesten und immer so weiter. Als neuer Feature hatte er den Duplis die Möglichkeit sich zu miniaturisieren! Als Winzlinge konnten sie dann wirklich unbemerkt überall hingelangen und alles ausspionieren. Sie sollten sich sporadisch alle drei Tage melden, außer bei interessanten Feststellungen natürlich sofort.
Erstaunt stellte Kalli mit einem Blick auf seine Uhr fest, dass es schon sehr spät geworden war. Schnell war er daraufhin in sein Bett verschwunden.Die nächsten Tage kleckerten so dahin, Simon und Egon waren mit ihren Eltern unterwegs und Litha mit ihren Eltern auf Besuchstour, wie sie es nannte.
Von seinen Duplis kamen nur die Routinemeldungen, hier und da mal eine hauchdünne Spur und einen kaum sichtbaren Hinweis, aber einfach nichts Konkretes.
In der letzten Ferienwoche trafen sich die vier am Baumhaus und hingen erst mal nur so herum, Egon schaute schon früh in den Rucksäcken nach, was da wohl an essbaren eingepackt war. Als Litha sagte, dass sie gerne mal eine längere Radtour mit ihnen machen würde, Egon schreckte hoch: „Was meinst du mit längere Tour?“
„Na ja“, meinte Litha, „so zwei, drei Tage mit Übernachtung in einer Jugendherberge oder im Zelt.“ Kalli und Simon waren sofort Feuer und Flamme, Egon wurde vor Schreck ganz blass: „Ihr meint das doch nicht ernst?“
„Doch“, kam es unisono von den dreien!
„Was habe ich bloß für Freunde“, jammerte Egon gekonnt vor sich hin.
„Wie stellst du dir die Tour vor“, wurde Litha jetzt von den drei Jungen bestürmt. Litha holte ein gefaltetes Blatt hervor und zeigte den Jungen ihren Vorschlag. Kali und Simon grinsten Egon freundlich an: „Die Strecken schaffst du sogar mit links!“
„Mit links ja, aber was sagt mein Hintern dazu?“ Egon tat immer noch tödlich erschreckt.
„Wenn du es überhaupt nicht mehr schaffst, ziehe ich dich schon, ok?“ Litha schaute Egon ganz lieb an und knurrend willigte er dann ein.
„Meint ihr, wir schaffen noch morgen früh los zu fahren“, fragte Litha die Jungen? Alle drei nickten und Litha schlug vor, dass sie sich am Westturm treffen.
Recht früh waren die vier am Westturm und Egons Gepäck wurde gebührend bestaunt. Litha fragte voller Bewunderung: „Wie viel Wochen willst du unterwegs sein?“ Egon tat ein bisschen doof: „Ich weiß gar nicht, was du meinst!“ Litha zeigte jetzt einfach auf das sehr umfangreiche Gepäck, dass sich auf dem Gepäckträger von Egons Fahrrad türmte. Kalli und Egon kicherten sich einen, Egon nörgelte herum: „Ständig habt ihr etwas an mir auszusetzen.“ Das Gekicher steigerte sich zu einem brüllendem Lachen, in dem Litha sofort mit ein stimmte. Egon sah sich mit knurrigem Gesicht um und lachte dann laut mit. „Wenn es den Herrschaften recht ist, können dann endlich los fahren?“, wieder toste lautes Lachen auf.
„Jetzt wird Egon energisch“, prustete Litha mit leuchtenden Augen, so mag sie ihre Freunde. Die Gruppe fuhr nach rechts auf die Ringstrasse, bog nach links auf die Bundesstrasse ein, folgte dieser nur ein paar km und bog dann nach rechts in eine kleine Nebenstrasse ein.
Hier war das Radfahren sehr viel angenehmer, weil kaum Verkehr herrschte. Litha fuhr neben Kalli und Simon zusammen mit Egon. Die vier hatten einen guten Tag für ihre Tour erwischt. Die Sonne schien, wurde aber durch die lockeren Wolken nie zu heiß. Der leichte Wind strich angenehm über die Gesichter. Die schmale Strasse wand sich durch Felder und Wiesen, oft durch lange Wälder.
Die von Litha ausgeguckte Jugendherberge erreichte die Gruppe schon kurz vor Mittag.
„So gefällt mir das richtig gut“, Egon schaute sich zufrieden um und steuerte sofort auf einen Tisch zu.„Hier können wir prima sitzen und Mittagessen“, verkündete er und begann schon auszupacken.
„Sollen wir uns nicht erst mal in der Jugendherberge anmelden?“, wagte Litha zu fragen.
„Kannst du ja machen, ich esse jetzt“, kaute Egon bereits mit dicken Backen.
Geschlagen setzten sich die drei dazu und packten ihre Lunchpakete aus. Egon grinste sie der Reihe nach an: „Geht doch!“
Nach dem Essen und nachdem sich die vier angemeldet hatten, stromerten sie in der näheren Umgebung der Jugendherberge herum. Das Haus lag sehr schön auf einem flachen Hügel und man hatte einen schönen Blick in das weite Land. Viel Wald und sehr wenig Menschen weit und breit.
Zum späten Nachmittag traf eine Gruppe Pfadfinder ein und sofort war Stimmung in dem Haus. Der Leiter der Jugendherberge zündete zum Abend ein Feuer an und alle Gäste versammelten sich darum. Die Pfadfinder kannten eine Menge Lieder und einige konnten Kalli und seine Freunde sogar mitsingen!
Am nächsten Tag führte Litha ihre Freunde zu einem kleinen See, an dem schon mächtig Betrieb war. Schnell hatten sie Badeklamotten an und sprangen in das angenehme Wasser. Erst spät am Tag zeigte Litha an, das sie noch ein Stück weiter fahren mussten.
Eine knappe Stunde später kamen sie in der nächsten Jugendherberge an, die aus mehreren kleineren Holzhäusern bestand. Das Haus hatte sehr wenige Gäste und so kümmerte sich der Leiter des Hauses um die vier. Der Mann konnte spannend erzählen und brachte die Geschichte der Gegend interessant herüber.Mit einer gemütlichen Tour durch den Tag brachte Litha ihre Freunde sicher nach Haus und sogar Egon bequemte sich zu zugeben, dass es richtig gelungenen Tage waren. Litha strahlte!
Von den Duplis kamen nur Standartmeldungen herein, die letzten Tage trödelte Kalli nur so herum.Dann hatte der Schulalltag ihn und die anderen Kinder wieder voll im Griff.
Die Probleme mit der Schattenwelt rückten fürs erste etwas in den Hintergrund. Kalli konnte unbeschwert in die Zahlen – und Formelwelt der Mathe eintauchen, die skurrilsten Experimente im Chemie – und Physikunterricht genießen und sich im Musikunterricht herrlich entspannen.
Mit Litha sprach er über die negativen Meldungen der Duplis und Litha glaubte unbeirrt an den Erfolg seiner Aktion.
„Irgendwo steckt die Schattenwelt, irgendwo hat sie ein Versteck gefunden, denn ich glaube nicht, dass die Angriffe auf uns einfach so aus heiterem Himmel kamen. Da steckt mehr dahinter.“
„Das glaube ich auch und ich bin mir sicher, dass das ganze Übel auf den Riesen Zauber aus der Vergangenheit beruht, ich komme bloß noch nicht dahinter.“
Litha tröstete Kalli: „ Denk nicht immer daran, irgendwann fällt der Groschen.“ Sie wünschten sich eine gute Nacht und Kalli ging auf sein Zimmer.Die Zeit bis zu den Herbstferien verging ohne jede Besonderheit, auch die Herbstferien gingen so vorbei.
Weihnachten kam in Sicht und von den ausgesandten Duplis kamen immer noch nur Standartrückmeldungen. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr konnte Kalli mit seinem Vater und Franz ein längeres Gespräch führen. Thema war natürlich die Erfolglosigkeit seiner Aktion mit den Duplis.
Franz sah Kalli sehr intensiv an, als Kalli wieder den alten Zauber erwähnte: „Ich bin mir so sicher, dass es etwas mit diesem Zauber zu tun hat. Ich bin so nah daran, aber es fällt mir einfach nicht ein.“
Franz sagte zu Kalli: „ Einen kleinen Moment, ich glaube, ich habe da etwas, was dir vielleicht auf die Sprünge hilft.“ Franz ging und kam sofort wieder mit einem Buch unterm Arm, zurück. Es war ein sehr altes Buch, der Goldschnitt war schon verblasst und der schwere Ledereinband zeigte deutliche Spuren seines Alters.
„In dem Buch steht die ganze Geschichte unserer Ahnen, der Streit, die Trennung des Stammes, die Besiedelung des Tales, einfach alles.“
Kalli bedankte sich bei Franz und Franz und sein Vater sagten wie aus einem Mund zu Kalli: „Wir haben dir zu danken.“ Verblüffte sah Kalli die beiden großen Männer an. „Wieso?“
„Hat schon seine Richtigkeit“, freundlich nickten die beiden Männer den Jungen zu.
Für Silvester hatte Franz wieder ein sagenhaftes Feuerwerk vorbereitet und Kalli und Litha wurden im dicken Schnee in die Schule gebracht. Franz hatte Spaß wie ein kleines Kind, mit seinem großen Geländewagen fuhr er durch den hohen Schnee, als wenn es nichts wäre. Die mächtigen Räder wühlten sich durch den Schnee und der starke Motor brummte dazu.
Von der Strasse, die zur Schule führte, bog links ein Weg in den Wald ab und bevor die beiden Kinder es richtig erfasst hatten, wühlte sich der Geländewagen von Franz durch den unberührten Schnee. Von den Ästen, die der Wagen streifte, fielen Massen von Schnee auf den Wagen. Franz junkste wie ein kleiner Junge. Der Geländewagen schüttelte seine Insassen kräftig hin und her, aber das tat dem Vergnügen keinen Abbruch.
Kurz vor dem Parkplatz kamen sie wieder auf die Strasse. Auf dem Parkplatz vor der Schule tobte die größte Schneeballschlacht, die Kalli je erlebt hatte, sekundenschnell war er und Litha mitten im Geschehen. War das ein Gekreische und Gejohle, alles tobte mit, vom jüngsten Schüler bis zum Seniorschüler, selbst einige Lehrer machten tüchtig mit. Jeder bewarf jeden mit Schneebällen. Kalli sah, wie Franz einige gut gezielte Schneebälle gegen größere Jungen warf, die sich ein böses Vergnügen daraus machten, viel kleinere Schüler unfair einzuseifen. Kalli hob grinsend seinen Daumen in die Luft, das war Franz!
Klatschnass und durch gefroren, aber mit blitzenden Augen brachte Kalli Litha zu ihrem Zimmer. Wenig später stand er singend unter der heißen Dusche und er sang dabei, Laut und grässlich falsch, so laut und falsch, das seine Zimmernachbarn empört an die Wände schlugen.
Im Laufe der unendlichen Jahrhunderte ergab es sich einfach, dass sich zwischen den Heilkundigen und den Anhängern der schwarzen Magie eine Kluft auftat. Eine tiefe, unüberbrückbare Kluft. Von Seiten der schwarzen Magie wurde diese Kluft bewusst und ganz gezielt mit fiesen Gehässigkeiten vertieft, bis es irgendwann so weit war.
Die Magie brach endgültig auseinander, die schwarze Magie feierte sich selbst als Sieger und schikanierte und drangsalierte die Heilkundigen, wo immer sie konnten. Mit ihrem magischen Können waren sie lange Zeit den Heilkundigen in fast allen Dingen überlegen, dass änderte sich im Laufe der Zeit aber rapide. Für die Heilkundigen blieb für immer vorrangig die Pflege kranker Menschen, aber sie lernten dazu, sie konnten sich gegen die schwarzen Magier wehren. Die Heilkundigen schafften Zauber, die den schwarzen Magiern schwer zu schaffen machten. Die Schikanen zwischen den verfeindeten Magiern und Heilkundigen schaukelte sich bis zu einem offenen Konflikt auf.
Die hohen Verluste auf beiden Seiten vernichteten fast die gesamte Magie. Die wenigen Überlebenden verkrochen sich in die ab gelegensten Winkel dieser Welt und leckten ihre Wunden. Sehr langsam erholten sich die Heilkundigen und gründeten ein Heilhaus für den so dringend benötigten Nachwuchs.
Von der schwarzen Magie war nichts zu hören.
Das Heilhaus fand guten Anklang und so konnten die alten Heilkundigen wieder die jungen Frauen und Männer zu den Menschen schicken, die dringend Krankenpflege brauchten.
Die dunklen, unwirklichen Zeiten mit ihren Ungeheuern, Drachen, bösen Hexen und Magiern verlor sich langsam in der neuen Gegenwart. Die Menschen brachten Eroberer, Seeleute hervor, die die Weltmeere befuhren, Wissenschaftler, die behaupteten, die Erde sei eine Kugel und alles andere als der Nabel der Welt. Neue Welten wurden entdeckt, fremde Kulturen, von unbekannten Völkern erschaffen, ganze Kontinente wurden von tollkühnen Seefahrern gefunden. Die Technik brachte die verrücktesten Sachen unter die Menschen. Schlimme Kriege zerstörten wieder vieles, die Menschen kämpften für alles und nichts. Ganze Völker wurden vernichtet, fremde Gebiete besetzt, sie schlugen sich für ihre Götter und für den Mammon. Sie verbrannten Menschen wegen ihrer Überzeugung oder auch nicht. Recht hatten der Klerus und die Obrigkeit.Die
Heilkundigen zogen sich immer mehr zurück, sie wurden von den Menschen nicht mehr gebraucht, jetzt hatten sie kluge Ärzte, die in ihren Körpern herum schnitten, um sie zu heilen! In dieser Zeit aller neuen Dinge griffen die schwarze Magie die wenigen Heilkundigen an, um ein für allemal die Oberhand zu gewinnen. Aber die Heilkundigen wussten um die alten großen Zauber und in ihrer Verzweifelung setzten sie diese Zauber gegen die schwarze Magie ein. Die Auseinandersetzung wurde zu einer furchtbaren Schlacht ohne jedes Erbarmen, beide Seiten setzten ihr gesamtes Wissen und ihr Können ein, um den Gegner jeden nur erdenklichen, jeden nur möglichen Schaden zu zufügen. Der Kampf wogte hin und her, aber keine Seite konnte gewinnen und keine Seite konnte verlieren, sie waren gleich stark und nach langen, langen Kämpfen zogen sich die schwarzen Magier mit wüsten Drohungen zurück und die Heilkundigen verschanzten sich in dem alten Heilhaus.
Die Heilkundigen sprachen lange über die ewigen Streitereien mit der schwarzen Magie und beschlossen, sich mit dem alten Heilhaus in eine Fantasiewelt zu begeben, die unerreichbar für die schwarze Magie war. Gesagt, getan. Die Heilkundigen verschwanden für lange Zeiten aus der Welt und damit aus dem Gedächtnis der Menschen. Irgendwann gab es sie nur noch in Sagen, Märchen und Fabeln.
Die schwarze Magie hingegen machte sich einen Spaß daraus, die Menschen mit gemeinen, schrecklichen Katastrophen, Unwettern und Kriegen zu terrorisieren. Aber auch mit kleinen Gemeinheiten schikanierten sie die Menschen bis aufs Blut und immer war der Hintergedanke dabei, an die Heilkundigen und damit an die Nachkommen derer von Ronnersson zu gelangen.
Die Heilkundigen bauten in ihrer kleinen heilen Welt das alte Heilhaus zu einem prächtigen Gebäude aus, sie experimentierten ungestört von allen in ihren Laboratorien und fanden erstaunliche Dinge heraus. Sie waren jetzt in der Lage, sich nur mit reiner Willenskraft durch die Luft zu bewegen, sie kamen rasend schnell von einem Ort zum anderen. Sie konnten alle Dinge bewegen, aber der größte Zauber war und blieb der Zauber, der alles einschließen konnte, egal was, wie groß oder sonst etwas und einschrumpfen bis zu einer handlichen Größe einer Tabakdose.
Sie beobachteten interessiert die Entwicklung der Außenwelt und nutzten die Technik der Menschen. Die wenigen albernen Versuche der schwarzen Magie, in ihre Fantasiewelt einzudringen, wehrten sie mit Leichtigkeit ab.
Die schwarze Magie tobte und kochte vor Wut über die Überlegenheit der Heilkundigen und ließ diese wieder an die Menschen aus. Der oberste Rat der Heilkundigen beschloss aufgrund dieser Ausbrüche der schwarzen Magie, eine Gruppe der besten Heilkundigen in die Außenwelt zu schicken, die dafür sorgen sollten, dass die schwarze Magie nicht die Oberhand in der Außenwelt erreichen konnte.
Es waren vier Heilkundige, die diesen Auftrag erhielten, ein Mann, ein sehr große und kräftiger Mann, eine rundliche, sympathische, fröhliche Frau und ein elegantes Paar! Das Paar suchte sich in aller Ruhe ein neues zu hause in der Außenwelt und fand es mit einem schönen alten Haus in einer kleinen Stadt. Sie suchten dann eine Hausdame und wem wundert es, meldete sich doch prompt die fröhliche, sympathische Frau und die Frau übernahm sofort das Regiment in dem Haus. Dann wurde ein Chauffeur gesucht und wieder kam es, wie es kommen musste, der sehr große und sehr kräftige Mann übernahm den Job!
So fand sich die kleine, aber schlagkräftige Truppe der großen Magie zusammen und versuchte von Stund an, der schwarzen Magier die Schranken aufzuzeigen. Sie bauten ein Nachrichtennetz auf und waren ständig unterwegs, um heraus zu finden, wo sich die schwarze Magie in ihrer Schattenwelt verbirgt. Sobald die vier Heilkundigen von der großen Magie ein Unglück oder eine Katastrophe der Schattenwelt zu ordnen konnten, schlugen sie erbarmungslos zu.
Die schwarzen Magier der Schattenwelt erlitten furchtbare Verluste, bis sie begriffen, dass sie diese schlimmen Verluste nicht den Menschen, sondern der großen Magie zu verdanken hatten. Wieder schaukelte sich der Konflikt zu einer höllischen Eskalation hoch. Mit den niederträchtigsten Zaubern versuchte die Schattenwelt gegen die große Magie anzukommen, es war vergeblich. Die Schattenwelt wurde so vernichtend geschlagen, dass sie ratzekahl von der Bildfläche verschwand. Die wenigen Überlebenden der schwarzen Magie verkrochen sich in eine alte zerfallene, vergessene Ruine.
Dem Paar, der Frau und dem Mann gefiel es in der Außenwelt so gut, dass sie der großen Magie den Vorschlag machten, als eine Art Außenposten ihre Ohren an die Zeit zu legen und wachsam auf die Schattenwelt zu achten. Die große Magie stimmte, nach einer kurzen Beratung, dem Vorschlag zu und so kam es, dass die letzten Heilkundigen vom Ronnerssonberg in der kleinen Stadt bleiben konnten. Sie nannten sich jetzt nur noch Ronners, dem großen Mann gefiel der Name Franz für sich, warum auch immer und die rundliche, sympathische Frau nannte sich fortan Ingeborg!
Die vier fanden heraus, dass die Schulen für Hochbegabte von der Schattenwelt geschaffen worden sind, um zum einen unauffällige Posten zu haben, aber zum anderen und das war das ausschlaggebende, dienten die Schule für die Suche nach den Heilkundigen der großen Magie und ganz besonders für die uralte Jagd auf die Nachkommen derer vom Ronnerssonberg!
Es hat sich im Laufe der Zeit so geregelt, dass sich die beiden Frauen um das Haus und um die Stadt kümmern, auch die nähere Umgebung im Auge behalten. Während die beiden Männer weltweit die Schattenwesen auftrieben und vernichteten.
Die meisten der Schulen waren während der Suche der beiden Heilkundigen von der Schattenwelt aufgegeben worden, genau genommen hatten sie nur noch eine Schule als Stützpunkt. Franz hatte in den Schulen mächtig aufgeräumt.Franz spürte schon beim annähern an eine dieser Schule sofort, ob die Schattenwelt noch präsent war oder nicht.
Vor einiger Zeit hatte Franz so einen Fall. Er hatte in einer größeren Stadt von dieser Schule für Hochbegabte erfahren und alle Befragten bestätigten Franz, dass diese Schule einen sehr guten Ruf genoss. Schon auf den Weg zu der Schule wurde Franz von den Schattenwesen wütend attackiert, sie stürzten sich aus allen Winkeln auf das Auto von Franz, als wollten sie unter allen Umständen verhindern, dass er die Schule erreicht.
Franz stellte sein Auto auf dem Parkplatz vor der Schule ab und betrat das sehr große Schulgebäude. Es wimmelte von Schülerinnen und Schülern, die Kinder machten einen unbekümmerten, ausgelassen fröhlichen Eindruck. Die Schattenwelt hatte ihre Anwesenheit hervorragend getarnt. Aber das erscheinen von Franz löste bei den Schattenwesen höchste Alarmstufe aus. Franz sah, dass jetzt in dem ganzen Gebäude die Schattenwesen aufgeregt herum sausten.
Franz erreichte die Mensa und löste damit nahezu eine Panik bei den Schattenwesen aus. Eine übergroße Fratze, eine widerliche Visage projektierte sich auf die freie Rückwand des großen Raumes. Mit einer sich überschlagenden Stimme beschimpfte und verfluchte er das Eindringen von Franz und schickte Unmengen der Schattenwesen.
Franz konnte diese Angriffe leicht abwehren, weil die Schattenwelt wegen der so wichtigen Tarnung sehr vorsichtig mit ihren Angriffen sein musste. Sie konnte es nicht riskieren, dass die normalen Schüler von ihrer Anwesenheit erfuhren.
Franz hatte sich in einem schützenden Zauber gehüllt und konnte sich jetzt voll auf die Fratze an der Wand konzentrieren. Er hantierte einen Moment an etwas herum, hob dann seinen linken Arm schnell hoch und schleuderte mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit einen kleinen Gegenstand mitten in das ekelhafte Gesicht.
Mit erschreckendem Entsetzen, aber auch voller Wut sah das Gesicht auf den heran fliegenden Zauber und schrie seinen Zorn, seine ganze Wut in einem irren Gebrüll Franz entgegen. Der sah gelassen zu, wie sein Zauber die Fratze zusammen schrumpeln ließ. Mit einem fast klagenden Laut verschwand es in dem Zauber. Franz streckte seine rechte Hand aus und der Zauber legte sich hinein.
Franz steckte den Zauber in eine Tasche, die er über der Schulter trug und wurde dabei von einem sympathischen, älteren Herrn angesprochen: „ Besuchen sie einen Schüler?“
Franz nickte bestätigend und erkannte das Gesicht wieder! Diese Schule hatte die Schattenwelt auch verloren, da war sich Franz ganz sicher.Zu hause erfuhr er von Ingeborg, dass zwei weitere Heilkundige die große Magie verlassen haben und jetzt in dem Haus gegenüber leben.
Nach dem eintreffen des Hausherrn und seiner Frau, erfuhr er von der Frau, dass ihre Schwester erwägt, auch in die Außenwelt zu kommen. Die große Magie wird auf Dauer etwas eintönig, trotz aller Möglichkeiten, die sie bot. Franz gab seinen Bericht ab und alle waren daraufhin sicher, dass sie die Bedrohung der Schattenwelt im Griff hatten, es kann nicht mehr viele Standorte von ihnen geben, bei den Verlusten , die sie hinnehmen mussten.
Sie hielten trotzdem Wachsamkeit und ihre Kontrollen bei, versuchten aber, für sich ein normales Leben aufzubauen. Sie nahmen an gesellschaftlichen Ereignissen der kleinen Stadt teil, unterstützten großzügig soziale Projekte, stifteten großzügige Beträge für den Erhalt alter Gebäude. So konnte mit dieser Hilfe die beiden Kirchen renoviert werden, das Rathaus erhielt endlich das so dringend benötigte Dach, der Hauptmarkt konnte neu gestaltet werden und der Kindergarten erhielt neue Spielsachen.
Und das Sommerfest der Ronners feierte Premiere! Die Heilkundigen der großen Magie waren in der Neuzeit angekommen und nutzten alle Techniken für die Überwachung der Schattenwelt. Franz fand heraus, dass die Schattenwelt alle Schulen für Hochbegabte bis auf zwei verlassen hatten. Einer dieser Schulen war nur etwas mehr als eine Autostunde von der kleinen Stadt entfernt und auf diese Schule konzentrierte sich jetzt die Wachsamkeit der Heilkundigen.
Das Paar hatte auf ihren vielen Reisen, weit unten im Süden, auf einer schönen Insel, ein Haus erstanden und pendelte jetzt zwischen diesen beiden Häusern hin und her. Dadurch wurde von ihnen ein sehr großer Bereich ständig kontrolliert. Die schwarze Magie zog sich mehr und mehr zurück, die erlittenen Verluste konnte sie nicht mehr kompensieren und so hielten sie nur an den beiden bekannten Standorten fest, immer noch in der Hoffnung, die Heilkundigen vom Ronnerssonberg vernichten zu können.
Kalli klappte das alte Buch, das er von Franz bekommen hatte, enttäuscht zu. Eine feine Staubfahne kräuselte sich vom Buch hoch. Von dem Buch hatte er vieles erfahren und verstand jetzt viele Zusammenhänge, aber im Kernproblem hatte das Buch auch nicht geholfen. Grübelnd strich Kalli unbewusst über den harten Ledereinband und spürte plötzlich eine ungewohnte Bewegung. Das Buch bewegte sich wie jemand, der aus einem langen Schlaf erwachte. Die Ecken des Buches reckten und streckten sich wie zu kurz geratene Arme und Beine. Es hüstelte, mehr Staub kräuselte auf und eine dünne Stimme fistelte leise: „Ich hatte schon befürchtet, dass mich kein Magier mehr benötigt! Was sind das für seltsame Zeiten geworden.“ Kalli schaute das Buch erstaunt an: „Du kannst auch sprechen?“ Auf dem Buchdeckel formte sich ein kleines Gesicht, ein altes und kluges Gesicht: „Für einen Magier bist aber noch sehr jung:“
Kalli beeilte sich zu sagen, dass er noch tüchtig lernt.
Damit gab sich das Buch erstmal zufrieden.„Du suchst doch etwas ganz bestimmtes?“, wurde Kalli von dem Buch gefragt und Kalli erklärte dem Buch das Problem seiner Familie mit der Schattenwelt, die einfach keine Ruhe gibt und ständig mit fiesen Attacken versucht, ihnen Schaden zu zufügen. Das Buch nickte ein paar Mal, während Kalli erzählte, stellte einige Fragen und als Kalli fertig war, begann das Buch zu erzählen.
So erfuhr Kalli die lange Geschichte derer von Ronnersson bis hinein in die tiefste Vergangenheit. Er erfuhr dabei alles, angefangen von dem Umherziehen des kleinen Stammes, die Streitereien, die Trennung, die Siedlung im Tal und auf dem Ronnerssonberg, das zufällige Zusammentreffen der verfeindeten Gruppen. Auch von den bösen Angriffen des schwarzen Magiers, die dann irgendwann eskalierten und die Heilkundigen vom Ronnerssonberg die ganze Gruppe des schwarzen Magiers in einem mächtigen Zauber einschlossen und in die tiefste Unterwelt jagten.
Für das Tal und den Menschen war es leider zu spät, sie waren von dem schwarzen Magier entsetzlich geschlagen worden. Das Tal und die Burg verwaisten und verödeten restlos.
Nur der unbändige Hass des schwarzen Magiers brannte weiter und dieser Hass schaffte es dann auch, den mächtigen Zauber der Heilkundigen zu brechen und seitdem ist der schwarze Magier voller furchtbarer Rachegelüste auf der Suche nach den Nachkommen derer von Ronnerssonberg.
Leider ist es ihm gelungen, euch zu finden und er wird alles daran setzen, euch alle endgültig zu vernichten.
Kalli nickte, so in etwa hatte er sich das schon gedacht: „Mit welchen Zauber kann ich die schwarze Magie besiegen?“, fragte Kalli das jetzt schweigende Buch.
„Ich weiß es nicht“, antwortete ihm das Buch, „ich kann nur vermuten, dass der mächtige Zauber vom Ronnerssonberg dabei eine große Rolle spielt.“
„Genau darauf bin ich auch gekommen, alles deutet daraufhin, dass der große Zauber von damals diese unbändige Wut der schwarzen Magie ausgelöst hat. Hinzu kommt natürlich auch noch die Wut und die Enttäuschung über seine Niederlage bei der Trennung von seinem Stamm.“
Kali hielt inne, auch das Buch schwieg einen Moment.
„Was weißt du über diesen großen Zauber, der die schwarze Magie so wütend machte?“, fragte Kalli das alte Buch. Das kleine Gesicht auf dem Buchdeckel öffnete etwas schläfrig seine Augen: „Entschuldige bitte, ich bin nach dem langen Schlaf noch nicht ganz wach!"
„Die Legende erzählt“, das Buch bewegte sich ein wenig, so ist es bequemer und fuhr fort, „also, die Legende erzählt, dass die Heilkundigen vom Ronnerssonberg diesen Zauber als allerletzte Verteidigung gegen den Angriff der schwarzen Magie eingesetzt hatten. Als die Heilkundigen sahen, dass das Tal, die Menschen, die Tiere, die Häuser und alle Felder vernichtet waren und die Siedlung auf dem Berg nicht mehr zu halten war, setzten sie diesen gro0en Zauber ein. Drei der stärksten Heilkundigen lösten diesen Zauber aus, der die schwarzen Magier für immer einschließen sollte. Der Zauber schrumpfte, nachdem er alle Magier eingeschlossen hatte, zu einem kleinen, ja, winzigen Gefängnis zusammen und dieses kleine Gefängnis wurde von den drei Heilkundigen in die tiefste aller Unterwelten geschleudert!“
Das Buch bewegte sich wieder ein wenig, sah Kalli an, der mit offenen Mund und großen Augen gespannt zu hörte, nickte zufrieden und fuhr fort: „Der schwarze Magier muss es in den langen Zeiten, die er mit seinen wenigen Gefährten qualvoll in dem engen Gefängnis verbringen musste, gelungen sein, sich aus diesem großen Zauber zu befreien. Wie ihm das gelungen ist, weiß niemand, eigentlich ist er kein so guter Magier, er überschätzt sich ständig. Aber er konnte sich und seine Gefährten befreien und seit diesem Zeitpunkt war er auf der Suche nach euch. Er kannte nur noch ein Ziel und das war und ist seine Rache an euch und eure Vernichtung.“
Beinah erschöpft schloss das alte Gesicht seine Augen: „Ich muss jetzt ein wenig ruhen.“
„Sag mir noch, mit welchem Zauber ich die schwarze Magie besiegen kann“, erwartungsvoll sah Kalli in das kleine Gesicht.Aber es erfolgte keine Reaktion mehr, das Buch schlief tief und fest. Kalli nahm ein Kissen und legte das alte Buch sehr vorsichtig darauf. Erstaunt sah Kalli, wie sich das Buch wohlig in das Kissen kuschelte und äußerst zufriedene Töne von sich gab!
Kalli war von der Geschichte noch so sehr aufgewühlt, dass er selbst noch nicht schlafen konnte. Er schaltete das Fernsehgerät ein und machte es sich in seinem Sessel bequem.
Den Sonntagmorgen verbrachte Kalli mit seinen Eltern, Kalli hatte seinen Eltern von dem Buch erzählt, dass er von Franz bekommen hatte und was ihm das Buch über den großen Zauber berichtet hatte. Sehr angeregt unterhielten sich die drei darüber. Franz kam etwas später dazu, die drei informierten Franz über ihr Gespräch und Franz sagte zu Kalli überzeugt: „Ich bin mir sehr sicher, dass du von dem Buch noch erfährst, was es mit dem großen Zauber auf sich hat!“
Lithas Eltern brachten Kalli und Litha am späten Nachmittag zur Schule und Kalli Litha in ihr Zimmer. Kurz darauf verließ Kalli Litha und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. In der Mensa trank er noch eine Cola und wurde von drei älteren Schülern wieder unzweideutig angepöbelt. Wieder roch es mehr als unangenehm und die drei verbreiteten eine Kälte, die Kalli schaudern ließ. Kalli sah sich diesmal die drei sehr genau an, diese Typen wird er nicht mehr vergessen. In den Gesichtern leuchtete der ganze Hass der schwarzen Magie, für Kalli war es immer wieder erstaunlich, wie leicht die schwarze Magie Wasserträger fand.
Eigentlich müsste doch jeder normale Mensch eine Abscheu vor dieser Art Magie haben. Kalli ging auf sein Zimmer, er wollte sich schon bald schlafen legen, denn die kommende Woche hat es in sich. Drei Arbeiten standen auf dem Plan, da musste er besonders fit sein.
Nach dem Abendessen machte Kalli mit Litha und Carlos noch eine kleine Runde durch das Sportgelände. Die drei sprachen spanisch, was natürlich Carlos besonders gut gefiel, aber auch Kalli hatte Spaß daran, sich in der spanische Sprache zu unterhalten, weil er die Sprache von Kindesbeinen an kannte.
Er konnte sich schnell mit Felicitas und Pepe in ihrer Sprache unterhalten. Litha konnte auch schon gut mithalten, obwohl alle drei nur die englische und die französische Sprache lernten. Die drei bogen nach links zur Gokartbahn ein, als sich der Boden bewegte, in heftigen Wellen ging es auf und ab, als wolle der Boden die drei wegschleudern.
Kalli packte Litha und Carlos mit einem harten, schnellen Griff und Litha klammerte sich fest an seinen Arm. Mit sehr schnellen Handbewegungen löste Kalli einen schützenden Zauber um sie aus.
Ein hässlichen Lachen tönte auf und wieder stank es widerlich und die Kälte hüllte die drei ein. Oberhalb des Weges zur Gokart-Bahn erschien ein Gesicht, besser eine widerliche Visage und spuckte Gift und Galle: „Euer letztes Stündlein hat geschlagen, es ist mit eurem Hochmut vorbei. Endlich habe ich den letzten Spross derer vom Ronnerssonberg gefunden.“ Grell auflachend und mit funkensprühenden Augen schleuderte die Fratze Schattenwesen auf die drei, die immer noch Not hatten, durch die heftigen Wellen Bewegungen des Weges ihr Gleichgewicht zu halten.
Die Schattenwesen prallten heftig gegen den von Kalli geschaffenen Zauber, sie versuchten ihre Krallen in den Zauber zu schlagen, einige versuchten sogar hinein zu beißen. Es wurden mehr und mehr von den Schattenwesen, die Bestietalen und die Warakale klammerten sich an den Zauber und rissen ihn hin und her. Jetzt wurde es Kalli doch zu viel und er rief Franz an, gedankenschnell stand Franz vor ihrem Zauber!
Er grinste die drei in dem Zauber beruhigend an und griff an! Seine Schwert ähnliche Waffe fuhr blitzschnell in die Meute der angreifenden Reptitoren, Bestietalen und Warakale! Jeder Treffer bedeutete ein Schattenwesen weniger und Franz traf immer!
Kalli staunte Franz fassungslos an, dass Franz groß und stark war, wusste er ja, aber jetzt kam ihm Franz noch mal so groß vor. Wie eine Kampfmaschine kam er ihn vor. Franz wehrte nicht nur den Angriff der Schattenwesen ab, er ging selbst zum Angriff über! Nach jedem Hieb machte Franz einen Schritt vorwärts auf das hässliche Gesicht zu.
Als Kalli sah, dass die Fratze in der dunklen Wolke langsam Sorgenfalten bekam, verließ er den Zauber und begann neben Franz, die Reptitoren und Warakale mit seiner Waffe zu beschießen. Franz bemerkte Kalli neben sich und sah den Jungen mit einem höllischen Grinsen an: „Gut, hauen wir zusammen drauf!“
Die beiden kamen der Fratze wohl zu nahe, denn sie verschwand mit einem vor Wut irrsinnigen Schrei im nichts. Die wenigen Schattenwesen, die noch übrig geblieben waren, merkten zu spät, dass ihr Magier das Weite gesucht hat und wurden von Franz und Kalli jetzt mühelos vernichtet.
Schnaufend standen sich Franz und Kalli gegenüber und schmunzelten sich zufrieden an. Franz klopfte Kalli Abschied nehmend auf die Schulter und war weg. Kalli schüttelte seinen Kopf und sah zu seinen Freunden herüber, beide klopften wie wild gegen den Zauber und Kalli löste den Zauber schnell auf und Litha kam mit weit aufgerissenen Augen zu Kalli gelaufen: „Das war ja furchtbar, bist du in Ordnung?“
„Ja, danke, alles Bestens“, beruhigte Kalli das Mädchen. Carlos kommentierte trocken: „Das war doch mal richtig Action!“ Dazu nickte Kalli leicht: „Das war wirklich Action!“
„Die schwarze Magie wird langsam aber sicher mächtig dreist, es muss doch möglich sein, sie zu finden“, kam es leise von Litha. Kalli sah auf seine Uhr: „Es ist noch nicht so spät, kommt mal mit, ich möchte euch etwas zeigen.“
Kalli faltete eine große Landkarte aus, auf der Karte hatte er mit farbigen Markern die Erkundungswege seiner Duplis eingezeichnet. Carlos beugte sich über die Karte: „Es kann nicht sein, dass die Schattenwelt hier in unmittelbarer Nähe ist. Dafür wissen sie einfach zu gut bescheid.“
Es klopfte an der Zimmertür und Kalli ließ Jensen herein. Auch Jensen beugte sich sofort über die Karte und fragte dann Kalli: „Was bedeuten die kleinen Kreuze auf der Karte?“
„An den Punkten haben meine Duplis leichte, fast winzige Hinweise auf die Schattenwelt gefunden.“
„Gibst du mir einen Stift?“, fragte Jensen Kalli.
„Klar, hier bitte“, Kalli reichte Jensen den gewünschten Stift. Jensen nahm ein Lineal und verband die kleinen Kreuze mit einander. Überrascht, fassungslos starrten die vier auf die Karte, die von Jensen mit Strichen verbundenen Kreuze stellten sehr deutlich eine Pfeilspitze dar!
Und diese Pfeilspitze zeigte einwandfrei nach Süden und ein wenig nach Osten.
„Das ist ja ein Hammer“, kam es nach einer Weile von Kalli, „du hast die Lösung gefunden!“
„Stopp, abwarten, der Pfeil zeigt uns nur eine Richtung an, mehr nicht!“
„Richtig, aber jetzt kann ich meine Duplis sehr gezielt los schicken!“
„Das ist richtig, aber wir wissen immer noch nicht, wo die Schattenwelt dann tatsächlich haust.“
„Das Schlupfloch finden wir jetzt, da bin ich mir sehr sicher.“
Litha sah Kalli, Jensen und Carlos an: „Wir müssten einen von deinen Duplis auf ein Schattenwesen setzen, das würde uns vielleicht zu der schwarzen Magie führen.“ Jetzt redete alles wild und laut durch einander, Kalli hatte Mühe, die Gemüter zu beruhigen.
„Das ist doch überhaupt die Superidee, Mensch, Litha, wenn ich dich nicht hätte!“ Kalli nahm Litha an beide Hände und schwang das Mädchen voller Freude im Kreis herum.
„Beim nächsten Angriff der Schattenwelt werden wir versuchen, einen Dupli auf eines der Schattenwesen zu platzieren.“
Es ist spät geworden und die beiden Jungen gingen auf ihre Zimmer und Kalli brachte Litha zu ihrem Zimmer.Kalli nahm sein Handy und rief seine Eltern an. Er erzählte seinem Vater von dem Angriff der schwarzen Magie, dass die Schattenwesen sehr aggressiv zu Werke gingen und sogar versuchten, seinen Zauber zu durch dringen. Er schilderte seinem Vater das Aussehen der Fratze und von der Idee, beim nächsten Angriff der Schattenwesen einen Dupli auf einen von ihnen zu platzieren. Als Kalli von Jensens toller Entdeckung auf der Landkarte erzählte, dass die eingezeichneten Kreuze im ganzen ein Pfeil darstellte, der eindeutig nach Süden zeigte, mit einem kleinen Tatsch nach Osten, konnte Kalli die Begeisterung seines Vaters durch das Handy spüren: „Das dürfte uns gewaltig weiter helfen, ich werde sofort mit Franz darüber sprechen. Tschüss, mein Junge, schlaf gut.“
Kalli und seine Freunde hatten die zehnte Klasse hinter sich gebracht, der Unterricht wurde schwerer, der Lehrstoff immer umfangreicher und verlangte alles von ihnen ab. Selbst Litha hörte Kalli zum ersten Mal stöhnen: „Bin ich froh, dass es bald Ferien gibt!“ Kalli ist enorm gewachsen, er ist jetzt ganz klar der größte seiner Klasse. Auch Litha hat gut zu gelegt, ist aber immer noch einen Kopf kleiner als Kalli. Unmerklich, aber stetig veränderten sich die Schüler von Kallis Klasse, dass kindliche herum Toben verschwand, alles wurde ruhiger und der Lerneifer wurde noch spürbarer.
Die Mädchen begannen zu tuscheln und zu kichern, die Jungen schielten ab und zu ganz offen zu den Mädchen.
Im Chemieunterricht ging es jetzt richtig zur Sache, genau wie bei der Physik und Mathe. Manchmal wunderte sich Kalli, was sie alles lernen mussten, im nach hinein erkannte er aber die Zusammenhänge. Die Ferien kamen und gingen, Kalli kam braun gebrannt in die Schule, begeistert erzählte er von einem herrlichen Segeltörn, genau so wie von dem recht rustikalen Ausflug mit den vierrädrigen Motorrädern.
Wenn man Litha hörte, konnte man annehmen, dass das Sommerfest bei seinen Eltern für sie das schönste Ferienerlebnis gewesen war! Kalli musste ein wenig grinsen, Litha hatte ein richtiges „Erwachsenenkleid“ angehabt und sie kam ihm für einen Moment richtig fremd vor. Kalli wusste nicht, wie er Litha beschreiben sollte, seine kleine Freundin sah richtig niedlich aus und irgendwie sehr erwachsen.
Carlos kam fast sentimental aus den Ferien zurück, er war bei seiner Familie in Spanien gewesen.
Die Herbstferien kamen schnell und waren genau so schnell vorbei. Weihnachten feierte Kalli mit seiner Familie ruhig und sehr gemütlich, dafür war Silvester umso lauter.Die Weihnachtsferien endeten in einem fiesen Schmuddelwetter und dementsprechend kamen die Schüler sehr missmutig in die Schule zurück.
In den folgenden Wochen sah Kalli Litha sehr selten, nur hin und wieder winkten sie sich zu. Der Lehrplan verlangte alles von ihnen ab.Diesmal war Kalli erleichtert, als die Sommerferien begannen, dass waren anstrengende Wochen gewesen.
Er freute sich auf ein paar Stunden mit seinen alten Freunden und natürlich mit Litha. Egon hat sich erstaunlich gemacht, aus dem recht pummeligen Jungen ist ein großer schlanker Junge geworden, dem das eine oder andere Mädchen schon hinterher sah. Kalli saß mit Simon und Egon schon in seinem Turmzimmer, als es an seiner Tür klopfte und Litha auf sein herein, ihren Kopf durch den Türspalt steckte und fragte: „Darf ich rein kommen?“
„Na klar“, sagte Kalli und sprang auf. Litha begrüßte Kalli wie immer mit einer leichten Umarmung und reichte Simon und Egon die Hand. Verstohlen wurde Litha von den drei Jungen angeschaut, dass ist ja mal ein schickes Mädchen geworden, ihre Litha! Kalli stellte fest, dass Litha ihre Mähne sehr viel kürzer hatte, gerade mal bis auf die Schultern. Unter ihrem T-Shirt wölbte es sich und auch sonst tat sich einiges. Litha tat so, als ob sie die Blicke ihrer Freunde nicht bemerkte und setzte sich mit einer fließenden Bewegung in den Sessel gegenüber von Kalli.
Natürlich wurde erstmal die Schule durch gesprochen, dabei stellte es sich heraus, dass Egon nachträglich den Sprung auf Gymnasium geschafft hatte. Litha und Kalli gratulierten herzlich, Litha drückte Egon einen kleinen Kuss auf die Wange und Egon wurde puterrot.
Die Pläne für die Ferien wurden erörtert. Dabei stellte sich dann heraus, dass sich alle überschnitten, es blieben nur wenige Tage, um etwas gemeinsam zu unternehmen!
Kalli sprach mit Franz sehr konzentriert über den Fortgang mit der Schattenwelt und Franz konnte Kalli zeigen, das seine Eltern und er selbst mit ziemlicher Sicherheit den Unterschlupf der schwarzen Magie entdeckt hatten. Aufgrund des Hinweises von seiner Karte, haben sie sehr gründlich in dem Bereich gesucht, sie mussten dabei sehr weit in den Süden, über das Meer. In dem Wüstengebirge, da waren sie sich sicher, muss sich die Schattenwelt einen Unterschlupf geschaffen haben. Kalli verabschiedete sich von Franz: „Ich werde mich noch mal mit deinem Buch beschäftigen. Ich muss unbedingt mehr über den Zauber erfahren.“
Zum Wochenende trafen Kallis Eltern ein und Kalli freute sich sehr darüber, sie sahen sich doch sehr selten. Ingeborg stellte Getränke auf den Tisch und setzte sich dann zu der Runde. Jeder berichtete dann über die zurückliegende Woche und Kallis Vater fasste dann alles kurz und bündig zusammen: „Langsam kommen wir der Sache auf den Grund.“
Kalli konnte sich nicht sehr lange mit dem Buch von Franz beschäftigen, weil er noch einiges für die Schule erledigen musste. Aber es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Bedrohung durch die Schattenwelt nur den großen Zauber oder besser gesagt, wieder nur durch den großen Zauber beendet werden konnte. Offen blieb aber immer noch die Frage, wie der große Zauber verändert werden musste, damit dann wirklich Schluss mit der Schattenwelt war.
Litha schaute nach dem Mittagessen nur kurz herein, um nach einer Formel zu fragen. Bedauernd winkte sie auf die Frage von Kalli, ob sie einen Moment herein kommen möchte, ab, die Schule, du weißt doch!
Kalli schaute Litha ein wenig traurig an, ich weiß. Mit Simon und Egon war es genau so, die Freunde hatten einfach keine Zeit, nur noch büffeln, so hieß es bei allen.
Die Schüler der Abschlussklassen liefen mit ernsten und konzentrierten Gesichtern herum, selbst während sie aßen, steckten sie ihre Nasen in Bücher. Kalli sah Litha kaum noch und von der Schattenwelt erfreulicherweise auch nichts. Hinzu kam noch die Spezialkurse, in dem die Schulleitung die Schülerinnen und Schüler zusammen gefasst hatten, die in Fächern wie Chemie, Physik, Bio und Mathe besonders gut waren und Kalli hatte das Glück, gleich in allen vier Kursen dabei sein zu dürfen. Etwas erleichternd war es für Kalli, dass Till und Jensen auch dabei waren. So rauchten an manchen Tagen nach dem Unterricht den Jungen wenigstens gemeinsam die Köpfe.
Kalli wollte gerade unter die Dusche, als er sein Handy läuten hörte. Er meldete sich und hörte Franz mit seiner ruhigen, tiefen Stimme: „ Hallo, Kalli, folgendes konnten wir in Erfahrung bringen. Wir konnten die Unterkunft der Schattenwelt endlich lokalisieren. Aber wir mussten auch feststellen, dass der schwarze Magier unter dem „Schutz“ von Unkelè steht, er muss ihr wohl einen großen Dienst erwiesen haben. Denn normalerweise gibt sich Unkelè sich nicht mit solch niedrigen Magiern ab.“
„Und was heißt das für uns?“, fragte Kalli Franz.
„Es wird wohl etwas schwieriger werden, als wir bisher angenommen hatten“, kam es ruhig von Franz durch das Handy.
„Und wer, zum Teufel, ist Unkelè?“, fragte Kalli Franz.
„Unkelè ist die Oberste der schwarzen Magie“, kam es lakonisch von Franz zurück.
„Das war doch klar, warum sollte es für uns auch mal einfach sein“, knurrte Kalli etwas angeknabbert ins Handy.
„Wahrscheinlich müssen wir uns eine neue Taktik ausdenken, denn Unkelè werden wir nicht so mir nichts dir nichts in die Wüste schicken können.“
„Also fangen wir praktisch wieder von vorne an“, Kalli wurde leicht stinkig.
„Nicht ganz, aber so in etwa“, kam es immer noch ruhig von Franz durch das Handy zurück.
„Hast du etwas über diese Unkelè, das ich mir ansehen kann?“, fragte Kalli Franz gedankenvoll.
„Hab ich, Junior, hab ich. Ich lege alles was ich über Unkelè habe, in dein Zimmer, ist das ok?“
Franz hörte sich auf einmal sehr erleichtert an.
„Gut, Franz, ich muss mich für den Unterricht fertig machen, wir sehen uns am Wochenende?“
Auf dem langen Korridor traf Kalli Carlos, Jensen und Till. Kalli erzählte den drei Jungen von der neuen Situation und Till wurde ganz blass, die drei sahen Till erschreckt an: „Was hast du denn, ist dir nicht gut?“ Till winkte ab: „Es geht schon, nur der Name dieser fürchterlichen Dame hat mich nur etwas erschreckt.“
„Der Name hat dich aber mächtig erschreckt“, Kalli legte seinen Arm um die Schulter von Till, „was weißt du von Unkelè?“
„Eine ganze Menge, am besten reden wir nach dem Unterricht darüber, weil das länger dauern wird.“
Vor den Klassenräumen trennten sich die Jungen und bevor Kalli in seinen Klassenraum gehen konnte, wurde er plötzlich leicht angestoßen, Carlos grinste ihn feixend an: „Da gefällst du aber jemanden mächtig gut“, und deutete auf etwas schräg hinter Kalli.
Kallis Blick wurde von einem hübschen, schlanken Mädchen aufgefangen, das ihn ganz offen sehr freundlich anlächelte. Kalli grinste etwas abgelenkt zurück.
„Mensch, Kalli, das ist das Supergirl der ganzen Schule, hast du ein Glück.“
Carlos konnte die Reaktion von Kalli überhaupt begreifen. Scharen von Jungen rissen sich nur um einen Blick von diesem Mädchen und Kalli guckte noch nicht mal richtig hin!
Die vier saßen nach dem Unterricht in der Mensa beim Essen und Till erzählte von Unkelè.
„Bedenkt bitte“, begann Till, „dass ich das alles auch nur aus Büchern oder von Erzählungen von anderen Leuten kenne. Wie viel davon zutrifft oder mehr Legende ist, kann ich nicht beurteilen. Unkelè wuchs wohlbehütet in einer wohlhabenden Familie auf, sie war ein hübsches und freundliches Mädchen und bei allen beliebt. Schon früh stand fest, dass sie die Frau von dem Sohn eines mächtigen Stammesfürsten werden sollte. Die beiden stellten ein wirklich hübsches Paar da. Aber der mächtige Stammesfürst wurde immer machtgieriger und beschloss daher, dass sein Sohn die Tochter eines anderen Stammesfürsten ehelichen musste.
Alle Proteste halfen nichts, dass Paar wurde auseinander gerissen und Unkelè wurde vor Kummer, Enttäuschung und Gram fast verrückt. Und eines Nachts rannte sie davon. Sie lief ziellos durch Wald und Wiesen, bis sie halbverhungert vor einem gut befestigten großen Haus fast zusammen brach. Mit letzter Kraft zog sie an der Glocke und das schwere Tor öffnete sich sofort. Unsicher betrat sie den weiten Hof vor dem Haus. Erschreckt drehte sie sich um, das Tor schloss sich knarrend, dafür öffnete sich die große Tür im Eingang des Hauses. Unkelè wurde es unheimlich, es war kein Mensch zu sehen und trotzdem ging das Tor auf und der Eingang auch. Zögerlich ging Unkelè die kurze Treppe hoch, die zum Eingang des Hauses führte und betrat die Eingangshalle. Wieder schloss sich die große Tür wie von Geisterhand. Völlig verängstigt und halbtot stand die junge Frau in der Halle und wusste nicht weiter.
Erschöpft lehnte sich Unkelè an das Treppengeländer, sie wusste nicht mehr weiter, sie sackte langsam zusammen und verlor ihr Bewusstsein.
Sie wurde durch einen sehr angenehmen Duft einer warmen Suppe wach, mit großen und verängstigten Augen sah sie die Frau an, die auf dem Bett saß und sie mit der Suppe fütterte.
Mit leiser und brüchiger Stimme fragte Unkelè die Frau: „Wo bin ich, wer seit ihr?“
Beruhigend strich die Frau mit einer angenehm kühlen Hand Unkelè übers Haar: „Es ist alles gut, in meinem Haus bist du vor allem sicher, ruh dich aus und erhole dich in aller Ruhe.“
Die Frau stand auf, nahm die Suppenschüssel: „Jetzt schlaf gut und vergesse einfach alles, was hinter dir liegt.“ Leise verließ die Frau das Schlafgemach und Unkelè sank in einen tiefen, wohltuenden Schlaf. Zwischen durch nahm sie wie in einem Dämmerzustand wahr, dass sie immer wieder von der Frau gefüttert wurde und eines Morgens fühlte sich Unkelè frisch und munter, ihre Vergangenheit lag wie in Watte verpackt, ganz tief in ihren Gedanken und belastete sie nicht mehr im geringsten.
Freundlich wurde sie von der Frau begrüßt und zeigte ihr das Haus und den Garten. Behutsam führte die Heilerin Unkelè in die Geheimnisse ihrer Heilkunst ein. Unkelè hatte wohl ein natürliches Händchen für die Heilkräuter, für die oft recht seltsamen Früchte und Beeren, hier ein Pülverchen und da wurde ein Kraut zu Pulver gemahlen. Mit großem Eifer arbeitete Unkelè in dem weitläufigen Kräuter Garten der Heilerin und lernte dabei die Kräuter und die vielen, ihr noch unbekannte, Pflanzen kennen. Schnell begriff sie die Zusammenstellung der verschiedenen Pülverchen, Tees und Salben. Immer öfter ließ die Heilerin Unkelè allein in dem großen Haus und machte ihre Krankenbesuche oder suchte nach neuen Kräutern.
Unkelè wurde zur erwachsenen Frau und verschrieb sich immer mehr der Heilkunst und schnupperte immer öfter in die Dinge, die mit der Heilkunst nichts mehr gemein hatten.“
Till hielt inne und schnaufte durch, sah sich in der Runde der sehr gespannten Gesichter um: „Jetzt wird es langsam spannend“, Till hob seinen Zeigefinger, gebt jetzt Obacht, „die Heilerin mahnte und warnte Unkelè vor der schwarzen Magie, wie sie die Pulver und Trunke nannte, die außerhalb ihrer Heilkunst lagen. Unkelè lachte nur, ich pass schon gut auf. Macht euch meinetwegen keine Sorgen.
Aber Unkelè rutschte bewusst oder unbewusst immer schneller und immer tiefer in die fürchterliche und grausame schwarze Magie, die dann eines schönen Tages von ihr Besitz ergriff.
Die alte Heilerin sah es wohl so kommen und kehrte eines Tages von einem ihrer vielen Krankenbesuche nicht in ihr Haus zurück. Unkelè bemerkte es kaum, jetzt konnte sie sich ungestört austoben. Ihre erster großer und böser Zauber galt dem Vater ihres beinah Ehemannes. Von Stund an rannte er für den Rest seines Lebens als Hausschwein durch das Dorf.
Im Laufe der Zeit wurden Unkelès Zauberkünste über die Grenzen hinaus bekannt und die ersten Magier versuchten, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Unkelè begriff blitzschnell, welche Möglichkeiten sich ihr jetzt boten. Sie versammelte sehr genau ausgesuchte Magier um sich und steigerte dadurch ihre magischen Kräfte ins Unermessliche. Irgendwann wurde sie dann zur Obersten der schwarzen Magie und jetzt tobte sich die verbitterte Frau erst so richtig aus. Katastrophen, schreckliche Unglücke, furchtbare Kriege ließen die Menschen schier verzweifeln, Unkelè ergötzte sich an dem Leid und sandte die nächste Pein unter die Menschen. Der Zauber der Furcht erregendsten Krankheiten war ihre stärkste Magie. Sie verbreitete nicht nur Angst und Schrecken unter den Menschen, sondern auch unter der Schar der Magier.
Jedes noch so unwichtige Vergehen wurde von ihr furchtbar bestraft. So baute sie eine Schattenwelt auf, in der sie nach belieben schalten und walten konnte. Keiner der anderen Magier war ihr auch nur annähernd gewachsen.
Ein gefundenes Fressen für sie war das erscheinen des von den Heilkundigen vom Ronnerssonberg verbannten Magier. Die Rachegelüste des Magiers waren genau nach ihrem Geschmack und als dieser kleine und unwichtige Magier durchblicken ließ, dass er ihren heißesten Wunsch möglicherweise erfüllen könnte, gab es kein halten mehr für sie.“
Till schwieg lange, dann sagte er leise: „Unkelè wurde die Ausgeburt des Bösen, sie schreckte vor nichts zurück, nichts war ihr heilig Den Rest kennt ihr ja mehr oder weniger.“
Kalli, Carlos und Jensen saßen still, tief beeindruckt von der Geschichte. Kalli schreckte mit einem mal heftig hoch, es wurde kalt und es stank, er sah sich um und sah die Schattenwesen an den Wänden und an der Decke herum kriechen. Die drei anderen sahen die Viecher jetzt auch, es waren sehr viele.
Kalli staunte: „So viele habe ich hier noch nie gesehen!“
„Ich auch nicht“, staunte Till und Carlos und Jensen nickten nur.
Kalli murmelte vor sich hin: „Es scheint so, als spitze es sich langsam zu. Die Schattenwelt sucht die entscheidende Auseinandersetzung.“
„Du könntest damit recht haben“, kam es einstimmig von den drei anderen.
„Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein“, Kalli sah seine Freunde durchdringend an, „wir dürfen uns nicht überraschen lassen!“
„Seit ständig auf der Hut“, Kalli verabschiedete sich von den Jungen und ging herüber zu dem Mädchenhaus. Er wollte Litha unbedingt bescheid sagen.Auf den Weg zu Litha grübelte Kalli darüber, wieso er keine Rückmeldung von seinen Duplis bekommen hatte, diese Massen von Schattenwesen waren doch nicht zu übersehen. Kalli klopfte an Lithas Tür und Litha öffnete, Kalli fragte Litha, ob sie einen Moment Zeit für ihn habe?
„Natürlich, komm herein“, Litha trat zur Seite und ließ Kali eintreten. Litha wies auf den jungen Mann, der auf dem Sofa saß: „Das ist Konrad, Konrad, das ist Kalli.“ Die beiden nickten sich zu und Kalli sagte zu Litha: „Ich muss dir unbedingt etwas erzählen.“ Litha nickte: „Konrad, einen kleinen Moment bitte, ich habe mit Kalli etwas zu besprechen.“ Und ging mit Kalli in die kleine Küche.
Kalli erzählte Litha die Geschichte von Till und das danach Massen von Schattenwesen an den Wänden und an der Decke der Mensa herum gekrochen sind. Aber was mir richtig Sorgen macht, ist, dass ich keine Rückmeldung von den Duplis bekommen habe. Diese Massen von Schattenwesen mussten von den Duplis entdeckt werden müssen!
Litha blieb einen Moment still und sagte dann: „Vielleicht haben sie einen neuen Weg gefunden, um sie hierher zu transportieren.“ Kalli sah Litha erleichtert an: „Das ist es, wir müssen heraus finden, wie sie das anstellen.“
Litha holte Konrad aus der Küche und Kalli wünschte Litha eine gute Nacht und winkte Konrad zu.Auf seinem Zimmer stellte Kalli vier weitere Duplis her und gab ihnen den Auftrag, heraus zu finden, auf welchen Weg die Schattenwesen hierher kommen.
Franz stand pünktlich auf dem Parkplatz und Kalli und Litha machten es sich in dem großen Geländewagen bequem. Beide machten einen erschöpften Eindruck, so dass sogar Franz nachfragte, ob mit ihnen alles in Ordnung sei? Beide winkten beruhigend ab, es wird jetzt richtig heftig in der Schule.
Franz gab Litha sofort recht mit ihrer Annahme, dass die Schattenwelt einen neuen Weg für den Transport der Schattenwesen gefunden hat. Gut fand Franz auch die schnelle Reaktion von Kalli, Duplis los zu schicken, um heraus zu finden, wie der Transport abläuft.
Kalli schloss seinen Bericht mit dem Hinweis von seinen drei Freunden, dass sich die Sache langsam aber sicher arg hochschaukelt, sie sind der Meinung, dass es kurz über lang zum großen Knall kommt.
Zu hause angekommen, wünschten sie sich gegenseitig ein schönes Wochenende, man sieht sich! Kalli ließ sich von Ingeborg in den Arm nehmen und genoss die heitere Ruhe, die Ingeborg ausstrahlte.
Genießerisch schlürfte Kalli den heißen Kakao. Franz steckte seinen Kopf durch den Türspalt: „Ist ein Kaffee für mich da?“
„Natürlich“, lachte Ingeborg freundlich, „für dich doch immer! Kalli fühlte, wie die Anspannung langsam von ihm abfiel und bei der zweiten Tasse Kakao erzählte er Franz und Ingeborg, was in der Woche in der Schule alles passiert war.
Ingeborg wurde mit einem mal sehr unruhig, Kalli sah hoch, Ingeborg machte fast einen verängstigten Eindruck! Erschreckt fragte Kalli Ingeborg, was sie denn so fassungslos machte?
Ingeborg holte tief Luft: „Unkelè habe ich kennen gelernt, wenn es ein bösen Miststück gibt, dann ist es Unkelè!“ Ingeborg strich sich über ihre Stirn, aber das ist eine lange Geschichte.
Ingeborg hatte sich wieder gefasst und fragte die beiden: „Ob es stören würde, wenn sie mit dem Abendessen beginnen würde.“ Franz und Kalli winkten ab: „Kein Problem, dann können wir uns weiter unterhalten.“ Wenn es euch recht ist, decke ich hier für uns den Tisch? Ingeborg sah die beiden fragend an, klar kam es zurück. Schon zogen vielversprechende Gerüche durch die Küche, Ingeborg klapperte mit den Gerätschaften, stellte Töpfe auf den Herd und rührte heftig in verschiedenen Schüsseln.
Franz und Kalli spekulierten darüber, wo die Schattenwelt ihren großen Angriff starten würde oder ob sie diesem zuvor kommen und sie in ihrem Unterschlupf angreifen können.
Ingeborg legte Bestecke auf den Tisch, Salatschüsseln folgten und dann stand die erste dampfende Schüssel auf dem Tisch und von Ingeborg kam ein energisches: „Jetzt wird gegessen.“ Kalli und Franz ließen sich das nicht zweimal sagen und griffen kräftig zu.
Franz fragte Kalli nach dem Essen, ob seine Freunde aus der Schule möglicherweise mit von der Partie sind?„Da bin ich mir ziemlich sicher“, kam es sofort von Kalli.
„Wenn es dir recht ist, besprechen wir morgen mit deinen Eltern unsere Vorgehensweise gegen die Schattenwelt, in Ordnung?“ Franz sah Kalli fragend an.
„In Ordnung“, Kalli stand vom Tisch auf, sagte danke zu Ingeborg, ließ sich von ihr drücken und ging auf sein Zimmer. Er war hundemüde und war schnell in seinem Bett verschwunden.
Zum Frühstück waren auch seine Eltern da, sie waren spät in der Nacht zurück gekommen. Ingeborg hatte den Frühstückstisch hübsch hergerichtet und alle ließen sich das Frühstück schmecken. Recht locker konnte Kalli jetzt schon seine Eltern über die Vorkommnisse in der Schule berichten und schnell waren sich alle einig, es wird Zeit für einen endgültigen Schlussstrich.
Ingeborg räumte den Tisch ab und Kalli fragte sie anschließend nach der Geschichte zwischen ihr und Unkelè. Ingeborg stellte das Geschirr auf die Spüle, sah Kallis Eltern und auch Franz fragend an, setzte sich wieder an den Tisch und begann zu erzählen: „Also, hör gut zu, mein lieber Kalli“ und sah ihren Kalli durchdringend an, „ich kenne Unkelè schon unendlich lange. Ich war noch ein kleines Mädchen und spielte mit den anderen Kindern, als das mit der verpatzten Hochzeit bekannt wurde und Unkelè ein paar Tage später spurlos verschwand. Viele Jahre später trafen wir uns auf einem Treffen der Heilkundigen zufällig wieder Schon hier versuchte Unkelè mich zu überreden, mit ihr zusammen die schwarze Magie zu erforschen. Ich lehnte sehr energisch ab und versuchte, Unkelè von diesem verhängnisvollen Weg abzubringen. Aber sie wollte unbedingt mit Hilfe der schwarzen Magie ihre verletzten Gefühle zu rächen. Es kam zwischen uns zu einem furchtbaren Streit und Unkelè drohte mir wütend: „Das wirst du noch bitterlich bereuen!“ Ewige Zeiten hörte ich nichts von Unkelè und hatte sie schon fast vergessen, als ich aus heiterem Himmel sehr schlimm erkrankte und die Heilerinnen vor einem Rätsel standen. Es wurde kritisch mit mir, meine Rettung war eine uralte Heilerin, die erkannte, das ich unter einem bösen Zauber litt und nicht unter einer Krankheit.
Innerhalb dreier Tage stand ich wieder auf den Beinen und nur ein paar Tage später kam Unkelè angerauscht und spuckte Gift und Galle: „Mein nächster Zauber wird dich nieder schmettern!“
Entsetzt sah ich Unkelè an, obwohl sie nur wenig älter war als ich, sah sie schon wie eine alte Frau aus. Ich fragte sie beinah mitfühlend, was mit ihr geschehen war, sie giftete mich nur weiter an mit wüsten Drohungen. Daraufhin ließ ich das schreckliche Weib einfach stehen. Aber die schlimmen Drohungen von Unkelè wurden war, immer wieder wurde ich schrecklich krank, wurde von Unglücken verfolgt und ständig passierte mir unangenehmes und schreckliches.
Bis ich deine Eltern kennen lernte, unter ihrem Schutz fand ich endlich zu einem „normalen“ Leben. Gegen den mächtigen Zauber deiner Eltern kam Unkelè nicht an, was sie leider noch böser machte. Endgültige Ruhe herrschte erst, als sie erfuhr, dass auch Franz zu uns gehörte. Ihre jetzigen Attacken müssen von jemand angezettelt worden sein, der sehr überzeugende Argumente vorbringen konnte. Wie wir alle vermuten, wird das der schwarze Magier aus der ganz alten Zeit sein, der seine Rachegelüste über die Zeit hin genährt hat und Unkelè mit einer besonderen Sache ködern konnte. Es wird zu einem heftigen und bösen Kampf zwischen der großen Magie und der Schattenwelt kommen. Unkelè und ihre Gefolgsleute werden mit allen Mitteln antreten, die ihnen zur Verfügung stehen, mit aller Hässlichkeit, Gemeinheit und Niedertracht!“
Ingeborg wurde still und Kalli schaute sie mit großen Augen an, seine Ingeborg und dann so etwas! Innerlich rechnete Kalli heftig, dann müsste ja Ingeborg mindestens… Ingeborg sah Kalli lieb lächelnd an: „Ich weiß was du jetzt fragen willst, aber diese Frage stellt ein netter junger Mann nie einer Frau!“
Kalli grinste vergnügt zurück.Franz brachte es kurz und knapp auf den Punkt: „Jetzt werden wir aktiv, wir trommeln alles zusammen, erarbeiten einen Plan und dann schlagen wir zu!“
Kallis Mutter und auch Ingeborg schaute etwas blass in die kleine Runde. „Es wird wohl das Beste sein, es muss einfach mal Schluss sein.“
Kalli schlug vor, dass Treffen in die erste Ferienwoche zu legen, dann könnte er und seine Freunde ungehindert von der Schule agieren. Dann wäre auch kein Zeitdruck für sie da und sie könnten sich voll und ganz auf diese Aktion konzentrieren.
Gesagt, getan, Franz kümmert sich um das Treffen und Kallis Eltern und Ingeborg und eventuell auch schon die Eltern von Litha, bereiten alles vor, was gebraucht werden könnte. Sonntagabend erzählte Kalli Litha von ihrem Vorhaben. Litha wurde ein wenig blass, aber tapfer sagte sie: „Was sein muss, muss sein, ich bin dabei! Gut das du es in die Ferien verlegen konntest. Während der Schulzeit wäre es für uns alle möglicherweise zu viel geworden.“
Kalli sah Litha aufmunternd an: „Es wird schon gut gehen, wenn alle zusammen kommen, hat die Schattenwelt nicht den Hauch einer Chance."
„Hoffen wir es, aber einfach wird es für uns trotzdem nicht werden.“
Litha sah Kalli voller Hoffnung an: „Meinst du, dass wir anschließend endlich unsere Ruhe haben werden?“
„Da bin ich mir relativ sicher, einige Unwägbarkeiten kann man leider nie einkalkulieren, aber so gut standen unsere Chancen gegen die Schattenwelt noch nie.“
Litha drückte ihr Gesicht leicht an Kallis: „Gute Nacht, schlaf gut.“
„Du auch, wir sehen uns morgen“, Kalli machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Auf dem Flur traf er mit Till und Jensen zusammen. „Gut, dass ich euch treffe, dann kann ich euch gleich bescheid geben.“ Kurz und konzentriert informierte Kalli seine beiden Freunde und beide waren sofort mit dabei.
Kalli legte sich schlafen, es war ein langer Tag gewesen.Die ersten drei Tage der Woche wurde Kalli und seine Klasse so von dem Lehrplan voll gepowert, dass ihnen hören und sehen verging. Kalli hatte das Gefühl, dass sein Kopf jeden Moment platzen würde.
Endlich, am Donnerstag, nach dem Unterricht konnte er an die frische Luft gehen, tief Luft holend ging er langsam durch das Sportgelände und nach wenigen ungestörten Minuten wurde er angerufen: „Hallo, so in Gedanken?“ Kalli kehrte langsam in die reale Welt zurück und sah ein Stück vor sich das Mädchen, von dem seine Freunde sagten, dass es der Star der Schule ist.
Kalli lächelte ein wenig schief. „Ich war wohl richtig weg.“
„Sah wirklich so aus“, das Mädchen passte ihren Schritt dem seinen an. Kurz darauf sagte das Mädchen fast japsend: „Können wir etwas langsamer gehen?“
Kalli stutzte, so schnell ging er doch gar nicht: „Klar, kein Problem.“
Unbewusst nahm Kalli dann wohl nach einer Weile wieder sein gewohntes Schritttempo auf und wieder hatte das Mädchen richtig Mühe, mit ihm Schritt zu halten!
Abrupt blieb das Mädchen stehen und schnappte nach Luft und giftete Kalli an: „Du bist vielleicht unhöflich, rennst wie ein Verrückter durch die Gegend, ohne Rücksicht auf mich!“
„Moment mal, ich bin doch ganz normal gegangen“, Kalli starrte das Mädchen fast wütend an, „ was willst du von mir?“
Das hübsche Gesicht verzerrte sich zu einer hässlichen Hexenfratze, ihr schlanker Körper krümmte sich wie unter fürchterlichen Schmerzen, so hob ihren ausgemergelten, rechten Arm, die dünne und faltige Haut hing wie ein alter Lappen daran herunter und mit dem knochigen Zeigefinger deutete sie auf Kalli: „Wir kriegen euch, warte es ab, wir werden euch unwiderruflich vernichten.!“
Ihre krallenartige Hand krümmte sich zusammen und in ihr formte sich ein giftgrüner Zauber. Kalli reagierte blitzschnell. Sein Zauber legte sich schützend um ihn und er richtete seine Waffe auf die wie eine verrückt kreischende Vogelscheuche.
Der Zauber der Alten prallte wirkungslos an Kallis Zauber ab und dann wurde die Alte von Kallis Schüssen getroffen! Wie ein Bündel alter Lumpen fiel die hässliche Alte zusammen und mit nervenden Gekreische verschwand sie.
Dafür tauchten Massen der Schattenwesen auf und griffen wütend Kalli an. Er schoss, was die Waffe hergab, aber er merkte schnell, dass es zu viel für ihn werden könnte und er rief Franz. Einen Augenschlag später stand Franz neben ihn und räumte gewaltig unter den Bestietalen, Reptitoren und Warakalen auf. Wie verrückt vor Wut, versuchten die Schattenwesen in den Zauber von Kalli zu beißen. Das war für die Biester eine ganz schlechte Strategie, denn der Zauber schützte Kalli wie ein dritter Mann und die Schattenwesen mussten riesige Verluste hin nehmen.
Das stellte wohl auch jemand von der schwarzen Magie fest und rief die Viecher zurück. Franz grinste Kalli beinah vergnügt an: „So kann die Schattenwelt weiter machen, so wird sie schon vor der eigentlichen Entscheidung von uns mächtig geschwächt.“
Franz hob kurz grüßend seine rechte Hand. „Wir sehen uns am Freitag!“
Kalli löschte seinen Zauber, steckte die Waffe wieder weg und wurde von Till angesprochen: „Jetzt kennst du Unkelè persönlich!“ Erstaunt sah Kalli zu Till: „Das war Unkelè?“
„Jau“, kam es trocken von Till zurück. Kalli wunderte sich über gar nichts mehr! Carlos sah Kalli entschuldigend an: „Tut mir leid, dass war wohl nichts mit dem Supergirl der Schule oder?“
„Nicht ganz“, Kalli konnte schon wieder lachen.
Litha kam mit Konrad den Weg herunter und fragte die Jungen neugierig: „Hab ich etwas verpasst?“
„Nicht der Rede wert“, Kalli winkte nichtssagend ab und Litha verstand sofort, Kalli konnte vor Konrad ja nichts sagen! Der Rest der Woche verlief ruhig und alle gingen erleichtert ins Wochenende.
Auf der Heimfahrt erfuhr Litha und Kalli von Franz, dass die Vorbereitungen im vollen Gange sind und alle haben zugesagt.„Da bekommen wir eine ganz schön große Truppe zusammen“, freute sich Franz diebisch, „darüber werden einige mächtig Augen machen:“
„Ein paar Duplis könnte ich zur Not auch noch besteuern“, schlug Kalli vergnügt vor.„Die Option halten wir uns auf jeden Fall offen“, erwiderte Franz, „Kämpfer können wir gar nicht genug haben.“
Es wurde still in dem Geländewagen von Franz, Kalli hing seinen Gedanken nach, er konnte es drehen wie er wollte, er hatte den Eindruck , dass ihm ein Detail noch fehlte, sicherlich nur ein kleines, aber es ließ eine Lücke offen, der ganze Vorgang war geprägt von vielen Grauzonen, von unbestimmten Erzählungen und Vermutungen.
„So in Gedanken“, sprach ihn Litha an, „du bekommst noch Denkerfalten auf deine Stirn.“
„Es fehlt mir noch ein Teil in dem ganzen Puzzle, es passt einfach noch nicht richtig zusammen:“
„Denk aber auch daran“, kam es von vorne, „über welchen Zeitraum sich die ganze Geschichte entwickelt hat.“
Franz schaute nachdenklich in den Rückspiegel Kalli an: „Und aus wie viel Einzelschicksalen, aus wie vielen unterschiedlichen Ereignissen, wie viel Hass und falschen Ehrgeiz sich diese Geschichte jetzt zu spitzt.“
„Du hast ja Recht, aber ich wüsste eben zu gerne alles darüber“, Kalli blickte Franz in dem Rückspiegel an, „vielleicht ergibt sich noch etwas aus den Büchern.“
„Möglich“, kam es etwas unbestimmt von Franz
.„Was stört dich denn so?“, fragte jetzt Litha.
„Wie Franz schon sagte, aus den vielen einzelnen Geschichten entstand eine so komplexe Bedrohung, als wenn die große Magie etwas angestellt hat, dass die Schattenwelt so wütend macht.“
Franz machte ein sehr nachdenkliches Gesicht und Litha sagte nach einer Weile: „Selbst wenn du das nicht heraus finden solltest, müssen wir die Schattenwelt ein für alle mal vernichten.“
Franz ließ die beiden aussteigen, Litha legte kurz ihr Gesicht an Kallis. „Ich melde mich per Handy bei dir, ok?“
„Fein, ich warte auf deinen Anruf, vielleicht finden wir ein wenig Zeit für uns.“
Kalli rief ins Haus, ich bin da – a!„Guten Tag, Kalli“, kam es von Ingeborg aus der Küche zurück. Kalli grinste und ließ sich von Ingeborg in die Arme nehmen.
„Alles klar“, wollte Ingeborg wissen, „War der Kampf gegen Unkelè schlimm?“
„Es ging, Franz hat mir schnell geholfen.“
„Deine Eltern waren auch schon auf den Weg zu dir, um dir zu helfen, als Franz schon Entwarnung gab.“
„Tasse heißen Kakao?“, fragte Ingeborg mit einem verführerischen Lächeln. Kalli setzte sich an den großen Tisch und ließ sich den heißen Kakao schmecken.
„Zum Abendessen sind deine Eltern dann auch da“, erfuhr von Ingeborg. Kalli freute sich: „Danke für den Kakao, bis zum Abendessen.“
Kalli fand auf seinem Schreibtisch ein neuer Laptop mit einer Topausstattung, er nahm sich vor, gleich morgen früh die Daten von seinem alten Laptop auf das neue Gerät zu überspielen. Ein kleiner Zettel haftete an dem Laptop: Gruß von deinen Eltern!
Kalli genoss den Abend mit seinen Eltern, etwas später kam Franz dazu und auch Ingeborg, nachdem sie mit ihrer Arbeit in der Küche fertig war. Kallis Vater goss Wein nach und Franz räusperte sich: „Kalli grübelt immer noch über das fehlende Teilchen nach und bevor er sich seinen hübschen Kopf verbiegt, habe ich mich entschlossen, mit der Geheimniskrämerei Schluss zu machen.“
Franz sah sich in der kleinen Runde um und sah in allen Gesichtern Zustimmung. Er griff nach seinem Glas, in dem der rote Wein aufglühte, sah Kalli lange an und begann. „Ich war der junge Mann, der Unkelè heiraten wollte und mein Vater, der machtgierige Stammesfürst, es verhinderte und mich mit der Tochter eines anderen Stammes vermählen wollte. Als ich von dem Ränkespiel erfuhr, wehrte ich mich vehement dagegen. Mein Vater warf mich in den Kerker und bestrafte mich furchtbar. Im Kerker erfuhr ich dann auch von dem Verschwinden meiner Braut, jetzt war mit alles egal. Mit Hilfe einiger Freunde konnte ich fliehen und machte mich sofort auf die Suche nach Unkelè. Aber meine Suche war von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Niemand konnte mit etwas von Unkelè sagen, keiner hatte sie gesehen und ich suchte meine Braut, ohne es auch nur zu ahnen, in genau entgegen gesetzter Richtung. Ich durchstreifte das Riesenland unendliche Zeiten, ohne jeden Erfolg, weil ich immer noch meine schöne, unschuldige Braut suchte! So kam ich dann auf meiner Suche in das Tal, dass der Stamm besiedelte, der sich seinerzeit wegen der Streitereien unter den Heilkundigen und Magiern getrennt hatte.
Ich gewann das Vertrauen der Menschen und auch das Vertrauen der Heilkundigen. Mit ihrer Hilfe versuchte ich immer noch meine Braut zu finden, aber es war natürlich zum scheitern verurteilt, weil ich nach einer Frau suchte, die es schon lange nicht mehr gab.“
Franz nahm einen Schluck von dem roten Wein und fuhr fort: „Ich wurde Waffenmeister und wehrte zusammen mit den Menschen die ersten Angriffen des schwarzen Magiers ab. Die Heilkundigen brachten mir viel bei, ich lernte schnell und fand neue mächtige Zauber, nur Unkelè fand ich nicht. Ich erlebte mit allen den bitteren Verlust der Menschen und der Siedlung am und um den Ronnerssonberg und tauchte mit den wenigen Überlebenden in eine Fantasiewelt ab, die für alle unauffindbar war.
Die Geschichte der Außenwelt floss an uns vorbei, wir sahen die furchtbaren Kriege, die Pest und die entsetzlichen Machenschaften der Obrigkeiten. Erst als die große Magie nicht mehr umhin kam, einzugestehen, dass die schwarze Magie wieder aktiv geworden ist, ging ich mit deinen Eltern und Ingeborg in die Außenwelt, weitere folgten und zusammen nahmen wir den Kampf gegen die Schattenwelt auf. Es dauerte lange, bis wir die tatsächlichen Gründe für die Aktivitäten der Schattenwelt erfuhren: der schwarze Magier wollte seine Rache an uns stillen und Unkelè wollte mich vernichten, weil sie mir nicht glaubte oder nicht glauben wollte.“
Franz schloss, trank einen Schluck und sagte zu Kalli: „Jetzt kennst du die ganze Geschichte und ich bin froh, dass es endlich heraus ist.“
Plötzlich war Kalli alles glasklar, die schwarze Magie war hinter ihm und seine Eltern her und Unkelè war hinter Franz und Ingeborg her und das nur aus verletzten Gefühlen oder verletzten Stolz. Es war einfach unglaublich für Kalli, das dieser Hass über diesen unvorstellbaren Zeitraum so intensiv anhalten konnte.
Kalli genoss mit seinen Eltern, Franz und Ingeborg den Abend, es war wirklich schade, dass es diese Abende so selten gab. Vielleicht wird es ja nach der Auseinandersetzung mit der Schattenwelt etwas besser.
Sein Vater fasste noch mal ihre Planung zusammen und schaute fragend in die Runde: „ Nichts vergessen?“ Kalli ging in Gedanken noch mal alles durch: „Nö, es müsste alles sein.“ Franz und Ingeborg wussten auch nichts hin zu zufügen und so wünschten sich alle eine angenehme Nachtruhe.
Kallis Handy meldete sich und Kali hörte Lithas Stimme, die ihn fragte, ob er einen Moment Zeit für sie habe? Kalli sah sich in seinem Zimmer um, alles ausgeschaltet?
Litha wartete schon an der Haustür und ließ Kalli eintreten, Kalli freute sich immer wieder, wie schön das Haus von Lithas Eltern geworden ist. Lithas Zimmer war hell und freundlich, ihre Eltern begrüßten Kalli aus dem Wohnzimmer. Litha bat Kalli, ihr bei einer Mathe Aufgabe zu helfen, die sie ums verrecken nicht begreift.
Kalli las sich die Aufgabe durch und erklärte sie anschließend dem Mädchen. Litha schaute Kalli fast bewundernd an, Mann, Mathe hast du wirklich drauf!
Litha packte ihre Schulsachen zusammen und zeigte Kalli an, er solle bitte in dem Sessel Platz nehmen. Litha schaltete Musik ein und setzte sich Kalli gegenüber. Sie sprachen über die letzten Wochen in der Schule vor den Ferien und wie die Prüfungen sie alle schlauchten.
Nur kurz wurde von beiden die bevorstehende Auseinandersetzung erwähnt, es gab ja auch nichts mehr dazu zu sahen. Litha sah auf ihre Uhr, Kalli begriff sofort und stand auf, Litha lächelte Kalli an: „Entschuldige bitte, Konrad holt mich gleich ab.“
Kalli schaltete den PC und das Laptop ein und begann die Daten, die er für die Schule benötigte, auf das neue Laptop zu überspielen, kopierte einige CDs und checkte abschließend alles. Er freute sich riesig über den neuen Laptop, weil es wirklich eine Supermaschine ist, mit allen technischen Raffinessen, die zurzeit zu haben sind.
Er probierte, nachdem er mit dem einrichten fertig war, sein Lieblingsspiel auf dem Laptop aus und es lief prima!
Nach dem Mittagessen ging Kali in die Bibliothek und ging die eingescannten Bücher durch, aber er fand, dass die Reihenfolge so in Ordnung war, er hatte ja die Bücher von links nach rechts Regal für Regal eingescannt und so konnte man sich in dem PC leicht zu recht finden.
Kalli verließ gerade die Bibliothek, als sein Handy anzeigte, dass Simon an rief. Simon fragte Kalli, ob er kommen könnte, er würde sich gerne die Fußballübertragung bei ihm ansehen. Mit dem großen Bildschirm macht es einfach mehr Spaß. Kalli stimmte sofort zu, den Fußball hätte er glatt vergessen! Simon kam und brachte Egon gleich mit: „Du hast doch nichts dagegen?“ Kali winkte freundlich ab: „Ich bin froh, dass wir mal wieder zusammen sind.“ Kalli schaltete das Fernsehgerät ein und verteilte Getränke. Egon lümmelte sich in dem Sessel und streckte seine Beine lang aus: „Hach, tut das gut!“ Simon freute sich, genau sein Spiel wurde als erstes gesendet.
Der Sonntagmorgen weckte Kalli mit herrlichem Sonnenschein und Kalli schwang sich nach dem Frühstück aufs Fahrrad und strampelte ziellos in der Gegend herum. Er fuhr durch die Wiesen und Felder und war auf einem mal vor der Burgruine und staunte nicht schlecht. Da wurde doch tatsächlich das Haupthaus wieder aufgebaut! Kalli sah sich um, die ganze ehemalige Burganlage ist Flatterband gekennzeichnet worden. Der Verlauf der zerstörten Burgmauer, die Reste der Gebäude, der Turm.
Jetzt staunte Kalli noch mehr, die Burg hatte wohl mal zwei Türme gehabt, durch die Markierungen war es klar erkennbar. Die Falltür zu den Kerkern war wohl in einem kleineren Gebäude versteckt gewesen. Die Flatterbänder bildeten ein Rechteck um die Falltür. Kalli schaute auf die Uhr, ja, er konnte Simon anrufen. Simon meldete sich unmittelbar und Kalli fragte seinen Freund, ob er etwas von den Arbeiten an der Burg gewusst habe?
„Nein“, kam es sehr erstaunt durch das Handy, „was meinst du überhaupt?“
„Ich fahre mit dem Fahrrad so durch die Gegend, komme auch an die Burg und sehe, dass hier kräftig gearbeitete wird.“
„Bleibst du noch da?“, fragte Simon jetzt doch neugierig.
„Klar, ich will noch etwas umsehen, bis gleich“, Kalli steckte sein Handy weg und ging Richtung Turm. Nur wenig später kam Simon angestrampelt, stellte sein Fahrrad zu Kallis und gab Kalli die Hand.„Mensch, du hast recht, hier wird wirklich gebaut und so, wie es aussieht, sogar genau nach den alten Unterlagen“, und wies auf die Steinmetz Hütte. Dort konnten sie die bearbeiteten Steine liegen sehen und natürlich auch die Steine, die gerade in Arbeit waren. Die beiden Freunde stöberten durch die Burgruine und Simon staunte immer wieder über die tatsächliche Größe der Burganlage.
In einer der offenen Bauhütten fanden sie ein paar Bauzeichnungen, darauf konnten sie erkennen, dass das Haupthaus zweigeschossig gewesen war, die Stallungen sah man und andere Gebäude. Etwas rechts vom Haupthaus war sogar ein Brunnen eingezeichnet. Etwas weiter rechts von dem Brunnen waren die rechteckigen Mauerreste als Rittersaal, mit einem Fragezeichen, auf den Bauplan benannt. Simon fand es genau so wie Kalli faszinierend, dass die Burg zwei Türme gehabt hat, einen viereckigen, den Simon als Bergfried bezeichnete und einen Rundturm, die beiden Türme bildeten eine Linie links von Haupthaus. Rechts von dem Rundturm anschließend sah es so aus, als ob hier mal das Burgtor gewesen war. Die Mauerreste ließen darauf schließen.
„Eigentlich müsste rechts neben dem Burgtor noch ein Turm sein.“ Meinte Simon erwägend und stocherte mit der Schuhspitze in dem Geröll herum.
„Wieso meinst du das?“, fragte Kalli überrascht.
„Weil das einfach die Bauweise solcher Burganlagen war. Das Tor war der schwächste Punkt bei einem Angriff, also wurde das Tor besonders gesichert.“ Simon stocherte immer noch in dem Geröll herum. Jetzt begann er sogar, das Gestrüpp heraus zu reißen, stocherte weiter, riss noch mal Gestrüpp heraus und sprang plötzlich wie verrückt herum!
„Hier ist der Turm, hier ist der Turm gewesen!“ Kalli sah seinen Freund reineweg perplex an, was ist denn mit Simon passiert? Simon beruhigte sich etwas und zog Kalli näher an das Geröll: „Los guck mal, seh mal genau hin!“
Kalli verstand nur Bahnhof!
Simon marschierte wichtig tuend durch das Geröll und jetzt fiel der Groschen bei Kalli, Simon marschierte über die Reste des dritten Turmes! Jetzt half Kalli mit, das Gestrüpp zu entfernen und jetzt wurde es deutlich, Simon hatte tatsächlich die Reste des dritten Turmes gefunden!
„Komm, helf mir mal`“, keuchte Simon und schleppte einen größeren Stein zu den Resten der Turmmauern. Er wollte damit die Mauerreste deutlicher markieren. Gemeinsam schleppten sie Steine heran und schichteten sie zu einen kleinen Mauer auf. Ja, es war, musste der dritte Turm sein, es passte alles prima zusammen! Die beiden grinsten sich hocherfreut an, dass war doch mal was!
Kallis Handy meldete sich und direkt auch Simons, beide Jungen bekamen gesagt, dass das Mittagessen auf sie wartet! Kalli erzählte voller Begeisterung von der Burg und was Simon entdeckt hatte. Kallis Vater versprach Kalli, es direkt am Montag der Stadt zu melden.
„Meinst du nicht, dass macht Simons Eltern selber?“, wurde Kalli von seiner Mutter gefragt.„Bestimmt, aber sicher ist sicher“, alle lachte und freute sich mit Kalli.
„Ich würde zu gerne wissen, was die Stadt mit der Burg vor hat, wenn sie fertig renoviert ist?“ Kalli sah seine Eltern an.
„Vielleicht kommt ein Museum über die Geschichte der Burg und der Umgebung hinein.“
„Das wäre sicher möglich, es könnte auch eine prima Jugendherberge werden, die Kinder hätten sicher viel Spaß, auf einer richtigen Burg zu übernachten.“
Das fand auch Franz und Ingeborg. „Dann kommt vielleicht etwas Leben in diese verschlafene Stadt.“
Kalli grinste die Erwachsenen schelmisch an: „Ja, so vierzig, fünfzig Kinder können schon ganz schön Trubel verursachen.“ Ingeborg kicherte vor sich hin: „Da kenne ich einen Jungen, der schafft schon genug Wirbel.“ Kalli tat auf unschuldig. „Wen könntest du denn meinen?“
Jetzt lachte die ganze Runde schallend.
Kalli ging auf sein Zimmer und richtete schon mal die Sachen für die Schule am Montag. Anschließend legte er eine CD in den CD-Player und machte es sich in seinem Sessel bequem.
Kalli hörte Franz rufen; „Kalli, bist du soweit?“ Kalli schnappte sich seine Schulsachen: „Bin schon unterwegs.“ Vor der Tür wartete schon Litha, Franz ließ die beiden einsteigen und Kalli erzählte Litha während der Fahrt zur Schule, was Simon auf dem Burggelände entdeckt hatte. Gespannt lauschte Litha der Erzählung von Kalli und fand die Idee mit der Jugendherberge auch nicht schlecht.
Die Schule verschluckte die vielen Kinder und der Unterricht beanspruchte sie alle sehr. Am Dienstag verkündete die Direktion, dass die Schule einen Hochschultrakt erhält.
Auf der neuen Uni werden die Naturwissenschaften, Mathe, Geographie, Literatur, Musik, eben alles außer Medizin angeboten. Wer von den Schülern interessiert ist, kann sich im Büro Unterlagen darüber holen. Ein wildes Stimmengewirr quoll auf, dass war doch mal eine Nachricht!
Viele der Schüler waren sich sofort sicher, dass sie studieren werden. Kein Schul –und Ortswechsel, die Schule war prima und man kannte sich. Kalli und seine Freunde waren sich auch sofort einig, wir studieren hier zusammen weiter!
Kalli sah Litha an dem Tag nicht und konnte sie so erst am nächsten Tag fragen, wie sie sich entscheiden wird. Litha wollte hier auch studieren.
Kalli saß mit Jensen, Carlos und Till in seinem Zimmer und besprach mit ihnen den bevorstehenden Kampf mit der Schattenwelt. Als alle Fakten durch gesprochen waren, stand Kalli auf und ging auf die rechte Wand zu und öffnete das imaginäre Waffenlager, den drei Jungen fiel die Kinnlade herunter und Till sagte baff zu Kalli: „Du wirst mir manchmal richtig unheimlich:“
„Das hat mir Franz gezeigt“, kam ganz ruhig die Antwort von Kalli.
Die Jungen gingen durch den irrealen Raum und Kalli forderte sie auf, sich die Waffen anzusehen und sich welche für den Kampf auszusuchen. Carlos griff als erster zu und Kalli erklärte ihm die Handhabung und die Wirkung der ausgesuchten Waffe. Carlos zeigte sich von der Waffe sehr angetan und sah sich nach einer weiteren um. Till und Jensen haben sich ebenfalls Waffen ausgesucht und ließen sich diese von Kalli erklären. Die Freunde sprachen noch eine Weile über ihre Studienpläne und alle vier fanden diese Möglichkeit, hier zu studieren, ganz hervorragend.
Die Jungen sagten gute Nacht und Kalli sah auf seinem Wecker, dass es bereits zu spät für einen Anruf bei Litha war, den Anruf musste er wohl auf morgen verlegen.
Kalli ging ins Bad und anschließend ins Bett.
Litha setzte beim Frühstück zu Kalli und Kalli sagte ihr, dass sich Carlos, Till und Jensen schon mit Waffen für die kommende Auseinandersetzung ausgesucht haben.
Litha überlegte kurz: „Ich glaube, ich brauche keine weiteren Waffen, ich schicke lieber, falls es nötig werden sollte, den einen oder anderen Zauber gegen die Schattenwelt.“
„Gut, du musst es wissen, falls du dich doch noch anders entscheiden solltest, sag mir bescheid.“
„Zu was sollst du dich entscheiden?“, wurde Litha von einem Mädchen gefragt, das zu ihnen getreten war. Litha sah hoch: „Es geht um die Geschichte um die Schattenwelt, ich habe dir davon erzählt!“
Kalli sah das Mädchen etwas erstaunt an, Litha lächelte Kalli an: „Das ist Anna, meine Freundin, sie weiß darüber bescheid.“
Anna schaute Kalli an: „Wenn es knallt, bin ich dabei, wenn du damit einverstanden bist?“
„Wir werden jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können. Wenn du eine Waffe haben möchtest, sag es mir nur, ich habe genug davon!“
Die beiden Mädchen sagten tschüss zu Kalli und Litha beugte sich zu Kalli und legte kurz ihre Wange an sein Gesicht. Beim weg gehen drehte sich Anna nach Kalli kurz um und ihre Blicke trafen sich. Kalli nickte Anna freundlich kurz zu und stand auch auf, der Unterricht begann schon gleich.
Ein nettes Mädchen, diese Anna, dachte Kalli so auf seinen Weg zum Klassenzimmer.
Der Bau der neuen Gebäude ging rasend schnell voran, jeden Tag konnte man den Fortgang sehr deutlich erkennen. Die neuen Gebäude wurden rechts von dem Schulgebäude, etwas nach hinten versetzt, errichtet. Es entstanden jedoch im Gegensatz zum jetzigen Schulgebäude, zwei Gebäude in U – Form und sie waren sehr viel größer als das Schulgebäude. Trotzdem passten die Gebäude gut zusammen, es wurde dennoch ein gewaltiger Komplex.
Die letzten vierzehn Tage vor den Ferien wurden dann auch im Unterricht etwas ruhiger. Die Lehrer fuhren merklich ihre Energie herunter und machten in fast allen Bereichen einen recht lockeren Unterricht. Der Chemielehrer, ein sowieso schon durch geknallter Vogel, färbte die Haut der Schüler giftgrün, so dass die Mädchen entsetzt aufschrien, anschließend hatten alle Jungen Hörner, was die Mädchen natürlich zum Lachen fanden, aber als sie plötzlich alle eine sehr lange und sehr hässliche Nase hatten, kreischten sie wieder empört.
Die Schüler führten ein Konzert nach dem anderen auf und die größeren hatten ein Gokart gebaut, absolut erste Sahne! Kalli und die anderen Schüler mit den besonderen Fähigkeiten bekamen in den letzten Tagen noch einige sehr brauchbare Zauber beigebracht, die Kalli leise lachen ließen, wenn er an deren Verwendung dachte.
Das Wochenende verbrachte Kalli ungestört fast aus schließlich in der Bibliothek, er suchte sehr intensiv nach Hinweisen auf die schwarze Magie. Er las über die Magie in fernen Ländern, in Afrika, Nord – und Südamerika, im Orient und im fernen Osten gab es Magie und immer war sie aufgetrennt zwischen gut und böse!
Kalli holte sich das alte Buch, das er von Franz bekommen hatte, in die Bibliothek und fragte es nach anderen Büchern, in denen er vielleicht etwas finden könnte. Das alte Gesicht auf dem Buchdeckel verneinte: „ Die Magier waren und sind immer sehr vorsichtig mit schriftlichen Notizen, alleine schon deswegen, damit nichts davon in falsche Hände geraten kann.“
„Das ist schon schade, denn mehr als Bruchstücke der alten Geschichte konnte ich nicht finden.“ Kalli sah zu den vielen Büchern in den Regalen hinüber
.„Du hast schon sehr viel zusammen getragen, mehr als jeder andere zuvor geschafft hat:“ Tröstete des Buch Kalli.
Obwohl Kalli wusste, dass Egon und Simon etwas zu erledigen hatten, rief er seine Freunde an, möglicherweise hatten sie ja schon alles erledigen können. Egon meldete sich an seinem Handy: Ne, leider bin ich noch nicht ganz fertig, aber wenn es dir recht ist, komme ich zum Fußball!
„Na, prima, dann bis dann“, Kalli beendete das Gespräch und suchte weiter in den Büchern herum. Franz kam kurz zum Essen dazu und sagte zu Kalli: „ Es sind alle gekommen, die wir erreichen konnten, wir haben sie auf die ganze Stadt verteilt, so fallen die vielen Fremden nicht so schnell auf.“
Wie jedes Jahr, wurde für die abgehenden Klassen eine Riesenfete veranstaltet und die anderen Schüler freuten sich auf die Sommerferien. Am vorletzten Abend vor dem Ferienbeginn wurde Kalli plötzlich auf unerklärliche Weise sehr unruhig, nervös, irgendetwas braute sich zusammen!
Kalli sah sich um, die Kinder, die von der Auseinandersetzung gegen die Schattenwelt wussten, zeigten sich ebenfalls aufgeregt, sie machten sich gegenseitig auf etwas aufmerksam, ohne zu wissen, was es eigentlich ist. Wie Schuppen fiel es Kalli von den Augen, die Schattenwelt!
Er spürte die Kälte und ein schlechter Geruch wehte durch das Schulgebäude! Kalli schloss seine Augen und sandte eine Warnung an seine Eltern, ein schriller Schrei ließ ihn zusammen zucken. Die Kinder zeigten in Richtung des Sportgeländes, eine riesige schwarze Wolke wälzte sich heran!
Los, Kalli winkte seinen Freunden zu, es geht los! Die kleine Gruppe stürmte nach draußen und dabei schlossen sich noch andere Kinder an. Kalli zeigte an, dass sie sich dicht an der Hauswand halten sollen und einige sich um die Schattenwesen und die anderen sich um die Magier kümmern sollen.
Kalli sah die etwas besorgten Gesichter, keine Sorge, gleich kommt Hilfe! Kalli konnte gerade noch einen Zauber über das ganze Schulgelände legen und damit alle gegen die Angriffe schützen.
Die ersten begannen zu schießen, schnell folgten die anderen. Kalli hörte in dem Lärm seltsame Geräusche, er drehte sich nach einem Schuss auf einen Magier, schnell um und sah eine ganze Horde kleinerer Schüler, die mit einem Heidenspass die Bestietalen in Kleintiere, wie Kaninchen oder Lämmer, verwandelten und damit erreichten, dass die Reptitoren und Warankalen Angriff, Angriff sein ließen und sich auf die Tiere stürzten, die sie nur als Futter ansahen und auffraßen!
Dadurch konnten sich jetzt noch mehr Schüler um die Magier kümmern, die verzweifelt versuchten, den Zauber der Kinder zu eliminieren, vergeblich, unerbittlich verwandelten die Kinder jeden anfliegenden Bestietalen in ein Kaninchen, Ziegenlamm oder in ein Ferkel.
Kalli zeigte den Kindern seinen hocherhobenen Daumen und musste trotz der angespannten Lage herzhaft lachen, die Kinder hatten die Sache voll im Griff. Die Front der Verteidiger hatte sich merklich vergrößert, Kalli sah hoch, wo bleiben seine Eltern? Kalli schnaufte erleichtert, sie waren da! Und es waren viele, sehr viele Magier und sie griffen sofort rigoros und unerbittlich in den Kampf ein.
Durch das massive und konzentrierte Feuer und die vielen Zauber, dass der Schattenwelt entgegen flog, wich die schwarze Wolke langsam, aber sichtbar für alle, zurück. Es kamen nur noch wenige Schattenwesen zum Angriff, die Kinder hatten eine Reihe gebildet, damit jedes mal eine Verwandlung machen konnte, das Gelächter der Kinder über jeden gelungen Zauber klang über das ganze Getümmel.
Die schwarze Wolke brach zusammen, in einzelnen Fetzen wandte sie sich zur Flucht!
Ein verhaltener Jubel brach aus, die Kinder waren fast enttäuscht, dass die schwarze Magier abhaute!
Einige Kinder hatten leichte Blessuren, auch Kalli sah, dass er einen hässlichen Kratzer am linken Arm davon getragen hatte. Ein recht großer Kratzer, er reichte vom Oberarm bis zum Handgelenk.
Litha und Anna kamen zu Kalli und Litha schlang ihre Arme um Kallis Hals, drückte sich an ihm und schluchzte ein, zweimal tief auf, löste sich von ihm und sah Kalli mit großen Augen: „Ist es vorbei?“
Verneinend schüttelte Kalli bedauernd seinen Kopf und zeigte auf einen Teil der schwarzen Wolke, die sich wieder formiert hatte, klar konnte jeder Unkelè und den schwarzen Magier erkennen. Kalli spürte an seinem linken Arm eine Berührung und sah wie Anna den Kratzer verschwinden ließ!
„Achtung, Kalli“, brüllte sein Vater plötzlich sehr laut, „Unkelè und der Magier wollen einen Zauber setzen.“ Blitzschnell riss Kalli und alle anderen Magier der großen Magie die Arme hoch und wehrten den heran donnernden Zauber erfolgreich ab.
Hässlich fluchend wandten sich jetzt auch Unkelè mit dem schwarzen Magier zur Flucht. Kallis Vater organisierte sofort die Verfolgung von Unkelè, zwei drittel der großen Magie nahmen unverzüglich die Verfolgung auf und das andere drittel kümmerte sich um die wenigen Verletzten und um die Sicherheit der Kinder und der Schule.
Die Verfolger rasten der Schattenwelt in wilder Jagd hinterher! Es ging über Stock und Stein, über Flüsse, Seen und Berge! Immer wieder setzten die Fliehenden Zauber zur Abwehr der Verfolger, hässliche und gemeine Zauber, aber Franz erkannte die Zauber immer früh genug und die große Magie konnte den Zauber ausweichen. Die Verfolger hatten gut aufgeholt und hatten jetzt die fliehende Schattenwelt direkt vor sich, ein Meer wurde überquert und die Schattenwelt versuchte in dem Wasser zu verschwinden, Franz schaffte blitzschnell ein Ungetüm von einem Fisch, der mit seinem aufgerissenen Maul gierig nach der Schattenwelt schnappte. Im letzten Moment konnte Unkelè ihren Sturz ins Wasser abbremsen und schoss jetzt mit schrecklichen Flüchen hoch in den blauen Himmel, aber auch hier hatte Franz vor gesorgt, urweltliche Flugdrachen griffen Unkelè sofort an und zwangen sie, ihre Flucht in die bisherige Richtung fortzusetzen.
Vor unbändiger Wut wild kreischend, schoss sie mit dem Magier über das Meer auf die steile Küste zu. Die schwarze Wolke, in der sich Unkelè hüllte, zerfledderte immer mehr während der wilden Flucht und bot ihr und dem schwarzen Magier kaum noch Schutz. Sie wurden von den Zauber der Verfolger ständig getroffen und fürchterlich hin und her geschleudert.
Hier in den schroffen Bergen prallten sie dadurch oft gegen die harten Felsen und bald hörte die große Magie nur noch schreckliche Schmerzenschreie. Die irre Flucht ging weiter, sie ließen das Küstengebirge weit hinter sich und rasten jetzt in eine Wüste hinein.
Einige Magier der Verfolger machten sich einen Spaß daraus, Unkelè in den heißen Wüstensand stürzen zu lassen, hohe Sandfontänen rissen die beiden auf, die in der windstillen, heißen Luft wie Vorhänge stehen blieben. Die armseligen Fetzen der schwarzen Wolke verschwand unerwartete in kaum sichtbare Gebäude und sofort wollte sich ein Zauber als Schutz darüber wölben, aber es fehlte der schwarzen Magie offensichtlich an Stärke, um diesen Zauber komplett werden zu lassen.
Unkelè verbarrikadierte sich in dem einzig befestigten Gebäude und den Verfolgern flogen doch recht armselige Zauber als Verteidigung entgegen. Verzweifelt wehrte sich die schwarze Magie, aber sie standen auf verlorenen Posten, ohne die furchtbaren Schattenwesen hatten sie überhaupt keine Chance.Kalli sah aus dem Augenwinkel, wie seine Eltern und die anderen Magier, allen voran Franz, ihre Arme hoben, ihre Hände öffneten und den großen Zauber zelebrierten!
Der Zauber wuchs, wurde größer, legte sich wie eine riesige Decke über den Schlupfwinkel der Schattenwelt! Kalli und der eine oder andere Magier wehrten noch die wenigen Versuche der Schattenwelt ab, sich zu verteidigen und den Zauber der großen Magie zu verhindern.
Kalli hörte Unkelè entsetzt und wie irre aufschreien: „Nicht dieser Zauber, neii - iin, nein, nicht dieser Zauber!“ Unerbittlich fuhr die große Magie mit dem Zauber fort und der Zauber hüllte die gesamte Schattenwelt ein. Mit einer heftigen Bewegung ihrer Arme riss die große Magie den großen Zauber hoch und lösten ihn so vom Erdboden.
Der Rest der Schattenwelt, allen voran Unkelè, raste wie irrsinnig vor ohnmächtiger Wut und Angst vor dem, was ihnen bevor stand, in dem Zauber herum, in der verzweifelten Hoffnung, diesen Zauber zu entkommen. Die schwarzen Magier schlugen mit ihren Fäusten gegen den Zauber, einer versuchte gar, den Zauber mit einem Messer aufzuschneiden! Und der große Zauber begann zu schrumpfen!
Kalli sah, wie Franz ganz besondere Bewegungen mit seinen Armen und Händen machte, kalkweiß sein Gesicht, Schweiß lief in Strömen über sein höchst konzentriertes Gesicht, starr die Augen, der ganze Körper von Franz vibrierte voll ungeheuerer Energie – er fing Unkelè in einem extra Zauber!
Die Frau, die ständig zwischen uralter Hexe und strahlend schöner Frau wechselte, wehrte sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, Franz flogen die allerschlimmsten Zauber, die man sich kaum vorstellen kann, nur so um die Ohren, von besonders starken Zauber wurde Franz fast umgestoßen, aber unbeirrt baute er seinen Zauber auf, wieder torkelte Franz unter einem heftigen Zauber von Unkelè hin und her, aber eisern und mit einer gewaltigen Sturheit baute Franz seinen Zauber weiter auf – Unkelè war gefangen!
Kaum einen Steinwurf von Franz entfernt, schwebte Unkelè in dem Zauber, mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte sie Franz wie eine Verrückte an, lass mich hier heraus, du verdammter Hundesohn! Die große Magie schrumpfte den großen Zauber weiter, die eingeschlossene schwarze Magie brach in wilder Panik aus.
Erst als die Eingeschlossenen sich kaum noch bewegen konnten, hielten sie inne. Franz hatte sich von der Anstrengung erholt, er hatte etwas ganz besonders vor!
Beinah lächelnd verband er den Zauber mit der eingeschlossenen Unkelè mit einem starken Energiestrahl mit dem großen Zauber, in dem die eingeschlossenen schwarzen Magie tobte und versetzte beide Zauber in eine in sich drehende Bewegung, aber natürlich nicht in eine schöne, gleichmäßige,, sondern in eine wild herum torkelnde Bewegung.
Unkelè in ihrem extra Zauber wurde durch die flexible Verbindung zu dem großen Zauber wie irrsinnig herum geschleudert.
Dieser Zauber wurde von der großen Magie mit aller Kraft in die Luft geschleudert. Der Zauber sauste wild hin und her taumelnd durch die Luft, knallte gegen Felsen, flog hoch, fiel hart auf den Erdboden und raste weiter!
Schwer atmend und Schweiß überströmt hielten jetzt alle inne, sie hatten es geschafft! In ihrer Freude sah keiner von ihnen die vier, fünf oder waren es sechs schwarze Schatten, die sich klammheimlich in die Felsspalten verkrochen?
Zufrieden kehrten die siegreichen Magier zurück und alle fanden sich an der Schule ein. In der Mensa hatte die Direktion eine große Feier vorbereitet. Es wurde eine wilde ausgelassene Feier und selbst als die kleineren Schüler, die so großartig mit ihrem Zauber gegen die Schattenwesen gekämpft hatten, auf den Tischen herum hopsen, hielt sich die Direktion mit Ermahnungen diskret zurück.
Als krönenden Abschluss gab dann die Schulleitung noch bekannt, dass aufgrund des heutigen Ereignisses der letzte Schultag ausfällt.
Die Abreise in die Sommerferien kann also direkt morgen früh erfolgen.
Mit dicken Augen kamen die ersten Schüler zum Frühstück in die Mensa, Kalli machte da keine Ausnahme, nicht nur, das er verquollene Augen hatte, er sah auch insgesamt ziemlich ramponiert aus.
Und Kalli trank Kaffee!
Zum ersten Mal in seinem Leben verschmähte er seinen geliebten Kakao. Beim ersten Schluck verzog er noch ein bisschen sein Gesicht, es wurde jedoch mit jedem Schluck besser.
Plötzlich strahlte Kalli, von links bekam er einen Kuss und von rechts bekam er einen Kuss auf die Wangen! Litha und Anna sahen ihn erst etwas besorgt an, aber dann strahlten die beiden hübschen Mädchen Kalli freudestrahlend an: „Es ist vorbei, nicht wahr?“ Kalli hatte einen dicken Kloß im Hals, so nickte er den Mädchen nur zu.
„Zeig mal, was macht dein Arm“, Anna beugte sich etwas vor und schob den Ärmel von dem Hemd vorsichtig hoch, sie sah nur noch einen feinen roten Streifen von der Verletzung. „Fein, das sieht ja richtig gut aus.“
Kalli hatte sich erholt: „ Danke euch beiden, danke für alles.“
„Nicht dafür“, lachten die beiden Mädchen Kalli an und wurden dann ernst, „ wir alle wissen, was wir dir zu verdanken haben.“
Kalli winkte verlegen ab, sah auf seine Armbanduhr, ich habe noch ein wenig Zeit, ich gehe mal ein bisschen an die frische Luft. Kalli und die Mädchen standen auf, Anna hakte sich links bei Kalli unter und Litha rechts.
Kalli fühlte sich mit einem Schlag unendlich wohl.
Viele der Schüler, alle schon im Aufbruch in die Ferien begriffen, winkten Kalli freundlich zu: „Hei, Kalli, alles klar?“ Oder so: „Hallo Kalli, geht es dir gut?“
Kalli bog in den Weg zur Gokartbahn ein und wenig später kam Konrad und holte Litha. Litha winkte Kalli und Anna zu und zu Kalli sagte sie: „Wir sehen uns gleich bei der Heimfahrt!“
Jetzt stand Kalli mit Anna alleine da und wusste nicht wohin mit seinen Händen. Anna sah ihn ganz lieb an, nahm seine Hände und legte sie um ihre Taille. Dadurch kamen sich ihre Gesichter sehr nahe. Stumm und etwas verlegen ging Kalli mit Anna weiter.
Bis Anna fragte, was er in den Ferien geplant hatte?
Kalli erzählte Anna von dem jährlichen Sommerurlaub in dem Landhaus seiner Eltern im Süden, von dem Segelboot und von den Quads, Kalli erzählte Anna auch von dem herrlichen Essen, dass Felicitas kochte. Von dem Sommerfest seiner Mutter erzählte er dem Mädchen und lud Anna spontan zu dem Sommerfest ein.„Meinst du, ich kann so einfach kommen?“
„Aber sicher, meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen.“
„Ich müsste dann nur eine Bleibe finden, ich kann ja nicht an ein und denselben Tag an – und abreisen.“
„Du kannst bei uns übernachten, wir haben Gästezimmer.“
Anna war ein bisschen unschlüssig.„Du kannst auch bestimmt bei Lithas Eltern schlafen. Litha wohnt genau gegenüber.“
„Das wäre richtig schön“, seufzte Anna etwas.„Weißt du was, ich gebe dir meine Handynummer, dann kannst du mich ja anrufen, wenn du dich entschieden hast“, schlug Kalli Anna vor.
Erleichtert stimmte Anna zu. Es wurde Zeit, zum Parkplatz zu gehen, Franz wartet bestimmt schon, Kalli sagte tschüss zu Anna: „Bis bald, ich warte auf deinen Anruf.“
Anna zögerte einen winzigen Moment und legte dann ihre Arme um Kalli und drückte sich eine Sekunde an den Jungen. Kalli drückte Anna noch etwas linkisch, sah ihr aber ganz lieb in die Augen.
Von dem eisenharten, wild entschlossenen Kämpfer war bei Franz nichts mehr zu sehen, er trug, wie immer, eine verschossene Jeans und ein schickes Hemd, seine Füße steckten in fein geflochtene Lederschuhe und er hatte blendende Laune.
Zum ersten Mal sah Kalli an den Arm von Franz eine Armbanduhr und was für eine. Dickes, Silber glänzendes Metall mit vielen Drückern. Eigentlich hatte Franz nie schlechte Laune, dachte Kalli so bei sich, er war manchmal nur sehr ruhig.
Kalli und Litha erzählten Franz davon, dass die Schule ein Uni – Trakt dazu baut mit allen Fakultäten, außer Medizin und ihre Klassen die ersten sind, die sich einschreiben können.
Franz fand das auch ganz toll, dann braucht sich ja nicht viel ändern, war sein trockener Kommentar.
„Das finden wir beide auch, man kennt sich aus, kennt Mitschüler und viele Lehrer und es ist ja wirklich eine tolle Schule!Als Litha von Kalli während der Heimfahrt noch erfuhr, dass Anna vielleicht zum Sommerfest seiner Mutter kommt, freute sich Litha sehr für Kalli und die Übernachtungsfrage klären wir sowieso ruck zuck, lachte Litha ihren Kalli an.
Es folgten ein paar ruhige Tage, so, als ob sich die ganze Welt erholen würde, die Beine baumeln und die Seelen fliegen lässt. Mit seinen Freunden sah sich Kalli die Bauarbeiten an der Burg an, sie machten gute Fortschritte, an dem Haupthaus war schon die Zimmerdecke vorhanden und am Rittersaal wuchsen die Mauern in die Höhe. Das wird mal eine tolle Burg, fanden alle drei.
Der Urlaub im Landhaus war geprägt von glühender Hitze und herrlichen herum faulenzen. Braungebrannt kehrten die Urlauber zurück und Kallis Eltern stürzten sich zusammen mit Franz und Ingeborg in die Vorbereitungen für das Sommerfest.
Für Kalli ging Sonne und Mond und alle Sterne auf einmal auf, als Litha mit ihren Eltern und Anna ins Haus kamen, außer sich vor Freude drückte und herzte Kalli Anna: „Ich dachte schon, du kommst nicht, weil du dich nicht gemeldet hast.“
Und drückte Anna an sich, es wolle er sie nie mehr los lassen. Aber ganz vergaß er sein benimm doch nicht, artig begrüßte er die Eltern von Litha und Litha selbst.
Bescheiden stand Konrad im Hintergrund, Litha holte ihren Freund lachend. komm, Kalli frisst dich schon nicht. Die beiden Mädchen sahen bezaubernd aus und Kalli schwebte im siebten Himmel.
Das Sommerfest steuerte gerade seinen Höhepunkt an, als Kalli einen eisigen Schrecken bekam, er sah einen fast schattenhaft anmutenden, ganz in schwarz gekleideten Mann auf sich zu kommen, es wurde kalt und es roch nicht gut. Kurz vor Kalli löste sich der Fremde in schwarze Schatten auf!
Kalli suchte mit den Augen seine Eltern, sein Vater blickte für einen Moment sehr ernst seinen Sohn an und nickte unmerklich, beide wussten jetzt, die Geschichte war noch nicht zu
Ende
Die SMS lauteten:Seite 39, Gute Nacht, schlaf gut – wünsch ich dir auch!
Seite 43: Die erste Nachricht von meinem neuen Handy für dich!
Seite 89: Heute bin ich mit meinem Vater und Franz mit den Quads ins Gelände gefahren, war große Klasse! Tschüss, Kalli.
Seite 131: Nach dem Kaffee bringt Franz mich zur Schule! Bis dahin, Kalli.
Seite 189: Hast du Lust herüber zu kommen? Simon ist auch schon da! Kalli
Die Abenteuer von Kalli gehen weiter:Kalli Ronners II unglaubliche Geschichten
Kalli Ronners III unglaubliche Geschichten
Kalli Ronners IV ist in Arbeit
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Texte: Klaus Blochwitz
Bildmaterialien: Cover: Klaus Blochwitz
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Stephan und Philipp