Was bisher geschah
Ich bin eine Auftragskillerin, ein Profi und gehe in eine besondere Schule. Neben unserer Ausbildung zum Profikiller lernen wir auch uns zu verwandeln. In meinem ersten Jahr an dieser Schule war es noch ein reines Mädcheninternat. Im Sommer darauf verfolgte ich mit meinen besten Freundinnen Roxy und Lizzy 25 Mädchenmörder und -vergewaltiger. Bei unserer Rückkehr hat sich dann vieles verändert. Das Jungeninternat wird modernisiert und alle Jungs sind bei uns eingezogen. Meine Freundinnen und ich hatten bis dahin Einzelzimmer, ein Privileg aufgrund unserer "außerschulischen Aktivitäten". Jetzt teilten wir diese Zimmer und unsere Himmelbetten mit Männern aus dem anderen Internat. Auch der Unterricht fand gemischt statt. In diesem ereignisreichen Jahr begann meine Schwester ihre Ausbildung. Aufgrund ihrer faszinierenden Schönheit steckte sie schon bald ihn Schwierigkeiten. Ihr angeblicher Freund wollte sie während des Schulballes verführen, mit oder ohne ihr Einverständnis. Dies konnte ich noch verhindern, doch meine Rache endete blutig. Drei Männer starben in dieser Nacht und Chris, mein Zimmerkollege und Geliebter, wendete sich von mir ab. Um Distanz zu gewinnen, nahm ich einen Einzelauftrag an und verließ während der Ferien die Schule. Ich war jedoch so abgelenkt, dass ich mich verletzen lies. Dennoch tötete ich meinen Gegner und fiel vor Chris, der mir gefolgt war, ihn Ohnmacht. Bevor er mich zurück zur Schule brachte, verarztete er meine Wunden. Anschließend verordnete er mir strenge Bettruhe und wurde mein persönlicher Krankenpfleger für zwei erotische Wochen.
Ruhige Ferien
Die Sommerferien vergingen diesmal ereignislos. Lizzy und Tom, Roxy und Phips sowie Chris und ich trafen uns regelmäßig. Ob alle zusammen oder nur Paarweise war uns egal. Die anfängliche Ablehnung von uns Mädels gegenüber unseren Jungs war schon längst passé. Obwohl wir keinen Auftrag hatten, waren unsere Ferien trotzdem voller körperlichen Ertüchtigungen. Neben unserem Training hatten wir noch viel Freizeit und natürlich zahlreiche Sommernächte. Ich stellte Chris auch meiner Mutter, ihren neuen Ehemann und meinen beiden Schwestern vor. Die Ältere von beiden kannte er bereits, doch die Jüngere nicht. Auch sie hatte die breiten Schultern geerbt, die alle Frauen in meiner Familie besaßen. Mit ihren 165cm war sie nur wenig größer als ihre ältere Schwester. Beide sahen sich zum verwechseln ähnlich, wenn man nicht die Haare beachtete. Während die Jüngere langes, blondes Haar hatte, welches glatt bis über ihre Schultern reichte, hatte die Ältere braunes, glattes, schulterlanges Haar. Auch die Augenfarbe unserer Jüngsten ist blaugrau und nicht braun. Ansonsten waren beide dünn und gut gebräunt. Es unbekannten Gründen konnte ich machen was ich wollte, ich bekam diese Bräune nie.
Am Anfang verwechselte Chris noch die beiden, doch schon bald konnte er sie selber auseinander kennen. Vielleicht war ein Grund für seine anfänglichen Schwierigkeiten auch der, dass die beiden gerne die Rollen tauschten um ihn zu testen. Auch seitens meiner Mutter wurde er einen Test unterzogen. Nämlich, ob er für mich ein geeigneter und vor allem würdiger Partner ist. So peinlich dieser Test für mich war, er bestand natürlich mit Bravour. Dennoch konnte ich meiner Mutter diese Prozedur nicht so schnell verzeihen. Sie war immer schon eine Klucke, wenn es um ihre Kinder ging, doch dieser Test ... naja lassen wir das.
Roxy als auch Lizzy stellten ihre Freunde ihren Familien vor. Doch keiner von ihnen wurde so einem Test unterzogen. Die Vier versuchten dies aus Rücksicht vor mir zu verbergen, doch ich wäre nicht der beste Profikiller und Spezialagent, wenn ich dies nicht herausfinden würde.
Schließlich rückte auch der nächste Schulanfang näher. Wir warteten immer noch auf einen Auftrag, doch es kam keiner. Langsam wurde ich nervös, irgendetwas war im Busch, doch ich wusste nicht was es war. Ein Sommer ohne schwierige Fälle, ohne einen Einsatz von unserer Schule - so einen Sommer gibt es nicht. Irgendjemand dort draußen plante etwas ganz großes und wir mussten schließlich ausrücken um diesen Treiben ein Ende zu setzen. Doch bis es soweit ist, heißt es warten, warten, immer nur warten. Naja, mit den richtigen Personen konnte Warten auch Spaß machen oder sogar noch mehr. Als ich die anderen darauf ansprach, schüttelten sie nur ihren Kopf und meinten, dass ich schon süchtig nach Gefahr und Kampf wäre. Ich wusste es jedoch besser, nur noch nicht wann es anfangen würde.
Zu Hause planten meine Schwestern schon ihren Schulstart. Es war doch immer aufregend, wenn man als Neue auf eine neue Schule kam. Zwar begann meine jüngste Schwester erst mit der Schule und die Ältere kam in die Zweite, doch alles musste exakt durchgeplant werden. Welche Kleidung, wie viele Stücke, welche Schminksachen, welcher Schmuck, welche Accessoires, welche Taschen sollen mitgenommen werden. Im Haus fand schon eine Modeschau statt und Chris musste mit mir herhalten und unsere Meinung äußern. Ich, die ich am liebsten nur in schwarz herumlief, musste mich jetzt über Mode äußern. Schrecklich, die reinste Folter und ich wusste was Folter ist. Wir saßen mittlerweile jeden Abend – JEDEN ABEND DIE GLEICHE PROZEDUR – auf den Sofa und nach spätestens zwei Stunden fiel sein Kopf auf meine Schulter während ich noch mindestens eine Stunde über Mode diskutieren durfte. Wenigstens wachte mein Geliebter vorm zu Bett gehen wieder auf, diese Ablenkung brauchte ich immer nach so einem Abend ansonsten durfte man mich am nächsten Tag nicht mehr ansprechen.
Die letzten beiden Wochen verbrachten wir bei Chris zu Hause. Der Flug nach Irland kam mir lange vor. Wahrscheinlich weil ich übermüdet war und mein Periode eingesetzt hatte. Dann war ich auch immer unausstehlich und nichts war mir recht. Chris, der Ärmste, musste nun meistens als Sündenbock oder nur zum Abreagieren herhalten. Als wir von Dubliner Flughafen weiterfuhren, schaute ich mir fasziniert die Landschaft an. Weite, hügelige Flächen, jede Menge Tiere auf der Weide, ein kleines Paradies. Der einzige gravierende Unterschied war, dass es hier sonnig und richtig warm war, eine Seltenheit in dieser Gegend, während es bei mir zu Hause wochenlang nur regnete. Dieser Aufenthalt, so hoffte ich, wird der perfekte Ausklang der Sommerferien. Immer noch, nach fast zwei Monaten, kam kein Auftrag herein, niemand störte uns. Schon bei der Begrüßung fand ich seine Eltern sympathisch und ich schien auch keine schlechten Eindruck hinterlassen zu haben.
So vergingen auch noch die letzten beiden Wochen wie im Flug und wir begannen unsere Sachen zu packen. In zwei Kastenkoffer kamen Kleidung (Trainingsgewand, Alltagskleidung, Abendgarderobe, Badesachen, Handtücher, Schals und Gürtel), in einen kleinen Reisekoffer packte ich all meine Waffen, die ich für die Schule benötigte. Die Schulsachen und noch einige andere private Gegenstände sowie Schminkzeug, Schmuck und Waschzeug kamen in einen weiteren großen Reisekoffer. Zu meiner Verwunderung packte ich um zwei Koffer weniger als Chris ein.
Zurück am Flughafen Dublin flogen wir zum Sammelplatz für die Schüler des Internats. Dort trafen wir auf Roxy, Phips, Lizzy, Tom und meine Schwester. Unsere vier Freunde hatten ungefähr so viel Gepäck wie wir, doch als ich zu dem Gepäckträger meiner Schwestern schaute, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. Hatte ich mich vorher über die Anzahl der Koffer bei Chris gewundert, blieb mir jetzt wie versteinert stehen. Schnell zählte ich sicherheitshalber noch einmal durch. Nein, es stimmte. Jede meiner Schwestern hatte fünfzehn Koffer mit. Dabei hatten sie noch keine Waffenerlaubnis also reisten sie anscheinend mit mehr als ihren ganzen Kleiderschrank. Wo hatten sie das ganze Zeug her, niemand braucht so viele Koffer, noch dazu nicht nur normale Reisekoffer. Sieben Koffer waren Kastenkoffer – wie meine beiden. Fragend schaute ich meine Schwestern an, doch beide lächelten mich nur an und schauten sich dann um. Anscheinend auf der Suche nach jemanden. Aber wem? Diese Frage wurde schon bald beantwortet. Alle Klassenkameraden meiner Schwester kamen und begrüßten sie und unsere Jüngste. Stöhnend drehte ich mich zu meinen Freunden um, das kann ja noch heiter werden.
Fast eine Stunde später läutete es durch die Lautsprecher des Flughafens. Es war Zeit um unser Gepäck ins Flugzeug zu befördern. Von dort sollte es zum Bahnhof gegen, wo wir mit einem Expresszug direkt auf das Schulgelände gebracht wurden. Eine anstrengende Reise. Zuerst weit über der Erde und danach unterirdisch weiter. Schon viele Neulinge sind während der Fahrt ausgezuckt. Alle schafften den Flug, doch die flotte Weiterreise unter der Erde wurde schon einigen zum Verhängnis. Es war ja auch anstrengend, der Höhenunterschied, später das fehlende Licht und noch dazu die stickigen Zugabteile. Auch das Essen im Zug war mehr schlecht als recht und verursachte bei so manchen ein Gefühl der Übelkeit. Die älteren Schüler kannten die Prozedur schon und hatten, aus Erfahrung, Essen, Trinken und Pulver für alle Fälle mit. Auch unser Quartett, Chris und ich hatten für Speis und Trank vorgesorgt. Bei meinen Schwestern war ich mir nicht sicher, ob sie auf mich gehört hatten. Wenn nicht war es ihr Problem und sie mussten fast zwölf Stunden Zugfahrt und zuvor über drei Stunden Flugzeit ohne irgendetwas schmackhaften bzw. verdaubaren überstehen. Ins Abteil nahmen wir nur unsere Rucksäcke mit, der Rest kam in separate Transportwaggon, wo nach Klassen geordnet ein geschlichtet wurde. Unser Abteil war, zum Glück, eines der Größeren, weil wir unter den Ersten im Zug waren. Wir hatten bequem zu sechst Platz, doch konnte sich jetzt niemand mehr zu uns gesellen, denn die Rucksäcke benötigten den restlichen Platz. Je später es in den Zug schaffte desto kleiner wurden die Abteile, obwohl immer sechs Personen in eines mussten. Danach wurde erst das Nächste freigegeben. Nach fast einer Stunde fuhr der Zug endlich an und wir konnten uns frei bewegen. Jeder kannte seinen Platz und besuchte seine Kameraden in anderen Abschnitten des Zuges. Auch ich begann meine Suche nach meinen Schwestern, die ich während der Schulzeit im Auge behalten wollte.
Ein turbulenter Schulanfang
Binnen kurzem fand ich zuerst die eine, danach die andere, in eine fröhlich, lustigen Unterhaltung mit Gleichaltrigen vertieft. Gesprächsthema war, wie immer, welche Lehrer wer bekommen würde, wie die andren Schüler waren, ob sich die Älteren für einen interessieren würden, was zum Schulball getragen wird sowie die neusten Neuigkeiten aus dem näheren Umkreis der Schule, die bereits durchgedrungen waren. Erst beim letzten Themenbereich horchte ich auf. Im Nachbardorf wurde eingebrochen, die Familie floh in die Wälder, niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Am helllichten Tag, kann sich jemand das vorstellen. Das ganze Dorf war auf den Beinen, doch niemand hatte etwas bemerkt. Wie würde die Schule wohl reagieren?
Ich konnte es mir schon vorstellen. Schnell begab ich mich in mein Abteil zurück und schmiegte mich in Chris Arme. Kurz überlegte ich noch, ob es auf seinen Schoß nicht noch bequemer war, doch die wegen der fragenden Blicke meiner Freundinnen begann ich lieber zu erzählen als darüber weiter nachzudenken. Neugierig hingen alle an meine Lippen und begannen erst Fragen zu stellen als ich alles haargenau erzählt hatte. Doch ich kannte die Antworten auf ihre Fragen nicht, diese mussten wir wohl oder übel auf später verlegen und unserer Direktorin stellen. Vielleicht wusste diese inzwischen schon mehr. Doch „Big Boss“, unsere Direktorin, würde uns sicher nicht im Stich lassen. Sie würde bereits alle Informationen, die vorhanden waren, gesammelt und für uns aufbereitet haben. Jetzt mussten wir nur noch die restliche Zugfahrt überstehen. Währenddessen diskutieren wir, wer am helllichten Tag in einem Haus nahe einer Kampfschule einbrach und was er sich davon versprochen hat? Auch seine nächsten Ziele waren uns ein Rätsel. Nur eines hofften wir gemeinsam, hoffentlich kam die Schule nicht als nächstes an die Reihe, denn dann war es mit unserer Schulzeit frühzeitig vorbei. Unsere Deckung würde auffliegen, wir müssten unsere Familien verlassen, bevor wir diese in Gefahr bringen würden und wären von da an auf uns alleine gestellt. Vielleicht würden wir noch den Kontakt zur Schule halten, doch unser Leben, wie wir es bis jetzt führen, wäre schlagartig vorbei. Wahrscheinlich würden wir uns danach noch eine neue Existenz unter falschen Namen aufbauen müssen. Es würde schlicht und einfach eine harte, bekümmernde, einsame Zeit sein. Wir würden zwar noch zusammen sein, doch alle anderen Kontakte wären uns untersagt, um andere zu schützen.
Als wäre uns diese Nachricht noch nicht genug, liefen meine Schwestern kreischend in unser Abteil. Der Zug hatte inzwischen angehalten und die Erst- und Zweitklässler bekamen nun ihr Gepäck ausgehändigt. Anscheinend hatten sie einige ihrer Koffer in Luft aufgelöst, für mich bei dieser Anzahl nicht verwunderlich, aber dennoch ärgerlich. Aufstöhnend stand ich auf und begab mich mit den beiden hinaus. Über die Schulter sah ich noch, dass Chris sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte und uns folgte. Die anderen blieben sitzen und redeten über Kampftechniken und die neusten Waffen. Wahrscheinlich würden sie später noch über die Untergrundaktivitäten reden, die in letzter Zeit unbemerkt geblieben sind. Nach dem Überfall im Dorf waren wir uns einig, dass etwas Großes im Gange war und dass alles bisher verschwiegen wurde. Dies war Neuland für uns, aber dennoch machbar. Draußen fragte ich als Erstes einen Schaffner, wo die übrig gebliebenen Koffer der Erst- und Zweitklässler deponiert wurden. Chris blieb am Bahnsteig stehen und beobachtete das Auspacken der Koffer, vielleicht konnte er so noch einige Fehlende finden. Mittlerweile machten sich die ersten Quengeleien bemerkbar, noch weitere Koffer waren verschwunden. Langsam wurde ich neugierig, was war heuer nur los? Noch nie sind Gepäckstücke einfach verschwunden, immer sind verlorene Gegenstände wieder aufgetaucht. Fragen blickte ich Chris über die Menge an, doch dieser zuckte nur ahnungslos mit der Schulter. Inzwischen standen die anderen auch neben ihn und schauten sich um. Irgendetwas war hier passiert oder immer noch im Gange, aber was? An den Randbereichen gruppierten sich bereits die älteren, erfahrenen Schüler und umschlossen so die jüngeren und Frischlinge. Wie vorgesehen würden alle ihren Teil bei drohender Gefahr leisten. Die Spezialagenten, darunter auch wir sechs, würden schon bald sich überall verteilen und die Gegend von jeder nur möglichen Perspektive im Auge behalten.
Wir machten uns gerade unsere weitere Vorgehensweise aus als ein Warnschuss fiel. Doch er kam von außerhalb der Menge. Blitzschnell liefen wir los. Roxy und Phips sprangen auf den Zug und von dort auf die Dachbalken des Bahnhofgebäudes. Lizzy und Tom teilten sich in der Menge auf um alle zu beruhigen und eine Panikattacke zu verhindern. Chris war spurlos verschwunden, doch er würde auch seinen Teil dazu beitragen, welchen würde ich erst später erfahren, wenn alles vorüber war. Ich suchte zuerst meine Schwestern und positionierte sie in Lizzys Nähe. Danach kontrolliere ich die Randgruppen, gab noch einige Tipps und Hinweise. Erst dann begann ich mit meinem eigentlichen Rundgang über die Dachbalken des Gebäudes. Von der Ferne konnte ich noch Roxy und Phips sehen. Diesen Bereich musste ich mir also nicht mehr ansehen. Deswegen bewegte ich mich in die entgegengesetzte Richtung weiter. Blitzschnell schaute ich nach links und rechts. Keine Bewegung unter oder neben mir blieb mir verborgen. Doch irgendetwas entging mir. Ich spürte es förmlich. Mit einem Griff an meinen Gürtel, bemerkte ich, dass ich keine Pistolen oder Dolche mithatte. Während meines nächsten Schrittes ging ich in die Knie und klopfte schnell meine Stiefel ab. Auch hier hatte ich, zu meinem Bedauern, keine Dolche aufbewahrt. Fließend richtete ich mich wieder auf und kontrolliere weiterhin die Umgebung. Nichts. Doch von wo stammte der Schuss. Wer schoss in eine Menge voller angehender Agenten und Killer? Jemand musste todesmüde sein oder verrückt oder steckte vielleicht etwas anderes dahinter?
Plötzlich hörte ich ein Geräusch über mir und sprang mit einem gewagten Satz eine Ebene hinauf. Schnell fing ich mein Gleichgewicht, welches ich beim Landen verloren hatte, wieder auf und schaute mich um. Nichts, doch ich war mir sicher, dass ich etwas gehört hatte. Mit einem kurzen Blick nach oben, suchte ich die Decke ab und bemerkte ein Guckloch, keine zwei Meter neben mir. Von meiner Position aus, konnte mich niemand von dort aus beobachten, doch jeder konnte von dort aus leicht in die Menge schießen. Mit einem erneuten Blick über die Decke fand ich ein zweites Deckenfenster, durch welches ich mich zwang. Auf dem Dach fand ich, von diesem Fenster aus, Schutz hinter einem Vordach. An der Wand entlang schlich ich mit lautlos zum ersten Guckloch. Eine in schwarz gekleidete Person kniete halb darüber und hielt eine Taschenpistole. Normale Taschenpistolen hatten einen kleinen Wirkungsbereich, doch diese war eine Sonderanfertigung für unsere Schulabsolventen. Keine andere Person konnte sich so eine Waffe besorgen ohne einen Absolventen zu töten, doch diese waren nicht so leicht zu erledigen. Nicht jeder Schulabgänger erhielt eine solche Waffe, nur diejenigen mit speziellen Fähigkeiten und außerschulischen Auszeichnungen. Sprich Profikiller und Spezialagenten wie ich.
Neugierig schlich ich näher an die Person heran, blieb aber weiterhin im Schatten des Vordaches. Von Zeit zu Zeit sah ich die Pistole im Sonnenuntergang blitzen, doch es war kein Finger am Abzug zu sehen. Der Wind frischte nun auf und blies in meine Richtung. Ich konzentrierte mich auf den heran wehenden Geruch und versteifte mich. Das gab es doch nicht, ich kannte diese Duftnote und musste ein Knurren unterdrücken. Vor mir stand mein Erzfeind Nummer eins. Sie hatte die Schule letztes Schuljahr beendet und sollte nun auf Jobsuche sein. Jedoch hatte sie sich anscheinend den Untergrundaktivitäten angeschlossen. Während ihrer Schulzeit, naja, sprich während der letzten zwei Jahre, da ich erst das dritte Jahr hier war, obwohl ich bereits in der Fünften war, stritten wir bei jeder Gelegenheit. Jeder wollte beweisen, dass sie die bessere Kämpferin, die bessere Formwandlerin, einfach die bessere Killerin und Agentin war als die andere. Ein zweijähriger Wettstreit über die interne Führung der Schule, denn ich letztendlich gewann, obwohl sie drei Jahre älter war und mehr Erfahrung außerhalb der Schule gesammelt hatte. Was in ihren verschlagenen Kopf nun vorging, konnte ich nicht einmal ahnen. Eines wusste ich jedoch mit Sicherheit, ich benötigte einen Überraschungsmoment, um sie ohne Waffen überwältigen zu können.
Zusammen mit dem Feind
Ich wartete nun keine Sekunde länger und sprang von meinem Standplatz weg. Im Flug verwandelte ich mich und landete als ausgewachsenes Panterweibchen auf ihr. Ich spürte unter meinen Pfoten bereits ihre Verwandlung, doch sie hielt sich zurück und schaute mich nur an. Leicht verärgert, leicht hämisch schauten ihre fast schwarzen Augen zu mir auf bevor sie über meine Schulter blickten. Kurz darauf spürte ich den Schmerz. Eine Klinge hatte sich von hinten in meine Schulter gebohrt. Da ich mich nur auf meine Erzfeindin, welche auch als Skorpion bekannt ist, konzentriert hatte und niemand mit mir auf das Dach gestiegen war, konnte sich irgendjemand von hinten an mich heranschleichen. Mit den Fußen stieß der Skorpion mir in den Magen und katapultierte mich in die Höhe. Ein erneuter Schuss halte durch die Luft, direkt unter mir abgefeuert. In der Luft, mit dem Messer in der Schulter, drehte ich mich um 190° und schaute in die Richtung, in welcher der Schuss gegangen war. Beim Landen konnte ich noch einen Schatten vom Dach springen sehen. Danach spürte ich einen erneuten Schmerz in meiner Schulter. „Du bist unvorsichtig, Panter. Früher wäre dir dieses Malheur nicht passiert. Was ist los mit dir, du wirst doch nicht schwach?“ Mit diesen beleidigenden Worten und den Messer in der Hand lief sie meinen Attentäter hinterher.
Mit schmerzender Schulter sprang ich durch die Dachlucke hinunter und landete gebückt in menschlicher Gestalt vor meine Schwester. Lizzy reichte mir kurz darauf ein Taschentuch, welches ich auf meine Wunde drückte. Währenddessen waren alle Koffer verteilt, doch es fehlten immer noch einige Gepäckstücke. Ich vermute, dass sie der Skorpion oder mein mysteriöser Attentäter mitgenommen hatte. Vielleicht halfen auch beide zusammen. Als Chris meine Verletzung bemerkte, hatte ich das Gefühl als würde ich in Watte eingepackt werden. Ich durfte mich nicht einmal um mein Gepäck kümmer, geschweige denn meine Rucksack schultern. Doch auch mit doppelter Kofferanzahl verlor Chris keine Zeit und erreichte gleichzeitig mit unseren Freunden die Schule. Wir bezogen wieder die Zimmer aus dem Vorjahr. Chris und ich teilten uns wieder das Balkonzimmer, während die anderen beiden Paare die Zimmer danach in Beschlag nahmen. Schnell war alles ausgepackt und eingeräumt. Im Anschluss darauf gingen wir zu unserer Direktorin, welche mit dem Direktor der Jungs bereits auf uns wartete. Wir bekamen die Kurzfassung über den Überfall im Dorf und gaben eine Zusammenfassung über die Schüsse und das fehlende Reisegepäck am Bahnhof ab. Danach verzogen wir uns wieder auf unsere Zimmer.
Roxy und Lizzy wollten noch nach meiner Schulter sehen, doch Chris schaute sie nur einmal giftig an und sie verzogen sich, eng umschlungen mit ihren Freunden, in ihre Zimmer. Inzwischen zog und zerrte ich mein blutdurchträngtes Shirt vom Leib und setzte mich auf unser Himmelbett. Um meine Wunde zu inspizieren, musste ich meinen Hals verdrehen und bemerkte schon bald die dadurch entstandenen Halsschmerzen. Chris suchte inzwischen nach Verbandszeug und Desinfektionsmittel. Schnell und methodisch reinigte er meine Schulter und verband diese schließlich. Danach kuschelte ich mich an seine Schultern und schob mich auf seinen Schoß, mit den Fußen trat ich das Verbandszeug vom Bett während er die Desinfektionsmittel hinunter stellte. Leichte Küsse und zarte Bisse wanderten von meinem Nacken abwärts und hinterließen eine feuchte Spur. Mit einem Arm drückte er mich nach hinten um meinen Busen zu erreichen. Sanft umschlossen seine Lippen meine Brustwarzen und zogen durch meinen BH an, nur um anschließend sanft darüber zu blasen. Nach beinahe einem Jahr wusste er genau, wie er mich erregen konnte ohne viel Zeit zu verlieren. Mir wurde immer heißer und heißer, meine Hüften begannen zu kreisen und ich drückte mich noch fester in seinen Schoß um seine Erregung zu spüren. Ich legte mich rücklings auf unser Bett und zog in mit meinen Schenkeln an mich heran, nur um seine Küsse weiter abwärts zu spüren. Doch er wusste, dass ich etwas anderes verlangte. Ich wollte ihn, hier und jetzt. Mit meinen Schenkel drückte ich ihn wieder hinauf und zog seinen Kopf zu mir. Während ich ihn verlangend küsste, öffnete ich zuerst sein Hemd und schließlich auch seine Hose. Spielerisch biss ich ihn in die Unterlippe und nutzte seine Verwunderung um unsere Position zu vertauschen. Gleichzeitig zog ich ihm sein Hemd aus, welches langsam neben dem Bett auf den Boden glitt. Auf seinen Waschbrettbauch sitzend, griff ich hinter mich und zog ihn seine Hose aus. Dafür beugte ich mich, ohne meinen Sitz zu verändern, nach hinten bis ich sie über seine Füße bekommen hatte. Ohne es zu bemerken, verstärkte ich den Druck meiner Schenkel und verstärkte dadurch seine Erregung nur noch mehr. Gleichzeitig mit seiner Hose landete auch mein BH auf den Boden und während einer erneuten Drehung lagen wir nun beide vollständig entkleidet auf den Bett. Hungrige Blicke verlangend ineinander. Hände begannen ihre Reise um den bekannten Körper erneut zu entdecken. Jeder noch so empfindliche Winkel würde berührt, jede Sekunde des Vorspiels genossen. Langsam senkte er seinen Körper auf meinen, bedeckte mich immer mehr. Zuerst mit seinen Händen, schließlich mit seinen Ellbogen stützte er sich neben meinen Kopf ab. Ein letzter Kuss bevor er eindringen wollte. Eine letzte Berührung bevor mein Verlangen nach mehr gestillt werden sollte. Ein Schuss der alles zerstörte.
Frustriert sprangen wir auseinander und kleideten uns an. Jeder schnappte seine Waffen aus seinen Koffer und verstaute sie im Laufschritt an dafür vorgesehenen den Halftern und Scheiden. Am Gang trafen wir auf unsere Freunde und liefen gemeinsam auf den Hof hinaus. Niemand war zu sehen. Schnell verteilten wir uns Paarweise und kontrollieren zuerst den Hof, danach den Garten und schließlich noch den nahegelegenen Wald. Nichts. Schnell verwandelten wir uns um unsere ganzen Fähigkeiten zu entfalten. Roxy und Phips flogen in die Luft, Lizzy und Tom schlängelten sich durch das Unterholz während Chris und ich auf die Bäume sprangen. Zwei Falken, zwei Schlangen, ein Tigermännchen und ein Panterweibchen strafen gemeinsam durch den Wald. Chris und ich rochen nicht nur unsere erloschene Lust sondern auch die der anderen. Anscheinend wurden wir alle gestört und waren deswegen noch gefährlich als sonst. Denn wir mussten noch unsere überschüssige Energie abbauen.
Plötzlich stiegen mir zwei bekannte Gerüche in die Nase. Einer gehörte dem Skorpion, der andere meinen mysteriösen Attentäter. Mit einem Blick auf den Tiger hinter mir, lief ich Richtung Skorpion. Chris verfolgte währenddessen die Spur meines Attentäters, mit dem er noch eine Rechnung wegen meiner Verletzung offen hatte. Mir war es egal, ich wollte meine Erzfeindin endlich zur Strecke bringen. Vor allem, weil sie sich den Untergrundaktivitäten angeschlossen hatte. Binnen kurzen hatte ich zu ihr aufgeschlossen und sie in einem Kampf verwickelt. Wir begannen gerade die Fähigkeiten des Gegenübers auszutesten als Chris und sein Opfer zwischen uns gerieten. Verwundert sprangen wir auseinander und verwandelten uns zurück. Gleichzeitig zog der Skorpion ein Messer und warf es auf die Kämpfenden. Ich wusste, dass ich den Wurf nicht mehr verhindern konnte und stürzte mich erneut auf sie. Als ich den Schmerzenslaut hörte, drehte ich mich erstaunt um und sah Chris neben eine Leiche stehen. Überrascht drehte ich wieder zum Skorpion und sah noch ihr hämisches Lächeln. Sie war diesmal besser als ich und wusste dies auch. Auf meinen fragenden Blick, meinte sie, dass ihr Opfer die Gruppe hintergangen und sich in Ungnade gebracht hat. Er hatte Geld unterschlagen, falsch gedielt und Informationen an die Gegner weitergegeben. Sein Leben war somit verwirkt und ihre Aufgabe war seine Hinrichtung. Eigentlich sollte diese unter Folter stattfinden, doch ein schneller Tod im Kampf war auch etwas Anregendes für sie. Mit diesen Worten verschwand sie in den Schatten der Bäume und lief davon.
Chris schaute noch einmal auf die Leiche hinab und zog mich wieder in die Schulgärten hinaus. Roxy, Phips, Lizzy und Tom wartete dort schon auf uns und unseren Bericht. Anschließend gingen wir noch zur Direktorin und vollendeten unseren Bericht vom Bahnhof. Warum der Skorpion mir geholfen hatte, blieb und dennoch ein Rätsel. Sie hätte auch warten können bis Chris und ich geschwächt wären und um uns danach zu überwältigen. Doch es schien so als hätten wir einen Kampf zusammen mit meinen Feind ausgetragen. Etwas, was ich nie wieder wiederholen möchte. Dieser Meinung schlossen sich alle anderen an.
Flashback – Ein einsames Mädchen
Wieder im Zimmer setzte ich mich auf das Bett und lehnte mich an die Rückenlehne. Chris beobachtete mich nur und ich bekam das Gefühl, dass er mehr über mich und über den Skorpion wissen wollte. Mir schien es nun an der Zeit von meiner Vergangenheit zu berichten.
Ich war gerade mal zwei Monate auf dem Mädcheninternat und war so was von unbeliebt. Niemand beachtete mich, niemand sprach mit mir, nicht einmal die Lehrer. Zeitweise war ich nicht nur das Mauerblümchen sondern hatte die Empfindung, dass ich für einige bzw. die meisten überhaupt nicht existieren würde. Ich ging zu den Unterrichtstunden, nahm beim Training teil, doch ich kam nicht weiter. Meine Leistung wurde immer schlechter, meine Wille sank unter den Gefrierpunkt, ich wollte schlicht und ergreifen nichts mehr machen. Wenn mich hier niemand haben wollte, sollte ich doch gehen, das wäre für alle Beteiligten die einfachste Lösung.
Doch kampflos wollte ich doch nicht aufgeben. Ein letzter Anlauf sollte über meine Zukunft entscheiden. Entweder schaffte ich es jetzt oder überhaupt nicht mehr. Deswegen ging ich zur Direktorin und erzählte ihr meine Entscheidung. Sie war zuerst schockiert, weil es Erstklässler so etwas vorhatte, doch schließlich ließ sie mich auf eine geheime Operation mitkommen. Die Leitung wurde von einer Sechstklässlerin, Vicky, übernommen. Unter der Hand nannte sie jeder Skorpion. Unser Ziel war die Sahara, die größte und gefährlichste Wüste, die ich mir vorstellen konnte. Irgendwo zwischen den Sanddünen sollte ein Gefängnis existieren, wo einige unserer vermissten Schüler festgehalten wurden. Schnell packte ich alle notwendigen Sachen und bekam meine erste Kampfausrüstung von der Schule zur Verfügung gestellt. Ein Messer, zwei halbscharfe Dolche, eine neunschwänzige Kurzpeitsche und zwei Pistolen mit wenig Munition. Die anderen Teilnehmer hatten ihre eigene Ausrüstung, weil sie einerseits schon länger auf dieser Schule waren und andererseits schon Erfahrung außerhalb des Internats gesammelt hatten. Sie gehörten alle zu den Specialagents und waren auch Profikiller. Etwas was ich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht erreichen wollte.
Mit einem privaten Flugzeug flogen wir um Mitternacht fort und stiegen nach zwei Stunden in einen Helikopter mit Ziel Gefängnis „Vicksbury“. Die Sonne brachte mich förmlich um und die Nächte waren eisig kalt. Die Temperaturschwankungen schlauchten mich und dennoch machte ich beim Training mit und besuchte alle Besprechungen. Neben Vicky waren noch vier weitere Agenten mit, Roxy, Lizzy und Zwillingsmädchen. Die Zwillinge waren eine Klasse über mir, jedoch ein Jahr jünger, weil ich erst später auf diese Schule gewechselt bin.
Jeden Abend erklärte uns Vicky eine andere Kleinigkeit über das Gefängnis und die Vermissten. Jedes Mal mussten wir uns konzentrieren, weil die Nähe zum Gefängnis eine stätige Bedrohung für uns darstellte. Eine Nacht für unseren Angriff erfuhr ich durch Zufall, dass mein Platz eigentlich der Direktorin persönlich gehört hätte und dass die anderen mich am liebsten in der Schule gelassen hätten, weil unsere Direktorin eine erfahrene Kämpferin ist und ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Unser Plan war folgendermaßen aufgebaut. Vicky, Roxy und Lizzy bewachten die Seitenflügel und die Palisade, die Zwillinge sollte als Ablenkung herhalten und ich sollte beim Helikopter bleiben um alle so schnell wie möglich fortfliegen zu können. Nach zwei Monaten konnte ich bereits ausgezeichnet mit dem Hubschrauber fliegen und deswegen übergaben sie mir diese Aufgabe. Ihrer Meinung war ich für eine andere nicht geeignet. Langsam kamen mir Zweifel, ob meine Idee, hierher zu kommen, so gut durchdacht war. Doch es war zu spät, jetzt musste ich diesen Auftrag überstehen. Die ganze Truppe zählte auf mich, wenn auch nur als Fluchtfahrzeugfahrer.
Bevor die Sonne aufging, machten sich die fünf Mädchen auf den Weg. Jede kannte seine Aufgabe, jede war vollständig konzentriert. Es galt über zehn Leute zu befreien und das so schnell wie möglich. Ich wartete und überlegte mir einige Rätsel. Doch die Zeit wollte nicht vergehen. In der Ferne hörte ich Schusswechsel und Schreie. Jedoch hatte mir Vicky verboten, meinen Posten zu verlassen, komme was wolle. Dieser Befehl war oberste Priorität und eine Missachtung konnte mein Todesurteil bedeuten.
Mittlerweile brach der Abend an und es kam immer noch niemand zurück. Erst am nächsten Morgen sah ich Staubwolken am Horizont. Ich warte noch bis ich die ersten Personen sah, es waren Reiter. Wir hatten jedoch keine Pferde mitgenommen. Irgendetwas schien schief gelaufen zu sein. Schnell traf ich die Entscheidung, ob die davonfliegen sollte und als Deserteurin zu gelten oder hierbleiben und abwarten sollte. Da ich Vickys Meinung über Deserteure kannte, blieb ich auf meiner Position und wurde festgenommen. Wie ein Mehlsack wurde ich auf eines der Pferde geschmissen und nach Vicksbury gebracht. Dort sah ich Roxy und Lizzy an Pfosten gebunden. Die Zwillinge saßen in Käfigen mindesten 20m über der Erde, der Sonne ungeschützt ausgesetzt. Von Vicky fehlte jede Spur. Müde und durstig sahen mich vier Augenpaare an und ich wusste nicht, was ich machen sollte.
In der Schule, noch vor unserer Abreise, gab mir unsere Direktorin den Namen Panter, weil ich mich einerseits in diese Raubkatze verwandeln konnte und andererseits die Nacht liebte. Was ich nicht wusste war, dass ich eine Vorgängerin hatte, die sich unser diesen Namen bereits einen hohen, gefürchteten Bekanntheitsgrad erkämpft hatte. Eines der Mädchen schien meinen Spitznamen ausgesprochen zu haben und deswegen wurde ich gesucht. Der Gefängnisleiter machte mir im Innenhof schließlich einen Vorschlag. Ich sollte eine Woche ohne Gegenwehr hier verbringen und meine Kameradinnen konnten mit dem Hubschrauber zurückfliegen. Mir blieb nichts anderes übrig als ihm zuzustimmen. Schnell wurden die vier Mädchen zum Rastplatz in der Wüste gebracht und ich hörte das Rauschen der Propeller in der Ferne. Nun war ich auf mich alleine gestellt.
Im Unterricht hatten wir bereits Foltermethoden durchgenommen, doch war es nicht das Gleiche darüber zu lesen als es selber zu erleben. Mein Wächter begannen mit Daumenschrauben und streckten mich bis meine Knochen krachten. Tagsüber wurde ich in die Sonne gehängt und nachts in den tiefsten Kerker geworfen um mir die Temperpaturunterschiede noch deutlicher zu machen. Nach fast zwei Tagen begannen sie mich auszupeitschen bis mir nicht nur mein Blut über den Rücken lief sondern sich auch mein Fleisch zu lösen begann. Ab diesen Zeitpunkt hatte ich es geschafft, mich in Transe zu versetzen. Ich spürte nichts mehr und dieser Zustand machte meine Wächter noch wütender. Die Folter nahm in Intensität zu, doch ich bemerkte nichts mehr. Nach fünf Tagen bekam ich weder Wasser noch Brot, keine Nahrungsmittel, sie wollte meinen Willen brechen. Doch diesen hatte ich eingeschläfert und dämmerte nur noch vor mich hin.
Am sechsten Tag begann ich mich zu regen ohne dass die Wächter etwas bemerkten. Immer wenn ich unbeobachtet war, bewegte ich meine Muskeln um diese wieder zu aktivieren. Während dieser Zeit versuchte ich meine Fesseln, zwei Stahlringe an den Händen und zwei Lederriemen an den Fußen, zu bewegen und möglicherweise zu lockern. Jedoch vergebens, es bewegte sich nichts und ich konnte nicht herausschlüpfen. Anfangs war ich noch leicht rundlich, doch mittlerweile hatte sich dies geändert. Würde mich jetzt jemand ansehen, würde er eine vertrocknete Person mit aufgesprungenen Lippen und blutigen Striemen auf den Rücken vorfinden. Selbst nach vier Tagen hatten meine Wunden vom Auspeitschen noch nicht angefangen sich zu schließen. Zu tief hatten sich die Spuren der Peitsche auf meine Rücken eingegraben.
Der letzte Tag war am schlimmsten. Ich wollte etwas unternehmen, meine Lebensgeister aktivieren. Doch versprochen war nun einmal versprochen. Auch hatte ich das Gefühl, dass einige Wächter mich bereits für eine lebende Leiche hielten, andere schienen das Gefühl zu haben, dass ich nicht der Panter war, denn sie festnehmen wollten. Jedoch machte es für mich keinen Unterschied mehr. Ich war gefangen genommen und gefoltert worden. Jetzt wollte ich nur noch meine Rache genießen.
Der Abend neigte sich schließlich dem Ende zu und die Sonne begann am Horizont empor zu steigen. Die Woche war nun endlich vorüber, ich war wieder frei. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich wieder im Keller, doch es war mir egal. Ich lies mich einfach fallen und meinen Instinkt die Oberhand gewinnen. Nicht ohne Grund konnte ich mich in einen Panter verwandeln und vielleicht konnte ich den Namen meiner Vorgängerin Ehre erweisen. Wenn nicht war es mir auch egal, ich wollte hier raus und vorher Rache nehmen. Rache, nur dieses Wort hallte in meinen Kopf wieder. Für kein anderes Gefühl war mehr Platz. Gegen Abend schaute wieder ein Wärter bei mir herein und nahm an, dass ich nun endlich kurz vorm Tod war. Er öffnete meine Hand- und Fußschellen und fiel kurz darauf tot nach hinten. Statt meiner menschlichen Gestalt stand ein Panter mit grün schimmernden Augen in der Zelle. Die Tür war unbewacht und stand offen. Niemand hatte mehr geglaubt, dass ich eine Gefahr werden konnte. Ein tödlicher Irrtum für alle Wächter, ein Glücksfall für mich.
Flashback – Eine tödliche Raubkatze
Auf leisen Pfoten schlich ich von Zelle zu Zelle. Diejenigen, die mir harmlos oder unschuldig erschienen, lies ich frei. Der Rest blieb in den Kerkern zurück. Hinter mir bewegten sich alle Freigelassenen in großen Abstand. Einige hatten mitbekommen, dass ich meinen Wächter umgebracht hatte und erzählten es den anderen. Von Zeit zu Zeit wollte sie mich vorwärts drängen, doch ich ließ es nicht zu. Dies war mein Rachefeldzug und nicht ihrer. Ich bestimmte das Tempo, was geschah und wann. Nach zwanzig Minuten fand ich den Pulverraum und arrangierte alles für eine große Explosion. Auch einen Zeitzunder konnte ich entdecken und stellte ihn für zehn Minuten ein.
Jetzt konnte der Spaß beginnen. Ich beschleunigte meine Schritte und lief schließlich lautlos immer schneller. Einige Personen hinter mir konnten nicht mehr folgen, doch jeder hatte die gleiche Zeit das sinkende Schiff zu verlassen. Mir war es egal, ich hatte sie befreit, jetzt waren sie auf sich gestellt. Mein Ziel waren die restlichen Wächter und der Gefängnisdirektor.
Draußen empfing mich die eiskalte Nacht. An einen Lagerfeuer unterhielten sich einige Männer und bearbeiteten und kontrollierten ihre Ausrüstung. Hemde wurden geflickt, Waffen gereinigt und poliert, Peitschen verstärkt und noch viele andere Handgriffe getätigt. Meine Nase führte mich an, ich hatte den Geruch des Direktors aufgenommen. Lautlos sprang ich auf die Palisade und überwältigte jeden, der mir im Weg stand. Unter mir öffnete sich ein Tor und die Gefangenen flohen in die Wüste. Später würde ich sie einholen und mit ihnen fliehen. Doch vorher kamen der Direktor und das gesamte Gefängnis an die Reihe.
Ich war müde und mir tat der ganze Körper weh. Doch mein Raubtierinstinkt trieb mich unermüdlich weiter. Erst nach diesem Feldzug konnte ich mich um meine Wunden kümmern und hoffen dass ich keinen Wundbrand bekam. Bisher hatte ich Vicky, die nicht mit den anderen entkommen war, noch nicht gefunden. Im Büro des Direktors sah ich sie wieder, vor ihm kniend. Ein ekliger Anblick. Ihre Schmatzgeräusche taten mir in meinen empfindlichen Ohren weh. Ein Knurren entkam meiner Kehle und beide sprangen erschrocken auf. Mit vielen hatten sie gerechnet, doch nicht mit mir, dass konnte ich deutlich erkennen.
Mit einem Satz sprang Vicky aus dem Fenster und flüchtete in die Dunkelheit. Der Direktor blieb mir gegenüber erstarrt stehen. Ich schien in an den letzten Panter zu erinnern. „Du bist wie sie. Eine wunderschöne Raubkatze mit ausgeprägten Rachegelüsten. Komm her, mein Kleines. Ich werde dir den Himmel auf Erden zeigen. Du wirst wie sie stöhnen und nach mehr verlangen. Doch dir wird das gleiche Ende wie ihr blühen. Eine Nutte alleine für uns Gefängnisbewohner. Vielleicht kannst du es ja länger als sie aushalten. Länger als zwei Monate. Wir werden sehen.“ Erregt ging er auf mich zu und beachtete meine Knurren und Fauchen nicht. Doch seine Sicht der Dinge war auch sein Ende. Ich wollte nicht wie meine Vorgängerin enden sondern ihn in den Tod schicken. Ihn und den Rest dieses erbärmlichen Gefängnisses. Mit einem Satz sprang ich aus seiner Reichweite und überlegte, was ich nun machen wollte. Die Zeit entglitt mir, ich musste schnell handeln. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er wieder näher kam. Ein erneuter Sprung brachte mich auf den Kasten, welcher unter meinen Gewicht zu Boden ging und die Tür verbarrikadierte. Der nächste Sprung lies den Schreibtisch umkippen. Ich gelang gleichzeitig aus dem Fenster und der Tisch verschloss diese hinter mir. Fluche ertönten aus dem Gebäude, die Gegenstände waren alles andere als leicht und er hatte nicht meine Kräfte, nicht einmal einen kleinen Bruchteil davon. Mein Blick wanderte hinauf, zum nächtlichen Himmel. Ich hatte keine zwei Minuten mehr. Diese würde ich aber für meine Flucht aus dem Gefängnis benötigen, danach war ich aber immer noch in der Gefahrenzone. Schnell sprintete ich los, Staub wirbelte unter meinen Pfoten auf. Einige Wächter bemerkten den dunklen Schatten, welcher an ihnen vorbei flitzte. Mit zwei Sätzen war ich wieder auf der Palisade und sprang in weiten Bogen hinunter. Ich roch die Explosion noch bevor ich sie hörte und beschleunigte erneut. Vor mir lagen die Dünen der Sahara, hinter mir explodierte 20 km² Gefängnis. Eine Feuersäule ragte in die Nacht empor und eine Feuerwalze verfolgte mich und breitete sich in alle Richtungen aus. Ich spürte die Hitze näher kommen, doch konnte ich aus meinen ausgelaugten Körper nichts mehr herausholen. Meine Kräfte waren erschöpft und ich lief nur noch mechanisch weiter. Jede einzelne Muskelfaser schmerzte als ob sie jederzeit Zerreisen konnte.
In der Ferne sah ich einen Hubschrauber landen. Waffen wurden geladen, Lampenkegel suchten den Boden ab, Stimmen ertönten. Doch meine Ohren waren von der Explosion noch betäubt. Ich rannte auf die Neuankömmlinge zu, ich roch Vögel, Reptilien, Katzen, Hunde und sogar Ratten. Doch waren diese Gerüche mit etwa menschlichen verbunden. Meine Hoffnung, dass es Schüler des Internats waren, stieg mit jeden Meter, den ich machte. Die Feuerwalze hinter mir nahm an Kraft und Geschwindigkeit ab. So schaffte ich es noch zu entkommen und flog mit den anderen zurück zur Schule.
Der damalige Schularzt musste meine Wunden in zehn Etappen verarzten. Ständig platzten die Nähte auf meine Rücken wieder auf, doch sie entzündeten sich nicht. Inzwischen war ich zum Gesprächsthema Nummer eins in der Schule geworden. Jeder wollte mich kennen lernen, doch nur Roxy, Lizzy und die Zwillinge kamen mich besuchen. Nach fast einer Woche schlossen wir unsere Freundschaft und nach meiner Genesung machten wir alles gemeinsam.
Von diesem Zeitpunkt an, war ich der neue Gruppenleiter, obwohl Roxy und Lizzy in der vierten waren. Meine Fähigkeiten hatten sich endlich entwickelt und ich konnte seitdem unbeschränkt darauf zugreifen. Niemand konnte sich mit mir messen, außer vielleicht der Skorpion. Vicky hatte schon immer einen gefürchteten Ruf genossen, doch hieß es, dass sie noch vor diesem Auftrag ihre Abschlusswaffen erhalten und die Schule gewechselt hatte. Ich konnte sie nicht mehr zur Rede stellen. Doch meine Narben, die mir bleiben sollten, schrieb ich ihr zu. Dafür würde sie früher oder später noch bezahlen und zwar mit ihren Leben.
Ab dem Zeitpunkt als sich die letzte Wunde für immer schloss, besuchte ich wieder den Unterricht und das Training. Ich wurde endlich akzeptiert und fair behandelt. Meine Leistungen schossen empor und ich war nicht nur Klassenbeste sondern auch Schulbeste. Als Erstklässlerin Schulbeste einer siebenjährigen Schule zu sein war eine einmalige Leistung, die erst einmal von meiner Namengefährtin geschafft worden war.
Meiner Direktorin, die mich in den Kreis der ausgewählten Agenten aufnahm, erzähle ich eine gekürzte Version meines Aufenthaltes im Gefängnis. Nämlich, dass ich nach meinem Stillhalten und Akzeptieren, dass Gefängnis hochgehen lassen hatte. Der Direktor, die Wärter und einige Sträflinge waren dabei umgekommen. Von der Folter sprach ich nichts Genaues sondern nur dass ich sie über mich ergehen lassen hatte. Nicht welche Form der Folter und wie lange. Eben keine Details. Auch von meiner Vorgängerin berichtete ich, doch diesmal erzählte ich jede noch so kleine Einzelheit, die mir der Direktor entgegen geschmissen hatte. Daraufhin war „Big Boss“, wie ich unsere Direktorin von diesen Zeitpunkt an nennen durfte, schockiert. Der alte Panter war ihre Freundin und eine ausgezeichnete Kriegerin. Sie hätte nie geglaubt, dass jemand diese Frau überwältigen konnte. Doch es schien jemanden gegeben zu haben, der ihren Willen gebrochen und aus ihr eine leere Hülle gemacht hatte.
Ich nahm mir vor, nie wieder so verletzlich und schutzlos zu sein. Niemand sollte mehr Hand an mich legen können. Die Zeit meines schwachen Widerstands war vorüber. Ich nahm alles auf was im Unterricht erklärt und erzählt wurde. Bei jedem Training konnte ich meine Kräfte mehr und mehr entfalten. Am Ende der ersten Klasse konnte ich bereits gegen fünf Absolventen gleichzeitig kämpfen. Diese Zahl machte zirka dreißig normale Straßenräuber aus. Selbst die Mafia oder sämtliche Geheimdienste der Welt hatten nicht so gute Kämpfer wie wir an unserer Schule.
Bevor das Schuljahr endgültig vorüber war, stieg ich in die vierte Klasse auf. Mit dieser Schulstufe sollte ich, im darauffolgenden Schuljahr beginnen.
Der Schulball
Chris stand wie erstarrt vor mir als ich geendet hatte. Wir waren beide nun in der fünften Klasse, doch er wusste nichts über meinen Start in diese Materie. Kopfschüttelnd setzte er sich neben mich und schloss seine Arme um mich. Glücklich schmiegte ich mich an seinen warmen Körper und begann meine Erinnerungen abzuschwächen. Jedes Mal, wenn ich davon erzählte, konnte ich alles wieder spüren. Mein Rücken begann wieder zu jucken als würden sich die Wunden erst jetzt schließen und abheilen. Die Narben hatte ich immer noch, denn die Peitschenschläge waren bis zum Knochen durchgedrungen. Ein hässliches Muster war auf meinen Rücken entstanden und ich hatte es mit meiner Kleidung immer vertuscht. Ich würde nie rückenfreie Sachen tragen, weil ich mich meiner Narben schämte, doch nicht was ich im Anschluss gemacht hatte. Die Männer in Vicksbury hatten nichts anders verdient. Sie hatten ihre gerechte Strafe erhalten. Aus Nachforschungen hatte ich erfahren, dass niemand die Explosion überlebte hatte, bis auf die freigelassenen Gefangenen und ich. Niemand erwähnte Vicky, anscheinend hatten sie den Skorpion vergessen oder wussten nichts von ihrer Teilnahme oder sie wurde totgeschwiegen, weil sie die Seiten gewechselt hatte. Die Waffen, welche sie von der Schule erhalten hatte, würde sie nie zurück geben. Zu wertvoll und gut gearbeitet waren die Pistolen mit eingraviertem Monogramm.
Inzwischen schmiegte Chris seinen Kopf auf meinen Scheitel und drückte mich noch näher an sich. Er verlangte nichts sondern spendete nur Trost und Vergessen. Ich konnte meine Vergangenheit jedoch nicht vergessen sondern nur wieder wegsperren. Sie würde immer Teil meines neuen Ichs sein, Teil einer Kampfmaschine und Killerin, Teil einer Frau, die für alle, die ihr am Herzen hängen, in den Tod gehen würde. Vicksbury hatte die tödlichsten Eigenschaften von mir erweckt, aber auch meinen Beschützerinstinkt verstärkt.
Um mich auf andere Gedanken zu bringen, begann mein Geliebter über den anstehenden Schulball zu sprechen und ob wir hingehen würden. Für mich stand es außer Frage, dass wir dorthin gehen würden. Meine Schwestern würden schließlich auch gehen und ich wollte sie auf jeden Fall im Auge behalten. Zwar konnte ich Roxy und Lizzy fragen, ob sie diese Aufgabe übernehmen würden, doch ich wollte sie lieber selber übernehmen.
Bevor wir schlafen gingen, fragte mich Chris noch nach den Zwillingen. Diese hatten den Aufenthalt noch überlebt, waren aber am Ende ihrer Kräfte angelangt als sie in den Hubschrauber steigen wollten. Noch bevor sie in ein Spital gebracht werden konnten, verstarben sie. Auch ihren Tod rechnete ich Vicky an, denn ohne ihren Hinterhalt wäre all dies nie passiert.
Der Schulball war wie immer ein rauschendes Fest und wir amüsierten uns königlich. Prächtige Kleider und elegante Anzüge schimmerte im Dämmerlicht das zahlreichen Kerzen. Das Motto: „Im Dunklen der Nacht“, wurde von jeden begeister aufgegriffen. Es gab keine grellen Farben, doch jede Menge Gold, Silber und Kupfer blitzte in jeder Ecke und vor allem auf der Tanzfläche auf.
Gleichzeitig kamen die Aufträge für die Ferien herein. Da der Schulball heuer nicht ein Weihnachtsball sondern Sommerball war, würden wir dieses Jahr noch in Ruhe ausklingen lassen. Danach hatten wir viel zu tun, denn der Überfall auf das Dorf und noch zahlreiche andere mussten geklärt werden. Auch der Skorpion war wieder aufgetaucht und hatte für Unruhe gesorgt. Vicky hatte meinen mysteriösen Attentäter zwar getötet, doch wir waren immer noch Erzfeindinnen und wollten den anderen lieber heute als morgen tot wissen.
Meine Schwestern bemerkten davon nichts und genossen den rauschenden Ball. Erst bei der Heimreise begannen sie zu murren, denn sie wären lieber im Internat und bei ihren Freunden geblieben.
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2010
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Widmung:
für alle die Raubkatzen genauso lieben wie ich