Das Alter
Wenn man im Internet unterwegs ist und hier und da einige Homepage`s besucht, schaue ich auch immer auf das Profilbild. Anna, eine Freundin ist eine leidenschaftliche Naturfotografin, hat eine Homepage. Ihr Gesicht, das ich schon lange kenne aus dem Internet, scheint sich zu verjüngen, ich wundere mich immer wieder.
Sie ist wirklich noch hübsch für ihr Alter, aber sie sieht sich selber noch als schöne junge Frau, die sie mal war.
Ich frage mich auch oft, wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich das noch, oder will ich die Wahrheit, die Falten nicht annehmen und sehen.
Doch …, ich liebe meine Falten, es ist mein gelebtes Leben. Meine Haare sind noch schön, voll, kein graues Haar, dass ich färben muss, ich habe einfach Glück und gute Gene. Außerdem denke ich, Schönheit kommt von innen.
Doch es gibt so viele Frauen, die sich sträuben älter zu werden. Sie bleiben an einem bestimmten Alter hängen, und denken sie können mit ihren Töchtern oder jungen Frauen mithalten. Die Kleidung passt nicht zu ihnen und ihrem Gesicht, doch niemand sagt ihnen wie sie wirken, - ein wenig lächerlich. Keiner sagt es ihnen, keiner traut sich Illusionen zu zerstören.
Ich schaue mir das Foto von Anna an und denke, das kennst Du doch, so sah sie vor 30 Jahren aus. Warum stellt sie es ins Internet, schwarze Haare wehen im Wind. Ja, der Wind in den Haaren, schlanke, glatte Haut, schicke Klamotten.
Wer sie nicht kennt, denkt, wow, eine hübsche Frau und schreibt versteckte Komplimente ins Gästebuch.
Sie kokettiert mit den Männern und manch ein Mann macht sich Hoffnung.
Man hat das Gefühl die Frauen sind mit ihrem Aussehen nicht zufrieden und greifen in die Mottenkiste.
Sie hatten mal schöne, kurze oder lange Haare, auf die sie stolz waren. Das Alter nahm ihnen die Schönheit der Jugend und damit können sie schlecht umgehen, so geht es vielen Frauen, ich kenne einige.
Noch mal wissen wie es ist, Komplimente zu bekommen. Oft sind sie alleinstehend, einsam und sehnen sich nach Zweisamkeit, möchten da beginnen wo sie aufgehört haben. Sie sind im Herzen noch jung und spüren nicht, dass der Körper älter geworden ist. Anna hatte schon immer den Tick sich in jeglicher Pose zu fotografieren. Seit es die Diggis gibt ist ihr Archiv unerschöpflich, und ich staune, was sie alles so ausgräbt. Sie weiß nicht, dass ich es merke und ich sage ihr, dass sie immer jünger aussieht. Dann lacht sie, und dieser Charme ist in ihrem Gesicht geblieben, immer noch der von vor 30 Jahren. Dann ist sie so natürlich wie sie ist. Sie lebt aber gern im heute und träumt von vergangenen Zeiten.
Wer sich selber nicht liebt, kann auch andere nicht lieben. Wer kennt schon das gesunde Maß? Ich nicht!
Wer viel übers Alter redet und sagt, er hat kein Problem damit, der hat eins. Wer gar nicht darüber redet hat auch eins.
Ist doch ein ganz normales Problem ab einem gewissen Alter.
Meine Mutter wollte mit 90 Jahren noch keine Oma sein. Sie legte sehr viel wert auf ihr Äußeres, was Kleidung betraf. Ihre wenigen dünnen Haare versteckte sie unter einer Perücke, die ganz natürlich aussah. So hatte sie immer die gleiche Frisur und Haarfarbe, eine Perücke für den Alltag und eine für besondere Anlässe. Sie wurde nie älter in unseren Augen vom Äußeren, zumal sie geistig bis zu ihrem Tod sehr rege war.
Sie ist 91 Jahre geworden, die Gene sind schuld und ihre Einstellung zum Leben.
Glücklich ist, wer vergißt, was nicht zu ändern ist, und Zufriedenheit.
© Klaerchen Januar 2013
Texte: Alle Rechte an Text und Fotos bei der Autorin
Bildmaterialien: Cover Klaerchen
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meiner Mama, meinen Schwestern