Ab in die Provence
Frankreich gehört zu unserem Lieblingsurlaubsland.
Wir hatten unseren Urlaub akribisch geplant.
Routen und Zwischenübernachtungen ausgesucht und gebucht.
Der Tag der Abreise war gekommen.
Koffer, Hund, Reiseproviant waren im Auto verstaut.
Ich verabschiedete mich von unserem Nachbarn, der sich während unserer Abwesenheit um unser Haus kümmerte. Den Hausschlüssel übergab ich ihm.
Mein Mann schaute noch mal nach, ob wirklich alle Fenster geschlossen, alle Stecker raus gezogen und der Herd ausgeschaltet war.
Er schloss die Haustür ab.
Hast du auch alles? Deine Sonnenbrille, Ausweis, Fotoapparat, rief er mir zu.
Wie oft hatte ich schon meine Sonnenbrille vergessen, ohne die ich nicht sehen konnte.
In der Vergangenheit auf dem Weg zur Autobahn kam die Frage, hast Du das Bügeleisen ausgestellt? Der Kerl verunsicherte mich völlig und wir fuhren zurück und schauten nach.
An diesem Morgen, unserem Abreisetag nach Frankreich waren wir aber voll im Zeitplan und ich hatte ein gutes Gefühl . Unsere Ziele hatten wir in die Navigation eingegeben, um 9 Uhr sollte es losgehen.
Mittags wollten wir in Kogel bei Trier sein, unserer ersten Zwischenübernachtung, nachmittags am Porte Negri in Trier.
Ein letztes Winken von mir zum Nachbarn, ich wollte gerade ins Auto einsteigen, mein Mann drehte den Zündschlüssel…
Bub…, bub…, bub…, was war das?
Das Auto sprang nicht an, noch mal wieder, 2. Versuch, bub…, bub…, bub…, wieder nichts.
Verdammte Kiste, die Batterie, konnte es nicht sein, sie war erst ein Jahr vorher erneuert worden. Es half nichts, Hund ausladen und eine Werkstatt vor Ort anrufen.
Sie kamen eine viertel Stunde später mit einem Überbrückungskabel..
Das Auto sprang an, so dass wir zu unserem Händler fahren konnten und vorsichtshalber die Batterie austauschen ließen.
Eine Stunde war vergangen.
Um die Batterie auszubauen mussten wir den Hund samt Hundefutter aus dem Kofferraum entfernen. Die Elektronik in unserem Auto hatte beim Beladen zu viel Strom verbraucht.
Mein Mann meinte, du hast beim Packen die Türen und den Kofferraum zu lange aufgelassen. Typisch mein Mann, er packt ja nicht den Kleinkram den man so mitnehmen muß.
Wie soll ich denn das Packen bewerkstelligen.
Koffer rein, Türen zu, da sind ja noch so viele Lücken, die auch voll gestopft werden müssen.
Klappe auf, Hund rein, Klappe zu, rein ins Auto, Türen zu, ab in den Urlaub.
Inzwischen war es 12 Uhr Mittags, und wir fuhren endlich los.
An der Burg Ramstein, Kogel hieß der Ort bei Trier, kamen wir gegen 17 Uhr an und begaben uns ins Hotel neben der Burg zur Anmeldung um alle Formalitäten zu erledigen und unser Zimmer auf zusuchen
Unser Zeitplan war natürlich durcheinander.
Im nahe gelegenen Wald, machten wir einen ausgiebigen Spaziergang mit unserem Hund, den wir genossen und Nico auch.
Trotz der angenehmen Temperaturen im Wald, war unserem Nico warm, und ehe wir eingreifen konnten, legte er sich in eine vom letzten Regen übrig gebliebene Schlammpfütze auf dem Waldweg.
Das fehlte noch, weit und breit kein Bach, wo wir ihn hätten reinschicken können. Der Hund voller Schlamm und stinkend nach Modder.
So konnten wir mit ihm nicht ins Hotel hinein.
Wir organisierten uns einen Eimer am Hotel und entnahmen aus einem Wasserhahn Wasser, er bekam eine anständige Dusche. Mit einem Sprung zur Seite rettete ich mich, denn Hunde schütteln sich gern das Fell nach dem Duschen,brrrr...!
Ersatzkleidung hatte ich im Koffer, der im Auto auf der Rückbank lag. Für die Zwischenübernachtungen hatten wir nur das Notwendigste in einer Tasche..., und noch einen Tag und eine Nacht vor uns.
Mit einem schönen Abendessen, einem Glas Rotwein, einem sauberen, braven Hund endete
dieser Tag auf der Terrasse des Hotels.
Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück auf, und fuhren nach Trier. Die Stadtbesichtigung der ältesten Stadt Deutschland, musste kürzer ausfallen, als wir es ursprünglich vorhatten.
Außerhalb, am Stadtrand parkten wir ganz in der Nähe der Mosel
An der Uferpromenade, direkt an der Mosel, konnten wir auf einem Spazierweg bis fast in die Innenstadt laufen. Unserem Hund gefiel es auch.
Nach ca. 5 km bogen wir den Hinweisschildern folgend ab zum Porta Nigra.
Porta Nigra
Wir besichtigten noch den Dom, der auch zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.
Unsere Füße taten vom Laufen weh, aber die schöne Stadt entschädigte uns.
Die Zeit drängte. An unserem Auto angekommen aßen wir Obst, und holten uns aus dem Supermarkt Getränke. Für unseren Hund hatten wir Wasser in Flaschen abgefüllt.
Die nächste Strecke führte über Luxemburg nach Dijon in Frankreich.
In Luxemburg, 100km von der französischen Grenze hielten wir zum Tanken noch mal an. Das Benzin war in Luxemburg erheblich günstiger als in Deutschland und Frankreich.
Wir rechneten uns aus, dass wir mit einer Tankfüllung die 800km bis zu unserem Urlaubsziel schaffen würden.
Der nächste Zwischenstopp sollte Dijon sein.
Unsere Hotelpapiere und eine Karte von Dijon lagen in einer kleinen durchsichtigen Plastikhülle im Handschuhfach.
Mein lieber Mann verließ sich nie ganz auf die Navi.
Er bat mich zwischendurch, doch schon mal in den Stadtplan von Dijon zu schauen. Als gute Beifahrerin wollte ich nachsehen, an welcher Straße in Dijon wir abbiegen mussten.
Ich griff ins Handschuhfach, das Serviceheft lag da, ein Kugelschreiber, Notizzettel, Pfefferminzbonbon, nur der kleine Umschlag mit den Reiseunterlagen war nicht da. Ich streckte meinen Arm, verbog meinen Kopf Richtung Handschuhfach…, nichts.
Mir wurde flau im Magen, aber nicht vor Hunger.
Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Es blieb nur eines! Ich hatte die Unterlagen in das Seitenfach der Tür gesteckt. Beim Tanken hatte ich die Tür geöffnet und es war raus gefallen.
Genau an der französischen Grenze trat mein Mann heftig auf die Bremse, während ich ihm sagte, das ich die Papiere nicht fand. Zwei Grenzbeamte standen dort und unterhielten sich, winkten uns durch weil wir abgebremst hatten.
Es wurde ja nicht mehr kontroliert.
Mein Mann parkte kurz auf einem Parkplatz.
Wo können die Papiere sein, hast du überall nachgeschaut?
Ich erzählte ihm von meiner Vermutung, die Papiere an der Tankstelle verloren zu haben. Es kam von ihm die Bemerkung, die Papiere legt man doch ins Handschuhfach, wie kannst du nur bla...bla..., usw.
Es blieb uns nichts anderes übrig, wir müssten 120km zurück zur Tankstelle fahren.
Ich konnte nur hoffen, jemand hatte die Papiere gefunden und abgegeben. Notfalls würde ich auch im Abfalleimer suchen dachte ich, denn es könnte auch jemand alles für Werbung gehalten haben, so wie der Umschlag aussah. Es waren Vermutungen von mir.
Mein Mann blieb dann doch die restlichen 80km bis zur Tankstelle erstaunlich ruhig und ich sagte auch kein Wort.
Endlich an der Tanke angekommen, sprang ich aus dem Auto und lief in den Verkaufsraum.
Kassierer und Kassiererin hatten nichts gefunden, schüttelten auf meine Frage den Kopf. Ich hatte gehofft sie hätten die Papiere gefunden und war enttäuscht.
Also blieb nur der Mülleimer an den Zapfsäulen. Oberflächlich war nichts zu sehen. Ich wollte mir Einmalhandschuhe aus dem Auto holen.
Als ich auf das Auto zuging, saß mein Mann auf dem Fahrersitz und hielt mir triumphierend die Papiere entgegen. Ich brauchte nur einmal zugreifen, sagte er.
Sie waren ganz nach hinten gerutscht und ich hatte sie eingezwängt im Gurt übersehen.
Uff`s, mir fiel ein Stein vom Herzen.
Nun fuhren wir erleichtert wieder zurück zur Grenze Richtung Dijon. Wir hatten drei Stunden verloren und kamen gegen Abend dort an.
Es war abenteuerlich unser Hotel in der Innenstadt von Dijon zu finden.
Kleine Gassen und Einbahnstrassen und wir fuhren oft im Kreis. Das Hotel befand sich mitten in der Innenstadt am Marktplatz und an der Basilika.
Das Hotel besaß aber eine überwachte Garage. Mit unserem größeren Gefährt war es ein Balanceakt und Rangieren auf kleinstem Raum um in der Garage zu parken. Drei Autos standen nebeneinander, und neue die kamen, mussten dahinter parken, Stoßstange an Stoßstange. Wir waren das letzte Auto in der Reihe, es blieb eine Autolänge zum Wenden.
Wir ließen aber unser großes Gepäck im Auto und fanden darum die Videoüberwachung gut.
Nachdem wir uns angemeldet hatten fuhren wir, mit Handgepäck und Hund, in einem engen Fahrstuhl in den vierten Stock, wo sich unser geräumiges Zimmer befand.
Nachdem wir die Vorhänge aufgezogen hatten wurde der Blick frei auf die Basilika, verwinkelten Hinterhöfen, Gassen und blaßroten Tondächern, wie sie in Frankreich und südlichen Ländern üblich sind.
Nachdem wir Betten und Bad inspiziert hatten, meldete sich unser Magen.
Unser Nico freute sich auch. Wir hatten zwar Pause gemacht auf der Tour um den Hund zu bewegen, aber seine Zeiten waren aus den Fugen geraten.
Als wir aus der Hoteltür auf die Straße traten, entschieden wir uns, Richtung Marktplatz zu gehen. Wir wollten versuchen einen Park oder Platz für unseren Hund zu finden, wo er sein Geschäft erledigen könnte. Nichts..., kein Baum, kein Strauch, alles gepflastert. Die Franzosenhündchen machen ihr Geschäft scheinbar auf der Straße.
Ich hatte einen großen Setter, der war nicht ohne.
Für Notfälle hatte ich immer Tüten dabei.
Unser Hund machte nicht auf die Straße, er ging ins Gestrüpp, wo ihm keiner zuschauen konnte. Endlos liefen wir in Nebenstraßen, endlich ein Grünstreifen wurde unsere und seine Rettung. Er konnte sich lösen. Ich sammelte seine Hinterlassenschaft mit einer Tüte auf, und warf sie in die nächste Abfalltonne. An einem Brunnen wusch ich mir die Hände und der Hund konnte dort trinken.
Inzwischen hatten wir Hunger und Appetit auf ein schönes französisches Essen.
Restaurants gab es genug, aber wenig Tische die frei waren.
Was machen, wenn man sich nicht auskennt…, fragen!
Wir liefen wieder Richtung Marktplatz. Eine junge Frau lief hinter uns telefonierend mit dem Handy und einer Mappe unter dem Arm. Eine Studentin, dachten wir. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie an der Uni arbeitete und Projekte betreute.
Wir signalisierten ihr, dass wir eine Frage hätten. Sie schaltete das Handy aus und zu unserer Freude sprach sie auch noch deutsch.
Ich nehme sie ein Stück mit sagte sie uns, nachdem wir gefragt hatten ob sie uns ein gutes und günstiges Restaurant empfehlen könnte. Sie wollte Freunde besuchen und wir kamen an mehreren Restaurants vorbei.
Nebenbei erzählte sie uns etwas über die Kathedrale und einige Besonderheiten der Stadt Dijon.
An der Kathedrale war an einer Außenwand eine Figur aus Stein, eine Eule. Sie sagte, wenn wir die linke Hand darauflegen würden wäre uns Glück beschieden. Glück konnten wir gebrauchen.
Vor der Reise hatten wir uns informiert, aber wir erfuhren von unserer netten „Reiseführerin“ noch viel Wissenswertes. Eine halbe Stunde hatte sie uns um den Bereich des Marktplatzes geführt. An einem Restaurant blieb sie stehen, dort waren auch noch Tische frei
Wir bedankten uns und verabschiedeten uns mit einem Trinkgeld zu ihrer Freude.
Wir standen vor einem kubanischen Restaurant. Inzwischen war es uns egal, ob wir französisch oder kubanisch essen würden, Hauptsache sitzen und essen. Ein schöner Tisch draußen, für zwei Personen fand unser Gefallen. Die Tische und Stühle waren im französischen Stil aus Schmiedeeisen.
Wir setzten uns. Unseren Nico band ich locker an meinem Stuhl fest, er konnte gerade zwischen den Tischen im Gang liegen.
Alle Tische und Stühle waren sehr eng gestellt. Die Bedienung gab uns die Speisekarte und wir bestellten uns einen Rotwein. Auf der Speisekarte wurden auch französische Gerichte angeboten, wir suchten uns ein leichtes Gericht aus und mussten nicht lange warten, bis es serviert wurde.
Neben mir rechts saß ein junges Pärchen.
Die junge Frau hatte eine wunderschöne geflochtene, weiße Handtasche neben sich am Stuhl hängen.
Links von mir lag unser Hund, halb auf dem Gang zwischen uns und dem nächsten Tisch.
Dort hatte eine große Familie mit 6 Personen Platz genommen. Hinter mir der Tisch war noch frei, mein Mann saß mir gegenüber. Wir stießen mit einem Glas Rotwein auf den Urlaub an.
Kaum hatte ich mein Glas abgestellt, Messer und Gabel in die Hand genommen, fand ich mich ohne Stuhl am Boden sitzend wieder. Rechts von mir sah ich Nico, der sich mit Leine und Stuhl von mir davon machen wollte. Gleichzeitig sah ich, wie die junge Frau nach ihrer weißen Handtasche griff. Ich hörte ein, ooh, und aah, durch die Tischreihen rauschen. Als ich nach oben schaute, sah ich meinen Mann den Tisch festhalten und ein Glas Rotwein, ein anderer Gast den Hund mit der Leine.
Der Stuhl lag zwischen unserem und dem nächsten Tisch rechts am Boden.
Es passierte alles so schnell und ich dachte nur, stehe auf, nehme den Stuhl und setze dich unauffällig schnell wieder hin.
Es war mir fürchterlich peinlich, obwohl ich noch nicht realisiert hatte, warum ich am Boden lag.
Als ich wieder saß, nahm mein Mann den Hund zu sich. Ich sah die Bescherung auf dem Tisch. Mein Rotwein war umgekippt und hatte sich auf dem Tisch und meinem Essen ergossen.
Mein Mann hatte sein Glas retten können.
Es dauerte keine 5 Minuten, jedenfalls kam es mir so vor, der Tisch war sauber und ich bekam ein neues Gericht und neuen Rotwein.
Was war passiert? Hinter mir hatten Gäste Platz genommen und meinem Hund, der seinen Schwanz nicht eingezogen hatte, auf denselben getreten. Er erschrak, sprang hoch, zog mir den Stuhl mit der Leine unter dem Gesäß weg und wollte flüchten. Er hatte keine Schuld,der arme, aber es hat sich auch niemand entschuldigt.
Die Gäste taten alle so als sei nichts passiert, keiner schaute mehr zu mir herüber. Manchmal, ging mitleidsvoll ein Blick zu unserem Hund.
Mir war es unangenehm, aber der Wein hat noch geschmeckt und das Essen auch. Wir lachten auf dem Nachhauseweg zum Hotel darüber und schliefen in dieser Nacht weinselig ein!
Am nächsten Tag ging es ab in die Provence nach Boaumes de Venise.
Ein herrlicher Urlaub erwartete uns ohne Pech und ohne Pannen.
Urlaubserlebnisse, die unvergesslich sind.
Provence pur
Die Brücke von Avignon wurde im 12. jahrhundert erbaut, als einzige Überquerung der Rhone.
mehrmals wurde sie durch Hochwasser beschädigt.
Im 18. Jahrhundert wird der Bückenverkehr eingestellt.
Vier der ursprünglich 22 Bögen sind noch erhalten.
das berühmte Lied,Sur lepontD`Avignon, die Originalfassung stammt aus dem 15.Jahrhundert
Der Papstpalast, gebaut 1335-1355. Das Werk zweier Päpste, Benedikt der 12. und Klemens der 6. Ein fantastisches Bauwerk an der Rhone.
Beaumes de Venise, unser Haus, mitten in den Weinbergen
Französische Lebensart, Rotwein, Käse und Baguette
versinken in Mohnwiesen
Meine Liebe ,Frankreich
Ein betörender Duft von Lavendel
Texte: Fotos und Text alle Rechte bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich liebe Frankreich,
am Ende des Buches
ein paar Impressionen