Reset

„Na, haben wir uns endlich ausgezickt und wollen unsere Köfferchen und Täschchen dann einmal wieder auspacken?“ Eva lauschte in sich hinein, als sie die abfällige Stimme ihrer Freundin Mic hörte, die hinter ihr das Schlafzimmer betreten hatte, doch da war nichts mehr. Das Gefühl, das immer aufkam, wenn Mic so mit ihr redete, das Gefühl, als schließe sich eine eisig kalte Faust um ihr Innerstes und presse es mit Gewalt zusammen, bis Tränen ihre blassblauen Augen füllten, war fort. Nicht einmal die zwischendurch aufkeimende Wut war zurück geblieben. Nein, sie fühlte rein gar nichts. Es war vorbei. Mic war einfach zu weit gegangen. Nach so vielen Jahren waren nun endgültig sämtliche Gefühle erloschen.

Sie blickte ihre Exfreundin über die Schulter hinweg an. „Es war keine Zickerei. Es war nichts weiter als ein endgültiger Entschluss, Michaela. Es ist vorbei“, sagte sie schlicht, packte ihren Koffer, griff nach einer Tasche, die sie sich über die Schulter hängte und wollte an Mic vorbei gehen. „Eva, du bist doch gar nicht überlebensfähig ohne mich.“ Ein bitteres Lachen entfloh Evas Lippen. „Das habe ich auch einmal geglaubt. Du hast es mir ja auch lange genug eingeredet, aber das ist nun vorbei. Du hast den Bogen einfach überspannt, Michaela.“ Seufzend schob Eva sich an Mic vorüber und griff nach ihrer Handtasche. Kurz musste sie noch einmal ablegen, um sich ihren Schlüsselbund von der Ablage im Flur zu nehmen. Sie löste den Wohnungsschlüssel vom Ring und legte ihn zurück. Michaela war im Schlafzimmer geblieben. Besser so. Die Taschen umgehängt, einen riesigen Koffer in der Hand, so verließ Eva die Wohnung, in der sie die letzten 16 Jahre mit ihrer Freundin gelebt hatte. Leise fiel hinter ihr die Tür ins Schloss. Ebenso leise wie Eva immer selbst gewesen war.

Sie ging hinunter zu ihrem Auto. Irgendwie fühlte sie sich zwiegespalten. Es war vorbei. Der Abschluss eines Lebensabschnittes. Sie öffnete den Kofferraum ihres A1, dessen Lack einem Granny Smith Konkurrenz machen konnte, legte ihre Sachen in den Kofferraum und setzte sich hinters Steuer. Das warme Geräusch des startenden Motors wirkte beruhigend. Zärtlich strich Eva mit den Fingerspitzen über das lederne Lenkrad. Die wohltuende Kühle des Leders der Sitze durch den Stoff ihrer Kleidung an Rücken, Po und Oberschenkeln spürend, legte sie den Gang ein und fuhr los. Ihr Baby – Eva hatte sich ihren Traumwagen auf Basis ihrer ersten richtigen Gehälter zusammen mit dem Ersparten der letzten Jahre finanziert. Er war ein weiterer Schritt auf dem Weg, sich von Mic abzunabeln. Einen Weg, den Mic in der letzten Woche auf mieseste Weise versucht hatte, abzuschneiden.

Nun führte ihr Weg sie zu Ben, dem Mann, der in den letzten Wochen immer ein offenes Ohr für sie gehabt hatte. Ihre seit Jahren bestehende lose Freundschaft hatte sich in den letzten Wochen und Monaten intensiviert. Es fühlte sich an, als hätte sie plötzlich einen großen Bruder. Und als Mic letzte Woche versucht hatte, ihr einen Strich durch die Rechnung ihres Lebens zu machen, hatte er ihr angeboten, sie könne beim ihm

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Aimee Delacroix
Bildmaterialien: Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2015
ISBN: 978-3-7368-7632-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mehr über mich findet ihr unter: aimeedelacroix.blogspot.de http://www.facebook.com/AimeeDelacroix.Autorin