Julienne öffnete die Haustür und trat ein. Kalt war es im Haus. Kalt und, kurz überlegte die gerade Zwanzigjährige, dann wurde ihr die schreiende Stille bewusst. Gut, ihre Eltern waren um diese Zeit nie zu Hause. Während ihre Mutter sich sicherlich im Yachtclub aufhielt, würde ihr Vater noch bei Gericht sein. Sie verharrte in der riesigen Eingangshalle.
Sie war froh, dass ihre Eltern nicht da waren, dachte an das vergangene Wochenende. Als die Bilder in ihr aufstiegen, griff sie nach dem stählernen Geländer der Marmortreppe, die sich in die obere Etage wandt. Sie schloss die Augen, sah den Körper des fremden Mannes vor sich. Sein praller Schwanz stand vor ihrem Gesicht. Sie schüttelte den Kopf, wollte nicht, doch schon spürte sie die kräftige Hand ihres Vaters, die sich in ihr Haar krallte und ihren Kopf gegen den Schoß des Fremden presste. Spürte den Würgereiz, den der in ihren Mund dringende Penis auslöste. Mit einem Aufschrei riss Julienne die Augen auf und schüttelte den Kopf. Ihr Leib zitterte, sie spürte die Krusten über ihren Wunden gegen ihre Kleidung reiben. Ihre Kraft ließ in der letzten Zeit immer öfter nach.
Leise ging sie die Treppe hinauf. Sie wollte zu Sandrine, ihrer Schwester. Sandrine hatte sich in der letzten Zeit mehr und mehr vor ihr zurückgezogen. Julienne sorgte sich, dass die Kleine der Situation nicht mehr gewachsen war, aus der sie selbst keinen Ausweg zu finden vermochte. Sanft klopfte sie an die geschlossene Zimmertür. Keine Reaktion. War sie nicht daheim? „Sandrine?“, rief sie leise durch die Tür. Immernoch keine Reaktion.
Julienne öffnete die Tür und erstarrte. Schwerer, kupferner Duft drang durch ihre Nase. Ihr Mund war aufgerissen, doch kein Schrei drang über ihre Lippen. Blut – die weiße Bettwäsche war braunrot getränkt. Leere Augen blickten sie an, deren grün jegliches Leben verloren hatte. Sandrine war der Situation nicht mehr gewachsen gewesen. Es war zu spät. Sie hatte ihrer Schwester nicht helfen können. Geistesgegenwärtig griff sie ihr Handy und wählte die 110.
„Hilfe“, sagte sie stimmlos, als jemand sich meldete und murmelte ihre Adresse. Das Smartphone glitt aus ihrer eiskalten Hand und fiel zu Boden. „Hallo? Hallo?“, erklang die Frauenstimme aus dem Lautsprecher.
Wie in Zeitlupe ging Julienne auf Sandrine zu. Ihre Arme schlossen sich um den kalten Körper ihrer Schwester. Ganz eng rollte sie sich um das leblose Mädchen zusammen. Kalter Schweiß mischte sich mit dem Blut. Die Stille umfing sie.
Stimmen…plötzlich waren da Stimmen um sie herum. Sie spürte, wie Hände sie griffen, beruhigende Worte auf sie eingeredet wurden. Sie schrie. Sie wollte, sie konnte Sandrine nicht alleine lassen. Ihre Schwester brauchte sie doch. Ein Stich in ihren Arm. Die Welt wurde dunkel.
‚Bring den verfluchten Tag einfach nur noch hinter dich. Du hast so vieles Schlimmeres durchgemacht. Das ist nur ein verdammter Job‘, wies Julienne sich in Gedanken selbst zurecht, nachdem sie den Fahrstuhl verlassen hatte. Tief atmete sie durch, rang immer noch um ihre Fassung, bis es ihr gelang, zumindest nach außen einen ruhigen Schein zu wahren. Sie brachte ihrem Chef die gewünschten Akten. „Frau Reger, es tut mir leid, dass es ausgerechnet sie getroffen hat“, begann er, als sie die Ordner auf seinen Schreibtisch legte und griff nach ihrem Arm.
„Die Situation war damals einfach nicht voraus zu sehen. Der letzte Fall hat uns einfach immens in die Knie gezwungen.“
„Herr Brenner, es ist in Ordnung“, entgegnete Julienne knapp, „Es ist jetzt nicht zu ändern und ich werde schon etwas anderes finden.“ ‚Klar‘, sagte ein spöttisch klingendes Stimmlein in ihrem Kopf, ‚du hast ja auch gerade erst für den Traumjob in dieser Kanzlei deine alte Wohnung gekündigt, bist hierher gezogen und und und.‘ Hart schluckte sie.
„Vierzehn Tage sind sie ja noch hier. Wenn es ihnen Recht ist, kann ich mich gerne einmal umhören, ob ich sie irgendwo unterbringen kann“, schlug er sanft vor.
Julienne hob ihren Blick und traf den seinen. Diese braunen Augen, goldgesprenkelt und samtig weich. Unter anderen Umständen wäre der Mann das, was sie einen Leckerbissen zu nennen pflegte, aber jetzt? Nein. Sie löste ihren Arm aus seinem Griff und sagte leise: „Das wäre lieb. Könnte ich dann für heute Feierabend machen? Ich…es war etwas viel heute.“
„Aber selbstverständlich. Vielleicht darf ich sie ja gleich noch auf einen Kaffee einladen?“
‚Dieser Blick‘, ging es Julienne durch den Kopf, doch sie antwortete ablehnend: „Das ist sehr nett, aber…ich wäre gerne alleine.“ ‚Und außerdem hab ich gerade das Gefühl, dass er nur ein schlechtes Gewissen beruhigen will‘, ergänzte sie innerlich.
Herr Brenner stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das ist verständlich, wenn ich sie auch lieber in meiner Obhut wüsste, als alleine ihren Gedanken überlassen.“ Nur den Hauch einer Berührung spürte sie an der Haut ihres Nackens, als er mit der Kuppe seines Zeigefingers ganz sacht darüber streichelte. Er hatte genau den Ansatz ihres roten, zu einem strengen Zopf geflochtenen Haares getroffen. Julienne fuhr zusammen und blickte zu ihm auf. Entschlossenheit und Ärger zeichneten ihren Blick. Die absinthgrünen Augen schienen plötzlich Funken zu sprühen.
„Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Nachmittag, Herr Brenner.“ Damit wandte sie sich von ihm ab und verließ das Büro. An ihrem Schreibtisch fuhr sie den Rechner herunter und nachdem sie ihre Jacke gegriffen hatte, brachte der Fahrstuhl sie in die Tiefgarage. Auf zu ihrem kleinen, alten Mini und durch die Stadt zu ihrer Wohnung. Wenigstens fand sie direkt einen Parkplatz vor dem Haus. Die meisten Menschen waren um diese Zeit ja auch noch arbeiten. Ein bitteres Lachen entfuhr ihr, dessen kratziger Klang sie selbst erschreckte.
Sie stellte ihren Wagen ab. Nachdenklich lief sie zur Haustür, schloss auf und ging die Treppen hinauf. Ihr kleines Heim fand sich direkt unter dem Dach. Eine schicke Maisonettewohnung, in die sie sich beim ersten Anblick verliebt hatte. Sie schloss die Tür auf und ging durch den kleinen Flur in das große Wohnzimmer. Ihre Jacke landete auf dem hellen Sessel, der passend zum tiefen Sofa einen schönen Kontrast zum wengefarbenen Laminat auf dem Boden bildete. Dann ging sie in die Küche und setzte sich erst einmal einen Kaffee auf. Während sie betrachtete, wie das schwarze Gold von beigem Schaum gekrönt in ihre Tasse rann, überlegte sie, wie es nun weitergehen sollte. Sie spürte, wie sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten und verfluchte sich selbst dafür, so nah am Wasser gebaut zu sein.
Doch es war besser zu weinen, als sich auf anderen Wegen Erleichterung von den aufgestauten Gefühlen zu suchen. Früher waren es solche Momente gewesen, in denen Julienne zum Messer oder zur Rasierklinge gegriffen hatte. Momente, in denen der seelische Schmerz ihr Innerstes umschlang gleich einer eisigen Klaue und es zusammenpresste, wie eine Würgeschlange ihre Beute. Es hatte sie atemlos gemacht. Ihr Herz hatte in der frostigen Enge ihres Brustkorbes zu zerspringen gedroht. Derartige Momente waren rar geworden.
Monate waren vergangen, seit Julienne zuletzt die Flucht im körperlichen Schmerz gesucht hatte. Und da hatte sie sich die Wunden nicht einmal selbst zugefügt. Das hatten andere gemacht, die nicht einmal schlecht dafür bezahlt hatten. Davon ging sie zumindest aus. Der Umschlag, der ihr danach übergeben worden war, lag noch ungeöffnet zusammen mit einigen weiteren in einer kleinen Geldkassette auf dem Boden ihres Schlafzimmerschranks. Im Moment benötigte sie es nicht.
Langsam sich beruhigend trank Julienne ihren Kaffee aus und überlegte, was die Zukunft nun für Pläne für sie bereithielt.
Die vierzehn Tage vergingen wie im Flug, worüber Julienne nicht gerade unglücklich war. Nach wie vor hatte sie keine Ahnung, wie die Zukunft aussehen sollte, doch wollte sie einfach nur noch hier weg. Brenner hatte zwar keine neue Arbeit für sie gefunden, machte ihr aber tagtäglich, teilweise mehrfach täglich Avancen. Für Julienne ein unerträglicher Zustand. Sie war nicht gerade prüde. Trotz ihrer Vergangenheit hatte sie gelernt, Sex in vollen Zügen zu genießen, wenngleich sie es nicht mochte, dabei die Zügel aus der Hand zu geben. Doch sicherlich war sie nicht gewillt sich mit Brenner einzulassen.
Am Nachmittag ihres letzten Arbeitstages fuhr sie ihren Rechner herunter, verabschiedete sich von ihren Kollegen, und nachdem sie sich den kleinen Karton mit ihren Habseligkeiten gegriffen hatte, verließ sie das Büro. Den Karton stellte sie in der Tiefgarage auf den Beifahrersitz ihres Mini Mayfairs. Ein altes Fahrzeug, doch er hatte bisher unter allen Umständen zu ihr gehalten und ihr seine Treue erwiesen. Mit den Fingerspitzen streichelte sie sacht das apfelgrüne Dach des Fahrzeugs.
„Wenigstens einer der zu mir hält“, seufzte Julienne. Sie spürte abermals, wie ihr die Tränen aufstiegen, als sie den Wagen wieder abschloss.
Tief atmete sie durch und schluckte hart. Dann machte sie sich auf den Weg in die Stadt. Im Art-Café, welches etwas abseits des Bürokomplexes, in dem sie arbeitete, lag, ließ sie sich in einer ruhigen Ecke auf einer weich gepolsterten Bank nieder und faltete die Zeitung auseinander. Ob sie die Jobbörse nun hier oder zuhause studierte. Solange sie unter Leuten war, herrschte zumindest eine relative Sicherheit von den trübseligen Gedanken und Tränen nicht übermannt zu werden, die unterschwellig permanent in ihr brodelten, seit ein Stück ihrer Zukunft wieder zerbrochen war.
„Was darf ich dir bringen?“, erkundigte sich der Kellner, der schon nach kurzer Zeit an ihrem Tisch erschien.
„Einen Latte Macchiato, bitte, mit Haselnuss.“
„Gerne“, lächelte er sie an, um gleich wieder zu verschwinden.
Als er fort war, kramte Julienne aus ihrer Handtasche einen Kugelschreiber hervor. Die eine oder andere Anzeige war neu. Zwar nie in ihrem Lehrberuf als Rechtsanwaltsfachangestellte, allerdings war ihr das gleich. Selbst wenn sie finanziell noch einige Zeit ohne Arbeit über die Runden kommen würde, sie wollte sich nicht dazu verführen, Dummheiten zu begehen und Arbeit gehörte für sie inzwischen einfach zum Leben dazu. Sie brauchte die Regelmäßigkeit des Alltags, war sich sicher, ein regelloses Leben würde sie über kurz oder lang aus den inzwischen liebgewonnenen Bahnen werfen.
Erschreckt fuhr Julienne zusammen, als sie ein leise, mit warmer, tiefer Stimme gesprochenes „Entschuldigung…“ hörte. Sie sah auf und blickte in ein flüchtig bekanntes Männergesicht. Sanfte, tiefdunkelbraune Augen, das braune leicht gewellte Haar an den Seiten kurz geschnitten, während das Deckhaar länger gelassen und zurück geföhnt worden war. Hier und da drängte sich eine Strähne nach vorne und fiel ins maskulin geschnittene Gesicht. Er war schlank und ein ganzes Stück größer als Julienne, was bei ihren nicht ganz 1,60 m allerdings auch keine Kunst war. Des Öfteren hatte sie ihr Gegenüber in dem Bürokomplex gesehen, in dem sich auch die Kanzlei Brenners befand.
„Ja, bitte?“, entgegnete sie und legte ihren Kopf leicht schräg.
„Darf ich mich dazu setzen?“
Der Kellner hielt sie kurz von einer Antwort ab, indem er ihren Macchiato vor ihr abstellte und gleich auch noch die Bestellung des Fremden aufnahm, ein Kaffee. Kurz überblickte sie das Café. Nur wenige Gäste hielten sich um diese Zeit hier auf. Eigentlich hätte er auch einen Tisch für sich haben können.
„Bitte, nehmen sie ruhig Platz.“
Julienne räumte ihre Zeitung etwas zusammen, ließ die Jobbörse aber aufgeschlagen vor sich liegen.
„Dann baut Brenner nun also wirklich Personal ab?“, erkundigte sich der Mann, der sich nun auf der halbrunden Bank neben ihr niedergelassen hatte. Eine ihrer schmalen Brauen hochziehend blickte Julienne ihn fragend an.
„Das möchte wer wissen?“
„Oh entschuldigen sie, Vomberg mein Name, Christopher Adam Vomberg. Gemeinsam mit meinem Partner betreibe ich die Kanzlei für Markenrecht unterm Dach des Juristen-Towers“, er lächelte und reichte ihr seine große Hand. Julienne ergriff sie perplex und spürte, wie die langen, schlanken Finger die ihre warm umschlossen. Juristen-Tower wurde das 9-stöckige Hochhaus genannt, weil sich in jeder Etage mindestens eine Anwaltskanzlei befand. Brenner & Partner sowie Vomberg & Evers stellten jedoch den gewichtigsten Part dar, soviel wusste Julienne.
Sie faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben sich auf die Bank. Ein kleiner Trennwall zwischen ihr und ihrem Gegenüber, ein Schutz, wie sie seit langem immer wieder Schutzmauern nutzte, fremde Menschen von sich fern zu halten. Ein Automatismus, der sich eingebrannt hatte und dem sie erlag, sobald es ihr nicht darum ging, mit einem Mann im Bett zu landen. Nähe bedeutete für sie immer auch, dass sie verletzlich wurde. Manches legte man wohl nie ab.
Vomberg registrierte die kleine Geste, ging jedoch nicht darauf ein. Abwartend betrachtete er Julienne, die sich selbst noch nicht vorgestellt hatte.
„Und sie sind?“, erinnerte er mit sanft klingender Stimme.
„Julienne Reger. Und ja, die Kanzlei Brenner hat Personal abgebaut.“
„War heute ihr letzter Tag?“
Julienne nickte nur. Hart schluckte sie um die Tränen nicht wieder hochkommen zu lassen, die sich überdeutlich meldeten. Ihr Blick ging an Vomberg vorüber, traf eine Vase auf einem der Nachbartische. Sie fixierte sie, konzentrierte sich auf den alltäglichen Gegenstand. Eine Technik, die sie im Zuge ihrer Therapie erlernt hatte. Man musterte etwas Alltägliches, etwas Selbstverständliches und wiederholte in Gedanken wieder und wieder dessen Bezeichnung. Irgendwann sollte man so den Grund für die Tränen verdrängt haben. Meist klappte es sogar.
Christopher musterte die junge Frau, neben ihm saß. Ihre Haare kupferrot zu einem strengen Dutt verknotet. Sie wirkte klein, etwas zu kräftig für seinen Geschmack. Deutlich konnte er ihre Figur jedoch nicht erkennen. Sie verbarg sie wie fast jedes Mal, alles unter einem grauen Kostüm zu dem sie eine weit geschnittene Bluse trug. So wirkte sie einfach nur kompakt. Doch ihre Augen, dieses Grün eines tiefen Fjordes, sie hatten es ihm angetan. Und im Moment wurde dieses Grün immer glasiger.
„Hey“, sagte er sanft, selbst etwas ratlos, „so wild ist das nicht. Sie finden sicher etwas Neues.“ Kopfschüttelnd blinzelte Julienne die aufsteigenden Tränen zur Seite. „Scheiße, wissen sie, wie ich für diese Stelle gekämpft habe?“ Ihre Augen sprühten Funken. Diese Augen, dieses Grün. Christopher spürte, wie er unruhig wurde. Ihr Blick fixierte ihn. „Nein“, antwortete Julienne mit bitter, „das können sie nicht wissen.“ Wie wahr ihre Worte doch waren. Er war ein Mann. Von ihrem Weg hatte er den Dreck einer Ahnung. Sie nahm einige Schlucke ihres Macchiatos, während er von seinem Kaffee trank.
„Vielleicht nicht, nein“, er zuckte mit den Schultern, „Ich hab direkt nach dem Studium mit Adrian zusammen meinen Weg gewählt und Erfolg gehabt.“ „Meinen Glückwunsch.“ Julienne leerte ihren Macchiato und winkte den Kellner heran. Normalerweise gönnte sie anderen Menschen ja ihr Glück. Aber der Kerl ihr gegenüber strahlte zuviel davon im falschen Moment aus. Er stand gerade einfach zu ehrlich dazu. „Ich darf sie einladen, Julienne“, stellte Christopher fest, als der Kellner erschien und beglich, ohne auf Juliennes Reaktion zu warten die Rechnung mitsamt eines angemessenen Trinkgeldes.
„Das wäre nicht nötig gewesen“, murmelte Julienne und wollte aufstehen, doch seine Hand auf ihrem Unterarm hielt sie ab. Fest war der Griff, der ihren Arm auf den Tisch presste. Julienne spannte sich an, ihr Atem ging in kurzen Stößen. Christopher hielt sie fest und leerte seine Kaffeetasse. „Sie warten bitte, bis ich soweit bin, soviel Höflichkeit sollten sie doch wohl besitzen.“ Eine Welle lodernder Hitze flammte durch ihren Körper. Eine Mischung aus Scham und – wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war – Lust, die sie verwirrte, ergoss sich gleich einem Schwall durch ihre Venen.
„Bitte was?“ Sie war sprachlos, doch Christopher stellte lediglich seine Kaffeetasse auf den Tisch und stand dann auf. Endlich ließ er sie los. ‚Endlich? ‘, fragte eine spöttische Stimme in ihrem Kopf, ‚Du könntest ihn auch mit zu dir bitten, und dich mal wieder ordentlich ficken lassen. Kopffreificken. Zeig ihm doch, dass du wirklich was kannst, Mädel!‘ Julienne zwang die Stimme zurück. Nein, das wollte sie jetzt nicht. Das wollte sie jetzt nicht wollen.
„Wir haben den gleichen Weg bis zur Tiefgarage und den können wir auch zusammen zurücklegen. In der Zeit kann ich ihnen vielleicht ein Angebot unterbreiten, Julienne.“ Christopher schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Was tat er hier? Das war nicht sein Bereich. Adrian würde ihm den Hals umdrehen. Worüber er hier nachdachte, das war Adrians Ressort und Adrians Heiligtum, da ließ er sich nicht hineinpfuschen.
Auf dem Trottoir vor dem Café ging Julienne mit weit ausholenden Schritten voran, fast als wolle sie vor ihm fliehen. „Julienne, nun warten sie!“, fuhr er sie an und packte sie wieder. Dieses Mal am Oberarm. Wieder spürte sie die Härte seines Griffes. „Lassen sie mich los“, zischte Julienne ihm zu und versuchte, sich loszureißen. „Julienne Reger, verflucht noch mal.“ Er zwang sie, stehen zu bleiben. Ihr Herz purzelte. ‚Scheiße, was soll das?‘, dachte sie und versuchte, ihre eigene Reaktion zu deuten.
„Jetzt hören sie mir zu, eigentlich wollte ich mich in Ruhe mit ihnen auf dem Weg zu unseren Wagen darüber sprechen. Aber…“, er hielt kurz inne, holte mit der freien Hand eine Visitenkarte aus dem Jackett und reichte sie ihr, „machen sie eine Bewerbung fertig.“
Julienne war zu perplex zu antworten.
„Entweder rufen sie mich bis sieben Uhr
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Aimee Delacroix
Bildmaterialien: © Andrey Kiselev fotolia.de
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2015
ISBN: 978-3-7368-8066-5
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