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Tante Emma Laden

Wenn der Kunde in das Geschäft kommt klingelt an der Tür eine Glocke. Oft bin ich nicht im Geschäft, sondern einen Raum dahinter in der Küche oder im Kefller. Da muß ich schnell sein, denn wenn Kinder in den Laden kommen, oder Jugendliche, dann kann schon mal schnell was vom Thresen genommen werden, ohne zu bezahlen verschwinden. Rechts hinter der Tür steht eine große Holzkiste mit einem Deckel drauf. Unten an der Kiste ist ein Schlitz, dort rutschen die Kartoffeln aus der Kiste. Neben der Kiste ist das eine Schaufenster. Dort steht ein wenig Reklame auf dem Fußboden, ansonsten kann man frei in den Raum hineinsehen. Wo man dann das Brotregal  sieht und dadrunter auf dem Fußboden die Bierkisten. Vor dem Regal ist ein kleiner Gang damit ich an den Kühltresen treten kann. Dieser Tresen ist gekühlt, hat unten Türen hinter denen die Frischmilch in Flaschen stehen. Der Tresen hat Glasscheiben, dahinter habe ich die Wurst, Quark usw. liegen, alles was gekühlt angeboten werden muß. Ein Blech mit gemischten Kuchenstücken kann ich auch anbieten.  Wenn ich mir heut so die Geschäfte anschaue, dann denke ich mein Sortiment war auch sehr groß, nur nicht so große Mengen.                                                      Weihnachten hatte ich sogar ein Adventskranz unter der Decke hängen. Sylvester dekorierte ich mit Sekt und bunten Schlangen die Schaufenster, ich hatte ja zwei Fenster. In dieser stimmungsvollen Zeit kam es vor, dass ich mit einer Kundin oder Kunden einen Stonsdorfer trank. Das durfte ja keiner mitkriegen, aber es wurde trotzdem gemacht, denn eine Konzession für Ausschank hatte ich nicht in meinem Geschäft. Das war echt lustig, es gab was zu quatschen. Stonsdorfer waren kleine Flaschen wie man sie bei Underberg kennt. Und die "Halbstarken" das waren die dicken Würstchen aus der Dose. Es gab auch Abende an denen ich den Laden dann schloß und wir fanden uns  in den hinteren Räumen wieder ein. Wieder war es verboten ! Warme Würstchen oder Spiegeleier mit Bier und Brötchen, von denen hatte ich fasst täglich zu viele. Die sammelte ich für meinen Bäcker, der machte mir dann Paniermehl dadraus.                                                                                                                              Jeden Morgen so gegen 6 Uhr 30 fuhr ich mit dem Fahrrad Brötchen verteilen, welche meine Kunden aboniert hatten. Um 8 Uhr öffnete ich den Laden. Das war dann für die Kunden, welche ihre Brötschen, Milch und Zigaretten selbst holten.                                                                                                                                       Am Montag während der einstündigen Mittagspause kam immer der Vertreter von der Edeka. Bei ihm bestellte ich meine Ware, welche am Mittwoch geliefert wurde. Ich hatte immer einen vollen Terminkalender über den ganzen Tag, die ganze Woche. Ich erinnere mich an die erste Lieferung des Maibock Bieres im Frühjahr. Da gönnte ich mir abends nach 19 Uhr bei der Abrechnung meiner Kasse und schreiben des Kassenberichtes einen Maibock. So gab es immer  etwas  anderes, was die Jahreszeiten so mit sich bringen.                                                                                               

    Vor der Ladentür hatte ich aussen links einen Zigarettenautomat und rechts einen Automat aus dem man Wein kaufen konnte. Über der Tür hing eine große Neonlampe, das Motiv war eine Edeka Schleife. Man mußte ein paar Stufen hinaufgehen um  das Geschäft zu betreten. Die Steinstufen waren also hell erleuchtet. So entdeckte ich an einem Abend Jugendliche, welche sich einen Rotwein nach Ladenschluß aus dem Automaten gezogen hatten und auf den Stufen Karten spielten. Na ja, so machte ich eben abends früher das Licht aus.  Da war der Mann der immer Frau Cheeefin zu mir sagte, er holte immer Wermut. So kam es vor, dass er nach Ladenschluss vor der Haustür stand mich rief, weil er noch Fusel brauchte. Der andere ältere Mann kam ohne Socken in Hausschlappen, kaufte Milchreis und eine Halbsstarke, ne Knackwurst. Ihm schmeckte das halt so zusammen.

 

 

 

                        Sylvester war Inventur angesagt. Um es mir zu erleichtern ordnete ich die Tage davor meine Ware, zählte schon mal ein wenig voraus, machte Spickzettel. Erst hatte ich ja noch Kundschaft an dem Tag. Berliner auf Bestellung. Um 14 Uhr schloss ich das Geschäft. Nun war ich Putzfrau. Nachzügler bekamen aber noch etwas gekauft bei mir. Ich lebte allein und das Geschäft war mein Leben, meine Einnahmequelle. Wenn das geschafft war hatte ich noch das Geschirr aus dem Laden  abzuwaschen und die Küche zu reinigen. Bevor ich mich an die Inventur machte dachte ich erst mal an mich.  Haare waschen auf Lockenwickler drehen und ein Tuch drüber. Dann ging ich in den Laden, machte Inventur. Darüber verging die Zeit. So um 22 Uhr war ich fertig. Nun machte ich mich hübsch. Haare fertig machen, was Hübsches anziehen und los ging es. Neben meinem Laden in unmittelbarer Nähe war eine Gaststätte, dort war Sylvesterfeier. Nie wäre ich dort erschienen, wenn  ich nicht meine Inventur  fertig hätte. Aber ich war ja selbständig- selbst und ständig - am arbeiten. So teilte ich mir alles ein, kann  heute noch gut organisieren. Es hat mir immer Spaß gemacht zu arbeiten!!!

 

 

 

 

 


Die Rechenmaschine hatte einen Hebel den man nach dem eintippen der Zahl, welche dazu addiert werden sollte herunterziehen musste. Als ich diese Maschine noch nicht hatte wurden alle Beträge auf den Zettel geschrieben und addiert.
Waren es wenig Teile, konnte ich es auch im Kopf zusammenzählen.
Bei einem Großeinkauf schrieb ich die Beträge auf einen Rechenblock untereinander.
Der Block war klein, hatte oben ein Werbebild und war ca. 15 cm lang und 6 cm breit. Das war nur einer von vielen Blockmöglichkeiten. Die gewünschte Ware wurde auf den Tresen gelegt, der Betrag was die Ware kostete sofort aufgeschrieben. Der Kunde packte schon mal ein, denn der Tresen war nicht sehr groß. So ungefähr 70 cm lang und 40 cm breit. Am Ende des Verkaufes
musste ich rechnen. Die ganze Latte der ca. 25 Posten, oder weniger. Unter die Latte der Zahlen wurde ein Strich gezogen. Wenn die letzte Reihe der zu addierenden Zahl 25 ergab, wurde die 5 unter den Strich, die 2 ganz klein über Strich geschrieben unter die zweitletzte Zahl der Zahlenlatte. Wir sagten immer 5 hinschreiben und zwei im Sinn. Zur Sicherheit aber besser hinschreiben.

Mit der Rechenmaschine war es aber eine tolle Erleichterung. Es gab nur einen Verkäufer, nämlich mich! So kam es schon mal vor, dass auch noch andere Kunden anwesend waren und warten mussten. Das konnte schon mal nervös machen, wenn ich mit meiner Zahlenlatte addierte. Aber es ist alles erlernbar und die Routine kommt dazu.
In späteren Jahren noch hatte ich schwere Träume.
Im Traum waren viele Kunden im Raum, ich allein hinter dem Verkaufstresen mit einer langen Zahlenlatte auf meinem Zettel. Ich schaffte es im Traum nicht
Die Zahlen zu addieren. Da habe ich letztendlich die Summe geschätzt und abkassiert. Wollte den nächsten Kunden bedienen, bevor mir alle weglaufen.
Der Kunde hatte alles verpackt. Ich alles addiert. Nun konnte bezahlt werden.
Da gab es die große Kasse. Da wurden Hebel heruntergezogen und man ließ sie bei der Zahl einrasten, welche den zu zahlenden Betrag ausmachte. Nun noch den Hebel um die Kassenschublade zu öffnen. Klingeling und sie ging auf.
Das Wechselgeld zähle ich der Kundin dann vor. Wenn der zuzahlende Betrag
23,44 war, die Kundin mir 30 DM gab, so begann ich mit 6 Pfennig um auf
23,50 zu zählen, weiter mit 50 Pfennig auf 24 DM, weiter mit 1 DM auf 25 und mit 5 DM auf 30 DM. Zur Sicherheit zählte ich vorher geschwind die Münzen in meine Hand um sie dann der Kundin auf dem Zahlteller auf dem Tresen laut vorzuzählen.
Die Ware selbst reichte ich immer über den Tresen. Ein Brot wurde vorher in Papier eingepackt. Gries hatte ich lose in Holzschubladen in einem großen Regal hinter mir. Dort stand auch die Margarine, das Puddingpulver. Mehl und Zucker auch lose in Schubladen. Ich packte vor Beginn der Geschäftszeit diese lose Ware vorab schon in ein Pfund oder ein halbes Pfund Tüten. Die Tüten für 250 Gramm waren Spitztüten, diese mussten mit einer besonderen Knicktechnik verschlossen werden. Das war echt eine Arbeit, welche in der Lehre erlernt wurde. Die 500 Gramm Tüten waren rechteckig und wurden so geschlossen wie wir es heute bei Teetüten kennen, wenn wir Tee lose kaufen. Es gab Kartoffeln, Schulhefte, Zigaretten, Seife, To Papier, Kuchen, Milch in Flaschen usw. Es
gab ein reichliches Angebot.
Und Hühnerfutter. Immer wieder wog ich ab, oder eintüten während des Verkaufes. An der Waage wurden die Preise abgelesen. Dort wo das Gewicht angezeigt wurde und in der Spalte des Preises per Kilo der Ware. Besonders bei Käse und Wurstaufschnitt war das wichtig. Bei 5 Pfund Kartoffeln und dem Hühnerfutter machte ich das im Kopf. Überall auf der angebotenen Ware hatte ich ja Preisschilder angebracht. Ich war ja mein eigener Chef. Die Hauptverkäufern. Die Einkäuferin, die Putzfrau, die Buchhalterin usw.
Es war eben eine EIN Mann(Frau) Betrieb.

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Es war immer ein Kunstwerk die Arbeit des Geldstücke einrollen. Die Banken hatten keine Zählmaschienen. Ich holte mir bei der Bank für die 5 Pfennigtücke und die 10 ner, sowie für 1 DM und 5 DM die entsprechenden beschrifteten extra dafür angefertigten

Papierblätter. So zählte ich erst die Menge ab, legte das passende Papier vor mich hin, linke Hand mit Daumen und Zeigefinger

Papiers leicht hoch halten gleichzeiltig etwas ds gerollte Geld festhaltend und mit der rechten Hand entsprechend alles aufrollen

und dann an den Enden fest zuknicken. Es hielt tatsächlich!! ??

Ich fuhr mit dem Fahrrad durch den Wald zu meiner Bank , um mein Geld in einer Geldbombe in den Schacht vor der Sparkasse einzuwerfen. Mein Geschäft war mittags nur eine Stunde geschlossen. Oft war die Zeit knapp, aber mein Konto war leer und die Tageskasse von drei Tagen mußte aus dem Haus aufs Konto. Die Edeka lieferte die Ware und unmittelbar danach  wurde von der Bank die Abbuchung gemacht. Es kam vor, das ich das Telefon neben den Hörer legte, damit die Bank mich nicht anrufen konnte um

mich zu erinnern das bals die Edeka abbuchen würde. Menno das nervte. Ich war ja allein mit meinem Geschäft, hatte wenig Zeit und kein Geld. Da kam es vor das die Telekom sich einschaltete und laut aus meinem danebenliegendem Telefonhörer sagte : legen sie bitte den Hörer auf, ein Teilnehmner kann sie nicht erreichen. Gesagt getan, Bank rief an, ich in der Mitagspause aufs Rad und Scheine und Geldrollen in die Box und einwerfen bei der Bank. Das Hartgeld waren dann schon mal 30 DM--!!

Damals gab es den goldenen Sonntag. In Hamburg waren dann die Geschäfte auf am Sonntag. Ich griff in meine Groschenspalte in der Kassenschublade, das GEld wollte ich dann verprassen. Nahm mir nur das Geld draus für die U-Bahn. Auf das Fahrrad durach den Wald in die U-Bahn auf zur Großstadt.

Utensilien

 

Alles wurde in dem Laden verkauft. Schaut Euch das an. Ich habe noch eine Blechdose aus der Zeit in der ich diese Utensilien

aufbewahrt habe. Sternchenzwirn nannte man dies Sterne zum annähen der Knöpfe, weil dies  Garn stärker ist. Druckknöpfe, das kennen wir heut bei Puppenkleidern. Der Preis war damals 50 Pfennige.

 

November-Adventszeit im Tanta Emma Laden

 Der November war so trüb, wie es eben immer in so einem Monat ist, ist jetzt 2018 noch genauso!

Nach Buß und Bettag, der damals noch ein Feiertag war, band ich schon mal den Adventskranz.

Der wurde im Laden in dem Kundenbereich unter die Decke gehängt. Lametta, vier rote

Kerzen, rotes Schleifenband. Immer am Samstag vor dem Adventssonntag zündete ich die Kerze an,

entsprechende der Adventssonntage, erst 1, dann zwei, dann drei, dann vier! Am Samstag schloß ich

das Geschäft mittags. Es war immer irgendwie stimmungsvoll. Da kam es schon mal vor, daß ein Stonsdorfer

Likör aus den kleinen Flaschen getrunken wurde. Prost.

In der Woche machte ich die Kerze nach Stimmung an. Wenn nicht so viel Kundschaft war, oder wenn wir

nur zu drei sich bekannten Kunden waren. Auf dem Dorf war damals nicht so viel Andrang. Ich mußte ja die Ware

einpacken, abwiegen, Wurst, Käse in Scheiben schneiden. Da blieb den Kunden vor meinem Thresen Zeit zum

klönen. Das war echt gemütlich. Die beiden Schaufenster hatte ich auch ein wenig weihnachtlich dekoriert.

 

Heilig Abend war der Laden  auch nur bis mitags geöffnet. Dann brannten alle vier Kerzen. Ich hatte auch

typisch weihnachtliche Bestellungen, wie Stollen oder Kuchen, sowie auch Sekt und Spirituosen.

 

Nach Weihnachten war der Adventskranz weg. Ich dekorierte am erssten Feiertag  alles ein wenig auf Sylvester

mit bunten Luftschlangen, Glücksbringer Schornsteinfeger, sowie viel Sekt.  Ich hatte auch Kracher,

die nichtverkauften verballerte ich selbst. Sylvester wurde viele Berliner vorbestellt. Würstchen, die Halbstarken hatte ich in Dosen.Ich nahm sie raus aus Brühe und packte sie in Papier, rauf auf den Verkaufsthresen. Der Sylvesterverkauf ging auch bis Mittags. Ich hatte ja danach genug zutun. Verderbliche

Sachen in den Kühlthresen. Margarine in den Keller. Alles wurde sauber geputzt, der Holzfußboden gewischt,

nach dem trockner mit Bohnerwachs eingeschmiert, am nächsten Tag mit dem Bohnerbesen poliert.

Gegen Abend machte ich noch Inventur. Zwischendurch wusch ich mein Haar, drehte es auf Wickler. Nach fertiger Bestandsaufnahme machte ich mich hübsch. Haare von den Wicklern befreien, etwas föhnen, Kleid anziehen und los ging es in der Nachbarschaft in die Kneipe um Silverster zu feiern. Meist kam ich spät und ich konnte zum neuen Jahr mit anstoßen. Aber nun konnte ich tandzen und feiern so lange es mir gefiel, das tat

ich auch!

Impressum

Texte: Kleine
Bildmaterialien: Kleinert
Lektorat: Kleinert
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2011

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