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The first lie is the worst




>>Verschwinde aus meinem Zimmer!<<, schrie ich meiner Mutter hinterher. Ich wollte sie eigentlich nicht anschreien, doch ich muss so gemein sein, sonst wäre unsere Bindung zu stark und ich könnte mich nicht wegschleichen.
Seit ich 14 geworden bin. Es ist eine lange Geschichte, über die nie sprechen würde. Meine Mutter würde nie verkraften, zu erfahren, dass ich eine Jägerin war. Sie würde mich davon abhalten, sie würde mich einsperren, wie fiele Eltern es mit ihren Kindern tun. Sie sorgen sich, dass ihre Kinder an ein Ungeheuer geraten und getötet werden, doch gerade das muss ich verhindern, es ist meine Pflicht als Jäger.
Ich setzte mich vor den Spiegel und betrachtete mich skeptisch. Heute war einen verflucht schlechten Tag, daher hatte ich vor, mir etwas Gutes zu tun. Dass Nathan sauer sein wurde, wusste ich , aber das war mir in diesem Moment herzlich egal. Meine Hand suchend in meiner Schminktasche nach einem Mascara, musterte ich mich. Unter meinen eisblauen Augen lagen tiefe, dunkle Ringe. Das Töten der Dämonen jede Nacht trug viel zu meinem Schlafentzug bei.
Meine braunen Haare fielen in leichten Wellen, waren etwas zerzaust, weshalb ich sie auch noch kämmte. Nachdem ich Eyeliner, Kayal und Mascara aufgetragen hatte, nutzte ich noch meinen Labello. Hm lecker, Kirsch Geschmack.
Wie jeden Abend schloss ich meine Tür ab und kletterte aus dem Fenster. Als ich auf dem Fensterbrett stand, zählte ich, wie immer, bis drei und sprang. Meine Höhenangst machte mir das aus dem Fenster und auf den Ast springen echt schwer. Der Baum stand wirklich sehr nah an unserem Haus und die Äste reckten sich regelrecht nach meinem Fenster, so dass ich noch einmal zurück sah.
Mein Zimmer war auffällig unauffällig. Die Wände waren in einem leichten Lila ton, das Bett unter dem Fenster und der Schreibtisch gegenüber von meiner Kommode. Mit einer Leichtigkeit, wie eine Katze schloss ich das Fenster, balancierte auf dem Ast bis zu dem Stamm und kletterte runter.
In gebückter Haltung rannte ich um die Ecke des Hauses und die Straße entlang. Heute brauchte ich etwas länger als sonst, um an die Kreuzung zu kommen. Nathan wartete schon ungeduldig auf mich. Wenn man ihn so in seiner ausgewaschenen Jeans und dem schwarzen T-Shirt sah, konnte man meinen, er sei ein Türsteher.
>>Noch geschminkt?<<, fragte er abfällig. >>Sei nicht so nachtragend, du Mädchen<<, gab ich nur bissig zurück.
Ich stieg in den Oldtimer meines Bruders und schnallte mich an. Als Nathan neben mir saß, zog er die Augenbrauen hoch. >>Du hast dich wirklich geschminkt!<<
Verzweifelt versuchte ich meinen Hundeblick, doch er Blick blieb wütend.
>>Wir wollen verdammte Dämonen jagen und du schminkst dich? Wir wollen sie aufhalten, bevor sie Menschen anfallen und hältst es tatsächlich für nötig, dich zu schminken, damit du auch ja ihre Aufmerksamkeit bekommst?<<
Obwohl Nathan laut wurde, musste ich kichern. Ich meinte darauf nur, dass er nicht einen auf Vater machen solle und wies ihn an, gefälligst los zu fahren, sonst wären wie morgen nicht da.
Während wir fuhren, sprach keiner ein Wort. Ich schnupperte ein bisschen in der Luft. Auf einmal fing ich an laut los zu lachen. Nathans Blick sagte; Super, jetzt dreht sie völlig ab.
>>Mich an grummeln, weil ich mich schminke und du sprühst dich mich Playboy Deo ein?<< Während ich ihn noch ein bisschen aufzog, sah ich mich in dem Auto um. Hey, er hatte aufgeräumt! Die alten Schachteln, von McDonelds Burgern, die alten Socken und die restlichen Sachen, die ich damals nicht identifizieren konnte, waren alle samt weg.
>>Sag mal<<, meint eich unschuldig, >>hattest du ein Date?<< Als Nathan mir keine Antwort gab, bemerkte ich, dass er vom Gas gegangen war und der Wagen langsam ausrollte.
>>Was..<<, fing ich schon an, doch Nathan schlug mir die Hand auf den Mund. Verwirrt folgte ich seinem Blick. Wir standen vor einer dunklen Gasse. Die Straßenlaterne flackerte, was meine Sicht einschränkte.
Als ich mich allerdings daran gewöhnt hatte, sah ich, was Nathan so schockierte. Ein Mädchen, vielleicht ein Jahr älter als ich, stand in die Ecke gedrängt. Sie war in einer Arbeitskleidung, wahrscheinlich eine Kellnerin. Sie wirkte zierlich und zerbrechlich. Zwei Männer standen vor ihr. Die beiden sahen ziemlich betrunken aus. Gerade wollte er die Tür aufmachen, doch ich reagierte schneller und sprang aus dem Wagen. Ich rannte auf die beiden Männer und das Mädchen zu. Mein Bruder schrie mir besorgt nach, ich habe doch kein Messer. Das interessierte mich nur grade nicht.
>>Hey ihr da!<<
Bei meinen Worten drehten sich die beiden Männer um. Einer lallte >>Noch eine! Spiel lieber mit, bevor du dich verletzt.<<
Desto näher ich ihnen kam, desto größer wurde mein Verdacht. Das waren keine Männer, sondern Dämonen. Ich spürte es an ihren Auren . Sie griff beinahe aggressiv nach mir.
Ich sah das Mädchen an und versucht ihre klar zu machen, dass sie rennen solle, sobald sie die Chance dazu hatte. Nathan würde mir sicher gleich zur Hilfe kommen. Sie nickte unauffällig, um mir zu zeigen, dass sie verstanden hatte.
Ich stand nun genau vor den beiden Dämonen, jede Sehne in meinem Körper zum zerreisen angespannt.
>>Jetzt!<<, schrie ich und trat dem einen zwischen die Beine und rammte den zweiten, so dass er hinfiel. >>Nathan, bring sie weg, ich kümmere mich um die hier!<<
Er nickte, warf mir einen silbernen Dolch zu und packte das Mädchen in sein Auto. Ich wusste, was jetzt kam. das Mädchen war verängstigt, Nathan redete auf sie ein, alles würde gut und so weiter.
Den Dolch hob ich prüfend in der Hand. Beide Dämonen kugelten sich auf dem Boden. >>Kleine Mistdämonen.<<
Ich stemmte die Hand in die Hüfte und sah missbilligend auf sie herab. Als ich schon dachte, ich hätte mich getäuscht und es waren wirklich nur Betrunkene, packte mich einer am Knöchel und riss mich mit unglaublicher Kraft nach vorne. Ich schlug hart auf dem Asphalt auf und verlor den Dolch aus der Hand.
>>Anfängerfehler kleine Jägerin<<, grinste der andere. Sofort setzte ich mich auf und griff nach dem Dolch. Der allerdings war weg.
Der erste, der auf einem Auge blind zu sein schien, hielt den Dolch in der Hand.
>>Suchst du den hier?<<
>>Nein, den kannst du behalten<<, fauchte ich, trat ihm ins Gesicht. Der Dämon grunzte vor Schmerz und ließ meine einzige Hoffnung auf den Boden fallen. Ich griff nach dem Dolch. Da der Dämon, mit schwarzen Augen und blondem, kurzen Haar, schneller war als ich hatte er den Dolch vor mir erwischt und hielt ihn nun in der Hand. Die Laterne, die nur flackerndes Licht spendete, irritierte mich. Schwärze breitete sich vor meinen Augen aus, doch ich kämpfte gegen die Tricks der Dämonen an und konnte die Ohnmacht abwehren, doch dadurch verlor ich die Dämonen aus den Augen. Der Schwindel der mich erfasste, hielt nicht lange an und so kam ich wieder auf die Beine. Die Gasse ging nicht weit, bis die nächste Mauer den Weg abschnitt. An mir vorbei sind sie nicht, dachte ich und ging vorsichtig weiter.
Ein leises Summen der Melody; "Time on my Side" Ich musste darüber lächeln. >>Wirklich witzig. Wenn ich auch jetzt nicht umbringen müsste, könntet ihr Komiker werden.<<
Auf einmal sprang der mit den schwarzen Augen vor mir auf den Boden.
>>Du?<< Er kicherte >>Wenn wir nicht mit dir spielen würden, wärst du schon lange tot.<< Mir fiel der Dolchgriff auf, der aus seiner Hose hinten ragte. Kurzer Hand ließ ich mich gegen ihn fallen und schnappte mir den Griff...
Mehr war da auch nicht, die Klinge war ab! Sofort wich ich wieder einen Schritt zurück. Plötzlich spürte ich einen Windzug hinter mir und starke Hände legten sich um mich. Der Gestank des Alkohols kroch mir in die Nase und ich würgte.
Natürlich versuchte ich mich aus dem Griff zu befreien, doch der war so fest wie stahl. Der Dämon vor mir sah an mir vorbei. Mir wurde wieder schwarz vor Augen, doch ich kämpfte mit allem was ich hatte gegen die drückende Schwärze in meinen Gedanken an.
Voller Verzweiflung zappelte ich, wand mich in dem schmerzenden Griff.
Total perplex hörte ich auf zu zappeln, als etwas knurrte. Jemand knurrte. Der Dämon vor mir hatte sich mir zu gewand und ich schrie. Die Augen waren vollkommen schwarz, selbst das Weiße war schwarz. Lange, spitze Zähne ragten aus dem Maul des Dämons. Die Haut, die sich nun nur noch ganz dünn über seinen Schädel zog, war kurz vor dem Zerreißen, als er mich angrollte. Die Zähne erinnerten mich an Piranhas, nur viel länger und spitzer. Die Hände hatte er zu Klauen geformt, die Nägel waren lang, spitz und schwarz.
Ich fing wieder an zu zappeln, schrie und biss. Dann trat ich nach hinten aus, worauf ich auf dem Boden landete und der Dämon hinter mir aufjaulte.
Ich nutzte die einzige Chance, die ich hatte, rappelte mich auf und rammte den Dämon erneut, doch dieses Mal riss er mich mit. Als er auf dem Boden aufkrachte und ich auf ihn, stach er mir seine Krallen in den Bauch. Ich wollte schreien, wollte fliehen, doch ich konnte nicht atmen.
Unter meinem T-Shirt sickerte Blut, lief auf den Dämon unter mir und dann auf den Boden. Der Dämon schob mich von sich und ich fiel neben ihn, wobei einer seiner Nägel abbrach und in meinem Bauch stecken blieb. Den Dolch hatte ich aus den Augen verloren, doch wehren konnte ich mich ohnehin nicht mehr. Mit zitternden Fingern tastete ich nach meiner Wunde und sog scharf die Luft ein, als als ich den Nagel berührte. Der Dämon, dessen Nagel in meinem Bauch steckte beugte sich über mich und meinte finster >>Wir sehen uns wieder.<<
und dann waren die beiden weg. Ich versuchte zu atmen, doch jedes mal, wenn sich mein Bauch hob und wieder senkte, fühlte es sich an, als würde mir jemand ein Messer in den Bauch rammen.
Während ich schon mein letztes Gebet sprach, hörte ich ein lautes Reifenquietschen und kurz darauf zwei besorgte Stimmen die meinen Namen riefen.
>>Amanda! Amanda, wo bist du? Sag was!<<
Ich hüstelte und versuchte etwas zu sagen, wisperte aber nur >>Hilfe!<<
Schritte näherten sich und Nathan kam angerannt. Erst sah er mich misstrauisch an, doch auf einmal traten Tränen in seine grauen Augen und er beute sich zu mir.
>>Ruf einen Krankenwagen! Und die Polizei, melde einen Dämonenangriff.<<
>>Schon passiert. Wie geht es ihr?<<
Nathan schüttelte kaum merklich den Kopf, sah mich wieder an, nahm meine Hand und drückte sie. Mein Mund öffnete sich, doch ich brachte kein Wort zu Stande.
>>Sch, alles wird gut. Amanda, schau mich an, alles wird gut. Ich verspreche es.<<
Die darauf folgenden Stunden waren lückenhaft. Nathan zog den Nagel aus meinem Bauch, worauf ich zusammenzuckte un wieder richtig Luft holen konnte.
Nathan steckte den Nagel ein.
verwirrt fragte ich mich, ob er ein Souvenir haben wollte, von dem Ereignis, dass ich sterbend in einer Gasse lag. Nathan Hob mich hoch, was ich nur halb mitbekam, da ich das Bewusstsein verlor.
Als ich die Augen das nächste Mal öffnete, lag ich auf einer liege und fühlte mich taub. Nathan saß neben mir, sein Blick war starr und seine Mimik war eingefroren. Nachdem fielen meine Augen wieder zu.
Blinzelnd gewöhnte ich mich an das grelle Licht. Das Bett in dem ich lag, war definitiv nicht meins. Es war steif und kalt. Ich rieb mir die Augen und versuchte vorsichtig mich aufzusetzen. Es tat nur ein kleines bisschen weh. Meine Augen wanderten über alles, was sich in dem kleinen Zimmer befand. Ein Stuhl stand nah an meinem Bett.
Nachdenklich fragte ich mich, ob da jemand gesessen war, während ich hier gelegen habe. Ob Nathan wieder in seiner Wohnung war, ob er die Dämonen jagte, ob ich sehr lange weg war.
Es klopfte leise an der Tür.
Ich fragte mich ob ich die Person hereinbitten sollte. Es war ein Krankenzimmer, ob hier dieselben Regeln galten wie Zuhause.
Während ich noch grübelte, streckte der Kopf meiner Mutter durch den Türspalt. >>Oh Gott, Liebling, geht es dir gut?<<
>>Mam?<<, gab ich nur krächzend zurück. Ihre Lippen fingen an zu zittern und sie kam zu mir, nahm meine Hand und drückte sie ganz fest. Sie setzte sich zu mir aufs Bett, so dass es mir nicht weiter schwer fiel, sie zu umarmen.
>>Schatzt, du warst drei Wochen im Koma. Du hattest großen Blutverlust. Wer war das, mein Schatz? Die Polizei wartet draußen, sie werden sicher auch mit dir reden wollen.<<
Da sie meinen Bruder nicht erwähnte, ahnte ich, dass Nathan nachhause gegangen war.
>>Es ging alles so schnell und ich...<< Ich brach ab, da mich ein Schwindel überkam und sich mir alles drehte.
Meine Mutter war zu gutgläubig, sie würde es, selbst wenn ich ihr sagte, dass ich von einem Dämon angegriffen wurde, nicht glauben. Sie würde sagen, es sei ein Messer gewesen, das mich erstochen hatte, oder ein Tier.
>>Mam?<<
>>Ja meine kleine?<<
>>Glaubst du, dass ich heute wieder mit nach hause kann? Ich will in mein eigenes Bett.<<
Grade als sie antworten wollte, kam ein Arzt rein und gab mir statt ihrer die Antwort.
>>Das wird leider nicht gehen. Wir wollen dich noch eine Weile unter Beobachtung halten. Deine Wunde ist übernatürlich schnell geheilt und wir müssen herausfinden, warum.<<
Irgendwie machte mir diese Information Angst, doch ich nickte nur benommen. Würden sich mich auf Dämonengene testen?
>>Ich müsste mal auf die Toillete<<, meinte ich zu dem alten Herrn, der mein Arzt war. Er hieß, denke ich, Dr. Niems. Er hatte eine dicke Brille auf der Nase, was ihm einen putzigen Ausdruck gab.
Er schien zu überlegen, was ich daran erkante, dass er seine Stirn in Falten legte. >>Und ich komme allein zurecht<<, meinte ich und grinste, als hätte ich den Verstand verloren. Er nickte zögernd und wand den Blick zu meiner Mom.
Sie sah nicht weniger besorgt aus als Dr. Niems. Beide halfen mir ungeschickt aus dem Bett, bis ich mich aus ihrem Griff befreite und mit eiligen Schritten aus dem Zimmer eilte. Die Wunde schmerzte nicht wirklich, sie fühlte sich taub an, als ob die Haut gefroren wäre. Ich zitterte etwas, als ich an der Info am Eingang des Krankenhauses ankam. >>Entschuldigen Sie?<<, meinte ich so höfflich und fröhlich wie Prinzesschen an ihrem Geburtstag. Die Dame mit der Lesebrille und den braunen, hochgesteckten Haaren wandte den Blick von ihrem Buch zu mir.
>>Wie kann ich Ihnen helfen?<<, fragte sie in einem monotonen Ton. Ich lächelte etwas natürlicher und räusperte mich, bevor ich wieder ansetzte. >>Ich wollte Sie fragen, ob es möglich wäre, an mein Handy zu kommen. Es ist wahrscheinlich noch in meiner Hose.<<
Ihr Blick wanderte prüfend über mich und erst jetzt schien sie zu realisieren, dass ich ein Krankenhaus Hemd anhatte. >>Name?<<
Ich strahlte als ich antworte >>Amanda Tykara.<< Sie zog eine Augenbraue hoch, doch ich gab keine Erklärung. >>Einen Moment bitte, Miss Tykara.<<
Nickend ließ ich meinen Blick über meine Umgebung gleiten. Die grellen Lichter in den Fluren gab den Gängen eine gewisse Kälte und hinter mir, am Eingang hinter mir blinkten Rote und Blaue Lichter in der Dunkelheit des Nacht. Ich fragte mich, was es damit auf sich hatte und machte mir leicht Sorgen und drehte mich um. Wie ein Geist glitt ich mühelos und leise über den Boden.
Die sich selbst öffnenden Türen gingen leise auf und enthüllten das Geschrei, welches sich außerhalb des Krankenhauses ausgetragen wurde. Polizei wagen standen quer über der Straße vor dem Krankenhaus. Der gut bekannte Geruch des Eiskaffees, den ich früher immer mit meinen Freundinnen hier trinken war, ließ mich schaudern.
Mein Blick war nicht konzentriert auf einen Punkt, sondern schwebte von einem Platz zum nächsten. Das Krankenhaus war auf einer Anhöhe im Zentrum der Stadt. Um das Gebäude herum gab es viel verschiedenes. Mein Favorit, die Eisdiele mit dem besten Eiskaffee der Stad, meinem Standard Friseur, der Laden, in dem ich das erste Spielzeug bekam und noch vieles mehr. Mit jedem dieser Orte waren Erinnerungen verknüpft. In Gedanken versunken fragte ich mich, ob ich nicht vielleicht doch mit Nathan weg ziehen sollte.
Ich wusste nicht, was diese Verletzungen mit sich brachten, doch ich fühlte mich seltsam. Ich konnte es nicht beschreiben. Es war einfach da und irgendwie auch wieder nicht.
Die Bank, die schräg von dem Krankenhaus stand, wurde von einem Hubschrauber beleuchtete und mindestens sieben Polizeiwagen standen davor. Ein Überfall?
Meine nackten Füße berührten den kühlen Asphalt, nachdem ich die Stufen des Krankenhauses hinter geschritten war. Ein leichter Wind wehte, so dass das übergroße Nachthemd sich eng an meinen Körper schmiegt und meine Umrisse zeigte. Die Nachtluft war klar und kühl, die Sterne leuchteten, wie der größte Traum eines jeden.
Als eine laute, schrille Stimme aufschrie, wand ich den Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war. Keine Ahnung, wie das möglich war, doch auch von der Entfernung konnte ich erkennen, was da vor sich ging. Drei Männer, das nahm ich an, mit Sporttaschen, Masken und Pistolen hatten sich aus der Bank getraut und einer von ihnen hatte eine Frau in seiner Gewalt und hielt ihr eine Pistole an den Kopf. Die Frau weinte bitterlich und die pure Panik war in ihrem Gesicht zu sehen.
Ohne es zu merken, war ich auf den Ort des Geschehens zu gelaufen, hatte mir einen Weg durch die Schaulustigen gebahnt und krach gerade unter der Polizeiabsperrung durch, als ich die Frau erkannte. Eigentlich war es noch keine richtige Frau, es war noch ein Mädchen.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch. Das war das Mädchen, dass ich vor den Dämonen gerettet hatte. Aber warum in Gottes Willen steckte sie schon wieder in Schwierigkeiten?
Ein Polizist kam zu mir und redete hektisch auf mich ein, ich möge doch bitte hinter der Absperrung bleiben, es sei ja ach so gefährlich, da es möglich wäre, dass es sich um Dämonen handelte. Blödmann. Ich ignorierte ihn und ging weiter langsam auf die Maskierten zu. Der Mann schien zu bemerken, dass ich ihn völlig ignorierte, also packte er mich am Arm und wollte mich zurück ziehen. Irgendwie reagierte ich, ohne nach zu denken und drehte meinen, packte sein Handgelenk und drückte es von mir, sodass ein grausiges Knacksen ertönte. Der Mann schrie auf und ließ sich auf die Knie fallen, so dass ich auf seine blonden Haare starrte.
Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Er war ein Polizist und machte so ein Theater, um eine gebrochene Hand?, dass redete ich mir als Grund ein. Ich fand es nicht lustig Menschen zu verletzten, nur weil ich es konnte.
Während der Mann mich mit braunen Rehaugen anklagend ansah, drehte ich mich derweil wieder um und ging auf die Männer in Masken zu. Genau wusste ich nicht, was ich tun wollte, oder sollte, nur dass ich da hin sollte, wusste ich.
Ich kam den Polizeiwagen immer näher und die Polizisten, wie sie so da standen, in Deckung der Autos und mit geladener Waffe. Ich lief zielstrebig auf die Dämonen zu, bis mich einer bemerkte und nervös zu werden schien.
>>Halt, sofort stehenbleiben, oder wir erschießen die Frau!<<, rief er nun und machte so auf mich aufmerksam. In der Schaulustigenmenge ging ein erschrockenes Raunen um und die Polizisten versuchen alle mich aufzuhalten, doch ich war schon aus ihrer Reichweite. Das Mädchen schien mich zu erkennen, den sie gab ein erstaunten Laut von sich.
Ruhig, wie die Vernunft in Person, wurde ich langsamer, blieb aber nicht stehen.
>>Lasst sie gehen. Oder es gibt Ärger.<<
Der Bulligste von ihnen lachte laut auf. In seinen Augen blitzte einen kurzen Moment Röte. Verdammt, das Mädchen war ein verdammter Dämonenmagnet. Konnte sie sich nicht zur Abwechslung mit etwas weniger tödlichem Anlegen, wie eine Hexe oder so?
>>Ärger mit dir? Geh zurück in deinen Kinderwagen, das ist ne Nummer zu hoch für dich kleine.<<
>>Halts Maul<<
>>Was hast du gerade gesagt?<<
>>Du hast mich sehr wohl verstanden.<<
Ich knurrte nur leise, wir ein in die Enge getriebenes Tier. Der Mann zielte auf einmal mit der Pistole auf mich. Alle drei waren in schwarz gekleidet und durch ihre Marken konnte ich nur die Augen erkennen. Nur das lüsternde Verlangen, mich umzubringen, spiegelte sich in den Augen des Dämons.
Da ich offensichtlich nicht vor Angst schrie und um mein leben flehte, wie er es offensichtlich gern hätte, zielte er damit auf das Mädchen, dass ich retten wollte.
>>Wenn du nicht das machst, was ich dir sage, wird sie sterben.<<
>>Was interessiersts mich?<<, fragte ich faszinierend langweilig.
Er grinste, wobei er ein grausiges Grunzen von sich gab. Mit zwei schnellen, sprunghaften Schritten war ich neben ihm, rammte ihm meinen Ellenbogen in die Nieren, trat ihm von hinten in die Kniekehle, so dass er auf meiner Höhe war, schnappte mir sein Handgelenk, drehte es ihm auf den Rücken, schlug auf den Arm und entwendete ihm die Waffe. Ich nahm die Waffe in meine Hand und wog sie. Sie war leichter, als angenommen, eine 9 Millimeter.
Ich hielt sie dem Dämon an den Kopf und entsicherte sie.
>>Sofort das Mädchen gehen lassen oder sagt dem Drecksack lebe wohl.<<
Die beiden anderen Dämonen wirkten verstört und unsicher, was mich überraschte. Dämonen hatten normalerweise keine Gefühle, sie taten einfach was sie wollte, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Offenbar war der Dämon vor mir, ein hohes Tier, sonst würden die beiden Anderen, sich keinen reck darum kümmern. Der niederkniende Mann grummelte, sie sollen gefälligst gehorchen und ließen das Mädchen los.
Es war betretende Stille eingetreten, seit ich mich mit dem Mann angelegt hatte. Die beiden anderen warfen ihre Waffen vor sich auf den Boden und legte die Hände hinter den Kopf.
Ich nickte dem Mädchen zu und sie sah mich an. In ihrem Blick glitzerten alle möglichen Gefühle. Neutral warf ich die Waffe in Richtung der Polizisten, behielt den Dämon aber unten und gab ihm einen Tritt. Er landete mit dem Gesicht um Dreck und blieb so reglos liegen.
Plötzlich brach Geschrei und Jubel und Beifall aus. Mehrere Polizisten stürmten beinahe schon auf die Verbrecher zu, legten ihnen Handschellen an und sperrten sie in die Polizeiautos. Ohne darauf zu reagieren, strich ich mein Nachthemd glatt. Ich fühlte eine nasse Stelle. Meine Aufmerksamkeit wanderte dorthin, wo meine Hände die Flüssigkeit gespürt hatten.
Mist, dachte ich nur, als mir klar wurde, das einer meiner Nähte wieder aufgegangen sein musste. Einer der nahe stehenden Polizisten in meiner Nähe fing auf einmal an, hektische Befehle zu verteilen und ehe ich mich versah, saß ich auf einer Liege und wurde zurück zum Krankenhaus eskortiert, als sei ich der verdammte President der Vereinigten Staaten und musste um jeden Preis beschützt werden.
Ich redete monoton auf die Leute an, die hektisch um mich herum flitzen, wie Mäuse, die vor einer wilden Katze flohen. Die Dame an der Info warf mich einen ungläubigen Blick zu, als sie das speck takel mit ansah. Die Beamten fuhren mich zur Info und redeten durcheinander auf sie ein. Nachdem sie die Geschichte, von meiner ach so Heldenhaften Tat gehört hatte, hatte sie ein verdammt verdutzes Gesicht gemacht. Sie nannte den Männern, und der einzinsten Frau unter ihnen, meine Zimmernummer. Noch bevor wir auch nur einen Meter weit gekommen waren, warf mir die junge Frau noch mein Handy zu, was ich ihr mit einem respektvollem Nicken dankte.

Something special




Die Stunde danach war nervig. Mein Arzt tadelte mich, er habe mich doch gewarnt und meine Mom machte einen Aufstand, ich solle mir das nie wieder rausnehmen, einfach zu verschwinden und mich in Gefahr zu bringen. Hatte die eine Ahnung.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Mein Schlaf war unruhig gewesen, ohne Träume. Ruhig setzte ich mich auf. Ich hasse das Zimmer, in dem ich einquartiert worden war.
Es war kahl, leer, ohne den winzigsten Hauch Leben. Zum Glück hatte ich ein Einzelzimmer. War sehr selten in unserem Krankenhaus. Die Versicherung musste wohl auch sehr interessiert an dem Geheimnis meines Blutes sein, sonst würde niemals so viel Geld blechen.
Ich verspürte eine gewisse Neugier. Mein Körper regenerierte sich selbst, schneller, als es normal war. Klar, mit meinen Jäger Genen war mein Körper schon sehr unempfindlich, doch das war gerade zu unmenschlich.
Und dann traf es mich wie ein Blitz. Verdammt, hatte mich dieser Dämon etwas infiziert? Das konnte doch, gottverdammt nochmal, nicht wahr sein!
Ich knirschte mit den Zähnen, wütend, über meine eigene Dummheit. Ich war einfach so auf sie los gegangen, als sei ich ein einfältiger, unwissender Mensch. Besser hätte ich es wissen müssen, fluchte ich in Gedanken und seufzte. Nun hatte ich ein verflucht großer Problem. Mein Charakter und mein Aussehen würden sich bestimmt leicht ändern. Da fiel mir der Polizist wieder ein. Charmlos hatte ich ihm die Hand gebrochen und darüber gelächelt, hatte mich nicht gefreut, dass das Mädchen noch lebte. Es schien, als müsse es so sein und nicht anders.
Kopf schüttelnd stand ich aus meinem Bett auf. Die Naht war erneuert worden, was eigentlich nicht nötig gewesen war, was die Ärzte aber nicht wissen konnten, denn ich war mir sicher, dass wenn ich übermorgen das Nachthemd hoch zog, nur noch eine Narbe auffinden würde.
Neben meinem unbequemen Bett stand ein winziger Tisch, für persönliche Sachen. Mir fiel der Blumenstrauß auf, der neu war. Wie hatte das hier jemand unbemerkt rein bringen können? Ich war nicht lange weg gewesen und weder mein Arzt, noch meine Mutter hatten erwähnt, dass jemand ein Geschenk für mich hinterlassen hatte. Er wies alles mögliche auf, doch die rosanen Rosen und die lilanen Tulpen stachen am ehesten hervor. Ich zog eine Braue hoch, war dann aber doch desinteressiert. Meine Hand griff nach meinem Handy und fischten es aus meiner Hosentasche. Meine Klamotten lagen ebenfalls auf dem kleinen Tisch. In der Dunkelheit war es überraschend leicht, es zu finden. Schon ahnend, dass das sicher ein schlechtes Omen war, klappte ich das Handy auf und freute mich, wie schon so oft, dass mein Handy einen fast unmöglich leer zu kriegenden Akku hatte.
Unter Kontakte suchte ich den Namen Kassamara. Mein Kosename für Nathan. Es wählte und schon nach dem ersten Klingeln wurde abgenommen. >>Amanda? Verdammt Amanda sag doch was!<< Ich verdrehte die Augen und ließ meinen Bruder vor sich hin brüllen, bis er sich einiger Maßen wieder unter Kontrolle hatte.
>>Ja, mir geht es gut, danke der Nachfrage<<, gab ich bitter zurück, als Nathan mich endlich auch mal reden ließ nachdem ich mir anhören musste, warum ich ihn nicht früher angerufen hatte, oder seine Anrufe entgegengenommen hatte.
Der sollte sich nicht so aufregen, mein Handy war nicht in meiner Reichweite und ich kämpfte um mein Leben und er nicht besseres zu tun hatte, als sich in seinem Versteck zu flüchten und mich alleine zu lassen.
>>Tut mir leid, aber wir haben keine Zeit. Du musst da raus, sofort!<<
>>Warum?<<
>>Eine Dämonen Eskorte ist auf den Weg zu dir. Ich vermute, sie wollen dich umbringen.<<
Vielleicht weil ich mich in einen kleinen, ekligen Gremlin verwandeln würde, dachte ich verbittert. Natürlich nicht im direkten Sinne von Gremlin. So wurden die jenen genannt, die von dem Dämonen infiziert wurden. Wütend schnaubend verzog ich das Gesicht. Ich hörte Schritte, nicht weit von meinem Zimmer entfernt.
>>Nathan, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns bei dir.<<
Er schrie noch irgendwas unverständliches ins Handy, als ich es zuklappte und mir meine Sachen schnappte. Meine Neugier überkam mich und ich schnappte mir aus die Karte, die zwischen den Rosen und Tulpen steckte und steckte sie zwischen meine Klamotten.
So schnell und leise wie ich konnte, versteckte ich mich neben der Tür, die wenn sie aufging, mich verstecken würde.
Die Schritte waren nun genau vor meiner Tür. Mein Herz setzte ein Schlag aus, als die Tür aufging. Eine junge Frau steckte den Kopf hinein. mein Bett sah nicht benutzt aus, da ich mich wirklich nur deswegen darin befand, weil ich nicht auf dem Boden schlafen wollte.
Die Blumen waren das einzige, was verraten könnte, das hier drin jemand seine Zeit unfreiwillig verbrachte.
Zum Glück fielen sie der Frau nicht auf, denn sie schloss die Tür wieder leise hinter sich und verschwand. Ich seufzte kaum hörbar und zählte bis Hundert, bevor ich mich anzog und meinen Kopf in den Gang streckte. Es war keiner in Sichtweite, so dass ich mich sicher fühlte und leise, mit meinen Schuhen in der Hand, zum Ausgang rannte. Die Frau an der Info war abgelöst worden und schlief. Es war eine ältere, grauhaarige. Ich grinste. Sie sah aus, wie aus einem sechziger Jahre Film. Die Haare hochgesteckt und die Augen geschminkt. Es erzeugte irgendwie einen seltsamen Kontrast zu ihrem restlichen Aussehen.
Ich schlich noch vorsichtiger über den kühlen Boden, huschte durch die Tür, wie der vorbei fliegende Schatten eines Vogels. Die Nacht war etwas kühler geworden, doch es windete etwas weniger.
Mein Blick wanderte umher, als ich in meine Balarinas schlüpfte und ich fragte mich, wo ich wohl am ehesten ein Taxi auftreiben konnte.Mein Weg führte mich schließlich zum Bahnhof. Angst, von jemandem angepöbelt zu werden, hatte ich nicht. Zu verachten war ich nicht gerade, doch ich zog mich auch nicht an, wie ein Flittchen und ich konnte mich besser wehren, als die meisten.
Geschlagene 30 Minuten musste ich warten, bis das erste Taxi vorbeifuhr und stehenblieb. Ich setzte mich hinten rein, Gewohnheit und Vorliebe von mir. >>Schillinger Straße 27 bitte<< meinte ich kühl. Der Taxifahrer nickte und fuhr los. Es würde eine lange Fahrt werden, doch ich hatte genug Geld in meiner Geldbörse.
Während der Fahrt wanderten meine Gedanken zu dem Zettel in meiner Jackentasche. Ich wühlte darin und fand den Zetel. Er fühlte sich glatt und kühl unter meinen Fingern an, war Schmucklos und ohne Absender.
Auf der Vorderseite stand einfach nur mein Name, in geschwungenen Druckbuchstaben, Handgeschrieben. Ich drehte die Karte um und las die Worte >>Gute Arbeit. Bis bald, wir werden uns wieder sehen.<<
Die Worte kamen mir bekannt vor und als mir klar wurde, woher, schauderte ich. Der soll sich in meine Nähe trauen. Dem werde ich Respekt für Jägern und Frauen beibringen. Der Taxifahrer warf einen Blick in den Rückspiegel.
>>Ist alles in Ordnung bei dir? Die Stirn so in Falten zu legen ist nicht gut für deine Haut.<<
Der Hauch Belustigung in seiner Stimme ließ mich schnauben. Er warf noch einen prüfenden Blick auf mich und bog um eine Ecke. Nicht mehr weit, dachte ich und freute mich schon, hier endlich raus zu kommen.
Der Wagen rollte langsam aus und blieb schließlich vor dem Landhaus meines Bruders stehen. Es sah sehr runter gekommen aus, doch mich störte das nicht weiter.
>>Kleine, du bist aber nicht in irgendwelchen illegalen Deals eingewickelt, oder?<<, meinte der Mann am Steuer. Nun drehte er den Kopf zu mir. Ich konnte seine Haare nicht sehen, den er verbarg sie unter einer Kappi mit dem Aufdruck; >>Swag<<
Er war offensichtlich nicht deutscher Herkunft, doch er hatte keinen Akzent.
Da er merkte, dass ich nicht auf eine Antwort auswahr nannte er mir bloß den Preis. 40 Euro. In Erinnerung hatte es immer mindestens 50 gekostet. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, reichte ihm das Geld und ließ ihm das Rückgeld.
Nachdem ich ausgestiegen und die Tür zugeknallt hatte, ging in dem Haus das Licht an. Die Tür wurde aufgestoßen und Nathan, mit Wut verzerrten Gesicht, kam auf mich zu.
Seine grauen Augen leuchteten vor Wut, sie wirkten fast schwarz. Seine dunkelblonden Haare waren zerzaust, offenbar hatte er noch geschlafen, als ich angerufen hatte.
Grinsend setzte ich zu einer freundlichen Begrüßung an, doch er tat sie mit einer zerknirschten Handbewegung weg. Langsam schüchterte mich seine Mine wirklich ein. Ich bildete mir ein, einen leichten, grauen Schleier um ihn zu sehen, und es schienen kurze Stromstöße in dem Schleier zu pulsieren.
>>Amy wir müssen reden.<<
Ich verzog das Gesicht bei meinem Spitznamen. Den hatte ich schon seid beinahe zwei Jahren nicht mehr gehört. Der Name war der verhassteste von allen, die ich je bekommen hatte, von Amandy, Mandy, Nany und noch ein paar mehr, die aber nicht viel mit meinem Namen zu tun hattet, wie zum Beispiel Smiley.
Amanda, einfach wie ich hieß, gefiel mir am besten und ich hatte es jedem meiner Freunde mühevoll ausgetrieben, mich anders zu nennen.
>>Nen mich nicht so<<, meinte ich kleinlaut und sah ihn an, wie sein Gesicht sich zu einer unschönen Grimasse verzog. Verdutzt fragte ich mich, warum Nathan denn so wütend war, konnte er sich nicht freuen, dass ich aus dem Krankenhaus raus war? oder besser gesagt, dass ich noch lebte?
Meine Mimik brach zusammen und mein Mund verzog sich zum Schmollen, doch Nathan würde darauf so oder so nicht eingehen. Wenn er wütend war, drehte sich die Welt um ihn und man konnte schreien und um sich schlagen, wie man wollte, das würde rein gar nichts daran ändern.
Meine Gedanken schweifte noch etwas umher, während Nathan mir eine Hand auf meine Schulter gelegt hatte und mich zu dem kleinen Häuschen führte. Wenn man normal wär, würde man jetzt damit herausplatzen, dass man jemanden gerettet und ein paar Bankräuber überführt hat, dass man eine gefährliche Wunde überlebt hat, obwohl sie gerissen ist und man bei all dem seelenruhig war.
Einen Teil davon kannte Nathan schon und den Rest würde er sicher morgen in den Nachrichten sehen. Reporter hatte ich keine gesehen, doch das musste nicht bedeuten, dass keine da waren. Ich nickte, wie um mir selbst zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Vielleicht war es in den Spätnachrichten gekommen und Nathan würde sich jetzt schön bei mir auskotzen.
Das Haus wirkte gar nicht mehr so düster, als ich nur noch einen halben Meter davor stand. Ich grinste und legte den Kopf schief. Es war eins dieser Häuser, die altmodisch waren, eine Seele hatten, so gesehen. Die neumodischen Häuser waren kalt, ich fühlte mich in ihnen einfach nicht wohl. Obwohl das Haus wirklich schäbig aussah und nicht gerade auf der belebtesten Straße, war es mir hier lieber, als sonst wo.
Mein Blick schoss kurz zu Nathan, der schon Luft hohlte, offenbar, um in noch einem Wutausbruch zu versinken, doch ich schüttelte den Kopf und zeigte auf die unscheinbare, braune Haustür.
>>Mach auf. Ich will schlafen, war ein mieser Tag.<<
Sein Gebrüll erstarb noch in seiner Kahle, als ich auf ihn zuging, meine Hand in seine Jacke steckte und den Schlüssel hervor zog, zur Tür ging und aufschloss. Wohltuende Wärme schoss mir entgegen, als die Tür aufschwang, mit einem einladendem Quietschen. Der Flur war nur spärlich erhellt, weswegen ich aber keine Probleme hatte.
Schon oft war ich hier, doch es schien irgendwie anders. Mein Blick schweifte umher, als ich durch den Gang lief und links neben mir die Küche erblickte. Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen, dass ich nicht verhindern konnte Zahn zu zeigen.
Es war ein mittelgroßer Raum, doch es war so warm und einladend, wie das weiche Federbett, nach einem anstrengendem Tag.
Mir leichtfüßigen Schritten ging ich hinein und setzte mich auf den Stuhl der neben dem metallenen Küchentisch stand. Angewidert rümpfte ich die Nase. Es war, wie immer als ich hier war, schmutzig und unaufgeräumt.
Ich hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und dann Nathans Schritte. Ungeduldig stand ich auf und versuchte in der Unordnung ein Glas zu finden. Mein Hals schmerzte und noch dazu bekam ich von dem grellen Licht, das von der Lampe kam, Kopfschmerzen.
Auf dem Tisch waren Abnutzspuren und gebrauchtes Geschirr stand herum, der Mülleimer war überfüllt und die Spüle war vollgestellt.
Als mein Blick wieder zum Eingang wanderte, stand Nathan da, seine Arme verschränkt. Mir fielen natürlich als erstes seine rosafarbenen Hausschuhe aus. Ich unterdrückte ein Grinsen und sah ihm in die Augen.
Nathan gab ein missmutiges Schnauben von sich und ging auf mich zu, nahm meinen Arm und zog mich vom Stuhl hoch und schob mich in Richtung Wohnzimmer.
Als ich es sah, atmete ich erleichtert auf. Es war einiger Maßen in Ordnung. Das dunkellila Sofa schmiegte sich in die Ecke, der Tisch davor, klein, bequem und aus Holz, war sauber und nicht mehr kaputt. Als ich das letzte mal hier war, war Tischbein ab.
Die Vorhänge, immer noch grau ausdruckslos und hässlich, gaben den Blick auf den Garten frei. Die Wiese war gepflegt und wurde von der Sicht anderen durch Büsche geschützt. Es war kein kleiner Garten, doch auch nicht zu groß. Gerade so, dass man sich wohlfühlte.
Der einzige Baum, der hier stand war ein Kirschbaum. Damals war es mein Rückzugs Ort gewesen. Jedes Mal, wenn ich mich unwohl fühlte, war ich in den Garten gegangen und war auf den Kirschbaum geklettert.
Am liebsten war ich im Sommer hier, wenn die Blätter mich vollkommen vor der Welt verbargen. Ich war oft allein gewesen und hatte mich gefragt, warum die Welt so war, wie sie war. Damals wusste ich noch nichts von meiner Jäger Bestimmung und alles war für mich einfach unbegreiflich.
Warum sollte es Menschen geben, die sich nach belieben und an Vollmond in Tiere verwandelten. Warum sollte es Menschen geben, die entweder von Geburt an ein Vampir sind und dann sterben, aber dennoch weiterleben. Warum müssen diese Menschen Blut trinken, um zu überleben? Oder einfache Menschen, die nach einem Biss zu eben einem Vampir wurden?
Warum gab es finstere Gestalten, die Menschen verfolgten, sie quälten, ihnen schreckliche Dinge antaten, nur weil sie es konnten? Warum gab es Menschen, die eine Verbindung zu einem Bestimmten Element hatten und Gedanken lesen konnten. Warum gab es Werwölfe, Vampire, Dämonen und Hexen?
Vor all diesen Jahren habe ich mich nicht gefürchtet. Nur verwirrt. Es war ein Fehler, sie nicht zu fürchten, den Angst kann einem immer wieder das Leben retten.
>>Amanda?<<, fragte Nathan auf einmal leicht besorgt. Er stand hinter mir und sein Blick war verwirrt und leicht betrübt.
>>Was wolltest du mir so unbedingt zeigen? Willst du mich zusammen schreien, weil ich Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt habe?<<, fragte ich ausdruckslos. Ich hasste dieses Leben. Warum, fragte ich in Gedanken, warum hatte ich nicht einfach normal sein können, mich mit meiner Mutter über meinen Freund streiten oder mit meinen Freundinnen den süßen Vampiren hinterher dackeln? Warum musste ich mein Leben aufs Spiel setzten, um andere zu retten?
Nathan riss mich wieder aus meinen Gedanken. >>Aber Amanda, wovon redest du? Ich wollte deine Wunde sehen und habe mich aufgeregt, weil du so unvorsichtig bist.<<
Ich senkte den Blick. Ich hatte ihn willkürlich beschuldigt. Vorsichtig legte ich eine Hand an mein T-Shirt und zog es hoch.
Nathan starrte es an. In seinen Augen bildeten sich Tränen. >>Er...<<, Nathan brach ab. Er wusste, dass sich das Gift der Dämonen nicht gegen meine Gene währte, sonder sich mit ihr vermischte. Ich hatte ihn nicht weinen sehen, seid er vor drei Jahren von seiner Hexenfreundin verlassen wurde. Ja, es hört sich seltsam an, ein Jäger und eine Hexe.
Aber eben nicht alle sind böse!
Er ließ den Kopf hängen um seine Tränen zu verbergen. Ich würde ihn nicht versuchen zu trösten, das war keine Gute Idee.
Plötzlich riss er den Kopf wieder hoch. Seine Augen waren zwar gerötet doch auf seinem Gesicht stand Schock.
>>Du hast WAS?<<
Ich zuckte unter seiner Stimme zusammen. Nervös kichernd wich ich seinem Blick aus und ging zur Coach. Dann ließ ich mich drauf fallen und klopfte neben mich. Der lila Stoff unter mir fühlte sich gut an. Weich und einladend.
Nathan ließ sich neben mir nieder und sah mich eindringlich an. Er wollte schon wieder den Munt öffnen, doch ich schüttelte den Kopf und machte den Flachbildschirm an. Ich zapte auf Kanal 5 und machte Lauter.
Und immer noch überrascht die Tat des jungen noch unbekannten Mädchens die Stadt Mahlsa. Auf Aussagen einiger Augenzeugen wurde bestätigt, dass sie aus dem Krankenhaus kam, auf die Verbrecher zuging und sie mit einer ungewöhnlichen Leichtigkeit ausgeschaltet hat. Das unbekannte Mädchen rettet höchstwahrscheinlich einem Opfer damit das Leben. Sie war als Geisel genommen worden, doch es geht ihr nun wieder gut. Die Polizei gibt nicht viele Kommentare, doch wir haben erfahren, dass der Wert des gestohlenen Geldes über der Millionen Stelle war und somit vielen Menschen Unglück erspart geblieben war. Es steht ihr eine Geldbelohnung zu.
Die Begegnung mit Dämonen überleben nicht viele, vor allem keine Kinder.


Ich schnaubte. Verdammt ich war kein Kind! Nathan schnauzte mich mit einem genervten; Pssschht! an und beobachtete die flimmernden Bilder auf dem Fernseher. Und tatsächlich wurden wackelige Videoaufnahmen von mir gezeigt, wie ich hinter dem liegendem Dämon stand, völlig ruhig und sich der rote Fleck auf meinem Nachthemd ausbreitete.
Das Mädchen ist zur Zeit noch unbekannt, doch es gibt Gerüchte, dass das Mädchen noch eine Schülerin an der Menschenschule Sunshine High ist. Des weiteren...


Die Frau mich dem perfekten blondem Pferdeschwanz und grasgrünen Augen unterbrach sich selbst, als ihr wurden Zetel zugesteckt.
Ihre Stimme setzte wieder ein.
Wir bekommen grade die Nachricht, dass das Mädchen den Namen Amanda Tykara ist. Nachdem sie wieder in das Krankenhaus eingeliefert wurde, da sie wegen ihrer Heldentat offenbar ihre Nähte gerissen hatte, wurde sie angeblich entführt.


Die Frau der schlanken Frau wiegte sich hin und her. Offensichtlich die Hauptmeldung der Woche. Super.
Und sie hielten mich für entführt. Konnte es noch beschissener kommen?! Nathan reagierte nicht auf mein stupsen, er starrte die Nachrichtensprecherin konzentriert an.
Amanda wurde das letzte mal auf der Wharke Straße von einem Bürger gesehen. Er meint, sie von einer dunklen Gestallt verfolgt gesehen zu haben und hatte daraufhin die Polizei gerufen, doch es war schon zu spät. Das Mädchen ist bis jetzt verschwunden, wenn Sie irgendwelche Anzeichen von ihr sehen


Ein Foto von mir wurde eingeblendet. Verdammt, wie konnten die so schnell daran kommen, dass war keine fünf Stunden her!
Melden sie sich bitte bei der Polizei. Das wars für heute mit Magischen Neuigkeiten.


Obwohl wichtiges auf dem Spiel stand, fragte ich mich doch, wieso die Hexenpresse sich um mich kümmerte. Es ging hier um Menschen und Dämonen, doch keines Falls um eine Hexe.
Oder? Vielleicht war der kleine Pechvogel, den ich gerettet hatte, eine Hexe.
Meine Gedanken wurden düster. Sie wurde in der kurzen Zeit zwei Mal von Dämonen angegriffen, vielleicht hatte sie sich Schulden bei ihnen gemacht. Nathan riss mir die Fernbedienung aus der Hand machte den Fernseher aus, in dem es gerade um Super Shampoo ging, extra hergestellt, für geschmeidiges Wolfsfell, und warf sie dann neben mich auf die Coach.
>>Sag mal, spinnt du eigentlich?<<, schrie Nathan mich an. Ich zuckte zusammen. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich hasste es, wenn er mich an schrie. Das war keine Art von Sticheleien, das war wirklich ernst.
>>Nathan, es tut mir leid, ich wollte doch nur...<< Ich brach ab, den Nathan machte eine wütende Grimasse.
>>Sie denken, du wärst entführt worden, du hast dich mit Dämonen angelegt, wurdest dabei gefilmt, kommst zu mir, wurdest infiziert und jetzt sagst du, dass es dir leid tut?"
Ich zuckte zusammen und versuchte krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten. Ich stand auf, schritt über den verstaubten Boden, schmiss die Tür hinter mir zu und lief den Gang in Richtung Gästezimmer. Es war kahl. Alles was darin war, war ein Bett. Ein langweiliges Bett, ohne irgendeine Form Persönlichkeit. Das einzige Bisschen Licht wurde von draußen gespendet, durch das einzige Fenster im Raum.
Ich drehte mich um, schloss die Tür ab und schmiss den Schlüssel in eine Ecke. Verdammt, ich hatte mir nicht ausgesucht, dieses Schicksal zu haben, ich hatte es nie gewollt.
Ich drückte meinen Kopf ins Kissen und ließ nun endlich den Tränen ihren Lauf. Während sie an meinen Wangen herunter rannen, hinterließen sie heiße Spuren und mein Schluchzen verlor sich im Kissen.

Until the first smile today




Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, setzte ich mich in meinem Bett auf. An Schlaf war heute nicht mehr zu denken, also packte ich meine Handtasche, die ich neben mich aufs Bett geschleudert hatte und suchte mein Handy hervor. Ich hatte circa zwei Minuten, bevor ich auflegen musste.
Meine Mom wartete sicher auf den Anruf meines "Entführers". Ich atmete einmal tief durch. Dann noch einmal.
Ich zapte in meiner Kontackliste bis ganz nach unten, zu der Schrift Zuhause

und drückte auf wählen.
Es dauerte nicht lang und es wurde abgehoben.
>>Tykara hier.<<, meinte meine Mutter. Ich konnte hören, dass sie geweint hatte. Innerlich brodelnd vor Selbsthass setzte ich an und brauchte zwei Versuche.
>>Hi Mom. Mir gehts...<< Ich wollte weiter reden, doch meine Mutter fing wieder an zu weinen und jammerte mich voll. >>Oh mein Gott, Schatz, wo bist du, geht es dir gut?<<
Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle runter und redete weiter.
>>Mom, keine Angst, mir gehts gut.<< Soll ich ihr sagen, dass ich nicht entführt wurde oder sollte ich es so stehen lassen? Ich würde nicht nachhause gehen, nicht jetzt, wo ich mir sicher war

, dachte ich traurig.
>>Amanda, Schatz, bleib noch ein bisschen dran, wie orten dein Handy. Alles wird gut, mein Engel!<<
>>Mom, hör auf nach mir zu suchen!<<, flüsterte ich noch, klappte das Handy zu und machte es aus. Warum musste alles in meinem Leben immer in einer Katastrophe enden?
>>Hat weh getan, hmm?<<, hörte ich plötzlich eine Stimme, ganz nah neben mir. Ich schrie auf und sprang zur Seite. Ein Junge, circa so alt wie Nathan, stand neben meinem Bett. Er war völlig in Schwarz gekleidet und grinste mich an. Seine Augen waren Rötlich, blondes Haar fiel ihm ins Gesicht und ließen ihn älter aussehen, als er war.
>>Wie zum Teufel bist du hier rein gekommen?<<, fragte ich mit zitternder Stimme.
>>Das erste Mal, wenn man sich als tot ausgeben muss, ist es noch unglaublich schrecklich, aber man gewöhnt sich daran.<<
Ich hörte Schritte und dann ein aggressives Klopfen an meiner Tür und das Rütteln an der Klinke. Sofort wollte ich die Tür aufschließen, doch der unbekannte war zwischen mir und der Tür.
>>Keine Angst, ich werde Morgen wieder kommen, kleiner Dämon.<< Er grinste süffisant ging zu meinem Fenster, öffnete es und sprang heraus. Mit kurzen, abgehackten Schritten folgte ich ihm und sah aus dem Fenster. Nichts.
Mein Körper fing wieder an zu zitter. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und versuchte mein Adrenalin wieder gleich mäßig zu verteilen, nicht das mein Herz noch aufhörte zu schlagen.
>>Amanda?<<, schrie Nathan und das Schlagen wurde immer lauter. Ich zitterte zu sehr, um ihm zu antworten. Ich weiß nicht was oder wer das war, doch er hätte mich sicher leicht umbringen können. Aber warum, zum Teufel nochmal, sagte er mir, dass er wieder kommen würde?
Mit einem lauten knacken, einem Aufschlag und einem ins Zimmer fallenden Nathan brach die Tür aus den Angeln und landete auf dem Boden. Nicht mal hoch zu sehen, schaffte ich.
Nathan rappelte sich blitzschnell auf und kam zu mir. Er legte mir einen Finger an die Hauptschlagader. Er sah mir prüfend in die Augen und ich versuchte, wieder normal atmen zu können.
>>Jemand war hier Nathan, jemand war in meinem Zimmer. Er hat gesagt, dass er wieder kommt<<, stammelte ich und er nahm mich in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken.
Obwohl ich eine Jägerin war, war ich verdammt schreckhaft. Wer auch immer das war, war sicher kein Freund. >>Sch,sch, alles ist gut, er ist weg<<, flüsterte Nathan mir zu. Ich nickte, doch mein Herz wollte sich nicht beruhigen.
Behutsam nahm Nathan die Arme von mir, ging zum Fenster und blickte hinaus. Der Himmel war von dicken, schwarzen Wolken bedeckt und es war so still, dass es einfach unnatürlich war. Nathan schloss das Fenster und kniete sie vor die Tür, die er eingetreten hatte.
Er strick über das Holz und schien seinen Gedanken nach zu hängen. Leise stand ich auf, nachdem ich die Kontrolle über meinen Körper wieder hatte und lief aus dem Zimmer.
Mein Weg führte durch die Wohnung zum Eingang. Nervös schloss ich die Tür zwei Mal ab und zog den Vorhang zur Seite.
Auf der anderen Straßenseite stand eine schwarze Limousine. Das Fenster ging herunter und in der Dunkelheit sah ich nur die Rötlichen Augen, die mich anstarrten und die weißen Zähne, die von dem bösartigen Grinsen frei gegeben wurden. Die langen Eckzähne zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie stachen hervor, mit ihrer länge und ihrer Form.
Vampir!
Das Fenster schloss sich wieder, der Motor startete und die Limousine rauste in Richtung Dunkelheit, bis sie vollkommen verschwand.
Wütend packte ich innerlich meine Angst zusammen und versteckte sie in meinem Unterbewusstsein. Wenn er morgen wieder käme, würde er mit mir kämpfen müssen.
Die nächsten drei Stunden zogen sich endlos qualvoll in die Länge, in denen ich jede Öffnung des Hauses dreimal ablief, nur um sicher zu sein, dass sich niemand einschleichen konnte.
Als ich endlich nicht mehr so paranoid war, hatte ich es geschafft, Nathan dazu zu bewegen, mir beim aufräumen zu helfen. Am liebsten hätte ich einen Ganzkörperschutzanzug getragen, doch ich hatte meinen Eckel überwunden.
Die Küche blitze und blinkte, nachdem wir mit ihr fertig waren, das Wohnzimmer hatte ich alleine übernommen, den es gab nicht viel zu tun und die Schlafzimmer hatten wir aufgeteilt. Im zweiten Stock war hauptsächlich eine Bibliothek, über alles, was unsere Vorfahren für wichtig hielten. In den letzten Wochen war ich immer mal wieder hoch gegangen und hatte die Geschichten gelesen. Nur war es wahre Geschichten waren.
Geschichten, von Gesichtslosen Monstern, die dich so lange quälten, bis du sie anbettelst, getötet zu werden, von Vampiren, die nur zum Spaß ihre ehemaligen Verwandten zu Ader ließen, Werwölfen, die Rudel bildeten und ganze Dörfer zerstörten.
So ziemlich jede Art von Genetig war ansteckend. Ein Vampirbiss, ein Werwolfkratzer, Dämonenblut. Nur Hexen konnten ihre Gene nicht übertragen. Es lag in der Familie, es war egal ob nur ein Elternteil eine Hexe war.
Mit Schweis auf der Stirn sortierte ich das letzte Buch ein und lächelte. Endlich fertig.
Mit weichen Knien kletterte ich von der Holztreppe herunter und sah mich in dem riesigem Saal um. Die ganzen Wände waren voller Regale, jeder Platz war mit einem Buch versehen, der Holztisch in der Mitte war umrandet von Stühlen, einer Coach und zwei Sesseln. Hier konnte man sich wohlfühlen.
Ich ging auf die Coach zu und ließ mich drauf fallen. Die Arbeit hatte mich von meiner Paranoia abgelenkt. Ich lächelte, froh etwas getan zu haben. Mein Blick wanderte über den Tisch, der schon viele Jahre hinter sich hatte. Vielleicht war er antik?
Ein in rotes Leder gebundenes Buch weckte meine Neugier. Ich setzte mich auf, nahm es zwischen die Hände und zog es näher an mich heran. Es war dick und schwer und verströmte den Geruch von Zimt.
Das Buch trug keinen Titel, doch eine Seite war markiert, sodass aufschlug. Staub wurde in mein Gesicht gepuscht und ich unterdrückte ein Niesen. Nachdem meine Nase aufgehört hat zu kribbeln, legte ich den Finger auf die Seite um sie fest zuhalten und las mir ein paar Wörter durch.
... nicht viele überlebten. Der letzte Jäger, der von einem Dämon infiziert wurde, wurde von den Wesen gejagt. Hexen nutzen sein Blut, um dunkle Zauber zu wirken, Dämonen zu verbannen oder als Bestechung für Vampire.
Da das Blut des Betroffenen genetisch verändert wurde, ist es für Vampire wie eine Droge. Einen Dämon zu beißen, ist für Vampire zu gut wie unmöglich, doch von Gremlins Blut zu nehmen erfordert wenig Mühe. Sobald das Gift, welches sich in dem Speichel der Vampire befindet, in den Blutkreislauf des Opfers gerät, erstarren ihre Muskeln und es kann sich nicht mehr wehren.


Ich erstarrte. Wütend über mich selbst schlug ich das Buch zu und warf es zurück auf den Tisch. Warum hatte ich unbedingt das nehmen können und nicht das daneben?
Ich verzog mein Gesicht und griff nach dem Taschenbuch, dass ebenfalls keinen Titel trug. Da waren zwei Seiten markiert.
... experimentieren meist mit den Opfern. Da es nicht völlig ausgeschlossen ist, versuchen Werwölfe auch ihre Gene in die des Gremlins zu mischen. Dies versuchen sie zu ihrem...


Meine Gedanken ratterten und langsam wurde ich unsicher. Die nächste Seite, die markiert war, war in wunderschöner Handschrift geschrieben.
Ich habe es selbst erlebt, wie ein Vampir sich an meinem Bruder gelabt hatte. Der Dämon, der ihn infiziert hatte, hat damit eine Schuld bei dem Vampir beglichen. Ich konnte mich nicht bewegen, es war einfach grausam, es mit ansehen zu müssen. Ich werde es...


Meine Augen wurden feucht. Nathan hatte es schon gewusst. Was hatte er vor? Wollte er mich ausliefern oder einfach nur etwas über mich wissen? Ich wusste ja selbst nichts!
>>Amanda?<<, rief Nathan von unten aus der Küche. Ich wischte mir schnell über die Augen, warf das Buch auf den Tisch und lief nach unten. Mein Blick wanderte zu dem Fenster in meinem Zimmer. Die Sonne ging langsam auf.
>>Nathan, ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich glaube, ich geh ins Bett.<<
>>Amanda, bitte!<<
Ich seufzte genervt und lief den Flut weiter zur Küche.
Am liebsten hätte ich geschrien. >>Rosé!<< Schockiert und doch froh sprang ich auf sie zu. Sie war meine Cousine und eine der wenigen, die sich noch Jäger nannte. In ihren eisblauen Augen spiegelte sich Freude, als sie mich sah. Ihr kurzes, blondes Haar stand ihr gut, es betonte ihr Gesicht. Sie war keine, dieser Barbies, sie war etwas, was am Nächsten zu den Begriff Naturschönheit passte. Mir fiel auf, dass sie ein wenig zugenommen hatte. Vielleicht gab es in letzter Zeit nichts zu jagen, da ich ja zur Zeit die Gejagte war. Fragen würde ich sie nicht.
In der Grundschule waren wir beste Freunde gewesen und Nathan hatte Rosé manchmal zu unserem Training mitgenommen. Es war zwei Monate her, dass ich sie das letzte Mal gesehen hatte! Sie grinste fröhlich, kam auf mich zu und drückte mich an sich. Ich erwiderte die Umarmung, froh, endlich ein normales weibliches Wesen zu sehen.
Als ich mich von ihr löste, ein paar Schritte von ihr weg ging, erstarb das Lächeln, das sich gerade auf meine Lippen stehlen wollte. Um Rosé waberte ein Grüner Schleier, der in dem nicht vorhandenem Wind flatterte.
Ich schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder. Der Schleier war weg. Rosés Gesicht wurde nachdenklich.
>>Du hast Recht. Man merkt sofort, dass etwas nicht stimmt.<<
Meine Miene wurde noch düsterer. Sie hatten über mich geredet. >>Rosé, was tust du den hier?<<
>>Nathan hat angerufen und meinte, du brauchst physische Unterstützung und Rettung, da du ihn sonst noch kalt machen würdest. Also, Motivation!<<, meinte sie und schwang beim letzten Satz die Hüfte. In der Grundschule war ich immer total Pessimistisch und Rosé hatte mich immer mit ihrem Motivations Tanz aufgemuntert.
Wie gern hätte ich jetzt gelacht, doch mir war nicht danach.
>>Hey Amanda<<, meinte sie nun mitleidig. Sie kam zu mir und legte mir einen Arm um die Schulter. >>Das wird schon wieder.<<
Ich sah ihr in die Augen und wusste, sie würde mir beistehen, egal was passierte. Sie war immer die Schwester gewesen, die ich nie hatte.
>>Hör auf zu heulen<<, meinte ich und unterdrückte Freudentränen. Sie knuffte mich in die Schulter und sie nahm mich noch einmal in den Arm. Rosé war zwar nur ein Jahr älter als ich, doch sie war einen halben Kopf größer als ich.
>>Weißt du, dass ich im Fernseher komme?<<, meinte ich zu Rosé und sah zu ihr hoch. Sie lächelte sanft und nickte. Ich löste mich aus der Umarmung, nahm ihr Handgelenk und zog sie hinter mir her in mein Zimmer. Sie würde bei mir im Zimmer schlafen, darauf bestand ich.
Rosé folgte mir kommentarlos und half mir, sie Luftmatratze auf zu blasen. Wir redeten nicht viel, doch wenn unsere Blicke sich kreuzten, konnte ich sehen, dass sie alles wusste. Vielleicht wusste sie ja mehr als ich?
Nathan hatte mir ihr geredet, ich war mir fast sicher, dass er ihr mehr erzählte als mir. Doch ich war nicht sauer. Ich war besorgt.
Morgen würde ich Nathan bitten, auf meinen Grabstein schreiben zu lassen; "Starb völlig umsonst".
Nachdem wir das Zimmer so gerichtet hatten, dass wir es beide gemütlich hatten und die aus den Angeln gerissenen Tür auf dem Dachboden untergebracht war und wir in unseren Betten lagen, fragte Rosé mich leise, ob ich schon irgendwelche Veränderungen spürte.
>>Ich denke, ich kann die Aura von Menschen sehen, aber nur für einen Augenblick. Ich bin nicht mehr so sensibel, eher Pessimitisch, bin paranoid und werde vor ein paar Stunden von einem Monster in einer Limousine heimgesucht. Also im Grunde genommen ja, ein bisschen.<<
Rosé richtete sich so schnell auf, dass sie beinahe von der Luftmatratze gefallen wäre.
>>Jemand war hier?<<
>>Ja. Es war ein Junge, keine Ahnung was für eine Art. Er sagte, irgendwas davon, dass es beim ersten Mal, seinen Tod vorzutäuschen, immer schwer wäre, es aber leichter würde. Er hat mich nicht verletzt. Doch er hat mir prophezeit, dass er morgen wieder kommen würde.<<
Zu meinem eigenen Erstaunen war meine Stimme vollkommen ruhig.
In der Dunkelheit, die uns einlullte, seid wir das Licht ausgemacht hatten, sah Rosé aus, wie ein Engel. Sie schien zu leuchten, ein leichter goldener Schleier umgab sie.
Hatte sie ihre Aura gewechselt? Das ging doch gar nicht?
>>Amanda. Raus hier. Sofort!<<
Dia Panik in ihrer Stimme ließ mich gehorchen, doch ich konnte doch nicht einfach gehen. Ich drehte mich um. >>Rosé, was hast du den?<<
Sie fauchte, ein Geräusch, dass ich sonst nur von tollwütigen Katzen hörte. >>Amy, ich sagte raus!<<
Ich verschränkte die Arme. Was hatte sie den auf einmal? Sie sprang aus dem Bett, beugte sich vor und keuchte.
>>Hohl Nathan. Sofort!<<
Misstrauisch machte ich ging ich durch die aufgebrochene Tür und klopfte an der Tür, direkt gegenüber meiner. Ich hämmerte dagegen und rief ihn.
Ein völlig verschlafener Nathan sah mich genervt an. >>Rosé fragt nach dir. Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Ihre Aura hat eine andere Farbe als vorhin.<<
>>Amanda, geh in die Küche, hohl einen Topf mit lauwarmen Wasser und ein Tuch! Jetzt!<< Verärgert schlenderte ich in die Küche und drehte den Wasserhahn an. Das Licht, welches ich noch angemacht hatte, spendete mehr als genug Licht und ließ mich auch noch einen Teil der Straße vor unserem Haus erkennen. Kurz sah es so aus, als würde ein Schatten, um unser Haus schleichen, doch dann redete ich mir wieder ein, nur paranoid zu sein.
Ich klopfte leise an dem Türrahmen. Ein Schrei erschütterte mich. Ohne zu zögern sprang ich in das Zimmer und sah wie Rosé auf ihrer Luftmatratze rumzappelte und Nathan versuchte, sie zu bändigen. Rosé starrte mich an, als ich halb zur Tür rein fiel. Sie hörte auf zu zappeln und keuchte. Sie schien gegen Schmerzen zu kämpfen.
Besorgt kam ich näher. Ich tauchte das Tuch ins Wasser, rang ihn auf und legte ihn ihr auf die Stirn. Als das kühle Tuch Rosés Stirn berührte, atmete sie erleichtert auf.
Die Verwirrtheit wegschiebend setzte ich mich neben Rosé und nahm ihre Hand. Die Hitze, die von ihr ausging war beinahe unerträglich, sie schien zu glühen.
Nathan nahm ihr den Tuch von der Stirn tauchte es noch einmal ein, rang es aus und legte es ihr auf die Stirn. Es schockierte mich, wie schnell sich Rosé verändert hatte. Vor fünf Minuten hatten wir noch ganz normal geredet und jetzt lag sie starr auf ihrer Matratze, schweißbedeckt, kreidebleich und das Gesicht vor schmerz verzerrt. Was war mit ihr?

Nathan hatte mich raus geworfen und ich saß nun in der Küche, trank Tee und hatte eine Finstere Mine. Nie erzählt mir irgendjemand etwas.
Draußen stand die Sonne schon über uns und ich gähnte. Die ganze Nacht durch, nicht mal, als ich noch auf der Jagd war, hatte ich so lange wach bleiben müssen. Ich sollte lieber schlafen, bevor dieser blöde Vampir heute Nacht wiederkommt


Ich senkte traurig den Blick. Was wollte der Blutsauger von mir? Hatte der nichts besseres zu tun, wie Groupies zu beißen oder so? Hatte er nicht genug Opfer...
Ich erstarrte. ...wie eine Droge... Musste zusehen, wie er sich an meinem Bruder labte...


Ich fing wieder an zu zittern. Ich würde mich nicht wie eine verdammte Tasse Tee austrinken lassen. Meine Mundwinkel zuckten. Seltsamer Vergleich.
Nachdem ich meine Tasse aufgeräumt hatte, war ich auf den Dachboden gegangen. Wissentlich grinsend hohlte ich alle Silberketten aus den alten, verstaubten Kartons, suchte die Pflocke zusammen, die herum lagen und schleppe alles in den Keller.
In wenigen Stunden hatten ich und Nathan den Keller in einen einbruchssicheren Kerker verwandelt. Die Tür hatten zwei neue Schlösser, jeder von uns hatte silber an oder bei sich, Nathan und ich hatten Pfähle im Keller deponiert und ich hatte einen silbernen Schlagring an.
Rosé schlief oben. Wir würden sie erst in der Dämmerung wecken. Nathan hatte mir erzählt, was mit Rosé nicht stimmte. Sie war schwanger, von einem Werwolf. Sie war im vierten Monat, aber die Schmerzen wahren so schlimm, wie kurz vor der Geburt.
Mehr hatte ich nicht wissen wollen. Nathan sagte nichts zu meiner leichten Paranoia, aber immerhin hatte ich auch Grund genug paranoid zu sein! Ein verdammter Vampir wollte mich als Blutspender und sobald andere Wesen erfuhren, wo ich war, würden sie alle kommen, um mich zu hohlen.
Die silber Ketten um meinen hals schmerzten langsam, doch ich würde sie nicht abnehmen. Dass es noch eine halbe, bis ganze Stunde, bis zum Sonnenuntergang war, war mir egal.
Die Coach aus dem Wohnzimmer hatten wir runter geschafft, eine Armbrust (Ja, es wundert mich auch, woher Nathan die hat), Etwas zu essen, Wasser und ein Klappbett.
Ich hörte Nathan schnauben und sah dann seinen Schatten, wie er langsam die Treppe hinunter kam. Auf seine Schulter gestützt stand Rosé da.
>>Nathan, lass mich los. Ich kann wieder laufen, es ist nur ganz selten ein Krampf!<< Rosé befreite sich aus Nathans Armen und kam zu mir, strich mir übers Haar und lächelte schwach. >>Keine Angst, Amanda, alles wird gut.<<
Und sie sagte es mit so viel Zuversicht, dass ich ihr einfach glauben musste. Sie nickte mir aufmunternd zu, setzte sich auf die Coach und legte sich die Silberketten um den Hals. Egal, wer, oder wie viele hier reinstürmen würden. Keiner würde Rosé auch nur anfassen!
Nathan sah nervös zur Tür. Ich legte Rosé noch ein letztes mal eine Hand auf ihre, nahm zwei Pflöcke, jeweils einen in jede Hand und gesellte mich neben Nathan.
Ich teilte dieselben Sorgen wie er. Wenn sie hier reinstürmten, würden sie dann unser Haus zerstören?
Allerdings war das nur von Belangen, solange wir am Leben waren. Ein Schlag an der Vordertür war zu hören. Dann noch einer. Das Krachen verriet, dass die Tür eben eingetreten wurde.
>>Es geht los<<, flüsterte ich kampfbereit. Heute Nacht würde ich nicht sterben und ich würde auch Rosé und Nathan nicht sterben lassen. Keiner von uns würde sterben, aber alle, die sich gegen uns wanden!
Nathan schloss gerade das zweite Schloss an der Tür trat wieder neben mich und starrte konzentriert die Tür an, als Rosé wieder anfing zu keuchen und zu schreien. Ich drehte mich in derselben Sekunde um, in der die Tür eingetreten wurde. Zwei Vampire kamen hereingestürmt. Zwillinge.
Sie hatten rotes, mittellanges Haar und beide Augen, die so schwarz waren, dass man sich darin verlor. Sie waren beide in schwarzen Anzügen und sahen nicht älter aus als 15.
Verwirrt, da sie nicht an griffen, sondern sich neben der Tür postierten sah ich zu der Treppe.
Der Vampir von gestern Nacht lief mit geschmeidiger Anmut sie Stufen herunter und lächelte mich selbstgefällig an. >>Mister Nathan, Miss Rosé.<<
Meinte er förmlich, machte einen Schritt auf mich zu und starrte mir direkt in die Augen. >>Kleiner Dämon<<, säuselte er. Das war der Moment, in dem der Kampf begann. Nathan hatte den einen Zwilling so schnell in Asche verwandelt, dass ich mich fragte, ob es ihn wirklich gegeben hatte. Der Vampir, der mich "stalkte" kam mit langsamen, anmutigen Schritten auf mich zu. Ich wich so weit zurück, wie ich konnte. Angst übermannte mich. Rosé hatte aufgehört zu schreien und schien von all dem nichts mit zu bekommen.
>>Amanda, benutz doch deine Pfähle<<, schrie Nathan mir zu. Er rang gerade mit bloßen Händen mit dem zweiten Zwilling.
Meine Finger zuckten, als ich den Druck in meinen Händen vergrößerte um die Pflöcke ja nicht los zu lassen. Der Vampir mit dem Aschblondem Haar kam näher und näher, doch meine Gelenke gehorchten mir nicht mehr. Verzweifelt versuchte ich mich gegen den Vampir zu wehren. Er war älter, als ich gefürchtet hatte.
Er musste über 500 Jahre alt sein, den sein Geist drang in meinen und unterdrückte meine Entscheidungen, banne all meine Gedanken.
Er stand nun vor mir, nahm mein Kinn in seine Hand und starte mir in die Augen. Er drückte meinen Kopf leicht zu Seite. All meine Instinkte wehrten sich gegen den Druck, der alles verhinderte, was mir helfen konnte, doch ich war zu schwach.
>>Verdammt nein!<<, hörte ich Nathan schreien, doch er schaffte es nicht,sich von dem Vampir zu befreien, der ihn fauchend gegen die Wand drückte.
Die Angst ließ schwarze und rote Punkte vor meinen Augen tanzen, mein Atmen fing an, keuchend, abgehackt und stoßweise zu komme. Das Gesicht des Vampirs kam meinem Hals so nahe, dass ich den heißen Atmen auf meiner Haut spürte und sich mir die Nackenhaare aufstellten.
Dann keuchte ich auf, als ich die kalten Lippen an meinem Hals spürte. Erst war es ein Kuss, er küsste meinen Hals von der Hals beuge, bis unter mein Ohr und wieder zur Mitte meines Halses an dem meine Hauptschlagader pulsierte, angetrieben von meinem zu schnell schlagenden Herzens.
Das leichte kratzen der Fangzähne auf meiner angespannten Haut ließ mich schaudern. Dann versenkte der Vampir sine Fänge in meinem Hals und presste mich gleichzeitig gegen die Wand, was gut war, den mein Körper sackte zusammen.
Das Gefühl war unbeschreiblich. Nicht im guten Sinne, sondern wörtlich, unbeschreiblich. Es war, als würde dein ganzes Sein, in ihn hinein gesogen und dein Körper bleibt als nutzlose Hülle zurück.
Meine Lider senkten sich, doch ich wollte die Augen offen halten. Nathan war erstarrt, doch der Vampir mit den roten Haaren griff ihn nicht an, er hielt ihn bloß von mir weg. Das war gut. Nathan würde nicht sterben und wenn ich Glück hatte, Rosé auch nicht.
Das rhythmische Ziehen an meinem Hals wurde immer wieder kehrendem Stöhnen unterbrochen und die Zähne bohrten sich immer tiefer in meinen Hals.
Langsam wurde ich müde, alles an mir fühlte sich schwer an. Fühlte sich so der tot an? Das Gefühl, in eine Decke gewickelt, ein gemurmelt in die Wärme, die die Kälte der Enttäuschung von mir nahm?
Wenn ja, war der Tod schön, warm und einladend. Doch ich war noch nicht ganz weg. Mein Unterbewusstsein nahm noch immer Dinge war und als sich die Zähne aus meinem Hals zogen, was ein widerliches Schmatzendes Geräusch mit sich brachte, kehrten auch meine Sinne zurück.
Meine Augenlider zuckten, doch ich konnte die Blutroten Augen sehen, die in meine starrten. >>Dich werde ich nicht töten. Du bist zu gut. Ich werde in einer Woche kommen und dich hohlen.<< Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, was mich ungeheuer verwirrte. Diese verdammten Vampire sollte man mal verstehen!
Der Vampir hob ich hoch und legte mich auf das Klappbett. Ich konnte mich nicht bewegen und die Angst, es nie wieder zu können, ließ mich leicht zittern.
>>Marcus lass ihn los. Er soll sich um seine Schwester kümmern. War schön dich kennen zu lernen, Jäger.<< Er nickte Nathan zu, sah nochmal auf mich zurück und zog mich mit seinen blutroten Augen in einen Bann. Der rothaarige Vampir ließ Nathan los, der sofort auf mich zukam und mir die Hände auf die Wangen legte. Er fühlte sich heiß an, doch dann kam mir der Gedanke, dass ich eiskalt war.
Nathan fluchte und packte mich unter die Decke, die neben dem Bett lag und wickelte sie fest um mich. Wie der Tod

, dachte ich und genoss die Wärme, die die Decke mir gab.
Wir Jäger waren keine Superhelden. Nicht einmal die Besten unter uns, hätten es besser machen können. Wir waren auch nur Menschen.
Nathan rannte den Vampiren, die schon wieder verschwunden waren hinterher, doch er kam schon wenige Minuten später wieder und hatte mehrere Decken dabei. Er packte mich in so viele Decken, dass ich mich wie eine mumifizierte unbewegliche Schnecke fühlte. Rosé blinzelte verwirrt und starrte Nathan an, der hektisch um mich herum schlich und es versuchte mir bequem zu machen.
Das Licht im Keller wurde plötzlich unerträglich hell, sodass ich die Augen schließen musste. Das Klappbett unter mir war weicher, wie ein Federbett, so dachte ich. Rosé redete auf Nathan ein, er solle ihr erzählen was passiert war.
Der Vampir hatte sie in die Ohnmacht geschickt haben. Warum konnten die verdammten Vampire das nur?
Dann wurden meine Gedanken wieder aufgetaut und ich freute mich.
Ich war am Leben, Nathan und Rosé waren am Leben. Besser hätte die heutige Nacht nicht enden können!
Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Der Vampir hatte mich am Leben gelassen.

The Wolf boy




Wenn man so darüber nachdenkt, ist die Frage, was man eine Woche lang tut, bis man wahrscheinlich stirbt, ziemlich bizarr. Heutzutage, gibt es so gut wie keine Krankheit, die nicht geheilt werden kann.
Zur Polizei kann ich nicht, da das Krankenhaus sicher in meiner Blutprobe Dämonengene gefunden hatte und sie mich für den Rest meines Lebens einsperren würde, da ganz Mahlsa, meine Heimatstadt, wusste wie gefährlich ich sein konnte.
Ich war am nächsten Morgen früh aufgestanden, da ich meine Bewegungsfreiheit auskosten wollte. Obwohl mein Pflichtgefühl sich meldete und ich Nathan und Rosé beim aufräumen und entsorgen der Vampir Asche helfen sollte, tat ich es nicht.
Mir war bewusst, das die beiden es wirklich versuchten, es zu verdrängen, darüber nachdachten zu fliehen oder sonst irgendetwas, aber es war unmöglich, vor einem Vampir zu fliehen. Dieser besondere Vampir hatte offenbar sehr viel Einfluss, hatte seine Blutgier unter Kontrolle und Macht, über andere Untote.
Ob es gut oder schlecht war, dass der Vampir mich nicht gleich tötete, wusste ich nicht. Es würde meinen Körper zerstören und meinen Geist vergiften.
Wenn wir es den tatsächlich versuchen sollten, zu fliehen, würde der Vampir uns sicher schnell finden, mit Hilfe der Werwölfe oder durch schwarze Hexenkunst.
Mein Weg führte mich aus der Bibliothek, in der ich war, um, wenn ich auch wusste, dass es sinnlos war,einen Weg zu finden, aus der Sache irgendwie rauszukommen, in den Garten. Nathan und Rosé wanderten ziellos in der Wohnung herum und sahen aus wie Zombies, waren ohne Ziel. Heute morgen war es noch besser gewesen. Nathan hatte mich mit allem möglichen voll gestopft, damit sich mein Blut so schnell es ging wieder neu bilden konnte.
Rosé hatte noch überhaupt nicht mit mir geredet. Sie schämte sich, dass sie von dem Vampir hatte so leicht in die Ohnmacht hatte treiben lassen. Es war überhaupt nicht ihre Schuld. Sie war schwanger und brauchte ihre Kräfte für anderes.
Ich hatte oft versucht, mit ihr zu reden. Warum wollte sie nicht mit mir reden, wenn es jede Minute die letzte Möglichkeit sein konnte? Oder vielleicht war gerade das das Problem.
Als ich die Veranda Tür, die vom Wohnzimmer in den Garten führte, erreicht hatte, machte ich sie auf und schloss sie hinter mir wieder. Die lauwarme Frühlingsluft ließ meine Haare im Wind wehen, als wären es Hände die sich darum stritten, meine weichen Locken berühren zu dürfen.
Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, den Boden unter meinen Füßen pulsieren zu fühlen, die Spatzen, die sich auf der anderen Straßenseite wegen etwas stritten, zu hören. Meine Hausschuhe hatte ich durch meine Lieblings Stiefel ersetzt, die ich hier lagerte, seid ich mit ihnen auf die Jagd ging. Meiner Mutter hatte ich erzählt, sie verloren zu haben, was mir zwar eine Woche Hausarrest eingebracht hatte, doch damals hatte mich das ebenso wenig gekümmert wie heute.
Über den Lachsfarbenem Unterhemd trug ich nur meine gestreifte Strickjacke. Sie war schwarz und weiß. Zu meinem Glück machten mich Streifen nicht dick. Dazu hatte ich eine eng anliegende, ausgewaschene Jeans.
Das war eigentlich mein Jagd-Outfit, doch ich würde es nicht mehr brauchen, wenn die Woche um war. Gestern war Mittwoch gewesen. Also würde ich nächsten Mittwoch mich mit dem Vampir auseinander setzten müssen.
Zweifelnd fragte ich mich immer wieder, ob ich mich gegen ihn wehren sollte, oder nicht. Eine Chance hatte ich keine, dass war sicher.
Die Frage, warum er mir bescheid gesagt hatte, dass er wieder kommen würde, war einfach zu klären. Er wollte wissen, ob ich mich gegen ihn verteidigen konnte und es kam, wie es kommen musste.
Was ich also vom gestrigen Tag also hatte: Einen versprochenen Tod, zwei kleine, kreisförmige Narben an meinem Hals und Verzweiflung. Einsicht war noch nicht dabei.
Wie sollte man sich verhalten, wenn der Tod auf einen zukommt und man absolut rein gar nichts dagegen tun konnte?
Mein Vorhaben war, mich auf der Coach zu quartieren, mich mit allem ungesunden Zeug voll zu stopfen und so wenigstens eine Woche, wie eine pubertierende 15 Jährige verbringen zu können.
Meine Schritte führten mich zu dem Kirschbaum. Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich legte eine Hand auf die raue Rinde. Mit einer Leichtigkeit, die ich durch all die Jahre Übung hatte, kletterte ich auf den Kirschbaum und setzte mich auf meinen Lieblingsplatz.
Die Blätter raschelten beruhigend, schienen leise Verabschiedungen zu sprechen und weckten Erinnerungen in mir. Hier hatte ich das erste Mal geweint, als mein Freund mich verlassen hatte, als ich mit ihm Schluss machen musste, wegen der Jäger Sache.
Damals fand ich die Blätter und ihr Geflüstert, dass in einer Sprache war, die vor mehr Leben erlernt wurde, als man zählen konnte, schon sehr tröstend. Ihre Stimmen wurden zu Freunden, die immer für mich da waren und es war immer traurig gewesen, zu sehen, wie sie jeden Herbst herab fielen und ihre Nachkommen sich Monate später wieder aus dem Inneren, der Seele des Baums erhoben.
Es vergingen circa 30 Minuten, bis sich die Veranda Tür öffnete und Nathan herauskam. >>Amanda?<<, meinte er kleinlaut.
>>Ich bin hier oben<<, gab ich leise zurück. Sein Blick huschte über mich hinweg, offenbar suchte er meinen Blick,konnte mich allerdings nicht finden.
>>Rosé und ich werden ein paar alte Freunde zusammentrommeln. Jäger. Mach die keine Sorgen, alles wird gut.<<
Obwohl Nathan versuchte mich aufzuheitern, konnte ich doch den Klang von Unbeholfenheit und Zweifel hören. Er war sogar nicht so weit, auszusprechen, was nicht zu verhindern war. >>Nathan<<, setzte ich an, gab es aber auf. Es war vielleicht sogar schlimmer für ihn, als für mich. Er war mein großer Bruder und er hatte es immer als seine Pflicht gesehen, mich zu beschützen.
Ich hingegen hatte nicht viel in meinem Leben, was mir wichtig war. Unser Vater war zu einer billigen Vampirschlampe gegangen, meine Mutter hatte keine Ahnung von mir und Freunde waren für mich so gut wie unmöglich. In der Schule strengte ich mich nicht besonders an und in den Freistunden verbrachte ich meine Zeit damit im hintersten, verlassen sten Ort der Schule zu trainieren. In der Bibliothek.
Wenn mal jemand rein kam, bevor ich ihn gehört hatte, meinte ich nur, Karate zu üben. So ein Schwachsinn, aber die anderen hielten mich so oder so für verrückt.
>>Pass auf dich auf<<, beendete ich den Satz dann und gab auf. Wenn er sich besser fühlte, wenn er es versuchte, warum sollte ich ihn davon abhalten?
Er verabschiedete sich mit leiser Stimme und verschwand. Der Oldtimer gab ein jaulendes Geräusch von sich, als er startete und davon fuhr. Es waren noch circa 8 Stunden hell. Mir wurde langsam kalt, also sprang ich von dem ast, ging nach drinnen und hohlte meine Jacke. Nachdem ich geprüft hatte, ob meine Geldbörse darin war, setzte ich mir meine Wollmütze auf, schob meine ganzen Haare darunter und setzte eine Sonnenbrille mit getönten Gläsern auf.
Ich würde in die Stadt gehen. Vielleicht würde ja etwas finden, womit ich mir lästige Vampire vom Hals halten konnte?
Entschlossen ging ich in den Flur, betrachtete mich kurz um festzustellen, dass meine "Verkleidung" funktioniert, bemerkte die zwei roten Punkte an meinem Hals und zog meinen Lieblings Kaschmir Schal an und öffnete die Tür. Die Sonne zeigte sich und es schwebten nur winzige Wolken am Himmel.
Als ich die Tür hinter mir schloss, durchzuckte mich kurz die Frage, ob das was ich gerade tat, Selbstmord war. Dann fing ich an zu kichern. Sterben war zur Zeit mein einziger Ausweg, egal was ich tat.
Mit meinem Handy in der hellblauen Handtasche und den Kopfhörern in den Ohren wippte ich zu meinem Lieblingslied, Back in Time, zur nächsten Bushaltestelle. Das Lied war zwar alt, aber irgendwie waren die Lieder aus der Zeit, in der Monster noch im Untergrund lebten, wieder in.
Es dauerte 20 Minuten, bis ich die erste erreichte. Ich studierte den Fahrplan und war froh, dass der nächste Bus in die Stadt in Zehn Minuten kam.
Als ich die Geldbörse aus meiner Handtasche zog, klappte ich sie auf und untersuchte den Inhalt. Es waren drei 50 Euro, vier 10 Euro Scheine und circa 15 Euro in Kleingeld darin. Stolz lächelnd dachte ich an meine Nachbarn, die mich immer fragten, ob ich eine Limonade wolle, als ich ihre Rasen mähte, mit ihren Hunden spazieren ging oder half, den Zaun zu streichen.
Der Bus kam mit ein bisschen Verspätung, aber ich war froh, dass er überhaupt kam. Obwohl ich schon 20 Minuten laufen musste, um an die Haltestelle zu kommen, war sie doch noch etwas von der Zivilisation entfernt und manchmal wurden diese Straßen ausgelassen.
Der Bus war klein und wenig, die mochte ich am liebten. Als die Türen quietschend vor mir aufgingen, lächelte der ältere Mann am Steuer mich an. Er machte eine Einladende Geste und ich erwiderte sein Lächeln als sich die drei Stufen hoch schritt und ihm 1.57 Euro gab.
Er nickte und reichte mir einen Fahrschein mit planer. Ich nickte und mein Blick wanderte zum Hinterteil des Busses. Die Fenster waren an manchen Stelle von dem Werwolf Logo bedeckt, waren aber Lichtdurchlässig. Die Sitze waren rot und aus Leder. Das sah man auch nicht alle Tage!
Der Bus war sehr voll und die einzigen zwei freien Plätze waren neben einem Jungen, der ein Werwolf zu sein schien, und neben einer Gothic Hexe. Würde mich nicht wundern, wenn sie schwarze Magie nutzte, um nicht nur Gedanken lesen, sondern auch kontrollieren zu können.
Bei meinen Gedanken schoss ihr Blick zu mir und ihre Augen verengten sich. Ich grinste und versuchte, so wenig wie möglich zu denken. Sofort setzte ich mich neben den Jungen, der seine braunen Haare zu Igel stacheln gegellt hatte. Als ich mich neben ihn auf den Sitz plumpsen ließ, schoss sein Blick zu mir und musterten mich. Er war jünger als ich, was ich daran sah, dass seine Zähne noch keine spitze Form hatten. Erst mit 16 bekamen Werwölfe ihre Reißzähne.
Als er fertig mit mustern und starren war, wurde sein Gesicht von einem anzüglichen Grinsen gezeichnet. Ich musste kichern und versuchte, nicht laut zu lachen. Er verstand mich falsch, den er rückte auf den zweier Sitzt näher neben mich und legte den Arm um meine Schulter. Immer noch kichernd nahm ich sein Handgelenk und legte sie wieder auf seine Seite. Er dachte offenbar, es sei ein Spiel und nahm eine Strähne, die sich aus meiner Mütze gelöst hatte, zwischen die Finger.
Nun konnte ich es nicht mehr zurück halten, lachte lauthals und schüttelte den Kopf. >>Entschuldigung, aber ich steh nicht so auf Werwölfe<<, flüsterte ich ihm danach entschuldigend zu, immer noch breit grinsend.
Er sah mich an, dass anzügliche Lächeln war einem säuerlichem Schmollen gewichen. Er machte es mir verdammt schwer, nicht zu lachen!
>>Tut mir leid<<, meinte ich dann ernst und sein Blick suchte meinen. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, aber nur für eine Sekunde. Er nickte und sah auf seine Schuhe. Den Rest der Fahrt schwiegen wir.
Als der freundliche, ältere Busfahrer sagte, dass wir nun in der Stadt angekommen waren, nahm ich meine Handtasche und stieg aus. Mit einem Nicken verabschiedete ich mich von dem Mann hinter dem Steuer und wollte dem Werwolf auch noch zum Abschied zunicken, doch er saß nicht mehr auf seinem Platz.
Ein Tippen auf meiner Schulter ließ mich zusammenfahren. Als ich mich umdrehte, stand hinter mir der Junge. Er lächelte und dieses Mal, war es einfach ein freundliches Lächeln. Er reichte mir den Ellenbogen und erklärte, in einem kitschig klingenden Ton >>Darf ich die Lady herumführen?<<
Anfangs etwas scheu nahm ich seinen Ellenbogen und nackte mich bei ihm unter. Die Stadt war kein Neuland für mich, doch die einzigen zwei Male, in denen ich hier, waren Konzerte und das Abends.
>>Wie wär es, wenn du mir deinen Namen und dein Ziel nennst?<<, meinte der Werwolf und sah mich erwartungsvoll an.
Ich zögerte. Er würde meinen Namen sicher erkennen. Unbeholfen zog ich ihn von der Menge weg. In sieben Tagen würde ich sterben, also konnte ich ruhig mal neue Freundschaften schließen.
>>Kannst du schweigen?<<
Erst sah er verwirrt aus, doch dann nickte er.
>>Amanda Tykara, von der Polizei gesucht und von normalen Bürgern gefürchtet, nett dich kennen zu lernen<<, meinte ich fröhlich und streckte ihm die Hand hin. Er lies seinen Arm fallen, so dass meine Hand aus seinem Griff fiel und er machte einen Schritt zurück. Seine grauen Augen starrten mich an, sein Gesicht verzog sich, fast schmerzlich.
Meine Mundwinkel fielen wieder nach unten.
>>Reg dich ab, Welpe, in ner Woche bin ich weg von Fenster und kann keinem mehr war tun!<<, fauchte ich, drehte mich um und ging mit schnellen Schritten auf den ersten Laden zu, der in meiner Reichweite war.
Die Druckbuchstaben verrieten den Namen "Färben und Frisieren, wir bändigen auch Wolfsfell!"
Den Kopf über mich selbst schüttelnd, fragte ich mich, warum ich es ihm gesagt hatte. Was hast du den erwartet? Umarmungen, Küsse und Glückwünsche?

, fragte ich mich und war wütend auf mich selbst.
Der Asphalt unter meinen Füßen ließ einen klapperndes Geräusch, von meinen winzigen Absetzten erklingen. Der Marktplatz, der sich auf einer großen Fläche erstreckte, war mit einem großen Brunnen, Laternen und Bänken verziert.
Normalerweise würde ich nun mein Handy nehmen, Musik an, Augen zu, zu dem Brunnen und einfach die Weltgeschichte an mir vorbei ziehen lassen, einfach als Zuschauer, nicht als Mitspieler.
Doch ich wusste schon, dass ich das nicht tun würde. Einer hier wusste schon, wer ich war und das war schon schlimm genug. Wenn ich Pech hatte und er ein Arschloch war, hatte ich ein Problem.
Mein Weg führte durch die sich automatisch öffnen und schließenden Tür in den Laden. Eine kühle Brise schlug mir entgegen und ich seufzte erleichtert auf. In meiner Strickjacke, wurde es langsam warm.
Zielstrebig ging ich Richtung Haarfarbe. Es waren nicht viele Leute in dem Laden, was mich beruhigte. Die meisten waren wahrscheinlich beim Mittagessen. Es gab so ziemlich jede Haarfarbe, die man sich vorstellen konnte, von schwarz und weiß, bis grün und pink. Der Trick, nicht aufzufallen, war aufzufallen. Also packte ich eine Packung mit lila ner Farbe ein und ging weiter durch das Geschäft. Der Marmor unter mir war weiß und von der Decke hingen Werbe Sprüche herunter wie; "Nur das Beste für feines Fell!"
Die Regale waren in ordentlichen Reihen gestellt und es gab nichts, was völlig ausverkauft war. Die Preise hielten sich in Grenzen und im Gesamten Wirkte der Laden wirklich sehr nett.
Das nächste mal, dass ich nach einer Verpackung griff, schämte ich mich leicht. Warum sie hier Kontaktlinsen verkauften, war klar, aber warum gab es farbige? Nicht das ich mich beschweren wollte!
Ich drehte die Verpackung um und fing an zu lesen. Braune Kontaktlinsen, die echt aussehen und ihr Aussehen steigern, sofern sie richtig eingesetzt werden!


Das Ablaufdatum war erst in drei Monaten. Mit Magie war nun mal alles möglich. Wenn ich eine Hexe auftreiben konnte, die sich mit dem Element Wasser vertraut war, würde ich sie bitten, die Kontaktlinsen so lang haltbar zu machen, wie es möglich war.
Entschieden blickte ich auf meine Ware. Lila Haare und braune Rehaugen.Vielleicht würde ich als Emo durchgehen, mit einem Neuen Ausweis und einem Namenwechsel? Wenn da nur nicht meine DNS wäre und der verdammte Vampir, der mich gerne Als Snake hätte. Zum mitnehmen bitte

, fauchte ich in Gedanken.
In Gedanken fluchend lief ich durch die menschenleeren Gänge und schnappte mir willkürlich ein paar Sachen, damit man nicht gleich sah, dass ich mein Aussehen verändern wollte. Als ich endlich an der Kasse ankam, waren meine Arme vollgepackt mit Sachen, denen ich nicht ein Blick gewürdigt hatte. Ich konnte alles gebrauchen.
Als ich alles nacheinander auf die Theke legte, sah ich, was für schwachsinnigen Mist ich gerade kauft. Ein Flohhalsband, eine Nagelschere, einen extra starken Geruchs Neutralisierer, Sonnencreme und zum Schluss noch... eine Packung Kondome. Ich wurde rot. Gerade wollte ich danach greifen und sie wieder weglegen, als eine Hand, aus meiner Sicht, aus dem Nichts geschossen kam und mich abhielt. Mein Blick wanderte von der Hand, deren Arm in eine Lederjacke steckte, zu dem Wolfsjungen, aus dem Bus.
>>Sam<<, meinte er nur und lächelte die Kassiererin nett an. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine braunen Haare fielen ihm wirr ins Gesicht.
>>Tut mir leid, Miss. Meiner Freundin ist das etwas peinlich<<, entschuldigte er sich bei der Frau, die genervt lächelte. Sie nannte mir den Betrag, denn ich ihr nur zu gern aushändigte und packte alle Sachen in meine Handtasche und stürmte aus dem Laden, gefolgt von Sam.
>>Deiner Freundin? Peinlich?<<, schnauzte ich ihn an, als ich sicher war, dass die Frau an der Kasse uns nicht beobachten konnte. Seine Gesichtszüge wurden ernst. Na super, kommt jetzt Erpressung?
>>Glaubst du nicht, dass ich jetzt zuerst fragen dürfen sollte?<< Grimmig nicken schlenderten wir über den Asphalt. Unter den schwarzen Kaschmir Schal wurde es heiß, doch ich würde ihn sicher nicht abnehmen. Die kleinen runden Wunden an meinem Hals würden mir nur missbilligende Blicke einhandeln und die Leute denken lassen, ich sei einer dieser Fangbanger.
Wenn ein Mensch sich freiwillig auf einen Vampir einlässt, hat es zwar immer noch diese paralysierende Wirkung, doch es fühlte sich für den Menschen gut an. Kurz schweiften meine Gedanken ab und mein Blick wurde glasig.
Der Knuff an meiner Schulter hohlte mich aus meiner Trance und ich starrte in die unergründlichen Tiefen der grauen Augen des Wolfes.
>>Hallo? Hörst du mir zu?<<
>>Äh,ja,nein, sorry.<<
>>Ich hab dich gefragt, was du vorhin damit meintest, in einer Woche bist du so oder so weg.<<
Zögernd liefen wir immer weiter von den Menschenmengen weg. Wenn ich es ihm erzähle

, dachte ich und er einen blöden Kommentar abgibt, schlag ich ihm ins Gesicht und verschwinde.


Dann zögerte ich wieder. >>Warum sollte ich es dir sagen? Und warum sollte ich dir vertrauen?<<, entgegnete ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
>>Hörst du Polizeisirenen?<<
>>Nein.<<
>>Da hast du deinen Vertrauensbeweis.<<
>>Woher aber weiß ich, dass du sie nicht anrufst, nachdem ich es dir erzähl habe?<<
Mir wurde langsam flau im Magen. Diese Spielereien, wo wir gerade über meinen Tod redeten gefielen mir nicht.
Klar, ändern konnte ich es nicht, aber so gelassenen hinnehmen, wie ich es vor hatte, konnte ich nicht. Einfach die Gewissheit, dass egal was ich versuchen würde, ich nicht fliehen konnte, ließ mich wie den Tag zuvor anfangen zu zittern und ich musste meine Augen schließen.
Von dem leichten flauen Gefühl im Magen wurde ein Klumpen und ich musste das Würgen unterdrücken.
Hände legten sich um meine Schultern und stützten mich. Wir waren stehen geblieben, schon lange hinter der Stadt und im anliegendem Park. Hier war zu meinem Glück nichts los.
>>Hey, alles okay?<<
Ich schüttelte den Kopf und riss mich von ihm los. Mit wankenden Schritten lief ich über den kurz gemähte Gras zum nächsten Busch und übergab mich.
Als ich mich und mein Magen sich einiger Maßen beruhigt hatten, suchte ich mit zitternden Fingern in meinem nach einem Taschentuch.
Dankbar, in meinem Chaos, eines zu finden, wischte ich mir über die Augen und dann über den Mund. Meine Augen hörten auf zu tränen und ich schaffte es, aufzustehen.
Sam stand immer noch an derselben Stelle wie zuvor. Er sah mich an. Den Schock wollte er nicht zeigen, doch er konnte ihn nicht verbergen.
Verzweifelte suchte ich nach etwas, mit dem ich mir den Mund ausspülen konnte, fand aber nichts, als Sam mir eine Flasche mit Wasser reichte. Verwirrt fragte ich mich, wo er die so schnell herbekommen hatte, tat es aber mit einem Schulter zucken weg.
Danken nahm ich die Flasche und setzte die Öffnung an meinen Mund, gurgelte mit dem Wasser und spuckte es in den nächsten Mülleimer, zu dem wir gelaufen waren. Das wiederhohlte ich ein paar Mal, bis der eklige Geschmack in meinem Mund dem des kühlen Wassers wich.
>>Weißt du, ich hätte nicht fragen sollen<<, fing Sam an zu stammeln und ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln.
>>Schon gut, hab nur einen nervösen Magen. Wir haben eine Woche, naja sechs Tage, besser gesagt, um uns kennen zu lernen. Wenn ich denke, dass ich dir vertrauen kann, sage ich es dir.<<
Sein Lächeln, welches jetzt erstrahlte, ließ mein Herz einen Schlag aussetzten und ich musste mich anstrengen, ihn nicht anzustarren.
Er war zwar ein Werwolf, doch er sah eigentlich ziemlich gut aus. Nachdem seine Haare verwuschelt waren und die grauen Augen leuchteten, sah er aus, wie ein kleiner Junge, dessen Traum gerade in Erfüllung gegangen war.
>>Also Sam<<, setzte ich wieder an und wischte all meine Angstgefühle bei Seite. Ich würde noch genug Zeit haben, Angst zu haben und zu weinen. Die Tage, die mir noch blieben, würde ich nutzen wollen. Und vielleicht ging das sogar so gut, dass ich einen neuen Freund gewann.
Anfangs war es noch schwer, die Gedanken in eine fröhliche Richtung zu lenken, doch nachdem Sam und ich durch den Park schlenderten, wir viel miteinander redeten und ab und zu auch mal lachten, waren alle Sorgen plötzlich vergessen.
Als wir uns auf einer Bank nieder ließen und ich in meiner Handtasche wühlte, fielen mir die Kondome ins Augen. Lachend nahm ich die Packung und drückte sie ihm auf die Brust.
>>Die kann ich nicht gebrauchen, du kannst sie haben.<<
Er zog eine Augenbraue hoch, lächelte dann und nahm sie. >>Danke, werte Dame<<, meinte er dann laut mit einem undefinierbaren Akzent. Ich lachte und zog mein Handy aus der Handtasche. Als mir die Uhrzeit ins Auge sprang, erstarrte ich. Es war beinahe Neun.
>>Ähm, Sam? Ich muss unbedingt nach hause.<<
Sein Blick wanderte von meinen Augen zum Himmel. Mein Blick folgte seinem. Die Wonne würde in einer halben Stunde unter gehen. Vielleicht hatte mir der Vampir eine Woche gegeben, doch er sprach gewiss nicht für alle Kreaturen, die sich in Mahlsa herumtrieben. Das Lächeln, welches die ganze Zeit über mit Sam gehalten hatte, brach in sich zusammen und ich presste die Lippen aufeinander, damit Sam nicht sah, dass sie zitterten. Wenn ich es irgendwie schaffen sollte, aus der Sache raus zu kommen, würde so mein restliches Leben verlaufen. Nachdem die Sonne unter gegangen war, war ich nicht mehr sicher.
Sam nickte grimmig und stand zeitgleich mit mir auf. >>Wenn es ok ist, bringe ich dich noch bis zur Haltestelle?<<
Ich nickte und hackte mich wieder bei ihm unter. Die leere Wasserflasche war in dem Mülleimer gelandet und all die unnützen Sachen, die ich aus dem "Färben und Frisieren" hatte, wollte ich Sam schenken, der jedoch lachend und kopfschüttelnd abdankte.
Während die Sonne, für meinen Geschmack, viel zu schnell, unterging und Sam und ich in die Richtung der Bushalte stelle liefen, wo wir hergekommen waren, schwiegen wir. Er wusste sicher nicht alles, vor allem nicht das was ich wusste. Die Bücher in der Bibliothek, die ich gelesen hatte, waren zwar alt, aber es gab immer Leute, die sich an alte Gesetzte hielten. Zu meinem Glück schien Sam nicht so einer zu sein.
Wenn ich bedachte, dass Leute Menschen, Dämonen und Werwolfgene kreuzen wollte, konnte ich schreien und heulen. Welcher psychisch gestörte Mensch würde so etwas machen?
Als wir ungefähr in Sichtweite der Haltestelle waren, sahen wir gerade noch, wie der Bus davon fuhr. Verdammt!
Sam und ich sahen uns an. Dann rannten wir, so schnell wir konnten hinter dem Bus her und riefen, er möge doch bitte anhalten, doch es kam, wie es kommen musste. Nach zehn Minuten blieben wir stehen und Sam stolperte sogar und fiel auf den Hintern. Keuchend stützte ich die Hände auf die Knie und beugte mich vor.
>>Alles okay?<<, fragte ich, nachdem ich dreimal tief ein und ausgeatmet hatte. Nickend nahm er meine ausgestreckte Hand und zog sich daran hoch. >>Das war der letzte<<, hörte ich Sam leise sagen. Ich seufzte und schlug mir eine Hand ans Gesicht.
>>Höchstens noch eine Stunde<<, meinte ich dann frustriert. Wenn ich nach hause laufen wollte, würde ich die halbe Strecke rennen müssen. Sam sah mich traurig an, als ich mich auf den Boden setzte, im Schneidersitz, die Arme verschränkte und einfach den Kopf hängen ließ.
>>Wer auch immer dafür verantwortlich ist, ob es Gott ist, oder Satan, er hasst mich!<<, jammerte ich und konnte den Hauch Belustigung nicht aus meiner Stimme halten, obwohl ich das eigentlich gar nicht zum lachen fand.
>>Keiner hasst dich Amanda. Komm steh auf und lass uns rennen. Ich begleite dich und wenn irgend ein großer, böser Bube kommt, wird er sich verziehen, wenn er sieht, dass du unter meinem Schutz stehst.<<
Seien Worte brachten mich zum Lächeln. Er half mir hoch und schenkte mir ein Lächeln, während ich plötzlich los flitzte und schrie, ich solle seinen Staub fressen. Lachend machte ich einen Satz nach vorne und rannte ihm hinterher. Meine Deine waren es gewöhnt, schnell zu rennen, doch die Unbeschreiblichkeit, wie einfach und und schnell ich Sam einhohlte, war zwar seltsam, doch nicht schlimm. Vielleicht konnte ich ja vor dem Vampir weglaufen, im wörtlichen Sinne.
Lachend klapperten meine kurzen Absätze auf dem Asphalt des Gehwegs und sobald dieser endete, rannten wir auf der Straße weiter. Sam musste sich wirklich anstrengen mit mir mitzuhalten, was mich ungeheuer zum lachen brachte.
Die Felder, die Häuser und die Wiesen, die an uns vorbei rauschten, verschwammen langsam ineinander und die goldgelbe Farbe, die sie damit verströmte, vermischte sich mit dem Vogelgezwitscher und dem Wind der an mir vorbei raste und ein Gefühl, zu fallen eroberte meine Sinne. Ich stieß mich vollkommen von der Erde ab, drehte mich in der Luft einmal um mich selbst, kam wieder auf den Boden und anstatt zu rennen, tänzelte ich nun. Sam hielt an, dankbar für eine Pause, während ich keinerlei Anzeichen von Anstrengung aufwies. Lachend und kichernd um ihn tänzelnd freute ich mich, dass der erste Tag von Sieben so schön war. Wenn ich mit Sam immer so viel Spaß hatte, würde ich ihn bitten, mir Gesellschaft zu leisten.
>>Du, Sam?<<
>>Ja...?<<, mehr brachte er nicht raus, denn er keuchte und sein Kopf war gerötet.
>>Hast du in den nächsten sechs Tagen etwas vor?<<
Sein Blick glitt zu meinem und er schüttelte den Kopf.
>>Würdest du in den kommenden Tagen gerne bei wohnen und Zeit mir mit vertrödeln?<<, fragte ich hoffnungsvoll. Über seine Augen glitt ein erfreutes Glänzen.
>>Rufe meine Mom später an. was sie sonst noch denkt, ich kann nicht richtig durchatmen und will bei einem Mädchen schlafen. Noch dazu hast du mir vorhin Kondome geschenkt!<< Er zog sie aus seiner Hosentasche und hielt sie in die goldenen Lichtstrahlen.
>>Blödmann!<<, fauchte ich belustigt.
Sam fing an zu kichern und steckte die Packung wieder ein. Nathan würde mir diesen Gefallen nicht ausschlagen. Wenn er es tun wollte, würde ich ihm vorheulen, wie gemein er war und wie mies es von ihm war, einer meiner letzten Wünsche aus zu schlagen.
Muhaha, es hatte auch seine Vorteile, wenn es wenigstens länger als eine blöde Woche währe.
Nach ein paar Minuten hatte sich Sams Herzschlag wider beruhigt und wir liefen weiter. Die Sonne ging zwar unter, doch ich fühlte mich in seiner Gegenwart sicher und rennen wollte ich nicht mehr. Es war zwar schön, wie das Adrenalin meinen Körper explodiert war, doch das Laufen war angenehmer und ich konnte mich besser mit Sam unterhalten.
>>Wirst du mir am letzten Tag erzählen, was es ist, oder hast du es immer noch nicht vor?<<
>>Du hast zwar mein Vertrauen schon ein bisschen, aber ich möchte dir erst vollkommen vertrauen, bevor ich es dir sage. Weißt du, wenn du es weißt, wirst du vielleicht wie mein Bruder, oder meine Cousine.<<
Sam stockte kurz, fing sich aber schnell wieder.
>>In den Nachrichten hieß es, du seist ein Einzelkind.<<
>>Nathan ist gegangen, da er seine Arbeit und seine Familie nicht mehr trennen konnte.<<
>>Arbeit?<<
>>Ja, wir sind Jäger<<, meinte ich und schenkte ihm ein verzweifeltes Lächeln.
>>Nathan spricht es nicht aus und versucht es zu verhindern, obwohl er es nicht kann.<<
>>Was? Sein Jägerdasein?<<
>>Nein, meinen Tod.<<
Er sah mich an, mit einer Mischung aus Angst, Schüchternheit und Schock.
>>Rosé, meine ein Jahr ältere Cousine, redetet gar nicht mehr mit ihr. Meine Theorie ist, dass sie einfach nichts zu mir sagen will, weil es vielleicht das letzte sein könnte.<<
Mein Tonfall war ruhig und tatsächlich verspürte ich jetzt einfach nur Akzeptanz. Nun endlich verstand ich sie.
Die beiden waren einfach nur verängstigt, mich nie wieder zu sehen. Meine Gefühle im Bezug auf das waren komisch. Mein Problem war, dass ich das Problem so lange verdrängte, bis es nicht mehr ging.
Ich realisierte das alles gar nicht. Erst nächsten Mittwoch würde ich den Tatsachen ins Auge sehen. Tja, war wahrscheinlich so ein Schutzmechanismus meines Hirns. Danke Hirn, du erleichterst mir die letzten Tage!
Wir standen einige Minuten einfach stumm da, bis Sam meine Hand nahm und mich weiter zog. Mein erster Impuls war, ihm meine Hand zu entziehen, doch als ich es auch nur andeutete, wurde sein Griff etwas fester. Nicht das es weh tat, er wollte einfach nur nicht loslassen.
>>Ich weiß noch wo du eingestiegen bist, aber da war kein Haus in der Nähe. Das bedeutet, wir müssen noch weiter laufen, also hör auf zu ziehen und lauf gefälligst mit!<<, meinte Sam auf einmal angespannt.
Verwirrt beschleunigte ich meine Schritte und so trappten Sam und ich in die Richtung meines Hauses.

Just a situation, like: Mom, Dad. That's my boyfriend




Nathan starrte mich schockiert und mit offenem Mund an. Mein Blick war ernst und anklagend.
>>Komm schon! Mein letzter Wunsch?<<, bat ich und klang wie ein kleines verärgertes Kind.
Sam und ich waren zwei Minuten nach Sonnenuntergang angekommen, was beinahe an ein Wunder grenzte.
Die Farbe hatte ich im Badezimmer verstaut und die Kontaktlinsen hatte ich noch in meiner Handtasche. Sam stand mit den Händen in der Hosentasche und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen einen Schritt schräg hinter mir.
Wie ich es schon gewusst hatte, waren keine Jäger bereit gewesen, zu kommen und mich zu beschützen. Warum sollte ich es ihnen verübeln? Es war erstens nicht ihr Leben und zweitens kannten sie mich nicht einmal. Rosé war auf Nathans Drängen hin zu ihrer Mutter gefahren. Ich hatte mich nicht einmal von ihr verabschieden können.
Geredet hätte sie so oder so nicht mit mir, aber ich hätte gerne etwas gesagt. Irgendwas.
Nathan räusperte sich und zog so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich sah ihn erwartungsvoll an.
>>Na schön. Er weiß also wer du bist und dass du noch... Naja, du weißt schon.<<
Er konnte es immer noch nicht aussprechen. Verärger grummelte ich und konnte es nichtmehr zurück halten.
>>Ja, er weiß dass ich in einer Woche abkratzte! Einen schmerzhaften Tod erleide und vielleicht von einem Vampir vergewaltigt werde!<<
Plötzlich schlug ich mir die Hand auf den Mund. Ja super. Jetzt wusste er von dem dämlichen Vampir. Bei meinem letzten Satz hatte Sam sich angespannt und ich hatte Angst, dass er gleich explodierte. Als mein Blick von seiner angespannten Haltung zu seinem Gesicht wanderte, wich alles Blut aus meinem Gesicht.
Sein lächelnder Mund hatte sich zu beinahe einer knurrenden Stellung verschoben, die Augen waren verengt und in seinen Augen spiegelte sich Mordlust, seine Fäuste waren geballt und zitterten leicht. Die Augenbrauen waren zusammengezogen und sein Blick starrte wütend ins Nichts.
Sein Aussehen ängstigte mich. Vorsichtig berührte ich ihn am Arm und Nathan musterte ihn angespannt. Offenbar dachte Nathan, dass Sam gleich jemanden anfallen würde. Als meine Hand seinen Arm berührte, zuckte er zusammen und sein Gesicht wurde wieder weicher.
>>Tut mir leid<<, meinte er entschuldigend und blickte zu Boden. Unwissend, ob ich ihn für schüchtern, oder für gefährlich halten sollte, fing ich an nervös zu kichern. Alles war besser, als dieses betretene Schweigen.
>>Schön. Aber er schläft im Wohnzimmer!<<, gab Nathan endlich nach und legte sich die Hand an die Stirn und legte den Kopf schief.
Triumphierend grinsend drehte ich mich um, nahm Sams Handgelenk und zog ihn mit ins Gästezimmer. Die Tür war immer noch kaputt und so klaffte eine unangenehme Leere im Türrahmen.
>>Hast du Lust mir beim Haare färben zu helfen?<<, fragte ich, während ich ihn zu meinem Bett schon und ihn drauf schubste, damit er sich hinsetzte.
>>Du willst dir wirklich die Haare lila färben? Ich meine LILA?<<
Lachend nickte ich und erklärte >>Der Trick, unauffällig zu sein, ist aufzufallen.<<
Er schien verwirrt, tat es aber mit einem Schulter zucken ab. >>Klar helfe ich dir, wenn du mir erklärst, was du machen musst.<<
Zu meinem Glück ging Sam nicht auf das ein, was vorhin passiert war. Es hatte seltsam geklungen und seien Reaktion darauf war auch seltsam.
Als ich ihm sagte, er solle kurz warten, nickte es brav und blieb sitzen. Ich verschwand im Badezimmer und duschte mich, wusch mir die Haare und trocknete mich ab.
Nachdem ich wieder angezogen war, wickelte ich ein Handtuch um meine Haare und nahm die Farbe mit, als ich wieder in mein Zimmer tapste. >>Könntest du mir bitte einen Stuhl hohlen und zwei Einweghandschuhe?<<
Nickend ging er in die Küche, so denke ich, und kam nach zwei Minuten wieder. Er schob den Stuhl nah ans Bett, offenbar wusste er wenigstens ein bisschen bescheid. Ich lächelte dankbar, setzte mich auf den Stuhl und hörte das quietschende Geräusch, als Sam sich die Einweghandschuhe anzog.
Nachdem ich die Verpackung geöffnet hatte, zog ich das Handtuch von meinen Haaren und ließ es neben mir auf den Boden fallen. Sam nahm mir die Tube mit der Farbe ab und schmierte sie gleichmäßig auf die Handschuhe dann begann er mir damit über die feuchten Haare zu streichen. Es dauerte circa drei Minuten, bis so ziemlich jedes meiner Haare mit der streng riechenden Mixtur benetzt war. Dann wickelte ich das Handtuch wieder um meine Haare und stand auf.
Sam saß noch auf dem Bett uns starrte auf die Handschuhe, die schon anfingen, sich lila zu färben. Mein Weg führte durch den Flur, Sam folgte mir, wie ein Schatten. Die dreißig Minuten, in denen die Farbe einwirken musste, verbrachte ich damit, mit Nathan zu diskutieren.
>>Nein Nathan, wir werden nicht nach Frankreich auswandern!<<, jammerte ich genervt und massierte meine Schläfen. Sie pochten, von dem nahen Kopfschmerzen. Sam hatte sich in die Ecke der Küche verzogen und versuchte erfolglos, das Grinsen zu unterdrücken.
>>Aber hier ist es einfach zu gefährlich<<, beharrte Nathan.
Ich riss die Augen auf, nun war es aber genug!
>>Nathan sieh endlich ein, dass ich einen verdammten Tod sterben werde und du nichts dagegen tun kannst! So, ich hab keine Lust mehr, ich muss meine Haare auswaschen", giftete ich und war froh, nicht zu schreien.
Wütend stampfte ich aus der Küche, nachdem ich geräuschvoll von meinem Stuhl aufgestanden war.
Warum muss er mir damit immer noch auf die Nerven gehen? Klar, er ist verzweifelt, dass muss aber nicht heißen, dass er die Erlaubnis hat, mich damit zu quälen, sonst fange ich selbst noch an, mir Sorgen zu machen.


Das leuwarme Wasser tat gut, mein Zorn wurde größtenteils von mir gespült, ebenso wie das überschüssige Zeug, das meine Haare eine neue Farbe gegeben hatte. Nun fehlten noch die Kontaktlinsen und ich hoffte, mir selbst nicht mehr ähnlich zu sehen.
Nach gefühlten Stunden stellte ich das Wasser ab, schlag ein Handtuch um mich und kam tropfen aus der Dusche. Mit langsamen Schritten, um nicht zu stürzen, ging ich zu dem kleinen Regal und nahm die Verpackung.
Ich öffnete sie und zog einen kleinen Behälter heraus. Es hatte die Größe, zweier Kirschen. Als ich sie öffnete, lagen die braunen Kontaktlinsen darin. Mit wenigen Handgriffen hatte ich sie mir eingesetzt, blinzelte einmal und atmete erleichtert auf, als ich merkte, dass die Kontaktlinsen so gut wie unfühlbar waren. Auf der Suche nach einem Stein, wurde mein Blitz von etwas angezogen. Es glitzerte silber und verführerisch, also nahm ich es. Die Schere lag leicht in meiner Hand und mit einem mutlosen Seufzen schloss ich die Augen und schnitt mit die Haare bis auf Höhe der Ohrläppchen.
Die Haare fielen nur so und ich hoffte, nicht wie eine seltsame Mischung aus Emo und Punk auszusehen. Mit immer noch der Schere in der Hand, fand ich endlich einen Spiegel und hätte fast aufgelacht. Meine Haare hatten eine, was mich überraschte, schöne Konstanz und Haltung. Meine Augenfarbe wirkte echt und als ich lächelte, erkannte ich mich selbst nicht wieder.
Neu motiviert trocknete ich mich ab und zog mir Unterhemd und Höschen an und darüber noch mein rosa Kunstfell Bademantel. Die Tür fiel leise hinter mir ins Schloss und ich tapste in die Küche, blieb aber sofort stehen, als ich Nathan und Sam am Tisch sitzen sah. Sie schienen in einem ernsten Gespräch zu sein, denn beide hatten kühle, ernste Mienen aufgelegt.
Egal, wie sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte sie nicht belauschen. Bevor ich rein kam, klopfte ich an dem Türrahmen und zog so ihre Aufmerksamkeit auf mich.
Beide erstarrten und ich konnte das selbstgefällige Grinsen nicht unterdrücken. >>Heilige Mutter Gottes<<, hörte ich Sam leise flüstern. Nathan dagegen sagte gar nichts, aber er sah erfreut aus.
>>Ich hab noch was für dich, dass war das einzige, was die Jäger noch gemacht haben.<<
Nathan warf mir einen kleinen Karton zu, der von wunderschönem Geschenkpapier eingepackt war und eine rote Schleife hielt das Ganze zusammen.
Nachdenklich schüttelte ich es und fragte mich, was wohl darin sein mochte. Langsam zog ich die Schleife auf und zerriss das Papier. Als ich den Deckel von der graubraunen Box nahm und den Inhalt betrachtete, zog ich eine Augenbraue hoch und sah Nathan an, der mich neckend ansah.
Mein Blick wanderte zu dem Ausweis, der darin lag. Mit zittrigen Fingern hohlte ich ihn hervor und war verblüfft, als mir auffiel, dass er noch kein Bild von mir enthielt.
Dann fing ich an zu lesen.
Name:Amanda Mimiki Niosé
Geboren: 17.07. 2089
Unterschrift: Amanda M. Niosé
Ablaufdatum: 2109


Erstaunt sah ich von dem Ausweis zu Nathan, dann zu Sam und wieder zurück.
>>Wenn wir das Foto erst so aufkleben, wird man merken, dass er nicht echt ist<<, meinte ich dann und sah zu Boden.
>>Nicht, wenn wir einen Experten haben und zu eurem Glück habt ihr einen<<, meldete sich nun auf einmal Sam.
Nathan redete immer weiter auf mich ein, dass wir tatsächlich eine Chance hatten, doch ich hörte ihm nicht zu. Ja ok, ein bisschen Spannung, bevor ich gehohlt werde, vielleicht wird es wirklich etwas heraus gezögert, aber da lag das Problem. Ich konnte nur fliehen und wenn er wirklich wollte, würde der Vampir mich überall auf der Welt finden.
Sam half Nathan, ein weißes riesen Plakat an die Wohnzimmer Wand zu lehnen und ich stellte mich davor und lächelte schmal. Nathan hatte eine professionelle Kamera und die Beleuchtung schien auch zu stimmen.
Das Licht blitzte und ich musste blinzeln. Nathan nickte, als hätte ich bei etwas bestanden.
Nachdem ich entlassen war und die Jungs irgendwie versuchten, mein Bild auf den Ausweis zu bekommen, verschwand ich in den zweiten Stock in der Bibliothek. Die Bücher, die von Gremlins handelten, waren verschwunden, was mir eigentlich gerade recht war. Noch mehr wollte ich nicht wissen.
Als ich an dem Regal vorbei lief, auf dem früher meine Lieblings Bücher gestanden hatte, waren nun Bücher über schwarze Hexenkunst. Wenn hier eine Hexe reinkämme, die noch so nett und fröhlich und absolut wohl wollend war, würde sie der versuchen verfallen und als Hexe, die schwarze Magie benutze, um anderen zu schaden. In diesen Büchern stand, wie man Flüche anwenden konnte.
Jede normale Hexe konnte Gedanken lesen und hatte zu einem bestimmten Element neue Fähigkeiten erlernen, doch jemanden verfluchen war etwas, was nur schwarze Hexen beherrschten und sie mussten damit mit Dämonen handeln, damit sie ein bisschen deren Macht bekommen.
Da keiner der Buchtitel mir zusagte, wand ich mich zu dem Regal hinter mir. So gut wie jedes der Bücher hatte einen schwarzen, ledernen Einband. Ohne auch nur einen Titel gelesen zu haben, wusste ich, dass hier alle Bücher voller Informationen über Vampire waren.
Neugier regte sich in mir und so streckte ich mich, um an das Buch zu kommen, welches den Titel "Blaublüter & Edelvampire

" trug.
Ziellos blätterte ich durch die Seiten und hielt bei einer Seite an, deren Inhalt rot umkreist war.
Interessiert überflog ich den Text.
... königliche Vampire wurden aus dem Land vertrieben, verjagt oder getötet, zu der Zeit, als Menschen nur ahnen konnten, welche Kreaturen unter ihnen weilen...
Ein Jäger mit dem Namen Christopher Tykara tötete den letzten lebenden Nachkommen der Blaublütigen Vampire. Er wurde daraufhin von gewöhnlichen Vampiren gejagt und getötet, so wie seine Frau und seine beiden Kinder...


Mir fiel das Buch aus der Hand und schlug auf dem Boden auf. Er klappte zu und ertönte einen lauten Knall, als das Gewicht die Dielen berührte.
>>Pscht, sonst denken dein Wolfs freund und dein Bruder noch, etwas ist passiert.<<
Mein Körper war zu angespannt und die Luft sammelte sich in meiner zugeschnürten Kehle, für einen Schrei, doch nichts geschah. Langsam drehte ich mich um und der Aschblonde Vampir war auf der Coach, in einer Postion, die weder liegen noch sitzen war.
>>Nein!<<, flüsterte ich angsterfüllt.
>>Nein, das ist nicht fair, du hast mir eine Woche gegeben!<<
Er blickte von seinen Schuhen zu mir und seine roten Augen versuchten mich wieder in einen Bann zu ziehen, doch ich wehrte mich und meine Finger verkrampften ich zu Fäusten.
>>Vielleicht habe ich gelogen?<<, fragte er unschuldig und stand mit einer Tierhaften Anmut auf. Sein schwarzes T-Shirt und die schwarze Hose passen irgendwie zu seinem hellen Hautton und zu den strahlend weißen Zähnen, die sich nun durch sein Lächeln zeigten.
Ich hohlte Luft, um nach Hilfe zu schreien, verstummte aber, als der Vampir warnend den Kopf schüttelte.
>>Du hast deine Verbündeten und ich auch. Komm freiwillig mit, oder es wird ein Blutbad geben.<<
Danke, du mieser Mistkerl!


>>Lass mich eine Nachricht schreiben. Das ist das mindeste, weil du mich angelogen hast!<<, erklärte ich entschlossen.
Er überlegte kurz und nickte dann, während er etwas murmelte wie, was kann ja schon schlimmes passieren?
Nervös schlich ich in den Raum herum, auf der Suche nach einem Stift und einem Papier. Es gab zwei Gründe, warum ich nicht floh und nicht nach Nathan schrie. Erstens, wenn ich rannte, hatte ich Angst, dass er mir das Genick brach. Zweitens, wenn ich schrie und die Vampire draußen herein stürmten, würden Sam und Nathan sterben und ich auch, was dann alles nur noch verschlimmerte.
Als ich endlich einen Zetel fand und einen Stift, dachte ich darüber nach, was ich schreiben sollte.
Vampire sind verdammte Lügner. Er war schien hier, aber wenn ich nach dir gerufen hätte, hätten sie dich und Sam umgebracht. Ich liebe dich, pass auf dich auf und mach keine Dummheiten,
In Liebe, Amanda.


Erst als eine Träne auf das Blatt tropfte und die letzten Buchstaben verwischte, merkte ich dass ich weinte. Blödmann, fing ich in Gedanken an, ihn zu beleidigen. Wenn er den Zetel finden würde, würde er sicher ausrasten.
>>Die Haarfarbe steht dir, aber bitte zieh die Kontaktlinsen aus<<, meinte der Vampir nebenbei.
>>Halts Maul!<<, zischte ich nur und ging zu ihm. Mein Gesicht war dem Boden zu gewand. Als ich den Zetel auf den alten Tisch legte und mir über die Augen gewischt hatte, sah ihn ihn an, doch nicht in seine Augen.
>>Jetzt hör auf zu schmollen und komm!<<, Er packte mich um der Tailie, ging zu dem Fenster, welches offen war und sprang mir mir im Arm nach draußen.
Ich hatte eine Arme von Vampiren erwartet, die ruhig und lauernd vorm Haus standen, ob Schreie ertönten, doch da war gar nichts.
>>Du hast gelogen?<<, flüsterte ich und schämte mich, für meine Naivität. Er hatte gelogen, keine Vampir Arme.
>>Das tue ich öfters <<, gab er dann leise lachend zurück. Eine Welle der Hoffnung überkam mich und ich fing an zu zappeln, doch er ließ mich nicht los, es schien ihn nicht im geringsten zu stören.
>>Nathan!<<, schrie ich und legte all die Angst, die Sorge und Wut in meine Stimme, die sich im meinem Gesamten Leben gesammelt hatten heraus.
>>Amanda?<<, hörte ich einen verblüfften Gegenschrei und sah, wie sich das Küchenfenster öffnete und Sam und Nathan heraus starrten. Nathan war schockiert, so wie Sam, doch Sam versuchte aus dem Fenster zu klettern und fiel dabei aufs Gesicht.
Der Vampir beschleunigte seine Schritte.
>>Verdammter Vampir!<<, zischte ich und trommelte auf seinem Rücken herum, bis mir die Hände weh taten. Die Limousine, die ich auch am Abend davor gesehen hatte, stand nun wieder am selben Platz. Nathan sprang gerade aus dem Fenster und rannte zu uns, doch bevor er auch nur die halbe Strecke hinter sich hatte, hatte mich der Vampir in die Limou geworfen. Ich trat und schlug um mich, als wäre ich verrückt, doch es half nichts. Der Vampir schob mich zur Seite, packte mich auf seinen Schoos und umklammerte meine Arme, sodass ich nicht mehr mit ihnen fuchteln konnte.
Noch ehe die Tür ganz zu war, startete die Limousine und schoss in die Ferne, ich wurde immer weiter weg gebracht, von dem Ort, an dem ich mich sicher fühlte und von den einzigen Bezugspersonen in meinem Leben.
>>Nein ehrlich, bitte nimm die Kontaktlinsen raus.<<
>>Nein.<<
>>Ich steh aber aus blauäugige.<<
>>Dann erst recht nicht<<, fauchte ich und setzte nach einer kleinen Pause ein >>Arschloch<<, an.
>>Da ich nicht vor habe, aus dem Auto zu springen, lass mich bitte los<<, bat ich, da ich mich absolut nicht wohlfühlen konnte, wenn sein Arm mich auf seinem Schos hielt und er mir in den Nacken atmete.
Nach einem leicht unzufriedenem Geräusch nahm er den Arm von mir und ich sprang fast auf den gegenüberliegenden Sitz. Das schwarze Leder unter mir fühlte sich weich unter mir an, doch als ich daran dachte, was hier drin vielleicht schon alles passiert war, musste ich ein angeekeltes Schaudern unterdrücken.
Die Fenster waren getönt, sodass ich nicht sehen konnte, wo die Hölle war, in die ich nun geschleift wurde. Warum ich mich nicht wehrte, nicht versuchte zu fliehen war klar, dass es so oder so meinen Tod bedeuten würde. Langsam schweiften meine Gedanken ab, mein Blick wurde glasig und ich schien irgendwas in der Ferne anzustarren, etwas was mich retten könnte und würde, doch da war nichts. Keine Hoffnung.
Obwohl meine Gedanken bei meinem achten Geburtstag waren und ich alles in Gedanken verfolgte, spürte ich doch den Blick des Vampirs auf mir und meine Instinkte schrien, ich solle rennen, den der Blick war von Hunger durchtrieben.
>>Willst du mir nicht wenigstens deinen Namen sagen, wenn du mich schon um die Ecke bringst?<<, platze es aus mir heraus und ich konnte die Überraschung in seinem Gesicht erkennen als ich meinen Blick über ihn wandern ließ.
>>Ich habe nicht vor, dich zu töten.<<
>>Nein, warte, wir wär es mit: Zur Ader lassen? Verdammter Vampir!<<, da ich nicht ängstlich sein wollte, nicht vor ihm, wollte ich stattdessen wütend sein. Wut war gut, gab mir Kraft.
>>Reg dich ab und hör auf rum zu zicken!<<, gab der Vampir mir nun Befehle. Ich knurrte verneinend und redete weiter.
>>Nein, werde ich nicht! Sag mir nicht, was ich zu tun hab, oder nicht! Du bist erstens nicht mein Vater und zweitens habe ich keinerlei Respekt vor dir und damit auch keinen Grund auf dich zu hören! Arschloch!<<
Mit einer Bewegung beute der Vampir sich vor mich, baute sich auf, wie ein Platzhirsch und sah mich drohend an.
>>In der Zeit, in der du bei mir bist, wirst du gefälligst lernen, Respekt zu haben und du wirst mir nicht widersprechen! Verstanden?<<
Seine Wut und sein Zorn ließen wieder alles Blut aus meinem Gesicht weichen und der unterdrückte Hunger machte mir noch mehr Angst. Aber was mich dann schließlich zum Nicken brachte, war seine Entschlossenheit.
So schnell wie er gekommen war, saß er nun wieder auf seinem Platz. >>Mein Name ist übrigens Aaron.<<
Mein Blick blieb auf meinen Händen, da ich nicht wusste, ob ich antworten sollte, oder lieber einfach still sein. Nur damit das klar war, so würde ich mich nicht die nächsten Jahre benehmen! Gerade war ich einfach eingeschüchtert.
Nach langem überlegen und der Aussicht, lebend aus dieser Geschichte raus zu kommen, hatte ich vor, am Anfang noch einen auf Unterwürfig zu machen.
>>Tut mir leid<<, murmelte ich dann leise und verfiel in die Rolle, des kleinen braven Mädchens, dass etwas verbotenes getan hatte.
Obwohl ich ihn nicht ansah, konnte ich dennoch das Grinsen in seinem Gesicht erahnen. Verdammtes Arschloch.
>>Schon okay, du bist aufgedreht. Du bist nicht die erste, die sich erst an das Machtverhältiss gewöhnen muss.<<
Für was hältst du dich, du kleiner Blutsauger? Gott?

, fragte ich mich, hob aber nur schüchtern den Blick und sah einen Schleier um ihn. Ich riss die Augen auf. Seine Aura war das Betörendste, was ich je gesehen hatte. Sie glitzerte in einem leichten Türkis, blaue Streifen zogen sich hindurch und golden, silberne Funken schienen darin zu glitzern.
Es sah ... wunderschön aus. Am liebsten hätte ich die Hand danach ausgestreckt und sie berührt, doch ich wusste, dass es unmöglich war, eine Aura zu berühren. Zögernd ließ ich meinen Blick über seinen Körper schweifen. Jede Sekunde, schien eine neue Farbwelle durch den Schleier zu pulsieren.
>>Was wird mit mir passieren?<<, fragte ich um seine Aura aus meinen Gedanken zu bekommen. Ich blinzelte, in der Hoffnung, die Aura nicht mehr zu sehen, so wie es bei Rosé und Nathan gewesen war, doch sie verschwand nicht mehr.
Das Lächeln auf seinen Lippen wurde höhnisch. >>Du wirst bei mir wohnen und jede Woche wird dir etwas Blut abgenommen. Ich werde dich nicht mehr beißen. Wahrscheinlich.<<
In der Versuchung, etwas blödes zu sagen, nickte ich einfach nur. Aber was dann kam, brachte mich aus der Ruhe. >>Und du wirst in meinem Schlafzimmer schlafen. Mit mir.<<
Falls ich jemals die Möglichkeit habe

, schwor ich mir, werde ich dich dafür umbringen.


Aaron lachte und schüttelte den Kopf. >>Nicht auf diese Weise. Da dein Blut sehr betörend ist<<, sein Blick wanderte zu meinem Hals, besser gesagt, zu den kleinen Wunden, >>wirst du unter meinem persönlichen Schutz stehen, denn solltest du dich auf irgendeine Weise verletzen, wird jeder Vampir in zehn Metern Enterung kommen und dich aussaugen wollen. Verstanden?<<

Little, pretty Girl? No, not a bit.




Den Rest der Fahrt hatte ich geschwiegen. Es war einfach nicht richtig, mit dem Vampir in einer Limousine zu sitzen und zuzulassen, dass er mich entführte, mir mein Blut entwendete und mich zwang, mit ihm ein einem Schlafzimmer zu leben.
Vielleicht wird es auch gar nicht so schlimm

, dachte ich und unterdrückte ein Lachen. Na klar, lass uns dumm spielen und eine kitschige Liebesgeschichte schreiben, wie Twilight.
Nur leider ist das Leben weder eine Geschichte, noch ein Film. Es ist die verdammte Realität und in der Realität sterben die meisten Menschen, wenn sie sich mit einem Vampir anlegten.
Mein Kopf lehnte gegen die Scheibe und meine Lider wurden schwer. Als ich das erste mal gähnte, wusste ich schon, dass ich nicht lange durchhalten würde. Egal, wie viel Angst und Schrecken ich spürte, ich würde nicht länger wach bleiben können.
Nachdem ich meine Arme verschränkt und die Füße, die aus dem Bademantel heraus ragten, auf das Leder gelegt hatte, schlief ich ein.

Ich habe in meinem Leben nie etwas schlechtes Getan!<<, jammerte ich, doch alles blieb wie es war. Die Schwärze blieb. Ich war blind, konnte mich nicht bewegen, spürte und hörte nichts.
>>Bitte!<<, schrie ich dann verzweifelt, immer und immer wieder. Dann endlich, nach gefühlten Jahren , blinzelte ich. Nathan saß vor mir, war an einen Stuhl gefesselt. Seine beiden Augen waren blau umringt und angeschwollen, die Lippe aufgerissen und an Wange, Nase und Kin konnte ich Blutergüsse ausmachen.
>>Nathan!<<, flüsterte ich schockiert und machte einen Schritt vorwärts. Nathan riss den Kopf hoch, sah sich um, doch sein Blick wanderte über mich, ohne Notiz von mir zu nehmen. Die Küche war zertrümmert, über all lagen Scherben herum.
Der Blick, mit dem Nathan sich umsah, war hektisch und voller Trauer, er schien besorgt. >>Hey!<<, hörte ich nun einen fremden Schrei. Die Stimme war eindeutig männlich, mittleren Alter. Wenn er Nathan so zugerichtet hatte, würde er mich verdammt nochmal kennen lernen! Wütend schnaubend lief ich in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Dass meine Füße keinen Laut auf den Dielen von sich gaben, fiel mir in meiner Wut nicht auf, oder dass ich gar nicht atmete.
>>Hey, du, Arschloch!<<, schrie ich und sah, wie meine Worte sich in der Luft manifestierten, zu einem wunderschönen purpur erschien. Keine Schrift, keine Buchstaben, sondern einfach, wie ein Nebel, der aus meinem Mund kam und dennoch die Botschaft verbreitete, die ich gesprochen hatte.
Der Mann drehte sich um, sodass ich ihn sehen konnte und mein Atmen stockte, als ich in die Augen des jenen Dämons schaute, der mich infiziert hatte. Er schien mich nicht zu sehen, doch wahrnehmen konnte er mich offenbar, denn er zog die Luft tief in seine Lungen und als er seine Augen wieder öffnete, waren sie schwarz.
>>Trevis, sie ist hier! Such die Wohnung ab!<<, schrie er angestrengt und fing an herum zu laufen, sah jede paar Sekunden aus dem Fenster und wurde immer nervöser. Ich folgte ihm, von der Bibliothek in Nathans Schlafzimmer, ins Gästezimmer, bis ins Wohnzimmer und die Küche, wo er endlich stehen blieb.
>>Dich brauchen wir nicht mehr. Wenn wir sie gefunden haben, wirst du abkratzen, stell dich schon mal drauf ein und sprich dein letzes Gebet!<<
>>Neiiiii
iin!<<, schrie ich, sprang unbeholfen auf und fiel zu Boden. Ich war in einem Nachthemd und gefallen war ich deswegen, weil eine Decke sich um meine Füße gewickelt hatte.
Dann fiel mir wieder ein, wo ich war und mein Blick schweifte durch das Zimmer. Es war altmodisch, doch es sah schick aus. An den Wänden hingen Bilder von Landschaften, aber keine normalen, nein, sie sahen aus, als wären sie in Magnax gemacht worden, der größten Hexenstadt der Erde.
Mein Herzschlag wurde immer schneller, obwohl ich mich beruhigen wollte, doch es ging nicht. Es war zu real gewesen, als das es einfach nur ein Traum gewesen sein konnte.
>>Aaron!<<, schrie ich dann verzweifelt und stand auf. Mit Entsetzten wurde mir klar, dass es in dem selben Bett wie ich geschlafen hatte, doch ich hatte wichtigeres im Kopf, als ihn deswegen fertig zu machen.
>>Aaron, verdammt, wach auf, bitte!<<, brüllte ich weiter ging zu ihm und rüttelte an ihm. Er hatte einen schwarzen seiden Pyjama an. Stand ihm zwar gut, doch das hielt mich nicht davon am, meine Hände unter seinen Bauch zu schieben und ihn rücklings vom Bett zu werfen. Noch als er in der Luft war, reagierte er und bewegte sich so schnell, dass er auf den Füßen den Boden berührte, in einer gefährlichen Kampfstellung.
>>Ich weiß, dass du mich nicht gehen lassen wirst, alleine, also bitte ich dich eben mit zu kommen und wenn wir fertig sind, kannst du so viel Blut von mir haben, wie du willst nur bitte, bitte las uns gehen!<<
Aaron kam beruhigend auf mich zu, die Hände erhoben und mit einem verschlafenem Blick. >>Halt mal, wovon redest du den?<<
>>Er ist da! Er hat meinen Bruder und wird ihn umbringen! Gott, bitte Aaron, er wird Nathan umbringen!<<, jammerte ich und hörte das zittern in meiner Stimme. Auf einmal schien er hellwach und kam auf mich zu. Auch wenn ich mich nicht von ihm in den Arm nehmen ließ, fühlte es sich gut an, als er sanft eine Hand auf meine Schulter legte.
>>Ganz ruhig Amanda, atme tief durch und sag mir, was du gesehen hast.<<
>>Ich war irgendwie wieder bei ihm und habe ihn gesehen, Gott, es war grässlich! Sie haben ihn zusammen geschlagen und suchen nach mir, sie haben gesagt, dass sie ihn umbringen!<<
Aaron nickte und wirkte nachdenklich.
>>Komm mit!<<, forderte er mich dann auf und ich folgte ihn, als er die Doppeltür, welche prachtvoll und königlich wirkten, aufmachte und mich in einen großen Gang führte, in denen Kommoden standen, darauf Vasen mit den exotischsten Blumen.
Die Wände waren alle samt weiß.
Der Gang ging in beiden Richtungen weiter und gabelte sich an beiden. Muss ein verdammt großes Anwesen sein. Meinen tapsigen, hektischen Schritten hallten vom Boden wider und die Wände warfen sie in alle Richtungen weiter.
Die ganzen fünf Minuten, in denen wir hektisch umher liefen, begegneten wir niemandem. Bis wir endlich vor einer großen Doppeltür, dieses Mal schwarz, anhielten, machte Aaron sie auf und trat einen Schritt hinein. Er drehte sich um, die Hand an der Klinke, offenbar um die Tür zu schließen.
Gerade wollte ich einen Schritt machen, als er mein Handgelenk packte und mich hinein zog, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Der einzige Vampir, der an dem großen schwarzen Tisch saß, war mir bekannt. Schon an seinen roten Haaren und der verkrampfen Haltung hätte ich ihn sofort erkannt. Wie war sein Name noch gleich? Marcus.
>>Marcus, du wirst ein Team mit drei Vampiren zu dem Haus von Amandas Bruder schicken und die Dämonen vertreiben<<, woher wusste er, dass es Dämonen waren? Ich hatte nichts dergleichen erwähnt, >>Und Nathan und ihren anderen Freund ins Krankenhaus bringen. Ab dieser Nacht wird immer ein Vampir in ihrer Nähe sein und sobald es Ärger gibt, wird ein Team zu ihnen geschickt. Die Vampire werden im Hintergrund bleiben, so gut es geht und jede Nacht ist Schichtwechsel. Verstanden?<<
Marcus nickte, auf seinem Gesicht zeigte sich kein einziges Gefühl. och mehr Unruhe überkam mich, als ich daran dachte, wie mein Bruder seinen Zwilling getötet hat und Angst, Marcus würde seinen Job extra schlampig machen, über kam mich.
Aaron schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er schüttelte den Kopf leicht, als ich ihm in die Augen sah.
Marcus stand auf, nahm sich seinen schwarzen Mantel, verbeugte sich vor Aaron und wollte gehen, als der Vampir mit den roten Augen sich räusperte.
Der Vampir im Anzug drehte sich noch einmal um, die Augen auf mich gerichtet.
>>Entschuldigt, Miss.<< Er verbeugte sich auch vor mir und verabschiedete sich mit den Worten. Dann war er auch schon verschwunden.
Immer noch zitternd lief ich auf Aarons Anweisung hinter ihm durch die Gänge, sie schienen ein Labyrinth zu sein, als er in einen Raum trat, der das Gefühl von Geborgenheit, Schutz und Liege gab.
Die Wände waren in einem zarten gelb gestrichen worden, die neumodischen Küchengeräte auf der großen Arbeitsfläche verteilt und alles, was sich ein Meisterkoch nur wünschen konnte, war in dieser Küche versammelt. Im Raum, der direkt daneben war, der Torbogen war so groß, dass es wie ein Raum wirkte, stand ein Küchentisch aus Holz, um den vier Stühle standen.
Der Vampir schob mich zu dem Tisch, setzte mich auf einen Stuhl und kam nach einer Minute mit zwei Tassen wieder, stellte eine vor mir ab und setzte sich mir gegenüber.
Vorsichtig linste ich in die Tasse und nahm sie dann dankbar, für seine Wärme, entgegen. Der Kaffee darin war perfekt und die Wärme davon ließ mich schaudern. Sie erfüllte mein Innerstes, lief in jeden Zentimeter meines Körpers und ließ die Sorge weniger werden.
>>Warum tust du das?<<, fragte ich, bevor ich es aufhalten konnte. Im Moment würde ich sagen was ich dachte, diese paar Minuten hatten mein Herz sicher um einige Jahrzehnte altern lassen.
>>Ich will keine Entführer, Opfer Beziehung mit dir aufbauen, wenn du das meinst. Ich will, dass du dich bei mir wohl fühlst und es nicht als Muss siehst, sondern eher<<, er machte eine kurze Pause und sprach dann weiter, >>Gefälligkeit siehst.<<
Die Worte sickerten in mein Gehirn, ergaben aber keinen richtigen Sinn.
>>Du hast mich doch in deiner Gewalt. Ich würde niemals versuchen zu fliehen, weil es zu große Risiken, sprich den Tod, mit sich bringen würde. Du musst keine Kompromisse eingehen, um zu kriegen was du willst.<<
>>Das will ich aber, denn ich möchte dich nicht als meine Gefangene sehen<<, brachte er dann schließlich heraus und die Ehrlich und Verletzlichkeit in seiner Stimme schockierten mich. Dann verengten sich meine Augen.
>>Ja, nett, ich hätte es dir fast abgekauft, aber nur fast.<<, wütend schluckte ich den Rest des Kaffees, da ich ihn nicht hätte zurücklassen können und stand auf. Bei dem Geräusch, was das Kratzen des Stuhlbeins auf dem Marmor erzeugte, schauderte ich und drehte mich um, um aus der Küche zu verschwinden, doch ehe ich einen Schritt machen konnte, war Aaron vor mir.
So ein verdammter Arsch!


>>Das war weder ein Witz, noch eine Masche, das meine ich ernst.<<
>>Ja ok, dann tuts mir leid<<,gab ich trocken zurück und wollte mich an ihm vorbei schieben, doch er packte mein Handgelenk.
>>Lauf nicht einfach weg, wenn ich mit dir rede!<<
>>Da!<<, schrie ich nun wütend.
>>Was, da?<<
>>Na da hast dus! Ich bin nicht deine Freundin, sondern deine Gefangene! Ich darf nicht nach hause und darf mich nicht zurückziehen, wenn ich es will<<, schrie ich nun und spürte, wie sich mein Herz wieder beschleunigte. Der Vampir ließ mein Handgelenk fallen, trat einen Schritt zurück und senkte den Blick.
>>Schön, dann geh dich zurück ziehen.<<
>>Vielen Dank<<, sagte ich noch sarkastisch und stampfte davon. Er spielte nur mit mir, ich war Beute und nichts weiter. Wahrscheinlich hatte er dem Dämon sogar noch gesteckt, wo mein Bruder war, damit er den Held spielen und mich beeindrucken konnte. Wenn ich dann so vor Dankbarkeit bereitwillig mein Blut hergeben würde, hätte er noch mehr Spaß daran an mir zu knabbern.
Mistkerl, Arschloch, verdammter Blutsauger!

, schrie ich in Gedanken.
Da ich absolut keine Ahnung hatte, wo ich war und wo ich hin ging, lief ich einfach bei jeder zweiten Abbiegung rechts und bei denen dazwischen, links. Wirklich jeder Gang war gleich, was mich total aufregte. Hier konnte man sich ja nicht zurecht finden!
Nachdem ich so lange gelaufen war, bis mir die Füße weh taten, blieb ich vor der nächsten Doppeltür stehen, öffnete sie einen Spalt und verdrehte die Augen. War das verdammte Haus verhext?
Aaron saß in dem Sessel, der vor dem Tisch steht. Neben ihm war noch ein Sessel. Offenbar hatte er auf mich gewartet.
>>Bist du jetzt bereit mit mir zu reden?<<, fragte er mit ruhiger Stimme. Seine Hände hatte er gefaltet auf seinen Oberschenkel gelegt.
Mit schlürfenden Schritten lief ich zu dem Sessel neben ihm und ließ mich hinein fallen. Wo sollte ich schon groß hin?
>>Dann rede. Ich hör zu.<<
>>Hör zu, Amanda. Du weißt selber, dass so ziemliche jede Art hinter dir her ist. Hier, bei mir bist du sicher. Warum können wir daraus nicht beide Vorteile ziehen?<<
>>Vielleicht, weil dein Vorteil, mein Blut wäre?<<
>>Vergessen wir das Blut erstmal<<, ich hörte zwar sein leichtes Bedauern, doch sein Ernst war nicht zu verleugnen. Da wurde es interessant für mich und ich beute mich vor, um ihn besser hören zu können.
>>Aber, wenn du unter meinem Schutz stehen willst, gibt es Regeln. Erstens, du wirst das Geländer nicht verlassen. Zweitens, du bist nach Sonnenuntergang im Haus. Drittens du isst mit mir Morgens, Mittags und am Wochenende Nachts.<<
Er sucht wirklich nur Kontakt.

Auch wenn ich netter Arten kenne, um mich mit jemandem anzufreunden, ist es doch ein recht nettes Angebot. Nathan und Sam haben Bodyguards, in bin in Sicherheit und das einzige was daran Haken hat, ist die wöchentliche Blutspende. Die würde er sich aber durch Blutabnahme von mir holen! Ich habe nicht vor, wie ein dämlicher Fangbanger herumzulaufen, überall Bissnarben.
>>Gut<<, erwiderte ich und streckte ihm die Hand hin. Dann zog ich sie zögernd wieder zurück.
>>Bekomme ich ein eigenes Zimmer?<<
>>Nein. Aber es wird ein neues Himmelbett angeschafft.<<
Das genügte mir und ich streckte ihm wieder die Hand hin. Er schlug ein und wir schüttelten und Geschäfts mäßig die Hände.
Als ich meine Hand wieder zurückgezogen hatte, blieben wir in einer unangenehmen Ruhe zurück. Es war nicht leicht, mit ihm umzugehen. Mal war er der verletzliche Junge, dann der Geschätsmann und wenn man ihn zur Weißglut brachte, der blutrünstige Vampir.
Unbehaglich rutschte ich auf meinem Sessel hin und her.
>>Soll ich dir die Umgebung zeigen?<<, fragte Aaron dann leise und sah mich an. In dem leichten Licht der Kerze, die das Zimmer erhellte, schienen sine Augen eher rosa, als rot, was mich insgeheim beruhigte. Es sah irgendwie süß aus.
Nein, halt. Nicht süß. Ungefährlich, klar?!


>>Klar, warum nicht?<<

Fangbander? No way! ... right?




Nach dem Rundgang staunte ich nicht schlecht. Das Anwesen selbst war riesig und hatte über 150 Zimmer, davon waren 40 Schlafzimmer, 30 Badezimmer, 20 Besprechungszimmer, 10 Küchen. Die restlichen 50 hatte ich noch nicht sehen können, doch ich vermutete, dass im Keller auch einige Zellen waren. Würde mich nicht wundern.
Der Hof erinnerte an das Mittelalter, ebenso wie die Kleider mancher. Jeder der uns begegnet war, hatte sich von Aaron verbeugt und mich gegrüßt, was ich nur zögerlich erwiderte. Das kam mir alles zu seltsam vor, nicht real.
Um Aarons Grundstück war eine Mauer errichtet worden, über die es unmöglich war zu fliehen. Es gab sogar einen kleinen Wald zwischen dem kleinen See und einem Bauernhof. Ich fühlte mich absolut im falschen Film, doch es war eigentlich ganz nett hier. Vielleicht würde es tatsächlich ganz nett werden.
Mal abgesehen davon, dass hier alle Vampire waren und mein Blut wie eine Droge, die abhängig macht, wie ich erfuhren durfte, war, waren hier alle sehr nett, so schien es.
Die Sonne ging in wenigen Minuten auf, Aaron hatte sich eben verabschiedet und hatte mit übermenschlicher Geschwindigkeit die Fliege gemacht. Ich war am See zurück geblieben und als ich nach hinten sah um einen Blick auf den Hof zu erhaschen, wunderte es mich nicht wirklich, als er menschenleer war.
Meine Lider waren schwer und ich gähnte ausgiebig. die Bank unter mir war zwar kühl, doch das Nachthemd fühlte sich weich an und gab mir ein bisschen wärme. Der Wald stand hinter dem See, vor dem ich gerade saß. Die ersten Sonnenstrahlen berührten die Erde und ließen alles in einem Honigton erstrahlen. Sanfte, einladende Wellen kamen auf dem See zum Vorschein und so stand ich auf, lief in den schmucklosen Hausschuhen zu dem Wasser und lief auf einen Holzsteg, der bis fast ganz in die Mitte des Sees reichte.
Mit versteiften Fingern zog ich mir die Hausschuhe aus, zog das Nachthemd bis zu meinen Knien hoch und streckte die Füße ins Wasser. Als das Wasser meine Haut berührte, erzitterte ich. Es war eiskalt und am liebsten hätte ich meine Füße sofort wieder herausgezogen, doch ich ließ sie, wo sie waren und hoffte, ich würde mich schnell daran gewöhnen.
Gedankenverloren fragte ich mich, ob ich vorhin wohl einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, doch irgendwie schien mir Aaron nicht wie das Monster, wie ich ihn mir wünschte. Ich wünschte mir wirklich von Herzen, dass er ein gemeiner Casanova ist, damit ich keine Schuldgefühle haben musste, sollte ich ihn je wirklich umbringen.
Entrüstet ließ ich meinen Kopf hängen. Mist, verdammter.
In einer halben Stunde würde Aaron wieder aufstehen um zu frühstücken. Den Gedanken hinter her hängend, wie ein Frühstück bei einem Vampir aussah und schon hatte ich einen Kloß im Hals.
Ich verwarf das Gefühl mit einem Kopfschütteln, stand auf und schüttelte meine Füße, damit so wenig Wasser wie möglich in die Hausschuhe kam. Als ich mich umdrehte und vorsichtig über das Holz lief genoss ich das Gefühl der Sonne im Rücken.
Der Wind spielte in meinen Haaren, das Gefühl war ungewohnt, da die Haare um meine Ohren spielten und wippten, bei jeden Schritt den ich tat.
Meine Hausschuhe gaben ein seltsames Geräusch von sich, als ich vom Gras auf den Asphalt trat. Als ich meinen Blick so über mein Umfeld schweifen ließ, kam ich mir vor, wie im Mittelalter. Was jetzt noch als einziges fehlte, waren Ritter, Drachen und eine Brücke zum Schloss.
Die Häuser waren altmodisch und alle Fenster waren geschlossen, nicht das noch Sonne in die Häuser kam und sich jemand verbrannte. Ob ich mein Leben auch im dunkeln verbringen müsste, wenn ich endgültig hierbleiben sollte?
Mein Blick war auf die große schwarz lackierte Holztür vor mir gerichtet, die ich langsam und lautlos öffnete. im Haus war es etwas wärmer, was mir wohlige Schauer über den Rücken jagte und ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Alle Vorhänge waren zugezogen, es war alles dunkel, doch auf jeder Kommode standen zwei Kerzen, die genug Licht gaben, das ich mich zurecht finden konnte.
Aaron hatte mir erklärt, wie ich entweder zur Küche oder zu unserem Zimmer finden konnte. Unbeholfen lief ich in die Richtung unseres Zimmers und atmete erleichtert auf, als ich ihn nicht darin vorfand.
Nachdenklich, was ich anziehen sollte, lief ich durchs Zimmer, bis mir das Kleid ins Auge fiel. Wenn sich Aaron nicht als Frau verkleidet, was ich nicht hoffe, würde es wohl für mich sein und hatte noch dazu meine Größe.
Es war Purpur und ich erinnerte mich an meine Stimme, die sich in der Nacht manifestiert hatte. Da Kleid reichte mir bis kurz über den Knöcheln und würde locker fallen. Es war wunderschön, Schlichtheit, war der Trick. Es hatte oben an den Trägern Rüschen, goldene Streifen waren in den Seidenstoff eingewoben und ließen es im Schein der Kerzen glitzern. Ich war mir sicher, dass es elektrisches Licht gab, doch ich empfand das Kerzenlicht wärmer, einladender.
Nachdem ich meinen Blick weiter durch das Zimmer hatte schweifen ließen, wurde mein Verdacht bestätigt und drei Paar verschiedenfarbige High Heels standen neben dem bett. Einmal schwarze, welche ich sofort wegstrich. Schwarz und Purpur mit Gold? Igitt!
Dann waren da noch weiße und lila. Ohne lang zu überlegen schlüpfte ich in die High Heels, zog mir das Nachthemd über den Kopf und faltete es zusammen. Gerade streckte ich meine Hand nach dem Kleid aus, als die Tür aufgerissen wurde und Marcus in der Tür stand. Ich erstarrte, spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und drehte mich schnell um, froh, dass ich noch Unterwäsche anhatte.
Marcus fing an zu stammeln und ohne ein richtiges Wort aus zu bekommen, schlug er die Tür hinter sich zu. Von der anderen Seite konnte ich ihn schlecht verstehen, erahnte aber was er meinte.
>>Tut mir leid, Miss, ich hätte anklopfen sollen.<<
Ich zog mir das Kleid über, schnappte mir ein Haargummi von dem Tisch, auf dem aller möglicher Schmuck lag und band mir einen schlichten Zopf. Mehr wollte ich nicht, ich mochte es unauffällig. Nur zwei lila Haarsträhnen zog ich wieder aus dem Zopf, damit sie mein Gesicht einrahmten.
>>Schon gut<<, gab ich im normalen Tonfall zurück, sicher, er würde mich hören. Nachdem ich nochmal alles geprüft hatte, ob auch alles da saß, wo es hingehörte, ging ich mit klackenden Absetzten zur Tür und öffnete sie. Marcus stand mit dem Rücken zu mir, die Augen starr auf die Wand gegenüber gerichtet.
Er drehte sich, doch ich konnte sein anfängliches Zögern sehen.
>>Wirklich, alles ist okay<<, meinte ich dann unbeholfen.
>>Darf ich dich Marcus nennen?<<
Er nickte und sein Gesicht entspannte sich etwas, als er sah, dass ich genauso ungeschickt mit der Situation umging wie er. Leicht lächelnd wand ich mich im wieder zu und erhaschte eine Sekunde ein Blick auf freundliche Augen mit einem Lächeln, doch dann war es wieder weg und Marcus hatte wieder diese Maske auf. Wieder völlig Geschäftsmann.
>>Wenn sie mir bitte folgen würden, Miss?<<
Er drehte sich um und lief in die Richtung, in der ich die Küche glaubte. Als wir durch die verlassenen Gänge liefen, sprachen wir nicht, auch wenn ich in Gedanken immer überlegte, wie sich ein Gespräch zwischen uns wohl entwickeln würde.
Mein Bruder hatte seinen getötet. Sein Boss, oder Freund, ich glaube das war so ein Zwischending zwischen Aaron und ihm, war von meinem Blut abhängig und es war eine generelle Droge.
Das wäre sicher ein interessantes Gespräch, wenn es sich nicht zu meinem nachteil verlief.
Als wir in die, mir bereits bekannte, Küche kamen, saß Aaron in einem dunkelblauen T-Shirt und lässiger Jeans am Tisch un trank Kaffee.
>>Sag mal, willst du mich hier echt verarschen?<<
Aaron verschluckte sich am Kaffee, vor lachen und fing an zu husten. Seine Augen tränten und ich fragte mich, ob es wegen dem husten, oder dem lachen war.
>>Du steckst mich in<<, ich deutete auf mich, mein Kleid genauer gesagt >>Und ziehst dich an, wie jeden Tag? Du kannst nicht von mir verlangen, die nächsten Jahre so rumzulaufen! Hör zu, auch wenn ich nicht mehr tätig bin, ich bin immer noch ein Jäger. Und das ist entwürdigend!<<
Ich drehte mich wütend um, als ich ein grunzen hörte und sah, dass Marcus rot war, vor dem unterdrückten Lachen.
>>Dämliche Vampire<<, meinte ich dann beleidigt und setzte mich soweit von Aaron an den Tisch, wie es möglich war. Die beiden bekamen sich gar nicht mehr ein und ich musste das Zucken meiner Mundwinkel mit Gewalt unterdrücken.
Nach ein paar Minuten hatten sich alle wieder beruhigt, ich eingeschlossen, sodass sich Marcus zu uns an den Tisch gesellte. Vor mir stand ein Teller mit dampfenden Pfannkuchen, darüber war Sirup geschüttet worden, doch ich schob den Teller beiseite und nahm die Tasse, in der ich gehofft hatte Kaffee zu finden und nahm einen Schluck. Erleichter seufzte ich und nahm noch einen Schluck des Kaffees.
>>Also, ihr ober Bösewichte, wie wird es jetzt weiter gehen?<<
Die beiden Vampire sahen sich an, dann wieder mich und zuckten zeitgleich mit den Schultern.
>>Vielleicht treiben wir einen Dämon auf, der dir zeigt, wie du mit deinen Fähigkeiten umgehen musst. Weißt du, ich vermute, in circa einer Woche wird dein Körper sich ab und zu<<, Aaron machte eine kleine Pause, offenbar auf der Suche, nach den richtigen Worten, >>unerwartet verändern. Da du von einem Kahkaanen angegriffen wurdest, sprich infiziert, werden deine Zähne sich verlängern und es besteht Gefahr, dass du dich damit selbst verletzt. Noch dazu deine Augen, du wirst für eine Woche blind sein. Da die Schwärze den Dämonen in dir zum Vorschein bringt, aber du nur einen halben in dir hast. Deine Fingernägel werden lang<<
>>und spitz, ja ich weiß. Immerhin wurde ich von einem erstochen<<, beendete ich den Satz für ihn. Super Neuigkeiten.
Aaron nickte und sah mich dann ernst an.
>>Deine Menschliche Seite wird in dieser Zeit völlig unterdrückt sein und deine böse Seite, so gesehen, wird an die Oberfläche kommen. Du wirst dich selbst verletzten, was wir irgendwie unterbinden müssen. Das Problem ist, wir wissen nicht wie lang dieser Prozess anhält. Es ist möglich, dass es zwei Tage sind, oder drei Monate.<<
Mein Kiefer fiel runter und mir wäre die Tasse runter gefallen, hätte Marcus nicht mit seiner Vampirgeschwindigkeit die Hand ausgestreckt und sie gefangen.
Entrüstet ließ ich den Kopf hängen, das wurde ja immer schimmer!
>>Ihr werdet mich also in einen Kerker sperren und an Händen und Füßen fesseln?<<
>>Zu deinem eigenen Wohl<<, bestätigte Marcus meine Befürchtungen.
Erschöpft, von dem Schock stützte ich den Kopf in den Händen.
>>In einer Woche, sagt ihr?<<
Beide nickten. Vorsichtig zog ich meine Hände vom Tisch, vergrub sie darunter und ließ meinen Kopf auf den Tisch liegen. Na super. Ich werde zu einem Dämon und das vielleicht für Monate.


>>Werde ich noch da sein, oder wird es für mich wie Schlaf sein?<<, fragte ich leise. Obwohl ich keinen von ihnen sehen konnte, wusste ich, dass sie sich ansahen.
>>Du wirst wissen was du machst, aber du wirst weder wissen, dass es falsch, noch das es gefährlich ist.<<
Irgendwie hatte ich Lust, zu schreien und um mich zu schlagen. Machen würde ich es nicht, sonst würden die beiden noch denken, es würde jetzt schon anfangen.
>>Ich würde sagen, wir hohlen den Dämon schon heute Nacht, er wird uns sagen können, wann es anfängt, plus minus eine Stunde.<<
>>Wird es ein Kahkaane sein?<<
Kahkaanen waren beinahe die einzigen Dämonen, die ihre Gene verbreiten konnten, noch dazu sehr selten, da sie eigentlich leicht zu töten sind. Wenn ich damals gewusst hätte, dass es Kahkaanen sind, hätte ich die Fliege gemacht, zwar schade um die kleine Hexe, wenn sie denn eine war, aber immerhin wäre ich denn nicht in dieser blöden Situation.
>>Nein, ein einfacher Gedrius.<<
Meine Laune hellte sich etwas auf. Gedrien waren nicht wirklich schlimm. Ich hob meinen Kopf wieder.
>>Ich will irgendwas machen. Mein Körper fühlt sich schlapp und kraftlos an. Habt ihr da irgendwas, was euch tagsüber auf Trab hält?<<
Sie lächelten mich an, wissend, dass es mich anekeln würde.
>>Halt, nein vergesst es.<<
Ich stand auf und schüttete den Kaffee wider mit einem Zug runter. >>Also, was steht für heute auf dem Plan?<<
>>Ich denke, du solltest schlafen<<, meinte Aaron ernst. An seine roten Augen war ich inzwischen gewöhnt und die Farben, die ich vor meinem ungewollten Schlaf gesehen hatte, waren nicht mehr da. Es nervte tierisch, dass ich Auren nur ab und an sehen konnte. Mich würde interessieren, ob Marcus Aura auch so schön war.
Plötzlich begann ein Handy zu klingeln und mein Blick wanderte zu Marcus, der entschuldigend drein Blickte und nach einem Nicken, Aaron seits, aus dem Zimmer verschwand. Im selben Moment, in dem er abhob, drehte er sich im Türrahmen um und überreichte mir das Handy, welches ich zögernd nahm.
>>Amanda?<<
Mir traten Tränen in die Augen.
>>Oh Gott, Nathan, geht es dir gut? Sind die Dämonen weg?<<
>>Was...? Aber...!? Gott, woher wusstest du davon? Wie geht es dir? Alles okay? Wo bist du?<<
>>Beruhige dich erst mal! Ich hab dich gesehen, in meinem Traum. Also sag, geht es dir gut? Ich erkläre dir noch alles.<<
>>Ja, mir geht es gut. Sam ist noch vorher verschwunden, er wollte deine Spur aufnehmen.<<
>>Und jetzt zu mir. Also, mir geht es gut, Nathan, ich werde freiwillig hier bleiben, Aaron kann mich<<, ich wurde von Nathan unterbrochen, der das irgendwie falsch verstand.
>>Er hat dich zu einem Fangbanger gemacht? Nein, Amanda du darfst nicht auf seine Tricks herein fallen!<<
>>Nathan, jetzt halt mal dein Maul, ich versuche dir gerade was zu erklären!<<, brüllte ich dann wütend ins Handy, worauf Nathan seits Ruhe und der Vampire seites verwirrte Blicke folgten.
>>Also. Nathan, Aaron wird mich hier bei sich behalten, wenn ich jede Woche in kleines bisschen Blut gebe. Er ist nun abhängig, was er auch erst nach dem Biss erfahren hat. Er kann mich besser beschützen, als jeder Jäger im umkreis von zehn Meilen. Alles ist okay und ich werde dich so oft anrufen, wie ich kann.<<
Nathan schwieg noch eine Weile und als er reden wollte,musste aber ein zweites Mal anfangen.
>>Du bist also in Ordnung? Und er wird nicht dich beißen?<<
Plötzlich wurde Aarons Blick interessiert. Meine Antwort blieb mir im Hals stecken.
>>Nathan, warte mal kurz.<<
Ich stellte das Handy auf stumm, damit Nathan uns nicht hören konnte. Meine Augenbrauen schossen augenblicklich nach oben und ich schüttelte langsam und fragend den Kopf, als ob ich etwas falsch verstanden hätte.
>>Du hast echt vor, mich jede Woche zu beißen? Tatsache?<<
Aaron schwieg, was nicht unbedingt positiv zu sein hatte.
>>Vergiss es<<, meinte ich dann eingeschnappt, weil er mir offenbar Schuldgefühle machen wollte. Er schützte mich und bekam mein Blut, aber ich würde nicht wie ein dämlicher Fangbanger herumlaufen!
>>Aaron, du weißt selbst, wie die ganzen Fangbanger aussehen! Wenn ich so aussehe, werde ich nie wieder rausgehen.<<
Ein arrogantes Lächeln zeichnete sich auf seinem Mund und ein herausforderndes Glitzern zuckte über seine Augen.
>>Dann beiße ich dich eben da, wo es keiner sieht?<<
Obwohl ich rot wurde und das kichern unterdrücken musste, schrie ich entsetzt: >>Aaron!<<
Marcus betrachtete das ganze, ohne eine Miene zu verziehen. Im Moment sah er wirklich aus, wie ein unsympathischer Bodyguard. Der schwarze Anzug saß perfekt geschneidert, das weiße Hemd stach zum starken Kontrast mit seiner roten Krawatte sehr hervor.
>>Ich denke nicht, dass das diese Art von Entführer Opfer Beziehung ist, die ich bevorzuge, da bin ich doch lieber in einem Zimmer eingesperrt.<<
Obwohl es als ein Scherz gemeint war, schien Aaron eingeschnappt. Ich tippte ihn mit meinem Zeigefinger auf die Brust.
>>Das muss jetzt warten. Nathan ist noch am Handy.<<
Als ich den Stumm Modus wieder löste und mir das Handy an das Ohr hob, hätte ich es fast davon geworfen, als Nathan mir ins Ohr schrie.
>>Hallo?<<
>>Nathan, ich bin wieder dran, bitte hör auf zu schreien!<<, meinte ich und rieb mir die Schläfen. Kopfschmerzen meldeten sich langsam.
>>Ich habe gesagt, nein! Du wirst das nicht machen! Verstanden? Ich kann gut alleine auf dich aufpassen, ohne irgendein Vampir, der dein Blut will!<<
Ich stöhnte genervt und schloss kurz die Augen, was mich davon abhielt, Aaron zu sehen, der seine Hand ausstreckte und mir das Hand weg nahm.
>>Hey!<<, meinte ich noch, doch er hob den Finger.
>>Hallo?<<, meinte er und in seiner Stimme klang eine leise Drohung mit. Oh ja, klar, er wird gerade im Moment wieder zum Arsch!
Ich konnte nicht hören, was Nathan sagte, doch Aaron verengte die Augen und Marcus zeigte nun auch endlich wieder Emotionen. Er zog die Augenbrauen hoch und sah Aaron schockiert an, der wiederum wurde immer wütender.
Ich stupste Marcus ungeduldig in die Seite.
>>Was reden sie?<<
>>Dein Bruder scheint viele Schimpfwörter zu kennen. Ou, dass war aber fies<<, fing Marcus an, offensichtlich genauso gespannt wir ich.
>>Jetzt sagt Aaron, dass er sehr wohl auf dich aufpassen kann und dass<<, er brach ab und reagierte nicht mehr auf mein Stupsten.
Wütend drehte ich Marcus zu mir und schlug ihm leicht auf die Wange.
>>Was?<<, fauchte ich ihn an.
>>er dich umbringen wird<<, endete Marcus Satz. Schockiert stolperte ich nach hinten und sah Aaron an, wie er mit wutverzerrtem Gesicht telefonierte.
Marcus Gesicht veränderte sich und sein Blick glitt zu mir. In seinen schwarzen Augen spiegelte sich Schmerz und Angst. Und da wusste ich, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
Panik vermischte sich mit Adrenalin, als Aaron das Handy säuerlich zugeklappt hatte und es Marcus zuwarf.
Der war noch zu starr, um es aufzufangen, sodass ich es fing. Es lag schwer in meiner Hand und ich sah hoch. Aaron sah mich verwirrt an. Meine Gedanken schalteten und ich drehte mich um und fing an zu rennen.
Mein Herz raste als ich mir die High Heels von den Füßen schüttelte und sprintete.
Hinter mir hörte ich noch Schreie.
>>Verdammt, Marcus, was hast du ihr gesagt?<<
>>Was? Äh, gar nichts!<<
Zu meinem großen Glück konnte ich wieder so schnell und unbeschwert rennen, wie damals mit Sam auf der Straße. Mit schlitternden Schritten kam ich zum Stehen, als mir auffiel, dass ich im Kreis rannte.
>>Amanda? Das war ein Missverständnis, wir werden deinen Tod vortäuschen, um die Polizei von dir abzuwürgen.<<
Wie ein in die Enge getriebenes Tier sah ich mich um, hektisch trat ich von einem Fuß auf den anderen, als ich auf einmal Aarons Schatten im nächsten Gang sehen konnte.
Verängstigt wich ich zurück, mein Herz spielte verrückt, schlug schneller und setzte ein paar mal aus. Er war ein Vampir, ich würde keine Chance haben, wenn er mich biss!
Er kam um die Ecke und seine Augen leuchteten vor Aufregung. Der Boden unter meinen Füßen schien zu wackeln und ich fing an, leicht zu hyperventilieren.
Er hob beschwichtigend die Arme und kam ganz langsam auf mich zu. Ich wich so weit zurück, bis ich die Wand im Rücken hatte und mein Kopf schwirrte.
Mit zitternden Fingern tastete ich meine Umgebung ab, da mir vor Angst schwarze Punkte vor den Augen tanzten.
Wie hatte ich denken können, dass das funktioniert? Verdammte Wunschgedanken, mehr nicht! Es sind Vampire, blutrünstige, eiskalte Killer!
Sie tricksen einen aus, damit sie das Vertrauen von jemandem finden und diese sich leichter umbringen lassen. Endlich bekam ich etwas zu fassen und nahm es in die Hand. Zu meinem Bedauern war es eine nur eine Vase, keine gute Waffe.
Mit Schwund schlug ich die Unterseite gegen die Wand in meinem Rücken und hielt dann Scherben in der Hand, schon eher Waffen!
>>Marcus! Komm her, es fängt jetzt schon an!<<
Verwirrt hielt ich inne, verwarf den Gedanken aber, als mir wieder einfiel wo ich war. In einem Vampirhaus gefangen, zwei Vampire die mich jagten und ich saß in der Falle. Nathan hatte von Anfang an Recht, ich hätte auf ihn hören sollen.
Ich ächzte und kniff die Augen zusammen, als schmerzende Blitze in meinem Kopf zuckten und mir Kopfschmerzen verursachten. Nachdem der Schmerz ein wenig nachgelassen hatte und ich die Augen aufmachen wollte, ging nichts. Schwarz.
Der letzte von mir kommende Gedanke war, dass es doch noch viel zu früh war. >>Hilf mir!<<, flüsterte ich noch und dann brach ich zusammen.
Meine Gedanken verloren sich, verknoteten sich und ergaben nichts sinnvolles mehr, als der Schmerz nachließ und ich aufstehen konnte.
>>Jetzt kannst du ja mal versuchen mich umzubringen, Vampir!<<, fauchte ich un erkannte meine eigene Stimme nicht. Als ich den Mund wieder schließen wollte, musste ich ihn einen Spalt breit offen lassen, da mich Spitzen piekten. Als meine Hand prüfend über die andere fuhr spürte ich die Fingernägel und lächelte herausfordernd.
>>Amanda, hör auf!<<, meinte Aaron nun streng und ich lachte auf. >>Du Blutsauger hast mir rein gar nichts zu sagen!<<
Meine Stimme klang gleichzeitig kalt und amüsiert. Dämlicher Vampir

, dachte ich krümmte die Hände zu Krallen. Das würde interessant enden, da war ich mir sicher.
Ich hohlte mit der einen Hand aus und versuchte den Vampir aus zu machen, ohne mein Augenlicht. Meine Hand schnellte ins Nichts und ich wurde gegen die Wand gepresst, ein Arm an meiner Kehle und die andere hatte meine Handgelenke gepackt.
>>Lass los, so ist das nicht fair!", lachte ich und knurrte.
>>Amanda, hör damit auf. Jetzt sofort. Sonst muss ich etwas dagegen tun<<, erklärte Aaron und ich spürte seinen Atem an meinem Hals.
>>Tu es und ich bring dich um<<, fauchte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, doch er hielt mich fest.
>>Wage es nicht, verdammter Vampir!", schrie ich und versuchte ihn zu kratzen. Wieder dieser Schmerz und ich zischte, da meine Augen schmerzten und tränten. Blitze, rot, weiß, schwarz, tanzten vor meinen Augen und als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich wieder sehen.
Aaron drückte mich an die Wand und sein Kopf war an meiner Halsbeuge. >>Stop, Aaron, alles okay, geh von meinem Hals weg!<<, meinte ich nervös und versuchte aufzuhören mit zittern.
Er stoppte und sah mich an. Seine Augen weiteten sich, als er von mir abließ und ich zitternd zu Boden glitt und meine Füße umklammerte. Es tat weh, hatte mich verängstigt, mich übernommen.
Ich hatte keine Macht über meinen Körper gehabt, wie in einem Alptraum,nur dass es kein Traum gewesen war. Aaron setzte sich zögerlich neben mich und legte mir eine Hand aufs Knie. Das bewirkte allerdings nur, dass ich noch mehr zitterte.
>>Beruhige dich, alles ist ok<<, versuchte Aaron sein Glück. Ich konnte ihn nicht ansehen, nicht wenn die Gefahr bestand, dass ich weinte.
>>Ich weiß, dass du mich nicht umbringen wolltest<<, fing ich an und war nicht überrascht, dass meine Stimme zitterte. >>Es hat irgendwie schon angefangen und die Angst<<, erklärte ich weiter und schloss die Augen, >>Die Angst hat alles schlimmer gemacht und ich hab die Kontrolle verloren.<<
Aaron nickte verständnisvoll und legte den Arm, den er zuvor auf meinem Knie hatte um meine Schultern. Die Berührung tat gut und ich entspannte mich ein wenig. Mein Blick wanderte zu der zerbrochenen Vase und dann zu meiner Hand. Ein kleiner Schnitt war zu sehen, doch zum Glück blutete ich nicht. Das war im Moment alles zu viel für mich.
Ich spürte Aarons Geist in meinem Unterbewusstsein, doch ich wehrte mich nicht, ich wollte nur schlafen. Dann fielen meine Augen zu und ich verfiel in einen unruhigen Schlaf.

Highschool of (my) Death




>>Und dieser Zustand kann immer wieder hervorgerufen werden?<<, fragte Aaron jetzt mindestens zum siebten Mal. >>Wenn ihre Gefühle zu stark werden ja. Der Dämonenzustand kann von jedem Gefühl ausgelöst werden, wenn es zu stark ist. Sei es Glück, Freude, Angst oder Zorn<<, erklärte der Gedrius nun, auch genervt.
Es ging schon den ganzen Tag so, die beiden redeten über mich, als wäre ich nicht hier. Die Versuche, mich bemerkbar zu machen, waren alle fehlgeschlagen.
>>Es wäre außerdem von Vorteil, wenn sie wieder zu Schule gehen würde. Langeweile löst die Dämonengene nicht aus und ein bisschen Normalität wäre nicht schlecht für sie.<<
Beide sahen, zum ersten Mal, so schien es mir, mich an.
>>Keine Menschenschule, selbstverständlich<<, fuhr er fort. Ein Seufzten entwicht mir. Die würden mich umbringen.
>>Dürfen wir sie einen Moment alleine lassen?<<, fragte Aaron geschäftsmäßig. Der Dämon nickte und Aaron nahm mein Handgelenk und zog mich außer Hörweite.
>>Du wirst ab nächstem Montag zur Schule gehen. Als Vampir. Naja Vampir in Ausbildung genauer gesagt.<<
Ich starrte ihn entrüstet an. >>Ich hasse mein Leben<<, entgegnete ich nur und würde am liebsten im Boden versinken.
>>Und solltest du<<, er suchte nach den richtigen Worten, >>Die Kontrolle verlieren, wird Marcus dich aus der Menge hohlen, bevor du jemanden verletzt.<<
Marcus sah zu uns herüber und nickte. Verdammtes Vampirgehör.
>>Wir müssen dir noch eine Schuluniform besorgen. Ich weiß schon, wo du hingehst.<<
Neugierig sah ich Aaron an. >>Highschool of Death<<, meinte er stolz und ich unterdrückte die Tränen.
Es können von mir aus ja Monster Schulen sein, aber müssen sie auch so heißen? Am Boden zerstört nickte ich. Dagegen konnte ich einfach nichts machen und vielleicht würde ich ja Freunde finden, die mich nicht umbringen wollen. Haha, witzig.
Aaron legte mir behutsam eine Hand auf die Schulter und ich sah auf. Er wies mich an, mich schlafen zu legen und sobald ich wieder aufwachte, würde die Welt schon rosiger aussehen. Er ging zurück zu dem Gedrius und Marcus kam zu mir. Er lächelte schwach und begleitete mich zu meinem Zimmer. Ich teilte es mir zwar noch mit Dean, doch im Laufe des Tages war das rosa Himmelbett aufgebaut worden.
Die Decke fühlte sich kühl auf meiner leicht überhitzen Haut an. Marcus setzte sich auf die Bettkante neben mir. Mein Blick wanderte zu seinem und das erste Mal heute sah ich wieder eine Regung darin.
>>Du hast mir heute morgen ziemliche Angst eingejagt, ist dir das eigentlich klar?<<
Dieser Satz überraschte mich, doch dann stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. >>Ich mir selber auch, also tu mal nicht so, als ob ich das mit Abstich gemacht habe<<, erklärte ich und gähnte.
Heute war ein schrecklicher Tag gewesen. Mein Körper hatte gehandelt ohne mein Einverständnis, ich musste wieder auf eine Schule, als Fangbanger, umgeben von Wesen, sie mich töten würden, sollte ich sie auch nur schräg ansehen.
Marcus warf mir noch ein unschuldiges Lächeln zu, deckte mich zu und ging dann. Meine Augen fielen zu und ich versank in einer Welt, in der es alle möglichen Farben und mehr gab.

>>Du wirst das packen, Amanda<<, munterte mich Aaron auf. Die Sonne war gerade einmal vor zwei Minuten untergegangen und er war aus der Limousine gestiegen. Ich stand in einer schwarzen Bluse, einem gräulichen Rock und in schwarzen High Heels vor der Klapptür. Sie war das Tor zur Hölle. Schon auf dem Schulhof waren mir Wesen begegnet, die mir noch nie begegnet waren und ich nicht einmal identifizieren konnte.
Wenn ich es bis zum Morgengrauen durchhalten konnte, würde ich sicher auch die Woche überleben können. Die Schulter Tasche, in der ich einen Stift und ein Blog hatte, lag schwer und fühlte sich auf dem Seidenstoff meiner Bluse fehl-am-platz an.
>>Wenn sie mich umbringen, komme ich als Geit wieder und reiße dir den Kopf an<<, gab ich zucker süß zurück und lächelte. Aaron lächelte mir nach und ich drehte mich um und öffnete die Türen. Es war noch still hier, doch ich sah an den grauen Wänden verschmierte Bilder von Monstern. Die Spinde die an beiden Seiten der Gänge standen waren ziemlich demoliert und die meisten Türen zu den Klassenzimmern waren eingetreten oder das Schloss fehlte gänzlich.
Ich lief durch die Gänge und versuchte, nicht bei jeder Bewegung zusammen zu zucken. Von draußen hatte das Schulgebäude eher wie ein Gefängnis gewirkt und nun, wo ich drinnen war, wünschte ich mir, es wäre eins. Mein Weg führte mich durch wenige Gänge und endlich stand ich vor der Tür auf der dick und fett stand: Sekretariat


Vorsichtig klopfte ich an das gesplitterte Holz und seufzte erleichtert als eine freundlich klingende Stimme mich hereinbad. Als ich die Tür öffnete sah ich auf einen verwüsteten Schreibtisch. Alles war unordentlich, Blätter flogen herum und über all waren Kaffeenflecken drauf.
>>Entschuldigung?<<, fragte ich leise in die Leere des Raums hinein. Der Stuhl vor dem Schreibtisch drehte sich und ein melodiöses Lachen erklang. Dann wurde plötzlich ein Körper sichtbar. Am liebsten hätte ich geschrien, doch das hätte mich wohl verraten. Ich musste wie ein Fangbanger rüberkommen, dessen Traum es ist, ein Vampir zu werden. Abartig?!
>>Tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie ein Mensch sind<<, fing die schwarzhaarige Frau an. Ihre Augen waren gelb und schwarze Schlitze verrieten ihre Iris. Aus ihren Mundwinkeln ragten kleine Spitzen und ich fragte mich, was sie wohl war.
>>Sie sind also der Schützling von Aaron Jeckley?<<
Ihre Stimme klang ein ganz kleines bisschen zischend und ich hatte Angst, ihre Zunge zu sehen. Ob sie wohl dünn und gespalten war?
>>Äh ja. Tut mir leid, dass ich sie anstarre, ich habe so et ..., ich meine so jemanden wie sie noch nie gesehen<<, entschuldigte ich mich und sah betreten zu Boden.
>>Das braucht ihnen nicht leid zu tuen, Miss Firefly<<, meinte sie und lächelte. Diesen Nachnamen würde ich ab jetzt tragen. Er gefiel mir eigentlich ganz gut, da ich Glühwürmchen liebte.
Meine Augen richteten sich wieder auf die Sekretärin.Tatsächlich, zwischen ihren Zähnen zischte eine Schlangenzunge.
>>Ich werde eine Schülerin der beta Klasse rufen. Sie wird ihnen in der ersten Woche beiseite stehen und ihnen alle Fragen beantworten, die sie haben. Ach und meine Spezies heißt Xalien.<<
Ich nickte ihr dankbar und lächelnd zu, als die Tür aufging und ein Mädchen mit grünen Haaren ihren Kopf hereinstreckte. Ihre braunen Augen fixierten mich und sie weiteten sich.
>>Ich bin da, Miss Gahlon<<, meinte sie und ich lächelte darüber, wie süß ihre Stimme klang. Die Xalienen Frau nickte und bedachte mir, ihr zu folgen. Nickend ging ich aus dem unordentlichem Zimmer heraus und sah das Mädchen an. Es war ein bisschen kleiner als ich und ihre Erscheinung war zart und zerbrechlich, doch ich ließ mich davon nicht täuschen.
>>Bitte tu mir nichts!<<, zischte sie als ich ihr die Hand hinhielt. Sie war zurück gewichen und hatte ihre Arme schützend über ihrem Kopf verschränkt. Mein Lächeln verschwand und ich ließ die Hand sinken.
>>Keine Angst, ich will dir nicht wehtun. Ich bin doch selbst nur ein Mensch, zur Zeit.<<
Das Mädchen sah verängstigt zwischen ihren Händen heraus. Dann lächelte sie und ließ die Hände fallen.
>>Mein Name ist Rima und wie ist deiner?<<
>>Ich bin Amanda<<, gab ich freundlich zurück. Sie schien wirklich ein nettes Mädchen zu sein, vielleicht konnte ich mich mit ihr anfreunden.
>>Du sagst du bist ein Mensch, aber was tust du den hier?<<, fragte Rima, während wir durch die Gänge liefen und sie manchmal Kommentare sagte wie, hier seien immer die Werwölfe, Vampire, ect.
Sie erklärte mir auch, wo ich mich lieber nicht aufhalten sollte und wo es gefährlich war. Sie wusste sehr gut bescheid.
>>Ich werde erst von meinem Meister verwandelt, wenn ich die Schule fertig habe<<, erklärte ich und war erfreut, den Satz auswendig gelernt zu haben. So hörte es sich besser realistischer an, als wenn ich dabei gestockt hätte.
>>Du scheinst darüber aber nicht erfreut zu sein<<, sagte Rima und sah mich dabei nicht mal an.
Als ich sie verwirrt anstarrte, lachte sie und sah mich an. >>Ich bin eine emphatische Nymphe.<<
Meine Schritte stoppten und ich sah sie überrascht an. Ich dachte, die seien schon vor Jahren von Menschen ausgerottet worden. >>Das haben die Menschen erzählt, aber in der Monsterwelt ist das klar nur ein Gerücht. Du bist noch nicht lange dabei, habe ich Recht?<<
Ich sah sie beleidigt an. >>Rima, bitte versuch etwas anderes zu fühlen, mir gefällt das nicht.<<
>>Ja, natürlich, tut mir leid<<, meinte sie und klang dabei verletzt. Vorsichtig legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
>>Ich kann dich gut leiden, Rima. Darf ich dir in nächster Zeit Gesellschaft leisten?<<
Ihre Augen leuchteten auf und sie nickte erfreut.
>>Weißt du, weil ich die einzige Nymphe in der beta Klasse bin, habe ich nicht viele Freunde. Die anderen halten mich für schwach und beachten mich meistens nicht.<<
Leise lachend blieb ich stehen und umarmte sie. Rima versteifte sich, legte dann aber doch zögerlich die Arme um mich.
>>Du verarscht mich aber nicht, oder?<<, fragte sie leise und der Schmerz verriet mir, dass es nicht das erste Mal wäre.
>>Auf keinen Fall. Wer dir was tut, bekommt es ab jetzt mit mir zu tun.<<
>>Ahja, dass passt ja. Eine Nymphe und ein Mensch<<, hörte ich eine Stimme im Gang hinter uns. Rima zuckte zusammen und versuchte sich hinter dem nächsten Spind zu verstecke, doch ich hielt sie sanft am Arm fest.
>>Kein Mensch, du arroganter Idiot<<, erklärte ich lächelnd und drehte mich um. Hinter dem blonden Jungen der gesprochen hatte, waren noch zwei.
Der mit den blonden Haaren sah auf und fixierte mich mit seinem Blick. Seine Augen waren blau. Eisblau.
Er stellte sich gerade hin und lächelte mich arrogant an. Seine beiden Kumpanen taten es ihm gleich. Die hinteren hatten beide braunes Haar. Einer grüne, der andere braune Augen.
>>Sehr nette Gang, aber ich sage es nochmal, geht uns nicht auf die Nerven<<, meinte ich spitz und wollte mit Rima den Gang verlassen, doch plötzlich stand der Junge vor uns, riss meine Hand von Rimas Arm los und drückte mich gegen den nächsten Spind. >>Hör auf mich zu provozieren, oder du wirst es bereuen<<, zischte ich und versuchte meine Wut nicht überkochen zu lassen.
Sein Blick wanderte zu meinem Hals und als er meine Narbe anstarrte, begann sie zu brennen, erinnerten mich an den Schmerz, als Aaron mich gebissen hatte. >>Warum sollte ich Angst vor einem kleinen Fangbanger haben? Ich könnte doch ein bisschen Spaß mit dir haben<<, säuselte er und zog die Unterlippe zurück.
>>Hör auf Danny!<<, schrie Rima und ich hörte, dass sie den Tränen nahe war. Danny lachte leise und sah mir in die Augen. >>Keine Angst, du bist später dran<<, meinte er und ich sah, wie sie erstarrte.
Ich konnte es nicht mehr unterdrücken und meine Augen verdunkelten sich, meine Zähne wuchsen und meine Fingernägel. >>Lass mich los, oder ich schneide dir deine verdammte Zunge raus<<, meinte ich ruhig und schob seine Hand von meinem Hals. Dannys Gesicht war jede Farbe gewichen und er schien zu überlegen, ob er wohl nur einen Alptraum hatte. Selbst die schlimmsten Monster hatten Angst vor Dämonen. Er war erstarrt und wollte schreien, doch ich packte ihn an der Kehle.
>>Versuch es nur, irgendjemandem zu erzählen und wenn ich davon erfahre, wirst du draufgehen, kapiert?<<
Er nickte ruckartig und ich ließ ihn los. Meine Sicht kehrte zurück und mein Körper wurde wieder normal. Bei diesem Mal hatte ich es kontrollieren können. Rima starrte mich an und als ich Danny von mir weg stieß und auf sie zugehen wollte, wich sie zurück.
>>Nein, Rima bitte<<, fing ich an und machte ein trauriges Gesicht. >>Ich würde dich niemals verletzten, bitte hab keine Angst vor mir!<<
Danny stand hustend hinter mir und rannte zu seinen Kumpanen. Die hatten glücklicher Weise nichts mitbekommen. >>Du bist ein Dämon<<, hauchte sie und ihr Gesicht wurde weiß vor Angst. Ich blieb stehen, nun verletzt.
Den Rücken zu ihr sagte ich, versucht nicht zu brüllen erklärte ich >>Das wollte ich aber nicht. Verdammt, ich hasse es!<<
Gerade als ich gehen wollte, die Gänge alleine erkunden, packte mich eine Hand an der Schulter und drehte mich um.
>>Und du hast nur versucht mich zu beschützen<<, meinte Rima mit großen Augen, als ich wieder zu ihr gewand dastand. Mein Lächeln war echt und ein bisschen traurig.
>>Komm mit, wir sind noch nicht fertig<<, erklärte sie nun wieder fröhlich. Verdammt launisch, dachte ich und folgte ihr.
Der Rest der Schule war genauso schlimm wie die anfänglichen Gänge und die Mädchentoillete war das schlimmste, was ich in meinem Leben sehen musste.
Als eine halbe Stunde später die erste Schulstunde anfing und Rima und ich in der hintersten Reihe saßen sah ich jeden der Schüler, die rein kamen, an. Es waren insgesamt beinahe 50 Schüler. Kennenlernen würde ich wahrscheinlich alle irgendwann müssen.
Es gab circa sieben Werwölfe, zwölf Vampire, nur drei Hexen und den Rest konnte ich nicht identifizieren.
Die Stühle waren zwar angemalt, aber nicht beschädigt. Nicht dass noch ein Cooler von einem kaputten Stuhl fällt. Es gab an der Wand, gegenüber von der Eingangstür, fünf Fenster. Der Klassenraum selber war riesig, es mussten ja 50 Schüler und Schülerinnen sitzen können. Die Tafel stand an der Wand, zu der unsere Stühle gerichtet waren. Sie war schwarz und sah sehr unbenutzt aus. Auf der Wand in meinem Rücken waren nur unnötige Sätze geschrieben.
>>...hast du das gehört? Die Neue soll Danny richtig verängstigt haben. Er ist praktisch vor ihr geflohen und ist voll in Mika gerannt.<<
Mein Blick wanderte zu dem blondem Mädchen, dass gerade herzlich vor sich hinlachte und sich mit einem Werwolf unterhielt. Als sie meinen Blick spürte sah sie zu mir und ich sah sie weiter an. Normalerweise würde ich jetzt wegschauen, aber nicht heute. Ihr Lächeln verschwand und sie sah mich ausdruckslos an. Lächelnd nickte ich ihr zu und sah wieder Rima an.
>>Sie reden alle über dich<<, meinte Rima begeistert und grinste mich an.
>>Ist das etwa gut?<<, flüsterte ich ihr zu und mit in den Händen gestützt Kopf, den Ellenbogen auf meinem Tisch, und sah mich um. Viele Augenpaare waren auf uns gerichtet, manche wirkten belustigt, andere ängstlich. Einige sahen sogar verärgert aus.
>>Ja. Sie haben Angst vor dir, weil du nur ein Mensch bist und dennoch den ober Vampir der Schule zum fliehen gebracht hast.<<
Mein Blick wanderte zu dem grünen Haarschopf. Sie war das vertrauenswürdigste Wesen in meinem Leben, zurzeit. Zögerlich zog ich den Blog aus der Tasche, mit einem Stift, und schrieb etwas darauf.
Ich war früher ein Jäger.


Als ich es Rima hin schob und sie es las, erstarrte sie und blinzelte mich schockiert an. Schnell unterstrich ich das Wörtchen 'früher' und lächelte sie besänftigend an. Sie nahm mir den Stift aus der Hand und wieder fiel mir auf, wie zerbrechlich sie wirkte.
Warum bist du jetzt keiner mehr?


Ich lachte leise, was wieder die Aufmerksamkeit auf uns zog. Während ich versuchte, mich nicht unter den Blicken zu winden, schrieb ich:
Verdammt lange Geschichte, aber einer der Gründe ist eben meine jetzige Situation. Du verstehst?


Sie nickte verständnisvoll und konzentrierte sich auf den Mann, der gerade ins Klassenzimmer gekommen war. Es war still geworden, was mir nicht aufgefallen war, da ich alle Stimmen ausgeblendet hatte.
>>Wenn die Damen mit ihren ungewöhnlichen Haarfarben dann fertig wären, würde ich gerne wissen, was es den so wichtiges gibt, dass man meinen Unterricht dafür ignoriert?<<
Er hatte schwarze, kurze Haare und schien so jung, dass er selbst noch ein Schüler sein könnte, wenn er nicht so eine Autorität ausstrahlen würde. Mit kurzen, abgehackten Schritten kam er auf uns zu. Nervös faltete ich den Zetel und steckte ihn ein.
Der Lehrer blieb vor mir stehen und sah mich herausfordernd an.
>>Hergeben!<<, befahl er schlicht, doch ich schüttelte den Kopf. Verdammt, ich würde noch als Schläger in dieser Schule enden. Der Lehrer knurrte und seine dunkelgrünen Augen leuchteten golden auf. Ah, ein dunkel Elf.
>>Ich habe gesagt hergeben!<<
Wieder schüttelte ich den Kopf und stand auf. >>Tut mir leid, dass ich Ihren Unterricht gestört habe, aber das geht sie nichts an.<<
Der Elf starrte mich empört an und wollte nach meiner Tasche greifen, doch ich packte sein Handgelenk und hielt es fest. Nicht schon wieder!
Meine Augen blitzten kurz auf und der Elf wich zurück.
>>Zwei Monate nachsitzen! Beide!<<
>>Eine Woche und ich entschuldige mich aufrichtig bei Ihnen.<<
Der Elf wurde rot im Gesicht, ich trieb es wirklich auf die Spitze. Während ich verzweifelt versuchte, nicht zu lachen, blickte ich über die Schaulustigen hinweg. Zu meinem Pech erblickte ich auch Danny und seine zwei Kumpanen in der Klasse.
>>Du bist neu, deshalb werde ich dein Verhalten berücksichtigen. Denk ja nicht, dass du jedes Mal mit mir handeln kannst, wenn du Blödsinn machst.<<
Ein erstauntes Raunen ging durch die Klasse. Danny starrte mich von der anderen Ecke des Zimmers an. Auf seinem Mund war ein dreistes Grinsen zu sehen. Die Gründe dafür wollte ich nicht wissen, so ein krankes Macho Hirn war unter meiner Würde.
Als ich mich wieder gesetzt hatte und der Elf vorne an der Tafel irgendwas hinkritzelte, begann Rima zu kichern und wurde ganz rot.
>>Du wirst echt zur Schul-Queen. Machst den oder Macho fertig, beleidigst den schlimmsten Lehrer der Schule und bleibst bei all dem total ruhig<<, lacht sie und hört dann plötzlich auf, >>Das einzige was dem im Weg steht, bin ich.<<
Ich sah von meinen Notizen, die mir Aaron gegeben hatte zu Rima. >>Dann werde ich keine Schul-Queen. Wollte ich nie, werde ich nie. Du bist besser als die anderen, die nur falsche Freunde sind.<<
Sie sah mich an und zum circa hundertsten Mal heute schien sie von meiner Freundlichkeit gerührt zu sein. Ein 'Gscht' von dem Jungen, einer Hexe, ließ mich zu ihm sehen. Er streckt mir einen Zetel entgegen. Ich nahm ihn zögerlich entgegen und faltete ihn auf.
Du schuldest mir was, damit ich es keinem verrate. Und ich denke, du kannst dir denken was das ist.
D.


Wie ich Vampire doch hasse

, dachte ich und ließ den Kopf hängen. Der würde sich nicht noch einmal mit mir anlegen, wenn er heil aus dieser Schule rauskommen wollte. Mein Blick wanderte zu dem Elf, der mich gekonnt ignorierte, und sah zu Danny. Er blickte mich an und seinen Augen lag ein leichter rötlicher Schimmer. Ich grinste ihn an und er grinste zurück, was allerdings nicht mehr so war, als ich meinen Mittelfinger hob und noch breiter grinste.
>>Mister Ijo<<, meinte Danny und stand auf. Der Elf blickte zu ihm, erwartungsvoll.
>>Danny wollte nur sagen, dass er mir zeigen wollte, wo die Cafétaria ist<<, brüllte ich ihn die Stille und ließ den Zetel auf meinem Tisch liegen. Rima nahm ihn, in dem Glauben, sie sollte ihn lesen und starrte mich dann an.
Danny fing wieder an zu grinsen und nickte. >>Na schön, ihr seid aus der Schulstunde befreit. Nehmt eure Sachen und kommt zur nächsten Stunde wieder!<<
Ich schnappte meine Tasche und nahm den Zetel von Rima entgegen, die mich besorgt musterte. Als ich ihr allerdings ein dreistes Grinsen schenkte, erwiderte sie es. Danny folgte mir aus dem Klassenzimmer und wir liefen außer Sichtweite. Dieses Mal war ich es, der Danny gegen den Spind drückte.
>>Hör mir zu, Blutsauger, du wirst es keinem Erzählen. Du wirst auch kein Blut von mir bekommen, ich habe schon jemanden, der das von mir verlangt. Und wenn du mich verrätst wird er dich umbringen.<<
Danny lachte leise und drückte meine Hand von seiner Brust. >>Ich habe nicht von deinem Blut geredet, dummes Mädchen. Ich weiß, dass dein Blut abhängig macht, so blöd bin ich nicht.<< Ich lachte auf und sah ihn dann erwartungsvoll an.
>>Was willst du dann von mir, Vampir?<<
>>Lass das Mädchen abblitzen und komm in meine Clique.<<
Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe. Es ging ihm nur um das? Doch ich schüttelte den Kopf. Ich würde Rima nicht alleine lassen, egal, was passieren würde.
>>Nein. Rima ist meine Freundin. Ich werde sie sicher nicht in die Wüste schicken, nur weil du ein arroganter Arsch bist.<<
Danny lächelte, was mich irgendwie überraschte. >>Genau deswegen, du bis loyal.<<
>>Aber denk mal nach, wenn ich Rima jetzt verlassen würde, wäre das nicht loyal. Idiot.<<
>>Das wäre ein Opfer für etwas größeres<<, meinte Danny dann trocken.
>>Ich will aber vielleicht gar nicht zu deinen beiden Kumpanen gehören?<<
>>Die zwei waren erstens nicht meine Kumpanen, das waren meine Bodyguards und zweitens, wenn du in meiner Clique bist, bekommst du Respekt und jeden Typen den du willst.<<
Zeitgleich Kopf schüttelnd und schnaubend verneinte ich. >>Du hast zwei Wochen um deine Entscheidung zu treffen, wenn du dich dafür entscheidest wird deine Highschool Zeit erträglich und wenn du dich dagegen entscheidest, wird sie zur Hölle. Denk voraussichtlich.<<
Mir einem verächtlichen Schnauben drehte ich mich um und lief in die entgegen gesetzte Richtung. Mein Weg führte zurück zum Klassenzimmer, doch ich ging nicht rein. Ich setzte mich neben dir Tür und wartete auf das Klingeln, welches mir sagen würde, dass die Stunde um war.
Es dauerte sehr lange, bis das Klingeln ertönte und Danny angeschlendert kam. Er ging vor mir ins Klassenzimmer und ich folgte ihm. Die Tür knallte hinter mir in den Rahmen, als mir einfiel, dass die Tür kein Schloss hatte.
Ich zuckte unter dem Geräusch zusammen und versuchte nicht rot zu werden, als ich zu Rima lief, die mich erleichtert ansah. Hinter mir wurden seltsame Geräusche gemacht und als ich mich danach umdrehte, sah ich , wie mehrere Mitschüler die Münder spitzen, die Arme um sich selber schlangen und Knutsch laute von sich gaben. Nun konnte ich nicht mehr verhindern, dass ich rot wurde und setzte mich hektisch auf meinen Suhl und versteckte meine Röte hinter meinen Händen.
Die Zeit in der Stunde verging schnell und ich war heilfroh, als die Klingel erneut klingelte und wir aus dem Mathe Unterricht entlassen wurden. Rima nahm meine Hand und zog mich aus der Menge, die aus dem Klassenzimmer stürmte und zog mich in den dritten Stock mit zu den Mädchen Toilette. Ich erklärte ihr freundlich, dass ich draußen warten würde und wenn was sein sollte, sie nach mir schreien konnte, doch sie lachte nur und zog mich herein. Die kletterte auf ein Waschbecken und öffnete das Fenster darüber. Rima kletterte heraus und streckte den Kopf rein, mir zuflüsternd, ich solle ihr folgen.
Ich nickte und kletterte auf das Waschbecken, doch als ich die Spinnweben, in ihr eine Spinne, neben mir entdeckte sprang ich schreiend wieder runter. >>Du legst dich mit alles und jedem an und du hast Angst vor Spinnen? Tatsache?<<
>>Lass mich<<, meinte ich eingeschnappt. Ja, ich hatte Angst vor Spinnen. Verdammt, verklag mich halt! Vorsichtig kletterte ich wieder nach oben, bedacht, das Netz der Spinne nicht zu berühren und kletterte aus dem Fenster. Ein kleines Dach breitete sich vor mir aus, die schwarzen Kacheln waren noch warm von der gespeicherten Wärme der Sonnenstrahlen und ich legte mich neben Rima darauf. Obwohl wir dieselbe Schuluniform trugen, waren sie doch sehr verschieden. Rimas Bluse war ordentlich, alle Knöpfe waren sorgfältig in das dazugehörige Loch geknüpft. Ihr Rock fiel in sanften Wellen. Ihr Grünes Haar war zu einem Zopf gebunden und nur ein paar Strähnen hatten sich daraus gelöst.
Mein Blick wanderte in den Himmel und meine Laune hellte sich auf, als ich die Schönheit des Moments erfasste. Der Himmel war klar, Sterne leuchteten wie Glühwürmchen in der Dunkelheit und waren alles in allem einfach wunderschön. Es war Neumond, was bedeutete das einzig die Laternen auf dem Schulgelände alles erhellten. Rima war neben mir, lächelte fröhlich und starrte in die Ferne.
Es war der erste Tag und was hatte ich bis jetzt erreicht. In Gedanken machst ich mir eine Liste.
1. Eine neue Freundin gewonnen. Eine Gute.
2. Zwei Personen aus meiner Klasse wissen schon, dass ich ein Halbdämon bin.
3. Ich habe den schlimmsten Lehrer der Schule beleidigt und vorgeführt.
4. Meine Klasse denkt, ich hätte mit Danny rum geknutscht.
5. Danny hat mir gedroht, oder mich erpresst. Oder beides.


Mein Lächeln brach in sich zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich nicht gerade viel gutes, sondern viel schlechtes erreich hatte.
>>Du bist verdammt launisch, ist dir das eigentlich klar?<<, fragte Rima leise und ließ ihren Blick zu mir wandern. Ich grinste sie entschuldigend an.
>>Vor drei Stunden wusste ich noch nicht einmal, dass es Nymphen noch gibt, also bitte verzeih mir meine Launenhaftigkeit.<<
Sie nickte und in ihrem Gesicht breitete sich ein friedlicher Ausdruck aus. >>Du bist das erste Mädchen, das freiwillig Zeit mit mir verbringt. Du bist unglaublich. Du hast einen Dämonenangriff überlebt, lässt die von keinem was sagen, warst früher ein Jäger und beschützt deine Freunde. Und dabei lässt du es, wenn es sein muss, auf einen Kampf ankommen. Du bist ein Held.<<
Mit traten die Tränen in die Augen und ich rutschte zu ihr und legte mich neben sie. >>Na ja. Das sind meine guten Seiten, du solltest mal meine schlechten sehen. Und ich verbringe verdammt gerne Zeit mit dir. Zur Zeit bist du die einzige vertrauenswürdige Person in meinem leben, bist ein super lieber Mensch und eine echte Freundin<<, gab ich zurück und lächelte, als sie spürte, dass ich es ernst meinte.
>>Deine schlechten Seiten, wie Angst vor kleinen Spinnen.<<
>>Und damit hast du die ganze Stimmung verdorben<<, lachte ich und setzte mich auf. Rimas Mund öffnete sich und sie deutete auf meinen Kopf. Meine Hand traf die Stelle wo sie hinzeigte und ich schrie. Eine kleine Spinne krabbelte auf meine Hand und ich wedelte so hektisch mit der Hand, dass ich fast das Dach einbrach.
Mein Schrei verklang in der Nach und die Geräusche der Stimmen auf dem Parkplatz unter dem Dach verstummten. Ich kletterte nach vorne, vorsichtig, nicht runter zu fallen. Plötzlich war hinter mir ein Luftzug und ich drehte mich um.
>>Warum hast du geschrien? Hat sie schon versucht, dich zu küssen?<<
Vor Schreck sprang ich auf und stolperte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und war in der Luft. Noch ehe ich schreien konnte, regte ich meine Hand nach dem Dach und bekam es zu fassen. Ich klammerte mich verzweifelt daran. Es waren locker fünf Meter bis zum Boden und unter mir war Beton.
Das Kratzen von Absätzen ließ mich vermuten, dass Rima aufgestanden war, doch Danny ließ sie nicht vorbei. Während er Rima von mir fernhielt, redete er mit mir.
>>Sag, dass du zu mir in die Clique kommst und ich helfe dir hoch.<<
>>Danny, du bist ein Arschloch! Ich bin immer noch halb Mensch und könnte mich schwer verletzen.<<
Er lachte nur und sah über die Schulter zu mir. Meine Arme fühlten sich an, als würden sie demnächst reißen.
>>Jetzt zeig mal, was du kannst, kleiner Fangbanger<<, rief er nun lauter, damit jeder auf dem Parkplatz er hören konnte. Die Menge unten fing an zu jubeln und hofften sicher auf ein blutiges Ende.
>>Du bist so ein Arschloch! Ich werde nie in deine Weichei Clique gehen, egal, von wie viel Dächern ich dafür falle.<<
>>Nette Ansprache<<, meinte Danny belustigt und trat einen Schritt nach hinten, schmiss Rima nach hinten, sodass sie keuchend auf den Rücken fiel. Er packte meine Handgelenke, zog mich leicht hoch, aber nicht ganz.
>>Flieg kleiner Vogel<<, schrie er und warf mich. Meine Augen wurden von schwärze umhüllt und Fingernägel, wie Zähne wuchsen. Ich machte einen, dann zwei Saltos, wedelte leicht mit den Armen, veränderte mich wieder in einen Menschen und rollte mich ab, als der Asphalt unter meinen Füßen erschien. Er knackste und ich zog scharf die Luft ein, als ich über den Parkplatz rollte, hohle ich mir einige Schürfwunden, doch nichts verheerendes. Nur mein Fuß machte mir Sorgen.
>>Da hast du deinen Vogel<<,meinte ich spöttisch und blieb auf dem Rücken liegen. Mein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als ich versuchte aufzustehen und meinen rechten Fuß etwas belastete.
>>Arschloch!<<, schrie Rima, die plötzlich hinter ihm steht. >>Er fühlt Freue und Genugtuung!<<
>>Soll er nur<<, schrie ich zurück und sah die Leute, die sich plötzlich um mich herum versammelten schräg an. Meine Hand wanderte zu meinem Gesicht. Unter meiner Wange hatte sich Blut gesammelt. Verdammt, ich blutete!
Auf einmal wurde ich von hinten gepackt und wurde hinter einen Körper geschoben. Ich wollte auf den Körper einschlagen, als ich bemerkte, dass es Marcus war. Unglaubliche Erleichterung machte sich in mir breit und ich riss ein Stück von meinem Rock ab und tupfte meine Wunden ab.
Die Vampire kamen uns näher, einige waren lebende, andere tote Vampire. Verdammt, sie würden sicher nicht aufhören, wenn ich nett darum bitten würde.
>>Leute, hört auf. Sie steht nicht auf der Freiwild List. Sie steht nur auf meiner<<, erklärte Danny und die Vampire blieben stehen. Einige von ihnen gaben un zustimmendes Gemurmel von sich, doch keiner wagte es uns näher zu kommen.
>>Das wolltest du von Anfang an, oder?<<, schrie ich wütend und trat vor Marcus, der beruhigend eine Hand auf meiner Schulter legt, doch ich schüttelte sie ab. Danny grinste verschlagen und sprang von dem Dach. Beim Fallen sah er aus wie eine Katze, gekonnter Sprung, leichter Fall und sanfte Landung. Er stand auf und lief auf mich zu, ich auf ihn, die Hand erhoben, um ihm eine zu klatschen. Die versammelten um uns herum waren still, die ganze Zeit über. Es war seltsam. Das es öfters Kämpfe gab, stellte ich nicht in Frage, aber warum dieser Kampf sie so faszinierte wunderte mich.
Als wir voreinander standen, hohle ich aus, doch er fing mein Handgelenk ab, drehte es nach unten, zog mich an sich um presste seine Lippen auf meine. Einen Moment verloren sich meine Gedanken und ich ließ meine Hand fallen, doch dann setzte mein Gehirn wieder ein und ich schlug Danny von mir, wischte mir mit der Hand über den Mund und funkelte Danny aggressiv an. >>Versuch das nochmal und du wirst dieses mal im Krankenhaus landen!<<
Sein Lächeln verzog sich zu einer spöttischen Grimasse, als er antwortete >>Tu nicht so, als hätte es dir nicht gefallen.<<
Er lächelte und zeigte dabei mit Absicht Zahn. Meine Reaktion, wie ich nun öfter machen würde, hob ich den Mittelfinger und schlug ihm ins Gesicht.

My new best enemy




Mein Blick war gesenkt, um das Lächeln zu verbergen, was sich einfach nicht mehr unterdrücken ließ. Als ich Danny ins Gesicht geschlagen hatte, war seine Nase gebrochen. Marcus hatte gelacht und gesagt, ich würde ab jetzt alleine zu Recht kommen.
Miss Gahlon, die Xalien Frau, sah mich aus gelben Augen an. Danny stand etwas neben mir, hatte seit wir beide im Zimmer waren, kein Wort gesagt. Er schien wirklich beleidigt und es war eine Qual für mich, nicht zu lachen. Danny war der Anführer einer gefürchteten Vampirclique und er war sauer auf mich, weil ich ihm die Nase gebrochen hatte.
Aber, das musste auch mal gesagt werden, er hatte es provoziert.
>>Miss Firefly?<<
Mein Kopf schoss nach oben und ich sah in die Augen der Sekretärin. Sie sah mich verärgert an und schüttelte missbilligend den Kopf.
>>Sie sind seid heute an dieser Schule und haben schon mehrere Meldungen wegen auffälligem Verhalten. Haben sie vor, sich an dieser Schule zu benehmen, oder werden sie weiter Ärger machen?<<
Gibt es da nicht nur eine richtige Antwort?
>>Es tut mir leid, Miss Gahlon. Es ist schwierig für mich, mich auf der neuen Schule zu Recht zu finden. Es ist das erste Mal, dass ich auf einer nicht menschlichen Schule bin<<, erklärte ich und rang das Lächeln nieder, was sich mir aufs Gesicht stehlen wollte.
>>Ich vergaß, Sie sind ja nur ein Mensch<<, meinte sie und sprach das Wort Mensch wie eine Beleidigung aus. Ich beachtete es nicht, doch es störte mich doch, auch wenn ich es aus meinen Gedanken verbannen wollte. Warum hatten Monster etwas gegen Menschen?
Okay, die Frage erübrigte sich. Menschen hassen Monster, Monster hassen Menschen. Wenn dann auch noch ein kleiner menschen Mädchen kommt und einen Vampir auf dem Schulhof fertig macht, verärgert sie sicher.
>>Ich werde es nicht melden, wenn du dich bei Mister Krow entschuldigst<<, schlug die Dame mit den schwarzen Haaren vor. Widerwillig nickte ich und drehte mich zu Danny. Um seine Nase herum war die Haut gerötet und leicht bläulich. Selbst für ihn musste das schmerzhaft sein. Ich unterdrückte die Schuldgefühle. Er hatte mich vom Dach geworfen und gegen meinen Willen geküsst. Jetzt waren wir quitt.
Er nahm ebenfalls nur widerwillig meine Hand und wir murmelten beide eine Entschuldigung. Die Dame nickte und entließ uns. Der Schultag war abgebrochen worden, wegen unserem Vorfall. Es war ein Krankenwagen gekommen, nachdem wir unseren kleinen Kampf hinter uns hatten. mir hatte man Pflaster ins Gesicht geklebt und als sie Danny mitnehmen wollten, hat er abgedankt.
Wir liefen schweigend nebeneinander her, was uns beiden irgendwie unangenehm war, aber wir mussten in dieselbe Richtung.
>>Wird es so weiter laufen, oder wirst du mich ab jetzt in Ruhe lassen?<<, fragte ich in die Stille hinein, denn das einsame Klappern meiner Absätze auf den Fluren hatte einen gruseligen Effekt auf mich.
Danny versuchte mich zu ignorieren, doch ich stupste ihn von der Seite an und blieb stehen, die Augenbrauen erwartungsvoll gehoben.
>>Ich weiß noch nicht<<, gab er zurück und ich war entsprochen schlecht gelaunt nach dieser Antwort. Meine Schritte beschleunigten sich und ich wollte einfach nur so schnell es geht aus dieser Schule raus. Es würde tatsächlich die Hölle werden.
Danny hohlte auf und hielt Schritt mit mir und ich stöhnte genervt auf. >>Musst du mir hinterher laufen?<<
>>Ich muss in dieselbe Richtung und außerdem mag ich es nicht, alleine in diesen Gängen herum zu laufen.<<
>>Armer kleiner<<, gab ich nur bissig zurück. Endlich kam die Doppeltür in Sicht und nachdem ich sie aufgestoßen hatte, erstarrte ich, als ich sah, dass sich eine Schaulustigen Menge um die Limousine von Aaron gesammelt hatte. Na super, geht noch auffälliger? Es war schon schlimm genug, mussten dann noch alle wissen, dass es Aaron ist? Na ja, eigentlich hatte ich keine Ahnung gehabt, wer Aaron war, aber er schien irgendjemand wichtiges zu sein.
Mit der Tasche in der Hand schlenderte ich zu der Limo, wurde aber an der Schulter gepackt und herum gewirbelt. >>Du bist der Schützling von Aaron Jackley?<<
Wütend packte ich Dannys Handgelenk und drehte es so weit, dass Danny einen Schritt zurücktreten musste und mich wütend anfunkelte.
>>Zum letzten Mal, lass mich in Ruhe!<<, fauchte ich und bahnte mir einen Weg zwischen den Leuten hindurch, zur Limo, wo Aaron die Tür aufmachte, mich rein zog und sofort wieder zuschlug.
>>Und, wie war dein erster Tag?<<, fragte der Vampir grinsend und die Limo startete. >>Sprich mich nie wieder darauf an<<, gab ich zurück und schlug mir die Hände vors Gesicht. Aaron lachte und legte sich auf den Sitz meinem gegenüber. >>So gings mir am ersten Tag auf dieser Schule auch<<, meinte er aufmunternd und gähnte.
>>Wirklich aufmunternd<<, meinte ich und legte mich auch hin. Sein Kopf drehte sich zu mir und seine Augen funkelten. >>Erzähl, wie wars?<<
>>Hat die den Marcus nichts erzählt?<<
Er schüttelte den Kopf und sah mich gespannt an. >>Er sagte, du solltest es mir selbst erzählen, weil ich es sonst nicht glauben würde.<<
Ich gab einen Laut von mir, der Verständnis ausdrücken sollte und formulierte meine Sätze in Gedanken vor.
>>Als erster habe ich Freundschaft mit einer grün haarigen Nymphe geschlossen<<, fing ich an und sah an die Decke des Autos, >>dann habe ich mich mit einem Vampir angelegt, der mich beißen wollte, weil er dachte, ich sei ein Fangbanger. Ich bin ausgerastet, hab ihn bedroht, dass er die Nymphe in Ruhe lassen soll, hab den schlimmsten Lehrer der Schule vor der ganzen Klasse runter gemacht, dann hab ich noch den Deal des Vampirs ausgeschlagen, er hat mich von einem Dach geworfen, ich bin fast unverletzt unten angekommen, nebenbei bemerkt, es waren mindestens fünf Meter, er hat mich geküsst und ich hab ihm eine gescheuert.<<
Meine Worte überschlugen sich fast, da ich so schnell sprach und die innere Unruhe, die dadurch verursacht wurde, machte es nicht leichter, es auszusprechen. Aaron setzte sich auf und sah mich an. Sein Gesicht war ausdruckslos, das einzige Anzeichen, seiner Überraschung war der offen stehende Mund.
>>Und ich dachte, du würdest einfach mit 'Scheiße' antworten.<<
Ich lachte kurz und sah ihn an an. Seine Augen fixierten meinen Blick und ich fragte mich, was er wohl gerade dachte, oder fühlte.
>>Er war scheiße<<, schloss ich und ließ meine Tasche auf den Sitz fallen. Mein Kopf schmerzte und ich gähnte ausgiebig. Den Tag würde die durchschlafen, ganz klar.
Am nächsten Abend wartete Rima schon auf mich und sie lächelte, doch es wirkte aufgesetzt. Meine Kleidung war durch gewaschen und gebügelt neben mir gelegen, als ich aufgewacht war. Meine Tasche hing wieder um meiner Schulter und lehnte an meiner Hüfte. Es war noch zu hell, als dass Vampire sich raus trauen konnten und so war ich froh, mit Rima noch alleine reden zu können, dass musste ich unbedingt.
>>Heute will ich keinen Anruf von der Sekretärin, verstanden?<<, meinte Aaron nach, als ich die Tür öffnete und er sich in den Schatten quetschte, um keine Sonnenstrahlen ab zubekommen.
>>Ja, Vater<<, erwiderte ich sarkastisch und schlug die Tür hinter mir zu. Er rief mir noch etwas nach, doch ich ignorierte es, was ich in den letzten Tagen gut gelernt hatte.
>>Hallo Rima<<, rief ich und kam zu ihr rüber. Sie hatte ebenfalls dieselben Klamotten wie am Vortag an. Sie zögerte etwas, als ich sie sanft umarmte und wieder einen Schritt wegtrat.
>>Hey Amanda<<, erwiderte sie dann und lächelte mich scheu an. >>Wegen dem, was Danny gestern gesagt hat<<, fing sie an, doch ich unterbrach sie. >>Lass den Vollidiot ruhig reden, wenn er sich dadurch besser fühlt.<<
Sie sah zu Boden und dann wieder in meine Augen. >>Aber er hat nicht gelogen.<<
Die kurze Verwirrung, die mich überkam machte die Erkenntnis noch intensiver. >>Wirst du jetzt auch gehen?<<, fragte Rima leise >>Ich würde es dir nicht übel nehmen.<<
Ich lächelte schwach und schüttelte den Kopf.
>>Das ist kein Problem für mich. Du musst nur eins wissen, ich bin nicht von anderen Ufer<<, erklärte ich und sie nickte.
>>Geht es dir wieder gut?<<, fragte sie dann nebenher, während wir die Doppeltür öffneten und wir eintraten.
>>Die Verletzungen werden morgen schon nicht mehr da sein, mach die keine Sorgen.<<
Wir sahen uns beim reden an und so sah ich den Körper nicht, gegen den ich lief. Wut staute sich in mir zusammen, doch ich unterdrückte sie und sah zu dem dazugehörigen Gesicht auf. Es war der braunhaarige Junge mit den grünen Augen.
>>Aha. Du bist doch einer dieser Kumpanen,oder? Ja, schön, mir egal, gehst du uns bitte aus dem Weg?<<, meinte ich genervt, dass ich keine zwei Minuten in der Schule war und der Tag schon anfing mies zu werden.
>>Danny will mit dir reden<<, erklärte der Junge, der beinahe anderthalb Köpfe größer war als ich. Und ich trug immerhin High Heels!
>>Ich aber nicht mit ihm, also geh mir aus dem Weg oder du landest auf dem Boden!<<, meinte ich und sah zu Rima, die mich nervös von der Seite anpickte. Mein Blick wanderte zu ihr und sie deutete hinter sich. Meine Augen folgten ihrem Finger und ich bemerkte hinter uns zwei weitere Vampire.
>>Ich komm mir echt vor, die in nem Mafia Film<<, kommentierte ich unnötiger weise. Rima kicherte und sah mich dann mit großen Augen an.
>>Ich habe keine Lust zu kämpfen, aber ich werde nur gehen, wenn Rima mit darf<<, erklärte ich und sah dann fragend zu Rima. Sie nickte etwas unsicher.
>>Schön<<, erklärte der Vampir und führte uns durch weitere Gänge. Die grauen Wände waren, so weiter wir liefen, immer sauberer und ich war überrascht, dass die Aufschwingtür, die zum Keller führte, vollkommen instand war.
Die Türen wurden von hinten geöffnet und Rima klammerte sich an meinen Arm, als wir die Stufen der Treppe, die in den Keller führte, hinunter schritten. Es wurde leicht kühl und ich fröstelte etwas.
>>Was will der feine Herr den von mir?<<, fragte ich in die Stille hinein. Nur Rima und meine Absätze klackten auf dem Stein und die Lichter wurden auch immer dunkler. >>Öhm, hallo?<<, fragte ich und blieb stehen, drehte mich um und stöhnte genervt auf. Die Türen oben waren geschlossen und als ich die Stufen hoch sprang und daran rüttelte, waren sie wie vermutetet, verschlossen.
>>Amanda?<<, flüsterte Rima ängstlich und blieb erstarrt auf der Treppe stehen. Konnte nicht ein Tag in meinem Leben normal sein? Wirklich, lieber Gott, falls du existierst, schenk mir doch wenigstens einen normalen Tag!
>>Rima, würdest du bitte herkommen und mir helfen?<<, fragte ich und rüttelte an der Tür.
>>Amanda!<<, setzte Rima nach und starrte mich, von der Stufe auf der sie stand, wütend an.
Meine Aufmerksamkeit lenkte sich auf sie und ich zog erwartungsvoll die Augenbrauen nach oben. >>Ich spüre wilde Aggressivität<<, meinte sie dann und sah in die Tiefe des Kellers, der sich zwei Meter vor ihr bis unter die gesamte Schule erstreckte.
>>Ich glaube, dass bin ich<<, gab ich leise lachend zurück. Sie sah zu mir hoch und lächelte schreckhaft. Sie nickte und kam dann zu mir, hoffentlich war es wirklich ich.
>>Kannst du mich wütend machen, oder traurig?<<, fragte ich, weil ich nicht einfach irgendwie 'Winx Club' schreien konnte und mich dann in ein Monster verwandelte. Und nichts zu meinem Beispiel, damals war ich noch ein Kind und war davon begeistert gewesen!
Sie sah mich verwirrt an und ich verzog das Gesicht und fuchtelte mit den Händen, zu Krallen geformt, herum und sie nickte dann. >>Ach, deswegen<<, meinte sie und sah mich dann prüfend an.
Noch in derselben Sekunde packte sie mein Gesicht, zog es zu sich und drückte ihre Lippen auf meine, ich zuckte zurück und starrte sie wütend an. >>Was habe ich dir gesagt? Nicht vom anderen Ufer!<<
Sie grinste breit und lächelte unschuldig. >>Bei Aaron hast du wütender reagiert, vielleicht bist dus ja doch? Nur du weißt es noch nicht?<<
Und damit verwandelte sich die Wut in Angst und ich schloss die Augen, hatte sie recht? Vielleicht hatte ich deswegen jeden Jungen, der mich auch nur seltsam ansah vermöbelt. Meine Augen gingen wieder auf und ich sah noch etwas, aber verschwommen.
>>Erledigt<<, erklärte Rima und lachte fröhlich vor sich hin. Das wars also? >>Willst du mich veräppeln?<<, murmelte ich und leckte mir über die Zähne. Sie waren nicht gewachsen, nur die Spitzen waren schärfer. Als mein Blick zu meinen Händen schweifte, waren sie nur länger, aber nicht schwarz.
>>Ich hab bei mir zuhause ein paar Forschungen über Akhaanen Gremlins angestellt und wenn man einen zuerst wütend und dann verängstigt kommt nicht eine Mischung aus beiden, sondern dann nur ein drittel des Dämons hervor.<<
Ich sah sie entrüstet an. Warum wusste sie so etwas und ich nicht? Im Geiste schulter zuckend beugte ich mich über das Schloss der Schwingtür und schielte durch den Schlitz zwischen den Türen. Sie hatten es mit einem Stahlrohr versehen. Genervt streckte ich meinen Fingernagel durch und versuchte die Stang an zu heben, doch irgendwie wollte sie nicht.
>>So wird das nie was<<, hörte ich eine jungen Stimme hinter der Tür. >>Hey du, bitte mach die Tür auf<<, meinte ich und hoffte, dass er kein Arsch war. Schritte näherten sich und ich sah zu Rima.
>>Wie bekomme ich das wieder weg?<<, fragte ich und deutete auf mich. Ihr Gesichtsausdruck wurde leer. >>Ich bin eingeschlafen.<<
>>Du bist WAS?<<, knurrte ich und versuchte, meine Gefühle zu beruhigen. Vielleicht wenn ich ganz still blieb? Die Stange wurde mit einem kratzendem Geräusch aus den Griffen der gelben Türen gezogen und ich drehte mich um.
Sam stand lässig in der Tür und grinste mich wissend an. Mein Gesicht verzog sich und ich sprang ihm in die Arme. Er knuddelte mich wie einen Teddy und drehte sich im Kreis, mit mir im Arm. Ich grinste vor mich hin, als Sam mich vor sich abstellte und er mich prüfend ansah.
>>Geht es dir gut?<<
>>Ja, bis jetzt noch kein mal gebissen<<, lallte ich sarkastisch, konnte aber nicht ernst bleiben. >>Rima, komm raus, alles in Ordnung, dass ist ein Freund von mir.<<
Das braunäugige Mädchen streckte ihren grünen Haarschopf aus der Tür und spickte zu uns herüber. >>Rima, das ist Sam. Ein guter Freund von mir. Sam, das ist Rima. Für mich die beste Freundin<<, schloss ich und lächelte überglücklich.
Rima lächelte Sam scheu an und als ihr Blick zu mir wanderte, breitete sich das Grinsen über ihr ganzes Gesicht aus. Ich löste mich aus der Umarmung mit Sam, ging zu ihr und fasste sie sanft an Arm und zog sie näher.
>>Wow, Sam, wie konntest du mich finden?<<
>>Dank mir später<<, erklang eine Stimme und mein Lächeln verfiel. Danny. >>Was zum Guckuck willst du hier, Blödmann?<<, knurrte ich und drehte mich um. Am liebsten würde ich die Hände zu Fäusten ballen, doch das würde zur Folge haben, dass ich mir versehentlich die Finger abriss.
Mein Kiefer spannte und entspannte sich immer wieder. Da steckte bestimmt irgendwas dahinter. >>Als ich gestern erfahren habe, dass du der Schützling von Aaron bist, habe ich ein paar Nachforschungen erstellt. Nicht unbedingt auf legalem Wege, aber immerhin ist dein Freund jetzt hier. Verschwindet, bevor die Schule vorbei ist und Aaron euch erwischt, wenn das passiert seid ihr beide tot.<<
Ich verdrehte die Augen. >>Aber klar. Und das tust du auch, weil du so ein gutes Herz hast und mich auch über alles liebst, hab ich Recht?<<
>>Ich habe meine Schwester über alles geliebt!<<, schrie Danny und seine Augen funkelten, >>Aber ich konnte damals nichts für sie tun. Ich habe eine Fragen an dich, hat er dir gesagt, dass er deinen Tod vortäuschen will?<<
Mein Gesicht wurde bleich. Halt stopp! Er hat doch gesagt, dass er Nachforschungen angestellt hat, er will mich nur los werden, weil ich ihn in seiner Macht Position bedrohe.


Sam sah zwischen uns hin und her, unwissend, was er sagen sollte. Rima nahm zögernd meine Hand und drückte sie leicht. So eine gute Freundin.
>>Was hätte ich für einen Grund dir zu glauben? Aaron hat mir Sicherheit garantiert.<<
>>Und im Gegenzug, will er nur dein Blut, hält dich von deinem Bruder fern, schickt dich auf eine Monster Schule und sorgt sich um dich, nicht? Wirklich nette Geschichte. Eine Gutenachtgeschichte vielleicht! Was hätte ich für einen Grund zu lügen?<<
Ich knurrte drohend. >>Sehr viele!<<, schoss ich zurück und war froh, dass Rima mich hielt. >>Erstens, ich habe dich bloßgestellt, du hast eine Ohrfeige kassiert, weil du mich geküsst hast, ich bedrohe dich in deiner dämlichen Macht Position und du kannst mich ganz einfach nicht leiden!<<
Der Vampir lachte leise auf. >>Du hast keine Ahnung von Jungs, oder kleine?<<
Empört lief wieder Blut in mein Gesicht, aber unglücklicherweise so fiel, dass ich rot wurde.
Ich sah zu Sam und wusste nicht, wem oder was ich glauben sollte. >>Am besten lauf ich einfach weg.<<
Rima Drückte meine Hand und sah mich schockiert und traurig zugleich an. Meine Atmung beruhigte sich etwas und ich kniff die Augen zusammen, entzog Rima meine Hand. Der Schmerz, der mir eigentlich entgegen schlagen müsste, blieb aus, als ich mich wieder in mich selbst verwandelte.
>>Ich muss jetzt zum Unterricht<<, schoss ich zurück und drehte mich mit Rima um. Auch wenn die Stunde fast um war, würde ich noch mit Rima zum Mädchen Sport laufen, da würden mich die beiden nicht unter Druck setzten können.
Es war früher als ich dachte und so war erst eine Hälfte der beiden Schulstunden um. Da Rima und ich zu spät gekommen waren, wurden wir von den Aktivitäten ausgeschlossen und mussten in der riesigen Halle Runden laufen. In der Turnhalle gab es alles Mögliche. Reckbaren, von der Decke hängende Ringe, Tennis, Feder, Hand und Fußball. Matten gab es und Kästen, ein Bock und noch mehr.
Der Sport hier würde sicherlich Spaß machen, aber mir gefiel es, alleine mit Rima zu laufen. Da die Halle sehr groß war, und ich meine wirklich groß, konnten wir ungestört reden. >>Wirst du wirklich gehen, oder wolltest du die beiden nur aus dem Konzept bringen?<<, fragte Rima, leicht außer Atem. Ich schüttelte den Kopf und lächelte sie sanft an. >>Ich kann dich doch mit diesen Idioten hier nicht alleine lassen.<<
Sie lachte kurz auf und nickte zustimmend.
>>Das mit dem Verwandeln ist echt cool. Ich wünschte, ich könnte das auch. Nicht nur fühlen, was andere fühlen. Na ja und Blumen erblühen lassen ist auch nicht gerade erste-Wahl-Magie.<<
>>Glaub mir, dass mit dem Dämonen ist echt eine scheiß Sache<<, warnte ich und sah sie ernst an. Dann lächelte ich. >>Ich würde alles dafür geben, wie du zu sein. Eigentlich hätte ich gesagt, ich würde alles geben, um mit dir zu tauschen, aber das will ich dir nicht antun. Mit klarem Menschenverstand kommt man da nicht weit und ich bin froh, keinen klaren zu haben. Sonst wäre meine Psyche völlig zerstört.<<
Das lila T-Shirt, welches ich in meiner Schultasche gefunden hatte, war etwas zu groß und flatterte leicht um mich herum, als ich über einen Kasten sprang. Rimas Haare waren wieder in einem Zopf gebändigt und hielten ihre leichten Wellen im Zaum.
Wir beide hatten Shorts an und wir hielten das Tempo ganz gut. Bei der nächsten Runde würde ich aber nach einer Pause verlangen. Gewiss nicht für mich, aber Rima war zu stolz, um es selbst zu tun.
>>Irgendwann mal, musst du mit zu mir kommen und mir von deinem Leben erzählen, von deiner Kindheit, als normaler Mensch und deine Geschichten als Jäger. Und dann halt noch, wie du in diese missliche Situation gekommen bist.<<
Ich blieb stehen. Rima sah zurück und stolperte dabei über ihre eigenen Füße. Meine Hände schossen hervor und ich packte sie an den Ellenbogen, damit sie nicht fiel. Rima schwante, blieb aber stehen.
>>Und keine Angst, ich wohne alleine<<, setzte sie noch an und versuchte ihren erschrockenen Gesichtsausdruck zu vertuschen. Lächelnd fingen wir wieder an zu laufen. >>Ich bin mit 15 in ein Apartment in der Stadt gezogen. Den Vermieter kümmert es nicht, solange die Miete bezahlt wird. Meine Eltern wollten mich einfach nur aus dem Haus und so überweisen sie meine Miete. Die Möbel und alles habe ich schon drinnen.<<
Ein Klingeln ließ uns beide zusammenschrecken. Pause.
>>Wir haben zwischen den Sportstunden immer eine halbe Stunde Pause<<, erklärte mir Rima, während wir langsam nach allen anderen Mädchen aus der Halle verschwanden.
>>Ziehen wir uns um?<<, fragte sie dann noch und sah mich erwartungsvoll an. >>Ich würde sagen, es lohnt sich nicht und wir gehen uns lieber etwas frisch machen. Für alle beteiligten besser<<, witzelte ich und lächelte sie aufrichtig an.
Sie nickte und eine grüne Strähne löste sich aus ihrem Zopf und fiel ihr ins Gesicht. Wir beide kicherten etwas und verzogen uns in die Toilette. Als wir in den streng riechenden kleinen Vorraum kamen blickten wir in den Spiegel. Wir waren wirklich verschwitzt und wir beide waren gerötet im Gesicht. Wunderte mich nicht, nach einer Stunde rennen.
>>Wie kamst du eigentlich dazu, deine Haare lila zu färben?<<, wollte Rima interessiert wissen und machte den Wasserhahn an. Die Kacheln auf dem Boden und an den Wänden waren einmal weiß gewesen, doch von der schlechten Behandlung und dem Luxus von einem in der Woche geputzt werden waren sie grau. Die Spiegel waren alle noch ganz und hingen über den Waschbecken. Die Waschbecken selbst waren ebenfalls eklig, wie so ziemlich alles an dieser Schule.
Als das Wasser auf die grünen Haare trat verwandelte sich das fröhliche Hellgrün in ein eher unfreundliches dunkelgrün. Sie sah mich an, dabei bedachte sie, kein Wasser ins Auge zu bekommen.
>>Ich wollte eigentlich auswandern. Nach Frankreich<<, erklärte ich und ging neben sie. Mit einen Keuchen verkündete ich, dass nun auch das kalte Wasser meine lila Haare von dem Schweiß befreite und ich drehte den Kopf zu Rima.
>>Interessant<<, lächelte sie und stellte das Wasser aus. >>Und wie bist du zu deiner außergewöhnlichen Haarfarbe bekommen?<<
>>Fragt die mit den lila Haaren?<<, meinte sie und lachte laut auf. Ich nickte und lächelte scheu.
>>Na ja, ich wollte meine Eltern damit eigentlich nur auf die Palme bringen, aber dann fand ich es doch ganz cool. Das Gute, an diesen magischen Haarfarben ist ja, dass sie nicht raus wachsen.<<
Bei der letzten Bemerkung zuckte ich auf und schlug mir den Kopf am Wasserhahn an. >>Tun sie nicht? Kein bisschen?<<, fragte ich und zog ein paar Tücher aus dem Behälter neben mir, der an der Wand hing.
Rima schüttelte den Kopf und schüttelte sich wie ein Hund und verteilte damit das Wasser von ihren Haaren auf den Boden. >>Wusstest du das nicht?<<
>>Nein<<, gestand ich und wurde rot. >>Das hättest du lesen sollen, bevor du sie dir lila gefärbt hast<<, meinte Rima tadelnd, doch ich hörte heraus, dass sie das Lachen unterdrückte.
>>Ist doch egal<<,währte ich grinsend ab >>Ich habe nicht vor, es nochmal zu ändern.<< Als ich fertig war, mit den Haaren wischte ich mir übers Gesicht und blickte noch einmal in den Spiegel. In all den Jahren als Jäger habe ich mir nur wenige Narben zugezogen und mein Gesicht war zum Glück ganz verschont geblieben.
>>Hey Rima<<, warf ich ein und sie drehte sich zu mir um.
>> Du wolltest doch wissen, wie ich zum Dämon wurde, richtig?<<
Sie nickte und ihre Augen glänzten vor Neugier. Ich zog mein T-Shirt etwas hoch und entblößte die vier Narben. Es waren nur leicht runde Striche, aber ich wusste, dass Rima verstehen würde. Sie hatte meine Fingernägel schon gesehen.
>>Ach du heilige Mutter Gottes!<<, flüsterte sie und kam näher. Ihre Hand regte sich aus, aber sie blieb kurz vor meiner Haut zum stehen. Sie hatte sich herunter gebeut und betrachtete die Narben.
>>Das ist sie schlimmste Art, wie man sich in einen Halbdämon verwandeln kann<<, meinte sie leise und sah zu mir hoch. Unbewusst hatte ich die Augenbrauen zusammen gezogen und starrte auf sie herab um ihre Reaktion zu sehen.
>>Das hab ich mir schon gedacht<<, meinte ich und ließ das T-Shirt wieder fallen. Rima richtete sich wieder auf und sah mich Sorgenvoll an. >>Hör auf so zu gucken<<, meinte ich und schenkte ihr ein Lächeln, doch durch ihre Empathie spürte sie, dass es nur eine Maske war.
>>Komm<<, meinte sie und bedeutete mir, ihr zu folgen. Meine Schritte halten leise von den Kacheln wider, als wir zurück in die Sporthalle liefen. Auf dem Weg mussten wir durch die Mädchen umkleide und ich war froh, dass die anderen Weiber sich Zeit ließen.
Die rote Tür fiel hinter uns schwer ins Schloss und die Wände warf ein leises Echo. Miss Larle, sie war eine Werwölfin, keine Zweifel, stand als einzige in der Sporthalle und starte auf ihre Armbanduhr.
Ihr Blick hob sich, als wir näher kamen, doch anstatt etwas zu sagen, zeigte sie auf uns und zog in der Luft Kreise. Super, noch ne Stunde rennen. Rima und ich sahen uns an und waren uns einig, dass das eine etwas übertriebene Strafe war, für eine halbe Stunde Verspätung und liefen wieder los.
>>Wenn wir Pech haben, müssen wir die Matten und den Barren nach dieser Stunde noch aufräumen<<, warf Rima ein und lief neben mir her. Diese Information entlockte mir ein Schnauben und ich legte einen Zahn zu. Rima hielt problemlos mit mir Schritt und wir liefen wieder Runde um Runde. Es würde Spaß machen, wenn ich wenigstens Musik hatte.
Die braunen Augen meiner Freundin suchten meine und ich erwiderte das Lächeln, welches um ihre Lippen spielte.
>>Ich kenne dieses Gefühl. Musik, hm?<<
Ihre Worte verblüfften mich und ich nickte grimmig. Seid einer Woche hatte ich kein gutes Lied mehr gehört. >>Denkst du, du kannst nach der Schule noch bis Sonnenaufgang bleiben?<<
Ich müsste dann nur nach hause laufen, überlegte ich, aber dass nehme ich gerne in Kauf. Oder ich nehme mir ein Taxi. In meiner Tasche, die jeden Abend gepackt und mit dem richtigen Zeug gepackt neben meinem Bett stand, war auch eine Geldbörse. Reinzuschauen hatte ich mich noch nicht getraut, weil ich Angst hatte, es würde nichts drinnen sein.
>>Ich werde Marcus bescheid geben, der wird Aaron anrufen.<<
Rima warf mir einen nachdenklichen Blick zu, der mich augenblicklich 'Was' fragen ließ.
>>Du musst erst deinem Bodyguard bescheid sagen?<<
Ich grinste sie an und lachte. >>Na ja, weißt du, ich bin halte fame.<<
Sie lächelte ebenfalls und wir liefen, nach einem brüllen unserer Lehrerin seits, weiter. Das wir stehen geblieben waren, war mir gar nicht aufgefallen.
>>Wenigstens hält er sich im Hintergrund. Es wäre ziemlich doof, wenn er mir die ganze Zeit hinterher laufen würde.<<
Zu Rima gewand lief ich, schon zum zweiten Mal heute, gegen eine Brust uns stolperte zurück. >>Kannst du nicht mal<<, fing ich schon an zu zicken, hielt aber inne, als ich zu Marcus aufsah.
>>Du willst also heute alleine nachhause gehen?<<
Ich nickte zögerlich und sah wieder zu Rima und noch einmal zu ihm >>Marcus, könntest du Aaron bitte verschweigen, was vorhin im Keller war?<<
Marcus sah mich verwirrt an und öffnete den Mund. >>Was?<<
Rima gab, ebenso wie ich, einen erstaunten Laut von sich. >>Ach, du hast nicht gemerkt wie ich<<, fing ich an und überlegte mir schnell eine Lüge >>Rima erzählt habe, dass ich mal ein Jäger war?<<
Marcus Augen verengten sich leicht und die roten Haare hingen ihm leicht ins Gesicht. >>Ich werde es ihm nicht sagen, aber nur, weil es so ein unbedeutendes Detail ist. Ich dachte gerade echt, es wäre etwas Schlimmes passiert. Du wirst auf dich aufpassen. Ich werde jetzt gehen. Und verletz dich ja nicht!<<
Und weg war er, so schnell wie er gekommen war, war er wieder weg.
Die Klingel ertönte und ich hätte beinahe vor Freude und Schmerz aufgeschrien. Es wäre ein Wunder, wenn ich morgen noch laufen konnte. Rima schien es nicht anders zu gehen. Wir stützten uns gegenseitig und humpelten als letzte in die Umkleide. Wir packten beide unsere Sachen und verzogen uns wieder in die Toilette. Es mussten ja nicht alle meine Narben sehen.
Als wir fertig angezogen waren, standen wir schweren Herzens von der Bank auf und schleppten uns raus in die Nacht. Der kühle Wind wehte in meinen Haaren und kühlten meine überhitzte Haut leicht ab.
Ich wühlte in meiner Tasche und fand die Geldbörse. >>Wünsch mir Glück<<, flüsterte ich Rima zu, als wir die Sporthalle hinter uns ließen und der Parkplatz in etwas Entfernung auf uns zu kam. Rima nickte und lächelte.
Als ich die Geldbörse öffnete, wäre sie mir beinahe herunter gefallen. Obwohl ich nicht gezählt hatte, ragten mehrere lila Scheine heraus und aus sehnsüchtiger Bekanntschaft mit dieser Art von Geldschein, wusste ich dass jeder von ihnen einen 500 Aufdruck hatte.
Rima kreischte kurz auf, es hörte sich fast so an, als hätte man sie geschlagen. >>Oh mein Gott!<<, rief sie erfreut und hüpfte wie ein Frosch um mich herum >>Willst du mich veräppeln?<<
Den Kopf schüttelnd hohlte ich die Scheine raus. Es war ein ordentlicher Stapel und selbst das leichte Papier hatte in meiner Hand Gewicht. Als ich die Scheine zählte und das Ergebnis errechnete, wäre ich fast umgekippt. >>10.000<<, flüsterte ich und steckte das Geld schnell ein. Das würde auf jeden Fall reichen um zurück zu fahren. Davon könnte ich mir einen Wohnwagen kaufen und irgendwo hinstellen, einziehen und dadrin wohnen!
>>Ich wusste gar nicht, dass mein Blut ihm soviel wert ist<<, bemerkte ich spitz und wünschte, er hätte es gehört. Ich beschloss, es ihm auf die Nase zu binden, sobald ich zurück war. >>Wo hat der den das ganze Geld her?<<, fragte Rima begeistert und zog mich weiter.
>>Wenn dich das beeindruckt, solltest du mal sein Anwesen sehen<<, erwiderte ich verträumt. Wenn es unter anderen Umständen wäre, wäre Aarons Anwesen ein Paradies.
>>Da dank ich lieber ab, bei dem Vampir stimmt irgendwas nicht<<, erklärte Rima entschieden und grinste mich entschuldigend an.
>>Sag mal<<, fing ich zögerlich an und blieb stehen >>denkst du, ich sollte Danny glauben?<<
Sie blieb ebenfalls stehen und drehte sich nervös zu mir um. Da die Straßenlaternen in unserer Nähe defekt waren, konnte ich ihre Mimik nicht lesen.
>>Es gab wirklich mal ein Mädchen, dass einfach verschwunden ist, nach dem sie etwas mit Aaron zu tun hatte, aber ob es Dannys Schwester war, weiß ich nicht.<<
Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. >>Hör auf, dich so zu fühlen<<, befahl Rima barsch und zog mich weiter, obwohl ich mich dagegen wehrte. >>Das ist ja schrecklich!<<, jammerte sie weiter und schüttelte den Kopf.
>>Ich muss nochmal mit Danny reden<<, schloss ich meine Gedanken laut ab. Der Wind wurde etwas kälter und ich holte meine Strickjacke aus der Tasche und zog sie mir über. Rima ließ meine Hand los und öffnete ihren Zopf, sodass die welligen, hellgrünen Haare ihr Gesicht umschlossen.
>>Soll ich mitkommen<<, fragte sie nebensächlich und steuerte auf einen Baum zu. Neben uns begannen schon die ersten Autos mancher Schüler an und die Lichter erhallten die dunkle Nacht.
>>Es wäre schön, wenn du Sam so lange ablenken könntest. Ich muss mir noch überlegen, wie ich ihn abwürgen kann<<, gab ich leise und nachdenklich zurück. Auf keinen Fall würde ich wieder zu Nathan gehen, ich habe keine Optionen. Wenn Aaron mich tatsächlich umbringen wollte, so wie der sämtliche Rest, der übernatürlichen Welt und die menschliche Polizei, wird Nathan mich nicht schützen können und nur unnötig sterben. Er hatte mit der Sache nichts zu tun, also sollte er nicht eins der zufälligen, zivilen Opfer werden.
>>Dein Werwolffreund?<<, fragte sie überrascht und sah zu mir zurück. Sanft nickend zupfte ich ihre Hand von meinem Handgelenk. Ihre Haut fühlte sich kalt auf meiner an und bereitete mir Kopfschmerzen. Schon im Kindes Alter musste ich mit abnormalen Dingen klar kommen, aber das war wirklich zu viel. >>Denkst du, es wäre einfacher für alle, wenn ich mich stellen würde?<<
Rima starrte mich schockiert an. In der letzten Nacht, na ja, für Menschen Tag, hatte ich oft mit dem Gedanken gespielt. Alles wäre einfacher. Sie würden mich wegsperren und weder süchtige Vampire, noch Werwölfe, Hexen oder sonst was würden an mich rankommen. Rima, Nathan, Sam und der Rest der wenigen Menschen, die mir am Herzen liegen, wären in Gefahr. Es war eigentlich nichts weiter als Selbstsucht, dass ich immer neue Unschuldige in die Angelegenheit rein zog und sie damit vielleicht bitter bezahlen mussten.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Rimas Stupsen erst spürte, als sie so fest zu schlug, dass ich das Gleichgewicht verlor. >>Wehe du lässt mich wieder alleine!<<, hörte ich Rima, doch sie hörte sich weit entfernt an. >>Du bist die einzige Person in meinem Leben, bei der ich Ich sein kann, lachen kann und mich nicht verstellen muss! Du darfst dich nicht stellen, was die nur mit dir machen würden?<<
>>Wer sich wem stellen?<<, fragte eine männliche Stimme hinter mir. Sie war tief und hatte einen leichten Singsang Ton an sich. >>Niemand niemandem<<, erwiderte ich, bevor Rima mit allem herausplatzte.
Ich drehte mich vorsichtig um und sah in lila-grüne Augen. Vor einem Monat wäre ich schreiend davon gelaufen, selbst als Jäger, wäre ich verängstigt, doch nun hatte ich Lust, mich mit ihm anzulegen, falls er frech werden würde.
>>Verstehe, geht mich nichts an<<, erwiderte der blonde Junge, machte aber keine Anstalt zu verschwinden. >>Sonst noch was?<<, wollte ich wissen und unterdrückte den Drang, meine schlechte Laune an ihm auszulassen. Er war einen Kopf größer als ich und hatte eine Art, sie anzusehen, als würde er sie hämisch auslachen, ohne den Mund auch nur zu öffnen.
>>Du bist doch das Mädchen, dass sich mit allen anlegt, hab ich Recht?<<
>>Kann sein<<, gab ich spitz zurück und wollte schon mit Rima von dannen ziehen, doch der Junge in dem schwarzen T-Shirt und den dunkelblauen Jeans war schon vor mir und hielt meinen Blick mit seinen Augen gefangen.
>>Du bist verdammt leichtsinnig und dafür, dass du ein Mensch bist, auch ziemlich dämlich, dich mit jedem und allem anzulegen.<<
>>Danke für die Info<<, lächelte ich und versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, doch er hielt mich. Rima blieb still und betrachtete uns mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie war sichtlich ebenso von der Rolle wie ich. Wie sollte ich den dem Typen gegenüber reagieren?
>>Wenn du so weiter machst, wirst du noch im Grab landen.<<
>>Ja, das höre ich in letzter Zeit oft.<<
>>Nein, du verstehst nicht. Was denkst du, warum es keine anderen menschlichen Schüler an dieser Schule gibt? Egal, wie sie sich geben, sie enden im Ende immer im Grab.<<
Obwohl sich leichte Panik in mir breit machte, ignorierte ich sie. Mein Leben lang, war der Tod nicht weiter als ein Katzensprung entfernt. Warum sollte es mir jetzt auf einmal Angst machen? Das hatte ich hinter mir.
>>Was sollte es dich interessieren? Bist du etwa auch so ein Macho, der sich in seiner Machtposition bedroht fühlt?<<, fragte ich dann ruhig und schielte zu Rima, die hinter dem Jungen mit den merkwürdigen Augen stand.
Der Junge vor mir lachte und entblößte weiße, leicht gespitzte Zähne. >>Nein, ich bin nicht wie Danny. Aber ich habe die gleichen Ziele wie er. Wenn du dich unserer Clique anschließt, wird dir und Rima Sicherheit garantiert.<<
Rima gab einen leisen Laut von sich und ich versuchte, ihre Gefühle zu erahnen, doch, wie ich es nicht gedacht hatte, konnte Rima ihre Gefühle sehr wohl verbergen, wenn sie es wirklich wollte.
>>Und was muss ich dafür machen?<<
Der Junge grinste wieder und Hoffnung blitzte in seinen Augen auf. Es war mir schleierhaft, warum sie sich so um mich rissen. Danny wusste ja, dass ich ein Halbdämon war, aber der Junge vor mir, konnte es unmöglich wissen.
>>Es gibt eine Art Treffen, jeden Samstag, in einer Bar, nahe des Flusses. Du musst nur erscheinen. Wenn es zum Kampf kommt, können wir jede Hand gebrauchen<<, erklärte er.
Meine Augenbrauen schossen nach oben. >>Rima wird nicht kämpfen<<, sagte ich und es klang wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage, dennoch nickte mein Gegenüber.
>>Amanda, ich kann kämpfen<<, versuchte Rima es eingeschnappt, doch keiner von uns beiden beachtete die Nymphe.
>>Amanda ist also dein Name?<<
>>Ja. Und wie ist deiner?<<, fragte und versuchte nicht all zu sehr, interessiert zu klingen, wie ich es doch eigentlich war.
>>Lucas<<, erwiderte er und lächelte mich neckisch an. >>Ich werde dich nächsten Samstag um 20 Uhr hier abholen<<, meinte er dann noch und wollte verschwinden.
>>Was ist mit mir?<<, fragte Rima, die ich total vergessen hatte. Lucas sah zu mir und ich nickte. >>Du wirst mit ihr hier sein. Alleine nehme ich dich nicht mit.<<
Rima schluckte ihren Ärger herunter, kam zu mir und zog mich über den Parkplatz.

>>Und ich erwarte von euch, ausgezeichnete Ergebnisse!<<, herrschte die Feenfrau, die unsere Geschichtslehrerin war. Die hatte gut reden. In der menschlichen Schule, wurde von den friedlichen Zeiten erzählt, in denen die Monster noch im Untergrund lebten. Hier wurde von uns erwartet, die Griechischen Götter und alle Arten zu kennen. Es gab beinahe über 1250 Arten. Die schlimmsten Alpträume waren wahr. Tote, die Blut tranken, Menschen, die sich in Tiere, nicht nur Wölfe!, verwandelten, Gedanken lesende, wahrsagende, fliegende Wesen.
>>Es werden zweier Teams gebildet<<, erklärte die rothaarige Frau weiter und ließ ihren strengen Blick über die Klasse schweifen. Hoffentlich durften wir die Teams selbst bilden, sonst würde das in einer Katastrophe enden.
>>Es wird in den nächsten zwanzig Minuten ein Fragebogen ausgeteilt und die sich am meisten unterscheidenden werden in ein Team kommen. So verhindern wir erstens, dass Freunde zusammenkommen und mehr reden, als arbeiten, oder dass sie beide dieselbe Sichtweise haben. Wir wollen mit diesem Projekt keinen Streit in der Klasse auslösen, sondern lediglich positive und negative Seiten zur Show stellen.<<
Rima ließ den Kopf auf den Tisch fallen und seufzte tief. >>Das wird schlimm<<, verkündete sie und ihre grünen Haare verdeckten ihre Schultern. Sie drehte den Kopf zu mir und sah mich mitfühlend an.
>>Wenn wir mit unserem Gegenteil eingeteilt werden, tust du mir erst Recht leid.<<
Ich lächelte und sah sie mitfühlend an. >>Du tust mir leid. Dein Partner wird wohl das mieseste Häufchen Elend der Schule sein.<<
Daraufhin grinste meine Freundin und sah zu Miss Haliz, als sie die Fragebögen verteilte. Der Blätterhaufen vor mir verschlechterte meine Laune auch noch bis ins äußerste.

1. Welcher dieser Gefühle hast du am öftesten?
a) Angst b)Freude c) Glück d)Trauer e) Keines von denen
2. Was sind deine Ängste?
a) Dunkelheit b) Menschen c) Monster d) Sonnenlicht e) Geheiligter Boden f) keines von denen
3. Zu welcher dieser Oberbegriffe gehörst du?
a) Vampir b) Gestaltwandler c) Elfen, Feen, Kobolde


War das nicht irgendwie rassistisch, fragte ich mich und meine Hand schoss in die Höhe, noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
>>Miss Firefly?<<, fragte die strenge Stimme meiner Lehrerin und forderte mich mit einer Handbewegung auf, zu antworten.
>>Entschuldigen Sie, Miss Haliz, aber ich habe ein Problem mit der dritten Frage.<<
Die schwarzen Augen fixierten mich. >>Was haben sie für ein Problem damit, Miss?<< Wieder richteten sich alle Augenpaare auf unseren Wortgefecht.
>>Es gibt keine Oberkategorie für Menschen<<, gab ich zurück und versuchte den bitteren Geschmack auf meiner Zunge los zu werden. >>Da werden sie sich wohl schon für Vampir eintragen müssen, wie sie es doch sicher gerne täten.<< Die Missbilligung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Die Lehrer und Schüler hatten sich eindeutig gegen mich verschworen, keiner hier mochte Menschen.
Oh nein, dachte ich finster, was ich gerne täte ist, ihnen ins Gesicht zu treten. Ein Kichern kam vom anderen Ende des Klassenzimmers, was die Stille durchbrach.
>>Ich werde mich nicht als etwas eintragen, was ich nicht bin, Miss. Ich werde die Frage einfach auslassen.<<
Während die Geschichtslehrerin ihren Jähzorn unterdrückte, wanderte mein Blick wieder zu den Fragen. Manche von ihnen waren wirklich absurd und ich fragte mich, wie meine Mutter reagieren würde, wenn sie sähe, was ich hier tat. Und plötzlich spürte ich den Stich in meinem Herzen. Meine Mutter.
>>Amanda<<, flüsterte Rima mir leise zu. Mein Blick wanderte zu ihr und sie lächelte scheu. >>Alles okay? Du fühlst dich auf einmal ganz schrecklich an.<<
Sarkastisch schnaubte ich und nickte.
Eine viertel Stunde später war ich fertig und legte den Stift neben die Blätter. Rima war schon zehn Minuten früher fertig gewesen, sie hatte die Fragen leichtfertig und ohne zu überlegen angekreuzt und hatte mir dabei zugesehen, als ich meine Antworten ankreuzte.
>>Rima?<< Sie sah mich erwartungsvoll an und ich schluckte erst einmal, bevor ich antworten konnte. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals angesammelt.
>>Ich muss doch heute Nachsitzen, wegen gestern. Ich wollte doch mit zu dir, aber du müsstest eine Stunde waren und das ist doof.<<
Rimas Gesicht verzog sich und sie grinste breit. >>Das tue ich jetzt zum ersten Mal, wünsch mir Glück.<<
Ohne zu verstehen, was sie meinte und stand von ihrem Platz auf. Ihr weg führte sie durch die Sitzreihen und als sie vor unserer Lehrerin stand und etwas sagte, lief diese rot vor Wut an und schrie >>Zwei Wochen nachsitzen!<<
Rima lachte leise von sich hin als sie wieder zurück kehrte und sich neben sie plumpsen ließ. >>Was hast du gesagt?<<, wollte ich neugierig wissen.
>>Ob sie schon immer so eine Schlange war<<, erklärte das grün haarige Mädchen lächelnd und Schulter zuckend.
>>Und ich dachte, du wärst ein braves Mädchen<<, erklärte ich meine Verwunderung und lachte mit ihr.
Der Rest der Stunde wurde genauso langweilig, wie ich es befürchtet hatte und die Feenfrau meinte, sie würde uns morgen unsere Partner zuteilen und in einer Woche unsere Referate halten müssen. Das seltsame bedrückende Gefühl in meiner Magengegend wollte nicht verschwinden, egal, wie oft ich mir gesagt hatte, alles sei okay und ich würde mir keine Sorgen machen müssen.
Rima und ich schreiben Zettelchen im Unterricht, da keiner von uns beiden Lust hatte, aufzupassen, da man bei diesen Lehrern an einer Monsterschule weder viel erwarten, noch viel lernen konnte.
Wenn sie mich in ein Irrenheim stecken, kommst du dann mit?


Als ich die Worte las, wurde ich ganz rot, da ich unbedingt das Lachen unterdrücken musste, aber dennoch schrieb ich ein 'Aber immer doch!

' darunter und reichte ihr den Zettel wieder.
Auf Rimas Gesicht war seid dieser Schulstunde zu einer zufriedenen Mimik geworden und es lag immer eine leichte Andeutung von einem Lächeln in ihrem Gesicht. Sie lächelte mich kopfschüttelnd an und so verstrich auch die letzte Schulstunde.

Die ersten zehn Minuten beim Nachsitzen hatten wir alle schweigend verbracht, den ein Lehrer war dagewesen, doch als es selbst ihm zu langweilig wurde, war er gegangen. Ein Hexer, Trax, wenn ich richtig dachte, hatte sich drei Minuten nach ihm raus geschlichen und war seid dem nicht wieder gekommen. Außer Rima und mir, war nur noch ein Kobold.
>>Also Amanda<<, lallte Rima, die schon blau vor Lachen war, >>du hast mit fünfzehn gegen eine schwarze Hexe gekämpft und als du sie besiegt hast, hat sie dich in eine Kröte verwandelt?<<
Meine Mundwinkel zuckten. >>Wenn du ich gewesen wärst, würdest du jetzt nicht lachen. Als Nathan die Hexe der Polizei auslieferte, musste ich von einer Fee, vor den Augen der anwesenden Polizisten, zurückverwandelt werden. Und nach der Verwandlung war ich unbekleidet.<<
Rima fiel fast vom Stuhl und ihr liefen Tränen über die Wangen vor lauter Lachen. >>Alles okay mit der?<<, fragte der Junge mit den grau, beinahe weißem Haar. >>Sie lacht nur<<, erklärte ich ihm und drehte mich zu ihm um. Rima und ich hatten uns auf die Tische gesetzt und waren im hintersten Teil des Zimmers. Der Junge hatte ebenso weißgraue Augen, wie Haare, aber Rima hatte mir versichert, dass es nicht bedeutete, dass er blind war, sondern es einfach an seinen Genen lag.
>>Muss wohl was sehr witziges gewesen sein<<, bemerkte er trocken und sah mich kühl an. Bei der Bemerkung musste Rima wieder lachen und sie gab glucksende Geräusche von sich und wedelte sich mit den Händen Luft zu, doch es brachte nicht wirklich fiel. Ihr Lachen hörte sich fast schon gequält an.
>>Komm doch her<<, meine ich freundlich. Er saß in der vordersten Reihe und es war nicht ganz einfach, seine gemurmelten Worte zu hören. Kurz schien der Kobold zu zögern, doch dann stand er doch auf und kam der Nymphe und mir zögerlich näher.
>>Du bist die Neue, richtig?<<
Ich verdrehte die Augen. >>Bin wohl nur als Neue bekannt. Das los zu werden, wird schwer.<<
Der weißhaarige Junge lachte kurz auf. >>Du könntest auch Plakate in der Schule aufhängen, dass die Neue auch einen Namen hat. Es kursieren eben schon Geschichten von der Neuen menschen Schülerin in der Schule. Du bist bekannt.<<
Mit einer Grimasse rutschte ich vom Tisch, den Rima hatte mich in die Seite gepickt und sah mich mit großen Augen an. >>Sollen wir von hier verschwinden?<<, fragte der Junge und seine bleichen Augen richteten sich auf Rima und mich. >>Wir können doch nicht einfach vom Nachsitzen verschwinden<<, erwiderte meine grün haarige Freundin.
>>Selbst dem Lehrer ist es zu langweilig geworden<<, warf ich ein, bevor ich es stoppen konnte. >>Mein Name ist übrigens Kovu.<<
Mein Blick riss sich von meinen Händen los und richtete sich auf Kovu. >>Seltsamer Name für einen Kobold<<, bemerkte ich, meinte es aber nicht böse.
Der Junge verzog das Gesicht. >>Wirklich sehr freundlich<<, bemerkte er trocken. Ich kicherte entschuldigend und lächelte etwas. >>Mein Name ist Amanda und das ist<<, erklärte ich, doch Kovu unterbrach mich. >>Ja. Rima, ich weiß.<<
Er schenkte meiner Freundin ein kurzes Lächeln. >>Wir kennen uns aus dem Theaterkurs, der vor drei Jahren hier statt gefunden hat.<<
Rima nickte und lächelte leicht. Auf ihren Wangen wurde ein sanftes Rosa sichtbar. Die Geschichte der beiden würde mich interessieren, doch ich würde jetzt nicht nach fragen. Statt dessen lehnte ich mich zurück und überlegte. >>Würdet ihr das Risiko eingehen und wirklich verschwinden?<<
Die beiden sahen mich an und ich bekam immer noch etwas Gänsehaut bei Kovus weißen Augen. Das sah wirklich gruselig aus. Aber er konnte ja nichts dafür. >>Ich hab keine Lust, hier rum zu sitzen und nichts zu tun, wenn die Tür sperrangelweit offen steht.<<
Rima sah etwas unschlüssig aus, nickte dann aber. >>Weißt du, dass du einen verdammt schlechten Einfluss auf mich hast?<<, fragte Rima leise und stand mit Kovu und mir auf.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.07.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Buch meinen Freunden, die mich immer ermutigt haben, weiter zu schreiben. Und der Autorin Kim Harrison, die mich mit ihrer Blut- Reihe unglaublich inspiriert hat.

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