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Kapitel 1. Der Anfang vom Ende




"Jess, du hast uns enttäuscht. Wir haben uns immer mehr von dir erhofft. Du bist die einzige deiner Art. Dennoch läufst du weg, wie ein kleines Kind. Du bist es nicht würdig, Engel weder Vampir genannt zu werden. Du wirst verbannt. Auf die Erde."
Verschwitzt und keuchend riss ich die Augen auf. Schon wieder. Erst jetzt fiel mir auf, dass mir bei diesem einem Mal, als ich ein und denselben Alptraum hatte, weinte. Nicht laut, schluchzend, selbst mitleidig. Sondern leise, heimlich und verzweifelt.
Jetzt wurde die Tür geöffnet. "Jess, geht es dir gut? Du hast beim schlafen geschluchzt", rechtfertigte Annika leise dass sie in mein Zimmer sah. Annika, meine beste Freundin und Seth, mein bester Freund steckten die Köpfe in mein Zimmer. Sofort wischte ich mir die Tränen von den Wangen. "Ja, es war nur ein Traum", antwortete ich gelassener, als ich war. Nun wurde die Tür ganz auf gemacht. Seth und Annika standen in der Tür und ihre Schatten warfen lange Schatten in mein Zimmer. Annika und Seth waren Geschwister und ich wohnte bei ihnen, da ich niemanden hatte. Nicht mehr. Annika, mit ihren dunkelblonden, schulterlangen, gelockten Haaren, die zersaust waren und ihre wirr um den Kopf standen, mit den müden, trüben grünen Augen und den frechen, schiefen Lächeln sah sie mich an. Es brachte mich leicht zum grinsen. Seth's Schwarze Haare gingen ihm wirr ins Gesicht und seine eisblauen Augen strahlten mich an. Sein Lächeln war echt, reichte von einem Ohr bis zum anderen.
Dann wurde mir klar warum er so lächelte. Mein Pyjama war rosa mit gelben Entchen darauf. "Boah echt, ich hatte halt keinen anderen", schimpfte ich jetzt, wo auch Annikas Mundwinkel zuckten. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus.
Als wir uns wieder einiger maßen beruhigt hatten, saßen Annika und Seth bei mir auf dem Bett. Ich selbst hatte mich auch aufgesetzt. Doch auch als wir wieder anfingen zu lachen, war doch ein Glanz der Tränen in meinen Augen. Annika legte mir eine Hand aufs Bein und sah mich nun ernst an.
"Du hast nie erzählt, wovon du träumst. Du sagst immer nur, es ist etwas aus deiner Vergangenheit. Mit deinen Eltern. Dem Engel und dem..." Sie brach ab und sah mich an. "Kikki, es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt." Kikki war der Spitzname von Annika. So nannte ich sie immer, wenn ich mich einsam fühlte. Sie nickte leicht gekränkt und versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Seth sah mich an. Einfach so. Seine Miene verriet nichts. Seine Augen ruhten auf mir und sein Blick war kühl. "Wir sind für dich da", erklärte er ganz leise. Seine tiefe Stimme hallte leise von den Wänden wieder. Diese Wörter lösten in mir Gefühle aus. Die beiden waren meine einzige Familie und ich würde es nie verkraften, sie zu verlieren.
Nach einer Weile fing Annika an zu gähnen, was mich und Seth zum lächeln brachte, da sie und mit dem gähnen angesteckt hatte. Ich legte mich zurück, machte mich dünn und wartete, dass Seth und Annika sich zu mir legten. Was sie dann auch taten. Seth an meiner rechten und Annika an meiner linken Seite. Ein Gefühl der Geborgenheit besänftigte meine Laune und nach einer Weile schliefen wir alle ein.
Das nervige Piepsen des Weckers weckte mich aus einem Traumlosen Schlaf. "Verdammtes Ding", fluchte ich und warf den Wecker versehentlich von dem kleinem weißen Nachttisch, der neben meinem Bett stand.
"Verdammt, was ist den los", hörte ich Seth brummen. Wo steckte der den? Annika lag da und kniff die Augen zusammen. Kichernd sah ich mich im Zimmer um und brach in lautes, fröhliches Gelächter aus, als ich Seth auf dem Boden, neben mir lieben sah, nur mit Boxershorts gekleidet. Auch Annika brach in schallendes Gelächter aus, als sie sah, wie ihr Bruder zusammen gerollt auf dem Boden lag und sich verwirrt umsah.
Nach einer Weile waren Annika und Seth im Badezimmer verschwunden und ich betrachtete mich im Spiegel. Meine eisblauen Augen sahen mich träge an, die schwarzen Haare fielen mir glatt über die Schultern bis zur Hüfte und meine Haut war bleich. Jess, du hast dich in letzer Zeit ganz schön gehen lassen, halte ihr schlechtes Gewissen in ihren Kopf. Oder war es Humor? So dick fand ich mich gar nicht. Ich war weder zu dünn, noch zu dick und war circa 1,70 groß. Eigentlich war ich ja ganz niedlich, hatte Annika immer gesagt. Nur meine Art war manchmal etwas angst einflößend. Langsam und müde zog ich mein Pyjamahemd aus um mir ein neues an zu ziehen.
"Shit", hörte ich Seth plötzlich hinter mir fluchen. Ich unterdrückte einen Aufschrei und blieb ihm abgewandt.
"Seth, hau ab!"
erzweifelt suchte ich etwas, womit ich mich bedecken konnte. "Du eh, du blutest!" Stammelte Seth hinter mir und ich hörte, dass er sich weggedreht hatte, da der Schall seiner Stimme sich in der Ecke verlor.
"Was meinst du damit, ich blute", wollte ich nun verwirrt wissen. Endlich fand ich ein kurzes Sommerkleidchen und zog es mir über. Nun drehte ich mich zu Seth um. Der stand mit dem Rücken zu mir. Sogar von hinten sah ich, wie rot er geworden war. Wahrscheinlich war ich selbst rot wie eine Tomate. Das weiche, rosa Sommerkleid hing wie ein weicher Schleier um mir.
"Du, Jess. Äh, seid wann hast du den Tatoos?"

Kapitel 2. Valentinstag


"WAS", rief ich entwaffnet. Auf meinem Rücken, an der Wirbelsäule hatten sich zwei große Flügel Gezeichnet. Es waren keine Tattoos, es war, als sei es von Geburt an da gewesen. "Ach du heiliger Bockmist", fluchte auch Annika, als sie ins Zimmer gekommen war.
"Geht das wieder weg", wollte nun Seth wissen. Beide Augenpaare richteten sich auf mich. Der Spiegel, dem ich den Rücken zu gewanden hatte, zeigte mir dir schwarzes, dünnen Streifen auf meiner Haut. Es sahen aus, wie große, edle Flügel. So wie ich sie in Erinnerung hatte. Sie glichen den Flügeln meiner Mutter bis auf jeden einzige Detail. Ein kurzes Tippen auf meiner Schulter ließ mich zusammen zucken.
"Woher soll ich wissen, ob die wieder weg gehen," schimpfte ich aufgebracht. So konnte ich nie und nimmer in die Schule. Es würde doch auffallen. Obwohl. Ich könnte sagen, dass ich sie mit tätowiert hatte. Ich wurde heute immerhin Achtzehn. Immer wieder versank ich in Gedanken, als wir runter liefen und zu frühstücken. Seth und Annikas Eltern waren schon dabei das Essen an zu richten.
"Guten Morgen Bob. Guten Morgen Julie."
"Morgen", gaben sie im Chor zurück. Bob und Julie waren verheiratet und hatten mich in ihrem Haus aufgenommen. Seit ich zwölf Jahre alt war. Die beiden schienen wirklich im Stress zu sein, den als wir uns an den Küchentisch gesetzt hatten, waren sie auch schon zur Tür raus. Das große Haus hatte mich früher eingeschüchtert, doch heute fand ich es recht angenehm so viel Platz zu haben. Die Wände waren weiß gestrichen und an den Wänden hingen prachtvolle Gemälde, lange schöne Kronleuchter hingen von der Decke und die Treppe, die ins obere Stockwerk führte, war an dem Gerüst mit Linien aus purem Gold gepflastert.
Das Wohnzimmer hatte einen riesigen Plasma Fernseher, eine riesige Couch und einen wundervollen Blick aufs Meer. So viele Sommerabende war ich hier mit meinen Freunden den Strand entlang gelaufen. Schon so oft hatte ich mir gewünscht, einfach ganz normal zu sein. Doch das war ich nicht.
Seufzend hing ich meinen Gedanken nach und setzte mich zu den beiden an den Tisch. Ich aß nicht. Jedenfalls nur sehr selten. Trottend lief ich dir Stufen zu meinem Zimmer erneut empor, um meinen Rucksack zu holen.
Als ich in dem Zimmer ankam, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Solle der Bus doch ohne mich losfahren, würde ich halt in die Stadt laufen. Ich sah mich in dem Spiegel an. Dunkle Augen starrten mir entgegen. Schon immer waren meine Augen unnormal dunkel. Beinahe schwarz. Mich persönlich hatte es nie gestört. Es erinnerte mich jeden Tag daran, wer und was ich war. Heimlich hoffte ich, irgendwann zurück zu können.
Als mein Blick wieder zurück zu dem Spiegel glitt, gefiel mir das, was ich sah, nicht mehr. Die hüftlangen, goldblonden, gelockten Haare waren hinten Geflochten und zu einem Zopf zusammen gebunden. Das grüne Top und die weiße Hose schienen mir auf einmal ziemlich unpassend.
Ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite und sah auf mein Bett. Eine einzelne, rote Rose lag auf meinem Bett. Ein kleines Kärtchen lag darauf. Mit geschwungenen, schwarzen Buchstaben steht darauf;
"Liebe Alex,
Heute ist Valentinstag. Eigentlich mache ich mir nichts aus diesem Tag. Wenn man einem Freund etwas schenken will, sollte man das tun, ohne auf einen bestimmten Tag zu warten.
Ich möchte dir mit dieser Blume und dieser Karte einfach nur sagen; Ich liebe dich.
In Liebe, dein heimlicher Verehrer."
Der Notizblock daneben wies auch Schrift auf. Ohne ein Wort zu lesen, wusste ich, dass es Seths Schrift war. Leicht verkrampft, aber trotzdem schön.
Ein Schock durchlief mich. Ich hatte doch tatsächlich den Valentinstag vergessen! Sofort wand ich mich aus meinen Klamotten und warf sie in den Schrank. Kurz darauf stand ich in schwarzer Strumpfhose, einem kleinem Jeansrock und einem schwarz-roten Seide-Top da. Schon besser, dachte ich lächelnd.
Nach einem Blick in den Spiegel, wanderte mein Blick zu meiner Armband Uhr. Die Schwarze Rose, die unter dem Zeiger sich ausbreitet, sah mit jedem Tag schöner aus. Jedes Detail saß so perfekt und realistisch, man könnte meinen, es sei eine Echte.
Noch eine halbe Stunde hatte ich Zeit, bis ich in der Stadt sein musste. Die Feier konnte warten. Immerhin hatte ich keinen Freund, mit dem ich den ganzen Tag turteln konnte.
Nachdem ich alles Nötige endlich beisammen hatte, nahm ich meinen Rucksack und warf ihn mir über. Dann machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Einen kühler Luftzug stach mir entgegen, als ich die Tür öffnete.
Die Menschenleere Straße lud mich richtig ein, vor ihr weg zu rennen. Die Mülltonnen auf der gegenüberliegenden Seite waren umgekippt, die Sonne schien nur schwach, und der Himmel hatte einen gruseligen, grauen Unterton.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Buch allen, die sich daran erfreuen, sie zu lesen. Besonders aber einer guten Freundin. Auch danke ich dafür, ihren Namen verwenden zu dürfen. Hab dich lieb Kikki.

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