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Dich kenn ich doch!!!



Hinter vorgehaltener Hand gähnte sie leise und warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Nur noch fünf Minuten. Da zahlte es sich nicht aus, dass sie die Augen noch einmal schloss. Stattdessen wanderte ihr Blick wieder aus dem Fenster.
Endlose grüne Wiesen soweit das Auge reichte, nur ab und zu unterbrochen von ein paar Büschen, Bäumen oder Kuhherden. Lin grinste verstohlen. Die Szene erinnerte sie an ein Kinderbuch. Nur wenig später verging ihr das Grinsen als sie wieder daran dachte, dass sie die nächsten Tage hier verbringen musste.
Seufzend lehnte sie sich in dem über die Landstraße rumpelnden Bus zurück und gähnte erneut. Warum musste ihr Boss sich auch unbedingt dieses Kaff aussuchen. „Idyllisches Landleben“ allein der Titel reichte ihr schon. Sie war ein Großstadtkind und darüber war sie eigentlich auch ganz froh. Mir ihren knapp achtzehn Jahren war sie noch nie aus Chicago rausgekommen. Ja sie hatte ja noch nicht mal ein verdammtes Flugzeug bestiegen. Stattdessen saß sie jetzt in einem alten, rumpelnden Bus irgendwo im nirgendwo.
Missmutig boxte sie gegen die Reisetasche die neben ihr auf dem Sitz lag. Dies wiederrum trug ihr die mahnenden Blicke der (offensichtlich) hier wohnenden ein. Sie verdrehte die Augen. Das war ja klar.
Nachdem der Bus mit nur acht Minuten Verspätung ankam, hievte sie ihre Tasche auf den Gehsteig vor der Bushaltestelle. Suchend schob sie die Sonnenbrille hoch und blickte sich um.
Dabei blieb ihr Blick auf zwei kleinen Kätzchen hängen die mit ihren Tatzen versuchten Schmetterlinge zu fangen. Ein Lächeln glitt über Lins Gesicht und im nächsten Moment hatte sie auch schon ihre Kamera in den Händen.
Ohne auf ihre Umgebung zu achten ging sie in die Hocke um einen besseren Blickwinkel zu bekommen und drückte ein paar Mal auf den Auslöser. Nachdem sie die Bilder kurz begutachtet hatte, richtete sie sich wieder auf und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, wieder hinters Ohr.
Dann hob sie ächzend ihre Tasche hoch und machte sich zielstrebig auf den Weg in die Pension die sie erspäht hatte.
Dort angekommen checkte sie ein und brachte ihre Tasche in ihr Zimmer. Prüfend sah sie sich um. Es war zwar klein, aber sehr gemütlich und vor allem sauber. Nachdem sie ihre langen, dunklen, roten Locken zu einem neuen – etwas weniger ramponierten - Zopf gebunden hatte, schnappte sie sich ihre Kamera und machte sich auf den Weg nach draußen.
Ihr Chef würde erst heute Abend ankommen, aber er hatte sie vorgeschickt um schon mal ein paar Probeaufnahmen zu machen und zu testen was die Gegend so hergab. Sie verdrehte die Augen. War ja klar, dass ihr Boss später kam – und das sicher nicht mit dem Bus sondern mit seinem brandneuen BMW. Sie beneidete ihn um dieses Auto, vor allem aber beneidete sie ihn darum, nicht 5 Stunden in einem stickigen Bus verbringen zu müssen. Aber egal.
Summend machte sie sich auf den Weg nach draußen um sich umzusehen. Ab und zu fing sie ein besonders schönes oder interessantes Bild in ihrer Kamera ein. Sie war nicht umsonst eine der besten Nachwuchsfotografinnen in Chicago. Oder zumindest bildete sie sich das gerne ein.
In Wahrheit hielt sie sich geradeso über Wasser. Sie konnte echt froh sein, dass sie den Job bei der Wonderline Graphics bekommen hatte. Ihre Fotografien waren – ebenso wie ihre Bilder- ausgesprochen gut. Sie hatte ein Gefühl dafür den richtigen Moment einzufangen oder zu erschaffen. Aber für den Durchbruch oder zumindest für ein wenig Erfolg hatte ihr bisher immer das Quäntchen Glück gefehlt.
Sie schüttelte die unnützen Gedanken ab und folgte der Hauptstraße. Das Dorf war nicht groß und so geschah es, dass sie schon kurze Zeit später über grüne Wiesen spazierte und schließlich vorm Waldrand stand.
Neugierig ging sie den Waldrand entlang und betrat die kühle Stille. Im Vergleich zu der brennenden Hitze des Hochsommers war der kühle Schatten im Wald eine Erleichterung. Lin lächelte und hob die Kamera zum Gesicht. Eine zarte, kleine Blume, die im Stamm eines mit Moos bewachsenen Baumes wuchs hatte ihre Aufmerksamkeit erweckt.
Sie wollte gerade auf den Auslöser drücken, als eine dunkle, angenehm raue Stimme sie zusammenzucken ließ. „Was für ein schöner Anblick.“
Sie lächelte und nickte, bevor sie endlich das Foto schoss „Nicht wahr? Es ist immer wieder erstaunlich wo man überall Schönheit und Farbe finden kann.“ Vorsichtig strick sie mit den Fingern über die hellgelben Blütenblätter der kleinen Blume. „Wie wahr.“
Lin schreckte auf als sie die Stimme direkt neben ihrem Ohr vernahm. Im Gegensatz zu ihrem ruhte sein Blick nicht auf der Blume sondern glitten abschätzend ihren Körper auf und ab. Schwein. Anscheinend unterschieden sich die Typen hier am Land nicht wirklich von jenen in der Stadt.
Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Kalt musterte sie ihn „Wer sind sie und was bitte wollen sie hier?“
Ein lautes Lachen, dass ihr angenehme Schauer über den Rücken jagte war ihre Antwort „Schätzchen, das selbe könnte ich dich fragen.“
Stille entstand und schließlich zuckte sie mit den Schultern und drehte sich um. Auch wenn der Kerl noch so gut aussah, so etwas brauchte sie sich nicht bieten zu lassen. Unhöflicher Idiot.
„Warte…“ Ohne sich umzudrehen ging sie weiter und stapfte aus dem Wald.
In der Pension angekommen verstaute sie die Kamera in der Tasche und fluchte nach einem schnellen Blick auf die Uhr. Verdammt in nicht einmal einer halben Stunde wollte sie ihr Boss für das Treffen mit dem Grundbesitzer abholen. Sie brauchten seine Erlaubnis um im Wald Fotos machen – und vor allem diese dann veröffentlichen – zu dürfen. Nach einer schnellen Dusche trug sie noch etwas Mascara und Kajal auf und schlüpfte in ein schlichtes schwarzes Kleid über einer ebenso dunklen Strumpfhose, als es auch schon klopfte. „Lin!!!“ hörte sie die ungeduldige Stimme ihres Chefs von draußen und sie fuhr sich in Windeseile mit der Bürste durch das lange Haar. „Komme schon“ Nachdem sie die Handtasche geschnappt hatte, öffnete sie die Tür.
„Na endlich!!!“ Ihr Boss starrte sie wütend an und machte sich dann auf den Weg nach unten.
„Idiot“ murmelte sie so leise, dass er sie nicht hören konnte und folgte ihm.
Nachdem Lin die Tür des Autos geschlossen hatte brauste er auch schon los. Wie immer wechselte er kein Wort mit ihr. War sich wohl zu wichtig dafür. Verächtlich verzog sie den Mund. Ihr Chef war um die vierzig hatte eine Halbglatze und einen Bauchansatz. Sein Blick lag immer entweder auf ihrem Busen oder ihrem Arsch. Okay wenn sie ehrlich war, auch ab und zu auf ihren Beinen. Die Grafikagentur die er betrieb lief nicht sonderlich gut, doch trotzdem hielt ihn das nicht davon ab, sich wie Gott zu fühlen.
Wieder verdrehte Lin die Augen. Wenn sie das Geld nicht so dringend gebraucht hätte, sie hätte den Job schon alleine wegen dieses Mannes gekündigt.

Nach ungefähr einer Viertelstunde hielt er vor einer riesigen Villa. Verdammt sie hatte gedacht das Dorf wäre schon abgelegen, aber das hier war ja wirklich das Ende der Welt. Froh über die Beleuchtung, die die Vorderseite des Hauses erhellte, stieg sie aus dem Wagen.
„Na komm Kleine, wir wollen unseren Gastgeber doch nicht warten lassen!“ schon wieder glitt der Blick ihres Chefs über ihren Körper und sie verzog das Gesicht. „Jawohl Herr Lorenz!“ murmelte sie ironisch und überlegte ob sie jetzt salutieren sollte. Aber das hätte ihm dann vermutlich wirklich zu einem Herzinfakt verholfen. Und hier draußen alleine mit einer Leiche zu sein – da konnte sie sich wirklich etwas schöneres vorstellen.
Kaum hatte sie die Hand gehoben um an die Tür zu klopfen, da öffnete diese sich auch schon. Und im selben Moment fiel ihr auch die Kinnlade hinunter. Der Mann vor ihr war nicht nur rund zehn Zentimeter größer als sie (und das obwohl sie High Heels trug!) nein, er sah auch noch verdammt gut aus. Sehr muskulös, braungebrannt, schwarzes etwa schulterlanges Haar. Gesichtszüge die jedes Modell vor Neid erblassen lassen würden und die dunkelsten Augen die sie je gesehen hatte. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag wurden ihre Knie weich – und das passierte ihr sonst so gut wie nie! Zuerst bei dem Fremden im Wald und schließlich bei diesem Typen hier – aber auch kein Wunder sie waren schließlich auch ein und dieselbe Person!
Verdammt!! Sie senkte den Blick und fing lautlos an zu beten „Bitte erkenn mich nicht. Bitte erkenn mich nicht!“
„Hey dich kenn ich doch!“ Blut schoss ihr ins Gesicht und sie versuchte möglichst unbeeindruckt aufzuschauen „Ach ja du bist der Typ der mich heut im Wald bespannt hat! Sehr erfreut!“ meinte sie mit honigsüßem Lächeln. „LIN! Sei doch nicht so unhöflich zu unserem Gasgeber!“
GASTGEBER?! Verflucht, das hätte sie sich auch denken können!“ Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des fremden Kerls aus und lies ihn nur noch unwiderstehlicher erscheinen „Marcus Legna, sehr erfreut sie kennenzulernen Mrs….?“
„Steffen….“ sie musste schlucken „Elina Steffen… freut mich sehr!“ Er schien ihr falsches Lächeln zu durchschauen und grinste wiederrum „Ah, dann müssen sie wohl Herr Lorenz sein!“ meinte er mit einem Blick auf ihren Chef. „Christian Lorenz.“ bestätigte dieser und reichte ihm die Hand „Es freut mich außerordentlich, dass sie uns hier begrüßen“ Noch kriecherischer und er hätte dem Typen die Füße geküsst dachte Lin grinsend und trat nach den beiden durch die Tür. Aber ihr konnte es ja egal sein.
Als sie die Eingangshalle betrat blieb ihr erst mal die Spucke weg. Also Geld hatte der Typ, das war mal sicher. Aber das er außerdem noch Geschmack und Stil besaß zeigte sich hier. Doch die elegante Einrichtung war es, die Lin faszinierte. Stattdessen trat sie auf ein großes Bild zu, das direkt gegenüber des Einganges hing. Es zeigte eine Waldlichtung und verbreitete eine solch mystische Stimmung, dass sie fast glaubte eine Fee würde gleich herausflattern.
„Gefällt es dir?“ hörte sie eine warme Stimme neben sich und sie konnte nur nicken „Es ist wunderschön“ Dann riss sie den Blick los und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gastgeber zu „Tut mir leid, falls ich vorher etwas unhöflich war. Ich hatte nur nicht erwartet sie hier wiederzusehen.“ Er lachte leise auf und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Berührung löste einen Schauer bei ihr aus „Aber, aber Kleines...“ wieder grinste er „Du musst doch nicht lügen!“ Sie wollte schon protestieren, als er fortfuhr „Ich weis doch, dass es dir keineswegs leid tut!“ Lächelnd ging er voran ins Esszimmer, wo ihr Arbeitgeber schon wartete und lies sie mit offenen Mund zurück.
Dieser…dieser…dieser… VOLLIDIOT!!!! Ihr viel nicht einmal ein Wort ein, welches schlimm genug wäre ihn zu beschreiben! Sie hatte wenigstens versucht nett zu sein, er jedoch war trotz seiner eleganten Erscheinung ein ungehobelter Klotz. Mit vor Wut rauchendem Kopf folgte sie ihm ins Nebenzimmer.
Sie wollte sich gerade setzten als sie stutzig wurde „Ähm… soll ich draußen warten???“ fragte sie leicht verärgert als sie sah, dass nur für zwei Personen gedeckt war. Das würde ihrem Boss ähnlich sehen, sie hierher zu schleppen obwohl das ganz eindeutig nicht zu ihrem Job gehörte (aber sie wollte ihn ja behalten und deshalb musste sie nun mal tun was er verlangte) und sie dann im Wartezimmer sitzen lassen während er sich den Bauch vollschlug. Arschloch!
Hinter ihr ertönte das schon bekannte leise Lachen „Ganz im Gegenteil… du wirst mit mir speisen“ meinte ihr Gastgeber und nahm seelenruhig Platz. ÄHM WAS?!?! Erschrocken über die plötzliche Wendung in den Ereignissen sah sie ihren Boss an. „Äh ja Lin.. viel Spaß… und äh…was ich ihnen noch sagen wollte…. Sie sind gekündigt!“ Ihr viel die Kinnlade runter und ihr Chef machte sich so schnell wie möglich aus dem Staub. Erst als sie das Aufheulen des Motors vor dem Haus hörte realisierte sie was gerade passiert war und sie rannte so schnell es ihre Schuhe erlaubten nach draußen „HEY SIE ARSCHLOCH. KOMMEN SIE ZURÜCK!!!! SIE KÖNNEN MICH DOCH NICHT EINFACH HIRLASSEN!!!!!! DAS IST ILLEGAL!!!!!!“ „Bei der Menge an Geld die ich ihm überwiesen habe, glaube ich kaum, das ihn das interessiert“ meinte Marcus amüsiert und lehnte sich an den Türrahmen „Kommst du jetzt wieder rein… das Essen wird kalt!!!“
Sie sah ihn geschockt an und fing dann an zu rennen. Der Typ dachte doch nicht wirklich, dass sie hier bleiben würde. In welchem Jahrhundert biete lebten sie, dass ihr Boss sie einfach so an jemanden verkaufen konnte. Sicher nicht mit ihr.
Da sie halbwegs sportlich war kam sie ganze zehn Meter weit bevor sich sein Arm um ihre Taille schlang und sie stolperte „Du dachtest jetzt aber nicht wirklich, dass würde funktionieren, oder?“ knurrte er wütend und wollte ihr aufhelfen.“ Lin starrte ihn mit Angsterfüllten Augen an und versuchte von ihm wegzukriechen „Greif mich nicht an! Ich beiße!!!!“ meinte sie panisch, was ihn wiederrum zu einem Lachanfall bewegte.
Noch immer grinsend hob er sie hoch und warf sie über seine Schulter. Das sie dabei immer wieder auf ihn einschlug schien er nicht einmal zu bemerken. Stattdessen summte er nur fröhlich vor sich hin.
Oh mein Gott! Er war verrückt! Sie war in den Händen eines Verrückten! Und ihr (jetzt Ex-)Chef hatte sie an ihn verkauft. Lin wusste nicht was sie mehr schockierte. Eines jedoch wusste sie, sie musste hier weg! Also fing sie an zu schreien und zu kreischen wie am Spieß. Er verzog das Gesicht und lies sie auf einen Sessel im Esszimmer fallen. Dann versperrte er blitzschnell alle Türen.
„Hörst du auf zu schreien wie ein Schwein, dass gerade abgestochen wird, wenn ich dir glaubhaft versichere, dass dich hier sowieso keiner hört?“ fragte er gelangweilt und setzte sich ebenfalls. Seelenruhig nahm er sich etwas Gemüse und Fleisch und fing an zu essen.
Sie starrte ihn mit offenen Mund an „HAST DU MICH GERADE MIT EINEM SCHWEIN VERGLICHEN?!?! UND LASS MICH HIER RAUS!!!“
„Einem Schwein, dass gerade abgestochen wird!“ korrigierte er sie nachdrücklich „und ich habe nicht dich damit verglichen, sondern deinen Schrei, der – das musst du selbst zugeben – sich wirklich grauenhaft anhört!“
„WAS denkst du denn, dass der Sinn von Schreien ist?!?!“ knurrte Lin wütend, um gleich danach zuckersüß fortzufahren „Aber ich hätte eine tolle Lösung… lass mich gehen und du musst mich nie wieder schreien hören!!!“
Er lächelte schmierig „Och… gegen dein Schreien hab ich nichts…“ seine Mundwinkel hoben sich noch ein Stück „Solange es Lustschreie sind…“ Lin erstarrte. Er wollte sie also wirklich vergewaltigen. Deswegen hatte er sie „gekauft“. Verdammt sie wollte das Wort nicht einmal denken. Sie war doch kein Gottverdammter Gegenstand „Lass mich hier weg! Wenn du mich angreifst wirst du es bereuen!!!“ fluchte sie und hoffte, dass sie sich mutiger anhörte als sie sich fühlte.

Vampir?!


„Du denkst wirklich ich will dich vergewaltigen?“ amüsiert schob er sich eine Gabel Gemüse in den Mund „Wenn nicht das, warum sperrst du mich dann hier ein?“ „Glaub mir … es gibt genug Frauen die freiwillig mit mir schlafen würden… da brauch ich dich wirklich nicht! Außerdem sei lieber froh, dass du hier bist… dein Chef hätte sich nämlich nicht mehr lange zurückgehalten.“
Lin fluchte. Es viel ihr nicht unbedingt schwer das zu glauben. Aber trotzdem… Sie war vom Regen in die Traufe gelangt. „Also warum bin ich dann hier. Sicher nicht weil ich dir wegen dem schmierigen Kerl sooo leidgetan habe?!“
Marcus stand seufzend auf „Na zumindest hast du mit dem Kreischen aufgehört und man kann sich wieder vernünftig mit dir unterhalten. Hab die Hoffnung schon fast aufgegeben. Komm mit!“
Sie überlegte aus reinem Trotz sitzen zu bleiben und die Hände zu verschränken, doch die Neugier siegte. Wenn er sie wirklich nicht vergewaltigen wollte, was machte sie dann hier?
„Also entführst du öfters unschuldige Mädchen, die du nicht kennst und an jenem Tag das erste Mal gesehen hast?“ fragte sie ihn im Plauderton während sie ihm die Treppen hinauf folgte.
„Ich hab dich nicht entführt!“ irrte sie sich oder knirschten seine Zähne vor Wut. Tja sie war schon immer außergewöhnlich gut darin gewesen andere Leute in den Wahnsinn zu treiben.
„Oh tschuldigung… dann hab ich das falsch verstanden! Ich dachte ich werde hier festgehalten. Aber da das auch keine Entführung ist kann ich jetzt sicher wieder gehen! Bye!“
Marcus funkelte sie nur wütend an „Halt jetzt den Mund und komm mit!“ Er hielt ihr die Tür auf und sie trat in einen großen, fast vollkommen leeren Raum. Nur ein paar Kisten und Truhen standen an der Wand, ebenso wie ein altes Sofa. „Ein Dachboden… Nein wie gemütlich!“ murmelte sie sarkastisch. Zumindest war es ziemlich sauber und keine Spinnweben weit und breit zu sehen. Da hätten seine Ohren nämlich ein weiteres Mal unter ihren Schreien leiden müssen.
Sie blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah ihn ungeduldig an „Und jetzt?!?!“
„Ganz ruhig…“ er musterte sie abschätzend „Glaubst du an übernatürliches?“
Sie fing zu lachen an „Bitte…bitte sag mir jetzt nicht, dass du ein Spinner bist, der glaubt er sei ein Vampir!“
Im Gegensatz zu ihr lachte er nicht, stattdessen sah er sie nur ernst an. Schweigend trat er auf sie zu und legte einen Arm um ihre Taille. Sanft zog er sie an sich. Lin war wie erstarrt. Alles in ihr riet ihr zu schreien und wegzulaufen, doch ihre Beine reagierten nicht. Seine Lippen legten sich auf ihren Hals und liebkosten diesen leicht. Sie spürte die zarten Küsse auf ihrer Haut und wie seine Zunge sie berührte, als wolle er von ihr kosten. Dann fühlte sie auf einmal einen leichten Biss. Allerdings tat er nicht weg, es war als hätte jemand sie zum Spaß gebissen… und es fehlte jedeSpur von spitzen Eckzähnen.
„Zu viel Twilight gesehen, Kleines?“ sie spürte wie er vor Lachen vibrierte. „DU ARSCH!!!“ Hatte sie es doch gewusst. Aber warum hatte er dann mit dem Übernatürlichen Quatsch angefangen.
Er drehte sich ein wenig zur Seite und entfernte sich ein paar Schritte „versprichst du mir nicht auszuflippen, wenn ich dir das jetzt erzähle?“
„Nein!“ er grinste, als hätte er eine solche Antwort erwartet und fuhr trotz der Abfuhr fort zu reden. „Ich…nun ja… ich bin zwar kein Vampir…aber es gibt schließlich auch andere Fabelwesen, nicht?“ Lin sah ihn nur skeptisch an „Ach jetzt bist du ein Werwolf oder was! Hi Jacob!“
Er stöhnte auf „Verdammt du bist echt Twilight besessen… Ich bin weder Vampir noch Werwolf… ich bin ein Engel!“
Lins Augen wurden immer größer. Fassungslos starrte sie ihn an. Dann brach sie in lautes Gelächter aus „Ja klar…“ Noch immer lachend drehte sie sich um und öffnete die Tür. Beziehungsweise wollte sie öffnen, denn dummerweise war diese immer noch verschlossen.
„Also Marcus du bist ein sehr, sehr amüsanter Verrückter, aber könntest du mich jetzt bitte trotzdem hier rauslassen? Ich muss meine Sachen zusammenpacken und mir einen neuen Job suchen, falls du es noch nicht bemerkt hast – mein alter Chef ist ein Arschloch und hat mich heute gefeuert!“
Marcus seufzte nur und begann sich das Hemd aufzuknöpfen. „Whoa!!! Halt! Stop! Ich dachte du wolltest mir nichts tun!!“ jetzt bekam Lin es doch mit der Angst zu tun und wünschte sich sie wäre nicht so vorlaut gewesen.
„Ich tu dir schon nichts!“ ungerührt zog er sich das Hemd aus, dann erstrahlte er auf einmal in hellem Glanz.
Sobald Lin ihn wieder ansehen konnte ohne geblendet zu werden weiteten sich ihre Augen. Verdammt wo kamen die Flügel auf einmal her. Majestätische tiefschwarze Schwingen waren anscheinend seinem Rücken entsprießt.
„Denkst du nicht du bist ein bisschen alt für solche Verkleidungsspiele? Oder trägst du die komischen Flügel weil du auf so etwas stehst?“ Lin grinste anzüglich, aber dennoch wackelte ihre Stimme ein wenig.
Marcus kam auf sie zu und drehte sich dann mit dem Rücken zu ihr „Sieh sie dir an und dann sag mir noch einmal, dass das falsche Flügel sind!“ Unsicher fuhr Lin mit den Händen über die Schwingen und über Marcus Rücken. Es herrschte kein Zweifel. Die Dinger waren echt!
„Verdammte Scheiße“ ein leiser Fluch entglitt ihren Lippen und sie machte einen Schritt weg von ihm „Es stimmt also… aber, aber warum bin ich hier, warum hast du mich ‚gekauft‘?“
Er lächelte sie nur beruhigend an „Keine Sorge… ich tu dir schon nichts!“ nach einem kurzen Leuchten verschwanden seine Flügel nieder und er griff nach seinem Hemd. Schade irgendwie, sein Oberkörper war wirklich nicht zu verachten. Er grinste als hätte er ihre Gedanken gelesen. Verdammt konnte man ihr wirklich so leicht ansehen was sie dachte?
„Also Lin… um dir zu erklären warum du hier bist muss ich etwas weiter ausholen… du kannst dich gerne setzten…“ Mit zittrigen Knien lies Lin sich auf den Boden sinken und verschränkte die Beine im Schneidersitz. „Also… Vor vielen, vielen Jahrhunderten hat es einen Krieg gegeben. Einen Krieg schrecklicher als du dir es vorstellen kannst. Dieser Krieg war schlimmer als alles jemals dagewesene und auch als alles was danach noch kommen sollte… Es war der Krieg zwischen Licht und Dunkel. Heute würden viele sagen zwischen Gut und Böse, doch das stimmt nicht. Es gibt auf beiden Seiten gute und böse Wesen… du könntest es vermutlich mit einem Krieg zwischen zwei Völkern hier auf der Erde vergleichen. Auch bei einem solchen Krieg gibt es ehrenwerte und weniger ehrenwerte Menschen auf beiden Seiten…aber egal! Der Krieg forderte hohe Verluste auf beiden Seiten und wenn es so weitergegangen wäre, so hätte die mystische Rasse nicht überlebt. Das wussten auch die Könige der Völker und deshalb schlossen sie ein Bündnis. Sie einigten sich auf Frieden umso beide Völker zu retten. Sie statteten einen Menschen mit so großen Fähigkeiten aus, das es jenem gelang diesen Frieden herbeizuführen. Beschützt wurde der Mensch von zwei Wesen. Eines der dunklen und eines der hellen Seite.“
Marcus atmete tief durch und lies sich nun gegenüber von ihr zu Boden sinken „Dieser Mensch damals war ein junger Mann. Es ist leider nicht überliefert wie er es geschafft hatte Frieden zu bringen, wir wissen nur dass er es geschafft hat. Als Belohnung dafür hat er nicht nur die starken Fähigkeiten erhalten, er bekam auch ein unendliches Leben geschenkt – wie es auch die mystischen Wesen haben.“
Jetzt seufzte Marcus und sah sie nachdenklich an „Doch dieser Mensch erwies sich nicht als würdig, er hatte zwar den Frieden gebracht, aber Jahre später geriet er so in Zorn das er seine beiden Beschützer tötete. Die Könige hatten ihn mit so großer Macht ausgestattet, das sie ihn nicht umbringen konnten. Aber sie konnten ihm das unsterbliche Leben nehmen. Und so geschah es das er Jahre darauf eines natürlichen Todes verstarb. Doch er hinterließ ein Vermächtnis.“
Lin hing gebannt an seinen Lippen. Das war wirklich besser als jeder Fernsehkrimi. „Was hat er hinterlassen???“ fragte sie Marcus drängend was ihn zu einem kleinen Lächeln ermutigte.
„Eine Tochter… Er hat ein Kind hinterlassen. Und dieses Kind hat seine Blutlinie fortgeführt. Die Könige hätten dem ein Ende setzten können, aber sie wollten es nicht. Die Kinder und Kindeskinder des Mannes waren nicht so stark wie er, doch sie verfügten immer noch über beträchtliche Macht. Und sollte es wieder zu einem Krieg kommen, so wollten sie diese Kindeskinder zu ihrer Berufung heranziehen und durch sie wieder Frieden herstellen.“
Lin wand sich unter Marcus eindringlichem Blick „Ja aber was bitte hat das alles mit mir zu tun?“
„Verstehst du es denn nicht?“ er seufzte gequält auf „Du bist dieses Kind. Du bist Elina… die ‚Strahlende‘ die ‚Leuchtende‘, du Lin bist die letzte Nachkommin des ersten Friedensbringers. Und deine Aufgabe ist es den drohenden Krieg abzuwehren und so die mystische Welt zu retten

Atemlos sah sie ihn an „Du lügst! Du bist ja verrückt!!!“ Er musste das alles erfunden haben! „Ich bewundere deine Fantasie. Ganz ehrlich, du bist echt kreativ!!! Und jetzt lass mich gehen!“ Den letzten Satz schrie sie hinaus. Er sah sie traurig an „Ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest. Aber wenn du jetzt gehst bist du in großer Gefahr. Jetzt wo du weist was du bist, wissen es auch viele andere. Und diese werden versuchen dich umzubringen! Überleg dir also gut ob du jetzt gehst!“
„Mach die Tür auf!“ ihre Stimme war nervös und sie zog überrascht Luft ein, als er ihrer Bitte wirklich nachkam.
Mit dem Blick immer vorsichtig auf ihn gerichtet ging sie nach unten. Kaum aus dem Haus draußen begann sie zu rennen. Sie rannte und rannte und rannte bis sie schließlich erschöpft nach Luft ringen musste. Verdammt sie hatte nicht daran gedacht, dass der Weg zu Pension zurück so lange war. Und jetzt stand sie hier mitten in der Nacht im Wald. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und ging weiter. Sie würde den Teufel tun und hier wie auf dem Silbertablett stehen bleiben.
Nach gut drei Stunden kam sie endlich in der Pension an. Sobald sie im Zimmer war sperrte sie die Tür zu und lies sich aufs Bett fallen.
Verzweifelt vergrub sie den Kopf in ihren Händen. Verdammt in was war sie hier nur hineingeraten. Engel, Flügel und sie als die Retterin der Welt. Nur ein echt krankes Hirn konnte sich das ausdenken. So heiß der Kerl auch war, er gehörte eindeutig in eine geschlossene Anstalt.
Irgendwie beflügelte sie dieser Gedanke. Also er war zwar verrückt, aber alles war noch immer logisch erklärbar. Die Flügel die sie mit eigenen Augen gesehen hatte und die sie unter ihren Fingern gespürt hatte verbannte sie erstmals aus ihren Gedanken. „Einbildung“ redete sie sich ein und warf alle ihre schon ausgepackten Klamotten in die Reisetasche. Bloß weg von hier. Bloß weg von diesem Dorf voller Verrückten. Bevor sie noch selbst verrückt wurde!

Verrückt - oder doch nicht?


Nachdem sie ihre Tasche gepackt hatte, sah sie sich erstmals ratlos um. Verdammt in der Hitze des Gefechts hatte sie nicht richtig nachgedacht. Sie hatte zwar ihre Koffer gepackt, aber keine Ahnung wie sie aus diesem Kaff hier wegkommen sollte. Der nächste Bus ging ihres Wissens nach erst wieder am nächsten Morgen.
Mit einem schnellen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass es erst zwei Uhr früh war. Viel zu lange musste sie noch auf ihre Fluchtmöglichkeit warten. Doch es sah nicht so aus als hätte sie eine Wahl. Also ließ sie sich seufzend auf ihr Bett sinken. Nervös trommelten ihre Finger auf dem Nachttisch. Verdammt noch mal sie hatte Angst. Wie sollte sie nur die nächsten Stunden überstehen. Oder auch nur die nächsten Minuten. Stöhnend ließ sie sich zurückfallen und starrte auf die Decke. Verrückt war das einzige Wort das ihr einfiel um die Situation zu beschreiben.
Doch da sie sowieso nichts tun konnte und sie bis zum nächsten Morgen warten musste überließ sie sich schließlich der körperlichen und geistigen Erschöpfung und schlief ein.
Nicht einmal ganz zwei Stunden später wurde sie von einem leisen Geräusch geweckt. Erschrocken fuhr sie auf und schalte sich innerlich für ihre Ängstlichkeit. Dank diesem verrückten Abend war sie schreckhaft wie ein kleines Kind. Das musste sie sich schleunigst wieder abgewöhnen. Doch anscheinend war ihre Schreckhaftigkeit dieses Mal berechtigt. Ihr Fenster stand sperrangelweit offen und ein dunkler Umriss zeichnete sich davor ab.
„Du bist das also“ murmelte eine düstere und unheimliche Stimme und die Gestalt kam näher zu ihrem Bett. Ängstlich krabbelte Lin immer weiter zurück bis sie gegen die kalte Mauer stieß und nicht weiter konnte „Du bist also diejenige die uns vernichten möchte“ Die Gestalt sank auf ihrem Bett nieder und streckte die Hand nach ihr aus. „Du bist niedlich!“ Sanft strich ihr ebenjene Hand über die Wange „Zu Schade, dass ich dich trotzdem töten muss!“ Die Hand glitt zu ihrem Hals und drückte zu.
Lin versuchte sich zu wehren und ihn von sich weg zu drücken doch der Fremde war einfach zu stark für sie. Ihr Schrei war krächzend und viel zu leise als das ihn jemand hören könnte und sie spürte voller Verzweiflung wie die Kraft aus ihren Gliedern wich.
In diesem Moment wurde ihr klar das Marcus vermutlich nicht verrückt war, sondern ihr wirklich nur helfen wollte. Hätte sie doch mal auf ihn gehört. „Scheiße!“ dachte sie nur und versuchte mit ihrem Knie nach ihrem Angreifer zu treten. Doch sie verfehlte und ihr Blickfeld wurde von einer beängstigenden Schwärze beengt. Verdammt sie durfte jetzt nicht bewusstlos werden. Sie musste einen Weg finden sich zu befreien. Sie war achtzehn Jahre alt – viel zu jung für den Tod.
Da spürte sie auf einmal wie der Angreifer von ihr weggerissen wurde. „Du verdammtes Arschloch wagst es sie anzugreifen!!!“ die Stimme ihres Retters war so sanft und rau, dass es ihre einen Schauder über den Rücken jagte – aber nicht minder gefährlich als die ihres Angreifers.
Sie hörte nur noch ein leises Knacken, als wäre ein Knochen – oder ein Genick gebrochen worden – dann beugte sich ihr Retter über sie.
Sie sah in ein überirdisch schönes Gesicht und unglaublich dunkle Augen. „Danke“ hauchte sich noch, dann sank sich endgültig die Schwärze der Ohnmacht über sie.

Sie spürte weiche Laken unter sich und war mit einer kuschelig warmen Decke zugedeckt. Unsicher blinzelte sie und schlug die Augen schließlich ganz auf. Ihr erster Gedanke war, dass sie nicht in ihrer Wohnung lag, ihr zweiter dass es auch nicht die Pension war in der sie noch am Vortag eingecheckt hatte.
Dann fiel ihr ein, was am Vortag alles passiert war, und vor allem was Marcus ihr erzählt hatte. Stöhnend ließ sie sich wieder ins Bett zurück sinken. Nachdem dieser Typ sie in der vergangenen Nacht hatte umbringen wollen konnte sie sich leider nicht mehr einreden, dass sie einfach nur verrückt war.
Doch jetzt musste sie sich die Frage stellen, was denn jetzt besser war. Verrückt zu sein oder die angebliche Retterin der mystischen Welt.
Ein leises Knarzen riss sie aus ihren Gedanken und sie zog sich die Decke bis zum Kinn hoch. „Na auch schon munter Kleine?“ Marcus betrachtete mit hochgezogener Augenbraue die Decke die sie so krampfhaft festhielt „Und ich dachte wir hätten gestern schon geklärt, dass ich dich nicht vergewaltigen werde!“
Lin wurde rot „ähmm… danke… das du mir gestern das Leben gerettet hast“ murmelte sie wiederwillig. „Kein Problem Schätzchen!“ er grinste und lies sich neben ihr auf dem Bett nieder. Als sie ängstlich ein Stück von ihm wegrückte lachte er wieder. Es schien ihm zu gefallen ihr Angst einzujagen und dafür zu sorgen, dass sie sich unwohl fühlte. Arroganter Mistkerl.
Dann fiel ihr noch etwas anderes ein „Kann ich dich etwas fragen?“ „Sicher Schätzchen“
„Erstmals… Lass das mit Schätzchen und Kleine!!!“ Lin schien ihren Mut wiedergefunden zu haben, denn sie funkelte ihn wütend an „Und zweitens… wer bist DU eigentlich? Ich meine, warum erzählst mir gerade du für was ich angeblich bestimmt bin.. wo es doch sicher viel nettere Engel als dich gibt, ich meine unfreundlicher ist ja schwer möglich!“ noch immer sah sie ihn böse an.
Er grinste und starrte dann nachdenklich aus dem Fenster „Ich bin kein Engel, oder zumindest kein ganzer… Ich bin zum Teil Engel und zum Teil Dämon… Und ich bin dazu bestimmt dich zu beschützen. Ebenso wie dein Urahn hast du einen Beschützer – und der bin ich.“
Lin sah ihn mit offenen Mund an: „Das heißt du bist quasi dazu verpflichtet mir das Leben zu retten???“
„Ja… und glaub mir Kleine, ich habe schon sehr lange auf dich gewartet und nach dir gesucht!“
„Wow jetzt komme ich mir ja richtig begehrt vor!“ kommentierte sie sarkastisch.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie Recht du damit eigentlich hast.“
Er erhob sich wieder vom Bett und musterte sie „Ich vermute mal du würdest gern duschen und dann was Essen?“ Sie nickte „Aber hast du vielleicht was zum umziehen da?“
„Liegt schon im Bad. Ich warte dann unten mit dem Essen auf dich!“ mit den Worten verließ er das Zimmer.
Lin seufze und machte sich auf den Weg zur anderen Tür. Das Bad war riesig, sehr modern und nobel eingerichtet. Aber das überraschte sie bei diesem Haus irgendwie nicht mehr.
Schnell zog sie sich aus und hüpfte unter die Dusche. Das warme Wasser entspannte sie und sie gab sich der Illusion hin, noch die gleiche Lin wie vor ein paar Tagen zu sein. Doch irgendwann musste sie sich wohl oder übel der Wahrheit stellen, also drehte sie das Wasser ab und rubbelte sich mit einem der flauschig weichen Handtücher trocken.
Nachdem sie in die weite Jogginghose und das Männer-T-Shirt das er ihr hingelegt hat geschlüpft war, machte sie sich auf den Weg nach unten.
Immer ihre Nase folgend gelangte sie schließlich in die Küche und schnupperte genussvoll. Marcus drehte sich zu ihr um und fing an zu grinsen: „Nettes Outfit Süße!“
Einen bösen Blick konnte sie sich nicht verkneifen, sonst aber ignorierte sie ihn, setzte sich an den Tisch und fing an zu Essen. Nachdem sie die Hälfte des Tellers gelehrt hatte, sah sie ihn erstmals wieder an „Sag mal du bist ja angeblich mein Beschützer… warum bist du dann nicht netter zu mir???“
Sein mittlerweile schon vertrautes Grinsen zierte mal wieder sein Gesicht. „Glaub mir Püppchen, ich BIN nett!!! Du willst mich nicht anders erleben!!!“
„Kannst du die blödsinnigen Spitznamen jetzt bitte mal lassen!!!! Ich hab auch nen Namen!“
Marcus zuckte nur mit den Schultern „Das wäre aber lange nicht so witzig Schätzchen!“
Lin warf ihm noch einen letzten wütenden Blick zu, dann beschäftigte sie sich wieder mit dem Essen auf ihrem Teller.
Nachdem sie fertig war stand sie auf und sah sich unschlüssig um „Sag Hasibutzi… wo ist denn der Geschirrspüler?“ Mit Schadenfreude sah sie wie Marcus sich an seinem Essen verschluckte. Jaja wie du mir so ich dir „Ähm rechts neben dem Abwaschbecken.“ Summend räumte Lin den schmutzigen Teller eg und wollte dann wieder nach oben gehen.“
„Hey Kleine warte!“ sie sah Marcus mit hochgezogenen Brauen an „Ja bitte, was ist denn???“ „Ähmmm....ich hab dir ja gesagt, dass ich dein Beschützer bin und so…“ er kratzte sich nervös am Hinterkopf „Aber…aber um dich richtig beschützen zu können, müssen wir vorher noch einen Bund schließen…“

Lin sah ihn skeptisch an „Du redest jetzt hoffentlich nicht vom heiraten… so heiß bist du nicht!“
Er grinste „nicht?“ Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß und schluckte „Nein!“ log sie schließlich und hoffte, dass ihr Gesicht sie nicht verriet.
Er lächelte „nein, nein keine Angst…ich kann mir auch was schöneres vorstellen als dich zur Frau zu haben!“ Wieder ging er auf die Treppen zu „und jetzt komm mit!!!“
„Was sollte das jetzt heißen!!! Eine Menge Typen würden wer weiß was darum geben mit mir verheiratet zu sein!!!“ Beleidigt stapfte sie ihm hinterher.
„Die kennen dich ja auch nicht!“ grinste er und öffnete ihr ein weiteres Mal die Tür zum Dachboden. Dort deutete er ihr sich in der Mitte niederzulassen und schritt selbst zu einer der Truhen.
Wenig später war er bei ihr.
Er zündete eine der Kerzen an und stellte sie zwischen die Beiden. Dann nahm er ein goldenes Stoffband und wickelte es leicht erst um ihre Dann um seine Hans. Lin betrachtete es neugierig. Es war in der gesamten Länge mit fremdartigen Zeichen bestickt „Was steht da?“ „Keine Ahnung, es sind einige Zauber in das Band eingewebt.
Angst kroch Lins Rücken hinauf „Warum genau muss ich das noch mal machen???“ „Weil du sonst umgebracht wirst!“ „Ah ja, richtig!“
„Keine Angst“ sanft strich er mit dem Daumen über die Hand welche sowieso schon mit ihm verbunden war „Es ist gleich vorbei!“ Dann schnitt er ihr mit einem alten Dolch einen winzigen Schnitt in die Handflüche.
„SPINNST DU!!!!!“ Sie versuchte die Hand wegzuziehen doch er hielt sie fest „Halt still verdammt noch mal!“ Blitzschnell hatte er sich auch in die eigene Hand geschnitten und presste sie sogleich auf ihre „Hey du Spinner… glaubst du ich will unbedingt AIDS kriegen?!“ Da floss ein Tropfen ihres vermischten Blutes in die Kerze und das Licht schien zu explodieren.

Verbunden



Das Licht der Kerze explodierte, doch anstatt sie auseinanderzureißen schien es sie enger aneinander zu pressen. Das Band um ihre Hände leuchtete ebenso hell wie das Licht der Kerze und ein leichter Wind umspielte die beiden. Auf einmal fühlte Lin einen Strom von Gefühlen und Bildern. Sie sah sich selbst durch die Augen eines anderen, fühlte Schmerz, Trauer, Zerissenheit, Erleichterung und Hoffnung zur selben Zeit. Sie sah die Erinnerungen von unzähligen Jahrzehnten und doch flogen die Bilder viel zu schnell an ihr vorbei, als dass sie eines wirklich fassen hätte können.
Dann riss der Zauber plötzlich ab und sie saß wieder auf dem alten Dachboden, Marcus ihr gegenüber. Er sah zum Glück ähnlich verwirrt aus wie sie. Die Kerze brannte noch immer und sie lehnte sich nach vorne um sie auszublasen. Schließlich wollte sie nicht, dass das gesamte Haus abbrannte. Dafür war es wirklich zu schön. Dann wurde ihr – schon wieder – schwarz vor Augen.
Er konnte sie gerade noch auffangen bevor sie mit voller Wucht auf den Holzboden geknallt wäre. Mühelos nahm er sie auf die Arme und trug sie die Stiegen hinunter. Verdammt was war das eben gewesen. Er hatte nur gewusst, dass der Bund ihm helfen sollte sie zu beschützen. Nicht das er auf einmal ihr ganzes Leben vor sich sehen – und vor allem ihre Gefühle spüren konnte. Und ihrem überraschten Blick nach zu urteilen war es ihr nicht anders ergangen. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht gewusst hatte was sie damit anfangen sollte. Sein Leben ging sie nun mal überhaupt nichts an.
Nachdenklich sah er auf die zarte Gestalt in seinen Armen. Dieses kleine, zerbrechliche Wesen sollte die Retterin der mystischen Welt sein?! Wie sollte sie das fertigbringen, wenn sie schon jetzt bei jeder Gelegenheit in Ohnmacht fiel. Er musste sie wirklich härter machen. Sonst käme er mit dem Beschützen bald gar nicht mehr zurecht. ¬
Er betrachtete sie genauer. Sein ganzes (sehr, sehr langes) Leben hatte er Hass und Abneigung gegen sie verspürt. Auch dann als sie selbst noch nicht mal auf der Welt war. Sie war der Grund warum er geboren worden war, der Grund für seine Existenz. Es war als hätte er ohne sie kein Recht zu leben. Und genau genommen war es ja auch so. Er war darauf vorbereitet gewesen den Retter der Welt zu beschützen. Aber er hatte immer damit gerechnet, dass es ein Junge sein würde. Ein starker, junger Mann dem er zur Seite stehen würde – den er zwar nicht mögen, aber beschützen würde. Bis sein Schicksal erfüllt war und er – soweit er dann noch am Leben war – endlich frei sein würde.
Stattdessen hatte das Schicksal ihm dieses zerbrechliche Wesen geschickt. Er lächelte, es machte Spaß sie zu necken und den Zorn in ihren Augen zu sehen wenn er sie „Schätzchen“ oder „Kleine“ nannte.
Ohne es zu wollen begann er sie etwas gern zu haben. Oder zumindest verschwand ein wenig seiner Abneigung gegen sie.
Sein Blick legte sich auf ihre – jetzt geschlossenen – Augen. Tiefgrün waren sie und sie faszinierten ihn mehr als sie sollten. Leicht strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. Als hätte sie es gespürt runzelte sie leicht die Stirn und kuschelte sich dann enger an seine Brust. In dem Moment schwor er sich, dass er sie beschützen würde – mit seinem Leben. Säuerlich verzog er die Lippen als er diesen Gedanken realisierte. Es war ja von Anfang an so gewesen – er hätte nie eine Wahl gehabt. Aber außer sie zu beschützen würde er sie auch härter machen müssen. Und dafür durfte sie ihn nicht mögen. Sie durfte nicht zu viel fühlen sondern musste kalt werden. Ansonsten würde dieser Gottverdammte Mythenkrieg sie zerbrechen und vernichten. Und dann gäbe es ganz sicher keinen Frieden. Also würde er sie härten – und das bedeute außerdem, dass er nicht nett zu ihr sein durfte. Schließlich wollte er sie ja nicht verweichlichen lassen.
Er legte sie in ihr Bett und wollte dann wieder aus ihrem Zimmer verschwinden, doch ihre Hände krallten sich in sein T-Shirt und hielten ihn fest. Seufzend versuchte er sie zu lösen, brachte es aber schlussendlich nicht übers Herz. Vorsichtig legte er sich zu ihr ins Bett. Als hätte sie nur darauf gewartet kuschelte sich wieder an ihn und schlang die Arme um seine Brust „Aber ich bin nicht so heiß wie?“ murmelte er grinsend und zog die Decke über sie beide. Er hatte morgen noch genug Zeit um unfreundlich zu werden. Mit diesem Gedanken knipste er das Licht zu und schloss die Augen.
Eine halbe Stunde später schlug er sie entnervt wieder auf. Er konnte einfach nicht einschlafen – und das lag allein an Lin. Diese schlief unruhig und wälzte sich in seinen Armen umher. – Was ihn nicht weiter gestört hätte wenn sie dabei nicht erstens lauthals stöhnen würde und er nicht ihren zarten Körper und jede ihrer Kurven an sich gepresst spüren würde. „Verdammt Kleine… wenn du so weitermachst überleg ich mir das mit den vergewaltigen noch mal!“
Er versuchte sie von sich zu schieben doch sie presste sich nur noch enger an ihn. Seufzend stellte er sich auf eine sehr lange Nacht ein.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte spürte sie zwei kräftige Arme um sich und hörte einen gleichmäßigen Herzschlag unter ihrem Ohr. Verwirrt schlug sie die Augen auf und sah auf Marcus schlafendes Gesicht. „oh…“ murmelte sie leise und sah dann schnell an sich hinunter. Sie hatte noch all ihre Klamotten an – zum Glück. Oder eher Pech. Sie schalt sich sofort bei dem Gedanken. Verdammt er war aber auch heiß. Dank dem hochgerutschten T-Shirt konnte sie einen perfekten Six-Pack unter der gebräunten Haut erkennen und sie streichelte Probeweise mit der Hand darüber. „Hmmmm…“ Vorsichtig glitt ihre Hand unter das Shirt und über seine Brust. Verdammt was tat sie hier überhaupt?! „Nicht aufhören Schätzchen, das fühlt sich toll an!“ hörte sie da ein noch immer verschlafen klingendes Murmeln und sie erstarrte. Im nächsten Moment lag sie auch schon auf dem Rücken und Marcus über ihr. Mit noch immer geschlossenen Augen begann er ihren Hals zu liebkosen während er den Spies umdrehte und seine Hand jetzt unter ihr T-Shirt fuhr. Sanft strich er über ihre Brust und sie unterdrückte ein Stöhnen während ihr Körper sich ihm entgegenreckte.
Seine Lippen glitten jetzt höher, doch bevor er ihren Mund erreichte öffnete er die Augen – und erstarrte. Als hätte er sich verbrannt ließ er sie los und sprang vom Bett „Wenn du duschen warst komm runter frühstücken… Nachher geht’s dann ab zum Training!“ „Training??“ schrie sie hinterher, doch sie bekam keine Antwort. Nachdenklich ging sie ins Bad und zog sich aus. Was verdammt noch mal war das gewesen. Sie glaubte immer noch Marcus Hände auf sich zu spüren. Und ihm schien es doch auch gefallen zu haben. Also warum auf einmal dieser plötzliche Rückzieher? Und wie er sie angesehen hatte – richtig erschrocken und geschockt.
Wieder zog sie sich seine viel zu großen Klamotten an und machte sich dann auf den Weg in die Küche. „Du hast zehn Minuten, dann geht’s ab zum Morgensport! Wir gehen eine Runde laufen, dann bring ich dir etwas über die mystische Geschichte bei und am Nachmittag machen wir Kampftraining.“ Marcus Gesicht verriet keinerlei Emotion „Ach übrigens ich hoffe dir ist klar, dass du ab jetzt hier wohnen wirst. Ich kann dich schlecht beschützen wenn ich dich aus den Augen verliere. Und bis du deine Aufgabe erfüllen musst solltest du heil bleiben und außerdem ein bisschen was an Muskeln zulegen.“ Er sah sie abschätzend an und beschäftigte sich dann wieder mit dem Frühstück.
Sie biss sich auf die Lippen. Seine plötzliche Abfuhr hatte sie – und ihren Stolz – mehr verletzt als sie zugeben wollte. „Ich muss dich was fragen!“ Er antwortete wieder nicht sondern sah sie nur abwartend an. Langsam stand sie auf und zog sich das T-Shirt hoch „Was ist das?“ mit der Hand fuhr sie über das goldene Tattoo aus verschlungenen Ranken und Zeichen, dass sie vorhin in der Dusche entdeckt hatte. Es zog sich von ihrem Oberschenkel über die Hüfte bis hin zu ihrer Brust. Marcus zeigte sie jetzt nur einen kleinen Ausschnitt davon. Nach seiner Abfuhr hatte sie nicht vor hier in der Küche für ihn zu strippen.
„Oh das… keine Sorge ich hab das gleiche. Es ist das Zeichen für den Bund den wir geschlossen haben. So kann ich spüren wenn du in Gefahr bist!“
Lin nickte nur. „Ach und ich könnt Klamotten gebrauchen…“ fiel ihr dann noch ein „Ich kann ja schlecht nur in deinen umherrennen!“ „Wieso denn nicht?“ er grinste nur als sie ihn wütend ansah „Nächste Woche gehen wir einkaufen… und jetzt beweg dich deine zehn Minuten sind um“ Er warf ihr ein paar Laufschuhe hin und deutete auf die Tür.
Marcus erwies sich als echter Sklaventreiber. Erst scheuchte er sie durch den halben Wald bis ihr der Schweiß in Strömen hinunter floss. Dann quälte er sie noch drei Stunden mit der Geschichte der Mythenwesen. Was durchaus interessant gewesen wäre, hätte er sie nicht die ganze Zeit so gefühllos und kalt angesehen. Auch beim Mittagessen wechselte er kaum ein Wort mit ihr.
Am Nachmittag führte er sie in den Keller. In diesem befand sich ein voll ausgestatteter Trainingsraum. Aber wenn Lin sich gedacht hatte er würde jetzt gegen sie kämpfen, hatte sie sich getäuscht. Er brachte ihr fürs erste nur die Grundlagen wie die richtige Kampfstellung, Fallschule und ein paar Verteidigungsgriffe bei. Auch hier redete er nur das nötigste mit ihr.
Beim Abendessen reichte es Lin. Ja sie kannte ihn erst seit zwei oder drei Tagen, aber trotzdem fühlte sie sich mit ihm verbunden – nannte man wohl Schicksal – und sein Benehmen nervte sie.
„Sag mal hast du deine Zunge verschluckt oder bist du auf einmal schüchtern geworden oder was ist der Grund, dass du den Mund nicht aufkriegst?“ fragte sie ihn beim Abendessen genervt.
Er musste sich ein Grinsen verkneifen. Irgendwie hätte es ihn auch gewundert – und sogar ein wenig enttäuscht – wenn sie sich sein Benehmen einfach so gefallen lassen hätte. „Über was willst du denn reden?“ fragte er sie noch immer grinsend.
Lin zuckte mit den Schultern „Naja… was hast du zum Beispiel heute ihn meinem Bett gemacht?“ sie sah ihn grinsend und herausfordernd an. Er lachte nur leise auf „Dich beschützt?“
Lin grinste und schüttelte den Kopf. Na zumindest war er wieder der gleiche wie gestern. Er machte sich zwar die ganze Zeit über sie lustig, aber sie konnte wieder mit ihm lachen.
Gerade wollte sie ihm erklären was sie von seinem „Beschützen“ hielt – und dass nächste Woche eindeutig zu spät zum Einkaufen war, als es an der Tür klingelte. Er bedeutete ihr sitzen zu bleiben und stand auf um die Tür zu öffnen.
Neugierig wie sie war stand Lin natürlich auf und folgte ihm. Eine umwerfende Blondine stand vor der Tür und sprang Marcus um den Hals. In ihren knallpinken High Heels war sie zwar noch immer kleiner als Marcus, aber ein großes Stück größer als Lin. Ihr perfekt geschminkter Mund drückte sich auf Marcus und sie schmiegte sich so eng an ihn, dass kein Blatt Papier mehr dazwischen gepasst hätte.
Nachdem sie ihn ordentlich abgeknutscht hatte, löste sie sich von ihm und zog sich die kurze Jacke aus. Dann fiel ihr Blick auf Lin. Verärgert zog sie die Augenbraue hoch „Marcus…“ ihre Stimme klang drohend als sie ihn fragend ansah „Ähm…ja…. Vici… das ist Lin….meine …. Kusine…“ Lin saugte stark Luft ein. KUSINE?! „Lin.. das ist Vici meine Freundin!“
Vicis Blick glitt musternd an Lin auf und ab. Diese verfluchte die geborgten Klamotten und ihre vom Training verstrubbelten und verschwitzten Haare. „Marcus ich geh schon mal rauf… kommst du dann???“ sie warf ihm einen auffordernden Blick zu und ging mit klappernden Schuhen die Treppe hinauf. „Klar Schatz…“ er sah Lin entschuldigend an „Tut mir Leid… ich hatte vergessen, dass sie heute vorbei kommt…“ „Und vergessen zu erwähnen, dass du eine Freundin hast?“ Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Marcus suchte sichtlich nach Worten „Ach vergiss es… geh schon rauf zu ihr, ich räum dann das Geschirr weg… mein lieber Cousin!“

Er raufte sich die Haare. Verdammt so war das nicht geplant gewesen… Lin war nicht wirklich seine Freundin. Oder zumindest war das zwischen ihnen nichts Ernstes. Er hatte ein paar Mal mit ihr geschlafen, das wars aber auch schon. Aber vielleicht war es besser so wenn Lin das glaubte.
So bestand zumindest nicht die Gefahr, dass sie sich in ihn verliebte. Er grinste wieder. Außerdem war Vici nun wirklich nicht schlimm anzusehen und er hatte schon viel zu lange keinen Sex mehr gehabt.
Er war Lins Beschützer und er durfte sich ganz sicher nichts mit ihr anfangen – auch wenn sie noch so süß war und die vergangene Nacht die reinste Folter gewesen war. Alleine wenn er an heute Morgen dachte, wie sie sich ihm entgegengestreckt hatte… wie weich ihre Haut gewesen war.
Er unterdrückte ein Stöhnen. Vici war jetzt genau das was er brauchte um seinen kleinen Schützling aus dem Kopf zu kriegen.
Wütend stopfte sie die Teller in den Geschirrspüler. Warum wunderte es sie überhaupt, dass er eine Freundin hatte. So wie er aussah war das ja echt keine Überraschung. Vielleicht weil sie heute mit ihm in einem Bett aufgewacht war? Aber zumindest wusste sie jetzt warum nichts passiert war… und warum er sie so erschrocken angestarrt hatte. An jemanden wie Vici kam sie ja nun ganz sicher nicht ran. Sie seufzte und ging duschen. Als sie sich ins Bett fallen lies verdrehte sie die Augen. Aus dem Nebenraum war lautes Stöhnen zu hören.
Röte schoss ihr ins Gesicht. Verdammt das wollte sie nicht wirklich mit anhören. Stöhnend stopfte sie sich das Kissen an die Ohren – half leider auch nicht viel. Vicis lauten, erregten Schrei konnte sie trotzdem hören.
Am nächsten Morgen wachte sie mit dunklen Augenringen auf. Die ganze Nacht hatte sie Alpträume von Vici und Marcus im Bett gehabt. Was ja auch kein Wunder war, bei dem Lärm den die beiden veranstaltet hatten. Dementsprechend mies gelaunt machte sie sich auf dem Weg in die Küche.
„Du siehst echt Scheiße aus Schätzchen...“ kommentierte Marcus grinsend. Er stand – oh Wunder – alleine in der Küche und nippte an seinem Kaffee.
Lin knurrte ungehalten und sah auf „Du aber auch nicht besser…“ Was erstaunlicherweise stimmte. Für jemanden mit seinem gottähnlichen Aussehen sah er wirklich ziemlich fertig aus. „Lange Nacht gewesen…“ murmelte er spöttisch und rieb sich über die Augen. „Ich wills nicht wissen – ihr wart laut genug!“ knurrte Lin nur und schnappte ihm seinen Kaffee aus der Hand „Der is meiner – betrachts als Entschädigung für meinen entgangenen Schlaf! Wo ist deine Herzdame eigentlich?“ „Die ist schon gefahren… fliegt heut irgendwohin, wegen ihrem Modeljob“ er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Scheint dich sehr zu berühren.“
Er sah sie prüfend an: „Ist ja nicht für immer… und jetzt komm wir gehen laufen!“ „Gnaaaadeee… bitte nicht… ich schlaf im Sitzen ein!“
Marcus grinste nur und hielt ihr wieder ihre Laufschuhe hin. „Wie kommts eigentlich, dass du Frauenschuhe im Haus hast, aber keine Kleidung?“ „Hat irgendwer mal hier vergessen…“
Er war schon bei der Tür und bedeutete ihr zu folgen.
Die folgenden Tage verliefen immer nach demselben Muster. Sie gingen laufen, lernten Geschichte und generell über die mythische Welt und er trainierte sie im Kampf… wobei sie noch immer nicht richtig kämpften. Jedes Mal beim Abendessen hatte Lin Mühe die Augen offen zu halten und kaum berührte ihr Kopf das Kissen fiel sie auch schon in einen tiefen Schlaf.
Mit Marcus verstand sie sich – vor allem da Vici nicht da war – immer besser. Sie konnte ihm vertrauen wie sie noch nie einem Menschen zuvor vertraut hatte. Er war nicht mehr nur ihr Beschützer er war auch ihr bester Freund.

Männer und ihre Spielzeuge....



Am nächsten Montag hatte sie ihn endlich so weit, dass er mit ihr einkaufen fuhr. Sie hatte ehrlich genug davon ständig in Männerklamotten umherzulaufen. In die Pension und in ihre eigene Wohnung in der Stadt ließ er sie nicht – Er meinte es wäre zu gefährlich und nach der Nacht in der Gaststätte war sie geneigt ihm zu glauben.
Ein letztes Mal fuhr sie sich durch die Haare und seufzte, dann rannte sie hinunter. Zum Glück kannte sie hier in der Nähe niemand – ansonsten wäre sie sicher nicht in diesem Aufzug vor die Haustür gegangen. Die hochgestrickte Jogginghose und das weite T-Shirt ließen sie aussehen wie einen Penner.
Marcus begrüßte sie schon wieder mit seinem üblichen Grinsen. Sie schnitt ihm nur eine Grimasse „Was denn los Süße?“ fragte er und musterte sie von oben bis unten. „Komm jetzt fahren wir – ich will mich endlich wieder wie ein verdammtes Mädchen und nicht wie ein obdachloser Junkie fühlen!“
Er fing laut an zu lachen „Glaub mir Schätzchen – dafür gibt es noch weit bessere Methoden als einen Shoppingtrip.“ Er schnappte sich die Autoschlüssel und ging an ihr vorbei zur Garage.
Lin hielt die Luft an. Ein glänzend schwarzer, sehr schnittiger Porsche stand vor ihr. Bewundernd glitt ihr Blick über das elegante Modell „Darf ich fahren?“ sie sah Marcus mit ihrem besten Hundeblick an. „Biiiiittteeeee!!!“ „Vergiss es“ dieses Mal grinste er nicht sondern schob sich schnell auf den Fahrersitz „Und jetzt steig ein Schätzchen!“ “Männer und ihre Spielzeuge…” murrend nahm Lin auf den Beifahrersitz Platz und starrte neidisch auf das Lenkrad.
Wieder grinste Marcus zweideutig „Glaub mir.. Spielzeug ist was anderes – das Auto hingegen bedeutet uns wirklich etwas!“ Empört sah sie ihn an „Verdammtes Machoschwein!!“ „Sag jetzt nicht das überrascht dich wirklich!“
Er betätigte einen Knopf um das Garagentor zu öffnen und schon brausten sie davon. Das Auto war verdammt schnell – genau wie sie gedacht hatte und umso gemeiner fand sie es, dass sie nicht fahren durfte. Ein fieses Lächeln umspielte ihre Lippen – das musste sie bei der Rückfahrt wirklich ändern!
Als sie endlich in der nächsten größeren Stadt – und vor einem Einkaufszentrum angekommen waren sprang sie begeistert aus dem Auto und klatschte in die Händel. Dann fiel ihr noch ein wichtiges Detail ein „Du zahlst, richtig?“ „Richtig!“ bestätigte er grinsend und sie machte sich schon auf dem Weg in das erste Geschäft. Schnell hatte sie einige passende Jeans, T-Shirts und Pullis gefunden und stapelte diese auf Marcus Armen. Dann allerdings… ging es um heiklere Angelegenheiten.
„Ähm Marcus… magst du nicht in ne Kneipe gehen oder so??“ Er zog verwirrt die Augenbraue hoch „Warum stör ich dich?“ „Naja… ich brauch noch ein paar Sachen und würd die gern probieren.. und…“ Noch immer verwirrt sah er sie an. Sie seufzte. Manchmal war er wirklich nicht der hellste!
„Mensch… Marcus.. ich brauch noch Unterwäsche!!!!“
Seine Mundwinkel zogen sich hoch und er begann zu grinsen. „Na dann helf ich dir ja wohl mal besser!“ Sie wurde knallrot im Gesicht, doch er hatte sich schon auf den Weg in die passende Abteilung gemacht und seine Augen glitten mit Kennerblick über die Dessous.
In Windeseile hatte er einige Teile ausgewählt und schob sie nun mit einem Grinsen in Richtung Garderobe „Also.. ich dachte du wolltest die Sachen anprobieren Süße!“
Sie verengte die Augen zu gefährlichen Schlitzen. Na warte Rache war süß. Auf dem Weg in die Garderobe schnappte sie sich noch ein kurzes Kleid, dass ihr ins Auge fiel und lies dann den Vorhang hinter sich zufallen.
Skeptisch probierte sie das erste Unterwäscheset an und fluchte. Dieser Perversling hatte ihr doch mit Absicht die engsten und durchsichtigsten Stücke herausgesucht. Sie schnappte sich das Kleid, zog es sich über und nickte dann zufrieden.
Es war kürzer und enger als irgendein anderes Kleidungstück in ihrem Kasten, aber es erfüllte den Zweck perfekt. Es hob ihre Vorzüge heraus und sich dessen bewusst öffnete sie den Vorhang.
Zufrieden hörte sie wie Marcus scharf Luft einzog. Unschuldig sah sie ihn aus großen Augen an „Also Schatz was hältst du davon???“ Er räusperte sich hörbar „Hübsch…“ Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf „Danke mein Hasibutz… aber könntest du mir vielleicht den Reißverschluss hinten zumachen… ich komm da leider nicht so ganz ran!“ Sie ging wieder in die Kabine und hörte zufrieden wie er ihr folgte. Ein leises Rascheln bezeugte ihr das der Vorhang ebenfalls zugefallen war und sie alleine waren – oder so alleine wie man in einem öffentlichen Laden eben sein konnte.
Sie spürte wie Marcus warme Hände sich auf ihren Rücken legten um den das Kleid zu schließen.. und sie spürte wie er zögerte. „Eigentlich sollte kein Mann jemals gezwungen sein ein Kleid zu schließen… das ist einfach gegen jegliche Natur..“ murmelte er leise und zog den Reißverschluss ganz nach unten. Sanft liebkosten seine Hände ihren Rücken und seine Lippen fanden ihren Hals.
Stöhnend drehte sie sich um und schlang ihre Arme um seinen Hals. Als hätte er nur auf diese Reaktion gewartet hob er sie hoch und legte sich ihre Beine um seine Hüften. Seine Lippen knapperten sanft an ihrem Ohr und sie begann sanft mit den Händen seinen Rücken und seine Hüften zu streicheln. Bis sie gefunden hatte was sie suchte.
Sie verkniff sich ein leises Lächeln und genoss noch ein paar Sekunden lang seine Berührungen. Verdammt das fühlte sich echt gut an. Seine Lippen auf ihrer Haut, sein harter Körper an ihrem, sein Duft der sie umnebelte. Energisch schüttelte sie den Kopf und biss sich auf die Lippen um nicht laut aufzustöhnen. Dann machte sie sich schlaff und drückte ihn von sich.
„Danke fürs Kleid aufmachen… es war sowieso zu kurz… Sie schob ihn weg und stellte sich auf die Zehenspitze. Sanft küsste sie ihn auf die Wange „Jetzt sind wir quitt Kleiner.“ Sie konnte nur hoffen dass er nicht merkte wie ihre Stimme zitterte. Ihm zu wiederstehen war verdammt schwer gewesen.
Er sah sie einen Moment lang fassungslos an, dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht und er verließ die Kabine. Bildete sie es sich nur ein oder hatte sie ihn draußen wirklich Lachen gehört.
Sie schüttelte den Kopf und zog sich wieder um. Dann betrachtete sie strahlend den Schatz in ihrer Hand und steckte ihn sich in die Hosentasche. Schließlich ging sie wieder vor die Kabine und drückte Marcus den Rest der Klamotten die sie noch brauchte in die Hände.
Nach ihrem Shoppingtrip hatten sie unzählige Taschen gefüllt und nachdem sie auch noch Make-up und Schuhe gekauft hatten machten sie sich wieder auf dem Weg zum Auto.
Marcus griff nach seinem Schlüssel – und erstarrte „Verdammt, ich muss noch mal rein… ich glaub ich hab drinnen was verloren!“ murmelte er zu Lin und erstarrte als er ihr Grinsen sah. Dieser Blick bedeutete nichts Gutes, da war er sich sicher. „Suchst du das hier?“ Mit funkelnden Augen hielt sie den Autoschlüssel in die Höhe und eine Sekunde später saß sie auch schon hinter dem Steuer und hatte den Wagen gestartet. „Kommst du oder willst du lieber heimgehen oder fliegen oder was auch immer?“ Sie lächelte ihm von der Fahrerseite aus honigsüß an während er nur sauer guckte.

Nachdem er die Tüten im Kofferraum verstaut hatte, rutschte er auf den Beifahrersitz. Sein Blick bezeugte, dass sie die Aktion später noch bereuen würde. Aber das war ihr just in diesem Moment mehr als egal.
Kaum hatte er die Tür geschlossen brauste sie auch schon los. Fast noch schneller als sie gewesen waren, waren sie jetzt wieder daheim. Jauchzend sprang Lin aus dem Auto „Also DAS war mal eine Fahrt… dein Auto ist ja wohl das geilste überhaupt!!!“ sie strahlte Marcus an während dieser besorgt sein Auto musterte „Ja ist es… deshalb ist es ja auch MEIN Baby… und du solltest lieber froh sein, dass wir nicht alle tot sind!“ Sie zuckte nur mit den Schultern „Jetzt hab dich nicht so und hilf mir lieber die Taschen raufzubringen!“
Er tat was sie verlangt hatte – wenn auch nur unter Protest. Nachdem sie ihre neuen Klamotten eingeräumt hatte ließ sie sich aufs Bett fallen. Nachdem sie sich umgezogen hatte fühlte sie sich wieder richtig weiblich und sie tanzte geradezu die Stufen hinunter.
Da klopfte es an der Tür. Summend ging sie hin und öffnete „Hi…“ sie sah hoch um den Besucher zu begrüßen „hi… wer bist du?“ „Phillip… und du meine Schöne?“
Sie verzog das Gesicht „Lin… und darf man fragen was du hier machst?“ „Phillip…“ hörte sie da auf einmal Marcus Stimme hinter sich. Er hörte sich nicht allzu begeistert an „Was machst du denn hier?“
„Ich wollte dich besuchen… ist das denn nicht erlaubt? Ach ja und ne hübsche Freundin hast du dir da geangelt!“ Er musterte sie noch mal von oben bis unten und schenkte ihr dann ein geradezu atemberaubend schönes Lächeln. Sie konnte gar nicht anders als zurückzugrinsen. „Sie ist nicht meine Freundin! Willst du mit uns essen.“ „Gerne“ Lin bemerkte wie er aufmerksam zwischen ihr und Marcus hin und hersah und dann wieder zu grinsen anfing. Dann bot er ihr den Arm an, wie ein vollendeter Gentleman – und ganz anders als Marcus. Sie hackte sich unter und führte ihn ins Esszimmer.
„Also meine Schöne… wenn du nicht Marcus Freundin bist, was führt dich dann hierher?“
„Er hat mir das Leben gerettet!“ stellte sie nur schlicht fest und sah Marcus dann lächelnd an. Dieser hingegen erwiderte ihren Blick nur kalt und ging dann in die Küche.
Bei dem darauf folgenden Essen wich Phillips blick keine Sekunde von ihr. Und er hörte auch nicht auf zu flirten. Sie genoss seine Aufnmerksamkeit und er brachte sie den ganzen Abend lang immer wieder zum Lachen. Irgendwann legte er seine Hand unauffällig auf ihren Oberschenkel. Nachdem sie dem Wein schon überauß großzügig zugesprochen hatte ließ sie es zu. Phillip sah Marcus verdammt ähnlich. Er war beinahe genauso groß und überaus muskulös. Aber im Gegensatz zu Marcus hatte er strahlend blondes Haar und tiefblaue Augen. Ein echter Sunnyboy der aber vermutlich ebenfalls irgendein mystisches Wesen war.Zum Abschied küsste er sie auf die Wange „Gute Nacht meine Schöne… ich hoffe wir sehen und sehr bald wieder!“ Sie erwiderte sein Lächeln und winkte ihm Kurz zu. Dann drehte sie sich um und prallte prompt gegen etwas Hartes. „Oh hallo Marcus… was ist denn los!“ Sie sah zu ihm auf und erschrak. Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er am liebsten jemanden umgebracht hätte. Und da sie die einzige in seiner Nähe war, beunruhigte sie das ein wenig. „Bleibt Phillip denn gar nicht über Nacht bei dir?“ seine Stimme war gefährlich ruhig. Sie sah ihn nur verwirrt und aus großen Augen an. „Wovon redest…?“ In diesem Moment schnitt er ihr auch schon das Wort ab indem er ihr seinen Mund auf die Lippen presste. Sie riss erst überrascht die Augen auf, dann schlang sie seine Arme um ihn. Aufstöhnend presste er sich enger an sie und fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen. Gehorsam öffnete sie den Mund und umschlang seine Zunge auch schon ihre, liebkoste sie und spielte mit ihr.
Lin spürte wie ihre Knie weich wurden. Verdammt so einen Kuss hatte sie noch nie bekommen. Sie verstärkte ihren Klammergriff und seine Hände wanderten zu ihrem Hintern. Bestimmend hob er sie hoch und presste sie gegen die nächste Wand. Sie schlang die Beine um ihn um nicht abzurutschen und er ließ keine Sekunde von ihr ab. Im Gegenteil – seine Hand glitt unter ihr T-Shirt und begann sanft ihre Brust zu streicheln. Leicht strich er über ihre Brustwarze und diese richtete sich eifrig auf.
Lin stöhnte auf und streckte sich ihm entgegen. Sie spürte wie er zu grinsen begann und fluchte lautlos. Verdammt dieser Mistkerl genoss es zu sehen wie sie vor Verlangen zerfloss. Bestimmend fuhr sie jetzt mit den Händen unter sein T-Shirt und schob es hoch. Mit den Fingerspitzen streichelte sanft über die ausgeprägten Muskeln und merkte zufrieden wie er erschauderte. So kalt ließ sie ihn also dich nicht. Sie löste ihre Lippen von seinen und begann seinen Hals zu liebkosen bis sie mit der Zunge zu seinen Brustwarzen glitt. Zärtlich knabberte sie daran und er belohnte sie mit einem lauten Aufstöhnen.
Dann spürte sie wie sich seine Arme wieder um sie legten und er sie von der Wand weg und hochhob. Ihr Lippen fanden seine Ohrmuschel und sie biss ihn leicht. Da warf er sie auch schon auf ihr Bett. Wow wie war er so schnell hier raufgekommen. Aber eigentlich war es ihr auch egal. Er befreite sich endgültig von seinem T-Shirt und warf sich dann auf sie „Na warte du kleines Biest.“ Mit einer Hand hielt er ihre Hände gefangen während er mit der zweiten ihr T-Shirt hochschob und ihr den BH öffnete. Er lies ihre Hände genauso lange los wie er brauchte um ihr beides über den Kopf zu ziehen, dann wandte sich sein Mund ihren Brustwarzen zu. Seine Zunge umkreiste und neckte sie und fuhr dann zur zweiten um diese Liebkosung zu wiederholen. „Marcus“ sie stöhnte auf und streckte sich ihm unkontrolliert entgegen. Ihr Becken rieb an seinem und sie konnte seien Erregung fühlen. Sie war noch Jungfrau und im Moment könnte ihr nichts mehr egal sein. Wieder grinste er „Ja Lin.. was willst du denn?“ sie bemerkte wie ihr Körper vor Verlangen zitterte „Mach endlich weiter!“ „Nicht so ungeduldig meine Kleine… ich will das hier doch genießen!“ „Marcus…“ sie stöhnte auf und er verschloss ihren Mund erneute mit einem Kuss. Dabei jedoch wanderte seine Hand zu ihren Jeans und zwängten den Knopf aus dem Loch. Sanft schob er ihr die Jeans von den Hüften und seine Hand glitt unter ihr Höschen. Zärtlich begann er sie zu streicheln und erregte sie damit noch mehr.
Sie hätte vor Frust beinahe laut aufgeschrien und streckte ihm ihr Becken bestimmend entgegen. Er grinste nur und irrte sie sich oder machte er ab da noch langsamer?!
„MARCUS!!!“ ein Schrei aus der Halle lies sie beide erstarren. Im nächsten Moment hatte Lin ihn auch schon ihre Hände befreit und ihn von sich geschubst.

Verdammt was tat sie hier eigentlich. Er war ihr Beschützer und außerdem hatte er auch noch eine Freundin. Wahrscheinlich hatte er sich sowieso die ganze Zeit vorgestellt sie wäre Vici. „Marcus!!!“ erneut ertönte ein Schrei. Marcus fluchte und sprang aus dem Bett.
Lin brauchte eine Minute länger um sich zu fangen, dann zog sie sich ihr T-Shirt an und folgte ihm.
In der Eingangshalle bot sich ihr ein schreckliches Bild. Außer Marcus waren noch drei andere Menschen ihm Raum, eine Frau und zwei Männer. Wovon einer der Männer blutüberströmt am Boden lag und sich die anderen mit deutlicher Sorge im Gesicht über ihn beugten.
Was ist passiert?“ Marcus Stimme klang angespannt während er dem Verletzten das Hemd aufknöpfte um die Wunden zu untersuchen. „Wir wurden angegriffen… es waren nicht allzu viele und wir hätten sie leicht besiegen können. Aber der letzte der überlebt hat war irgendwie… stärker… Selim hat gegen ihn gekämpft und ja….du siehst ja was dabei herausgekommen ist. Als wir Selim dann geholfen haben ist dieser Typ geflüchtet.“ Die Stimme der Frau war leise und man konnte die Angst um den Verletzten deutlich heraushören.
Marcus nickte nur „Kannst du mir das Verbandszeug aus der Küche bringen?“ Die Frau stand auf – sichtlich erleichtert etwas tun zu können.
Wie im Trance trat Lin noch einen Schritt näher. Jetzt erst bemerkte Marcus sie „Lin geh nach oben… das hier ist nichts für dich Kleines.“ Im Gegensatz zu sonst war seine Stimme nicht sarkastisch und befehlend sondern voller Sorge. Trotzdem schüttelte sie den Kopf und ging zögernd neben ihm in die Knie.
Erschrocken betrachtete sie die tiefen Schnittwunden. Marcus presste ein T-Shirt darauf um die Blutung zu stoppen, dennoch quoll das Blut noch immer daraus hervor.
Wie von selbst glitt ihre Hand zu einer der Wunden. Ihr Beschützer wollte sie erst davon abhalten, dann jedoch bemerkte er denn goldenen Schimmer der von ihrer Handfläche ausging. Es sah aus als würde sich ihre Aura am Punkt an dieser Stelle manifestieren.
Lins Hände und der goldene Schimmer glitten über Selims Oberkörper und die Blutung hörte wie von Zauberhand auf. Die Wunden zogen sich daraufhin geradezu quälend langsam zusammen bis nur mehr dünne Linien zu sehen waren.
Verwirrt schlug Selim die Augen auf und blinzelte „Oh.. hey Marcus…“ „Selim…“ die Frau die vorhin gegangen war um Verbandszeug zu holen hatte die Heilung mit großen Augen von der Tür aus verfolgt und rannte jetzt auf ihn zu. Sie vergewisserte sich, dass es ihm wirklich gut ging, dann sahen alle drei Lin und Marcus scharf an.
„Also Marcus… du willst uns vielleicht vorstellen?“ begann jener, der bis jetzt noch kein Wort verloren hat in einer dehnenden Stimme. Marcus fuhr sich durch die Haare und sah immer noch zwischen Lin und Selims Oberkörper hin und her „Ja.. ähm… Leute das ist Lin.. Lin das sind Selim, Kate und Alex… die drei wohnen hier!“ „Oh okay… freut mich…“ unsicher lächelte Lin die drei an.
Kate sah sie aus knallblauen Augen, die jeden Frühlingshimmel vor Neid erblassen lassen würden, scharf an „Lin… die Leuchtende?“ Als Marcus nickte, musterte sie Lin noch mal von oben bis unten „Du hast sie also endlich gefunden… hat eh lange genug gedauert…“ sie wandte sich wieder an Lin „Danke das du Selim geholfen hast!“ „Kein Problem.. ich hab nur keine Ahnung wie ich das getan haben soll.“
Marcus lächelte und strich ihr beruhigend über den Rücken „Ich schätze mal du hast gerade eine deiner Fähigkeiten kennengelernt… genau zum richtigen Zeitpunkt würde ich mal sagen.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihre Knie noch weicher werden ließ, als sie ohnehin schon waren. Sie nickte nur schwach „Na gut Leute.. hat mich gefreut… aber ich denke ich werde jetzt mal wieder ins Bett gehen.“ Unsicher stand sie auf. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihre Knie gleich wieder nachgeben würden und sie wieder umfiel.
Lachend fing Marcus sieh auf und hob sie hoch „Ich vermute du bist von der Heilung noch ziemlich geschwächt, schließlich war es das erste mal, dass du Magie angewendet hast!“ Sanft drückte er sie an sich und trug sie die Treppen hoch.
„Ich kann alleine gehen!!!“ protestierte sie und wehrte sich. „Ja das hab ich gerade gesehen!“ erwiderte er – jetzt wieder in seinem üblichen spöttischen Tonfall und öffnete ihre Zimmertür. Vorsichtig legte er sie auf ihr Bett und nahm neben ihr Platz.
Sie zog die Decke bis an ihr Kinn hoch und kuschelte sich darunter. Dann fiel ihr Blick auf den Boden – oder besser gesagt auf sein T-Shirt, das noch immer auf dem Boden lag. Röte stieg ihr ins Gesicht als sie an das zuvor Geschehene und an den Kuss dachte (naja an den Kuss und was dann danach folgte).
„Wir werden jetzt nicht dort weitermachen wo wir aufgehört haben!“ warnte sie ihn scharf „Das war sowieso ein Riesenfehler.“
„Keine Angst… ich würde doch nicht über dich herfallen wenn du so schwach wärst, das würd ja auch überhaupt keinen Spaß machen“ sanft strich er ihr über die Wange „Aber warum es ein Fehler war, sehe ich nicht so ganz ein?“ Die Tatsache, dass er ihr Beschützer und sie sein Schützling war beschloss er einfach einmal zu vergessen.
„Ach nein?“ sie kniff die Lippen zusammen „und was ist mit…VICI?!“ sie spuckte ihm den Namen förmlich ins Gesicht.

Er begann zu lachen „Schätzchen… Vici ist nicht meine Freundin!“ „Das hat sich in der Nacht, in der sie da war aber ganz anders angehört!“ Wieder erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht „Bist du etwa eifersüchtig?!“
Sie sah ihn nur wütend an und drehte sich dann auf die andere Seite. Erneut lachte er auf, dann ging er durch die Tür und in sein eigenes Zimmer. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
Sie saß neben Selim und presste ihre Hände auf die Wunde „Nein!“ murmelte sie immer wieder und versuchte die Blutung zu stoppen. Doch immer mehr seines roten Lebenssaftes floss aus der grausamen Verletzung auf seiner Brust.
Sie versuchte ihre Magie heraufzubeschwören, ihn zu heilen, doch es funktionierte nicht. „Stirb nicht!“ murmelte sie leise. Es war verrückt, sie kannte diesen Mann kaum, aber sie wusste, dass er nicht sterben durfte. Dass sie nicht wollte, dass er starb. Sie presste die Hände fester auf die Wunde, doch ihre Heilkräfte wollten einfach nicht erscheinen.
Sie sah wie die letzte Kraft aus seinen Augen wich und schluchzte auf. Dann verschwamm sein Gesicht und verwandelte sich in Marcus. Und in diesem Moment machte sich reine Verzweiflung und Trauer in ihr breit „NEIN!!!!!!!!“ der Schrei ertönte aus den Tiefen ihrer Kehle.
„Lin…Lin…“ Flüsternde Worte zerrissen die Stille und sie schlug die Augen auf. Marcus sah sie panisch an und rüttelte sie „Marcus?“ Erleichterung machte sich in ihr breit und sie strich mit den Fingern über sein Gesicht „Du lebst!“
Er nickte und strich ihr beruhigend über den Arm „Keine Angst Lin… du hast nur schlecht geträumt! Der letzte Abend war viel für dich!“
Sie nickte und unterdrückte ein Schluchzen. Noch immer lagen ihre Hände auf seinem Gesicht und sie vergewisserte sich, dass es ihm auch wirklich gut ging.
„Ist wieder alles okay?“ fragte Marcus sie leise. Lin nickte und lies sich zurück in ihr Bett fallen „Es war nur ein Traum..“ versuchte sie sich selbst einzureden.
„Gut…dann versuch noch ein wenig zu schlafen…Gute Nacht Schätzchen!“ Er machte sich auf den Weg zur Tür.
„Marcus…“ Lins Stimme klang zaghaft und schüchtern – ganz anders als ihre gewohnt freche Art. Marcus drehte sich um und sah sie fragend an „Was gibt’s denn?“
„Kannst du…kannst du hier bleiben?“ sie traute sich nicht, ihm in die Augen zu schauen und wusste genau wie rot sie gerade wurde.
Er lachte leise auf und dann merkte sie wie er neben ihr ins Bett schlüpfte „Ich kann doch die bösen Träume nicht meinen Schützling belästigen lassen!“ Er legte einen Arm um sie und sie schmiegte sich erleichtert an ihn „Danke…“
Er antwortete nicht gleich sondern zog nur die Decke über sie beide „Was hast du eigentlich geträumt?“
Sie antwortete nicht gleich sondern starrte nur auf die Bettdecke. Sanft nahm er ihr Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen „Sag schon Schätzchen… du kannst mir doch vertrauen!“
„Ich… ich hab von dir geträumt…“ Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus und er beugte sich zu ihr vor „Ach sind dir meine Kussqualitäten also doch nicht aus dem Kopf gegangen?“
„Stimmt….deswegen wars ja auch ein Alptraum und ich bin schreiend aufgewacht!“
Er sah sie nur mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich ich habe geträumt, dass du stirbst…und ich… ich konnte dir nicht helfen“ Gab sie wiederwillig zu. „Und deshalb hast du so geschrien?“ fragte er sie und zog sie enger an sich.
„Natürlich, was denkst du denn?!?!“ Sie sah ihn überrascht an „Du bist mein bester Freund!!!“
Er wandte den Kopf ab und begann gedankenverloren kleine Kreise auf ihrem Arm zu zeichnen. Seine Berührung löste einen wohligen Schauer bei ihr aus, den sie zu unterdrücken versuchte.
„Lin… ich bin nicht dein Freund…“ seine Stimme klang gequält „Ich bin dein Beschützer… und wenn das bedeutet, dass ich sterben muss, damit du leben kannst dann soll es wohl so sein!“
Sie sah ihn entsetzt an „Nein…“ „Doch Lin… mein einziger Zweck ist es dich am Leben zu erhalten und dir zu helfen!“ jetzt sah er ihr wieder in die Augen „Hast du das verstanden?!“
Sie schüttelte nur den Kopf „NEIN! Und wenn du weiter so einen Blödsinn redest, spring ich aus dem Fenster und du hast gleich gar keinen Schützling mehr!!!“ Sie lehnte sich zu ihm vor und streichelte sein Gesicht „Ich mag dich Marcus… ich kann dir vertrauen – und dass liegt nicht daran dass du mein Beschützer bist!“ Sanft strich sie ihm eine Haarsträhne hinters Ohr „Oder glaubst du ich würde das hier tun nur weil du mein angeblicher Beschützer bist?“ Sie lehnte sich noch ein Stück vor und drückte ihre weichen Lippen auf seine.
Er erstarrte doch schon nach wenigen Sekunden zog er sie stöhnend an sich und begrub sie unter seinem starken Körper. Sanft liebkoste er ihr Gesicht und erwiderte ihren Kuss.
Sie drückte ihm ihren Körper entgegen und ihre Hände glitten unter sein T-Shirt. Doch da versteifte er sich wieder und rollte sich schwer atmend von ihr „Verdammt Lin.. du bringst mich noch um!“
„Wieso denn?“ sie sah ihn verletzt an. Jetzt küsste sie ihn schon mal von sich aus und da entzog er sich ihr „Findest du mich etwa nicht hübsch?“ Er stöhnte auf und zog sie an sich. Zärtlich bettete er ihren Kopf auf seine Brust „Lin… du bist wunderschön… aber das ändert nichts an dem was wir sind… also mach es mir bitte nicht so schwer!“ Sie nickte leicht und kuschelte sich enger an ihn „Es tut mir Leid…“ Er küsste kurz ihr Haar „Und mir erst…“ murmelte er so leise, dass sie ihn nicht verstehen konnte und dann lauter „Schlaf jetzt Schätzchen, das Training morgen wird zwar ausfallen, aber glaub mir…. Der Tag wird noch viel härter als sonst!!“ Sie nickte und viel schon Sekunden später in einen tiefen – dieses mal von Alpträumen freien – Schlaf.

Seufzend sah er auf das Mädchen in seinen Armen hinab. Die Retterin der Welt – dass er nicht lachte. Er hatte ja schon Angst um sie wenn sie einen Alptraum hatte.
Also falls sie nicht vorhatte die Angreifer in Grund und Boden zu schreien – oder sie zu verführen (Was ihr sicher auch nicht schwerfiel – ihm selbst zumindest fiel es schwer genug ihr zu wiederstehen) sah er schwarz. Sie war einfach viel zu weich und viel zu zerbrechlich für diese Welt.
Trotzdem musste er zugeben, dass sie sich besser schlug als er es erwartet hätte. Sie hatte beim Laufen kein einziges Mal gejammert und auch beim Kampftraining verbesserte sie sich stetig. Dennoch hatte er ihr bis jetzt nur selbstverteidigungsgriffe gezeigt. Er traute sich nicht gegen sie zu kämpfen – viel zu groß war die Angst er könnte sie verletzten und ihr wehtun.
Verdammt dieses Mädchen war nicht nur selbst viel zu weich – es verweichlichte auch ihn. Jahrelang hatte er sich auf seine Rolle als Beschützer vorbereitet, keinerlei Gefühle zugelassen – und dann kam sie und zerstörte das alles innerhalb von wenigen Tagen. Sie drehte sich im Schlaf und kuschelte sich noch enger an ihn. Lächelnd schloss er die Arme um sie. Sie war so süß, so unschuldig, und ihre Lippen schmeckten so goldig wie ihre Aura es war. Er runzelte die Stirn. Verdammt was war nur los mit ihm! Höchste Zeit für ihn mal wieder eine Frau zu haben. Gleich morgen früh würde er Vici anrufen – es würde Lin das Herz brechen. Aber besser sie hatte jetzt etwas Kummer als sie würde sterben. Und in Zukunft würde er sich verdammt noch mal nicht mehr so hinreißen lassen wie heute.
Aber erst hatte sie sich ihm in diesem sexy Outfit präsentiert und dann auch noch mit Phillip geflirtet –Ausgerechnet mit Phillip, da war bei ihm echt eine Sicherung durchgebrannt.
Er kniff die Lippen zusammen und schloss die Augen. Diesen Bastard musste er unbedingt von ihr fernhalten… Schließlich musste sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und nicht mit irgendwelchen mystischen Gestalten flirten! Zufrieden mit diesem Gedanken schlief schließlich auch er ein.

„Hmmm…“ sie wachte auf als ihr die Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen, öffnete die Augen jedoch nicht. Stattdessen schmiegte sie sich an den warmen Körper neben ihr. Halt. Stop. Warmer Körper? Neben ihr? Langsam kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. An Selim und die Anderen. An ihren Alptraum und an ihre Bitte an Marcus bei ihr zu bleiben. Oh. Das war wohl der Gipfel der Peinlichkeiten gewesen. Sie rückte ein Stück von ihm ab. Hmmm… sie würde einfach so tun als hätte es den vergangenen Tag nie gegeben. Und er würde hoffentlich mitspielen.

Langsam streckte sie sich und stieg aus dem Bett. Nachdem sie mitsamt Sportklamotten im Bad verschwunden war zog sie sich schnell um und band sich sie die roten Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen. Als sie wieder ins Zimmer kam, saß Marcus schon mit geöffneten Augen auf dem Bett und sah sie fragend an „Oh… Ähmm… ich gehe laufen.. kommst du mit?“ Er nickte „ wir treffen uns in fünf Minuten unten!“ und schon war er aus dem Zimmer verschwunden.
Gemütlich schlenderte Lin nach unten und schnappte sich einen Apfel aus der Obstschale. In der Küche traf sie auch die Frau vom vorigen Abend. Sie runzelte die Stirn. Wie hieß die noch mal. Ach ja Kate. „Guten Morgen… wie geht’s Selim?“
Kate sah sie aufmerksam an „Gut… dank dir. Er ist nur sehr erschöpft und schläft noch. Ich hab mich entschieden ihn nicht aufzuwecken…“ Lin lächelte und nickte. Während sie von ihrem Apfel anbiss betrachtete sie Kate unauffällig.
Sie war ziemlich groß für eine Frau – sicher an die eins achtzig- und hatte wilde schwarze Locken die ihr knapp bis zu den Schultern gingen. Ihre Augen waren beinahe ebenso dunkel wie Marcus. „Also du bist Lin, nicht wahr?“ die Angesprochene nickte „Seit wann bist du schon hier?“
„Erst seit circa einer Woche… ihr lebt hier mit Marcus, oder?“ Kate nickte und lachte „Ja und das schon seit Jahren… ich bin froh, dass Marcus dich endlich gefunden hat… So tut er wenigstens etwas sinnvolles…“
„Ich beschäftige mich immer sinnvoll…“ ertönte da seine Stimme von der Tür aus „Und im Gegensatz zu dir und Selim schaffe ich es sogar, dabei nicht lebensgefährlich verletzt zu werden!“
„Ja klar…“ gab seine Mitbewohnerin zynisch zurück „und außerdem war der böse…“ Marcus zuckte nur mit den Schultern „Komm Lin.. wir gehen laufen…“ Diese nickte ergeben und schon kurze Zeit später joggten sie nebeneinander auf ihrem üblichen Waldweg.
Die ersten Minuten liefen sie noch schweigend, doch dann hielt Lin es nicht mehr aus „Woher kennst du die drei eigentlich?“
Marcus schwieg und Lin wollte schon genervt aufseufzen als er schließlich doch noch antwortete „Ich kenne Selim und Kate noch von meiner Ausbildungszeit her…also schon wirklich ewig… Alex ist Selims kleiner Bruder, er ist nach dem Tod ihrer Eltern zu uns gezogen. Sie sind alle drei Friedenswächter.“
„Friedenswächter?“ Lin sah ihn fragend an und wäre fast über eine Wurzel gestolpert weil sie nicht auf den Weg achtete. „Ich hab dir doch erklärt, dass die zwei Seiten – Engel und Dämonen wie ihr Menschen sie wohl nennen würdet – immer wieder in Streitigkeiten und Kriege verwickelt werden… Die kleineren Dinge regeln die Friedenswächter. Sie sind so etwas wie unsere Polizei.“ Er sah sie kurz von der Seite an, doch im Gegensatz zu ihr verlief er nicht in die Gefahr zu stolpern „Es muss also wirklich etwas größeres und gefährliches anstehen wenn du jetzt auftauchst.“ „Hmm…“ Sie erwiderte nichts sondern konzentrierte sich weiter auf den Weg. An ihre Bestimmung zu denken machte ihr Angst. Sie konnte sich ja nicht einmal gegen Marcus zur Wehr setzten – wie sollte sie da einen ganzen Krieg verhindern. „Wie sind Selims und Alex Eltern eigentlich gestorben?“ fragte sie schließlich um von dem heiklen Thema abzulenken. Marcus sah traurig aus als er ihr antwortete: „Das solltest du sie selbst fragen, ich weiß nicht ob sie wollen, dass ich es dir erzähle… aber ich warne dich, sie reden nicht gerne darüber – es tut ihnen immer noch ziemlich weh… Es ist aber auch erst circa 19 Jahre her…“ Neunzehn Jahre…ERST neunzehn Jahre… „Sag mal… wie alt bist du eigentlich???“ Platzte es da aus Lin heraus.
„Circa fünfhundert oder so… also nicht sehr alt…“ Marcus grinste sie an. Fünfhundert. FÜNFHUNDERT!!! Und das bezeichnete er als nicht so alt!!! Lin blieb stehen um Luft zu holen. Verdammt sie hatte einen alten Knacker geküsst!!! Aber da war es eigentlich auch kein Wunder, dass er so gut küssen konnte – er hatte sicher viel Übung gehabt. Verwirrt über ihre Gedanken schüttelte sie den Kopf und rannte weiter. „Für dein Alter hast du dich aber recht gut gehalten!“ sie grinste ihn frech an „Aber jetzt weiß ich zumindest warum du immer so langsam läufst – bist schließlich auch schon ein alter Mann!“ mit diesen Worten nahm sie die Beine in die Hand und lief lachend zum Haus zurück.
Kopfschüttelnd und grinsend folgte er ihr. Verdammt dieses kleine Biest schaffte es auch immer wieder, ihn zum Lachen zu bringen.

Hokuspokus


Sie rannte ins Haus und keuchend in ihr Zimmer. Grinsend schnappte sie sich frische Anziehsachen und hüpfte unter die Dusche. So und jetzt erst mal ordentlich frühstücken. Summend machte sie sich auf den Weg in die Küche um sich einen Kaffee zu genehmigen. Dort traf sie auch auf Selim „Hey.. Guten Morgen.. wie ich sehe geht’s dir wieder besser!“ strahlte sie ihn an und nahm sich eine Tasse „Ich bin übrigens Lin, falls du das gestern nicht mehr mitbekommen hast.“
Er lächelte sie warm an „Wie bitte sollte ich den Namen des Mädchens vergessen, das mir das Leben gerettet hat?! Vielen Dank dafür.. hätt sonst echt schlecht ausgeschaut!“
Sie zuckte mit den Schultern „Kein Problem.. ich hab sowieso keine Ahnung wie ich das angestellt habe!“ Selim sah sie forschend an „Wirklich nicht? Ich schätze daran müssen wir arbeiten!“
„Moment mal.. du hast auch.. ich meine… ähm.. was bist du eigentlich?“
Er lächelte sie an „Hat dir das Markus noch gar nicht erzählt? Ich bin ein Engel!“ „Oh.. deshalb siehst du so unverschämt gut aus?!“ verlegen schlug sie sich die Hand vor den Mund. Aber denken bevor sie redete hatte sie noch nie wirklich draufgehabt.
Selim lachte laut auf „Ja deshalb!!!“ Marcus betrat die Küche und sah die beiden misstrauisch an „Was deshalb?“ „Ich mag die Kleine!“ stellte Selim fest und schlang Lin einen Arm um die Schulter. Dabei ignorierte er Marcus Frage völlig „Das ist aber schön für dich!“ meinte dieser ironisch und schenkte sich einen Kaffee ein. In der vergangenen Woche hatte Lin mitbekommen, dass er fast noch süchtiger nach dem Zeug war als sie selbst.
„Ach ja… Selim könntest du auch mit ihr trainieren.. in dem magischen Zeug bist du – wie ich leider zugeben muss – etwas besser als ich… vor allem beim Heilen… was ja bis jetzt ihre einzige Fähigkeit ist von der wir wissen!“ Wieder grinste Selim neben ihr „Klar helfe ich ihr.. du warst ja schon immer besser darin jemanden umzubringen als jemanden zu heilen..“ „Und wie wir gestern gesehen haben, bist du noch immer besser dich umbringen zu lassen als jemanden umzubringen!“ erwiderte Lins Beschützer nur trocken und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
„Lin…“ quengelte Selim wie ein kleines Kind „Sag ihm er soll nicht so gemein zu mir sein.“ Besitzergreifend schlang er seine Arme um sie. „Du wirst es überleben!“ grinste Lin nur und strich sich ungerührt noch etwas Butter auf ihre Semmel. „Stimmt.“ Selim grinste schon wieder und lud sich jetzt ebenfalls seinen Teller voll.
Wenig später gesellten sich auch Kate und Alex an den Frühstückstisch. „Also..“ Lin biss fröhlich von ihrer Marmeladensemmel ab „Ich weiß jetzt, dass Marcus mein Beschützer und Selim ein Engel ist…dar ich auch erfahren was genau ihr beide seit?“ sie sah die zwei hinzugekommenen fragend an.
Kate grinste „Ich bin eine Dämonin… aber keine Angst ich beiße nicht…“
Lin zuckte nur mit den Schultern „Wenn du jetzt glaubst du könntest mich beeindrucken hast du dich geschnitten…. Marcus hat mir schon erzählt, dass es auf beiden Seiten gute und naja nicht ganz so gute Wesen gibt.“
Kate lachte „Kleine du gefällst mir, wenn ich das irgendeinem anderen Menschen erzählt hätte, wäre er wohl schon schreiend zur Tür rausgerannt… oder hätte sich hinter unserem Engelchen hier versteckt…“ sie deutete mit dem Messer auf Selim der ihr grinsend die Zunge rausstreckte „Aber du bist ganz ruhig…“ Lin lachte „Naja wenn ich euch irgendwann mal irgendwie den Frieden rette soll, ist es eher hinderlich wenn ich Angst habe, oder?“
Sämtliche Personen am Tisch lächelten und Marcus nickte ihr Stolz zu. Sie beachtete ihn nicht sondern sah Alex forschend an. Er hatte ebenso dunkelblonde Haare wie sein Bruder, aber während Selim knallblaue Augen hatte, waren Alex Augen braun. – Wie heiße Schokosoße viel Lin als vergleich ein und sie musste lächeln.
Alex zog leicht die Augenbraue hoch „Darf ich wissen, was an mir dich so amüsiert?“
Sie schüttelte nur grinsend den Kopf „Also Alex… ich vermute mal da dein Bruder so ein Engelchen ist, bist du wohl auch so einer?!“
Lin spürte wie die gesamte Runde erstarrte und sah sich erstaunt um. Was war denn jetzt los? Hatte sie etwas falsches gesagt – sie hatte doch nur Tatsachen festgestellt.
Einzig und alleine Alex blieb locker und nahm einen Schluck Tee „Nicht ganz… ich bin nur Selims Halbruder… zur Hälfte bin ich ein Dämon!“ „Oh…“ sie sah ihn erstaunt an. Und deswegen machten die alle hier so ein Drama? Klar war es für die Brüder vermutlich nicht leicht, wenn die Mutter oder der Vater auch noch mit jemand anderem ein Kind hatten – aber deswegen so einen Aufstand zu veranstalten?! Sie waren doch wohl alle – mehr als – erwachsen – da konnten sie doch eigentlich auch darüber hinwegkommen.
„Du scheinst… gar nicht geschockt.. nicht so wie jeder andere dem ich davon erzähle?“ meinte Alex leicht lächelnd, beobachtete sie aber aufmerksam. Lin zuckte nur mit den Schultern „Warum sollte ich… ich mein… kann ja sein, dass man Halbgeschwister hat, ist ja heutzutage nichts besonderes mehr!“
Kate begann laut zu lachen und auch die anderen konnten ein Kichern nicht mehr zurückhalten „Schätzchen… er hat nicht das mit den Halbgeschwistern gemeint, sondern das er ein halber Dämon ist!“ „Ja und… du bist ein ganzer Dämon und ich hab keine Angst vor dir… also warum sollte mich das jetzt schocken oder so?“ Seelenruhig trank sie ihren Kaffee aus.
Kate sah Marcus strafend an „Du hast ihr ja echt nicht recht viel erklärt oder? Also liebe Lin… es ist nicht.. naja.. nicht gerade üblich das Engel und Dämonen sich so gut verstehen… Besser gesagt es gibt genau zwei Mischlinge auf dieser Welt – also so weit wir wissen – und naja… beide sitzen hier am Tisch.“
Jetzt war Lin endgültig verwirrt „Zwei? Warum denn zwei? Alex und.. du etwa auch?“ Kate hielt sich den Bauch „Marcus du Dummerchen!“ „Oh“ Lin sah ihn fragend an „Warum hast du mir das denn nicht gleich gesagt?“
Er zuckte nur mit den Schultern „Naja.. du warst schon verängstigt genug als ich dir gesagt habe ich bin ein Engel… das mit dem Dämon wollte ich dann nicht unbedingt hinzufügen…“
„Eigentlich hätte ich es mir ja denken können…“ „Ach so… warum denn das??“ Er sah sie verwirrt an und sie lächelte zuckersüß zurück „Naja.. kein Engel kann so gemein sein wie du“ Wieder erntete sie einen Lachanfall als Belohnung und Selim zog sie wieder an sich „So… sie gehört jetzt mir.. sie ist die einzige am Tisch, die mich wirklich schätzt!“ „Okay vielleicht habe ich mich doch geirrt….“ Murmelte Lin grinsend und wand sich aus Selims Umarmung.
Dieser sah sie gespielt verletzt an „Das war jetzt gemein… Dafür schuldest du mir was!!“
„Ich hab dir dein Leben gerettet… eigentlich schuldest du mir was!“ „Auch okay…“ er grinste „Was möchtest du denn… vielleicht einen Kuss?“ „SELIM!“ Marcus sah ihn so durchdringend an, dass Lin glaubte gleich würde er in Flammen aufgehen. “Jaja schon klar ich halt ja schon meinen Mund…” Selim funkelte noch einmal wütend zurück und widmete sich dann wieder seinem Essen zu.
Nachdem sie das Frühstück beendet hatten , hielt er Lin seine Hand hin „Komm wir gehen jetzt mal üben… da haben wir zumindest unsere Ruhe vor dem Miesepeter!“
Lin grinste nur und folgte ihm. Er zog sie die Treppen hoch und in ein Arbeitszimmer. Sanft dirigierte er sie zur Couch und lies sich dann gegenüber von ihr auf einem Stuhl nieder „Also dann beginnen wir mal mit der Heilfähigkeit.“
Stunden später hielt Lin sich stöhnend den Kopf „Das funktioniert nicht!“ Sie verzog schmollend den Mund und versuchte erneut sich auf die Kraft in ihrem inneren zu konzentrieren – wie Selim es ihr erklärt hatte. Aber es funktionierte einfach nicht. Sie fand diese Kraft nicht, ja sie wusste ja nicht mal genau wonach sie suchen sollte „Keine Angst Kleines… das wird schon noch“ der Engel lächelte sie beruhigend an „Aller Anfang ist schwer… es kann gut sein das es noch etwas dauert bis du deine Kräfte findest… wir machen morgen weiter, okay? Ich will ja nicht, dass du mir hier noch umkippst – Marcus würde mich dafür außerdem mit ziemlicher Sicherheit umbringen! Niedergeschlagen nickte sie und machte sich wieder auf dem Weg nach unten.
Als sie Geräusche aus dem Trainingsraum hörte, beschloss sie, dass es nicht die schlechteste Idee wäre sich von ihrer Niederlage abzulenken. Leise betrat sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ohne dass Marcus sie bemerkte setzte sie sich am Rand auf den Boden und beobachtete ihn.
Er trainierte – nur in Jogginghose - mit einer langen Stange die er immer wieder aus den verschiedensten Winkeln auf einen Sandsack niederschlagen ließ. Ein leichter Schweißfilm überzog seine Muskeln.
Lin spürte wie ihr Mund trocken wurde und konnte den Blick nicht von ihm lösen. Irgendwann ließ er den Stab sinken und drehte sich um. Da erst bemerkte er sie. Lächelnd kam er zu ihr rüber und setzte sich neben sie „Hey Schätzchen was ist denn los?“ „Dieser Magiescheiß funktioniert nicht… und da dachte ich ein wenig Training könnte mich ablenken…“
Er grinste „Na dann auf und in Verteidigungshaltung!“ Wieder zeigte er ihr unzählige Griffe. Irgendwann sah sie ihn genervt an „Marcus… wie soll ich kämpfen lernen wenn ich nie wirklich kämpfe.“ Er sah sie forschend an dann lies er resigniert die Schultern sinken „Du hast recht!“
Er deutete ihr wieder die Anfangsstellung einnehmen und stellte sich ihr gegenüber auf „Na los…greif mich an?“ meinte er schmunzelnd. Sie zögerte kurz dann ließ sie eine Reihe von Schlägen auf ihn niederprasseln – oder zumindest hatte sie das vor. Stattdessen lag sie schon zwei Sekunden später auf der Matte und blickte verblüfft in Marcus grinsendes Gesicht. Sie selbst hatte schon jahrelang Kampfsport betrieben – da war es irgendwie deprimierend so schnell auf dem Rücken zu landen „Du musst besser auf deine Deckung achten! Und jetzt los… aufstehen!“
Nach einer Stunde taten ihr sämtliche Knochen weh und sie war sich sicher am nächsten Morgen so einige blaue Flecken auf ihrem Körper zu finden. Trotzdem war sie zufrieden. Dank dem Training hatte sie zumindest irgendwie das Gefühl an dem Tag etwas Sinnvolles gemacht zu haben – und die Stunde hatte ihren Sinn erfüllt und sie von der eher fruchtlosen Magielektion abgelenkt.
„Hey Lin…keine Angst…es wird bald besser. Sowohl das Kämpfen als auch die Magielektionen. Aller Anfang ist schwer!“ Marcus sah sie aufmunternd an und sie erwiderte überrascht seinen Blick. Der konnte ja sogar nett sein wenn er wollte. Und er hatte Gott sei Dank kein Wort über den letzten Tag verloren. Ihm schien ebenso viel daran gelegen diesen zu vergessen wie ihr.
„Danke..“ meinte sie leise zu seiner Aufmunterung und machte sich dann auf den Weg in die Dusche um sich den Schweiß abzuwaschen. Da klopfte es an der Haustür.
Sie öffnete und TADA wer stand da – natürlich Vici. Diese verzog das Gesicht und rümpfte die Nase als sie erkannte wie verschwitzt Lin war. Bei Marcus Anblick schien sie der schweiß jedoch nicht zu stören, denn sie rannte sofort auf ihn zu und schmiss sich an seine Brust. „Ich hab dich soooo vermisst… Italien war langweilig ohne dich!“ Zärtlich strich sie mit den Finger über seine Brust und begann seinen Hals zu küssen. „Vici was machst du denn hier?“ Er sah verblüfft auf sie hinunter.
Entgegen seines Entschlusses in der vergangen Nacht hatte er es nicht übers Herz gebracht Lin so zu verletzten und Vici anzurufen. Vor allem weil es stimmte was er ihr erklärt hatte.
Er hatte Vici ein paar Mal getroffen um… nun ja… ihre Begegnungen hatten immer im Schlafzimmer stattgefunden. Aber mehr war da nicht zwischen ihnen. Es war Sex. Und nicht einmal mehr das. Er hatte eigentlich geglaubt er hätte Vici das nach ihrem letzten Treffen klargemacht.
Seufzend hielt er ihre Hände fest und zerrte sie zum Sofa. „Vici… ich glaub wir müssen reden..“ Lin grinste schadenfroh hinter ihm und machte sich auf den Weg in die Küche. Es schien als sei sie schlauer als Vici und wusste was dieser bevorstand. Und da sie Vici nicht wirklich mochte war ihre Schadenfreude nur verständlich.
In der Küche schnappte sie sich etwas zu trinken und ging dann weiter ins Wohnzimmer wo Alex auf dem Sofa saß und irgendein altes Buch las. Sie warf sich auf den Platz neben ihm und nahm einen großen Schluck Wasser. Er sah vom Buch auf und lächelte „Hey… na Training gut überstanden?“
Lin stöhnte als Antwort übertrieben auf „Kein Kommentar… Marcus ist der reinste Sklaventreiber!“
„Kann ich bestätigen.. aber es bringt sich etwas… er war mein Lehrer als ich jünger war… und ist es eigentlich immer noch!“ „Mein Beileid..“ Er lachte „Tja ich kann eh noch viel Übung gebrauchen…also wenn Marcus dir je zuviel wird, komm einfach zu mir…“ „werd ich bestimmt machen“ sie grinste ihn an „Du darf ich dich mal was fragen…ich weiß ja das die anderen so an die 600 Jahre alt sind… aber wie alt bist du eigentlich?“ Er verzog das Gesicht als hätte er in eine saure Zitrone gebissen „28… deshalb nehmen mich die anderen ja auch nie ernst“
Lin lachte auf „Das heißt du bist für ihre Verhältnisse ja noch ein richtiges Baby!“ „Hey!!!“ er sah sie entrüstet an „Ich bin zehn Jahre älter als du!!!!! Und bis wir zwanzig sind altern wir genauso schnell wie ihr Menschen. Nur dannach bleibt der Alterungsprozess stehen und wir sind gewissermaßen unsterblich…. Außer natürlich uns bringt jemand um!“ Sein Blick wurde traurig und Lin biss sich auf die Lippen „Deine Eltern, nicht wahr?“ flüsterte sie vorsichtig
Er nickte „Jap… meine Mutter war ein Engel und mein Vater ein Dämon. Als die Engel das herausfanden haben sie beide umgebracht… ich selbst konnte nur dank der Hilfe meines Bruders und natürlich dank Kate und Marcus entkommen… an denen kommen nicht mal die Engel vorbei…“
Während er ihr dies erzählte sah er traurig auf die Hände. Lin lehnte sich vor und umarmte ihn „Das tut mir sehr Leid…“ Er drückte sie „Kannst du jetzt verstehen, warum wir alle so froh sind das Marcus dich gefunden hat? Wir hoffen, dass durch dich alles besser wird. Das wir frei leben können. Und das endlich wieder richtiger Frieden herrscht..“
Lin schluckte. Ja sie konnte es verstehen – sie hatte nur keine Ahnung wie sie das bewerkstelligen sollte. „Ich werde mein möglichstes geben“ versprach sie Selim leise und machte sich dann auf den Weg in ihr Zimmer. Nach einer raschen Dusche viel sie ins Bett und schlief sofort ein. Doch es war kein ruhiger Schlaf. Sie lief und lief und kleine Barockengelchen wie man sie von den verschiedensten Säulen und Kirchen kannte verfolgten sie. Schossen mit Pfeilen auf sie und beschimpften sie. In der Früh wachte sie mit tiefen Schatten unter den Augen auf und verfluchte die Engel.

Wütend warf sie ein Kissen an die Wand „Es geht einfach nicht!“ brüllte sie „Da ist keine Magie in mir!“ Selim sah sie ruhig an und wartete ihren Gefühlsausbruch ab. Irgendwann hatte sie sich abreagiert und sank auf das Sofa. Eine Woche war vergangen seit Selim begonnen hatte sie in der Magie zu unterrichten. Und noch immer hatte sie keine Fortschritte erzielt. Sie suchte stundenlang, wühlte in ihrem Geist. Doch sie konnte nichts finden. Lin hatte keine Ahnung wie sie es damals geschafft hatte Selim zu heilen. Und sie begann zu zweifeln „Was ist eigentlich wenn ich nicht diese komische Friedenbringerin bin? Wenn Marcus sich geirrt hat und eure wahre Retterin sich irgendwo da draußen in Gefahr befindet oder vielleicht schon tot ist?“ Verzweifelt zog sie die Knie an den Körper und schlang die Arme darum.
„Hast du wirklich so wenig Vertrauen in mich?“ Marcus stand an der Tür zu Selims Arbeitszimmer und ging langsam zu ihr hinüber. „Lass uns allein..“ bat er Selim und setzte sich neben Lin auf die Couch. „Lin es ist nicht deine Schuld… aber es ist Jahrhunderte her seit der letzte Friedensbringer auf der Welt war und dem haben die Anführer selbst die Fähigkeiten gegeben und vermittelt. Und es ist nun mal nicht so einfach… ich vermute mal sie wollen dass du dich als würdig beweist bevor du die vollen Kräfte erhältst. Schließlich tun sie alles um zu verhindern, dass noch einmal so etwas geschieht wie beim ersten Friedensbringer!“ er strich ihr beruhigend über den Arm und zog sie in eine sanfte Umarmung.
„Hmm… das sagst du ja nur damit es mir besser geht!“ murmelte sie, kuschelte sich aber dennoch an ihn. „Oh.. ich hab gleich noch was damit es dir besser geht… wir gehen morgen aus!“ „Ähm… WAS?!“
Er lachte „Das pacifatio gibt morgen ein Fest zu deinen Ehren. Vielleicht erfahren wir da ja genaueres..“
„Pacifatio.. sind das nicht diese Oberheinis von denen du mir erzählt hast?“ Marcus lachte laut auf „Genau.. das Pacifatio ist sozusagen unser Friedensrat.. und sie wollen dich natürlich kennenlernen. Morgen werden sehr wichtige Leute anwesend sein… aber keine Sorge: ich pass schon auf, dass dir nichts passiert!“ er grinste sie an „Und jetzt geh ins Bett…. Schließlich willst du morgen hübsch und ausgeschlafen sein.“ Sie streckte ihm die Zunge raus und lief nach oben. Die Hoffnung auf nähere Informationen munterte sie wirklich auf und so viel sie bald in einen tiefen Schlaf.


Eine leichte Berührung an der Hand weckte sie auf „Komm schon du Schlafmütze… aufstehen.“ Sie stöhnte und sah Kate über sich stehen. Ein fetter Grinser zierte das braungebrannte Gesicht. „Jetzt komm schon.. es ist schon elf und wenn du dich noch was essen willst bevor wir dich herrichten solltest du das jetzt tun.“ Noch immer halb schlafend blinzelte sie, dann schreckte sie auf „ELF?!?! Warum hat Marcus mich denn nicht geweckt???“ „Er hat sich vermutlich gedacht, dass es besser wäre, wenn du heute ausgerastet bist und nicht im Stehen einschläfst! Und nun komm.. es gibt Essen.“ Gähnend nickte sie und folge Kate – noch immer in Jogginghose und Schlaf-T-Shirt – die Stiegen hinunter. „Ach übrigens…“ sie sah Kate entschuldigend an, als sie sich auf ihren Platz am Küchentisch fallen ließ „Ich hab für heut nichts zum anziehen.“
„Du ziehst jedenfalls NICHT das kurze, schwarze an – das ist unpassend!“ kam der Kommentar von der anderen Tischseite und Marcus blätterte Seelenruhig in seiner Zeitung.
„Dir auch einen schönen Morgen.. und du hast mir sicher nicht zu sagen was ich anziehe… wo ich es mir recht überlege, dass schwarze Kleid ist doch eh sehr hübsch!“ Sie grinste ihn an und streckte ihm die Zunge raus.
„Keine Angst.“ Kate lachte die beiden aus „Ich hab schon ein Kleid für dich!“
Nach dem Essen folgte sie Kate neugierig in deren Zimmer. Diese ließ sie jedoch keinen Blick in den Kleiderschrank werfen, sondern zog sie sofort ins Bad „Duschen und Haare waschen!“ befahl sie streng „Und ruf mich wenn du fertig bist. Hier ist ein Bademantel und die Handtücher sind in dem Schrank da drüben!“ Bei ihrem strengen Tonfall musste Lin grinsen, achtete jedoch darauf das Kate es nicht mitbekam.
Nach der Dusche in der sie sich mit Kates einfach unglaublich gut riechendem Marillen-Duschgel eingerieben hatte, schlüpfte sie in den flauschigen, dunkelbraunen Bademantel. Kurz schnappte sie sich noch Kates Bürste und fuhr sich damit durch ihr dunkelrotes Haar, dann öffnete sie die Tür.
Unsicher lächelte sie Kate an, da zerrte diese sie auch schon zu einem Stuhl in der Mitte des Zimmers und schritt mit nachdenklicher Miene um sie herum. Unwohl zog Lin die Schultern hoch „Sitz still!“ fuhr ihre Betrachterin sie ungeduldig an und holte schließlich Tonnen von Make-up aus einer Kommode. Zu Lins Erleichterung ging sie jedoch ziemlich sparsam damit um und klatschte ihr nicht die gesamte Menge aufs Gesicht. Sie war einfach nicht der Typ für viel Make-up.
Nachdem ihre langen Haare getrocknet waren, bürstete Kate diese durch „Sag mal… was ist eigentlich mit dir und Marcus?“ fragte sie schließlich beiläufig, während sie sich ein paar Haarnadeln in den Mund steckte und damit begann Lins lange Locken hochzustecken.
„Er ist mein Beschützer oder was meinst du?“ sie zuckte zusammen als Kate an ihren Haaren zog. Die dunkelhaarige Frau grinste „Ja klar… und was noch?“
„Nichts noch!“ Lin hoffte, dass sie nicht schon wieder rot anlief. Doch bei der Erinnerung an seinen Kuss vor über einer Woche konnte sie es einfach nicht verhindern, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. „Er sieht dich an als…“ prüfend hob sie Lins Kinn hoch und betrachtete ihren Kopf von allen Seiten „Als was?“ Wieder lachte die andere Frau „Ach… doch interessiert? Zur Information… er sieht dich an als hätte er dich sehr gerne!“ sie reichte Lin ein Paar wunderschöne Ohrringe und eine dazupassende Kette.
Ungeschickt fummelte diese am Verschluss bevor sie es schließlich aufgab und Kate ihr die Kette um den Hals befestigte „Wir sind gute Freunde… eigentlich ist er mein bester Freund!“ Kate sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, erwiderte jedoch nichts mehr.
Zuguterletzt ging sie zum Schrank und holte ein Kleid heraus. Oder zumindest vermutete Lin, dass es ein Kleid war, denn es steckte in einer langen, weißen Schutzhülle.
Kate entfernte diese und Lin riss die Augen auf. Das Kleid das sie da sah war wunderschön. Vorsichtig schlüpfte sie hinein und betrat das Bad um sich in den Spiegel zu sehen. Kate jedoch blickte nur auf die Uhr und zerrte sie ungeduldig am Arm. „Verdammt dafür haben wir keine Zeit.. keine Angst du siehst toll aus! Aber jetzt komm! Markus wartet sicher schon!“
Lin nickte und folgte ihr – nicht das sie eine Wahl gehabt hätte, der Griff der anderen Frau war erstaunlich fest und kräftig. Als sie schließlich die Stiegen hinunterstieg, wartete Marcus schon in der Eingangshalle auf sie – genau wie Kate es vorhergesagt hatte. Und der Blick in seinen Augen bestätigte auch Kates zweite Aussage.

Als Lin einen Blick auf sich in einem Spiegel der Eingangshalle erhaschte blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie wusste, dass sie hübsch war, aber die Frau im Spiegel war mehr als hübsch. „Du bist wunderschön!“ bestätigte Marcus der hinter sie trat und sanft über ihre Schulter strich.
Ihre Haut schien Feuer zu fangen als seine Finger leicht über das goldene Tattoo strichen, dass sich über die Schulter und unter ihrem Kleid bis zu ihrer Hüfte zog. Wieder wandte sich Lins Blick dem Spiegel zu. Sie konnte nicht fassen, dass sie das war. Das Kleid war so grün wie ihre Augen und ließ an helle Frühlingstage denken. Dank dem trägerlosen Oberteil schmiegte sich der Stoff eng um ihren Oberkörper. Ab den Hüften jedoch fiel er in weichen Bahnen zum Boden
Und das gesamte Kleid war mit winzigen, glitzernden Steinen besetzt – die ein Muster formten, dass sie an ihr Tattoo erinnerte. Das Tattoo das sie mit Marcus teilte. Als wollte das Kleid sagen zu wem sie gehörte, wer sie beschützte. Sie drehte sich um und schlang Marcus die Arme um den Hals. Sanft umarmte sie ihn.

Zärtlich drückte er sie an sich und vergrub den Kopf in ihrem Haar „Komm, wir sollten uns auf den Weg machen!“ Vorsichtig löste er sich von ihr und ging hinaus. Schweigend glitt sie auf den Beifahrersitz. Er drehte nur die Musik an und sagte kein Wort. Abwartend knabberte Lin an ihrer Lippe und sah ihn immer wieder von der Seite an. Sie waren sicher schon eine halbe Stunde gefahren als sie sich schließlich traute zu fragen „Alles okay?“ Er nickte und der Wagen beschleunigte noch mehr „Kannst du mir heute bitte einen Gefallen tun?“ Lin zuckte mit den Schultern „Kommt drauf an was?!“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen „Warum nur wusste ich, dass du es mir nicht so einfach machst??? Aber egal… bleib heute bitte in meiner Nähe.. das Pacifatio ist zwar auf unserer Seite, das heißt aber nicht, dass sie immer die angenehmste Gesellschaft sind!“
Bei seinem harten Tonfall fröstelte Lin und zog die Schultern hoch „Ich werde dir nicht von der Seite weichen..“ Wärme verdrängte die Kälte aus seinem Blick als er sie ansah „Danke…“
Lin erwiderte sein Lächeln und musste sich schließlich den Blick abzuwenden, sodass er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Sie konnte sich wirklich etwas schöneres vorstellen, als mit über hundert km/h gegen den nächsten Baum zu rasen.
Nach über einer Stunde hielt Marcus endlich vor einer riesigen Villa – wobei, wenn sie es genauer betrachtete war es wohl eher ein Schloss. Der Kies knirschte unter den Reifen des Wagens und Wasser plätscherte sanft in dem pompösen Springbrunnen. Eine weite weiße Treppe führte zu dem großen Tor des in pastellgelb gehaltenen Gebäude. Sanfte Musik drang nach draußen und das gesamte Gebäude war in helles Licht gehüllt. Ein Bediensteter öffnete ihr die Wagentür und hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Sobald ihre Füße sicher den Kies berührten stand auch schon Marcus neben ihr und bedachte den Bediensteten mit einem geradezu mörderischen Blick. Zärtlich legte er ihre Hand auf seinen Arm und führte sie die Treppen nach oben.
Lin spürte wie eine Welle von Nervosität sie überrollte. Verdammt was wollte sie überhaupt hier. In dies m Haus saßen einige der mächtigsten Gestalten dieser Welt, was war sie selbst schon dagegen. Zwar war sie angeblich die Friedensbringerin, aber sie schaffte es ja noch nicht einmal einfachste Magie heraufzubeschwören.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Auch hier liegen die Rechte bei mir!
Tag der Veröffentlichung: 06.04.2012

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