Einst sagten sie mir mit der Liebe kommt auch der Schmerz. Ich lachte sie aus.
Glaubte ihnen nicht. Verspottete sie.
Doch jetzt weiß ich es besser, jedoch zu spät, denn jetzt habe ich mein Herz schon verloren.
An meinen Mann.
Ich werde es niemals wieder zurückbekommen, denn er hat es mit sich fort ins Jenseits genommen.
Tränen benetzen meine Wangen, verschleiern meine Sicht, als ich auf den Grabstein starre. Wie konnte er nur gehen, ohne sich zu verabschieden und mich hier allein lassen? Warum? Immer mehr Tränen laufen über meine Wangen und tropfen auf die Rosen die ich mitgebracht hatte.
Ich bin verzweifelt, unendlich traurig, aber gleichzeitig auch unheimlich wütend auf ihn, weil er mich hier zurück gelassen hat, in einer Welt, die nun keine Farbe mehr hat, alles ist verblasst, grau und trostlos.
Ich erinnere mich, wie er mich früher wenn ich traurig war getröstet hat.
Ganz sanft hat er mich in seine Arme geschlossen, mir über den Rücken gestreichelt und leise und beruhigend gesummt. Überaus zärtlich hat er mir dann einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gedrückt, während ich mein Gesicht in seinem Hemd vergraben habe, das von meinen Tränen dann ganz durchnässt war.
Wie liebevoll seine Blicke waren, voller Verständnis für Dinge, die sonst keiner akzeptiert hat.
Mein Engel.
Die Erinnerung überrollt mich, fährt in meinen Körper und lässt mich all das noch einmal durchleben, es ist schmerzhaft sich zu erinnern.
Aber es ist mir als wäre die Erinnerung realer als die Wirklichkeit.
Alles verschwimmt.
Mir ist als wäre er dort direkt vor mir und kommt näher. Küsst mich ganz sanft und vorsichtig und dann immer leidenschaftlicher. Erobert meinen Mund, spielt mit meiner Zunge.
Mein Herz rast.
Alles kribbelt in mir vor Verlangen, vor Sehnsucht nach seiner Liebe, die er mir in diesem Augenblick noch einmal schenkt. Ein letztes Mal.
Seine Hände durchwühlen meine goldenen Locken, meine Wangen färben sich rot von der Hitze und der Leidenschaft seines Kusses.
Es ist nicht nur m eine Erinnerung, es ist sein Abschied von mir.
Der Abschiedskuss der Toten.
Bevor er ganz ins Jenseits übergleitet winkt er mir zu, dann verblasst die Erscheinung und alles ist wieder grau.
Wieder allein stehe ich vor seinem Grabstein.
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2011
Alle Rechte vorbehalten