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Engel



Flügel schlugen sacht
einsam in der Nacht
durchqueren die Welt
verweilen am Himmelszelt
wollen von hier fort
an einen anderen Ort
gefangen sind sie
gehalten durch Magie
reisen mit dem Wind
geschwind
wenn der Flug vorbei
sind sie endlich frei


Der geliebte Engel




Wind kam auf. Dicke, weiße Flocken fielen vom Himmel, bedeckten den Boden und die steinerne Engelsstatue. Immer dichter wurden die Schneeflocken. Bis man kaum noch etwas sehen konnte. Eine undurchdringliche Wand aus Weiß.
Doch dann allmählich legte sich der Schneesturm, keine noch so leichte Brise fegte mehr. Der Sturm hatte eine weiße Landschaft hinterlassen und dazwischen ragte eine verschneite Engelsstatue auf. Herrlich glitzerte sie im plötzlichen Sonnenschein. Es kam einem so vor als würde die Statue sich jedem Moment bewegen. Man wäre nicht überrascht, wenn der Stein plötzlich aufbrechen würde und ein echter strahlender Engel mit samtweichen Flügeln aus Federn vor einem stehen würde. Die Statue erschien so lebendig.
Dann kam erneut Wind auf, doch diesmal nicht so starker. Schnee wirbelte in der Luft und zerstäubte in winzige Teilchen. Stücke der Staue wurden sichtbarer, das Gesicht wurde fast vollkommen vom Schnee befreit, doch eine neue, nur sehr dünne Schicht legte sich sofort wieder darauf nieder. Trotzdem blieben die steinernen Gesichtszüge deutlich erkennbar.
Der Engel war wunderschön und die glitzernde Schneeschicht verlieh ihm etwas Mystisches. Als würde ein Zauber in ihm wohnen. Der Wind ließ wieder nach und die Landschaft lag weiß und in vollkommener Stille da.
Langsam verschwand die Sonne hinter den Wolken. Das Glitzern verschwand und mit ihm der Zauber des Engels.

Behutsam legten sich meine Hände um die Schneekugel und stellten sie vorsichtig in das Regal zurück, aus dem ich sie genommen hatte. Und schaute dabei zu wie auch die allerletzte Flocke auf den Boden geschwebt war und den winzigen Engel halb bedeckte.
Meine geliebte Schneekugel aus Kindertagen.


Traum




Sanfte Stimmen singen mich in den Schlaf,
begleitet mit lieblichen Tönen einer Harf.
Zaubern mir ein wundervolles Land,
in das ich in meinen Träumen entschwand

Sacht streifen mich weiche Schwingen,
die Wärme mir bringen,
Spüre die Liebe in der Luft,
aufrecht und ehrlich nicht wie von einem Schuft.

Tragen mich hinüber in den Schlaf,
mit den lieblichen Tönen einer Harf.
Träume von Wundern und vielem mehr,
von Schwingen, die mich trugen hier her.


Die Boten des Todes



Engel warten auf mich
schon seit einiger Zeit
du siehst sie nicht
der Tod ist nicht mehr weit

Flüstern mir ins Ohr
nehmen mich an der Hand
was für ein wundschöner Chor
in diesem fernem Land

Erzählen wunderbar
wo ich hingehen werde
sehe Bilder ganz klar
vom Leben nach der Erde

Nimm mich ein letztes mal in den Arm
bevor ich werde gehen
deine Umarmung ist wohlig warm
ich hoffe du wirst es verstehen

Das letzte Wort ist gesprochen
Tränen in deinen Augen
schon seit Wochen
du hast es mir doch versprochen

Habe ich dir nicht berichtet
von dem himmlischen Reich
in den Gedichten
die Seele ganz leicht

Ich gehe nun
deine Schmerzen
werden nun ruh’n
vergessen in deinem Herzen

Nehme die Hand des Engels
ein langer Weg wartet auf mich
doch er ist schön und voller Licht
vergiss mich bitte nicht!

Ich liebe dich…


Der kleine, törichte Engel




„Gehe niemals ohne mich auf die Menschenwelt. Hörst du kleiner Engel? Es kann dort sehr gefährlich sein, wenn man sich nicht auskennt“, ermahnte ihn der große Engel.
Der kleine Engel, der eigentlich Midir hieß, nickte gehorsam. Der ältere Engel schaute ihm noch einmal eingehend an, dann meinte er, „Nun gut, ich werde dich für einige Tage verlassen müssen, ich muss einiges erledigen. Leider kann ich dich nicht mitnehmen. Du wirst hier bleiben auf dieser Wolke und die Menschen beobachten und mir dann berichten, wie du die Menschen einschätzt.“
„Natürlich Meister“, wieder nickte Midir.
„Nun gut, du kennst deine Aufgabe, ich hoffe du erledigst sie gewissen haft. Ich werde so schnell wie möglich wieder zurückkommen“, mit diesen Worten erhob sich der große Engel Zariel in die Luft und verschwand schon bald aus dem Sichtfeld des kleinen Engels.
Midir hatte wirklich vor seine Aufgabe gewissenhaft zu erledigen. Er schaute auf die Menschen hinab und oft wurde er nicht sonderlich schlau aus ihnen. Sie taten Dinge, von denen der Engel einfach nicht wusste für was sie gut sein sollten.
Nach dem zweiten Tag, schüttelte der kleine Engel einfach nur noch verwundert den Kopf über die Menschen. Warum stritten sie sich, wenn sie danach so viel weinten, weil sie Sachen gesagt hatten, die sie eigentlich gar nicht hatten sagen wollen? Warum ließen sie es nicht einfach? Und warum liebten sich die Menschen und hassten sich am nächsten Tag? Warum gab es so viele Leute auf der Erde, die so verzweifelt waren? Midir wurde einfach nicht schlau daraus und der Reiz, sich das doch alles Mal aus der Nähe anzusehen wurde zusehends größer. Vielleicht würde er sie dann besser verstehen, wenn er es direkt miterlebte. Von seiner Wolke aus war das ja ganz anderes, wenn man das alles nur von weit, weit weg betrachtete.
Ihm viel wieder die Ermahnung des großen Engels ein, gehe niemals ohne mich in die Menschenwelt, es ist dort gefährlich. Was sollte dort denn schon gefährlich sein, fragte sich Midir. Er glaubte nicht, dass es dort unten gefährlicher sein sollte als hier oben, weshalb er auf-stand.
Noch zögerte er ein bisschen, doch dann siegten die Unvernunft und die Neugier. Seine Flügel schlugen schnell als er abhob und gen Erde flog. Kein bestimmtes Ziel vor Augen schwebte er nach unten.
Midir flog über Städte hinweg, Flüsse zogen sich unter ihm wie schillernde blaue Bänder durch die Landschaft, Wälder bestaunte er, ebenso wie große Bauten der Menschen. Anfangs mied er die Menschen noch, doch dann gelangte er in eine große Stadt.
Erstaunt blieb er mitten in der Luft schweben, nur wenige Meter über den Boden. Überall waren Menschen. Der kleine Engel fühlte sich plötzlich anders. Er fühlte anderes. Irgendwas zerrte an seinem Herzen. Was war das?
Irgendetwas strömte von den Menschen direkt auf ihn zu, als wäre er ein Magnet und würde bestimmte Sachen einfach anziehen.
Was ist das nur? Fragte sich der kleine Engel, als er mit dem großen Engel schon einmal auf der Erde gewesen war, war das nicht passiert. Da war er sich ganz sicher, das hätte er gemerkt.
Unter ihm gingen die Menschen dahin, fröhliche lachende Gesichter, traurige Gesichter, Männer, Frauen und Kinder. Sie alle waren in gewisser Weise gleich, sie hatten menschliche Gefühle.
Plötzlich begriff Midir was da so an seinem Herzen zerrte und auf ihn einströmte. Es waren menschliche Gefühle. Es wurden immer mehr und er verstand sie nun noch weniger, als sie in seinem eigenem Körper waren. Vorher hatte er sie nur beobachtet und nun spürte er ihn selbst, doch das machte all das nicht besser.
Immer erschöpfter wurde der kleine Engel, seine Schwin-gen schlugen nur noch ganz leicht und er sackte immer weiter hinunter, direkt auf die Menschenmasse zu. Der Engel fühlte ein einziges Chaos in ihm, er war traurig und glücklich zugleich, wollte lachen und gleichzeitig weinen. Aber er wusste nicht warum. Warum hatte bei den Menschen nichts einen Grund oder einen Plan?
Für nur wenige Sekunden fielen dem kleinen Engel die Augen zu, er fiel einen dann zwei Meter in die Tiefe. Dann war er wieder da und seine Flügel schlugen, doch er stieg nicht weiter auf, dazu hatten ihn diese Gefühle zu sehr geschwächt. Midir wollte sich einfach nur noch hinlegen und ausruhen, schlafen, träumen.
Er wusste lange würde er diesem Verlangen nicht mehr wieder stehen können. Und dann verließ ihn seine Kraft und er stürzte auf den Boden zu. Um den Engel wurde alles schwarz und er sah, hörte und fühlte nichts mehr.

Als er die Augen wieder aufschlug, spürte er den weichen, wattigen Untergrund. Er war wieder auf einer Wolke, verwundert rappelte er sich auf und blickte sich um.
Und dann durchdrangen ihn strahlende blaue Augen mit einem eisigen Blick. Der große Engel, innerliche schien der kleine Engel nun zu schrumpfen, als er erkannte wer vor ihm stand und auch seinen Kopf senkte er wieder, so dass er Zariel nicht direkt sehen musste.
„Sieh mich an Midir“, forderte er ihn auf.
Midir hob langsam seinen Kopf wieder, er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der kalte Blick des anderen Engels durchbohrte ihn und drang tief in seine Seele ein. Midir fühlte sich bloßgestellt, gedemütigt als Zariel so offen in ihm lesen konnte. Doch er wartete darauf, wie ihn Zariel wohl bestrafen würde für seinen Ungehorsam.
„Was bist du doch für ein törichter, kleiner Engel“, Zariels Stimme klang nun wieder etwas freundlicher und er schüttelte missbilligend den Kopf. „Ich hoffe für dich Midir, dieses Erlebnis war lehrreich für dich. Und nun komm, wir haben noch einiges zu erledigen.“
Der große Engel drehte sich um und erhob sich in die Luft. Erstaunt, dass ihm Zariel nicht richtig für seinen Ungehorsam strafte, blieb er regungslos stehen.
„Nun komm schon, Midir, der Tag ist schon weit fortgeschritten.“
Da erhob sich auch der kleine Engel, und zusammen flogen sie davon und verschwanden am Horizont in weiter Ferne. Und Midir wusste, es würde wahrlich nicht leicht werden ein großer Engel zu werden.


Dark Wings




Ich schaute die Klippe empor. Dort stand ein Engel, aber er war anders wie die anderen, so einen hatte ich noch nie gesehen.
Seine Flügel waren pechschwarz, ebenso wie sein Haar, das lockig, zerzaust war. Fasziniert versuchte ich mir alle Details zu merken. Ein schwarzes Gewand umschmeichelte den Körper. Von hier unten konnte man nicht viel mehr sehen.
Dieser Engel strahlte so viel mehr Kraft aus, als die herkömmlichen, doch schien sie böse zu sein. Doch genau das zog mich in den Bann, und sollte mein Verhängnis werden.

Ich schlug die Augen auf, wusste sofort, das ich in meinem Bett lag, aber auch das dieser Traum etwas bedeutete. Noch immer sah ich die Gestalt des schwarzen Engels vor mir, wie er so majestätisch auf der Klippe stand.
Ein Blick aus meinem Fenster, verriet mir das es noch mitten in der Nacht war. Der Traum hatte wohl seine Spuren hinterlassen, denn ich stand auf, ging aus meinem Zimmer, auf die Straße.
Der Mond leuchtete hell, ich lief los, immer weiter Richtung Strand. Meine nackten Füße schlugen auf dem geteerten Boden auf. Immer schneller lief ich, wollte so schnell wie möglich dort sein.
Endlich spürten meine wunden Füße Sand, meine Schritte wurden noch einen Tick schneller. Dann wurden meine Füße vom Meer umspült. Und ich konnte endlich zu der Klippe schauen, und es war mir als hätte ich mein ganzes Leben darauf gewartet.
Da stand er, mein schwarzer Engel, so majestätisch und stolz, wie in meinem Traum. Mystisch wirkte die Szene durch das milchige Licht des Mondes. Ewig könnte ich hier stehen und ihn betrachten, den Engel meiner Träume.
Plötzlich schwebte er herunter, seine Flügel bewegten sich langsam und anmutig. Er beobachte mich und ich ihn. Was würde er tun?
Einen Schritt von mir entfernt, schwebte er. Seine Flügel bewegten sich immer noch sachte. Seine Augen blickten mich an, böse und voller Hass waren sie, doch das sah ich nicht. Auf mich wirkten sie wie ein Bann, zogen mich gerade zu magisch an. Zu gern hätte ich die makellose Wange gestreichelt, meine Finger durch die Locken gefahren, doch ich stand einfach nur da und wartete.
Sein Finger kam auf mich zu, er stach mir in die Brust als wolle er mich durchbohren. Blut tropfte auf mein weißes Nachthemd. Ich spürte keinen Schmerz, sah nur die

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Texte: Die Rechte liegen beim Autor.
Tag der Veröffentlichung: 14.05.2009

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