Die geheimnisvolle Wiese
Der Mond glitzerte am Himmel. Ein kleines Reh huschte durch die Bäume. Seine dünnen Beine blieben in einer Dornenrange hängen. Mühsam trat es mit den Beinen, bis die Dornenrange von ihm abließ, dafür hatte sie Kratzspuren hinterlassen. Doch die schien das Kitz nicht zu stören.
Das Reh lief weiter, seine Augen suchten das Dickicht des Waldes ab, jedoch schienen sie nicht das zu finden, was sie suchten. Ziellos irrte es umher, als es plötzlich aus dem Wald heraus stolperte, auf eine Wiese.
Durch den Mond wurde die Wiese in mystisches Licht getaucht. In der Mitte der Wiese stand ein Wesen, ein wunderschönes Wesen. Wallende weiße Kleider wurden vom Wind verweht, auch mit dem blassgrünen Haar spielte der Wind.
Unsicher machte das Reh einige wacklige Schritte auf die schöne Elfe zu. Diese schien das Tier bemerkt zu haben, kniete sich hin und streckte mit einer freundlichen Geste die Hand dem Reh entgegen.
Von der Unsicherheit von eben war nichts mehr zu sehen, freudig lief es zu der ausgestreckten Hand. Behutsam strich die Hand über die Wange des Rehs, fühlte die Wärme des Fells. Die großen, runden Augen des Tieres blickten die Elfe fragend an. Wo bin ich hier?
Ohne die Lippen zu formen, erzählte die Elfe, indem sie Bilder an den Geist des Rehs schickte. Man sah Elfen, Tiere und andere Wesen, die gemeinsam auf etwas warteten. Auf was wusste selbst die Elfe nicht, nur das es ein heiliger Ort des Waldes war, denn die Bilder waren aus vergangen Tage, einem anderem Leben, als die Welt noch anders war.
Das Reh wollte hier warten genau wie die Elfe auf das, was die Wiese verbarg. So legte es sich hin und machte es sich bequem auf den Gräsern.
Nach einiger Zeit fing das Reh an zu zittern, die Nacht war kalt und der Wind pfiff durch die Bäume, die zu flüstern angefangen hatten. Etwas war im Gange, die Stille des Waldes war geweckt worden.
Das weibliche Wesen, hatte das zittern des Rehs bemerkt, ging wieder vor dem Reh auf die Knie und hauchte es an. Warmer Atem berührte die Schnauze, liebkoste das Gesicht, plötzlich breitete sich wohlige Wärme im Körper des Tiers aus.
Auch waren sie jetzt nicht mehr allein, Hirsche, Rehe, Füchse, Hasen, Mäuse, Elfen aller Gattungen traten aus dem Schatten der Bäume heraus, waren friedlich. Vögel flogen fröhlich herbei und ließen sich auf den Ästen der Bäume nieder. Niemand griff den anderen an. Alle blickten sie Richtung Himmel, dem Mond entgegen, der größer zu werden schien.
Als plötzlich etwas die friedliche Stille störte, ein kleiner Junge mit zerzaustem Haar und ausgefranster Kleidung kam aus dem Unterholz gestolpert. Panisch blickte er sich um, als er die vielen Tiere und Elfen erblickte schien er sich zu beruhigen. Setzte sich in die Mitte der Lichtung neben das Reh, legte ihm seine Finger auf den Rücken und wartete mit den Tieren. Diese glaubten zuerst, dass durch das Menschenkind etwas schief gehen könnte, doch als der Mond noch heller zu leuchten anfing wussten sie, dass alles seine Richtigkeit hatte.
Wie ein riesiger Ball, hing der Mond am Himmel. Dann geschah es das Wunder…
Es war als würde sich ein winziger Splitter vom Mond lösen, herab schweben auf die Wiese. Dort entpuppte sich der Splitter des Mondes, als eine Fee, so wunderschön, wie es sie noch nie auf Erden gegeben hat. Sie strahlte wie der Mond, verbreitete das gleiche milchige Licht. Um sie schwirrten winzige Mondfalter.
Die Blicke aller hingen an der Fee. Diese fing an eine Geschichte zu erzählen, ohne Worte nur mit Bildern, berichtete sie von der Schönheit der Welt, als die Menschen noch nicht angefangen hatten alles besitzen zu wollen, von dem Glück das es damals noch gab. Wie grün die Wiesen gewesen waren, wie groß die Wälder mit allen Wesen, die es gab. Keines war vor dem Aussterben bedroht, den niemand machte Jagd auf sie. Und als ihre Geschichte endete kam sie zu jedem einzelnem Wesen, schenkte ihm eine Gabe, mit der man Glück verbreiten konnte, ohne das ein anders dafür leiden musste.
Sogar der kleine Menschenjunge erhielt diese Gabe, in der Hoffnung, dass die Welt irgendwann wieder so sein würde, wie sie einmal war. Voller Magie, Schönheit, Glück und Einzigartigkeit.
Und als der Zauber vorbei war, die Fee verschwunden, die Tiere sich in ihre Schlupfwinkel verzogen und die Elfen zurück in ihre Wohnungen geeilt waren. Begaben sich der kleine Junge und das Reh gemeinsam auf eine Reise, sie hatten Freundschaft geschlossen. Auf dieser Reise wollten sie Glück verschenken, Licht in die Dunkelheit tragen, anderen helfen, ohne dafür etwas als Gegenleistung zu erhalten.
Tag der Veröffentlichung: 17.11.2008
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