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Monströse Erziehungsmethoden


Mit ängstlich großen Augen schielt der kleine Peter aus seiner Bettdecke hervor.
„Schatz, nun sei nicht albern,“ seine Mutter streichelt ihn besänftigend über die Stirn, „es gibt keine Monster im Kleiderschrank, die dich fressen wollen.“ Erneut in dieser Nacht gibt sie ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. Anschließend löscht sie das Licht und schließt hinter sich die Kinderzimmertür. Die Kinderhände verkrampfen sich in die weichen Daunen. Da ist es schon wieder, dieses Rumpeln und Pochen! Nun hört er auch diese Stimmen aus dem Schrank:
„Grawlknurr, sein nicht albern! Es leben keine Menschen außerhalb vom Schrank, die dich fressen wollen.“


Unter Freundinnen


Zwei Freundinnen gehen die Straße entlang. Sie entdecken zwei Ogerfrauen, die miteinander grunzen. Mit gezwungenem Lächeln und unterdrücktem Entsetzen laufen sie an den hoch gewachsenen Monstern vorbei und kaum aus deren Hörweite, tratschen sie aufgeregt los:
„Hast du das gesehen? “ Die Frauen wechseln noch immer nervöse Blicke mit den Ogern.
„Oh ja, was für ein breites Kreuz die haben!“
„Und einen Zahnarzt haben diese Stoßzähne auch nie zu Gesicht bekommen…“
„Hast du diese großen, haarigen Warzen bemerkt?“
Die Ogerfrauen schauen den sich entfernenden Frauen hinterher. Die Eine sagt zur Anderen:
„Sei ruhig, die können doch nichts für ihr Aussehen…“


Trolliges Geschäftsessen


Der Diplomat versucht mit Trollen zu verhandeln. Als Geste zur Begrüßung gibt das Trolldorf eine große Feier mit einem noch größeren Festmahl. Der junge Mann sitzt zwischen den Wesen mit den großen Hauern und wartet gespannt auf das Essen. Der Koch, ein breitgebauter, alter Troll bringt ein riesiges Silbertablett mit einem blickdichten Deckel. Alles lechzt und sabbert. Der Chefkoch hebt den Deckel hoch – und ein gefesselter und geknebelter Mensch wird sichtbar. Oh weh, jetzt ist diplomatisches Geschick gefragt.
„Wie könnt ihr nur,“ poltert der Diplomat entsetzt. Alle schauen ihn verständnislos an. „Der ist ungenießbar. Ihr habt Rosmarin und Knoblauch vergessen!“

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Tag der Veröffentlichung: 24.02.2010

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