Cover

Prolog



Die Nacht hatte sich über das Tal gesenkt, welches umrahmt von Hohen Bergen und Wiesen friedlich dahin schlummerte. Von weiten hörte man das leise Rascheln der Blätter und das sanfte Rauschen von Wellen.
Kira hatte ihr Lager nach einem langen und anstrengenden Tag in einer der unzähligen Höhlen, die die Zeit gemeißelt hatte, aufgeschlagen und bekam von alle dem kaum etwas mit. Seit der Dämmerung war sie nun schon unterwegs um ihre Prüfung zu meistern.

Kira, war jetzt 16 und damit in ein Alter gekommen in dem sie weit mehr Pflichten hatte als es noch vor ein paar Monaten der Fall gewesen war. Die Gungdal waren ein Wandervolk. Die Gruppen bestanden aus mehr als 2 Dutzend angehörigen, alle zusammen waren wie eine große Familie. Sie hatten natürlich einen Ältesten, auch einen Heiler. Es war Brauch die Kinder mit Beendigung des 16. Lebensjahres ganz in die Gruppe aufzunehmen, dazu wurden sie schon von klein auf unterrichtet, sodass man sich ein Bild machen konnte welche besonderen Talente jeder einzelne besaß und was man Fördern sollte.
Danach wurden die Prüfungen gestaltet.

Kira war vor 3 Tagen 16 geworden und heute war der erste Tag ihrer Prüfung angebrochen. Man sagte ihr seit sie selbst denken konnte ein besonderes Talent nach, das es so bei den Gungdal noch nicht gegeben hatte. Erst tat man es als Zufall oder auch Wunder ab, doch schon sehr bald bemerkte sie selbst, dass das so nicht richtig war.

Es ging schon damit los dass sie keinen einzigen der Gungdal auch nur ähnelte. Sie waren ein eher kleinwüchsiges Volk, einzig die Männer hatte eine, für diese Sippe untypische Größe aufzuweisen. Sie alle waren von normaler Statur und jeder einzelne von ihnen hatte genügend Kraft um einen Büffel mit bloßer Hand zu erlegen.
Sie waren Jäger und Sammler, aber auch gute Späher und einige wenige durften sich Krieger nennen.
Galon, der Gruppenälteste war einer von ihnen. Er besaß ein großes Wissen, gute Führungsqualitäten und wusste sich geschickt zu verteidigen, wenn es denn einmal sein musste.
Er war ein sehr stattlicher Mann und trotz seines inzwischen hohen Alters, für einen Krieger, sah man ihm die unbändige Kraft an.
Die Frauen waren eher klein, meist bis zu 2 Köpfen kleiner als die Männer, aber auch sie hatten genügend Kraft um sie zur Wehr zu setzen. Sie fungierten in erste Linie als Ehefrauen, Mütter und auch Heiler, wenigstens die älteren.
In jungen Jahren und vor einem Kind, waren sie wie ihre Männer ebenso Jägerinnen und standen ihnen in Geschick und Schnelligkeit nicht nach.
Serina, die Frau von Galon, war eine der wenigen die auch jetzt noch darauf bestand auf die Jagd zu gehen. Sie war eine sehr hübsche Frau, schlank, für eine Frau des Stammes recht groß. Galon überragte sie gerade noch mit einer Kopfhöhe und ihre Haut schimmerte wie Bronze.
Es war kaum verwunderlich das Galon sie erwählte. Sie war ebenso mit Weisheit und Führungsqualitäten beseelt wie ihr Mann und sie war eine der wenigen, die Kira immer eine sehr gute Freundin gewesen war, ja fast wie eine zweite Mutter.

Doch Kira war nicht wie sie, sie war fast genauso groß wie die Männer, vielleicht würde sie selbst den ein oder anderen noch überragen, von eher zierlicher Statur und viel zu Hellhäutig für diesen Lebensraum. Ihr Haar war nicht dunkel es war Hell und schimmerte wie Silber in der Sonne. Sie hatte auch nicht die nötige Kraft um sich mit bloßen Händen wehren zu können, aber sie konnte gut mit Peitsche und Bogen umgehen. Sie war geschickt darin Bäume oder Wände zu erklimmen. Kira war eine ausgezeichnete Jägerin, blitzschnell und eine gute Späherin, aber sie war auch eine Heilkundige und schien sich unsichtbar machen zu können, wenn es sein musste.
Nein sie war nicht wie sie, doch das alles erfuhr sie erst vor 3 Tagen.
Die Zeremonie die man für sie ausgerichtet hatte unterschied sich merklich von den üblichen. Schließlich setzen sich Serina und Galon zu ihr und erzählten ihr wie sie zu ihnen gekommen war.
Das war üblich wenn man 16 wurde. Doch ihre Geschichte klang beinahe zu fantastisch, als das sie sie gleich beim ersten mal hätte begreifen können. Obwohl sie es über die Jahre irgendwie gewusst hatte traf sie es doch sehr unvorbereitet.
Serina erzählte ihr, dass sie sie aufgenommen hatten nachdem sie auf den Weg zu einer neuen Lagerstätte an einem kleinen Dorf vorbei gekommen waren, welches völlig zerstört wurde.

Sie erzählte ihr davon, wie sie ein Kind weinen hörte. Schließlich hatte sie dann beschlossen das Dorf eingehender zu untersuchen. Doch sie musste bald feststellen, dass jede Hilfe zu spät war.
Es musste überfallen und völlig zerstört wurden sein. Schließlich kam sie auf ein kleines Feld von dem das weinen zu hören war.
Eine sehr schöne Frau kauerte, Blutverschmiert und zitternd, zwischen den Weizen und Gersten und hielt ein Kind in den Armen.
Als sie näher gekommen war, sah sie, dass ihr nicht mehr zu helfen war, sie war schwer verletzt, eigentlich tödlich, dennoch lebte sie noch als Serina sie sah.
Sie erzählte davon, wie sie das Kind ins Feld legte, sie ansah und ihr den Namen nannte bevor sie tot zusammenbrach. Dabei sah sie Kira auf eine eigenartige Weise an.
Das Mädchen hatte begriffen, dass sie von ihr gesprochen hatte.
Auf die Frage hin wer sie denn nun wirklich war, ergriff Galon das Wort. Er erzählte, dass er mit ein paar anderen Männern durch die Strassen gegangen war, um wenigstens einen Hinweis zu finden welches Dorf es wohl wäre und zu wessen Herrn es gehörte.
Sie fanden kaum etwas, sie alle aber waren so wie sie.
Schließlich fand man einen Hinweis auf ein Volk das lange als verschwunden gegolten hatte. Selbst er hatte nur ein einziges mal von ihnen gehört, damals war er ein Kind gewesen und lauschte den Worten seines Großvaters der auf dem Sterbebett lag.
Es war ihm ein Bedürfnis gewesen, ihm diese Geschichte zu zählen.
„Du musst wissen Kira, mein Großvater war das, was man wohl einen Propheten nannte.“ hatte er erzählt. „Und er hat mir von der Geschichte dieses Volkes berichtet. Er sagte mir auch, das die Zeit kommen würde, in dem wir Seite an Seite stehen würde.“
Auf die Frage wie es denn hieße musste er eine Weile nachdenken.
„Ich meine er nannte sie Eholah. Sie waren ein sehr friedliches Volk. Anmutig und Naturverbunden. Er erzählte auch davon, dass sie mächtige Freunde hatten. Doch er hatte sie schon eine sehr lange Zeit nicht mehr gesehen.“ Kira hatte nur genickt.
„Wir wissen nicht ob es tatsächlich eines ihrer Dörfer war, doch wir wissen, dass du ein außergewöhnlicher Mensch bist. Du bist nun alt genug um die Wahrheit tragen zu können, wenn du sie selbst nicht schon erahnt hast.“ Auch darauf hatte sie nur genickt. „Werde ich dann also gehen müssen?“ fragte sie dann nach einigem Zögern.
Serina sah sie dann ermutigend an. „Aber nicht doch, du wirst ebenso eine Prüfung bekommen, wie all deine Brüder und Schwester. Es war nicht einfach die deine zu organisieren, aber ich denke, wir haben es geschafft all deine Talente und Fähigkeiten bei dieser Prüfung zu testen. Galon wird dir die Einzelheiten am Morgen erklären. Heut ist es schon spät und ich bin sicher, dass du dich ein wenig ausruhen möchtest.“

Nach diesem Gespräch hatte sie noch lange Zeit wach in ihrem Zelt gelegen, und auch heute hatte sie sich mit dieser Geschichte befasst. Doch Kira entschied sich erst einmal ihre Prüfung zu bestehen, bevor sie auch den letzen Geheimnis ihrer Vergangenheit auf die Spur gehen wollte.




Kapitel 1


Die Reise beginnt



Kira erwachte schon sehr früh am nächsten Morgen. Im ersten Moment war sie erschrocken, doch dann fiel ihr ein, dass sie dabei war, ihre Prüfung zu machen. Sie war nicht so schwer wie sie befürchtet hatte, sie sollte lediglich ein paar Wochen durch das Land ziehen. Sicher hatte Galon ihr nicht ohne Grund eine solche Aufgabe zu Teil werden lassen.
Sie baute ab und füllte ihre Wasservorräte auf, dann ging sie weiter. Wohin genau sie ging, das wusste sie nicht und sie nahm nicht einmal wahr das sie eher die Richtung nach Süden einschlug, anstelle der Richtung nach Osten, wie ihr Galon geraten hatte.

Die Sonne stand bereits im Zenit als sie ihre erste Rast an diesem Tag machte. Es war warm, noch nicht heiß, aber Kira lebte nun schon lang genug mit den Gungdal zusammen, um zu wissen, dass die nächsten Tage sicher nicht einfacher würden.
Sie fand unter dem Schatten einer der wenigen Bäume Platz und sah sich um. Die Gegend kam ihr, wenn überhaupt, nur vage bekannt vor.
Sie wusste nicht einmal ob das vage nicht vielleicht schon übertrieben war.
Weiter in Richtung Süden erhoben sich viele Berge. Einige von ihnen kannte sie wieder, sie waren hoch genug um sie auch vom Lagerplatz der Sippe zu sehen. Einer davon war ihr schon die ganze Zeit ins Auge gestochen.
Er fiel durch sein dunkles Gestein auf und durch die Vielfalt der Pflanzen die man auf dem Gipfel sehen konnte. Jetzt, wo sie näher an ihn heran gelaufen war, konnte man noch weitere Details ausfindig machen. Das Gestein war nicht so dunkel wie man vermuten würde, in ihm reflektierten sich die verschiedensten Farben wieder, grün, rot, braun und weiß.
Ein seltsamer Berg fand Kira. Er passte irgendwie so gar nicht hier her.
Sie beschloss ihn sich genauer anzusehen. Es war ohnehin egal was sie auf diesem Weg finden würde, sie hatte keine Aufgabe bekommen, sie sollte wohl einfach lernen.

Nach dem sie sich ein wenig gestärkt hatte ging sie weiter. Sie wollte bis zum Abend dort sein. Kira schätzte seine Entfernung auf ein paar Meilen, kein Problem, solange die Hitze nicht Überhand nehmen würde.
Tatsächlich war sie bis zum Einbruch der Dunkelheit am Fuß des Berges angekommen.
Bis hierher hatte sie die ganze Zeit das Gefühl nicht abschütteln können, beobachtet zu werden.
Das Mädchen hatte sich zwar ein paar mal umgedreht, aber nichts erkennen können.
Schließlich stand sie nun vor diesem Berg und sah sich die Wände an. Etwas in ihr mahnte sie, überstürzt zu handeln, aber ein viel tieferes Drängen sagte ihr, das sie dort oben suchen musste. Was das konnte sie nicht sagen.
Die Wand war sehr glatt und es war schwierig ein paar geeignete Risse und Spalten zu finden die man für den Aufstieg nutzen konnte, doch Kira hatte schon viel schwierigere Aufstiege bestreiten müssen.
Sie band das wenige das sie bei sich trug gut fest und schnallte es auf ihren Rücken, damit sie beide Hände nutzen konnte. Sie wollte wenigstens bis zum ersten Vorsprung kommen ehe die Nacht vollends über sie hereingebrochen war.

Es dauerte länger als sie erwartet hatte. Die Wand erwies sich als tückischer als sie dachte, doch gegen Mitternacht hatte sie den ersten Vorsprung erreicht. Der war ungefähr auf der Hälfte des Aufstieges gewesen.
Erschöpft suchte sie sich ein wenig Schutz vor dem Wind. Er war nicht stark, aber doch Recht kühl, und schlief erschöpft ein.

Es war noch immer dunkel als sie die Augen wieder aufschlug, über ihr funkelten die Sterne. Der Wind hatte nicht aufgefrischt, im Gegenteil, sie hatte das Gefühl das es ein wenig wärmer geworden war. Unsinn, dachte sie sich, schob die Gedanken beiseite und versuchte wieder einzuschlafen. Doch dazu kam es nicht, ein Geräusch ließ sie nun vollends erwachen. Sie rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und setze sich leise auf. Aufmerksam streifte sie durch die Gegend.
Der Vorsprung maß allem in allen vielleicht 10 mal 12 Meter, war ein wenig mit Bäumen bestückt, aber keineswegs undurchsichtig. Der Mond war in der Zunehmphase und spendete somit genügend Licht um die Gegend auszuleuchten.
Das Geräusch wiederholte sich. Es war nicht bedrohlich und Kira verspürte auch keine Angst, aber es klang fremd. Vorsichtig stand sie auf und lief in die Richtung aus der es gekommen war. Im ersten Moment konnte sie nichts ungewöhnliches entdecken. Vorsichtig und leise ging sie weiter, inzwischen bewegte sie sich auf allen vieren um nicht am Ende doch etwas zu übersehen oder sich gar zu verletzen oder noch schlimmer, über die Klippe zu stürzen.
Das, unerwartet, dichte Buschwerk hielt das, ohnehin wenige Mondlicht, sehr zuverlässig ab.
Kira stockte als sie unter ihren Händen eine Unebenheit spürte. Sie ließ die Hand darüber kleiden und vermutete, dass es sich um einen Abdruck handeln könnte. Doch konnte sie nicht sagen woher er stammte, er war ihr fremd.
Vorsichtig tastete sie sich weiter voran. Die Abstände zwischen den Abdrücken schienen unregelmäßig, einer fühlte sich an, als hätte es nicht mehr genügend Kraft das Bein zu heben, sondern es nur noch nach zu schleifen.
So schlich sie weiter, jetzt waren die Abstände zwar regelmäßiger, aber wer oder was auch immer hier entlang gelaufen war, musste schon sehr erschöpft sein.
Dann hörten sie auf, genau so abrupt wie sie angefangen hatten. Das Mädchen richtete sich auf und sah sich aufmerksam um. Sie war weiter gegangen als sie eigentlich wollte und wunderte sich, dass sie noch nicht an der Klippe des Felsvorsprunges angekommen war.
Was ging hier vor?
Kira hatte keine Gelegenheit sich weiter darüber zu wundern, denn gerade als sie wieder umdrehen wollte, traf sie etwas hart auf den Rücken und sie fiel.

Sie versuchte die schwarzen Nebelschleier vor ihren Augen zu verscheuchen und so die drohende Ohnmacht zurück zu drängen, aber es gelang ihr nicht der Aufstieg hatte sie zu sehr erschöpft.

Ein dumpfes Klopfen ließ sie wieder zu sich kommen. Es war inzwischen helllichter Tag und Kira war nicht mehr an der Stelle, an der sie gefallen war. Um sie herum erhoben sich hohe felsige Wände in den verschiedensten Farben.
Sie war in einer Art Höhle, allerdings war diese nach oben geöffnet, so das sie den blauen Himmel über sich sehen konnte.
Sie schrak nach oben, wurde dann jedoch brutal zurückgeworfen.
Sie blickte verwirrt an sich herab und stellte fest, dass sie festgebunden war. Das Mädchen sah sich weiter um, aber sie konnte niemanden entdecken.
Erst als sie dieses sonderbare Geräusch wieder hörte wandte sie sich um.
Im Rücken des Kessels war noch eine kleine Höhle. Täuschte sie sich oder starrte sie von dort aus jemand an?
„Wer ist da?“ hörte sie sich selbst sagen. Keine Antwort.
„Wer ist da?“ fragte sie noch einmal. Dann fiel ihr die Spur ein der sie die vergangenen Nacht gefolgt war. „Hör zu du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich dachte du wärst verletzt, aber zumindest sehr erschöpft. Ich kann dir helfen.“ Wieder keine Antwort aber das nervöse Scharren war ein bisschen leiser geworden.

Kira hatte es indes geschafft, sich ganz zu der kleinen Höhle umzudrehen, aber die Helligkeit die hier draußen herrschte machte es unmöglich in ihr irgendwas zu erkennen.
„Binde mich wenigstens wieder los, ich werde nicht weglaufen, schließlich bin ich hier um dir vielleicht zu helfen.“ Wieder war das Scharren ein wenig leises geworden.
„Du bist nicht gefesselt, du selbst hältst dich gefangen.“ erklang eine leise Stimme zu ihr herüber. Es war unmöglich zu sagen ob es eher eine weibliche oder doch eine männliche war, auf jeden Fall klang sie nach Angst und Misstrauen.
„Was?“ entfuhr es ihr und plötzlich schien etwas von ihr abzufallen.
Sie war tatsächlich nicht festgebunden. Ein Streich ihrer Phantasie?
„Was ist mit dir? Ich höre Angst in deiner Stimme, bitte glaube mir, ich bin nicht dein Feind.“ sagte sie als sie ihren ersten Schrecken überwunden hatte.
Kira bekam keine Antwort.
„Es liegt an diesem Berg nicht wahr? Ich hatte schon gestern das Gefühl...er riefe mich...zumindest aber, das ich hier etwas zu erledigen hätte...so als ob ich etwas bestimmtes bis heute übersehen habe...“ sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen Worte.
Es klang lächerlich, für sie selbst, wie erst mochte es für den Fremden klingen der dort im dunkeln verborgen war?

„Wer bist du?“ fragte Kira nun leise und sah in den Schatten hinein. Endlich verstummte das nervöse Scharren vollends.
„Du wirkst ehrlich, ich glaube dir.“ Endlich löste sich auch die letze Starre aus den Gliedern des Mädchens und sie stand auf.
„Warum hältst du dich versteckt? Ängstigt dich mein Anblick so?“
„Nein, doch ich bitte dich nicht näher zu kommen.“ Kira blieb gehorsam stehen.
„Okay, aber sag mir ob ich dir helfen kann. Als ich deiner Spur folgte, heute Nacht, hatte ich
den Eindruck, dass du verletzt seist oder wenigstens sehr erschöpft.
Ich kenne mich gut mit Heilkräutern aus und habe hier viele nützlich gesehen die gegen vieles sicher helfen würden.“
Täuschte sie sich oder war im Schatten der Höhle eine Bewegung zu sehen? Wenn es eine war dann war es kein Lebewesen das Kira je gesehen hätte.

„Ich habe dich beobachtet Menschenkind. Was suchst du hier so allein in dieser Gegend? Weißt du nicht was das hier ist?“ Das Mädchen war verwirrt.
„Ein Berg, ein ungewöhnlich schöner Berg, der so etwas wie Intelligenz besitzen muss.“ Erwiderte sie irritiert. „Das ist richtig, es ist ein Berg, aber kein gewöhnlicher. Ebenso wie du. Du bist auch nicht gewöhnlich. Und du hast Recht, der Berg hat um Hilfe gebeten, deswegen bin ich hier und du musst ihn ebenfalls gehört haben, sonst wärest du nicht jenseits deiner Route die man die gewahr zu gehen.“
Kira verstand immer weniger was hier vor sich ging. Der Schatten bewegte sich erneut.
„Wer bist du?“ fragte er sie.
„Ich bin gerade dabei genau das heraus zu finden. Ich wuchs bei den Gungdal auf, einem Nomadenvolk das durch die Lande streift, ungebunden und in großen Familien lebend. Sie nahmen mich auf, zogen mich groß und das obwohl ich nicht zu ihnen gehöre.
Ich bin ihnen Dankbar für ihre Unterstützung. Ich kann dir nicht sagen, wer ich wirklich bin.“
Schweigen.
„Komm näher heran.“ Folgsam setzte sich das Mädchen in Bewegung.
„Gut das genügt.“ Kira blieb stehen.
Sie erkannte noch immer nicht mehr als einen Schatten, aber wie schon am Abend davor spürte sie das keine Gefahr von ihm ausging.
„Du bist wirklich verletzt. Was ist dir geschehen? Lass mich wenigstens die Verletzung ansehen.“ Ihr Gegenüber wich erneut weiter in den Schatten zurück. „Komm nicht näher. Es ist nicht so schlimm wie es aussehen muss.“ Entschlossen ging Kira einen weiteren Schritt in die Höhle und blieb abrupt stehen.


Kapitel 2


Das Zusammentreffen



Es war angenehm kühl, aber auch ungewöhnlich hell und das, obwohl sie einen Großteil des Sonnenlichtes mit ihrem Körper vor dem schmalen Eingang abschirmte.
Sie sah ihr gegenüber an, Fassungslos und ohne dass sie ein Wort zu sprechen vermochte. Kira hatte gewusst, dass es sich um ein ihr Unbekanntes Wesen handeln könnte. Sie hatte darauf spekuliert das es vielleicht einfach nicht von ihr gesehen werden wollte, weil es zu Grotesk auf Menschen wirken würde und zu fremd oder gefährlich oder, oder, oder.
Kira fielen soviele Dinge ein womit sie vielleicht die Scheu des fremden erklären konnte, doch sie entglitten ihr, bevor sie zu greifen waren. Nichts von alle dem vermochte es zu erklären.
Vor ihr stand ein Wesen, wie sie noch keines gesehen hatte. Es sah fast menschliche aus und doch ganz anders. Feine Züge, es strahlte Grazie und Anmut aus, es wirkte zerbrechlicher als Glas und doch so stark wie eine Urgewalt der Natur. Es war größer als sie dachte und es war…
„….einfach wunderschön…“ murmelte sie noch immer wie vom Donner gerührt.
Der Fremde, Kira erkannte nun, dass es ein männliches Wesen war, wich noch weiter in die Höhle zurück. Endlich löste sich der Bann der sie gefangen hielt.
„Nein, nicht doch. Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben. Ich möchte mir nur deinen Fuß ansehen das ist alles.“

Langsam ging das Mädchen weiter zu ihm. Endlich blieb er stehen. Kira ging unglaublich behutsam weiter und kniete sich schließlich auf den Boden.
„Das sieht nicht gut aus. Bist du gefallen oder gestürzt?“ Sie sah ihn an.
„Ich wurde gejagt.“ Kira nickte.
„Es ist noch ein Dorn in der Wunde, ein ziemlich großer und es sieht ganz so aus, als hätte sich die Verletzung schon entzündet. Meinst du, du kannst dir diesen Dorn entfernen? Nicht weit von hier gibt es ein paar Pflanzen die zumindest die Entzündung abschwellen lassen und die Schmerzen ein wenig lindern werden.“
Der Fremde sah sie an.
„Nein, ich kann sie nicht entfernen.“ Das Mädchen stand auf.
„Zeig mir deine Hände.“ Gehorsam streckte der Fremde sie ihr entgegen. Sie sahen ungefähr genau so schlimm aus.
„Warte hier, ich gehen zu meinem Lager und hole die nötigen Materialien. Beweg dich nicht weiter. Setz dich hin und warte auf mich okay?“ Sie wandte sich gerade zum gehen dann sah sie noch einmal zurück. „Ich rate dir dich nicht unnötig zu bewegen, sonst kann es sein das du diesen Tag, spätestens aber die kommende Nacht, so nicht überleben wirst.“
Dann lief sie nach draußen.

In ihren Gedanken nahm sie noch einmal jedes einzelne Kräuter durch, analysierte die Verletzungen die sie gesehen hatte und setze sie in Gedanken mit den Kräutern zusammen.
Eine Gabe die ihr schon oft geholfen hatte, dass richtige zu tun.
Als sie die Kräuter fand, war Kira überrascht. Es war nicht so weit wie sie angenommen hatte, nach ein paar Minuten war sie bei ihren Sachen angekommen, nahm die Wasserflasche, ein paar saubere Stoffe und ging zurück zu den Büschen durch die sie in der Nacht gekrochen war.
Das Mädchen musste nicht lang suchen bis sie fand was sie brauchte. Nach nur einer viertel Stunde war sie wieder in der Höhle.

Der Fremde hatte sich nicht bewegt und als sie näher kam wusste sie auch warum. Die Verletzungen musste er schon länger mit sich tragen, denn er schien sehr erschöpft. Unendlich behutsam begann sie erst seine Hände zu reinigen und zu versorgen. Dann machte sie sich daran den Dorn zu entfernen. „Das wird sicher ziemlich weh tun, aber beiß die Zähne zusammen, ich mache das nicht mit Absicht.“ Kira nickte dem Fremden noch einmal zu dann zog sie mit einem Ruck den Dorn aus der Haut. Sie vernahm nicht den kleinsten Laut, aber etwas an seinen Augen ließ sie für einen Moment zusammen zucken. Er sah plötzlich ziemlich angriffslustig aus.
„Es tut mir wirklich leid, ich wollte dir wirklich nicht weh tun, aber es musste sein.“
Das Mädchen warf den Dorn von sich. Er war ziemlich lang und auch ziemlich groß und stammte sicher nicht aus dieser Gegend.
„Wo hast du dir den nur eingefangen? So einen Dorn habe ich noch nie gesehen.“
Als sie keine Antwort bekam säuberte sie die Wunde. Der Fremde zuckte nicht und mimte noch immer nicht den kleinsten Laut, doch Kira begann nun immer deutlicher Aggression ihr gegenüber zu fühlen und als sie erneut aufblickte hatte sich der Ausdruck des Fremden erneut verändert.

Er war immer noch wunderschön, aber in seinen Augen flammte nun fast reine Mordlust auf. Die Augen eines wilden Tieres vermochten kaum bösartiger zu funkeln. Unbeirrt versorgte sie die Wunde und hoffte das er sie wenigstens nicht auf der Stelle umbringen würde.
Kira stand auf und ging einen Schritt zurück. Fast im selben Moment wurde ihr schwindlig und sie spürte wie ihre Beine unter ihrem Gewicht fast zusammen zu brechen drohten. War sie zu lange in der Sonne gewesen, oder bekam sie die Höhe das Berges nun zu spüren? Sie schob den Gedanken bei Seite und sah wieder zu den Fremden.
„So das…das sollte erstmal…erstmal reichen. Ruh dich noch ein bisschen aus, der….der Schmerz wird sicher…sicher bald nachlassen.“ Kaum das sie den Satzt beendet hatte, versank ihre Umgebung in Dunkelheit.

Zuerst spürte sie, wie etwas Kühles auf ihrer Stirn ruhte und sie fühlte ein leises pochen in ihren Händen. Sie fühlte sich wie erschlagen und so schlaff das sie sich fragte was eigentlich passiert war. Sie musste bewusstlos geworden sein.
Kira erinnerte sich Bruchstückhaft an einen völlig wirren Traum, der keinen Sinn zu ergeben schien. Und dann klärten ihre Gedanken allmählich wieder auf.
Sie war auf ihrer Prüfung zu einen Berg gegangen und aufgestiegen, in der Nacht schreckte sie wegen eines Geräusches auf und war ihm gefolgt. Dann wurde sie niedergeschlagen und erwachte in einer kleinen Höhle, unweit davon begegnete sie einen wunderschönen Wesen das verletzt war und das sie versorgte.
Kira schreckte auf und wurde dafür prompt mit Kopfschmerzen belohnt. Was war mit ihm? War er durchgekommen? Was war eigentlich mit ihr passiert?
„Bleib liegen.“ Hörte sie die Stimme neben sich sagen. Kira gehorchte stöhnend und wandte den Kopf zu Seite. Neben ihr saß das Wesen. Er sah besorgt aus.
„Was ist denn passiert? War ich zulang in der Sonne?“ Der Fremde schüttelte den Kopf.
„Nein, du hast dich vergiftet.“ War seine Antwort. „Vergiftet? Aber das kann doch gar nicht…Die Dornen!“ entfuhr es ihr. Doch der Fremde schüttelte den Kopf.
„Nein. Nicht die Dornen. Ich habe dich vergiftet.“ Verwirrt sah sie ihn an.
„Du? Aber wie solltest du das getan haben? Du hast mich nicht einmal angerührt.“
„Das ist auch nicht nötig…mein Blut ist das Gift…ich habe dich gebeten nicht näher zu kommen…du wolltest nicht hören umso erstaunlicher ist es das du überhaupt überlebt hast.“
„Dein Blut? Die Verletzungen…aber um mich mit deinem Blut…“ Sie besah sich ihre Hände. Sie waren aufgeschürft vom Aufstieg, offen…
„Ich verstehe…das Blut gelangte durch die paar Kratzer in meinen Körper und hat mich vergiftet richtig?“
Der Fremde nickte.
„Wie lang…“
„Es waren zwei Tage.“
„Du bist geblieben?“
„Ich hatte keine Wahl.“
„Doch die hattest du, du konntest ja nicht sicher sein ob ich überleben würde.“
„Doch…ich wusste das du überleben wirst und deswegen hatte ich keine Wahl.“
„Wer bist du?“
„Das ist nicht wichtig, du lebst ich kann gehen.“

Kira sah ihn an. „Moment mal, was soll das heißen ich lebe und du kannst gehen?“
„Das was es heißt.“
„Dann sag mir wenigstens wie du heißt.“
Der Fremde sah sie an.
„Ich habe keinen Namen, aber du kannst dir gern einen aussuchen wenn du möchtest.“
Kira sah ihn an.
„Warte…ich möchte auch auf den Berg…kann ich dich begleiten?“
„Ich glaube nicht, es wäre zu gefährlich.“
„Warum? Wenn mich eine Vergiftung nicht umbringen kann, dann wird es ein Aufstieg auch nicht.“
„Ich rede nicht davon, ich bin die Gefahr, nicht der Berg.“

Entschlossen setzte sich Kira nun auf. Auch wenn das wütende Pochen hinter ihrer Stirn sie fast wieder zurücksinken ließ, so blieb sie doch sitzen und sah ihn fest an.
„Ich weiß, es war nicht zu ignorieren, dennoch hast du mich weder verletzt noch getötet. Ich weiß nicht wer du bist, ich habe auch Wesen wie dich noch nie im Leben gesehen, aber ich fürchte mich nicht vor den Schatten der auch in deiner Seele ruht.“
„Du bist ziemlich dumm wenn du das wirklich glaubst.“ „Und du bist ziemlich dumm wenn du allen Ernstes annimmst ich würde auf dich hören.“
“Aber du kannst mich nicht begleiten.“ Protestierte der Fremde.
„Dann werde ich dir eben folgen.“ Er gab es auf.
„Also gut, ich bleibe bis du wieder gehen kannst, ich werde dich auf den Berg begleiten, aber den Rest musst du ohne mich schaffen. Ich kann dir nicht helfen.“
Kira nickte. „Das ist mehr als ich erwartet hatte.“ „Warum bist du hier her gekommen?“ wollte er nun wissen.
„Ich habe eine Prüfung auferlegt bekommen, von meiner Sippe. Die bekommt jeder der alt genug ist.“ „Sagtest du nicht dass du nicht zu ihnen gehörtest?“ Kira lächelte sanft.
„Ja das stimmt, aber das ist etwas das ich auch erst vor ein paar Tagen erfuhr obwohl ich es eigentlich immer geahnt hatte, dennoch sie haben mich aufgenommen und ich bin gern bei ihnen.“
„Das heißt du gehst zurück."
„Vielleicht, ich weiß es nicht, ich hatte gehofft das ich vielleicht ein paar Hinweise auf meine eigentliche Herkunft finden könnte, dummerweise weiß ich nicht einmal, ob die Geschichte überhaupt stimmt, ob ich wirklich von diesem Volk abstamme.“
„Welches Volk?“
„Die Eholah, meinte Gungdal.“
„Dieses Volk existiert noch, aber es gibt nur noch sehr, sehr wenige von ihnen.“ Erwiderte der Fremde. „Hast du sie jemals gesehen?“ Er sah sie an.
„Und du sollst wirklich zu ihnen gehören?“ Kira zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, es wurde nur vermutet. Vielleicht, vielleicht auch nicht, wenn es wirklich nur noch so wenige gibt wie du sagst, werde ich es wohl ohnehin nicht erfahren können. Aber warum fragst du?“
„Das würde zumindest erklären wieso du noch am Leben bist. Ein gewöhnlicher Mensch wäre gestorben und deine Gungdal wahrscheinlich auch.“
„Wer oder was sind denn die Eholah? Du scheinst etwas über sie zu wissen.“
„Ein sehr altes Volk, es ist sehr naturgebunden und sehr weise. Sie werden alt, verabscheuen Kriege, sind immun gegen viele Gifte, auch gegen meines und ausgezeichnet im Umgang mit Verletzungen. Aber du hast nie bei ihnen gelebt?“
Kira schüttelte den Kopf.
„Ich habe schon sehr lange nichts mehr gehört, sie leben in Gebirgen oder an Seen und Wäldern oder Dörfern, doch mit der Zeit wurden es weniger und weniger.“
„Und wie sehen sie aus?“ „Keine Ahnung ich habe nur von ihnen gehört, ich habe sie noch nie gesehen.“ Wieder nickte das Mädchen nur.
„Ich heiße Kira.“ Dann sank sie zurück in ihre provisorischen Kissen.
„Du hast gesagt das du das Gefühl hattest der Berg riefe dich.“ Stellte der Fremde fest.
„Das stimmt, irgendwie schon. Wie geht es deinen Verletzungen?“ Ihr gegenüber sah sie an.
„Die sind fast verheilt.“ Kira nickte.

Der Fremde sah auf sie herab. Er hatte auch einen Auftrag bekommen und scheinbar hatte der gerade den Weg zu ihm gefunden, in Form dieses Mädchens. „Mein Volk stammt aus der alten Zeit. Ich glaube nicht das man je von ihnen gehört hat, die ältesten kennen vielleicht noch ein paar Eholah, immerhin bestand vor Ewigen Zeiten ein Bündnis zwischen den beiden Völkern.“
Kira horchte auf. „Ich habe davon erzählt bekommen, Gungdal sagte die Eholah hatten sehr mächtige Freunde. Er sagte allerdings nicht welche.“
„Phönixe, Drachen, Einhörner, Minotauren, such dir was aus.“ Erwiderte der Fremde ungerührt. „Drachen…und Phönixe?“ erwiderte Kira mit leichtem Spott in der Stimme.
„Aber all diese Wesen gibt es nicht mehr, sie sind verschwunden, wenn es sie überhaupt jemals gegeben hat.“
Fügte sie sehr viel leiser zu. Im Grunde ahnte sie das sie existiert haben.
„Sie sind Fabelwesen… obwohl ich gern eines gesehen hätte, weißt du….ich habe soviel von ihnen gehört soviele Bilder gesehen und sie alle waren sich ähnlich…ich glaube nicht daran, dass es nur Fabelwesen sind, denn wenn Generationen um Generationen wieder und wieder dasselbe zeichnen, in Bildern festhalten, dann müssen sie es doch auch irgendwann einmal gesehen haben, oder?“

Der Fremde nickte. Kira sah ihn an.
„Was ist die alte Zeit?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
„Kannst du nicht oder willst du nicht?“ „
"Ich darf es nicht.“ War seine Antwort.
„Entschuldige.“ Der fremde sah sie an.
„Khijyugavjen.“ Kira sah ihn an.
„Dein Volk?“
„Mein Name.“ Erwiderte er.
„Ein ungewöhnlicher Name. Was bedeutet er?“ nun meinte sie einen leisen Hauch von Überraschung in seinen Zügen zu erkennen.
„Ich meine, Khijyugavjen hat sicher eine Bedeutung, es ist kein gewöhnlicher Name. Khijyu…zu Beispiel. Der Klang dieses Namens kommt mir bekannt vor. Ich glaube das heißt so was wie Licht oder Schein in einer mir unbekannten Sprache. Warte.“
Kira sah sich um und griff nach einem kleinen Stein der unweit von ihr lag.
„ð So sieht das Symbol aus. Ich habe es einmal an einer Wand gesehen. Gungdal konnte es mir sagen. Er hatte damals gesagt, dass die gekreuzten Striche nach oben zeigen, weil die Sonne dort scheint und der Kreis am anderen Ende Licht symbolisieren würde.
† Gavjen hingegen bedeutet Feuer, mit Feuer bringe ich Wärme in Verbindung. Müsste ich ein Tier bestimmen, würde es ein Drachen oder ein Phönix sein. Im Grunde würde das also einfach nur bedeuten, das Khijyu dein Wesen beschreiben und Gavjen deine Art bestimmen würde.“ Sie sah ihn an.
"Entschuldige, ich fand dieses Wörter nur sehr interessant.“
Ihr gegenüber sah nun ehrlich überrascht aus. „Das…das ist richtig.“ Murmelte er. Das Mädchen war überrascht. „Das bedeutet du bist was?“ Sie sah ihn noch einmal ein wenig genauer an. Er sah fast menschlich aus. Arme, Hände, Beine und Füße, einen Oberkörper, Ohren…langes buntes Haar, klare Augen die das Licht brachen wie ein Kristall, die unglaublich viel Wissen zu besitzen schienen und in denen ein paar Jahrhunderten schon vorbeigezogen sein mussten. Haut so hell wie Sandstein und der Körperbau feingliedrig. Der Eindruck das er zerbrechlicher wäre als Glas und doch diese unbändige Kraft die sie rings um ihn spürte.
„Ein…ein Drache…du bist…du bist ein Drache…ein sehr starker Drache…“ murmelte sie völlig fassungslos.
„Die Eholah sind ein sehr altes Volk, sie bildeten Drachenreiter aus und bildeten zusammen mit unseren Ältesten einen Weisen-Rat. Weißt du was Drachenreiter sind?“
Kira sah ihn an und nickte zaghaft.
„Menschen die die besondere Gabe haben jedes Tier wahrzunehmen und mit ihnen kommunizieren können. Menschen in denen das Alte Blut des Drachenvolkes fließt.“
„Ja, so ist es. Doch ein Drache bin ich deswegen noch lange nicht.“ Erwiderte er nun ein wenig ruhiger. „Aber du besitzt eine ungeheure Kraft, ich spüre sie deutlich um dich herum.“ Sagte Kira.
„Ich bin trotz allem kein Drache.“ Das Mädchen sah ihn an, täuschte sie sich oder klang er ein wenig zerknirscht.
„Du…meinst in deinen Adern fließt das Blut eines Drachen, aber du selbst bist keiner?“ Der Fremde nickte leicht.
„So ungefähr.“
„Dann sind wir beide vermutlich nicht zufällig hier, nehme ich an?“ Ihr gegenüber zuckte mit den Schultern.

Kira hatte sich erstmal wieder zurück gelegt. In ihr verstärkte sich das Gefühl etwas Entscheidendes nicht gesehen zu haben und noch mehr weigerte sie sich ihn ihm nur ein Wesen zu sehen. Sie spürte ganz deutlich die Anwesenheit dieser mächtigen Wesen und es kam von ihm. Sie dachte nach, irgendwann einmal hatte sie gehört das es auch Drachen gibt die niemals erwachen, sondern immer in dieser Gestalt verweilen, mit der sie auf die Erde gekommen waren. Sie waren sogenannte Azure. Sie schmunzelte leicht. Gungdal hatte oft davon erzählt, es waren Drachen die nur erwachen wenn sie wirklich gebraucht würden und ihren Rechten Partner gefunden hatten.

Ihre Gedanken schweiften ab. Azur, wie das Blau des Himmels, wunderschön. Sie sah sich ihren gegenüber noch einmal genauer an. Er musste einfach einen Namen bekommen, einer der Mehr als Schein und Drache bedeutete. Einen Namen der zu ihm passen würde. Azuro vielleicht, oder Azalot…vielleicht auch Saphir. Ihr fielen viele Namen für dieses wunderschöne Blau ein, aber keiner schien zu ihm zu passen nicht ein einziger. Der Fremde sah sie an. „Was machst du da eigentlich?“
„Ich überlege mir einen Namen für dich, einen der zu dir passt.“
„Wieso? Ich habe doch einen Namen.“
„Ja, aber ich möchte dir gerne einen geben, der wirklich zu dir passt.“ Er runzelte nur die Stirn. „Nurcan.“
Er sah sie an.
„Bitte? Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Was soll das überhaupt bedeuten?“ Kira zuckte mit den Schultern.
„Das ist das Wort das mir seit ich hier angekommen bin immer wieder in den Sinn kommt.“
„Seit du hier her gekommen bist?“
„Ja.“
„Andere Vorschläge?“ „Azur, Azot, Saphir…“
„Okay okay…das reicht…Nurcan ist okay.“


Kapitel 3


Erste Versuche



Sie hatten nicht mehr besonders viel gesprochen, der Tag war vorübergezogen und alles was sie erreicht hatte, war das Kira zwar wieder aufstehen, aber nirgendwohin gehen konnte. So brach die Nacht herein und sie schlief wieder ein. Nurcan sah ihr eine ganze Weile zu. Dieses Mädchen, es war anders als die Menschen die ihm in seinem Leben schon begegnet waren. Er hatte einen Auftrag erhalten. Er sollte hier her kommen. Man wusste das er hier jemanden treffen würde und sich vieles was einmal war wieder von Neuem aufbauen würde. Man hatte ihm nicht gesagt wonach er suchen oder wen er suchen und finden sollte. Man hatte ihn nicht mal gesagt was er tun sollte wenn er es gefunden hatte. Man hatte ihm nur gesagt wenn er fand wonach er suchen sollte so wüsste er es. Und er hatte das Gefühl das er dieses Mädchen finden sollte, ein Mädchen das unter Menschen aufgewachsen war, und dennoch nicht zu ihnen gehörte. Aber ausgerechnet ein Mädchen? Noch dazu ein so wildes? Nurcan legte sich nun auch hin und versuchte Ruhe zu finden. Er schlief unruhig. Seine innere Welt begann unruhig zu werden, schließlich fand er sich über seinem Reich wieder. „Du bist also noch am Leben und hast gefunden was du suchen solltest.“ Ertönte eine ruhige und väterliche Stimme um ihn herum. „Ja ich lebe noch. Da ihr mir nicht verraten wolltet wonach ich suchen sollte habe ich keine Ahnung ob es das ist was ihr von mir verlangt habt.“ „Nun mein Sohn sage mir was du gefunden hast.“ „Ein Mädchen hat den Ruf des Berges vernommen. Ein ziemlich ungestümes Mädchen…“ „Nun es scheint mir dieses ungestüme Mädchen hat dein Leben gerettet.“ „Es wäre auch ohne sie gegangen.“ „Davon bin ich überzeugt. Da sie sich vermutlich ohnehin nicht mehr bester Gesundheit erfreuen dürfte.“ Er maß ihn von Kopf bis Fuß. „Doch tut sie…sie ist ein Mädchen das unter Menschen aufgewachsen ist, aber irgendwie…gehört sie nicht zu ihnen. Sie hat überlebt…sie hat mein Blut überlebt.“ Der Alte Drachen kam zu ihm. Er war groß, seine Schuppen glänzten in allen Rottönen die man sich nur denken konnte, seine Augen funkelten wie Bernsteine und seine Schwingen verursachten nicht den mindesten Laut. In seinen Augen spiegelte sich das Wissen von Jahrhunderten wieder und waren von Güte und Wärme erfüllt. „Wie heißt das Mädchen?“ „Kira.“ Antwortete der Junge. „Kira also…ich habe von diesem Mädchen gehört. Hat sie dir erzählt woher sie kommt?“ Nurcan schüttelte den Kopf. „Nein, nur das sie aufgenommen wurde und man ihr erzählte man vermute das sie einem Volk angehören könnte was seit vielen Jahrhunderten nicht mehr gesehen wurde. Die Eholah.“ Der Alte Drachen sah ihn an. „Was hat sie dir noch erzählt.“ „Sehr viel und doch gar nichts. Sie wusste um die Bedeutung meines Namen und gab mir einen Neuen…ich kann sie nicht los werden, nun sagt mir doch bitte was ich tun soll. Ich kann doch dieses Kind nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Sie hat ja gar keine Ahnung was sie alles erwarten würde und noch weniger was sie alles ertragen müsste. Großvater das dürft ihr nicht von mir verlangen.“ „Sie wird dir ohnehin folgen Nurcan, egal wohin…sie hat dich gefunden, sie hat dich überlebt und sie wird dir eine treue Partnerin sein. Es war vorgesehen dass ihr euch ausgerechnet auf dem Schicksalsberg begegnen werdet. Nun müsst ihr den Weg finden. Viel Glück.“ Damit verschwand er wieder und Nurcan wachte auf. Er war eingeschlafen, draußen dämmerte es bereits. Er war sauer, er hatte ihn fragen wollen wo er die Eholah finden könnte oder wenigstens was er von ihnen wusste. Stattdessen hatte er ihn nicht einmal wirklich zu Wort kommen lassen.

Kira wachte kurz nach ihm auf. Sie war verwirrt, sie hatte denselben Traum gehabt wie am Tag zuvor, als sie fieberte. Doch diesmal war er nicht so verwirrend wie beim ersten Mal. Sie träumte von einer Welt, sie war friedlich und doch bedeckte etwas dieses Idylle. Sie hatte sehr oft eine Frau gesehen, doch sie hatte sie nicht ein einziges Mal erkannt. Dann war sie wach geworden und hatte immer noch Kopfschmerzen. Nurcan saß noch immer neben ihr. „Wie fühlst du dich heute?“ fragte er. „Ganz gut, ich denke ich bin wieder fit. Halte mich für verrückt, aber ich habe das Gefühl das es an der Zeit ist weiter zu gehen. Wie geht es dir?“ „Gut.“ War seine kurze Antwort. Er wirkte ein wenig irritiert oder auch mürrisch fand Kira, aber sie stellte keine entsprechenden Fragen. Sie wollte mit ihm zum Berggipfel, danach würden sich ihre Wege ohnehin wieder trennen. Sie würde ihre Prüfung bestehen und bei der Sippe bleiben. Sie rechnete nicht damit wirklich etwas mehr über die Eholah zu erfahren und sie rechnete auch nicht damit das sie in der kurzen Zeit die ihr noch blieb wirklich herausfinden würde woher sie kam. Sie würde auch nicht erfahren ob Nurcan sie aufzog oder ob er wirklich der war für den er sich ausgab. Was sollte es schon, sie hatte ihm nur geholfen und er hatte ihr geholfen, sie würde ihm nichts schuldig bleiben und doch…etwas in ihr wehrte sich mit Kräften danach wirklich diesen Weg zu beschreiten. Wenn sie ehrlich war, wollte sie noch mehr kennen lernen, noch mehr sehen, noch mehr lernen noch mehr, entdecken. Sie wollte sie sein, sie wollte die Welt sehen sie wollte nicht ein Leben lang mit den Gungdal durch das Land ziehen, obgleich sie ihnen sicher viel zu verdanken hatte, etwas in ihr mahnte sie das sie zu etwas anderen bestimmt war. Sie waren schon ein ganzes Stück nach oben gestiegen als Kira plötzlich innehielt. „Nurcan…“ Der Angesprochene sah zu ihr herab. „Was ist?“ „Wenn wir den Berggipfel erreicht haben…sollen sich unsere Wege trennen…aber…ich möchte nicht zurück….“ Sagte sie während sie ihm in die Augen sah. Sie gewahr so etwas wie ehrliche Überraschung, aber auch Missgunst. „Das werden wir noch sehen. Ich hab gesagt das ich dich begleite was du danach tust sei ganz dir überlassen. Und jetzt klettere weiter, oder willst du hier an der Wand übernachten?“ Kira gehorchte und schließlich kamen sie noch zu einem weiteren Vorsprung und beschlossen für´s erste hier zu rasten. Kira machte sich gleich auf nach etwas essbaren zu suchen und wurde sehr schnell fündig, ein paar Wurzeln, Gräser und Beeren. Sie brachte sie zum Lagerplatz und stellte fest das Nurcan wieder einmal verschwunden war. Sie seufzte setzte sich hin und begann zu essen.
Nurcan hatte sich zurück gezogen. Er musste versuchen seinen Großvater zu erreichen. Zu seinem Erstaunen gelang es ihm sogar. „Warum rufst du mich?“ „Erzählt mir etwas über diese Eholah.“ Bat er ihn ohne Umschweife. „Was soll ich dir denn erzählen?“ „Wer waren sie, wo sind sie zu finden? Bitte ich kann dieses Mädchen nicht Blindlinks in den Tod laufen lassen. Sie mag ja eine gute Jägerin sein, geschickt und flink, aber trotz allem ist sie noch immer ein Kind, wenn ihr wirklich von mir verlangt das sie mit mir kommen soll, so muss ich darauf bestehen das ihr sie ausbildet lasst und zwar von ihrem Volk.“ Der alte Drache sah ihn an. „Wie du meinst, dann hör mir zu. Ihr habt allerdings nicht viel Zeit. Die Eholah findet ihr nicht wenn ihr nach ihnen sucht, sie muss sie fühlen. Doch ich kann dir sagen dass ihr euch in ihrer Nähe aufhaltet. Nicht weit vom Berg leben sie im Moment, es ist nur ein kleiner Stamm, vielleicht 10 oder 15 von ihnen, aber ihr werdet dort auf Verwandte dieses Mädchen treffen. Sag ihnen das ich euch geschickt hab dann werden sie euch helfen, aber die Zeit ist knapp, länger als 2 Wochen kann ich euch nicht gewähren. Was danach kommt das liegt bei euch. Und noch etwas Nurcan, kein Wort von mir, kein Wort von diesem Gespräch zu Kira. Sei wachsam, behalte sie im Auge, nach Ablauf dieser Frist liegt es ganz bei ihr wie es ausgehen wird und bei dir, wenn du sich nicht als Partner anerkennen kannst so kann sich das Gegenteil einstellen.“ „Wartet. Kann ich ihr wenigstens verraten das es ihr Volk ist?“ „Nein das wird nicht nötig sein. Findet sie. Viel Glück.“ „Aber Großvater!“ zu Spät, der Drache war verschwunden, sie Verbindung unterbrochen. Er ging zurück. Kira hatte sich auf die Lauer gelegt. Nurcan kam näher. „Was machst du da?““Psst, leise…ich glaube hier ist etwas…und es scheint ganz und gar nicht nett zu sein…“ Der angesprochene sah sich um. Nein hier war ganz offensichtlich nichts was eine Gefahr darstellen mochte, aber was fühlte sie dann? Er sah sie an und versuchte ihren Gedankenfluss zu entschlüsseln. Es war schwierig, er musste sich bisher noch nie auf einen Menschen einstellen und schon gar nicht auf einen solch ungestümen. Aber es gelang ihm, es dauerte zwar entsetzlich lange und er war schon ziemlich erschöpft dennoch spürte er nun ganz deutlich das sie wirklich Gefahr witterte, aber die war unendlich weit weg. Kaum möglich das was auch immer es war sie erreichen könnte, zumindest noch nicht. „Kira da ist nichts.“ sagte er leise. „Schht…ich spüre es ganz deutlich näher kommen. Los…lass uns in die Höhle gehen und abwarten.“ „Aber…“ er gab es auf und folgte ihr. Er versuchte erneut ihre Gedanken zu erreichen, aber diesmal gelang es ihm nicht. Er musste dringend lernen dieses Mädchen zu akzeptieren ganz gleich für wie viel Kind er sie auch halten mochte. Seid leise, sie sind nahe. Kira sah sich um was war das. „Nurcan, hast du was gesagt?“ Der sah sie nur an. „Nein natürlich nicht.“ „Okay…vergiss es….sei einfach leise…warum auch immer.“ Er sah sie verwundert an.

*Du bist ihr Partner oder sollst es werden? Das ist noch ein langer Weg junger Drache…du solltest mehr Zeit mit ihr verbringen sie kennenlernen…sie akzeptieren lernen…ich spüre große Unmut in dir, das ist nicht gut, es werden bald andere hier sein, sie werden es auch spüren, lerne mit ihr zu sprechen ohne die Macht des Klanges zu nutzen.

{Was? Wer bist du?}
Ich bin der Geist des Schicksalsberges junger Drache, ich habe euch gerufen, ihr seid meinem Ruf gefolgt. Ich brauche eure Hilfe so wie all die anderen Völker an meinem Fuße. Doch ihr beiden müsst euch verstehen lernen, ihr sprecht den gleichen Klang, sie ist deine Wächterin, sie ist jung das ist richtig, aber sie ist lernwillig sie ist klug und sie ahnt schon lange das sie eine ganz bestimmte Rolle spielen muss. Sie gab dir deinen Namen, und das ohne das sie wusste das es nur diesen einen für dich geben mag. Unterschätze sie nicht Nurcan. Ihr werdet einander Hilfe sehr bald brauchen.
Dann verschwand die Verbindung. Nurcan schüttelte unwillig den Kopf. Jetzt wusste er mit Sicherheit das Kira kein gewöhnlicher Mensch war. Der Berg muss auch zu ihr gesprochen haben und sie hat ihn zu allem Überfluss auch noch verstanden. Das konnte doch alles nicht wirklich wahr sein. Dann spürte er es deutlich, ja Kira hatte Recht es kam etwas auf sie zu und was er fühlte gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn sie auch nur eine Chance haben wollten ihnen zu entkommen musste er schleunigste versuchen sie zu erreichen, sie würden jedes Geräusch hören wenn er sie auch nur ansprach. Kira, Kira. Das Mädchen blickte auf. Etwas sprach zu ihr in ihren Gedanken. Sie war klug genug nicht laut zu sprechen als sie sah das Nurcan es wohl nicht gehört hatte. *Wer bist du?* Fragte sie auf stattdessen auf selben Weg zurück. Der Geist des Berges. Es ist Zeit, ihr seid in Gefahr. Versuche Verbindung zu Nurcan aufzunehmen, ich weiß es ist schwer und du wirst es nicht verstehen, aber ihr solltet in den nächsten Stunden keinen Laut von euch geben. Sie hören alles und dann werden sie euch finden ihr seid beide erschöpft und ihr habt beide noch einen langen Weg vor euch. Ich spüre die Unsicherheit die dich erfüllt, lege sie ab, versuche zu ihm durch zu dringen. Es wird schwer das sage ich dir gleich, aber es ist die einzige Chance euch in meinen inneren vor ihnen zu schützen.
Aber vor wem denn? Später Mädchen später, schnell beeile dich! Dann war die Stimme aus ihrem Kopf verschwunden. Kira wandte sich um und sah Nurcan an. Er sah ganz und gar nicht begeisterst aus. Sie wusste dass sie wahrscheinlich per Telepathie mit den Tieren und Menschen kommunizieren konnte, doch sie hatte es niemals bewusst versucht und jetzt sollte sie es auf die Schnelle hinbiegen. Sie schüttelte den Kopf und versuchte das Chaos und die Verwirrung in ihren Gedanken zu ordnen. Was müsste sie eigentlich tun um eine telepathische Verbindung zu ihm herstellen zu können. Er war immerhin ein Drache und ein ziemlich mürrischer scheinbar auch noch. Okay, wie war das noch gleich gewesen, sie musste einfach versuchen seine Gedanken zu empfangen, sie musste sich im Grunde einfach nur darauf konzentrieren. Es wurde wirklich so schwer wie man ihr prophezeit hatte. Schließlich gelang es ihr aber dennoch einen Zugang zu finden. Meine Güte er musste ja wirklich eine ganz besonders Hohe Meinung von ihr haben. Nurcan...Nurcan…wir haben ein Problem. Er sah sie an. Wie zum Teufel hatte sie es geschafft zu ihm zu gelangen. *Oh Verzeihung ich wollte dich in deinen Überlegungen nicht unterbrechen. Der Berg hat es verlangt…Wir bekommen Besuch.*
{Stell dir vor das ist mir bekannt, woher kannst du das?} *Ich weiß nicht es war schon immer da. Was machen wir jetzt?* {Warten was sonst. Wir sollen uns nicht bewegen wir sollen nicht reden, also werden wir warten. Und jetzt sei ruhig ich muss mich konzentrieren.} Es war tatsächlich so wie die geheimnisvolle Stimme es sagte. Es dauerte nur noch ein paar Minuten als sie die ersten Gestalten über den Gipfel hinweg gleiten sehen konnte. Was waren das für Geschöpfe? Sie konnte sie nicht erkennen, und dennoch spürte sie die Gefahr die von ihnen ausging. *Was sind das für Geschöpfe? Ich spüre dass sie gefährlich sind.* {Das sind sie in der Tat, aber nur wenn sie einen bemerken.} *Wohin fliegen sie?*[/code] {Ich nehme an in die Berge, sie leben dort, diesen Berg hier meiden sie allerdings. Der ist ihnen zu unheimlich.} *Warum? Weil er sprechen kann?* Er zuckte mit den Schultern. So verharrten sie noch eine ganze Weile in der Höhle. Sie sind weg, ihr seid außer Gefahr. Macht euch auf den Weg, die Zeit wird knapp. Nurcan erhob sich als erstes, Kira folgte ihm. „Wohin?“ „Nach oben wohin sonst.“ Kira nickte. Sie stiegen schnell, schneller als sie es für möglich gehalten hatte, am Abend diesen Tages waren sie auf den Gipfel angekommen. Eine Überraschung erwartete sie. „Wahnsinn…das muss ein altes Nest sein…eine Geburtsstätte womöglich sogar. Nurcan was ist das?“ „Nicht so wichtig wir müssen weiter.“ Kira sah ihn an, was war nur los mit ihm? Seit er wieder auf den Beinen war wurde er von Tag zu Tag unerträglicher, sie wünschte sich zeitweise das sie ihn vielleicht einfach hätte in Ruhe lassen sollen wie er es wollte, gleichzeitig aber schellte sie sich in Gedanken dafür. „Kannst du bitte damit aufhören? Ich bin weder mürrisch noch schlecht gelaunt ich möchte einfach nur weiter gehen! Und ja, vielleicht wärst du einfach gegangen!“ fuhr er sie plötzlich an. Kira sah ihn mit großen Augen an. War es möglich dass er ihre Gedanken noch immer empfangen konnte? Ein Blick in sein Gesicht genügte. „Entschuldige du kannst nichts dafür…aber du solltest wirklich langsam lernen deine Gedanken abzuschirmen, das ist wirklich extrem lästig.“ „Wieso kann ich nicht hören was du denkst?“ Nurcan sah sie an. „Das möchtest du nicht glaub mir.“ „Dann zeig mir wenigstens was ich tun muss um sie abzuschirmen.“ Bat sie. „Das kann ich nicht, das musst du schon selbst herausfinden. Hör einfach auf zu denken das sollte für´s Erste genügen.“ Kira sah ihn. „Wohin?“ fragte sie schließlich. „Keine Ahnung sag du es mir.“ Was war eigentlich in ihn gefahren. Kira ging zum Rand des Berges und sah darüber hinweg, das Bild welches sich ihr bot war atemberaubend und ganz plötzlich schien sie etwas wahr zu nehmen. Sie ging weiter heran und sah hinab. „Ich glaube ich fühle etwas.“ Nurcan kam zu ihr. Tatsächlich sie hatte sie gefunden. „Tja dann sollten wir dorthin gehen.“ Kira nickte. Ihr gefiel es irgendwie nicht so recht das er unaufgefordert in ihren Gedanken herumwühlen konnte. Sie nahm sich vor schleunigst etwas dagegen zu unternehmen.


Kapitel 4


Die Ehloah



Sie hatten sich noch eine Weile ausgeruht, doch waren dann beinahe unverzüglich aufgebrochen. Der Weg war nicht so lang wie sie erwartet hatte, im Gegenteil es kam ihr vor als würden sie sich schneller bewegen als es für einen Menschen eigentlich möglich war. In der ganzen Zeit hatten sie auch kein einziges Wort miteinander gesprochen. Kira war es nur Recht, es war unangenehm die Ablehnung wahr zu nehmen die von ihm ausging, zeitweise meinte sie sogar so etwas wie Sorge zu bemerken aber er ließ ihr kaum eine Gelegenheit etwas näher zu kommen, wenn er es bemerkte war die Verbindung weg und Kira spürte gar nichts mehr.
Als der Morgen graute waren sie auf einer Lichtung angekommen, in einem Lager, gut getarnt zwischen den Bäumen und der Wiese. Trotz dieser frühen Stunde herrschte bereits reges Treiben. Erst als Kira auf einen Zweig trat der brach bemerkte man sie. Dem Mädchen war es sichtlich unangenehm. Nurcan der erstmal im Hintergrund blieb schüttelte entnervt den Kopf, doch er musste zugeben, das Kira ihnen wirklich sehr ähnlich sah. Sie stand schon ein paar Minuten auf der Stelle und besah sich die Menschen um sie. Sie waren alle ausnahmslos zart und groß, blass, selbst die Männer trugen langes Haar.
„Verzeiht die Störung…ich…ich kam nicht umher mir euer Lager genauer zu betrachten.“ Einer der Männer kam auf sie zu. Er war hoch gewachsen, sehr attraktiv und trotz der feinen Zügen sah sie, das er deutlich älter war als die anderen um ihn herum.
„Wer bist du Mädchen?“
„Mein Name ist Kira.“
„Und was machst du in einem so verlassenen Gebiet?“
„Ich…ich bin auf der Suche…“
„Auf der Suche?“
„Ja…wisst ihr…ich wollte gerne mehr über meine Herkunft erfahren und es schien mir ratsam danach zu suchen.“ Der Fremde nickte.
Er deutete seinen Leuten das keine Gefahr von ihr ausging und plötzlich wurden es noch ein paar mehr. Allerdings keine Menschen, es waren…Fabelwesen. Kira fiel nichts Besseres dazu ein.
Sie sah Einhörner und Greife, selbst ein kleiner Drache war dabei.
„Ihr seit…ihr seit Eholah nicht war?“ Der Fremde sah sie an. „Sicher, warum fragst du das?“
„Weil ich hoffte euch zu finden.“
„Woher kommst du Kira?“
„Ich komme aus der Sippe den Gungdal…sie haben mich dereinst aufgelesen und aufgenommen. Man erzählte mir sie wären eines Tages an einem Dorf vorbei gekommen, welches völlig zerstört wurde und nur ich hatte überlebt. Seither lebte ich bei ihnen. Keiner konnte mir sagen welches Dorf es war, aber man mutmaßte darüber das es ein Dorf eures Volkes gewesen sein könnte, da euch jedoch kaum ein Mensch dieser Zeit je gesehen hatte, war es nichts als eine Vermutung.“
„Ich habe von einem solchen Überfall gehört. Dein Name ist also Kira?“ Das Mädchen nickte.
„Mein Name ist Taren. Das ist nur ein kleiner Teil unserer Familien, aber es gibt nicht mehr sehr viele von uns.“
„Was ist geschehen?“
„Nun ich denke das sollten wir dir in Ruhe erzählen und deinem Freund dahinten wohl auch.“

Nurcan schreckte zusammen, er hatte gar nicht bemerkt dass sie ihn inzwischen selbst sehen mussten.
„Ist er dein Partner?“
„Mein was?“ fragte Kira fassungslos.
„Dein Partner, dein Gefährte wenn du so willst.“ Kira sah ihn an. „Ich fürchte ich verstehe euch nicht Taren. Ich bin ihn auf den Berg gefolgt und habe seine Wunden versorgt. Er hat mich bis hierher begleitet, aber ich fürchte er wird bald aufbrechen und seinen eigenen Weg gehen.“ Taren sah sie amüsiert an. „Man hat dir nicht viel von uns erzählt nicht wahr?“ „Nein.“ gestand Kira.
„Nurcan…das ist doch sein Name nicht wahr?“ Kira nickte. Hatte sie ihm gesagt das er so hieß?
„Du hast ihn ihm gegeben, damit ist er automatisch dein Gefährte.“ Kira war blass geworden.
„Moment ihr meint ich muss ihn jetzt ein Leben lang ertragen diesen…diesen Rüpel?“
„He entschuldige mal, wer war es denn der nicht hören konnte?“ erwiderte Nurcan unwirsch.
Taren runzelte die Stirn.
„Okay, Kira ich schlage vor wir gehen erst einmal etwas essen, dann erkläre ich dir alles was du wissen möchtest. Vorher möchte ich aber einmal kurz mit Nurcan sprechen.“ Kira nickte und folgte den anderen in ein Zelt.

Nurcan stand ein wenig abseits von ihnen.
„Lass mich raten junger Drache, der Schicksalsberg…“ er nickte nur.
„Ich sollte sie her bringen, aber sie musste euch selbst finden…“ Taren nickte wissend.
„Das dachte ich mir bereits. Hast du eine Botschaft?“ „Ja…mein Großvater Sheigoon schickt uns…sie muss in kurzer Zeit sehr viel lernen…deswegen kreuzten sich wohl auch unsere Wege…aber ein Kind? Taren…glaubst du wirklich dass es eine gute Idee ist sie in den Tod laufen zu lassen? Das Mädchen ist 16…verlangt nicht von mir das ich sie führe.“ Wieder nickte er nur.
„Wie viel Zeit kann er uns gewähren?“
„2Wochen.“ Erwiderte Nurcan.
„Das ist wirklich sehr wenig Zeit…ich schlage vor wir lassen sie selbst entscheiden…doch vorher Nurcan muss ich eines sicher wissen…wirst du sie akzeptieren wenn sie sich geschickt anstellt? Wirst du sie trotz ihrer Jugend akzeptieren können? Ich weiß sie ist jung du hast schon ein paar Jahrhunderte erlebt und verfügst über viel Wissen…aber das tut sie auch…nur sie weiß es noch nicht.“ Nurcan sah ihn zweifelnd an.
„Sie hat sich vergiftet und überlebt. Bleibt mir denn eine Wahl?“
„Nein aber das weißt du selbst.“
„Dann unterrichtet sie…ich werde sehen was ich tun kann.“ Taren nickte und beide gingen zurück.

Kira hatte sehr viele Fragen und Taren beantwortete sie so gut sie konnte. Sie war wirklich ein bemerkenswertes Mädchen, sie wusste viel, hatte schon viel gehört oder gelernt. Als sie wieder in einen Schwall von Fragen übergehen wollte, hob Taren beschwichtigend die Hände.
„Kira, Kira..bitte, nun bin ich an der Reihe dir ein paar Fragen zu stellen. Wir können nicht mehr lang hier bleiben und wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn du mit uns gehen möchtest musst du bereit sein viel zu lernen und das in wenig Zeit. Glaubst du dass du das schaffen würdest? Oder anders, möchtest du das überhaupt?“ Kira sah ihn an.
Sie wollte bleiben mit jeder Faser ihres Körpers und wenn sie dafür Nächte durch lernen musste.
„Ja, das kann ich und das werde ich, sagt mir nur einfach was es zu wissen gibt.“ Taren nickte.
„Gut dann eine sehr wichtige Grundlage die du unbedingt zu aller erst berücksichtigen und lernen musst. Wenn du dich hier umsiehst fällt dir auf, dass sich viele mit ihren Gefährten unterhalten. Wie ich schon vorhin sagte, jeder von uns besitzt einen. Mein Gefährte ist ein Bergdrachen, er ist ständig unterwegs, aber ich stehe mit ihm in Verbindung. Er ist mein Auge am Himmel und wir sind Freunde…keiner von uns ist dem anderen unterwürfig und keiner von uns wird sich erdreisten über den anderen bestimmen zu wollen. Die wichtigste Lektion ist es, das du lernst deinen Gefährten zu akzeptieren. Du hast gar keine andere Wahl, wenn er stirbt wirst auch du sterben, wenn dir etwas geschieht widerfährt ihm dasselbe, wenn du Angst hast, wird er aggressiv werden, wenn du dich unter Kontrolle hältst wird er dir gehorchen. Es ist wichtig das zu wissen, denn Drachen, egal ab nun kleine oder große reagieren auf die Angst und den Hass der ihnen oft und leider zu unrecht, entgegengebracht wird mit Aggression. Die Wut die ihnen entgegenschlägt reflektieren sie tausendfach zu ihrem Sender zurück. Und du bist dafür verantwortlich deinen Gefährten, deinen Freund, im Zaum zu halten. Du hast die Aufgabe ihn zu zügeln, du musst ihn kontrollieren können und vor allem darfst du ihm nicht spüren lassen, wenn dich etwas beschäftigt, oder wütend macht. Du musst dich selbst unter Kontrolle haben.“
„Was passiert wenn es mir einmal nicht gelingen würde?“
„Dann würde er unruhig, oder greift einfach an, wenn du zu schwach bist wird er nicht auf dich reagieren. Kira, ich erzähle dir das weil auch dein Gefährte ein Drache ist, ein junger, sicher, aber ein Drache und ich glaube du hast selbst schon bemerkt welche Kraft er in sich hat.“
„Aber Nurcan ist ein Azur…er kann sich doch nicht in einen Drachen verwandeln oder?“ Taren sah sie an. „Oh er ist ein Azur, ein wunderschönes Exemplar…aber nein…es ist ein Irrtum…Nurcan ist ein Drache…auch Azure können sich in Drachen verwandeln…doch es ist häufig gar nicht nötig. Azure sind sehr starke Wesen…viel Stärker noch als ein Bergdrache es je wäre…du hast eine große Verantwortung deinem Gefährten und dir selbst gegenüber.“
„Dann ist es tatsächlich nur ein Bruchteil der gesamten Kraft die ich in seiner Gegenwart wahrnehme?“ Taren nickte ernst.
„Lerne ihn zu akzeptieren so wie er lernen muss dich zu akzeptieren, ihr seit euch nicht einig, das spürt man deutlich, aber ihr habt bereits einmal eine Verbindung eingehen müssen, ob nun durch das Gift seines Blutest oder im Berg mit Hilfe der Telepathie. Du musst wissen, als du dich an ihm vergiftet hast, hatte er keine andere Wahl als zu bleiben. Er wusste das er überlebt hätte mit oder ohne deine Hilfe, durch sein Blut in deinem Körper wart ihr schon ab diesem Moment verbunden, ein sehr sehr langes Bündnis und deswegen ist er geblieben, er hat überlebt und du überlebst mit ihm. Doch ihr beiden müsst euch akzeptieren.“
„Nun mach das Kind doch nicht so nervös Taren. Die Kleine begreift doch noch gar nichts von all dem was du ihr da erzählst.“ Taren blickte auf. Kira sah ihn an. Das musste sein Gefährte sein.
„Doch nur keine Sorge…ich glaube ich weiß was er mir damit sagen möchte…aber eine Frage habe ich noch….verwandeln sich alle Drachen in fast menschliche Wesen wenn sie im Lager sind?“ Kira sah damit ganz bewusst den Drachen an. Er war ebenfalls so feingliedrig, mit dunklem langem Haar und wirkte zerbrechlicher als er tatsächlich war und er hatte noch viel mehr erlebt. Seine Smaragdgrünen Augen strahlten Erhabenheit aus, sie konnte sich einfach nicht erklären wieso so viele Menschen solche Angst vor ihnen hatten.
„Das ist Shadow.“ Erwiderte Taren. Shadow kam zu ihr. „Sicher, wie sonst hätten wir die vielen Jahrhunderte überleben können? Menschen fürchten uns…genauso wie sie alles fürchten was ihnen fremd ist oder was sie nicht erklären können. Wo ist Nurcan?“ Kira sah ihn verwirrt an.
„Woher kennt ihr seinen Namen?“ fragte sie an Shadow gewandt. „Es gibt nur einen rechten Namen für jeden von uns und nur unsere rechten Partner kennen ihn. Wie kamst du auf denn auf seinen Namen?“ „Er klang mir im Ohr seit ich den Berg berührt hatte.“ Shadow nickte zufrieden.
„Und? Wo ist er?“ Kira sah sich um, sie konnte ihn nicht entdecken. Dann plötzlich besann sie sich auf Taren´s Worte was hatte er gesagt? Er hielt ständig Verbindung zu Shadow? Kira schloss die Augen, wenn es stimmte dann musste sie fühlen können wo er war, dann plötzlich nur ein kurzer hellblauer Lichtblitz. „Er ist auf dem Baum dort drüben.“ Sagte sie und deutete mit dem Finger in die entsprechende Richtung. Shadow nickte zufrieden.
„Wo ist er jetzt?“ Kira verstand nicht, doch sie gehorchte. „Im…im Zelt?“ fragte sie ungläubig.
„Und jetzt?“
„Auf der Lichtung ein paar Meter entfernt.“
„Jetzt?“ „Hinter mir…“ knurrte sie.
„Was soll das?“ Taren grinsten in sich hinein.
Shadow nickte noch immer zufrieden.
„Sehr gut…scheinbar ist ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren.“ Dann verschwand er. Taren sah auf. „Setzt dich zu uns. Tut mir Leid ich bat Shadow um Hilfe, aber ihr habt die Grundlagen verstanden. Das war eine wichtige Lektion.“ Damit ließ er sie einfach sitzen und ging. Kira sah Nurcan noch immer verdutzt an.
„Was meint er damit?“ er schüttelte den Kopf.
„Was hat er dir denn erzählt?“
„Das ich mich auf dich verlassen können muss wie du auf mich und umgekehrt.“ Antwortete sie gehorsam, aber wohl war ihr nicht. Taren hatte ihr auch gesagt was passiert wenn sie es nicht schaffen würde.
„Glaub mir, ich mache das hier sicher nicht freiwillig, aber ein dummes ungehorsames Mädchen zwingt mich dazu….“ Murrte er.
„Das hättest du mir ja auch sagen können oder etwa nicht?“
„Was hätte das geändert? Du solltest mich finden du Dummkopf.“ Nun sah ihn Kira doch verdattert an.
„Das Dorf…deine Eltern? Na klingelt es?“ fuhr er sie an. Sie war verunsichert und langsam wurde es ihr unheimlich und da waren sie wieder, Tarens´s Worte. Er sollte nicht merken dass du Angst hast, wütend bist oder unsicher wirst, sonst wird er aggressiv. Kira riss sich zusammen. Fast im selben Moment spürte sie wie die Aggression wieder verging.
„Du meinst es war so vorher bestimmt…egal was ich auch immer angestellt hätte, am Ende wären wir uns egal wie so oder so über den Weg gelaufen?“ Nurcan nickte widerwillig. „Dann verrate mir doch bitte warum…ich…ich verstehe es nicht.“ Er sah sie an. Zum ersten mal seit sie ihm begegnet war, erkannt sie seine Augen im Licht. Sie hatte bisher angenommen das sie wohl grün oder gelb waren, wenn er ein Drachen war, eben so wie es bei einer Echse auch üblich war, aber das stimmte nicht, sie waren nicht grün. Sie waren auch nicht gelb. Seine Augen waren klar, das Licht tausendfach in ihnen gebrochen. Seine Augen erinnerten viel eher an echte Edelsteine, eines war so rot wie ein Rubin das andere so blau wie ein Saphir in dem sich das Licht spiegelte wie kleine Sterne.
„Dein Dorf…das deiner Eltern…es war das Dorf in dem auch meine…Brüder und Schwestern lebten…euer Dorf hatte ausschließlich Azure als Gefährten, das Taren´s, ausnahmslos Bergdrachen…das von Greag Wasserdrachen, bei Ino Feuerdrachen und so weiter. Als du geboren wurdest erhielt ich meine menschliche Erscheinung, ein untrügbares Zeichen dafür dass wir so oder so irgendwann ein Team geworden wären. Ich hatte dich nur nicht gleich erkannt…erst als ich darauf wartete das du nach der Vergiftung wieder zu dir kommen würdest es ist eine lange Zeit vergangen.“
Nun starrte Kira ihn wirklich fassungslos an. Das klang zwar logisch und irgendwie verstand sie auch was sie da eben gehört hatte, aber ihr Verstand war noch nicht bereit das gesamte Ausmaß zu begreifen.
„Ich glaube ich lege mich besser hin. Ich hab eine Menge erfahren von dem ich nichts geahnt oder gewusst habe und ich muss es für mich selbst erst noch begreifen.“ Nurcan nickte nur und stand auf.


Kapitel 5


Wer bist du?


Kira ging zum Zelt. Taren war nicht da. Dafür aber ein Junge der ungefähr in ihrem Alter sein musste. Er war gut einen Kopf größer als sie, seine Haare hatten eine leicht rötliche Färbung und auch sonst schien er sich nur ein klein wenig von den übrigen zu unterscheiden. Jedoch war der Unterschied so gering das man es kaum bemerkte. Er sah sie an.
„Hi, du bist Kira richtig?“ Sie nickte.
„Mein Name ist Rave.“
„Hi, ist Taren dein Vater?“ Der Junge sah sie an. „Nein, mein Onkel, mein Vater lebt nicht mehr. Taren hat mich mit sich genommen als unser Lager überfallen wurde.“
„Wann war das?“
„Schon eine Weile her, ich kann mich nicht dran erinnern, ich war noch zu jung.“
Rave sah sie an. Sie war ungewöhnlich.
„Du hast bei einem Nomadenvolk gelebt?“

Kira hatte sich gesetzt.
„Ja, das stimmt. Hat dir Taren das erzählt?“ „Nein, Cherry.“
„Cherry?“
„Ja, meine Gefährtin.“ Kira nickte.
Er hatte sich inzwischen zu ihr gesetzt. „Wieso bist du solang bei diesen Leuten geblieben? Du hättest doch jeder Zeit zu uns kommen können.“
„Ich wusste nichts davon, ich hab es erst vor ein paar Tagen erfahren.“ Erzählte sie. „Mhm…und was hast du so gelernt?“ Kira erzählte ihm ein bisschen von sich und ihrem Leben, Rave hörte ihr gespannt zu.
„Okay, dann kann ich dir vielleicht meine Hilfe anbieten. Ich meine um deine Techniken die du beherrscht zu verbessern.“ „Verbessern?“
„Ja, deine Bewegung ist noch ziemlich grob, aber das ist kein Problem. Ich schau mir das Morgen mal an, heute solltest du dich vielleicht noch ein bisschen ausruhen, du hast eine Menge zu lernen und wenig Zeit.“ „Aber….aber“
„Kein Aber, Taren hat mir aufgetragen mich darum zu kümmern, solang du hier bist gilt sein Wort. Glaub mir ich bin darüber auch nicht begeistert.“ Kira nickte.
„Wo ist Cherry eigentlich?“
„Draußen, sie fliegt in der Gegend rum und hält zusammen mit den anderen Ausschau.“
„Ist sie ein auch ein Drache?“
„Nein, ein Phönix….mit einem Drachen könnte ich nichts anfangen, die sind eine Liga zu hoch für mich.“
„Was…was meinst du damit?“ Rave sah sie an. „Du hast echt keine Ahnung was?“ Kira schüttelte geknickt den Kopf.
„Nagut nicht so schlimm. Es gibt verschieden Stämme und Familien von uns.“
„Du meinst jeder hat ein anderes Talent? Wie bei den Leuten bei den ich gelebt habe? Da gab es Heiler, Jäger, Späher und Krieger.“ Rave sah sie stirnrunzelnd an.
„Wenn es so einfacher für dich ist, nein ich meinte damit eher, Familien die Drachenblut in sich haben und von den Drachenreitern abstammen haben meistens Drachen als Gefährten. Mein Familie gehört zu den Elementaren, davon gibt es 5, Feuer, Wasser, Erde, Luft und Licht. Wir haben selten Drachen als Gefährten, es gibt leider nicht mehr so viele von den Elementar Drachen. Sie wurden gejagt, getötet und nahezu ausgelöscht, ihre Wächter natürlich auch.“
„Wächter?“ „Sicher ich bin Cherry´s Wächtern. Hast du eigentlich einen Gefährten?“ „Nein….ich meine Ja…ich hab es zumindest so verstanden.“ Antwortete Kira überrascht. „Moment Nurcan ist dein Gefährte?“
„Zumindest hab ich ihm diesen Namen verpasst, aber ich glaube er mag mich nicht besonders.“ „Dann musst du ja ziemlich stark sein.“
„Ich? Aber wie kommst du denn darauf?“
„Na Nurcan ist doch…“ plötzlich flog die Zeltplane zur Seite.
„Das reicht, geh und kümmere dich um Cherry, sie hat sich verletzt.“ Rave sprang sofort auf.

„Was sollte denn das bitte?“ Kira funkelte Nurcan böse an, besann sich dann aber rechtzeitig darauf sich besser zu zügeln.
Er sah sie an.
„Ich hab schon mal gesagt das es unwichtig ist wer ich bin…“
„Aber warum denn?“
„Weil es weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt ist. Stell keine Frage über mich außer an mich selbst, kapiert?“
Kira nickte.
Plötzlich kam Rave wieder herein geplatzt und wünschte es sich fast es nicht getan zu haben als er die Spannung zwischen den beiden wahrnahm.
„Du kennst dich doch mit Kräutern aus oder?“ fragte er hastig an Kira gewandt. Sie nickte. „Dann kannst du mir vielleicht helfen, komm bitte mit.“
Kira sah noch einmal zu Nurcan, aber der stand immer noch da und sah sie irgendwie wütend an fand sie.

Sie stand auf und ging an ihm vorbei. Nurcan überlegt noch eine Weile ob er sie begleiten sollte, entschied sich aber vorerst dagegen, er hätte eigentlich wissen müssen das sie es nicht verstehen konnte. Er ging nach draußen. Taren kam ihn entgegen.
„Was ist passiert?“ fragte er ihn.
„Ich hatte gehofft Rave noch abfangen zu können, aber du warst ja da.“ Nurcan nickte. „Wer ist dieses Mädchen?“ fragte er ihn. Taren sah ihn an. „Begleite mich eine Weile, Shadow und ich werden es dir sagen.“ Nurcan ging mit ihm.

„Ich nehme nicht an das sie dir erzählt hat wer sie ist oder woher sie kommt oder?“ Nurcan schüttelte den Kopf.
„Nein, sie weiß es ja gar nicht.“
„Nun das ist verständlich, sie kann es nicht wissen. Sheigoon geht auf Nummer sicher. Hat er dir gesagt das du kein Wort über dich verlieren sollst?“ Nurcan schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt, aber ich würde ihr es so oder so nicht sagen, es gibt Dinge die sollte sie besser nicht wissen, zumindest nicht solang ich nicht weiß ob ich ihr tatsächlich trauen kann.“
„Das kannst du, glaube mir junger Drache.“

Shadow hatte sich zu ihnen gesellt.
„Was macht dich da so sicher?“
„Dieses Mädchen ist etwas ganz besonderes. Und es kommt nicht von irgendwoher das ausgerechnet du ihr Gefährten werden sollst. Das Dorf in dem ihre Eltern lebten, war das Dorf der Hohepriester, das letzte in dem noch ein paar wenige des Drachenvolkes gelebt haben. Ihre Eltern gehörten beide zu ihnen, Sheigoon war der Wächter dieses Dorfes. Kira´s Vater ist noch immer am Leben.“
„Moment, diese Göre ist eine vom alten Drachenvolk?“
„So ist es und du bist ihr Wächter. Hast du dich denn nicht gefragt wieso du dich immer so wesentlich von deinen Brüdern und Schwestern unterschieden hast? Sieh dich um, siehst du auch nur einen Azuren der dir gleicht?“
Nurcan sah sich um, erst jetzt fiel ihm auf das außer ihm noch 2 oder 3 andere seiner Familie im Lager waren.
„Was sollte mich von ihnen unterscheiden?“ „Alles Nurcan, alles. Du hast enorme Kräfte von denen du nicht´s ahnst, aber Kira, sie weiß es schon seit sie dich das erste Mal gesehen hat, sie weiß das du sehr viel Kraft hast, sie hat es mir selbst gesagt. Deine Augen, Hast du je einen Drachen gesehen der 2 unterschiedliche Augen hat? Und dann auch noch in völlig untypischen Farben? Dein Haar? Die Farben eines Regenbogens. Du bist nicht zufällig zu ihrem Gefährten geworden. Ihr beide seid die letzte Hoffnung für die gegenwärtige Zeit. Wir befinden uns in einem stummen Krieg junger Drache, wir haben keine Optionen mehr um das drohende Unheil abwenden zu können. Wir können kämpfen und vielleicht werden wir auch siegreich sein und sie zurück drängen, aber sie kommen wieder und mit jeden Mal stärker als vorher. Das Drachenvolk wurde ausgelöscht, Kira ist die letze von ihnen.“ Erklärte Taren.
„Aber das ist doch gar nicht möglich, was ist mit den anderen Azuren? Sie gehorchen nur dem Drachenvolk.“
„Die die noch bei uns sind, gehören nur noch zur Hälfte zum Drachenvolk. Die Azuren die bei ihnen sind, werden die letzen sein die unter Menschen reisen. Mit der nächsten Linie werden sie verschwinden. Das Drachenvolk existiert nicht mehr. Kira und du, ihr seit die einzigen die noch übrig sind. Ein schwerer Weg und eine noch schwierigere Aufgabe für euch beide. Für sie weil sie noch so jung ist, ein Kind. Für dich weil du nicht ahnst wer du wirklich bist und ich sage dir, ohne sie wirst du die Aufgabe die auf euch lastet nicht bewältigen können.“

Shadow hatte nur sehr leise gesprochen. Nun war es Nurcan der ihn völlig überrascht ansah. „Ist das tatsächlich so?“
„Ja Nurcan das ist es.“
Aus dem Schatten eines Baumes trat ein hochgewachsener Mann hervor, er war groß und er war mächtig und nur die Farbe seiner Augen und die seines Haars ließen Nurcan ihn erkennen.
„Großvater?“ fragte er irritiert. Sheigoon nickte nur.
„Wieso seid ihr her gekommen?“
„Um euch zu warnen und euch zur Eile zu drängen, ihr müsst einen Weg finden, welchen das kann ich euch nicht sagen, aber ihr solltet wirklich langsam akzeptieren was man euch zugedacht hat. Ich kann es nicht ändern.“
Nurcan wollte wiedersprechen.
„Ich weiß was du sagen willst und ich verstehe deine Zweifel. Ja sie ist jung, ja sie ist ein Kind, aber es ist nun einmal so. Lerne das zu akzeptieren. Der Geist des Berges hat euch gesagt das ihr euer beider Hilfe bald brauchen werdet. Und Nurcan, Bald ist in wenigen Tagen.“
Damit erhob sich nur ein großer Schatten und er war verschwunden.“ Taren sah ihm nach.
„Er hat Recht junger Drache. Urban und Rekira waren Kira´s Eltern. Rekira war meine Schwester. Sie ist gestorben, Urban lebt noch aber wir wissen nicht wo er ist, vielleicht hat er sich mit seinem Gefährten verbündet, ich erinnere mich das Azur sehr schwer verletzt wurde und Urban wohl kaum eine andere Möglichkeit hatte um ihn zu helfen.“
„Kira hatte den Namen auch schon genannt. Allerdings schien der ihr nicht passend.“
„Und damit hatte sie recht, du bist kein gewöhnlicher Drache Nurcan und sie ist kein gewöhnliches Mädchen. Und nun genug, mehr weiß ich nicht, mehr kann ich dir nicht sagen. Kira darf noch nichts davon erfahren, sie muss in den nächsten Tagen noch sehr viel lernen und dafür brauchen wir auch deine Hilfe.“ Nurcan nickte nur. Gemeinsam gingen sie zurück.


Kapitel 6


Was sich neckt...


Kira war gerade dabei einen Verband anzulegen aus diversen Kräutern. Die Dämmerung hatte auch schon eingesetzt.
„Sie muss sehr erschöpft sein Rave. Vielleicht solltest du sie bitten ein bisschen zu ruhen.“ Erklärte Kira als sie fertig war. Cherry war ein sehr schönes Tier, einen Phönix hatte sie sich immer irgendwie anders vorgestellt.
Sie dachte immer sie würden wir Fackeln am Himmel fliegen und ihr Fell oder Ihre Federn leuchteten in den Farben der Flammen, aber da musste sie sich eines Besseren belehren lassen.
Cherry war weder aus Feuer noch Orange oder Rot oder Gelb. Sie hatte braune Augen und ein blau-violettes Gefieder. Lediglich ihr Schnabel war Orange.
„Das ist wohl besser. Hast du gehört. Vielleicht solltest du dich wirklich ein bisschen ausruhen, du fliegst schon die dritte Wache wacht.“ Cherry nickte nur.

„Dann würden wir uns bereiterklären.“ Kira blickte auf. Vor ihr stand auf einmal ein ebenso sonderbares Wesen wie es auch Nurcan war. Nur dieses Hier hatte deutlich weibliche Züge und weder buntes Haar noch zweierlei Augen. Ihr Haar war lang und Azurblau, ihre Augen leuchteten golden wie die Sonne. Neben ihr stand ein weiterer Azur, ein männlicher, aber auch er unterschied sich von Nurcan.
Sein Haar war zwar ebenfalls lang, aber es war Blond oder Golden seine Augen smaragdgrün. Zwischen ihnen waren noch zwei der Eholah aufgetaucht. Vermutlich ihre Gefährten.
„Seit vorsichtig und kommt zurück wenn es ernst wird. Hatte der Mann gesagt.“ Die beiden nickten.

<Seltsam, sie sind ganz anders als Nurcan, nicht annähernd so stark und irgendwie sehen sie auch ein bisschen anders aus… Es scheint beinahe so als wären sie nur auf der Durchreise, so als würden sie nur hier verweilen wie es ihre Gefährten tun und dann ihre eigenen Wege ziehen…> dachte sich das Mädchen und sah ihnen nach.

>Und das siehst du mit einem einzigen Blick?< Kira wandte sich erschrocken um. Nurcan war neben sie getreten und scheinbar hatte er schon wieder mal ungewollt ihre Gedanken eingefangen. <Ja, sie sind einfach anders…ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll…als ich dich zum ersten mal gesehen hatte…da war es wie ein Bann…aber die beiden…ich habe gar nichts gespürt. Nur unendliche Trauer…Was ist passiert? Wurden ihre Brüder und Schwestern gejagt? Sie stammten aus dem Dorf was einmal zerstört wurde, das wo man dich gefunden hatte?>

>Gut möglich das alle anderen gejagt und getötet wurden, natürlich zusammen mit ihren…Gefährten.<

<Wer könnte so etwas getan haben?<

>Tja…das werden wir noch früh genug erfahren. Geh ins Zelt zurück, der Tag war lang und du solltest dich ausruhen, morgen wartet viel Arbeit auf uns.< Dann machte er auf den Absatz kehrt und verschwand wieder. Kira sah ihn verdutzt nach. Was war das denn schon wieder? Sie schüttelte den Kopf während sie zum Zelt zurück ging, wirklich schlau wurde sie nicht aus ihm. „He warte mal!“ Rave kam hinter ihr her. „Danke für deine Hilfe.“ „Gern geschehen, Cherry geht es sicher bald wieder gut, sie muss nur ein bisschen ausruhen.“ Er schloss zu ihr auf und begleitete sie. „Es geht mich zwar nichts an, aber….Nurcan und du…ihr seit nicht die besten Freunde oder?“ Kira blieb stehen. „Nein ich sagte doch, er mag mich nicht besonders.“ „Aber du ihn dafür umso mehr.“ „Bitte?“ Das Mädchen sah ihn verstört an. „Ich hab grad mitbekommen worüber ihr euch unterhalten habt…also du…das war ungeschickt von mir und ich entschuldige mich…aber ich glaube jeder hat es gehört…wenn du möchtest zeige ich dir wie du deine Gedanken abschirmen kannst, auch wenn du dich mit ihm verständigst. Ganz ehrlich so wie ihr euch vorhin gegenüber standet grenzt es ja schon fast an ein Wunder das ihr wenigstens das hinbekommen habt.“ Kira sah ihn noch immer an, nickte aber leicht. „Danke das wäre wirklich nett von dir. Ich hab zwar schon versucht nicht zu denken…aber ein Dauerzustand ist das ja auch nicht.“ „Gut dann sollten wir morgen gleich nach dem Frühstück anfangen. Es ist nicht so schwer aber es wird ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, und dann zeige ich dir ein paar Tricks für die Peitsche und den Bogen die du mitgebracht hast. Du kannst doch zielen oder?“ Kira musste unwillkürlich grinsen. „Ich hoffe das soll keine Herausforderung werden, sonst müsste ich dich blamieren.“ Rave grinste zurück. „Dann lass ich mich überraschen. Bis morgen dann.“ „Bis Morgen.“ Es war das erste Mal das sie auf einem weichen Nachtlager schlief. Und es war unerwartet bequem, so bequem dass sie fast auf der Stelle eingeschlafen war und nicht einmal bemerkte das Nurcan dasselbe Zelt zugewiesen bekommen hatte. Er setze sich auf die andere Seite des Zeltes und war überrascht als er nach einer Weile zu ihr blickte. Hatte er geschlafen? Es war merklich kühler geworden, die Geräusche draußen waren ebenfalls verstummt und in der Ferne meinte er schon wieder die Dämmerung zu sehen. Aber etwas hatte ihn geweckt. Er sah sich aufmerksam um, dann blickte er wieder zu Kira. Sie war es…sie hatte ihn geweckt. Er fing ihre Gedanken auf, wieder einmal, aber sie schienen eine Warnung zu sein oder etwas anderes. Sie waren auch sehr schwer zu empfangen. Nurcan beschloss näher heran zu gehen um sehen zu können was ihn eigentlich geweckt hatte. Er war nun dicht neben ihr und sah sie weiter an. Langsam begannen hinter seiner Stirn Bilder Formen anzunehmen. Kira träumte…oder? Nein das war kein Traum, das war etwas anderes, eine Erinnerung…eine alte Erinnerung aus einer sehr alten Zeit, er erkannte seine Geburtsstätte wieder, weit oben in den Bergen, und er sah ein Mädchen. Es kletterte nach oben. Aber das war doch schon ein paar hundert Jahre her? Er versuchte ihr Bild deutlicher zu erkennen, aber es gelang ihm nicht, doch gleichzeitig spürte er auch das es nicht an ihm lag sondern an Kira, sie konnte sie nicht erkennen. Dann sah er wie sich am Horizont etwas zusammenzog. Es war bedrohlich und im selben Moment sah er wie seine Mutter ihn und das Mädchen fort brachte mit dem Auftrag sich ganz ruhig zu verhalten. Das Mädchen gehorchte allerdings nicht, sondern ging wieder nach draußen und…das Band riss ab. Kira wachte auf. Schnell glitt er wieder auf die andere Seite des Zeltes. Das war ja seltsam, woher kam diese Erinnerung? „Nurcan?“ Kira hatte sich aufgerichtet und sah ihn verwundert an. „Was machst du hier?“ „Ich wollte dich holen.“ Sagte er schnell. Kira nickt und stand auf. „Warten sie etwa schon auf mich?“ „Nein sie schlafen alle noch, es ist sehr früh. Los komm mit.“ Damit verließ er das Zelt. Er ging direkt zu Cherry. „Ich glaube das solltest du dir besser noch mal ansehen.“ Kira ging zu ihr herüber. Der Phönix sah nicht gut aus. Er schien sich schwerer verletzt zu haben als sie für den ersten Moment angenommen hatte. Vorsichtig näherte sie sich dem Tier und legte vorsichtig die Hände auf ihren Kopf. Sie versuchte sich zu konzentrieren um eine Verbindung mit ihr herstellen zu können. Der Phönix war wirklich geschwächt. <Was ist mit dir?> Der Phönix reagierte.

>Ich bin Müde…>

<Das sehe ich, was ist gestern passiert Cherry? Diese Verletzung, woher stammt sie wirklich?>

>Ich weiß es nicht mehr. Etwas hat mich getroffen und als ich meine Flügel schlug fiel es raus. Vielleicht war es ein Pfeil oder sowas.>

<Mhm…wie geht es Rave? Ich meine…wird er auch krank?>

Der Phönix sah sie aus ihren braunen Augen an.

>Nein…ihm geht es gut.>

<Wo genau hat dich dieser Pfeil getroffen?>

>Am Flügel, aber das hast du doch schon versorgt.>

<Ja das habe ich, ich nahm an das es nur eine normale Verletzung ist, aber ich glaube das es vielleicht Gift war.>

>Gift?> Kira nickte mit dem Kopf.

<Wohin ist das was dich getroffen hat geflogen? Ich muss es wissen sonst weiß ich nicht welches Gegengift helfen kann.>

Doch die Frage erübrigte sich von selbst, einer der beiden Azur kam in diesem Moment zurück. Es war das Mädchen. Sie schien auch von etwas getroffen geworden zu sein, in einer ihrer Schwingen ragte jedenfalls der Schafft eines Pfeiles heraus. Kira ging zu ihr.
„Was ist passiert?“
„Jäger…sie sind auf den Bergen…sie kommen herunter.“
„Callisto…ist das dein Name?“ Sie nickte Kira war einigermaßen überrascht, Nurcan ebenfalls. Kira ging zu ihr.
„So es tut mir leid, das wird sicher gleich sehr schmerzhaft werden aber es muss sein Callisto, ich brauche diesen Pfeil damit ich schnell ein Gegengift herstellen kann. Bitte beiß mir nicht den Kopf ab ja?“
Die angesprochene sah sie an und nickte nur.

Kira nahm eine Position ein die ihr einen festeren Stand ermöglichte. Vorsichtig umgriff sie den Schafft des Pfeil um ihn fast in derselben Sekunde mit einem Ruck heraus zu ziehen. Callisto wurde wie erwartet wild und sprang vor. Sofort begrub sie Kira unter sich. „Tut mir leid, tut mir Leid…bitte beruhig dich wieder…ich mach das auch nicht gern.“
Doch Callisto schien leider nicht so Herr über sich zu sein wie Kira gehofft hatte, sie beruhigte sich nicht, im Gegenteil, sie wurde noch ein bisschen wilder.
„Kira…reiß dich zusammen.“ Zischte Nurcan sie an. Erschrocken blickte sie zu ihm, erst jetzt bemerkte sie dass er sich zwischen sie und Callisto gestellt hatte und sie am Hals zurück hielt. Es kostete sie unendlich viel Mühe, aber schließlich gelang es ihr ihre Gefühle wieder in Zaum zu halten und die Angst zurück zu drängen.
Vom Lärm waren nun auch die anderen aus ihren Zelten gekommen und sahen die Szene erschrocken an. Der Mann dessen Gefährte Callisto war kam sofort zu ihnen gelaufen und versuchte seinen Drachen wieder zu beruhigen. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich.
Zum ersten Mal wurde Kira richtig bewusst was Taren ihr gestern gesagt hatte und was sie tatsächlich bewältigen musste.
Es würde schwer werden, daran bestand, spätestens jetzt, kein Zweifel mehr.

Callisto hatte sich beruhigt, kaum eine Minute später wurde sie ruhig und nahm wieder die menschenähnliche Gestalt an. Sie war an der Schulter verletzt.
„Schnell ich brauche Hilfe. Callisto und Cherry wurden mit Pfeilen vergiftet, ich muss wissen was es für ein Gift ist, es schwächt sie und ich weiß nicht ob es auch Wirkung auf ihre Gefährten hat.“
Taren kam sofort zu ihr und sah sie den Pfeil den sie ihm hinhielt.
„Diese Pfeile kenne ich nicht, aber das Gift ist nicht tödlich, jedenfalls nicht in diesem geringen maß.“
„Aber was ist das für ein Gift? Ich muss wenigstens die beiden versorgen. „Schlangengift vermutlich. Welches das kann ich dir leider nicht sagen.“
„Das genügt, es gibt ein paar Kräuter die gegen jedes denkbare Schlangengift wirken. Ich hab sie auf den Weg hierher gesehen sie müssen ganz in der Nähe sein. Ich werde sofort losgehen und sie holen.“
Taren nickte, und sah gleich zu Nurcan. Der nickte nur leicht. Zusammen waren sie fast im gleichen Augenblick verschwunden.

„Du musst verrückt sein.“ Hörte sie Nurcan hinter sich knurren.
„Ich hatte nicht daran gedacht…tut mir leid…ich werde mich anstrengen und es mir beim nächsten mal merken.“
Sie blieb stehen und sah sich kurz um. Gleich darauf erblickte sie auch schon wonach die suchte. Sie ging in die Hocke und Pflügte die Kräuter. Dann stand sie wieder auf.
„Ich hab mich noch gar nicht bedankt…“ sagte sie als sie vor Nurcan stand.
„Geschenkt…das nächste mal holst du gefälligst die anderen.“ Kira nickte geknickt.
Er hatte Recht sie war wirklich unvorsichtig gewesen.
Nurcan verkniff sich den Kommentar der ihm auf der Zunge lag.
„Was hast du heut Nacht geträumt?“ fragte er sie plötzlich. Kira sah ihn an. Woher wusste er das schon wieder.
„Du hast mich damit geweckt, wenn es dich beruhigt.“
„Oh…“ entfuhr es ihr.
„Ich weiß nicht…ich träume schon seit Tagen dasselbe, aber ich erkenne das Mädchen nicht…ich weiß auch nicht was sie tut…ich wache immer dann auf, wenn sie sich zu mir dreht.“

Nurcan dachte nach. Sie sah das Mädchen nicht, das wusste er selbst, aber den Drachen hatte sie doch gesehen oder etwa nicht? Den Berg den sie hinauf geklettert war? Und das Mädchen wandte sich auch nicht zu ihr sondern fiel…konnte es sein das ihre Erinnerungen über diese Begegnung doch verbunden waren und er einfach aus Instinkt heraus sinnvoll zufügte was wirklich passiert war?
„Worüber denkst du nach?“ Nurcan sah sie an. „Nicht so wichtig.“ Damit wandte er sich um und bald waren sie wieder im Lager.

Es dauerte nicht lang bis Kira die Kräuter richtig zubereitet und die beiden versorgt hatte. Callisto ging es gleich darauf wieder besser Cherry schlief noch eine Weile war aber dann auch wieder voller Energie.

„Taren, ich habe mich mit Callisto unterhalten ich habe etwas wichtiges vergessen…“
„Was denn?“
„Sie sagte das sie Jäger in den Bergen gesehen hat und die auf sie geschossen haben, und sie sagte das sie auf den Weg wären.“
„Jäger?“ Kira nickte. Callisto kam gerade dazu.
„Das stimmt…ich habe sie gesehen.“ Dann sah sie zu Kira.
„Tut mir auch leid wegen vorhin…“
„Schon gut…ich hätte vorsichtiger sein müssen du hast keine Schuld.“ Taren nickte.
„Gut dann sollten wir ein bisschen leiser sein. Shadow wird mich rechtzeitig warnen wenn es Ärger geben sollte. Lasst uns Frühstücken.“


Kapitel 7


Überläufer



Nach dem Frühstück kam Rave direkt zu ihr und bat sie ihm zu folgen. Cherry begleitete ihn und schließlich blieben sie auf einer Lichtung unweit des Dorfes stehen. „So bist du fertig?“ „Wofür?“ fragte Kira ein wenig irritiert. „Für die erste Lektion.“ Sie sah ihn an. Dann fiel es ihr wieder ein, richtig er wollte ihr helfen zu lernen wie man Gedanken abschirmt. „Ja.“ Beantwortete sie seine Frage mit einiger Verspätung. „Gut dann hör mir erstmal zu.“ Rave erzählte ihr ein paar Tricks wie es am Anfang leichter werden würde. Schließlich forderte er sie auf sie wie vorhin schon mit dem Phönix zu unterhalten. „Was soll das bringen?“ „Wenn du dich mit ihr unterhalten hast, kann sie automatisch sofort deine Gedanken abfangen, weil ihr ja dein Muster bekannt ist.“ Kira sah den Phönix an, aber der schüttelte nur den Kopf. „Ich glaube sie versteht mich nicht. Vielleicht sollte ich Nurcan um Hilfe bitten.“ Rave sah sie entgeistert an. Eigentlich wollte er sie von dem Drachen fernhalten. „Naja vielleicht hast du damit sogar Recht. Weißt du denn wo er ist?“ „Ich versuche ihn zu finden.“ „Versuch ihn doch zu rufen.“ „Nein ich glaube das ist keine gute Idee. Einige Jäger sind in der Nähe, und solang ich meine Gedanken nicht kontrollieren kann, ist es ein zu großes Risiko, wir wissen ja nicht wer sie sind.“ Sie konzentrierte sich wieder. Und da war es wieder dieses seltsame Gefühl. Es blitze kurz hellblau auf und sie sah ihn. „Er ist bei den anderen im Zelt, ich glaube sie unterhalten sich gerade über etwas das wichtig zu sein scheint.“ Rave sah sie an. „Na dann schlage ich vor wir machen an einer anderen Stelle weiter. Zeig mir deine Schritttechnik.“ „Meine was?“ „Deine Schritttechnik. Du weißt schon, schleich dich mal an etwas heran.“ Kira sah ihn verwirrt an, tat aber dann was er verlangte. Rave musste zugeben das er sich getäuscht hatte, sie war ausgezeichnet. Als sie plötzlich im Gebüsch verschwunden war fand er sich nicht mehr wieder.“ Kira hatte sich auf die Lauer gelegt. Etwas schien Cherry ihr mit ihrem Schweigen mitteilen zu wollen und sie hatte das untrügbare Gefühl etwas stimmte hier nicht. Sie war Rave zwar für seine Hilfe dankbar, aber etwas in ihr mahnte sie sich ihm zu nähern oder ihm gar irgendwie trauen zu können. Sie schob den Gedanken als albern davon, immerhin war er der Neffe von Taren und ihm vertraute sie seltsamerweise fast von Anfang an. Sie nahm sich vor das erstmal für sich zu behalten, wenn sie es schaffte das sie sich auch mit Nurcan unterhalten konnte ohne das es alle hörten, dann würde sie sich um diesen Jungen kümmern. Vorerst begnügte sie sich damit nicht zu denken. „Das war aber keine Meisterleistung Rave. Sagtest du nicht das du mich unterrichten wolltest und nicht umgekehrt?“ Der angesprochene schrak leicht zusammen als sie plötzlich hinter ihm stand. „Naja, dann belassen wir es besser bei der Kunst deine Gedanken deine sein zu lassen, was meinst du dazu?“ „Bin ich sehr dafür, aber ich glaube wir gehen erstmal zurück. Es ist schon ziemlich spät, die Mittagssonne ist schon zu heiß.“ Rave stimmte ihr mit einem Nicken zu. Er gab es ungern zu, aber dieses Mädchen könnte ihm womöglich ungewollt in die Quere kommen. Er musste sie auf jeden Fall im Auge behalten und ihren Drachen auch, aber darüber machte er sich noch keine Gedanken. Nurcan war im Moment seine geringste Sorge, solang er nicht auf die Idee käme sie plötzlich doch zu akzeptieren würde er sich lediglich um Kira kümmern müssen.

Alle hatten sich inzwischen schon in der Mitte des Lagers versammelt als sie eintrafen. „Ah da seit ihr ja. Und? Macht sie Fortschritte?“ Rave nickte. „Sie stellt sich geschickt an.“ Gab er bereitwillig Auskunft. „Gut gut. Kommt leistet uns doch Gesellschaft.“ Kira setzte sich zu ihnen Rave aber trat einen Schritt zurück. „Ich möchte mich lieber noch mal versichern dass uns bisher wirklich keiner gesehen hat. Ich werde nur eine kleine Runde machen dann bin ich auch schon wieder zurück bevor es richtig heiß werden wird.“ Taren sah ihn an, nickte dann jedoch nach einigen Sekunden.
„Das ist eine gute Idee, sei vorsichtig.“ Rave nickte und ging. Cherry folgte ihm doch nicht ohne Kira noch einmal eindringlich anzusehen. Da war es wieder dieses seltsame Gefühl, was wollte Cherry ihr mitteilen? Leicht schüttelte sie den Kopf, vielleicht sollte sie sich doch noch mal mit ihr unterhalten wenn Rave schlief oder es nicht merken würde immerhin funktionierte es heut Morgen doch.
„Warum willst du dich mit Cherry unterhalten?“ Nurcan stand plötzlich neben ihr.
„Was?“
„Du hast scheinbar doch schon was dazugelernt. Das ist für einen Tag nicht schlecht, allerdings frage ich mich gerade wieso du so beunruhigt bist.“
„Beunruhigt? Entschuldige.“ Nurcan sah sie an. Sie fühlte sich plötzlich unwohl, sein Blick schien viel weiter in sie dringen zu können als er sollte.
„Los komm mit.“

Taren sah ihnen stirnrunzelnd hinter her beließ es aber dabei und versuchte sie nicht zurückzuhalten.

„Was soll denn das?“ fragte ihn Kira fast gereizt. Doch sie riss sich zusammen. „Still…komm her.“
Nurcan wurde ihr immer rätselhafter. Als sie sich noch nicht bewegte griff er plötzlich nach ihrem Handgelenk und zog sie in das Dickicht. Er deutete in die Luft.
„Was macht der da? Rave wollte nur eine Runde fliegen? Warum fliegt er dann zu dieses Jägern?“
„Du hast es also auch schon bemerkt?“ fragte Kira ungläubig. Doch er schüttelte nur den Kopf.
„Nicht ich selbst.“
„Oh…“ Sie sahen weiter gebannt nach oben. Es waren tatsächlich Rave und Cherry die unweit der Klippe zur Landung ansetzte und ihren Reiter absteigen ließ.
„Was machen die da?“ Kira sah mit zusammen gekniffenen Augen nach vorn.
„Keine Ahnung das werden wir schon noch erfahren. Kannst du hören was er sagt?“ Kira schüttelte den Kopf.
„Nein, für wen hältst du mich denn bitte? Ich bin ein Mensch kein Tier.“ Nurcan sah sie an. „Du bist aber in der Lage Cherry zu verstehen oder?“ Sie nickte.
„Versuch es.“
„Aber Rave wird es merken.“
„Nein wird er nicht, ich helfe dir.“
Nun war sie ganz verwirrt, was war denn in den gefahren?
„Also gut, wie funktioniert das?“
„Nimm einfach Verbindung zu ihr auf. Den Rest erledige ich.“
„Gut.“
Sie konzentrierte sich. Es war jetzt einfacher Cherry zu erreichen.

Es war wohl genauso wie Rave sagte, wenn man es einmal geschafft hatte eine Verbindung herzustellen, konnte man immer wieder in das Muster eingreifen, es war ja bekannt.

<Cherry,…Cherry Was macht ihr da oben?>
>Kira?< <Ja, was ist los? Du hast mir versucht etwas mittzuteilen…Cherry um was geht es?>
>Nicht jetzt, später.< <Gut, Cherry…können wir dir helfen?>
>Vielleicht, Vielleicht auch nicht…ich kann dir das jetzt nicht erklären.< <Möchtest du uns denn überhaupt helfen?>
>Ja…< <Okay, dann…kannst du hören was sie sagen?> >Ja…aber ich verstehe die Wörter nicht, sie sprechen eine andere Sprache.< <Kannst du sie uns übermitteln, also die Wörter?>
>Ich kann es versuchen, aber er wird es merken.Da hat sie Recht. Sag ihr dass ich sie isolieren kann, aber sie muss sich beeilen.*


<Okay. Cherry, Nurcan wird dir helfen, lass es einfach …ähm…fließen oder so.>
>Okay, ich kann es versuchen.< Cherry gelang es tatsächlich alles was sie hörte an Kira umzuleiten, als das Gespräch beendet war hörte die Verbindung abrupt auf. „Au…dass war aber nicht nett.“ Murmelte sie bevor sie sich erschöpft nach hinten auf das Moos fallen ließ. „Das war eine Sprache wie sie alte Völker nutzten.“ „Was meinst du damit? Es war ganz klar zu verstehen. Rave und diese…diese Wesen…Rave nannte sie Zorcs. Sie sind alte Feinde…also die Eholah und die Zorcs, aber was hat er dann mit ihnen zu tun?“ „Moment mal du hast sie verstanden?“ Kira sah ihn an. „Ja du etwa nicht?“ War das Überraschung die sie in seinen Augen las? Er hatte sie also nicht verstanden. „Du hast sie verstanden.“ Stellte er fest. „Was haben sie gesagt?“ „Nicht besonders viel Rave war wohl ein bisschen böse das sie Cherry abgeschossen hatten und Callisto. Auch das sie so unvorsichtig waren da man sie schon bemerkte. Jetzt müsse er sich was anderes ausdenken und mahnte sie sich bloß nicht zu rühren. Einer der anderen stimmte nur zu und entschuldigte sich noch mal. Ich glaube wir haben ein Problem.“ „Damit muss ich dir ausnahmsweise einmal Recht geben, aber warten wir noch ab.“ Kira sah ihn an. „Ich werde noch einmal mit Cherry sprechen. Ich muss wissen was Rave dazu gebracht hat sich an diese Wesen zu wenden…“ „Tu was du nicht lassen kannst.“ Er stand auf und wollte gerade zurück gehen. „Nurcan…“ „Was ist denn noch?“ „Danke für deine Hilfe.“ Dann wandte sie sich um und lief einfach an ihm vorbei, sie konnte keine Minute länger mehr so bei ihm stehen bleiben. Am Nachmittag machten sich Kira auf den Weg und versuchte mit Hilfe von Taren und Nurcan zu versuchen ihre Gedanken endgültig abzuschirmen. Am Abend dieses Tages hatte sie es beinahe geschafft. Wenn sie sich mit den Tieren verständigte oder mit Taren und dessen Familie bekam es keiner mehr mit, außer Nurcan. „Ich verstehe dich immer noch.“ Hatte er nun schon mehrmals gesagt. Taren musste schmunzeln. „Kira komm mal mit mir mit.“ Das Mädchen gehorchte ihm. Shadow war gekommen, sie hatte es gewusst ehe sie ihn gesehen hatte. Was mochte er wollen? „Shadow, ich möchte das du Nurcan im Auge behältst. Ich hab da so eine Ahnung, aber noch keine Beweise.“ „Warum sollte ich mir die Mühe machen, er ist doch sowieso immer ganz in der Nähe.“ Dann sah er Kira an. „Bemerkst du ihn denn gar nicht?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Im Moment nicht, ich glaube ich bemerke ihn nur dann wenn ich es soll.“ Taren nickte ihr zu. „Gibt es vielleicht etwas was du mir sagen möchtest?“ Sie sah ihn an. Sollte sie ihm davon erzählen das Sie Rave nicht blind trauen sollten? Anderenfalls, er gehörte doch irgendwie in diese Familie, und wenn sie ehrlich war konnte sie sich nicht vorstellen dass er das freiwillig tun würde. Wenn sie doch nur die Wahrheit wüsste. Taren sah zu Shadow, der schüttelte nur den Kopf. „Nun gut ich glaube dir. Wenn du etwas hast kannst du jederzeit zu mir kommen, oder zu Shadow.“ Das Mädchen nickte dankbar. „Das werde ich sicher gern tun.“ Sie ging zu den anderen zurück. „Das ist seltsam, ich hatte angenommen sie würde Fragen stellen oder etwas Wichtiges sagen wollen.“ „Das wollte sie sicher auch, aber ich glaube sie möchte erst Beweise haben.“ „Konntest du etwas erkennen?“ „Nein, konnte ich nicht, sie hat entweder sehr viel gelernt oder denkt zu kompliziert. Aber sie hat etwas herausgefunden. Allerdings stammt diese Information nicht von Kira sondern von Nurcan.“ „Was hat er denn herausgefunden?“ „Ich habe nur ein einziges Wort verstanden. Zorcs. Ich glaube allerdings auch das er wollte das ich das höre.“ „Aber das ist nicht möglich…diese…Kreaturen sind schon seit Jahren nicht mehr in unser Ressort gedrungen, sie kamen uns mindestens genauso lang auch nicht mehr unter die Augen.“ „Das weiß ich selbst, aber wenn es doch so ist.“ „Nun lassen wir es erstmal dabei Shadow und sehen was weiter passiert. Lass uns zurück gehen.“ „Sollten wir sie nicht langsam aufklären Taren?“ merkte der Drache an. „Sicher, aber noch ist nicht der rechte Zeitpunkt, außerdem wird Nurcan es zu verhindern wissen. ER wird es ihr sagen wenn ER der Meinung ist das es Zeit ist.“ Kira und die anderen saßen zusammen vor dem Feuer. Sie hatten sich den ganzen Tag über so ruhig verhalten wie es möglich war, aber es war nichts weiter geschehen ganz offensichtlich hielten sich die Zorcs an das was Rave ihnen geraten hatte. Das Mädchen fragte sich wann wohl alle schlafen würden sodass sie ungesehen zu dem Phönix gehen konnte. <Ich werde dir Bescheid geben wenn du zu ihr kannst.> Vernahm sie Nurcan´s Stimme in ihren Gedanken. Kira nickte leicht.
Dann gingen nach und nach alle in ihre Zelte.

Kira legte sich hin, aber richtig schlafen konnte sie nicht. Zuviel hatte sie heut mit erlebt. Aber das war eigentlich nichts was sie sonderlich beunruhigte, es wäre nicht das erste Mal das sie von Dingen erfuhr die sie im Grunde eigentlich gar nicht interessieren sollten, und in die sie sich noch viel weniger einmischen sollte, aber das hier, war viel mehr. Sie fühlte das sich etwas anbahnte aber sie wusste nicht was. Die Träume die sie ein Leben lang begleitet hatten waren in den letzen Wochen viel mehr geworden, sie konnte nie erkennen was sie ihr sagen wollten, aber sie hatte wohl gemerkt das sie nicht allein war. Aber selbst das war es nicht was sie so beschäftigte. Es war Nurcan.
Im Grunde kannte sie ihn erst seit ein paar Tagen und ungefähr genauso lang war keine Minute vergangen, mal abgesehen von der Zeit als sie bewusstlos war, an dem sie sich nicht fragte woher er ihr nur so bekannt vor kam oder woher das Gefühl der Sicherheit rührte, sobald er auch nur in der Nähe war.
Und das schlimmste, sie dachte noch immer über ihn nach. Sie fragte sich ob sie sich je besser verstehen würden, wahrscheinlich hielt er sie einfach nicht für fähig genug.

Kira schob die Gedanken mit Gewalt beiseite, sie hatte jetzt wirklich andere Probleme und konnte sich nicht die ganze Zeit mit Wie und Warum beschäftigen. Was sie nicht wusste, das würde sie schon zu gegeben Zeit erfahren, zumindest dieses Wissen war ihr sicher.
<Sie schlafen. Beeil dich. Ich sage dir Bescheid wenn jemand kommt. Danach kommst du sofort zurück und sagst mir was dir Cherry erzählt hat.>
<Okay, wo kann ich sie finden?>
>Sie ist auf der Lichtung und wartet. Beeil dich, mach dich unsichtbar oder sowas um dort hin zu kommen.< Kira schlich sich zum Eingang des Zeltes. Alles war ruhig, lediglich ein paar Wachen waren zu sehen. Sie schlich an ihnen vorüber und kam ein paar Minuten später zur Lichtung von der Nurcan gesprochen hatte. Der Phönix war da und sie schien unruhig zu sein. <Cherry, es ist alles in Ordnung sie schlafen.>
>Kira! Ich dachte schon ich muss hier Wurzeln schlagen.< <Keine Sorge ich werde dir rechtzeitig Bescheid sagen wenn jemand kommt. Wollen wir ein Stück weiter in den Wald gehen?>

Der Phönix nickte ihr zu.
<Was ist passiert? Ich spüre das du große Unruhe in dir hast. Und es ist nicht wegen mir oder Nurcan. Sie kommt mit Rave und geht mit Rave. Er ist dein Gefährte, aber?>
>Ich kann dir nicht alle Einzelheiten erzählen, aber es ist wirklich so das Rave sich sehr verändert hat in den letzen Jahren. Ich weiß nicht was mit ihm passiert ist, aber seit der Zerstörung seines Heimatdorfes ist er wie ausgewechselt. Ich dachte das es vielleicht wieder irgendwann vorüber gehen würde, aber es wurde im Gegenteil nur noch schlimmer und dann hat er sich mit diesen Kreaturen verbündet.< <Die Zorcs? Was sind das für Wesen? Ich habe gehört das unsere beiden Völker seit Ewigkeiten verfeindet sind, wie hat er es geschafft das er nicht gleich umgebracht wurde?>
>Das kann ich dir auch nicht sagen. Tatsache ist das er zu ihnen wollte danach wurde er immer schlimmer. Er befiehlt sie und macht ihnen Vorschriften, aus irgendeinem Grund folgen sie ihm und gehorchen ihm. Weißt du Kira, alle Völker stammen aus demselben Ursprung, und es ist einfach so die Eholah und die Zorcs sind im Grunde das Gegenteil von den jeweils anderen. Sie leben nicht in Dörfern oder Wäldern, sie ziehen hohe Gebirge vor und dunkle Höhlen. Sie würden zwar nicht mutwillig die Natur zerstören, aber um ihre Feinde, zu besiegen schrecken sie selbst davor nicht zurück. Vor ewigen Zeiten waren die beiden Völker Freunde, und lebten sogar zusammen, aber irgendein dunkles Geheimnis hat sie schließlich zu Feinden werden lassen.< <Das klingt ja furchtbar, aber warum denn? Ist denn wirklich gar nichts darüber bekannt? Was ist mit den Drachen? Sie sind doch sehr alt, können sie das denn nicht wissen?>
>Sicher die Drachen sind alt, genauso wie die Phönixe und all die anderen Wesen die du hier schon gesehen hast, aber von uns weiß es keiner mehr, die die es wussten wurden getötet, nur ein paar ganz wenige von uns wissen überhaupt das Zorcs und Eholah eigentlich friedliebend sind und Kriegen so gut es geht aus dem Weg gehen würden, wenn sie es könnten. Ich glauben keiner von uns, oder von euch, weiß heut überhaupt noch was wirklich geschehen ist und warum dieser…dieser stumme Krieg herrscht.< Die beiden waren weiter gegangen als sie wollten und Kira bewegte den Phönix dazu wieder ein bisschen zurück zu gehen. <Aber es muss doch etwas gegeben haben was Rave wohl gefunden haben muss, sonst würde er doch nicht mehr leben oder?>
>Nein das stimmt, als wir flohen haben wir in einer Höhle Schutz gesucht und gehofft das sie an uns vorüber gingen, aber wir täuschten uns. Schließlich fanden sie uns. Rave hat sich mit ihnen verbündet. Er versprach ihnen zu zeigen wo sie auch die anderen noch finden könnten, wenn sie dies wünschten. Das musste sie ziemlich aus der Fassung gebracht haben, aber sie stimmten schließlich zu. Später erfuhr ich dann das Rave´s Vorfahren zum Teil Zorcs waren, vermutlich gab es irgendwann eine Vermischung der beiden Völker, gut möglich das das der Auslöser für diesen Streit war.< <Aber um einen Krieg vom Zaun zu brechen muss doch noch mehr vor fallen als das, es sei denn natürlich es hätte die…was sind das Herrscher? Könige? Wie nannte man die die ihre Familie führten?>
>Das waren Hohepriester oder Dunkelpriester wie sie bei den Zorcs genannt wurden.< <Es sei denn natürlich die Herrscherfamilien selbst wären darin verwickelt gewesen. Kann ich davon ausgehen das sich keiner auch nur darüber wundern würde wenn es einer der anderen gewesen wäre?>
>Schon möglich.< <Aber selbst das ist doch einfach nur lächerlich, man kann doch nicht über Generationen hinweg alle strafen nur weil sich zwei verliebt hatten.>
>Nein das sicher nicht, es war ja auch kaum der Rede wert solang diese Liebe wie du sie nennst keine Früchte getragen hatte. Es gab Regeln Kira, ziemlich strenge Regeln und ein Verstoß gegen sie wurde meist mit dem Leben eines ganzen Stammes bestraft. Meinstens mussten es die Verantwortlichen für diese Strafe selber tun das war häufig sehr grausam.< <Also haben sich irgendwann welche geweigert der Regeln mit Nachdruck Folge zu leisten?> >Schon möglich.< <Mhm…und was genau kennt Rave von dieser gesamten Geschichte?>
>Keinen einzigen Teil. Nur das er zum Teil noch immer auch zu ihnen gehörte und das nutzte er wohl aus. Mit Erfolg wie du heut selbst bemerkt haben solltest.< <Aber woher weißt du es dann Cherry? Ich meine, du hast mir selbst gesagt das es kaum einer heut noch so kennt, wie du es eben geschildert hast.>
>Das ist richtig, aber es kommt nicht selten vor das das Wissen das ein Vorfahr besaß auf die nächsten Generationen übertragen wurde. Es ist ein langer Weg um sich wieder erinnern zu können, denn es ist bei allen so, auch bei dir aber es ist nicht unmöglich. Ich war bereit dieses Weg zu gehen als mir klar wurde was Rave wirklich beabsichtigte, aber er ist mein Gefährte und der ewige Kodex der Zeit verlangt, das ich ihm vertraue so wie er auch mir vertrauen muss.< <Aber wie ist das möglich? Ist es denn nicht so dass ihr beide fallen würdet wenn nur einen tödlich verletzt würde?>
>Sicher das kommt schon einmal vor, aber dafür muss es eine ganz besondere Bindung sein und diese Bindung ist bei den heutigen Völkern oftmals nicht mehr so stark, meist lassen sie uns auch gehen wenn sie merken das ihre Zeit gekommen ist, wir bleiben dann meist automatisch bei ihren Nachfolgern oder finden neue Gefährten.< <Was ist denn zum Beispiel eine besondere Bindung?>
>Naja ich weiß nicht, bei den Drachen ist es vielleicht einfacher zu erklären immerhin nehmen sie meist menschenähnliche Gestalten an, wenn sie sich unter Menschen bewegen.< <Das stimmt, Nurcan erzählte mir das er seine bekam als ich geboren wurde. Also wahrscheinlich sollte ich ihn finden auch wenn ich bis vor kurzen keine Ahnung von all dem hier hatte.>
>Das ist wahrscheinlich richtig. Von einer besonderen Bindung sprechen wir in der Regel immer dann wenn die Empfindungen weit über einfache Freundschaft hinaus geht.< <Ist das denn möglich?>
>Natürlich, im Grunde in jeder Generation mindesten einmal.< <Und was soll dann das Ergebnis solch einer Bindung werden?>
>Menschen wie das alte Drachenvolk es war. Menschen durch deren Adern Drachenblut fließt. Sie sind deswegen lange nicht mächtiger oder stärker, doch sie besitzen ein sehr, sehr langes Leben, meistens Jahrhunderte. Man kann sie töten, aber im Augenblick der Gefahr sind sie in der Lage, sich mit den Drachen zu verbinden und somit besitzen sie eine sehr starke Macht. Wenn der Drache zum Beispiel tödlich verletzt wurde, aber sein Gefährte nicht, kann er ihn mit seinem Opfer am Leben halten, sie genesen wieder und im Grunde hat sich nichts geändert außer das sie jetzt eins sind und nicht mehr zwei.< <Und sie leben dann solang bis die Zeit des Drachen gekommen ist?>
>Ja, oder er getötet wurde.< <Und die Nachkommen dieser Bindungen?>
>Sie sind alle gestorben Kira…der letzte große Angriff hat die wenigen die noch dem alten Drachenvolk entstammen vernichtet, es gibt heute keine mehr und hier im Lager sind nur noch wenige die zur Hälfte dem Drachenvolk angehören. Aber sie verstehen meist nicht was ihren Vater oder ihre Mutter dazu geritten hat sich mit einem Drachen einzulassen und noch weniger wieso sie sich dann plötzlich doch wieder mit einem Menschen eingelassen haben statt mit ihres gleichen, also ebenfalls Menschen die Drachenblut in sich tragen, aber sie akzeptieren das. Oft kam es auch vor das das ein Versehen war, also sich mit einem Menschen einzulassen, aber das ist im Moment wirklich nicht unser Problem. Mit der nächsten Linie werden auch diese vollkommen verschwunden sein. Dann werden wohl kaum noch Drachen in unseren Reihen zu finden sein, leider.< <Ich verstehe, aber Cherry was genau ist denn jetzt wirklich zwischen Rave und den Zorcs vorgefallen? Ich meine einen Grund muss es doch geben wieso er sie befehlen kann.>
>Sein Vater war ein Eholah der zusammen mit einem Mädchen aufgewachsen war, diese wurde später zu seiner Frau, nachdem Rave schließlich geboren wurde, stellte man fest, das sie nicht zu den Eholah gehörte. Sie gehörte zu den Zorcs. Ihre Angehörigen wurden alle vernichtend geschlagen, eine alte Frau hat sie damals aufgelesen sie war noch ein Baby. Sein Vater ereilte ein ähnliches Schicksal, und so sind sie sich begegnet, sie nahm an das sie ein normaler Mensch wäre und er konnte nicht behaupten, das sie anders ausgesehen hatte. Dann eines Tages kamen Erinnerungen aus einer ganz anderen Zeit zurück und sie erfuhr wer sie wirklich war. Sie hat sich schließlich umgebracht. Einmal um Rave zu schützen und einmal um ihre neue Familie zu schützen.< <Das ist ja furchtbar, sie war möglicherweise die einzige die Begriff wie unsinnig dieser ganze Krieg war und hat sich umgebracht? Warum denn?>
>Weil es nun einmal so ist Kira, ich sagte bereits es gab schon immer sehr, sehr strenge Regeln. Natürlich blieb ihr Opfer nicht unentdeckt und irgendwie musste Rave das herausgefunden haben, was seine Mutter vor ihm verbergen wollte, wie auch vor all den anderen. So hat er sie schließlich überzeugt. Sie war die Tochter eines Dunkelpriesters.< <Und, und sein Vater?>
>So wie sie alle. Aber das darf keiner erfahren Kira, außer dir und mir und natürlich Rave weiß das keiner.< <Aber Cherry, Rave will uns alle in eine Falle tappen lassen, er führt sie absichtlich hier her um auch den Rest von uns zu töten.>
>Ich weiß, aber noch ist nicht der richtige Zeitpunkt um ihn zur Rede stellen zu wollen. Es würde schief gehen. Aber eines muss ich noch wissen. Was hältst du von dem was du eben gehört hast?< <Von allem meinst du? Ganz ehrlich, ich finde es reichlich albern, man kann doch niemanden dafür strafen wenn er jemanden liebt…ob nun Drache und Eholah oder Zorc und Eholah und das ist doch völlig egal. Wenn das wirklich der einzige Grund für einen Jahrhunderte langen Krieg ist, dann sollte jemand schleunigst versuchen ihn endlich beizulegen.>
>Ich habe keine andere Antwort von dir erwartet.< <Wie meinst du das?>
>Du bist Teil einer sehr großen Aufgabe Kira, aber das wirst du schon recht bald selbst erkennen und du weißt es vermutlich selbst schon, oder ahnst es wenigstens.< <Warum?>
>Du und Nurcan ihr seid…..<
*Kira, schnell versteckt euch es kommt jemand…*
>...alles Hoffen bei euch.< <Schnell Cherry versteck dich. Cherry was hast du gesagt? Ich habe deine letzen Worte nicht verstanden.>
>Keine Zeit Kira, versprich mir dass du es niemanden erzählen wirst.< <Ich verspreche es.>

Dann brach die Verbindung vollends ab. Cherry war davon geflogen und Kira wartete darauf das Nurcan ihr sagte sie könne zurück gehen.
<Sie sind weg du kannst zurück gehen. Sei
vorsichtig. Ich warte im Zelt auf dich.>
Kira schlich sich geschickt zum Lager zurück.

Sie war ein wenig sauer auf ihn, scheinbar störte er immer im richtigen Moment, schon im Zelt mit Rave war es so. Etwas verbarg er vor ihr, aber was war es?


Kapitel 8


Artefakt der Vergangenheit



Kira kam unbehelligt an ihrem Zelt an.
„Wieso störst du immer im falschen Moment?“ fragte sie Nurcan mit gespielter Entrüstung im Flüsterton.
„Weil das was sie dir sagen wollten noch nicht für deine Ohren bestimmt ist, du wirst es schon erfahren.“ Antwortete er mit vollem Ernst und in ebenso leisem Ton.
„Aber warum denn? Wen soll ich schon davon erzählen wer ich bin oder wer du bist? Scheinbar weiß es ja sowieso jeder außer mir.“ „Kira bitte, ich habe keine Lust jetzt mit dir darüber zu diskutieren, du wirst mir einfach vertrauen müssen. Ich werde es dir irgendwann erzählen aber nicht hier und auch nicht jetzt.“ Sie sah ihn an und war ein wenig enttäuscht.
Das Mädchen wusste nicht warum es ausgerechnet seine Worte waren die tief in ihr etwas ganz empfindlich trafen, aber sie riss sich zusammen.
„Was hat sie dir erzählt?“
„Warum fängst du nicht einfach meine Gedanken auf? Dann kann ich schlafen und du zu hören.“ Schlug sie vor. Sie war wirklich müde, sie musste länger mit Cherry gesprochen haben als sie dachte. Und irgendwie hatte sie keine Lust ihm die ganze Geschichte noch mal zu erzählen, außerdem war sie dazu nicht in der Lage, sie musste ihre Gefühle verbergen.
„Nagut, das wird wahrscheinlich die einfachste Lösung sein. Schlaf ruhig ein bisschen ihr wart ziemlich lang da draußen.“ Kira nickte dankbar und legte sich hin. Nurcan hingegen setzte sich neben sie und tat was sie vorgeschlagen hatte, er fing ihre Erinnerungen ab und war erstaunt wie gut diese war, er hatte fast das Gefühl als spräche er mit Cherry selbst. Nachdem er zugehört hatte wollte er sich hinlegen, aber wieder kam diese Erinnerung zurück die er auch schon gestern ungewollt auffing.
Was sollte er jetzt machen? Sollte er ihr wenigstens zeigen was wirklich geschehen war? Vermutlich würde sie sich mit diesem Mädchen nicht in Verbindung bringen, anderenfalls, wenn sie nun doch ähnlich aussah? Er wartete noch eine Weile ab. Es war eindeutig dieselbe Erinnerung, Nurcan entschied sich dafür sie vorerst für sich zu behalten, er würde es ihr erzählen. Dann schlief er ein.

Nachdem das Mädchen im Traum wieder einmal verschwunden war, vielleicht in die Tiefe gestürzt oder einfach davon getragen und noch immer ohne Gesicht wachte sie auf. Etwas an diesem Traum war nicht ganz richtig. Sie wusste nicht woher sie die Sicherheit nahm, aber sie ahnte dass es so nicht gewesen war. Als ihr Blick zur Öffnung des Zeltes wanderte schrak sie kurz zusammen. Nurcan lag unweit neben ihr auf den Boden und schlief. Dann fiel es ihr wieder ein. Er hatte ihre Erinnerungen aufgefangen und erfahren was Cherry ihr anvertraut hatte. Nun war sie doch ein wenig überrascht dass er schlafend neben ihr lag gleichzeitig aber auch ein wenig froh über diese Tatsache.
Es bedeutete dass er ihr traute. Zumindest wenn man den weisen Worten Galon´s glauben durfte.
Wenn man Fremden begegnete mit denen man eine Weile reisen würde, so wusste man dass sie einen trauten wenn sie nebeneinander schliefen.
Es beruhigte sie ein wenig. Es hieß auch das er ihr vielleicht tatsächlich irgendwann erzählen würde was er bisher versuchte von ihr fern zu halten.
Mit diesem Gedanken schlief sie schließlich wieder ein. Diesmal traumlos.

Am nächsten Morgen war es noch sehr früh als sie aufwachte. Der Tau hing noch in den Blättern und die Dämmerung hielt den anbrechenden Tag noch fest im Griff. Die Sonne kroch gerade am Horizont empor, als es draußen plötzlich laut wurde. Auch Nurcan war vom Krach geweckt wurden.
>Warte hier ich schaue erstmal nach was da draußen los ist.< Kira nickte nur und sah ihm hinterher. Als er nach geraumer Weile noch immer nicht zurück war, wurde Kira unruhig. <Nurcan? Was ist denn da los? Bist du in Ordnung?> Keine Antwort.
Schließlich schlich sie sich selbst zum Eingang und spähte hinaus.

Draußen war ein reges Treiben zu sehen, jemand musste dem Lager näher als gewollt gekommen sein, denn das Mädchen gewahr ein paar Wachen mehr die den Waldrand entlang liefen. Ihre Anspannung war fast körperlich zu spüren.

Taren hatte sich inzwischen auch nach draußen begeben.
<Nurcan? Nurcan hörst du mich? Was ist da passiert? Was sollen die ganzen Wachen?> >Bleib im Zelt, die Jäger von denen Cherry gestern gesprochen hatte sind dem Lager näher gekommen. Rave ist gerade nach vorn gelaufen. Ich behalte ihn im Auge. Bleib du wo du bist.< <Okay, aber übertreib es nicht. Taren wird sich mit dieser Gewissheit nicht besonders leicht tun. Vielleicht sollte ich ihm davon erzählen wenn die Lage sich weiter so zu spitzt.>
>Nein, tu das nicht, noch nicht. Bisher geht keine weitere Gefahr von ihnen aus.< <Okay wie du meinst.>

Damit beendete er die Verbindung und Kira beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung. Es war wie Nurcan sagte, es änderte sich nichts an der Lage, aber die Anspannung blieb.
Schließlich kam er zurück.
„Rave ist wie vermutet zu ihnen gegangen, er hat ihnen Befehl gegeben keinen Schritt weiter an ans Lager zu tun ehe er nicht ein Zeichen gibt.“
„Aber dann ist es umso wichtiger das Taren es erfährt.“
„Nein, noch nicht.“
„Noch nicht, noch nicht, wie lange denn noch? Willst du warten bis es gar keinen anderen Weg mehr gibt?“
„Damit hat das nicht´s zu tun. Dem Lager wird nichts passieren.“
Das Mädchen schüttelte den Kopf, es war sinnlos mit ihm reden zu wollen.
„Hör zu, Rave wird gleich nach dem Frühstück zu dir kommen und die Ausbildung weiter zu führen. Sei einfach ganz normal.“
Kira sah ihn entgeistert an.
„Ist dir klar was du da von mir verlangst?“ „Ja, aber wenn du es nicht darauf ankommen lassen möchtest, lässt du es einfach bleiben.“ Damit wandte er sich um und ließ sie einfach stehen. Sie sah ihn entgeistert nach. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Was wenn Rave nur darauf wartete das sie wieder unter sich waren? Aber das konnte sie sich nicht vorstellen, so unüberlegt würde selbst Rave nicht handeln. Außerdem schien er zu wissen was Nurcan ihr bisher noch nicht erzählt hatte und es sah ganz so aus als würde er sich nur sehr ungern mit ihm anlegen wollen. Sie ging nach draußen.

Im großen Zelt, wo man die Mahlzeiten zu sich nahm, war alles wie an den Tagen zuvor. Keiner schien in irgendeiner Weise beunruhigt darüber dass man ihr Lager vermutlich entdeckt hatte. Aber war das tatsächlich so oder versuchte nur jeder sein möglichstes sich nichts anmerken zu lassen? Kira entschied sich es ihnen gleich zu tun und sich zumindest äußerlich nichts anmerken zu lassen.
Solang Nurcan nicht in der Nähe war, würde es kaum einer erfahren.

Etwas war anders, das fiel ihr auf als sie sich gesetzt hatte, es war ruhiger als die Tage davor, keiner sprach sonderlich viel und wenn man genau hinsah war keiner von ihnen so ruhig wie man glauben sollte.
Das Frühstück war üppig und Rave kam wie Nurcan sagte, gleich darauf auf sie zu um sich abzuholen, er wollte sehen ob sie schon Fortschritte gemacht hatte.

Sie überraschte ihn. Er versuchte verschiedene Übungen und in beinahe jeder übertraf sie seine Erwartungen hinlänglich.
„Du lernst schnell, das ist gut. Ich glaube nicht dass ich dir noch mehr beibringen kann. Das einzige was Nurcan und du jetzt noch lernen solltet ist euch zu akzeptieren. Vergiss nicht, ihr müsst euch blind vertrauen können, mitunter entscheidet allein der Teamgeist über Sieg oder Niederlage.“ „Vielleicht werden wir das eines Tages lernen, aber vielleicht sollten wir es auch nicht überstürzen. Immerhin kennen wir uns kaum.“

Rave sah sie an. Täuschte er sich oder wirkte sie irgendwie verkrampft.
„Was ist mit dir? Ich habe das Gefühl du bist gar nicht bei der Sache.“
„Ist das heut überhaupt irgendjemand?“
„Sicher warum nicht? Es ist doch alles in Ordnung oder etwa nicht.“
>Kira, kein Ton mehr, er versucht herauszufinden ob du irgendetwas weißt oder bemerkt hast. Denk an Cherry, er wird sehr böse werden. Seine Leute haben den Phönix schon einmal getroffen, sie werden es auch ein weiteres mal tun wenn es die Lage erfordert.< <Schon gut mach dir keine Gedanken ich werde schon nichts verraten.>
Diesmal war es Kira die die Verbindung unterbrach. Sie war schon nervös genug, es fehlte gerade noch das Nurcan nun auch noch unruhig wurde.
„Sicher, es ist alles in Ordnung. Ich habe wohl nur nicht besonders gut geschlafen.“ „Gut, lass uns zurück gehen, ich glaube es reicht auch für heute es ist schon jetzt sehr heiß.“

Kira folgte ihm unaufgefordert. Sie spürte das Nurcan ganz in der Nähe war. Allerdings wunderte sie das es so einfach war, oder war er es am Ende selbst der es einfach zu ließ?

Nach einer Weile änderte sich die Umgebung. Sie waren nicht auf den Weg zum Lager sie liefen weiter von ihm ab.
<Nurcan wohin geht er? Das ist nicht der Weg zum Lager.>
>Ich weiß es nicht, folge ihm. Ich bin in der Nähe.Kapitel 9


Der Sturm bricht los

Mit gemischten Gefühlen ging er nun ebenfalls ins Lager zurück.
Im Großen Zelt wurde er schon erwartet. Obgleich sie nur sehr wenige waren, Taren wusste um ihre gemeinsame Kraft.
Er ging weiter nach vorn bis er sicher war das ihn alle sehen konnten.
„Hört mir zu meine Freunde. Kira, sie war eben bei mir, es ist soweit. Wir werden das Lager abbrechen oder verteidigen.“
In der Menge ging ein Raunen um. Schließlich kamen einige zu ihm nach vorn.
„Um das Lager abzubrechen ist es bereits zu spät. Die Zorcs sind schon sehr Nahe am Lager, es wäre ein dummes Unterfangen sie unnötig über unsere Position aufzuklären. Wir sollten das Lager verteidigen.“
Ein einstimmiges Nicken besiegelte den Beschluss.
„Gut wenn ihr das meint dann soll es so sein. Es sind nicht sehr viele Zorcs, aber wie wir alle wissen sollte man sie auch nicht unterschätzen. Unsere Freunde und Gefährten werden uns hilfreich zu Seite stehen. Vielleicht schaffen wir es auch die Zorcs zur Vernunft zu bewegen. Es wäre ebenso möglich das sie des Kämpfens müde sind.“
„Meinst du das im Ernst?“ fragte einer der anwesenden.
„Wir sollten nichts ausschließen, auch heute noch geschehen Zeichen und Wunder. Vergesst nicht, Kira und Nurcan sind bei uns aufgetaucht. Vielleicht ein Zeichen dafür das dieser endlos scheinende und unnötige Krieg nach so vielen Jahren endlich in seine letze Runde geht.“
„Dieses Mädchen? Aber wie kommst du ausgerechnet darauf Taren? Was weiß sie was wir nicht wissen?“
„Gewiss sie ist ein Kind, ein Mädchen, aber in ihren Adern fließt das Blut des alten Drachenvolkes. Mit Nurcan an ihrer Seite kann sie ungeahnte Kräfte in sich entdecken.“
„Sie ist eine vom alten Volk? Aber wie ist das denn möglich? Alle wurden sie doch getötet.“ „Nein meine Freund nicht alle, Kira lebt noch und auch ihr Vater ist noch immer am Leben. Ich weiß nicht wo er sich befindet, aber ich wurde davon unterrichtet das Azalot noch immer am Leben ist. Und wie ihr alle wisst war Urban immer schon in engen Kontakt mit seinem Azuren. Kira hat diese Kraft in sich. Nurcan und sie, ahnen nicht was sie vor einander zu verbergen versuchen, aber sie werden es schon noch früh genug erkennen, wollen wir alle hoffen das es dann nicht schon zu spät für uns sein wird.“
„Meinst du die beiden sind so weit?“
„Das werden wir bald wissen, nun aber sollten wir uns nach draußen begeben und ihnen zu Hilfe kommen. Nurcan und Kira sind bereits auf einer guten Position.

Als die Gruppen der Männer langsam auf sie aufschlossen, waren die Zorcs bereits ein gutes Stück herangekommen.
Kira und Nurcan hielten sich bedeckt, so gut das es selbst Taren schwer fiel sie überhaupt zu erkennen.
<Was machen wir jetzt? Sollen wir noch abwarten oder sollen wir uns schon zeigen?>
Es war Kira die, wieder einmal, das Gespräch suchte.
>Wir sollten noch abwarten. Ich weiß das eine Gruppe von Tarens Männer hinter uns sind. Erst wenn sie angreifen sollten wir es auch tun.< Kira nickte. Ein wenig schüchtern betrachtete sie Nurcan von der Seite. Er schien sehr konzentriert zu sein und es war fast nicht möglich zu erfühlen was in ihm vorging. Im selben Moment kam ihr der Gedanke das es das erste mal war das sie so dicht beieinander standen ohne sich auch nur zu zanken. Was hatte er vorhin nur? Wieso schien er so bedrückt zu sein als er sagte sie brauche seine Hilfe nicht. Kira schüttelte innerlich den Kopf. Sie wurde aus ihrem Partner einfach nicht schlau, zum einen ließ er kaum eine Gelegenheit aus um sich mit ihr anzulegen,zum anderen waren es gerade Augenblicke wie diese die sie an seinen Unmut über sie zweifeln ließen. Warum nur sollten sich ausgerechnet sie beide begegnen? Gut Kira hatte erfahren wer sie war und fast im selben Augenblick hatte sie begriffen das Nurcan von nun an ihr Partner sein würde und das für den Rest ihrer beider Leben. Sie war seine Gefährtin und sie würde es auch sein die ihn schließlich zu dem Drachen erwecken sollte, der er eigentlich war. Fast schon bedauerte sie diese Gedanken, sie hatte sich sehr an ihn gewöhnt und obwohl sie nicht immer einer Meinung waren, mochte sie ihn sehr. Erschrocken schob sie diesen Gedanken bei Seite. Sie mochte ihn sehr? Es brachte sie in Verlegenheit, es war ihr noch niemals so deutlich aufgefallen, doch gerade jetzt? Jetzt wo es Ernst wurde? Sollte es am Ende doch wahr sein, das man vieles ganz klar sieht, wenn man ahnt das es vielleicht keine weitere Möglichkeit mehr geben könnte um genau solche Dinge jemanden zu sagen? Galon hatte es oft erwähnt. Es kam immer wieder vor das man als Gruppe in einen Kampf zog und als Freunde daraus zurück kehrte. Kira hatte es kaum verstehen können doch inzwischen ahnte sie warum es so war. <Nurcan, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, ich bin froh das du hier bist…Ich wollte in diesem Moment keinen anderen an meiner Seite haben…>
Überrascht sah Nurcan sie an. Täuschte sich Kira oder war er ein wenig verlegen.
>Sei vorsichtig.< Das war alles was er sagt bevor er seinen Blick wieder nach vorn richtete. Nach ein paar Minuten konnte sie Rave über sich kreisen sehen. Was sollte das Versteckspiel jetzt noch? Im Grunde musste doch spätestens jetzt jedem klar werden, wieso er überhaupt hier war. Sicher nicht um seine Leute zu warnen. Nurcan sollte Recht behalten, inzwischen schien auch in den Gesichtern der anderen deutliches Begreifen abzuzeichnen. Selbst Taren, sah zwar noch immer bedrückt, aber keineswegs unentschlossen aus. Er würde auch gegen Rave kämpfen wenn ihm keine Wahl bleiben sollte. Dann ging alles sehr schnell. Die ersten Geschosse surrten durch die Luft und weiter hinten konnte man ganz leise ein Stöhnen hören. Jemand wurde getroffen. Sogleich kamen auch aus Kira´s und Nurcan´s Richtung Geschossen, Pfeile und auch das Schlagen von Schwingen war zu hören. Offenbar waren die wenigen Zorcs auf den Boden nicht die einzigen die Rave unter seinem Befehl leiten konnte. Dann wurde der Himmel dunkel. Für das Mädchen war es wie ein Déjà-vu, so etwas war schon einmal passiert. Bevor Kira reagieren konnte erhoben sich schon die ersten Eholah in die Luft, um dort den Kampf aufzunehmen. „Oh nein! Das geht zu schnell! So werden wir sie nicht zurückschlagen können.“ Hörte sie hinter sich eine Stimme sagen. Kira sah zu Nurcan, und auch er war ganz offensichtlich wenig erfreut über diese Entwicklung. <Nurcan, wir sollten nicht kämpfen! Wir sollten lieber versuchen zu verhandeln.>
>Ich geb es nur ungern zu aber diesmal muss ich dir Recht geben, so sollte es ganz und gar nicht laufen. Bevor wir auch nur die Chance haben etwas zu unternehmen hat sich die Hälfte schon die Köpfe eingeschlagen. Es ist meine Schuld. Tut mir leid das du da mit rein gezogen wirst Kira…
Ich war eigentlich ganz und gar nicht damit einverstanden.
Ich habe nur nichts unternommen um genau das zu verhindern….<

Weiter kam er nicht denn in diesem Moment hatte einer der Zorcs Kira gesehen und hielt auf sie zu. Das Mädchen reagierte erstaunlich schnell und schoss einen Pfeil auf ihn ab. Sie tötete ihn nicht sondern verletze ihn lediglich. Gleichzeitigt hoffte sie das es seinen Gefährten zeigte, das sie nicht vor hatte jemanden so töten.

Sogleich kam ein Teil der Welle zum stehen und starrte fassungslos auf das Junge Mädchen mit Pfeil und Bogen. Doch aus der Luft kam nur ein Neuer Befehl.
Kira wich einigen Angreifern geschickt aus oder holte sie mit Hilfe ihrer Peitsche aus dem Sattel. Der andere Teil von Tarens Leuten hielten die abgeworfenen am Boden.
„Rave! Bitte! Keiner muss sterben, wir möchten niemanden töten, doch wenn wir so weiter machen haben wir dieses Wahl nicht. Ich möchte mit dir Reden! Können wir nicht einen…einen Waffenstillstand vereinbaren?“ rief sie nach oben.
„Wieso sollten wir das tun?“
„Wieso sollten wir uns bekriegen? Hast du schon vergessen? Du hast mir mal etwas erzählt…sieht so dein Leben aus? Ist es das was du ein Leben lang tun möchtest? Kämpfen oder fliehen und dich hinter Lügen und Missverständnissen verstecken? Hast du schon mal darüber nachgedacht warum deine Mutter ihr Leben gegeben hat oder bist du so egoistisch das du denkst sie tat es aus Eigennutz?“

Kira sah nach oben und gleichzeitig hielt sie die Angreifer in Schach. Sie musste es einfach schaffen Rave dazu zu bringen mit ihr zu reden. Nurcan selbst stand im ersten Moment einfach nur da und sah fassungslos dabei zu wie geschickt Kira zu kämpfen wusste.
Taren war zu ihm gekommen und sah nicht minder verwundert drein.
„Konnte die etwa schon immer so kämpfen? Entfuhr es dem Drachen.
„Nun…sie hat ihre eigene Technik…aber ja…die Gelenkigkeit und Geschwindigkeit kommt gut mit den Drachenreitern überein. Überrascht dich das etwa?“ Nurcan nickte schwach.
„Ehrlich gesagt schon, ich dachte nicht das sie bereits so stark ist.“

„Rave! Bitte lass uns reden, das kann doch unmöglich das sein was du möchtest!“
„Ich wüsste nicht was ich anderes wollte Kira. Doch ich muss dir ein Kompliment machen….“

Damit schwang er sich aus dem Satteln und stand vor ihr.
„Du kämpfst verdammt gut für dein Alter.“ Kira war zunächst überrascht, im Augenwinkel sah sie etwas aufblinken und sprang aus Reflex bei Seite.
Es war ein Messer das sie nur sehr knapp verfehlte. Nun konnte auch Nurcan nicht länger in seinem Versteck bleiben. Er wollte gerade nach vorn springen um ihr zu helfen, als ihn jemand mit starker Kraft zurück hielt.

»Warte, es ist noch zu früh.« Es war Shadow der unbemerkt neben Nurcan aufgetaucht war. Ungläubig sah Nurcan ihn an.
»Rave wird nicht zulassen das ein anderer als er Kira zum Kampf fordert. Er hat großen Respekt vor ihr, fast schon Angst. Er wird ihr Gehör schenken das kann ich dir versichern. Warte einfach noch eine Weile ab.«

Noch immer sah der junge Drachen ihn ungläubig an.
>Und das soll ich dir glauben? Nun gut du kennst Rave schon etwas länger als ich…Vielleicht hätte ich von Anfang an auf Kira hören sollen< überlegte Nurcan.
Shadow sah ihn fragend an. Erst da begriff der Drache das sie noch immer telepathisch miteinander verbunden waren.
>Kira hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei Rave<
Versuchte er die Situation zu erklären. Der andere grinste nur leicht.
»Du machst dir ja Sorgen um sie. Also magst du sie ja doch. Aber dann verstehe ich das ganze Theater von euch beiden nicht, als ihr her gekommen seit.«
Betreten sah der Azur zu Boden.
>Ich wollte nicht das sie schon so früh derart zwischen die Fronten gerät.<
Er machte eine Geste die das gesamte Gelände einnahm.
»Nun das kann ich verstehen, doch verhindern hättest du es auch nicht können. Kira wäre vermutlich so oder so hier her gekommen, doch ohne dich zu kennen oder von dir zu wissen und glaube mir eines junger Drache, Rave würde nicht zögern sie aus dem Weg zu räumen wüsste er nicht wen er vor sich stehen hat.«
Nurcan nickte leicht.
>Verstehen kann ich es dennoch nicht. Hat er nun Angst vor Kira oder hat er Angst vor mir? Ich bin doch kaum eine Gefahr für ihn.Kapitel 10


Waffenstillstand

Nurcan stand zwischen Kira und Rave. Zu seinen Füßen ein langes Schwert dessen Spitze zu Kira ausgerichtet war bevor sie auf den Boden fiel. Rave´s schmerzverzerrtes Gesicht ließ nur erahnen mit welcher Kraft Nurcan ihn am Handgelenkt gepackt hatte. Er hatte es ihm einfach gebrochen.
„Das wagst du nicht.“ Sagte er mit einer bedrohlich klingenden Stimme.
Kira, noch ein wenig blass von dem unerwarteten Angriff, bemerkte erst jetzt das sie die Klinge gestreift hatte.
Ihr Oberteil und die Schulter zierte ein Schnitt der dank Nurcan´s Eingreifen nicht sehr tief ging.
„Bist du in Ordnung?“ hörte sie den Drachen fragen.
„Ja…ich glaube schon.“ Nurcan nickte und stieß Rave unsanft auf den Boden. Ein Fehler denn im selben Moment stürmten die Zorcs heran, angelockt von der Bewegung ihres Herrn und der anderen Beiden.
„Nurcan pass auf!“ schrie Kira. Doch er reagierte nicht schnell genug und wurde zu Boden geworfen bevor ihn ein paar Pfeile und wenige Schwerter nahezu zu zerstückeln drohten.
Kira hielt die Luft an und auch Tarens Clan stand wie vom Donner gerührt da und sah Fassungslos auf das Bild das sich vor ihnen bot.

Geistesgegenwärtig griff Kira das Schwert das noch am Boden lag und hielt dessen Klinge zwischen Nurcan´s Hals und die Welle der Klingen der Zorcs. Keine Minute zu spät. Es war unglaublich mit welcher Kraft sie vorstießen. Kira unterdrückte einen Schmerzlaut. Ihre Schulter pochte nun heftiger und ihre Handgelenke, die das Schwert hielten um Nurcan zu schützen, protestierten mit einem Schmerz den sie vorher nie so gekannt hatte. Sie wartete beinahe darauf das sie einfach durch brechen würden.
Doch das Gegenteil geschah. Sie fühlte plötzlich wie etwas gegen ihre Klinge drückte und sie ebenfalls hielt.

Als sie die Augen öffnete erkannte sie das Nurcan es war der die Klinge mit bloßen Händen hielt. Als der erste Ansturm vorüber war sah sie das sie sich tief in sein Fleisch geschnitten hatte. Unvermittelt riss sie ein Stück ihrer Kleider ab und verband die frischen Wunden so gut es eben ging.
„Es tut mir leid…ich hab nicht aufgepasst…“ murmelte sie mit schwacher Stimme.
Der Schreck saß tief. Kira wurde plötzlich bewusst das sie nicht über den Angriff erschrocken war, doch aber über die Folgen.

Sie hatte einfach Angst um Nurcan. Inzwischen waren auch die anderen zu ihnen gestoßen und lenkten die Angreifer ab damit Das Mädchen und der Drache sich ein wenig sammeln konnten. Nurcan setze sich leicht auf.
„Was ist mit dir? Ist es sehr schlimm?“ Kira schüttelte den Kopf.
„Nur ein Kratzer der wird heilen.“ Sie sahen sich an.
„Danke…“ murmelte er plötzlich.

Das Mädchen fühlte wie sie verlegen wurde. Sie nickte nur leicht. Plötzlich nahm sie noch im Augenwinkle eine Bewegung wahr. Sprang zur Seite und zog Nurcan einfach mit sich. Sie spürte einen heftigen Schmerz im Rücken und gleich darauf fühlte sie wie es warm an ihm herab lief. Sie hatte nur eine Sekunde zu spät reagiert. Doch trotz der Schmerzen waren ihre Ersten Gedanken bei Nurcan. Doch der schien unverletzt. Er war auf ihr gelandet und sah sie nicht weniger erschrocken an. Kira lächelte leicht bevor die schwarzen Schleier vor ihren Augen stärker wurden und sie für einen Moment bewusstlos wurde.

Nurcan bemerkte wie Rave erneut angriff, diesmal schleuderte er ihn wirklich mit voller Wucht davon, sodass dieser ebenfalls bewusstlos am Boden liegen blieb, bevor er sich endgültig aufrichtete und Kira vorsichtig aufsetze. Er hatte nicht gesehen was wirklich passiert war, aber er ahnte schon das Rave sie verletzt haben musste. Unter ihr hatte sich bereits eine Blutlache gebildet und die Wunde war tief. Taren und Shadow kamen zu ihm geeilt und besahen sich das Dilemma.
„Um Himmels Willen was ist passiert?“ entfuhr es Taren. Einen Augenblick später schlug Kira die Augen wieder auf.
„Kira! Was ist mit dir?“ Nurcan bemerkte zuerst das sie wieder zu Bewusstsein gekommen war. Um sie herum war das zurren der Pfeile und das klirren der Schwerter zu hören. Die Angriffswelle war noch immer nicht verebbt.

„Taren…sie dürfen sich nicht…nicht so schnell bewegen…Die Zorcs sehen sie nur wenn…wenn sie sich schnell bewegen…“ murmelte Kira matt. Shadow nickte und eilte zu den anderen zurück. „Taren…verbinde ihre Wunden ich kümmere mich um deine Leute.“ Sagte er noch. Nurcan hielt Kira noch immer gestützt, sehr darauf gedacht mit seinen eigenen blutigen Verbände nicht an eine ihrer Wunden zu gelangen. Der angesprochene nickte und holte etwas unter seinen Mantel hervor. Es war ein kleines Gefäß mit einer Art Paste darin. Diese verteilte er vorsichtig auf ihren Wunden. Kira zuckte immer wieder zusammen.
„Das tut sicher sehr weh, aber es muss sein. Es wird die Blutung stillen und den Heilungsprozess fördern." Sagte er leise. Dann forderte er Nurcan auf die Verbände zu lösen. Doch dieser schüttelte nur den Kopf.
„Nein…ist schon gut. Kira braucht deine Hilfe sicher nötiger und ich habe nicht die Absicht noch mehr von uns in Gefahr zu bringen.“ Sagte er. „Sei nicht albern.“
„Ich sagte Nein!“ entfuhr es ihm.

Taren wich ein Stück zurück. Was war mit ihm? Plötzlich nahm er eine seltsame Aura wahr und meinte für einen Moment ein Leuchten an Nurcan zu entdecken. „Geh von ihr weg Nurcan.“ Hörte der plötzlich eine vertraute Stimme in seinem Kopf. Er blickte auf und sah einen Schatten über sich. „Entferne dich von ihr, du verlierst die Kontrolle über deine menschliche Gestalt.“
Ein großer Drache kreiste über ihnen. Es war Sheigoon. Der Junge Drache stand auf und wich tatsächlich ein Stück von ihr.

Kira nahm die Umgebung nur noch schemenhaft wahr. Sie hatte viel Blut verloren und ihr ganzer Körper schmerzte auf eine sehr unangenehme Weise.
Taren war wieder ein wenig näher zu ihr gekommen und half ihr sich ganz aufzurichten und sich weiter in den Schatten zurück zu ziehen. „Geht es dir gut Kira?“ fragte er besorgt. „Es wird schon gehen…wo ist Nurcan?“ antwortete sie.
„Mach dir keine Gedanken um ihn, er ist bei den anderen und kommt sicher gleich zu uns.“ Das Mädchen nickte. Sheigoon hatte sich zu ihnen gesellt.
„Ich sehe ich bin keine Sekunde zu spät.“ Sagte er als er auf das Mädchen blickte.
„Ich hatte es schon fast geahnt. Es tut mir leid das ich erst jetzt hier erscheine Taren.“ Sagte er. „Das ist nicht so schlimm. Kira und Nurcan haben sich bisher sehr gut geschlagen…aber ich frage mich…“
„Frag dich nicht weiter Taren.“ Der blickte nach vorn. Rave war inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen und rappelte sich leicht benommen auf.

„Hast du ausgeschlafen ja?“ knurrte ihn Nurcan an. Mit einem Schlag war der Junge wieder hellwach und schickte sich schon wieder ihn anzugreifen. Doch plötzlich hielt er inne als würde ihm gerade in diesem Moment klar werden wen er vor sich hatte. Er wich zurück. „Verdammt…“ sagte er. Rave machte eine Bewegung und im selben Moment fielen einige Zorcs über Kira, Sheigoon und Taren her.
Kira entrang ein leiser Schrei, doch laut genug um Nurcan sofort herumfahren zu lassen.

Rave grinste schief und im selben Moment rief er noch mehr Zorcs herbei. Sofort wurde der Azur auf den Boden geworfen. Taren und Sheigoon blockte die Angreifer so weit es ging ab, und Kira stand nur wie angewurzelt da, als sie plötzlich wieder hellwach war, aufsprang und in Nurcan´s Richtung eilte.
„Nurcan!“
„Nein nicht Kira bleib hier!“ schrie ihr Taren hinterher. Doch es war zu spät, sie war schon außerhalb seiner Reichweite.
„Kira! Bleib stehen!“ doch das Mädchen hörte nicht. Nurcan nahm im Augenwinkel wahr das das Mädchen auf ihn zulief und immer wieder ausweichen musste um nicht noch einmal getroffen zu werden. Hier und da striffen sie die Peile, oder auch Stöcke oder Steine.

Inzwischen verteidigte man sich mit allem was man zwischen die Finger bekam. Plötzlich wurde sie im Lauf abgefangen. Shadow hatte erkannt was vor sich ging und hielt sie nun fest. Doch nur für ein paar Sekunden denn plötzlich begann das Diadem am Hals des Mädchen ebenso seltsam zu leuchten wie der junge Drache schon vor ihm. Durch Shadow fuhr ein schmerzhafter Ruck und er war sehr bemüht das Mädchen wenigstens noch abzusetzen und nicht gleich davon zu schleudern. Es Gelang ihm, fast.
Doch Kira fühlte im Moment ihre Schmerzen nicht mehr, landete geschickt auf den Bode und lief weiter. Dann ging alles sehr schnell. Ein gleißendes Licht schnitt sich in das Kampfgetümmel und jeder sah an die Stelle an dem eben noch ein junger Drache und ein paar Zorcs rangelten.
Die deren Augen nicht an das helle Licht gewohnt waren schlossen sie mit gequältem Gesicht. Selbst die Eholah mussten blinzeln als sich auf einmal ein großer Schatten über sie erhob. Kira war ebenfalls stehen geblieben und sah Fassungslos auf das Bild das sich ihr bot. Vorsichtig ging sie näher. Der Drache der aus dem Licht empor gestiegen war, setze erneut auf den Boden auf und sah sie auffordernd an.
Kira, ging weiter und stand plötzlich vor ihm. Es war ein außergewöhnlich schönes und großes Exemplar. Seine Schuppen glänzten wie Topase die das Licht tausendfach reflektierten, seine Mähne schillerte noch immer in allen Farben und seine Augen waren noch immer blau und rot. „Nurcan?“ fragte sie ungläubig.
<<Was ist passiert? Vernahm sie die überraschte Stimme ihres Gefährten.>>
>>Das weiß ich nicht…da war auf einmal Licht. Die Kette…wurde auch warm…herzlichen Glückwunsch…ich schätze du bist doch ein Drache.<< Erwiderte sie verwirrt.
<<So ist das also. Und? Sollten wir unsere Aufgabe nicht zu Ende bringen?>> Fragte er sie. Kira nickte.
<<Gut..dann steig auf…>> Kira nickte und tat um was er sie gebeten hatte.

Inzwischen waren auch Shadow und Sheigoon zu ihnen gestoßen. In Drachengestalt. Die beiden kleineren Azure die ebenfalls noch da waren verbeugten sich ein wenig als Nurcan sie betrachtete. Rave starrte ungläubig auf die Drachen die jetzt vor ihm standen. Er suchte nach Cherry. Der Phönix war unweit von ihm auf den Boden gelandet und sah ihn aus traurigen Augen an.
„Cherry! Komm zu mir, ich brauche deine Hilfe!“ Doch der Phönix sah ihn nur weiterhin an.
<Nein Rave. Der Kampf ist vorbei, du hast dein Ziel nicht erreicht. Ich bin des Kämpfens müde und wie du auch weißt alle anderen die du hier sehen kannst und sterben siehst. Kira hat gewonnen, das weißt du genauso gut wie ich. Es gibt keinen Grund noch mehr von ihnen allen in den Kampf zu schicken. Taren wird dich ins Lager bringen, dann wirst du versorgt, es wird bei ihm liegen was er mit dir tun wird.>
>Du lässt mich also auch im Stich.< <Nein, das tue ich nicht. Ich lasse dich nicht im Stich, ich werde dich nur nicht zu ihnen flieg…>
Den Rest des Satzes hörte er nicht mehr. Der leise Schwindel der sich die ganze Zeit hinter ihm hielt hatten ihm das Bewusstsein genommen.
Kira und Nurcan waren die ersten in der Luft. Das Mädchen wirkte überrascht, sie hatte nicht gedacht das es so einfach wäre mit einem Drachen zu fliegen.
Shadow und Sheigoon folgten ihnen. Sie flogen auf den Gipfel des Berges und trafen wie erwartet auf noch mehr ungebetene Gäste. Als die gerade angreifen wollten mischte sich Kira ein.
„Nein, wartet, wir wollen euch nicht angreifen…“ Das Mädchen stand trotz aller Proteste vom Rücken ihres Gefährten und legte auch ihre Waffen ab, dann ging sie näher zu ihnen.
„…wir wollen verhandeln. Ich habe meine Waffen abgelegt, ihr habt die Wahl, ihr könnt mich jetzt und hier auf der Stelle töten oder wir können uns unterhalten.“
„Und über was?“ fragte sie einer der Zorcs skeptisch und ließ auch seine Leute die Waffen senken.
„Kennt ihr den Grund dieses Krieges?“ Sie alle schüttelten den Kopf.
„Wollt ihr denn euer ganzes Leben lang kämpfen ohne zu wissen wofür?“
„Nein, aber unser Herr befiehlt es.“ Antwortete einer erneut. Scheinbar war er so etwas wie ein Stammesältester.
„Dann ist euer Herr ein Narr. Ich kenne eure Geschichte…so wie ich auch die der anderen erfahren durfte. Ich weiß das es eine Zeit gab in der die Völker gemeinsam lebten ohne sich zu bekriegen. Wenn wir alle einen Beitrag dazu leisten, dann muss die Geschichte um diese Zeit nicht länger eine bleiben. Wir können diesen sinnlosen Krieg beenden, zusammen…und nur so.“
„Warum sollte ich euch glauben?“ Sie war über seine Wortwahl ein bisschen verwundert, kannte er sie oder das Diadem vielleicht?.
„Wollt ihr wissen weshalb wir uns bekriegen?“ die Zorcs kamen zu ihr. Kira war auf´s Neue überrascht wie sehr sie ihr selbst ähnelten. Ihre Haut war ein wenig dunkler, ebenso die Augen. Ihre Ohren waren ein wenig spitzer und ihr Haar hatte verschiedene Farben. Soweit sie das beurteilen konnte kämpften sie ausnahmslos mit Schwert und Pfeil. Ihre Kleider waren ihrem Leben angepasst, eng anliegend und aus einem robusten Material.
„Wer seid ihr?“ Wollte einer von ihnen Wissen. Kira war erleichtert, scheinbar hatten sie sich entschieden ihr Glauben zu schenken.
„Ihr Name ist Kira, sie ist die Tochter von Urban und Rekira, die höchsten Hohepriestern ihres Volkes. Nurcan ist vom Schlage Azalot, dem Herr der Azure.“ Erwiderte Taren der mit Shadow flog. Abermals an diesem Tag wurde Kira überrascht. Das hatte sie nicht gewusst.
„Man nennt mich Krat. Ich bin einer der Dunkelpriester dieses Stammes. Nun dann sagt mir was die Ursache dieses Krieges ist.“ Forderte er sie auf.
„Nun wie ihr wünscht. Ihr führt einen Krieg, der nur entfacht wurde, weil man es nicht duldete das einer von euch und einer von uns, vor vielen, vielen Jahren, mehr als nur Freunde oder Verbündete waren. Ein banaler Grund mit fatalen Folgen.“
„Ist das euer Ernst?“
„Das ist es. Wenn ihr es mir nicht glauben wollt, so seht euch euren jungen Herrn an. Rave ist eines der Mischwesen der beiden Völker. Dies muss schon einmal vor sehr viel längerer Zeit geschehen sein, vielleicht der Grund dieses Krieges, vielleicht auch mit dem Wissen um die Folgen die es haben könnte. Diese Angst wurde wahr. So kam es zu diesem Krieg. Rave hingegen war unwissend, seine Eltern waren Waisen.“ Schloss Kira ihre Erklärung.
„Soll das einzig der Grund für einen so lang anhaltenden Krieg sein?“
„Es scheint fast so…doch wir sind bereit die Vergangenheit ruhen zu lassen und die Zukunft neu zu ordnen, gemeinsam.“
Die Zorcs sahen sich an.
„Nun…dann sollten wir verhandeln. Kommt morgen mit Rave zusammen zu uns dann werden wir versuchen eine Lösung zu finden. Auch wir sind des Kämpfens müde und begrüßten es sehr wenn wir uns in unser ruhiges Leben zurück ziehen könnten und das alte Bündnis erneuern könnten.“
„So sei es.“ Damit stieg sie wieder auf Nurcan´s Rücken, dann flog sie gemeinsam mit den andren zurück.


Kapitel 11


Die Neue Zukunft

Während Shadow und Sheigoon inzwischen landeten kreisten Kira und Nurcan noch über dem Schlachtfeld.
„Wir haben nun einen Waffenstillstand, ich fordere euch auf eure Waffen zu nehmen und in eure Lager zurück zu kehren. Am morgigen Tag werden, Rave, Taren und Ich zusammen mit eurem ältesten versuchen einen entsprechenden Vertrag zu verfassen.“ Sie sah sich um. Tatsächlich nahm ein jeder seine Waffe und zog sich zurück.
„Sollte ihr meinen einen Hinterhalt zu planen, werde ich dies zu verhindern wissen, das selbe gilt auch für uns.“ Erwähnte sie noch.
Erst als Zorcs und Eholah in ihren Lagerstätten angekommen waren und sie sich versicherte das keiner der beiden Völker auch nur auf dumme Gedanken gekommen war, landete sie und glitt von Nurcan´s Rücken.
<Wieso hast du mir nicht gesagt wer du bist oder wer ich bin?>
Fragte sie ihn.
>Ich wusste es selbst nicht.>
Kira nickte.
Plötzlich spürte sie wie Nurcan ein wenig wankte, bevor er seine menschliche Gestalt wieder annahm.
Kira sah ihn fasziniert zu. Bevor sie begriff das er schwerer Verletzt war als sie bisher angenommen hatte.
Schnell kniete sie neben ihn und stütze ihn. Nurcan sah verwundert über ihren Rücken als sie ihn einfach umarmte.
„Erschreck mich nie wieder so.“ murmelte sie. Zögerlich erwiderte er ihre Umarmung, selbst erstaunt darüber.
„Ich werd´s versuchen.“ War seine Antwort.

Sheigoon und Shadow, die die Szene aus einiger Entfernung beobachtet hatten sahen sich viel sagend an bevor sie sich umwandten und ins Lager zurück kehrten.

«Nun mein lieber Sheigoon wie gefällt dir diese Entwicklung. Ich muss gestehen, anfangs sah es nicht so aus als ob sich diese beiden jemals einig würden.«
Der ältere Drache nickte ein wenig.
»Da muss ich dir beipflichten mich überkam dasselbe Gefühl als ich sie zum ersten mal zusammen gesehen hatte. Scheint so als hätten wir uns alle getäuscht mein lieber Shadow.« <<Was wirst du tun?»
>>Was glaubst du wohl?«
<<Du würdest sie sicher gewähren lassen, es ist schon lange her das eine Verbindung dieser Art eingegangen wurde. Fast schon bedauerlich möchte ich meinen.»
>>Nun gegen eine der ältesten Mächte auf dieser Welt sind selbst die mächtigsten Wesen machtlos.«
<<Da sprichst du ein wahres Wort.»

Die beiden Drachen gingen zum Zentrum der Lagers.
Taren erwartete sie schon beinahe ungeduldig und sah sie fragend an.
„Wo sind Nurcan und Kira?“
„Die kommen sicher gleich.“ Antwortete Shadow vielsagend.
Seinem Gefährten jedoch entging der Unterton in seiner Stimme. Sheigoon ging noch einmal zum Eingang und sah sie kommen.
„Nun lassen wir ihnen noch ein paar Minuten.“ Befand er und kehrte ins innere zurück.
„Wir sollten uns überlegen wie wir das alte Bündnis erneuern könnten. Ich bin mir sicher das auch die Zorcs dementsprechend nun zusammen sitzen und überlegen werden. Kira ist noch sehr jung und kann den gesamten Hintergrund nicht kennen, daher sollten wir ihr ein wenig unter die Arme greifen.“
Befand er und erntete ein zustimmendes Nicken.

Kira hatte Nurcan inzwischen ein wenig gestützt, so das sie sich jetzt auf den Weg zurück befanden. Sie hatten absichtlich gewartet bis die anderen zurück gegangen waren.
„Warum hat dir Sheigoon nie gesagt wer du bist?“ wollte Kira wissen, nachdem sie in Sichtweite des Lagers angekommen und sich ein wenig in den Schatten gesetzt hatten.
„Keine Ahnung.“
„Und Azalot, welche Rolle spielt er?“ Nurcan sah sie ein wenig traurig an.
„Ich hatte keine Ahnung welche Rolle er tatsächlich spielte, aber mein Vater ist er sicher nicht, dieser ist schon vor langer Zeit gestorben. In einem Gefecht. Genau erinnern kann ich mich heute auch nicht mehr, es ist schon lange her. Es ist denkbar das Azalot selbst noch sehr viel älter ist und dein Vater so wie alle deine Ahnen die von Shainya´s Linie stammen.“
„Das wusste ich nicht, doch etwas beschäftigt mich. War Shainya eine richtige Drachenreiterin?“
„Das weiß ich nicht. Da solltest du meinen Großvater fragen.“
„Deinen Großvater?“ Nurcan nickte.
„Sheigoon.“
Das war die dritte Überraschung an diesem Tag. Kira sank ein wenig resignierend in sich zusammen, bereute dies aber im selben Moment wieder. Ihre Verletzung rief sich ins Gedächtnis zurück. Nurcan musste ihr Verhalten falsch deuten.
„Tut mir leid das es dich so erwischt hat. Ich hätte ein bisschen besser aufpassen sollen.“ Wieder sah das Mädchen ihn überrascht an. „Nein…das ist es nicht Nurcan. Du kannst nichts dafür. Ich frage mich nur was ich heut noch alles erfahren muss von dem ich absolut nichts weiß. Erst die Sache mit Dir…Sheigoon…die Wahrheit über dich und mich…es kommt sovieles an den Tag das ich gern vorher schon gewusst hätte. Das mein Vater noch lebt…es ist nicht so einfach erst gar keine Vergangenheit zu haben und dann muss man sich plötzlich an ein ganzes Leben erinnern das man so gar nicht kannte. Wäre ich nicht verletzt könnte ich es immer noch nicht glauben.“ Seufzte sie.
Zum ersten mal seit Nurcan sie getroffen hatte musste er sich eingestehen das sie doch sehr wohl wusste um was es ging und sich viel mehr Gedanken darum machte als er es für möglich gehalten hatte.
Nun war das Eis endgültig gebrochen, er spürte wie die Auflehnung ihr gegenüber völlig verschwand und einem ganz andren Gefühl Platz machte. Im selben Moment fragte er sich wann er überhaupt angefangen hatte sie zu akzeptieren und sie so zu mögen das er ihr am heutigen Tag mehr als einmal das Leben rettete ohne daran zu denken das er damit selbst in Gefahr geriet.

Das Mädchen saß noch immer neben ihn. Sie sah ihn an.
„Entschuldige…ich sollte mich nicht beschweren schließlich war es meine eigene Entscheidung dir zu folgen.“ Ihr Blick richtete sich nach vorn.
„Du bist wirklich ein seltsames Wesen.“ Bemerkte Nurcan. Kira sah ihn irritiert an. Der Drache erwiderte ihren Blick. Bevor er sie noch mehr in Verlegenheit brachte zog er sie einfach näher zu sich und hielt sie im Arm. Kira spürte wie die Röte ihr ins Gesicht stieg, doch sie entzog sich ihm nicht sondern genoss einfach den Augenblick.
„Ganz ehrlich, am Anfang wäre es mir wirklich lieber gewesen wenn wir uns nie begegnet wären.“ Sagte er leise.
„Ich war der Meinung das du zu jung bist und viel zu wild…Sheigoon erlaubte es mir aber nicht dich allein ziehen zu lassen. Aber nach den letzen Tagen…musste selbst ich erkennen das es keinen besseren Zufall hätte geben können. Du hast viel gelernt…“

Kira spürte wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Auch wenn seine Worte weniger schmeichelhaft waren, spürte sie das er nach den rechten Worten suchte. Er schob sie ein wenig von sich und hob ihren Kopf an, sodass sie ihn ansehen musste.
„Ich wollte wirklich nicht das du verletzt wirst.“ Sagte er leise.
Kira nickte. „Ich weiß…auch wenn´s verrückt klingt die Verletzungen haben mir den nötigen Durchblick geschenkt…jetzt kenn ich wenigstens die Antwort auf eine Frage die ich mir seit unserem Zusammentreffen immer wieder gestellt habe...ich habe…“ weiter kam sie nicht.

Nurcan hatte sich zu ihr gebeugt und ihre Lippen mit den seinen verschlossen.
„Ich weiß welche Frage du dir gestellt hast.“ Sagt er als er sie von neuem ansah.
„Ich habe dich nie gehasst, ich habe dich eigentlich von Anfang an gemocht, heute mehr als damals.“ War seine Antwort. Kira sah ihn noch immer verdattert an und fragte sich ob sie wohl gerade träumte. Hatte er sich wirklich eben geküsst? Sie kam nicht dazu weiter darüber nach zu denken denn vom Zelt wurde ein Räuspern laut.
„Es ist ja nett das ihr euch jetzt so blendend versteht, aber ich erinnere daran das wir hier noch nicht fertig sind.“ Es war Taren der nun doch allmählich unruhig wurde als die beiden immer noch nicht zum Zelt gekommen waren und nachsehen wollte, als er gerade die Szene mitbekam über die Kira scheinbar noch immer nachgrübelte oder sie einfach noch nicht ganz gefasst hatte. Nurcan sah zu ihm herüber bevor er Kira auf die Füße half. Zusammen gingen sie ins Zelt.

Shadow und Sheigoon tauschten erneut vielsagende Blicke bevor sie das Gespräch eröffneten.
Taren sah sie fragend an, setze sich jedoch erstmal nur zu ihnen und entschied die Fragen die sich ihm gerade gestellt hatten auf später zu verschieben. Sheigoon trat vor.
„Ich nehme an das du inzwischen weißt wer ich bin. Dennoch erlaube mir mich selbst noch einmal vorzustellen. Mein Name ist Sheigoon. Wie dir Nurcan sicher schon erzählt hat, gehöre ich zu einem Bergdrachenstamm. Der Name Azalot wird dir sicher ebenfalls inzwischen bekannt sein, entgegen deiner Erwartung ist dieser nicht mein Sohn.“
Kira sah den hochgewachsen Mann an. Er war ein wenig älter als Shadow, sein Haar war Rot und die Augen hatten einen weichen goldenen Glanz. Dieser Drache war alt, sehr alt.
„Dann nehme ich an das ihr einen anderen Verwandtschaftsgrad zu Azalot pflegt.“ Erwiderte sie.
„Das ist Richtig, wir stammen aus der selben Zeit. Aber im Moment sollten wir uns auf das wesentliche konzentrieren und dies beinhaltet zunächst einmal die Neuerung des alten Bündnisses der beiden Völker.“
Kira nickte und ließ sich neben ihm nieder. Nurcan ebenfalls.
„Ich habe mir inzwischen erlaubt das alte Bündnis zu neuern, da wir von dir nicht verlangen möchten das du diesen Vertrag allein formulierst, du hast schon sehr viel mehr dafür getan als irgend ein anderer in den vielen Jahren und Jahrhunderten davor.“
„Was genau stand in diesem Vertrag?“
Plötzlich leuchtete Kira´s Kette von neuem auf.

Die Kette reagierte auf etwas und soviel sie sagen konnte hatten sie nichts zu befürchten. Über dem Zelt wurden Flügelschläge laut. Taren und die übrigen Eholah waren kurz davor wieder aus dem Zelt zu stürmen und eine mögliche Gefahr zu bekämpfen.
„Nein! Das ist nicht nötig, uns droht keine Gefahr.“ Sagte Kira rasch.
„Bist du dir da sicher?“ Das Mädchen nickte. Sie erhob sich und ging zum Eingang. Draußen war wie erwartet ein großer Drache. Das Mädchen trat nach draußen und sah ihn an. Im selben Moment senkte er sich herab und verwandelte sich in einen Menschen. Vor ihr stand nun ein Mann, der sie um zwei Köpfe überragte, das Haar zur Hälfte so hell wie ihr eigenes zur anderen Hälfte blau/violett. Ebenso irritierte sie die Augenfarbe des Fremden. Eines der Augen trug die selbe Farbe wie ihre eigenen das andere Auge erinnerte an einen Rubin. Auch wenn sie ihn nicht erkannt hatte, sie spürte das er es war.
Nurcan war inzwischen zu ihr getreten als er meinte Verwirrung in ihren Gedanken zu lesen. Auch er blieb für einen Moment überrascht und ratlos stehen.
°Vater?° fragte sie sich in Gedanken. Nurcan sah sie kurz an und nickte leicht zu Bestätigung.

Der Fremde nickte nur leicht zum Gruß. Kira machte ihm Platz um ihn ein zu lassen ohne dabei Nurcan aus den Augen zu lassen. Er war genauso überrascht wie sie.
„Woher wusste er wo er uns findet?“ fragte sie ihn. „Das ist es nicht was mich wundert…ich wundere mich darüber das er es tatsächlich ist. Keiner wusste ob er tatsächlich noch am Leben war…“ beantwortete er ihre Frage. Sie nickte, dann gingen sie ebenfalls zu den anderen zurück. Taren war aufgestanden als er bemerkte wer ihnen einen Besuch abstatte und sah ihn freudig aber auch überrascht an. „Urban! Ist es denn möglich?“
„Taren…ja ich bin es. Es tut mir aufrichtig leid das ich euch solang im ungewissen gelassen habe, doch…“
„Aber nicht doch, wir alle hatten gehofft das es wahr ist was man sich erzählte.“ Urban nickte. Kira war inzwischen an ihren Platz zurück gekehrt. Nun stand sie neben dem Mann der ihr Vater war und wusste nicht was sie tun sollte. Taren sah seinen Bruder an.
„Ich nehme an du weißt wer das ist?“ Urban sah ihn fragend an, dann richtete er seine Augen auf das Mädchen. Taren begriff.
„Und ihn? Kennst du ihn noch?“ er deute auf Nurcan.
„Es tut mir leid mein Freund, aber seit dem letzen Kampf hat mein Gedächtnis sehr gelitten, einige Erinnerungen habe ich bisher nicht wiedererlangen können. Die jüngste Erinnerung endet mit der Verwüstung unseres Dorfes. Ich war all die Jahre unterwegs um zu erfahren was mir entfallen war, aber bisher…“ er schüttelte den Kopf. Taren nickte und machte eine Bewegung die alle anderen außer Sheigoon, Shadow, Nurcan und Kira das Zelt verließen.
„Es ist schon lange her. 16 Jahre sind es heute.“ Urban sah ihn an. „Ich weiß, das keiner im Dorf diesen Angriff überlebt hatte, auch Rekira nicht obwohl ich glaubte sie noch laufen zu sehen bevor ich niedergestochen wurde.“ Taren nickte.
„Das ist richtig, kaum einer hat den Angriff überlebt, nur du…und das Mädchen an deiner Seite. Ihr Name ist Kira…Nurcan ist ihr Gefährte.“
Nun sah der Fremde das Mädchen doch ein wenig genauer an. Täuschte sie sich oder klamm ein Funke des Erkennens in seinen Augen auf.
„Wie kam es das du überlebt hast?“ fragte er an sie gewandt.
„Ich hatte einfach nur Glück denke ich. Meine Mutter muss mich mit ihrem Leben geschützt haben. In der Sippe in der ich aufwuchs sagte man mir das man mich ihnen anvertraut hatte. So lebte ich bei ihnen, bis vor ein paar Wochen…“ Kira sah ihn an. Nun war sie sich sicher das er sie erkannte.
„Ist es denn möglich…?“ murmelte er leicht.
Taren war zu ihm getreten und nickte ihm zu. „Ja so ist es, sie ist es…Rekira hat sie mit ihrem Leben geschützt…“ Urban wandte sich nun endgültig zu ihr und sah sie nun ganz genau an.
„Du hättest es mir sagen können.“ Bekam sie zur Antwort.
„Ich war nicht sicher…“ erwiderte sie ein wenig unbeholfen. Urban nahm sich in den Arm. Kira zuckte unter seiner Bewegung ein wenig zusammen, erwiderte seine Geste jedoch kurz bevor sie ihn wieder von sich schob.
„Sei nicht enttäuscht, aber im Moment tut es einfach nur weh.“ Sagte sie mit einem schiefen, leicht schmerzverzerrten Lächeln. „Ein Angriff…ich hab die Klinge abbekommen…“ sagte sie und wandte sich kurz um. Das Oberteil war zerfetzt und rot gefärbt von ihrem Blut.
„Was ist hier passiert?“
„Ein Angriff der Zorcs, wir haben einen Waffenstillstand ausgehandelt und morgen wollen wir versuchen das alte Bündnis zu neuern. Der Krieg dauert einfach schon zu lang, wir alle sind es leid zu kämpfen. Kira ist ihrer Aufgabe wahrhaft gewachsen. Es ist gut das du gerade jetzt zurückgekehrt bist.“

Urban besah sich die Wunden seiner Tochter etwas genauer.
„Du hattest Glück das die Klinge nicht richtig traf.“
„Das habe ich Nurcan zu verdanken.“ Erwiderte sie.
„Ihr seit euch also begegnet…nun dann wollen wir deinen Auftrag gemeinsam beenden.“

Alle im Zelt nickten. Zusammen beratschlagten sie sich über das neue und zugleich auch alte Bündnis. Sie entschieden sich dafür es so zu belassen wie es schon einmal war.
„Aber eines möchte ich dennoch ändern.“ Erwiderte Kira als sie fast fertig waren. „Wir sollten den Rassestand nicht so scharf verurteilen. Es ist genügend passiert was nicht nötig gewesen wäre. Lassen wir die Völker ihr Leben leben und der Natur ihren Lauf.
Keiner kann beeinflussen welche Wege das Schicksal geht, aber wir können es zumindest tolerieren und akzeptieren sonst kann es gut sein das wir über kurz oder lang erneut einem solchen Krieg gegenüber stehen obwohl es eigentlich zu verhindern ist.“
Taren und auch Urban sahen sie fragend an. „Hältst du das für eine so Gute Idee? Bedenke das sie uns ähneln aber doch ganz anders sind.“
„Sie sind nur anders weil sie es so kennen, was geschieht wenn sie einmal verstoßen werden, oder die Eltern getötet werden und ein andere sich dem Nachwuchs annimmt. Glaubst du sie würden wissen das es so nicht sein sollte? Sie können nichts vermissen was sie nicht kennen. Das gilt für uns alle. Rave zum Beispiel ist ein Mischwesen, er kann sowohl mit ihnen als auch mit uns leben und es stört ihn in keiner Weise.“
„Ich muss ihr Zustimmen.“ Erhielt sie unerwartet Beistand von Sheigoon.
„Kira hat Recht, es wäre nicht das erste mal wenn man sich der Umgebung anpasste.“
„Gut dann soll es so sein.“ Stimmten sie alle ab. Danach verließen die Drachen und das Mädchen das Zelt um den eben erst vereinten Brüdern die Möglichkeit zu geben Erinnerungen auszutauschen und vielleicht noch das ein oder andere zu besprechen. Sheigoon trat zu Nurcan.

„Begleite mich ein bisschen.“
Nurcan sah sie auffordernd an, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf.
„Ich werde Kalia um Hilfe bitten, und mich umziehen. Danach stoße ich gern zu euch.“ Der Drache nickte und folgte seinem Großvater. Kira hingegen ging in Richtung Taren´s Zelt und lugte vorsichtig hinein. Kalia saß in der Mitte und pflegte Rave´s Wunden.
„Verzeiht die Störung…“ machte sich Kira bemerkbar. Die Frau wandte sich um und lächelte.
„Oh Hallo Kira, komm doch herein. Ich bin hier gleich soweit fertig.“ Dankbar trat sie ein. Rave sah ziemlich blass aus, sie mutmaßte das es zum einen an seinen Verletzungen lag, die nicht schlimm aber zahlreich waren und zum anderen weil er mit Nurcan in Berührung gekommen war.
„Es sieht nicht gut aus…kann ich helfen?“ fragte sie leise.
„Nein, das ist nicht nötig, seine Verletzungen sind nicht so schwer…“
„Nein…es geht nicht um seine Verletzungen…ich glaube er ist mit Nurcan in Berührung gekommen…“
„Bist du dir da sicher?“ Kira nickte als sie sich vorsichtig zu ihr setze.
„Ja…ich bin mir sicher. Er war sehr unvorsichtig…es kann sein das er einen hohen Preis dafür zahlen muss.“ Kalia nickte leicht. „Wir werden sehen. Was kann ich für dich tun?“ „Ich brauche Kleider und einen Verband…“Die Frau musterte das Mädchen unverhohlen.
„Es ist ein Wunder das du noch stehen kannst Kind…“ sie betrachtete sie von allen Seiten. „Ich werde dir erstmal aus den Kleidern helfen…danach werde ich deine Wunden reinigen und verbinden und dir frische Kleidung geben.“
Kira nickte und biss die Zähne zusammen als sich Kalia aufmachte sie von den Kleidern zu befreien.

Inzwischen war ein seltsames Schweigen zwischen die Brüder getreten. Taren hatte Urban erzählt was er gesehen und beobachtet hatte. Sein gegenüber hatte ihm Regungslos Gehör geschenkt.
„Und das irritiert dich wohl sehr?“ Taren nickte. „Ich hörte von solchen Verbindungen, ich hatte nicht gedacht das ich es auch einmal selbst sehen würde, es ist doch schon ziemlich lange her.“ Sein Bruder nickte nachdenklich. „Das ist Richtig, doch so ungläubig es auch scheinen mag, auch in unserem Dorf gab es regelmäßig solche Verbindungen, ich jedenfalls sehe keinen Grund weshalb ich es missbilligen sollte.“
„Du wirst es also erlauben?“
„Sicher, einen treueren Gefährten als einen Drachen gibt es nicht und wenn sie so fühlen werde ich mich nicht zwischen sie stellen.“ Taren nickte.

Auch draußen vor dem Lager ging das Gespräch in eine ernste Richtung. Sheigoon war stehengeblieben und sah Nurcan durchdringend an.
„Nun dafür das du sie zu Anfang so gar nicht akzeptieren wolltest hast du nun einen sehr abweichenden Weg eingeschlagen.“ Nurcan sah ihn ein wenig ratlos an. Der alte Drache musste schmunzeln.
„Ich wollte sie nicht solcher Verantwortung überlassen Großvater. Mit Inakzeptanz hatte das wenig zu tun.“
„Lass es gut sein Nurcan. Was auch immer dich leiten mag, so tu es ruhigen Gewissens. Aber sage mir…ist das wirklich dein Ernst?“
Der junge Drache sah ihn an. Er ließ einige Augenblicke verstreichen, doch schließlich nickte er.
Ja, es war sein Ernst, er hatte dieses Mädchen weiter in sein Herz geschlossen als es eigentlich gut gewesen war, doch um etwas zu ändern hatte er es erst zu spät bemerkt. Klar über dieses seltsame Gefühl in ihrer Nähe sah er erst als sie wirklich in Gefahr war.
„Nun dann sei es so. Gehe nun zurück. Morgen habt ihr noch eine letze Aufgabe zu bestehen.“ Wieder nickte er nur und ging zurück. Kalia hatte Kira´s Wunden verbunden und ihr neue Kleider gegeben. Als das Mädchen sie ansah.
„Ist es falsch jemanden zu mögen der nicht zu uns gehört?“ fragte sie leise. Die Frau sah sie fragend an.
„Du sprichst von Nurcan?“ Das Mädchen nickte. „Wie wichtig ist er dir denn?“ Ein wenig verlegen sah Kira auf den Boden.
„So wichtig das ich vergaß das ich um einiges Verwundbarer bin als er und damit mein Leben für ihn riskierte.“
„Und er?“ Kira sah sie verlegen an. Kalia erahne schon was dieser Blick zu bedeuten hatte.
„Ich denke nicht das es einen Grund gibt sich unnötig Sorgen zu machen.“ Sagte sie und nickte ihr aufmunternd zu. Kira lächelte dankbar und verließ das Zelt als ihr Taren entgegen kam.
„Ich denke du solltest in dein Zelt gehen, dein Vater möchte mit dir sprechen.“ Sie nickte und machte sich auf den Weg.

Urban erwartete sie tatsächlich.
„Nun endlich haben wir Gelegenheit uns ein wenig zu unterhalten. Wie geht es dir?“
„Es wird schon gehen, die Wunden werden heilen. Aber was werdet ihr mit Rave tun, sollte er den morgigen Tag noch erleben?“ Ihr Gegenüber sah sie fragend an.
„Ich fürchte fast das er sich vergiftet hat.“ Erklärte sie ihm. Er nickte.
„Nichts, was sollten wir auch tun, er ist jung und naiv...ich denke er hat eine wichtige Lektion begriffen.“ Kira nickte.
„Wie geht es Nurcan?“ fragte sie ihn.
„Oh ich denke um ihn musst du dich nicht sorgen, er ist ein Drachen, bis morgen werden seine Wunden geschlossen sein. Doch ich frage mich wie es um dich steht.“
„Bitte?“
„Magst du ihn denn überhaupt an deiner Seite haben?“ Kira sah ihn fassungslos an, war diese Frage etwa ernst gemeint?
„Kein anderen soll mich je begleiten…wie kommst du darauf das es anders sein könnte?“ Urban nickte beschwichtigend.
„Man hat mir zugetragen das es am Anfang schwierig mit euch war.“
„Das stimmt…aber es handelte sich wohl um ein Missverständnis…“
„Ja das habe ich mir schon gedacht. Nun mein Kind wenn es dich beruhigt, ich bin keineswegs abgeneigt von eurer Bindung…aber du solltest dir im Klaren darüber sein was es bedeutet einen Drachen an seiner Seite zu haben.“ „Vater?“
„Deine Mutter….Rekira…war ebenfalls ein Drachenwesen. Sie hat sich für das Leben an der Seite der Eholah entschieden, sie wusste was sie damit aufgeben musste und ich wusste was es für mich bedeutete. Du hast sicher gehört das mein Gefährte es war der mir mein Leben rettete?“ Kira nickte.
„Damals musste ich schmerzlich erleben was es bedeutete das Rekira ihre Drachengestalt gegen die eines Eholah eintauschte. Überlege gut welchen Weg du gehen möchtest.“
„Du meinst ob ich ein Wesen wie Nurcan sein möchte oder das bleibe was ich bin? Ich denke diese Entscheidung wird mir nicht schwer fallen. Wenn die Zeit als Eholah gekommen ist, werde ich gern einen anderen Weg einschlagen.“ Urban nickte.
„Gut das ist eine kluge Entscheidung…geh nun und kümmere dich um deinen Gefährten.“ Kira nickte. Sie ging zu ihm und umarmte ihn.
„Ich danke dir.“
Dann ging sie zum Eingang des Zeltes.

Nicht weit vom Lager entfernt sah sie Nurcan gegen einen Baum gelehnt stehen. Sie ging zu ihm. Dachte er nach? Vorsichtig trat sie an ihn heran. Es war inzwischen später Nachmittag geworden, sein Gewand war dunkel gefärbt von seinen Verletzungen. Hier und da waren sie noch immer nicht ganz versiegt.
„Nurcan?“ fragte sie vorsichtig. Er reagierte nicht sofort, erst als sie nach seiner Hand griff.
„Alles in Ordnung?“ Der Drache nickte leicht. „Komm, ich denke es ist an der Zeit deine Wunden ebenfalls ein bisschen zu versorgen.“ Sagte sie leise. Ohne weiteren Widerstand folgte er ihr. Sie gingen in ihr Zelt. Urban hatte sich inzwischen zu Taren gesellt und sie hörten sie reden. Kira suchte ein paar Kräuter zusammen und nahm auch einen größeren Stapel Lacken die sie in kleine Stücke riss. Nurcan sah ihr dabei zu. Er hatte die ganze Zeit kaum etwas von seinen Verletzungen bemerkt, doch nachdem der Großteil der Aufregung sich gelegt hatte, spürte er sie nun deutlich und auf eine unangenehme Weise.

Kira war mit ihren Vorbereitungen fertig und sah ihn an. Sie musterte ihn von oben bis unten, nichts an den Kleider die er am Leib trug war noch weiß. Kira entschied sich dafür zunächst die Wunden am Oberkörper zu versorgen, für die ab den Gürtel abwärts würde sie einen der Männer bitten. Sie scheute sich ein bisschen davor sie ebenfalls zu behandeln. „Würdest du das Oberteil ausziehen?“ sie wurde verlegen. Nurcan sah sie überrascht an.
„Damit ich die Verletzungen besser behandeln kann.“ Sagte sie rasch. Sie war noch ein wenig näher zu ihm gerückt.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Sicher nur keine Umstände.“ Sagte er leise. „Darf ich?“ vorsichtig deute sie auf seine Hand und lockerte den Knoten. Er zuckte leicht zusammen.
„Entschuldige das könnte ein bisschen weh tun.“
„Schon gut, pass auf das du nicht mit deinen eigenen Verletzungen an meine kommst.“
„Keine Sorge ich glaube nicht das es mir noch einmal gefährlich werden könnte.“ Nurcan nickte und ließ sich beim ablegen der Kleidung helfen. Kira ihrer seit´s war nun doch noch ein wenig überrascht, sie hatte zwar von Nurcan erfahren das es durchaus möglich war eine menschliche Gestalt anzunehmen, sie konnte sich auch mehrfach davon überzeugen, aber sie hatte geglaubt das bezöge sich lediglich auf das äußere Erscheinungsbild. Sie ließ sich eines besseren belehren, scheinbar galt das für die ganze Verwandlung. Nurcan jedenfalls sah auch ohne sein Oberteil aus wie ein menschliches Wesen.
„Woran hast du gerade gedacht?“ fragte er sie. „Ich war ein bisschen überrascht, ich dachte nicht das eine Wandlung…wie soll ich sagen…vollständig ist.“ Antwortete sie wahrheitsgemäß und achtete darauf ihn möglichst nicht anzusehen.
„Ist sie auch nicht.“ Erwiderte er. Nun sah sie ihn doch an.
„Nicht?“
„Nein, aber ich habe mit den Jahren diese Wandlung einfach vervollständigt.“
„Wie lang besitzt du diese Gestalt jetzt schon?“
„Lange bevor du geboren wurdest Kira.“
„Aber sagtest du nicht…“ den Rest es Satzes stahl er ihr einfach von den Lippen. Er sah sie an.
„Ich sagte ich hätte meine Gestalt bekommen als du geboren wurdest, mit deiner Geburt wurde meine Wandlung vervollständigt. Das unterscheidet mich von den anderen die du hier kennen gelernt hast und von denen die dir noch über den Weg laufen werden.“ Das Mädchen sah ihn irritiert an. „Ich verstehe.“
°Aber warum …?° in Gedanken reinigte sie seine Wunden weiter, bevor sie sie verband. Der Azur beobachtete sie die ganze Zeit schweigend dabei.

Als sie endlich fertig war sah sie ihn an. „Ich werde Taren oder meinen Vater bitten dir andre Kleider zu geben. Die hier haben auch schon mal bessere Tage gesehen.“
„Das Kleid steht dir wirklich gut.“ Erwiderte er.
„Wie?“ Kira sah ihn verwundert an. Kalia hatte ihr ein hellblaues Kleid gegeben. Es reichte fast auf den Boden und schien ihr wie auf den Leib geschneidert. Ihre Haare hatte sie gewaschen und trug sie jetzt entgegen ihrer Art zu einen einzigen Zopf, der ebenso lang wie ihr Kleid war.
„Es ist nur geliehen, also gewöhn dich besser nicht zu sehr daran. Ich werde meine eigenen Kleider reinigen und wieder nähen, sie sind für dieses Gebiet doch wesentlich geeigneter.“ „Schade eigentlich.“ Das Mädchen sah ihn an.
Übte er sich etwa gerade in anzüglichen Bemerkungen?
„Warte einen Moment ich bin gleich zurück.“ Sie stand auf und ging nach draußen. Schon von Weiten sah sie ihren Vater zusammen mit den anderen. Taren hatte sie ebenfalls bemerkt und kam zu ihr.
„Kira?“ fragte er sich ein wenig verwundert. Auch sein Bruder sah sie verblüfft an.
„Du siehst aus wie deine Mutter.“ Murmelte er, gerade so laut das sie es verstehen konnte. „Entschuldigt bitte die Störung…aber könnte einer von euch noch die letzten Wunden versorgen und ist es möglich ein paar andere Kleider zu holen?“ fragte sie leicht verlegen. „Warum?“ Wollte Taren wissen.
„Er ist doch auch nur ein Drache…warum solltest du nicht alle seine Wunden versorgen können?“ Kira errötete.
„Sicher könnte ich es…aber…naja er ist nicht wie die anderen…ich meine…er ist…naja…einer von uns…also sieht nicht nur aus wie einer…er ist einer….“ Stammelte sie.
Urban kam zu ihr.
„Was redest du denn da?“
„Na überzeugt euch doch selbst wenn ihr mir nicht glaubt.“
„Aber ich glaube dir doch Kira.“ Nun sah sie ihren Vater verdattert an.
„Du, du glaubst mir?“
„Aber sicher, doch ich verstehe nicht so ganz…wo liegt dein Problem?“
„Bitte? Vater ist dir etwa auch entfallen wie du als Mensch ausgesehen haben solltest?“ fragte sie aufgewühlt.
Taren schien endlich zu begreifen was sie meinte.
„Oh…“entfuhr es ihm nur.
„Nein ist es nicht, aber ich verstehe dennoch nicht.“
„Urban bring das Kind nicht so in Verlegenheit.“ Kalia war zu ihnen getreten. „Sie ist doch erst 16, du solltest lieber dankbar sein das sie so gut erzogen wurde.“ Sie sah das Mädchen an.
„Komm mit mir, ich werde dir Kleidung für ihn geben, und dich mein liebster Gemahl bitte ich dich um seine Verletzungen zu kümmern die Kira noch nicht versorgt hat.“
„Aber Kalia…Warum denn ich?“
„Weil Urban mir helfen wird. Meinetwegen kannst du auch Shadow bitten oder Sheigoon.“ „Wobei teure Schwägerin?“
„Nurcan hat etwa deine Statur, ich werde ebenso wenig in dieses Zelt gehen bevor er nicht wieder etwas am Leib trägt.“

Der angesprochene nickte, Taren ging zu Kira´s Zelt blieb aber stehen und rief seinen Gefährten. Der erschien auch fast in der selben Sekunde.
„Danke Kalia.“
„Schon gut, los kommt schon rein.“ Die beiden folgten ihr.

„Taren warum hast du mich gerufen?“
„Ich möchte das du mir etwas erklärst, das heißt wenn es was zu erklären gibt.“
„Gut, aber was machen wir beim Zelt des Mädchens?“
„Nurcan´s Wunden versorgen.“
„Kann sie das nicht selbst?“
„Doch, sie hat es auch schon getan, nur…“ er schlug die Plane beiseite und sie traten ein. Shadow verharrte einen Moment als er Nurcan sah. „Entschuldige die Störung, Kira hat uns gebeten deine restlichen Verletzungen zu versorgen.“ Der Azur sah sie an.
„Das war nicht zu überhören.“ Murmelte er. Shadow trat nun ebenfalls ganz ein und musterte ihn noch immer. Taren ging zu ihm und sah ihn sich an.
„Sie hat wirklich Geschick in solchen Dingen. Was um alles in der Welt haben die Zorcs mit dir angerichtet? Es gibt ja kaum noch einen Zentimeter an dir der nicht gelitten hat.“ Der junge Drache sah ihn an.
„Naja, wie soll ich sagen, gegen ein paar hundert Schwerter und Pfeile komm selbst ich nicht ganz unbeschadet davon.“ Taren nickte und deutete ihm auch die restliche Kleidung abzulegen. Shadow half ihm dabei so gut es ging. Der Eholah machte sich daran die restlichen Verletzungen zu reinigen und sie zu desinfizieren, danach trug er was von der Salbe auf die neben ihm stand und legte Verbände an, als er damit fertig war konnte man Nurcan fast ohne Kleider draußen herum laufen lassen. „So das hätten wir. Urban kommt gleich mit neuen Kleidern zu dir.“ Wie auf Stichwort trat der genannte ein und staunte nicht schlecht. Er ging zu ihm und musterte ihn interessiert von allen Seiten.
„Das hab ich noch nicht erlebt. Wie hast du das gemacht?“ fragte er an den Drachen gewandt während er ihm die Kleider reichte und ihm beim anziehen half. Kira hatte sich für ein ähnliches Gewand entschieden was er schon vorher trug. Nur mit dem Unterschied das dieses Gewand in Schwarz und Dunkelblau gehalten war und mit goldfarbenen Kragen und Verzierungen bestach.
„Wie habe ich was gemacht?“ fragte Nurcan schließlich.
„Deine Wandlung zu vervollständigen? Wüsste ich nicht wer du bist würde ich dich nicht für einen Drachen halten.“
„Das war nicht so schwer wie man immer sagt. Nach ein paar Jahrhunderten in Menschengestalt gelingt es einem irgendwann.“
„Wann?“
„Als Kira geboren wurde.“ Urban sah ihn an und nickte.
„Ich erinnere mich an eine alte Legende. Komm lass uns zu den anderen gehen dann werde ich sie euch gern erzählen.“

Inzwischen war der Abend herein gebrochen und alle hatten sich inzwischen im Zentrum des Lagers eingefunden. Es hatte sich herum gesprochen das Urban zurück gekehrt war und nun wollte sich natürlich jeder davon überzeugen das es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Als man sie kommen sah erhob man sich und verbeugte sich leicht. Urban nickte in die Runde und machte eine Geste sodass alle wieder ihren Platz einnahmen und man mit dem fortfuhr was man vorher tat. Kira und Kalia waren ebenfalls schon dort. Das Mädchen ging zu ihm und musterte ihn. „Es steht dir.“ Stellte sie zufrieden fest bevor sie sich zu Taren und Urban gesellten. Letzterer war aufgestanden und sah in die Menge. Alle Gespräche wurden eingestellt und man sah ihn erwartungsvoll an.
„Meine Freunde, ich habe um diese Versammlung gebeten, da ich mir sicher bin das es viele unbeantwortet Fragen gegeben hat…“
Ein jeder hörte gespannt auf die Rede ihres lang verschollenen Hohepriesters, keiner unterbrach ihn und erstmals hatte Kira das Gefühl Teil etwas ganz besonderen zu sein.

Das Mädchen nahm plötzlich ein Geräusch war und sah sich um. Vor dem Lager war eine Gruppe von gestalten aufgetaucht. Nurcan hatte ihre Unruhe bemerkt und ging zu ihr.
>Was ist?< <Ich glaube dort ist jemand. Ich werde nachsehen.>
>Warte ich begleite dich.< Das Mädchen nickte. Gemeinsam schlichen sie sich aus der Mitte, Urban registrierte es nur im Augenwinkel, Taren sah Kalia fragend an, bevor er ihr folgte. Kira hatte sich natürlich nicht geirrt. Vor dem Lager stand eine kleine Gruppe, sie alle sahen ziemlich mitgenommen aus. „Galon?“entfuhr es ihr als sie das Gesicht erkannt.“ Hastig, wie sie fand, wandte er sich zu ihr um. „Wer seid ihr?“ fragte er die junge Frau die vor ihm stand. „Ich bin es, Kira.“ Antwortete sie ihm. „Kira? Nein, das kann nicht sein, uns ereilte die Nachricht das sie verunglückt sei und nun nicht mehr unter uns weilt.“ Nun war sie wirklich überrascht. Wer erzählte den so einen Unsinn. „Dann war das eine Lüge, ich lebe und mir geht es gut.“ „Woher weiß ich das ihr es seid? Ihr habt nichts mit dem Mädchen gemein. Könnt ihr eure Aussage beweisen?“ Nurcan sah sie fragend an. „Gerne, vor einigen Wochen brach ich auf, nach dem ich erfahren hatte woher ich einst kam. Man fand mich in einem Dorf welches zerstört wurde. Niemand, außer mir, hatte überlebt. Hört auf die Stimmen um euch, den klang des Windes und das flüstern des Wassers, wenn ihr mir nicht glauben wollt, so glaubt den Geistern der Natur.“ Galon kam näher. „Du bist es tatsächlich!“ Nun kamen auch die anderen zu ihnen und bestaunten sie. „Du siehst gut aus, deine Reise hat dich also ans Ziel geführt?“ „Das ich richtig, doch was ist geschehen, ihr seht Müde aus.“ Der Stammesälteste sah sie an und schüttelte den Kopf. „Ein Kampf, kurz nachdem du…“ „Was geht hier vor?“ Taren war zu ihnen gestoßen und maß die Fremden misstrauisch. „Keine Sorge, das sind die Gungdal, sie sind meine andere Familie. Ich hab euch von ihnen erzählt.“ Taren sah sie an. „Gut, ich glaube dir. Was ist geschehen? Wurdet ihr angegriffen?“ „Ja Herr…“ antwortete Galon. „Taren, können sie nicht ins Lager kommen? Sie brauchen essen und einen Platz um auszuruhen. Ich werde mich selbst um sie kümmern und alles nötige…“ Der angesprochene hob beschwichtigend die Hände. „Lass es gut sein Kira. Welcher Narr wäre ich würde ich denen die dich beschützt und gelehrt haben einen Platz in unserer Mitte verweigern? Sie sind willkommen, aber jetzt beeil dich, dein Vater wird dich schon suchen.“ Er wandte sich wieder seinen Besuchern zu. „Galon, folgt mir, ihr seid genau richtig gekommen.“ Verwundert folgten die Gungdal ihm zum Zentrum des Lagers. Urban sah Kira kommen und nickte ihr leicht zu. „Zum Schluss meine Freunde bleib mir noch euch die höchste Achtung auszusprechen und den gebührenden Respekt den ihr verdient habt, für all das was in den letzen Jahren entbehren und erfahren musstet.“ Er reichte Kira die Hand und ließ sie neben sich treten. „Sicher wird es sich ebenfalls herumgesprochen haben, wer dieses Mädchen ist welches so unerwartet zwischen euren Reihen erschienen ist. Ich werde euch bald von neuem Verlassen, doch diesmal, werde ich immer mit Taren oder Kira in Verbindung stehen. Es gibt noch mehr von unseren Brüdern und Schwestern die die frohe Botschaft über das Ende des Krieges sehnlichst erwarten, nicht zuletzt auch meine Tochter die ich in dieser Runde ganz offiziell zu meiner Nachkommenschaft ernennen möchte. Sie wird eine gerechte Hohepriesterin werden und ich bin mir sicher das ein jeder von euch ihr gerne helfen wird ihre Aufgabe zu erfüllen….“ Er lächelte ihr zu. „…zum anderen möchte ich mich ebenfalls bei dem Gungdal Bedanken.“ Er sah den ältesten an. Galon war vor Ehrfurcht wie erstarrt. „Seid euch meines Dankes gewiss, ich weiß sehr wohl wie schwierig es gewesen sein muss sich um diesen Wildfang zu kümmern. Doch ihr habt sie zu einer wunderschönen und intelligenten Frau geformt. Euer Wissen und das unsere wird ihr helfen auch in Zukunft das Rechte zu tun. Auch ihre Mutter würde heute mit Freude auf sie sehen und euch von Herzen danken.“ Er blickte zu Nurcan und dieser verstand. Er trat ebenfalls neben ihn. Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge. „Eine Neue Zeit wird bald beginnen. Zusammen mit diesen Beiden werdet ihr ein neues Zeitalter formen und schaffen können. Die Neue Zukunft.“ Er sah die beiden an. „Woher könnt ihr wissen, das sich die Zorcs auf das Bündnis einlassen werden?“ fragte einer. „…weil…sie des Kämpfens….genauso…so..überdrüssig sind…wie…wir…alle…es…es war ein Fehler…anzunehmen…das sie…kriegerische…Absichten…folgen…würden…ohne…ohne jemals…nach…nach dem Grund…zu…zu fragen….“ Kira sah verwundert in die Richtung aus der die Stimme kam. Sie erkannte Cherry, sie lief neben Rave und stützte ihn. Er schien sehr geschwächt zu sein. „…ich…ich selbst…werde…werde…das Bündnis….schon…schon jetzt unter..unterzeichnen…“ Er wankte zunehmend. „Vater!“ Urban nickte und Taren reichte ihr die Rolle. Kira nahm sie und lief zu ihm. Rave hatte sich gegen einen Baum gelehnt. Er sah sie an. Es sah wirklich nicht gut für ihn aus. Sie rollte das Pergament aus und ließ ihn lesen. „Aber das hätte doch auch bis morgen warten können.“ Der angesprochene sah sie müde an. „...dann…dann wäre…wäre es zu spät gewesen…ich…ich kann morgen nicht mit euch…mit euch fliegen…ich weiß…nicht mal…ob…ob ich wieder…wieder zu…zu mir komme…wenn…wenn ich…er…erneut..einschlafe…“ zittert unterschrieb er das Pergament, bevor sein Handgelenk erschlaffte und die Feder auf den Boden fiel. Rave atmete schwer. Das Gift hatte ihn schon sehr geschwächt. „Rave…halte noch ein bisschen durch…ich werde sicher etwas finden das dir helfen wird…“ Kira rollte das Pergament wieder zusammen und sah ihn besorgt an. Rave lächelte Müde. Seine blauen Augen wurden zunehmend trüber. „…dazu…ist…ist es…schon…ein bisschen…zu…zu spät…“ „Rede nicht so einen Unsinn, du darfst jetzt nur nicht aufgeben.“ Erwiderte sie. Sie wollte sich gerade erheben als sie zurück gehalten wurde. „…nein…lass…lass es…es gut sein…du…hast gewonnen…ich…ich bin…bin sicher…das…das du..eine…eine großartige…großartige Hohepriesterin…ab...abgeben wirst…schade…das ich…das ich…dich…nicht…nicht mehr…in…in deinem…deinem Festgewand sehen…sehen werde…es…es würde…sicher…wunder…schön an...an dir aussehen…Re…Rekira…wäre…wäre sehr…stolz auf dich….schade…das ich…ich dich…nicht…nicht schon…schon früher…kennen…kennenlernen durfte…“ er wurde immer leise. Schließlich schlossen sich seine Lider. „Rave!“ Kira sah ihn an. Ein unerwartetes Gefühl von Trauer machte sich in ihr breit. Sicher sie hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl in seiner Nähe…aber hatte er wirklich so ein Ende verdient? „Kira…“ Nurcan war zu ihr gekommen und kniete neben sich neben sie. Sie schluckte kurz. „…ich verspreche dir das ich mich auch um deine Leute kümmern werde…“ flüsterte sie leise. Dann sah sie zu Cherry. <Es tut mir so Leid Cherry…jetzt wo er endlich…seinen Frieden geschlossen hatte….soweit hätte es nicht kommen müssen.> Der Phönix sah sie aus traurigen braunen Augen an.
»Es war die Angst die ihn derart geblendet hatte. Dich und auch alle anderen trifft keine Schuld…Rave musste scheitern…« Kira nickte leicht.
<Was wird jetzt mit dir wenn er es nicht schafft? Möchtest…Möchtest du vielleicht bei uns bleiben?> Cherry nickte leicht.
»Wenn ich darf, gerne. Ich werde ihn ins Lager bringen…und ich werde morgen mit euch fliegen.« Kira nickte.
Nurcan bewegte sie zum Gehen. Urban und auch Taren standen unweit von ihr. Kira sah sie an und gab ihm die Rolle zurück.
„Kommt lasst uns zu den anderen gehen. Ich möchte wissen was Galon geschehen ist. Ich mache mir Sorgen.“ Erwiderte sie.

Taren ließ das Essen auftragen und zwei weitere Zelte errichten.
Danach saßen sie noch lange zusammen und Galon erzählte ihnen was in der zwischen Zeit geschehen war. Bis zu den späten Abendstunden unterhielten sie sich noch. Erst als Kira vor Müdigkeit einfach eingeschlafen war lösten sie die Versammlung auf und gingen in die Zelte. Nurcan trug sie und legte sie ab, danach legte er sich zu ihr, hielt sie fest und schlief ebenfalls ein.

Am nächsten Morgen erwachte Kira erst als die Sonne bereits aufgegangen war. Sie erschrak ein wenig als sie merkte wer sie scheinbar die ganze Zeit im Arm gehalten hatte. Doch der leichte Schreck wich fast in der selben Sekunde einem Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Nurcan lag neben ihr.
°Schade das ich ihn wecken muss…Süß wenn er so fest schläft.° dachte sie, bevor sie ihm sanft ein paar Strähnen aus Gesicht strich und ihn damit weckte.
„Guten Morgen.“ Grinste das Mädchen.
„Guten Morgen.“ Er gab sie frei. Sie setzte sich vorsichtig auf. Ein wenig verwundert stellte sie fest das ihre Verletzungen bei weiten nicht mehr so schmerzhaft waren wie gestern. Als sie an sich herabblickte stellte sie fest das der Verband den Kalia ihrem Oberkörper verpasst hatte nicht durchgeblutet war und das sie schon soweit verheilt waren das sie die Verbände bedenkenlos abnehmen und….
°Moment mal!!!°
„Wo sind denn meine Kleider???!!“ Sie sah sich um. Sie lagen neben ihr.
„Nurcan!“ Der Drache sah sie an, auch sein Gewand lag neben ihm.
„Was ist denn?“
„Wieso habe ich nichts an?“
„Weil du dich gestern noch ausgezogen hast.“ Antwortete er.
„Bitte?“ Nurcan sah sie verdattert an. Konnte sie sich etwa nicht mehr daran erinnern?
„Nun guck nicht so, du bist schließlich wie eine Mumie eingewickelt.“ Kira hatte sich inzwischen ihr Kleid genommen und es übergezogen.
„Schon gut. Vielleicht war ich gestern einfach zu müde.“ Sie lächelte ihn an, beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf den Mund.
„Ich geh schon vor, ich möchte sehen wie weit die anderen sind.“ Wie erwartet waren sie schon auf den Beinen.
„Guten Morgen.“ Kira setzte sich zu ihnen. „Guten Morgen. Wo ist dein Gefährte?“ wunderte sich Taren.
„Nurcan kommt sicher gleich.“ Nach wenigen Minuten saßen sie versammelt bei Tisch und stärkten sich.
„Wir hatten kaum Gelegenheit uns zu unterhalten.“ Stellte Galon fest als sie das Zelt verlassen hatten.
„Vielleicht haben wir später an diesem Tag noch die Gelegenheit dazu. Oder wollt ihr schon weiter ziehen?“
„Nun, einige von uns benötigen noch ein wenig Ruhe, vielleicht ist es möglich noch ein wenig zu bleiben.“ Das Mädchen nickte.
„Ich werde Taren Bescheid geben, er wird sicher nichts dagegen haben.“
„Ich möchte keine Umstände…“ Kira winkte ab. „Ihr macht keine Umstände. Wirklich nicht. Seid unbesorgt. Sicher habt ihr auch noch ein paar Fragen oder? Also Grund genug noch ein wenig zu bleiben.“ Galon nickte.
„Kira!“ Urban kam zu ihr.
„Was ist?“
„Bist du soweit?“ Taren kam ebenfalls dazu. „Taren, können Galon und seine Leute noch eine Weile bleiben? Ich habe mir ihre Verletzungen angesehen, einige benötigen noch ein wenig Ruhe.“
„Aber sicher, sie können solang bleiben wie sie möchten, sie sind herzlich willkommen.“ „Ich danke dir.“
„Schon gut.“ Dann gesellten sich noch die beiden anderen Herren zu ihnen. Sheigoon und Shadow.
„Wir sollten dann aufbrechen. Wo sind Nurcan und Cherry?“ Kira rief sie und sie kamen.
„Ist das ein Phönix?“ fragte Galon erstaunt. Das Mädchen nickte.
„Kira?“ Urban stand noch immer neben ihr. „Ja?“
„Ich werde bald aufbrechen. Versprich mir das du mich sofort informierst wenn etwas geschehen ist.“
„Aber natürlich Vater. Doch ich habe noch eine Bitte, bevor du gehst.“
„Welche?“
„Ich möchte gern Azalot kennenlernen und ihn nach Shainya fragen wenn du erlaubst.“
„Aber natürlich.“

Damit wandte er sich um und ging ein Stück zur Seite. Galon stand neben ihr und sah fassungslos und vor allem überrascht auf das was vor seinem Augen geschah. Azalot stand nun vor ihnen und er war ein ebenso imposanter Anblick wie Nurcan. Seine Schuppen waren dunkelgrün, seine Augen hatten die Farbe von Citrin und Rubin. Seine Mähne schimmerte in einem blau/violetten Ton Er sah sie an.
„Wir sollten aufbrechen. Je eher wir den Vertrag besiegeln desto eher können wir uns unterhalten.“
Kira nickte.
Er hatte eine sehr angenehme Stimme.

Galon und ein paar Gungdal standen wie versteinert da. Kira hatte ganz vergessen das sie wahrscheinlich noch nie so nah an einem Drachen waren. Kira wandte sich zu ihnen. „Galon, habt keine Angst vor ihnen, ihr würdet sie kränken und sie aggressiv machen. Geht ein wenig zurück, neben euch stehen noch 3 weitere Drachen.“ Er sah sie fragend an, wich aber auch lieber einen Schritt zurück. Shadow und Sheigoon änderten ebenfalls ihre Gestalt und Taren ging zu seinem Gefährten. Zum Schluss war Nurcan dran. Kira kletterte auf seinen Rücken.
„Wir werden bald zurück sein.“ Sie stiegen auf.
Erst jetzt sah Kira das Nurcan fast dieselbe Größe aufzuweisen hatte wie Azalot. Er flog an der Spitze die anderen hinter ihm. Man schien sie bereits zu erwarten. Am Lager angekommen, glitt Kira als erste vom Rücken ihres Partners. Cherry landete neben ihr, Azalot wurde wieder zu Urban, Taren gesellte sich noch zu ihnen und die anderen drei blieben in ihrer Gestalt. Krat kam zu ihnen.
„Wo ist Rave?“ Kira ging auf ihn zu.
„Ihm geht es nicht sehr gut, in der Auseinandersetzung hat er Drachenblut abbekommen und kämpft derzeit um sein Leben. Es sieht nicht gut aus.“
Sie nahm den Vertrag.
„Hier ist das Pergament. Bitte. Rave hat es noch unterzeichnet bevor er bewusstlos wurde…“ Sie reichte es ihm und ging wieder zu Nurcan. Krat sah in die Runde.
„Urban? Wie ich sehe seit ihr tatsächlich am Leben. Nun das wird vieles erleichtern.“ Der angesprochene nickte.
„Hier ist unser Pergament.“ Krat überreichte es dem Hohepriester. Urban ging zu Kira und ließ sie ebenfalls einen Blick darauf werfen, ebenso Taren.
Nach einer Weile trat das Mädchen zurück.
„Ich denke wir können es so akzeptieren, was sagt ihr dazu?“
„Ich kann ihr nur zustimmen. Lasst ihn uns unterzeichnen.“ Willigte Urban ein. Sie traten zusammen.
„Krat, eine Frage noch.“ Kira ging zu ihm. „Wir haben noch einen weiteren Punkt hinzugefügt. Ich möchte gerne wissen was ihr dazu sagt.“ Der angesprochene sah sie an.
„Es zeugt von der ehrlichen Absicht die ihr habt. Wir fügen sie ebenfalls hinzu.“ Das Mädchen nickte, reichte es und ließ ihn aufschreiben dann tauschten sie die Pergamente erneut. Alle hatten unterschrieben.
„Damit erkläre ich den Krieg offiziell für beendet. Solltet ihr Hilfe benötigen so habt keine Angst uns zu fragen.“
„Dasselbe gilt für euch.“ Urban ging zu Krat und sie besiegelten den Beschluss mit einem Handschlag. Kira fühlte sich unheimlich erleichtert.
„Wie wäre es ein Friedensfest zu veranstalten?“ schlug sie noch vor. Alle umstehenden sahen sie erstaunt an.
„Ja, sicher warum nicht. In 3 Tagen am Fuße des Berges?“ schlug Krat vor.
„So sei es. Dann sehen wir uns dort. Bis bald.“
Urban verwandelte sich wieder in Azalot und sie flogen zurück. Im Lager angekommen verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Es schien beinahe ein Neues Leben zu entstehen.

Das Fest wurde ausgerichtet und alle halfen mit. Letztendlich hatten sie es endlich überstanden. Zorcs und Eholah feierten gemeinsam, und wie das Mädchen schon dachte, es dauerte nicht lang bis aus einer Gruppe, Freunde wurden.
„Und? Gefällt dir das was du siehst?“ Nurcan war zu ihr getreten.
„Ja, es tut gut zu sehen wie sie alle erblühen. Aber…es ist auch Schade das Rave es nicht mehr geschafft hat.“
Der Drache nahm sie in den Arm.
„Sicher das ist schade, doch ich denke er wusste das es so kommen würde. Er hat dich schließlich gekannt und auch gern gehabt.“ „Bitte?“ Nurcan musste unwillkürlich grinsen. „Ihm ging es nicht anders als mir.“ Kira sah ihn noch immer ungläubig an, doch viel Weiter kam sie nicht. Nurcan hielt sie noch immer im Arm und beugte sich zu ihr.


Epilog



Es wurde noch lang und ausgiebig gefeiert, auch wenn man ein wenig verwirrt auf die beiden ehemaligen Streithähne starrte, doch schon kurz darauf kümmerte man sich nicht weiter darum. Nurcan, Kira und Urban zogen sich zurück.
„Vater, ich möchte gern wissen wer sie war. Kannst du es mir sagen?“ der angesprochene sah sie an.
„Ich denke nicht, aber ich bin mir sicher das es Azalot kann.“ Er senkte den Blick und Kira fühlte wie eine andere Seele in ihren Vater hervorkam.
Anstelle ihres Vaters stand nun der Drache in seiner ursprünglichen menschlichen Gestalt vor ihr. Seine beiden Augenfarben behielt er ebenso bei wie Nurcan, sein Haar war violett und auch er barg viel Wissen in sich.
„Dein Vater sagte das du mich sprechen wolltest.“
„Das ist richtig, ich möchte gern wissen wer Shainya war. Ich habe mich an sie erinnert als ich das Diadem fand, doch…“ Der Drache nickte. „Das kann ich nachvollziehen. Sie war ein Vorfahr von dir und deinem Vater. Shainya war meine Schwester.“
„Schwester?“ es war Nurcan der den älteren verwundert ansah.
„Ja, sie war eine der ersten die sich für ein Leben bei ihrem Gefährten entschieden hatte, einzig ihre Kette erinnerte daran wer sie tatsächlich war.“
„Und hat sie es jemals bereut?“ Azalot schüttelte den Kopf.
„Nein, denn anders als deine Mutter hatte sie die Möglichkeit jederzeit wieder das zu sein was sie wollte. Sie war eine Wesen das die nächste Evolutionstufe erreicht hatte, mit viel Ausdauer und Disziplin.“ Kira sah ihn an, dann zu Nurcan.
„Und was hat Nurcan mit ihr zu schaffen?“ Der Drache musste schmunzeln.
„Hat er dir schon verraten wie alt er ist?“ Kira schüttelte den Kopf. Sie ging davon aus das er nur ein paar Jahrhunderte auf den Rücken hatte umso härter traf sie die Wahrheit.
„Shainya ist vor ungefähr 1250 Jahren getötet wurden, in einer Schlacht. Sie war…“ er deutete auf den jüngeren Drachen.
„…seine Mutter.“
„Mutter?!“ fragte das Mädchen verwirrt.
„Ja, Sheigoon hat sich ihm angenommen nach dem auch sein Vater gestorben war. Shainya und Chronos. Aufgrund Shainya’s Fähigkeiten ist auch er ein Wesen wie sie, auch wenn ich es vorher nicht wusste. Es erklärt auch wieso es so lang gedauert hat bis er erwachte. Du bist dieser Grund und deine Kette. Durch euer Zusammentreffen und eure gegenseitig Zuneigung habt ihr das alte Wissen ihn ihm geweckt.“
Die beiden sahen sich verlegen an.
„Das müsste dann doch aber eigentlich bedeuten….“
„…das ich dich nicht belogen habe als ich dir gesagt hatte das ich dich von Anfang an mochte.“ Beendete Nurcan ihren Satz. Azalot nickte. Kira sah ihn an.
„Aber wenn das ganze schon so lang her ist, wie alt um alles in der Welt ist er denn jetzt? Und Sheigoon? Und ihr selbst?“ Der ältere Drache sah auffordernd zu dem jüngeren. „1240 Jahre.“ Gab er zu.
„Es dauert etwa 200 Jahre bis aus einem Baby-Drachen ein Drache wird den man als Kind bezeichnen kann. Du kannst dir sicher vorstellen das er es kaum einfach hatte, schließlich war er ein paar Jahrhunderte ein Kleinkind und das immer in einer menschlichen Gestalt.“
„Dann hat Shainya ihn also in seiner menschlichen Gestalt geboren?“ Azalot nickte. „Als er 500 Jahre alt war sah er aus wie ein fünfjähriger, mit 700 Jahren wie ein 7jähriger mit 900 Schließlich wie ein 12jähriger und jetzt müsste seine Alter einem erwachsenen entsprechen.“
„Ich verstehe nicht ganz.“
„Nun heute entspricht er in seinem Aussehen her einem 19jährigen.“
„Aber…Aber dann müsst ihr ja mindestens doppelt so alt sein.“ Entfuhr es Kira.
„Das ist richtig. Sheigoon ist noch älter 4200 Jahre um genau zu sein.“ Kira sah verblüfft zwischen ihnen hin und her.
„Na ganz toll…während ich irgendwann aussehen wie eine alte Schachtel sieht Nurcan dann aus wie 23 oder was?“ Sie mussten lachen.
„Keine Sorge das wird nicht geschehen.“ Beruhigte er sie.
„Na dann bin ich ja beruhigt. Ich danke euch Azalot.“ Der angesprochene nickte. Schließlich verschwand er wieder und Urban stand vor seiner Tochter.
„Es wird Zeit ich breche auf. Kira, ich bin sehr froh das ich die wiedersehen durfte. Ich verspreche dir das ich mich von nun an öfters bei euch sehen lassen werde.“
Kira nickte, er nahm sie in den Arm.
„Ich bin mir sicher du wirst eine gute Ausbildung bekommen und eine gerechte Herrscherin werden. Ich werde dich dabei so gut es geht unterstützen.“
„Ich danke Dir. Bis bald.“
Das Mädchen trat zurück und ein großer Drache erhob sich in die Lüfte. Nurcan trat zu ihr und legt den Arm um sie.
„Komm die Feier ist noch nicht für beendet erklärt wurden.“

ENDE


Impressum

Texte: Das Buch wird noch fortgesetzt...
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /