„Mensch Phillip, was lungerst du denn hier so rum? Nichts zu tun?“ Grinsend stupste mich meine Arbeitskollegin Yvonne mit der Schulter an und ich setzte prompt mein Sonnenscheinlächeln auf.
Es war kurz nach halb fünf und ich stand, eigentlich hochgradig nervös, vor dem Büro unserer Personalabteilung.
Heute Morgen hatte ich eine kurze, aber sehr konkrete Mail bekommen, dass ich mich 16.45 Uhr beim Chef unserer Personalabteilung, Nico Hamann, einfinden sollte.
Meine Eingeweide tanzten seitdem Salsa. Einerseits, weil das nicht nach ‘ner angenehmen Unterredung klang und anderseits… weil Nico… also, Herr Hamann, wie ich ihn nennen sollte. …
In meinen mehr als peinlichen Tagträumen konnte ich weiterhin seinen Vornamen säuseln, während ich imaginär in seinen dunkelblauen Augen versank...
Peinlich, und… Ja, es war einfach nur peinlich.
„Ich hab‘ immer was zu tun“, tat ich vor meiner Kollegin übertrieben wichtig. „Und wenn's nur gut aussehen ist.“
Sie lachte, runzelte dann jedoch die Stirn. „Mal ohne Mist, hattest du nicht Frühdienst?“
Erwischt fuhr ich mir durch die kurzen, braunen Haare. „Ja… Schon.“ Ich räusperte mich und versuchte es mit einer großen Portion Charme. „Ich mach da noch was zu Ende… Kennst du ja… Dann bin ich auch schon weg.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schnaufte. „Machst du deine Arbeit zu Ende oder mal wieder die von jemand anderem?“
„Marco muss echt dringend um fünf los, seine kleine Tochter abholen… Und die Auswertung der Windräderstatistik muss fertig werden, also…“ Ich zuckte mit den Schultern, grinste möglichst gewinnend und zeigte meine geraden weißen Zähne. 5 Jahre Zahnspange tragen hatten sich schließlich gelohnt.
„Phillip…“ Yvonne schloss die Augen und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel, während sie langsam ihre blonden Locken schüttelte. „Du hast jetzt schon doppelt so viele Überstunden wie Marco und bist noch nicht mal halb solange hier wie er. Wann willst du die den abbummeln?“
„Wenn's ein bisschen ruhiger geworden ist, nehme ich mir mal ein langes Wochenende, oder mach nur ‘nen halben Tag… Das passt schon. Außerdem bin ich ja immer noch in der Probezeit.“ Ich wusste, dass Yvonne es nur gut meinte.
Sie war im Betriebsrat der Umweltfirma, in der ich angefangen hatte und auch seit über zehn Jahren in der Buchhaltung. Ich glaube, sie hat hier sogar ihre Ausbildung gemacht. Sie wusste also ganz genau, wie viele Stunden ich pro Tag schrubbte und war nicht begeistert, dass es so viel mehr waren, als die meiner Teamkollegen.
Ich war aber tatsächlich erst vier Monate im Betrieb und wollte natürlich, dass alle meine Qualitäten sahen und merkten, wie unentbehrlich ich einfach war. Ich hatte schließlich über ein Jahr nach einem Job in meiner Sparte gesucht. Nach meinem Masterabschluss in Wirtschaft und Ökologie hatte ich sehr viel mehr Pizza ausgetragen, als einem klugen Kopf wie mir guttat.
„Wenn nur du in deiner Abteilung richtig arbeitest, wird das nie was...“ Sie knuffte mir gegen den Oberarm. „Du lässt dich viel zu schnell ausbeuten. Die anderen ruhen sich auf deinem Fleiß aus. Sag mal nein!“
Ich erschauderte gespielt und rieb mir ebenso gekünstelt fröstelnd über die Unterarme. „Das Wort, das nicht genannt werden darf. Kannst du es mir aufschreiben?“ Jetzt lachte sie richtig.
Harry Potter Anspielungen brachen bei jedem das Eis.
„Nun mal ehrlich: Ich kann verstehen, dass du dich bemühst, aber langsam ist es ein bisschen zu viel des Guten.“
Ich nickte sofort, sagt Ja zu ihrem Rat, (die Ironie entging mir natürlich nicht!), und strich mir über die Augen. „Ich habe gleich ‘nen Termin in der Personalabteilung, deswegen musste ich sowieso länger bleiben. Deshalb hab‘ ich auch gesagt, dass ich ihm aushelfe.“ Natürlich hatte ich tatsächlich besagtes Gespräch, aber selbst, wenn ich schon um 13 Uhr hätte Feierabend machen können, hätte ich Ja gesagt, falls mich ein Kollege gebeten hätte länger zu bleiben.
Ich wusste selbst nicht genau warum.
Okay, das war gelogen. Ich wusste ganz genau, warum ich nicht Nein sagen konnte.
Wer Nein sagte, verpasste etwas. Wer Nein sagte, ließ andere Menschen im Stich und Menschen, die zu anderen Nein sagten, kriegen auch kein Ja, wenn sie um etwas baten. Das war doch logisch.
Außerdem mochte man Menschen, die anderen halfen. Und ich mochte es, gemocht zu werden. Was bitteschön war so falsch daran, gemocht zu werden? Gar nichts, genau…weder in der Schule, noch später im Studium. Irgendwer musste ja den Schlechtgelaunten ein Lächeln aufs Gesicht klatschen. Außerdem war es das, was ich gut konnte. Innerlich wuchs ich bei solchen Gelegenheiten um drei Meter.
„Du hast einen Termin bei Hamann?“, holte Yvonne mich aus meinen Gedanken. Mir entging nicht, dass sie den Namen des Leiters der Personalabteilung so sagte, wie wohl nur mutige Zauberer Voldemort aussprechen würden.
Mein Magen machte auch einen Salto, als sie den Namen sagte und mein Innerstes schrumpfte schlagartig wieder zusammen.
Nicht vor Angst... Oder ein bisschen, vielleicht. Erstmal, weil er natürlich der Mensch war, der Nein zu mir sagen konnte… Also, er wurde dafür bezahlt. Also, um Nein zu sagen. Irgendwie klang das noch immer nicht richtig. Er führte nämlich die Entlassungsgespräche in unserer Firma… und andererseits machte ich mich jedes Mal zum völligen Klops, wenn ich den gutaussehenden Blonden mit den unverschämt schönen blauen Augen im Flur sah.
Er hielt mich wahrscheinlich für ‘nen ziemlichen Schwachkopf, was ich ihm nicht so ganz verdenken konnte. Alle Synapsen, die für normales Verhalten im Gehirn zuständig waren, kollabierten bei seinem Anblick. Ein Wunder, dass ich nicht sabbernd, mit glasigen Augen herumrannte oder er mich nicht schon längst gefeuert hatte.
Ich schluckte merklich. Aber sabbernd in ‘ner Ecke sitzen war nun mal eine adäquate Reaktion auf diesen Mann, in seinen engen, viel zu gutsitzenden Anzughosen.
Himmel, Arsch und Zwirn.
Also genauso! Himmel, wie konnte man so ‘nen Arsch in diesen Hosen haben?
Stumm räuspernd erinnerte ich mich wieder an Yvonne und ihr Stirnrunzeln. Ich nickte. „Ja, Herr Hamann hat mir heute eine Mail geschrieben, dass er mich dringend sprechen muss.“ Inständig hoffte ich Yvonne hatte nicht gehört, wie zittrig meine Stimme klang, als ich den Namen des Vorgesetzten wiederholte.
„Oh“, sagte sie schlicht, was mich nicht im Geringsten ermutigte. „Mensch, doch so optimistisch?“ Beschwingt streckte ich mich und tat ganz entspannt. „Willst du, dass ich mit dabei bin oder wer anderes vom Betriebsrat?“
In der Mail, die ich bekommen hatte, war auch vermerkt gewesen, dass ich jemanden vom Betriebsrat dazu holen könnte, falls ich das möchte. Aber wenn mir schon mal Zeit mit Nico, also, Herrn Hamann, allein vergönnt war, würde ich, auch wenn's wahrscheinlich dumm war, ohne Unterstützung zu der Besprechung gehen.
„Du hast wahrscheinlich was Besseres zu tun.“, winkte ich ab und Yvonne verdrehte die grünen Augen hinter der Brille.
„Und da kannst du plötzlich nein sagen?“
„Ich lerne schnell“, schob ich ihr sowie ihrer Moralpredigt von eben die Schuld zu und sah auf meine Armbanduhr.
Es war eine Minute vor dem Termin.
„Warte, bis er dich rein holt, denn er mag es nicht, wenn man klopft“, gab Yvonne mir einen Tipp, als sie meinen unschlüssigen Blick auf die Uhr richtig deutete.
„Ja, beim Einstellungsgespräch hat er mich auch rein gerufen“, erinnerte ich mich an den Tag, an dem ich den Grund für die persönlichen Peinlichkeitshighlights meines Lebens getroffen hatte.
Ich konnte mich noch sehr gut an mein erstes verlegenes Räuspern erinnern, sein Lachen und die fast eine Stunde, in der wir einfach miteinander quatschten und ich dachte, es wären kaum fünf Minuten um.
Ich war mit Schmetterlingen im Bauch, weichen Knien und einem viel zu breitem Grinsen rausgegangen. Als wir uns zum Abschied die Hände reichten hatte er fast schon zweideutig gemeint, dass er sich die Woche definitiv noch melden würde. Einen Monat später war ich in der Firma angefangen. Nico hatte genau ab da zwei Wochen Urlaub gemacht. Ich war ganz hibbelig gewesen ihn endlich wiederzusehen, doch aus dem charismatischen und viel zu heißen Geschäftsmann war ein Eisblock geworden.
Erwartungsvoll hatte ich ihm auf dem Flur entgegen gestrahlt, inmitten einer kleinen Gruppe von Kollegen, mit denen ich meine Pause verbrachte, doch auf mein fröhliches „Hallo“ bekam ich ein kaltes Nicken plus gemurmelten „Guten Tag“. Ich war regelrecht erschüttert gewesen, hatte gehofft, er hätte vielleicht nur einen schlechten Tag oder so.
Aber leider egal, an wie vielen Tagen danach ich ihn sah, bekam ich kein Lächeln, geschweige denn ein vernünftiges Gespräch von oder mit diesem Mann.
Die Kollegen im Büro erzählten mir unterdessen alle möglichen Gruselgeschichten über den Eismann, wie sie Nico heimlich nannten.
Seit dem unglücklichen Wiedersehen auf dem Flur versuchte ich erst, der höflichste und beliebteste, (was mir nicht schwerfiel, weil ich, wie meine Mutter es nannte, den perfekten Schwiegersohn-Charme besaß) und schließlich einfach nur der fleißigste Mitarbeiter zu sein, den die Firma je hatte. Ich dachte, vielleicht könnte ich mit Leistung überzeugen, also, ihn.
Irgendwie wollte ich ihn wieder lächeln sehen, also, mich anlächeln sehen.
Das letzte Mal hatte ich so für meinen Handball-Trainer zu Schulzeiten geschwärmt, mit, oder eher von dem, ich leider auch nie mehr als einen ziemlich feuchten Traum erhalten habe.
Es war so frustrierend!
Tatsächlich gab es anscheinend, außer ihm, niemanden in diesem verdammten Büro, der mich nicht mochte. Und meine Kollegen wussten, dass, wenn ich ihnen zuarbeitete oder ihre Schicht übernahm, die Arbeit definitiv fundiert und gründlich war.
Ich wusste selbst, dass Marco und auch Sybille das ganz schön ausnutzten, aber ich war nun mal gutmütig. Wirklich! Doch nun hatte ich anscheinend eine Mail bekommen von eben jenem Mann, den ich so gerne beeindrucken wollte, die nichts Gutes verhieß, und verfluchte mich stumm dafür, dass ich überhaupt auf diesen griesgrämigen Miesepeter und Nein- Sager stand.
Doch irgendwie…
Ich begriff nicht warum, konnte mein Bewerbungsgespräch mit ihm nicht vergessen. Es hatte doch gefunkt, das war nicht bloß Einbildung. Ich hatte schon ziemlich früh gecheckt, dass ich auf Typen stand und lange, ab und zu sehr peinlich, geübt, um einfaches nettes Hetero-Geplänkel a la „Wir sind voll die Bros“ von „Ich wüsste wirklich gerne, wie du nackt aussiehst“ zu unterscheiden.
„Hast du gerade 'nen Schlaganfall?“ Yvonnes Hand wedelte mir vorm Gesicht hin und her.
Blinzelnd schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. „Sorry …Was?“ Völlig Banane sah ich sie an.
„Ist alles gut?“
„Ja.“ Ich lächelte sofort wieder. „Klar. Ich bin nur gespannt, was das jetzt wird.“
„Entlassen kann er dich nicht so einfach, auch wenn du in der Probezeit bist. Das muss erst vom Betreibrat abgesegnet werden“, meinte Yvonne und wollte damit wahrscheinlich beruhigend wirken, was aber nicht wirklich funktionierte.
„Hey Phillip, ich habe dich gesucht, Mann…“, ertönte es plötzlich hektisch hinter uns.
Marco, besagter Hilfe benötigender Kollege, kam den Korridor entlang, den Arm voller Papiere. „Danke noch mal, dass du mir mit der Auswertung hilfst“, begann Marco und ich ahnte, genau wie die stirnrunzelnde Yvonne neben mir, dass er noch mehr Zeugs hatte, das ich für ihn erledigen sollte. „Falls du nachher noch Zeit hast, also, wirklich nur falls: Es gibt da noch ‘ne Fallstudie, die…“
Marco legte mir kumpelhaft den Arm um die Schultern. Ich seufzte stumm und lächelte ihn aber hilfsbereit an.
„Also, es geht da um den Fall in Chille und du könntest da…“
„Oder Sie machen die Arbeit, für die Sie bezahlt werden, einfach mal selbst!“, ertönte es schneiden hinter uns und ließ Marco verstummen.
Wir zuckten alle drei zusammen. Herr Hamann war unbemerkt aus seinem Büro gekommen. Er trat neben Yvonne und sah verboten gut aus, in seinem dunkelgrauen Anzug und den blonden Haaren lässig nach hinten gelegt. Das Blau seiner Krawatte passte perfekt zu dem seiner Augen.
„He…Herr Hamann…“, begann ich zu stottern, doch er beachtete mich gar nicht, sondern fixierte kalt Marco. Dieser schien unter dem kühlen Blick des Vorgesetzten regelrecht wie gefroren.
„Ich würde es wirklich schön finden, wenn ich Ihre Verlängerung im November damit begründen könnte, dass Sie tatsächlich etwas für Ihr Geld tun!“
Yvonne räusperte sich verhalten, sagte jedoch nichts dazu.
„Neue Kollegen sollten von Ihrer Erfahrung profitieren und nicht Sie von deren Unfähigkeit, Grenzen abzustecken.“
Marco wurde knallrot im Gesicht und entschied sich dann, taktisch klug, für einen Rückzug. „Ich… Ich fang mal mit der Fallstudie an.“ Erst Herrn Hamann, danach mir und Yvonne zu nickend, verzog er sich. Er hatte es so eilig, dass er fast über seine eigenen Füße stolperte.
„Gibt es einen Grund, warum Sie vor meinem Büro herumlungern?“, wandte sich nun Hamann scharf mir und Yvonne zu.
„Ich…“, fing ich viel zu hoch an, räusperte mich schnell. Nico, ähm, Herr Hamann hielt mich bestimmt für unfähig.
„Wir haben jetzt keinen Termin?“, fragte ich, bevor ich mich bremsen konnte.
Warum konnte ich bei ihm nicht so sein, wie beim Rest der Firma?
„Nein“, erwiderte er so schlicht und emotionslos, dass ich mich geohrfeigt fühlte.
„Ab…Aber Sie haben mir doch eine Mail geschickt… heute Morgen…“ Ich versuchte zu lächeln, aber wahrscheinlich sah es eher nach Zahnschmerzen aus.
Mein Lächeln schien seinen Blick noch kälter werden zu lassen. Am liebsten hätte ich mich hinter Yvonne versteckt.
„Ich habe einen Termin mit Herrn Schmidt.“
„Aber…Ich bin Herr Schmid.“ Wieder klang es eindeutig mehr wie eine Frage, als eine Feststellung. Sein Aftershave stieg mir in die Nase. Er roch sogar noch besser als er aussah, was alles noch schwieriger machte und mir das Blut in die Wangen schießen ließ.
„Nein, ich…“, setzte er entschieden an, doch dann seufzte er plötzlich. „Ich wollte Herr Schmidt aus dem Kläranlagen- Team.“
Keine Ahnung, was er von mir wollte. Ich sah ihn einfach nur an, was wenig half professionell zu wirken.
„Herrn Peter Schmidt. Auch sein Vorname beginnt mit einem P, aber Schmidt mit d und t am Ende. Sie werden nur mit…“ Auffordernd sah er mich an.
„D.“ Ich hauchte den Buchstaben praktisch. Peinlicher konnte es wohl nicht mehr werden. „Ich werde nur mit d geschrieben!“
„Entschuldigung, die falsche Emailadresse…“, setzte er an, hielt inne und runzelte die Stirn. „Warum haben Sie eigentlich nicht gleich auf die Mail geantwortet, dass Sie um 15 Uhr bereits Feierabend haben. Ich setze die Termine immer dem Dienstplan entsprechend.“
„Oh… Ich… Ich dachte, ist doch nicht so schlimm. Ich bleibe gerne länger.“
Sein Ton wurde scharf. „Und mache die Arbeit der anderen?“
„Ich…also… Ich bin ja noch in der Probezeit, da ist mehr besser als zu wenig“, versuchte ich es in meinem üblichen gutgelaunten Ton.
„Es ist das eine mehr, das andere zu viel zu machen! Ihre ganzen Überstunden kriegen Sie ja wohl kaum vernünftig abgestottert. Damit fehlen Sie dann irgendwann länger, obwohl wir Sie brauchen und jetzt sind Sie unnötigerweise da, obwohl jemand anderes dafür Geld bekommt.“ Seine Stimme war so kalt wie seine Augen. „Außerdem, wenn Sie nicht so übereifrig gewesen wären, wäre mir durch Ihre Antwort gleich aufgefallen, dass ich der falschen Person geschrieben habe und könnte meiner Arbeit jetzt vernünftig nachgehen.“
„Tu… Tut mir Leid“, presste ich heraus. Ich kam mir fürchterlich dumm und klein vor.
„Sie haben morgen um 16 Uhr Feierabend. Danach will ich Sie nicht mehr im Büro sehen!“
„Wo… woher wissen Sie, dass ich morgen 16 Uhr Schluss hab?“, fragte ich das Erste und Dümmste, was mir einfiel.
Ich plante eigentlich eine Stunde später anzufangen, weil ein alter Bekannter, der inzwischen in China lebt, und ich skypen wollten. Das ging meist länger, als wir beide ursprünglich anvisierten, und danach war ich immer etwas durch.
Blinzelnd sah mich Herr Hamann an. „Ich…“, setzte er an, bevor er mich abkanzelte wie eh und je: „Es ist mein Job, das zu wissen.“ Er strich sich die blonden Haare nach hinten. „Wenn Sie wüssten, was Ihr Job ist und nicht überbemüht, das Firmenmaskottchen zu spielen und zu jedem Ja und Amen, wie ein Schaf, zu sagen, müsste ich jetzt nicht diese Unterhaltung führen! Ich habe definitiv besseres mit meiner Zeit zu tun, als die an Sie zu vergeuden.“ Mit diesen Worten nickte er Yvonne, die ebenfalls recht verdutzt angesichts dieser Tirade war, zu und ging den Flur hinunter, wohl um Peter Schmidt mit dt zu holen.
„Was war denn mit dem gerade?“, fing Yvonne an, doch ich schüttelte sofort den Kopf, um sie auszubremsen. „Du machst wirklich gute Arbeit“, fügte sie hinzu. „Du bist tatsächlich ein bisschen übereifrig, aber echt besser, als…“
„Alles gut, alles gut“ Ich setzte ein Lächeln auf und räusperte mich. „Er hat ja recht. Ich hätte gleich merken müssen, dass ich schlecht den Termin wahrnehmen kann, wenn ich da eigentlich längst Feierabend habe.“
Yvonne sah nicht überzeugt aus.
„Ich mach jetzt schnell das fertig, was ich angefangen habe und danach bin ich weg. Nicht, dass ich noch einen auf den Deckel kriege. Er sah aus, als würde er mich gleich mit ‘nem Kugelschreiber erdolchen.
Vorsichtig schmunzelte Yvonne. „Geht’s dir wirklich gut? Das war unnötig grob. Ich kann das als Betriebsratsmitglied weiter …“
„Um Gotteswillen!“, wehrte ich sofort ab. „Ohne Kritik entwickelt man sich nicht weiter.“ Ich zwinkerte ihr zu, obwohl ich am liebsten sehr unprofessionell und -männlich geheult hätte.
„Also, ich denke, es wäre das Beste, wir stehen hier beide nicht mehr rum, wenn er wiederkommt“, schlug ich mit einem verschwörerischen Grinsen vor.
Sie nickte und wir gingen in entgegengesetzter Richtung davon.
Als ich in das Großraumbüro eintrat stellte ich erleichtert fest, dass sonst niemand da war und versteckte mich mit feuchten Augen hinter meinem Bildschirm. Schniefend öffnete ich das Mailpostfach und las nochmal die kurze Nachricht von Hamann durch.
Meine Antwort wirkte völlig überkandidelt und aufdringlich. Ich betonte mehr als unnötig, mich auf das Treffen zu freuen und, als wäre es nicht eh völlig selbstverständlich, hatte ich noch geschrieben, dass ich auch bestimmt pünktlich sein würde. Als wäre ich ein Grundschüler.
Zittrig begann ich eine neue Mail zu tippen. Eine Entschuldigung. Aber… Unsicher sah ich auf die Tastatur und fing an auf meiner Unterlippe rum zubeißen. Was sollte das bringen?
Er mochte mich nicht, fand mich regelrecht lächerlich und inkompetent. Das Brennen in meinen Augen wegblinzelnd schloss ich mein Emailfach und machte mich wieder an die Arbeit.
Die Berichtsauswertung für Marco schien sich ewig zu ziehen, doch ich vergrub mich stoisch in den Zahlen und Kalkulationen. Als ich endlich den Computer runterfahren konnte, war es schon kurz vor sieben Uhr.
Ich erwischte mich dabei, besonders langsam meine Sachen zusammenzupacken und meine Jacke zu holen.
Inständig hoffte ich, Hamann war schon im Feierabend, als ich durch das fast leere Bürogebäude zum Ausgang schlich. Ich war erleichtert niemanden zu treffen und gute Laune mimen zu müssen.
Während ich zur Bahn lief, sagte ich meinem Kumpel in China mit einem gehörig schlechten Gewissen ab, aber mir war nicht nach skypen. Stattdessen schrieb ich zwei alten Studienkollegen, ob sie Lust auf einen Absacker hätten. Noch nie hatte ich ein Feierabendbier, oder vielleicht auch fünf, nötiger gebraucht.
Schallendes Gelächter wehte hinter mir her, als ich einige Stunden später aus meiner alten Stammkneipe, dem Hufeisen, hinauswankte.
Gehen war auch schon mal leichter gewesen, stellte ich furztrocken fest und versuchte, niemanden anzurempeln, als ich zum Bahnhof torkelte. Ich schnaufte angestrengt, als die blöde App auf meinem Handy, welche mir sagen konnte, wann der nächste Zug nach Hause fuhr, sich irgendwie nicht starten lassen wollte.
„Bleib…Halt… Ey…“
Wütend probierte ich, dieses nutzlose Stück Technik zurück in meine Hosentasche stecken, was sich in meinem Zustand als kompliziert erwies. Leise knackend schlug mein Smartphone, mit dem Display voran, auf dem Kopfsteinpflaster auf.
stieß ich hervor, meinem gewaltigen Ärger platzschaffend.
Ich beugte mich nach unten, um es aufzuheben, befand, dass das keine gute Idee war, und ging lieber langsam in die Hocke. Natürlich war der Bildschirm gesprungen.
„Spiderapp“, erkannte ich kichernd das neue Design und tippte probeweise auf dem kaputten Display herum. Seufzend entschied ich, dass das morgenfrüh ein Problem des nüchternen Phillips sein würde und steckte das Gerät mit ziemlicher Müh und Not in meine Hosentasche.
Gerade, als ich wieder aufstehen wollte, erschienen schwarze, schicke Lederschuhe in meinem Blickfeld.
Verwirrt sah ich auf und kniff, um vernünftig fokussieren zu können, ein Auge zu. „Hä?“
„Herr Schmid?“, kam es etwas ungläubig zurück. Der vermaledeite Grund, warum ich sternhagelvoll war, stand direkt vor mir.
„Mit D!“, lallte ich und richtete mich so ruckartig auf, dass meine Augen nicht ganz nachkamen.
Ich schwankte gefährlich auf der Stelle und versuchte, den verflucht heißen Typen vor mir scharf zu stellen. Es war regelrecht eine Schande, diesen hübschen Menschen nicht klar sehen zu können.
„Was “, begann ich lachend, stutzte dann aber. „Ich meine… Ich weiß gar nicht, was ich meine…“
„Sie riechen nach Bier und Tequila“, stellte mein Vorgesetzter, zugleich wandelnder feuchter Traum in genervtem Ton fest.
„Und Sie riechen einfach immer verdammt gut“, gab ich viel zu ehrlich und viel zu betrunken das preis, was ich dachte und taumelte ein Stück nach vorne.
Reflexartig hob Herr Hamann den Arm und stützte mich. In der linken Hand hielt er einen Stoffbeutel und kam anscheinend gerade vom Spätkauf.
„Sie haben einen Stoffbeutel zum Einkaufen mitgenommen. Das is krass Öko… und krass nachhaltig.“
Selbst privat war Herr Hamann ein umweltbewusster Mensch. Wie konnte man(n) nur so toll sein?
„Wie können Sie um kurz nach zehn schon so betrunken sein?“ Genervt versuchte mich gerade hinzustellen, doch ich genoss viel zu sehr seine warmen Hände und sank immer wieder in seine Richtung. Der nüchterne Phillip würde das bereuen, aber ich, der betrunkene Phillip, fand das super.
Das hast du jetzt davon, nüchterner Phillip, was bist du auch so dämlich und verknallt.
„Man muss sehr, sehr, sehr …“ Ich überlegte kurz. „Schnell.“ Als würde ich ein kleines Kind belehren, hob ich einen Finger. „Trinken.“
„Sie sollten nach Hause gehen, und es steht mir natürlich nicht zu, zu beurteilen was Sie in Ihrer Freizeit tun, aber sorgen Sie dafür, morgen früh wieder nüchtern zu sein.“ Gereizt schob er mich zur Seite und machte Anstalten, in eine Seitenstraße einzubiegen.
„Erstmal“, rief ich laut und patzig. „Haben Du - ich meine, hast Sie! - Nee… Auf jeden Fall hast du sonst kein Problem, alles zu kommentieren und zu krit…krititi… runter zu machen, was ich mache…“ Ich stolperte Hamann, der an der Ecke stehengeblieben war, hinterher. „Und zweitens bin ich viel zu betrunken, um zu wissen, wo ich wohne.“
„Sie sollten sich ein Taxi rufen, bevor Sie Dinge sagen, die Sie nüchtern bereuen würden.“ Er ging weiter und ich ihm nach.
Der letzte logische Teil in mir wollte ihm zustimmen und sich schleunigst verpissen, aber dem größeren, sehr mutigen, lauten und vor allem sehr betrunkenen Philip gingen seine klugen Ratschläge, das immer so überkorrekte Verhalten und sein ach so wichtiges Gesicht mega auf den .
Die Seitenstraße war leer. Es brannte kein Licht in den vielen Fenstern der Altbauten um uns herum. „Ich bin gar nicht in der Lage, nüchtern Dinge zu dir zu sagen, die ich nicht bereue! Deswegen sage ich dir jetzt mal betrunken ordentlich die Meinung!“
Hamann stand vor einer Haustür und kramte in seiner Hosentasche nach Haustürschlüsseln. Es wunderte mich nicht, dass er in so einem schönen und zentralen Stadtteil wohnte.
Vernehmlich ausatmend drehte sich mein Vorgesetzter nochmal zu mir um.
„Nein, ich rede so nicht mit Ihnen. Gehen Sie nach Hause!“, forderte er schlicht, ruhig und kalt, was mich noch mehr ankotzte.
„Warum sagst du immer nein zu mir?“, jammerte ich. „Und ich weiß, dass ich das nüchtern bereuen werde, und wahrscheinlich kündige und nach Mexico auswandere, um Sombreros zu verkaufen, aber ich sage dir jetzt trotzdem meine Meinung.“
Er zog die energischen Brauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust, offenbar bereit für die Dinge, die da kommen würden.
Ich holte tief Luft und , doch seine blauen Augen schnürten mir die Kehle zu.
„Selbst betrunken schüchterst du… Sie mich ein…“ Erst jetzt war mir aufgefallen, dass ich ihn frecher Weise duzte, was mich erneut aus dem Konzept brachte. Mein Gegenüber seufzte. „Ich kann doch nichts dafür, dass du alle einschüchterst. Alle haben Angst vor dir… Ich, an deiner Stelle, wäre mir nicht sicher, ob dich wer löscht, wenn du spontan brennen würdest! Obwohl du -Sie! - viel zu kalt sind, um zu brennen. Kalt wie Eis!“ In einer theatralischen Geste warf ich die Hände hoch zum Himmel und schwankte prompt sehr bedrohlich, „Also, eigentlich find ich Sie nicht kalt, sondern ganz schön heiß…“ Hamanns Miene schien unergründlich, nur seine Brauen wanderten ein Stück weiter nach oben. „Und ich würde dich schon löschen… Ich will nicht, dass du verbrennst… Wirklich nicht.“ Ich seufzte. Was tat ich hier eigentlich?
Ich belaberte einen meiner Kollegen, und vor allem Vorgesetzten, betrunken, mitten auf der Straße vor seiner Wohnung.
Langsam fuhr ein Auto an uns vorbei. Das grelle Scheinwerferlicht erhellte Nicos Gestalt einen Augenblick, wie eine Statur. Ein Kunstwerk, unerreichbar und schön. Er trug noch den Anzug von heute Nachmittag, nur den blauen Schlips, passend zu seinen Augen, nicht mehr. Er wirkte, mit den offenen Hemdknöpfen und den etwas wirreren Haaren, sogar noch attraktiver, nicht so streng, obwohl seine Miene verschlossen war.
Warum… Ich verstand es einfach nicht… Mich… Ihn… All das, warum stellte ich mich so dumm an?
„Warum?“, artikulierte ich schließlich laut.
„Was?“, fragte er zurück, anscheinend überrumpelt von meiner nun ganz weinerlichen Stimme.
„Warum magst du mich nicht?“ Verdutzt ließ er die Arme sinken.
„Mich mögen alle. Warum magst du mich nicht?“ Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, sondern guckte auf die polierte Spitze seines linken Schuhs.
„Das ist der Grund…“, antwortete er und raufte sich die Haare. Verdutzt sah ich auf. „Ich mag keine Menschen, die wollen, dass alle Sie mögen. Die denken, dass man von allem gemocht werden muss. Man kann nicht jeden mögen und man kann noch weniger von jedem gemocht werden.“
Er kam ein Stück auf mich zu, offensichtlich in Rage. „Ich kann sogar Menschen, die denken, deswegen einen Vorteil verdient zu haben, weil man sie ja nur mögen kann, noch weniger leiden! Wenn man nicht mit Kompetenz aufwarten kann, versucht man es wegzulächeln. Das ist Kalkül, das ist…“
„So bin ich nicht!“, unterbrach ich ihn völlig überrumpelt. „Ja, ich mag keine Streitigkeiten und komm nicht gut damit zurecht, wenn man mich nicht mag. Aber ich versuche nicht meine Inkompetenz wegzulächeln. Ich… Ich hab‘ gedacht… Ich hab‘ gedacht, ich konnte dich überzeugen in meinem Bewerbungsgespräch.“ Ich packte ihn am Arm. „Dass, obwohl ich keine Erfahrung habe, ich mich beweisen kann! Dass ich den Job und das Fach verstehe!“
„Das ist es ja!“ Er griff nun ebenfalls nach meinem Arm. „Du kannst deinen Job und ich wünschte fast es wäre Kalkül bei dir, aber anscheinend bist du einfach nur…naiv oder dumm! Oder vielleicht sogar beides! Du lässt dich von den anderen ausbeuten und denkst, dass du so für gute Stimmung im Team sorgst! Das einzige, für was du sorgst ist, dass du irgendwann deine Aufgaben vernachlässigst, weil du zu beschäftigt bist den Mist für alle anderen zu machen!“
„Ich muss mehr machen, als alle anderen“, erklärte ich entschieden. Die Wut und das Gefühl der Zurückweisung machten mich wieder nüchtern, naja, nüchterner. „Du warst der Erste, der mir ‘ne Chance gegeben hat, nachdem ich über ein Jahr von Bewerbungsgespräch zu Bewerbungsgespräch gegangen bin. Ich war so beeindruckt von deinem Charisma und deiner Intelligenz und wusste, in dem Unternehmen willst du arbeiten! Mit diesem Menschen willst du zusammen sein…“ Ich stolperte über die Formulierung und fügte hastig hinzu: „Zusammen arbeiten und dann… dann bin ich dumm, weil ich einfach beweisen will, was ich kann?“
„Ich habe dich als Vollzeitkraft eingestellt, damit du beweisen kannst, was du kannst. Und du lässt dich wie einen Praktikanten gängeln. Du musst lernen Nein zu sagen, deine Kompetenz und Autorität zu zeigen. Du bist gleichgestellt. Egal, ob du 10 Jahre oder 10 Wochen im Unternehmen bist, ihr verdient das gleiche für gleiche Arbeit.“
Ich schluckte und Hamann rückte noch ein Stück näher. Ich kannte seine kühle Wut, die eher Arroganz als echtes Gefühl war, doch diese hitzige Art, die brennenden Augen…
„Verdammt Phillip! Denkst du ich wüsste nicht, wie gut du bist? Sonst hätte ich dich nicht eingestellt, wenn ich nicht von deinem Können und deinem Wissen und deinem Charme über…“
Weiter kam er nicht, denn als er meinen Namen sagte, hatte der letzte Rest Verstand in meinem volltrunkenen Hirn ausgesetzt. Ich überbrückte den letzten Abstand, die uns trennte und presste meine Lippen auf seine.
Völlig perplex starrte er mich an.
„Was…?“, wollte er los reden, doch ich küsste ihn einfach nochmal. Seine Lippen waren weich, und sein stoppeliges Kinn kratzte leicht. Ich schlang die Arme um ihn und spürte seine Hände auf meinem Rücken.
„Du bist betrunken“, sagte er mit belegter Stimme und zwischen zwei Küssen. Ich drückte mich fester an ihn. Er stand mit dem Rücken zur Wand. „Ja“, erwiderte ich, das Wort, das ich am besten konnte und wir küssten uns weiter. Ich zerwühlte seine schönen Haare. Sie waren seidig und fest.
„Wir sollten damit aufhören. Du bist völlig betrunken.“ Entschieden wollte er mich wegdrücken, doch ich biss ihm spielerisch in die Unterlippe.
Er knurrte nd bevor ich wusste, was passierte, war ich an die Hauswand gepinnt und er küsste mich so energisch, dass mir die Luft wegblieb.
Sein Knie schob sich zwischen meine Beine. Mir, und sehr wahrscheinlich auch ihm, wurde sehr deutlich und sehr hart bewusst, dass ich viel zu lange keinen Sex mehr gehabt hatte.
Ein junges Pärchen lief verhaltend lachend an uns vorbei. Daraufhin löste sich Nico von mir und ich holte keuchend Luft.
Meine Lippen schmeckten nach ihm, herb und schwer. Die milde September Nacht kam mir heiß und schwül vor.
„Wir… Du…“ Ganz untypisch suchte Nico nach Worten, sein Atem streichelte über mein Gesicht. Jedes Härchen an meinem Körper stellte sich wohlig schaudernd auf. „Wir sollten das vielleicht fortsetzen, wenn du nüchtern bist.“ Er richtete sich etwas auf und ich lehnte mich gegen ihn.
haltsuchend
Ich war betrunkener als vorher. Diese Küsse machten meine Knie weicher, als es eine Flasche Tequila jemals gekonnt hätte.
„Wir müssen beide morgen früh auf der Arbeit sein.“ Etwas umständlich zog er, weil ich an ihn gepresst war, sein Handy aus der Hosentasche. „Wie ist deine Adresse? Ich rufe dir ein Taxi…“ Auffordernd sah er mich an, doch ich grinste und erwiderte bloß. „Nein.“ Ich lehnte mich nach vorn und küsste sein Kinn.
„Wie nein?“, gab er verwirrt zurück und ich feixte ein Stück breiter, als ich merkte, wie er schluckte.
Ich spürte eindeutig, dass auch er hart, wortwörtlich, mit der Konzentration zu kämpfen hatte. „Ich sage dir nicht, wo ich wohne, und du rufst mir kein Taxi.“
„Ich denke nicht, dass du in der Lage bist, alleine nach Hause zu kommen, also…“
„Das ist richtig… aber trotzdem: Nein. Einfach Nein.“
„Was…?“
„Du hast doch gesagt, ich soll lernen Nein zu sagen.“ Scheinheilig grinsend griff ich nach unten und nahm ihm das Schlüsselbund ab. „Welcher davon ist für die Haustür?“
„Wer hätte gedacht, dass du so schnell lernen kannst?“ Ergeben seufzend presste er sich wieder an mich.
„Sag bloß, das war mal ein Ja von dir?“, tat ich schockiert und er grinste so breit, wie ich es sonst tat, bevor er mich erneut innig küsste.
Wer hätte gedacht, dass mir ein Nein, mal das bringen würde, was ich wollte?
Tag der Veröffentlichung: 28.05.2018
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Lisby Johnsen- Danke für deine Motivation und Inspiration!