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Hassen

„Du bist so heiß…“, raunte er mir mit tiefer Stimme ins Ohr. Grinsend rekelte ich mich auf den weißen Lacken. Sie klebten leicht an meiner nassen Haut. Gierig fuhren seine Finger über meinen Körper.

 

„Baby, du machst mich so an!“ Seine Zunge strich über meine harten Nippel, seine Hände an meinen bebenden Seiten.

 

Ich lachte keuchend auf, fuhr mit den Fingern durch seine blonden Haare. Seine Zunge wanderte kreisend über meinen Bauch, immer weiter nach unten. Ich packte seinen blonden Schopf und zwang ihn so den Kopf ein Stück zu heben, mit glasigen Augen sah er mich an. Ich strich ihm durchs Haar, übers Ohr zum unrasierten Kinn…

 

„Willst du mich?“ Lasziv biss ich mir auf die Unterlippe. Er nickte.

Grinsend strich ich nun über seine nach mir glänzenden Lippen. „Dann nimm mich!“ Er leckte über meinen Finger, saugte daran.

 

Fast grob schob ich ihn nach unten. Mein Rückgrat beugte sich durch und ich verkrallte mich im Kopfkissen als er nun begann an etwas anderem zu saugen.

 

 

Die Dusche rauschte dumpf durch die Badezimmertür. Ich lag immer noch nackt auf den zerwühlten Lacken. Eine meiner dunklen Locken zwirbelnd sah ich aus den großen Fenstern des Hotelzimmers. Alles schwarz.

Stumm seufzend drehte ich den Kopf zur Seite. Die Wände waren weiß, neutral, steril. Ich dachte an ein Krankenhaus.

 

Angewidert richtete ich mich auf, fuhr mir zittrig durch die Haare. Die Erinnerung an Desinfektionsmittel und Krankheit übertünchte den Geruch unsere gerade noch vereinten Körper. Ich würgte.

 

Tief durch den Mund atmete ich schwer ein und aus, schloss die Augen…

 

Mit aller Kraft krallte ich mich ans hier und jetzt- Krallte mich in die noch feuchten Lacken, an dieses nach Fleisch und Schweiß stinkende Zimmer, an den Typen unter der Dusche, den ich kaum mehr als fünf Stunden kannte und der mir ein Essen spendiert hatte bevor er mich ficken durfte!

 

„Wir müssen das unbedingt wiederholen!“, kam es laut vor mir. Blinzelnd machte ich die Augen wieder auf. Locker hatte er sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen.

 

Ich lächelte koket, strich mir die Locken zurück. Versuchte es zumindest, doch er sah keinen Unterschied zu vorher und nahm einen goldenen Ring vom Nachtschrank und steckte ihn sich an. „Wie wäre es mit Donnerstag?“ Auf seinem bloßen Rücken hingen noch ein paar Wassertropfen.

 

Er sah gut aus, keine Frage, sie sahen immer alle gut aus irgendwie- Und hatten Geld…

 

„Kann deine Frau dich entbehren?“, fragte ich leise und spitzwindig. Er sah mich einen Moment unsicher an und ich schlug frech die Beine über einander. „Zwei, drei Stunden wird sie überleben…“ „Sicher…“, kicherte ich und strich mir durch die feuchten Haare im Nacken. Behutsam setzte ich meine nackten Füße auf den rauen Teppichboden.

 

Als ich den Blick hob, sah ich mich selbst im schon ganz leicht milchigen Spiegel an der Wand. Dunkle, wirre Locken, blasse Haut und große, kalte blaue Augen.

 

Entschieden stand ich auf und bückte mich nach meinen Sachen. „Willst du nicht Duschen?“, fragte er erstaunt als ich in meine Shorts und Jeans stieg. „Ich bevorzuge eine heiße Wanne für meinen Prachtkörper!“, log ich schlicht und gekonnt. Er lachte. „Also…“, mein zügiges anziehen schien ihn zu verwirren, „Geht Donnerstag klar?“

Gespielt unschuldig blinzelte ich ihn an. „Vielleicht!“ Und damit schnappte ich mir meine Tasche und ging zur Tür. „Okay… Willst du mir noch deine Nummer da lassen?“, fragte er und kam mir entgegen. „Ich hab doch deine!“, grinste ich noch etwas frecher und erinnerte ihn daran, dass er mir seine Karte zugeschoben hatte bevor er mir an den Arsch gefasst hatte. „Oh, gut…“

 

Ich öffnete die Tür und er wollte sich vor lehnen, vielleicht um mich zu küssen, doch ich legte ihm wie vor hin nur einen Finger auf die Lippen. Er biss sanft rein. „Danke fürs essen!“ „Danke für den Nachtisch…“, setzte er noch an, doch ich war weg.

 

Zügig schritt ich den Flur entlang, die Fahrstuhltür glitt sofort auf und langsam zockelte ich nach unten. Entschieden vermied ich es mein Spiegelbild in den glatten Metalltüren vor mir anzusehen. Ratternd glitten sie wieder auf und ohne einen Blick zur Rezeption zu verschwenden ging ich nach draußen.

 

Kalte, klare Luft umarmte mich. Mein halber Nervenzusammenbruch war einfach nur noch peinlich…

 

Seufzend ging ich durch die leeren Straßen. Unglaublich, aber in diesem Kaff hier war wirklich nichts los. Seit zwei Wochen machte ich in einer Versicherungsfirma am Arsch der Welt mein Praktikum. Ich hätte auch locker in Berlin einen Platz gefunden, aber…

 

Ich musste einfach raus aus der Stadt!

 

Ich… Ich brauchte…

Tief atmete ich ein. Ich brauchte frische Luft! Und ruhe! Ruhe vor meinen nervenden Eltern und auch der Kartoffel die mein Bruder war! Dieser nutzlose Klumpen…

 

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. Immer ging‘s nur um Liam. Liam hier! Liam da! Liam am Arsch!

 

16 Jahre lang hat er nichts anders als die Augen auf und die Augen wieder zu gemacht, und dann vielleicht ab und an gesabbert! Er war nur Platzverschwendung, er war… Er war mein großer Bruder!

 

Wie eine Faust traf mich das schlechteste Gewissen. Keuchend holte ich Luft. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich schüttelte den Kopf.

 

Ich würde nicht wegen ihm weinen! Ich würde nicht…

 

„Scheiße!“

 

Schniefend ging ich weiter zu der Wohnung, die jetzt für zwei Monate mein zu Hause sein sollte. Der Schlüssel klapperte blechern und ich trat in den dunklen schmalen Flur. Dumpf viel die Tür hinter mir zu. Meine Tasche fiel zu Boden. Meine Hand klatschte gewohnt auf den Lichtschalter und ich ging ohne Umwege ins Bad. Ohne viel federlesen segelte mein Shirt zu Boden und die Jeans gleich daneben.

 

Ich schauderte als das zuerst noch kalte Wasser meine Haut traf, sich langsam wie Finger einen weg bahnte. So kalt wie die Finger meines Bruders.

 

„Verdammt!“, stumme Tränen vermischten sich mit dem immer wärmer werdenden Wasser.

 

Warum musste er auch vom Klettergerüst fallen? Warum konnte er nicht wie jedes andere beschissene Kind danach einfach wieder aufstehen und heulend zu Mama rennen? Warum musste er immer etwas Besonderes sein?

 

„Ich hasse dich…“, ich schlug gegen die geflieste Wand. „Ich hasse dich!“

Immer wieder schlug ich gegen die kalte Wand vor mir. Weinend rutschte ich an ihr runter. „Ich hasse dich!“ Die Wassertropfen bohrten sind in meine Haut. „Ich hasse dich dafür, das dich alle lieben…“

 
 
 
 

Lob

Leise klackerten die Tasten unter meinen Fingern während ich das Schreiben für Herr Müller fertig machte. Er war Leiter der Rechtsabteilung hier und sowas wie mein Betreuer für die Zeit meines Praktikums.

 

Herr Müller war klein, pummelig mit Stirnglatze und nahm sicher gerne wichtig und verstand nicht so ganz, wenn anders es nicht taten. Aber ansonsten ein recht umgänglicher Kerl und nebenbei absolut nicht mein Typ.

 

Dieser Fakt machte das Arbeiten sehr professionell und unerwartet angenehm. (Auch wenn Herr Müller der Meinung, war das ich seine Arbeit machen sollte- Natürlich nur damit ich was lerne! Natürlich!)

 

Ehrlich gesagt hatte ich mir aber eh geschworen, die Finger in der Firma still zu halten. Es war für jemanden von der Arbeit viel zu leicht alle meine persönlichen Daten raus zu kriegen. Zum Schluss wurde ich den nicht mehr los…

 

Meine ganzen Typen ließen sich ja nur Händeln, weil keiner so recht wusste wer ich war oder wo er mich zu finden hatte. Des Öfteren war das Wort „Nein“ irgendwie nicht ganz so verstanden worden. Vollidioten!

Außer ein paar Aufnahmen natürlich, die- Nun ja!- den einen oder anderen meiner Professoren betraf, aber das ist ja nun wieder was anders!

Da ist es ja wichtig das sie wissen wer ich bin… Ohne das richtige Statement würde ich den ganz bestimmt nicht die Schwänze lutschen.  

 

„Wissen Sie, Steffen!“, puhlte sich Herr Müller Essensreste aus den Zähnen und machte es sich auf der Couch gegenüber von mir bequem, „Ein guter Jurist zeichnet mehr aus als Wissen…“ Ich sah von meinem Schreiben auf und versuchte neugierig auszusehen. „Wissen Sie, was es noch ist?“, fragte er und kratzte sich nun den üppigen Bauch.

 

Sein wissen auch anzuwenden, wäre meine Idee, aber ich ahnte das war es nicht was er hören wollte. Eigentlich wollte er gar nichts hören.

„Es ist Instinkt!“, sagte er nun bestätigend dahin und wischte die Essensreste an der Couch ab. Ich versuchte beeindruckend und nicht angewidert zu schauen. „Ein Instinkt für das Recht…“, er setzte sich auf und kratzte sich die Brust, „Ein Gespür für die ultimative Wahrheit! Nur dann können Sie sie auch verteidigen…“

 

Ich nickte stumm, glücklicherweise nahm er das als Ehrfurcht. Gerade als er noch weiter philosophieren wollte und mich damit weiter von seiner Arbeit, dich ich noch machen musste, abhalten konnte wurde die Tür aufgerissen. Verdutz sah ich auf und sah einen verflucht heißen Kerl ins Zimmer rauschen.

 

Er war groß, und breitschultrig in einem modernen dunkelblauen Anzug. Dunkelblonde Haare, lässig zurückgekämmt.

 

„Müller!“, schnauzte er und warf einen Batzen Papiere auf den Schreibtisch an dem ich saß. „Für was werden Sie eigentlich bezahlt!?“, schnauzte er weiter. „Ähm…“, sagte ich verdutzt. Doch ihm schien die Wut aus dem markanten und verwegen wenig rasierten Gesicht zu fallen als er merkte wer da vor ihm saß. „Sie sind nicht Herr Müller…?“, seine blauen Augen blinzelten noch ganz irritiert.

 

Scharfkombiniert, Einstein!

 

„Nein…“, sagte ich jedoch nur schlicht. „Wer…“, grübelnd sah er mich an. Typisch, die gutaussehenden sind wieder, naja, langsamer im Denken, aber wie sagt man immer so schön: Dumm fickt gut!

 

Nur mit Müh und Not kann ich es mir verkneifen die Locken frech zurück zu streichen. Dieser Typ machte es einem verdammt schwer die Finger, oder eher andere Körperteile, still zu halten.

 

„Was ist den Bitte in dich gefahren Hauf!?“, platzte nun Herr Müller von der Seite rein und baute sich zu seinen ganzen ein Meter und sechzig auf. „Was los ist?“, knurrte der Blonde nun von neuem, anscheinend hatte er seinen Unmut wiedergefunden. „Du hast Scheiße gebaut…“

 

Und so ging es weiter. Die beiden Kabelten sich gehörig und um nicht den mit Hauf betitelten die ganze Zeit anzustarren und vielleicht zu sabbern wand ich mich den Papieren vor mir zu. Schnell, allzu schnell, wurde das Problem erkennbar.

 

„Ich will, dass du das klärst!“, schnauzte der heiße Blonde, der mich an irgendeinen Promi erinnerte weiter. „Die Prüfung hat sich jetzt eingeschaltet, wir können das verdammt noch mal nicht gebrauchen das man uns…“ „Prüfung!“, schnarrte Herr Müller anscheinend absolut gar nicht beglückt über diese Aussage, „Wer…“ „Ich!“, kam es gut gelaunt von der Tür mit tiefer Stimme gleichzeitig mit einem leisen klopfen.

 

Vielleicht war der Blonde Promiverschnitt gutaussehend in seinem Anzug, aber der Typ der da in der Tür stand war dafür geboren!

 

Der dunkelgraue Anzug saß perfekt und betonte seine breiten Schultern und den trotzdem schlanken Körper. Etwas Elegantes lag an ihm, irgendwie. Seine Haare waren von einem tiefen dunklen braun, wie auch seine im Moment leicht belustig funkelnden Augen. Es gab hier anscheinend mehr heiße Typen als gedacht…

 

Wer hätte es erwartet bei Herr Müllers glorreichem Vorbild?

 

„Sie werden bis morgen die Sachen überarbeiten und dann…“ „Ob sie es glauben oder nicht, aber ich habe heute auch noch Termine!“, schnaufte Herr Müller pikiert. „Sie können hier nicht rein kommen wie sie wollen, Heer! Und Forderungen Stellen!“ „Sie sollen ihren Job machen!!!“, knurrte nun wieder Hauf dazwischen. „Wenn Sie nicht geschlampt hätten, wäre das alles so wie so nicht passiert!“, schoss Müller nun zurück. Besser als jedes Fußballspiel.

 

Hauf plusterte sich nun zu seiner ganzen Größe auf, was zugegebener Maßen beeindruckender war als bei Herr Müller.

Beruhigend legte ihn nun der Braunhaarige von der Prüfung, Heer, eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen das hier irgendwie klären, und zwar schleunigst, meine Herren!“, noch immer war er die Ruhe selbst, doch etwas Mahnendes lag in der Stimme. Kurz sahen sich Herr Müller und Herr Hauf an, dann tusterten sie erneut los. Ich seufzte leise und sah mir nochmal die Papiere an. Der Name auf dem Briefkopf sagte mir etwas…

 

Grübelnd legte ich die Stirn in Falten. „Vielleicht“, setzte ich an, „Könnte man das Problem etwas unkonventioneller klären…“ Niemand achtete auf mich. „Ich könnte jemanden anrufen der…“ Wieder wurde ich ignoriert. „Oder aber sie streiten sich weiter wie im Kindergarten, das ist natürlich auch sehr förderlich…“, theatralisch verdrehte ich die Augen.

„Wenn Sie mich beide jetzt endlich entschuldigen würden! Ich nehme meinen Beruf ernst!“, und damit drehte sich Herr Müller um und griff nach seiner Aktentasch. Schnell stand ich auf und reichte ihm einen Ordner. „Das schreiben für Herr Sollta ist fertig und an ihre Sekretärin geschickt. Sie müsste es gerade ausdrucken.“, ich bekam ein steifes Nicken und damit rauschte er aus dem Raum.

 

„Seinen Beruf ernstnehmen? Die Billardkugel will mich wohl verarschen!“, knurrte der Blonde. „Sören!“, mahnte der andere. „Anton, wenn er von Anfang an das Schreiben richtig kontrolliert hätte…“ „Ich weiß, ich weiß! Aber deine Formulierung war da auch etwas Lax!“ Sören, ein komischer Name, schnaufte während er nun auch aus dem Büro ging. Anton, der klang schon besser (Trotzdem Alt!), lief ihm hinter her. „Auf Wiedersehen…“, sagte ich lahm und hob die Hand.

 

Unmotiviert ließ ich mich wieder vor dem Schreibtisch nieder. Zwiegespalten zog ich den Stapel Papiere zu mir ran. Einen Versuch war es wert. Er schuldete mir definitiv noch einen Gefallen…

 

Ich griff zum Hörer und wählte die mir vertraute Nummer. „Professor Doktor Hartwig!“, meldete es sich bekannt ölig. „Hallo Professor Hartwig…“, legte ich so viel Zweideutigkeit in meinen Stimme wie es ging, „Hier ist Steffen. Ich hab hier gerade einen Brief vor mir wo ihre Kanzlei drauf steht und da musste ich doch spontan an unser Wochenende im Oktober denken…“

 

Zwei Stunden später ging ich gemütlich den Weg zu dem Büro von Anton Heer. Ich klopfte anständig und ein anscheinend immer noch wütender Sören Hauf öffnete die Tür. „Hallo!“, sagte ich neutral freundlich angesichts der Gewitterwolke und er runzelte erneut verwirrt die Stirn. Anscheinend hatte er keine Ahnung, wo er mich einordnen konnte.

„Ich bringe das Schreiben, was Sie wollten von Herr Müller…“, sagte ich schließlich, sah zu dem hinter einem Schreibtisch sitzenden Anton Heer und hob die drei Blätter in meinen Händen. Nun schien der Mann vor mir vollkommen irritiert.

Er schnappte sich die Zettel, ließ die Augen drüber schweifen und reichte sie dann anscheinend recht zufrieden, aber nun noch verwirrter, an den Braunhaarigen weiter. Auch dieser ließ nun den Blick darüber schweifen, eindeutig genauer, doch auch er schien zu frieden.

 

„Das ist wirklich brillant formuliert!“, sagte Herr Heer. Er nickte anerkennend und rechte das Schreiben zurück zu seinem Blonden Kollegen. Innerlich grinste ich breit, ich wusste halt wie ich Sachen formulieren musste um zu bekommen was ich wollte. „Anscheinend kann der Müller doch was!“, grinsend mit dem Schreiben umherwedelnd ging Sören aus dem Raum. „Ich reiche das weiter. Kommst du dann mit auf ein Feierabendbier?“ „Natürlich…“, lächelte Anton und stand nun auch auf. Gerade als ich nun mich diskret aus dem Raum zurückziehen wollte.

 

„Sie waren Herr Müllers Praktikant?“, fragte nun Anton. Ich nickte. „Steffen. Steffen Jackobsen.“ Er reichte mir die Hand. „Anton Heer.“, seine Hand was rau und warm. Räuspernd trat ich dann einen Schritt zurück als er um seinen Schreibtisch rum kam. „Steffen, ich hätte da noch zwei Schreiben, die geprüft werden müssten….“, er reichte mir einen Ordner. „Oh, ich reiche sie weiter!“, sagte ich. „Ich habe die Stellen markiert, wo definitiv noch was passieren muss.“ Ich nickte. „Gut, noch ein Streit im Kindergarten wäre ja ärgerlich.“ Ich stutzte. Er zwinkerte mir zu.

 

Oh Gott, hatte er etwa meinen Kommentar vorhin gehört?  

 

Wir gingen aus dem Büro, am Ende des Flurs konnte man Sören Hauf hörne, wie er seiner Sekretärin sehr laut einen Witz erzählte.

„Also…“, er lächelte mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. „Sie klären das da für mich.“, er deutete auf den Ordner in meinen Händen. Ich nickte noch einmal. „Sehr schön. Und ach ja…“, er klopfte mich sacht und bestätigend zugleich auf die Schulter, „Unkonventionelle Methoden können auch nach hinten losgehen, außer man weiß was man tut…“ Ein zwinkern und er ging den Flur entlang. „Eine Schönen Abend noch!“

 

Perplex sah ich ihm nach, Blut schoss mir in die Wangen- War das jetzt ein Lob?

Trennung

Egal wo ich hinkam, egal was ich tat: Anton Heer schien mich zu verfolgen.

 

Ich sah ihn im Flur, in der Kantine oder wenn er in den Konferenzraum ging.

Die dunklen Haare lässig zurück, ein mildes Lächeln auf den Lippen und ernste Augen. Der Anzug saß jeden Tag so gut, wie an dem Tag zuvor und, das schlimmste an der ganzen Sache, er beachtete mich!

 

Jedes Mal wenn ich ihn sah und er mich auch sah, war er freundlich und tatsächlich interessiert. So anders interessiert, so ein Interesse, das ich ehrlich gar nicht kannte.

Er fragte mich wie das Praktikum lief, bat mich um meine Meinung bei einem Schreiben oder um Vermittlung bei Herr Müller oder, etwas was ich absolut nun nicht gewohnt war, er fragte tatsächlich wie es mir ging. Einfach so…

 

Ich erwischte mich dabei, wie ich mich umsah wenn ich durch die Firma lief, ob ich seine seriöse Gestalt irgendwo sehen oder aber seine angenehme Stimme hören könnte. Ich belauschte sogar Kollegen, wenn ich sie Antons Namen sagen hörte.

Es war fürchterlich, besonders da das was ich hörte, so fürchterlich gut zu ihm passte. Er war höflich, zuvorkommend, strickt und fair.

Ein paar jüngere Kolleginnen schwärmten regelmäßig über ihn in der Kantine, erzählten was er nicht für ein Gentleman wäre und seufzten darüber wie glücklich seine Frau doch sein musste. Seine Frau…

 

Es hatte mir einen argen Stich verpasst als ich gehört hatte, dass er glücklich verheiratet war und eine Tochter hatte- Die er ganz neben bei vergötterte! Prinzessin nannte er sie, das passte sogar noch mehr zu ihm.

 

Für gewöhnlich schreckte mich ein Ehering nicht ab und ganz bestimmt nicht das Hetero sein, aber bei Anton… Ich wusste einfach, dass er nicht der Typ war, der Fremd ging. Er war ein Typ für ganz oder gar nicht. Er würde seine Frau, seine Familie, nicht hintergehen. Er würde es einfach nicht! Außerdem, obwohl irgendwie mein siebter Sinn ansprang, glaubte ich auch nicht, das er wirklich was mit Penissen anfangen konnte. Also mit seinem eigenen bestimmt schon, nur halt nicht mit fremden.

 

Seufzend rieb ich mir die Nasenwurzel. Es war zwei Wochen her, das ich das Schreiben für Hauf korrigiert hatte, als ich nun auch das nächste Schreiben auf den Tisch bekam und Herr Müller einfach mal so entschied vorzeitig Feierabend zu machen.

Sören Hauf war ein guter Versicherungsvertreter, er hatte dieses gewisse etwas um Leuten seine Sicht schmackhaft zu machen, leider mangelte es aber ab und an bei seiner direkten Art an Feingefühl bei Vertragsangelegenheiten- Aber für was gibt es den Praktikanten?

 

Wer eine noch nicht fertig ausgebildete Kraft, die auch noch keinen Lohn bekam, nicht ausbeutete war selber schuld!

Außerdem hatte mich Anton drum gebeten,- Ich meine Herr Heer!- Ich sollte ihn nicht Anton in Gedanken nennen, irgendwann nannte ich ihn ausversehen auch bei einem Gespräch so. Wie gerne würde ich ihn Anton nennen, stöhnen…

 

Ich räusperte mich erneut. Aber es war zwecklos, ich kam jedes Mal fast in meine Shorts wenn ich diesen lächerlich hinreißenden Typen sah. Ich…

 

Ich versuchte mich wieder auf das Schreiben vor mir zu konzentrieren, resigniert Strich ich einen der schwächeren Sätze durch als es leise an der Tür klopfte. „Herein…“, nuschelte ich in Gedanken und tippte mit einem Stift gegen meine Stirn.

„Am Verzweifeln?“, kam es belustigt und der wahre Grund für Verzweiflung stand vor mir. „Herr Heer!“, sagte ich und stand auf um ihn die Hand zu reichen, wie immer war sein Händedruck warm und fest.

In der anderen Hand hielt er einen mir bekannt vorkommenden schwarzen Hefter. „Soll ich wieder über etwas drüber gucken?“, fragte ich erstaunt, doch Anton lächelte milde und kam zu meiner Verwunderung zu mir um den Schreibtisch. Er legte die Mappe vor mir auf den Tisch und meinte dann: „Das ist das letzte Schreiben, bei dem ich Sie um Ihre Meinung gebeten hatte Steffen. Es ist wieder einmal sehr sauber formuliert, doch ein paar kleine Schnitzer sind drin. Da fehlt, und entschuldigen Sie die Wortwahl, das Hintergrundwissen.“ „Oh…“, ich runzelte die Stirn. „Hier auf Seite ein, das lässt so einfach noch immer zu viel Spielraum, ich weiß das es zwar so schöner klingt, aber die Absicht…“ Angestrengt versuchte ich mich auf das, was er sagte zu konzentrieren und nicht darauf wie er es sagte.

Seine Mimik und Gestik waren einfach…

 

Stirnrunzelnd sah ich auf den Hefter vor mir. Er hatte Textstellen unter kringelt und sogar kleinere Zettel ran geklebt mit verweisen auf Gesetzestexte oder Paragraphen.

 

„Was ist mit der Stelle?“, fragte ich als er auf die nächste Seite blätterte. „Nichts, außer dass sie sehr gelungen ist…“, er lächelte, angenehm, nicht aufdringlich, „Wie gesagt, Sie haben das Gespür für den richtigen Ton, nur gewisse Sachen können Sie noch nicht wissen…“ „Haben Sie auch Jura studiert?“, fragte ich nun neugierig. „Wirtschaft. Aber ich hatte mehrere Rechtskurse… In welchem Semester sind Sie eigentlich?“, fragte er nun, „Sie sind bald fertig, oder?“

Locker lehnte er sich nun neben mir an den Schreibtisch, die Hände entspannt in den Hosentaschen. „Im neunten…“, ich strich mir ein paar Locken aus den Augen, „Fast fertig, ich schaff‘s nicht ganz in der Regelstudienzeit…“ „Wer schafft das schon?“, nickte er wissend, „Schwebt Ihnen schon was für danach vor? Ich bin mir sicher die Rechtsabteilung könnte Ihre Unterstützung mehr als gebrauchen…“ „Oh!“, erstaunt sah ich ihn an.

War das ein Jobangebot?

 

„Ich… Ich bin mir noch nicht sicher. Es gibt verschiedene Bereiche, die ich ansteuern kann. Und eigentlich komm ich ja aus Berlin…“ „Natürlich…“, seufzend fuhr er sich durch die dunklen Haare, „Ich kann mir vorstellen, dass alleine dieses Nest abschreckend ist.“ „Ach…“, ein Schultern zucken, wenn ich mit ihm in einer Firma arbeite könnte…

 

„Sie sollten in Berlin bleiben, das kann hier schnell alles viel zu eng werden.“, seine Stimme bekam, ungewohnt, einen nachdenklichen Ton. „So…“, er räusperte sich, „Sie machen das fertig!“, er tippte gespielt mahnend auf den Hefter und ich nickte sofort, „Machen Sie aber nicht mehr zu lang!“ Und damit verschwand er zwinkernd auch wieder.

 

Einen Augenblick sah ich ihm nach und verharrte bei dem wohligen Gefühl, das er mir in der Magengegend verpasst hatte. Was machte der Typ nur mit mir?

 

Um nicht über ihn oder mich nachzudenken kümmerte ich mich lieber um meine Arbeit und ging drei Stunden später durch ein zwar so gut wie leeres Büro, aber mit dem zufriedenen Gefühl, es jetzt definitiv richtig gemacht zu haben, zu Antons. Als ich klopfte war Anton schon weg, doch das hatte ich mir schon Gedacht.

Die Sekretärin der Abteilung nahm mir das Schreiben ab und lächelte mich breit an. Sie war hübsch, mit roten Kringellocken, aber ich konnte wirklich nichts mit Brüsten anfangen… So wirklich absolut gar nichts!

Ich hob die Hand zum Abschied zu zwei weiteren etwas älteren Kolleginnen und wollte mich dann auf den Weg zu meiner Ein- Zimmer-Bude machen als ich Antons Namen hörte. Ich blieb hinter der Ecke stehen und lauschte.

 

„Herr Heer, hält viel von Herr Müllers Praktikanten!“ „Ist ja auch ein fleißiger Typ…“, sagt die ältere Kollegin. „Ohne Fragen hat er mir bei der Ablage beim Kopierer geholfen. Ich dachte Arroganz wäre eine Juristen Krankheit…“ „Neben dem Müller wirkt jeder bescheiden!“, lachte der eine Sachbearbeiter. „Herr Heer wollte sogar mit Chefchen reden, dass Jackobsen sein Praktikum bei uns in der Abteilung fortsetzt…“ „Tatsächlich?“

 

Mein Herz schlug sofort wie verrückt. „Ja, wir bräuchten definitiv Unterstützung!“, sie seufzte Überstunden geplagt, „Und Jackobsen hat nun auch die Rechtsausbildung…“ „Wenn Heer so um ihn buhlt muss der ja wirklich was drauf haben!“, wog der Typ an und Hitze stieg mir das Gesicht hoch. „Es ist kein Geheimnis das Müller und Heer nicht auskommen, von Hauf mal ganz abgesehen!“ „Also will man Müller wirklich absägen?“ „Ich hab ein Gespräch zwischen Hauf und Heer gehör. Heer wollte wohl unbedingt, dass man mit Jackobsen spricht um ihn für die Rechtsabteilung zu halten.“ „Seine Bewerbung muss auch nicht von schlechten Eltern gewesen sein. Angeblich glatte eins null!“ „So einer bliebt doch nicht hier!“, lachte die Ältere nun auf, „Er wäre doof, wenn er es macht!“ „Ist Heer nicht so hier geblieben?“, meldete sich der Sachbearbeiter. „Ja, genau…“, ein zustimmendes Murmeln, „Er war Praktikant damals gewesen und dann hat er auf Haufs Empfehlung hin hier eine Stelle gekriegt.“ „Das bereut der doch heute noch!“ „Ich hab gedacht, er wäre wegen seiner Frau hier geblieben? Haben die sich hier nicht kennengelernt?“ „Ja, sie war hier als Buchhalterin...“ „Die Frau hat aber auch ein Glück!“, kicherte die Rothaarige. „Angeblich hat sie ihn ja nur gehalten weil sie Schwanger war…“ „Was?“

Ich blinzelte erstaunt. „Ja, er war wohl nicht ohne… Aber dann wurde sie schwanger!“ „Aber…“ „Sie hat das Kind dann verloren, und hat aufgehört mit Arbeiten. Er war auch lange zu Hause bei ihr…“ „Aber sie haben dann ja doch eine Tochter gekriegt?“ „Ja, und ewig gebraucht! Sie waren wohl schon auf einer Liste für ein Adoptivkind…“ „Wenn man sowas erlebt, das schweißt einen zusammen! Meine Schwester und ihr zweiter Mann…“    

Entsetzt sah ich auf die zweitklassige Büroauslegware zu meinen Füßen.

 

Wie konnte man da mithalten? Wie…

 

Seine Frau musste alles für ihn sein, und seine Tochter, seine Tochter erst!

Verflucht! Ich schluckte.

 

Wie bescheuert konnte ich auch sein mir etwas drauf einzubilden, dass er mich in seiner Abteilung will? Wie konnte ich so bescheuert zu sein zu glauben, das wäre mehr als rein Berufliches Interesse? Das wäre mehr als… Als was, vielleicht sogar etwas väterliche Sorge, war ich in dem Alter was sein erstes Kind gehabt hätte? Wütend zerwühlte ich mir die Locken. Ich bin ein Vollidiot! Vollkommen Geisteskrank!

 

Innerlich auf mich selber schimpfend und wütend knallte ich ungehalten die Toilettentür auf und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht.

 

„Don’t fuck the Company!“, sagte ich mahnend meinem Spiegelbild. Ich hatte mich die ganze Zeit daran gehalten, ich durfte jetzt nicht schwach werden. Besonders nicht bei ihm! Nicht bei…

 

„Also ist das jetzt beschlossene Sache, Anton?“ Entsetzt sah ich zur Tür und flüchtete so lautlos wie ich konnte in eine Kabine. Sören Haufs Stimme dröhnte durch den gekachelten Raum. Ich dachte die hätten schon Feierabend?!

 

„Ja, und tu mir den gefallen und brüll nicht so rum…“, Anton klang genervt. „Unsere Couch ist frei…“ „Ich schlafe im Hotel!“, sagte Anton erneut entschieden gereizt und fügte dann jedoch seufzend hinzu, „Entschuldige! Ich hab die Nacht kaum geschlafen…“ „Schon klar!“, Sören Hauf war die männliche Verständnis in Person. „Also hat sie echt wen anders?“ „Es scheint so…“ „Fass es nicht!“, knurrte der andere und ich hielt vorschreck die Luft an. Anton würde nicht fremdgehen, Anton würde seine Familie nicht verraten… Seine Frau allerdings schon?

 

„Hm… Was ist das für ein Penner?“ „Keine Ahnung!“, sagte Anton und klang erschreckend gleichgültig, „Ich hoffe für Beate nur das sie noch so viel Verstand hat, ihn erst anzuschleifen, wenn Cindy verdaut hat, dass ich weg bin!“ „Scheinheilige Kuh!“ „Du redest immer noch über die Mutter meiner Tochter!“ „Sie bumst sich durch die Weltgeschichte und du willst sie wieder? Das doch nicht dein ernst! Dem Typ hätte ich die Fresse poliert und sie…“ „Ich will eine Familie für Cindy! Ich will das Beste für sie!“

Sören sagte nichts, knurrte nur noch einmal unüberhörbar. „Wirst du das Sorgerecht beantragen?“, fragte Sören nach einem Augenblick des Schweigens außer dem geräuschvollen Dröhnen der Spülung. „Cindy ist alt genug um mit zu entscheiden, wo sie leben will…“ „Dann ist die Sache doch klar!“

 

Anton sagte darauf nichts, und ich wusste, dass er wusste, dass die Trennung von seiner Frau zu 80 Prozent auch eine Trennung von seiner Tochter bedeuten würde. Egal wie sehr Cindy zu ihm wollte…

Eine Aufgabe

„Kann ich dir helfen?“, fragte ich lächelnd als mir ein etwas zerzauster Teenager mit dunkelbraunen Augen und unverschämter reiner weißer Haut entgegen blinzelte. „Mir kann man nicht mehr helfen…“, nuschelte der Typ und gähnte, ich grinste, „Aber ich will zu meinem Dad, der arbeitet hier…“

 

Es war halb vier an einem Freitag und ich war gerade aus einer Kaffeepause oder eher einer Ich- hole- für- Herr- Müller- Kaffee und damit verbundenen Arbeitsunterbrechung zurück als mir dieser Witzbold in der Lobby entgegen kam.

„Wer ist den dein Dad?“, fragte ich als wir gemeinsam die Stufen zu den Sachbearbeiterbüros erklommen. „Sören… Sören Hauf…“ „Nicht dein ernst?!“, vergaß ich vor Schreck doch all meine Seriosität und der Typ blinzelte noch einmal bevor er mit leicht rot werdenden Wangen nickte. „Jaaaa… Ich weiß…“ „Ich mein…“, ich räusperte mich, „Nicht dein ernst?“ Der Schreck saß richtig tief.

Sören Hauf war… war ein Mann, ein sehr männlicher Mann! Der Kleine vor mir sah aus, naja… Er sah nicht wie Sören Hauf aus!

 

Ich meine er sah nicht verkehrt aus, nicht unbedingt mein Typ, aber recht niedlich mit der Brille und dem starken Kontrast von heller Haut und dunklen Haaren, aber… Er war so ein nerdiger Typ, der Mädchen mit einem Grinsen, Persönlichkeit, Humor und Witz rumbekam, nicht mit bloßem Aussehen- Nicht wie Sören, der meistens nur aussehen hatte…

„Ich komm nach meiner Mom.“, sagte der Junge nun, und zuckte über meine immer noch geschockte Miene die Schulter, „Sie sind neu hier, oder?“ „Praktikant“, nickte ich schlicht. „Philipp“, sagte nun der kleine Hauf. „Steffen“ Wir grinsten uns kurz an.

„Also, meinen Herrn Vater hast du nicht gesehen, wenn wir schon dabei sind…“ „Wahrscheinlich müssen wir nur dem Gekicher einiger Sekretärinnen folgen…“, gab ich etwas zu schnell an. Ich sollte nicht vor Haufs Sohn über ihn spotten, doch Philipp lachte. „Ja, das klingt nach ‘nem Plan!“  

 

Wir kamen im dritten Stock an und bevor wir lauschen konnten kam besagter gutaussehende Erzeuger in seiner Pracht angestapft. „Da ist ja mein Goldjunge!“, überschwänglich zog Hauf seinen Sohn in eine arg männliche und dennoch väterliche Umarmung. „Hey…“, würgte Phillip hervor und ich unterdrückte ein Lachen. „Ah, und ähm… hast du bereist kennengelernt… ähm…“, stirnrunzelnd sah Hauf zu mir, doch bevor ich etwas sagen konnte stand Anton neben mir. „Steffen, der Praktikant aus der Rechtsabteilung!“ „Ah ja, genau…“ Es fiel mir natürlich auf, das er aus der Rechtsabteilung und nicht von Herr Müller gesagt hatte. Niemand legte so viel Wert auf die korrekte Formulierung wie Anton „Und jetzt hör auf Phillip zu erwürgen!“

„Hey Lieblingsonkel!“, grinste Phillip schräg und richtete sich die braunen Haare. „Na dann lass uns mal los deine Bewerbung schreiben! Phillip bewirbt sich im…“ „Im Max- Plank- Institut- Du hast es glaube ich schon mal erwähnt!“, seufzte Anton und Hauf lachte stolz bevor er mit Phillip im Schlepptau natürlich sehr laut zu seinem Büro ging.

 

Anton schloss einen Augenblick milde Lächelnd die Augen. „Der wird einfach nicht mehr erwachsen…“

Ich wusste nicht, was oder ob ich überhaupt dazu etwas sagen dürfte und wollte mich daher diskret verziehen. Das Gespräch was ich zwischen ihm und Hauf gehört hatte war noch immer viel zu präsent in meinem Kopf und…

„Gut, dass ich Sie treffe, Steffen“, machte Anton meinen Plan zu Nichte, „Ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen, in meinem Büro?“

Es war zwar als Frage formuliert, aber eindeutig als keine gemeint. Brav nickend folgte ich ihm den Gang langrunter. Ich war mir seiner Nähe viel zu Bewusst, ich war mir ihm viel zu bewusst. Ich…

 

Der Schlüssel in seiner Tasche klirrte als er ihn hervor zog um sein Büro auf zu schließen. Welcher war wohl der Schlüssel für sein zu Hause, welcher der fürs Hotelzimmer? „Nach Ihnen!“

 

Hastig trat ich ins sein kleines, sehr ordentliches und nie irgendwie merkwürdig muffig riechendes Büro. Er schloss die Tür hinter sich, bot mir den Stuhl vor seinem Tisch und nahm selbst dahinter Platz.

„Keine Sorge…“, lächelte er angesichts meiner wohl sehr nervösen Miene. „Es gibt zwei Sachen, die ich gerne mit Ihnen besprechen wollen würde, aber…“, er strich sich durchs dunkle Haar und ich kämpfte dagegen an mir vorzustellen wie es wohl wäre, durch seine vollen Haare zu streichen, „Wie geht es Ihnen?“

 

„Was?“, verwirrt schüttelte ich leicht den Kopf. „Wie geht es Ihnen, kommen Sie mit dem Praktikum zu Recht? Mit Ihrem doch…“, er machte eine kurze Pause, „… etwas umfangreicheren Arbeitsfeld?“ „Oh…“, ich räusperte mich, versuchte sachlich, neutral, aber vor allem kompetent zu wirken, „Ja, es ist viel. Aber ich denke, ich bin der Sache durchausgewachsen.“ Anton nickte. „Das Schreiben was Sie mir gestern auf den Tisch gelegt haben“, er hob die schwarze Mappe kurz, „Sie haben meine Vorschläge perfekt umgesetzt“ „Direkte Arbeitshinweise kann ich durch aus umsetzten.“, sagte ich in meiner Nervosität etwas zu dreist, als ich es wollte und fügte dann schnell hinzu, „Ihre Notizen waren sehr Hilfreich! Sie haben mir wirklich weitergeholfen“ „Haben Sie das Gefühl, Herr Müller hilft Ihnen bei Ihrem Praktikum weiter?“

 

So direkt hätte ich keine Anfeindung von Anton erwartet. „Ich weiß“, er grinste, mein Puls stieg, „Gemeine Frage! Formulieren wir es so: Könnten Sie sich vorstellen, dass die restliche Zeit Ihres Praktikums in meiner Abteilung zu verbringen, hilfreicher wäre?“ „Ja!“, sagte ich wie aus der Pistole geschossen, „Ich meine, ja… Vielleicht…“

 

Wunderbar! Reiß dich am Schlüpfer, Steffen, und lass die Hosen an!  

 

„Sie würden zu meiner Abteilung gehören, aber natürlich noch immer eng verknüpft mit der Rechtsabteilung arbeiten. Eine Art Vermittler zwischen Müller und uns… Wie zuvor zwar auch schon, nur würden nun die Aufgaben direkt von mir kommen, offiziell!“ Ich nickte.

Scheiße verfluchte, wie sexy konnte ein Mann das Wort „offiziell“ aussprechen?

 

„Sehr schön! Ich habe mit der Personalabteilung und auch mit dem Chef schon gesprochen, niemand hat etwas dagegen.“ „Herr Müller…“, setzte ich in einem Anflug geistiger Klarheit an. „Wie gesagt,“, lächelte Anton tatsächlich süffisant und ich kam wirklich fast in meine Shorts, „Niemand der wichtig ist, hat etwas dagegen!“ „Also bin ich ab Montag, ihr Praktikant?“, ich hoffe es klang nicht so zweideutig wie es in meinem Kopf war. „Eigentlich ab jetzt!“, ungeniert gewinnend lehnte Anton sich zurück und reichte mir einen Stapel Unterlagen, „Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit und vertraue Ihrem Urteil.“

 

Mit gerunzelter Stirn nahm ich die Dokumente entgegen. „Bitte klären Sie den Sachverhalt für mich und, falls es keine Umstände macht, würde ich mich freuen wenn Sie sie mir heute Abend ins Hotel Ratswaage bringen könnten, gegen 20 Uhr. Ich muss gleich zum Elternsprechtag…“ „Natürlich!“, ich nickte und warf einen ersten Blick auf die Papiere. „Wir treffen uns dann an der Bar.“

 

Ich nickte, versuchte nicht so nervös zu wirken wie ich war, ihn heute Abend und dann auch noch nicht auf Arbeit zu sehen. „Sehr gut…“, er nickte mir zu und ich wollte schon gehen. „An Ihrer Reaktion und der nicht vorhandene Nachfrage, warum wir uns im Hotel treffen, schätze ich, dass meine Trennung kein Geheimnis mehr ist.“

Schuldbewusst und ertappt blieb ich stehen. „Ähm…“

 

Warum hatte ich vor diesen Mann nur kein Pokerface?

 

„Es war mir klar, dass es schnell die Runde machen würde.“ „Ich habe es bis jetzt noch nirgends gehört!“, sagte ich sofort. „Aber Sie haben es gehört…“ Wieder sah ich schuldbewusst zur Seite, ich konnte ihm ja schlecht sagen von wem und vor allem wo!

„Schon in Ordnung!“, er lächelte milde und kam nun ebenfalls hinter seinem Schreibtisch vor, „So etwas geht nie ohne Getratsche von der Bühne!“

 

Er wollte hinausgehen, doch ich wie immer bei großer Nähe und seinem Aftershave in der Nase,- Wie gut dieser Mann nicht roch?!-, war meine Zunge schneller als mein Verstand: „Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann…“ Dunkle Augen sahen in meine und ich würde gerne spontan im Boden versinken. Jetzt. Sofort!

„Erledigen Sie den Auftrag für mich, das hilft mir schon sehr!“

„Natürlich!“, ich nickte und quetschte mich halb aus der offenen Tür, Schamesröte kroch mir den Hals lang hoch. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal vor Scham rot angelaufen war. Ich war aber auch ein Vollidiot!

 

„Und Steffen?“ Hastig drehte ich mich um. „Bis heute Abend!“, er lächelte.

Ich stolperte kurz über meine eigenen Füße und rannte dann fast zur Rechtsabteilung. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

 

Oh Gott, was tat dieser Mann nur mit mir? Was?

Ich schluckte und drückte die Unterlagen haltsuchend an mich. Ich musste mich damit beeilen und dann dringend nach Hause, kalt duschen… oder masturbieren… oder am besten beides!

 

Ich musste heute Abend ganz dringend einen kühlen Kopf bewahren. Das war mehr als ein Auftrag, das war ein Test!

 

Und ich musste ihn, koste es was wollte, einfach bestehen!

Ein Bier zu viel

Natürlich war ich zu früh. Viel zu früh.

 

Seufzend sah ich auf mein Glas Wasser mit einer Scheibe Zitrone. Er war gerade mal halb Acht. Anton würde vor 20 Uhr hier nicht aufkreuzen…

 

Ich seufzte noch einmal und richtete den Kragen meines frischen Hemds, das ich nach meiner kalten Dusche und ausgedehnten masturbieren angezogen hatte. Sich einen runterholen war wahrscheinlich eine eher schlechte Idee gewesen. Die ganze Zeit hatte ich an Anton gedacht und ich würde, wenn ich ihn jetzt live sah hundert pro dran denken, Mist verdammter!

Bestimmt fiel ihm auch auf das ich ein frisches Hemd an hatte, nur ich hatte das alte schon in die Wäsche geworfen gehabt als mir der Gedanke kam, das ich mich vielleicht auffällig frisch oder eher hübsch gemacht hatte. Und noch mehr Mist…

 

Naja, wenn es ihm überhaupt auffiel, also wie ich aussah... Ich… Ich verkniff es mir noch einmal zu seufzen.

 

Seit wann stellte ich mich so an? Die Typen wurden wegen mir nervös, nicht andersrum!

 

„Hey…“, kam es von der Seite und ich hob irritiert den Blick. Ein Mann, etwas größer als ich, breitschultrig und für meinen Geschmack mit etwas zu viel Bart gesellte sich zu mir. „Ich hab dich hier schon mal gesehen…“

„Tatsächlich…“, gähnte ich gelangweilt. „Hm!“, leckte er sich über die Lippen, definitiv nicht mein Typ, „Vor zwei Wochen, du warst hier mit ‘nem Kerl...“ Ich sagte nichts, was war vor zwei Wochen gewesen? „Zwei Tage später mit ‘nem anderem…“

 

Kurz verkrampfte ich, aber Angriff war noch immer die beste Verteidigung. Arrogante regte ich das Kinn. „Stalkst du mich?“ „Mich würde interessieren, wie viel du nimmst?“, er musterte mich von oben bis unten. „Für dich unbezahlbar!“, ich verdrehte die Augen und drehte ihm den Rücken zu. „Mein Schwanz wird dir schon gefallen!“, flüsterte er. „Ich steh nicht so auf Gewürzgurken…“, ich gähnte erneut.

 

Der Typ sollte sich verpissen, ich konnte es nicht gebrauchen, dass er Anton anlaberte wie viel er für mich bezahlt habe oder sowas! Ich…

 

„Du bist ganz schön frech, das gefällt mir!“ „Verpiss dich! Ich werde mich von sowas wie dir nicht ficken lassen! Klar?“, sagt ich nun eiskalt und sah fest in das unrasiertes Gesicht vor mir. „Scheiße, machst du mich an!“

 

Gott ist der widerlich!

 

„Noch mal zum Mitschreiben: Verpiss dich!“ „Ach komm schon…“, er lehnte sich nach vorn, legte seine freie Hand, in der kein Bier war, auf meinen Oberschenkel. Entnervt schlug ich sie zur Seite, doch dabei schüttete dieser Vollidiot sein Bier über meine schwarze Hose.

 

„Oh Sorry…“, setzte der Typ an und wollte doch allen Ernstes mit einer Serviette vom Tresen über meinen Schritt wischen. „Fass mich nicht an!“, stand ich wutentbrannt auf. Die Leute im Restaurant sahen irritiert zu uns rüber, Tuschelten verhalten. So ein Scheiß!  

 

„Kann ich Ihnen helfen?“, frage nun der Barkeeper, ein junger Typ mit Igelfrisur, versucht kompetent. „Wo sind die Toiletten?“, knurrte ich und der Typ zeigte nach rechts, mit einem bösen Blick, der bedeuten sollte: „Wehe du kommst mir nach, Backenbart!“ suchte ich das Weite.

 

Grober als beabsichtigt stieß ich die WC- Tür auf und griff nach Papiertüchern.

Ich roch wie ein ganzes Bierfass und duschen hätte ich mir damit genauso gut klemmen können. Fluchend versuchte ich mir Bier aus dem Schritt zu wischen und sah grimmig in den hohen Spiegel vor mir. Gott sei Dank war sonst niemand auf der Toilette.

 

Sowas musste ja passieren. Der einzige Perverse in hundert Kilometer Umkreis und ich renne in ihn rein.

 

In Berlin quatschten mich dauernd Leute an, aber hier? In diesem Kaff?

 

Dann hält der mich auch noch für nen Stricher! Großartig! Was muss ich hier auf ficken? Klar, dass man hier viel schneller gesehen wird! Gott…

 

Am besten ich warte draußen bis Anton kommt, aber was wenn er von seinem Zimmer kommt, dann steht Anton alleine an der Bar. Vielleicht quatscht der Typ ihn an und fragt ob er auf mich wartet…

Oh Gott! Entsetzt sah ich mein Spiegelbild an, was wenn er ihn jetzt anquatscht?  

 

Ein letztes unnützes Mal wischte über meinen feuchten Schritt und hastete aus den gekachelten Räumlichkeiten.

 

Anton war noch nicht da, leider oder glücklicherweise. Ich war mir nicht sicher. Es war aber auch erst dreiviertel.

„Als Entschädigung!“, ein Glas mit Cola und dem Geruch nach Whiskey wurde mir vor die Nase gestellt, „Ich bin gegen die Verschwendung von Bier!“

Tatsächlich hatte der Typ schon ein neues in der Hand prostete mir zu und setzte sich dann jedoch ans andere Ende der Bar. Ich warf dem Typen noch einen giftigen Blick zu und nippte dann nichtsdestotrotz an dem Glas. Meine Nerven lagen blank.

 

Die Mischung war gut und mit drei großen Schlucken war es leer. Ich räusperte mich und atmete beruhigend durch. „Durst?“, fragte mich eine belustigte und angenehm vertraute Stimme von hinten.

 

„Herr Heer!“, sagte ich und stellte erschrocken das Glas auf den Tisch. So unpassend wie nur möglich kam ganz Profit orientiert der Igelkopf- Barkeeper. „Noch einen?“ und hielt allen Ernstes die Whiskey Flasche hoch. „Nein!“, sagte ich und wollte auf Antons Augenbrauen heben zu dem Typen, der mir den Drink spendiert hatte einen weiteren giftigen Blick werfen, doch der war weg. Verwirrt sah ich mich um.

„Harten Tag?“, fragte Anton und wand sich dann an den Barkeeper, „Ein Tonic bitte!“ „Ja… äh… nein…“, ich räusperte mich, „Ich hab die Unterlagen zusammen die Sie wollten, und den Gesetzesabschnitt angepasst wie sie wollten!“

 

Vergeblich versuchte ich Kompetenz zu wahren und zog die Mappe hervor. Anton nahm sie entgegen, anscheinend zufrieden und sah sich meine Arbeit an.

 

Mein Herzschlag wollte sich einfach nicht beruhigen und meine Handflächen wurden feucht. „Ich hätte gerne noch ein Wasser!“, sagte ich zu dem Barkeeper als er das Tonic abstellte. Nickend kam er meiner Bitte nach.

 

Ich räusperte mich und versuchte ruhig zu atmen.

 

Was war denn jetzt auf einmal los? So nervös war ich ja nun auch nicht, oder? Ich… Ich schluckte verhalten, bleib ruhig!

 

„Alles in Ordnung?“, fragte Anton. „Ja…“, ich räusperte mich, „Alles bestens…“ Anton sah wieder auf die Unterlagen.

 

Mein Herz raste weiter und ich blinzelte etwas träge, wurde ich gerade müde? Nein, aber meine Augen, sie wurden schwer… Irgendwie und… und meine Gedanken dumpf. Was zum Henker war mit mir los? Ich…

 

„Sie haben sogar den Präzedenzfall eingebaut, clever! Bei der Stelle würde ich gerne… Steffen?“ Ich schüttelte den Kopf, irgendwie wirkte alles… träge oder war ich träge? Antons Konturen verschwammen und wurden wieder scharf. Mein Mund wurde noch trockner.

 

„Was?“ „Hören Sie mir überhaupt zu?“, vor Verärgerung wurden Antons Augen schmal. „Entschuldigung.. ich…“, um mich wieder zu sammeln wollte ich einen Schluck trinken, doch anstatt nach dem Glas zu greifen stieß ich es um. Gerade noch rechtzeitig riss Anton die Mappe hoch und rettete die Akte und damit harte Arbeit.

 

Konnte ich noch peinlicher werden.

 

Irritiert blinzelte ich ihn an. „Oh…“ „Was soll denn das?“, Anton schien nun wirklich wütend zu werden, „Sie riechen nach Bier… Sind Sie betrunken?!“

„Nein…Ich…“, ich räusperte mich, mein Mund war staubtrocken, hing meinen Worten nach, „Entschuldigung!“ Ich verstand das nicht. „Ich bin nicht betrunken!“ „Sie lallen, Steffen!“ „Ich…“, es viel mir so schwer einen klaren Gedanken zu ziehen, ich verstand das einfach nicht, „Ich vertrag gewöhnlich mehr… Ich…“

Das ergab keinen Sinn, ich musste nicht viel trinken um betrunken zu werden, auch auf Schmerzmittel reagierte ich ziemlich schnell wegen irgendeinem Enzymdefekt der Leber, aber so? Nach einem Glas? Nein, das… Das…

 

„Okay! Wir führen dieses Gespräch fort, wenn Sie ausgenüchtert sind!“, Anton schien enttäuscht… oder wütend…

 

Ich blinzelte noch einmal, alles drehte sich. Kein klarer Gedanke schaffte es vernünftig aus meinem Mund. Mein Magen drehte sich um. Ich ahnte was gleich stattdessen aus meinem Mund kommen würde. Scheiße! Ich musste hier weg, weg von Anton! Ich durfte jetzt nicht… Nicht vor ihm!

 

„Am besten gehen Sie nach Hause und schlafen sich aus! Und mir ist egal ob Sie saufen oder nicht, aber wenn Sie noch ein berufliches Treffen haben, sollten Sie etwas mehr Seriosität ausstrahlen! Ein Bier zu viel kann Sie viel kosten! Ich hätte nicht gedacht, das ich Ihnen so etwas noch erklären…“

 

„Ich…“, doch da war es schon zu spät, ich würgte. „Steffen!“, Antons Hände legten sich auf meine Schultern als ich mich nach vorne beugte und die Hand vor den Mund presste. „Es war nur ein Drink…“, würgte ich jämmerlich.

 

So viel Whiskey konnte da doch gar nicht drin gewesen sein… Was zum Teufel war da sonst drin gewesen?

Stricher

 

Ich blinzelte hellbrauner Auslegware entgegen, die eine Weile brauchte um nicht mehr hin und her zu wackeln.

Mein Kopf fühlte sich an als hätte jemand sehr grob mit einem Spaten drauf gehauen während mein Magen sich anfühlte als hätte er versucht den Spaten zu verdauen, in einem Stück.

Ich stöhnte wehleidig und rieb mir ziemlich verwirrt die Müdigkeit aus dem Gesicht, dabei drehte ich mich auf den Rücken und bemerkte das erste Mal, dass ich in einem Bett lag… Einem mir noch nicht bekannten dazu.

 

Langsam strich ich mit den Fingern über die Laken, das Bettzeug war angenehm, weich und weiß. So weiß wie die Zimmerdecke an die ich jetzt starrte. Um meinem Magen und auch meinen Kopf wieder zu ordnen atmete ich tief durch die Nase ein und wieder aus, ein vertrauter Geruch, ein anziehender Geruch kroch mir entgegen. Er kam mir sofort bekannt vor. Wo zum Henker kannte ich diesen Geruch her?!

 

 „Aufgewacht?“, tausend Blitze schossen durch meinen Körper. Natürlich kannte ich den Geruch, genau wie ich die angenehme Stimme kannte, zu der dieser Geruch gehört. Umständlich rappelte ich mich auf und sah Anton am Ende des Bettes sitzen, wie ein junger Gott. Er trug keinen Schlips und kein Sakko mehr, die drei obersten Knöpfe seines Hemdes waren offen.

Wer behauptet nur Frauen sollten Ausschnitt zeigen hatten dieser Brust noch nicht gesehen. „Was… wie… ich…“, begann ich so wortgewandt wie ich nur konnte zu stottern.

 

Der Ältere lächelte, sah aber auch beruhigt aus. „Sie sind ohnmächtig geworden, Steffen…“, sagt Anton und stand nun auf, er fühlt meine Stirn ob sie heiß war und ich unterdrückte ein Schaudern. Seine Hand war sanft, angenehm.

 

„Aber wie… Ich…“, ich war noch immer völlig daneben, „Es war doch nur…“ „Sie haben von jemanden einen Drink spendiert bekommen…“, erläuterte Anton und holte jetzt aus der Minibar eine kleine Wasserflasche, die er mir reichte. Dankbar nahm ich sie entgegen. „Ich habe den Barkeeper gefragt, was passiert ist.“, Anton fuhr sich durch die Braunen Haare, „Er meinte ein Typ hätte sie belästigt und mit Bier gekippt. Er muss wohl in der Zeit, in der Sie dann auf der Toilette waren, etwas in den Drink getan haben…“ „Was?“, ich war völlig empört und bekippte mich halb mit dem Wasser, „Hier?“

 

Anton schmunzelte amüsiert, doch sein Blick wurde wieder ernst. „Ich weiß, das ist nicht Berlin, aber schlechte Menschen gibt es überall…“, unsicher setzte er sich wieder aufs Bett, „Wie fühlen Sie sich, soll ich einen Arzt rufen? Oder Sie ins Krankenhaus bringen…“ „Nein!“, ich sagte ich viel zu schnell und viel zu scharf. „Die Polizei, weil…“ „Mir geht’s gut!“, entschieden werte ich ab und Antons Stirnrunzeln wurde besorgter. „Ich… ich habe nen leichten Leberdefekt… Bei mir kracht alles sehr viel schneller rein, als bei anderen… Bei wem anders hätte das wahrscheinlich gar nicht so… Also alles gut…“, ich versuchte leichtfertig zu wirken, obwohl mein Kopf sich anfühlte, als würden 100 Affen darin Posaune spielen.

 

„Falls Sie sich schlechter fühlen, sollten Sie…“, setzte Anton wieder an und ich starte auf das Stück entblößte Brust, das man sehen konnte. Die Affen spielten nun an sich rum in meinem Schädel und hüstelnd sah ich zu Seite. „Ich geh dann natürlich gleich zum Arzt!“, es war ein schönes und großes Hotelzimmer und schlagartig wurde mir Bewusst, dass das nicht einfach ein Hotelzimmer war, sondern Anton hier momentan lebte.

 

Ich lag nicht in einem einfachen Hotelbett, das war Antons Bett, unwillkürlich strichen meine Finger über das Lacken. Mein Hirn und die Affen, die darin gerade Ringelpietz mit anfassen spielten liefen Amok… Wie wäre es nackt auf diesem Lacken… Das letzte was du gebrauchen kannst, ist ne Latte, Steffen! Reiß dich zusammen!

 

„Es tut mir leid, dass ich dachte Sie hätten sich betrunken.“, unterbrach der Grund meiner Nervosität meine unmöglichen Gedanken. „Nein, ich hätte den Drink nicht annehmen dürfen. Das ist hochgradig unprofessionell…“, tat ich seine Entschuldigung, die mein Herz und die Affen verrücktspielen ließ ab. „Ich hätte wissen müssen, dass sie professioneller sind.“, gab Anton zurück mit einem Lächeln, dass mir die Luft abschnürte. „So lange Sie mich nicht für einen Professionellen halt, ist alles gut…“, antworte ich unter Sauerstoffmangel, sehr, sehr dumm. Anton zog belustigt die Brauen hoch. „Also…“, setzte ich an, „Ich meine…“, ich lief puterrot an und vergrub die Hände im Gesicht. „Tut mir leid, ich…. Sie… Ich bin so… Sie machen mich ganz irre!“ „Tatsächlich…“, entgegnete mein Vorgesetzter entschieden sachlich und ich wollte sterben, nur peinlicher wäre das alles, wenn ich wirklich auf seine teuren Lederschuhe gekotzt hätte. „Also…“, ich setzte wieder an und wusste nicht was ich sagen sollte um das alles nicht noch peinlicher zu machen, „Ich möchte nur, dass Sie mich mögen…“, das war definitiv schlechter, „Also… Ich möchte, dass Sie einen guten Eindruck von mir haben, weil Sie toll sind…“ Oh, Gott warum hielt ich nicht einfach den Mund? „Sind ein Vorbild…“ stotterte ich schließlich hervor und Anton kratzte sich nun wirklich lachend die Nase. „Ich schätze Ihre Arbeit, und es ehrt mich, dass Sie mich als Vorbild sehen. Also…“, er grinste und meinte dann schelmisch, „Kein Grund, dass du deswegen verzweifelst…“ „O…okay…“, stotterte ich erneut und pumpte die Hälfte des Bluts in meinem Gesicht in meinem Schritt, er hatte mich geduzt!

 

„Ich finde deinen Übereifer sehr bemerkenswert, du erinnerst mich sehr, an mich selbst…“, der Ältere streckte sich und ich biss mir auf die Unterlippe, „Vielleicht solltest du etwas in den Magen bekommen, dann geht’s die bestimmt schon besser?“ Ich blinzelte irritiert, lud er mich gerade zum Essen ein? „Es gibt einen wirklich schönen Italiener die Straße lang runter, wenn du willst können wir da auch die Besprechung, der Unterlagen fortsetzten…“ Er lud mich zum Essen ein!

Doch bevor mein verzücktes Hirn und die Affen darin, ein ja hervor bringen konnten klopfte es verflucht energisch an der Tür.

 

Anton stand auf, es klopft noch mal sehr ungehalten. „Wer ist da?“, fragte Anton überrascht, doch kaum hatte er die Tür aufgemacht platzte eine Frau mit Blonden Haaren hinein, sie war ungefähr Antons Alter. Sie war ungeschminkt und sah aus, als hätte sie geweint, sie hatte eine sportlich schöne Figur und einen ziemlichen Vorbau. „Beate…“, keuchte Anton und irgendwas sagte mir dieser Name, „Was…“ Doch die Frau, nein, der Grosch fiel, seine noch Frau, wand sich zum Bett und sah mich völlig zerzaust unter Decke. „Ist er das?“, schrie sie, „Ist das der kleine Stricher, mit dem du mich betrügst!?“  

 

__________________

 

Ahoi,

 

meine Fresse… Gefüllt tausend Jahre hier nicht weiter geschrieben, aber Steffen macht noch immer Spaß, und Anton ist noch immer heiß… :D

 

Ich hoffe, ihr vergebt mir die lange Pause und freut euch, dass es weiter geht. Ich wollte eigentlich schon gestern das ganze posten, habe dann aber doch länger gebraucht um mich wieder rein zu fuchsen… ^^“

 

Ich denke, ich werde versuchen jeden Mittwoch ein neues Kapitel hier zu posten. Mal sehen, ob das klappt. Besonders da Steffens und Antons Geschichte ne längere Kiste werden, wenn ich mich da auf meine alten Aufzeichnungen verlassen kann, (Ich hab ne Sauklaue, ey…)

 

So, wie immer würde ich mich sehr dolle über Kommentare Anregungen, Geschimpfe und Lob freuen. Und bin gespannt, was ihr meint, das als nächstes passiert… Ich weiß… wenn ich meine Schrift, richtig entziffern konnte… ORZ :D

 

Ansonsten würde ich dieses Kapitel gerne der lieben wiccagirl hier auf BX widmen, weil sie so lieb gefragt hat, wenns den weiter geht, mit den Jungs und auch der bezaubernden Natsuki Yashiro, weil sie einfach wundervoll ist und mich zum heulen gebracht hat, mit ihren beiden Nachrichten! <3 Ja, dann erstmal bis die Tage, euer Hase :3PS: Am Samstag kommt das nächste Kapitel bei „Treat You Better…“, wer es noch nicht gelesen hat, und am Montag das nächste bei „JunkLove“. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

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