Die Türglocke läutete hell.
Ein leichter Windstoß flatterte in den Raum als die alte Eichentür aufschwang. Staubkörner wirbelten auf und begannen in den Sonnenstrahlen zu tanzen, die durch die alten, schon ganz leicht milchigen Fenster fielen.
„Guten Morgen!“, sagte ich leise und sah noch nicht mal von meinem Katalog auf, sodass ich hätte sagen können wer herein gekommen war. „Das ist wirklich ein unglaublich guter Morgen!“, erwiderte eine mir unbekannte Männerstimme fürchterlich beschwingt und munter.
Ich verzog das Gesicht, wenn es etwas gab, was ich hasste, dann waren es zu gutgelaunte Menschen am Morgen oder am Mittag oder am Abend…
Im Allgemeinen konnte ich keine gutgelaunten Menschen leiden oder, wenn ich ehrlich war, ich konnte im Allgemeinen einfach keine Menschen leiden- Vollkommen unabhängig von ihrer Laune.
Man könnte durchaus sagen ich wäre mürrisch. Ich fand mich schlicht und ergreifend konsequent: Ich mochte einfach niemanden!
„Puh…“, kam es nun von meinem ersten Kunde und ich versuchte mich weiter auf meine Lektüre zu konzentrieren. „Riecht hier ganz schön…“, während er nach einem passenden Wort suchte, schnipste er penetrant vor sich her. Ich hasste Menschen sogar noch mehr als gewöhnlich, wenn sie zu ihrer guten Laune auch noch ekelhaft laut waren.
„Muffig!“, entschied nun dieser Störenfried und zwang mich mit seiner Unverschämtheit aufzusehen, „Es riecht hier eindeutig muffig!“
Eindeutig sehr zufrieden mit sich und seiner Entscheidung grinste mich dieser Typ breit an. Er hatte braune und kurze, aber auch sehr zerwühlte Haare. Dazu ein erstaunlich gut passendes Paar grünbraune Augen, in denen dieser von manchen Leuten tatsächlich als positiv eingestufte Schalk saß. In mir weckte das bloß nur noch mehr Antisympathien.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte ich und versuchte erst gar nicht höflich zu klingen. Der Kerl schien in meinem Alter zu sein, ungefähr Ende Zwanzig. Er ließ gespielt interessiert seinen Blick schweifen und schürzte die Lippen, sein Gesicht war von einem Dreitagebart geschmückt. „Ich wollte mich nur mal umsehen…“, lächelte er und schritt zu einem der vielen mit Büchern vollgestopften Regale.
Er drehte mir seinen breitschultrigen Rücken zu und legte den Kopf leicht schräg, als er die Einbände las: „Und du solltest echt mal ein Fenster aufmachen. Bei der Luft hier drin vergeht einem ja alles…“
„Wenn es Ihrer Nase hier nicht passt, warum gehen Sie denn dann nicht zwei Straßen weiter, da gibt’s ein Douglas!“, murrte ich.
Natürlich trug er ein gelbes T- Shirt, allein wegen der Farbe hätte ich ihn am liebsten aus dem Laden geworfen. Ein leises Lachen verließ seine Lippen, als er sich wieder mir zu wand.
„Du hast dich wirklich kein bisschen verändert…“, ungeniert musterte er mich. „Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden!“, meinte ich entschieden und kam hinter meiner Kasse hervor, „Und wenn Sie
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Max Dauthendey (1867-1918)- "Ein Augenblick hat da geglüht"
Bildmaterialien: rgbstock.de
Lektorat: Thien Duc Sylvia Ngyuen- Danke!
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2013
ISBN: 978-3-7309-7677-7
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch ist für den Wettbewerb "BoysLove" der gleichnamigen Gruppe entstanden! Die Geschichte machte gemeinsam mit Kooky Roosters "Die Erbschaft" den ersten Platz!