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Impressum


King’s Child

- Das ist die Geschichte von mir, einem Ex-Dealer

© beim Autor, www.kingschild.ch

Satz und Umschlaggestaltung Druckversion: Blue Beret Werbeagentur, Thun

Herstellung: Schönbach Druck GmbH, Erzhausen
Druck Version ISBN 978-3-940188-07-6

Vertrieb Weltweit www.kingschild.ch




Die Handlung des Buches


Dieses Buch ist die Geschichte von mir, einem Ex-Dealer, der selbst Jahre im Drogensumpf verbrachte. Von einem, der von sich selber sagt, er sei nicht mehr süchtig. Aufgepasst, was ich hier schreibe, das ist nämlich eine Aussage, die vehement bestritten werden könnte. Mein Arzt sagte mir, ich solle denen nicht glauben, die das bestreiten. Ob ich nun einem Quacksalber auf den Leim gekrochen bin oder ob er mir die Wahrheit gesagt hat, könnte für dich interessant sein. Versuch es doch selbst herauszufinden. Deine abschliessende Meinung interessiert mich natürlich!

Da AIDS einen Teil meines Lebens prägte, möchte ich allen einen kleinen Einblick geben, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er mit dieser Krankheit konfrontiert ist. Ich werde kurz auf Ereignisse eingehen, die zum Nachdenken anregen sollen. Ob du nun zum Nachdenken inspiriert wirst, kannst du, lieber Leser, und du, liebe Leserin, erst beantworten, wenn du dir Zeit genommen hast, dieses Buch in Ruhe zu lesen. Erst dann kannst du diese Frage mit Ja oder Nein beantworten. Das ist eine Realität, an der kommst du selber und auch kein anderer Mensch vorbei. Das ist die absolute Wahrheit und Realität. Ob es in diesem Buch noch weitere Realitäten oder nur Träumereien gibt, gilt es herauszufinden.



Warnung des Autors


Es könnte Menschen geben, die behaupten, dieses Buch könne schwache Persönlichkeiten manipulieren! Deshalb warne ich dich hier ausdrücklich, bleibe vorsichtig, wenn du nun weiterliest. Bleibe wachsam und bei Sinnen. Ich werde in diesem Buch über Wahrheiten und Lügen sprechen, aber es braucht deine volle Aufmerksamkeit, damit du dich nicht manipulieren lässt. Ich sage dir zum Voraus frei heraus, ich war ein Dealer und viele, die mir zu leichtsinnig vertrauten und alles glaubten, mussten dies später teuer bezahlen.




Für wen habe ich dieses Buch geschrieben

Wenn dich Geschichten, die das Leben schrieb, neugierig machen; wenn dich Schicksale mit einem positiven Ausgang interessieren; wenn du denkst, dass es Gutes gibt, selbst wenn du denkst, dass es nur Schlechtes auf dieser Welt gibt und du in dieser irdischen Hölle gefangen bist; wenn du denkst, du bist allein und niemand ist bei dir; wenn du traurig bist oder fröhlich; selbst wenn du an Satan glaubst oder an andere übernatürliche Phänomene, dann könnte dieses Buch für dich interessant sein.

Also kurz gesagt! Ob Realist oder Träumer, ob Reich oder Arm, ob Politiker oder Anarchist, ob süchtig oder nicht, ob Wissenschaftler oder Buchhalter, ob SVP, Grün oder gar SP (Politische Parteien der Schweiz), ob Christ oder Ungläubiger, ob Buddhist oder Muslim, ob Optimist oder Pessimist, ich denke, dass dich dieses Buch brennend interessieren könnte.

Werbung oder nicht, das ist hier die grosse Frage. Herausfinden kannst du das nur, wenn du weiterliest. Hier handelt es sich um das Gesetz der Realität, das ich nicht erfunden habe. Es gibt das Grundgesetz der Realität, Grundgesetze der Physik, Grundgesetze von politischen Staaten und es gibt noch viel wichtigere grundsätzliche Gesetze. Bei so vielen Gesetzen und Vorschriften sollte es dir, falls du Anarchist bist, wohl langsam übel werden, oder? Ja, diese Gesetze und Vorschriften, wie wir sie doch alle so lieben – oder etwa nicht?



Letzter Warnhinweis

Hier wäre nun eine der letzten Chancen, dieses Buch beiseitezulegen, wenn du nichts über Grundgesetze oder über die irdische Hölle lernen möchtest, über Wahnsinn, Wahrheiten und Lügen oder ganz einfach über den täglichen Selbstbetrug, in dem man gefangen sein kann. Ab jetzt übernimmst du selber die Verantwortung für dein Handeln. Wagst du weiterzulesen oder fühlst du dich zu schwach dazu? Du weisst vielleicht, dass Süchtige nicht immer die Wahrheit sagen und es soll Menschen geben, die behaupten, dass solche ein Leben lang süchtig bleiben!


Meine Geschichte begann


Diese Welt betrat ich 1964 . . Oh nein, schon die erste Lüge. Ich kam zur Welt, besser gesagt unter Schmerzen meiner Mutter erblickte ich das erste Mal das Tageslicht, die Scheinwerfer des Gebärsaales. «Mann, muss das grell gewesen sein. Dann noch ein Klaps auf den Hintern und zum ersten Mal spürte ich, was Schmerz bedeutet.» Als Dankeschön gab es dann noch für den Onkel Doktor oder die Hebamme ein kleines «Piss off.»

Wahrscheinlich war ich schon damals ein kleiner Revolutionär und nahm Gewalt nicht einfach so hin. Zuerst wird man auf diese grausame Welt gezogen und dann als Willkommensgruss noch einen Schlag auf den Hintern. «Mama, kann ich nicht wieder zurück? Dieser Mann ist nur ein in weiss getarnter Schläger, der Kinder misshandelt und so auf Saubermann-Image macht.» So startete mein Kindheitstrauma gegen die Farbe weiss. Spass beiseite, dem war natürlich nicht so, vielleicht war es ja eine in Grün gekleidete Hebamme!



Mein erster Glauben

Ehrlich gesagt, das oben Stehende weiss ich nicht mehr so genau. So musste ich früh lernen, zu vertrauen und zu glauben, was zum Beispiel meine Eltern, die Doktoren und andere Menschen erzählten. Heute weiss ich, dass der Doktor nur mein Bestes wollte. Der kann aber von Glück sprechen, dass ich von alldem noch nicht viel mitbekam. Ja, als kleine Terminatoren kommen wir ja meist nicht zur Welt.





Heute bin ich fast schon zum Terminator herangereift, obwohl mir die staatliche Statur immer noch fehlt. Pass auf, vielleicht bin ich ja gar nicht so brav und du wirst mein Krieger-Image schneller kennen lernen als dir lieb ist. Aber lassen wir nun endlich die Warnhinweise beiseite. Deine eigener Wille hat dich dazu bewogen, trotz aller Warnhinweise weiterzulesen. Deshalb liegt die volle Verantwortung nun bei dir.



Na, jedenfalls war meine erste Zeit davon geprägt, immer nur zu glauben, was meine Eltern mir mitteilten. Klar existierten da jene Beweise von Fotos mit einem strahlend blonden Jungen, von dem ich mal vermutete, dass es kein anderer als ich sein konnte. Gewisse Ähnlichkeiten waren ja nicht von der Hand zu weisen und Gegenbeweise konnte ich sowieso keine erbringen.

Also blieb mir nur eines übrig, zu glauben und zu vertrauen. Später wurde alles deutlicher und ich spürte, dass das, was meine Eltern mir mitteilten, Hand und Fuss hatte. Auf den Bildern konnte ich mich wiedererkennen und meine Gefühle, die mich während des Momentes der Aufnahme bewegten, kamen alle angenehm in mir hoch, wenn ich jeweils ein Bild betrachtete. «Halt stille, Kleiner, lächle jetzt!» So lernte ich schon früh auf Knopfdruck glücklich zu sein, zumindest musste alles gut aussehen. Show ist das halbe Leben, kennt ihr das auch?

Nein, es war natürlich keine Show. Ich war damals glücklich, und keine Sorgen quälten mich. Gut, an die negativen Momente erinnere ich mich nicht mehr so deutlich, denn diese wurden ja meist auch nicht im Bild festgehalten. Ach doch, da war dieses Erlebnis mit diesem Samichlaus! Als dieser an die Türe klopfte, dachte ich: «Jetzt kommt der Richter höchstpersönlich und wirft mich in den Kerker. Schon wieder so ein Typ! Diesmal sogar mit Rute! Der kann mich mal. Besser, ich verstecke mich, um mich der Wahrheit nicht stellen zu müssen.»






Das alles musste meine negativen Traumas vor Gesetzen noch zusätzlich verstärkt haben. Als ich dann noch den weissen Bart sah, war mir innerlich wohl bewusst, dass Weisses nicht unbedingt mit Positivem verbunden sein muss. So viel hatte ich bereits gelernt. Nicht alles, was weiss ist, bedeutet automatisch gut. Prüfe besser erst, bevor du getäuscht wirst.



Aber sprechen wir lieber von den positiven Erlebnissen.

Der erste Schlitten und die ersten Ski zu Weihnachten, tolle Erlebnisse in der Natur bei meinen Grosseltern, die einen Bauernhof besassen. Skifahren bis zum Umfallen – ich war schon damals einer, der das richtige Mass nicht kannte. Traumhafte Ferien auf der Alp, der Kindergarten, all das waren super Erlebnisse. Es folgte dann der erste Schultag, auf den ich mich sehr freute. Etwas Neues kennen lernen, das muss wunderbar sein. Alle in meinem Umfeld sagten, dass Schule toll sei! Allerdings war ich schon bald nicht mehr so von dieser Einrichtung begeistert und fing an nicht mehr alles blind zu glauben, was man mir mitteilte.

In meinem Elternhaus gab es auch viele Ereignisse, die ich einfach nicht einordnen konnte. Auf diese Dinge gehe ich aus Respekt vor meinen Eltern nicht näher ein, denn sie haben ihr Bestes gegeben und ich kann weiss Gott nicht sagen, ich hätte eine schlechte Jugend gehabt, im Gegenteil, ich erlebte sehr viel Erfreuliches in dieser Zeit. Ich bin mir bewusst, dass es sicher einige Leser und Leserinnen gibt, die nicht über ihr Elternhaus schwärmen können. Meine Hoffnung ist, dass du nicht dazu gehörst. Wenn dem aber trotzdem so ist, dann lies dennoch weiter, wo du das Buch ja eh schon in der Hand hast. Vielleicht hast du es ja als Geschenk erhalten und dann sollte man doch herausfinden, ob es wert ist gelesen zu werden. Wobei wir wieder beim Prüfen angelangt wären. Zurück zu meinen Eltern. Es ist ihr Leben und wenn sie darüber schreiben möchten, dann sollen sie das selber tun.



Bevor ich allerdings zur Schule musste, kam noch mein Bruder zur Welt. Ich wartete sehr gespannt auf ihn, alle sagten mir wieder, das wird wunderbar. Schon wieder falsch vertraut und geglaubt. Der kleine Hosenscheisser entpuppte sich als kleines Monster! Seit er aufrecht stehen konnte, ärgerte, neckte und nervte er mich dauernd. Und ich als Ältester, was sollte ich tun?

Richtig erraten! Ich sollte immer der Gescheitere sein! Was erzähle ich euch da; hat sonst noch jemand Erfahrung mit heimtückischen, hinterhältigen, zanksüchtigen Brüdern und Schwestern? Die süssen kleinen Geschwister voller Unschuld, getarnt mit einem verzückten, unschuldigen Lächeln. Küssen durfte man sie, aber schlaue Leute attackieren doch so unschuldige kleine Heuchler nicht nonverbal. Jedenfalls mein Glaube, dass das wunderbar sein sollte, schwand zusehends. Lieber Bruder, falls du dieses Buch lesen solltest, ich habe dir längst verziehen und ich trage dir nichts nach. Du wusstest es ja damals auch nicht, dass man grosse Brüder nicht ständig necken soll.


Meine Grosseltern waren beeindruckend und lange nicht so streng wie meine Eltern. Jedoch auch bei ihnen merkte ich manchmal, was es bedeuten kann, wenn man Grenzen überschreitet. Zumindest mein Grossvater, der übrigens auch einen weissen Bart hatte, war immer ein wenig strenger. Ach, diese Grundgesetze, wie ich sie alle hasste! Ich werde sie jetzt hier nicht in Worte fassen, damit ich nicht noch als schlechtes Vorbild der Fäkalsprache bezichtigt werden kann. Also schön ausgedrückt, sie standen in einem krassen Gegensatz zu meinen damaligen Vorstellungen einer liebevollen, friedlichen Welt.



Pubertät, oder war ich da etwa schon voll drin?

Auf jeden Fall begann sich meine Orientierung vermehrt nach aussen zu richten – Freunde und Familie in der Welt draussen zu suchen. In der Clique fand man neben viel Positivem auch einen grossen Haufen Unerfreuliches. Vom Mobber wurde man schnell mal selbst zum Gemoppten und durfte dann in aller Härte ernten, was man zuvor selber gesät hatte. Das kann es wohl nicht gewesen sein. War das nun das Leben? Zudem kam noch die Scheidung meiner Eltern dazu, aber das ging mir schon nicht mehr sehr nahe. Ich äusserte meinen Wunsch, zu meinem Götti (Taufpate) zu ziehen. Dieser Wunsch wurde mir gewährt, und so ging ich in wenig Richtung Ostschweiz, die Welt zu erkunden.

Er und seine Frau hatten wohl nicht mit so einem pubertierenden jungen Stressfaktor gerechnet; auf jeden Fall eckte ich immer und überall voll an. Beide spürten bald einmal, dass ich nicht mehr der kleine, blonde, brave Junge war und ich mich lieber für Mädchen und Freunde ausserhalb ihrer sozialen Gemeinschaft interessierte. Zudem eignete ich mir Techniken an, um die engen Grenzen meisterhaft zu umgehen. Die Feststellung, dass das Zusammenleben mit Menschen wirklich nicht immer einfach war, vor allem dann nicht, wenn meine Grenzüberschreitungen ans Tageslicht kamen, stärkten mich in meiner Erkenntnis, dass ein Eremitenleben auch so seine Vorteile haben musste.


So entschied ich mich, lieber wieder zurück zu meinem Vater zu gehen, der auch sofort einwilligte. Alles wurde noch viel schlimmer, er nervte mich tagtäglich. Ein solcher Spiesser wollte ich ja nie werden und meine Rebellion gegen alle Regeln und Grenzen wuchs mehr und mehr. Ja, lieber Vater, du hattest es nicht einfach mit mir damals, da war ich als Baby doch um ein Vielfaches pflegeleichter.

Zur ganzen Rebellion kam dann noch die kirchliche Unterweisung hinzu. Nochmals ein paar Typen, die einem nur Müll erzählten. Auf die hatte ich gerade noch gewartet. Klar, da gab es die schönen Geschichten von Jesus, der half, aber was waren denn das für abgefahrene Spinner, die hatten wohl einen an der Waffel, dachte ich damals. Dann noch ein bärtiger himmlischer Vater! Weisser Bart? Nein, Nein, bitte nicht schon wieder! «Hey Leute, wollt ihr mich verarschen, den Samichlaus (St. Nikolaus) habe ich schon lange zu Grabe getragen. Geht in den Kindergarten mit euren Geschichten, da wirken sie vielleicht noch. Ich jedenfalls glaube schon längst nicht mehr alles, was man mir glaubhaft erzählt.»

Ja, lieber Leser und liebe Leserinnen, versucht euch mal vorzustellen, wie ich mich heute fühle, da ich weiss, dass Bin Laden's Anhänger einen Bart tragen!



Die Götter der Rebellion

Neben den Leuten in der Kirche gab es da noch eine Gegenbewegung. Musikgruppen, die von Satan sangen. Die waren viel cooler drauf, machten zumindest besseren Sound als die Kirche, und es war mir damals eigentlich egal, was für einen Stuss sie ins Mikrophon brummten. Ich verstand ja eh kein Englisch. Hauptsache war, der Beat brachte mein Blut in Wallung. Zudem hatten diese Musiker es eher mit der Farbe Schwarz zu tun, was mir zusätzlich sympathisch erschien.

Diese Typen hatten schon etwas Faszinierendes an sich, heissen Sound, cooles Outfit! Irgendwie war dort Energie und eine Kraft zu spüren, die alles, was ich bis anhin kannte, bei Weitem übertraf. Kurz gesagt: «Es faszinierte mich halt.» Es war okkult, man konnte es nicht greifen, man wusste nicht genau, was es war, aber es löste etwas aus. So nickte ich jeweils zum Beat den Kopf an der Schülerparty und auf die Schule pfiff ich unterdessen sowieso. Immer mehr wendete ich mich von meinem Vater ab und suchte meinen eigenen Weg. Muss ja schliesslich erwachsen werden und das Leben finden! Was spricht schon dagegen?


Hatte ich das Leben nun gefunden? Nein, ich kann euch beruhigen, so frühreif war ich nicht. Aber auf meiner Suche nach dem Leben wurde ich schon wieder angeschmiert. Ich bin erneut einer Lüge auf den Leim gekrochen, nämlich: «Was gut klingt, kann niemals schlecht sein, und wenn meine Freunde zur Musik nicken, kann man ihnen ruhig vertrauen.» Ich machte mir natürlich nie solche tiefgreifenden Gedanken darüber, dass ich als Gruppentier nur einem Trend hinterherrannte, und deshalb konnte ich auch nicht erahnen, ob das nun positiv oder negativ für meine Zukunft sein würde. Das war mir zu der Zeit alles ziemlich egal, ich wusste ja noch gar nicht, was Leben ist. Das Bewusstsein, was Rebellion für Auswirkungen auf das Leben haben kann, fehlte mir ganz und ich konnte weder richtig lieben noch leben. Nur was Spass macht und was schmerzt, darin hatte ich unterdessen ein wenig Erfahrungen sammeln können. Natürlich auch, dass man nicht alles blind glauben darf.

Das hätte ich eigentlich gewusst, aber irgendwie konnte ich noch nicht richtig damit umgehen. So liess ich mich in der Naivität meiner Jugend treiben. Klar, ich bin der einzige hier dem das passiert, ihr seid da sicher alle viel vernünftiger gewesen als ich. Sich so unvernünftig treiben lassen, wie kann man das nur? Das bringt doch nur Absturz im Leben oder etwa nicht? Zumindest die Erwachsenen sahen dies so, aber denen musste man ja nicht immer alles glauben.



Jetzt sind wir erwachsen

Es war relativ einfach, viele Gleichgesinnte zu finden. Fast alle meiner damaligen Freunde dachten, wir wären jetzt erwachsen. Spätestens mit der ersten Zigarette im Mund kam ein neues Bewusstsein auf, nämlich, dass man nun in die hohe Gilde der Erwachsenen eingetreten war. Zumindest sah man sie auch immer mit diesen weissen Stängeln gelassen herumlaufen, also vermutete man unterbewusst, dass dies wohl ein Kraut der Weisheit sein musste. Glimmstängel anzünden und nach dem dritten Zug nicht mehr husten und cool in der Gegend herumschreien, was das für ein Genuss sei.

Dies war für mich ein Beweis, dass wir das, was die Erwachsenen können, auch ohne sie erlernen konnten. Da gab es noch die obercoolen erwachsenen Raucher, die uns Ehre erwiesen, indem sie sagten, wie toll sie es fänden, dass wir nun auch die wahren Freuden des Lebens erspäht hätten. Dass diese uns nur anlogen, damit sie unsere Sympathie gewinnen konnten, das merkte ich erst viel später. Ja, man darf nicht alles glauben im Leben. Das hatte ich eigentlich schon gelernt, aber schöne Worte und gute Gefühle wirbeln oft die Realitäten so stark durcheinander, dass aus Lüge Wahrheit wird und aus Wahrheit dann Lüge.



Aha-Erlebnis

Plötzlich erkannte ich deutlich, dass diese Glimmstängel alles andere als cool waren. Damals bekam ich den ersten Denkzettel, was Sucht bedeutet und was es heisst, von diesem Kraut nicht mehr loszukommen. Toll! Welcome in the club . . der Gefangenschaft. Erste Lektion der Lüge gelernt, aber Pech gehabt, dafür die Freiheit verspielt!





Suchtprävention?

An dieser Stelle können mal alle Raucher und alle jugendlichen Leser selber prüfen, was die Grundgesetze der Realitäten von Sucht (Gefangenschaft) sind. Der Raucher und die Raucherin sollen mal ganz ehrlich ihre persönlichen Gefühle zum Ausdruck bringen, wie man sich so fühlt, wenn das Kraut der Weisheit plötzlich fehlt. Der Jugendliche kann mal ganz genau beobachten, wie nervös, ungemütlich, gestresst, ohne Freude, bis hin zu leicht gesteigerter Aggressivität und leichter Depression der Raucher wird, wenn er das Kraut nicht mehr konsumieren kann. Dazu kommt sein absoluter Wille, wieder viel Geld für Rauchwaren auszugeben, weil er immer noch hofft, sich damit die wahre Lebensfreude zurückkaufen zu können, die er bereits längst verloren hat.

Eigentlich weiss er genau, dass er mit diesem Kraut der Weisheit nur sich selber und andere vergiftet. Das war hart – zugegeben! Bitte keine Steine zurückwerfen, liebe Raucher und liebe Raucherinnen. Ich war auch einmal einer von euch. Ich liebe euch trotzdem alle. Aber Selbsterkenntnis geht oft nicht ohne Schmerzen vonstatten. Nur wenn man sie zulässt, wird man verändert. Du kannst natürlich auch sagen, ich wäre eine grosse Ausnahme gewesen, wenn ich mich so gefühlt hätte.

Vielleicht war ich ja wirklich eine Ausnahme. Jedoch die Verdrängung der Probleme führt meistens nicht zu einer positiven Veränderung der Situation. Das ist auch so ein kleines Grundgesetz, das ich hier gelernt hatte, anders formuliert: «Drogen lösen keine Probleme, sie verdrängen diese nur!» Die Statistiken belegen auch noch heute, dass ich damals keiner Ausnahmegruppe angehörte. Wie war ich froh, kein Einzelfall gewesen zu sein. Wie heisst es doch so schön: «Geteiltes Leid ist halbes Leid.»



Sind wir nun manipuliert oder ist Sucht und Abhängigkeit tatsächlich Freiheit, Genuss oder sogar Leben?

Ich kam damals mit vierzehn Jahren zur Erkenntnis: «Zigaretten sind nicht Leben, sondern eher Tod und Gefangenschaft.» Was ja die Wissenschaft unterdessen mehr als eindeutig belegt! Das Gefühl, nun gefangen im Kerker aufzuwachen, war für mich mehr als deprimierend. Nächstes Mal will ich besser prüfen und nicht mehr alles blind nachäffen, nur weil ich es bei den Erwachsenen so sehe. Das Leben war aber immer noch öde und mühsam. Belogen worden war ich schon mehrmals und reingefallen schon öfters. Das wahre Leben hatte ich noch immer nicht gefunden.

Alkohol versuchte ich auch ein paar Male, aber diese Droge war mir zu ungeheuerlich. Eine Droge, bei der du am nächsten Tag nicht mehr weisst, was du gemacht hast, und alle erwähnten dann noch: «Tolles Wochenende gewesen!» und lachen. Vollamnesie super toll? Mir war sofort klar, dass ich nicht noch so eine coole Droge brauchte in meinem Leben. Wieder abhängig werden? Besser einmal vorsichtig sein!

Zudem war das ja die Droge Nr. 1. Ich kontte ja mal etwas glauben, schadete zur Abwechslung nicht. Zugegeben, ich habe mehr als ein paar zu viel getrunken, aber das war für mich zumindest keine schlechte Lektion, am nächsten Morgen mit den Nachwehen und dem ganzen Katzenjammer aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, was alles mit mir geschehen ist am Vorabend.

Ich hatte am Morgen nach meinem ersten Rausch zwei Stunden Geographie in der Schule. Geographisch gesehen war ich an diesem Morgen auf einem Planeten, wo Hurrikane wüten Tag und Nacht. Zudem gab’s auf diesem Planeten Blitze und Donnerschläge, die allesamt direkt in mein Hirn einschlugen. «Herr Lehrer, wo sind nun diese schrecklichen Orte auf der Karte zu finden? Muss ja fürchterlich sein, dort zu leben!»

Jedes Wochenende einen Abstecher dorthin zu unternehmen erschien mir als ungeeignet, um das Leben zu geniessen. Das wahre Leben konnte dies unmöglich sein, habe ich nicht zu unrecht vermutet. Wenn ich heute beobachte, wie viele Menschen jedes Wochenende dort verbringen, dann frage ich mich oft, wie man sich freiwillig immer wieder dem ausliefern kann. Ich vermute mal, dass bei vielen vielleicht schon eine tiefere Abhängigkeit dahintersteckt. Wie kann man sich dem sonst immer wieder erneut ausliefern? Oder es ist halt schlichtweg masochistisches Verhalten.


Neue Drogen, mehr unbekanntes Mystisches


Da kam eines Tages ein neues Buch im Rahmen der Suchtprävention auf den Markt. Da schrieb jemand über seine Erfahrungen mit verschiedenen Drogen. Mann, war das interessant! Diese Person musste wissen, von was sie sprach, bei all den Erfahrungen mit dem Drogenzeugs. Vergessen war mein Frust über die Nikotin-Abhängigkeit und die Blitze, die in meinem Hirn einschlugen. Menschen mit Erfahrung, denen man ja blind vertrauen kann, oder? Jedenfalls wurde dort ausführlich beschrieben, dass Heroin ein Teufelszeug sei, der Konsum von Hasch und LSD aber kein grösseres Problem darstellte.

Das klang nicht schlecht, dachte ich als naiver Jugendlicher. Ich war zwar schon ein gebrannter Junge mit den Zigaretten gewesen, aber die Neugierde flammte erneut stark auf in mir. Der Freibrief, dass zwei davon harmlos seien, verstärkten meine Neugiergefühle eher als dass sie dadurch gebremst wurden. Solchen guten Ratschlägen muss man einfach Glauben schenken. Vergessen war in diesem Moment, dass nicht alle Erwachsenen die Wahrheit sagen. Die Neugierde hatte mich wieder voll gepackt.

Kennst du solche Ratschläge aus deinem Leben oder gehörst du sogar zu der Gruppe, die solche tollen Ratschläge verteidigt und verbreitet? Das Märchen von den harmlosen Drogen wird

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 15.02.2012
ISBN: 978-3-86479-289-2

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