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Erinnerung

Da stand ich nun. Was nur trieb mich dazu an, den inneren Zwang nachzugehen und mich auf dieser Reise zu begeben? Lag mein Leben nicht schon so in einem Scherbenhaufen? Warum wollte ich mir das antun?
Den Kragen hochschlagend sah ich mich um. Meine Mitreisenden wurden von Freunden und Verwandten herzlich begrüßt. Die ältere Dame, die mir während der langen Fahrt gegenübersaß. Mit selbst gebackenen Keksen bewaffnet überbrückte sie die endlosen Stunden von ihren Enkeln erzählend. Ein Lächeln stahl sich um meine Mundwinkel, als ich der Familie zusah. Ich erkannte die Enkel, den Sohn und die Schwiegertochter und hätte ihnen die Sorgen und Nöte der alten Frau mitteilen können.
Eine heftige Windböe zog über den Bahnsteig es war kalt verdammt kalt. Die Familie, die ich beobachtete, rückte unbewusst näher zusammen – Schutz suchend bei ihren Lieben. Wehmütig wandte ich mich ab konnte den Anblick kaum ertragen. Wie lange war es her? Wie lange schon vermisste ich das Gefühl der Geborgenheit? Ich wusste es genau zwanzig Jahre waren es fast auf den Tag genau. Tränen standen mir in den Augen, als ich daran zurückdachte. Mama und eine sechsjährige aufgeregte Quasselstrippe, die ich war; gemeinsam im Zug. Mama genervt von meinen unaufhörlichen Fragen bemühte sich Ruhe zu bewahren. Sie musste sich hier im Zug zusammenreißen das war in Meinen kindlichem Gemüt eingebrannt. In der Öffentlichkeit durfte ich reden und schwatzen, was das Zeug hielt. Ja dachte ich bitter die Konsequenzen sobald die Haustür hinter uns zuschlug kannte ich auch. Sie stürzte sich wutentbrannt auf mich, aber nicht wenn wir in diesem Zug saßen, nicht wenn wir an diesem Bahnhof hielten, nicht wenn Opa dort draußen auf dem Bahnsteig wartete. Nein in seinen Armen war ich sicher vor den Schlägen meiner Mutter.
Wieder stellte ich mir die Frage, warum ich hierher fuhr, und ließ den Bahnhof hinter mir. Setzte sicher meinen Schritt in den altbekannten Weg. Wie oft war ich ihn gegangen? Ich konnte mich nicht erinnern, jedes Mal, wenn Mutter mich ablieferte, weil sie es nicht mehr aushielt mit mir – unzählige Male. Neben mir Opa der mich fest an seiner Hand hielt meinen Koffer tragend. Mutter kam selten mit zum Haus ihrer Eltern und wenn doch so gab es schnell Streit. Dann versteckte ich mich in dem Zimmer unter dem Bett wünschte sie würde gehen, wünschte den Frieden herbei der ohne sie im Hause lebte.
Heute ging ich allein ohne Opa ohne Koffer. Nur eines im Sinn das einzige Heim suchend das Ich jemals kannte. Ich habe es versucht wirklich versucht mir ein solches Heim aufzubauen. Vergeblich! Wieso scheiterte ich immerzu? Die falschen Männer? Ja ich zog sie wohl magisch an kaputte Typen, die in ihrem Leben nichts vorzuweisen hatten außer ihrem Hang zur Gewalttätigkeit. Einer wiederholenden Melodie folgend geriet ich an jene männliche Spezies, die mit körperlicher Kraft ihren Willen und Launen durchsetzten.
Den letzten Schlussstrich zog ich letzte Nacht mit Bernhardt. Vier lange Jahre hielt ich es mit ihm aus – vier Jahre voller Angst – vier Jahre voller Entschuldigungen voller Versprechen, die er niemals einhielt. Vier Jahre, die mir gebrochene Knochen und Prellungen einbrachten und gestern Nacht dann das Ende – ich wehrte mich das erste Mal in meinen Leben wehrte ich mich gegen die ungerechtfertigten Attacken meines Partners. Ein Bild vor Augen, das vergessen in meinen Erinnerungen verborgen lag. Urplötzlich sah ich es vor mir, während die Schläge auf mich herniederprasselten. Stark und voll Zuversicht - die Worte hörend die mich zwangen aufzustehen, um mich gegen meinen Lebenspartner zu verteidigen. Dieses Bild diese Worte zwangen mich in den Zug zu steigen.
Ich atmete erleichtert auf ohne Druck ohne Angst atmete ich befreit auf. Nie wieder! So schwor ich mir wollte ich mich wie ein Stück Dreck fühlen. Nie wieder! Streckte ich mein Gesicht dem Himmel entgegen, wie zur Antwort fielen sanft große Flocken auf die Erde nieder. Ich blieb stehen streckte einem Kind gleich die Arme aus und drehte mich langsam das Gesicht hocherhoben den Mund weit aufgesperrt um eine Flocke zu erhaschen.
„Sieh mal die Frau!“, rief ein Junge an der Hand seiner Mutter, die mich mit einem skeptischen Blick maß. Ich zwinkerte dem Jungen zu, „Das macht Spaß!“, er nickte eifrig, während die Mutter im sicheren Abstand um mich herummanövrierte. Das machte mir nichts sollte sie mich für durchgedreht halten setzte ich meinen Weg fort es war nicht mehr weit die Straße entlang und dann rechts an der Apotheke vorbei das vierte Haus auf der linken Seite. Dort lag mein Ziel! Würde ich finden, was ich erhoffte?
Zu meinen Erinnerungen zurückkehrend – es war, wie jetzt kurz vor der Adventszeit in der das Schmücken begann. Die Frauen im Haus bastelten mit ihren Kindern - im Keller kramten die Männer nach dem Weihnachtsmann, den Rentieren, den Schlitten. Eine Zeit des Geflüsters brach aus - ich liebte sie. Oma schwach von ihrer Krankheit gezeichnet verließ das Bett nur, um mit mir das Haus zu schmücken. Opa holte seinen alten Taunus aus der Garage und fuhr in geheimnisvoller Mission los.
Meine Nase am Fenster platt gedrückt fragte ich Oma unentwegt, „Wann kommt Opa wieder? Warum durfte ich nicht mit? Was will er denn einkaufen?“
„Hab Geduld, Kind!“, streichelte Oma über mein Haar ich duckte mich unter ihrer Berührung diese Art von Zärtlichkeit kannte ich nicht. Sie zog ihre Hand langsam zurück setzte sich seufzend auf den Küchenstuhl. Seltsam das Ich mich daran erinnerte in all den Jahren war sie ein Schatten, der fast nie in Erscheinung trat. Wie auch? Sie lag meistens im Bett schon mal in der guten Stube eingewickelt in eine dicke Decke. Opa ja unter seiner liebevollen Obhut blühte ich auf mit ihm durchstreifte ich das Dorf die nahen Wälder und Felder.
Ich kam zur Apotheke – grelles Neonlicht blendete mich nichts erinnerte an den alten Mann, dem sie einst gehörte. Nun ja auch in einem verschlafenen Dorf wie diesem zog der Fortschritt ein. Gleich ist es soweit! Mein Herz raste vor Freude und auch Angst. Was wenn? Ja was wenn das Haus der Vorgarten nicht mehr so war wie einst? Ein kindlicher Wunsch schalt ich mich aus. Natürlich war es nicht mehr derselbe Vorgarten schon damals sagte Opa der Gehweg müsse gepflastert werden das Haus benötigte einen Anstrich … ja so redete er aber er änderte nichts bis auf jenen Tag, der mich aus meiner Lethargie riss.
Er kam gegen Mittag zurück mit strahlenden Augen die Hände reibend die so groß wie Teller waren. „Alles erledigt!“ ließ er sich auf den Stuhl fallen, der verdächtig unter seinem Gewicht knarzte.
„Dann willst du es tatsächlich tun?“, fragte Oma ihre Stirn kräuselnd.
„Aber ja!“ lachte Opa und zog aus einer seiner tiefen Taschen eine dunkelrote Kerze. „Sieh mal die habe ich extra für dich mitgebracht.“ Schob er die Kerze über den Tisch auf Oma zu. „Wie schön und wie sie duftet. Jeden Abend werde ich sie ins Fenster stellen und anbrennen.“
„Bis das Christkind kommt?“, fragte ich ehrfurchtsvoll die Kerze betrachtend ihr Duft so süß tief inhalierend.
„Ja bis das Christkind kommt.“ Versprach Oma.
„So! Meine Hübschen ich habe viel Arbeit vor mir. Na mein Fratz willst du mir helfen?“ zwinkerte Opa mir zu. Oma zog ihre zweifelnde Miene, „Ist es draußen nicht zu kalt für die Kleine?“ mit einem Blick zum Fenster als könne sie sehen, welche Temperaturen dort herrschten.
„Ach was frische Luft schadet niemals.“ Winkte Opa ihren Einwand ab, „Zieh dich warm an dann komm in die Garage.“ Wie glücklich ich war zu diesem Zeitpunkt. Die Stunden, die wir draußen miteinander verbrachten als wir die knorrige Tanne im Vorgarten ausgruben. Verschwitzt und verdreckt sahen wir zu wie sie endlich viel. Opa hatte vorgesorgt so sagte er schmunzelnd – ein Bauer kam mit seinem Traktor, der mit einer Kette die Tanne schließlich zu Fall brachte.
Abseitsstehend sicher an Opas Hand sah ich zu, wie die Kette sich straffte und die Wurzeln laut knackend brachen. „Siehst du mein Fratz, die Tanne, war alt und störrisch schon lange sollte sie fort. Sie nahm uns das Licht in der Küche nun kann Omas Kerze hell erstrahlen und noch etwas …“ lächelte er.
„Was denn?“
„Du wirst schon sehen. Komm setzen wir das Bäumchen ein.“ Ratlos schlurfte ich hinter ihm her. „Opa warum sollte die alte Tanne weg, wenn du wieder eine Neue einpflanzt?“ tat mir der alte Baum mit einem Male leid. Sicher würde sie gern noch dastehen.
„Puh“, stöhnte Opa, „Du kannst Fragen stellen.“ Kratzte er sich am Hinterkopf. „Sieh mal sie war alt und krank kaum noch Nadeln an dem dürren Geäst.“
„Sowie Oma.“ nickte ich verstehend.
„Oh nein Kind! So etwas darfst du nicht denken. Wie soll ich es dir erklären? Sagen wir ein Übel, das herausgerissen werden muss, damit etwas Neues gesundes wachsen kann. So ist das nun einmal und schau, wie winzig sie ist. Es braucht lange, bis daraus eine stolze Tanne wird und diesmal machen wir es besser sie bekommt all die Nährstoffe, die sie benötigt, um gesund heranzuwachsen.“ Deutete er auf die Eimer, die in der Garage standen. „Ja diesmal wird es besser.“ Murmelte er vor sich hin mir über die Schulter streichelnd. Er durfte das ihm vertraute ich. Er lächelte „So kann aus dem kleinen Fratz eine schöne strahlende Tanne werden.“
Kichernd schüttelte ich den Kopf, „Opa Tannen strahlen nicht!“ das wusste sogar ich mit meinen sechs Jahren. „Diese ja du wirst es erleben.“ Holte er eine Schachtel aus dem alten Taunus. Neugierig wollte ich wissen, was er in den Händen hielt. „Eigentlich wollte ich es dir noch nicht sagen aber verrate es Oma nicht.“ reichte er mir die Schachtel. „Das ist eine Lichterkette siehst du die kleinen Lämpchen? Sie werden unsere kleine Tanne erstrahlen lassen.“ Sagte er leise.
Wir pflanzten die Tanne ein – schlangen die Lichterkette drei – viermal um das kleine Gehölz. Opa lachte, „Da habe ich wohl ein wenig übertrieben eine Kürzere hätte es auch getan.“
„Nein, nein sie wird strahlen wie ein Stern.“ Hüpfte ich aufgeregt herum. „Mach sie an, mach sie an.“ Forderte ich ungeduldig. Doch Opa schüttelte den Kopf, „Heute Abend Kind, wenn es dunkel ist.“
„Nur einmal! Bitte! Bitte!“
„Nein!“, sagte er streng. Sofort wurde ich still so sprach er noch nie mit mir. Verschreckt ging ich ins Haus ein erster Schatten fiel in mein Paradies.

Als er endlich in den Keller ging, nachdem Oma feierlich ihre Kerze entzündete, konnte ich es kaum erwarten. Ungeduldig stand ich am Fenster wartete und wartete da endlich hell flutete die Lichterkette auf. Die dunklen Schatten im Vorgarten verschwanden. Oma kam eiligst zu mir, „Was?“ sah sie hinaus.
„Schau Oma ist das nicht schön?“, rief ich begeistert. „Ja!“ pustete sie ihre Kerze aus. „Die ist überflüssig so hell das vermaledeite Ding ist.“
„Oh nein! Sie duftet doch so süß.“ Darauf gab Oma keine Antwort.
„Nun wie sieht´s aus?“ kam Opa mit langen Schritten heran. Meine Freude war getrübt die Kerze rauchte dunkel vor sich hin. „Oma hat ihre Kerze ausgemacht.“ Sagte ich traurig.
„Tja wirklich hell da draußen. Wisst ihr was! Wir machen´s so – die Kerze bleibt an, bis wir die Läden schließen, erst dann schalte ich die Lichterkette an. Na was haltet ihr davon?“ ja das war mein Opa er fand immer einen Ausweg vergaß ich den Schatten, der über mir schwebte. Lächelnd zündete Oma ein Streichholz an bald darauf verlosch der helle Schein draußen.
Wie heimelig wir an diesem Abend beisammen am Abendbrottisch saßen. Das erste Mal ich konnte mich nicht daran erinnern, dass es jemals so war. Zwar saß Opa ab und an mit in der Küche und Oma lag um diese Zeit meist im Bett. „Geht es dir gut?“, fragte Opa besorgt nach.
„Aber ja!“, versicherte Oma mit einem ihrer seltenen Lächeln im Gesicht. „Schließlich wollen wir uns an die strahlende Tanne erfreuen.“
„Ja!“ hob Opa seinen Kaffeebecher prostend hoch, „Ein Licht der Hoffnung.“ Schielte er zu mir herüber.
„Auf was für Ideen du kommst.“ Meinte sie kopfschüttelnd. Gemeinsam räumten wir den Tisch ab. Die Stille in der Küche machte mir nichts – Stille war weitaus besser als eine schreiende Stimme und sie schwiegen oft der Opa und die Oma.
„Ich schließe die Läden.“ Sagte Opa schließlich, auch er wirkte ungeduldig. Immer wieder schaute er Oma an blickte aber sofort fort, wenn sie ihn ansah. Welch ein seltsames Spiel sie betrieben, beobachtete ich sie genau. Ich hatte Freude als unsichtbarer Dritter daran teilzuhaben.
„Wir werden uns dort draußen den Tod holen.“ Meinte Oma besorgt.
„Ach was!“ wiegelte Opa ihre Bedenken fort. „Zieht euch eine Jacke über.“ Er ging an den Küchenschrank und füllte aus einer Flasche seinen Kaffeebecher auf. „Das wird mich warmhalten.“ Zwinkerte er uns zu.

Ja die Tanne strahlte man sah nur die Lichterkette die Tanne blieb in Dunkel der Nacht verborgen. Gemeinsam sahen wir sie ehrfürchtig auf sie hinab. Während Opa genüsslich aus seinem Kaffeebecher trank. Ich weiß noch, wie ich sie mir vorstellte, wenn sie erst einmal groß war. Ganz so wie Opa sie beschrieb.
So müsste sie heute aussehen sah ich blind in die Auslage der Apotheke. Zögernd wandte ich meinen Blick die Straße hinauf das vierte Haus auf der linken Seite man konnte von dieser Ecke weder Haus noch Vorgarten sehen das wusste ich die Tanne schon, wenn sie noch stand. Tja wenn … schaute ich wieder in die Auslage des Schaufensters.
Es half alles nichts aus diesem Grunde bin ich hergefahren. Geh!
Doch ich konnte nicht die Erinnerungen holten mich ein. Gleich, nachdem wir hineingingen, schickte mich Opa in mein Zimmer. Seinen Atem roch komisch wie Mamas … ich fragte nicht sah nicht zurück, sondern schlich leise die Treppe hinauf auf das keine einzige hölzerne Stufe knarrte. In meinem Zimmer versteckte ich mich unter dem Bett die lauter werdende Stimme aus dem Erdgeschoss ausschaltend.
Ich wusste, was dort unten geschah. Kroch ich weinend in die hinterste Ecke die Decke über den Kopf ziehend. Ich wollte das nicht wahrhaben das war doch mein Paradies – hier in diesem Haus mit der strahlenden Tanne sollte es das nicht geben.
Und doch geschah es!
Dann wurde es ruhig endlich ruhig. Die Stille breitete sich im ganzen Haus aus. Ich wagte mich nicht vor. Wer weiß, wer die Treppen hinaufstieg. Die Schritte ließen die Treppe aufstöhnen kamen den Flur entlang verhielten vor meiner Tür. Noch heute spürte ich die kalte Wand in meinen Rücken.
Ja das war mein letzter Tag in diesem Haus. Ich sah weder Oma noch Opa jemals wieder auch meine Mutter nicht. Die Frau die die Tür öffnete kam vom Jugendamt irgendwer hatte es verständigt. Lange Jahre wusste ich nicht wer genaugenommen zwanzig Jahre nicht. Denn dieser Tag dieser Abend lag verborgen in meinen Erinnerungen.
Bis letzte Nacht als er angetrunken heimkam. Da irgendwann zwischen seinem Gebrüll und den Schlägen, erinnerte ich mich, schaffte es mich zu wehren.
Am Morgen dann nahm ich den Zug musste mich vergewissern, ob die Tanne wuchs, ob sie sich strahlend in den Himmel reckte, wie ich es mir als Kind ausmalte und nun schaffte ich die letzten Schritte nicht. Meine Knie zitterten vor Aufregung wieder sah ich die Straße hinunter wagte den Blick auf die linke Seite und da stand sie ganz wie Opa sagte ragte sie stolz in den Himmel. Erleichtert atmete ich auf. Ja das war sie schön und stark – strahlend in ihrem weißen Kleid.
Eine innere Ruhe ergriff mich Tränen liefen meine Wangen hinunter. Erst jetzt fiel der Druck, der auf meiner Seele lastete von mir ab. Einer Schlafwandlerin gleich hielt ich auf sie zu kein Blick für anderes übrig blieb ich vor ihr stehen. „Hallo du!“, flüsterte ich die Hand ausgestreckt die Nadeln berührend. Schnee fiel auf meine Hand. Ein letztes Mal sah ich hinauf ein Abschied, „Machs gut du stolze Tanne!“ und kehrte ihr den Rücken zu.
Geschwind und ausgreifend ging ich zum Bahnhof zurück. Löste ein Ticket und bestieg bald darauf den Zug, der mich in meine Heimatstadt fuhr.
Nur eines musste ich erledigen dann konnte ich die Geister meiner Vergangenheit Adieu sagen.
Welch ein Unterschied dachte ich, als ich den Bahnsteig betrat. Nichts von der gelassenen Ruhe des Dorfbahnhofes hier herrschte regsame Hektik vor. Mein Ziel vor Augen das Ich schnellstens erreichen wollte nahm ich mir ein Taxi. Der Fahrer blickte mich interessiert an, als er die Adresse hörte. Doch was machte das schon. Aussteigend schaute ich auf das Gebäude vor mir. Nun denn! Sprach ich mir Mut zu und drückte auf den Klingelknopf fast sofort ertönte der Summer.
Der Mann lächelte mir aufmunternd zu als ich zögernd nähertrat. „Guten Abend!“ nickte ich ihm lächelnd zu, „Ich möchte einen Mord melden. Das Opfer ist Bernhardt Melinghaus und ich habe ihn letzte Nacht mit meinem Kaffeebecher bewusstlos geschlagen. Anschließend mit der Lichterkette erdrosselt. Sie finden ihn im Hirschweg 14. Oh eine Kerze eine dunkelrote nach Zimt duftende Kerze steht im Küchenfenster, wenn ihre Kollegen diese Bitte löschen würden.“
Der Wachmann starrte mich ungläubig an, bevor er zum Telefon griff. Ich achtete nicht weiter auf ihn dachte an meinen Opa.
Siehst du, ich habe das Übel beseitigt Opa. Kein Mensch wird mich mehr misshandeln. Ich habe mich gewehrt so wie du an jenem Abend. Wusste ich was das Schweigen damals bedeutete ich glaube ja. Ich hörte ihr zorniges Geschrei – ihre Stimme ihre Beleidigungen. Weißt du, ich versteckte mich unter dem Bett aus Angst, das du sie nicht aufhieltest. Aber du brachtest die Kraft auf – für mich Opa. Danke.


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Tag der Veröffentlichung: 13.12.2012

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