Eins
Schule. Das allseits bekannte Wort, weswegen man sich am liebsten wieder ins Bett verkriechen möchte. Wären da nicht die Eltern, das Gesetz der Schulpflicht und der Rektor. Diese machten es schier unmöglich, dass man sich davor drücken konnte. Also trappte durch mein Zimmer, im Halbschlaf wohl gemerkt, zog mich um und lief ins Bad. Ich blickte in den Spiegel. Mal wieder das verschlafene Gesicht, das zeigte, dass man viel zu lange wach gewesen war und man eigentlich hätte früher schlafen gehen können (aber natürlich tat man das nie obwohl man es sich immer versprach).
Als ich auch mit dem morgendlichen “Badritual” fertig war ging ich nach unten.
“Lana???”
“Ja Mom?” fragte ich.
“Ich muss mit dir reden.” meinte sie und kam um die Ecke. Oha, was kam jetzt?
“Also…” fing sie an, als wir uns an den Küchentisch setzten.
“Ich werde heiraten.”
“WAS?!” Ich glaube ich habe mich verhört?! Sie wird was?
“Ja, du wusstest bis jetzt noch nichts von ihm, er heißt Sam und wir kennen uns jetzt schon seit einem Jahr.” Die will mich verarschen oder? Und mir sagen, ich hätt Geheimnisse! PAH!!!
“Also? Wo ist die versteckte Kamera?” fragte ich entsetzt.
“Ich meine das ernst.” sie setzte ein Pokerface auf.
“Ja ich auch.” Stille.
“Warum hast du mir nie etwas erzählt?!” fragte ich und blickte sie durchdringend an.
“Weil… weil ich dachte es sei zu früh.”
“Warum zu früh?” Ich verstand sie echt nicht.
“”Wegen deinem Vater.”
“Mom, das ist schon über 10 Jahre her, das verkrafte ich schon.” Jetzt hält sie mich also schon für schwächlich. Ihre 18-jährige Tochter. Sehr aufbauend!
“Bist du mir sehr böse?” da fragte sie mich das ernsthaft wie ein kleines Kind. Natürlich war ich nicht gerade begeistert zu hören, dass ich einen mir unbekannten Stiefvater bekommen würde.
“Nein.” antwortete ich resigniert, stand auf und holte meine Sachen. Toller Morgen! Was kommt als nächstes? Vielleicht erfahre ich, dass mein “Stiefvater” auch noch Kinder hat?! Das wäre ja noch besser.
Ohne mich zu verabschieden verschwand ich nach draußen. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mir nix gesagt hatte! Ich wartete auf Elvira, meine beste Freundin. Sie nahm mich immer zur Schule mit, da ich noch kein Führerschein hatte, trotz meiner 18 Jahre (aber meine Mutter hatte ja immer panische Angst, dass mir was passieren könnte wenn ich mal nicht aufpasste, aber mir einen Stiefvater vor die Fresse werfen, war klar!)! Mir fiel ein, dass ich ja nicht mal wusste ob wir umziehen würden oder die zu uns ziehen würden.. ich vermutete das schlimmste.
Da kam Vira (So nannte ich Elvira sonst immer) angefahren mit ihrem kleinen Volvo. Sie grinste mir zu, aus ihren Auto dröhnte laute Musik. Na wenigstens eine von uns hatte gute Laune. Heute hatte sie Hotpants an wie ich und ein Top mit der Aufschrift der band „Ramones“. Dazu noch eine Fliegerbrille auf der Nase und die dunkelblonden Haare über der einen Schulter. Ich stieg zu ihr ein und sie überfiel mich mit Knutschern. Dann fuhren wir auch schon weiter zu unserer Schule.
„Meine Mom wird heiraten!“ brachte ich dann hervor als sie das Radio leiser gestellt hatte.
„Was?!“ fragte sie voller Entsetzen und blickte kurz mit unglaube zu mir herüber bis sie wieder auf die Straße blickte.
„Wie jetzt, auf einmal?“
Ja, sie hat mir die ganze Zeit ihren neuen Wichser verschwiegen.“ Ich knirschte mit den Zähnen.
„Na super! Wie scheiße ist das bloß von ihr!“ meckerte sie rum. Damit hatte ich ihre Laune also auch getötet. Fuck, jetzt tats mir leid.
„Ich checks auch nicht..“ meinte ich entnervt.
„Zieht ihr weg?“ fragte sie
„keine Ahnung, sie hat nur davon geredet, dass sie ihre neue Tröte da heiraten würde, mehr hat sie mir noch nicht gesagt.“ Ich atmete tief durch. Das letzte mal war ich so sauer auf meine Mom gewesen als sie mir verboten hatte zu dem einen Konzert zu gehen.
„Noch besser. Ich wette die schmeißt dich da einfach rein und du sollst damit leben.“ Da hatte Vira recht, so war es sicher.
Zum Glück verging der Schultag schnell (nicht so wie manchmal wo Minuten Stunden sind -.-) und ich war wieder zuhause. So konnte ich in Ruhe meine Mom auseinandernehmen und sie am Ende umbringen, wenn irgendwas schlechtes bei war (nein, ich brachte sie doch nicht um, was denkt ihr? :D). Als ich ins Wohnzimmer platzte, wollte ich am liebsten wieder umdrehen.
„Lana! Da bist du ja! Ich möchte dir meinen Verlobten vorstellen, Sam.“ Meinte meine Mom und die Menge in meinem Kopf schrie ‚Nooooooooin!!!‘. Er stand auf und trat auf mich zu mit einem Lächeln und streckte die Hand aus. Er sah ziemlich schnöselig aus, schon beinahe tuntig (oh Gott, was hatte sich meine Mutter da geangelt?! Nix gegen Tunten oder Schwule, aber er sah nach so was gruseligem aus).
„Den seine Hand soll ich anfassen?!“ meine Mom schaute mich entsetzt an. Oh Fuck, ich habe laut gedacht (irgendwann sollte ich das vielleicht mal abstellen).
„Ehm.. hi, ich bin Lana.“ Meinte ich kleinlaut und gab ihm schnell die Hand. Er schaute mich etwas prüfend an.
„Ja, sehr erfreut, Lana.“ Meinte er und überging meinen Satz somit von gerade. Aber ich glaubte das würde noch ein Nachspiel von sich tragen.
„Lana, du kannst dich freuen, du hast einen Stiefbruder und wenn wir da sind, wirst du ihn gleich kennenlernen.“ Und da bekam ich den Schlag auf den ich gewartet hatte und für den ich trotzdem niemals bereit gewesen wäre.
„Stiefbruder?!“ sagte ich.
„Ja, mein Schatz, ist das nicht toll, dann bist du nicht mehr allein!“ meinte meine Mom fröhlich und Sam lächelte auch. Das Problem war, dass ich lieber allein war als dieses Ding von einem Stiefbruder zu haben der mich von morgens bis abends nerven würde!
„Und wir werden zu Sam und seinem Sohn Tyler nach San Francisco ziehen.“ Es stand fest: meine Mutter hasste mich und sie hatte vollkommen einen an der Bommel! Wieso tat sie mir sowas an?! Klar, ich war nicht immer das liebste Mädchen gewesen, kam auch schon einige Male betrunken nachhause oder hatte mal Sex mitten auf ihrer Couch als sie nachhause kam, aber ich hatte mir immer ganz von allein mein Essen für die Schule gemacht! Also, warum tat sie das dann?!
„Das Gute ist, ihr könnt euch auch gleich besser kennen lernen und euch aneinander gewöhnen da Sam und ich eine kleine Weltreise starten wollen und das für 10 Wochen! Ist das nicht klasse?“ Oh ja, total klasse. Absolut. Ich war begeistert.
Zwei
Wir fuhren nun schon 2 Stunden. Wo hatte meine Mutter den bloß hergeholt?! Ich wette Online- Dating. Und ich dachte meine Mom würde sowas nie bringen. Vielleicht dachte ich aber auch falsch und sie kannten sich von woanders her. Naja also fragen würde ich ja schon mal nicht. Ich hatte beschlossen auf die Zicke des Jahrhunderts zu machen um meiner Mom zu zeigen, dass sie mich nicht mehr zur Freundin haben würde! Ja, ich weiß das war gemein und so ein Mist, aber (ja, ABER) man muss sich auch in meine Situation hineinversetzen. Wir waren gleich am Tag nachdem ich es erfahren hatte aufgebrochen mit meinem 53 Paar Schuhe und meinen 4 Koffern Klamotten. Immerhin musste ich sie nicht tragen, das war die einzig gute Sache daran gewesen. Ich musste mir echt das Lachen verkneifen als Sam versucht hatte alle 4 Koffer plus die Schuhe mit einem mal zum Auto zu schleppen. Ich stand dort lässig an der Tür und hatte das Schauspiel beobachtet wie meine Mom kreischend zu ihm gerannt war als er die Treffe hinunter geflogen ist und unter meinen Koffern begraben wurde. Als ich da anfing zu glucksen wurde ich von meiner Mom extrem boshaft angestarrt. Ich hatte ja gehofft Sam hätte so schlimme Verletzungen davongetragen, dass wir die Reise zu dem neuen Haus hätten verschieben müssen, aber nein Gott machte mir einen Strich durch die Rechnung (doofer Gott, auf den war auch nie Verlass -.-).
Wir fuhren schon durch San Francisco, also mussten wir ja endlich bald mal ankommen! Ich musste zugeben die Stadt sah gar nicht mal so schlecht aus (aber schlecht genug, dass ich immer noch die Zicken schieben würde). Sam bog mit dem Porsche ab und dann auf eine Auffahrt zu einem sehr großen Haus welches einer Villa glich.
„Wir sind da!“ schrie meine Mom erfreut. Seitdem sie mir das mit ihrer Verlobung erzählt hatte, war sie fast nur so auf Rosa-Rote-Brille gewesen was einem schon echt Angst machte (ich hoffte mal das blieb jetzt nicht für längere Zeit, sonst müsste ich echt ausziehen oder mich umbringen, aber obwohl sie würden ja eh 10 Wochen weg sein, also verschob ich das mal 10 Wochen nach hinten).
Ich stieg aus und ging ein Sück auf das Haus-Villa- was auch immer zu. Sam kämpfte schon wieder mit meinen Koffern, aber diesmal unterdrückte ich ein Lachen (Grinsen war doch aber erlaubt ;D).
„Lana mein Schatz, hilf uns doch mal bitte.“meinte meine Mom. Ich blickte sie an und mein Blick schrie beinahe nein. In dem Moment kam ein extrem heißer Junge die Treppe der Villa hinuntergelaufen. Seine Haare waren dunkelbraun, verstruppelt und etwas länger. Er war sehr groß, ich schätzte ihn auf 1,90m und seine Statur, hrrr, man sah wie seine Muskeln unter dem T-shirt spannten. Sexy, absolut. Mohohhoment! Stopp! Der Typ den ich hier gerade anschmachtete das konnte doch wohl kaum ein geringerer als Tyler sein, oder? ODER?! Bitte, einmal! Bitte nicht! Lass ihn ein Haussklave- Elf keine Ahnung was sein, aber bitte nicht mein zukünftiger Stiefbruder! Bitte, alles außer das! Er kam auf mich zugeschlendert. Ich betete. Ich betete so hart, härter gings nicht! Man warum musste das Wort ‚hart‘ immer so verdammt zweideutig klingen? Egal jetzt! Er blieb vor mir stehen und lächelte mich mit wunderschönen dunkelblauen Augen an(oh bitte, bitte nicht mein Stiefbruder, sonst müsste ich dieses Grinsen und diese schönen Augen hassen!).
„Hey, Hübsche, ich bin Tyler.“ Meinte er arrogant und das war der 2. Schlag. Neeeeeein! Warum nur warum?! Er war es wirklich! Gott, wieso tust du mir das jetzt an? Ich habe extra gebetet! Er war mein Stiefbruder. Und warum war er nur so scheiße eingebildet? Spast.
„Ja, das ist aber toll für dich, mh?“ meinte ich, drehte mich um und ging zu dem halb-toten Sam, der mittlerweile mit meinen Schuhen kämpfte und meine Koffer aufgegeben hatte. Ich schnappte mir einen Koffer und marschierte stark angepisst an dieses eingebildete, viel zu gut aussehendes Stiefbruderdings vorbei in die Haus-Villa. Ich hasste ihn also. Einfach aus Prinzip (ihr versteht schon Zicke und so).
„Mom!“ rief ich. Der Flur war sehr groß und die breite, dunkle Treppe weiter hinten machte echt was her. Aber für diese Sachen hier konnte ich mich jetzt nicht interessieren, ich war zu wütend (nur mein Zimmer, das würde ich genauer unter die Lupe nehmen :D).
„Ja?“, sie blickte aus einer Tür heraus. Die hat sich hier also schon eingelebt. Schön!
„Wo ist mein Zimmer?“ fragte ich und versuchte normal gelaunt zu wirken, aber nur für einen Moment damit sie mich in nächster zeit in Ruhe ließ.
„Wenn du Treppe rauf gehst die dritte Tür links.“ Und schon war ich davon gebraust. Ich stolperte halb die Treppe hoch und ging zur dritten Tür auf der linken Seite des sehr hell gehalten Flurs. Die Tür stand schon offen. Ich ging langsam hinein und schob jetzt erstmal die bösen taten der Welt von mir und betrachtete das riesen Zimmer vor mir. Wow. Mein Zimmer war in Türkis-Tönen gehalten. Weiter hinten stand ein komplett rundes Bett mit tausenden Kissen (ich liebte Kissen!). Große Fenster lagen rechts und ein paar bei dem Bett an der Seite. Ein weißer Schreibtisch, eine fette Stereoanlage, ein Fernseher an der einen Wand, Mehrere Sitzmöglichkeiten und einige Regale schmückten mein Zimmer. Rechts waren große Türen in die Wand eingelassen. Ich ließ meinen Koffer und meine Tasche fallen, rannte darauf zu und riss die beiden weißen Schranktüren auf. Oh mein Gott! Es war ein begehbarer Kleiderschrank! Dieses Zimmer war für mich der siebte Himmel!
„Hübsches Zimmer.“ Hörte ich von der Tür. Der hatte auch nur das Wort ‚Hübsch‘ drauf, oder?! Ich ging in Tylers Richtung.
„Hübscher als dein Gesicht allemal!“ Wut beschrieb mein Gesicht. Er grinste nur weiter.
Texte: Der Text stammt aus der Fantasie, die mein Gehirn mir immer gibt.
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner besten Freundin, weil sie mein Inspirationsplappermaul ist. *-*
Und natürlich widme ich es auch euch, meinen wunderbaren Lesern. (: