"Die Vorstellung, pessimistisches Denken sei zwangsläufig mutlos, ist kindisch ... Die Schriftsteller ... haben bewiesen ..., daß in Ermangelung einer optimistischen Philosophie ihnen zumindest der Begriff Menschenpflicht nicht fremd war. Ein unvoreingenommener Geist würde also die Feststellung erlauben, daß eine negative Philosophie in der Praxis nicht unvereinbar ist mit einer Ethik der Freiheit und des Mutes. ... die Tatsache, daß bei ein paar Menschen eine Philosophie der Verneinung mit einer positiven Moral zusammenfällt, bildet in Wahrheit das große Problem, das unsere ganze Epoche schmerzlich erschüttert ... Wenn die Epoche an Nihilismus leidet, finden wir die Moral, die wir brauchen, nicht, indem wir den Nihilismus unter den Tisch wischen. Es läßt sich wahrhaftig nicht alles auf Verneinung oder Absurdität zurückführen. Das wissen wir wohl. Aber zuerst müssen die Probleme der Verneinung und der Absurdität gestellt werden, denn auf sie ist unsere Generation gestoßen und mit ihnen müssen wir fertigwerden."
(VdF, 29-31)
"Er wollte schlicht schildern,
daß es an den Menschen mehr
zu bewundern als zu verachten
gibt."
(DP, 251)
In dieser kleinen Studie soll der Frage nachgegangen werden, ob sich im Werk des humanistischen Schriftstellers Albert Camus, der nicht selten in die Reihe der Existenzphilosophen eingeordnet wird, eine (zumindest) implizite Ethik auffinden läßt, und was deren Gehalt darstellt.
Indem wir die drei (bzw. vier) berühmten Kant´schen Fragen (KrV, 677), welche die gesamte Philosophie umgreifen, als erkenntnisleitende Folie benutzen, wird sich zeigen, daß die Frage WAS KANN ICH WISSEN? pessimistisch eingeschätzt wird und in den Begriff des Absurden einmündet. Kants dritte Frage WAS DARF ICH HOFFEN? erhält einen durchweg negativen Bescheid, - in einer als gott-los gedachten Welt ist begründete Hoffnung nicht länger möglich. Mit diesen beiden Antworten - hoffnungslose Absurdität - umschreibt Camus die conditio humana (Kants vierte Frage WAS IST DER MENSCH?) und all sein Denken zielt auf die Frage ab: WAS SOLL ICH TUN?
"Für Camus kann es gar nicht so etwas wie einen sicheren Boden des Moralischen geben; eben darum kreist sein Denken immer wieder um die zentrale (ethische) Frage, wie man praktisch sein Leben führen kann angesichts der erfahrenen Absurdität der Welt." (GgP, 136)
Albert Camus´ Philosophieren hebt an mit der Frage nach einem Sinn des Lebens überhaupt. Kann man, soll man, muß man leben als Mensch? Warum, wie und wozu? - Es gebe "nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord" und "die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie." (Sis, 10)
Es ist also unabgemacht, ob der denkende Mensch überhaupt leben und nicht vielmehr sich töten solle, - eine ethische Fragestellung liegt noch in weiter Ferne.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Klaus Strohmaier
Bildmaterialien: Klaus Strohmaier
Tag der Veröffentlichung: 27.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5805-6
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