„Ich hätte nicht hier herkommen dürfen.“, ging ihr durch den Sinn und trotz ihrer inneren Panik trat sie langsam ein. Im Rahmen der Eichentür blieb sie unsicher stehen und schaute sich um. Alles lag im Dunkeln und nur durch kleine Ritze gelang ein wenig des Sonnenlichtes von außen nach innen. Nirgends konnte sie eine Bewegung aus machen, auch bemerkte sie nicht wie die Sonne langsam am Horizont unterging. Bald würde der Mond dessen Platz einnehmen und die nächtlichen Straßen mit seinem Licht erhellen. Leise aber noch unsicher ob das eine gute Idee war, schritt sie die geschwungene Treppe hinauf um in sein Zimmer zu gelangen, „Ob hier noch mehr von ihnen leben?“, fragte sie sich und ging auf Zehenspitzen zur Tür. „Mmh… ich glaube ich bin hier richtig. Anne sagte mir die zweite Tür von links, oder war es die dritte?“, schulterzuckend hob sie ihre Hand und griff nach der Tür. Genau in dem Moment wo sich die Tür öffnete wurde sie von zwei starken Armen nach hinten gezogen und umgedreht. Ihr stockte der Atem, mit einem eisernen Griff hielt sie ein Mann fest der eine unglaubliche starke Ausstrahlung besaß und sie nun misstrauisch musterte. Sie konnte ihrem Blick nicht von ihm Wenden, dieses Geschöpf der aus einem Playboy entsprungen sein könnte hatte faszinierende strahlend grüne Augen und Haare, dessen Blond fast weiß aussah. Als er nach einer Weile die Stirn runzelte und sein Blick Verärgerung aussandte, hielt sie es besser sich erst einmal hier herauszureden bevor er auf die Idee kam sie könnte eine Einbrecherin sein. „Ohh… Hallo! Haben Sie mir einen Schrecken eingejagt!“, sie versuchte ein unschuldiges Lächeln zustande zu bringen, was aber nach seinem Gesichtsausdruck zu urteil nicht gerade gut ankam. „Bunâ seara, Miss.“ Antwortete er freundlicher als gedacht. „Wie es aussieht kauft er mir die Unschuldsnummer ab.“, dachte sie grimmig, versuchte ihre Rolle weiter zu spielen. „Es tut mir wirklich sehr leid, ich wusste nicht dass dieses Haus bewohnt ist. Hoffentlich habe ich Sie nicht gestört.“, Ein Gefühl das sie immer verspürte wenn sie anfing zu lügen regte sich in ihr, ihr Gewissen. „Oh…bin ich wirklich so schlecht im Lügen? Wenn ich mir seinen Gesichtsausdruck so ansehe, glaubt er mir kein einziges Wort.“, Langsam stieg die Panik in ihr hoch. „Könnten Sie mich bitte los lassen, ich würde jetzt lieber gehen.“ Als er ihr keine Antwort gab und seinen Griff nicht löste, versuchte sie sich selbst aus seinem Griff zu winden. Sie hätte es voraussehen müssen, jetzt lagen seine Hände wie ein Schraubstock um ihre Arme und verschlimmerte alles. Vor Schmerz schrie sie laut auf, „Aua lassen Sie mich los, das tut weh Sie… Sie..“ „Ich was?“ unterbrach er ihren kleinen Wutanfall mit einer gefährlich leisen Stimme. „ Ich… Bitte lassen Sie mich los, sie tuen mir wirklich weh.“ Sagte sie nun mit einem etwas freundlicheren Tonfall. „Ich lasse sie los, aber denken Sie daran Sie sollten lieber nicht so schreien.“ Antwortete er ihr nun etwas freundlicher und lockerte seinen Griff um ihre Arme. „Warum denn? Kommen dann etwa noch mehr von Ihrer Sorte?“ fragte sie ihn schnippisch. Staunend blieb sie mit offenem Mund vor ihm stehen, es sah so aus würde sein Kopf immer mehr erröten. „Momentmal, Vampire können rot werden?“ fragte sie sich und einen Moment später brach er in schallendes Gelächter aus. Er lachte. ER lachte. ER LACHTE SIE AUS! Was für eine Frechheit! Gekränkt drehte sie sich um und kehrte ihm dabei denn Rücken zu. Mit gerunzelter Stirn hörte sie wie seine Hand auf seinem Oberschenkel klatschte und er sich vergebens bemühte sich wieder einzukriegen. Zögernd sah sie über ihre Schulter und wäre dabei selbst fast in Lachen ausgebrochen. Er sah so verdammt süß und lustig aus, wie er sich so hin- und her wälzte. Dabei bemerkte sie sein Lachen zwar schön klang, aber auch etwas eingerostet. Wie jemand der für sehr lange Zeit nicht gelacht hatte. Sicher würde sein lachen sich atemberaubend schön anhören wenn er es öfter tun würde. Sie konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen, wie es scheint brachte sie wirklich jeden dazu zu lachen. Jetzt da er so außer Atem ist und ruhig vor ihr lag, konnte sie ihn sich nun genauer betrachten. Sein Haar war von einem hellen blond und von ein paar weißen Strähnchen durchzogen. Seine grünen Augen erinnerten sie an einem Wald voller Fichten, so ein schönes intensives grün hatte sie lange nicht gesehen. Zu lange, der Letzte war ihr… Eine ungeheure Traurigkeit überkam sie plötzlich. Es ist sehr lange her dass sie an den schlimmen Unfall von damals erinnert wurde und noch länger ist es her dass sie dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Einsamkeit überkam. „Alles in Ordnung, scumpo?“ fragte er sie besorgt und wollte einen Arm um sie legen. Schnell wischte sie sich ihre Tränen weg und sah überrascht zu ihm auf. Ihre Überraschung über seinem besorgten Tonfall, machte schnell Platz für eine leichte Empörung. „Wie haben Sie mich genannt?“ schrie sie ihn nun wieder an. Keiner von den beiden Streithähnen bemerkte wie jemand den Gang entlang kam, genau auf sie zu. „Scumpo bedeutet Schätzchen.“ Antwortete eine ruhige reizvolle Stimme hinter ihr. Erstaunt drehte sie sich um, so eine beruhigende Stimme hatte sie noch nie gehört. Aber der Mann zudem die Stimme gehörte war noch erstaunlicher. Da gab es nur eine Bezeichnung. WOW. Nicht Wow negativ, sondern ein Wow das sogar Leonardo DiCabrio alle Ehre gemacht hätte. Aber mal im Ernst, niemand, aber wirklich niemand hätte es mit diesem Mann aufnehmen können. Nicht nur vom Aussehen her, auch von der Statur. Wenn sie den anderen schon für ein Playboy model hielt was war er dann? Sogar ein griechischer Gott war nicht so schön wie er. Seine helle Haut, die mit seinen ozonblauen, fast mitternachtsblauen Augen im Kontrast standen und einen sicherlich in die Seele blicken konnten. Dazu kommen noch diese braunen Haare bei denen man das Gefühl hatte, man müsste sofort mit den Fingern durch sie hindurch fahren und dieser Mund! Oh mein Gott! Dieser Mund musste schon vielen Frauen den Schlaf geraubt haben. Mit diesem Mann wollte sie lieber nicht auf einer einsamen Insel gestrandet sein. „Sicherlich würde ich zuerst die Kontrolle verlieren.“ versuchte sie ihre Gedanken wieder zu ordnen. Sie bemerkte dass sie ihn schon sehr offensichtlich angestarrt haben musste, denn er runzelte die Stirn und sein Körper schien angespannt zu sein. In dem Moment wo er seine beiden Arme um sich schlang, schaute sie beschämt auf den Boden. Trotzdem entging ihr nicht wie muskulös er unter seinem Hemd sein musste. Diese Arme könnten sich hervorragend über sie stützen ohne einmal wie die meisten Männer um Gnade zu betteln. „Verdammt, was ist bloß heute mit mir los? Heute geht aber wirklich auch alles schief.“ Dachte sie und versuchte ihren wilden Fantasien Einhalt zu gebieten. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen wandte er sich zu dem Playboy model. „Gabe, was macht diese-“ er warf ihr schnell einen Blick zu und sprach weiter „Diese Frumusete hier bei uns?“ Überrascht sah sie ihn an, dieses Wort hatte sie schon einmal irgendwo gehört. Angestrengt dache sie darüber nach, wo sie es schon einmal gehört hatte und was es bedeuten könnte. Nach kurzer Zeit gab sie auf, schon immer konnte sie sich in Gegenwart schöner Männer nicht lange konzentrieren. Playboy model Gabe zuckte bloß mit den Schultern, trotzallem hatte dieses Schulterzucken etwas Respektvolles an sich. „Keine Ahnung, sie hatte mich aufgeweckt. Ist dir ihre Aura schon aufgefallen? Sie ist erschreckend mächtig für einen Sterblichen.“ antwortete dieser gelassen, wobei sie etwas rot wurde. Als hätten die Beiden ihre Reaktion gespürt, musterten sie sie eindringlich. Entschuldigend hob sie ihre Hände und sah dabei abwechselnd von einem Schönling zum anderen. „Mir wurde nur gesagt dass ich eine reine Aura besitze, mir war aber nicht klar dass sie auch mächtig ist.“ Sie konnte die Überraschung in deren Blicke nicht verstehen. „Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen bevor wir mit der Mystik fortfahren.“ Alle schwiegen und sahen sich bloß gegenseitig an, da der blonde Engel anscheinend weniger Geduld hatte antwortete er nun so als Erster. „Mein Name ist Gabriel, aber meine Freunde nennen mich Gabe.“ sagte er während er ihr brennende Blicke zuwarf. „Gabriel? Wie der Engel Gabriel?“ fragte diese überrascht und ignorierte seine brennende Blicke, die bei der Erwähnung des Engels erloschen. „Ja, Gabe wäre mir aber lieber, Schätzchen.“ Antwortete er brav mit einem etwas genervten Unterton. „Oh…okay.“ Sie drehte sich zum anderen Schönling und schenkte ihm einen fragenden Blick. Er jedoch hob bloß eine seiner wunderschön geschwungenen Augenbrauen mit einer unverständlich hohen Selbstbeherrschung. „Er scheint der sturste von allen zu sein.“ Dachte sie genervt und senkte nach einer Weile scheu den Blick. „Und wie ist dein Name?“ fragte Gabe, dem das Warten langsam leid tat. Erschrocken, weil er sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt hatte, sah sie ihn an und antwortete dennoch mit einer beherrschten Stimme und voller Ruhe. „Mein Name ist Julie Juliette Richardson.“ „Und wie nennen dich deine Freunde?“ wollte Gabe neugierig wissen. Keck sah sie in seine funkelnden Augen und erwiderte: „Nun ja, das sage ich dir wenn du zu meinem Freundeskreis gehörst.“ und lächelte ihn frech an. Sie konnte deutlich ihre Verwunderung spüren, so eine Antwort hatte keiner von den Beiden erwartet. „Also Kumpel, da hast du aber eine harte Nuss zu knacken“ sagte er und ging lachend den Flur entlang, zur Treppe die sie vorher heraufgekommen ist. Langsam drehte sie sich zu dem anderen Fremden und bemerkte dass er sie nun mittlerweile mit viel Anerkennung und Belustigung musterte. „Wie es aussieht interessiere ich ihn plötzlich.“ Dachte sie spöttisch. „Darf ich jetzt wieder gehen?“ fragte sie ihn etwas gereizt. Er jedoch lächelte sie tadelnd an und antwortete ihr mit einer schmeichelnden Stimme. „Du möchtest uns schon verlassen? Ich habe erwartet du möchtest noch ein wenig hier bleiben.“ Auf ihren verdutzten Blick antwortete er bloß: „Du bräuchtest doch Informationen, oder nicht?“ „Ähm… schon, stimmt es das manche Vampire Gedanken lesen können?“ Er lächelte sie erfreut an. „Ja, das stimmt. Wenn du mir bitte Folgen würdest, ich werde dir deine Gemächer zeigen.“ sagte er und ging in die entgegengesetzte Richtung, als Gabe davor. Sie musste rennen um ihn wieder einzuholen und fragte weiter. „Ich hoffe es macht keine so großen Umständen, wenn ich für ein paar Tage hier bleibe?“ „Aber nein, natürlich nicht. Halte dich doch trotzdem bitte von Daniel fern, zwar habe ich jeden gesagt sie sollen dich in Ruhe lassen, aber er war schon immer sehr eigensinnig. „Oh.. okay, darf ich dich überhaupt befragen?“ über die Schulter sah er sie an und lächelte nach einer Weile. „Natürlich, wann immer du möchtest, Julie.“ Verärgert runzelte sie die Stirn, ignorierte jedoch die warnende Stimme in ihrem Kopf, die ihr riet schnellstens das Weite zu suchen. „Warum bist du damit einverstanden, mir zu helfen?“ Er ist vor einer Tür stehen geblieben und wollte ihr schon antworten, als plötzlich hinter ihr eine Tür knallend auf gemacht wurde und eine hysterisch, kreischende, wunderschöne Frau heraustrat und herumschrie: „Was suchte diese cătea hier? Ich hoffe sie dient uns als navă!“ Überrascht über diese plötzliche Störung, betrachtete sie die Frau nun genauer. Sie sah wunderschön aus mit ihren langen feuerroten Haaren und diesen verblüffend himmelblauen Augen. Schnell holte sie ihren Notizblock aus ihrer cremefarbenen Guccitasche und fing alsbald mit der Informationssammlung an. Da sie mit dem Auftreten der jungen Frau schnell fertig war, mittwette sie sich nun ihrem Körperbau. Sie war sehr schlank gebaut und groß, sie könnte als Model arbeiten, mit ihren langen Beinen. Sie trug ein extravagantes Kleid, die ihre weiblichen Rundungen extrem verführerisch betonte. Es hatte große schwarze Schmucksteine am Ausschnitt und durch Julies geübten Blick fand sie auch schnell heraus, dass es ein reines Satinkleid sein musste. Zwar ausgefallen, jedoch betonte die Farbe ihre Haare und diese ihre hellen Augen. Neugierig beobachtete sie weiterhin, wie die Beiden in einer ihr fremden Sprache stritten und sich feurige Blicke zuwarfen. So schnell wie sie konnte, schrieb sie alles auf wie sie sich dem anderen gegenüber verhielten. Plötzlich zeigte die Rothaarige auf sie und schrie ihn irgendetwas ins Gesicht. Verärgert drehte er sich zu Julie um und sagte ihr in einem freundlicheren Tonfall als zur rothaarigen Schönheit: „Hör doch bitte auf zu schreiben! Das macht sie nervös.“ Dabei verdrehte er genervt die Augen. Julie jedoch hatte ihm keine Beachtung mehr geschenkt und wandte sich so mit einem Lächeln zur Anderen. „Hallo, ich bin Julie Juliette Richardson, wenn du möchtest kannst du auch nur Julie sagen!“, die Rothaarige sah sie erst eigenartig an, dann jedoch erhellten sich ihre Züge wesentlich. „Julie Juliette Richardson? DIE Julie Juliette Richardson? Die SCHRIFTSTELLERIN Julie Juliette Richardson? Oh mein Gott! Ich bin dein größter Fan! Ich habe alle deine Bücher gelesen. Sie sind sogar alle signiert!“ flippte sie wie ein Fan, die Julie schon kannte aus, wobei ihre Stimme immer schriller und lauter zu werden schien. Julie sah erleichtert erst einmal zu dem Schönling rechts von ihr, der zuckte aber bloß gelangweilt mit den Schultern. So als wäre das Verhalten dieser Diva alltäglich. „Ähm… Ja. Genau die bin ich.“ „Hi! Ich bin Abbygail Smith.“ Stellte sie sich zuerst höflich vor und wandte sich dann zu dem Mann. „Hast du dich schon vorgestellt? Nein, natürlich nicht! SIE ist ein Mensch! Sei etwas höflicher zu ihr, Bruder! Nun ja während ihr beide euch kennenlernt, suche ich schon mal nach etwas Essbaren für unseren Gast.“ Sie streckte die Hand aus, wo ihr Bruder nur widerstrebend seine Gold Master Card hineinlegte. Kaum war die Master Card in ihrer Handfläche und so in ihrem Besitz, war sie auch schon wieder verschwunden. Das einzige was Julie einen kurzen Moment später hörte, war das aufheulen des Motors eines Lamborghini das die Straße entlang raste. „Ich hatte ja gar keine Ahnung dass du so berühmt bist, dass sogar meine Schwester ein Buch anfassen würde.“ Sagte er in einem belustigten Tonfall, während er die Tür eines Zimmers öffnete. „Bin ich eigentlich auch nicht, dachte ich jedenfalls.“ „Mmh… Ich möchte mich trotzdem für das Verhalten meiner Schwester entschuldigen. Sie leidet manchmal unter starken…“ nachdenklich starrte er auf die Decke. „Sie leidet unter Shoppingentzug? Wolltest du das damit sagen?“ half sie ihm liebenswürdig aus. Überrascht blinzelte er „Ja genau das wollte ich dir vermitteln.“ Erwiderte er belustigt. „Übrigens mein Name ist Lucius Smith.“ Und vollführte eine elegante Verbeugung. Völlig überrascht wegen dieser Verbeugung, stotterte sie ihn eine Antwort. „Ohh…ähm, wie nett. Freut mich dich kennen zu lernen!“ Diese verstand er jedoch ohne große Mühe. „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Antwortete eine sehr maskuline, männliche Stimme hinter ihr. Erstaunt und traute ihren Augen nicht. Anne, ihre Mutter, hatte ihn wunderbar beschrieben mit seinen schulterlangen blonden Haaren und seinen himmelblauen Augen sah er wirklich aus wie ein Engel. Ein Geschenk Gottes an das weibliche Geschlecht! „Pierre, was gibt´s?“ fragte Lucius gereizt. Er schien nicht gerade erfreut zu sein ihn hier zu sehen. „Ach eigentlich nichts. Es ist bloß mitten am Tag, ich war noch nicht essen und in meinem Heim läuft eine bildhübsche, wohlduftende junge Dame herum und versüßt mir so den Tag. Was ist da wohl los?“ antwortete er zuckersüß mit seinem französischen Akzent. Hin und weg von so vielen Komplimenten sah Julie ihn erst einmal eine Weile sprachlos und verwundert an, bis sie ihm antworten konnte. „Ohh…Vielen Dank, ich nehme an das sollte ein Kompliment sein. So etwas hat noch nie jemand über mich gesagt.“ Verzückt und voller Respekt ihr gegenüber senkte er den Kopf und deutete eine Verbeugung an. Als er wieder gerade vor ihr stand, verabschiedete er sich und ging. Während er mit federnden Schritt den Gang entlang ging, Richtung Gabe, drehte sich Julie um und sah ihm nach. „Zwar ist er nicht besonders groß, eher klein für einen so attraktiven Mann, aber sieht er verdammt gut aus wie er so den Gang entlang schwebt.“ Überlegt sie laut. Verärgert über ihre Äußerung schnaubte Lucius hinter ihr und sagte, als sie sich wieder zu ihm wandte, in einem empörten Ton: „ Das zu sagen war unnötig, das war pure Absicht von ihm.“ Und öffnete die Tür.
Langsam setzte sich Julie in ihrem Bett auf und sah sich erstaunt um. Als Lucius sie gestern hier her gebracht hatte, war sie sofort ins Bett gegangen. Ohne sich groß umzusehen. Deshalb war sie verwundert so schöne Gemächer zugewiesen bekommen zu haben. Zwar hatte sie nicht gedacht dass er sie ins Kühllager schleppt, aber man kann ja nie wissen… Nicht das er sie schlecht behandelt hätte, nein ganz im Gegenteil. Gestern Abend hatte er sich ihr gegenüber von seiner höflichen Seite gezeigt. „Ob es wohl auch eine andere Seite an ihn gibt?“ fragte sie sich in Gedanken und schwang ihre schönen, langen Beine aus dem Bett. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Warum er wohl gestern so gereizt wegen Pierre war?“ Sie seufzte und ging ins Bad. Das würde sie wohl nie erfahren. Im Bad angekommen, blieb sie mitten im Raum stehen und sah sich anerkennend um. Der Innenarchitekt hatte hier alles sehr schön eingerichtet und die feinsten Materialien benutzt, denn die Inneneinrichtung bestand nur aus dem schönsten Marmor und Elfenbein, die sie je gesehen hatte. Alles war hier in hellen Farben, beige, weiß und eine helle Spur von blau eingerichtet. Das ganze Gegenteil vom Schlafzimmer, da war alles eher in dunklen und doch intensiven Farben eingerichtet. Sie schluckte ihren Kloß hinunter und ging zur Dusche. Diese bestand auch aus Elfenbein. „Bestimmt eine Sonderanfertigung.“ Ging ihr durch den Sinn und murmelte genießerisch als sie unter den warmen Strahl von Wasser stand. Sie bemerkte die Gestalt nicht die am Türrahmen lehnte und all ihre Bewegungen haargenau beobachte. Erst als sie das Wasser abdrehte, aus der Wanne stieg bemerkte sie den Mann und ihr entfuhr ein Schrei. „Beruhige dich und Schrei nicht so, Herzchen. Ich bin ein Freund der Familie.“ Sagte er gelassen und sah sie weiter mit diesen hungrigen Blick an. „Ein Freund der Familie? Du bist ein Perverser und kein Freund! Verschwind hier!“ Kaum hatte sie den Satz beendet, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Auf eine eigenartige Weise machte es ihm Angst. Es sah so bösartig und schadenfroh aus, das passte nicht zu ihrem schönen Wesen. „Ich glaube du bekommst Ärger“ flüsterte sie so leise dass nur er sie hören konnte. „Daniel, darf ich fragen was du hier machst?“ fragte Lucius hinter ihm mit einer trügerisch liebenswürdigen Stimme. Langsam drehte Daniel sich um und hob zögernd seinen Kopf. Obwohl Julie von ihm nur noch einen braunen Haarschopf sehen konnte, erkannte sie trotzdem dass er sich vor Angst sicher bald in die Hose machen würde. Sie nutzte die Unaufmerksamkeit der beiden aus und rannte schnell zum Waschbecken und griff nach dem blutroten, seidigen Morgenmantel, den sie dort abgelegt hatte. Während sie sich den Morgenmantel überwarf, war Lucius mit Daniel ins angrenzende Schlafzimmer gegangen und schrie ihn gerade an. Neugierig und mit gemischten Gefühlen hörte sie gespannt zu.
„Hör mal, es tut mir leid! Wie oft soll ich das noch sagen?!“ sagte Daniel zu Lucius. „Es tut dir leid, ja? Warum bist du auch erst hier hereingekommen?“ fragte dieser zurück. „Ich bin eben erst aufgestanden, okay?“ Julie bemerkte wie die Stimme von Daniel immer schnippischer wurde, wie die bei einem kleinen Kind. „Daniel, das reicht mir nicht.“ Sagte Lucius mit einer gefährlich ruhigen Stimme. „Ich hatte Hunger, okay!? Und überall hat es so verdammt köstlich gerochen, da wusste ich nicht mehr was ich tat. Ich war erst wieder Herr meiner Sinne als die kleine Schnecke da mich angeschrien hatte!“ schrie er und zeigte dabei in Julies Richtung. Sie hörte wie Lucius tief einatmete, so als würde er um Geduld betteln. „Danny, der einzige Grund warum ich dich jetzt nicht in Stücke reise ist der, das du nicht lang genug ein Vampir bist um dich kontrollieren zu können.“ Ein bedrücktes Schweigen entstand wo keiner wusste was er als nächstes sagen sollte, oder lieber nicht sagen sollte. „Okay… Hör mal, mir tut es echt leid! Und sag das auch der Kleinen“ sagte dieser spielerisch tadelnd zu Lucius. Julie konnte erkennen wie dieser eher belustigt lächelte, anstatt ihm wütend zu drohen. „Ist schon in Ordnung, ich werde mich um sie kümmern, aber Danny merk dir ein für alle mal und sag das gleich den Anderen mit, niemand darf sie verführen, nicht einmal versuchen sie zu beißen. Wenn ich davon erfahre, das es jemand versucht hat wird es sein letztes Mahl im Kreise der Familie sein.“
Obwohl Lucius das alles sehr gelassen und eintönig aussprach, zweifelte Julie nicht an dem Ernst seiner Aussage. „Bedeute ich ihm den so viel? Oder macht er sich nur Sorgen er könne einen schlechten Ruf bekommen?“ mit diesen zwei Fragen die sie sehr nachdenklich stimmten ging sie zur Toilette und setzte sich auf den Toilettendeckel.
Als er zurück kam, saß sie immer noch dort und starrte nach unten auf die Fließen. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er sie besorgt. Langsam schüttelte sie ihren Kopf und sah dabei direkt in seine ozonblauen Augen. Er kniete sich vor sie und sah ihr dabei in ihre smaragdgrünen Augen. Eigenartig, diese Augen kamen ihn sehr bekannt vor. „Ist schon gut. Es ist nichts.“ Sagte sie nervös und wich seinem Blick aus. „So, es ist nichts? Und warum zitterst du dann so?“ antwortete er verärgert und wies auf ihre schmale Hände hin. Sie versuchte das Zittern in den Griff zu bekommen, leider ohne Erfolg. Sie konnte spüren wie der Zorn in ihr aufstieg und wandte sich von ihm ab. Er ließ einen verstörten Seufzer über die Lippen und sah gequält dabei zu, wie sie die Fliesen betrachtete. „Sicher hast du bloß schlecht geschlafen und dann noch dieser kleine Vorfall, kein Wunder das du so gereizt bist.“ Ohne auf das mörderische Funkeln in ihren Augen zu achten, sprach er weiter. „Wusstest du dass dagegen noch mehr Schlaf hilft?“ Er stand wieder auf, nahm sie in den Arm und hob sie hoch. Während er sie ins Schlafzimmer trug, versuchte er ihre Widersprüche zu ignorieren, ja er musste sogar lachen. Für ihn sah es sehr amüsant aus, so wie Julie schrie und wütend um sich stampfte. „Lass mich los! Ich will meine Ruhe!“ fauchte sie ihn an. „Ich hatte gehofft wir könnten unsere gemeinsame Zeit sinnvoll nutzen.“ Sagte er mit einem sehr verheißungsvollen Unterton in der Stimme. Abrupt beruhigte sie sich und sah ihn mit großen Augen an. „Nun gut, das könnte vielleicht sehr interessant werden.“ Antwortete sie mit einer perplexen Miene. Am Bett angekommen, ließ er ihren geschmeidigen Körper langsam auf das Bett sinken und stützte sich mit den Ellbogen rechts und links von ihrem Kopf ab. „Was könnte daran interessant sein?“ Sie sah, konnte es deutlich spüren wie etwas zwischen ihnen passierte und doch konnte sie es nicht beschreiben. Ihr war, als hätten seine Augen sich verdunkelt und sein brennender Blick ihr sein Mal aufzwang. Mit einer leichten Panik beobachtete sie wie sein Mund den ihren langsam immer näher kam. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen wie seine rechte Hand hinter ihrem Rücken verschwand und kurz darauf spürte sie wie er seine Hand auf ihren Rücken legte um sie zu sich zu ziehen. Genau in dem Moment wo sich die beiden Lippenpaare berührt hätten öffnete sich die Tür, ausgerechnet in dem Moment wo sie sich fast geküsst hätten musste die quirlige Abbygail hereinplatzen. Sofort war der schöne Moment vorbei und das einzige was sie auf ihren Lippen spürte war ein kühler Luftzug. Erschrocken über diese Störung blinzelte sie und sah das Lucius auf dem Sessel neben dem Kamin saß. „Hallo, Schwesterherz. Was möchtest du?“ fragte er mit einer honigsüßen Stimme, aber mit einen satanistischen Funkeln in den Augen. Diese lächelte ihn aber bloß gutgelaunt zu und tat so als hätte sie von dem Vorfall nichts bemerkt. Schnell wandte sie sich an Julie. „Dir muss ganz schön langweilig sein Julie, du warst ja die ganze Zeit bloß in diesen Gemächern warst.“ Julies Blick huschte zu Lucius rüber, aber der sah lieber seine Schwester böse an. „Ähm… nicht wirklich, dein Bruder war so nett und wollte mir eben etwas über Vampire beibringen.“ Abbygail warf ihrem Bruder einen spöttisch, abschätzenden Blick zu. „Ohh… Da bist du nicht die Erste, aber ich werde jetzt lieber gehen. Wollen ja niemanden stören, oder?“ Julie sah Abby verdutzt an. „Nicht die Erste?“ fragte sie erschüttert. Abby wollte ihr gerade antworten, als sich Lucius einmischte. „Was wolltest du eigentlich von Julie, oder hast du mich gesucht?“ Sie warf ihm einen empörten Blick zu. „Ich wollte Julie fragen ob sie mit mir Essen gehen möchte, als ob ich dich freiwillig suchen würde?!“ „Oh…Ja! Auf jeden Fall komme ich mit. Ich bin schon am verhungern.“ Als sie Lucius Blick auf sich spürte zuckte sie bloß mit den Schultern. „Seine Schuld.“ Dachte sie und stand vom Bett auf. „Ach übrigens, du kannst mich Abby nennen.“ Sagte sie noch zu Julie, wobei sie Lucius einen triumphierenden Blick zuwarf. „Ich warte unten auf dich, Julie- Schätzchen.“ Rief sie noch aus dem Flur ihr zu. „Viel Spaß.“ Sagte Lucius gekonnt traurig zu Julie und stand ebenfalls vom Bett auf. Julie sah in sich nun genauer an und bemerkte schnell, dass er ihr nur etwas vorspielte. „Du wirst es schon überleben, Außerdem ist es deine Schuld. Nicht die Erste, ja?“ sagte sie in einem schnippischen Tonfall, verdrehte dabei die Augen und ging zu ihrem Koffer. Sie angelte sich ihre Kleidung aus dem Koffer und drehte sich zu ihm um, er war weg. Sie ging zum Bett und legte ihren Minirock und die farblich dazu passende Bluse auf das Bett. Langsam zog sie sich aus, doch desto schneller zog sie sich wieder an damit sie nicht schon wieder jemand heute nackt zu Gesicht bekam. „Ich hoffe ich war nicht zu grob zu ihm.“ fragte sie sich, wobei ihre Gedanken einen anderen Weg einschlugen.
Seitdem Abby und Julie Essen gegangen sind ist schon eine Weile vergangen. Um ihr italienisches Essen zu bekommen, hatte sich Abby dazu entschieden selbst nach Italien zu fliegen. Jetzt waren sie da, in einer kleinen Stadt in der Nähe von Rom und hatten ihre große Shoppingtür endlich hinter sich. Am Stuhl angelehnt saßen sie da, zwei Schönheiten inmitten einer Schar von gutaussehenden Italienern. „Als du zu mir sagtest, wir gehen italienisch Essen. Hatte ich da an ein schönes kleines italienisches Restaurant in New Orleans gedacht!“ sagte Julie etwas schnippisch. „Das beste italienische Essen gibt es wohl in Italien selbst, oder? Ist doch ganz verständlich oder, Ju-Pooh?“ antwortete Abby ihr vollkommen gelassen und relaxt. Obwohl sich die Beiden erst seit sieben Tage kannten, waren sie jetzt schon unzertrennlich. „Mmh… ja da hast du Recht, dennoch brauche ich Informationen! Du hast mich in den letzten Tagen so verwöhnt. Abby, so werde ich doch nie mit den Buch fertig!“ sagte sie nachdenklich. „Ist das denn so wichtig? Ich meine du bist reich!“ „ABBYGAIL SMITH!!! Natürlich ist das wichtig! Ich bin nun mal Schriftstellerin, so verdiene ich mein Geld!“ „Okay, okay, tut mir leid. Weißt du was? Wenn es dir so wichtig ist lass uns gehen.“ Versuchte sie noch einzulenken. Sie vergaß immer wie empfindlich Julie auf das Thema reagierte. „Danke.“ „Schon in Ordnung, aber du bezahlst!“ sie grinste Julie frech an und zwinkerte ihr aufmunternd zu, nachdem diese einen Blick zu den Italienern gewagt hatte. Genüsslich schwang Abby ihre schönen langen Beine vom Stuhl herunter und winkte den Italienern zu. Während diese alle zu Abby rannten kramte Julie verzweifelt in ihrer neuen lindgrünen Guccitasche nach ihrem Portemonnaie. Immer noch danach suchend drehte sie sich zu Abby. „Hey Abby, hast du vielleicht mein Portemonnaie beim Shoppen eingepackt?“ rief sie ihr zu. Doch weil sie genau in der Mitte der Schar stand, hörte sie Julie nicht. Mit gerunzelter Miene durchwühlte sie die Taschen, aber ohne Erfolg. In dem Moment wo sich Abby umdrehte ging Julie zur Bedienung. „Du hattest mich gerufen, Julie?“ „Ja, ich finde mein Portemonnaie nicht. Weißt du wo es sein könnte?“ „Nein, tut mir leid. Wenn ich mich recht entsinne hast heute du alles bezahlt?“ fragte sie besorgt und konnte trotz allem Julie ein Lächeln entlocken. „Ja, heute habe ich alles bezahlt, aber das Nächste Mal bist du wieder dran!“ Leider hielt der schöne Moment nicht lange, denn Julie war trotzdem verwirrt. „Hast du schon bezahlt gehabt, als ich auf der Toilette war?“ Abby sah sie perplex an. „Nein, warum fragst du?“ „Mmh… Als ich das mit der Bedienung klären wollte, sagte sie mir das schon bezahlt wurde.“ „Bezahlt? Von wem?“ „Wusste sie nicht.“ Julie sah nachdenklich nach oben. Abby bemerkte schnell das Julie sich wirklich große Sorgen machte. Na gut wenn sie darüber nachdachte, war das schon sehr merkwürdig. Aber sie durfte sich nicht unterkriegen lassen! Irgendjemand musste Julie ja bei Laune halten und Lucius war ja leider nicht da. Sie musste lächeln. „Komm! Kopf hoch! Gehen wir zum Flughafen, bevor hier noch mehr Nachtwandler auftauchen. Du musst nämlich wissen das Italien der Lieblingswohnort von uns ist.“ „Echt?! Erzähl mir doch bitte mehr!“ Während die beiden Freundinnen die Straße entlang gingen zu ihrer Limo, hörte man das enttäuschte Seufzen der Italiener die sich wieder nach Hause begaben. Doch niemand bemerkte die dunkle Gestalt die sich an die Wand presste und die Beiden wie ein Adler seine Beute beobachtete und seit ihrer Ankunft in Rom beschattete. Als die zwei um die Ecke waren löste sich der Schatten auf und mit ihm das verschwundene mitternachtsblaue Portemonnaie.
Langsam trat Julie ins Licht, denn ganzen Flug über war ihr schon schwindelig gewesen. Am Anfang dachte sie es liege daran das sie sich an Abbys Schlafzeiten angewöhnen musste, oder das sie vielleicht eine leichte Lebensmittelvergiftung hatte. Doch kaum hatten Abby und sie den Flughafen hinter sich, spürte sie einen großen Schmerz im Brustbereich. Sie hielt sich die Hand an die Brust und Abby die das alles schockiert beobachtet hatte, versuchte sie jetzt zu stützen. „Abby, bitte hol Hilfe.“ Brachte Julie noch mit Not heraus. Abby nickte und rannte Lucius entgegen der sie abholen wollte und nun die völlig bleiche Julie besorgt ansah. „Was ist mit ihr, Abby?“ fragte er seine Schwester. Das war das letzte was Julie mitbekam bevor sie in eine tiefe Ohnmacht sank.
Während der ganzen Fahrt verlor niemand ein Wort. Als Julie in Ohnmacht fiel, konnte sie Angel noch rechtzeitig auffangen. Eigentlich war er mitgekommen um sie endlich kennen zu lernen und jetzt? In dem Moment als er aus dem Wagen ausgestiegen war und sie begrüßen wollte, klappte sie wie aus heiterem Himmel zusammen. Als Abby mit ihr herausgetreten war, sah sie schon sehr blass aus aber nicht so dass sie gleich umkippen würde. Er sah sie sich genauer an. Sie war wunderschön und ihr Körper erst! Sie könnte es leicht mit jedem aufnehmen, sogar Abbygail sah neben ihr blass aus. Auch wenn sie momentan sehr krank aussah. Es war sehr merkwürdig, Lucius schien sehr besorgt um sie zu sein. Warum bloß? Sonst war er nicht so sentimental und dieses Verbot, auch nur die Kleine anzusehen würde mit dem Tod bestraft werden, ist höchst verdächtig. Ob er sich in die Kleine verliebt hat? Angel schüttelte sich innerlich. Niemals würde sich Lucius verlieben, nicht unser König, oder?
Schwankend ging sie ins Bad. Alles war so verschwommen, sie spürte nur einen stechenden Schmerz n ihrer Schulter als sie gegen die Tür knallte. „Verflucht, ich kann nichts erkennen!“ schrie sie innerlich und schlic sich mit den größten Zahnschmerzen ins Bad. Mit aller letzter Kraft schleppte sie sich vor den Spiegel. „Was ist bloß los mit mir?“ dachte sie angestrengt, denn sogar das Denken viel ihr schwerer als sonst. Schon auf das Schlimmste gefasst, öffnete sie langsam die Augen. Aber sie sah immer noch nichts, blinzelnd versuchte sie aufrecht vor dem Spiegel stehen zu bleiben. Ihre Kraft verließ sie, das war schon schlimm genug. Aber das Gefühl was dabei entstand, während ihre Kraft sie verließ rief eine Gänsehaut in ihr hervor. Während ihr Blick sich klärte gaben ihre Beine immer mehr nach und ihre Arme fühlten sich wie Wackelpudding an. Sie konnten sie nicht mehr halten, egal wie sehr sie es auch wollte. Plötzlich kribbelte etwas an ihrer Fußsohle was am Anfang recht angenehm war, verwandelte sich in Sekunden zu einen stechend, brennenden Schmerz. So als würde sie versuchen auf heiße Kohle zu laufen. „Noch ein wenig, ich muss es nur noch ein wenig aushalten.“ Schrie sie aus tiefster Verzweiflung aus sich heraus.
Schreiend wachte Julie in einem Mahagonibett auf und nicht ihres. Ihre aufgerissenen Augen machten einen Angst. Es sah so aus als wäre sie nicht bei sich, irgendwie geistig abwesend. „Hol A positiv! Schnell!!!“ schrie er seine Schwester an, die seit ihrer Ankunft wie eine Salzsäule erstarrt war. Perplex sah sie ihn und rann nach einer Weile los. Ihr musste aufgefallen sein, das es nicht der richtige Zeitpunkt zum streiten war. Lucius sah sich Julie genauer an. Alles deutete darauf hin, dass sie eine Wandlung durch machte. Die verlängerten Eckzähne, auch Fangzähne genannt die sich in ihre Unterlippe bohrten, ließen schlussfolgern das sie niemals erst 23 Jahre alt war. Er runzelte die Stirn. „Was geht hier nur vor?“ flüsterte er verwirrt und gleichzeitig schockiert. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Julie sah in den Spiegel, irgendwie hatte sie es geschafft nicht in Ohnmacht zu fallen wegen des Schmerzes. Aber die Ohnmacht war besser als das, was sie nun zu Gesicht bekam. Glühend blutrote Augen sahen sie an, beobachteten sie misstrauisch und ihr Mund der nach dem Schmerzensschrei noch geöffnet war, sah verändert aus. Ihre Lippen waren voller und von einem dunklen Rosa bedeckt. Sie streckte sich dem Spiegel entgegen um sich näher zu betrachten. Da war etwas Weißes. Ein weiß das an Perlen erinnerte. Mit gerunzelter Miene sah sie noch intensiver hin, als ob ihr dann einfallen würde was das sein soll. Sie hob ihre Hand, führte diese zu ihrem Mund und schob ihre Oberlippe nach oben. Entsetzt riss sie die Augen auf. Das kann nicht sein! Unmöglich, was geht hier bloß vor? Verzweifelt schüttelte sie heftig ihren Kopf, so wie wenn man einen lästigen Gedanken los werden wollte.“Berühre sie.“ Sagte eine Stimme. Sie war überall zu höre, wieder durchfuhr Julie ein heftiges Schaudern. Hektisch drehte sie sich in alle Richtungen um. „Wer ist da?“ rief sie laut, doch bekam keine Antwort auf ihre Fragen, nur die Stimme war nach einer Weile wieder zu hören. Sie drängte sie förmlich dazu ihre Zähne zu berühren. Nur diesmal kam sie anscheinend aus ihrem Inneren. Julie schrak zusammen. Sie berühren? Wirklich diese angsteinflößenden Fangzähne berühren? Sie musste es tun, musste ihre innere Angst überwinden. Schließlich war sie nicht umsonst eine Richardson. Langsam und voller Angst führte sie ihre Hand wieder zum Mund. Mit aller Mühe öffnete sie den Mund, versuchte ihren Kloß hinunter zu schlucken und berührte sie. Nichts, es geschah rein gar nichts. Sie sah genauer hin, ein kleiner Tropfen rann ihr den Finger hinunter genau auf ihre Zungenspitze. Der metallische Geschmack ließ sie aus ihren Fantasien aufschrecken und holte sie in die Wirklichkeit zurück. In die Welt die sie liebte, wo es so viele gab die sie liebte. Ihre Freunde, ihre Familie und ihn. Den Mann den sie nicht vergessen könnte, den Mann der sie einfach faszinierte und dabei geheimnisvoll blieb. Den Mann der ihr Herz stahl, den Mann für den sie sogar in den Tod gehen würde. „Lucius, mein Gefährte, mein Leben.“ Durchfuhr es ihr und öffnete zaghaft ihre Augen.
Lucius sah gespannt zu wie sie langsam wieder zu sich kam und doch eine kleine Spur Verwirrtheit an ihr haften blieb. „Julie? Ist alles in Ordnung?“ fragte er sie vorsichtig. Sie hatte sich verändert, er wusste es. Jeder könnte es sehen .Ihr Haar ist noch dunkler geworden, so als wolle es ihre Schönheit unnötig unterstreichen. Doch das purpurrot ihrer Lippen war noch verführerischer. Bei den Haaren hatte man das Bedürfnis sie mit den Händen zu durchwühlen, mit ihren sinnlichen Mund war es eher so, dass man ihn küssen wollte und ohne Unterbrechung bis zur Besinnungslosigkeit. Er sah ihr direkt ins Gesicht und ihre Blicke begegneten sich. Sie hatte anscheinend Angst, er konnte es an ihren Ausdruck erkennen. Sie sahen aus wie die eines verschreckten Rehkindes was sich vor den bösen Jägern im Gestrüpp versteckte. „Julie, komm her.“ Sie folgte seiner Bitte sofort ohne Wiederrede und sah sich seinen Hals dabei genauer an .Der hungrige Blick der ihm aus ihren wunderschönen smaragdgrünen Augen traf, machte ihm keine Angst. Nur dieses Ereignis war sehr seltsam, zu seltsam. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und nahm sie in die Arme. „Trink. Es wird alles wieder gut. Trink ruhig, Liebste.“ Flüsterte er ihr ins Ohr .Gespannt wartete er. Für ihn wäre es das erste Mal das ihn jemand Biss. Nicht einmal einer Geliebten hätte er das erlaubt. Aber er spürte nichts, keinen Biss. Mit sanftem Druck führte er ihren Kopf weiter zu seinem Hals, aber es passierte nichts. Dann, genau in dem Moment wo er den Dolch mit dem Rubin ergriffen hatte und sich schneiden wollte, um es ihr angenehmer zu mache. Spürte er es, ihren Biss. Es tat nicht weh, es spürte sich wie ein winzig kleiner Nadelstich an der Fingerkuppe an. Nur ein kleiner Picks und ihn überfluteten die Empfindungen, die er all die Jahre zurückgehalten hatte. Ein angenehmer Schauer durchlief ihn bei den Gedanken, dass sie von ihm trank. Viel zu schnell huschten in seinem inneren die Bilder an ihm vorbei. Nur manche erkannte er und schämte sich für die Taten die er früher vollbracht hatte. Damals, war er jung und unwissend gewesen. Zwar konnte er sich heute währen und niemand hätte einen Anschlag auf ihn überleben können, doch hatte er heute keine Freunde. Früher war er beliebt, bis alle erfuhren was für ein Heuchler er war. Heute hatten alle eine schlechte Meinung von ihm. Er lächelte grimmig. „Es ist wahr.“ Dachte er. „Der Ruf eilt einen tausende Jahre voraus und niemals würde dieser sich ändern.“ Nur weil er zu feige war zu kämpfen! Das hatte sich alles geändert, viel Anerkennung hat er in den vergangenen Jahren bekommen. Auch zu den Ältesten Rat gehörte er nun dazu, so mächtig ist er geworden. Doch Macht hat einen hohen Preis und viele Narben bei ihm hinterlassen. Er bemerkte dass er sich an Julie festgeklammert hatte, nur widerstrebend ließ er sie los. So vieler Erinnerungen und so wenig Zeit sie zu betrachten. Als er spürte wie er immer schwächer wurde und eine ungeheure Müdigkeit in ihm ausbreitete, versuchte er Julie dazu zubringen von ihm abzulassen. Leider nicht mit dem erhofften Erfolg. „Julie, hör bitte auf, es reicht.“ Versuchte er es noch einmal, diesmal mit einem sanfteren Tonfall. Als Antwort bekam er nur einen leisen Protest doch nach einer Weile, die ihm wie endlose Jahre vorkamen, ließ sie von ihm ab und zog sich zurück. Während er sie sich genau betrachtete und jede ihrer Veränderung mit Verzückung begrüßte, neigte sie beschämt den Kopf nach unten. „Wie fühlst du dich?“ fragte er sie besorgt. Blutrote Augen sahen ihn misstrauisch an. „Julie, ich bin nicht dein Feind.“ Seufzend gab sie ihre störrische Haltung auf. „Mir geht es gut.“ Antwortete sie mit einer rauen und doch verführerischen Stimme. „Ich bin nur etwas verwirrt“ „Ich werde dich für einen kleinen Moment allein lassen, ja?“ Ihm war als hätte sie traurig ausgesehen, so wie sie dasaß und mit den Schultern zuckte. Diese Gelassenheit die sie allen vermitteln wollte, war überhaupt nicht zu sehen. In dem Moment wo er die Tür hinter sich zuschloss, wurde ihm bewusst das irgendjemand Julie sehr verletzt haben musste. Bei einer Wandlung konnte der Helfer sehen, was der andere am meisten fürchtete. „Sie wollte niemals wieder so verletzt werden.“ Flüsterte er in Gedanken vor sich hin und ging.
„Ob er weiß, was ich für ihn empfinde?“ Abby drehte sich zu Julie. Am Tag ihrer Wandlung war sie keine große Hilfe gewesen, deshalb versuchte sie nun alles wieder gut zumachen. Eigentlich sollte sie Julie bloß die Blumen hinstellen und wieder gehen, doch sie konnte es nicht. Als sie eingetreten war konnte sie die Angst und die Verwirrung deutlich riechen. Sie konnte doch so nicht ihre beste Freundin allein lassen, ging in diesem Moment Abby durch den Sinn und war eingetreten. Julie hatte nicht viel gesagt außer diesen einen Satz. Doch Abby konnte hinter diese schöne, lustige und immer gutgelaunte Maske sehen, die sie sich zum Schutz angelegt hatte. Sie betrachtete sie. „Wie einsam und verloren sie in diesem riesigen Bett wirkte.“ ging ihr durch den Sinn und versuchte ein ehrliches Lächeln hinzubekommen. „Wovon sprichst du, meine Liebe?“ Julie sah ihr genau in die Augen. „Du weißt genau wovon ich spreche, Abby. Tu nicht so unschuldig!“ obwohl sie jetzt einen ganzen Tag durchgeschlafen hatte, war ihre Stimme immer noch rau. Abby sah sie etwas verstört an, noch niemals ist Julie ihr gegenüber so laut geworden. „Tut mir leid, Abby.“ Julie senkte beschämt den Blick. „Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist, sogar zu Pierre war ich unhöflich. Obwohl ich es nicht einmal vor hatte, nicht das ich jemals so etwas tun würde!“ Abby lächelte sie glücklich an. „Es ist schön meine alte Freundin durch diese schöne Fassade zusehen.“ Die Beiden konnten einfach nicht anders, sie mussten einfach lachen. Alle in diesem Haus konnten es hören und spüren. Denn die Wogen des Glücks die Julie in diesem Moment durchflossen, waren so mächtig das sie jeden in ihrem Bann gezogen hätten.
„Bist du dir sicher? Was ist wenn dir etwas passieren könnte, wie soll ich den anderen mein Schweigen erklären?“ Abby sah sie besorgt an. Nachdem die beiden Freundinnen sich fast zu tote gelacht hatten, was ja nun für keinen von beiden ging, hatten sie sich nun einem interessanteren Thema verschrieben. Nämlich warum Julie zum Vampir wurde und ohne Biss. „Abby, ich bin mir sicher, er hat was mit dem ganzen zutun! Vielleicht weiß er ja eine Antwort.“ Obwohl Julie alles in einem beruhigenden Tonfall sagte, schnappte Abby verblüfft nach Luft. „Ja, na toll! Jetzt ist sie vollkommen durch geknallt! Von ES auf ER? Das musst du mir aber genau erklären!“ Genervt verdreht Julie die Augen. „Ich habe von ihm geträumt. Er besucht mich nachts und leistet mir in meinen Träumen bis zum Morgengrauen Gesellschaft.“ Sie sagte dies in einem Tonfall der einem zum Denken förmlich anregen sollte, sie sprach von ihm wie von einem geliebten Menschen. „Abby, ich flehe dich an! Bitte hilf mir, du bist meine einzige Hoffnung!“ flehte sie diese an, als sie sah wie Abby schon verneinend den Kopf schüttelte. „Na gut, aber nur wegen unser Freundschaft wegen!“ gab diese nach und stand auf. „Und vergiss nicht, zu niemanden ein Wort.“ flüsterte sie ihrer Freundin noch zu, bevor diese wieder nach unten ging.
„Ich kann es nicht glauben! Warum in Gottes Namen hast du sie nicht besucht? Wie kannst du sie in ihrem Zustand bloß alleine lassen? Hast du denn kein Herz und das in dem Zeitpunkt wo sie dich am meisten braucht?!“ schrie Abby ihren Bruder an. Es ist jetzt einige Tage her, seitdem sie und Julie den Plan geschmiedet hatten und seitdem durfte niemand Julie mehr besuchen. Obwohl es für die meisten eine Qual war sie nicht zu sehen, hielten sie sich an das Verbot. Niemand wollte sich vorstellen wie es Julie dabei ging, sogar Lucius war sich zu fein sie zu besuchen obwohl das Verbot von ihm kam und Gabriel hätte ihn am liebsten dafür den Hals umgedreht, aber trotz allem stand er hinter Lucius. Der jedoch runzelte bloß genervt die Stirn. „Halt doch endlich deinen vorlauten Mund, Abby!“ antwortete Gabriel erzürnt für Lucius zurück. Jeder konnte in diesen Moment spüren wie zwischen ihnen Funken sprühten, als sich ihre Blicke trafen. „Was hat unsere kleine Schönheit, denn?“ fragte Pierre, während er sich im Raum umsah. „Übrigens, ich finde wir sollten den Raum neu gestalten, was meint ihr? Gefallen hat er mir so noch nie.“ Alle außer Lucius sahen sich prüfend im Esszimmer um und nickten Pierre zustimmend zu. „Wann sollte sie mich denn noch gebraucht haben, Abbygail?“ unterbrach er ihre Gedankengänge über das Renovieren. „Mmh… was, fragtest du? Ach so, DAS. Naja eigentlich bat sie mich mit niemanden darüber zu sprechen.“ antwortete, wobei sie ihre Hände entschuldigend hob. „Abbygail, es ist wichtig!“ sagte er, wobei in seinen Augen dieses gefährliche Funkeln trat. Kurz darauf spürten sie alle, wie es im Raum immer kälter wurde. Zwar wird Vampiren nicht so schnell kalt, aber diese Wellen reiner Energie die durch den Raum strömten und von Lucius ausging. Nur bei den Ältesten ihrer Rasse, konnte man diese Gefühlswandlung spüren. Es ist ganz einfach. Desto kälter es wird… Naja, dann sollte man lieber das Weite suchen. Wenn man es überhaupt so weit schafft. Wenn es angenehm warm bis unerträglich heiß ist, kann es sein das einem eine lange Nacht bevorsteht und wenn die Temperatur der Umgebung angepasst ist, sollte man vorsichtig umgehen, denn man kann ja nie wissen was noch passieren kann. „Naja… Was sie nicht weiß macht sie nicht heiß, oder?“ versuchte Abby die Stimmung vergeblichst wieder anzuheben. Seufzend ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl gleiten und begann zu erzählen: „Es ist nur so, manchmal hatte sie große Angst vor etwas und sie erzählte mir auch, das sie oft etwas gesehen hätte.“ Auf Lucius fragenden Blick versuchte sie es genauer zu erklären. „Sie konnte es mir nie genau beschreiben, manchmal war es ein großer hagerer Mann oder ein schwarzer Wolf. Ein anderes Mal, da war es ein Vogel, ich glaube eine schwarze große Rabe. Das ist mir auch aufgefallen. Mir kam es so vor als hätte uns dieser Vogel verfolgt, aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Das was sie am meisten gesehen hat, war ein Schatten der hinter uns hergeschlichen ist. Julie war dann immer in Panik und hatte es dann meistens eilig mit dem gehen. Wenn ich es so betrachte, waren dann wirklich oft viele Ereignisse die mich stutzen ließen. Aber groß darüber nachgedacht habe ich nie.“ Beendete sie ihre Erzählung. „Wie sahen denn diese Gestalten aus? Hatten sie rote Augen?“ fragte Daniel. Abby zuckte bloß mit den Schultern. „Sie konnte sie mir nie beschreiben. Aber wenn es eine der Ältesten gewesen wäre hätte ich es bemerkt. Ich meine, sogar ich hätte einen Uralten erspürt, oder?“ alle starrten den Esstisch an und gingen mit düsteren, grimmigen Gesichtern ihren Gedanken nach, die alle bei einem Punkt zusammen kamen. Bekam Julie vielleicht nächtlichen Besuch? Den diese Frage am meisten ängstete war Pierre, denn er hatte für die Kleine in letzter Zeit tiefere Gefühle empfunden als nur für einen Gast. Er hatte sie lieb gewonnen und das hatte er nicht für möglich gehalten. Dass er für eine Sterbliche, das wie für eine geliebte Schwester empfinden würde hätte er niemals gedacht. „Mmh…Kann es sein das sie zur Hälfte ein Vampir ist?“ fragte er laut in die Stille.
Stöhnend wälzte sich Julie in ihrem Bett. Sie hatte normalerweise einen sehr tiefen Schlaf, doch heute schien alles anders zu sein. Als sie noch in dem anderen Zimmer war, hatten sie seltsame Dinge geträumt. Die, wie es ihr schient, sogar bis in die Wirklichkeit gefolgt sind. Frierend und unter der Decke die sie trug nackt, ist sie zurück in ihre Gemächer gelaufen. Aber jetzt, raubte ihr hier jemand den Schlaf, in der Wirklichkeit. Sie konnte spüren wie der nasse Schweiß eine hitzige Spur hinterließ, als er ihr über die Stirn lief. Verzweifelt versucht sie aufzuwachen, doch es ging nicht. Es war als hatte sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Sie konnte ihre Augenlider nicht öffnen, bis ein eiskalter Lufthauch ihre erhitzte Wange kühlte und sie so aus ihren Fantasien aufschreckte. Vollkommen desorientiert und verängstigt wegen dieser unerwarteten Berührung schreckte sie in ihrem Bett auf. Sie öffnete schon den Mund, bereit zu schreien, doch der Laut blieb ihr in der Kehle stecken. Vor ihr saß der Mann der Abby und sie verfolgt hatte. Zwar hatte sie Abby belogen in der Hinsicht wie er aussah, doch niemals hätten ihre Beschreibungen seine Schönheit so präzise festhalten können, damit diese die richtigen Vorstellungen hatte. Ohne jeden Zweifel, diese hagere Statur würde sie immer überall und jederzeit wiedererkennen. Eine Stimme, die gleiche wie in ihren Träumen, sagte ihr zwar bereits das sie diesen Mann nicht nur von dort kannte, aber etwas hinderte sie daran sich daran zu erinnern, wer er war. „Wer bist du?“ fragte sie verwirrt in die ruhige, trügerische Stille hinein. Langsam wurde seine Gestalt ins Licht getaucht, als die Wolken von dem prächtigen Vollmond Abstand nahmen und der ganze Raum nun ins Licht getaucht wurde. Geduldig sah sie dabei zu wie er zögernd die Augen öffnete und ihr blieb buchstäblich die Luft weg.
„Ich finde wir sollten eine Nacht darüber schlafen, damit wir mit mehr Elan an diese Angelegenheit ran gehen können.“ Meinte Angel, wobei er sich ein Gähnen erfolgreich verkniff. Sie wandten ihre Blicke zu ihm. Wie in einem Chor sagten alle außer ihm „NEIN!!!“ Angel bemerkte schnell, dass sie die Hoffnung doch noch das Rätsel um Julie zu lösen noch nicht aufgeben wollten. Er seufzte erschöpft. „ich glaube, sie würden nicht einmal wollen dass ich ihnen helfe und in die Zukunft sehe.“ Dachte er mürrisch und machte es sich auf dem Tisch bequem. Nachdenklich kam Pierre aus der Küche zurück und setzte sich wieder an seinem Platz. Als er jedoch bemerkte wie deprimiert sie alle waren, fasste er sich ans Herz (Wenn er überhaupt eines besaß) und versuchte ihnen zu helfen. „Ich finde wir sollten die Mutter um Rat fragen.“ Sagte er in die Runde hinein und wartete. Nach einer Weile sah er wie ein hoffnungsvolles Leuchten in ihre Augen trat, was jedoch schnell erlosch als Abby ihm spöttisch antwortete. „Ihre Mutter? Eine schöne Idee, aber was genau sollen wir ihr sagen? Hallo Mrs. Richardson, wir wollten ihnen bloß mitteilen das ihre Tochter zum Vampir mutiert ist und sie fragen ob sie vielleicht eine Ahnung haben warum?“ Pierre beachtete sie gar nicht und betrachtete lieber eingehend seine wunderschön manikürten Fingernägel und bemerkte so nicht die giftigen Blicke von Abby. „Das scheint mir keine gute Idee.“ Mischte sich Daniel mit ins Gespräch ein. „Ganz im Gegenteil Danny, das ist eine sehr gute Idee!“ sagte Lucius nach ausreichenden Überlegungen. „na endlich jemand der meine Arbeit zu schätzen weiß!“ rief Pierre freudig aus, wobei er nicht seinen Blick hob als alle anderen ihren verwirrten Blick zu Lucius wandten. Mir viel Geduld versuchte er es ihnen zu erklären. „ Denkt mal genau darüber nach. Wir wissen dass Julie ihre Mutter über uns Bescheid weiß und ihrer Tochter immer gute Ratschläge gibt. Das bedeutet das sie im Gegensatz zu Julie, viel von uns zu wissen scheint.“ Zu Pierre gewandt sagte er: „ Und sie wusste wo deine Gemächer sind.“ Pierre sah von seinen Fingernägeln auf und lächelte ihn freundlich an. Grimmig betrachtete Lucius die anderen. „ich finde wir sollten Anne Richardson einen Besuch abstatten.“ Sagte er und war schon dabei aufzustehen. Alle außer Pierre folgten seinem Beispiel. „Pierre?“ fragte Angel der neben ihn gesessen hatte. „Kommst du mit?“ Er sah auf und lächelte dieses verheißungsvolle Lächeln. „Das ist nicht mehr nötig, ich habe sie schon zu uns eingeladen.“ Antwortete er freundlich zu Angel gewandt und betrachtete nach einer Weile wieder seine Fingernägel. In dem Moment wo sich alle wieder hingesetzt hatten, um von Pierre eine Erklärung zu erhalten, wurde die Haustür auf geknallt. Schritte kamen eilig auf sie zu und eine durchnässte Anne Richardson betrat das Esszimmer. „Wo ist sie?“ schrie sie außer Atem in den stillen Raum hinein. „Wo ist meine Tochter?“
„Wer bist du?“ fragte Julie den Fremden noch einmal. Obwohl ihr Innerstes ihr schon die Antwort auf diese Frage gesagt hatte, wollte sie es doch lieber von ihrem heimlichen Besucher wissen. „Wer ich bin? Du fragst mich allen Ernstes wer ich bin? Ist das deine einzige Frage die du dir stellst, Spätzchen? Hast du wirklich keine Anderen?“ erwiderte er verwundert und sah ihr genau in die smaragdgrünen Augen. „Du bist zu einer wahren Schönheit geworden, meine Liebe. Nicht einmal die Ältesten könnten deine Schönheit übertreffen!“ schwärmte er nun von ihr, stand von dem Bett auf und betrachtete anerkennend den Raum. „Wie es aussieht hast du es auch weit gebracht. Mein Geschmack wär das zwar nicht, aber…. Nun ja, ich bin nicht hergekommen um Innenarchitekt zu spielen.“ Er sah sie ihr wieder direkt in die Augen. „Ein eigenartiges Gefühl ihm gegenüber zu stehen. Jemanden der fast genauso aussieht wie ich.“ Dachte sie und versuchte die Angst einfach abzuschütteln. Julie fiel es in diesem Moment wie Schuppen von den Augen. „Ein Löwe und seine Beute, kein Weg führt an ihm vorbei. Verdammt, ich sitze in der Falle. Wenn ich schreien würde, könnte jemand der mir zu Hilfe eilen würde, bei dem sicherlich entstehenden Handgemenge ernsthaft zu Schaden kommen. Es muss doch eine Möglichkeit geben ihn abzulenken und gleichzeitig unbemerkt Hilfe zu holen?“ dachte sie mit besorgter Miene angestrengt nach. Damit ihr Gegenüber aber keinen Verdacht schöpfte, versuchte sie das Gespräch wieder aufzubauen. „Was könnte ich denn noch Fragen?“ Erfreut über ihr Interesse strahlte er fast greifbar über das ganze Gesicht. Dabei war jedoch seinem Gesicht nicht anzusehen, das er ihre Gedanken mit einer großen Belustigung mit verfolgt hatte. „Wie wäre es mit: Was passiert mit mir?“ sie musste leicht schmunzeln, was mit ihr passiert war hatte sie schon am ersten Tag allein herausgefunden. „Nein, das weiß ich schon.“ Verärgert dachte er weiter nach. „ Naja…. Wie wäre dann mit: Warum passiert mir das alles?“ half sie ihm liebenswürdigerweise aus, als sie sah wie schon die ersten Spuren auf den Teppich zu sehen waren, weil er immer noch auf der gleichen Stelle hin und her lief. Überrascht sah er auf und lächelte freundlich. „Ja, genau. Das ist eine hervorragende Frage! Hast du überhaupt keine Ahnung warum?“ „Diese liebe, freundliche und einfühlsame Stimme ist sicher nur vorgegaukelt. Warum sollte er denn freundlich zu mir sein?“ überlegte sie und ging auf seine Frage ein. „Nein, ich habe ehrlich gesagt Angst vor dem Gedanken wie mein restliches Leben nun verlaufen wird.“ Sie bemerkte nicht den mitfühlenden Blick seiner Augen, den beruhigenden Klang seiner Stimme, als er sie bat weiter zusprechen. Ihre Augen waren nur auf den Spiegel ihr gegenüber gerichtet. Verwirrt folgte er ihren Blick und erstarrte, kein Wunder niemand hatte daran gedacht den Spiegel abzudecken. Und jetzt sah sie nicht sich sondern eine gefährliche, rotäugige Schönheit, die jeden ganz leicht um den Finger wickeln könnte. Er nahm sie tröstend in den Arm und flüsterte ihr leise zu: „Ach könnte ich dich bloß in die Arme schließen und meine Sehnsucht nach dir stillen. Aber dies ist mir leider nicht erlaubt, noch nicht.“ Sie blieben eine Weile so in einander verschlungen, keiner wagte sich ein Wort zu sagen. Er genoss diese Nähe die er endlich wieder spüren konnte, bis sich Julie langsam aus der Umarmung wand und zögernd weiter sprach. „Ich weiß nicht warum ausgerechnet mir das passieren musste. Jedoch ist das nichts Neues für mich. Irgendwie war das schon immer so, dass ich das Unglück buchstäblich immer auf mich zog. Warum würde ich auch gerne wissen.“ Sie zuckte traurig ihre schönen schmalen Schultern. „Vielleicht bin ich ein Unglücksrabe, oder wurde als Kind von einer bösen Hexe verflucht. Das einzige was mich neugierig macht, ist was mir wohl als nächstes zustoßen wird.“ Er konnte es nicht ertragen sie so zu sehen, nicht seine Kleine. Sie hatte keine Schuld an der ganzen Geschichte und trotz allem, musste sie alles allein ausbaden. „Juliette, es tut mir so unendlich leid! In meinem ganzen Leben wollte ich dich niemals verletzten. Ich wollte dir immer nur Freude bereiten wenn ich dich sah und welchen Kummer habe ich dir jetzt bloß gebracht? Bitte verzeih mir.“ Er sagte dies in einem so bedrückten Tonfall dass sie verwundert zu ihm aufsah. All die Erinnerungen kamen in diesem Augenblick wie ein Blitz zu ihr zurück. Seit sie vier Jahre alt war hatte sie einen seltsamen Traum, einen Traum der sich nun als Wirklichkeit entpuppte.
Es war genau an ihrem 4. Geburtstag. Wie jedes Jahr feierten ihre Mutter und sie ihn alleine. Wie ein Schwert durchbohr sie die Erinnerung. Wie gern hätte sie mit den anderen Mädchen gespielt, oder mit ihnen gefeiert, sie eingeladen. Doch ihre Mutter wollte dass nicht, genauso wie sie nie wollte dass sie Freundinnen nach Hause brachte. Damals konnte sie es nicht verstehen, doch jetzt. Sie hatte Angst. Sie hatte Angst das es jemand auffallen würde das wir nicht die sind für die wir uns ausgeben. Oft hatte sie in ihrer Kindheit mit ansehen müssen wie ihre Mutter weinte und nie wusste sie warum. Doch seit jenem Tag hatte sie eine Vermutung. Wie jedes Jahr hatte ihr Anne eine Erdbeertorte gebacken. Zwar gehörte nicht viel Arbeit dazu, aber es kam von Herzen .Es gehörte nun mal dazu, die Torte, die Feier im Garten hinterm Haus, die vielen Luftballons an den Bäumen und der Schaukel und das allerwichtigste: keine Gäste, keine Freundinnen und keine Fremden. Wenn Julie ihre Mutter fragte warum ihre Großeltern nicht kommen antwortete sie stets das gleiche: „Oma und Opa gibt es nicht mehr. Sie sind jetzt an einem besseren Ort.“ Mit dieser traurigen Stimme hatte sie Julie immer dazu gebracht nicht daran zu denken und das Leben, das hier und jetzt zu genießen. Während Julie hinterm im Garten heimlich von der Torte naschte war ihre Mutter im Haus und holte ihr Geschenk. Natürlich wusste Julie was ihr Geschenk ist. Das was sie sich am meisten gewünscht hat. Ein Puppenhaus, ein Puppenhaus mit vielen Barbies. Sie sah belustigt zu wie sich ihre Mutter mit dem großen und wahrscheinlich schweren Karton das Leben mal wieder schwer machte. Lachend ging sie zu Anne. „Mami, lass es doch oben. Komm! Wir essen jetzt den Kuchen! Wir können auch später zusammen spielen!“ Als Julie die Treppe hinauf ging, durch die Hintertür, schaffte Anne schnell das Karton nach oben und rannte so schnell sie konnte zurück in den Garten, wo schon eine kleine Naschkatze mit dem Messer wartete. „Komm Mami! Schnell!!!“ rief Julie und rannte schon zum Kuchen. Was sie nicht erwartet hatte war der beige Briefumschlag der nun neben der Torte lag und mit einem Siegel versehen war. Das einzige was sie erkennen konnte war der Drache auf dem roten Wachsfleck, sie kannte diesen Drachen von ihren Märchenbüchern. „Guck mal Mami! Ich habe einen Brief bekommen!“ rief sie fröhlich und zeigte ihr den Brief. Vollkommen blass stand sie nun da. Anne sah damals aus als hätte sie einen Geist gesehen. „Julie, geh sofort ins Bett!“ „Aber, Mami!“ sagte Julie mit dieser quengelischen Stimme, die Kinder ihres Alters nun mal besaßen. „Keine Wiederrede! Geh jetzt ins Bett!“ Weinend war sie damals in ihr Zimmer gelaufen und hatte die ganze Nacht durch geweint. Ihre Mutter ist sie auch nicht nochmal besuchen gekommen und das wichtigste sie haben nicht zusammen, wie versprochen, gespielt. Damals war sie so verletzt und gedemütigt gewesen, das sie sich schwor niemals wieder ein Wort mit ihrer Mutter zu reden und ging ins Bett, wo sie nach einer Weile mit einer roten Nase einschlief. Zögernd öffnete sie die Augen, diese Berührung kam nicht von den sanften Händen ihrer Mami. „Mami?“ fragte sie ganz leise während ihre Lider sich vollständig hoben und sie in ihre Augen sah. Nein, nicht in ihre Augen sondern die dessen Mannes der jetzt neben ihr war und sich bei ihr entschuldigte. Er ist….
„Du bist... du bist mein…“ In dem Augenblick wo sie es aussprechen wollte, wurde die Tür mit einem lauten Knall geöffnet und die Anderen traten seelenruhig ein. „Weg von meiner Tochter du Bastard!“„Ich wiederhole mich ungern, Marcus. Geh SOFORT von meiner Tochter weg.“ Schrie Anne den schwarzhaarigen Schönling an. Verwundert sah Julie sie an. „Mum? Was machst du denn hier?“ „Entschuldigung, dürfte ich hier mal ganz kurz durch? Ja? Danke.“ Pierre versuchte sich durch die dichte Masse zu drängen. Streckend erhob er sich von seinem steifen Gang und klopfte seine Kleidung so ab, als wäre sie voller Staub bedeckt worden. Mit einem Räuspern um die volle Aufmerksamkeit zu bekommen sprach er zu Julie mit einem entschuldigenden Lächeln gewandt weiter: „ Es tut mir so unendlich leid! Ich hatte ja gar keine Ahnung, dass es dir so unangenehm wäre wenn sie kommen würde. Ich hatte bloß gedacht es wäre das Beste für dich!“ „Ich denke niemand in diesem Raum und Außerhalb hat keine Ahnung was das Beste für Julie wäre! Außer mir!“ mischte sich nun der Unbekannte Schönling mit ins Gespräch mit ein. „Wer ist das eigentlich?“ fragte Abby das, was fast allen durch den Sinn ging und beobachtete gleichzeitig misstrauisch wie Julie sich an ihm schmieg wie eine Katze. Niemand außer Marcus und Julie konnte verstehen warum sie sich so nah waren, obwohl sie sich erst seit ein paar Minuten kannten. Niemand konnte das eng geknüpfte Band, was zwischen ihnen entstanden war verstehen. Es war nun mal ein Band zwischen Reinblütern. Ein Band zwischen den höchsten ihrer Art. Zerknirscht sah Anne zu Boden und antwortete mühselig mit einer fast tonlosen Stimme. „Er ist… Er ist ihr Vater!“ Während sich ein peinliches Schweigen im Raum ausbreitete, musterten die Anderen ohne Scheu die Zwei. Nun ja, eine Ähnlichkeit ist vorhanden, das konnte niemand der Anwesenden bestreiten. Und wenn man sie sich genauer betrachtete, fragte man sich wie sie das noch nicht bemerkt haben konnten. Julie hatte zwar das blutrote Haar von ihrer Mutter, jedoch die smaragdgrünen Augen ihres Vaters wie auch den sehnigen, schlanken und doch leistungsstarken Körper mit der porzellanfarbigen Haut von ihm vererbt bekommen. Sie hatten auch beide die gleiche intensive, mächtige und blendend schöne Aura. „Vielleicht hatte Julie deshalb eine so stark ausgeprägte Aura als Sterbliche.“ Ging Lucius durch den Sinn. Er hatte als einziger nichts zu dem Thema gesagt, ein stiller Beobachter, und hatte nun viele offene Fragen die ihn belasteten. „Findest du nicht du solltest dich den Anderen vorstellen? Außer uns drei, weiß niemand wer du bist und wer du früher einmal warst. Bitte sprich doch, Marcus.“ Während Lucius sprach konnte er den Blick nicht von Julie wenden. Ein Dorn der Eifersucht stach ihm ins Herz als er sah wie liebevoll sie ihren Vater anblickte und ihn keines Blickes würdigte. Ihm war als würde eine höhere Macht ihn dazu zwingen zu wollen diese Szene zu beobachten. Eine Qual, für einen verliebten Vampiren. „Vor vielen Jahren, war ich der König der Vampire.“ Antwortete ihm Marcus ohne jeglichen Stolz und betrachtete lieber seine Tochter anstatt die fragenden Blicke der Anderen zu beantworten.
Erstaunt über das eben gesagte sah sie ihren Vater verblüfft an. „Du warst der König der Vampire? Und wer ist es jetzt?“ Er lächelte sie verständnisvoll an. „Ich weiß du hast viele Fragen, aber momentan ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit gekommen. Deine Mutter und ich werden dir alles so gut wie es in unserer Macht liegen beantworten, sobald du dich erholt hast, mein Herz.“ Anne sah ihn fuchsteufelswild an, Zorn röteten ihre erhitzten Wangen und anstatt des liebevollen Glanzes in den Augen trat ein bestialisches, mörderisches Funkeln in ihre Wunderschönen meeresblauen Augen. Bevor sie aus dem Raum eilte und die Tür hinter sich zuknallte hörte man sie noch etwas sagen. „Plötzlich bist du für sie da? Ohne mich du Bastard!“ Als letztes hörte man ihre eiligen Schritte wie sie sich Richtung Haustür näherten. „Mum!“ Julie war schon vom Bett aufgesprungen gewesen, als ihr Vater sie wieder ins Bett drückte. „Ruh dich aus, Spätzchen. Ich werde schon mit ihr reden. Ruh du dich bloß aus, du brauchst jetzt viel Schlaf, meine kleine Rose.“ Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie vertraut auf die Stirn. Das letzte was Julie noch bemerkte war, dass alle auf merkwürdige Weise verschwunden waren und versank in einen tiefen Schlaf.
Lucius sah sich erstaunt um. Julie war nun schon seit drei Tagen aus ihrem Schlaf erwacht und was hatte er davon? Zuerst konnte sie die anderen dazu überreden den Speisesaal zu renovieren, aber das war nun wirklich nicht so schlimm gewesen. Mit den helleren Farben sah der Raum nun wirklich viel einladender aus. Doch damit nicht genug. Als sie mit dem Speisesaal fertig waren, ist Pierre auf die geniale Idee gekommen doch das ganze Haus zu renovieren! Er selbst hielt das ja für eine gute Idee. Doch nachdem sie einen Tag angestrengt durchgearbeitet hatten, hatten sie alle plötzlich genug und wollten die anderen Zimmer nun doch so lassen. Die Folgen ihrer Entscheidung konnte jeder sehen. Hier sah es aus als wäre hier die Hölle los. Überall standen Eimer vollgefüllt mit den schönsten Farben und die Pinsel lagen auf den Fußboden verstreut mit den Zeitungspapieren. „Wie im Schweinestall.“ Ging es Lucius durch den Sinn. „Warum konnten sie es auch nicht sein lassen?“ murrte er verärgert vor sich hin, während er die geschwungene Eichentreppe hinunterging. „Lucius! Lucius, warte doch bitte einen Moment!“ Überrascht, diese verführerische Stimme schon so früh am Abend zu hören, drehte er sich um. Mit eiligen Schritten kam Julie die breite Treppe hinunter gestürmt. „Lucius, ich habe dich überall gesucht!“ sagte sie unten angekommen völlig außer Puste, „Was möchtest du denn?“ fragte dieser sichtlich erfreut Julie mal wieder ohne ihren ganzen Gefolge zu sehen. Er konnte die Freude die er dabei empfand, Julie für sich alleine zu haben kaum unterdrücken. „Mein Vater hat mir gerade eben erklärt, dass ich bald Nahrung zu mir nehmen muss und ich wollte dich darum bitten mir beizubringen wie ich meine Nahrung suchen muss. Naja… eigentlich hatte ich gehofft du würdest mir auch zeigen wie ich meine Nahrung auch aufnehmen muss.“ Als sie seinen skeptischen Blick sah, sprach sie weiter. „ ich würde mich so sehr darüber freuen! Es wäre mir wirklich eine Ehre wenn ausgerechnet du es mir beibringen würdest! Ach bitte Lucius! BITTE,BITTE,BITTE!“ Noch nie hatte er diesen süßen unwiderstehlichen Hundeblick bei ihr gesehen, der sicher auch einen Gletscher zum Schmelzen bringen konnte. Deshalb waren ihm die Konsequenzen seiner Handlung in diesem Moment nicht ganz bewusst. „Ich habe keine Zeit für dich. Geh und frag jemand anderes.“ Mit diesem Satz hatte er sich in den Ruin getrieben, hätte er sich diesen einen Satz verkniffen hätte sie vielleicht in diesen einen Moment der Ruhe nicht so verletzt und gedemütigt gewirkt. Etwas tief in ihm hatte schon die Ahnung dass sie ihm das heimzahlen würde, früher oder später würde sie es tun. Verletzt sah sie ihm in die Augen und ging nach einer Weile mit hängenden Schultern in Richtung Speisesaal davon. Kaum schloss sich die Tür hinter Julie, konnte Lucius auch schon Marcus seine spöttische Stimme hören. „Majestät, nur weil ihr einmal verletzt worden seid, müsst ihr nicht die Menschen um euch herum verletzten. Ihr könnt es ja mit Bekanntschaften unserer Art machen, die ihr nicht ausstehen könnt, aber doch nicht mit denen die euch lieben oder mögen. Habt ihr denn überhaupt kein Benehmen?“ Wutentbrannt und mit einem satanistischen Feuer in den Augen drehte er sich zu Marcus, der ganz gelassen an dem Treppengelände angelehnt war. „Sagt der König, der heute nur von seinem einstigen Volk gehasst wird? Wie rührend, ihr wollt mir wohl helfen dass ich nicht denselben Fehler begehe wie ihr damals? Das könnt ihr euch sparen, ich weiß was richtig und falsch ist!“ Lucius konnte ihn Spüren, diese mächtige Aura konnte einen Angst einjagen. Diese reine Wut die er ausstrahlte. Er wusste nicht warum er sich in der letzten Zeit so reizen ließ und gegenüber diesen Vampir könnte es wo möglicherweise sein Tod bedeuten. Welcher Vampir ließe sich solche Frechheiten auch erlauben? Er selbst hätte den Schuldigen den ihm gegenüber so wäre und somit auch seine Autorität in Frage gestellt hatte sofort gefoltert. „Du verstehst nicht ganz, ich will dir ihretwegen helfen. Sie schätzt dich, mir jedoch bist du egal. Ja, es kann sein. Ich habe viele Fehler gemacht als ich König war, aber ich habe sie alle wieder ausgeglichen.“ Ein boshaftes Lächeln spielte um Lucius´s Mund. „Wie denn das? Hast du angefangen zu beten?“ Während er so abschätzig weitersprach ging Marcus elegant die Treppe hinab, genau auf ihn zu. „Ich habe meine Stellung aufgegeben damit meine Tochter ein normales Leben führen konnte. Für sie und für niemanden sonst wäre ich dazu in der Lage gewesen das zu tun. Wie du siehst bin ich ein besserer König als du es jemals sein wirst.“ Das gefährliche Funkeln nahm in Lucius´s Augen zu und wieder nahm die Zimmertemperatur drastisch ab. „Wenn ich du wäre, würde ich vorsichtiger mit deinem vorlauten Mundwerk umgehen!“ Mit jedem Wort was er aussprach wurde seine Stimme lauter. Marcus schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. „Wenn ich du wäre würde ich jetzt Julie hinterherlaufen und versuchen die Situation zu verbessern.“ Da standen sie nun, zwei der mächtigsten Vampire und wussten nicht wie sie an das kamen was sie in diesem Moment am meisten wollten. „Marcus, lass mich in Ruhe, oder noch besser fahr zur Hölle!“ mürrisch und verärgert darüber dass er so schnell aufgegeben hatte drehte sich Lucius um und ging Richtung Speisesaal, Julie hinterher. Es dauerte nicht lang, schon nach einem kurzen Moment konnte er schon Marcus erfreuliches Lachen hören. „Ach kommt, Lucius! Es hat noch niemanden geschadet sein Herz zu verlieren! Warum also euch?“ Abrupt blieb Lucius stehen. „Weißt du Marcus, ich habe nicht Angst mich noch mehr in Julie zu verlieben. Sondern eher das ich sie unglücklich machen könnte. Ich mag sie wirklich sehr….aber ich weiß nicht ob es ausreicht um sie an mich zu binden.“ Er spürte den mitleidigenden Blick von Marcus, aber das ist genau das was er nicht wollte. Mitleid. Dieses Wort war ihm so verhasst. Immer wieder ist er auf mitleid getroffen und das wollte er nicht, er brauchte kein Mitleid! Nicht er! „Lucius, vielleicht solltest du ihr genau das sagen. Nämlich das du noch nicht an eine feste Beziehung mit ihr denken kannst. Sieh mal….Als ich noch König war, warst du meine rechte Hand. Du weißt wie wütend ich sein kann. Sie ist meine Tochter und ich liebe sie, ob du es glaubst oder nicht. Für sie würde ich einfach alles tun und dir vertraue ich nun mal am meisten, egal ob du mir angeblich meinen Ruf zunichte gemacht hast. Mit niemanden würde ich sie lieber zusammen sehen als mit dir.“ „Danke.“ Flüsterte Lucius gerührt. Niemand in seinem Leben war ihn jemals so nah gekommen wie Marcus. Nur weil er ihn nicht sofort nach all diesen Jahren wieder erkannt hatte, hieß das noch lange nicht dass er ihm egal war. Am Anfang seiner Regierungszeit hatte er oft an ihn denken müssen und wie er die momentane Situation wohl am besten gemeistert hätte. In all den Jahren seit dem er ohne Gruß und Grund überstürzt aufgebrochen war, ist Lucius eins klar geworden. Marcus war für ihn wie ein Vater den er leider niemals kennenlernen konnte. Mit diesen Gedanken machte er sich nun auf den Weg in den Speisesaal. Seit dem er Julie zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm klar gewesen das sie nur mehr als eine Bekanntschaft sein würde. Vom ersten Moment an wusste er das er, wenn er nicht aufpasst, sich schnell in dieses Mädchen mit diesen wunderschönen, strahlenden grünen Augen verlieben könnte und so ist es passiert. Während ihm immer mehr dämmerte was er eigentlich genau für Julie empfand bemerkte er belustigt dass er auf einmal rannte. „Was ich wegen die alles mache Julie, mein Herz….“ Dachte er und stürmte in den Speisesaal. Doch was er dort sah würde wohl für immer in seiner Erinnerung eingraviert bleiben.
Mit Tränen in den Augen ging Julie in den Speisesaal das nun ein helles gelb anstatt Nussbraun hatte. Sie hatte es sich alles vollkommen anders vorgestellt, hatte gedacht dass er sich freuen würde, dass er vielleicht auch wenn es nur ein Hauch wäre Gefühle für sie entgegenbringen würde. Wie konnte sie nur so dumm sein! Mit letzter Kraft schaffte sie es sich noch auf den Stuhl zu setzen bevor sie ihren zurückgehaltenen Tränen endlich erlaubte über ihr Gesicht zu kullern. Wie eine Ewigkeit kam es ihr vor, wie sie da mit hängenden Schultern beobachtete wie ihre Tränen einen kleinen Bach auf den Marmorfußboden bildeten und dieser immer größer würde. Eine Ewigkeit, bis Pierre den Raum betrat. Sie wusste nicht warum, aber zwischen Pierre und ihr war schon von Anfang an eine innere Beziehung entstanden. Nicht so intensiv wie bei Gefährten, eher wie bei Geschwistern. Für sie war er so etwas wie ein großer Bruder, ihr Teddybär an dessen Schulter sie sich immer ausweinen konnte und ihre Sorgen mit ihm teilen konnte. Doch am meisten gefiel ihr das Gefühl der Geborgenheit was sie immer in seinen Armen fand wenn sie Zuflucht suchte. Auch diesmal war es nun so, das als Pierre den Raum betrat Julie sich sofort in seine Arme warf und dabei die anderen vollkommen ausblendete, die sie sorgenvoll und voller Mitleid betrachteten. Wie bei einem kleinen Kind streichelte er zärtlich und voller Trost ihren Kopf und beruhigte sie nach kurzer Zeit soweit das sie aufhörte zu weinen. Obwohl niemand wusste was passiert war, konnten sie es sich alle jedoch denken. Sicherlich hatte Lucius damit zu tun. Das Arme Ding…. Wenn sie nur wüsste! Aber wirklich jeder konnte sehen wie verknallt sie in ihm war. Als sie seine schnellen Schritte hörten die auf sie zukamen suchten alle außer Pierre und Abbygail das Weite. In dem Moment als die Tür geöffnet wurde, nahm er Julie noch fester in den Arm, so als wollte er sie vor ihm beschützen. „Komm meine Kleine.“ Als er sie los ließ und sie Abby übergeben wollte, drehte sie sich plötzlich um, schlang die Arme um seinen Hals und schenkte ihm einen flüchtigen und doch sanften Kuss auf den Mund. Ein vertrauter Kuss, nichts weiter, so wie unter Geschwistern oder Freunden doch ein großer Vertrauensbeweis für ihn. Er lächelte sie liebevoll an und ließ sie los. „Abby, würdest du sie bitte in ihre Gemächer begleiten?“ Abby die neugierig Lucius´s Miene beobachtet hatte nickte ihn kurz zu und nahm Julie bei der Hand. Gemeinsam gingen die beiden Frauen die Treppe hinauf und Julie bemerkte dabei nicht wie Lucius angewurzelt an der Tür stehen geblieben ist und das gerade gesehene mit gemischten Gefühlen zu verarbeiten versuchte.
Lucius sah Julie leicht verwirrt nach wobei er gleichzeitig einen wütenden Eindruck zu machen schien. Langsam wandte er sich nach einer Weile Pierre zu. „Sag mir doch bitte einmal was das war?! Ich glaube nämlich ich habe mich versehen!“. Verwundert über diesen aggressiven Ton wandte Pierre seinen Blick, der bis zuletzt auf Julie gerichtet war, auf Lucius. Man konnte deutlich sehen wie sich sein Gesicht verfinsterte. „Du hast mir gar nichts mehr zu sagen!“ „Sei bloß vorsichtig Pierre! Vergiss nicht mit wem du sprichst!“ Lucius sagte das mit so einer Eiseskälte in seiner Stimme, dass Pierre eine Gänsehaut bekam. „Ich verstehe bloß nicht wie du so mit ihr umgehen kannst! Jeder Blinde mit einem Krückstock würde sehen wie viel du ihr bedeutest und du….du…“ vor lauter Wut und Angst er könnte die Kontrolle über seine Wut verlieren schwieg er. „Ich WAS?“ Pierre sah ihm in die Augen, das könnte für ihn sehr ungemütlich werden wenn sich Lucius so verhalten würde wie er in seinen Augen ablesen konnte. Dieses satanistische Funkeln in seinen Augen wurde immer deutlich, desto mehr er sagte. Aber er war es Julie schuldig! „Du benimmst dich wie ein Holzklotz, wie ein Rüppel der nie gelernt hat was Manieren sind. Sieh sie dir doch mal an! Sie ist hin und weg von dir! Egal wie geradezu bösartig du dich ihr gegenüber benimmst, sie kann nicht anders als dich anzuhimmeln! Du hast das einfach nicht verdient!“. So jetzt war alles raus, er konnte nicht zurück. Es ging nichts mehr zurück zunehmen. Als er so von Eifer getrieben sprach, hatte er verlegen den Kopf versenkt. Lucius gehörte zu den Ältesten und diese konnten äußerst gefährlich werden wenn man nicht vorsichtig mit seinen Worten war. Doch dieser sah ihn mehr verdutzt als wütend an. „Ähm… nun ja, das ist mir nicht aufgefallen.“ Stotterte er verwirrt zurück. „Dir ist es nicht aufgefallen? Sag mal wie blöd bist du?“ schrie er Lucius an und wollte Julie nachrennen, doch dieser hielt ihn am Ärmel fest. „Nur weil wir befreundet sind heißt es noch lange nicht, dass du so mit mir umspringen kannst! Haben wir uns verstanden!?“ Das Funkeln das Lucius in die Augen trat hätte sogar einen Basilisken getötet. Vollkommen versteinert blieb Pierre in diesen Schraubstockgriff völlig ruhig und doch konnte man ihn die Angst ansehen. Er war es seit langem nicht mehr daran gewohnt das Lucius seinen Stand als König so aggressiv vertrat. Meistens hatten sie eher einen brüderlichen Zusammenhalt, wie in einer schrecklich, netten Familie. Obwohl alle verschieden waren, sind sie doch aufeinander angewiesen. „Lucius, würdet Ihr mich bitte wieder los lassen? Im Gegensatz zu euch habe ich ein Herz und sorge mich um Julie.“ Fügte er schnell hinzu als er sah wie das blau aus seinen Augen verschwand und langsam ein intensives rot annahm. Grob ließ er seinen Freund los und sah ihm nach als er die Treppe hochsprintete. „Warum musste ich mich nur so blöd benehmen!?“ flüsterte Lucius vor sich hin und überlegte wie er sich bei Julie für diesen Vorfall angemessen entschuldigen könnte, während er in sein Arbeitszimmer ging.
Texte: Alle Rechte gehören mir.
Bildmaterialien: o.o google o.o
Lektorat: Ich widme dieses Buch meiner geliebten Granny...meine Inspiration.
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2012
Alle Rechte vorbehalten